Bonn, Donnerstag den 26. Juli 1877. Nr. 201. 6. Jahrgang. On m g JJahn„„„„"* Fer Gex ,pe. Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentagen vonnemen: Viertelschlch beitum für Vomn kbrel. 3tagvon. Grgan kür dar Kasholische deutsche Posk 4 RMark; bei den deutschen Postähmtern und für Luxemburg ; w 4 RMark. Organ für buß kurgpuftze brustt Avin. Wve.n für Hie Pelitzeie oder Heren Kauem I Peonsennig. Bürgermeistern der westlichen Provinzen über den neuen Stadtverordnetenentwurf Mit dem 1. August eröffnen wir ein zweimonatliches Abonnement auf die„De 67 Pf. Bestellungen für auswärts nehmen sämmtliche Post-Anstalten, für Vonn Einige Probeblätter werden von uns stets franco und gratis geliefert. a phirt wirh, unter Vorsit des Minsters des Imnern in Koln * Der Socialismus und der Culturkampf. Auf dem gegen Ende Mai d. I. in Gotha abgehaltenen Socialistencongreß hat der Reichstagsabgeordnete Auer über die socialdemokratische Agitation Bericht erstattet. Ich darauf jetzt noch zurück, nicht um aus dem bedeutenden Preßapparate, den die Partei in Bewetzung setzt, den Schluß ziehen zu lassen, daß dieselbe in der Zunzthme begriffen, nicht um die Ueberzeugung nahe zu legen, daß die Tessendorfschen Versuche, der socialistischen Agitation durch gerichtliche Urtheile und polizeiliche Verbote ein Ende zu machen, völlig unwirksam geblieben sind und eher das Gegentheil bewirkt haben von dem, was sie bewirten sollten: was mich veranlaßt, auf den Verscht, eutsche Reichs=Zeitung. Preis 2 Mark die Expedition, Surst Nr. 5, entgegen rückzukommen, ist das Geständniß des genannten Berichters#gu###e, daß in den katholischen Rheinlanden und in Westfalen die socialistische Agitation keine Fortschritte gemacht habe. Ist nun übrigens dieses Geständniß in hohem Grade an und für sich interessant, so ist es das in noch höherem Grade wegen der hinzugefügten Bemerkung, daß jene Erscheinung, außer in den örtlichen Verhältnissen, worüber sich der Berichterstatter auch näher ausspricht, ihren Grund habe in dem Culturkampfe. Die Wirksamkeit der katholischen Bischöfe, der katholischen Pfarrer und Ordensgeistlichen ist durch den Culturkampf in unserm Vaterlande in ganz außerordentlichem Maße gehemmt, ja fast unmöglich gemacht: das soll für die Ausbreitung der socialistischen Ideen nicht förderlich sein! Die Behauptung ist auf jeden Fall etwas durchaus Neues. Keine Kirche steht dem Socialismus feindlicher gegenüber als die katholische, wie allgemein anerkannt wird: und nun soll es dem Umsichgreifen des Socialismus nicht förderlich sein, daß die katholische Kirche ihre volle Wirksamkeit nicht entfalten kann? Das ine Wahre liegt allerdings unzweifelhaft in der socialistischen Behauptung, daß der Culturkampf die Katholiken um so entschiedener und insofern für die socialistischen Grundsätze unzugänglich macht; aber noch wahrer ist es, daß es mit dem Socialismus bei der katholischen Bevölkerung in kurzer Zeit zu Ende sein würde, wenn man z. B. den Jesuiten die Möglichkeit geben wollte, vollen Einfluß auf dieselbe auszuülben. Es ist ein alter Satz, daß geistige Bewegungen nur mit geistigen Waffen bekämpft werden können; unter allen geistigen Waffen sind aber die des religiösen Glaubens die stärksten und die schärfsten; daß aber die Waffen des katholischen Glaubens stärker und schärfer sind als die des protestantischen Glaubens, das glaubt hrsbe der erwühnen, Vezamep,. Care honzeistishen Verichterlattrs selbst der proten.„Hamb. vorrespondent indirert zugein zu müssen. Wenigstens spricht er das anerkannt unumvunden aus, daß die erwähnte Versicherung in Betreff der katholischen Theile von Rheinland und Westfalen für die Protestanten nicht erhebend sei. Möchten darum diejenigen, in deren Händen es liegt, dem Culturkampfe ein Ende zu machen, endlich die klare Einsicht gewinnen und der religiösen Macht, die die stärksten und schärfsten Waffen gegen die socialistischen Bestrebungen besitzt, recht bald die Möglichkeit zurückgeben, ihre Birksamkeit in volstem Umsange zu entfalten. Deutschland. * Berlin, 24. Juli. Die Versuche der Russen, die Vertheidigungslinie zwischen Sofia und Adrianopel zu durchbrechen und auf diese Weise die Vereinigung der türkischen Westarmee mit der Südarmee zu verhindern, scheinen gelingen zu wollen. Die Russen, welche nunmehr den äußerst wichtigen Schipka=Paß genommen und sich die Verbindungslinie mit den an der Donau und in Rumänien rückwärts stehenden Truppen gesichert haben, rücken mit bedeutenden Truppenkräften auf Philippopel zu und werden dasselbe jedenfalls eher erreichen, als die Türken von Sofia her in der Festung angelangt sein werden. Bei dieser trostlosen Lage der Dinge hofft man in türkenfreundlichen Kreisen darauf, daß von den bei Schumla stehenden türkischen Feldarmeen starke Abtheilungen über die von den Türken besetzt gehaltenen Balkanpässe nach Adrianopel dirigirt werden. Doch liegen noch keine Anzeichen vor, daß der neue türkische Oberbefehlshaber sich zu diesem Schritte entschlossen hat. Die Quintessenz der Politik Englands besteht offenbar nicht in einer Intervention zu Gunsten der Türkei, sondern in der Vorbereitung bei der bevorstehenden Liquidation über die Türkei stark u sein. Anfang August tritt, wie der„Wes. Ztg.“ von hier telegra102 a Californien. Von.( (Fortsetzung.) Der junge Mann hatte, während sie sprach, ihre Hand fest in der seinen gehalten und nicht gewagt, sie auch nur mit einem Wort zu Unterbrechen. Erst als mit ihrem„Lebewohl“ sein Schicksal ausgesprochen, entschieden vor ihm lag, raffte er seine letzte Kraft zusamien, nicht schwächer zu scheinen als die schwache Frau. Leben Sie wohl, Jenny," flüsterte er leise und hob die Hand, die er noch nicht losgelassen, langsam und fast ehrfurchtsvoll an seine Lippen.„Segne Gott Sie für die freundlichen Worte, die Sie zu un gesprochen, und dieser Augenblick mag mir manche lange trübe Abensnacht erhellen. Ich gehe jetzt in die Stadt hinunter, um mir nein lahmgewordenes Thier gegen ein anderes Pferd oder Maulthier Erektatischen, und heute noch verlass ich diesen Ort, um nie mehr prrher zurückzukehren. Leben Sie wohl.“ =Hallo, Fremder,“ sagte da eine rauhe Stimme an seiner Seite, der sc alle Drei überrascht, ja fast erschreckt zuwandten,„habt Ihr kein ah, Mrs. Hetson, ich habe Sie im ersten Augenblick gar nicht erbier.u0 unsere kleine Sennorita ebenfalls; vortrefflich, daß ich Sie Fec# sammen finde— habt Ihr kein schwarzes Pferd mit weißem ten Vorderfuß und weißem Stern an der Stirn hier irgendwo besehen? Der Band ist H..“ n Sir,“ sagte der junge Mann, mit eben nicht freundlichem pen Störer musternd, während Manuela, zusammenschreckend, den gefürchteten Siftly erkannte. schien mir leid,“ sagte dieser aber, wenig bekümmert wie es er hier gelegen ekommen war oder nicht.—„Weiß der ten dier ne sich das Bieh herumtreibt, und mit den blutigen RothhäuSchneeb..“ im Busch, stäk' es am Ende eben so sicher in den einander aran drüben.— Aber— hm, ich dächte wir Beide wären „Das von einmal begegnet— nicht?— Ihr seid ein Engländer?“ ion## bin ich,“ antwortete trocken der Fremde und drehte sich von der Rame.— Joha““ Sistlhy fort— wartet einmal, wie war doch „Woher kenne?“— Charles Galway oder Golway, nicht?“ sehend, deur das grich?“ rief der Engländer, ihn verwundert anun das Gesicht war ihm vollkommen unbekannt. eine Conferenz von behufs Besprechung zusammen. Kuteststett. Als Nachfolger des jetzigen Unterstaatssekretärs Bitter im Regierungspräsidium zu Düsseldorf wird jetzt mit Bestimmtheit der Regierungspräsident von Hagemeister in Oppeln genannt. * Limburg a. d. Lahn, 23. Juli. Der„Frankf. wird von Berlin gemeldet:„Das Domcapitel in Limburg hat, wie wir hören, auf die Aufforderung der preußischen Regierung zur Wahl eines Bisthums=Verwesers an Stelle des abgesetzten Bischofes Dr. Blum in sehr entschiedener Sprache noch vor der an dasselbe ergangenen staatlichen Aufforderung ablehnend geantwortet. Die Regierung wird in wenigen Tagen den staatlichen Commissar zur Uebernahme der Verwaltung der Diöcese Limburg ernennen. Die Wahl soll auf ein bei der Regierung in Wiesbaden beschäftigtes Mitglied gefallen sein.“ * Karlsruhe, 24. Juli. Zur Besprechung der bevorstehenden Landtagswahl werden die Liberalen im„Dreikönigsaal“ zu Offenburg am 11. August eine Landesversammlung abhalten.— Um den Culturkampf zu galvanifiren, erinnert heute die„Bad. Landesztg.“ an den Frieden von Venedig im Jahre 1177. * München, 24. Juli. Heute früh fand in der Mitte der Stadt(Sendlinger Straße) abermals ein Hauseinsturz statt; nach den vorläufigen Ermittelungen sind 4 Personen todt, 6 mehr oder weniger beschädigt. * Wien, 24. Juli. Die„Havas'=Meldung von Nayk's Friedensmission wird hier bezweifelt.— Nach der„Polit. Corresp.“ wäre Gontaut=Biron, der Bismarck 18 Monate nicht gesprochen, für Baude zum Vaticans=Botschafter bestimmt, sobald ein Nachfolger gefunden ist, der den Berliner Regierungskreisen angenehm ist.— Aus Bukarest über Czernowitz vom 23. Juli wird von Eskidjumaja ein türkischer Vormarsch gegen Rustschuk gemeldet.— General Gurko erhielt strengsten Befehl, nicht über Jamboli vorzugehen.„(Frankf. + Aus Oesterreich, 22. Juli. Zu Wien ist der slavisch=dalmatinische Studenten=Verein„Jedinstvo“ wegen„panslavistischer Demonstrationen“ (vom 19. d..) durch die nieder=österreichische Statthalterei aufgelöst worden. Die czechischen Panslavisten haben diesen Tritt auf die eigenen Hühneraugen schmerzlich empfunden und fragen mit eherner Stimme, seit wann denn der Panslavismus ein Verbrechen sei? Diese bethörten Anbeter der Knute! Was thut man denn mit den Welsch=Tirolern, wenn sie zu laut nach dem Flittergolde des beato regno schreien? Was thäte man den Deutschen Oesterreichs, wenn sie mit aller Gewalt Mitglieder des neudeutschen Reiches werden wollten? Wer hat am bittersten gescholten, wenn vor etlichen Jahren„die Wacht am Rhein“ von deutsch=liberalen Kehlen auf Habsburgischem Boden gebrüllt wurde? Niemand Anderer, als die Herren Czechen! Und damit basta.— Aus Berlin(Varzin?) ist am 16. d. Mts. ein besonderer Courier nach Bukurescht gekommen. Man legt dieser Sendung eine große Bedeutung bei und will wissen, es handele sich um nichts Geringeres, als die seit der Proclamation des Czars an die Bulgaren empfindlich an einander gerathenen„Interessen Oesterreichs und Rußlands“ wieder in Harmonie zu bringen, und so das Gespenst einer englisch=österreichischen Allianz zu beschwören. Zugleich munkelt man, Berlin unterstütze energisch das Verlangen Rußlands, Habsburg möge den russischen Durchmarsch durch das östliche Serbien gestatten, weil nur so die Armee im Süden des Balkans genügend verproviantirt werden könne. Wahr ist es, daß die russischen Soldaten schrecklichen Hunger leiden und darum auf ihren Märschen unausgesetzt Jagd auf die Marodeurs aus den eigenen Reihen machen müssen; aber die an Oesterreich gestellte Forderung, die noch zu Allem ziemlich peremtorisch lauten soll, ist doch eine starke Zumutbung. Was man in Wien geantwortet hat, ist noch unbekannt.— Der für den kommenden Winter geplante Friedens= Congreß zu Wien behufs definitiver Regelung der Orientfrage ist wohl mehr als ein vages Gerücht. Wenigstens wird derselbe vom Organ des Ministeriums Lasser, der alten„Presse“, bestätigt. Zugleich nehmen die inspirirten Preß=Husaren wieder einmal den Mund gewaltig voll, indem sie unisono schreiben: je größer die Zurückhaltung Oesterreichs während des Krieges sei, desto nachdrücklicher werde seine Sprache bei der Schluß=Abrechnung sein. Immer der alte Febler! Zuerst große, große Worte, und hintennach kleine oder keine Thaten. So hat man es zur Zeit der Völkerwanderung in Byzanz getrieben. 