Bonn, Freitag den 8. October 1875. Nr. 278. 4. Peursee 0 „„ Die Deutiche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an Abonnement: Bierteljährlich pränum. für Bonn incl. Traglohn 4 RMark(1 Thlr. 10 Sgr.): bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark(1 Thlr. 10 Sgr.). Ergan für das kathorische deutsche Voln. Die Deurschr Rrichp= Heriung erscheint täglich, an den Wochentagush Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebühren für die Petitzeile oder deren Raum 15 R Pf.(1½ Sgr.). 4 Döllinger von ehemals über die Freiheit der katholischen Kirche. II. Weiterhin ging die Aufforderung des Fragestellers dahin, anzugeben, wie die angestrebte Freiheit sich von der Priesterherrschaft unterscheide. Döllinger erwiederte, es könne dabei an Herrschaft der Priester innerhalb der Kirche oder an eine über das kirchliche Gebiet hinaus in das bürgerliche Leben sich erstreckende gedacht sein, aber in dem einen wie dem anderen Sinne seien kirchliche Freiheit und Priesterherrschaft zwei verschiedene Dinge; ja die erstere sei ein starkes Verwahrungsmittel gegen die letztere. Herrschaft sei ein Begriff,„für den in der christlichen Kirche kein Raum sei“, weil er immer die Nebenvorstellung von Willkür und Selbstsucht mit sich führe, solche aber dem Grundgesetze der Kirche zuwi er seien, da Christus die Jünger gelehrt, der Größte solle sein, wie der Kleinste, und der Oberste wie ein Diener. Darum nenne sich das Oberhaupt der Kirche selbst den Knecht der Knechte Gottes, und Keiner, wie hoch er auch in der Kirche gestellt sei, dürfe vergessen, daß sein Amt keine ihm übertragene Herrschaft, sondern ein der ihm anvertrauten Gemeinde und jedem Gliede derselben geschuldeter Dienst sei. Hätte der Fragesteller etwa daran gedacht, daß dieser oberste Grundsatz von einzelnen Kirchenvorstehern mißkannt worden, so sei zu bedenken, daß jedes Recht und jedes Amt auch mißbraucht werde, das väterliche und fürstliche so gut, wie das geistliche.„Keinem vernünftigen Manne wird es einfallen, wegen des möglichen oder zu Zeiten auch wirklichen Mißbrauches die Sache selbst anzutasten oder zu verwerfen, und darum auch wird Niemand zu leugnen begehren, Niemand aber auch sich besonders darüber verwundern, daß auch in der Verwaltung kirchlicher Aemter mancherlei Mißgriffe und selbstsüchtige Bestrebungen mit untergelaufen sind." Das Heilmittel gegen derartige Mißgriffe und Bestrebungen liege geradezu in der Freiheit der Kirche, die es ihr gestatte, ihren eigenen Geist, den Geist der Liebe, Demuth, Selbstaufopferung ungehemmt zu entwickeln. Denke aber der Fragesteller an ein Hinausgehen in das Gebiet des bürgerlichen und staatlichen Lebens, dann verstehe es sich von selbst, daß hierfür keine Freiheit der Kirche in Anspruch genommen werde, vielmehr Versuche solcher Art entschieden zurückgewiesen werden müßten. Uebrigens lägen die Verhältnisse in Deutschland jetzt so, daß eine Priesterherrschaft im Staate oder eine Unterjochung der bürgerlichen und politischen Freiheit durch die Bischöfe unter allen drohenden Gefahren die geringste und die entfernteste sei: „Lassen Sie uns also die Frage, die uns beschäftigt, kurz und bündig also beantworten: Die kirchliche Freiheit, nach der wir streben, unterscheidet sich von Priesterherrschaft, wie sich eine gesetzliche Ordnung und Verwaltung von gesetzloser Tyrannei unterscheidet. Es gibt, m.., keine Gesellschaft auf der ganzen Erde, welche in ihrer Verfassung sorgfältiger geordnet, genauer gegliedert wäre, als die katholisch: Kirche; dafür ist in der Kirche gesorgt, daß der Willkür der Unterdrückung, dem tyrannischen Mißbrauch anvertrauter Gewalt nur der engste Spielraum, der unter Menschen denkbar ist, offen gelassen sei. Wie ein großes allumfassendes Netz ist unser kirchliches Recht und Gesetz über die ganze Kirche ausgespannt. Niemand, auch der Stärkste nicht, vermag es zu durchreißen, er müßte denn von der Kirche selber sich trennen und aus ihr austreten wollen. Unser kirchliches Gesetzbuch ist das Ergebniß fast 2000jähriger Erfahrungen sheutzutage gilt es bekanntlich den Altkatholiken als Ergebniß geschickter Fälschungen!], die reife Frucht langer auf unzähligen Concilien angestellter Berathungen; es bildet ein genau zusammenhängendes, bewunderungswürdiges, wohlgegliedertes Ganze, in welchem jede Verwicklung, jeder Zusammenstoß von Rechten vorgesehen und entschieden ist, welches Jedem sein Recht sichert, aber mit dem Rechte auch die Pflicht vorschreibt. Denn in der Kirche hat Niemand ein Recht ohne eine genau entsprechende Pflicht, ja, für jedes Recht, welches die Kirche gewährt, legt sie zwei= und dreifache Verpflichtungen auf. So ist die wahre Freiheit der Kirche zugleich auch die vollkommenste Gebundenheit; denn was Anderes wollen wir mit dieser vielersehnten, viel besprochenen Freiheit, als eben die Möglichkeit, daß die Kirche einmal wieder nach ihrem eignen Gesetze lebe, welches nicht etwa sie selber willkürlich erfunden und gemacht hat, sondern welches ihr in ihren Grundzügen von oben gegeben, auf dessen Fundament sie erbaut ist.“ Der Leser möge uns gestatten, den zuletzt ausgesprochenen Gedanken Döllingers, daß die Freiheit der Kirche zugleich die größte Gebundenheit sei, daher dem tyrannischen Mißbrauch ihrer Gewalten vorgebeugt sei, aus dessen Buche„Kirche und Kirchen“ in Hinsicht auf den Papst, das Oberhaupt der Kirche, zu ergänzen, wozu wir uns um so mehr an dieser Stelle veranlaßt fühlen, als die Angriffe wegen Mißbrauchs und Tyrannei hauptsächlich ja gegen das Papstthum gerichtet werden, und Döllinger selbst in seiner zuletzt veröffentlichten Rede, der Schlußrede auf den Bonner Unionsconferenzen, in der er die „verderblichen Folgen des Papalsystems“ zu schildern sich befliß, den ausgedehntesten Mißbrauch der päpstlichen Gewalt in allen Ländern Europa's von den Zeiten des Mittelalters her behauptete. Es sagt also Döllinger a. a. O. S. 38: „Es ist außerhalb der katholischen Kirche fast zum Sprachgebrauch geworden, die päpstliche Gewalt als eine schrankenlose, absolutistische zu bezeichnen, die kein Gesetz über sich anerkenne. Man redet häufig von römischer Omnipotenz, von einem wenigstens nicht aufgegebenen Anspruch auf Universalherrschaft. Man behauptet, Rom lasse überhaupt nie einen einmal aufgestellten Anspruch fallen, behalte sich vielmehr vor, ihn bei günstiger Gelegenheit wieder geltend zu machen. Alle diese Vorstellungen Aub Anklagen sind unwahr und ungerecht. Die päpstliche Gewalt ist einerseits die gebundenste, die sich denken läßt. Denn ihre Bestimmung ist vor Allem, wie es die Päpste selbst unzählige Male ausgesprochen haben, die kirchlichen Ordnungen und Gesetze zu bewahren und Uebertretungen derselben abzuwehren; die Kirche aber hat längst ihre Ordnung, ihre bis in das Einzelnste durchgeführte Gesetzgebung. Auf der Unionsconferenz sagte Döllinger:„Als Dogma ist die ultramontane Lehre zwar erst fünf Jahre alt, aber als herrschendes System ist sie schon alt, einer alten Frau mit Runzeln zu vergleichen.“] Der päpstliche Stuhl ist also vor Allem berufen, selbst mit dem Beispiele der sorgfältigsten Beobachtung kirchlicher Satzungen voranzugehen. Nur unter dieser Bedinzung kann er auf den Gehorsam der Einzelkirchen, auf das Vertrauen und die Ehrfurcht der Gläubigen rechnen. Jeder gründliche Kenner kann daher in den meisten Fällen mit Sicherheit voraussehen, wie die päpstliche Entscheidung ausfallen werde. Ueberdies beruht ein bedeutender Theil der kirchlichen Ordnung, nach katholischer Anschauung, auf göttlichen Geboten und ist folglich für jede, auch die päpstliche Gewalt, schlechthin unantastbar. Kkein Papst könnte in Dingen, die göttlichen Rechtes sind, dispensiren. Das i allgemein anerkannt. Was den Papst zurückhalten kann? sagt de Maistre, Kanonen, Gesetze, nationale Gebräuche, Monarchen, Tribunale, NaLonalversammlungen, Verjährung, Vorstellungen, Unterhandlungen, Pflicht, Furcht, Klugheit und besonders die öffentliche Meinung, die Königin der Weit.— Allerdings ist nun aber auch andererseits die päpstliche Auctorität ele wahrhaft souveräne und freie, die ihrer Natur und Bekirrmung nach für außerordentliche Fälle und Bedürfnisse auch mit einer •7 außerordentlichen Macht, jedes bloß menschliche Recht zu beugen und disnahmen von der Regel zuzulassen oder anzuordnen, ausgerüstet sein 5. Es geschieht wohl, daß schwere Verwicklungen, neue Situationen für die Kirche sich ergeben, für welche die bestehende kirchliche Ordnung nicht ausreicht, in welchen eine Lösung nur gegeben werden kann durch Ueberschreitung der sonst geltenden Satzungen. Wenn es die Noth erfordert, sagt Bossuet, kann der Papst Alles— natürlich mit Ausschluß dessen, was göttlicher Ordnung ist.“(Als auffallendstes Beispiel letzterer Art führt Döllinger die von Pius VII. getroffenen Maßregeln im französischen Concordat vom S. 1801 mn. M i. M n Döllinger ergeht sich noch weiter, um den„Wahn" zu zerstreuen und den besonders in Deutschland und England weit verbreiteten„Irrthum“ zu widerlegen,„als ob der päpstliche Stuhl sich eine despotisch=willkürliche Gewalt beilege und sie da ausübe, wo ihn die Furcht nicht zurückhalte“. Er glaubt solchen Behauptungen mit„entscheidenden Zeugnissen“ entgegentreten zu sollen. Unter diesen von ihm angeführten Zeugnissen wollen wir nur das von einem Papste selbst, von Pius VII., vorgeführte hervorheben, hauptsächlich darum, weil zugleich in demselben wie die Grenzen der päpstlichen Macht, so auch die Grenzen des Einflusses gezogen sind, den äußere Verhältnisse und besonders auch die öffentliche Meinung auf das Verhalten der päpstlichen Macht auszuüben im Stande sind. „Der Papst“— heißt es in einer in seinem(Pius' VII.) Namen verfaßten, auf Deutschland bezüglichen Staatsschrift(Esposizione dei sentimenti di Sua Santità)—„findet schon in der Natur und in der richtung der katholischen Kirche, deren Oberhaupt er ist, gewisse Grenzen, die er nicht überschreiten darf, ohne sein Gewissen zu verrathen und jene höchste Gewalt zu mißbrauchen, welche Jesus Cristus ihm übertragen hat, um sich derselben zur Erbauung der Kirche, aber nicht zur Zerstörung seiner Kirche zu bedienen. Unverletzbare Grenzen für das Oberhaupt der Kirche find die Dogmen des katholischen Glaubens, welches der römische Bischof weder direct noch indirect verletzen darf, und obschon man in der katholischen Kirche immer den Glauben für unwandelbar, die Disciplin aber für wandelbar gehalten hat, so haben doch die römischen Bischöfe in der Disciplin selbst ihrem Benehmen immer heilige Grenzen gesetzt, sowohl dadurch, daß sie die Verbindlichkeit anerkannten, in gewissen Theilen derselben nie irgend eine Neuerung vorzunehmen, als auch dadurch, daß sie andere Theile nicht Abänderungen unterwarfen, wenn nicht die wichtigsten und unerläßlichsten Gründe es geboten. In Beziehung auf diese Grundsätze haben die römischen Bischöfe nie geglaubt, daß sie je irgend eine Abänderung in jenen Theilen der Disciplin zulassen könnten, welche unmittelbar von Jesus angeordnet sind, oder in jenen, welche von den Irrgläubigen angefochten werden, um ihre Neuerungen zu unterstützen, oder auch in andern Theilen dieser Art, in welchen die römischen Bischöfe wegen der Folgen, die zum Nachtheil der Religion und der katholischen Grundsätze daraus hervorgegangen wären, keine Veränderungen zulassen zu können sich verpflichtet glauben, welche Vortheile immer man ihnen auch anbieten oder mit welchen Uebeln man auch sie bedrohen mochte. Was sodann die andern Theile der Kirchendisciplin betrifft, welche in den berührten Classen nicht begriffen sind, so fanden die römischen Bischöfe keinen Anstand, manchmal Abänderungen in einigen derselben vorzunehmen; aber immer geleitet von den Grundsätzen, auf welchen jede wohlgeordnete Gesellschaft beruht, haben sie zu diesen Abänderungen nur dann ihre Einwilligung gegeben, wenn die Nothwendigkeit oder der Nutzen der irche es esordergggg...hremn wir micher u. Sser. Nach dieser abschweifung kehren wir wieder zu Döllinger's Rede auf der Regensburger Katholikenversammlung zurück. Mit den Tiraden über Priesterherrschaft hängt der Vorwurf von einem den kirchlichen Behörden zu leistenden blinden Gehorsam zusammen. Nachdem Redner den Unterschied der Begriffe von Kirchenfreiheit und Priesterherrschaft richtig gestellt, war es ihm nicht schwer, auch diesem Vorwurf zu begegnen. Ein blinder Gehorsam, bemerkte er, werde von den Christen ebensowenig gefordert als gewährt. Jeder habe das Recht, das, was von ihm gefordert wird, zurückzuweisen, wofern er etwas Sündhaftes daran erkenne, und andererseits dürfe nichts geboten werden, was nicht in der Ordnung und den det wäre. Dann fährt er fort: „Wahr ist es allerdings, daß der kirch Untergebenen zu ihren Vorgesetzten voro Kirche ohne ein solches Vertrauen irge Vertrauen mangelt, da wäre sie ja ni anheimfallender Leib. Wir trauen a ihren Anordnungen nur das Beste de. haben; wir sind sochristlich besa Grund und die Zweckmäßigkeit einer kirchlichen nicht sogleich durchschauen, wir die Ursache davon in unse: Ain#t an Einsicht und Ueberblick suchen, und wir würden nicht würdig sein, Söhne der Kirche zu heißen, wenn wir es nicht über uns gewinnen könnten, unsere Tagesmeinungen, von deren Unsicherheit und Unbeständigkeit uns die Erfahrung so oft überführt, der reifen und weiterblickenden Einsicht unserer kirchlichen Obern unterzuordnen.“—— O Döllinger, de ore tuo te judico! Deutschland. * Berlin, 6. Oct. Es dürfte außer den nationalliberalen Redacteuren, denen freilich jedes Mittel, das in den„Culturkampf" paßt, recht kommt, wohl wenige andere Redacteure geben, denen nicht bei dem, was sie von der neuen Strafgesetz=Novelle erfahren, vor Staunen über das, was man damit dem deutschen Volke bietet, die Augen übergegangen wären. Freilich ein Volk wird selten anders behandelt. als wie es es verdient, und wenn das deutsche Volk schon immer unübertrefflich im Bediententhume war, so ist dasselbe gegenwärtig darin erhaben. Die Novelle ist wirklich ein Unikum in der Geschichte aller Völker und macht das bekannte Ben Akiba'sche:„Nichts Neues unter der Sonne" völlig zu Schanden. Wir werden nicht fehl greifen, wenn wir den Geist dieser Strafgesetzbuchs=Verbesserung resp. Verschlimmerung dahin charakterisiren, daß wir sagen, die neuen Bestimmungen sind von der Politik des„Culturkampses" also gegen Ultramontane und nicht minder gegen die Socialdemokraten inspirirt, können ihre Schneide jedoch auch gegen die Nationalliberalen kehren, sobald diese einmal aufhören„Regierungspartei“, wie sie sich selbst nennen, zu sein, was über kurz oder lang auch geschehen wird. Daß die Schärfe der neuen Bestimmungen keine Abstumpfung im Reichstage finden wird, dafür bürgt die Reichsfreundlichkeit seiner Majorität. Und so gehen wir denn einem Zustande entgegen, wo jede Opposition gegen das bestehende Regime und seine etwaigen Mängel und Fehler durch den Strafrichter mundtodt gemacht werden wird. Denn wer wird noch ein freies Wort zu sprechen wagen, wenn er weiß, daß der Staatsanwalt ihn deshalb sofort beim Kragen nehmen kann. Hören wir, was darüber die„Frankf. „Im§. 130 des Entwurfs entdecken wir ein Bruchstück des vor drei Jahren zuerst auf der Bildfläche unserer nationalen Herrlichkeit erschienenen §. 20 des Reichspreßgesetz=Entwurfs; nach dem Rest desselben haben wir auch nicht lange zu suchen gehabt. Er steckt in einer Ergänzung zum. 110, der die Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze, Verordnungen u. s. w. mit Geldstrafe bis zu 200 Thalern oder mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bedroht. Die„Majestät der Gesetze" verlangt aber in der jetzigen Aera des„Culturkampfs" besseren Schutz, die Opposition ist nicht so piump, zum Ungehorsam geradezu aufzufordern; aber indem sie diesen Ungehorsam kritisch betrachtet, kommt sie oft dahin, ihn als berechtigt anzuerkennen, so daß er sich fast als etwas Erlaubtes, ja sogar als eiwas Verdienstliches empfiehlt und naturgemäß auch immer weiter fortpflanzt. Was ist da einfacher und praktischer, als solche Darstellungen der Ausforderung zum Ungehorsam gleichzustellen und ebenfalls dem Strafrich er zu überweisen? So geschiehts denn auch in dem Entwurf, der die§§. 110 und 111 des Strafgesetzes dahin— ergänzt, daß auch derjenige mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft werden soll, der den Ungehorsam gegen Gesetze und obrigkeitliche Anordnungen„als etwas Erlaubtes oder Verdienstliches darstellt.