Gemeinnütziges Aei Tn Brakr Abonnements= Preis: jährlich bier 1 Thir.; für Auswärtige 1 Thir. 6 Sgr. für Geilenkirchen und die Umgegend. InsertionsGebühren die gebrochene Zeile oder deren Raum: 1 Sgr. Samstag, den 2. September 1837. No. 23. Der Diamaut. —.— (Schluß.) Als er eines Abends sein kleines Vermögen überrechnete, das er dem Wohlwollen seines Patrons zu verdanken haben würde, und, die Ellbogen auf den Tisch, den Kopf in die Hände gestützt, im Voraus die Wirthschaftsausgaben regulirte, selbst die wichtige Frage über die Anzahl der Dienstboten und die nicht weniger wichtige über die Wahl der Wohnung bei sich erwog; da hielt ihn seine Einbildungskraft dermaßen gefangen, daß er sich dem Zeitpunkte der Erfüllung seiner Wünsche schon ganz nahe glaubte; er beschäftigte sich mit den geringfügigsten Sachen mit einem Eifer, wie man nur solche Dinge betreibt, die morgen geschehen sollen.— Er dachte an Anna's Kopfputz am Hochzeittage: sie wird die Haare auf dem Scheitel zusammenbinden, um ihre schöne Stirne frei zu lassen. Die Nacht überraschte ihn bei diesen Träumereien, ohne daß er daran dachte, ein Licht anzuzünden; auf einmal klopfte es an die Thür, er öffnete; ein Mann, der zuvor horchte, ob er verfolgt würde, trat rasch ein, verschloß die Thür, horchte wieder und sagte dann: Mein Herr, wir haben nur 10 Minuten Zeit, um ein Geschäft zu schließen, bei dem es sich um Ihr Glück und um mein Leben handelt. Ich bin Sklav und bei den Bergwerken angestellt; ich habe einen Diamanten gestohlen; unter dem Vorwande von Krankheit habe ich mich hierher bringen lassen. Nur ein König kann den Diamant bezahlen, wovon ich spreche. Kein Fürst besitzt einen von solcher Schönheit; aber für mich ist es ein verlorner Reichthum; es ist unmöglich, daß ich ihn verkaufe, denn ohne Geld kann ich nicht flüchten. Dennoch könnten Sie mein Glück machen; ich verlange für diesen Schatz nicht mehr, als die zu meiner Flucht nöthige Summe. Auf diese Art werde ich frei, gelange ich mein Vaterland und sehe meine Brüder und meine Frau wieder.“ Während Theodor über diesen Vorschlag nachdachte, betrachtete der Sklav einen enormen Diawanten von allen Seiten.„Wahrhaftig, auch nicht das geringsterothe und schwarze Körnchen; nicht der geringste gelbe oder grüne Schein; ich habe ihrer, unglücklicher Weise für mich viele in den Händen gehabt, aber nie 178 einen so schönen, so vollkommen gesehen. Das wäre ein schöner Schmuck für den Griff des Yatagan seiner Hoheit... Drum kauf mir ihn ab, Fremdling, Dir wird es leicht zu fliehen. Wenn Du willst, für einige Dukaten bist Du Milionär und ich bin frei.“ Der Sklav wollte fliehen; Theodor gab, was man verlangte, dann dachte er auf seine eigne Flucht. Er ließ sich von seinem Patron Geld geben und reiste in der Nacht ab. Wir wollen uns nicht lange mit ihm auf der Reise aufhalten, um nicht eingeholt zu werben, denn der Sklav hatte ihm nicht verhohlen, daß er ohne Zweifel verfolgt werden würde: er schlug die einsamsten und anstrengendsten Wege ein und die Länge seines Wegs verdoppelte sich. Eines Tages wurde er mit seinem Führer von arabischen Räubern angehalten. „Hast Du Geld?