5 Aus Ungarn, 22. Juli. Ein angeblicher Brief des Bischofs Stroßmayer an den Cardinalstaatssecretär Simeoni zu Rom, in welchem der Bischof unter Anderem die Annexion Bosniens durch Oesterreich befürwortet und um politische(“) Verhaltungsregeln gebeten haben soll, hat seit Tagen die journalistischen Hebräer in größte Wuth versetzt und besonders hat das Organ der Pester Kornjuden und Andrassys, der „Pester Lloyd“, manches Geistesproduct seines semetischen Redacteurs, des Mar Falk, aushalten müssen; auf den Bischof, welcher bei den Südslaven in hoher Achtung steht, schimpften die„Sittlich=Entrüsteten,“ wie der Mops in der Fabel den Mond anbellt. Nun aber ist die ganze Seschichte rein erfunden, und die Zeitungsfuden kind um ein arge Bla„Woher? Lieber Gott, hier in Californien kommt man wunderbar zusammen. Wir haben gleichzeitig in Carson's Flat gearbeitet.“ „Ich war nie an dem Ort?“ sagte der Fremde. „So?— nicht?— nun dann war es wo anders. Wenn man sich fortwährend in den Minen herumtreibt, verwechselt man mitunter die Plätze.— Ich habe doch hier nicht etwa gestört," setzte er plötzlich mit einem fragenden Blick auf Mrs. Hetson hinzu. Niemand antwortete ihm auf die Frage. Der junge Fremde war dem Rande des Abhanges zugeschritten. Noch einmal wandte er sich um und grüßte zurück— noch einmal begegnete er ihrem Blick und dann verschwand er in dem dichten Buschwerk, das den untern und tiefer liegenden Rand bedeckte. Siftly war ein stiller, aber aufmerksamer Zeuge der ganzen Scene gewesen, und ein eigenes spöttisches Lächeln zuckte dabei um seine Lippen. „Komm, Manuela,“ sagte jetzt Mrs. Hetson, indem sie den Arm des jungen Mädchens ergriff.„wir wollen gehen, daß sich Mr. Hetson nicht um unsere Sicherheit ängstigt,“ und mit einer leisen Verneigung gegen den Spieler wandten sich die beiden Frauen zum Gehen. Siftly jedoch, nicht geneigt, sich die Gelegenheit so entschlüpfen zu lassen, rief: „Und dazu hätte Mr. Hetson alle Ursache, denn er konnte nicht wissen, daß Sie hier oben männlichen Schutz gefunden— einen alten Bekannten vielleicht? Wenn der Herr aber nicht etwa wartet, um Sie hinunter zu führen, so würde ich Ihnen meine Begleitung anbieten, Mrs. Hetson, denn der Wald schwärmt hier von Indianern, und den Burschen ist unter keinen Umständen viel zu trauen.“ „Der Herr wird allerdings nicht auf uns warten, Sir,“ entgegnete ihm Mrs. Hetson, von der Bemerkung verletzt,„aber ich fürchte trotzdem nichts für uns, denn wie wir allein heraufgekommen sind, werden wir auch wieder den Heimweg finden. Ein ganzer Trupp von Indianern kam hier vorbei; aber statt irgend eine Feindseligkeit zu zeigen, haben sie uns sogar freundlich gegrüßt und uns weder durch Wort noch Miene belästigt.“ „Desto besser,“ lächelte Siftly;„ich glaubte Ihnen auch nur aus Freundschaft für Hetson das Anerbieten meiner Begleitung machen zu müssen.“ Mrs. Hetson neigte sich dankend gegen ihn und wollte wieder an ihm vorbei. „Ach, Sennorita,“ rief der Spieler—„Ihr Papa wird Ihnen wahrmage reicher. Der Bischof Stroßmayer weiß auch ohne römische Weisungen, wie er sich in politischer Beziehung verhalten muß; er weiß, daß Rom nie politische Verhaltungsregeln ertheilt, und daß der Vatican nicht jene Verschwörungsbude ist, welche in der Phantasie der Beschnittenen geistert.— Bereits vor fünf Tagen(siehe„Deutsche ReichsZeitung“ Nro. 196) habe ich Ihnen berichtet, daß jene„ganzen Compagnien ungarischer Freiwilliger“ im Heere Soleiman Paschas, eine thörichte Erfindung seien. Nun ist volles Licht über die ganze„ungarische Legion“ in Diensten des Sultans geworden. Zur Bildung einer solchen war allerdings in ungarischen Zeitungen eine Aufforderung erschienen, aber von einem Betrüger; eine„Legion“ existirte gar nicht. Jene, welche dem Aufruf auf den Leim gingen, wurden arg enttäuscht. So kam unlängst ein Ungar, früher Militär und jetzt Eisenbahnbediensteter. nach Constantinopel, um sich in die„Legion“ einreihen zu lassen, überzeugte sich aber sofort, daß er das Opfer eines Betruges sei. Hierüber erbost, schickte der angehende, besser: angegangene Freiwillige eine geharnischte Erklärung an ungarische Tagesblätter zur Warnung für seine Landsleute.— Aus Wien stammende Artikel erklären die Türkei für verloren; ein harter Schlag für die Türkenliebe der Söhne Arpads.— Die Ernte ist in vollem Gange. Die diesjährige Waizenernte Ungarns liefert ein herrliches Erträgniß, das gegen das Vorjahr auf ein Mehr von 40 bis 50 Millionen fl. beziffert wird und einen lebhaften Export ermöglicht. Leider ist der Kornhandel fast ganz in den Händen der Juden, die sich im Interesse des Gewichtes allerlei Beimischungen von Sand 2c. unter den Waizen in früheren Jahren zu Schulden kommen ließen und sich selbst damit am meisten schädigten, weil sie den Credit einbüßten. Hoffentlich sind sie dies Jahr klüger. Spanien. * Madrid, 23. Juli. Nach einer Meldung der„Correspondenzia“ findet gelegentlich des vom König Alfons nach der Provinz Galicien unternommenen Ausflugs eine Begegnung desselben mit dem König von Portugal statt. Der König von Portugal wollte zu dem Ende gestern von Lifsabon abreisen. England. * London, 24. Juli. Unterhaus. Northcote antwortete Challey, England habe von Rußland durchaus keine Klage wegen Bruches der Neutralität erhalten. Amerika. * New=York, 23. Juli. Der Eisenbahnverkehr ist suspendirt. Neue Unordnungen sind nicht vorgekommen, aber viele Städte und Ortschaften sind auf's Höchste beunruhigt. Nach Philadelphia sind Bundestruppen auf dem Marsche. Die Arbeiter schließen sich im Allgemeinen dem Strike an. In Pittsburg hat ein Theil der Aufständischen die Waffen niedergelegt. * New=York, 24. Juli. Der Strike der Eisenbahnbeamten gewinnt noch immer an Ausdehnung. In San Francisco und an anderen Orten herrscht große Besorgniß. Washington, Philadelphia und Baltimore werden durch Bundestruppen geschützt. Die niederen Volksschichten sympathifiren mit den Strikenden. Man befürchtet, daß die Ruhestörungen eineernstere Gestalt annehmen werden. Hier in New=York bewacht die Miliz das Arsenal, die Bevölkerung insultirt die Soldaten. In einer gestern hier abgehaltenen Volksversammlung wurden sehr erregte Reden gehalten. Es wurde beschlossen, ein Monstre=Meeting abzuhalten, um den Sympathieen der Bevölkerung für die Strikenden Ausdruck zu geben.— In Reading(Pennsylvanien) griff die Menge die Miliztruppen an, welche Feuer gaben und 7 der Aufrührerischen tödteten und 25 verwundeten. Die Menge bemächtigte sich des Zeughauses. Auch in Harrisburg sind Ruhestörungen vorgekommen. Die Regierung hat deshalb befohlen, Panzerschiffe zu armiren. Die Truppenconcentration dauert noch fort. Die Gouverneure der Oststaaten haben ihre Unterstützung angeboten. Der russisch=türkische Krieg. Constantinopel, 23. Juli. Der englische Vertreter Layard hat das Kriegsschiff„Rapid“ zum Schutz der christlichen Bevölkerung in Kavarna(nordöstlich von Varna) abgeschickt. Der österreichische Botschafter Graf Zichy hat wegen Aufnahme der flüchtenden Bevölkerung an Bord von Lloyddampfern Anordnung getroffen. Petersburg, 23. Juli. General Gurko berichtet officiell über Greuelthaten, welche Seitens der Türken an russischen Todten und Verwundeten, so wie an den Gefangenen verübt worden seien. Am 18. d. hätten die Türken durch eine weiße Fahne zu erkennen gegeben, daß sie mit den russischen Truppen in Unterhandlung zu treten wünschten; bei Annäherung des russischen Parlamentärs und der russischen Truppen indessen plötzlich ein heftiges Feuer eröffnet. Zeuge dieses Vorfalles sei u. A. auch ein Berichterstatter der„Times“ gewesen. Paris, 23. Juli. Dem„Temps“ geht aus Athen die im Uebrigen noch nicht bestätigte Meldung zu, daß in Kreta ein Aufstand ausgebrochen sei.— Die bei Slobofia stehenden rusfischen Batterieen unterhalten ein lebhaftes Feuer gegen Rustschuk. scheinlich schon gesagt haben, daß wir gestern einen Contract mitsammen gemacht haben.... autpgrtete Ikwskrenh 6us „Mein Vater hat mir nichts gesagt, antwortete abwehrend das Mädchen,„er hat mir über das, was er thut, keine Rechenschaft zu „Wie eine brave, gehorsame Tochter gesprochen,“ lachte Siftly; „nun die paar Stunden werden Ihnen keine weitere Unbequemlichkeit nachen.„„# N. und gahlt, mis lhr gNlas „Die paar Stunden?“ sagte Manuela und fühlte, wie ihr alles Blut zum Herzen zurückströmte. 4 14 uict un 2 „Also wissen Sie noch gar nichts? Das ist aber unrecht von Sennor Ronez, denn Ihre Finger sind in der letzten Zeit des Spiels entwöhnt worden und werden wieder einiger Uebung bedürfen, um die alte Meisterschaft zu erlangen.“. u5 Eummackt, Lein meiteus Sart „Mein Vater?“ rief Manuela und vermochte kein weiteres Wort über die Lippen zu bringen, denn die Angst vor dem, was jetzt kommen mußte, benahm ihr die Sprache. „Oh, Sie brauchen nicht zu erschrecken, Sennorita,“ lächelte aber Siftly, während ein Zug von boshafter Schadenfreude um seine Lippen die freundlich klingen sollenden Worte Lügen strafte,„es handelt sich bei der ganzen Sache nur um eine unbedeutende Kleinigkeit, eigentlich mehr um eine Unterhaltung für Sie, als eine Arbeit.“ „Er drückt mir das Herz ab mit seinem kalten Hohn," flüsterte die Arme leise vor sich hin. „Ich bin mit ihm übereingekommen,“ fuhr Siftly fort,„daß Sie nur vorläufig in den nächsten vier Wochen— eigentlich einen Monat, aber wir werden das nicht so genau nehmen— in meinem von heute an etablirten neuen Zelte jeden Abend blos zwei Stunden spielen sollen. Da es nun—“ „Das kann mein Vater nicht bedungen haben,“ unterbrach ihn Manuela in Todesangst—„das kann, das darf er nicht. Er weiß, daß ich geschworen habe, keinen Fuß wieder in ein solches Spielzelt zu „Man verschwört Manches in der Welt, Sennorita,“ lächelte aber der Spieler in unzerstörbarer Ruhe,„ohne im Stande zu sein, es durchzuführen. Wie oft habe ich selber schon das edle Spiel verschworen, aber es übt einen so unwiderstehlichen Reiz auf mich aus, daß ich es doch nicht lassen kann.“ (Fortsenzung folgt.) Constantinopel, 24. Juli. Die Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat an die Vertreter der Pforte im Auslande folgende Mittheilung gerichtet: Der Gourverneur von Tirnowa hat an den Großvezir ein Telegramm gelangen lassen, in welchem alle früheren Berichte über die Greuelthaten der Russen und Bulgaren bei der Besetzung von Tirnowa und den umliegenden Ortschaften bestätigt werden. Namentlich wird die Verbrennung einer Moschee bestätigt, in welche sich die Einwohner von Chamsikene gepflüchtet hatten. Dieselben kamen im Feuer um. Der Gouverneur mildet ferner, daß die Russen die gefangenen Muselmänner unter Androhung des Todes zwingen, auf die türkischen Truppen, welche ihnen zu Hilfe kommen, zu schießen. Der Muschir Suleiman Pascha telegraphirt dem Kriegsminister, daß 12 unbewaffnete Muselmänner des Dorfes Sokurlu bei Beki Zagra, welche sich den Russen ergeben hatten, von Bulgaren massakrirt wurden. Drei andere wurden von Kosaken niedergemacht. Wir haben so genau als möglich die Zahl der in Brand gesteckten Dorfschaften und die Zahl der durch die Russen und Bulgaren in den Orten, welche bis jetzt am meisten von der Invasion des Feindes gelitten haben, massakrirten Einwohner feststellen lassen. Ich theile Ihnen das Ergebniß mit: 1) In Vatak, einem Dorfe außerhalb des muselmännischen Distriktes von Sistowa, von 100 Häusern mit 200 männlichen und 300 weiblichen Einwohnern sind nur 7 leben geblieben. 2) In Balovan, einem muselmännischen Dorfe des Distriktes von Ayronovodo, welches 250 Häuser mit 700 männlichen und 1200 weiblichen Einwohnern zählte, ist, wie man glaubt, eine einzige Person dem Blutbade entkommen. 3) In Caba Buras, welches aus 100 Gebäuden mit 200 männlichen und 300 weiblichen Einwohnern bestand, sind 2 Personen dem Tode entronnen. 4) In Kestanbol, wo sich 150 Gebäude mit 300 männlichen und 600 weiblichen Einwohnern befanden, sind nur 3 Personen am Leben geblieben. 5) In Chems, einem Dorfe von 20 Gebäuden mit 120 männlichen und 200 weiblichen Bewohnern, ist nur eine einzige Person mit dem Leben davon gekommen. 