“ Wir wollen nicht, wie vor Jahren, darauf hinweisen, daß hiernach künftig das Lob eines York, eines Trützschler, Hecker, ja selbst eines Tyrannenmörders der classischen Zeit eine strafbare Handlung sein würde; andere Beispiele liegen uns näher und haben auch wohl dem Autor des Paragraphen näher gelegen. Es ist der„Culturkampf“, den man dabei im Auge hatte; wir führen ihn, sagen Regierung und Liberalismus, und wie führen ihn auch, versichern die„Ultramontanen“, indem sie zugleich in Rede und Schrift ihre gesperrten, internirten oder expatriirten geistlichen Hirten als Martyrer rühmen und preisen. Sie widersetzen sich den Gesetzen, heißt es, das ist wahr, aber dieses Thun ist verdienstlich und macht sie uns achtungswerther, als diejenigen, die den Gesetzen Gehorsam leisten. Die Antwort auf solche Darstellungen, durch die von jeher jede Opposition ihre Reihen gefestigt und ermuthigt hat, soll fortan Gefängniß bis zu zwei Jahren sein, und gelingt es der Regierung, ihren Willen durchzusetzen, so ist damit zunächst die ultramontane Presse und Agitation vollständig mundtodt gemacht. Der Mann verdiente nicht Staatsanwalt zu sein, der alsdann nicht in jeder Nummer der„Germania“ einen Passus fände, dem mit dem §. 110 beizukommen wäre, der Gensdarm aber brauchte seinen civilversorgungsberechtigten Verstand in keiner Versammlung mehr anzustrengen; ein Hoch auf den treuen Oberhirten, den maigesetzlich depossedirten Bischof, würde genügendes Material zu einem folgenschweren Rapport an die vorgesetzte Behörde liefern. Das mag nun allenfalls den Heißspornen des„Culturkampfs“ nicht einleuchten, wir wollen deshalb die Sache in etwas veränderter Beleuchtung zeigen. Die„Frankfurter Zeitung“ ist kürzlich vom Zeugnißzwang heimgesucht worden, Redacteure und Herausgeber vermochten es aber nicht, die Majestät des Gesetzes, die nach Ausspruch der Richter ein Zeugniß von ihnen verlangte, anzuerkennen und wanderten deshalb in's Gefängniß. Obgleich das nun offenbarer Ungehorsam gegen das Gesetz war — denn für den Gehorsam ist das Klapperfeld nicht da,— so hat doch so ziemlich die ganze deutsche Presse die Handlungsweise der Redacteure der Frankf. Zig.“, nach unserem Begriff ein einfache Pflichterfüllung, als etwas Erlaubtes und Verdienstliches hingestellt, und auch in öffentlichen Versimmlungen hat es an Kundgebungen dieser Art nicht gefehlt. Man wird sich in Zukunft damit vorsehen müssen, wenn man nicht laut dem ergänztin§. 110 Gefängniß bis zu zwei Jahren riskiren will. Es zeigt sich hier, daß wir mit Recht sagen konnten, diese Ergänzung treffe nur zunächst die elericale Partei und ihre Organe; ihrem Wesen nach ist sie gegen jede Opposition wider das herrschende Regime und seine gesetzlichen Maßregeln und maßregelnden Gesetze gerichtet; man denke nur an die Dienste, die ein solcher Parograph dem Fürsten bismarck während der Conflictsperiode hätte leisten können, gegebenen Falles auch wohl in Zukunft gegen Liberalismus und Fortschritt zu leisten bestimmt ist. Wie bei diesem Paragraphen, so tritt auch bei den meisten übrigen des Entwurfs die gegen die augenblickliche Opposition gerichtete Tendenz klar hervor, und es gehört auf Seiten der Regierungsanhänger eine starke Dosis Parteifanatismus dazu, bei dem Erkennen dieser Absicht die gute Stimmung zu bewahren und keinen Gedanken daran aufkommen zu lassen, daß Personen und Parteien wechseln und die Regierungs= oder Reichsfeindlichkeit auch einmal andere Farben als die des Vatikans und des Jahres 1848 tragen kann.“ Zur neuen Preßgesetz=Novelle bemerkt selbst die servile Nationalzeitugg, ägung Mäche a eict semat bek„Der galligste Pessimismus würde es nicht gewagt haben, der Reichsregierung Pläne und Absichten zuzutrauen, wie sie in diesem Elaborat in Form von Strafverschärfungen, von Einführung neuer Vergehen und einer neuen Art von Buße, der sogenannten Friedensbürgschaft, zu Tage treten.“ Worin besteht nun aber die„Friedensbürgschaft“: Der Richter kann bei einer Reihe von Vergehen beziehungsweise strafbaren Versuchen erkennen, der dazu Verurtheilte soll durch den drohenden Verlust der bestellter icherheit für eine gewisse Zeit von der Wiederholung des Vergeber bezieh rgsweise Ausführung des Versuches abgehalten werden, B schaft der Staatskasse„Der Entwurf trägt —“ die, wenn sie von der Zeit der ige Jahre geschieden ist, doch gearteten Verirgjetzungen betrachtet.“ nz contt#nn, die Lage der Arund schle#tt der Reichstag ansehen, die das Getigen zeichnet den##. des Kaisers nach Berlin, des Steindenkmals auf dem#. gedenkt. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ bringt einen Münzreform und kommt zu dem Schlusse, daß Situation der preußischen Bank durchaus nicht besorgnig und daß die Nothwendigkeit weiterer Disconterhöhung in#. Weise dargethan sei.— Wir wollen sehen! Von allen Seiten hört man, daß die Prüfungen wegen des Einjährigen=Freiwil.ien=Rechtes in diesem Jahre ein sehr trauriges Resultat ergeben haben. Wenn wir uns die Frage stellen, worin das seinen Grund haben möge, so werden wir wohl irren, wenn wir für die allenthalben hervorgetretene betrübende Thatsache auch einen allgemein wirksamen Grund aufstellen. Und welches ist dieser Grund? Sollten wir ihn nicht in den allgemeinen Zeitverhältnissen suchen dürfen? Ich glaube, ein ruhiger Beurtheiler der Dinge kann nicht anders, als ein gutes Theil der Schuld der politischen Unruhe beimessen, von der unser öffentliches Leben gegenwärtig bewegt ist. Von ihr sind so viele Lehrer ergriffen: wie könnten sie Tag für Tag ihres Amtes in einer Weise warten, die den erwünschten Erfolg verbürgt? Die Studirenden aber, die ohnehin schon im allgemeinen für aufregende Tagesereignisse und Festlichkeiten mehr Sinn haben als für die Stille der Studirstube, werden von Persönlichkeiten, deren Wunsch und Wort für sie maßgebend ist, in den Lärm des Tages noch sogar hineingezogen. Werden ja nicht einmal die den Elementarschulen angehörigen Kinder verschont! Wie sollten ihre Examina Resultate ergeben, denen gleich, die man früher zu sehen gewohnt war? Man wundere sich also über die geringen Leistungen nicht, mache sich vielfach darauf gefaßt, demnächst noch schlechtere Resultate zu sehen. Oder— man halte die Studirenden, Groß und Klein, von dem Culturkampfe fern, lasse namentlich den Culturkampf aus dem Unterrichtszimmer und führe auch die Lehrer wieder aus dem Tageslärm von allerlei Festen und Vereinen zurück in die Stille des Arbeitszimmers und zur Sammlung des Gemüthes, ohne die sie ihr Amt nicht segensreich verwalten können. Nur so kann es wieder besser werden. In den Blättern ist vielfach der frühere Reichstagsabgeordnete Dr. Meyer(Thorn), jetzt kaiserlicher Geh. Regierungsrath im Reichsjustizamt, als Verfasser der Novelle zum Strafgesetzbuch bezeichnet. Diese Angabe ist, wie die„K..“ zuverlässig melden kann, durchaus falsch. Mit der Bearbeitung der Vorlage im Reichsjustizamt war vielmehr dessen Mitglied, Geh. Regierungsrath Kienitz, früher Tribunalsrath zu Königsberg in Pr., betraut. Es waren übrigens fehr umfassende Vorarbeiten der Aufstellung des Entwurfs vorangegangen, welche besonders in der Sichtung. und Zusammenstellung des von den Bundesregierungen eingegangenen Materials manche Schwierigkeiten boten. Es ist die Frage erhoben worden, schreibt die„Nordd. Allg. Ztg.“ officiös, ob in Ausführung des Gesetzes über die katholische Kirchenvermögensverwaltung auch den Pfarrern und Küstern die Verwaltung und Rechnungsführung im Kirchenvorstande überlassen werden könne? Der Cultusminister hat diese Frage, wie wir hören, in Gemäßheit der Terminologie des Gesetzes verneint. In der neuen Strafgesetz=Novelle hat auch der§ 130a, der von seinem Vater, Herrn Lutz, den Namen trägt, eine Verschärfung erfahren, wonach jeder Geistliche und Religionsdiener, „welcher in Ausübung oder in Veranlassung der Ausübung seines Berufes Schriftstücke ausgibt oder verbreitet, in welchen Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise zum Gegenstand einer Verkündigung oder Erörterung gemacht sind“ mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft wird. Man sollte nun meinen, für etwaige strafbare Dinge in solchen Schriften reiche das Straf= und Preßgesetz aus, aber der Regierung muß dieser Schutz doch wohl ungenügend erscheinen. Aber auch damit ist das vorhandene Bedürfniß im kirchenpolitischen Conflikt noch nicht befriedigt, denn gegen jene päpstlichen Encykliken und Bullen ist das Reich auch durch den Anbau zu§ 130a nicht wirksam geschützt; darf die Kanzel zu solchen Kundgebungen nicht benutzt werden, so ist doch noch die Presse zur Verbreitung auf dem Posten und läßt es allenfalls um den Preis der Publikation an Millionen auf etliche Monate an Gefängniß für den Redakteur ankommen. Hier muß daher ganz besondere Furcht den Wald hüten, und so wird ein Zusatzparagraph vorgeschlagen, der die Verbreitung gewisser nach dem verbesserten Strafgesetz ein Vergehen involvirender Kundgebungen ausländischer Regierungen oder geistlicher Oberen in die Kategorie des Verbrechens des Hoch= und Landesverraths stellt. Zu§ 92, der als Straf=Minimum Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestimmt, wird nämlich als Alinea 4 vorgeschlagen, daß er auch Anwendung finden soll auf Denjenigen, „welcher durch Veröffentlichung von Kundgebungen ausländischer Regierungen oder geistlicher Oberen zum Ungehorsam gegen Gesetze oder rechtsgültige Verordnungen oder gegen die von der Obrigkeit innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anordnungen auffordert oder anreizt, insbesondere, wer in der angegebenen Weise solchen Ungehorsam als etwas Erlaubtes oder Verdienstliches darstellt.“ Das Verbrechen, das hier als Landesverrath bezeichnet wird, ist uns als Vergehen gegen die Staatsgewalt oben schon einmal begegnet, dort wird es mit Gefängniß, hier ist es mit Zuchthaus bedroht. Der Grund dieses Doppelgängerthums ist leicht zu errathen: Fürst Bismarck, meint die„Frankfurter Zeitung“, hält die päpstlichen Kundgebungen für gefährlicher als die Artikel der Presse und die Reden der Agitatoren deshalb ist dem Papste d. h. allen denjenigen, die sich zu Colporteuren päpstlicher Schriften und Reden hergeben, das besondere Brod des Art. 92 gebacken worden. Und damit wird uns auch klar, warum die officiösen Blätter die letzte Aeußerung des Papstes über das deutsche Reich in der Allocution vom 17 v. M. todtgeschwiegen haben. Sonst fielen sie über derartige Kundgebungen her, wie eine hungerige Meute. Diesmal scheint Contreordre gekommen zu sein. Zu allen Zeiten waren Gesetze und Ordonnanzen, die allein den Zweck verfolgten, eine Opposition durch Furcht und Schrecken zu überwältigen, der Anfang vom Ende, die deutlichen Symptome des Schwindens des Vertrauens auf sich selbst und das Volk; wir lesen auch aus dem vorliegenden Entwurf nichts Anderes heraus, als das Belenntniß, daß es mit der Genialität zu Ende ist und zum Ersatz die Kraft erprobt werden soll, den Gegner niederzuhalten. Was für ein Schicksal die Vorlage im Reichstage immer haben mag, das Entscheidende ist und bleibt, daß der Entwurf so concipirt worden, daß er so erscheinen und der Welt den Beweis liefern konnte, daß im fünften Jahre des neuen Reichs ein unablässig mit scharfen Ausnahmegesetzen aus. gestattes Regiment keinen andern Rath weiß, der ihm durch die Opposition bereiteten Verlegenheiten Herr zu werden, als die Umformuug des Strafgesetzes nach einem Recept, das sonst nur bei Proklamirung des Belagerungszustandes zur Anwendung zu kommen pflegt. Der bekannte Scheuernpurzel=Beck in Baden hat in einer Schrift, einer Sammlung seiner in den Jahren 1865 und 1866 der „Bad. Landesztg. eingesandten Artik l, nachzuweisen gesucht, daß nicht Döllinger, sondern er, der Amtsrichter Beck, der Vater des Altkatholicismus sei. Das erregt nun den ganzen Zorn der „Elberf. Ztg.“, die in einem eigenen Leitartikel eine Philippika gegen Beck losläßt, deren Inhalt sich dahin zusammenfassen läßt, daß das genannte Blatt behauptet, hätte Beck nichts weiter geschrieben, als seine„treffliche" Volksschrift„Scheuernpurzel am See“, dann wäre er ein richtiger Scheuernpurzel geblieben, so aber mache er durch seine neueste Schreiberei nichts anderes als Stänkerei Der aus Bonn hier eingeirosfene Herr v. Sybel hat heute die Leitung des Staatsarchivs übernommen. Sein Bureau befindet sich in demselben Hause, in welchem die officiöse Preßleitung ihren Sitz hat, nämlich Behrenstraße Nr. 72. Den Bundes=Regierungen ist der Entwurf eines Gesetzes über die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderungen .f Eisenbahnen zur vorläufigen Kenntnißnahme mitgetheilt worden. der Rumänierangelegenheit colportiren hiesige Blätter folgenden Artikel:„Weun sich auch die Staatsanwaltschaft am hiesigen Stadtgericht veranlaßt sah, anstatt gegen die Aufsichtsräthe der Rumänischen EisenbahnActiengesellschaft eine Anklage zu erheben, gegen die Denuncianten derselben einzuschreiten, so ist damit doch nicht ausgesprochen, daß die gegen die gedachten Aufsichtsräthe gerichteten Angriffe ihre Erledigung gefunden. Das Verhalten der Discontogesellschaft und des Bleichröderschen Hauses in der Rumänischen Eisenbahnangelegenheit gelangt in einer anderen Form vor das Gericht, als die Denuncianten beabsichtigt haben; dasselbe wird jedoch nunmehr vom Strafrichter eben so eingehend untersucht werden müssen, wie wenn der Staatsanwalt eine directe Anklage gegen die genannten Aufsichtsrathsmitglieder gerichtet hätte. Die Folgerungen, welche an die Rücksendung der Bücher der Rumänischen Eisenbahnactiengesellschaft seitens des Staatsanwalts an die Discontogesellschaft geknüpft wurden, besonders die Annahme, daß daraus die völlige Unrichtigkeit der Denunciation hervorgehe, entsprechen nicht den thatsächlichen Verhältnissen, wenigstens gehen sie zu weit. Aus der Zurücksendung der Bücher und Zurückweisung der Denunciation kann ohne Weiteres nicht gefolgert werden, daß aus dem zu Gebote stehenden Materal begründete Momente für ein strafgerichtliches Einschreiten nicht zu entnehmen waren. Zur Sache erfahren wir, daß die eingeleitete Untersuchung einer falschen Beschuldigung resp. Verleumdung sich gegen die Herren Heßlein(Mitglied des sog. Schutzvereins für die Interessen der Actionäre der rumänischen Eisenbahn) und Joachim Gehlsen, als den verantwortlichen Redacteur der„Deutschen Eisenbahnzeitung“, in welcher die Beleidigungen resp. Verleumdungen veröffentticht worden, richtet. Die übrigen dabei betheiligten Personen befinden sich in Rumänien, also außer dem Bereiche der preußischen Jurisdiction.“ Hierzu bemerkt der„Figaro":„Wollen wir diesen geschraubten Wenns und Abers einen schlichten Sinn unterlegen, so würde derselbe unserer unmaßgeblichen Ansicht nach einfach lauten: Die gegen die Herren Miquel, Bleichröder und andere nationalservile Gründer gerichtete Denunciation wegen Verunkreuung bedeutender Summen hat zwar allem Anschein nach eine thatsächliche Berechtigung; allein wenn die Staatsanwaltschaft auch gewohnt ist, arme undescholtene Leute auf gewöhnliche Denunciationen hin, ohne Weiteres in Untersuchungshaft zu nehmen, so sieht sie sich doch jenen reichen Leuten gegenüber nicht zu sofortigem Einschreiten veranlaßt, sondern zieht es vor, die beschädigten Denuncianten zu verfolgen, bis sich etwa im Laufe des Processes herausstellt, daß der Spieß verkehrt gebraucht ist. Das ist die neueste Anwendung der=Gleichheit vor dem Gesetze= und der Bestimmung, daß bei Gefahr einer=Verdunkelung der Thatsachen= die Beschuldigten sofort in Haft genommen werden sollen.“ * München, 6. October. In der heutigen Sitzung des Adreßausschusses wurde der Jörg'sche Adreßentwurf nicht vorElest, vielmehr wurde mit einstimmiger Majorität(8 gegen 7 ummen) auf Antrag Jörg's beschlossen, für die Folge geheime Sitzungen zu halten. Jörg motivirt diesen Antrag mit der Möglichkeit einer vorzeitigen Veröffentlichung der Verhandlungen durch die Presse. Vor Donnerstag den 14. October kann der Adreßentwurf nunmehr kaum in das Plenum gelangen.— Die Kaiserin von Oesterreich ist gestern Abend um 8¼ Uhr nach Wien abgereist; am Bahnhofe waren zur Verabschiedung die Prinzessin Gisela, der Herzog Ludwig mit Frau und der König und die Königin von Neapel erschienen. * München, 6. October. Zu dem entschiedenen Vorgehen der bayerischen Partei in der Münchener Kammer bemerkt die Frankf. Ztg.