“ fragte ihn der Führer. „Ich habe nicht mehr Geld, als ich nothwendig zu meiner Reise brauche,“ antwortete Theodor. „So wollen wir uns nicht widersetzen; wenn sie uns durchsucht haben, werden sie uns so viel lassen, daß wir unsere Reise fortsetzen können, wenn auch ökonomisch, doch das schadet nichts.“ „Das schadet viel,“ sagte Theodor und empfing den ersten der Araber der sich ihnen näherte, mit einem Pistolenschuß. Sie zogen die Sädel. Der Führer wurde getödtet, und Theodor mehr als halb todt als Gefangener fortgeführt. Man durchsuchte ihn und nahm ihm trotz seines Widerstandes, seinen Diamanten ab; sein Schmerz über diesen Verlust ließ die Arader glauben, es sei ein Amulet; eine Frau gab ihn ihrem Kinde zum Spielen. Das Oberhaupt der Araber gewann ihm lieb und sagte ihm eines Tages, er könne mit Allem, was man ihm genommen, abreisen, sobald er genesen wäre. Die Mutter des Kindes, welche den Diamanten für einen Thalisman hielt, warf sich ihm zu Füßen und bat gerührt, ihn ihrem Sohne zu lassen, ja sie ging noch weiter, sie bot ihm alles, was sie besaß. Reichthum macht hart; er schlug es ab; darauf weigerte sie sich förmlich, ihn herauszugeben. Theodor machte sich die Nacht zu Nutze, nahm dem Kinde seinen Schatz und entfloh. Zwei Tage und zwei Nächte verdarg er sich in einer Höhle, ohne zu essen oder zu trinken; dann traf er auf eine Karavane und setzte mit dieser seine Reise fort. Er war stets unruhig, mißtrauisch, wies die kleinste Artigkeit eigensinnig zurück, und war bereit, den Reisenden zu erdolchen, dessen Blick etwa auf die Gegend siel, wo er seinen Diamanten verborgen hielt, auch ließ er sich in den Herbergen das schlechteste Zimmer geben, damit Niemand sein Vermögen ahnen möchte. Er schrieb an Anna's Vater: sein Brief sing mit den Worten an:„Ich bin reich, unendlich reich.“ Ueber diese Nachricht war Anna mißvergnügt, weil er nicht zuerst von wichtigern Dingen gesprochen hatte; da sie indessen bedachte, daß Theodor nur für sie hatte wollen reich werden, so hätte sie ihn gern je eher je lieber willkommen geheißen. Doch hatte der Gedanke an dieses große Vermögen Theodors der Freude des jungen Mädchens ihre ganze natürliche Unbefangenheit und Grazie geraubt; der Vater hingegen wollte aus einem zwar an sich edlen, aber überspannten Gefühle, nicht so zuvorkommend als gewöhnlich scheinen, um sich nichts zu vergeben. Theodor aber fühlte, wie sehr sich die Rollen verändert hätten; daß er, der kurz zuvor um eine Gnade gefleht hatte, nun durch seine neue Lage, in die ihn das Schicksal versetzt, vielmehr selbst eine zu gewähren schien, und um diesen Gedanken, der sich ihm unwillkührlich aufdrang, zu verbergen, affektirte er ein freundliches und vertrauliches Benehmen. Aber so wie alles Affektirte unge 179 schickt ist, so war es auch Theodors Benehmen; er vermehrte dadurch die Zurückhaltung des Vaters und der Tochter, und diese Zurückhaltung verletzte ihn wieder. Kurz, obschon die drei Personen dieser Erzählung nichts in ihrer ersten Absicht änderten, so trennten sie sich nichts destoweniger nach ihrem ersten Wiedersehen sehr unzufrieden von einander. Nach zwei bis drei Tagen hatten sich jedoch die Herzen der jungen Leute einander wieder erschlossen. „Ich weiß nicht warum,“ sagte Anna,„dieses große Vermögen mich erschreckt; unsere Pläne waren so schön, das alles ist nun zerstört. Von dem kleinen Hause mit der schönen Aussicht aufs Meer ist nicht mehr die Rede, und doch ist es gerade jetzt zu vermiethen.