6) In Tundja sind von 650 Einwohnern nur 3 entkommen.— Die Zahl der niedergebrannten Häuser in den Dörfern, welche von ihren Bewohnern vor der Ankunft des Feindes verlassen waren, beträgt: In TranichHomvi 40 Häuser, in Beran 150, in Odalar 180, in Armoud Louk 80, in Bourgouch 100, in Kodjina 70, in Oktjiler 200, im Ganzen also sind 820 Gebäude niedergebrannt worden.— Man meldet außerdem, daß in 40—50 Dörfern mit gemischter Bevölkerung, von denen mindestens jedes 100 Häuser zählt, sich die muselmännische Bevölkerung den Ruffen unterworfen hat, aber man weiß noch nichts über ihr Geschick. Sie werden mit uns der Ansicht sein, daß diese Schrecken erregende Statistik ein überwältigendes Zeugniß für die unerbittliche Grausamkeit der russischen Politik ist. Ferner hat der Minister des Auswärtigen den Vertretern der Pforie im Auslande folgende Mittheilung zugehen lassen: Die kaiserlichen Truppen, welche nach dem Kampfe bei Plewna, von dem ich in meinem Telegramm vom 21. d. berichtete, zur Rekognoscirung ausgeschickt wurden, haben noch 14 weitere Munitionswagen erbeutet, welche der Feind auf der Flucht zurückgelassen hatte. Constantinopel, 24. Juli. Nach hier eingegangenen Nachrichten vom Kriegsschauplatze sind die Russen im Besitz des Schipkapasses bis Kasanlyk; dieselben haben auch Kalifer und Karlowo, in der Nähe von Kasanlyk besetzt und behaupteten sich in Eski Sagra.— Suleiman Pascha und Reouf Pascha organisiren die Vertheidigung. Viele Einwohner der von den Russen occupirten Gegenden fliehen nach Adrianopel.— Nach weiteren hier vorliegenden Nachrichten sollen die gegen Silistria marschirenden russischen Truppen zurückgeschlagen worden sein. Constantinopel, 24. Juli. Mehemed Ali Pascha meldet, daß am Sonnabend bei Yaila zwischen Schumla und Oemanbazar ein Gefecht stattgefunden hat. Die Russen, in Stärke von vier Bataillonen und einem Cavallerieregiment, seien zurückgeschlagen. Ebenso sollen die russischen Trur pen bei Rastiskioei zurückgewiesen worden sein. Aus dem Hauptquartier Mukhtar Pascha's wird vom 20. d. M. über Erzerum gemeldet, die Rufsen seien nach einer mit acht Regimentern Cavallerie und acht Geschützen gegen die Stellung Mukhtar Pascha's ausgeführten Recognoscirung wieder zurückgegangen. Ihr Lagergeräth sei nach Djanuislidash und in der Richtung nach Alexandropol zurücktransportirt worden. Pera, 24. Juli. Der Eisenbahnzug Nro. 1 nach Adrianopel ist auf Verjügung Suleiman Paschas eingestellt worden. Die Lohn nach Barna dis Rasgrad. Bei Silistria kamen die Vorposten zu einem Gefecht. Mehemet Ali hat über den Zustand der Truppen in Schumla seine Zufriedenheit ausgesprochen. Auch berichtet er, am 21. d. hätten bei Yaila, zwischen Schumla und Osmanbazar, zwei Bataillone Nizams und eine Schwadron Gensdarmen die Russen, vier Bataillone und ein Cavallerieregiment stark, zurückgeschlagen. Ferner wurden die Russen bei Kadikdi, südlich von Rustschuk, von Haffan nach zweistündigem Kampfe Pétersburg, 24. Juli. Officiell wird aus Tirnowa vom 20. d. gemeldet: Der schwierige Uebergang über den Balkan ist glücklich bewerkstelligt. Drei Pässe bei Schipka und Janiny befinden sich im Besitze unserer Truppen. Wien, 24. Juli. Telegramm der„Deutschen Zeitung“ aus Bucharest vom heutigen Tage: 2600 bei Nikopolis gefangene Türken sind nach Niedermetzelung ihrer starken Eskorte entkommen und nach Rustschuk marschirt. Wien, 24. Juli. Die„Presse“ bringt heute folgende Telegramme: Aus Cettinje:„Vorgestern wurden die Höhen von Trebieschka und Glavica, eine halbe Stunde südöstlich von der Festung Nikfitsch, durch die Montenegriner erstürmt. Gestern beschossen die letzteren das Fort Czernojopolski; nach dem zwanzigsten Schuß ergab sich die Besatzung in Stärke von 53 Mann. Im Fort wurden Pferde, Munition und Proviant gefunden.“ Aus Schistowa:„Gestern wurden 20 Belagerungsgeschütze mittels Flöße auf das rechte Ufer der Donau bei Pyrgos gebracht. An der nämlichen Stelle ging auch der rechte Flügel des 11. Corps über die Donau und stieß zu den Cernirungstruppen.“ Wien, 24. Juli. Eine Meldung der„Pol. Corr.“ aus Cettinje bestätigt die Erstürmung der die Stadt und die Festung Nitsik beherrschenden Höhen von Trebesch durch die Montenegriner am 22.., sowie die Capitulation des Forts Gernagopoliski; derselben Correspondenz wird weiter gemeldet, daß am 23. c. ein zweites Fort, Rabovaz bei Niksik, von den Montenegrinern genommen sei. Wien, 24. Juli. In hiesigen Blättern finden sich u. A. folgende Telegramme. Die Neue Freie Presse' meldet aus Jassy, 20..: Unter den für die russische Armee bestimmten Viehtransporten ist die Rinderpest in verheerender Weise ausgebrochen. Aus Bucharest, 22..: Das zweite rumänische Armeecorps, welches bisher in Kalarasch und TurnMagurelli stand, erhielt Befeht, in Eilmärschen nach Korabia abzumarschiren. Die rumänische Armee wird als selbstständiges Ganzes die Donau nicht überschreiten, nur eine Division des zweiten Corps unter Befehl des Generals Manu wird über die Donau gehen und ist einer größeren russischen Armee=Abtheilung unter Befehl des Großfürsten Wladimir beigegeben worden. Die„Deutsche Zeitung meldet aus Bucharest vom 23..: Oberhalb der Mündung des Lom zur Rechten der Insel Pirgos entspann sich gestern Abend ein heftiger Kampf zwischen der russischen Avantgarde und türkischen Truppen.— Der„Presse“ wird aus Constantinopel gemeldet: Im letzten Ministerrathe wurde beschlossen, der Sultan solle die Fahne des Propheten entrollen, sobald die Russen Constantinopel bedrohen. Hobart Pascha hat sich mit füuf Panzerschiffen nach Sinope eingeschifft. Abdul Kerim Pascha und Redif Pascha sollen nach Brussa gebracht werden. Fürst Nikita von Montenegro hat seine Armee in 6 Abtheilungen getheilt. Das Ober= Commando hat Dosidar Petrovitsch übernommen. Eine der erwähnten Abtheilungen steht in der Nahia Wassejewitschi, die übrigen an der Südgrenze von Montenegro. — Dem„Neuen Wiener Tageblatt" wird aus Athen berichtet: Es ist der griechischen Regierung gelungen, eine auswärtige Anleihe von 30 Millionen Drachmen abzuschließen. Aus Belgrad: Aus Anlaß der Einnahme des Schipko=Passes durch die Russen ist die Stadt festlich beleuchtet. Wien, 24. Juli. Die österreichischerseits aus Constantinopel gemeldete und von der Preßleitung verbreitete Nachricht von Krankheit und Desertion in der türkischen Armee des Festungsvierecks, welche angeblich Abduls und Redifs Absetzung zur Folge gehabt hätten, sind unrichtig und werden auf die Tiplomatie zurückgeführt, welche auf diese Weise für türkische Friedensbereitschaft Stimmung machen wolle, sowohl im Ausland, wie in Constantinopel. Terselben Quelle entstammt die Meldung Havas von Namyks Friedensmission; man will verschleiern, daß mindestens eben so große Friedeusneigung in Petersburg wie in Stambul vorhanden ist. Laut der„Times“ haben die türktschen Truppen nach einigen siegreichen Gesechten auch bei Alexandropol die rusßiche Grenze überschritten. Zu Hassan Kaleh, dem Mittelvunkt der tärkischen Hospitalverwaltung in Asien, befinden sich 2700 Verwundete und Kranke aus den letzten Schlachten.— Auch bei Kronstadt, der den Zugang zum Hafen von Petersburg vertheidigenden Festung, hat die russische Militärbehörde jetzt mit dem Legen von Torpedos begonnen. Ueber den neulichen türkischen Obercommandanten, den Renegaten Mehemet Ali Pascha, macht das„N. W..“ folgende Mittheilungen:„Mehemet Ali ist zwischen 45 und 48 Jahren alt. Er stammt aus der Hugenottenfamilie Detroit in Magdeburg. Als 16jähriger Schiffejunge auf einem deutschen Handelsfahrzeug nach Constantinopel gekommen, hatte er sia, um einer Disciplinarstrafe zu entgehen, in den Konak eines vornehmen Türken geflüchtet, der ihn in der großen Militärschule von Pankaldi erziehen ließ. Mehemet Ali lernte gut; er schreibt und spricht neben seiner Mutersprache sehr gewandt türkisch und französisch; europäische Militäranstalten hat er nicht besucht; er machte aber Reisen in Europa, und erinnert sich Wiens ganz besonders gern. Mehemet Ali avancirte sehr rasch; er war 1870 bereits Divisionsgeneral. Neben Schefket, Redjib, Aziz und dem Generalstäbler Mehemed Pascha ist er die tüchtigste Kraft in der militärischen Hierarchie der Türkei, wenngleich auch bei ihm von einer vollendeten Ausbildung für den Krieg, wie man dieselbe in Europa versteht, nicht die Rede sein kann. Mehemet Ali wird auch eher als jeder Andere die zwei ausgezeichneten preußischen Instructoren, welche sich bei der Balkanarmee befinden, Blum Pascha (Generalstabs= und Genieofficier), die seither durch den Hochmuth der türkischen Generale zurückgesetzt wurden, zur Geltung kommen lassen. Ob ihm selbst aber der Neid der ihm untergeordneten türkischen Generale genug freie Hand lassen wird, ist eine andere Frage.“ 8 Alt= oder Resormkatholicismus? Ein Mene, Tekel, Phares für die Altkatholiken. Von J. Paffrath. I. Die Schrift, welche obigen Titel führt, ist durch den dem Verfasser von seinem„Bischof“ ertheilten Verweis wegen der Erklärung an die altkatholische Synodalrepräsentanz, worin er gegen die Competenz der Synode bezüglich der vorgeschlagenen Reformen, wie auch gegen die Beschlüsse der früheren Synoden protestirte, veravlaßt. Herr Paffrath hält seinen Protest durchaus aufrecht, und zwar von Gewissenswegen, und glaubt die Begründung desselben der Oeffentlichkeit schuldig zu sein, da es sich nicht lediglich um seine Sache handle, sondern „der Conflict gleichzeitig von sehr allgemeiner Bedeutung, ein sachlicher und das Sein und Nichtsein des Altkatholicismus selbst betreffender“ sei. Er hatte behauptet— und der Verweis traf ihn außer wegen Veröffentlichung des Protestes in der„Köln. Ztg.“ hauptsächlich wegen dieser Behauptung—, daß die Synoden die katholische Traditionsregel verletzt hätten. Dies an den Beschlüssen der Synoden nachzuweisen, war allerdings eine leichte Arbeit, aber interessant ist es, solchen Nachweis zu vernehmen von einem Manne, welcher consequent selbst an dem altkatholischen Standpunkt festzuhalten sich entschlossen zeigt. Es fragt sich uns daher zunächst, wie er das Eine mit dem Andern in Einklang zu bringen im Stande sei. Wir können im Voraus schon vermuthen, daß es ihm nur möglich ist durch eine Erklärung von dem Begriff des Altkatholicismus, welche der thatsächlichen Wirklichkeit nicht entspricht. Paffrath hat den„idealen", wie er ihn nennt, das ist im Grunde einen selbstgedachten, nicht den wirklichen Altkatholicismus im Auge, da er ihn dem Reform=Altkatholicismus gegenüberstellt. Mit dem wirklichen, wie er sich in der altkatholischen Gemeinschaft entwickelt hat und darstellt, ist er ja zerfallen. Aber es hut auch nie die altkatholische Gemeinschaft, zu der Paffrath immerhin gehören will und der er unstreitig bis dahin angehört hat, ohne die reformthätige Bewegung und— auch abgesehen von der Stellung zu den vaticanischen Decreten— ohne„Verletzung der katholischen Traditionsregel“ bestanden. Wir kennen keinen in die Außenwelt hervorgetretenen sogenannten Altkatholicismus, der nicht zugleich Reformkatholicismus jetzt ist und immer war, daher der Titel der Schrift:„Alt= oder Reformkatholicismus?“ practisch nicht verständlich ist. Er trennt, was zusammengehört. Wir wollen dies mit einigen Worten zeigen. Herr Paffrath geht zurück auf die Entstehung des Altkatholicismus und sagt, seiner Entstehung nach sei er eben nur die bewußte und erklärte Leugnung der vaticanischen Decrete. Aber weiß denn Herr Paffrath nicht, daß zugleich mit dieser Leugnung bei Entstehung des Altkatholicismus schon sehr weit gehende Reformen als Zielpunkte der Bewegung in Aussicht genommen wurden? Lese er doch das Münchener Programm, welches der Wahl des„Bischofs“ vorausging, ja in welchem erst die Bildung eigener von der katholischen Kirche unabhängiger Gemeinden gegen den Widerspruch Döllingers zum Beschluß erhoben und Einführung„einer regelmäßigen bischöflichen Jurisdiction" bei Eintreffen des richtigen Momentes in Aussicht genommen wurd. Schon damals vereinbarte man sich zu folgendem Satz: „Wir erstreben unter Mitwirkung der theologischen und canonistischen Wifsenschaft eine Reform in der Kirche, welche im Geiste der alten Kirche die heutigen Gebrechen und Mißbräuche heben und insbesondere die berechtigten Wünsche des katholischen Volkes auf verfassungsmäßig geregelte Theilnahme erfüllen werde.