“: „In München hat am Samstag das Vorposten=Gefecht der zu erwartenden großen Adreßschlacht stattgefunden und den vorauszusehenden Ausgang gehabt, daß die Ultramontanen ihre Forderung sammt einem Adreßausschuß, der seiner Composition nach den weiteren Absichten der Partei entspricht, durchgesetzt haben. Wir begreifen, daß die Liberalen, die, wie die Verhältnisse liegen, nur die Sauvegarde eines Ministeriums sind, das sie selbst nicht mögen, von einer Adresse an die Krone nichts wissen wollen, aber man wird andererseits den Ultramontanen nicht bestreiten können, daß sie berechtigt sind, innerhalb des constitutionellen Rahmens so vorzugehen, wie sie es thun. Wenn eine parlamentarische Majorität ein Cabinet, dem sie sich feindlich gegenüberstellt, beseitigen will, so ist die Kundgebung dieses Willens in Gestalt einer an die Krone gerichteten Adresse zunächst die mildeste Form, und es ist nur loyal, dieselbe etwaigen Beschlüssen in Beziehung auf Budget und Gesetzesvorlagen, die dem Mißtrauen einen thatsächlichen Ausdruck zu geben geeignet sind, vorangehen zu lassen. In dem Beschluß, der Krone zunächst Kenntniß von den Beschwerden der Majorität und ihrem Willen zu geben, kann nur die einseitigste Parteiverblendung, die sich der Achtung vor den allgemeinen Principten des constitutionellen Lebens entschlagen hat, eine Illoyalität oder gar einen Act der Usurpation erblicken. Wer die Ultramontanen kennt, wird auch wissen, daß es ihr Adreß=Entwurf nicht an den Formen der Loyalität fehlen lassen wird; sie werden in dieser Beziehung eher zu viel als zu wenig thun, schon um der Krone zu zeigen, wie weit entfernt man davon sei, sie mit dem zeitweiligen Cabinet zu identificiren. * Wien, 4. October. Die heute Abend abgehaltene Sitzung des Finanzausschusses der Reichsraths=Delegation wurde mit einem interessanten Zwischenfall eröffnet. Ehe nämlich der Ausschuß an die Fortsetzung seiner Berathungen ging, erhob sich der Kriegsminister Baron Koller und mit ihm sämmtliche anwesenden zwölf Referenten des Kriegsministeriums, und gab mit gehobener Stimme folgende Erklärung ab:„Ich habe die Ehre, dem hohen Ausschusse der Delegation für die hochherzige Bewilligung der Geldmittel zur Anschaffung eines neuen Geschützmaterials den tiefgefühltesten Dank der Armee auszusprechen. Die Armee wird ein drittes Mal nicht überAnes legenen Waffen gegenüber stehen. Auf diese sprache erwiederte der Obmann des Ausschusses, Dr. Herbst, könne die Kriegsverwaltung ersehen, daß alle Beschlüsse, welche die Delegation faßt, von demselben Patriotismus geleitet sind, wenn auch mit Rücksicht auf die finanzielle Lage des Reiches soviel als möglich Ersparungen angestrebt werden müssen. Sodann wurde in die Berathung der Tagesordnung, nämlich Beendigung der Verhandlung über die in suspenso gebliebenen Posten des Kriegsbudgets, eingegangen. * Wien, 6. Oct. Dem„Vaterland“ kommt von Rom und wie es sagt, aus einer sehr zuverläßigen Quelle, folgende Mittheilung: „Pisina, das hiesige Haupt der Internationalen, hat kürzlich in einer Versammlung derselben folgende Rede gehalten:„Obwohl der Bürger Marx nicht mehr das Haupt, sondern nur noch der einflußreiche Agitator der Internationale in Rußland ist, befindet sich derselbe in nahen Beziehungen mit einem hochangesehenen Manne in Deutschland(das„W. Vaterland“ nennt sogar den Namen) zum Zwecke der internationalen Propaganda im russischen Reiche und zwar mit auswärtiger Hilfe und auch mit Hilfe der Polen, welche der Agitationspartei angehören und seit längerer Zeit in den verschiedenen Städten Rußlands ansäßig sind, wodurch sie weniger den Verdacht der Regierung herausfordern. Marz hofft darauf, diese mühsame, schwierige und heitliche Aufgabe werde balb vollbracht sein; alsdann werde man nichts mehr von Rußland zu beorgen haben, welches durch die Internationale unterwühlt sein wird. Da in werde es Preußen sein, welches Fortschritt, Civilisation und Freiheit allen Völkern Europa's bringen wird. Deshalb müssen wir jetzt mit Vorsicht und Mäßigung vorgehen und in die preußische Politik alles Vertrauen setzen“ * Wien, 3. Otbr. Ein treffendes Urtheil über den moderne Staattheorie hat gelegentlich der Generalversammlung des oberösterreichischen Volksvereine am 29. v. M. Msgr. Greuter aus Tirol gegeben. Er sagte: „An die Stelle Gottes wurde eine Fiction gesetzt: der allgemeine Menschenwille. Nun giebt es aber eben keinen allgemeinen Menschenwillen, weil es keinen Generalmenschen giebt, der consequent auch einen Generalkopf haben müßte. Weil aber da die Täuschung gar zu klar am Tage liegt, so hat man an Stelle des Generalmenschen den Staat gesetzt; jener Staat, der, wie der preußische Hofphilosoph sich ausdrückt, der präsente Gottist. Diesen Staat hat als den präsenten Gott aller Verpflichtungen Anderen gegenüber enthoben, nur Einen Dieast, Eine Verpflichtung hat man ihm noch gelassen: er muß vor den Palästen der Reichen Potizeidienste thun, vor den Schwindelkassen Wache stehen und den modernen Diebstahl mit seinem Schilde decken.(Stürmischen Beifall) Aber ich frage: Was ist das für ein Gott, der bloß Gensdarmendienste leistet und sich vor einen Liberalene fürchtet?(Greßer Beifall.)" In sehr treffender Weise bespricht das Wiener„Vaterland“ heute abermals die für Oesterreich hochverrätherischen Bestrebungen der österreichischen„Liberalen“. Wir entnehmen dem Artikel folgende Stelle: „Im=Reichserath, in den Landtagen, in edeutschen Vereinen“ in den, in preußischem Solde stehenden, großen und kleineren österreichischen Judenblättern, selbst in solchen= deren Unterstützung man nicht entbehren kann, in deutsch=eliberalen= Wahl eden— mit einem Worte, wo es nur immer möglich war, wurde seit acht Jahren das=Deutschthume verhimmelt, die Zusammengehörigkeit= betont, die Absendung von Sympathietelegrammen gewisser Vereine an Bismarck und Kaiser Wilhelm, die Verbreitung von preußischen Agitationsbüchlein und Schreibheften nicht gehindert,(erst post festum wurde eine Razzig auf diese gemacht) ja die immer wiederkehrende Erklärung wurde stereotyp, das deutsch==liberalee Element müsse die Herrschaft in Cisleithanien haben Alles dies fördert die vaterlandslose Arbeit für die=Zusammengehörigkeit= mit dem=deutschen Mutterland=. Diese saubere Phrase konnte man lesen und hören. Wir suchten einst in Graz eine Büste unsers Kaisers und Herr zu kaufen. Umsonst— in allen Läden hatte man wohl die Büsten Bismarck und Kaiser Wilhelms— jene unseres angestammten Herrsches fanden wir in keinem einzigen! Also seit Jahren in allen Schichten Pflege der Deutschthümelei— was Wunder, daß das schmähliche, infame Getriebe bei Gelegenheit des deutschen Propagandafestes zu einem eben so strafwürdigen als eckelhaften Ausbruche gelangte.“ * Paris, 6. October. Die spanische Regierung hat, wie der Moniteur“ meldet, die Reclamationen der französischen Behörden wegen Verfolgungen, welche französische Fahrzeuge in französischen Gewässern Seitens spanischer Küstenwachen zu erleiden gehabt, als unbegründet anerkannt, und es steht zu erwarten, daß Spanien auch die Beschwerde der französischen Regierung in Betreff der auf Cuba erfolgten Ermordung des französischen Unterthanen Reygoudeau als gerechtfertigt erachten werde.— Es wird bestätigt, daß die Kaiserin von Oesterreich während ihres Aufenthalts in Paris der Marschallin Mac Mahon im Auftrage des Kaisers Franz Josef die Insignien des Sternkreuz=Ordens überreicht hat. Der Präsident der Republik hat aus diesem Anlaß ein eigenhändiges Dankschreiben an den österreichischen Kaiser gerichtet. Holland. Haag. 6. Oct. Gutem Vernehmen nach haben sich bei den Verhandlungen zwischen der holländischen Regierung und der von Venezuela Schwierigkeiten herausgestellt, da die letztere nicht geneigt ist, auf die Forderung der ersteren, die Häfen von Venezuela den Holländern zu öffnen, einzugehen. Der holländische Geschäftsträger in Venezuela hat am heutigen Tage der dortigen Regierung eine Depesche der seinigen in dieser Angelegenheit überreicht. Dänemark. Kopenhagen, 6. October. Die aus 52 Mitgliedern bestehende vereinigte Linke des Volksthings hat gestern ein Manifest an die Wähler erlassen, worin gegen das Ministerium, das den Reichstag ohne das Budget vorzulegen vertagt habe, das Mißtrauen der Partei ausgesprochen und zugleich erklärt wird, die frühere Majorität der Linken sei nunmehr wieder unter einer gemeinschaftlichen Fahne vereinigt. Aufstand in Südost=Europa. Die Wiener„Montags=Revue“ begleitet den Erlaß des Sultane mit folgenden Bemerkungen: 14073 „Daß man in Konstantmnopel sich diesmal ernsthaft mit dem Gedaus. beschäftigt, wenigstens die dringendsten Uebelstände abzustellen und. unabweisbarsten Beschwerden gerecht zu werden, wird durch die eben ei# getroffenen Nachrichten neuerdings bestätigt: Die kaiserliche Jrade 2. October muß als der erste und allem Anscheine nach sehr bedeutunge, volle Schritt zur Verwirklichung dieser Absichten betrachtet werden. Beita, lich vieler vielleicht der wesentlichsten Beschwerden bewegt sich das Maniseg allerdings noch auf dem Boden der Verheißungen. Aber man wird zuge, ben müssen, daß die Pforte damit auch ziemlich erschöpfend die Punkle#zeichnet hat, die billigerweise für eine Reform in Aussicht genommen werden können, und jedenfalls hat sie sich auch zu vielleicht umfassenderen vasitiven Zugeständnissen herbeigelassen, als jetzt, noch im Augenblicke dee Kampfes, erwartet werden konnte. Daß die Insurgenten das Entgegenkommen der Pforte nicht leicht einsach von der Hand weisen können, ohne des moralischen Appuis der Mächte verlustig zu gehen, daß das Mindeste was von ihnen erwartet werden muß, das Eintreten in die von der Pforte angebotenen Verhandlungen ist, bedarf wohl keiner näheren Ausführung, Wien, 4. October. Das Belgrader Telegramm, welches jüngst die Einberufung der sämmtlichen Milizen meldete und hinterher dementirt wurde, hat seine eigene Geschichte. Die Skupschtina hat nämlich, wie sich nun herausstellt, in der That einen solchen Beschluß gefaßt und, wie fach vermuthet wird, nicht gerade gegen den Willen Ristics. Als es sich jedoch darum handelte, diesem Beschlusse die fürstliche Sanction zu verschaffen, weigerte sich Fürst Milan Angesichts der ihm bekannten Stimmung der Cabinette hiergegen aus Leibeskräften. Seinem Premier blieb nur nichts Anderes übrig, als dem Fürsten zu rathen, die Skupschting nach Belgrad zu verlegen, damit es möglich sei, fortwährend die Fühlung sowohl mit dem Fürsten als mit den Vertretern der Mächte aufrecht uu halten. Dies geschah denn auch. Jenes Telegramm aber hatte ein voreiliger Berichterstatter, die Sanction des Fürsten präsumirend, in die Weut hinausgeschickt. Die Wiener„Presse“ bemerkt über den Ministerwechsel in Constantinopel und Belgrad: Beinahe gleichzeitig trifft heute die Nachricht von einem theilweisen Ministerwechsel in Constantinopel und dem Rücktritte des serbischen Cabinets ein. Hussein Avni Pascha, der in dem Cabinet der Großvezire das Portefeuille des Krieges erhalten hatte, wurde seines Amtes enthoben. Die übereinstimmende Deutung, welche dieses Ereigniß enthält. spitzt sich dahin zu, daß Hussein Aoni Pascha noch weit mehr als sein Chef Mahmud Pascha die alttürkischen Ideen vertreten habe und, jeder Resorm. jeder weitergehenden Concession an die Rajahs widerstrebend, einzig und allein mit Hülfe der Waffen die Autorität der Regierung habe wiederherstellen wollen. Er soll der Träger der Idee gewesen sein: die Pforte haße in Serbien und Montenegro den eigentlichen Heerd des Aufstandes zu suchen und dort gewaltsam zu ersticken,— ein Gedanke, den der zwar ebenfallz nicht sehr reformfreundliche, aber um so mehr staatskluge Mahmud Pascha in keiner Weise billigen konnte. Man wird wohl nicht irre gehen, wenn man neben diesen rein politischen auch persönliche Motive als Ursache der Entlassung Hussein Avni Pascha's gelten läßt und binnen Kurzem noc weitere Aenderungen im türkischen Ministerium erwartet. Seine Zusammensetzung war niche gleichartig genug, um irgend welche Dauer zu versprechen. Fünf ehemalige Großvezire nebeneinander: das mußte zu Rivalitäten und Reibungen führen, sobald die allererste Noth und Gefahr vorüber war. Ferner wird telegraphirt aus Prag, 4. October: Die„Narodni List' entnimmt einem Privatbriefe aus Banjaluka:„Viele Kaufleute flüchteten sich nach Oesterreich. Einer derselben kehrte zurück, nachdem er von der türkischen Behörden zwei Schonung und Frieden zusichernde Zuschriften erhalten; allein bei Anbruch des Abends wurde sein Haus vom mohamedanischen Pöbel in Brand gesteckt und er mit seiner ganzen Familie von 17 Personen verbrannt.“ In Belgrad ist das Cabinet Ristics=Grucis als ein Opfer seiner zweideutigen Politik gefallen. Mit der Verlegung der Skupschtina nac Belgrad und dem entschieden friedlichen Auftreten des Fürsten ihr gegenüber war der doppelsinnigen Haltung des bisherigen Ministeriums der Boden:r den Füßen weggezogen. Die Erbschaft wird wahrscheinlich in entschieden riedliches und den gemäßigt conservativen Elementen entnommenes Cabinet antreten. Der„Deutschen Zeitung" telegraphirt man aus Belgrad, 4. Octoder: Unmittelbar nach der Wiedereröffnung der Skupschtina wird der Nusschaß für die Legislative über den Antrag Tersibaschic's, den früheren MiniserPräsidenten zur Verantwortung zu ziehen, Bericht erstatten. Es ist unzweifelhaft, daß die Mehrheit der Skupschtina für den Antrag stimmen wird. Konstantinopel, 5. October. Von amtlicher Seite wird die Nachricht, wonach die Pforte die militärische Besetzung der bisher zwischen der Türkei und Serbien streitigen Insel im Dreinaflusse angeordnet haben sollte, als unbegründet bezeichnet. Die Pforte habe vielmehr, um die gegenwärtige politische Lage nicht schwieriger zu gestalten, gegen die Besetzung der Insel seitens Serdiens nur durch die Erklärung protestirt, deß die türkische Regierung sich bezüglich des Besitzes der Insel alle ihre Recte vorbehalte.— Der Statthalter von Bosnien hat unter dem 3. d. an die Regierung die telegraphische Meldung gelangen lassen,.ß die zur Vapioviantirung der in Duga und Nikschic belagerten türkischen Truppen an 23. v. M. nach Nikschic dirigirte Division von 6 Bataillonen unterwigt von den Insurgenten angegriffen worden sei. Die Insurgenten seien ind## nach vierstündigem Kampfe vollständig geschlagen worden. Nachdem i# türkischen Truppen alsdann das Blockhaus von Krstac genommen hätttr, seien sie am 25. v. M. in Nikschic eingetroffen und von dort nach Gaczte zurückgekeh:t. Chevket Pascha ist mit 3 Bataillonen und Ali Pascha 4 Bataillonen nach Trebinje dirigirt worden, um die Straße von Trebu#t nach Ragusa frei zu machen. „Culturkampf=. * Berlin, 6. October. Der Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten erkannte in seiner heutigen Sitzung, an der unter Vorsitz des Wirkl. Geh. Raths Heinneccius die Obertribunals= räthe Eggeling, Schelling, Düpenbrogk, Günter, die Herren Professor Döve, v. Forckenbeck und Kannegießer theilnahmen, den Hochwürdigsten Herrn Fürstbischof Dr. auf Absetzung vom Amte. Der Angeklagte war nicht er schienen, hatte aber am 30. September eine Vertheidigungs. schrift eingereicht.— Herr v. Forckenbeck, Oberbürgermeister von Breslau und auch Katholik, war extra zu diesem Zweck nach Berlin gereist. [Der Hochwürdigste Herr Fürstbischof ist nun der dritte staatlich„abge setzte" Diöcesanbischof in Preußen. Die beiden vorher betroffenen Bischöft sind der Cardinal Erzbischof Miccieslaus Graf Ledochowski von Posen Gnesen und Bischof Conrad Martin von Paderborn.] * Bonn, 7. October. Gegenüber den auch unseren Lesern bekanntes Behauptung der„Bonner Ztg.“ bezüglich der Abwesenheit des hochw. Herte Erzbischofes beim Empfange des Kronprinzen in Köln constatirt die Kölz. Volkszig., daß der hochw. Herr Erzbischof erst dann eine Anfrage in de oben beregten Angelegenheit an das Hofmarschall=Amt zu Berlin richtete, nachdem ihm durch den Regierungs=Präsidenten schriftlich mitgetheilt wol den war, es sei von Berlin aus befohlen worden, daß die ehörden" zum Empfange des Kronprinzen am Bahnhofe erschein wüche„ Ju 2422 * Köln, 6. Oct. Den armen Schwestern vom hi. Francin#., das Mägdehaus in der Streitzeuggasse haben, ist bis zum 1. Novem! Kustand geoecben worden. sc6raißt mor. 38 * Bergheim, 5. Oct. Der„Köln=Bergh.=Ztg. schreit man..## Folge eines Gesuches der hiesigen Armenverwaltung, der die Sorge für aus dem Kloster zu entlassenden Waisenkinder zufällt, ist dieser Tage Vorsteherin des Klosters eröffnet worden, daß der Termin, in welchem Kinder zu entlassen wären, um zwei Monate verlängert sei.. 95 * Büsdorf, 4. Oct. Gestern und vorgestern weilte, laut ver Bergh.=Ztg.