“ „Meine schöne Anna,“ erwiederte Theodor, wir gehen nach Paris und bewohnen dort in dem schönsten Stadtviertel ein Hotel.“ „Theodor, mich dauert das kleine Haus; die Bäume darum sind so schön grün, die Luft ist so rein; gestern noch ging ich einen Augenblick aus und richtete meinen Spaziergang dorthin. Ich betrachtete es mit Lust: da, sagte ich zu mir, werden wir mit einander leben und glücklich sein; und in Gedanken theilte ich schon unsere Wohnung ein. Vor dem Hause auf dem sammetweichen Grasplatze glaubte ich kleine Kinder sich herumtummeln zu sehen.“ Theodor reiste nach Paris; als er dort ankam, war der Juwelier des Königs, an den allein sich zu wenden man ihm gerathen hatte, wenn er seinen Diamanten verkaufen wollte, auf einige Tage abwesend. Theodor benutzte diese Zeit, ein Hotel und Möbeln auszuwählen, Pferde und einen Wagen zu prodiren; er notirte sich alles, was er schönes sah, Teppiche, Porzellain, Spitzen. Unterdessen ward er desucht und mit Liebkosungen von Verwandten und Freunden überhäuft, die er nie zuvor gekannt hatte. Trat er in einem Salon, so hieß es ganz laut: Herr Theodor*““, und ganz leise: der im Orient ein so ungeheures Vermögen erworben hat. Aller Blicke hingen an ihm, alle kamen ihm mit Artigkeit entgegen; die Mütter lobten ihn ihre Töchter; die Töchter fanden ihn scharmant. „Ach! denket ihr, da steht Theodor an einem steilen Abhange, und Anna ist in großer Gefahr, vergessen zu werden. Auch ich glaubte es, und trotz alledem, sahen wir vor zwei Jahren Theodor Res= zu Ingouville; er bewohnte mit seiner Anna das kleine Häuschen mit der schönen Aussicht aufs Meer, und auf dem weichen Rasenplatze tummelte sich ein hübsches Kind. War das die Folge einer edlen Selbstbeherrschung bei Theodor? ich wünschte das sagen zu können. Aber Theodor bekleidete da eine Stelle, die 1800 Francs einbrachte, und das war, glücklicher Weise für ihn, so gekommen: Als er zu dem Hofjuwelier kam, prüfte dieser den Diamanten genau, und sagte zu ihm: Es ist in der That ein merkwürdiges Stück; ich kann mich aber damit nicht befassen; indessen werden Sie der täuschenden Nachahmung wegen überall 10 Fr. dafür erhalten. Diese 10 Fr. hatten gerade so weit gereicht, daß Theodor zu Fuß bis Havre kommen konnte. Der Glücksfall. Alle Welt kennt die Werke oder wenigstens den Namen des berühmten deutschen Malers Albrecht Dürer, von dem Kaiser Marimilian sagte: „Ich kann wohl aus einem Bauer einen Edelmann, aus einem Dummkopf aber keinen so geschickten Maler machen, wie Albrecht Dürer ist, deßhalb schätze ich ihn aber auch höher, wie alle Edelleute meines Hofes.