“ Schon damals wurden die heute von Paffrath perhorrescirten Unionsversuche verheißen: „Wir erwarten, unter Voraussetzung der angestrebten Reformen und auf dem Wege der Wissenschaft und der fortschreitenden christlichen Cultur!] allmälig eine Verständigung mit den übrigen christlichen Confessionen, insbesondere mit den protestantischen und den bischöflichen Kirchen.“ Andere Reform=Ideen enthalten folgende Beschlüsse: „Wir halten bei der Heranbildung des katholischen Klerus die Pflege der Wissenschaft für unentbehrlich. Wir betrachten die künstliche Abschließung des Klerus von der geisugen Cultur des Jahrhunderts in Knabenseminarien und einseitig von Bischöfen geleiteten höheren Lehranstalten bei deren großer pädagogischer Bedeutung für das Volk als gefährlich.[Wir wünschen die Mitwirkung der weltlichen Obrigkeiten zur Erziehung und Heranbildung eines sittlich frommen u. s. w. Klerus— dieser Satz wurde später fallen gelassen.] Wir verlangen für den sogenannten niedern Klerus eine würdigere und gegen jede hierarchische Willkür geschützte Stellung. Wir verwerfen die durch das französische Recht eingeführte und neuestens allgemein angestrebte willkürliche Versetzbarkeit der Seelsorgsgeistlichen. Weiterhin versprachen dort die Altkatholiken,„den Regierungen im Kampfe gegen den im Syllabus dogmatifirten Ultramontanismus treu zur Seite zu stehen" und erklärten, daß der„gemeinschädlichen Wirksamkeit des Jesuiten=Ordens ein Ende zu machen sei“.“)— So kündigte sich gleich im Beginn der Altkatholicismus als Reformkatholicismus an, und es gab wohl Keinen, wenn wir Herrn Paffrath nicht ausnehmen wollen, der über die Sache anders gedacht hätte. Aber auch Herrn Paffrath ist dies von Anfang an zu Tage tretende Reformbestreben nicht etwa entgegen. Er meint sogar, man habe unter einer gewissen Rücksicht nichts dagegen einwenden können, wenn der Altkatholicismus,„ob auch nicht ohne große Gefahr des Mißverständnisses“[), sich als kirchliche Reformbewegung bezeichnete,„nämlich als die Bewegung innerhalb[!] der katholischen Kirche, welche durch Negirung und Bekämpfung der vaticanischen Sätze das Princip der Reformabilität vertritt und vertheidigt“— als ob nur die theoretische Vertheidigung dieses Princips, nicht die ernsthafte Durchführung desselben durch thatsächliche Reformen Sinn und Absicht der sich so nennenden kirchlichen Reformbewegung hätte sein können oder je gewesen wäre! Doch meint Herr Paffrath weiter: „Aber von da(von der Vertretung und Vertheidigung des Princips) bis zum eigentlichen Reformkatholicismus, welcher das Reformiren für seine Hauptaufgabe betrachtete, von Berufswegen sich dazu verbunden und verpflichtet hielt und in Foige davon bald Gefahr laufen sollte, durch sein= Suchen nach Reformen=, wie in einer bischöflichen Beschwerdeschrift über den Altkatholicismus sder=Bischofe beschwert sich über den Altkatholicismus!?] richtig beuerkt wird, als Secte spst!] sich zu charakterifiren, war noch ein weiter Schritt. Der Altkatholicismus hat ihn gethan. Es war der Schritt über den Rubicon, der Schritt zu seinem Verderben. Und was hat diesen Schritt veranlaßt?— Offenbar einzig die Rücksicht auf den nun einmal unter allen Umständen zum Bundesgenossen gegen den Ultramontanismus erkorenen Indifferentismus, den man um jeden Preis der Sache des Altkatholicismus dienstbar zu machen entschlossen war.“ Es handelt sich hier zwischen uns und Herrn Paffrath eben nur um den Zeitpunkt, wann dieser Schritt über den Rubicon erfolgt ist. Er datirt ihn von Pfingsten 1874, von der ersten Synode her(S. 18). Nach uns fällt er mit der Entstehung des Altkatholicismus selbst zusammen. In der That, das Bündniß mit dem Indifferentismus trat als schon bestehend sehr stark an den aufgenommenen und eingeladenen Besuchern der Münchener Versammlung zu Tage. Die Liste der dort erschienenen und in der Debatte eingreifenden Persönlichkeiten beweist dieses. Auch wurde schon damals das Reformiren gewiß nicht als eine „Nebenaufgabe“ hingestellt. Wo man sich so ernstlich mit Reformideen beschäftigte und die Reform selbst nach allgemeiner Uebereinstimmung ins Programm aufnahm, da erscheint diese doch wohl als eine, wenn nicht schon als einzige Hauptaufgabe. Uebrigens kann diese Aufgabe doch mit der andern, der Bekämpfung der Unfehlbarkeit und des Universalepiscopats, nicht wohl in Conflict kommen: beide gehen sehr gut nehen einander, ja sie bedingen sich geradezu mindestens von dem Zeitpunkte her, wo man von dem Papste und seiner Kirche sich förmlich lossagend ein eignes, selbständiges Kirchenwesen mit einem eignen„Bischofe“ schuf. Oder war dies neue Kirchenwesen nicht etwa schon an sich *) Auch aus dem Grunde ist es nützlich an die hier entwickelten Resormideen zu erinnern, weil die Altkatholiken, namentlich auch der„D. .“, den Culturkampfgesetzen gegenüber ihre Hände gern in Unschuld waschen möchten. eine der bis dahin bestandenen katholischen Traditionsregel schnurstrag, widersprechende Reform? Und was hinderte, nachdem man durch Kircheneinrichtung sich das Reformrecht thatsächlich zu eigen gemachtut solches auch ausdrücklich den Gemeinden vindicirt hatte, dasselbe auch fernerhin eben nach Gutdünken zur Anwendung zu bringen?.. ja doch, nach der Versicherung des„Bischofs“ in seinem ersten Hirte, schreiben jeder altkatholische Gläubige„Licht im Herrn", und lud er#. doch selbst diejenigen, die da sagten:„Ihr geht uns nicht weit genugein, sich anzuschließen, damit, wenn sie es besser wüßten, sie Helfer un Führer sein möchten! Ueberdies bezeichnete der„Bischof“ die ganze#. mische Kirche als mit ihren Hirten der Corruption verfallen, letztere al illegitim und sich selbst als den(einzigen) legitimen Träger der bi. schöflichen Gewalr, der rechtmäßig durch das Volk gewählt sei, als., „Hirten nach dem Herzen Gottes“, nach welchem die Völker riefe Damit waren ohne Zweifel Reformen, und zwar sehr tiefgehende, ganze Kirche umgestaltende, als dringend geboten in Aussicht gestell und Alle waren aufgerufen und ihnen das Recht zugesprochen, sich an solcher Reformthätigkeit zu betheiligen. Wie daher heute sich der„Bi. schof“ wegen„Suchens nach Reformen“ beschweren kann, ist unverständ, lich: jeder soll doch„helfen und führen"!? Allerdings ging nebenher auch das Gerede, daß man nichts Neuz wolle, sondern nur die angeblich neuen Dogmen bekämpfe; man stehe sen auf dem Standpunkte der Kirche vor dem 18. Juli 1870. Selbst die Wahl des„Bischofs“ würde durch den„Nothstand“ gerechtfertigt, wonach es scheinen könnte, als ob man nicht weiter zu gehen gedenke, als eben die Noth gebiete. Schulte berief sich in seinen in Bonn gehaltenen Vor, trägen auf das Concil von Trient als das letzte und allgemein ane kannte, um— horribile dictu!— die Berechtigung der Bischofswahl und der Bildung eigner Gemeinden nach ihm zu vertheidigen. Ernstlich gemeint kann dieses Gerede nicht gewesen sein, wie die ganze Entwicklung des Altkatholicismus vom Anfange und eben namentlich seit der Bischofswahl beweist. Herr Paffrath aber muß es durchaus im Ernste ge# nommen haben, denn er beruft sich auf jene Versicherungen und argumentirt aus dem damals nach dem Gerede noch anerkannten Trienter Coneil gegen die Resormbeschlüsse der Synoden. Er verweist(S. 22) auf das„in dieser Beziehung besonders wichtige Münchener Programn vom 22. September 1871(das oben bezeichnetel, das dem Altkatholicismus so zu sagen seine gesetzliche Basis geben sollte“, worin es unter Anderm heiße:„Vom Standpunkte des Glaubensbekenntnisses aus, wie es noch in dem sogenannten Tridentinischen Symbolum enthalten ist, verwerfen wir u. s..“; und ferner:„Wir verwerfen die in den vaticanischen Decreten enthaltene Lehre.... alz im Widerspruch stehend mit dem Tridentinischen Canon u. s..“ Aber der Standpunkt des Tridentinums, welcher allerdings Resormen wie die zum Theil vorgenommenen, zum Theil noch erstrebten, ausschließen müßte, ist nie der thatsächliche des Altkatholicismus gewesen und konnte es nicht sein, weil dieser sich mit dem Tridentinum ja eben selbst in den grellsten Widerspruch, namentlich durch Wahl und Weihe des„Bischofs“ von vorneherein gestellt hat. Uns wundert nur Paffraths heilige Einfalt, die dies übersehen konnte. Noch mehr wundertes uns, daß er nach den nunmehr auch von ihm beobachteten Abweichungen von der katholischen Tra ditionsregel nicht schon längst aus der altkathelischen Gemeinschaft auszutreten sich gedrängt gefühlt hat. * Strike und Empörung von Eisenbahn=Angestellten in den Vereinigten Staaten. Nachdem die allgemeine Geschäftsstille vorher schon die Entlassung einer großen Anzahl von Eisenbahnangestellten, namentlich solcher, welche bein Gütertransport beschäftigt waren, nothwendig gemacht hatte, wurden von 1. Juni d. J. ab die Löhne und Gehälter der Angestellten und Arbeiter bei mehreren größeren Bahn=Complexen um 10 pCt. herabgesetzt. Anfänglich fügten die davon Betroffenen sich, wenn auch murrend, dieser Maßregel, da es bekannt war, daß mehr als genügend Leute vorhanden seien, die bereit gewesen wären, zu den herabgesetzten Löhnen an die Stell derer zu treten, die sich etwa geweigert hätten, dazu weiter zu arbeiten. Wie sich später zeigte, war dies nur die Stille vor dem Sturm; in Wirklichkeit warteten die unzufriedenen Eisenbahn=Angestellten nur die Vollendung einer geheimen, über das ganze Land verbreiteten Organisation der Angestellten aller amerikanischen Eisenbahnlinien ab, um dann auf dem Wege eines Strikes den Versuch zur Wiederstellung der früheren Löhne zu machen. Wie in solchen Fällen üblich, wurde der Strite zuerst gegen eine einzelne Gesellschaft, und zwar die„Baltimore and Ohio“ in Scene gesetzt. Nach etwa einer Woche verlangten die Angestellten dieser Bahn, daß der seit dem 1. Juni eingetretene Lohnabschlag rückgängig gemacht werde und legten, als ihre Forderung abgelehnt wurde, die Arbeit nieder. Bis dahin hatten sie sich völlig innerhalb der Schranken der Gesetzlichkeit gehalten, was sich jedoch sehr bald änderte, als es ersichtlich wurde, daß der Strike keinen Erfolg haben werde, da sich anderweitige Arbeitskräfte in völlig genügender Zahl bereit fanden, an die Stelle der Striker zu treten. Hieraus entstanden die ersten Ausschreitungen, die neuen Arbeiter wurden angegriffen und thätlich mißhandelt, die Civilbehörden, welche zu deren Gunsten einschreiten wollten, verhöhnt Dann entwickelten die Dinge sich rasch weiter. Die Strikenden verzagten die höheren Eisenkahnbeamten, ergriffen Besitz von den Stationen, rissien an mehreren Stellen die Schienen auf, so daß auf der Strecke von Baltimore bis Martinsburg und bald darauf westwärts darüber hinaus bis Cumberland der Verkehr vollständig unterbrochen wurde. Die Empörer drohten Jedem mit dem Tode, der es wagen würde, an der Ablassung und Beförderung eines Zuges sich zu betheiligen, und führten diese Drohung aus, indem sie mehrere frühere und neu eingetretene Locomotivführer, Heizer und Schaffner, welche ihren Dienst zu versehen suchten, erschossen. Die Civilbehörden erwiesen sich den Strikenden gegenüber, die sich der Mehrzahl nach bewaffnet hatten, völlig machtlos, und es wurden deßhall Milizabtheilungen aufgeboten, um die Ordnung wieder herzustellen, der Verkehr wieder frei machen und Leben und Eigenthum der Bedrohten## schützen. Die in den zunächst betheiligten Ortschaften aufgebotenen Milizen zeigten sich