Bonn, Dinstag den 31. Juli 1877. Nr. 206. Abonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn inel. Traglohn 4 RUkark: bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg ** v. 4 RMark. Organ für das katholische Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentagen# Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebühren seile oder dere für die Petitzeile deren Raum 15 R Pfennig. Mit dem 1. August eröffnen wir ein zweimonatliches Abonnement auf die„Deutsche Reichs=Zeitung". Preis 2 Pf. Bestellungen für auswärts nehmen sämmtliche Post-Anstalten, für Vonn die Expedition, Sürft Nr. 5, enrgegen. Einige Probeblätter werden von uns P Eine Commnne auf den Eisenbahn= schienen der Union. Nova potentia crescit. Als die Internationale auf dem Haager Congreß(September 1872) in scheinbarem Unfrieden auseinander ging und ihren Centralsitz von London nach New=York verlegte, da athmeten die„Zehntausend Glücklichen“ auf, und die Nationalliberalen führten in ihren Blättern einen lärmenden Fandango auf, wie sie meinten, auf dem Grabe des Socialismus. Ich warnte sie damals in einer allerdings von ihnen nicht gelesenen Zeitschrift vor der unberechtigten Sie dem Beifügen, von jetzt an werde der organisirte Socialismus dem alten Europa erst recht gefährlich. Diese Prophezeiung ist mehr als gerechtfertigt worden durch die Wahlen zum Reichstage im Januar 1877 und allerneuestens durch die Hiobspost aus den nordamerikanischen Unionsstaaten. Eine Commune auf den Eisenbahnschienen! Ein genialer Plan, würdig eines Napoleon I. Schon zweimal, zu Paris und im spanischen Cartagena, hat sich der Socialismus mit unverkennbarem Muthe in den Krieg gegen„die alte verrottete Gesellschaft" eingelassen, aber er kämpfte hinter einem verschanzten Lager und wurde von den aus allen Orten zusammengezogenen und concentrisch vorrückenden Truppen niedergeworfen und zermalmt. Die Pariser Commune erkannte wohl, daß nur der Ausbruch an vielen Orten zu gleicher Zeit ihr Rettung bringen könne, aber die in Lyon, Marseille 2c. vorbereiteten Explosionen zündeten nicht; sie selbst ging unter. Wie ganz anders lächelte der Sieg in dem ungeheuren Gebiete der amerikanischen Union, die zu Allem hin im besten Falle nur 30,000 Mann Soldaten stehen hat! Gelang dort eine Erhebung zugleich an vielen Orten, so waren dort alle Chancen dieses Kampfes in der Diffusion für den Socialismus und gegen die Bourgeoisie. Dies scheint der Plan der Centraldirection der Internationale zu New=York gewesen zu sein. Daß sie vorzüglich im Spiele ist und z. B. die ungeheuren Massenmeetings vom 25. d. M. zusammengetrommelt hat(in San Francisco 10,000 Menschen!), das bezeugen uns die neuesten Telegramme des transatlantischen Kabels. Ein socialistischer Krieg ist jenseits des Oceans ausgebrochen, der seines Gleichen in der Neuzeit nicht hat. Jeder ernste Politiker wird diesem Kriege eine noch größere Wichtigkeit beimessen, als der indianerartigen Menschenschlächterei, die von den gleichbarbarischen Russen und Tirken in Bulgarien und Armenien aufgeführt wird. Nova potentia crescit. Die Ursachen des blutigen Zwistes in Nordamerika liegen tief. Dort zu Land ist die Erwerbsweise des liberalen Manchesterthums am rücksichtslosesten durchgeführt. Autokratisch herrscht der Producent über die Production, er dictirt die Bedingungen des Lohnvertrags und läßt den Arbeiter, der einfach annehmen muß, kein Wort mitsprechen. Der giftige Concurrenzkampf wüthet dort am wildesten und knickt die mittleren und schwachen Existenzen nach Tausenden. Die unsaubersten Mittel zur Selbstbereicherung werden ergriffen, förmliche Verschwörungen weniger reicher Schurken zum Ruine für ganze Landschaften angezettelt und Jahre lang aufrecht gehalten. Man denke nur an den„Erie=Ring“ und an den„Ring“ von Boston und von New=York. So aber fließen die colossalsten„Vermögen“ bei Wenigen zusammen, während die Massen verarmen. Lassen wir Zahlen sprechen! Im Krisisjahre 1873 betrug die Zahl sämmtlicher Fallimente in der Union 5183; im darauffolgenden Jahre 5830, im Jahre 1875 schon 7740, und 1876 sogar 9092, von welchen auf die Stadt New=York allein 887 entfallen. Die Passiva der Falliten von 1876 bezifferten sich auf mehr als 191 Millionen Dollars, davon für New=York über 33 Millionen. Mit anderen Worten: in vier Jahren wurden 27,845 kleinere Hechte von den kapitalistischen Haupthechten aufgespeist; die bereits fünfjährige Krisis aber hat sich nicht abgeschwächt, sondern verschärft. Wie viele Tausende von Arbeitern wurden auf solche Weise brodlos! Man hatte von der Ausstellung zu Philadelphia(1876) goldene Berge erwartet, aber der Fremdenverkehr entsprach nicht den Hoffnungen, das Unternehmen selbst fiel ins Wasser, und die wirthschaftlichen Verhältnisse verschlimmerten sich. So nahm die Einwanderung ab. Während noch 1867 die Gesammt106 H Californien. Von F. G. (Fortsetzung.) „Da haben wir'!“ schrie er dabei, sein Glas zusammen und in die Tasche schiebend—„offener Aufruhr im Lager, und die Amerikaner draußen bei ihrer Arbeit so ruhig das Gold aus dem Boden hackend, als ob sie im Leben kein weiteres Interesse an der Sache hätten— kein Alcalde da— kein Pech heiß und den Kuckuck zu zahlen. Nie werde ich mir das gefallen lassen, und wenn ich allein hinausgehen soll, um die Flagge herunter zu holen!“ Und in vollem Grimm über die Frechheit der Fremden, sprang er in sein Zelt, um die eigene Büchse herauszuholen. Was er vor der Hand damit wollte, wußte er selber noch nicht. Hetson war indessen wirklich in Todesangst die Straße hinaufgeeilt, um zu sehen, ob er die beiden Frauen finden könne, und schwer bereute er jetzt, sie nicht vor dem gewarnt zu haben, was ihnen drohe. Aber er hatte sie auch nicht— vielleicht unnöthiger Weise— angstizen wollen, und nicht daran gedacht, daß sie Morgens das Lager verlassen könnten, um in den Wald und mitten zwischen die Feinde hinein zu gehen. An den letzten Zelten angekommen, frug er Frgebens einige ihm dort Begegnende nach den Vermißten. Ein Leutscher nur wollte sie vor etwa einer Stunde gesehen haben, wie si durch die Flat den nächsten Bergen zugeschritten seien. Dort aber kreiften gerade die meisten Indianer umher, und Hetson war eben i Begriff sie selber aufzusuchen, als ihm die beiden Frauen flüchtigen Laufes entgegenkamen. Gott sei Dank!“ war Alles, was Hetson sprechen konnte, aber aine Last schien von seiner Seele gewälzt, und welche dunkle Wolken uuch Furcht und Mißtrauen darüber gelegt haben mochten, der Anblick seiner Frau verscheuchte sie im Nu. eoh sei nicht böse, Frank, daß wir Dir heut Morgen davongelaulen sind,; bat diese, auf ihn zueilend und seine Hand ergreifend, „wir hatten keine Ahnung, daß uns irgend eine Gefahr hier in der Nähe der Zelte drohen könne.“ ihr g“ hast mir große— große Sorge gemacht, Jenny,“ rief aber Gatte, ohne auch nur einen Augenblick stehen zu bleiben, indem mit ihnen den Rückweg antrat.„Ich wußte nicht einmal, wohin Ihr Euch gewendet haben konntet, um die Fremden und das Lager der zeigen sich mit jedem Augenblick drohender.“ Einwanderung im Hafen von New=York 341,854 Köpfe(115,829 Deutsche!) betragen hatte, fiel sie mit 1875 auf 84,560, im Jahre 1876 gar auf 68,264(21,035 Deutsche) herab. Andererseits wuchs die Rückwanderung der Amerika=Müden und soll 1876 gut 20,000 Köpfe betragen habe. Natürlich verschlimmerten sich damit auch die Verhältnisse der Arbeiter. Der Rückgang der Industrie und die Einstellung der Eisenbahnbauten drückten auf die früher hohen Löhne und setzten ganze Armeecorps von„Händen“ außer Beschäftigung, was in den Unions=Staaten bei den hohen Preisen der Lebensbedürfnisse noch verhängnißvoller ist, als in der alten Welt. Die Folge davon war eine immer rücksichtslosere Ausbeutung des Arbeiters, die beständige Zunahme des Proletariats und ein häufiges Auftauchen von Strikes zur Erzwingung höherer Löhne. Der Geheimbund der Molly=Maguires hatte vollauf zu thun, um in den Kohlendistricten Pennsylvaniens, wo die Ausbeutung der Armen am grauenhaftesten getrieben wurde, vermittelst des Dolches aufzuräumen. Eilf Mitglieder dieser Vehme wurden am 21. Juni 1877 zu Pittsburg(Pennsylvanien) mit dem Strange hingerichtet, aber ein pompöser Leichenzug von 10,000 Mann feierte sie als„Martyrer" der Bruderliebe. Zündstoff war demnach in Masse angehäuft. Wenn daher liberale Zeitungen meinen, der Blitz sei von heiterem Himmel gefallen, so zeigen sie wieder einmal ihre abgründliche Unwissenheit in socialen Dingen. Der Kenner sah längst die schwarze Wolke über den 41 Staaten der Union hängen; eine kleine Reibung genügte zur Entzündung des ersten Blitzes und zur Entladung des Orkans. Und die Reibung kam durch einen der blödsinnigsten Acte, die der manchesterliche Liberalismus auf seinem Gewissen hat. Um größere Dividenden zu erzielen, hatten nämlich die liebenswürdigen Eisenbahn=Gesellschaften sich verschworen, die Löhne ihrer Bediensteten um 10 Procent herabzusetzen und trotzdem eine ziemliche Mehrarbeit zu verlangen. Einige Bahnen mußten am 1. Juli mit dem neuen Tarif beginnen, die Baltimore= und Ohio=Linien am 16. nachfolgen, und schließlich alle Bahnen das nämliche Räuberstück vollbringen. Am selben 16. Juli begann der Strike in West=Virginien(Martinsburg), artete alsbald in offenen Krieg der Eisenbahnbeamten gegen die„Gesellschaften“ aus und wurde besonders dadurch gefährlich, daß nicht nur die zugezogene Miliz sich den„Aufrührern" anschloß, sondern auch die Tagespresse ihnen großen Theils zustimmte. Im Laufe des 19. Juli ergriff die Bewegung bereits den pennsylvanischen Knotenpunkt Pittsburg und reichte bis Cleveland in Ohio hinüber, während sie sich östlich bis Baltimore erstreckte, in welch letzterer Stadt die Zahl der Strikenden binnen weniger Stunden auf 10,000 anschwoll.— Es ist nicht unsere Sache, die neuesten Telegramme zusammenzustellen, die ohnehin Ihren Lesern bekannt sind, sondern es genügt zu constatiren, daß man bis zum 23. Juli die Verwüstungen an den Bahnen bereits auf—4 Millionen Dollars berechnete, und daß man von New=York, Washington, Philadelphia und Baltimore am atlantischen Meere bis hinüber in San=Francisco am stillen Ocean in Aengsten lebt. Schon haben etliche Bahnen die früheren Löhne wieder eingeführt, andere sträuben sich noch; die Bewegung selbst wächst noch immer. Nicht bloß die Eisenbahn=Bediensteten sind im Kampfe, sondern ihnen haben sich ganze Arbeiterbataillone und der Stand der Kleinbürger angeschlossen. Also ist es ein Klassenkampf der Ausgebeuteten gegen die capitalistische Corruption, welche dem eigentlichen Volke nachgerade unerträglich geworden ist. So ist an Stelle der früheren Demokraten und Republikaner eine neue Parteibildung im Werden. Socialisten und Kapitalisten, Ausgebeutete und Ausbeuter stehen sich gezenüber. Der Zwist ist vom politischen auf das sociale und volkswirthschaftliche Gebiet übertragen. Noch kann man nicht absehen, welchem von beiden Theilen im jetzigen Augenblicke der Sieg zufallen wird. Wie es heißt, will der Präsident die Armee durch Werbungen auf einen Stand von 100,000 Mann bringen; es ist leicht möglich, daß die„verrottete Gesellschaft“ nochmal siegt; aber wer weiß ob es nicht der letzte Sieg sein wird? In unserer gottesarmen Zeit ist so Vieles möglich.