“. Wer übrigens nur einigermaßen die Lebens. geschichte berühmter Künstler kennt, wird wis 180 sen, daß der Maler, von dem hier die Rede ist, eine sehr stürmische Bahn zu durchlaufen hatte, und daß ihm namentlich seine zänkische Frau manchen Kummer verurfachte. Geizig und zänkisch wie sie war, hatte sie auch noch den Fehler, daß sie sich ungeachtet der Gutmüthigkeit ihres täglich von ihrer übeln Laune hinreißen ließ, den armen Mann zu quälen. Vergebens widmete sich Dürer den Arbeiten seiner Kunst mit speispiellosem Fleiß und schuf täglich einige der herrlichen Kupferstiche, die noch heute so boch geschätzt werden, seine Frau verfolgte ihn bis in sein Arbeitszimmer und überhäufte ihn hier, in Gegenwart seiner Schüler, mit Schmähungen und Bitterkeiten, wobei sie auch gleichzeitig über Samuel Dühobert herstel. Dieser Samuel war nämlich einer von Dürers Zöglinge, den derselbe, ungeachtet dessen Armuth und schon vorgerückten Jahren, er war bereits im vierzigsten, aus Mitleiden zu sich genommen hatte. Dühobert malte Wirthshausschilder und Tapeten, welche letztere damals in Deutschland zu den Gegenständen des Lurus gehörten. Er war klein, bucklich, außerordentlich häßlich und stotterte dabei so sehr, daß er nicht zwei Worte zusammenhängend aussprechen konnte, woher es kam, daß seine Mitschüler ihn oft zur Zielscheibe ihres Witzes machten, und wenn in der Werkstatt irgend ein toller Streich ausgeführt wurde, Samuel gewöhnlich derjenige war, auf welchen man es damit absah. Von seinen Kameraden verspottet, von Frau Dürer gepeinigt, weil ihr Mann ihn unentgeldlich unterrichtete, und nur von trocknem Brode sich nährend, hatte der arme Mensch kein Vergnügen, als an Sonn= und Festtagen im Freien einige der schönen Ansichten zu malen, an denen die Umgebungen Nürnbergs so reich sind. Dann aber war er ein ganz anderer Mensch, seine sonst so gebeugte Gestalt erhob sich, sein Gesicht strahkte von Heiterkeit, und es war interessant, ihn auf dem Rasen seine Mappe auf den Knien, sitzen zu sehen, wie er sich bemühte, die herrlichen Wirkungen des Lichts wiederzugeben, in welcher Kunst er sich besonders auszeichnete. Nachdem er den Tag auf diese Weise verledt, kehrte er nach Rürnderg zurück, hütete sich aber wohl, von seinem Ausfluge zu sprechen, und noch sorgfältiger verbarg er die entworfenen Skizzen. An den Spott gewöhnt, befürchtete er, daß seine Zeichnungen ihn diesem bloßstellen würden, und begann am folgenden Morgen seine Arbeiten stillschweigend in dem entferntesten Winkel der Werkstatt, wo er auch gewöhnlich die Kupferstiche seines Meisters aus dem Groben bearbeitete. Mit Ausnahme der wenigen Tage, an welchen ihm Spaziergänge auf's Land gestattet wurden, fand Samuel sich mit Tagesanbruch in der Werkstatt ein, und blieb daselbst bis spät am Abend, dann ging er auf seinen Boden, und malte die im Freien entworfenen Ansichten auf Leinewand. Um sich Pinsel und Farben zu verschaffen, entbehrte er das Nöthigste, ja er borgte, wie die Geschichte erzählt, diese Gegenstände bisweilen, stahl auch wohl seinen Kameraden Farben und Pinsel, um nur seinen Hang zum Malen befriedigen zu können. So vergingen drei Jahre, ohne daß Samuel weder seinem Meister noch seinen Mitschülern die geringste von den Arbeiten zeigte, welche er des Nachts fertigte. Endlich aber wurde er krank, ein Fieber besiel seinen schwachen Körper, und beinahe eine ganze Woche brachte er auf seinem