jedoch unzuverlässig, da sie zum guten Theil aus der Strikenden selbst oder deren Freunden und Anverwandten bestanden; sit weigerten sich, den ihnen behufs Wiederherstellung der Ordnung ertheilten Befehlen zu gehorchen, und gingen zum Theil auf eigene Faust wieder nach Hause oder mußten von den Behörden wieder entlassen werden. Viele von ihnen lieferten sogar ihre Waffen den Strikenden, die inzwischen völlig den Charakter von Empörern angenommen hatten, aus. Der Gouverneur des Staates Pennsylvanien wandte sich deßhalb mit der Bitte um Sendung von Bundesmilitär an die Regierung nach Washington, welche, nachdem die stattgefundenen Mordthaten, die offene Empörunz gegen das Gesetz und die Machtlosigkeit der Localbehörden in gesetzlicher Form constatirt worden, dieser Aufforderung entsprach. Am 19. Jun trafen einige hundert Mann Bundes=Infanterie in Martinsburg, welcht Stadt das Hauptcentrum der Strikenden geworden war, ein, besetzten dit Bahnhöfe und Werkstätten und verhafteten den Anführer der Strikenden, einen gewissen Zebb, der jedoch nach stattgesundenem Verhör gegen Bürg; schaft bis zur Verhandlung der gegen ihn erhobenen Anklage wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Die Sache schien damit zu Ende, da es meyreren von Martinsburg ostwärts nach Baltimore abgelassenen Zügen lang, unangefochten ihren Bestimmungsort zu erreichen. Dagegen wurot ein westwärts expedirter Zug bei Cumberland angehalten Einem spättr von Martinsburg abgelassenen Zuge, der zwei Compagnieen Infanterieen mit sich führte, gelang es zwar, Cumberland zu vasfiren, nachdem die Truppen die Empörer vertrieben und den Bahnhof wieder frei gemacht hatten, doch kam auch dieser Zug nur bis zur nächsten Station, einem Orte Namens Kayser, wo mehrere hundert Mann von den Strikenden ihn angriffen und der kleinen im Zuge verbliebenen Militärabtheilung — der größte Theil hatte in Cumberland zur Besetzung des Bahnhofts zurückbleiben müssen— so hart zusetzten, daß telegraphisch von burg Hülfe verlangt werden mußte; die in Folge davon gesandten 100 Mann konnten jedoch nichts mehr ausrichten; die Stationen von Gumder“ land, Kayser, Piedmont und Grafton waren vollständig in den der Aufrührer, welche die Schienen aufrissen, die Telegraphen zersidrte und den Eisenbahnverkehr zwischen dem Westen und dem Osten vollstal dig unterbrachen. In Baltimore war das Geschäft durch das Ausbleid# der von Westen erwarteten Zufuhren, namentlich des zur Ausfuhr stimmten Getreides und Petroleum, lahm gelegt, außerdem aber wal viele mit Schlachtvieh vom Westen nach den großen Städten des Osti bestimmte Züge aufgehalten, das Vieh zum Theil ausgeladen, zum wegen Mangels an Nahrung und Trinkwasser umgekommen.. iter Inzwischen hatte sich der Strike und damit der Aufruhr rasch wt verbreitet. Die Central Ohio=Abtheilung der Baltimore= und O0 Eisenbahn war gleichfalls vollständig in die Hände der Empörer gest und eben so die Linie nach Chieago. In Newark und Columhus hatttn ernste Ruhestörungen Statt gefunden, gegen welche sich die Civilbeysate, machtlos erwiesen, so daß auch der Gouverneur von Ohio Milize on aufbieten müssen. Auch auf die Pennsylvania Eisenbahn dehnte Fregact. am 19. der Strike aus und hatte sie am 20. vollständig in seiner Das an dieser Bahn liegende Pittsburg trat an die Spitze der gung, und hier war es, wo die furchtbarsten der oben telegraphisch“ meldeten Vorfälle Statt fanden. Berichte aus Cineinngzh, jafg die Obio= und.2 Ziznhahn ten, daß der Strike sich demnächst auf vi.—.— and Missisipp! bahn ausdehnen wird; die Angestellten der Union=Pacisieuen haben die Rückgängigmachung einer vor einiger Zeit Statt 9etzf,#, Lohnherabsetzung verlangt, und selbst aus Canada kommen omtnest, richte, indem die Angestellten der Great Western of Canadasckt Verürtichee Bergheim a. d. Sieg. 25 unsetem Dorfe niedergegangenen eine ihnen angekündigte Lohnermäßigung erhoben haben. Die bis zum 20. d. Abends eingegangenen Berichte, die noch ziemlich waren, da die Striker überall den Telegraphen zerstört haben, ließen keinen Zweifel darüber, daß man es hier mit einer von längerer Hand vorbereiteten weit verzweigten und zur Anwendung der gewaltsomsten Mittel bereiten Organisation zu thun hatte. Das bis dahin Erlebte war jedoc, nur ein Vorspiel zu den späteren Schreckenssceuen. Nachdem am 20. auch die Erie=Eisenbahn mit in die Bewegung gezogen war und letztere immer größere Dimensionen unahm, hatten die Gouverneure von Ohio, Pennsylvanien und Maryland sich entschlossen, die Miliz dagegen aufzubieten. Regimenter von Baltimore, Philadelphia, Rochester und Columbus waren zu den Waffen berufen, um zunächst die Bahnhöfe dieser Städte zu besetzen und dann den Schutz der anschließenden Linien zu übernehmen. Es zigte sich aber, daß die Strikenden jetzt schon nicht mehr allein waren, sondern daß sich ihnen der städtische Pöbel überall anschloß. Als am 20. Abends ein in Baltimore aufgebotenes Milizbataillon sein Zeughaus verließ, um nach dem Bahnhof zu marschiren, wurde es von einem Hausen von 5000 Mann mit Schüssen und Steinwürfen angegriffen. Nachdem mehrere Mann der Miliz verwundet worden, gab letztere ohne Befehl der Officiere ihrerseits Feuer, wodurch 10 Personen getödtet und 30 verwundet wurden. Der Pöbel steckte den Bahnhof in Brand, zerstörte das Telegraphenbüreau und riß die Schienen auf, so daß die Miliz in der Stadt bleiben mußte, um die Ruhe wieder herzustellen, und zum Schutz der übrigen Stationen neue Regimenter aufgeboten wurden. Der Strike hat sich auf die Atlantic und Great Western=Linie ausgedehnt und bedrohte nach den letzten Nachrichten auch St. Louis. An mehreren Stellen war es den Aufrührern gelungen, sich der Miliz=Zeughäuser und der darin aufbewahrten Vorräthe von Geschützen, Flinten und Munition zu bemächtigen. Welchen Gebrauch sie davon u. A. in Pittsburg gemacht, zeigen die obigen Telegramme.(Hamb.=.) Nachrichten 5. Juli. Bei dem gestern Mittag über unserem Dorfe niedergegangenen schweren Gewitter fuhr der Blitz in eine circa zwei Fuß starke Eiche, ritzte mehrfach den Stamm, schall bis zu den Asten die Rinde vollständig ab und schleuderte sie weit weg. * Köln, 24. Juli. Heute fanden die Trauerfeierlichkeiten in der Minoritenk rche für den hochseligen Bischof von Mainz statt. Köln, 23. Juli. Bei dem am 20. und 21. d. M. unter dem Vorsitze des Herrn Provincialschulrathes Dr. Höpfner in Cootenz und in Gegenwart des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Becker abgehaltenen Abiturientenexamen erhielten, laut der„Köln. Volksztg.“, eilf Oberprimaner der Realschule erster Ordnung das Zeugniß der Reife; sechs mit dem Prädicate„gut" und fünf mit dem Prädicate„genügend“ bestanden. Sechs Abiturienten wurde die mündliche Prüfung erlassen. Mütheim a. Ry., 23. Juli. Heute Morgen fiel, wie die„Elbf. Ztg. meldet, ein Gerüst an der chemischen Fabrik zusammen. Dabei wurden 7 Arbeiter, zum Theil lebensgefährlich, verletzt. Einer derselben ist bereits seinen Wunden erlegen. Ueber die Ursache konnte noch nichts Sicheres festgestellt werden. Bensverg, 24. Juli. Auf eine eigenthümliche Weise wurde dieser Tage ein Dieb bestraft. Derselbe war laut der„Köln. Vztg." des Nachts in einem Garten auf einen Kirschbaum gekletiert, um seine Lust nach Kirschen zu befriedigen. Damit die Uhr bei der Arbeit nicht beschädigt werd, hatte er sie an einen Ast gehängt und später vergessen, sie an sich zu nehmen. Gegen Erlegung von 15 Mark zu einem guten Zweck darf der Dieb sich die Uhr bei dem Eigenthümer des Gartens holen. * Neuß, 24. Juli. Nach einer drückenden Hitze entlud sich heute Nachnittag zwischen 5 und 6 Uhr ein schweres Gewitter über unserer Siadt. der Blitz schlug an mehreren Stellen ein. Auf dem Münsterplatze fuhr n in den dort aufgestellten Kunstsalon und richtete im Verein mit Sturm und Regen arge Verwüstungen an. An einer der dortigen Schulen riß er ein Stück aus dem Dache. In der Neustraße fuhr ein Strahl mitten in die Straße und riß einen Pflasterstein aus dem Boden, während der Lustdruck in zwei Fensterscheiben der L. Schwann'schen Buchdruckerei Risse sprengte. Biadbach, 24. Juli. In gestriger Nacht ist die an verschiedene Fabrikanten vermiethete große mechanische Weberei von E. Sch. am Pesch um großen Theil durch eine Feuersdrunst zerstört worden. Das Feuer, mhricheinlich in den Lagerräumen des einen Miethers entstanden, kam gegen 12 Uhr zum Durchbruch. Durch den Brand haben mehr denn 300 Arbeitn ihre regelmäßige Beschaftigung verloren. Gladbach, 23. Juli. Nach der„Neuß. Zig.“ hat die königliche Anung den Antrag auf Ausscheidung unserer Stadt aus dem Kreisentande resp. Bildung eines Stadtkreises Gladhach abgelehnt, da die sunntielle Leistungsfähigkeit der Stadt zweiselhast erscheine. 1 Wiesbaden, 22. Juli. An den katholischen Kirchenvorstand dahier it von königl. Regierung vom 14. Juli 1877 wegen Erhebung der Kirchensteuern folgendes Rescript ergangen, welches von Interesse für andere Gemeinden, die sich in ähnlicher Lage befinden, sein dürfte. Dasselbe lautet also: Wie dem kathol. Kirchenvorstande bekannt ist, hatte der Vorstand des altkatholischen Vereins dahier im Oktober a. pr. Beschwerde gegen die Aufstellung des Voranschlags der kathol. Gemeinde dahier für das Jahr 1876, insbesondere gegen die in dem Voranschlag vorgesehene Steuererhebung eingelegt. Nach eingehender Erörterung der Sache hat mfolge Verfügung des Herrn Oberpräsidenten vom 6 Juli c. der Herr Rinister der geistlichen, Unterrichts= und Medicinal=Angelegenheiten durch dlaß vom 27. v. Mts. dahin entschieden, daß von Staatsaufsichtswegen * Genehmigung zur Erhebung der Kirchensteuern unter den vorliegenden Inständen nicht zu ertheilen sei. Denn wenn die Kirchensteuer nach dem Beschluß der Gemeindeorgane von den Altkatholiken nicht erhoben, also uf einen Theil der Pflichtigen beschränkt werden solle, so fehle es nach 21 Nr. 8 des Gesetzes vom 20. Juni 1875(G. S. S. 241) an der aforderlichen Ordnungsmäßigkeit der Auferlegung im Sinne des§ 50 kr. 9 dieses Gesetzes. Auch treffe die Annahme, daß die executorische Leitreibung von Umlagen gegen Altkatholiken im Verwaltungswege versigt werde, nicht mehr zu, wie sich aus einer inzwischen an die königl. Aegierung dahier erlassene Verfügung vom 15. Juni er. des Näheren ngede. Diese Verfügung enthält im Wesentlichen Folgendes: Abgesehen avon, Haß die Seitens der Staatsregierung von jeher vertretene Aufsassung, wenach die Altkatholiken, so lange sie nicht ihren Austritt aus er katholischen Kirche erklärt haben, fortgesetzt als Mitglieder derselben u betrachten find, inzwischen die Zustimmung der Landesvertretung, sodie die Anerkennung des obersten Gerichtshofes gefanden hat, ist speciell die Frage, ob die Altkatholiken zur ferneren Entrichtung der Kirchensteuer erpflichtet seien, durch Erkenntniß des Obertribunals vom 11. September 174 im bejahenden Sinne entschieden worden. Ebenso gehen die Vorhriften des Gesetzes vom 4. Juli 1875 über die Rechte der altkathol. Erchengemeinden an dem kirchlichen Vermögen überall davon aus, daß iie Altkatholiken ihre bisherige Angehörigkeit zu einer kathol. Kirchenem inde weder durch den bloßen Widerspruch gegen die Beschlüsse des datikanischen Concils noch dadurch verlieren, daß sie einer in den Formen des Vereins organisirten altkatholischen Kirchengemeinschaft beigetreten #ud. Es ist ihnen somit jetzt auch der Genuß derjenigen Rechte staatsgewährt, welche ihnen als Gemeindemitglieder bei Verwaltung des kirchenvermögens gesetzlich zustehen.