„„ r 1 Bevor wir schließen, müssen wir noch auf zwei wichtige Punkte aufmerksam machen. Für's Erste hat der Soeialis„Die Mexikaner haben eine Flagge aufgehißt,“ sagte ängstlich die Frau—, das wird doch nicht ein schlimmes Zeichen sein?“ „Ihre Flagge?“ rief Hetson, und wie verwandelt war der Mann in dem einen Augenblick—„dann komm, mein Herz— komm rascher, wenn Du irgend kannst, ich habe keinen Moment mehr zu verlieren. Aber bist Du dessen auch gewiß?" „Von weiter oben konnte man es deutlich erkennen," bestätigte auch Manuela—„und selbst von hier— wenn Sie hierher treten, Sennor, können Sie das wehende bunte Tuch da draußen erkennen.“ Hetson folgte der Richtung ihres ausgestreckten Armes mit den Augen, ein einziger Blick dorthin genügte aber, die erhaltene Nachricht zu bestätigen. „Kinder,“ sagte er freundlich zu den beiden Frauen—„Ihr habt den weiten Weg von den Bergen hier herunter allein gefunden; so werde ich Euch auch diese kurze Strecke noch Euch selber überlassen müssen. Wir sind ja auch hier dicht an den Zelten und Ihr habt nichts mehr zu fürchten.“ „Hetson— ich möchte Dir etwas sagen, ehe Du uns wieder verläßt,“ bat da die Frau. „Betrifft es das Lager dort, oder die Indianer?“ sagte der Mann. „Nein— uns selber— mich.“ „Dann laß es, mein Herz, bis nachher. Haltet Euch nur nicht auf und eilt so rasch Ihr irgend könnt zu unserem Zelt zurück— dort sehen wir uns wieder—“ und ohne weiter eine Antwort abzuwarten, floh er mit raschen Schritten den Weg zurück, den er gekommen, um den Sheriff aufzusuchen und die jetzt nöthigen Maßregeln zu erHale, der in aller Hast sein Gewehr in Stand gesetzt und geladen hatte, kam eben mit ein paar aus den Zelten zusammengetriebenen Amerikanern die Straße herauf und ihm entgegen. „Nun, Alcalde, haben Sie Ihre Frau gefunden?“ rief er dem Mann, aber mehr höhnisch als freundlich, zu—„ich hatte mir kaum gedacht, daß Sie so bald zurück sein würden.“ „Ja, Sheriff, ich habe sie allerdings gefunden,“ erwiderte Hetson ruhig und trat dabei zu seinem Zelte, vor dem an einer hohen abgeschälten Ceder die amerikanische Fahne lustig im Winde flatterte. —„Die Frauen sind in Sicherheit, und nun wollen wir Männer uns ebenfals zu sichern suchen.“.. fall und umn Ker I. Mit diesen Worten löste er das Flaggenfau, und war eben im Begriff die amerikanische Flagge niederzuziehen, als Hale, die Büchse im Anschlag, mit einem Schrei auf ihn zusprang. mus ein neues, wir möchten sagen: das folgenreichste Angriffsobject ergriffen, die Eisenbahnen, die Aorta der GroßIndustrie und des Börsenwuchers. Hiermit schlägt er in Einem Streiche den ganzen Kapitalismus vom atlantischen bis zum stillen Ocean; hiermit nöthigt er die Regierung, ihre Truppen auf ungeheuer weiten und vielen Linien zu verzetteln, während er selbst Tausende von ergrimmten Fäusten an jedem Punkte beisammen hat. Keine Commune mehr innerhalb der Stadtmauern, sondern die Eisenbahnlinien! Dies ist die neueste Strategik des Socialismus, und Genialität ist ihr nicht abzusprechen. Für's Zweite müssen wir einen Rückschlag der Bewegung nach Europa fürchten. Seit Jahren bezieht unser Erdtheil seine politischen Ideen aus den Freistaaten Nordamerika's; von dort, dem jetzt größten und reichsten Lande der Welt, flog die Begeisterung für die Republik in die monarchischen Staaten Europa's; tausend Bande des Blutes und Verkehrs ketten uns an die neue Welt. Sodann ist der Socialismus, so wenig er sich in Deutschland dieses anmerken läßt, dennoch in der That international organisirt, die Zuckung eines Theils der Arbeiterwelt theilt sich wie ein elektrischer Strom dem Arbeiterthum der ganzen Erde mit. Schelte man uns Schwarzseher, solange man will, der socialistische Krieg in der Union wird über Kurz oder Lang auch in unseren Landen tiefe Furchen reißen. Bereits zittern unsere Regierungen vor der kaum zehn Tage alten Bewegung der anderen Hemisphäre; und es will uns bedünken, sie haben Recht. * Berlin, 29. Juli. Heute sind hier allgemeine Gerüchte über eine Mobilisirung Oesterreichs verbreitet.— Nach eingetroffenen Nachrichten wiederholen sich die Türkenmeetings in Ungarn. Die ungarischen offiziösen Blätter schreiben, daß der allgemeine Ruf nach einem Einschreiten zum Schutze österreichisch= ungarischer Interessen nicht ohne Wirkung bleiben könne. Der „Nat.=Ztg.“ wird aus Pest geschrieben: Der Ruf nach einem Einschreiten, den die Volksversammlung in einem Beschlusse der Regierung vorlegen soll, wird erhört werden, jedoch das„Einschreiten" dürfte ganz anders ausfallen, als es die hiesigen Türkenfreunde wünschen möchten. Inzwischen ruft Rußland Alles zu den Waffen ein. Nach den russischen Blättern handelt es sich um eine partielle Landwehr=Einberufung. Dieselbe wird 200,000 Mann stark sein, zu deren Aufbringung wohl die Einberufung der beiden letzten Altersklassen, d. h. derjenigen Personen, welche bei den Einberufungen der Jahre 1876 und 1877 der Landwehr zugezählt wurden, ausreichend erscheinen dürfte. * Berlin, 29. Juli. Wie wir bereits mittheilten, hat der Prediger Rhode vom Brandenburger Consistorium wegen seiner Auslassungen auf der Berliner Kreissynode,— er hatte gesagt, er halte das apostolische Glaubensbekenntniß für das schlechteste, was sich denken läßt, und die Abschaffung desselben eine gottselige befreiende That genannt— einen„ernsten und nachdrücklichen Verweis" erhalten. Wie aus dem in der„Kreuzztg.“ veröffentlichten Schriftstücke hervorgeht, hat Prediger Rhode dem Consistorium gegenüber seine gemachten Aeußerungen theils zu mildern, theils ganz abzuleugnen versucht, ja sogar betheuert, daß er sich die 20 Jahre seiner Amtsthätigkeit hindurch ganz und voll auf dem Boden des Apostolikums bewegt habe. Dieses Benehmen des Predigers Rhode ist charakteristisch für den dominirenden liberalen Protestantismus. Unsere liberale Presse ist höchst aufgebracht über den Präsidenten des Consistoriums, Herrn Hegel. Die„Magdeb. Zig.“ meint, durch die Veröffentlichung sei der Verweis zu einer Verurtheilung der pastoralen Thätigkeit des Herrn Rhode schlechtweg geworden und fügt drohend hinzu:„Ob der Präsident des Consistoriums mit seiner neuesten schwerwiegenden Verfügung erreicht hat, sich in seiner Stellung, die er aufgeben wollte, von Neuem zu befestigen, muß die Zeit lehren. Nicht gut denkbar ist, daß nach Art der Verweisverfügung das kirchliche Leben in Preußen allzu freudig sich entwickeln werde.“— Die„Volksztg.“ meint, gegen die Sprache des evangelischen Consistoriums sei der Papst ein wahres Lamm; Präsident Hegel aber scheint von dem Bewußtsein erfüllt zu sein, daß seine Auffassungen und Grundsätze an höherer Stelle getheilt werden. Der Erlaß des Consistoriums ist ein Muster von Bissigkeit und Ironie gegen den reuigen Sünder. Ein Beispiel müssen wir anführen. Nachdem das Consistorium eine „Seid Ihr verrückt? Wollt Ihr die Sterne und Streifen vor den mexikanischen Hunden streichen? Wenn Ihr selbst Alcalde seid, zieht Ihr aber die Flagge noch einen Zoll von ihrem Mast nieder und ich sende Euch eine Kugel durch das verrätherische Hirn.“ „Sheriff,“ sagte Hetson, indem er mit der Linken das Flaggenfall hielt, während er mit der Rechten einen Revolver aus der Tasche zog —„für das Wort könnte ich Euch jetzt auf der Stelle, auf der Ihr steht, todtschießen wie einen tollen Hund, und würde es thun, wenn ich Euch nicht als einen ehrlichen und braven Mann kennte. Aber wir haben Streit nach außen zu genug, um auch noch im Lager damit zu beginnen. Wißt Ihr ein besseres Mittel, unsere Landsleute herbeizurufen, als durch das Niederholen der Flagge?“ Der Sheriff schwieg und sah ihn noch immer zweifelnd an. Hetson aber schob den Revolver in seine Tasche zurück, und ohne weiter auf den noch immer hinter ihm im Anschlag Stehenden zu achten, zog er das wehende Banner entschlossen nieder. „Und was wollt Ihr jetzt thun?“ frug da Hale, durch das plötzlich so entschiedene Wesen des Alcalden, den er bis dahin nur für einen schwankenden, ja zaghaften Mann gehalten, ganz stutzig gemacht. „Allein können wir nichts thun,“ sagte Hetson, indem er die Flagge im Herunterkommen, und ehe sie den Boden berührte, fing und von dem Falle löste,„aber wenn die gehißte mexikanische und die gesenkte amerikanische Fahne die Burschen nicht hier ins Lager treibt, dann verdienen sie nicht, amerikanische Bürger zu heißen— verdienen nicht, daß die Sterne und Streifen je wieder über ihrem Haupte wehen."„„, Ememgn Gach. Cof. und „Und dann?— wenn sie kommen?“ sagte Hale und schien mit seinem Blick die innersten Gedanken des vor ihm Stehenden lesen zu ene.. Genz he ian mir ums binf,&4mp; Si. memiseuiche „Ei,“ lachte Hetson,„dann holen wir uns einfach die mexikanische Flagge hier herein und ziehen sie verkehrt unter der amerikanischen auf; ich denke, das wird die Burschen schon zur Vernunft bringen!“ „Und das wollen Sie wirklich thun?“ frug Hale, noch immer ungläubig. „Wenn Sie mir dabei helfen, Hale, gewiß!— Aber da kommt meine Frau— sie braucht gerade nicht zu wissen, was wir vorhaben, denn sie würde sich nur unnöthiger Weise ängstigen— und dort seh' ich auch schon Einige von unseren Burschen über die Flat springen. Das Mittel hat geholfen, Sheriff. Ist kein Fahnenstock da?“ (Fortsetzung folgt.) Reihe seiner Ausflüchte mit schneidiger Schärfe in nichts aufgelöst hat, fährt der Erlaß fort: „Ergibt sich schon aus dem Bisherigen, in welchem Selbstwiderspruch Ihre Auslassungen in der Synodalrede mit Ihrer jetzt bekundeten eigentlichen Ueberzeugung stehen, so wird dies noch auffälliger, wenn man Ihr Gesammtverhalten bei dieser Angelegenheit betrachtet. Auch hierbei folgen wir lediglich Ihren eigenen Angaben. Sie haben— so viel steht doch unter allen Umständen fest— sowohl direkt wie indirekt unzweideutige Verwerfungsurtheile über das apostolische Glaubensbekenntniß ausgesprochen. Sie haben sich für Fortlassung desselben aus dem öffentlichen Gottesdienst und den kirchlichen Handlungen auf nicht minder unzweideutige Weise erklärt; Sie haben sich nicht gescheut, unberechtigte und pietätslose deußerungen über das Bekenntniß zu thun, auf welches Sie selbst getauft, konfirmirt und ordinirt sind und welches Sie als Geistlicher im öffentlichen Gottesdienst mit der Gemeinde zu bekennen und bei Taufen wie bei der Konfirmation regelmäßig anzuwenden haben; Sie haben dies Alles gethan, trotzdem daß Sie sagen mußten, daß Sie durch solche Aeußerungen nicht nur mit Ihrer Amtspflicht in offenen Widerspruch gerathen, sondern auch die Gewissen Ihrer Gemeindeglieder in Verwirrung bringen würden— denn was soll die Gemeinde von einem Geistlichen denken, welcher ein Bekenntniß, über welches er so urtheilt, dennoch fort und fort anwendet;— jeder Unbefangene mußte demnach annehmen, daß Sie mit dem apostolischen Glaubensbekenntniß völlig zerfallen und außer Stande seien, dasselbe amtlich zu brauchen. Statt dessen haben Sie in Ihrer Erklärung gegen uns das grade Gegentheil ausgeführt.„Ich habe(so sagen Sie) das Apostolicum nicht nur meiner Pflicht entsprechend in allen den Fällen gebraucht, in denen die Agende diesen Gebrauch vorschreibt, sondern habe es auch bei dem Konfirmandenunterricht stets zu Grunde gelegt.