elenden Lager zu, ohne daß irgend jemand sich seiner erdarmte. Der Kopf brannte ihm, und er fühlte, daß er aller Hülfe entbehrend, umkommen müsse, und faßte einen verzweifelten Entschluß. Er stand auf, nahm das zuletzt vollendete Gemälde unter den Arm und 181 wollte sich damit in die Behaufung eines Kunsthändlers begeben, um seine Arbeit zu irgend einem Preise zu verkaufen. Auf seinem Gange kam er zufällig an einem Hause vorbei, in dem viele Menschen versammelt waren, er nahete sich demselben, trat ein und wurde gewahr, daß daselbst Kunstgegenstände öffentlich verkauft wurden, die ein Gelehrter gesammelt hatte und die nun nach seinem Tode wie gewöhnlich wieder zerstreut wurden. Samuel trat zu einem der Taratoren, und brachte es durch vieles Bitten dahin, daß das Bild, welches er unter dem Arme trug, zum Verkauf ausgestellt werden durfte. Der Tarator schätzte das Werk auf 3 Thaler. Gut, dachte Dühobert, davon kann ich eine ganze Woche leben, wenn sich ein Käufer dazu findet. Das Bild ging hierauf in der Versammlung herum, und der Ausrufer schrie fortwährend wer giebt 3 Thaler,— allein Niemand wollte bieten. Ach mein Gott, mein Gott, murmekte der arme Samuel, ich werde mein Bild gewiß nicht los, und was soll dann aus mir werden! und doch ist es das schönste Gemälde, welches ich je geliefert; die Luft dringt durch die Blätter am Baum, und man sollte meinen, daß erstere sich bewegen, zittern und rauschen.— Das Wasser scheint zu fließen; es ist die schöne, reine, spiegelhelle Pegnitz, ach und die Lebhaftigkeit der Thiere, die daraus trinken. Ach und welchen herrlichen Anblick gewährt die Abtei von Neuburg mit ihrem durchsichtigen Thurme, ihren stattlichen, von einem schönen Dorfe umgebenen Gebäuden. In diese Betrachtungen versunken, hörte er plötzlich eine Stimme, welche ganz trocken 25 Thaler bot, was unsern Samuel so entzückte, daß er vor Freude zitterte. Er trat auf die Fußspitzen, um die Person zu sehen, welche diese dreimal gesegneten Worte ausgesprochen; es war derselbe Kunsthändler, zu dem Samuel gehen wollte, als ihm sein guter Genius den Gedanken eingab, sein Gewälde in der Auction auszubieten. „Fünfzig Thaler,“ schrie eine helle Stimme. Samuel war im Begriff, den dicken Herrn, welcher dies Gebot that, zu umarmen, als der Kunsthändler 100 Thaler bot,— doch plötzlich schrie ein andrer 200, 300, 400, 1000 Thaler. Hierauf entstand eine große Stille unter den anwesenden Personen, und alle drängten sich um die beiden Herren, welche sich so überboten hatten und noch jetzt im Streit mit einander zu sein schienen. Samuel schien zu träumen. 2000 Thaler bet der Kunsthändler mit einem kalten gezwungenen Lächeln; 10,000 schrie der Dicke mit einem vor Zorn erglühten Gesicht. 20,000 Thaler der Kunsthändler, der seine Hände sieberhaft zusammenballte. Der Dicke stotterte, 40,000 Thaler. Der Kunsthändler zögerte, doch ein verächtlicher Blick, den ihm sein slegreicher Gegner zuwarf, bestimmte ihn, 50,000 Thaler zu bieten. Jetzt entstand noch tiefere Stille, denn nun nahm der dicke Herr Anstand, weiter zu gehen. Während diesen Vorgängen rüttelte sich der arme Samuel aus allen Kräften, um von seinem vermeintlichen Schlafe zu erwachen, denn, sagte er, nach einem solchen Traume wird mir mein Unglück noch furchtbarer und der Hunger noch drückender erscheinen. "„ W o h l a n, 1 0 0, 0 0 0 T h a l e r.