“, der hochwürdigste Herr Erzbischof in der hiesigen, durch Sperrung unseres Herrn Pfarrers(als Succursalpfarrer) verwaistel meinde, um den seit längerer Zeit ausgefallenen Gottesdienst zu haltteWie groß auch die Freude unserer Gemeinde war, des Gefühles des Schmeig und der Wehmuth konnte sie sich im Hinblick auf ihre trostlose Lagt E Rheydt bei.Gladbach, 3. Oet. Die katholische betheiligte sich heute wiederum recht zahlreich an dem Opfergange Altar, durch welchen den hiesigen katholischen Seelsorgern ihr vom S gesperrtes Gehalt ersetzt werden soll. Gott lohne die Bishgg, ar#### lichkeit des katholischen Volkes an seine Priester, welches selbst vie## Oser nicht scheut!. ,4, Franisent, wurdke 90 * Essen, 5. Oct. Gestern, am Feste des heu. Fraug: I. Hasfszta. Franziscanerinnen von der Behörde die Mittheilung, wie die„Ess. meldet, gemacht, daß sie von jetzt an nicht mehr collectiren dürften,;## wir dieses Verbot der vielen Armen und Kranken wegen begtoztzggeßen### dort bisheran, und in letzter Zeit besonders zahlreich, Uhr garfen, daß hielten, so glauben wir doch die Ueberzeugung aussprechen##### iu# dafür sorgen werden, daß die Schwestern, der Weise der Pflege der armen Kranken widmen, auch in ZuE nicht am Nothwendigen Mangel leiden. 1“ govlenz, 5. Oct. Oeffentliche Blätter bringen folgenden„SteckDer Capucinerpater Peter Rugge, mit dem Klosternamen Gabriel, # u Ehrenbreitstein, gebürtig zu Münster in Westfalen, ist durch ErEcaß der hiesigen Eriminaldeputation vom 8. September c. wegen „derhandlung gegen§ 3 Nro. 1 des Gesetzes vom 13. Mai 1873 zu * Gesängnißstrafe von 3 Monaten verurtheilt worden. Das Erkennt4 rechtskräftig. Condemnat hat sich der Vollstreckung der Strafe durch 12 zlucht entzogen. Indem wir das Signalement beifügen, ersuchen wir #ust, den Rugge(Pater Gabriel) im Betretungsfalle zu verhaften und 2 das Arresthaus zu Coblenz, event. auch an das nächste Gefängniß, in die Strafe verbüßt werden kann, abzuliefern und uns sofort An“ zu machen. Neuwied, 2. October 1875. Königliches Kreisgericht, I. #iung. Signalement. Größe 1 M. 80 Ctm. Haupthaare dunkelblond, Part: Dünner blonder Schnurr= und Kinnbart. Nase breit. Mund Söhnlich. Gesicht mager und bleich. Statur mager, stark gebaut. BeUiadere Kennzeichen: Geht in etwas gebückter Haltung.“— Wie verlautet, 5 p. Gabriel längst übers Meer und hat das berühmte Urtheil der I. auf dem Neuwieder Gerichte für ewige Zeiten sitzen lassen. eimburg, 2. Oct. Heute feierten wir den 33. Jahrestag der Con„ation unseres Herrn Bischofes, und es sind hochdemselben von verschie„ Seiten verschiedene Gratulationen zugegangen. An demselben Tage der Executor sich im bischöflichen Hause ein, um, wie die„Köln. gattzig, meldet, für 200 Thlr. Executivstrafen, welche der Oberpräsident bessen=Nassau wegen Nichtbesetzung der vacanten Pfarreien Johannisug und Hainigen gegen den Herrn Bischof verfügt hatte, Werthobjecte pfänden. Die gepfändeten sechs Oelgemälde(Portraits) sind aber nicht gaenthum des Oberhirten, sondern des bischöflichen Stuhles, wie dem geeutor auch bemerkt worden war. Einen weiteren Beitrag zur Erhöung der Feststimmung brachte die an den Herrn Bischof gerichtete Auffor##ung, eine weitere Strafe von 300 Mark wegen Nichtbesetzung der Pfarn Werschau zu zahlen. Es fehlte nur noch, daß das Oberpräsidialschrei#n, welches die bereits angedrohte Strafe von 800 Mark wegen Nichtbegung der Pfarreien Johannisberg und Haintgen festsetzen wird, ebenfalls gite eingetroffen wäre. Münster, 5. Oct. In der Residenz des„geräumten“ Capuciner= #osers, welches Privateigenthum des Herrn Erbkämmeres Grafen v. Galen z war die Kapelle Tages über geöffnet und wurde von Andächtigen beauch zum englischen Gruße wurde geläutet. Der Eigenthümer hat unmehr, laut dem„Westf. Merkur“, am 2. d. M. vom Oberbürgermeister blaende Verfügung erhalten:„In Folgeß des in Absift beiliegenden Lieriptes königl. Regierung wird Ihnen das Offenhalten der betreffenden Lwpelle und das Läuten mit der Glocke bei Vermeidung der sofortigen schließung der Kapelle hiermit untersagt. Der Oberbürgermeister:(gez.) — Dasselbe Blatt hört, daß auch der Kaufmann Jos. Albers, ##nthümer des„geräumten“ Franciscauerklosters, eine solche Verfügung * Pabervorn, 3. Oct. Gestern sind ans dem hiesigen Mutterhause ur Schwestern der christlichen Liebe wieder sechs Schwestern abgereist und war nach Böhmen. In der nächsten Woche wird wieder eine Anzahl stwestern derselben Genossenschaft nach Südamerika(Republik Chile) uswandern. Die Auswandernden werden dort mit offenen Armen em* T u c h e l, 3 0. S e p t. I n v e r g a n g e n e r W o c h e e r s c h i e n d e r L a n d r a t h Dr. Wehr aus Konitz in dem Kloster zu Kl. Byslaw und kündigte den ##iden dort noch weilenden Ordensleuten an, daß sie bis zum 1. October ps Kloster verlassen müßten.— Als künftigen Landrath unseres Kreises unnt man mit ziemlicher Bestimmtheit den Grafen Königsmark auf Kamst.— In 11 Wahlbezirken fanden neulich die Wahlen zum Kreistage sett. Neun davon sind den Katholiken zugefallen.— Für unsere eben#ls vacante Bürgerstelle hat sich schon eine ansehnliche Zahl von BewerEmn ge7ungen. Vermischte Nachrichten. Bonn, 7. October. Als Gemeidevertreter für die Pfarre Dietlichen sind heute gewählt worden die Herrn: Friedrich Banze, Schreinerwister. Mathias Bougartz, Thierarzt. Johann Bungart, Gärtner. Dolph Clemeus, Spezereihändler. Jacob Creutzer, Kaufmann. Johann Juob Dansard, Rentner. M. Dreesen, Kunst= u. Handelsgärtner. Joseph habert Eiler, Notar. Peter Joseph Frings, Gastwirth. Johann Lmmertz, Spezereihändler. Jacob Lütiger, Knopf=Fabrikant. Joseph Rohr, Privatier. Peter Müller, Cigarren=Fabrikant. Peter Ronn, Naurermeister. Peter Odenkirchen, Glaser. Johann Olzem, Steinhauermister. Christian Offermann, Schlosser. Carl Rieth, Leder=Fabrikant. Johann Ruland, Advokat=Anwalt. Carl Schmelz, Kaufmann. Joseph Ehmitz, Oeconom. B. Schugt, Inspector. Franz Joseph Schumacher, keatner. Johann Stirtz, Rendant. Joseph Strecke, Maurermeister. Bühelm Streck, Kaufmann. Heinrich Thoma, Bauunternehmer. Heinrich Beinand, Metzger. Carl Joseph Weinstock, Kaufmann. Johann Zingsin, Rothgerber. Bonn, 7. October. Wie die„Boss. Zig.“ meldet, wird der Prof. e. Schulte in nächster Zeit eine Schrift veröffentlichen,„worin der Nachmis geführt werden soll, daß weder die Concilien noch die Päpste ein zur Aufstellung des Cölibat=Gesetzes gehabt, und daß durch dieses besetz die katholische Kirche wesentlich geschädigt worden sei.“ Bonn, 7. Oct. Die Einlösungspflicht der Görlitzer Notenendigt mn 1. Decemper c. Die Gothaer Prioatbank zieht, wie bereits gemldet, bis zum 21. December alle ihre auf Thaler lautenden Noten ein. Bonn, 6. Oct. Die Bonn. Ztg.“ theilt mit, das der„katholische(sic!) kutechismus, herausgegeben im Auftrage der altkatholischen Synode“, jetzt i P. Neusser'schen Verlage dahier erschienen ist. Das größere Religions##ndduch befindet sich unter der Presse; auch der Druck des Berichtes über n zweite Unionsconferenz hat begonnen.— Nächst den Coursen der Actien Arfte kein Preis so wandelbar sein, als die Gebührentaxe für Telegramme uch Amerika. Während dieselbe vor Kurzem derart ermäßigt wurde, daß in Telegramm von zehn Worten nach New=York nur 14 Mark 40 Pfg. bsete, haben sich die Kabelgesellschaften, wahrscheinlich in Folge lebhaften Undrangs der Depeschen kürzlich wieder veranlaßt gefunden, die Kabeltaxe für ein Wort nach New=York auf 4., und dem entsprechend nach den enderen Staaten, zu erhöhen. Sinzig, 1. Oct. Die Früh=Burgunder wurden hier am Mittwoch elesen und mit 1 Sgr. und 13 bis 15 Pf. per Pfund bezahlt. 5 Unkel, 5. Oct. In der hiesigen Gemarkung findet die Weinlese in angen Districten am Montag den 11., in den übrigen Dienstag den 12. Ccober statt. Die außerordentlich günstige Witterung in der zweiten hülfte August sowie im September lassen mit Recht eine Crescenz erwarin, die der vorigjährigen mindestens ebenbürtig an die Seite gestellt werin kann. Nach dem Urtheile Sachverständiger dürfte dieselbe die letzten Jhrgänge sogar übertreffen. Neben so vorzüglicher Qualität können unin Winzer auch mit dem diesjährigen Traubenquantum völlig zufrieden in, und darf daher das Jahr 1875 für unsere Gegend als ein recht gündus bezeichnet werden. Ratheim, 4. Octbr. Verschiedene Blätter brachten dieser Tage die bniz, der hiesige Pfarrer und Desinitor, Hr. Drouven, habe sich zur Abtide einer Erklärung verstanden, wonach die Gehaltssperre gegen ihn auftoben worden sei. Der„Gladbacher Volkszig. wird diese Angabe als unbegründet bezeichnet. " Frankfurt, 5. Octbr. Der hiesige„Anzeiger“ meldet:„In der eutersuchungssache gegen den Redacteur der„Frankfurter Zeitung“, Herrn #enh, wegen Beleidigung des Landraths Frhrn. v. Frentz in Nr. 315 der stankf. Zig.“ hat das königl. Obertribunal am 16. September d. J. eine n die Presse sehr wichtige Entscheidung getroffen. Hörth war von der etafkammer und der Berufungskammer freigesprochen worden unter der erstellung, daß in dem Artikel dem Landrath v. Frentz Mißbrauch des abtes und Willkür vorgeworfen werde, dieser Vorwurf auch wieder besseres Asten gemacht worden sei, daß aber nach Zusammenhang und Sinn des „ilels die bezüglichen Behauptungen nicht als eigene Behauptungen des Erfassers anzusehen seien. Das Urtheil des Obertribunals führt nun Mit dieser Feststellung erweise sich aber die(von der OberstaatsanAltschaft) aufgestellte Rüge der Gesetzverletzung ohne Weiteres als begrün* da der§ 186 beziehungsweise 187 des Strafgesetzbuches auch denUlinigen mit Strafe bedrohe, welcher herabwürdigende ThatAn verbreite, ohne zugleich das Erforderniß aufzustellen, daß derEg, welcher solche Thatsachen verbreite, die bezüglichen beleidigenden BeAtungen sich aneigne und als die seinigen hinstelle. Die Sache ist zur Amaligen Verhandlung an das k. Appellationsgericht zu Wiesbaden verEn worden. Gelsenkirchen, 4. Oct. In der famosen Attest=Angelegenheit hat 5 Dr. Hüppe fast umgehend vom Cultusministerium den Bescheid erdch:„daß dessen Vorstellung mittels Marginal=Verfügung vom 1. Oet. :„ die kgl. Regierung zu Arnsberg zur weiteren Veranlassung gesandt 2. Oct. Sämmtliche in den Vorversammlungen vorgeschlagene wurden einstimmig gewählt(zwei oder drei Stimmzettel waren Die Gewählten sind sammt und sonders ächte schwarze Kathotänden wir getrost die Leitung der Geschäfte überlassen 3. Oetbr. Ein Act, der von großer, leider nicht mehr sel* heit zeugt, kam hier in einer der letzten Nächte zur Ausführung. Glech und Postexpedient Wisselmann hierselbst besitzt in seinem Garten Frachtvolle Esche von seltener Stärke, unter deren schattigen Zweigen Samer wohl 20—30 Bäste bequem sitzen konnten. In einer der letzten Nächte wurde dieser Prachtbaum, die Freude seines Besitzers, von boshafter Hand angebohrt und durch eine Dynamitpatrone zerschmeitert. Der Krach, welchen die Explosion hervorbrachte, war so groß, daß fast alle Nachbaren erwachten. * Linden, 2. Oct. Auch hier sind wir mit den Wahlen fertig. Wir brauchen nicht zu bemerken, daß Kirchenvorstand und Repräsentanten alle treue Katholiken sind, da von einem kirchlichen Liberalismus hier keine Rede sein kann. Deshalb ist auch von Seite unseres Herrn Pastors in keiner Weise auf die Wahl eingewirkt worden, er konnte die Gemeinde ruhig wählen lassen. * L i p p s t a d t, 1. O c t. V o n u n g e f ä h r 7 1 0 S t i m m b e r e c h t i g t e n w ä h l t e n gestern Vormittag zum Kirchenvorstande 450 Mann, und zwar 441 ultramontane; Nachmittags zur Gemeindevertretung wählten 395 Mann, und zwar 389 resp. 395 ultramontane. * Soest, 5. Oct. Heute fand hier die durch das neue Gesetz vorgeschriebene Wahl des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung in der St. Patrocli= Propsteigemeinde statt. Da sich die Liberalen und Staatskatholiken nicht betheiligten, so fiel die Wahl ganz schwarz aus; fast einstimmig wurden 10 Kirchenvorsteher und 30 Gemeindevertreter gewählt. Man hatte zwar alles Mögliche geleistet, um vor der Wahl den Samen der Zwietracht unter die Wahlberechtigten zu streuen, indeß umsonst. * Medebach(Kr. Brilon), 4. Octbr. Auch hier ist die Wahl des neuen Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung vollzogen. Dieselbe ist, laut dem„Westf. Volksblatt“, ganz im katholischen Sinne ausgefallen. * Pr. Holland, 6. Oct. Bei der heute stattgehabten Neuwahl eines Abgeordneten für den Landtag für den Wahlkreis Pr. Holland=Mohrungen erhielt der Candidat der Fortschrittspartei, Andohr, 141 Stimmen, der Candidat der conservativen Partei, Muntau, 132 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.„„ I feste m * München, 4. Oet. Zur Eroffnung des Ocloversestes am gestrigen Sonntage hat der Himmel sich sehr gnädig gezeigt. Die riesige Menschenmenge auf der im reichen Flaggenschmucke prangenden Festwiese, auf welcher sich seit den ersten Mittagstunden ein ununterbrochener Strom von Festgästen ergoß, hat nach zuverläßiger Schätzung ca. 70,000 Menschen betragen. Gegen das Vorjahr ist die Betheiligung heuer sonach zurückgeblieben. Man vermißte den Glanz und die reichen Uniformen des Hofes. Das Getümmel und Gedränge der kolossalen Menschenansammlung, in welcher man alle Dialekte Bayerns hören konnte, ließ indeß auf den Grad der Festfreude nur einen günstigen Schluß ziehen Das einfache Königszelt zog wie sonst die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich; in demselben hatten sich kurz vor 2 Uhr Nachmittags der k. Staatsminister des Innern v. Pfeufer der Ministerialdirektor von Wolfganger, Landesthierarzt Probstmaier, der k. Polizeidirektor Frhr. v. Feilitzsch, dee beiden Bürgermeister der Stadt München, Dr. Erhardt und Dr. Wiedenmayer, Magistratsräthe, und die Herren vom landwirthschaftlichen Centralkomité eingefunden. Um 2 Uhr begann, während die sämmtlichen Musikkorps der Garnifon unter Direktion des Obermusikmeisters Hünn spielten, die Vorführung der Preisthiere. Pferde edler Zucht, Stiere, Ochsen und Kühe von der Ebene und den Alpen, wahre Prachtstücke folgten einander in großer Anzahl. Staatsminister von Pfeufer vertheilte die Preise, wobei er an jeden der Preisträger freundliche Worte richtete. Ein schwerer Stier hatte bei der Vorführung noch übel Lust, mit seiner blumenbekränzten Stirne den Herrn Minister zu attaquiren, entschloß sich aber in Folge wuchtiger Einrede mit dem Stock noch im letzten Moment zur Umkehr, richt ohne die nächststehenden Polizei=Beamten zu einigen großen Seiten=Sprüngen veranlaßt zu haben. Nach Beendigung der Preisevertheilung rückten von der andern Seite mit fünf berittenen Trompetern in altdeutscher Tracht an der Spitze die in mittelalterlicher Tracht gekleideten 87 Knaben heran, welche die in silbernen Pokalen und prachtvollen Fahnen bestehenden Preise trugen. Dieselben nahmen im Königszelte Aufstellung. Nachdem die Rennmeister den Staatsminister Pfeufer ehrerbietig gegrüßt hatten, wurden die zum Pferderennen bestimmten 19 Pferde nach ihrer Loosnummer vorüber und um die Rennbahn geführt. Schlag 3 Uhr ging alsdann das Sprungrennen vor sich. Wie immer begleitete das Publikum die Renner mit jauchzenden Zurufen und Halloh's. Die Bahn wurde viermal umritten. Der erste Preisträger wurde mit stürmischem Beifall empfangen. Nach Beendigung des Rennens veabschiedeten sich der Staatsminister von Pfeufer und die Beamten. Das Volk strömte darauf zum Glückshafen und den Bierbuden, wo es sich den bescheidenen Genüssen bis spät am Abend hingab. Der Liter Bier kostete allenthalben 12 kr., was den Landleuten noch weniger behagen wollte, als die schlechte Qualität des Stoffes. Unordnungen und Störungen sind nicht vorgekommen.— Von den 45 Candidaten, welche in München zur Prüfung für den Einjährigen=Freiwilligendienst zugelassen waren, sind nicht weniger als 33 durchosfa en.„.2 t 8. * München, 6. Oct. Die Geschworenen haben gestern Rucgt ven Redacteur des Münchener„Vaterland“, Herrn Dr. jur. Sigl, von der Anklage wegen Beleidigung des Reichskanzlers freigesprochen. Telegraphische Depeschen. * Darmstadt, 6. Oct. Die Kammer wählte heute unter dem Vorsitz der Alterspräsidenten Herrn Mathy zu ihrem ersten Präsidenten Herrn Obergerichtsrath Görz mit 34 Stimmen 42 Abstimmenden, zum zweiten Präsidenten Herrn Hofgerichtsadvocat Dr. Weber von Offenbach gleichfalls mit 34 Stimmen; zu Secretairen wurde Freiher von Wedekind(Darmstadt) mit 37 Stimmen und Herr Heinserling mis 36 Stimmen erwählt Morgen früh 11 Uhr findet die feierliche Eröffnung des 22. Landtages statt; Nachmittags 3 Uhr wird die zweite Kammer zur Wahl der Ausschüsse zusammentreten. * Genf, 6. Oct. Die hiesige Regierung hat 40 Gensdarmen nuch Bernex abgeschickt, wo anläßlich der Inventarifirung des Kirchengutes gestern feindselige Demonstrationen stattgefunden daven.