“— Sie berufen sich darauf, daß Sie dies seit nunmehr 20 Jahren nicht gethan haben würden, wenn Sie sich nicht als Theolog ganz und völlig auf dem Boden des Apostolicums zu bewegen vermöchten. In jeder Aussage des Apostolicums erkennen Sie:„eine tiefe christliche Wahrheit". Sie setzen hinzu: „Das Apostolicum ist mir ein zwar nicht vollkommener, aber echter Ausdruck des christlichen Glaubens und also auch meines Glaubens.“ Es hat Ihnen auch, wie schon oben angeführt, noch nie die geringste Gewissensnoth bereitet, das Apostolicum zu bekennen. Und dennoch haben Sie sich überwinden können, solche Aeußerungen über dieses Bekenntniß zu thun! Noch mehr! Sie sind ursprünglich nicht einmal mit dem Kochhann'schen Antrag einverstanden gewesen; derselbe entspricht gar nicht Ihrer eigenen Ueberzeugung. Und doch haben Sie gemeint,„den Versuch der Vertheidigung einer Sache“, mit der Sie Ihren eigenen Aussagen nach„eigentlich gar nicht einverstanden" waren und vor der Sie den Antragsteller gewarnt hatten, machen zu müssen. Ein„gewisser esprit de corps“ hat Sie dazu verleitet. Wahrlich, es wird uns schwer, dieses Verhalten uns psychologisch zu erklären. Solch ein Verfahren heißt die Einheit der eigenen sittlichen Persönlichkeit im Dienst des Parteiinteresses opfern. Wir sind überzeugt, daß Ihre eigenen Parteigenossen ein solches Verfahren von Ihnen weder fordern, noch Ihnen dafür danken.“ Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ enthält folgende Mittheilung: „Ueber den Eintritt pensionirter oder zur Disposition gestellter preußischer Officire in die russische Armee werden vielfach irrige Angaben verbreitet. Dem gegenüber ist darauf hinzuweisen, daß in dem ersten Stadium des russisch=türkischen Krieges keine Aufnahme ausländischer Officiere in das russische Heer Seitens der russischen Regierung gestattet wurde. Erst ganz neuerlich haben einzelne Gesuche von preußischen Officieren eine willigere Aufnahme gefunden. Diese Gesuche sind jedoch einzeln zur Erledigung gebracht worden und keineswegs auf Grund einer allgemeinen Anordnung. Von einer allgemein ertheilten Erlaubniß zum Uebertritt preußischer Officiere in die russische Armee kann überhaupt nicht die Rede sein; eine solche Anordnung würde gegen alles militärische Herkommen verstoßen.“ Eine hiefige lithographirte Correspondenz droht England mit einem Bündniß Preußens, Rußlands und Italiens, wenn es sich unterfange, aktiv in den russisch=türkischen Krieg einzugreifen. Unsere Offiziösen sind ergrimmt über Klapka und seine Türkenmeetings. Der ihnen seit 1866 so liebe Klapka wird von ihnen jetzt als ein„gewöhnlicher Humbugmacher" bezeichnet. Das im Verlage von E. Margon in Bern erschienene und in Leipzig confiscirte„Kleine Buch vom großen Bismarck“(1 Mk.) soll nach Vermuthung einzelner Blätter aus der Feder des ehemaligen Legationssekretärs Otto von Los stammen. Die fünfte Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik findet in Berlin am 8. 9. und 10. October statt.— Der franz. Botschafter Vicomte de Gontaut=Biron ist aus Ems hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.— Im Säulengange des neuen Museums fand heute Vormittag die feierliche Enthüllung der Büste Karl Schnaase's statt. Nach dem Ausgang, welchen während des letzten Reichstags die Krifis Bismarck=Stosch gefunden, hätte man meinen sollen, daß der Reichskanzler und der Chef der Admiralität unversöhnliche Gegner bleiben werden. Jetzt hat letzterer die in Kiel vom Stapel gelassene Panzer=Corvette mit dem Namen„Bismarck“ getauft, und bei seinem Taufspruch darauf hingewiesen, daß in erster Linie der„große Reichskanzler die erlangte Einheit des deutschen Vaterlandes verkörpere". Außerdem hat Herr v. Stosch nach Varzin sofort ein Telegramm gesandt, welches den großen Reichskanzler von dem großen Ereignisse unterrichtete.— Bismarck und Stosch sind jetzt zwei unzertrennliche Freunde geworden.— Die viel besprochene Schrift Plauenberg's, welche die bekannte Zeugnißzwang=Affaire gegen den Buchhändler Skrzeczek zur Folge hatte, hat eine Erwiderung erfahren unter dem Titel„Gegen Herrn Nikolaus Plauenberg und für denselben, für den preußischen Richter und gegen denselben". Der Verfasser tadelt das rücksichtslose Verfahren der Plauenberg'schen Schrift gegen den trotz der Schattenseiten geachteten Stand der preußischen Richter, in der von Plauenberg gewählten Form scharf, stimmt ihm aber im Wesentlichen in Betreff der gerügten Mißstände bei. Er erklärt die letzteren nur aus den obwaltenden Verhältnissen und Zuständen des wissenschaftlicher Kenntniß wenig zugänglichen und in anschaulichwissenschaftlicher Form auf Universitäten nur ausnahmsweise gelehrten preußischen Richters und dessen so sehr gehäuften vielfach willkürlichen Einzelvorschriften. Er zeigt, wie der preußische Richter, meist überbürdet, und in der Beförderung meist abhängig von seinem Vorgesetzten, eine Stellung einnimmt, welche das von Plauenberg geschilderte Beamtenthum der preußischen Richter in milderem Lichte erscheinen läßt. Nur in einem Punkte tritt der Verfasser der Plauenberg'schen Schrift entschieden entgegen, in dem Beifall, welchen derselbe dem Justizminister zollt. Dessen gesetzgeberische Thaten werden zum Schluß einer kurzen, aber einschneidenden Kritik unterworfen und es wird für die Rechtfertigung der letzteren auf eine vielleicht sehr nahe Zukunft verwiesen.— Die für die Provinz Nassau bestimmte neue keramische Fachschule(für die Töpferkunst) wird zwischen den Städtchen Höhr und Grenzhausen zu liegen kommen und im Herbst ins Leben treten. * Leipzig, 28. Juli. Die hiefige Universität hat den Professor Overbeck(nationalliberal) mit großer Majorität zu ihrem Vertreter in der ersten Kammer gewählt. O München, 27. Juli. Die Münchener Blätter beschäftigen sich seit 14 Tagen mit keiner andern Frage mehr, als derjenigen des Häusereinsturzes. Alles Interesse konzentrirt sich auf diese spezielle Münchener„Eigenthümlichkeit".— Die Klagen über Zurücksetzung„ultramontaner" Priester bei Vergebung von Pfründen mehren sich in einer Weise, daß dieselben bereits ein stehendes Kapitel in der Presse bilden. Dabei ist am meisten die traurige Thatsache zu bedauern, daß die Zahl liberalisirender Geistlicher immer mehr anschwellt. Im„Straubinger Tageviatt“ fand sich eine längere Besprechung dieser Zustände, welche unseren Klerus zu zersetzen drohen. Wie weit einzelne liberalisirende Elemente bereits gehen zu dürfen glauben, dafür spricht unzweideutig ein Bericht des„Volksfreund“ von der Laaber (Regensburger Diözese). Ein Pfarrer in dortiger Gegend, welcher zugleich Distriktsschulinspektor ist, erschien bei einer Lehrerkonferenz und beklagte vor den Lehrern, daß die Lokalschulinspektoren, d. h. die Pfarrer, rein gar nichts für die Schule Er habe der Regierung hierüber unumwunden Anzeige erstattet. Er forderte dann die Lehrer auf, ihre Pfarrer zu denunziren, sobald sie in der Eigenschaft als Lokalschulinspektoren sich eine Blöße geben. Dann fuhr er wörtlich fort:„Wir haben einen schweren Stand, meine Herrn Lehrer, aber mit Gottes Gnade, oder wie man das Ding sonst nennen mag, werden Sie durchdringen. Merken Sie sich nur alles, was Ihre Lokalinspektoren thun; schreiben Sie sich das alles auf— ich kenne nur Einen unter Ihnen, der sich ein eigenes Tagebuch in dieser Sache hält— und zeigen Sie alles an, dann brauchen Sie nichts mehr zu leiden; denn es ist jetzt die erwünschte Zeit angebrochen, wo man sch vertrauensvoll an die Regierung wenden kann.“ Solche Außerungen sprechen für sich selbst. Geistliche, welche eine derartige Sprache führen, gelten als gebildet, aufgeklärt und staatstreu und werden durch Protektion bei Vergebung wichtiger Posten ausgezeichnet. Ex te perditio Jsrael! * Wien, 28. Juli. Man meldet der„Köln. Ztz. von hier: „Midhat Pascha conferirte heute mit Andrassy.— Officiöse Blätter bringen Meldungen über italienische Wühlereien in Istrien. Es findet starker Chiffernverkehr mit London und Constantinopel Statt; daher herrscht die Annahme, daß die officielle Anordnung der Mobilisirung bevorstehe; dieselbe solle gegen Rußland und Italien demonstriren. Ich kann versichern, daß zwar seit wenigen Tagen eine theilweise Mobilisirung näher ins Auge gefaßt wurde, als vordem. An einen bestimmten Tag für die Anordnung derselben ist aber noch nicht gedacht, um so weniger, da die stille Mobilifirung der beiden südöstlichen Grenzcorps als vollzogen gilt; man spricht offen aus, daß man nicht mehr hoffe, an der Nothwendigkeit der Mobilisirung vorbei kommen zu können, doch glaube man die Finanzen und Arbeitskräfte der Beoölkerung soweit schonen zu können, daß man erst, wenn die beiden Kriegführenden zum letzten Schlage ausholen, gewaffnet auf den Plan treten zu brauche. Dies, glaubt man, werde sein, wenn die Ernte zum größten Theile vorüber sei; nach derselben dürften die Reservisten und Urlauber einberufen werden.“ * Wien, 28. Juli. Die„Frankf. Ztg. läßt sich von hier Folgendes telegraphiren: „Midhat Pascha empfing heute bei sich im Hotel Metropol Aleko Pascha. Ueber den Zweck seiner Reise und das Datum der Abreise sind die verschiedensten Versionen verbreitet; während nach der einen Midhat's Rückkehr nach Stambal noch von den Bedingungen abhängig ist, deren Erfüllung problematisch, behaupten andere, eine vollständige Einigung sei bereits erzielt, unter Vermittlung Edhems, der sich stets als Platzhalter Midhat betrachtet habe. Die Offiziösen sprechen sehr abfällig über Midhat, besonders die„Presse“, die sagt: Seine Rückkehr werde den türkischen Fanatismus noch mehr entflammen und in den türkischen Vernichtungskrieg System und Methode bringen, was aber die Neutralen wegen der Gefährdung ihrer Nationalen schwerlich dulden würden.— Dem Demissionsgesuche Mollinary's legen die ungarischen Blätter große Bedeutung bei, indem sie dasselbe in Zusammenhang bringen mit einer antirussischen Schwenkung. Hier führt man das Gesuch Mollinary's auf Differenzen mit den Civilbehörden wegen des Grenzbahn=Projekts zurück.“ * Wien, 29. Juli. Wie die„Neue Freie Presse“ schreibt, wäre über die Dauer des Aufenthaltes Midhat Pascha's in : Wien nichts Definitives bekannt. Gewiß sei es indessen, daß Midhat die Reise nach Wien auf Wunsch des Sultans unternommen hätte und weitere Information aus Constantinopel erwarte. Die Zurückberufung Midhat Pascha's nach Constantinopel sei bisher noch nicht erfolgt, die Meldungen über die Abreise desselben nach London oder Brindisi seien verfrüht. Gestern Nachmittag hatte Midhat Pascha wiederum eine mehrstündige Conferenz mit dem hiesigen türkischen Botschafter, Aleko Pascha. * Wien, 29. Juli. Wie die„Presse“ erfährt, wird Midhat Pascha zehn bis zwölf Tage in Wien verweilen.— Midhat ist entschieden gegen einen Religionskrieg. Andrassy conferirte gestern längere Zeit mit dem Prinzen Peter von Oldenburg, deßgleichen mehrere Stunden mit Novikow. Die gestern colportirten Mobilisicungsgerüchte sind gänzlich grundlos.