“ „125,000 Thaler.“ Das Original für die Kopie! und hole euch der Teufel, verdammter Kunsthändler! Der Kunsthändler schlich sich in einem Mitleiden erregenden Zustande davon, und der dicke Herr wollte eben sein Bild mit slegreicher Miene wegtragen, als er bemerkte, daß unser ####liaflt in Lumpen gehüllte Samuel sich ihm nahete, den er wie einen Bettler mit einer kleinen Gabe zu entfernen suchte, als dieser ihn fragte:„Wann kann ich von meiner Abrei, meinem Schlosse und von meinen Gütern Be 182 ergreifen? ich bin der Eigenthümer des Gemäldes.— Und dabei sagte er zu sich selbst: ach der schöne Traum, warum muß ich nun so plötzlich aus meinem süßen Traume erwachen!— Der dicke Herr war der Graf von Dünkelsbach, und einer der reichsten Edelleute Deutschlands; er zog, als er die Rede Samuels vernommen, eine Brieftasche hervor, riß ein Blatt heraus, auf das er einige Worte schrieb und es Samuel mit den Worten übergab: „Hier, mein Freund, sind die nöthigen Befehle, damit Du das Deinige erhältst— Gott befohlen.“— Nun endlich wurde es Samuel klar, daß er nicht träume; er nahm Besitz von dem ihm überlassenen Schloß, verkaufte es, und beabsichtigte als ehrlicher Bürgersmann zu leben und nur zu seinem Vergnügen zu malen. Sein Gemälde blieb lange Zeit in der Galerie des Grafen von Dünkelsbach und ist jetzt im Besitz des Königs von Bayern. Thürme; aber statt der Menschen schießen Haisische und Delphine dahin auf den Straßen, hinein in die Häuser und nicht einmal ein Taucher wagt sich hinab, die Schätze zu entreißen, welche hier noch in Menge verdorgen sein müssen Kapitain Roß fand auf seiner ersten Fahrt nach den Polargegegenden im nördlichen Theite der Baffinsbay ein von Eis und hohen Bergen eingeschlossenes Eskimovölkchen, das noch nie davon gehört hatte, daß außer ihm noch Menschen auf Erden wohnten, und daher ganz erstaunt war, durch die Schiffsmannschaft Kunde zu erhalten, wie bevölkert die Erde sei. Wir lachen über dies beschränkte Völkchen, sollten wir indessen höhern Geistern nicht ebenso lächerlich erscheinen, wenn wir in unserm Dünkel uns einbilden, unsere kleine Erde sei der einzige bewohnte Raum im unermeßlichen Weltgebäude, und außer derselben sei nur Oede und Tod!— Verschiedenes. Die Stadt unter dem Wasser. Pompeji und Herculanum sind merkwürdig, jedes als eine Stadt unter der Erde. In der einen wenigstens kann man auf allen ihren Straßen umhergehen, wenn einst der vollends hinweggeräumt ist, der seit 1750 Jahren darauf lastet. Wir haben aber auch eine Stadt unter dem Wasser, die dem Auge so deutlich entgegentritt, wie Pompeji. Es ist das unglückliche Callao, welches 1746 mit allen Einwohnern im Nu verschwand. Von 6000 Menschen, die darin wohnten, wurden 2 gerettet. Einer war ein Musikant, den seine Violine über die Fluthen trug, als er zu einer Hochzeit gehen wollte. Bei hellem Wetter und stillem Meere stehr man in der Tiefe die Straßen und Häuser, die Kirchen und ihre Die Kaufleute von Liverpool entrichten alljährlich halb so viel an Zöllen an die englische Regierung, als ganz Polen Steuern dezahlt.