„„„„„„ E. * Madrid, 6. October. Die Carlisten in Catalonien haben die von ihnen festgenommenen Franzosen wieder auf freien Fuß * New=York, 6. Oct. Man befürchtet in Friarspoint(Missisippi) den Ausbruch von Conflicten zwischen den Negern und der weißen Bevölkerung. Die Frauen und Kinder haben bereits die Stadt verlassen; die Weißen haben sich vereinigt. Berlin. 6. 7. 6. 7 4 1 ½% preuß. Cons. 105,— 105.—, Antwerpener.... 67,90 67,90 3½% Präm=Anl. 131,— 131,—, Bonifacius.... 69,50 68.25 3 ½% Pr. Stsschld. 91,60 91,60 Cemrum 46,— 46.— Köln=Mindener.. 92,10 91,75 Sieg=Rhein. 6% 50,25 52.25 Kheinische..... 109,20 108.75 Oesterr. Silberrente 66,30 66 60 Bergisch=Märkische. 79.—, 78,75 Oesterr.=Fram. 501— 497,50 Schaaffhausen... 79,—, 75,75 Lom#ard. Bahn.. 191 50 188.— Darmsädter... 123.30 123.75 Osterr. Credu.. 371.— 367.— Disc.=Commandit 149.25 147.60 Handel und Verkehr. * Berlin, 6. Oct. Die Hoffnung, daß die am 1. October dem Geldmarkt entzogenen Mittel in den nächsten Tagen an die Börse zurückgelangen werde, mußte zur Aufbesserung der matten Stimmung herhalten. Ob diese Hoffnung sich trügerisch zeigen wird, werden die nächsten Tage lehren. Auf dem Eisenbahn=Actienmarkt sind unter den inländischen Devisen folgende annähernde Coursveränderungen zu notiren: Rheinische.70, Bergische.75, Mainzer.50, Steteiner 1, Potsdamer 1, Leipziger.40, Märkisch=Posener .50, Oberschlesische.30 pCt. besser, Anhalter.65, Hamburger.25, Görlitzer.50, Hannover=Altenbekener.51, II. Emission und Freiburger .25 pEt. schlechter als gestern. Bank=Actien nominell. Industriepapiere schwankend.— Ob die Regierung einen hinlänglichen Vorrath an Barren angesammelt hat, um die nöthigen Goldprägungen bis zum 1. Jan 1876 vornehmen zu können, darüber ist ein beruhigender Nachweis an die Oeffentlichteit noch nicht gelangt. Köln, 6. Octbr.(Notirungen der Handelsmakler.) Wetter: schön. Rüböl matter, per 100 Pfd. mit Faß in Eisenb. ess. in Pari een von 100 Ctr Nm. 3280.„ Weizen fester, ohne Sack per 200 Pfd. hiesiger(meorigster Preis, ess. Rm 20.00—21.50., fremder 20.00—21.50 B.(Lieferungsqual. à 75 pv. ven 50 Süen.)„„ Roggen fester, ohne Sack hiesiger per 200 Pfo.(niebriczster Preis ess. dies. Rm. 15.00—16.00., fremder 15.00—16.00 B.(Lieferungsqual. d 69 Pfd per 50.) Hafer fester, per 200 Pfd. ohne Sack Nm. 16.80 B Köln, 6. Oct.(Notirungen der Productenhändler.) Weizen eff. hiesiger 20.00—21.00 Rm., fremder 20.00—21.50 Km Roggen eff. 15.00—16.00 Km. Hafer esf. 17.50—18.50 Rm. Rüböl eff. 32.10 Fn„„„0 20 0. G. (Landmarkt.) Weizen höher bezahlt, M. 19.40—20.0i, Moggen auch besser verkäuflich, 14.75—15.75; Gerste—; Hafer bleibt fest und gern gekauft, 16.50—17.00; bez. nach Qualität pro 200 Pfd. Zufuhren etwa Neutz, 7. Oct. Weizen 1. Qual. M. 21.30, 2. Oual. 19.80, Land roggen 1. Qual. 17.20, 2. Qual. 16.20. Wintergerste 17.50, Sommergerst. —.—, Hafer 17.—, Buchweizen 1. Qual. 16.40, 2. Qual.—.—, Rübse. (Aveel)—.—, Raps—.—, Kartoffeln.—, Roggenstroh.—, Alles per 100 Kilo, heu.— per 50 Kilo. Rüböl per 100 Kilo in Parthien von 100 Crr. M 67.—, Rüböl per 100 Kilo saßweise 69.—, Gereinigte: Cei per 100 Kilo 3 M. höher, Preßkuchen per 100 Kilo 17.50, Weizen=Vorschuß 00 per 100 Kilo 30.—, Branntwein per 100 Liter zu 50%(ohne Makleraeld) M.—.—. Zufuhren ca. 150 Sack. Düsseldorf, 4. Oetbr. Weizen 22,00, Landroggen 21,00 Hafer 18,00 Alles per 100 Kil. Andernach, 5. Octbr. Weizen 10,56, Roggen 8,91, Gerste 9,53 Hafer 8,50, per 50 Kil. Kartoffeln M. 2,20 per 50 Kil. Montabaur, 5. Octbr. Weizen M. 18,63, Korn 13,10, Hafer 7,28, Gerste 10—, per Malter. Kartoffeln 2,40, per Ctr. Mainz, 5. Octbr. Weizen 21,25, Korn 15,60 Gerste„16, Hafer 16,80, Alles per 200 Pjd. Butter per Pfd. 1,5, Eier per Viertel 1,54, Kartoffeln per 100 Psd. 2,—, Kornstroh per 100 Gebund 53.—, Heu per Ctr. 5,00, Mark. Gotha, 2. Octbr. Weizen M. 20,40, Roggen 20,40, Gerste 18,80 Hafer 18.—. Berlin, 6. Octbr. Weizen 200,— M. Roggen 146,—. Rüböl 61,30 Hafer 160,50, M. Alles per 2000 Pfd. Berlin,., Octbr. Viehmarkt. Rindvieh 57 M. per 100 Pfd. Schlachtgewicht. Schweine 60 per 100 Pfd. Schlachtgewicht. Hammel 24,— M. per 45 Pfd. Schlachtgewicht. Posen, 30. Septbr. Roggen 150,— M. Spiritus. Kündigungspreis 53,20. Steitin, 6. Oktbr. Weizen 201,—, Roggen 141,50, Rüböl 57,50 Spiritus 47,60. Breslau, 6. Octbr. Getreidemarkt. Spiritus zer 100 Liter 100% 45,60, Weizen 190,00, Roggen 152,—, Rüböl 49,00. Bremen, 6. Oktbr. Petroleum. Standard white loco 10,80 Mark— ig. bez. Hambur,g, 6. Oktbr. Weizen 203 Br., 1000 Kilo netto 225— Vr. Roggen 1000 Kilo netto 146 Br. Hafer fest. Gerste still. Rüböl loco 63½ per 200 Pfd. Spiritus ruhig per 100 Liter 100% 37, Petroleum ruhig Standard white loco 11,50 Br. Leith, 6. Octbr.] Getreidemarkt. Weizen 27,23, Gerste Erbsen 28, 7, Tons.: Mehl 3385 Sack. Antwerpsen 6. Oktbr. Getceioemarkt. Weizen 281, Roggen 18, Hafer stetig. Gerste ruhig. Petroleum Raffi irtes, Type weiß loco 27½ Paris, 6. Oktbr. Produktenmarkt. Weizen behauptet 27.25,#l 61,50, Rüböl 89,75, Spiritus weichend 46,—. Liverpool, 6. Octbr. Middl. Orleans 7 5/16, middl. amerikanische 6¾4 fair Dhollerah 4“/16, middl. fair Dhollerah 4 3/8, good middl. Dhollerar %, middl. Dhollerah 4% fair Bengal 4½, fair Broach 5½ new sai Oomra 5½ goodfair Oomra 5½, fair Madras 4¾, fair Pernam 7 1/16 fair Smyrna 6¼, fair Egyptian 7¼. Liverpool, 28. Septhr. Weizen—2., rother d. höher Mehl, flaue 6 sh. niedriger. Hull, 5. Oetbr. Getreidemarkt. Englisch, Weizen 2 sh. höher. Die bisherigen commissarischen Kreis=Schulinspectoren, Gymnasiallehrer Dr. Ignaz Joseph Bernhard Küppers in Mülheim a. Rh., Dr. Paul Joseph Brandenberg in Siegburg und Stephan Rinck in Köln, Gymnasial= Oberlehrer Joseph Reinckens in Bonn und Lehrer Dr. Hubert Gerhard Schönen in Euskirchen sind zu Kreis=Schulinspectoren im Regierungsbezirk Köln ernannt; der Gymnasiallehrer Dr. Robert Nieberding zu Neustadt O. S. ist als Oberlehrer an das Gymnasium in Glogau berufen; die Berufung des Lehrers Dr. Joseph Diekmann von der höheren Bürgerschule in Wesel zum Oberlehrer am Eymnasium in Essen ist genehmigt und die Wahl des Progymnasiallehrers Dr. Peter Dötsch in Prüm zum Rector des Progymnasiums in Malmedy ist bestätigt worden. Wasserstanos=Nachrichten. Oberwesel, 6. Oct. Rheinhöhe 9 Fuß 6 Zoll, gef. 4 Zoll. Coblenz, 6. Oct. Rheinhöhe 8 Fuß 6 Zoll, gef. 4 Zoll. Bonn, 7. Oct., Mittags 1 Uhr. Rheinhöhe 8 Fuß 5., gef. 3 8 Witterungsberichte. 5. Oct., 7 U..: Haparanda t2. Moskau 1 2. 6. Oct., 7 U..:„ t 3.„ 1 1. Bonn 1 13 "* 10 Parte=El. Nemiglus. In der Versammlung vom 6. c. bei Nettekoven wurden die vom Wahl=Comité vorgeschlagenen Wahl=Candidaten einstimmig angenommen. Wir wählen demnach Morgens von—12 Uhr, zu Kirchenvorstehern die Herren: Birkhäuser, Jos., Kaufmann. Hofmann, Jos., Weinhändler. Kattenbach, Nic., Kaufmann. Klein, Heribert, Metzgermeister. Lescrinier, Jos., Kaufmann. Nöttgen, Anton, Rentner. Schaaffhausen, Hermann, Dr., Professor. Zartmann, Andreas, Dr., Sanitätsrath. NB. Die Wahlzettel werden nur am Wahllocale überreicht. Das Wahl=Comite. KAUDER BAUDPAUNTG durch über 10,000 Anerkennungen von Fachmännern und genesenen Personen aller Stände ausgezeichnet, u. A. von Ihrer Erlaucht Frau Gräsin zu Sayn Wittgenstein in Berleburg(Westphalen); Sr. Erlaucht Herin Grafen Leiningen Billigheim(Amt Mosbach in Baden); Herrn Oberstlieutenant Hoolboom, Comandant der Kavallerie zu Kampen(Holland); Herrn Armand Ranniger, Kais. Deutscher Konsul in Osborne (Queensland); Herrn Dr. C. Rüst, Sanitäts=Rathin Grabow (Mecklenburg); Herrn Dr. G. A. Gräfe in Chemnitz.— Allein ächt unter Garantie mit nebigem Fabrikstempel à Flasche 1, 1½ und 3 Mark in Bonn und Umgegend bei Rudolph Dohmen, Material= und Farbwaaren=Handlung, Sandkaule 3. Von W. Obermüller's ** ist dieser Tage das 4. Heft erschienen.(Kassel bei Jungklaus.) Dasselbe enthält die Kämpfer Cäsar's gegen die Briten, dann den großen und letzten Freiheitskampf der Gallier gegen denselben, bei welchem der Wallone Ambiorix, der Trierer Indutiomar und der Auvergnate Vereingetorix nach heldenmüthigem Widerstande der römischen Kriegskunst und Hinterlist erlagen. Folgt weiter der Kampf der Hessen in Nord=Frankreich gegen Cäsar, dann der Aufstand der Bataver=Chatten unter Civilis und als Schluß dieses Theiles die Entstehungs=Geschichte der Franken und Blämingen in Belgien. Dev 4. Theil beginnt mit den späteren Kämpfen der Briten und Siluren gegen Rom und der Heldin Bunduica, worauf die Thaten der Hochschotten im 5. Hefte folgen werden. Alles, wie immer, mit genauer Angabe und wörtlichem Abdruck der Quellen, sowohl der römischen, als der bislang fast unbekannt gebliebenen kltischen. (Wien bei Brüder Winter und bei Mayer& Comp.) Preis 15 Sgr. pro Heft. Durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Hübsche Parterrewohnung mit allen Bequemlichkeiten zum 15. Oct. oder 1. Nov. d. J. in der Nähe der Neuen Klinik zu vermiethen. Das Haus Rheindorfer Weg Nro. 10, enthaltend 11 Wohnräume, Vorund Hintergarten zu vermiethen und gleich zu beziehen. Zwei Neubauten vie--vis der Neuen Klinik zu verkaufen oder auch zu vermiethen und zum 15. November oder 1. December d. J. zu beziehen. Alles Nähere beim Eigenthümer Joh. Pet. Kolzem, Rosenstraße 17. Die freundlich gelegenen Nr. 26 und 28 Kölner Chaussee, mit Vor= und Hintergärten, sind zu verkaufen. Bescheid Nr. 26 bei E. G. Brösting. Ein Haus am Breitengrabenwege, 12 Zimmer und 3 Küchen enthaltend, mit allen häuslichen Bequemlichkeiten, Garten 2c., verziehungshalber günstig zu verkaufen durch J. J. Heynen, Kölnstraße 21, Bonn. Verziehungshalber zwei möblirte Zimmer in der Nähe der Münsterkirche zu vermiethen. Näh. d. E. d. Z.(402 Die bis jetzt von F. W. Bendermacher benutzte Wohnung und Schreiner=Werkstelle ist mit oder ohne Möbel und Schreinerwerkzeug zu vermiethen. Näheres Heisterbacherhofstr. 2. 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Inhalt: Von der Ehe.— Von der Vaterschaft und Kindschaft.— Von der Vormundschaft.— Von dem Eigenthum, den persönlichen Servituten, den Grunddienstbarkeiten und dem Nachbarrechte.— Von den Forderungsrechten, insbesondere von den aus Verträgen entspringenden Obligationen, von dem Kaufvertrage, der Cession und dem Tauschvertrage,— von dem Miether und Vermiether, Pächter und Vervächter,— von der Herrschaft und dem Gefinde,— von dem Darlehensvertrage, dem Bevollmächtigungsvertrage, der Bürgschaft, dem Faustpfandvertrage u. s. w.— Von dem Erbrechte.— Von den Schenkungen und Testamenten.— Von den Privilegien und Hypotheken.— Von dem Bergbau, der Jagd und der Fischerei.— Von der Rechtsverfolgung, insbesondere von der Competenz der Friedens=, Gewerbe= und Handelsgerichte, von dem Verfahren vor diesen Gerichten, von den Klagen und Einreden, von der Beweisführung, von der Vollstreckung der Urtheile u. s. w. D. Nebst einer Reihe von Formularen zu Gesuchen und Eingaben aller Art, zu Inventarien, zu Kauf=, Cessions= und Tauschverträgen, zu Mieth=, Pacht= und Verdingungsverträgen, zu Schuldscheinen, Quittungen, Bürgschaften, Vollmachten, eigenhändigen Testamenten. Bordereaux 2c. 2c. Preis 2 Mark 70 Pfg., stark und schön gebunden 3 Mark. Aug. Jos. Tonger, Buchhandlung u. Lehrmittel=Anstalt, Köln, Hof 30—32. Geschäfts=Erbfsnung. dem heutigen Tage eröffne ich Hospitalgasse Nr. 18 eine Colonial-, Materialund Farbwaaren-Handlung und halte mich einem geehrten Vublikum mit der Zusicherung reeller Bedienung bestens empfohlen. Bonn, 1. October 1875. Ludwig Hasenmüller. Ich übertrage mit dem heutigen Tage dem Herrn Hasenmüller, Hospitalgasse Nr. 18, den Detail=Verkauf für Bonn und Umgegend, den ich seither selbst besorgte. Sämmtliche Waaren wird er in derselben Qualität und zu denselben Preisen liefern, wie sie bisher in meinem Magazin abgegeben wurden. Bonn, 1. October 1875. Dr. L. C. Marquart, chemische Fabrik. Auf vorstehende Annonce Bezug nehmend, bitte ich um geneigten Zuspruch und verspreche reelle und prompte Bedienung. Ludwig Hasenmüller. Da in diesen Tagen die neuen Stickereien 2c. für die Weihnachts=Saison eintreffen, werden die von dem vorigen Jahre zu bedeutend herabgesetzten Preisen verkauft bei Frau Müller, Nachfolgerin von Frau Kloubert. Herseler Schützen-Gesellschah. Sonntag den 10. Oct., Nachmittags 3½ Uhr: Scheiben= und Sternen=Schießen. Es ladet höflichst ein der Vorstand. 3..: Klein, Posian Münster-Chor. Donnerstag Abend ½9 Uhr: PROBE im Capitelsaale. Bei Gelegenheit der Thaigriükerer Kaihn. Sonntag den 10. Octoder, von 4 Uhr Nachm. ab: Tanz=Musik im Düsseldorfer Hofe, wozu ergebenst einladet Th. Hermannt. StahteTheater n imn Freitag den 8. Oct. 1875. Abonnement B. Serie I. Vorstellwz?. Das Glas Wasser, Kölner B. Marius Loterie Laus, (Ziehung 20. Oet.) Bonn, Markt 3. Frischer oberländischer Apfeltrant. 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Ein an Knotengicht leidenda## milienvater, dem von Herrn Dr. 6# dingen in Düsseldorf ein dies bescb gendes Zeugniß ausgestellt weidch, bittet seine Nebenmenschen zur Erlitz terung der Noth seiner Famili m eine Unterstützung. Die Exped..5 ist gern bereit, eingehende Gaben u Düsseldorf gelangen zu lossn.— " Für den an Knotengicht laseas Familienvater ist in der ExpedirEin kathol. Pastor vom Lande sucht zum sofortigen Eintritt eine brave und bescheidene Haushälterin in mittleren Jahren. Die Exp. sagt wo. 1409 zu verkaufen von der Buchbinderei M. Foppen in Bonn. Haushälterin. Eine gebildete Person, gesetzten Alters, mit den besten Zeugnissen versehen, die in der feinen Küche, wie im Hauswesen durchaus bewandert ist und mit Kranken umjugehen weiß, sucht Stellung. Frco.=Offerten unter H. R. 537 bes. die Exp. d. Ztg. Zu Ausführungen zweckentsprechender leitungen empfiehlt sich unter mehrjähriger Garantie G. Hittorff. ro. o. Zig. Windmühlenstraße 9, Bonn. Vollenwaaren, Geschäft, eine ers. 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Aüter und Marr gr werden prompt und billigst benz Hierzu eine Beilatt Verantwoticher Redacteur: J..: G. Chardell in Vom.— Verleger P. Hauptmann.— Druck der Hauptmannschen Buchdruckerei(Sirsf Nr. 5) in Vorn, 4. Jahrgang. Nr. 278. Beilage zur Deutschen Reichs=Zeitung. Freitag, 8. October 1875. * Utrecht und Rom. Folgendes Excommunications=Decret vom heil. Vater unterm 25. August, gegen die Jansenisten erlassen, theilen wir nachfolgend in einer Ubersetzung mit: * P a p s t P i u s I X. S e i n e n e h r w ü r d i g e n B r ü d e r n A n d r e a s I g n a t i u s, E r z bischof von Utrecht, mit Seinen Suffraganbischöfen und Seinen geliebten Söhnen, den sämmtlichen Katholiken Hollands, Heil und apostolischen Segen Ihr wisset, daß Wir, der Pflicht Unseres höchsten Apostolischen Amtes gemäß, am 31. März d. J. ein Schreiben an Euch gerichtet haben, worin Wir der Wahl des Joh. Heykamp zum sogenannten Erzbischof von Utrecht(welche Wahl durch die sogenannten Stiftsherren von Utrecht vorgenommen war, und welche der Dechant des sogenannten Utrechter Capitels Uns anzuzeigen sich nicht entblödet hatte) kraft Unserer Apostolischen Gewalt als werthlos, ungesetzlich und sacrilegisch bezeichnet, cassirt und annullirt haben und dem genannten Heykamp, unter Strafe der Excommunication, nicht nur jegliche Ausübung bischöflicher Jurisdiction verboten haben, sondern auch verordneten, sowohl ihm selbst, daß er sich Niemanden präsentiren dürfe, um g ählt zu werden, als auch den sogenannten Bischöfen seiner Partei und uen anderen Erzbischöfen und Bischöfen, daß sie sich nicht unterfangen sollten, dem in ungültiger Weise Erwählten die Weihe zu ertheilen.— Aber die unseligen Anhänger des Schismas und der Irrthümer des Jansenius haben, ohne im Mindesten den göttlichen Zorn, den sie auf ihr Haupt herabrufen, zu fürchten, die eine Sünde zur andern, nämlich die Weihe zur Wahl gefügt, und diese Weihe hat der genannte Herlaup, welcher jene gottlose Ausegung der Hände empfing, in einem breiven vom 3. Juni d. J. Uns anzuzeigen gewagt, indem er diesem Apostolischen Stuhle in listiger Weise Unterwürfigkeit heuchelte und zu gleicher Zeit durch diese verabschenungswürdige That und das Verhehlen leiner Vermessenheit, so wie durch das, was er über die Vorrechte dieses Apostolischen Stuhles schreibt, den die ganze Kirche anerkennt und ehrt, den stärksten Beweis seiner verkehrten Gesinnung und seiner Hartnäckigkeit gibt.