— An der heutigen Fruchtbörse wurden 200,000 Zollcentner neuer Weizen für den Export nach Süddeutschland und der Schweiz genommen. * Pesth, 29. Juli. Die„Köln. Zig. meldet: Der Kaiser hat das Rücktrittsgesuch Mollinary's abgelehnt; dieser beharrt aber auf seinem Entlassungsgesuch, wenn die Frage betreffs der bosnischen Flüchtlinge nicht in seinem Sinne gelöst werde. 8 Aus Ungarn, 28. Juli. Feldzeugmeister Mollinary hat infolge des magyarischen Grenzbahn=Projectes, welches den Grenzern so große Nachtheile bringt, seine Demission als oberster Verwaltungsbeamter des Grenzlandes eingereicht. Die Erbitterung in der Grenze gegen die Herrschgewaltigen zu Pest wächst; ein neuer Beweis, wie wenig der Liberalismus sich auf das Regieren versteht.— Und nun das große TürkenMeeting zu Pest am 26. d. Mis.! Der ehemalige FreimaurerGroßmeister Franz Pulszky eröffnete kurz vor 5 Uhr Abends die Versammlung, zu welcher sich neben dem süzen Pöbel auch viele„Gebildete“ eingefunden hatten. Das Comité möge Klapka zum Auftreten einladen, ihn, den Kenner türkischer Verhältnisse und den ruhmreichen Vertheidiger von Komorn. Klapka sucht darzulegen, daß die Vergrößerung Rußlands an der unteren Donau und seine Herrschaft an der Bocche di Cattaro bis Krieg zu lokalisiren. Der Friede sei das erste Ziel der sischen Politik. vr Ve. stagg Belgien. Brüssel, 28. Juli.„Etoile Belge“ erfährt aus guter9. daß von dem Rücktritt des Kriegsministers keine Rede.“ die Regierung sich gegenwärtig mit der militärischen Lag.“ Landes nicht in besonderer Weise beschäftige. Die Regi. halte fest an den Erklärungen, welche der Ministerpräsiden Krieosminister jüngst in der Kammer abgegoben der.gmmsies fungse in der Kummer abgegeden, Dänemark. * Kopenhagen, 28. Juli. Der König hat heute da## missionsgesuch des Kriegs= und Marineministers, Genergl. Haffner, genehmigt und den General Dreyer zum Kriegs, Marineminister ernannt. Amerika. * N e w= Y o r k, 2 8. J u l i. D e r E i s e n b a h n v e r k e h r i g mehreren Bahnlinien im Westen wieder im Gange, die Bun# truppen und die Miliz werden heute auch den Verkehr Pittsburg und mit der Linie Baltimore=Ohio wieder hers Der Strike der Grubenarbeiter in Pennsylvanien greift### um sich, die Strikenden halten auch andere Arbeiter von setzung der Arbeit ab. * Die neuesten amerikanischen Blätter melden, daß die südamn sche Küste abermals der Schauplatz eines vulkanischen Ausbruche verheerender Fluthen gewesen, wodurch, wie man befürchtet, viele### schenleben verloren gingen und viel Eigenthum zerstört wurde,#. lang fielen große Quantitäten vulkanischer Asche längst der Küsten# Es wird geschätzt, daß am 26. Juni zwischen Balahoyo und auf den Quadratkilometer Boden 313 Kilogramm Asche fielen. nenschüssen ähnliche Detonationen wurden bei Yaguachi gehört. F# amtliche Nachrichten sind eingetroffen: Ein vulkanischer Ausbruch cher, wie man vermuthet, seinen Ursprung im Cotopaxi hatte,# fruchtbaren Thäler von Chilo und Tumbez verwüstet. Am Morz### eent wrche in Belouungg din berhihbant Gechlch atten un eine ungeheure Fluthwelle folgte. Diese folgte dem Laufe der Cutuchi, San Filippe und Yanagaco und überschwemmte die zur sogenannten El Salto Kapelle. Die Menge des Wassers un## Schlammes war so groß, daß das ganze Haciendathal, sowie die### nerei bei Latacunga vollständig bedeckt wurden. Das Wasser ri## Vieh und auch viele Menschen mit fort. Die Brücken von Lat#### Bolivar, Pasalco, Culapachan, Patae und Agoyan wurden zerstön# an beiden Seiten der Flüsse gelegenen Haciendas litten ungeheu die Verwüstung ist furchtbar und vollständig. zur Donau=Mündung auch gegen die zuerst auf Zertrümmerung der Türkei, dann aber Habsburgische Monarchie losziele und das Grab der Civilisation sei. Die Türkei sei zwar verlassen, aber heldenmüthig. Oesterreich stehe vor der Alternative: Rußland oder England.„England“ ruft die Versammlung. Nächst Klapka machte Helfy durch seine Rede Aufsehen.„Wir wüßten, sagte er, zu welchen Mitteln wir der Regierung rathen würden, wenn wir unseren Wünschen folgen dürften.(Wilde Rufe:„Zur Vertheidigung mit den Waffen!“) Was wir fordern können, ist, daß der russischen Eroberungspolitik Einhalt geboten werde. Wenn unser Wort nicht gehört wird, sollen die Kanonen gehört werden.(Stürmische„Eljen“.) Wir sind jederzeit zu Opfern an Gut und Blut bereit“ 2c. Dieser Appell an die Waffen hat in den diplomatischen Kreisen zu Wien peinlichst berührt. Wenn daher die gestrigen Pester Blätter das Türken=Meeting als„maßvoll“ bezeichnen, so wissen Sie jetzt, was davon zu halten ist.— Der„Kelet Nape“(Sennyey) veröffentlicht an hervorragender Stelle die Sensations=Nachricht, die Occupation Bosniens und Serbiens sei bevorstehend; das Einrücken in Serbien geschehe nur zur Beschwichtigung der Ungarn, während die wirkliche Annexion Bosniens beabsichtigt sei. Ob dies Alles so schnell geschehen wird? Seit fast drei Wochen lesen wir das Eine oder das Andere als„bevorstehend“, und doch ist bis heute Nichts geschehen. Vielleicht geht's auch jetzt wieder so. Italien. * Rom, 28. Juli. Die hier anwesenden Minister hatten, wie hiesige Blätter melden, am Donnerstag eine Conferenz, in welcher sie ihr vollkommenes Einverständniß mit der von Melegari in der orientalischen Frage befolgten Politik aussprachen, einen definitiven Beschluß jedoch bis zur Rückkehr der abwesenden Minister auszusetzen beschlossen. Letztere wurden ersucht, nach Rom zurückzukehren. * R o m, 2 9. J u l i. W i e d e r„ C o u r r i e r d' I t a l i e“ m e l d e t, h a t die italienische Regierung in den letzten Tagen den Großmächten die ausdrückliche Zusicherung ihrer friedlichen Intentionen gegeben und erklärt, sie sei fest entschlossen, von dem Programme der Neutralität nicht abzuweichen. * Turin, 29. Juli. Prinz Amadeus hat sich gestern Abend bei einem Sprunge aus seinem Wagen, dessen Pferde scheu wurden, eine schwere Verletzung am Kopfe zugezogen. Die Nacht hat der Prinz ruhig verbracht; die Besserung schreitet anhaltend fort. Frankreich. * Paris, 28. Juli. Die Geranten der Journale„La lanterne“ und„Le mot'ordre“ sind wegen Publication von Artikeln Rochefort's zu 5000 Frcs. Geldstrafe verurtheilt worden. * Bourges, 29. Juli. Der Marschall Mac Mahon hat heute hier eine große Truppenrevue abgehalten. * Bourges, 28. Juli. Der Marschall Mac Mahon hat auf die Ansprache des hiesigen Maires Folgendes erwiedert: „Nach Außen hin den Frieden zu erhalten, im Innern auf dem Boden der Verfassung an der Spitze der Männer der Ordnung aller Parteien vorzuschreiten, die Parteien nicht nur gegen die zerstörenden Leidenschaften, sondern auch gegen ihre eigenen Ausschreitungen zu schützen, von ihnen zu verlangen, daß sie Einhalt thun ihrer Uneinigkeit, um den Radikalismus, der unsere gemeinsame Gefahr ist, zu hemmen— das ist mein Ziel. Ich habe niemals ein anderes gehabt. Man hat mich wegen meiner Absichten angeklagt, man hat meine Handlungen entstellt, man hat gesprochen von einer Gefährdung der auswärtigen Beziehungen, von einer Verletzung der Verfassung, von einer Bedrohung der Freiheit des Gewissens, ja sogar von der Wiederkehr der Mißbräuche des ancien régime und wer weiß welchen geheimen Einflusses, den man die Priesterherrschaft nannte. Dies sind Verleumdungen. Der gesunde öffentliche Sinn hat dem bereits Rechnung getragen in Frankreich und im Auslande. Diese Verleumdungen werden mich nicht entmuthigen, sie werden mich nicht abhalten, meine Aufgabe zu vollenden unter Mitwirkung der Männer, welche meine Politik unterstützen werden. Ich habe das Vertrauen, daß die Nation meinen Ruf beantworten wird, durch die Wahl neuer Mandatare, um den Kampf zu beendigen, dessen Verlängerung nur den Interessen des Landes schaden und die friedliche Entwicketung seiner Größe aushalten würde.“ In Beantwortung einer Ansprache des Präsidenten des Handelsgerichtshofes sagte der Marschall Mac Mahon unter Anderem: Frankreich habe Alles gethan, um den orientalischen Der russisch=türkische Krieg. Constantinopel, 27. Juli. Die englische Flotte die Besikabai verlassen; über ihre Bestimmung ist hier## bekannt. Man glaubt, daß sie zum Kreuzen verwandt werden wi Constantinopel, 27. Juli. Nach hier eingegangenen Nachr## haben in Rumelien in der Gegend zwischen Eski Zagra und Jenni# so wie bei Karabunar und Hermanly verschiedene Gefechte stattgein — In Kleinasien soll Bajasid und Penek wieder von den Türken sein. Aus Pera wird unter dem 27. d. berichtet, daß die Rusa## Karabunar zwischen Eski=Saghra und Hermanly ein befestigte### herrichten, wohin sie 30,000 Mann zusammenziehen wollen. Die bahnlinie bei Philippopel ist von Bulgaren unterbrochen worden. Pera, 28. Juli. Die südlich vom Balkan stehenden min Truppen werden von den Türken auf 45,000 Mann geschätzt.## Absetzung Abdul Kerim's erfolgte auf Bericht des egyptischen### Hassan, welcher nach Constantinopel zum Sultan kam und nachte#n der Oberfeldherr jeglichen Planes entbehre.— General Blum#### die Armeen Suleiman's und Reuf's. Er glaubt sie zur Tefem## verschanzten Lagern stark genug, für die Offensive zu schwach. Diet# stehen verschanzt in Karabunar und warten die Insurgirung Thier ab. Die Eisenbahn bei Hasköi ist von aufständischen Bulgaren zui worden. Hier verbreitete sich schon ganz das Gerücht, die Russen im Anmarsch auf Gallipoli. Petersburg, 28. Juli. Das Telegramm, in welchem GroßfhNikolaus dem Kaiser den Uebergang über den Balkan meldet, datirt 20. Juli und hat folgenden Wortlaut: Ich habe das Glück, Ew. 2 zum Uebergang über den Balkan und zur Besetzung dreier Gebirg zu beglückwünschen. Nach der am 7. Juli durch die Cavallerie er## schnellen Besetzung von Tirnowa, der alten Hauptstadt Bulgariens, ich mich persönlich mit Insanterie dorthin und dirigirte am 12. mit der von ihm commandirten Avantgarde zum Balkanpaß. An Juli überschritten die Truppen den Balkan unter unglaublichen Murohne einen Schuß zu thun. Vom 14. bis zum 18. Juli inclusive## die Avantgarde täglich glänzende Gefechte und, indem sie sich in ü des Tundsha=Flusses stromaufwärts bewegte, bemühte sie sich, von# her den Hauptpaß bei Schipka zu erreichen. Im Kampfe wurde an Juli Chankidi genommen; am 15. Juli wurde der Feind deim#### Uflorgi geschlagen und der Telegraph nach Jeni=Zagra zerstört; uul Juli kam es zu einem heißen Gefecht beim Dorfe Kischla; am 17.##0 wurden kämpfend die Stadt Kesanlyk und das Dorf Schipka gen#m Um dieselbe Zeit griff das von mir nach Gabrowa abgeschickte Iusam## Regiment Orel mit dem 30. donischen Regiment am 15. Juli du### befestigten Schipka=Paß von Norden an, wo sie unter Beweisen do#### denmuth, Tapferkeit und Ausdauer mit dem linken Flügel un### Befehl des Commandeurs des 30. Kosaken Regiments, Oberst Orla# Janina=Paß nahmen. Das Centrum und der rechte Flügel, welt Feind aus verschiedenen Stellungen mit dem Bajonnet hinauswarsa mochten den Paß selbst jedoch nicht zu nehmen, weil diese befestigte Pern durch 14 Tabors mit 8 Geschützen stark besetzt war. Am 19. Juli iih) Morgens rückte Fürst Mirski abermals vor, nachdem er erfahren###ti,# daß Gurko am Vorabend um 5 Uhr das Dorf Schipka genomme#lt. Da hielt der Feind nicht mehr Stand; voll Schrecken floh er, ohn ma Schuß zu thun, aus dem Gebirgspaß durch das Thal nach Wesin und ließ sein Lager, die Geschütze und Fahnen im Stich. Und som Dank der Tapferkeit und Unerschrockenheit der ruhmvollen und#### Truppen Ew. Majestät der schwierige Uebergang über den Balkan zogen und drei Pässe sind in unseren Händen. Bucharest, 28. Juli. Bratiano war in Nikopolis, um# Czaren über die Beschleunigung des rumänischen Donauüberganges## handeln; er kehrte in das Hauptquartier nach Tojana zurück, nacht wie versichert wird, die Bedenken gegen den Uebergang beseitigt. Durt wird das Gros der rumänischen Armee nach Beendigung der Brichk über die Donau gehen und die Pofition bei Nikopolis beziehen.