— Angesichts dieser Verfügung und ds oden allegirten Erlasses des Herrn Ministers der geistlichen, Unternichtz= und Medi.inal=Angelegenheiten ziehe ich die unter'm 2. Oktober * dr. von Staatsaussichtswegen ertheilte Genehmigung zu der pro 1876 den Kirchenvorstande und der größeren Kirchengemeindevertretung eapier beschlossenen Kirchensteuer hiermit zurück und ist bei der Einstellung den Kirchensteuern in die künftigen Rechnungsüberschläge der katholischen Elichengemeinde dahier nach Maßgabe gegenwärtiger Verfügung zu verdein. Der Regierungspräsident v. Wurmb. An den kathol. Kirchenssuand z. H. des Vorsitzenden, Herrn Dr. Walther, Wohlgeboren dahter. u#..., 19. Juli Nach dem„Nassauer Boten erklärte Herr von hier vor einigen Tagen, daß er seine Namensunterschrift aus eine der„Altkatholiken“ zurückgezogen hat und der römisch=katholischen ### angehört. Inzoischen sind wiederum drei andere Mitglieder der 7Den„aitkatholischen“ Gemeinde zur katholischen Kirche zurückgekehrt. „ Aus Biebrich, 20. Juli, schreibt man der„.=.“:„Gestern eemittag wurde in der Kirch: zu Mosbach durch Herrn Kirchenrath Biugeng.. seit kurzem hier aufhaltende Fürst Friedrich von Saynwostein=Sayn, Durchlaucht, Major im 2. heifischen Husaren=Regi#rs Nr. 14, mit Frl. Johanna Hagen von Wiesbaden(Tochter des dorher:“ Capellmeisters Hagen) getraut. Die Civil=Tranung hatte in dem hiefigen Rathhause stattgefunden. Der Fürst hat seinem in Farp..“ welcher in einem preußischen Ulanen=Regiment steht, 9uhstentitel und das Majorat abgetreten. uf dem senburg, 24. Juli. Heute Morgen schlug in Babenhausen und zwei grerplatz der Blitz in das Dragonerregiment. Ein Mann k Stotten. etwa zwanzig Mann gelähmt und betäubt. dr Lahnsr.„ 2. Aug Gestern Morgen fand man beim Vermessen Neuschen... i-vis Treis in den Weinbergen den Leichnam eines A Honnef swi über Kreuz gebundenen Pfählen hängen. Derselbe soll ihn nicht sammen und war Arbeiter bei der Moselbahn. Noth scheint beld in seiner-That gezwungen zu haben, da man noch 10—12 Thlr. bißt.— M: Wohnung vorfand. Der Todte wurde seit 12 Tagen vergrößeren Rudeln beisammen sehen; diesen Sommer hört man allenthalben von den an den Meilenwald angrenzenden Landbewohnern fortwährend Klagen, daß zur Nachtszeit die Wildschweine truppenweise auf die Felder kommen und erheblichen Schaden anrichten. In den litzten Tagen sagte ein Mann, daß er auf dem Banne Naurath bei Hetzerath gelegene Kartoffelfelder hötte umpflügen müssen, weil sie von den Bestien total um gewühlt worden seien.— Wenn nicht bald, ruft die„Trier. Landeszig.“ aus, ein radicales Mittel zur Vertilgung des Schwarzwildes angewendet wird, dann geht ein großer Theil unserer Landwirth schaft zu Grunde! * Kevelaer, 22. Juli. Am Donnerstag kam zu Wetten ein zwölfjähriger Knabe, der einzige Sohn einer Wittwe, elendiglich ums Leben. Derselbe führte eine Kuh auf die Weide und hatte sich das Leitseil um den Leib gebunden; plötzlich wird die Kuh scheu und rennt, den armen Knaben über Gestrüpp und Stöcke mit sich fortschleppend. davon. Als man das Thier endlich erhaschte, fand man den Knaben mit zerschmettertem Kopfe als Leiche. * Münster, 25. Juli. Für die Seelenruhe des dahingeschiedenen Bischofs von Mainz fand heute im Dome ein Seelenamt statt. * Münster, 21. Juli. Das Kreisgericht in Teklenburg ladet jetzt, laut„W..“, den hochwürdigsten Herrn Bischof Jolain Bernard „wegen unbefugter Vornahme von Amtshandlungen eines Bischofs von Münster“ auf den 3. September, Vormittags 11 Uhr, nach Teklenburg vor, während das hiesige Appellationsgericht den Termin auf den 20. September verlegt hat. * Bitterfeld bei Halle, 23. Juli. In der Thonwaarenfabrik von W. Richter u. Comp. dahier, bei welcher die Frankfurter Baubank betheiligt ist, ist heute ein Brand ausgebrochen. Die Fabrik ist vollständig ein Raub der Flammen geworden. * Wurzen bei Leipzig, 24. Juli. Unsere Stadt ist seit einigen Tagen in große Aufregung versetzt worden, indem durch den Genuß des Fleisches einer milzkranken Kuh weit über hundert Personen erkrankt und davon bereits 5 gestorben sind. Die Kuh ist vom Rittergut Obernitschka an den Viehhändler Schubert dahier als krank verkauft worden. Der dortige Thierarzt hat dieselbe bereits mehrere Tage lang in Behandlung gehabt, wie der Gutspächter Möller auch dem Viehhändler brieflich mitgetheilt. Viehhändler Schubert hat die Kuh geschlachtet und alsdann an Fleischer Richter weiter verkauft, dieser verkaufte wieder ein Theil davon an Fleischer Günzel. Außerdem verkaufte Richter noch, und zwar um 40 Pf. das Pfund, nach dem benachbarten Dorfe Roitsch, während er sich hier 65 Pf. bezahlen ließ. * Aus dem Kreise Lövau, 24. Juli, meldet die„Erml. Ztg.“: Die Schule in Radomno ist fast seit einem Jahre ohne Lehrer, die Kinder verwildern vollständig, und bisher sind die Bitten der Radomnoer bei der Regierung, ihnen endlich einen Lehrer zu schicken, vergeblich gewesen. Sie erhielten auf ihre Eingaben die Antwort, es stehe zur Zeit kein Lehrer zur Verfügung. Dabei ist die Stelle nicht schlecht besoldet, und der frühere Lehrer hat sich dort sehr gut gestanden. * Dresden, 24. Juli. Gestern Abend 8 Uhr ist in einem Steinbruche zwischen Rathen und Wehlen eine große unterhöhlte Felswand in die Elbe gestürzt und die Schifffahrt dort gänzlich unterbrochen wocden. * Z w e i b r ü c k e n, 2 4. J u l i. W i e d i e„ N a c h r.“ a u s s i c h e r e r Q u e l l e erfahren, hat das Ministerium die Bewilligung einer Geldlotterie zum Ausbau der hiefigen katholischen Kirche und zum Baue eines Pfarrhauses für das Königreich Bayern ertheilt. * Speyer, 24. Juli. Gestern Abend erschoß sich in der Nähe der Rheinanlage ein junger Mann. * München, 21. Juli. Die flüchtig gegangenen Bankiers Gebrüder Stern wurden am 5. Januar vom Bezirksgerichte München l. d.., und zwar Salomon wegen 11 Verbrechen der Privaturkundenfälschung in idealem Zusammenflusse mit 11 Vergehen des Betruges und 1 Vergehen der Unterschlagung zu 11 Jahren Zuchthaus, Josef Stern wegen ebensolcher Verbrechen und Vergehen zu 7 Jahren Zuchthaus und beide zu 10 Jahren Ehrenverlust verurtheilt, wobei noch für beide gemeinsam 1 Vergehen des einfachen Bankerotts und drei Vergehen der Unterschlagung eingerechnet sind. Am 23. Mai setzte das Appellgericht die Strafe der Stein um je 1 Jahr herab, indem es dieselben als unschuldig an einem der drei Vergehen der Unterschlagung erklärte. Die Berufung war mit dem Poststempel Köln, die rechtzeitig eingelangte Nichtigkeitsbeschwerde von Brüssel eingelaufen. Letztere wurde heute vom obersten Gerichtshofe verworfen. ** In Buenos Ayres hat ein Ereigniß stattgefunden, welches in beklagenswerther Weise an das Trauerspiel in Quito erinnert. Als in der Franciscauerkirche Bruder Antonio, ein mehr als sechszigjähriger Greis, die heil. Messe las, betrat ein Fremder die Kirche, ging festen Schrittes auf den Priester zu und, an dem Altare angilangt, schoß er ein Pistol ab, dessen Kugel den Greis hinten am Halse traf, aber glücklicherweise um den Halswirbel herumging und in eine Säule des Altares eindrang. Obwohl stark blutend, vollendete der würdige Priester die hl. Handlung, bevor er sich fortführen und verbinden ließ. Der Verbrecher wurde ergriffen und erklärte, daß er ein Russe, Michael Kulayo mit Namen, sei, daß er von Kaiser Pedro II. und der Prinzessin Ifabella von Brafilien mannigfache Unbill erlitten habe, woran die Mönche schuld seien und daß er deshalb den Entschluß gefaßt, den ersten Mönch, dem er begegne, zu tödten. Dies sei Bruder Antonio gewesen, den er übrigens gar nicht kenne. In der Presse wird bereits die Meinung ausgesprochen, daß der Mörder ein Wertzeug der Loge sei. Telegraphische Depeschen. London, 25. Juli. Die„Times“ erfährt aus Malta, daß die britische Flotte in der Besikabei die Ordre habe, in Kurzem nach Gallivoli abzugehen. Die torystische Presse fährt fort, auf die rechtzeitige Besetzung von Gallipoli zu dringen. Alexandrien, 24. Juli. Die aufständische Bewegung in Darfur ist ohne Blutvergießen durch den Oberst Gordon unterdrückt worden. Berlin. 24 25. 11100 24. 25 4 1/% preuß Cons. 104,10 104,10, Antwerpener... 54,50 54.10 3 ½% Präm.=Anl. 148,—, 148.25 Bonifacius.... 24,— 23.10 3 ½% Pr. Stsschld. 62,60 92,60 Centrum..... 11.— 11.— Köln=Mindener. 90,25 90,50 Gelsenkirchen... 83— 82,75 Rheinische..... 100,50 100,50, Oesterr.Silberrente 55,30 55.25 Bergisch=Märkische. 69,70 69,50 Oesterr.=Franz. 394,— 393,50 Schaaffhausen... 49,50 49,50 Lombard. Bahn.. 116.— 116.— Darmstädter.... 95,25 95,40 Oesterr. Credit.. 255.50 255 50 Disc.=Commandit 95.40 95.75 Dandel und * Berlin, 24. Juli. Die heutige Börse eröffnete matt und war zugleich lustlos. Es trat indessen bald eine seste Haltung ein, die denn auch Courserhöhungen nach sich zog. Der Eisenbahn Actienmarkt trug keine entschiedene Tendenz. Einzelne Devisen, die in den letzten Tagen stark gedrückt waren, erfreuten sich kleiner Cours=Avancen. Bank=Actien waren wiederum außerordentlich vernachlässigt und sind die Coursänderungen unbedeuteno. Bergwerks= und Industriepapiere wenig belebt. Schweich geginnt hier der erste Schnitt des Roggens. wnseter Gegend Juli: Das Schwarzwild, welches man früher in kgen ziaheimitg(aum oder doch nur sehr wenig kannte, ist jett so zu #iimisch geworden. Man kann das selbe öfters in kleinen und Köln, 24. Juli. Cours=Bericht. Wechsel=Course. Amsterdam, k. 169.00 B Antw. Brüfs., k. 81.25 G/London, 3 M. „ 2 M. 168.30 G)„ 2 M. 80.90 B Wien, kurz Paris, kurz 81.25 BLondon, kurz 20.44 B)„ 2 M. Eisenbahn-Stamm=Actien. Nach. J51.=A. 80.00B Mainz=Ludwh. 82.00 GRheinische Amsterd.=Rott. 00.00, Oberschl. A/C 117.00 G)„ Lit. Berg.=Märk. 69.80 bz Oest.=Frz. 394.00 B pll Rhein=Nahe Köln=Mind. 90.50[Oest. Süd(Lb)116.00 B, Rumänische Bank=Actien. 20.38 B 163.00 G 162.00 G 100.75 G B 92.00 G 00.00 401 0 Amsterd. Bank 80.00 G Antwerp.=B. 54.25 B Bank f. Rh. u..48.00 G Barm. Bankv. 80.00 B Darmst. Bank 94.00 G " Zettelb. 96.00 G Deutsche Bank 86.00 Dische. Reichsb. 155.00 G Oest. Cr.=B. 253.00 B pu Disc.=Comm. 94.75 G Pr.Hyp.Hübner 109.20 B Essen Creditb. 62.25 B Rh.=Wstf..=B. 27.00 S Köln. Privatd. 120.00 B/Rh.=Wstf. Ind.00 B " Wechsl.=B. 71.00 G. Schaaffh..=V. 49.25 G Luxemb. Bank 90.00 G/Südd.Bod.=Cr. 000.00 Rein. Er.=B. 00.00(Südd. Imm.=E. 79.00 B Eisenbahn=Prioritäts=Obligationen. * 3. S. 311 85.00 G S..411 98.50 G ..411 98.50.E 7..51 103.15 B #1 9. S. 103.25 et. 5B # Ndb. 51 103.00 G 1. E. 441 100.00 G 2. E. 51 104.00 B ..411 99.25 G 4. E 41 93.50 B 5. E. 41 91.50 bz 6..411 98.25 G/Oest.=F Mainz=Ludwh. 103.00 G/Aach. Ind. 51 92.50 G Oest. Süd(Lb.) 230.00 B " neue 103.00 G Rh.=Nahe, gar. 101.50 G In= und ausländische Fonds. Preuß. R. 41 1 104.00 G/Baier.41.=A. 122.00 GKrupp 51.=O. 105.00 G Rheinische 411 99.60 B .,2., 3. E. 51 102.80 B Em. 51 102.85 bz .=Köln 411 99.75 G „.=Cref. 411 99.25 G „: Jr. Stsb. 316.00 G 41 96.00 B Pr. St.=A. 34 9 146.50 G Pr. St.=Sch.31192.40 G Amer. A. 1881 104.70 G „ 1885 1 1 98.90 G Bad.41 Pr.=A. 120.00 G Barm. 41 St.=.99.65 B Oest. Credit=L. 290.00 G Duisb. 411 O. 99.50 B Harzer 51.=.00.00 .=.31P.=A. 109 10 G Köln. Stadt=O. 100.75 M neue 101.00 B 1860er L. 102.25 G " 1864er L. 250.00 G " Silber=R. 55.00 G Rheinpr.=Obl. 102.75 B Rh.=Wstf. Rtb. 97.00 G Zinsfuß der Deutschen Reichsbank: Wechsel 43, Lombard 51. Industrie=Actien. Nach.=M..=B. 8200 G Gladb. Bwsp. 109.00 B Hib. u. Shamrock 30.00 S Colonia,.=V. 6435 B Ravensb. Sp. 100.00 BHörder Bw.=V. 25.00 B Gladbach. F. 8. 1650 G Rhein. Bauges. 00.00 BHumbole: 00.00 Leipziger.=V. 8000 G Rhein. Baubed. 00.00 2 Köln. Agw.=B. 65.25 B Magdeb..=V. 2200 G Rh.=Wf. Pulvf. 79.8766 Köln. Maschb. 97.00 B Vaterl..=V. 3630 G Arenb. Lgw. 000.00 GKöln=Müsen. V. 16.00 2 Westd. Vers.=V. 850 B Berzelius 58.50 G Kgs. u. Laurah. 61.00 G Köln. Rückvers. 525 B Boch. Gußst.=B. 22.00 B König Wilhelm 16.00 G Agrippina„ 420 B Bonifac.,.=G. 24.00 B Louise Tiefbau 14.00 G Aachener„ 1900 G Bonner Bw.=V. 66.00 B Mechern. Bw. 156.00 G Agripp., Tr.=G. 620 G Centrum,.=G..00, Phönix Lit. A 00.00 Rh.=Westf. Lloyd 550 G Commerner, 85.00 G„„ B 60.00 Rhenania,.=G. 400 G Courl, Wstf. Bw. 31.00 G Nh.=Nass. Bw. 89.00 B Concordia,.=.1915 GDahlbusch, Bw. 65.00 B Sieg=Rh., alte 00.00 Germania,.