— Um eine solche Vermessenheit und das daraus hervorgehende Aergerniß zurückzuweisen und die Unserem Amte angemessene Sorgfalt anzuwen: den, damit kein räuberischer Wolf in Schafskleidern sich eindränge, die Heerde des Herrn zu zerstreuen, brauchen Wir die Uns von Gott verliehene Nacht und erklären daher vorerst die Weihe des Joh. Heykamp für unerlaubt, ungültig, sacrilegisch und wider die Befehle des heil. Stuhles, so wie gegen die Bestimmungen der hl. Gesetze vorgenommen, Wir verwerfen und verabscheuen sie; sodann excommuniciren und verurtheilen Wir den genannten sacrilegisch geweihten Joh. Heykamp und mit ihm den Johann Rinkel, den sogenannten Bischof von Haarlem, der die Weihe verrichtet hat, so wie Alle, die dieser verwerflichen That ihre Hülfe verliehen, dazu mitgewirkt und dieselde gutgeheißen haben, und Wir bestimmen, befehlen und erklären, daß sie als von der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen und als Schismatiker betrachtet und ängstlich gemieden werden müssen.— Genannter Joh. Heykamp wisse ferner, daß er, wenn er keine neuen Strafen sich zuziehen will, durchaus sich enthalten muß nicht allein aller jener Verrichtungen, welche zur Jurisdiction gehören, wie Wir in Unserem Schreiben vom 31. März bemerkten, sondern auch, wie Wir jetzt bestimmen, vor Allem was dem Amte eigen ist. So wird es ihm nie gestattet sein, das heil. Chrisma zu weihen, die heiligen Sacramente der Firmung und der Priesterweihe zu ertheilen oder andere Handlungen, welche immer, zu verrichten, die zur bischöflichen Function, welche er in keinerlei Weise rite ausüben kann, in Beziehung stehen.— Indem Wir nun mit Euch, ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, die große Verblendung Jener beweinen, die sich selbst betrügen und in unseliger Weise zum Gespötte machen, ihre Seele immer tiefer in das Verderben, dem sie anheimfielen, stürzend, ermahnen Wir Euch zugleich, mit anhaltendem Gebete Gottes Erbarmen herabzuflehen, daß die Herzen der Widerspenstigen erweicht werden und vor dem Tage des Zornes und des ewigen Elends zur Bußfertigkeit gelangen mögen.— Für Euch aber, die Ihr durch Eure ausgezeichnete Gottesfürchtigkeit und Eure Anhänglichkeit an diesen Apostolischen Stuhl Uns tröstet in der Betrübniß, die wir von der Haisstarrigkeit und Vermessenheit der Widerspenstigen erleiden, für Euch flehen Wir im feurigsten Gebete die Fülle der himmlischen Gnaden hernieder, und zum Unterpfand Unseres besonderen Wohlwollens und der Gunst des Höchsten ertheilen Wir Euch mit der größten Liebe und von ganzem Herzen den Apostolischen Segen. Gegeben zu Rom bei St. Peter am 25. August 1875, im 30. Jahre Unseres Pontificates. Papst Pius IX. Deutschland. = Aus Baden, 6. Oct. Pfarrer Wittmann in Todteau ist zum sogenannten Altkatholizismus übergegangen und soll bestimmt sein, die Kirchengemeinschaft des altkatholischen Bürgermeisters Richter in Kappel a. Rhein zu pastoriren. Damit wäre den Altkatholiken in Kappel einigermaßen geholfen, da sie in die Länge ihren Seelsorger doch nicht hätten bezahlen können. bisherige Pfarrer soll 400 Thaler von Dr. Reinkens bezogen haben, wozu noch die Zuschüsse der altkathol. Gemeinde kamen. Auf Grund unseres liberalen Altkatholikengesetzes bleibt nämlich Hr. Wittmann im Genusse des Todteauer Pfründeeinkommens(etwa 3500 Mark jährlich) und kann sich, wenn er will auch noch Miethzins vom Pfarrhaus bezahlen lassen, auch wenn er in Kappel wohnt. Der abgefallene Pfarrer Feig wenigstens läßt sich für das Pfarrhaus in Mahlberg Miethzins bezahlen, ebenso für den Garten. Das Altkatholikengesetz ist in der That für die Pfarrer sehr verlockend; es braucht Einer nur zu erklären, die Unfehlbarkeit bereite ihm unendliche Schmerzen. Dann wird er vom Bischof excommunizirt, erhält aber von der Regierung das Pfründeeinkommen, ob er Etwas thut oder Nichts. Er braucht nicht einmal den Altkatholiken auszuhelfen, er kann so herumlaufen. Es ist ein glänzendes Zeugniß für die badischen Pfarrer, daß sie von dieser einladenden Gelegenheit noch so wenig Gebrauch gemacht haben. Bei all' dem Schlimmen, das der sog. Altkatholizismus mit sich bringt, ist doch auch das Gute nicht S Eine Familienintrigue. Original=Erzählung von*“. (Fortsetzung.) — Die Mutter liebt uns noch, erwiederte sie und fuhr liebkosend mit ihrer Hand über das goldblonde Haar Ella's, die völlig beruhigt jetzt ihr Haupt an Madelon's Brust gelehnt hatte, u. Lelnn. war ei: Jüngsle von uns vier Geschwistern. Schwer genug war es für die gute Mutter, als sie vor einem Jahre nach dem plötzlichen Tode des Vaters allein mit ihren unversorgten Waisen dastand. Bis dahin waren ihr Sorge und Noth fremd gewesen, jetzt aber zog diese in unser erst noch so glückliches Daheim ein. Ich als die Aelteste mußte für die Anderen schaffen und so beschloß ich, gleich so vieler meiner Landsmänninnen, in die Fremde zu ziehen, und der Himmel fügte es so, daß ich bald ein gutes Placement fand. Da es mir an nichts im Hanse Ihrer Frau Schwester gebricht, kann ich fast mein ganzes Gehalt der Mutter schicken, die nun die Brüder nicht zum Erwerb anzuhalten braucht, sondern ihren Schulunterricht fortsetzen lassen kann. Alles ging leidlich gut, der Gedanke, etwas für die Eicemnen zu erwerben, machte mich zufrieden mit meinem Loose, ich eines Tages, es war an demselben Tage, an welchem die Nlachricht Ihres Unfalls kam, einen Brief von der Mutter erRelt, in welchem sie mir schrieb, Jeanne sei lebensgefährlich erkrankt. — Was ich seitdem gelitten, wie schwer mir jetzt die Trennung von den Meinen fiel, kann ich nicht beschreiben, sagte Madelon, den thränenfeuchten Blick senkend, täglich wünschte ich Nachricht zn erhalten, und mußte mich doch oft wochenlang gedulden, bis wieder ein Brief kam. War es bei Tage schon traurig genug, s0 meinte ich doch oft des Nachts es nicht aushalten zu können. Wenn Alles still um mich war und ich nur an meine arme, neine Jeanne denken mußte, die vielleicht im Fieber ächzte und in deren Lager die arme Mutter einsam wachte— da wollte es das Herz brechen. Ihre Stimme zitterte und die Thränen fielen ihr rasch und immer rascher aus den Augen und sanken wie Perlen auf Ella's goldenes Haar. — Arme Madelon! sagte Otto leise, seine Stimme klang so beich, als hätte ein anderer Mensch aus ihm gesprochen. Seit der Kindheit Tagen, seit er an dem Sterbebett seines Vaters Eriniet, hatte er sich nie so im Innersten der Seele bewegt gezu vergessen, das er gegen seinen Willen für die römisch=katholische Kirche im Gefolge hat. In genanntem Dorf Kappel wurde seit vielen Jahren nur antikirchlich gewählt in religiöser Beziehung herrschte— Dank der Wirksamkeit früherer liberaler Pfarrer— die größte Gleichgiltigkeit: entschieden katholische Seelsorger waren fortwährender Verfolgung ausgesetzt. Von 1160 Seelen haben sich 150 losgetrennt von der Kirche und 1020 sind jetzt entsch'e dene Ultramontane, was keine Mission zu Stande gebracht hätte. Den 160 wurde die Kirche sammt ihrem Inhalt eingeräumt, und die Katholiken mußten sich eine Nothkirche bauen, welche am letzten Sonntag eingeweiht worden ist. Während Kappel dazu erkoren war, für die mittlere Landesgegend der Hauptwühlherd der Altkatholiken zu werden, wo Dr. Michelis seine altkatholische Missionsthätigkeit entfalten sollte, ist gerade das Gegentheil eingetreten. In kurzer Zeit war es durch die Gabe der Glaubensgenossen und durch die opferwillige unermüdliche Thätigkeit der Katholiken Kappel's, Pfarrer Koch an der Spitze, möglich geworden, ein Gebäude herzustellen, das dem gottesdienstlichen Bedürfnisse vollständig genügt. Die Nothkirche ist dreischiffig, in Riegelwänden gebaut, hat freilich keinen Thurm, sondern nur einen kleinen Aufsatz, in welchem zwei Glöcklein hangen, die mit hellem und munterem Klang die Römisch=Katholischen zum Gottesdienst rufen. Zweimal wurde am Tage der Kirchweihe gepredigt: Morgens vom Hrn. Convictsdirector Litschgi, Nachmittags von Hrn. Dekan Förderer. Es wurde eine herrliche Prozession durch's Dorf gehalten, an der einige Tausend Menschen Theil nahmen, die bei dem günstigen Wetter massenhaft aus der Nachbarschaft herbeigeströmt waren. Bürgermeister Richter hatte auf diesen Tag den Dr. Michelis aus Freiburg verschrieben; aber die Mehrzahl der Einwohner von Kappel und die herbeigeströmten Katholiken fühlten sich mehr angezogen von der Nothkirche als von dem disputationslustigen Professor. Bekanntlich bestreben sich die Liberalen fortwährend, dem hochw. Bischof Hefele in Rottenburg altkatholische Bestrebungen anzudichten. Dieser Bischof hat dem Pfarrer Koch von Kappel ein freundliches Schreiben mit einer ansehnlichen Gabe für die Nothkirche zugesendet: schon früher hat er dasselbe bei der Einweihung der Nothkirche in Thiengen gethan was die Liberalen so ärgert, daß sie in der „Ldsztg.“schreiben ein„altkatholischer Häfele in Rottenburg" habe sich einen„Jux“ erlaubt, ∆ Aus dem Elsaß, 4. October. Der Jammer ist groß, die antikatholische Presse florirt, und für die katholische ist kein Raum. Von den zwanzig oder dreißig Lokalblättern nicht zu reden, die alle in antikirchlichem Geiste gehalten sind, und dafür von den Steuern der Landeskinder gespeist werden, nennen wir blos drei oder vier größere Blätter, in deren Kreuzfeuer wir stehen, ohne auch nur eine Hand zur Wehre erheben zu können. Die officiöse„Straßb. Ztg.“ ist bekannt, ihre Farbe wie natürlich ganz preußisch; ihr Protestantismus ist zwar nicht orthodox in der Wolle gefärbt, aber doch— den Katholiken gegenüber— als politisches Panier hochgehalten. Sie ist auch lange der Herold der Altkatholiken ob— auf Befehl?— gewesen. Ihr Redacteur Küpper, katholisch getauft und dereinst ultramontan, ist, sagt man, altkatholisch geworden, und es scheint auch dies so zu sein, obschon er 1866, als noch Niemand an eine conciliarische Definition des Unfehlbarkeitsdogmas dachte, bereits in einer Broschüre:„Ist das Unfehlbarkeitsdogma spruchreif? von Dr..“ eine Lanze für die päpstliche Unfehlbarkeit brach und dadurch den„großen" Theologen Michelis so in Harnisch brachte, daß dieser in einer fulminanten Antwortsschrift unter dem Titel: Wer ist der Dr..?" die Dinte seiner ganzen Gottesgelehrtheit aus der Feder ließ. Seit einiger Zeit jedoch ist das religiöse Thema weniger hervorgehoben, wohl wieder auf Befehl, denn solch ein Blatt arbeitet ja nicht selbstständig, und es muß, da Herr Küpper so weit ging, die letzten Döllinger'schen Conferenzen in Bonn zu persiffliren, in höheren Regionen wohl sich die Ansicht geltend gemacht haben, der Altkatholicismus sei wieder ein verfehlter Anlauf gegen die katholische Kirche, deren zähes Leben durch Döllinger, Reinkens und Comp. nicht gefährdet werden kann. Sei es darum wie es wolle, die„Straßb. Ztg.“ ist die verkörperte Anpreisung aller Maigesetze, die eingefleischte Gegner in der katholischen Kirche, die schwatzhafte Base aller schmutzigen Geschichten und verleumderischen Auslassungen, die in der Karlsr. Landesztg.“ und Consorten täglich zu Markte getragen werden. Und erhebt sich hier und da ein Nothschrei gegen das gehässige Gebahren, so ruft dieselbe ganz entrüstet aus: Ihr seid Lügner.(S. Nr. 226.) Folgt das„Elsässer Journal“. Welcher Farbe ist dieses Blatt, das viel gelesen ist, weil eine französirende Färbung dasselbe kennzeichnet? Das Blatt will französisch=republikanisch sein; dessen Grundfarbe ist aber ganz ohne Zweifel der freimaurerische Protestantismus, der sich ganz wohl mit der Republik, und auch— was auffallend scheint— mit der Autotratie verträgt. Der Widerspruch ist blos ein äußerlicher, denn der republikanische Despotismus und der Liberalismus finden sich auf demselben Wahlplatze zusammen, wenn es gilt, gegen Rom Front zu machen. Das„Els. Journal“ macht fühlt, und doch war er Zeuge so manchen Leides gewesen, das eben so großen Anspruch, als Madelon's trauriges Schicksal, auf seine Theilnahme gehabt hätte. Arme Madelon! War das nicht der warme Ton der Liebe, wie sie ihn, seit sie ihre Heimat verlassen, nicht mehr vernommen? Kalt und gleichgültig, gebieterisch und fordernd rief man sonst ihren Namen, zuweilen tönte er wohl auch schmeichelnd von Ella's Lippen, aber so voll und innig hatte er nie mehr an das Ohr der Schweizerin geklungen, seit sie ihren heimatlichen Bergen Lebewohl gesagt hatte. Der Ton hatte sie ganz aller Fassung beraubt. Unter Thränen lächelnd sah sie zu ihm auf; er hatte ihre Hand ergriffen und hielt sie mit leisem Druck in der seinen; sie entzog sie ihm nicht, und ein unaussprechlich füßes Gefühl durchbebte sie. Da rief es plötzlich: Madelon! und wie eine scharfe Dissonanz verletzte der schrille Ton die Harmonie ihrer Seelen. Madelon! klang es nochmals und lauter. Hastig zog Madelon ihre Hand aus der Otto's und im nächsten Augenblick stand auch schon Lilli vor ihnen. — Mein Gott, was treiben Sie nur! rief ihr die junge Dame ungeduldig entgegen, hielt aber erstaunt inne, als sie nun auch Otto gewahrte, der von den herabhangenden Zweigen der Traueresche früher ihren Blicken entzogen gewesen war. Ah! Sie sind auch hier, Otto, setzte sie mit spöttischem Tone hinzu, und wollten vielleicht eine französische Conversationsstunde bei Madelon nehmen, da muß ich freilich um Vergebung bitten, wenn ich gestört habe. Die sonst so ruhige Madelon fühlte, wie ihr bei diesen Worten Lilli's das Blut in die Wangen stieg, der hochmüthige, spottende Ton verwundete sie auf das Empfindlichste, und daß der Argwohn sie nicht schuldlos traf, verwirrte sie noch mehr. — Mademoiselle dürfte nicht in der Stimmung sein, eine Conversationsstunde zu ertheilen, sagte Otto, ein Brief aus der Heimat brachte ihr traurige Nachrichten, und wir wollen sie daher lieber von dem Zwange befreien, den unsere Gegenwart ihr auferlegt. Lilli sah ihn einen Augenblick betroffen an, dann zuckte sie die Achseln und sagte in einem recht harten, kalten Tone, zu Madelon gewandt: — Thut mir leid, wenn Sie traurige Nachrichten erhalten haben, aber hoffentlich werden Sie mir deswegen doch aus der Verlegenheit helfen, in der ich mich befinde. Mein Kammeraber vorzüglich Front gegen das Katholische, und darum ist es wohl gelitten, und selbst von den Eingewanderten gelesen, die so manches befreundete Echo in demselben hören. Es theilt somit die Haltung der officiösen Organe, daß den Ultramontanen irgend eine Concession, selbst die billigste, nicht zu machen sei, und es legt Trauer an, eben wie die deutsch=liberalen Blätter, wenn in Frankreich die Katholiken ihr natürliches Recht in der Freiheit des Unterrichtes durchsetzen. Der verbissene Protestant, von olim Bruch'scher Tendenz, der in der Form rationalistisch, im Grunde aber blos katholikenfeindlich ist, klebt dem„Els. Jour.“ an, und wird es bleiben, so lange Schneegans an demselben thätig ist.— Derselbe hat einen ebenbürtigen Logenbruder im „Industriel“ von Mülhausen. Sie geben sich eine Bruderhand und verfolgen dieselben Ziele, die des protestantischen Maurerthums.— Seit einiger Zeit erscheint in Straßburg ein Wochenblatt, nagelneu unter der Firma:„Das neue Straßburg. Ob ein Bedürfniß vorgelegen habe, ein weiteres protestantisches Blatt in der elsässischen Metropole zu gründen, ist sehr zweifelhaft, allein derartige Gründungen stoßen nicht auf Schwierigkeiten. Jedes Begehren solch einer Concession wird bereitwillig erhört; nur die so oft wiederholten Begehren eines katholischen Blattes wurden stets abschlägig beschieden. Wer einmal eine Geschichte der Elsaß=Lothringischen Annexion schreibt, wird solche Zustände unter die unglaublichen Dinge zählen müssen. Nun, wie hält sich denn„Das neue Straßburg“? Man höre:„Wer lange Zeit in einem Lande gelebt hat, das der Vaticanismus, diese bedauerliche Entartung des Katholicismus, mit seinen Dünsten und Nebeln erfüllt, der fühlt sich wie neugeboren, wenn es ihm vergönnt ist ein anderes Land zu betreten, in welchem unter dem beglückenden Hauche(sic!] der Freiheit seine heiligsten Ueberzeugungen sich ungehindert, unverdächtigt und unverfolgt ergehen können.“— Diese freiheitliche Aera ist seit 1870 eingetreten. Darum— meint das„Neue Straßburg, hat Herr Pfarrer ungerer Recht gehabt, zu reden in Potsdam, wie er redete, und sehr Unrecht haben das„Els. Journal“ und der„Industriel" und alle übrigen Blätter, darüber großes Aufheben zu machen. Was Herr Ungerer sagte, sind die Gefühle aller sprotestantischen] Elsässer, die da fühlen, daß „anheute und für alle fernere Zeit volle Freiheit der Uebung und Entfaltung der evangelischen Lehre, unter starkem Schirm und Schutz des Staates“ sicher sei, da früher(unter französischer Regierung) offene oder versteckte Feindschaft von Seite des Staates, untermischt mit Raubgelüsten vorwaltcte, von denen ja gerade die evangelischen Stiftungen Straßburg's zu sagen wissen.