##“ niceann reist vorerst nach Tojana, dann nach Wien. Bucharest, 28. Juli. Bei Schumla wird heftig gekämpft. Cattaro, 28. Juli. Niksitsch wird seit vierzig Stunden beschafft Alle Höhen vor der Festung befinden sich noch in den Händen“ Türken, welche sich trefflich vertheidigen. Morgen soll der Hauptang erfolgen, doch ist es fraglich, ob derselbe Erfolg haben wird. Tros“ wird Nikfitsch capituliren müssen, weil es dort an Proviant und nar lich an Wasser mangelt. Unkluger Weise nahm man eine zu ee Civilbevölkerung in die Festung auf. Die Garnison wird auf tange Mann, die Bevölkerung auf zweitausend geschätzt. " Cettinje, 28. Juli. Die Beschießung vor —4 Riksite, bur gig Bukotic zerstörte abermals zwei Blockhäuser. Mehrere Häuser geriethen in Brand. Pusse Wien, 28. Juli. Telegramme der Morgenblätter.„N. fr. aus Bukarest, 26..: Der Kaiser Alexander trifft heute in ein. Man erwartet morgen einen Sturm auf Rustschuk. Betricht Abtheilungen rusfischer Truppen marschiren über den Landweg von Krute südwestlich von Rustschuk, wohin von Schistowa aus eiligst Belagerhhr geschütz dirigirt wird. An den Geschützständen für die großen Vatteirtt und den Magazinen wird ununterbrochen gebaut. Seit gestern täglich 10 bis 12 Züge Verwundeter hier ein.— Beket wurde P von Rahowa aus stark beschossen, wobei die Rumänier einige Verrhatten. Die gesammte Garnison von Nisch rückt in Eilmärschen Kriegsschauplatz ab. 77 4468# Wien, 28. Juli. Telegramme des„N. W. Tageblaln== Athen: Bei Rethymno auf der Insel Kreta hat ein bigtig Pagge: stattgefunden; der Aufstand gewinnt an Ausdehnung.— Der Fall von Nikfik wird als nahe bevorstehend betrachtet. Wien, 28. Juli. Telegramme der„Presse“. Aus Constantiuhf“. Die von den Russen mit einem Verlust von 10 Geschützen geschlag Truppen Suleiman Pascha's bildeten die Avantgarde seines bestanden aus 15 Bataillonen und zwei Batterieen.— Bei der Armee sind 20,000 Mann Verstärkungen über Barna eingetroffen. Wien, 28. Juli. Der„Polit. Correspondenz“ wird aus heute gemeldet: Es ist unwahr, daß Serbien zwei Armeecorps M,:Genz, die Skupschtina ermächtigte den Kriegsminister nur, die besteheno„ich wache zu verstärken. Der hiefige britische Consul ist gestern in and wichtiger Mission seiner Regierung nach Kragujevatz abgereif.### eine Der Wiener Correspondent des„Temps“ meldet:„Ich Unterredung mit Midhat Pascha, welcher am Dienstag nach abreisen wird, weil er glaubt, daß der Augenblick für ihn noch btz kommen sei, um nach Constantinopel zurückzukehren, oder wenigstens vorzieht, zu warten, bis er zurückgerufen wird, was noch nicht geschehen ist. Midhat glaubt der Türkei bei der österreichischen und engRegierung mehr Dienste leisten zu können, als in Constantinopel; er ist überzeugt, daß die Regierung des Sultans energisch kriegerische Maßregeln treffen, aber die Fahne des Propheten nicht entfalten werde; auch glaubt er, daß England und Oesterreich in einen türkisch=russischen Geparatfrieden nicht willigen werden.„„6 8 Paris, 28. Juli. Die„Debats“ melden aus Pera vom 6.„ daß drei Briefe aus Adrianopel die von den Russen begangenen Grausamkeiten bestätigen; dieselben hängten Mudirs und Kaimakams(die Vorsteher der Polizei= und Verwaltungsbehörden) auf. Wien, 29. Juli. Die„N. fr. Presse“ bringt aus Nicopolis vom 25. d. nachträglich einige Details über die Kämpfe bei Plewna. Nach denselben hätten die Russen nach der Niederlage ihrer Avantgarde am 19.., durch eine Brigade verstärkt, am 20. d. Offensive ergriffen und die türkischen Positionen am rechten Ufer des Crivicaflusses erobert. Am Sonntag den 22. d. seien indeß die Türken, die sich durch Truppen aus Widdin auf 28,000 Mann verstärkt hätten, zum Angriff vorgegangen, hätten die Russen aus ihren Stellungen geworfen, sie nach einem Verluste von 2000 Mann zu einem ungeordneten Rückzuge gezwungen und mit dem Bayonnet verfolgt. Das genannte Blatt meldet ferner: Eine Division des 4. russischen Armeecorps und eine Brigade aus Nicopolis seien bei Plewna eingetroffen. Daselbst ständen sich 25,000 Mann Russen und 27,000 Mann Türken gegenüber. Man erwarte dort eine Schlacht. Osman Pascha, dessen Hauptquartier in Plewna sei, habe neuerdings Verstärkungen erWien, 29. Juli. Telegramm des„N. W. Tagebl.“ aus Schumla vom 27..: Bei dem gestrigen Gefecht bei Turlak in der Nähe von Rasgrad, in welchem Aziz Pascha fiel, wurde ein zweiter türkischer General schwer verwundet. Bukarest, 29. Juli. Die vierte Division der rumänischen Armee unter General Manu ist über die Donau gegangen und hat Nicopolis besetzt, wo bereits die Fahne des fünften Regiments weht. Constantinopel, 29. Juli. Wie hierher gemeldet wird, leistet Silistria den Angriffen der Russen Widerstand.— Eine in der Richtung auf Varna marschirende Colonne wurde in Basardjik aufgehalten. — Bei Rasgrad sollen die Russen größere Verluste erlitten haben; die Verluste der Türken werden auf 100 Todte und 200 Verwundete anWTäc. Vermischte Bonn, 30. Juli. Gestern, am zehnten Sonntage nach Pfingsten und am Feste des hl. Lupus, haben die hiesigen„Altkatholiken“ die ihnen überwiesene alte Jesuitenkirche zum ersten Male in Gebrauch genommen. Das Publicum in der Kirche war ziemlich gemischt. Im Hintergrunde hinter den Pfeilern duckten sich auch einige kathol. Zöllner und Sünder, welche trotz kirchlichen Verbotes die Neugierde hineingetrieben hatte.„Bischof" Reinkens war nicht anwesend, der„D. Merk.“ meldet ihn auf Reisen in Baden. Die Sache verlief ohne alle Störung, das Publicum verhielt sich völlig theilnahmslos. c Bonn, 30. Juli. Dem Anscheine nach ist beim Einziehen der Preußischen Banknoten in Beträgen von 100, 500 und 1000 M. eine Stockung eingetreten, indem die Reichsbanknoten in diesen Beträgen noch sehr spärlich, dagegen die Preußischen Banknoten noch massenhaft im Circuliren sich befinden. Niemand kann gezwungen werden, die Noten der Preußischen Bank, die nicht mehr existirt, in Zahlung zu nehmen. * Bonn, 30. Juli. Der Vorstand der hiesigen Feuerwehr schickt mit Bezug auf den Localbericht in Nr. 204 d. Bl. folgende berichtigende Angabenein: 1. Daß die Anmeldung eines großen Brandes in der Stockenstraße bei einem Hornisten der freiw. Feuerwehr erfolgte; 2. daß der betreffende Hornist Theaterstraße Nr. 5 wohnt und das erste Signal direct vor seinem Hause, vis--vis dem Theater, gab, und nicht ins Theater hinein blies. Der Hornist der Theaterwache nahm das Signal auf und alarmirte ganz seiner Instruction gemäß sein Revier. * Köln, 29. Juli. Unserer Nachricht über die am Samstag stattgefundene Gerichtsverhandlung gegen den hochwürdigsten Herrn Erzbischof Paulus Melchers fügen wir aus der„Köln Volksztg.“ noch Folgendes bei: Der Beschuldigte war edictaliter vorgeladen worden, indeß nicht erschienen, weshalb in contumaciam verhandelt wurde. In dem einen der zur Verlesung gelangenden Schreiben hatte der Herr Erzbischof den Dr. Beck aufgefordert, sich der Ausübung kirchlicher Functionen zu enthalten; das zweite forderte den Pastor Diehl auf, innerhalb sechs Woien nach Empfang des Schreibens in der„Köln. Volksztg“ die Erkläung abzugeben, daß es nicht bei Bezug des Staatsgehaltes sein Wille und seine Absicht gewesen sei, sich den Staatsgesetzen zu unterwerfen. Der Präsident bemerkte, daß die beiden Schreiben von den Adressaten an den Herrn Oberprocurator, und zwar das letztere unerbrochen, geschickt worden seien. Der Vertreter des öffentlichen Ministeriums beantragte ohne weiteres, ohne nämlich die Beschuldigung zu begründen, den Herrn Erzbischof auf Grund des§ 38 des Gesetzes vom 12. Mai 1873 wegen jedes der beiden Vergehen zu 300 Mark oder zu einer Gesammtduße von 600 Mark, sowie in die Kosten zu verurtheilen. Das Gericht hin Batens apr Bratbugg salt zund belltbüiche in Rchoetlungtaue für je 20 Mark eine Gefängnißstrafe von einem Tag. Das Geseg erwog nur, daß an der Authenticität beider Schreiben nicht zu zweifeln sei, da das eine ganz von der Hand des Beschuldigten geschrieben, das andere von ihm unterschrieben sei; daß der Beschuldigte in den beiden Schreiben den Adressaten Anweisungen über ihr Verhalten zu den Staatsgesetzen ertheilt habe; daß darin eine Vornahme einer Amtshandlung liege, wozu der Beschuldigte nach seiner Entsetzung aus seinem Amte nicht mehr befugt gewesen sei. Köln, 30. Juli. Die gewöhnlichen Assisen des 3. Quartals in den Bezirken des königl. Landgerichts zu Aachen und Cleve werden am Montag den 24. Sept. eröffnet werden. Zu Präsidenten derselben sind die königlichen Appellations=Gerichtsräthe Iser und Siegfried ernannt worden. Köln, 30. Juli. In der neuesten Nummer des„Staats=Anzeigers“ liest man:„Nach amtlichen Nachrichten ist der Colorado=Käfer bei Mülheim in der Nähe der früher inficirten Fläche wiederum aufgefunden worden. Der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten hat sofort den Decernenten seines Ministeriums, Regierungs=Assessor Sterneberg, behufs Leitung der Vertilgungs=Maßregeln an Ort und Stelle entsandt. Auch Professor Dr. Gerstaecker ist ersucht worden, sich nach Mülheim zu begeben.“ * Von der Noer, 29. Juli. Von der Gemeinde X. ist ein Gesuch um sofortige Entfernung des Lehrers und der Lehrerin an die Regierung abgeschickt. Daselbst war dem Geistlichen aus unbekannten Gründen die Ertheilung des Religionsunterrichts untersagt worden. Das Lehrerpersonal fing an, den Religionsunterricht zu ertheilen, ohne eine kirchliche Sendung zu haben. Dabei stieß es jedoch nach der„Dürener Ztg.“ auf ein unerwartetes Hinderniß. Die Schulkinder weigerten sich einfach dem fraglichen Lehrerpersonal, wenn es in der Religion unterrichtete, Antwort zu geben, und konnten auch nicht durch Strafen dazu gebracht werden. * Dülken, 28. Juli. Wie die„Niederrh. Vztg.“ erfährt, ist in der vorgestrigen Sitzung des Stadtverordnetencollegiums von den acht„libeFralen“ Mitgliedern desselben Herr Bürgermeister Wachter auf zwölf Jahre einstimmig wiedergewählt. Die katholischen Mitglieder des Collegiums hatten sich bekanntlich vorher aus der Sitzung entfernt. Grevenbroich, 28. Juli. Gestern Nachmittag, unmittelbar vor den Feierabend, wurde in einer Sandgrube bei Fürth ein Arbeiter gänzlich verschüttet und anscheinend leblos nach etwa 10 Minuten von seinen Mitarbeitern herausgegraben Den Bemühungen des rasch herbeigerufenen Arztes ist es unter Beihülfe der anwesenden Arbeiter gelungen, den vom Erstickungstode Bedrohten nach etwa 3 Stunden dem Leben wiederzugeben. Frankfurt, 28. Juli. Der Schöffe Fr. Brentano schenkte unserm Kaiser Dom vorgestern ein großes Oelgemälde von van Dyck, betitelt: „Kreuzabnahme". Das Bild wird einen würdigen Platz unfern des Mittelschiffes erhalten. Saarbrücken, 29. Juli. Bürgermeister Woytt von Alsweiler, der am 7. d. vom hiefigen Zuchtpolizeigericht wegen Mißhandlung einer Frau aus Marvingen zu 50 Mark Geldbuße verurtheilt worden war, hatte gegen dieses Urtheil Berufung eingelegt. Dieselbe wurde vorgestern von der Appellkammer verworfen und der Appellant in die Kosten verurtheilt.