=V. 515 G Dortm. Union.00); Pr.=A. 00.00 B Elbf. Hagelvers. 600 B/E.=..u. Schw. 43.00 G Siegena, Schw. 00.00 Köln.„ 295 B Eschweil..=V. 24.00 G Stold. Zth. 18.50 S Köln. Dampfsch. 55.25 G Ess..=F. Union 26.00 G St.=.=A. 81.00 G Düsseld.„ 63.00 B Germania, Lw.00.00(Wiss..u..=.00.00 B Köln. Schleppsch. 50.00 G/Gelsenkirchener 80.00 G/Witt. Waffenf. 46.00 B Köln. Bmwsp. 87.00 G Harkort,.=G. 00.00(Wurmrev., B. 32.00 S Köln 24 Juli. Geldeours. 20= Franken=Sr. 16.28 8, 16.24 G Franz. Banknoten 81.45 B. 31.20 Wilhelmsd'or 00.00 B. 16.85 S Beigische„ 81.40 A 31,15# =Franken=St..00 B,.05 G Englische„ 20.46 K, 20.41 Livre=Sterling 20.38 B, 20.34 E Holländisch,.6920 B,.6893# Imperials.... 16.68 B, 16.62 G Oesterreich.,.00 T,.63 Gold=Tollars.00 B..16 S Russische.00 B.00. Kbin, 24 Juli.(Rotienugen der Handelsmatter.) Wetter: Gewitter=Regen. Weizen niedriger, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster# eis) eff. Nm 28.00—30.00., fr. 25.50—27.50 B.(Lieserungsanal. i. 75 Pfd. per 30 Liter.) Roggen niedriger, ohmne Sack per 200 Pfd. hief.(niedrgiste: Pleis ess. Nm. 00.00., freinder 15.00-21.50 D.(Lieferungsqual. à 59 Pfd. per 50 Ziter.) Hafer fester, per 200 Pfd. ohne Sack Rm. 15.70“, Rüböl höher, per 100 Pfd. mit Faß in Eisenb. eff. in Jartiee# von 100 Ctr. Rm. 39.50 G. vansrati##z. Weize NR 27.50—28.50; Roggen M. 20.00—20.50; Ger“: M.—; Hafer M. 15.00—16 00; bez. pro 200 Pfd. Zufuhren nicht nennenswerth. Köln, 24. Juli.(Marktbericht.) Butter per Pfd. M..25, Eier per Viertel 1,35, Hasen pr. Stück.—, Feldhühner.—, Hinkel per Paar.20, Tauben per Paar 0,80, Hühner 1,30, Enten 3,40, Krametsvögel per Bund.—. Gänse.—, Kaninchen 0,—, Hecht per Pfd. 1,—, Aal 1,50 Karpfen 0,70, Salm 2,80, Schleien 0,60, Ochsenfleisch 0,65, Kalbfleisch 0,60, Hammelfleisch 0,65, Speck, geräuchert 0,80, gesalzen.80, Schmalz 0,80, Nierenfett 0,50, Zwiebel pr. Pfd.—.—, Weißkohl per 100 St.—.—, Aepfel 100 Pfd.„—, Kartoffeln, weiße per 100 Pfd. 4,20, rothe, 4,80 Nieren.—. 27.80 (Avei per 10 #n 31 50, Neuß, 25. Juli. Weizen 1. Qual. M. 29.30, 2. roggen 1. Qual. 20.60, 2. Qual. 19.60. Wintergerste zerste—.—, Hafer 17.20, Buchweizen—.—, Rübsen Raps 33.30, Kartoffeln.—, Roggenstroh.—, Alles Heu.— per 50 Kilo. Rübel#ir 100 Klo in Vrrite. M. 78.—, Nüböl per 100 Kilo faßioeife 80—. Vereinigtes Kilo 3 M. höher, Preßztuchen per 10300 Kilo 145.—. Weizen=Vor per 160 Kilo 37.—. Zufuhr ca. 400 Sack. Mannheim, 23. Juli. Weizencalifornischer 28, 1ma Saxonska M. mittl. 26,—, ungar. 27.—, Roggen, pfälzer 20,50, französischer 20,50, amerik. 18,25, russischer 18.—, Gerste pfälzer 20,—, ungar. 19.— Hafer 17.—. Alles per 100 Kilo. Stutt gart, 23. Juli. Weizen, russ. 13.40, Kernen M. 14.20. Gerste bayer. M. 10,50, Hafer M..20. Bremen, 24. Juli. Petroleum. Standard wohite loco 12,— Mart. Antwerpen, 24 Juli. Getreide fest Odessa=Weizen fe— franz. Roggen fr.—.— Raffunrtes, Pet##leum blant dispo: 30 ½/2 fre bezahlt. Emerikan. Schmialz, Markt Wilcox din f 26—, Ame. Speii tung dist. frs. 90, shor disr 92. Paris, 24. Juli. Produktenmarkt. Weizen 35—, Mer 68.50, Küdsl 101.—, Spiritus 57.50. Paris, 23. Juli. Ochsen frs. 1,85, Stiere 1,60, Kühe 1,68, Kölber 2,10, Hämmel 1,92, Schweine 1,92. London, 23. Juli. Bezahlt wurde per Stone von 8 Pfd.: Für Ochsenfleisch 6 fh. 2., für Hammelfleisch 7 sh,—., für Kaldfleisch 6 fh. 02., für Schweinefleisch 3 fb. 0 d. New=York, 23. Juli. Baumtwolle 12¼ do. in New=Orleans 11% Petroleum 18½, do. in Philadelphia 13½ Mehl 7 D. 20 C. Rother Frühjahrsweizen 1 D. 73 C. Mais(old. mixed) 61 C. Zucker(Fair refining Muscovados) 9¼ Kaffee(Rio=) 19 1/8. Schmalz(Marke Wilcor) ', C. Speck(sbort clear)%/ C. Getreidefracht 5¼. Westerhendb=Bahrichten. Bonn, 25. Juli. Rheinhöhe 11 Fuß 9 Zoll, gest 9 Zoll. Görres=Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Beutschland. Die diesjährige General=Versammlung wird gemäß Beschluß des Verwaltungs=Ausschusses am 28. und 29. August in Münster in W. stattfinden. Tages-Ordnung. Dinstag, 28. August, Vormittags neun Uhr: Hochamt in der St. Lamberti=Kirche. Zehn Uhr: Geschäftliche Sitzung. Begrüßung. Bericht über den Mitglieder=Bestand und die Vermögenslage des Vereins. Wahl der Rechnungs=Revisoren. Beschlußfassung über das Statut.*) Wahl eines Vorstands=Mitgliedes.— Nachmittags vier Uhr: Sitzung der philosophischen Section. Mittwoch, 29. August, Vormittags zehn Uhr: Sitzung der Section für Rechts= und Social=Wissenschaft.— Nachmittags vier Uhr: Allgemeine wissenschaftliche Sitzung. Bericht der Sections=Vorstände über die in den Sections=Sitzungen gepflogenen Verhandlungen. Vorträge. Die allgemeinen Sitzungen finden im großen, die SectionsSitzungen im kleinen Saale des„Münster'schen Hofes“ der Wittwe Schwartz statt. Nach§ 5 des Statutes haben nur Mitglieder und Theilnehmer Zutritt zu der General=Versammlung. Wegen der Beschaffung von Wohnungen beliebe man sich an das Mitglied des Local=Comité's Herrn Verlags=Buchhändler Ed. Hüffer in Münster, zu wenden. Bonn, im Juli 1877. Der Vorsitzende des Verwaltungs=Ausschusses, Dr. Freiherr v. Hertling. *) N a c h B e s c h l u ß d e r v o r i g j ä h r i g e n G e n e r a l= V e r s a m m l u n g k ö n n e n A n t r ä g e auf Statuten=Abänderung mit einfacher Majorität angenommen werden. Dahin zielende Anträge bittet der Ausschuß drei Wochen vorher dem Vorsitenden des Verwaltungs. Ausschusses einzureichen. e Gangy.,& Soorg-wanarung zu Bonn in der Gronau 96n Jacob Dahm& Sohne liefert in kürzester Frist alle Dimensionen Tannen=Rundholz und Bauholz, hält Lager in trockenen süddeutschen und nordischen Fußboden=Brettern, Weißholz und Rothholz 2c. Bestellungen werden befördert durch Herrn Jacob Dahm, Lennsstraße 42, und Herrn Anton Duhm, Eisenhandlung, Stockenstraße 20. Braves Mädchen Jagd=Uebertragung für Küche und Hausarbeit gesucht. einer kleinen wildreichen Feldjagd. Johanniskreuz 6, gleich vor d. Kölnthor. Näheres Endenicherstraße 14. „stoskean m. d. R, Nor. Vor Kurzgem erschenen im Verlage von Friedrich Fuset in Regenshure e= zur tie herstarbenen Ea.; durch alle Buchhandlungen bezogen werden zwei allen Verehrern der göttlich zu empfehlende Schriften: Somacer u v ez Die Erbarmungen des goktlichen Herzens Te## über Maria Magdalena, **„„ 1 80 geb. Lamacher in der Erfteit: statt, wozu freundlichst eingetaden wird. Bekanntmachung. Die Inhaber von Pfandscheinen aus dem Monate Decbr. 1875 und zurück bis zum 1. Januar 1875, deren Pfänder verkauft worden sind, werden hiermit aufgefordert, die betreffenden Verkaufs=Ueberschüsse bei der LeihhausKasse gegen Obrückgabe der Original= Pfandscheine in Empfang zu nehmen. Bonn, den 23. Juli 1877. Die Verwaltung der städtischen Leihanstalt. Oeffentliche Versteigerung im städtischen Leihhause zu Bonn. Am Mittwoch den 1. August 1877, Nachm. 2½ Uhr, werden die im Monate Januar 1876 versetzten und nicht eingelösten Pfänder, worunter Juwelen, Gold= und SilberGegenstände, goldene u. silberne Uhren, Leinen 2c., im Leihhause dahier öffentsich brsteigert. Gerichtlicher Verkauf. Am 26. Juli 1877, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Römerplotze zu Vonn Tische, Stühle 2c. öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung versteigert werden. Sieben, Gerichtsvolzieher. 8000 Thaler auf I. Hypotheke auf ein Gut bei Brühl gesucht. Offerten gub A. 581 besorgt die Expedition d. Zig. 2500 Thlr. und 6000 Thlr. gegen 1. Hypothek zum Ausleihen bereit. Franko=Offerten eub A. 529 bes. die Erped. d. 3t6. 4500 Thlr. gegen 1. Hypothek ohne Unterhändler gesucht. Offerten sub 2. 530 bes. d. Exp. d. 3tg. Zu verkaufen ein zu einer größeren Wirthschaft sich eignendes Haus, wozu ca. 3000 Thaler Anzahlung erforderlich sind. Fr.=Offerten sub T. 5 postlagernd Vonn. Zwei elegante Ladentolale in frequentester Lage der Stadt, für jedes feinere Geschäft geeignet, zu verkaufen durch d. Jos. Abels, Münsterpl. 21. Erste Etage des Hauses Thomastr. la, bestehend aus 6 Zimmern und Küche 2c., zu vermiethen. Zu erfr. Endenicherstr. 35. Mänsterstraße 11 für einen kath. Herrn eine anst. möblirte Wohnung zu vermiethen und im August Pksch. 2 Zimmen zu vermiethen Maxstraße 22. 118 260 Seiten in“. Preis ###d # Die Thränen Christi offenbaren die Gefühle seines Herzens“, in je 12 Vorträgen von P. Georg Patiß, Priester der Gesellschaft Jesu. 929 S in 8° Preis 1 N 80 Sindtrathswaht! Listen der Wahlberechtigten nur bis zum 30. d. M. auf hiesigem Rath. hause offen. Möge Niemand versäumen. Einsicht zu nehmen, da spätere Einwen, dungen nicht berücksichtigt werden. im„Heideweg“ in Endenich. Donnerstag den 26. d. M. veranstaltet der Endenicher Männer-Gesangverein im Gasthof zum Heidewez 292 S. in o. Preis 1M0 Erstere zeigt uns das Uebermaß der Barmherzigkeit des göttlichen Herzens gegen die Sünder von der untersten ittet uns Dise baden Sohrsten fuad amn se emnuschangteuiher, dae fe ichk zur dat gstliche bez, Zi. ur L. ie. eiuer. neuen Lichte zeigen, sondern auch, was von ganz besonderer Bedeutung ist, daß sie nicht blos auf fromme##trachtung sich stützen, sondern uns ein Bild des göttlichen Herzens Jesu entwerfen, wie es im heiligen Evangelium sich offenbart. zum Beschluß der Endenicher Kirmes Verehrern des göttlichen Herzens als geistliche Lesung und Betrachtungsstoff benützt wirden können. Grosses Concert, Ein Zimmer an eine alleinstehende Person mit oder ohne Möbeln zu vermiethe.. Dreieck 6. Ein Ackergut, 19.% Düren, mit schönen Gebäuden, welche auch zur Wirthschaft geeignet, steht auf feste Jahre mit Antritt 1. März 1878 günstig zu verpatten. bei Meller in Köln, Hof 14. 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Schumacher, euatirchen.20.9. 46 Eine männl. Dogge, Andaunstat, in Sohu,geigr.ishuun une bilie— verlaufen, über, zo Köln am Werste veeuu:„ Faui an Voniz. und und Feutasst. Besch uu d Tiegerfarbig, gung zu verlaufsen. Wlbrig i. Wilbrink in Mehlem. Vrantwortlicher Redactaur: J..: Hermann Moes kes in Donmn.— Aerlag: P Hauptma 1.— Druck der Hauptmaur'schen Buchornd ). Donnerstag, 26. Juli 1877. Deutsohlaud. * Berlin, 23. Juli. Während Rußland in der Türkei als Apostel der Cultur und Humanität auftritt, übt es seinen eigenen Unterthanen gegenüber die größte Tyrannei und wendet alle erdenklichen Zwangsmaßregeln an, um seine verabscheuenswerthen Zwecke zu erreichen. Der Absolutismus des Czaren kann es nicht dulden, daß außer der Staatsreligion noch eine andere in seinem weiten Reiche bekannt wird, namentlich die katholische Religion; daher die Zwangsmaßregeln, durch welche gegen 250,000 Seelen in die schismatische Kirche hinein-„bekehrt worden, trotzdem diese von derselben weder damals etwas wissen wollten noch auch heute wollen. Ueber den in Rußland wüthenden„Culturkampf“ brachte neulich ein unverdächtiger Zeuge, die„Nat.=Ztg., einen Artikel, dem wir nachstehendes thatsächliches Material nur deshalb entnehmen, weil es eben die„Nat.