“— „Denn, schreibt das Blättchen weiter, wer hat uns aus der Hand der Mörder befreit, wer hat uns die Gleichberechtigung verschafft, da wir früher kaum geduldet waren; wem verdanken wir so viel Gutes jeder Art, das wir seitdemgenießen? Ein Protestant, der anders denkt, verdient den Namen eines evangelischen Christen nicht mehr, der mag über die Vogesen hinüber zu seinen guten Freunden, den Ultramontanen wandeln.“ So das„Neue Straßburg“! Es ist wirklich neu und räth recht offen, was man in dem kathokischen Reichslande anstreben solle: Protestantisirung der Provinz, Sonne den Protestanten, Schatten den Katholiken! Wir fügen folgende Nachricht der„Nationalztg.“ bei: „Unsere Ultramontanen, welche schon lange darüber Klage führen, daß ihnen die Gründung eines politischen Parteiorgans hartnäckig versagt werde, haben neuerdings wieder energische Schritte gethan, um zu dem ersehnten Ziel zu gelangen. Professor Spitz vom großen Seminar dahier richtete nämlich Namens eines ultramontanen Comites an den Oberpräsidenten ein Gesuch um Genehmigung zur Herausgabe eines politischen. Blattes,„welches, ohne selbst angriffsweise vorzugehen, in ganz gemäßigter Weise die gegen die katholische Kirche gerichteten Angriffe abwehren sollte. Das nöthige Kapital sei bereits vorhanden und auch ein Verleger gefunden. Als verantwortlicher Redacteur wurde ein katholischer Nichtpriester bezeichnet, an dessen versöhnlicher Gesinnung allerdings nicht zu zweifeln ist. Der Oberpräsident übergab das Gesuch der Polizeidirection zur gutachtlichen Aeußerung und ist bis jetzt eine Entscheidung nicht erfolgt.“ * München, 4. Oct. Die vom Landesausschuß der deutschen Volkspartei in Bayern au die Kammer gebrachte Wahlbeanstandung und Petition um ein neues Wahlgesetz lautet: Die ergebenst Unterzeichneten sind von den Wählern der gesammten Volkspartei in Bayern beauftragt, die letzten Landtagswahlen anzufechten und die hohe Kammer um deren Ungiltigkeitserklärung anzugehen. Und zwar aus folgenden Gründen: Die Giltigkeit des Wahlgesetzes, nach welchem gewählt wurde, muß geradezu verneint werden, wenn man erwägt, daß diesem Gesetze sehr wesentliche richterliche Grundlagen entzogen sind. Das fragliche Wahlgesetz ging bei der Bestimmung, wer zum Wahlmanne befähigt sei, von den Festsetzungen des revidirten Ansässigmachungsgesetzes vom Jahre 1834 aus, das bekanntlich am 1. September 1868 in Wegfall kam. Daß der Gesetzgeber dieses Ansässigmachungsgesetz, das ein förmliches Ausführungs= und Ergänzungsgesetz zu den Verfassungsbestimmungen selbst bildete, im Auge hatte und beim Wahlgesetze zur Grundlage nahm, geht nicht nur aus den Verhandlungen der Abgeordnetenkammer über das Wahlgesetz(stehe insbesondere Beilage=Band 2, Seite 182), sondern auch aus der Wahlinstruction vom 21. April 1855 hervor, die ausdrücklich die Berechtigung zur Wahl als Wahlmann durch Hinweis auf§ 4, Absatz 1 mädchen erkrankte plötzlich heute Morgens, und da die Symptome den Ausbruch der Cholera befürchten ließen, schickte ich das Mädchen gleich in das Spital. Da ich aber nun Niemanden habe, der mir bei meiner Toilette behilflich sein könnte, gab mir Regine den Rath, mich an Sie zu wenden und ich empfehle daher Ihrer Geschicklichkeit meine Frisur. Empört über Lilli's verletzenden Egoismus schwebte Otto schon eine heftige Entgegnung auf den Lippen, aber Madelon selbst schnitt ihm diese ab, indem sie sich erhob und sagte: — Wenn Sie mir gestatten, daß Ella mich begleitet, stehe ich zu Ihren Diensten. — Die Kleine wird uns nicht geniren, erwiederte Lilli, aber kommen Sie nur rasch, denn ich will heute noch nach der Stadt fahren. — Schnell kann ich Ihnen wohl nicht folgen, versetzte Madelon, denn Herr von Eichenkron wird meines Armes als Stütze bedürfen. — Sie denken an Alle, nur nicht an sich selbst, sagte Otto, und fast zürnte er dem Mädchen, das seine Würde der hochmüthigen Lilli gegenüber nicht besser zu wahren wußte. —. Gehen Sie immerhin mit Ella voraus, sagte Lilli, ich will Herrn von Eichenkron meinen Arm bieten. Sie wandte sich bei diesen Worten mit einem Lächeln zu Otto, dieser aber lehnte, unempfindlich gegen ihre Liebenswürdigkeit, ihren Antrag ab. — Danke, ich werde allein gehen, sagte er trocken. — O, Sie ungezogener Mensch, wie können Sie den Arm einer Dame zurückweisen! rief Lilli. — Stützen Sie sich auf den Stab meines Sonnenschirmes, bat Madelon, ihm denselben reichend. — Seltsames Mädchen! sagte er leise, den Schirm aus ihrer Hand nehmend, haben Sie ein Gelübde gethan, sich den Launen Anderer aufzuopfern? Madelon antwortete ihm nur mit einem wehmüthigen Lächeln, und folgte dann mit Ella der vorauseilenden Lilli. Otto aber blieb in tiefes Sinnen versunken ullein auf der Bank zurück; wieder zeichnete er mit dem Stabe ihres Schirmes Figuren in den Sand und aus den wunderlich ineinander verschlungenen Hieroglyphen trat immer nur ein A klar und deutlich hervor. (Fertsetzung solgt.) und 2 desselben Ansässigmachungsgesetzes erläuterte. Die Praxis stimmte hiemit auch immer überein. Unbegreiflich ist daher, wie das Ministerium im geraden Gegensatze zu der eben erwähnten Wahlinstruction bei den diesmaligen Wahlen decretiren konnte, daß das Ansässigmachungsgesetz vom Jahre 1834 gar nicht mehr in Betracht komme. Selbst wenn es aber gestattet wäre, bei der Bestimmung der Wahlmannsbefähigung auf die Verfassungsurkunde vom Jahre 1818 zurückzugreifen, so ist gleichwohl die Ungiltigkeit der letzten Wahlen vorhanden. Nach der Verfassung begründet der Besitz besteuerter Gründe, Renten oder Richte, so wie besteuerter Gewerbe, oder der Eintritt in ein öffentliches Amt das Staatsbürgerrecht und somit die Wahlmannsbefähigung. Nun waren aber unter Renten und Rechten blos Dominical=Renten verstanden, da die Capitalrentensteuer erst 80 Jahre später eingeführt wurde. Eben so kannte man dazumal keine freien, sondern nur reale und radicirte Gewerbe, und es müssen hienach, da man die Verfassung doch streng interpretiren muß, alle blos Capital Rentensteuer Zahlende, so wie eine Menge Gewerbetreibender von der Befähigung, Wahlmann zu werden, ausgeschlossen sein, wie natürlich die Einkommensteuer Zahlenden ausgeschlossen sind. Diese strenge Interpretation unterblieb aber, und es waren mehrfach Wahlmänner aufgestellt, die recht lich nicht zu solchen befähigt waren. Ferner widerspricht die getroffene Wahlbezirseintheilung den Absichten des Landtagswahlgesetzes vom Jahre 1848 in vielfacher Beziehung und ist somit gesetzwidrig. Aus den Verhandlungen und Motiven dieses Gesetzes ergibt sich nämlich bis zur Evidenz, daß das Gesetz Wahlbezirke mit einem Abgeordneten, wie sie durch die letzte Eintheilung geschaffen wurden, absolut ausschließt. Die Motive sprechen nur von der Bildung größerer Wahlbezirke mit der Bemerkung:„Seiner Zeit wird wohl die Eintheilung nach den Bezirksgerichten sich zweckmäßig darstellen.“ Der Referent der Abgeordnetenkammer und die beiden Häuser des Landtages acceptirten diese Motive in den Debatten vollständig. In der Reichsrathskammer, wo Fürst Wallerstein, so wie Hohenlohe für die Verkleinerung der Bezirke unter ausdrücklichem Hinweis auf die Städte plaidirten, wurde diese Modification, nachdem Staatsminister Heinz lebhaft dagegen opponirt hatte, mit Majorität abgelehnt. Es kann daher kein Zweifel sein, daß die mit einem Abgeordneten gebildeten Wahlbezirke, zudem wenn sie noch unter 31,500 Seelen besitzen, dem Gesetze widersprechen und die dort vorgenommenen Wahlen ungiltig sind. Sollte sich indessen die hohe Kammer nicht entschließen können, aus diesen Grün den sich für die ganze oder theilweise Ungiltigkeit der letzten Landtagswahlen zu entscheiden, so weisen dieselben doch zwingend auf die Nothwendigkeit eines neuen Wahlgesetzes hin, an dessen Giltigkeit nicht mehr gezweifelt werden kann und das gesetzwidrige Wahlkreis=Eintheilungen aus schließt. Wir richten daher an die hohe Kammer die ergebenste Bitte, unter allen Umständen als die erste Aufgabe die Schaffung eines neuen Wahlgesetzes zu betrachten. Daß von diesem Gesetze das indirecte Wahlverfahren ausgeschlossen werden müßte, betrachtet wohl die hohe Kammer mit uns als so selbstverständlich, daß jedes Wort hierüber über stüssig ist. Unsere ergebenste Bitte an die hohe Kammer der Abgeordneten usen wir daher dahin zusammen: 1) Hohe Kammer wolle entweder auf Grund der mangelnden Rechtsbeständigkeit des Wahlgesetzes die gesammten Landtagswahlen oder wenigstens diejenigen in den Wahlkreisen mit 1 Abgeordneten für ungiltig erklären. 2) Unter allen Umständen die Schaffung eines neuen Wahlgesetzes, das auf allgemeinen directen Wahlen fußt und jede Willkür bei der Wahlkreiseintheilung ausschließt, als erste und dringendste Aufgabe betrachten. Italien. 0 Rom, 5. Octob. Am letzten Tage des v. M. fand die Besitznahme des Titels von der Kirche St. Maria sopra la Minerva durch Sr. Eminenz den Cardinal Closkey, Erzbischof von New=York, statt. Schlag 12 Uhr erschien der hohe Kirchenfürst im vollständigen Ornate in der Kirche, wo er in Prozession eingezogen war, an der alle Patres Dominikaner, die einstens in dem schönen und großen Kloster wohnten, das jetzt eine Beute der italienischen Regierung geworden ist, Theil genommen hatten. Außerdem bemerkte ich unter den Geladenen viele Prälaten und andere hochgestellte Persönlichkeiten. Der Rector des Nord=Amerikanischen Collegiums und alle Alumnen desselben sammt den Professoren waren seldstverständlich bei dieser feierlichen Ceremonie gegenwärtig.— Vor einigen Tagen wurden etwa 50 Deputirte des katholischen Congresses von Florenz in Audienz empfangen. Der Präsident des Congresses, der Herzog von Salviati, verlas eine Adresse, in welcher dem hl. Vater die Beschlüsse des Congresses mitgetheilt wurden. Nach Verlesung der Adresse, erhob sich der hl. Vater und richtete an die Versammlung eine wundervolle Anrede. Der hl. Vater sprach etwa in folgender Weise:„Ganz und gar bin ich mit dem Tadel einverstanden, welchen der zweite katholische Congreß in Florenz über den liberalen Katholizitmus ausgesprochen hat; ebenso billige ich auf das Vollständigste den 'Connel=Bund, welcher gegründet wurde. Nothwendig ist es, den modernen Liberalismus zu bekämpfen, weil derselbe, weit davon entfernt eine Wahrheit zu sein, eine Lüge ist. Die heutigen Lideralen sind Tyrannen, deren Willkür das Gesetz ist. Die Kirche ist von dem Liberalismus vollkommen verkannt. Die Kirche muß ihn aber heute bekämpfen, obschon sie im Ganzen eine liebende Mutter ist für die gesammte Menschheit; während sie gegen den Liberalismus kämpft, bemitleidet sie ihn und nimmt ihn gerne in ihren Schoos auf, sobald er seinen Irrthum einsieht. Die Kirche ist aber auch zu gleicher Zeit seine Herrin, denn die Kirche ist von dem Sohn Gottes gegründet. Vielseitig und heftig ist der Kampf. Dieß hat aber gar nichts zu bedeuten, im Gegentheile der Kampf stärkt die Kirche. Deßhald fahret fort in Eurem Werke und beharrt auf Euern Beschlüssen, wenn Ihr auch viekleicht für den Augenblick nichts ausrichtet. Arbeitet unermüdlich fort, und Ihr werdet Euer Bestreben mit Erfolg gekrönt sehen. Die Einheit des Katholizismus macht seine Stärke, die Beständigkeit und Beharrlichkeit führt ihn zum Ziele. Ich will Euch nur ein Beispiel sagen. Zu Anfarg des 6. Jahrzehntes dieses Jahrhunderts richtete ich in England die katholische Hierarchie ein. Es gab daselbst etwa 1400 katholische Kinder, welche von römischkatholischen Priestern den Religions=Unterricht erhielten. Noch ist kein Viertel Jahrhundert verflossen, und schon habe ich die Freude, daß 140,000 Kinder in der römisch-katholischen Kirche erzogen werden. Sehet, das ist England, eine protestantische Regierung! Hier in Italien haben wir eine katholische Regierung. Dort haben wir nicht zu kämpfen wie hier in Italien, um zum Ziele zu kommen. Kämpfen wir jedoch und denken wir aber dabei, daß die christliche Charitas auch eine Pflicht unsern Gegnern gegenüber sei. Bekömpfen wir sie mit den Waffen des Gebetes, der Belehrung, der Ueberzeugung und der Standhaftigleit. Ich sehe unter Euch auch einige Journalisten. Auch der katholische Journalismus hat seine Mängel. Er ist wie ein Kaufladen, in welchen man verschiedene Dinge kaufen kann. Es gibt darin Gutes und Schlechtes. Wenn ich den Eifer der guten und wirklich katholischen Journalisten lobe, so muß ich doch bei dieser Gelegenheit sagen, daß es katholische Journalisten gibt, die auch an dem Glase des Liberalismus gekostet haben, und den modernen Ideen nicht mehr oder weniger huldigen möchten. Möchten sie doch ihren Irrthum erkennen und alle die richtige Straße wandeln; dann wird ihnen der Segen Gottes nicht fehlen. Nun erhebe ich aber meine Hände zu Gott, um seinen Segen auf Euch und Euere Genossen, auf alle Euere Verwandten und Familien herabzuflehen, auf daß er Eueren Eifer stähle und Euch immer mehr und mehr stärke, damit das begonnene Werk reichliche Früchte tragen möge. Benedictio Dei 2c. Belgien. □ Brüssel, 4. Octbr. Bekanntlich führt hier in Belgien der Liberalismus nicht das Ruder. Er ist deshalb, ungleich den bezüglichen liberalen Versicherungen in Deutschland, nichts weniger als gesetzes= und königstreu; er ist im Gegentheil höchst ungeberdig und unwirsch, und gegenüber den socialistischen Bestrebung, soweit sie auf den Ruin der bestehenden Ordnung hinarbeiten, fühlt er eine fast bis zum Handreichen rührende Herzenssympathie. Ein Antwerpener Geusenblatt, Organ des dortigen Liberalismus, hat eine Subscriptionsliste eröffnet unter dem Titel:„Beiträge für den socialen Kampf," die das Blatt unter folgenden Motto's entgegennimmt: „Eine Petroleuse— 1. fs.“„Zur Vertreibung der Jesuiten"— 2c. „Die rothe Fahne“—„Zur Ehre der„rothen Lumpen"“.—„Es lede die Internationale“—„Ihr Mächtigen der Erde, zittert ob eure Theilnahmlosigkeit! Ein Fläschchen Lourdeswasser“.„Ein Abführungsmittel für den Papst.“„Einer der das Metzgerhandwerk lernt für den Tag der Commune“„Eine Kanne Petroleum für„Pappendeckel II.“(Leopold II).„ Ein Petroleum'sfrane um unsere Henker zu ersticken.“ 2c. 2c. Und das findet sich in einem liberalen Blatt, in einem Organ des antwerpener Geusenthum's, eines Hauptherdes der liberalen Kampfhähne dahier. Sie fragen wohl erstaunt: Ein liberales Blatt? Versichert doch unser deutscher Liberalismus, so reuig über die ehemaligen Conflictssünden, bezüglich der Revolutionsmänner mit derselben Entrüstung wie Graf Kent in„König Lear": Die Antipoden sind sich ferner nicht als ich und solche Schufte!