„— Beyenburg, 29. Juli. Vorgestern wurde Herr Pfarrer Kochlauf des Urtheils des Landgerichts zu Elberfeld vom 4. d. wieder in den Besitz seiner Wohnung eingesetzt. 9683278 Padervorn, 27. Juli. Wie der„Liboriusbote meidet, ist heute Borgen der Herr Reichsfreiherr von Wendt in Borglinghausen, päpstl. kammerherr, am Schlagflusse verschieden. bieg... 28. Juli. Vorigen Samstag waren die Anpächter der die ark Pastorats=Ländereien auf das Bürgermeister=Amt beschieden, um veittheilung des Hrn. Bürgermeisters entgegenzunehmen, daß sie von die Pachtgelder nicht mehr an den Herrn Pastor resp. dessen mn, sondern an die königliche Steuercasse zu entrichten hätten. Fe sanch Faraite warnte die Pächter vor anderweiten Zahlungen, be klärten inder liesen, zwei Mal bezahlen zu müssen. Die Pächter erund sich durch gez..“iederrh. Volksztg., vom Herrs Notar gepachtet danten zu####ct verpflichtet zu haben, auch diesem oder dessen Rener erzühlen. Selbverständlich ließ sich(außer einem Polizeidiener) keiner herbei, das vom Hrn. Bürgermeister vorgelegte Actenstück zu unterzeichnen.„ * Posen, 29. Juli. In der„Germania“ findet man folgendes Culturkampfsbild. Wir berichteten in diesen Tagen von der Verhaftung des Geistlichen Gidaszewski, welcher in der Pfarre Kähme priesterliche Functionen vorgenommen haben soll. Der Genannte wurde von der Polizei im Schlafe überrascht und nach dem Polizei=Gefängnisse in Birnbaum, von dort jedoch auf Verfügung des Staatsanwaltes nach dem Gerichts=Gefängnisse gebracht. Der Orts=Pfarrer Kamienski rich tete an das Gericht die Bitte, zu gestatten, daß er dem Inhaftirten ein Bett sowie täglich das Essen schicken dürfe. Hierauf lief folgende Antwort ein:„Birnbaum, den 20. Juli 1877. In der Untersuchungssache wider den Geistlichen Cafimir Gidaszewski eröffnen wir Ihnen auf den Antrag vom heutigen Tage, daß demselben zur Zeit noch nicht stattgegeben werden kann, da sich noch nicht übersehen läßt, ob und inwieweit der 2c. Gidaszewski einer Begünstigung würdig ist. Der Untersuchungsrichter. gez. Henkel.“ Der Pfarrer erneuerte sofort seinen Antrag, richtete ihn jedoch an das Richtercolleg, um einen Beschluß desselben zu eruiren; bis zum 22. d. Abends hatte er jedoch noch keine Antwort erhalten.— In Buk wurde am Sonntag der Vicar Fleischer verhaftet und nach dem Gerichts=Gefängnisse in Grätz gebracht. Der Bürgermeister, durch welchen die Verhaftung erfolgt, nahm zuvor bei dem Propste Akoszewski eine Haussuchung vor, ohne, wie Herr Akoszewski es verlangte, einen bezüglichen schriftlichen Auftrag vorzuzeigen. Vicar Fleischer, welcher in Buk nicht angestellt ist, steht nach der Ansicht des Bürgermeisters im Verdacht, an dem genannten Tage in der Pfarrkirche zu Buk das Hochamt gehalten zu haben. * Homburg v. d. Höhe, 29. Juli. Heute starb hier nach längerer Krankheit der erste Lord der englischen Admiralität, Ward Hunt. * Stuttgart, 28. Juli. Dem Redacteur des hiesigen„Deutschen Volksblattes', Herrn Dr. N. Thoemes, welcher bekanntlich in der Marpinger Angelegenheit publicistisch thätig war, wurde am 24. d. laut der „Köln. Vztg.“ durch das hiesige Stadtgericht ein Erscheinungsbefehl des Untersuchungsrichters von Saarbrücken zugestellt, wonach derselbe am 13. August c. in Saarbrücken„über Vergehen gegen§ 132 des Strafgesetzbuches, so wie über wissentliche Hülfeleistung bei dem zu Marpingen durch angebliche Muttergottes Erscheinungen verübten Betruge" verhört werden soll.(Der angezogene§ 132 lautet wörtlich:„Wer unbefugt sich mit Ausübung eines öffentlichen Amtes befaßt oder eine Handlung vornimmt, welche nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Gefängniß bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 100 Thalern bestraft.“ Hinter den§ 132 gehört also wohl ein Fragezeichen und ein Ausrufungszeichen.) * Bayreuth, 26. Juli. Kaplan Dr. Hopfenmüller, gewesener Redacteur des„Bamberger Volksblattes“, angeklagt der Beleidigung durch die Presse, begangen an dem Reichskanzler Bismarck, und eines Vergehens nach§ 28 des Preßgesetzes(Verbreitung einer mit Beschlag belegten Druckschrift), wurde zu einer Gefängnißstrafe von 5 Monaten verurtheilt. Die Staatsbehörde hatte 6 Monate beantragt. ** Was die Logenblätter, die mit den Carobonari=Kunststücken wohl vertraut sind, nicht noch Alles aushecken werden. So verbreiten sie gegenwärtig folgenden Blödsinn, der gleichwohl bei dem liberalen Publikum Glauben findet:„Pius IX. soll schon vor drei Jahren gestorben und ein Individuum, das Cardinal Antonelli schon seit längerer Zeit wegen seiner Aehnlichkeit mit dem Papste im Auge behalten, dem Leichname des„Freimaurers“ Mastai=Feretti substituirt worden sein. Besagtes Individuum, das nicht einmal Priester ist, soll sich damit einverstanden erklärt haben, die Papstrolle zu spielen, das heilige Collegium sich aber vorbehalten haben, alle an den Papst gerichteten Geschenke, Peterspfennige, Almosen rc. einzukassiren. Ist doch die Möglichkeit! ** Ordensleute oder Juden- wer thut mehr für das Wohl der leidenden Menschheit? In Paris besitzt ein Dutzend jüdischer Banquiers jeder für sich mehr Millionen, als alle geistlichen Orden in Frankreich zufammen und zwar ohne die Kosten und Lasten von hunderttausenden von Kranken, Greisen und Waisenkindern zu tragen wie die Orden. ** Etwas von den Gerichten! Herr B. hat irgend eine Klempnerarbeit an dem Dache seines im Thiergarten gelegenen Hauses auszuführen. Er läßt einen Klempner kommen und derselbe fordert nach eingehender Besichtigung des Schadens für die ganze Reparatur 24 Thaler. Das scheint Herrn B. zu viel. Er läßt einen Concurrenten kommen und derselbe macht die Arbeit für eilf Thaler. Darauf Rechnung des ersten Klempners: Für Besichtigung eines Daches liquidire ich hiermit neun Mark. Herr B. erklärt, daß er nicht gewillt sei, diese neun Mark zu zahlen, da es sich hierbei nur um eine zu übernehmende Arbeit gehandelt habe. Der Klempner droht mit Klage, Herr B. erhebt principaliter Einspruch dagegen, erklärt aber eventualiter, daß der angesetzte Preis zu hoch sei. Darauf Ermittelung durch Sachverständige, Besichtigung des Daches durch denselben. Hierauf Entscheidung: Die Liquidation von neun Mark sei allerdings eine zu hohe. Herr B. habe nur sechs Mark zu zahlen. In Folge dessen sei Herr B. zu zwei Drittel Kosten verurtheilt. Nun kommt aber die Kostenrechnung: Zunächst die Gerichtskosten selbst. Es handelt sich um einen Bagatellproceß, dieselben sind also sehr niedrig, sie betragen nur eine Mark. Im Vergleich damit kommt selbstredend das Vergnügen, einen Proceß geführt zu haben, außerordentlich billig. Darauf folgt jedoch die Liquidation der Sachverständigen. Sie beträgt insgesammt 18 Mark. Herr B. hat mithin sein vortreffliches Geschäft gemacht,— er spart seinem Kläger gegenüber allerdings einen Thaler, dafür aber hat er an Gerichtskosten und an Vergütung für die Sachverständigen neunzehn Mark sechsundsechzig Pfennige zu entrichten. Der klägerische Klempner erhält für seine Mühe allerdings sechs Mark,— dafür hat er an Kosten auch nur circa zehn Mark zu bezahlen. Es geht nichts über gewonnene Processe! ** Mit dem Project, zwischen Gibraltar und Tanger einen Tunnel anzulegen(4 Mill. Pfd. Sterl. berträgt der Voranschlag der Kosten), scheint es Ernst zu werden. Aus Marseille wird dem„Messager du Midi“ gemeldet, daß spanische Ingenieure dort eingetroffen sind, welche Bohrmaschinen anschaffen sollen, wie sie beim Gotthardtunnel sich bewährt haben. Der Tunnel zwischen Andalusien und Afrika soll bei Algericas (Spanien) beginnen und zwischen Tanger und Zenta an der afrikanischen Küste ausmünden. Die unterseeische Abtheilung des Tunnels soll neun Meilen lang sein, mit einer Senkung von 1 Procent. ** Daß der selige Professor Kreuser vor dem Concil vom Papste als Consultor bei den Vorbereitungs=Arbeiten zu demselben berufen worden, hat freilich, schreibt die„Köln. Volksztg.“, bis zur Stunde hier in Köln Niemand gewußt noch geahnt. Aber Hr. Prof. Friedrich in München hat es bei seinen eingehenden Forschungen„in gedruckten und ungedruckten Quellen“ herausgebracht und unter vielen andern merkwürdigen Entdeckungen in der eben bei Neusser zu Bonn erschienenen dickleibigen „Vorgeschichte des Vaticanischen Concils“(S. 352) der Welt kundgethan. Ein Druckfehler liegt nicht vor; denn Hr. Friedrich bemerkt selbst ausdrücklich, dieser Consultor sei„kein Anderer“ als der Mann, welcher vor zwanzig Jahren auf der General=Versammlung der katholischen Vereine zu Linz„zum ersten Male die Blasphemie ausgesprochen habe, daß der Papst der sichtbare Christus sei.“ Und wie man sieht, legt er ein besonderes Gewicht sogar auf die Identität des frühern Redners und des spätern Consultors! Der Redner war wirklich der selige Professor Kreuser, der Consultor dagegen Herr Domcapitular Heuser. In der That führt Friedrich selbst Seite 692 in der Liste der Consultoren richtig den Namen Heuser auf; im Index aber gibt er zu beiden Stellen den Namen Heusser— wahrlich eine Musterkarte von historischer Akribie! Allerdings wird nun in der Vorrede bemerkt, das Inhaltsverzeichniß habe auch die Aufgabe, finnstörende Druckfehler zu verbessern. Wenn wir danach auf Seite 352 den Namen Heuser setzen, ergibt sich eine andere unerhörte Neuigkeit, nämlich die, daß Hr. Heuser die epochemachende„blasphemische Rede“ zu Linz gehalten habe! ** Die„weltbedeutenden Berliner Bretter“ haben die Volksaufklärung und Volksbildung in die Hand genommen und arbeiten„rasch und gut“. Um dem dringenden Bedürfniß zur Belehrung und Unterhaltung des Volkes abzuhelfen, wurde, nachdem der„Geschundene Raubritter" im vorigen Sommer den feineren Sinn für Mord und Raublust genügsam ausgebildet, nunmehr in dem Berliner Reunion=Theater zur Hebung des guten Geschmackes und des Anstandsgefühls der Criminalfall„Henry de Tourville“ aufgeführt. Ein außerordentlich zahlreiches Publicum, das sich zum großen Theil aus den Vertreterinnen des„schönen Geschlechtes“ recrutirte, wohnte der Aufführung bei. Das Schandstück fand eine begeisterte Aufnahme. Der hervorragendste und am stärksten mit Beifall begleitete Moment des Stückes war die Katastrophe am Felsen selbst. Ganz besonders wurde Herr de Tourville von den anwesenden Damen in ganz auffälliger Weise durch Beifall ausgezeichnet. Es charakterisirt das die Moral unserer Zeit. *s Dem Vernehmen nach hat der hochselige Bischof v. Ketteler seine Manuscripte seinem langjährigen Secretär Hrn. Dompräbendat Dr. Raich zu Mainz testamentarisch überlassen. Aus dessen Feder haben wir auch eine ausführliche Biographie des berühmten Bischofes, dessen Verlust ganz Deutschland so tief betrauert, zu erwarten. Den Verlag des umfangreichen Werkes hat die Buchhandlung von Franz Kirchheim in Mainz bereits übernommen. Telegraphische