— Die Steuer=Einnahme von Paris ist größer als die Einnahme der sämmtlichen enropäischen Staaten,— England, Frankreich, Oestreich, Rußzland und Preußen ausgenommen. Röthsel. Du räthst so sinnig hin und her, Du grübelst eifrig kreuz und queer, und dies bewirkt mein Wesen. Drum denke ferner, rathe frisch: Du legst mich jetzt auf deinen Tisch, Hast eben mich gelesen. Auflösung der Charade in Nro, 21: Thorangel. Civilstand der Bürgermeisterei Geilenkirchen. Im Monat August 1837 wurden gemeldet. Geburten. Den 2. Aug. Anna Breuer, von Hünshoven. Den 5. Sophia Rosseaur, von Gillrath.— Johann Hubert Lammertz, von Bauchem. Den 6. Ein uneheliches Mädchen, von Gillrath. Den 9. Johann Joseph Lynenvanberg, von Bauchem. Den 11. Heinr. Jos. Zilkens von Tripsrath. Den 13. Bartholomäus Heinrichs, von Bauchem.— Ein unehelicher Knade, von Geilenkirchen. Den 14. Maria Cath. Krückel, von Gillrath. Den 15. Maria Agnes Schleypen, am grünen Weg.— Elisab. Hubertina Vlatten, von Hünshoven. Den 18. Anna Elis. Dautzenberg, von Hünshoven. Den 29. Maria Anna Kolvenbach, von Geilenkirchen. Heirathen. Keine. Sterbefälle. Den 5. Aug. Hermann Stausberg, 46 Jahre, von Gillrath.— Joh. Heinr. Nepomul Derichs, 63 Jahre, von Rischden. Den 7. Ronkartz Anna Gertrud, 10 Jahre, von Hatterath. Den 9. Maria Christina Kockerols, 8 Monate, von Niederheide. Den 11. Maria Cornelia Phlippen, 3 Wochen, von Tripsrath. Den 12. Herman Jos. Schreinemacher, 8 Monate, von Geilenkirchen. Den 14. Sophia Rosseaur, 8 Tage, von Gillrath.— Joh. Jos. Hutmacher, 28 Jahre, von Tripsrath. Den 18. Anna Elis. Dautzenberg, 5 Stunde, von Hünshoven. Den 19. Peter Arnold Herff, 54 Jahre, von Hünshoven. Den 25. Gertrud Versin, 32 Jahre, von Gillrath. Den 26. Anna Maria Hamacher, 15 Monate, von Nierstraß.— Deter Richterich, 3 Jahre, von Niederheide.— Etmund Richterich, 10 Jahre von Niederheide. Anzeigen. Verpachtung. Am Montag, den 4. September, Morgens 9 Uhr, sollen zu Scherpenseel im Hause des Wirthen Jörissen, auf Anstehen der Wittwe Martin Cremers: etwa 10 Morgen Ackerland und Wiesen im Grötenrather, Marienberger und Scherpenseeler Felde gelegen, öffentlich verpachtet werden. Geilenkirchen, den 1. September 1837. ef, Notar. Bekanntmachung. Am Freitag, den 8. September, Morgens 9 Uhr, sollen zu Prummeren im Hause des Wirthen Ohlenforst, auf Anstehen der Erben Janis: ein zu Prummeren neben Margaretha Janis gelegenes Haus mit Garten und auf Anstehen der Elis. Janis zu Pier: 50 Ruthen Ackerland auf der Wolfsgracht und 2 Gärten in Prummeren gelegen, auf Credit gegen Bürgschaft versteigert werden. Geilenkirchen, den 1. September 1837. Grummet=Verkauf. Am Freitag, den 15. September, Morgens Uhr, sollen zu Süggerath im Hause des Wirthen Jacobs: 55 Morgen Grummet, in den Leerodter, Müllendorfer und Süggerather Benden stehend, vor dem unterzeichneten Notar auf Credit versteigert werden. Geilenkirchen, den 1. September 1837. Alef. S Bekanntmachung. Auf Anstehen der Erben von Leonard Wilhelm Verpoorten zu Randerath, soll am 7. September l.., Morgens 9 Uhr, zu Randerath