“— Nil admirari! In Deutschland that man den unwirschen drohenden Conflictshelden später den Willen. Hier geschieht das weniger. Deshalb macht der hiesige Liberalismus in Conflict, und der hiesige liberale Bürgermeister, Anspach, konnte aus lauter Affection des liberal=radikalen Geusenthum's nicht umhin, dieselben nach Brüssel zu berufen und, als Gegendemonstration zu den katholischen Spielen in Tournai und Mecheln, eine Geusenkavalkade von denselben aufführen zu lassen, worin das Andenken jener Fanatiker, die einst Antwerpen protestantisiren wollten und die herrliche Cathedrale plünderten und demolirten, gefeiert, und die Katholiken verhöhnt wurden. Dies kostspielige Vergnügen der hiesigen Liberalen hat der Stadtsäckel bezahlt. England. Die Adresse„Loyal Orange Institution of Great Britain“ (Bund der Orangisten von Großbritannien) an den deutschen Kaiser wurde im Auftrage des Kaisers von dem deutschen Geschäftsträger, Botschaftsrath Baron van der Brincken, beantwortet. Wir theilen das Schreiben an den Großmeister der Institution, Herrn Edward Harper, seinem Wortlaute nach mit: Deutsche Botschaft. London, 26. August 1875. Mein Herr! Die Adresse, welche sie im Namen der Loyal Orange Institution dem Grafen Münster übersandt haben mit dem Ersuchen, daß sie Sr. Kaiserlichen Majestät, dem Kaiser und Könige, meinem Allergnädigsten Souverän, vorgelegt werde, ist an ihren Bestimmungsort eingesandt worden. Se. Majestät hat geruht, die Adresse entgegen zu nehmen, und ich bin durch besonderen Befehl des Kaisers beauftragt, Ihnen und allen den Herren, welche die Adresse unterzeichnet und welche Sie zur Absendung derselben ermächtigt haben, den aufrichtigen Dank Sr. Majestät auszusprechen für den sehr willkommenen Ausdruck ihrer Gefühle. Der Kaiser war auch sehr erfreut, von so vielen ehrenwerthen Herren, die der evangelischen Kirche treu ergeben sind, die volle Gutheißung jener gerechten und nothwendigen Politik zu erhalten, welche Se. Majestät als unerläßlich für die Sicherheit und Erhaltung bürgerlicher und religiöser Freiheit betrachtet, um so mehr, als diese Gutheißung von einem Lande kommt, welches den besten Ueberlieferungen zufolge immer in enger Verbindung mit Deutschland gestanden hat. Es macht mir viel Vergnügen, hinzufügen zu können, daß der Kaiser, um seine hohe Anerkennung zu zeigen, und als weiteren Ausdruck des Dankes für die Resolution, welche die Loyal Orange Institution bei ihrer Generalversammlung am 13. Juli 1874 faßte, den Befehl gegeben hat, die Adresse, die selbst ein vollendetes Kunstwerk ist, einen Platz in seinem Bibliothekzimmer anzuweisen. Ich habe die Ehre 2c. Vermischte Nachrichten. Vom Rhein, 5. October. Der„Deutsche Verein“, der nun auch über die benachbarten deutschen Landestheile ausgedehnt werden soll, hat auf dem Gürzenich zu Köln am verflossenen Montage dem scheidenden Präsidenten zu Ehren eine außerordentliche Versammlung abgehalten. Beim Lesen des in den Blättern darüber erstatteten Berichtes kann man sich einer gewissen Betrübniß und Unzufriedenheit laum erwehren, wenn man gedenkt, wie die Behörden gegenüber dem Mainzer Verein deutscher Katholiken einzuschreiten für gut befunden hatten. Ausgesprochener Zweck des deutschen Lereins ist die Agitution für die Wahlen: uns Katholiken macht man solche Agitation zum Vorwurfe! Wie die über das agitatorische Wirken des Vereins gegebene Darlegung zeigt, hat mau außer den laufenden Beiträgen, noch einen Reservefonds aus Kölner Beiträgen, der für die Wahlen des nächsten Jahres verwandt werden soll. Dem Zwecke des Vereines glaubt man besonders auch zu dienen durch Vertheilung der bekannten Neusser'schen Flugblätter. Auf verschiedenen Bahnhöfen sind colossale Ballen dieser Blätter angekommen und in den Fabriken der benachbarten Ortschaften vertheilt worden: anderthalb Millionen Stück will man schon unter die Leute gebracht haben! Die englischen Missionäre berechnen, sich selber und andere täuschend, den Erfolg ihrer Missionsthätigkeit nach den vertheilten Bibeln: sie vertheilen Tausende von Bibeln und gewinnen keinen Christen! Viel besser wird es nicht stehen um den Erfolg der Vertheilung der Neusser'schen Druckstücke. Ein ferneres Mittel zur Förderung der Agitation sind Vorträge. Der„alte Fuhrmann“ von Grevenbroich hat deren schon dreißig gehalten; ja man hat einen besonderen Vereinsagenten angestellt, der schon zehn Agitationsreisen gemacht und vierzig Vorträge gehalten hat. Von diesen Vorträgen verspricht man sich viel, hoffentlich jedoch viel zu viel. Ein liberales Blatt meinte unlängst, der Siegkreis sei schon für die Liberalen gewonnen, wenn in Siegburg ein Vortrag gehalten werde. Mögen die Liberalen sich immerhin mit der Hoffnung schmeicheln! Desto größer wird ihre Enttäuschung sein. Zu der Feier selbst sind, wie die„Köln. Zig.“ sagt, die deutschen Männer aus allen Gauen erschienen(wir Katholiken gelten nicht mehr als deutsche Männer); aber die Stadt Köln selbst war nach ihrem Geständniß mit einer verhältnißmäßig nur sehr schwachen Anzahl von Theilnehmern vertreten. Herr v. Sybel hat natürlich eine Rede gehalten. In dieser Rede hat er gesprochen von dem„verzweifelten Todesringen“ des Ultramontanismus auf diesem vorgeschobenen Posten des großen, ganz Europa umfassenden Kriegsschauplatzes. Der Ultramontanismus liegt in den letzten Zügen; dennoch verlangt Sybel eine„Fortsetzung, Vertiefung und Verbreiterung" der kirchenpolitischen Gesetze; Bieles sei gethan, Vieles sei noch zu thun. Er verlangt eine ganze Reihe von neuen Gesetzen, namentlich auch ein Gesetz über die Jurisdiction der bischöflichen Behörden. Es scheint Herr von Sybel, wie er das früher auf staatlichem Gebiete versucht hat, nun nicht übel Lust zu haben, auch auf geistlichem Gebiete nach seinem Geschmacke die Jurisdiction beschränken zu wollen. Das aber bringt Herr v. Sybel mit seinem ganzen deutschen Verein nie und nimmer zu Stande. ** In der„Schles. Volkszig.“ ist zu lesen: 1 Am 22. d. M starb mein geliebter Bruder Ludwig Gustav Jauernik im Kloster der Barmherzigen Brüder in Breslau. Derselbe hat im 58. Infanterieregiment als Viccfeldwebel die Schlachten von Nachod, Skalitz, Schweinschädel, Königgrätz, im Jahre 1870/71 die Belagerung von Metz als Secondelieutenant in der Kummer'schen Division in sämmtlichen Schlachten von Noisseville bis Ladonchamp treu mitgemacht. Die Verlufte, welche er als Gutsbesitzer während dieser Zeit erlitten hatte, suchte er durch Unternehinungen zu decken, welche gewagt, aber durch das Provociren gewisser Privatbanken begünstigt wurden. Die Operationen gewisser Financiers brachten ihn und viele Andere zum Fall. Es ist noch ein glücklicher Umstand, daß in Breslau ein Kloster besteht, sonst hätte der tapfere Landwehrmann und Bürger auf der Straße enden können. Welche glücklichen Zustände! Noch ist nicht aller Tage Abend, sagte Solon. Ich pflanze auf sein Grab ein Schwert, mag eine Friedenspalme daraus erwachsen! Dresden, 25. Sept. 1875. Heinrich Emil Jauernik, preuß. Rittmeister a. D. ** Der„Bote für Tyrol und Vorarlberg“ bestätigt die Nachricht, daß die Regierung den ausgesprochenen Willen habe, eine Gesetzesvorlage über den Bau der Arlbergbahn in dieser Reichsraths=Camgagne einzubringen. ** In dem am 1. October ausgegebenen Hefte der„Historisch=politischen Blätter“ finden wir eine interessante Studie Onno Klopp's über den Oranier Wilhelm III. Der Verfasser schildert darin zunächst den Staatsabsolutismus Ludwig XIV., den man heutzutage in gewissen Staaten wieder abzukonterseien beliebt und der in dem Satze gipfelt:=Un roi, une loi, une koile Dieser Staatsidee entsprang das Hätscheln des Jansenismus zur Anftrebung der Nationalkirche einerseits, die Widerrufung des Edictes von Nantetz und die Dragonaden andererseits, während man in Deutschland die Protestanten unterstützte und gegen Kaiser und Reich aufhetzte. Es ist interessant, wie sich das Haupt der Kirche zu diesen Dragonaden verhielt, dem ja unsere nationalliberalen Geschichtsbaumeister auch diese in die Schuhe schieben möchten. Es ist nicht Weise des römischen Stuhles, sich in Regierungshandlungen der Könige einzumischen, und demnach erfolgte nicht ein Act dagegen von Seiten des Papstes.„Sein Urtheil dagegen, sagt Onno Klopp, hielt er nicht geheim. Es ist nicht die rechte Weise, sagte er in Bezug auf die Dragonaden, bewaffnete Aposte'n auszusenden.“ Man sollte es nicht glauben, waslich berichte, meldet ein Franzose jener Zeit aus Rom,(Gerin: Recherches historiques sur’assemblé de 1682 p. 366) und doch ist es wahr. Alle Katholiken haben Ursache sich zu freuen über das, was in Frankreich geschieht; aber in Rom freut man sich nicht und am wenigsten von allen der Papst Innocnz XI. Um sich zu entschuldigen, sagte er, daß er weder den Beweggrund noch die Mittel billigen könne für diese Conversionen zu Tausenden, von denen auch nicht eine einzige freiwillig sei!— Auch die Königin Christine von Schweden, die dem Throne entsagt hatte um. katholischen Kirche willen und die damals in Rom lebte, hat gegenüher Gewalt des französischen Königs wider den päpstlichen Stuhl jederzeit#. und offen ihr Urtheil ausgesprochen, wie sie ebenfalls den Widerruf## Edictes von Nantes scharf mißbilligte.„Ich bin zur katholischen Kirche#.. getreten in der Ueberzeugung, sagte sie, daß die Grundsätze, welche der gan kanische Klerus anfechtet, also namentlich auch die Infallibilita##, Papstes in seiner amtlichen Eigenschaft, eben so viele Glauben#. artikel seien, und daß ohne sie die Religion für mich allen Halt#. lieren würde!“ Und eben so wie Papst Innocenz XI., fast in denselle Ausdrücken verwirft sie die von Ludwig XIV. in seinem Lande ins## gesetzten Protestantenverfolgungen.„Meinen Sie denn, schreibt sie außerden in einem Briefe vom 2. Febr. 1686 an den Procurator des Parlament von Paris, der im Auftrage des Königs sie um ihr Gutachten gebeien daß es an der Zeit ist, so die Hugenotten zu bekehren, sie zu guten Katha, liken zu machen, jetzt, wo man in Frankreich so offenbar sich auflehnt wide den Respect und Gehorsam, welchen wir der römischen Kirche schuldig sind;Dieser Brief der Königin Christine, dem Papst Innocenz XI. nicht sennstehen mag, ist die entschiedenste Mißbilligung der Regierungsmaßregeln Ludwig XIV. vom Standpunkte der Kirche aus. ** Der Culturkampf in der Reclame. In Nr. 73 des„Neun Michelstädter Anzeigers“ theilt die Wittwe Budde mit, daß ein von andrer Seite empfohlener Goldlack für Leder aus nichts Anderem bestehe ale aus einer„etwas concentrirten Auflösung von sogenanntem Fuchsin in ein altkatholischen(soll heißen: alkoholischen) Lösung von Schellack.“ Eingesandt. Christiania, 2. October 1875. Wiederholt bot sich mir Gelegenheit, eine der wichtigsten Angelegenheite unserer geliebten Mission, die der Communicanten=Anstalt(oder des Re, tungshauses) zu Christiania sowohl schriftlich als mündlich zur Sprache n bringen und das nicht ohne Erfolg, wie ich mir in Folgendem zu zeign erlaube. Es ist bekannt, daß wir im Jahre 1870 unsere Wirksamkeit mit Rücksicht auf religiös verlassene katholische Kinder, zerstreut in ganz Vowegen, in einem Privathause begannen und im Jahre 1874 den Grundstein legten zum Neubau eines zweckentsprechenden Sammelhauses der Kinder mit Schulen, Wohnung der Schwestern und Kapelle. Es muß denn au# unsern sehr geehrten Gönnern resp. Bauleuten bekannt werden, daß der## viel besprochene Neubau in seiner anerkannten Nothwendigkeit und Einrictung seiner Vollendung entgegen geht(er ist nämlich dieser Tage unn Dach gekommen). Ach, welche Freude für die hiesigen Katholiken, ein bäude vor sich zu sehen, welches auf unseren Hülferuf von nah und fern di# christliche Liebe uns erbaut und zur Verfügung gestellt hat, um die liebe Kleinen, die unschuldigen und doch verlassenen Kinder aufzunehmen, sie in Kirche und Staat zu erziehen, um sie, die geistig Verkrüppelten zum wir digen Empfange der h. Sakramente vorzubereiten. O, Ihr Eltern im liebe Vaterlande, und wo immer diese Zeilen gelesen werden, die Ihr Eure Kinder auf dem religiösen Gebiete in Sicherheit habet, lasset mich Euch glüclich nennen im Vergleiche zu denen, welche hier mit uns ihre Hände zu En## hinüber reichen, um Dank zu sagen für das edle Werk, das Ihr an un gethan habet!— und die Kinder— die Lieblinge des Herrn— o hön sie, wie sie mit uns in Gebet und Gesang die Worte:„Herr gid allen unseren Wohlthätern das ewige Leben“— aussprechen, wie sie danken, wiest sich durch ein musterhaftes Leben in Werken christlicher Liebe ihren Brüden und Schwestern im Auslande anschließen und so die segensreiche Wirksamti der Anstalt gewissermaßen bezeugen.— Der Rest der Bausumme, welche mich noch immer in banger Sorge hält, wird durch brave, wirklich eifnze, Collectanten durch eine uns bewilligte Haus=Collecte(laut Rescript des Oberpräsidenten der Rheinprovinz vom 7. Januar a. c. Nr. 120) bei den Bewohnern der Rheinprovinz aufgebracht. Allein das Inventar in Schule und Wohnung— die tägliche Unterhaltung der größtentheils armen Kinder fordern noch viel.— Darf ich mir sagen:„Nur Muth!“ Die chriftliche Liebe ist erfinderisch und mächtig das noch Fehlende zu schaffen, dann darf ich auch hoffen, doß die, welche bereits geholfen, auch das Nothwendige zur Einrichtung schaffen werden und zwar zur rechten Zeit, die ich übrigens in aller Demuth und Ergebung dem Vater der Liebe und Vergeltung, wie auch dem gütigen Ermessen unserer im Herrn geliebten Brüder und Schwestem überlasse Wir sprechen hiermit gleichzeitig nochmals unsern wärmsten Dank für das bereits Geschehene und für das uns noch in Aussicht Gestellte aus. Carl Hagemann, Miss. apost. Pastor und Director. Marie Genovefa, Oberin. Katholische Blätter werden um Abdruck des Vorstehenden gebeten. Handel und Verkehr. Seitens der Preuß. Bank ist eine Bestimmung erlassen worden, damit di reine Goldwährung für Deutschland am 1. Januar 1876 eine Utopie nicht sei. Ob's helfen wird, bleibt fraglich. Die königl. Bank=Commanditen in Frankfurt a.., Altona, Hannover und Dresden sind vom königl. Haut Bank=Directorium ermächtigt worden, Gold in Barren und ausländische Münzen von bekannten und zweifellos zuverlässigen Personen und Handlungshäusern unter nachstehenden Bedingungen zu kausen: 1) Die Barren müssa mindestens 5 Pfd. Rauhgewicht und einen Feingehalt von mindestens##n haben. 2) Der Preis beträgt 1392 M. für das Pfund sein und ist ohn Abzug sogleich zu zahlen, wenn der Feingehalt durch Beibringung von Probirscheinen einer deutschen Münzstätte nachgewiesen wird. 8) Ist letzters nicht der Fall, so sind die Barren sofort der am Platze befindlichen Münze zun Probiren zu übersenden und von dem Preise die Prodirkosten mit 3 M. yu Barren abzuziehen. 4) Die Auszahlung des Preises erfolgt erst, nachden die Barren auf der Münze probirt sind. Den Einlieferern kann jedoch a# Verlangen sogleich ein Vorschuß bis auf die Höhe von 3/10 des durch ander weite Probirscheine fremder Münzen oder bekannter Affineure nachgewiesenn Werthes der Barren gewährt werden. 5) Der Verkäufer der Barren un sich verpflichten, diejenigen Barren, welche bei der späteren Einschmelzunz als spröde oder iridiumhaltig erkannt werden, gegen Erstattung des Kanpreises zurückzunehmen. 6) Von ausländischen Münzen können gekauft wer den: Imperialen für M. 1275,072, Eagles für M. 1252,104, Sovereigs für M. 1275,072, 20=Frcs.=Stücke für M. 1251,408, holl. Ducaten sur M. 1361,376, österr. Ducaten für M. 1371,120 für das Rauhpfun Zum Ankauf ausländischer Goldmünzen(mit Ausschluß von Gold in Ver ren) sind des Weiteren auch die Commanditen der Preuß. Bank in Bremn und Straßburg und das Bank=Comptoir in Köln ermächtigt worden. Köln, 6. Octbr. Cours=Bericht. Industrie=Actien. Nlach.=Mch..=B. 7900 G. Düfs. Dampfsch. 66.50 G. Ess..=F. Union 39.000 Colonia,.=V. 6250 G Köln. Schleppsch. 60.00 B Gelsenkirchener 110.00 Gladb..=R. 1340 G Tauerei Köln 00.00., Hib. u. Shamrock 45.00 5 Leipziger.=V. 6300 G Köln. Bwollsp. 86.00 B Hörd..=V. 58.00 b Mazdeb..=V. 2520 B Köln. Gummif. 00.00 B Humboldt 28.00 f Vaterl..=V. 3850 B. Rhein. Bauges. 00.00 B Mechern. 135.00 C Westd..=Bank 805 G Aach.=Höng..000.00B Phönix Lit. A. 70.00 6 Köln. Rückvers. 480 B Berg.=Märk. V. 00.00 B Phönix Lit. B. 00.00 Boch. Gußst.=V. 60.00 B. Sieg=Rh. St. u. 06.000 Bonn. Bw.=.=B. 85.00 B,„ Prior. 52.00 b Köln. Bw.=V. 99.00B, Siegena, Schwef. 30.006 Köln. Maschb. 170.00B, Bonifacius 70.00 S Köln=Müs. V. 38.00 G Courl 87.00 B Agrippina 670 G Rh.=Westf. Lloyd 570 G Concord..=E. 2150 B Germ. Leb.=V. 490 B Köln. Hagel=B. 290 B Kalker Ind.=A. 00.00 B Dortm. Union 14.60 G, Wstf. Union 00.00 b Köln. Dampfsch. 70.00 B Eschweiler.=V. 46.00 B, Wiss. B. u..=B. 39.000 Bank=Actien. Nlach...H. u. J. 00.00 G Köln. Privatb. 117.00 B Schaaffhaus. 79.75 bB do. Wchsl.=B. 78.00 G Amsterd. B. 84.00., Darmst. Bank 124.00 B Antwerp. B. 68.00B., D. Reichsbank 150.00 6 Bk. f. Rh.: Westf. 65.00 B Disc.=Comm. 148.00 G Barmer.=V. 83.50 G Essen. Credit. 70.00 G Berliner.=G. 00.00 B/ Luxemb. B. 106.00 G In= und ausländische Fonds 188— a i: 90 Oest. 1860er K. 118.00 1864er L. 305.00 Meininger B. 82.000 Oest. Cr.=B. 365.00 C Pr. Bank-A. 00.00 S Prov=Dis.=G. 00.00 6 Rh.=W. Ind. 00.00 Sächs. Bank 00.00 G " Silb.=Reute 67.00 Rheiuprv.=Obl. 102.000 Rh.=westf. Rutb. 100.000 Lürk. Anl. 1865 00.000 Rhein=Nahe 00.60 P Kumös Apg. K. 1008 Preuß. Rente 105.25 G. Amer. 1805.=u. 100.00 Prm=St=A. 3 1/2% 128.00 Bad. 4%.=A. 123.00 B Pr.=Sch 3 1/2% 91.50 B Baier. 4% Pr=A. 125.00B Ur. P. Pß..==B. 101.50 Köln=M. 3½ Pr A. 108.50 Ut..=.Pr..=C. 101.50 Köln Stdt.=Obl. 99.00b; Amer. 1882S.=A. 98.00G Oest. Fl. 100 Er 356.00 B1 Eisenbahn=Stamm=Actien. Nlachen=Mastr. 00.00 B Mainz=Ludw. 99.00., Rhein., junge 108.000 Amst.=Rott. 00.00 V,(Oberschl. A. C. 000.00B Berg.=Märk. 78.75 B.=F. Stb. 490.006 p. U. Köln=Minden 9200 B, Sdl.(Lb.) 185.00 G„ Köln=Md. L. B. 101.00 G Rheinische 108.50 G Eisenbahn=Prioritäts=Obligationen. Berg.=Märk. 3. S. 84.00B Köln=M. 1. E. 100.00 S Oest. Edl. „„ 5. S. 96.506„ 2. 104.00 B Rhein. 4 1/2% 99.00 5 „..97.006„ 3.= 97.50„ 5%%gg ". 76. 10200 G, 4.: 92.00 B. w, Sgmiäkref.# Rordd. 103.00 8, 5. 91.00 Bsoy.„abe gar. 16200 Mainz=Ludw. 102.00 G Oest.=Fr. Stb. 320.00 G Rhein=Naye###— Wechsel=Cours. Amsterdam k. 168.90 bz Paris kurz 80.55 G " 2 M. 167.90 G London k. 20.31 G Antwp. Brüss. k. 80.65 G/„ 3M. 20.17 6 " 2 M. 80.00 G Augsburg k. 000.00 S Zinsfuß der Preuß. Bank: für Wechsel 6 pCt., Augsbung un 100e? Wien kurz 181.25 9 " 2 M. 179.00 für Lombard 7##l