Depeschen. Constantinopel, 30. Juli. Officiell wird aus Plewna vom 26. d. gemeldet: Die Russen wurden von Lowatz zurückgeworfen. Andere den Türken günstige Gefechte werden aus der Umgegend von Osmanbazar signalisirt. Ein Telgramm Mukthar Paschas vom Mittwoch meldet, daß die Türken eine größere Recognoscirung auf das russische Gebiet(Kautasus) bis zu einer dreistündigen Entfernung von der Grenze ausführten. Wien, 30. Juli. Das„Tagblatt“ meldet, Midhat Pascha äußerte zum Redakteur des„Tagblattes“, die Pforte gedenke nicht Frieden zu schließen und werde den Krieg auf's äußerste fortsetzen, erst beim Erscheinen des Fiendes vor Constantinopel werde sie die Interventionsfrage exwägen. Wien, 29. Juli. Die„Montagsrevue“ schreibt: Der österreichische Finanzminister von Pretis, der Ministerpräsident von Tisza, der ungarische Finanzminister von Szell sind hieher berufen worden, um mit dem Fürsten v. Auersperg, dem Grafen Andrassy, dem Reichsfinanzminister v. Hofmann und dem Reichskriegsminister Graf Bylandt=Rheydt an einem Ministerconseil Theil zu nehmen, welcher die Frage erwägen soll, ob nicht der Augenblick gekommen sei, aus der bisherigen Passivität herauszutreten und durch eine wenigstens theilweise Mobilisirung der Armee die militärische Bereitschaft Oesterreich=Ungarns herzustellen. Graf Andrassy, welcher diesen Schritt für nothwendig erachte, denke dabei nicht an eine Abänderung der österreichischen Politik, welche nur auf die Wahrung der Interessen der Monarchie Bedacht nehme. Die Anwesenheit Midhat Pascha's hierselbst hänge in keiner Weise mit den bevorstehenden Maßnahmen zusammen. Die österreichische Politik verhorrescire jeden Gedanken an eine Occupation, könne aber niemals zugeben, daß eine neue Ordnung der Dinge ohne ihr Zuthun oder gegen die von ihr geltend gemachten Interessen geschaffen werde. London, 30. Juli.„Dailly Telegraph' meldet, daß in einigen Tagen weitere Truppen nach Malta abgehen, zunächst 4 Infanterie= und 2 Kavallerieregimenter, ebenso ist die Artilleriebrigade Cilber hierzu bestimmt. New=York, 28. Juli. Obschon der Verkehr auf einigen Bahnen noch immer unterbrochen, ist die Lage doch im Allgemeinen eine günstigere geworden. Die Miliz von New York ist entlassen. In Johnston in Pennsylvanien wurden an 50 Unruhestifter verhaftet. Berlin. 28. 30. 28. 30 4 ½% preuß. Cons. 104,10 104,—, Antwerpener 54,10 54,50 3½% Präm.=Anl. 148,40 148,50 Bonifacius.... 24,— 25.— 3½% Pr. Stsschld. 92,60 92,60 Centrum..... 11.— 11,— Köln=Mindener 92,— 91,— Gelsenkirchen... 82.—, 81,60 Rheinische..... 100,50 101,—, Oesterr.Silberrente 55,75 53,75 Bergisch=Märkische. 69,50 69,—, Oesterr.=Franz. 402,— 390,50 Schaaffhausen... 49,50 49.—, kombard. Bahn. 115,— 112.— Darmstädter.... 96.50 93,60 Oesterr. Credit.. 262.— 249 50 Disc=Commandit. 99.— 96.50 Haudel und Verredr. * Berlin, 28. Juli. Es herrscht eine gewisse Unruhe trotz der Courssteigerungen der letzten Woche, und ein gewisses Mißtrauen trotz der Festigkeit. Aber diese innere Festigkeit, durch unsere Börsen=Matadore erzeugt, ist bei näherer Prüfung doch trügerisch und eine Unruhe beschleicht die Haussepartei, wie sie wohl seit langer Zeit nicht mehr gewesen. Die nächsten Tage müssen die Entscheidung bringen, wenn sie nur keine Enttäuschung für die Hausse sein wird vor der Liquidation pro Ultimo. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß auch die zu erfolgende Festsetzung der Liquidations=Course für die Haussepartei bestimmend gewesen war, die Course nach Möglichkeit zu forciren. Eisenbahn=Actien waren fest und etwas höher. Bank=Actien still. Bergwerks= und Industriepapiere ohne Dertegt. Khln, 30. Juli.(Rotirungen der Handelsmakter.) Wetter: schön. Weizen niedriger, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis) eff. Nm. 28.00—30.00., fr. 25.25—27.50 B.(Lieferungsqual. à 75 Pfd. per 60 Liter.) Roggen niedriger, ohne Sack per 200 Pfd. hief.(niedrgister Preis) eff. Nm. 21.00., fremder 15.00—21.50 B.(Lieferungsqual. à 69 Pfd. per 50 Liter.) Hafer still, per 200 Pfd. ohne Sack Nm. 15.70 B. Rüböl fest, per 100 Pfd. mit Faß in Eisenb. ess. in Partieen von 100 Str. Rm. 39.50 B.„ Landmarkt. Weizen M. 27.00—28.00; Koggen, neuet, N. 19—21; Gerste M.— Hafer M. 15.00—17.00; bez. pro 200 Pfd. Zufuhren schwach. Köln, 30. Juli.(Großer Viehmarkt.) Anzahl der Ochsen 282. Preis 66—70 M. per 100 Pfd. Anzahl der Kühe 213. Preis 57 69 M. per 100 Pfd. Tendenz: flau. (Kleiner Viehmarkt.) Anzahl der Schweine 173. Preis 57—60 Pfg. per Pfd. Tendenz: schleppend. Köln, 28. Juli.(En-gros=Preise.) Kaffee, br. Java 156, hellbr. 148 hochgelb 140,—, gelb 130,—, gut ord. blank 120,—, ord. 115.—, Santos 100—110, Plantations 145 Pf. per Pfd. Reis, Java Tafel= M. 31,50, ordinair Java 24, Patna 24, 1ma Arracan 16,— 2da 15,25, Korinthen, 1ma 37,—, 2da— Smyrna Rosinen 36, Mandeln, geschälte 90, Prinzeß130, Pflaumen, deutsche— türk. 30—, Pfeffer, schwarzer 61, weißer 89, Piment 68, per 100 Pfd. Muscatnüsse 310, Muscatblüthe 260, Amboina Nelken 200, Caneel, Ceylon 320, chines. 88, Java 260 Pf. per Pfd. Liller Oliette 62,—, Provencer=Oel 98, Robbenthran 37, Bergerthrau, brauner 66, blanker 72 M. Häringe, holl.—. Stockfische 35, Tittlinge 35. Neuß, 30. Juli. Weizen 1. Qual. M. 29.50, 2. Qual. 28.—. Landroggen 1. Qual. 20.60, 2. Qual. 19.60, Wintergerste—.—, Sommergerste—.—, Hafer 17.20, Buchweizen—.—, Rübsen(Aveer) 31 50, Raps 33.30, Kartoffeln.—, Roggenstroh.—, Alles per 100 Kilo. Heu.— per 50 Kilo. Rüböl per 100 Kilo in Partien von 100 Ctr. M. 78.—, Nüböl per 100 Kilo faßweise 80.—, Gereinigtes Oel per Ctr. Kilo 3 M. höher, Preßkuchen per 1000 Kilo 148.—, Weizen=Vorschuß 00 per 100 Kilo 37.—. Zufuhr ca. 200 Sack. Geldern, 26. Juli. Weizen Ima M. 31,11, 2da 30,56 Stia M. 30.—, Roggen 1ma M. 20,88, 2da 20,57, 3tia 20,25. Gerste Ima M. 20,—,2da 19,67, 3tia 19,33.Buchweizen lma M.—.—, 2da—.—, 3ta —.—. Hafer lma M. 19,—, 2da 18,50, 3tia 18,—. Kartoffeln M..50. Düren, 28. Juli. Weizen 1ma M. 32,50, 2da 31,— per 117 Kil. Roggen 1ma M. 22,15, 2ba 21,— per 112½ Kil. Hafer, 1 ma M. 14,—,2da 12,—, per 80 Kil. Gerste M. 19.—, Buchweizen M. 15.— per 100 Kil. Mayen, 27. Juli. Weizen M. 13,34,—14,50, Roggen 11—.—11,25 Gerste 08,——8,0; Hafer.25—9,— Kartoffeln 4,—, pr. 50 Kilo. Mainz, 27. Juli. Weizen M. 27,50 Roggen M. 21,—, Hafer 17,50, Gerste M. 19,75. Rüböl M. 39,— ohne Faß. Mohnöl 66. Leinöl 30,25, Kohlsamen—.— Rapskuchen M. 175. Bremen, 28. Juli. Petroleum. Standard white loco 12,35 Mark. Tirlemont, 27. Juli. Weizen Frs. 36½, Roggen Frs. 26.— Hafer 24½ pr. 100 Kü.„„„„„ Paris, 28. Juli. Produktenmarkt. Weizen 34 70, Tehi 68.75, Küböl 100,50. Spiritus 58.25.= Schiedam, 26. Juli. Moutwyn fl. 12,50. Jenever fl. 18.—, Amsterdamer Probe fl. 19.25. Petersburg 27. Juli. Talg loco—.—, Weizen loco 17,25 Roggen loco.—, Hafer loco 5,15. Hanf loco—.—, Leinsaat(9 Pud) roco 16.— New=York, 28. Juli. Baumwolle 12¼ do. in New=Orleans 12— Petroleum 13¾, do. in Philadelphia 13 3/8. Mehl 7 D. 20 C. Rother Frühjahrsweizen 1 D. 67 C. Mais(old. mixed) 63 C. Zucker(Fair refining Muscovados) 9½ Kaffee(Rio=) 19 1/8. Schmalz(Marke Wil 9' C. Speck(short elear) 7½/, C. Setreidetracht 5½. Eingesandt. Das Rupfen der— Gänse und Enten muß durch Gesetz verboten werden! sprach man jüngst im Verein für Geflügelzucht und Vogelschuß zu Rinteln, und das Bäuerlein schüttelt ob solcher Humanität gar bedenklich das Haupt. Gewisses Rupfen an und für sich mit dem Banne des Gesetzes zu belegen, das wäre ihm aus der Seele gesprochen, denn die modernen Industrieritter, Wucherer und Gründer haben ihn seit Aufhebung des Wuchergesetzes mitunter derart gerupft, daß ihm erst nach Jahren die Federn wieder wachsen werden. Will er aber sein Gänslein auf den Schooß nehmen und es zu dem Zwecke, dem es dient, zur Federgewinnung, rupfen, dann kommen gefühlvolle Mannesseelen und fragen sich empört: Haben wir denn zur Verhinderung solcher Unmenschlichkeiten keinen Paragraphen?— Du sublime au ridicule il’y stqu'un pas! Ich soll keine Gänse mehr rupfen? Dummes Zeug murmelt das Bäuerlein, das durch das Leben und Walten in der Natur zu einer naturgemäßen Anschauung gelangt ist. Rupfe ich beim Beginn der Mauser die theuern Federn nicht aus, so gehen sie verloren, indem die Thiere sich selbst davon entledigen; auch Kraftfutter schützt gegen das Mausern nicht. Und wenn die Gans sich selber rupft, kann ich das Geschäft für sie besorgen. Ihr Herren von Rinteln, sorgt daß den Blutsaugern das Hand Familien=Nachrichten. Gevoren: G. Schöne e.., Köln. - Pet. Illsgen e.., Elberfeld. Verlobt: Elisabeth Schmitz, Fr. Lamberg, Köln.- Laura Weber, Haupt mann Lödbecke, Nachen und Neiße. Mar. Rings, E. Hallerbach, Honnef und Remagen.- Auguste Müller, Dr. W. Becker, Kreuznach und Barmen. Vermählt: Jean Dörner, Aug. Schnickel, Köln.= V. Stenger, Mar. Deckers Aschaffenburg u. Düsseldorf. - Ald. Koch, Ther. Strnich, Mehren und Polch. Gestorben: Rob. Peill, Köln. - Carl Weigel, Köln.= Alwine vom Bauer, Lennep.- Joh. G. Linnemann, Quakenbrück. Todes=Anzeige. Gestern Nachmittag 3 Uhr verschied sanft, wiederholt versehen mit den heil. Sterbesakramenten, die wohlachtbare Frau Maria Gérard, geb. Löhr, welches wir hiermit, mit der Bitte um stille Theilnahme, anzeigen. Bonn, den 14. Juli 1877. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Berdigung findet sat am Dinstag den 31. Juli, Nachmittags ½6 Uhr. Vor Kurzem erschienen im Verlage von Friedrich Pustet in Regensburg und könndurch alle Buchhandlungen bezogen werden zwei allen Verehrern des göttlich.“ Herzens Jesu sehr zu empfehlende Schriften: sen # Die Erbarmungen des göttlichen Herzens Besu über Maria Magdalena 260 Seiten in°. Preis 1# 80 J, und 110 Die Thränen Christi offenbaren die Gefühle seines Herzens“. Christine Heinen, Richard Schulz, Verlobte. a.., Kessenich und Landsberg im Juli 1877. Capitalien von verschiedenen Größen bis 15,000 Thlr. zu beziehen durch Franz Heynen, Münsterplatz 14. 6000 Thaler werden von einem pünktlichen Zinszahler gegen mehr als doppelte Sicherheit gesucht. Offerten unter A. M. 533 besorgt die Exped. d. Ztg. 6000, 4000 und 1800 Thlr. gegen gute Hypotheke zum Austhun bereit. Fr. Offert. sub 2. 542 bes. d. Exp. Das Haus Rheindorfer Weg Nr. 48 mit geringer Anzahlung und langjährigen Zahlungsterminen zu verkaufen oder auch zu vermiethen und kann sofort angetreten werden. Näheres Rosenstraße 7, 2. Etage, bei Joh. Pet. Kolzem, Architekt. Die schöne herrschaftliche Wohnung mit Garten an der Königstraße, seit vielen Jahren von Herrn GeneralLieutenant Freiherrn von der Goltz bewohnt, steht zu vermiethen. Näh. bei H. Morell, Viehmarkt Nr. 1. Unterhaus und mehrere Wohnungen zu vermiethen Engelthalerstraße 7. 2 Zimmer an eine einzelne Person zu vermiethen. Kölnstraße 30. Eine Gäriner=Wohnung mit Garten bis zum 1. Oktober gesucht. Näheres Coblenzerstraße 39. Freundliche Zimmern zu vermiethen. Engelthalerstraße 25. In einer Kreisstadt am Khein eine schone Wirthschaft mit Billardzimmer, Kegelbahn, Saal, Nebenhalle und großem Garten zu verkaufen und gleich anzutreten. Von wem, sagt die Exped.[464 1 Schlafstelle zu verm. Hospitalg. 