im Hause des Wirthen Herrn Wilhelm Joseph Verpoorten, auf sehr ausgedehnte Zahlungstermine, vor dem unterzeichneten Notar theilungshalber zum Verkauf ausgestellt werden. Die zu Randerath auf der jungen Wurm gelegene, gehörig concessionirte Walkmühle nebst Wohngebäulichkeiten, Hofraum, Scheune, Stallung, Garten, Baumgarten und anstoßendem Stück Ackerland, anhabend im Ganzen einen Flächeninhalt von etwa 5 Morgen Magdeburger Maaß. 184 Der Wasserstand theilt sich oberhalb der Mühle in zwei Theile und es ist diese Mühle die erste, welche auf der sogenannten jungen Wurm liegt. Die Mühlenwerke sind theils im Jahre 1812, theils 1823 erneuert worden. Das Wohnhaus enthält in der untern Etage 4 Wohnzimmer und ein Anbau, worin sich eine Stube und ein Backofen befindet; die zweite Etage enthält 6 Zimmer und oberhalb dersele ben ist ein geräumiger Speicher. Das Ganze eignet sich durch seine schöne und vortheilhafte Lage zu einer Papiermühle oder sonstigem Etablissement. Geilenkirchen, den 4. August 1837. Alef. Montag, den 4. September“ a.., Morgens 9 Uhr, läßt Herr Heinr. Vondenhoff zu Zweibrüggen: 40 schwere Weidenbäume öffentlich auf Credit verkaufen. Geilenkirchen, den 25. August 1837. Dick, Notar. Aachener und Münchener Feuer=Versicherungs=Geseulschaft, sanktionirt durch Se. Majestät den König von Preußen und Se. Majestät den König von Bayern. Die Direktion hat mir am 26. Juli a. c. die Agentur Geilenkirchen übertragen; sie besteht, mit Ausnahme der Bürgermeisterei Brachelen, aus dem Kreise Geilenkirchen und aus den Bürgermeistereien Alsdorf, Herzogenrath, Merkstein und Rimburg. Die Gesellschaft versichert gegen Feuerschaden, mit geringer Ausnahme bewegliche und unbewegliche Gegenstände. Sie haftet für Blitzschaden— auch durch sogenannten kalten Schlag — vergütet die Rettungskosten und Schäden, welche durch Niederreißen eines Gebäudes entschen. Statuten, Versicherungs=Bedingungen, Rechnungs=Abschlüsse und Versicherungs=Anträge werden auf Verlangen von dem unterzeichneten Agenten sofort eingesandt. Hünshoven, den 23. August 1837. Friedrich Fabricius. Am 17. und 18. d. Monats Randerather Kirmeß. Bei dieser Gelegenheit wird am ersten Tage des Nachmittags bei Herrn Leonard Claßen Garten=Harmonie stattfinden, wornach der Ball an diesen so wie am folgenden Tage um 8 Uhr Abends auf der hiesigen Burg seinen Anfang nehmen wird. Randerath, den 1. Sept. 1837. Fruchtpreise zu Neuß, am 29. August. (Der Berliner Scheffel.) Thir. Sgr. Pf. Weizen Roggen Wintergerste Sommeigerste Buchweizen Hafer Erbsen Rappsaamen Kartoffeln Deu per Centner à 110 Pfund... troh per Schock à 1200 Pfund Kleiner Saamen Rübdl per Ohm à 282 Pfd. ohne Faß. „„„„ Oktober. „„„„ Mai(1837). Rübkuchen per 1000 Stück Stampf. „„„„ Press Branntwein per Ohm 18 Gr. Gereinigtes Oel Fruchtpreise zu Aachen, am 29. August, (Der Scheffel.) Thlr. Sgr. Pf. 1 24 11 Weizen Roggen Hafer Weizen Roggen Hafer Am 1. September. 14 9* 24 2 13 8 28„ Geld=Curse zu Köln am 26. August. Thir. Sgr. Pf. Pistolen 5 20( Neue Louisd'or„„ Napoleond'or 6 13 6 Ducate„ g0 Laubthaler; 46 10 Brabänterthaler.... 1 16„ Fünf Francs Druck und Verlag von G. Koch.— Redakteur: C. Ritsc,“