26. in anständiger, junger Mann E vom Lande, der seine Lehre in einem Coionialwaaren=Geschäft bestanden hat und nebenbei in der Wirth= schaft thätig war, sucht, gestützt auf gute Zeugnisse, in der einen oder andern Weise Stellung. Zu erfragen Sternstraße Nr. 7 in Bonn. gebildeter, junger sich als Schreiber Ein Mann sucht zu placiren. Näheres in der Exp. d. Ein Bäckergeselle, der treten kann, gesucht. Heisterbacherhofstraße A. Rössel, Häuser=Agent, Wenzelgasse Nr. 11, besorgt das An= und Verkaufen von Häusern, sowie das An- und Vermiethen von in heinischer findet zu Köln in den Localifür 200 Pferde bedachte Am., 4. und 5. August 1877 täten Klingelpütz Nr. 19a, woselbst Ställe sind, eine große Pferde= und Fohlen=Ausstellung statt. Als Prämien sind bereit gestellt: a) für Vollbiut 3 goldene, 6 silberne, 4 broncene Medaillen, b) für Haldlut 8300 Mark in Baar. (Als erster Preis für Deckhengste und Stuten 500 Mark.) Nur angemeldete und vom Directorium angenommene Thiere können ausgestellt werden. Die Anmeldungen müssen längsens bis zum 24. Juli e. an den Vorsitzenden Herrn Julius Wolters zu Düsseldorf erfolgen. Nicht verkaufte Thiere erhalten frachtfreien Rücktrausport. Aus dieser Ausstellung werden ausschließlich, insofern Material genug vorhanden ist, die Thiere zu der am 7. August c. stattfindenden Verloosung angekauft. Loose à 3 Mark zu dieser Lotierie, sowie auch die Bedingungen bei Uebernahme einer größeren Anzahl, sind durch den Schatzmeister des Vereins, Herrn Director J. Gilbert in Köln, zu beziehen. Das Directorium. Deutsches Pensionat unter Leitung der Schwestern der christlichen Schule von der Barmherzigkeit (des soeurs des écoles chrétienne de la miséricorde) zu Toul(Heurthe et Moselle), rue de rigny 6. (Bisher in Heiligenstadt, Pr. Sachsen, Reg.-Bez. Erfurt.) In genanntes Pensionat werden Mädchen aufgenommen, die entweder den wissenschaftlichen Unterricht ausser der öffentlichen Schule, oder eine weitere Fortbildung nach vollendetem Schulunterrichte geniessen wollen. Auf Verlangen wird auch Anleitung in häuslichen Arbeiten, als: Bügeln, Kochen etc. gegeben. Soiche, welche sich zu Lehrerinnen auszubilden wünschen, finden vollständige Vorbereitung sowohl zum Elementar-Lehrerinnen- als auch zum höhern Examen, da ausser dem dahinzielenden Unterrichte in den wissenschaftlichen Fächern und weiblichen Handarbeiten auch Unterricht in der franzöeischen und englischen Sprache, Musik, im Zeichnen und in der Buchführung gegeben wird. Die Pensionnärinnen erhalten eine gediegene christliche Erziehung und wird mit Sorgfalt auf das geistige und leibliche Wohl derselben Bedacht genommen. Zu letzterm tragen schon das gesunde Klima und die wohleingerichteten Räumlichkeiten der Pennonsanstalt bei. Pensionspreis, incl. Bett und Wäsche, 350 Mk. jährlich. Nähere Auskunft ist unter obiger Adresse in Toul und bis zum 1. October auch in Heiligenstadt durch die Vorsteherin der Schulschwestern, später durch die Expedition der„Eichsfelder Volksblätter“ zu erhalten. Die overländische von Ph. Sommer, Endenicherstraße 28, bringt ihr oberländisches Brod zu 55 Pfg. bei den bekannten Niederlagen in freundliche Erinnerung. Gleichzeitig mache ein geehrtes Publikum darauf aufmerksam, daß ich von heute ab für 20 Pfg. 9 Brödchen gebe, und bitte hierfür um gütige Zusendung von Aufträgen. Achlungsvoll Ph. Sommer. St.(468 gleich ein13. Ein zweiter Bäckergeselle oder Lehr ling für gl. gesucht. Rheingasse 17. G* Reichhaltiges Lager Preisen. von 2 bis 24 Zoll Durchmesser zu äußerst billigen 0. Kramer& Cie., Köln, Maximinenstraße 24—. Ein properes, starkes Zweitmädchen, welches Nähen kann, wird gleich gesucht. Kölner Chaussee Nr. 5. Einige Mädchen finden für leichte Arbeit Beschäftigung. Brüdergasse Nr. 14. Eim Nähmädchen sucht Kunden in u. außer dem Hause. Dechenstraße 4. Ein Mäochen, weiches Deutsch und Französ. spricht, sucht Stelle als perfecte Köchin oder bei größ. Kindern. Näh. Poppelsdorf, Clemens=Auguststr. 94. Ein ansänd. Mädchen sucht Stelle in einem Spezereigeschäft auf sogleich. Wo, lagt die Erped. d. Ztg. 1467 Ein Mädchen für Küche und Hausarbeit gesucht. Boungasse Nr. 12. Ein sucht. starkes Dienstmädchen geGrabengasse 17. Dieser Seifen-Extract, welcher nach chemischer Analyse frei von allen schädlichen Substanzen ist, erfreut sich in England bereits seit über 16 Jahren eines allgemeinen Gebrauches als billigstes Ersatzmittel der Seife etc. zum Waschen der Weisswäsche, Wollenstoffe, Seide etc., sowie zum Reinigen der Fussböden, Lambrien, Oelanstriche, der Porzellan-, Glas- und Thonwaaren, überhaupt solcher Gegenstände, bei denen sonst gewöhnliche Seife in Anwendung gebracht wird. Depots In Bonn: Val. Brandt, M. Wallenlang(P. Eller’s Nachf.), J. A. Echbaum, P. Graf, Peter Gerhard, L. Hasenmüller, Fr. Brinck Nachf., Ad. Käuffer, R. Dohmen, Emil Meyer, Geschw. Mohr, H. Morell, M. Elberskirchen, L.& C. Pfeiffer, Eng. Radermacher, Marcus Velten Nachfolger. General-Depot für Rheinland und Westfalen, Köln, Neumarkt 35. je 12 Vorträgen von P. Georg Patiß, Priester der Gesellschaft Jesu. 252 S. in°. Preis 1 M 80 Erstere zeigt uns das Uebermaß der Barmherzigkeit des göttlichen Herzens gegen die Sünder von der unters# Tiefe des Sündenlebens, bis zum höchsten Gipfel der Heiligkeit. Letztere offenbart uns das Uebermaß der Liebe des heiligsten Herzens gegen die Menschen, und gestattet un einen Blick in das des Menschen wegen namenlos mitleidsvolle Herz Jesu von der Krippe bis zum Kreuze. Diese beiden Schriften sind um so empfehlenswerther, da sie nicht nur das göttliche Herz Jesu uns in ein# neuen Lichte zeigen, sondern auch, was von ganz besonderer Bedeutung ist, daß sie nicht blos auf fromme Betracht# sich stützen, sondern uns ein Bild des göttlichen Herzens Jesu entwerfen, wie es im heiligen Evangelium sich offenden Zudem sind dieselben so gehalten, daß sie einerseits den reichhaltigsten Stoff bieten für Fastenpredigten v. Herz=Jesupredigten an den ersten Sonntagen des Monats, andererseits aber auch mit größtem Nutzen von u. Verehrern des göttlichen Herzens als geistliche Lesung und Betrachtungsstoff benützt werden können. In der Herder'schen Verlagshandlung in Freiburg ist erschienen und durch alle Buchhandlungen(in Bonn durch A. Heury) zu beziehen: Hammerstein, X.., S.., Die Schulfrage. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. gr.°.(VIII u. 128.) Preis: M. 1,70 Inhalt: Vorwort. Das Recht an der Schule. Einleitung. I. Das natürliche Recht der Eltern. II. Die Rechts=Ordnung Christi. historische Recht der Kirche: 1. Principien; 2. Anwendung der Principien. — Praktische Erwägungen. Einleitung. I. Der Kostenpunkt. II. Das staatliche Zwangssystem und das Gedeihen des Schulwesens im Allgmeinen. III. Das staatliche Zwangssystem gegenüber der religiösen und sittlichen Erziehung. IV. Das staatliche Zwangssystem gegenüber dem öffentlichen und socialen Wohl der menschlichen Gesellschaft.— V. Das staatliche Zwangssystem und das Glück der Familie. VI. Das staatliche Zwangssystem und das Glück der Individuen. VIl. Die Pflicht der Eltern. Kueß, VV., die moderne Schule. Se.(V. u. St E5 Preis: 90 Pfg. Inhalt: Präludium. Die Organisation der Schule. Schema für den Unterrichtsgang der Elementarschule. Das Lesebuch eine Hauptsache. Die Fortbildungsschule. Die Organisation der Fortbildungsschule. Secundar=, Real= und ähnliche Schulen. Inspectionen, Prüfungen, Hausaufgaben. Die Seminaufrage. Das höhere Schulwesen. Epilog. Schlußbetrachtung. Zwei Beilagen. Im Verlage des Unterzeichneten sind erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen(in Bonn durch A. Heury): Trauerrede bei der Bestattung des Hochseligen Bischofs Wilhelm Emmanuel Freiherrn von Ketteler. Gehalten am 18. Juli im Dome zu Mainz von Dr. J. B. Heinrich, Domdecan in Mainz. gr. 8 geheftet. Preis 10 Pfennige. Trauer=Andenken an den Hoch oürdigsten Hermn Wilhelm Emmanuel, Freiherrn von Ketteler, Bischof von Mainz.(Enthaltend das Portrait des Hochw. Herrn Bischofs in Trauerrand, Rückseite mit Gedächtniß versehen; als GebetbuchsEinlage zu benutzen.) Preis 10 Pfennige. Grabstätte des Hochs. Herrn Bischofs von Ketteler.(Mutter=Gottes Kapelle im Dome.) Photographie in Folio. Preis 5 Mark; dito in Cabinet=Format Preis 1 Mark. 1 Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, Bischof von Mainz. Eine kurze Lebensskizze von Ph. Wasserburg. Preis nur 10 Pfennige. Mainz, 26. Juli 1877. Franz Kirchheim. Hünster-Chor. Dinstag Abend ½9 Uhr: Probe für die Herrez Vincenz=Conferenz St. Martin. Mittwoch den 1. August, Abends 7 15# in Bonn. Thomas Holden Marionettes. Heute Montag den 30. Juli: Srosuriens=Vorstellung Die katholische Bewahrschul, resp. Vorschule von Fräulein A. Bruns, Münsterplatz 13, empfiehlt sich für Erziehung und Ung richt von Kindern im Alter von 3— Jahren. Anmeldungen für den mit deu! September d. J. beginnenden fio zösischen Cursus, sowie für#. 4 vier=Unterricht nimmt entgegen A. Bruns, Münsterplaz. In der P. Hauptmann'schen Verlagshandlung in Bonn ist erschiener und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Gebete für den hl. Vater in seiner gegenwärtigen Bedrangniß. Preis: 100. St..50 Ml., 50 St. 0,80 Pfg. 25 St. 0,50 Pfg. 1 St. 0,03 Pfg. D. Koeh, Rhringasse 10, empfiehlt sich in und Wasserleitungs=Arbeiten, Kupferschmiede= und Pumpenmacher=Arbeiten, zinnen von Kupfer und Eisenblech billigst bei Bedienung. sowie im Verreeller und prompter Zur Aufnahme von Versicherungen für die Concordia, Kölnische Lebens=Versicherungs=Gesellschaft in hält sich bestens empfohlen Wilh. Birkheuser, Haupt=Agent, Stockenstraße 22 in Bonn. Köln, Ueber 3000 Anerlennunge. Garantirtes für Mer schen und Hausthiere unschädliches Radicalmittel gegen Schwabenkäter.— auch Bussen un Küchenkäfer genannt. Bei Nio erfolg Rückzahlung Bettages. Zu bench in Töpfen à 1,22 Sass##uch 3 Mark durch Reichsndler-Apotheken R. Jacobl in Elberfeldn .ren Niederlagen. In Bon nur in der Hof-Apotheht Wenzelgasse 53. Da viele derartige Mittel exisun die meist nur aus Insectenpulva## stehen und nie eine gänzliche#### tilgung obigen Ungeziefers bewut so bitte genau auf Firma und St## marke zu achten. Anerkennungsschreiben: Ich erhielt früher von Ihnavorzügliches Mittel zur Vertilgun Schwaben(schwarze Käfer) aus unn Bäckerei. Möchte Sie bitten, no#### eine Portion unter Postvorschef# senden. Aerzen, 9. Juni 1876. F. U. beeler. Schicken Sie mir noch 3 Portiona à 2 Mark Ihres vortrefflichen bentod“. Hilchenbach, 8. Sept. 1875. 1. Sotanit. Da Ihr Mittel so ausgezeichnet so bitte um eine neue Portion s# meinen Nachbar. Köln, 20. Juli 1875. Fr. 81# Friesenwall 28. Frau J. Leyking, Friseurin, Dreieck 6,— empfiehlt sich den geehrten Damen Bonn's im täglichen Frisiren, wie auch bei Bällen und sonstigen Festlichkeiten. Auch werden daselbst sämmt: liche im Friseurfache vorkommende Haararbeiten auf das Billigste und Solideste angefertigt und verkauft. Ein 8jähriges, fehlerfreies Ackerpferd nebst fast neuem Erndtewagen ist zusammen, auch getheilt, zu verkaufen. Zu erfragen i. d. Exp. d. Z.(455 Eine braune Stute, sehlerfrei, zu verkaufen. Sternstraße 59. Hund mit Wagen zu verkaufen. 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