=Ztg, ist, die es bringt: „Seit mehr als einem Jahrzehnt erstehen langs der ganzen Wesigrenze Rußlands alljährlich zahlreiche neue Kirchen, welche der Staat erbaut in den Städten und kleineren Ortschaften, auch auf dem flachen Lande, überall wo der Anspruch auf Herrschaft der russischen Kirche einen geeigneten Platz anweist. Allein in sieben der westlichen Gubernien sind im Jahre 1875 an Kirchen 85, an Bethäusern 7 vom Staat erhaut worden, während das Budget des Synods für dieses Jahr zum russischer Kirchen aufweist: für die 7 westlichen Gubernien 450,000 Rubel, für die Weichselgubernien 100,000 Rubel, für die 150000 Rubel. Mit diesen 700.000 Rubeln jährlich, ieitr Fg. eunteng, dessen die aufgewandten Kosten nicht erreichen, wenn nicht„edeutend Kirche, zumeist unter hohem, oft unter dem höchsten Protectorat der gläüubigen des Westens. Denn ale diese Kirchen werden nicht erbaut Auffinduag neuer Glieder, nicht für vorhandene Gemeinden, sondern zur Herheischaffung künftiger. Jahrelang stehen diese Kirchen auf der. höchsten, in die augen fallenden Punkten der Ortschaften in ihren grünen Dächern, blauen Kuppeln und rothen oder weißen oder rosafarbenen Mauern da, als Gegenstände des sehr realen Interesses der Unternehmer, die sie schlecht aber theuer bauten und ebenso jährlich in Reparatur nehmen. Sie dienen dazu, die russischen Beamten bei officiellen Feierlichkeiten, kaiserlichen Namenstagen, Tankgottesdienst für Donauübergänge und dergl. auf Befehl der Ortsobrigkeit zu versammeln, und dazu, das niedere Volk mit der Ueberzeugung von der Macht und dem Glanz der Staatskirche zu erfüllen. Die Schäflein aber lassen oft den Hirten lange auf ihr Erscheinen warten sd. h. bis sie durch Gewalt hineingetrieben werden]. Da ist es denn für die Hirten ein erfreuliches Ereigniß, wenn mit Eins 250,000 Seelen in jene wartenden Tempel eingeführt werden. Außer jenen Unirten sanken im Jahre 1875 in den Schooß der orthodoxen Kirche 9016 Personen, eine Ziffer, die den Errungenschaften früherer Jahre ziemlich gleichkommt. Davon waren Katholiken 1364, Protestanten 763, Heiden 3248. Und diese Eroberungen sind ohne alle Bruttorechnungen zu verzeichnen als reiner Gewinn, da bekanntlich die russische Kirche keinem ihrer Glieder jemals gestattet, von ihr sich zu trennen. Die Orthodoxie arbeitet mit bedeutenden staatlichen Machtmitteln und, wie man sieht, mit ansehnlichem Erfolge daran, ihre Eroberungen bis an die westlichen Grenzen auszudehnen. Daß es nicht die reine geistige Ueberzeugung war, welche jene Bekehrung der Unirten zu Wege brachte, haben uns englische Berichte mitgetheilt. Das läge auch nicht in den Gewohnheiten der streitbaren Orthodoxie. Hat sie doch bessere Waffen in den staatlichen Gesetzen. Ziemlich bekannt ist, daß der Abfall von der Orthodoxie, die Verlockung zum Abfall, die nicht orthodoxe Erziehung der Kinder aus gemischten Ehen und dergl. mit Einsperrung in ein Kloster, Verbannung nach dem Kaukasus oder Sibirien und ähnlichen Strafen bestraft werden Die geistlichen Gesetze schreiben vor, daß, wer zwei bis drei Johre nicht gebeichtet hat, der weltlichen Obrigkeit zum weitern Verfahren anzugeben sei. Das bürgerliche Gesetz verlangt Beichte und Abendmahl wenigstens einmal jährlich und enthält viele Bestimmungen hoher Unduldsamkeit gegen fremde Confessionen. Ueberall gibt das bürgerliche, das kirchliche, das strafrechtliche Gesetzbuch der Staatskirche die kräftigsten Zwangsmittel zur Ausbreitung der Orthodoxie und zum Schutz gegen Abfall.“..„ 6 1 In der Behandlung der katholischen Kirch ist auch trotz der phrasenreichen Proclamation des Czaren an die Bulgaren nicht die mindeste Aenderung eingetreten. Im Gegentheil, es ist eher schlimmer geworden, als es bisher war. So wurde vor Kurzem, wie man dem„Czas“ schreibt, ausdrücklich verboten, für den hl. Vater öffentlich Gebete zu verrichten, da derselbe über Rußland feindlich sich geäußert habe. Um zu verhüten, daß die mit Gewalt zum Schisma bekehrten Ruthenen in der kathol. Kirche die Sacramente empfangen, soll jeder Geistliche nur ihm persönlich bekannte Leute Beichte hören, Fremde nur dann, wenn sie ein Zeugniß ihres Ortspfarrers vorzeigen, daß sie Mitglieder der kathol. Kirche sind; den Ruthenen darf aber ein solches Zeugniß nicht ausgestellt werden, weil man sie officiell als russische„Orthodoxe" betrachtet! Der Pfarrer darf den Kindern den Katechismus nur während des sonntäglichen Gottesdienstes erklären, weder an einem anderen Orte noch zu anderer Zeit, noch mit Hinweis darauf, daß er dieselben zur hl. Beichte und Communion vorbereite. Die Leute taufen ihre Kinder selber, müssen jedoch hierfür so lange jeden Monat eine Geldstrafe bezahlen, bis schließlich von der Polizei das bereits getaufte Kind zur nochmaligen„orthodoxen“ Taufe zum Popen geschleppt wird. Kosaken ziehen von Dorf zu Dorf und ruiniren den auch ohnehin schon verarmten Bauer. So wirthschaften die Apostel der Cultur und Humanität im eigenen Lande! Officiös wird geschrieben: Wenn ein ultramontanes Blatt sich beschwert, daß dem nach dem Mittelmeere abgegangenen Uebungsgeschwader kein kathol. Geistlicher beigegeben worden ist, so muß bemerkt werden, daß die Admiralität in Folge des geringen Prozentsatzes kathol. Seeleute Abstand genommen hat von Anträgen auf Anstellung katholischer Marinepfarrer, und von den Kommandirenden der Sch ffe stets Sorge dafür getragen wird, daß die Mannschaften bei Landungen ihrem religiösen Bedürfniß genügen können.— Im Reichsjustizamt finden Vorarbeiten zur Revision des Genossenschafts=Gesetzes statt. Bei dieser Gelegenheit sind die Prinzipien der Raiffeisen'schen Darlehenskassen eingehend geprüft worden. Beim Genossenschaftsgesetz handelt es sich, der Solidarhaft die jetzt bestehende Schärfe zu nehmen, und wird deshalb Bedacht genommen auf eine frühzeitigere Gestattung des Umlageverfahrens, als dies nach dem Genossenschaftsgesetz vom Jahre 1868 statthaft ist, und auf eine präzisere Feststellung der Regreßwege zwischen den einzelnen Genossenschaften, insbesondere aber zwischen den ausgeschiedenen Genossenschaftern und der Genossenschaft. Ferner sollen die Strafbestimmungen für Vorstandsmitglieder, welche in dieser Eigenschaft die ihnen gezogenen Grenzen überschreiten, verschärft werden. Die Revision dieser Bestimmungen wird Hand in Hand mit der Revision der einschlägigen Bestimmungen des Aktiengesetzes gehen. Die Vorarbeiten des Aktiengesetzes schreiten nur langsam im Reichsjustizamt vorwärts.— Der Reichskanzler hat dem Bundesrath eine im Reichseisenbahnamt aufgestellte Denkschrift, betreffend die Abänderung der im Paragraphen 48 des Betriebskeglements für die Eisenbahnen Deutschlands enthaltene Vorschrift über Beförderung gemahlener Holzkohle, zur Beschlußsassung vorgelegt. Nach dem„Reichsanzeiger“ sind die Regierungs=Hauptkassen und die Kreissteuerkassen angewiesen, bis auf schliast:## Verlangen Reichsmünzen vom 20pfennigstücke eincheießlich abwärts gegen größere Reichsmünzen, bezw. gegen Sanknoten oder Reichskassenscheine einzuwechseln, wenn die Apfennigstücke und Nickelmünzen in Beträgen von mindestens so u Reichskupfermünzen in Beträgen von mindestens — m. dazu angeboten werden.— Es schweben noch Differenzen daruber, ob das Staatsministerium das Unterrichtsgesetz gleich seiner vorliegenden Formulirung, oder zunächst nach den zu Grunde liegenden Prinzipien in Berathung ziehen soll. Seitens kaiser iahen giuiste iums soll das letztere gewünscht werden. Ein mit.s fordert den Cultusminister auf, unverzüglich Einführung der nassaußchen Kirchengemeinde= und Nr. 201 Synodalordnung vorzugehen, soweit dieselbe nicht zu ihrer Regelung vorher noch der Mitwirkung der Landesvertretung bedarf. — Die Generaldirektion der Elsaß=Lothringischen Eisenbahnen ist vom Reichskanzleramte beauftragt worden, von der zu erbauenden Eisenbahnstrecke Teterchen=Bous=Hostenbach auch den auf preußischem Gebiete liegenden Theil auszuführen. Die erforderlichen Vorarbeiten werden unverzüglich unter Leitung des Baumeisters Frank in Remilly beginnen. Zahlen beweisen überall am besten, und so wird denn auch die Thatsache, daß der„Culturkampf“ allein in der niederrheinischen Kirchenprovinz 381 katholische Pfarrgemeinden in den überaus traurigen Zustand der Verwaisung gesetzt hat, am besten über die Früchte des unseligen Kampfes aufklären. Von den vier zu derselben gehörigen Diöcesen Paderborn, Münster, Köln und Trier ist am härtesten die Didcese Trier getroffen, welche bereits 146 pfarrlose Gemeinden zählt. Dann folgt die Erzdidcese Köln, in welcher von ihren 813 Pfarreien gegenwärtig 111 ohne Pfarrer sind. An Köln reiht sich die Diöcese Paderborn mit der Verlustzahl 62. Mit dem Tode des Pfarrers Jacobi zu Thülen wurde die 61. Parochie erledigt. Als 62. vacante Pfarrstelle wird in den Augen der Regierung die zu Uder im Eichsfelde gelten. Da die Diöcese des heil. Liborius 467 Pfarr= und Missionsstellen zählt, so ist bald der siebente Theil verwaist. Die Diöcese Münster zählt einen gleich großen Verlust mit der Paderborner Diöcese; 62 Gemeinden trauern in ihr darüber, daß sie keinen Hirten mehr haben. Wie manches Samenkorn des Guten wird in diesen 381 verwaisten Pfarreien nicht mehr gesäet, wie manches religiöse Bedürfniß bleibt ungestillt, wie manches Unkraut muß, da die regelnde Hand des Seelsorgers fehlt, üppig aufschießen, wie arg wird im Laufe der Zeit die sittliche Verwilderung des Volkes nicht werden müssen! Und wer hat den Schaden? Nicht die Kirche als irdische Anstalt, wohl aber der einzelne Mensch, der verloren geht, der Staat und die ganze menschliche Gesellschaft. * M. Gladbach, 24. Juli. Die am 15. Juli im Noever'schen Saale tagende Versammlung wahlberechtigter Bürger Gladbach's faßte nach eingehender Besprechung und Erwägung des Beschlusses der Majorität des Stadtverordneten=Collegiums, laut welchem der Classensteuer=Wahlcen sus in Gladbach von 6 auf 18 M. erhöht werden soll, laut der„Gladbacher Volksztg.“ folgende Resolutionen: 1. Die Versammlung gibt ihrer Mißbilligung über diesen, am 25. Juni l. J. im Gladbacher Stadtverordneten=Collegium zur Annahme gebrachten Beschluß laui, feierlich und entschieden Ausdruck. 2. Die Versammlung erkennt in diesem Beschlusse das unverhüllte Bestreben, den höheren Classen ein nicht zu rechtfertigendes Uebergewicht zu verschaffen, ja deren Alleinherrschaft auf jede Weise zu sichern.(Ist doch schon das Dreiclassen=Wahlsystem geeignet, jedem Uebergreifen der unteren Classen genugsam vorzubeugen.) Die Unterdrückung des Wahlrechts der Mehrheit der Gladbacher Bürger als Mittel zu angeführtem Zwecke muß um so mehr verurtheilt werden, als eine gemeinschaftliche, friedliche Arbeit für das communale Wohl kaum noch gedacht werden kann, wenn eine so große Anzahl unbescholtener, ehrenwerther, in Ausübung ihrer Bürgerpflichten bewährter Bürger aus dem Bürgerverbande ausgestoßen, und so in ihren natürlichen und wohlerworbenen Rechten gekränkt, wie an ihrer bürgerlichen Ehre auf das empfindlichste verletzt wird. Und darunter sind nicht wenige Männer, welche ihr Gut und Blut, welche Gesundheit und Leben für das Vaterland in den letzten Kriegen eingesetzt haben. 3. Indem die Versammlung hervorhebt, daß die eventuell Ausgeschlossenen (inel. der I. Steuerstufe) mit 36,021 M. mehr als ein Drittel der gesammten Classen= und Einkommensteuer bezahlen; und daß durch den demnächstigen Wegfall der Progressivsteuer für städtische Umlagen die höheren Steuerclassen entlastet, die unteren dagegen in weit höherem Maße noch als bisher herangezogen werden sollen; indem ferner die Versammlung constatirt, daß für die Erhöhung des Classensteuer=Wahlcensus— und folgerecht für die Annullirung der Bürgerrechte eines so bedeutenden Wählercontingents— auch nicht einziger Grund geltend gemacht werden konnte:— vereinigen sich die, verschiedenen politischen Richtungen angehörenden Theilnehmer der Versammlung, zu einem einmüthigen Proteste gegen den am 25. Juni l. J. von der Majorität hiesigen städtischen Collegiums gefaßten Censusbeschluß; sie vereinigen sich zu einem eindringlichen Appell an hohes kgl. Oberpräsidium: selbiges wolle hochgeneigtest dem von der Majorität des Gladbacher Stadtverordneten=Collegiums gefaßten Beschlusse auf Erhöhung des ClassensteuerWahlcensus von sechs auf achtzehn Mark die Genehmigung versagen. Hohes königliches Oberpräsidium würde durch eine solche Entscheidung nur einen Beweis seiner Sorge für das gekränkte, unter allen Umständen auch in dieser Censusfrage aufrecht zu erhaltende Recht geben; es würde damit nur einen Act der Gerechtigkeitsliebe vollziehen. Werden die durch jenen Beschluß bedrohten Bürger aus den Reihen der städtischen Wähler ausgestoßen, so müssen sie sich sagen: Steuern zahlen für die Gemeinde, und hohe Steuern zahlen sollen wir; aber Rechte haben wir keine: auch das letzte unserer communalen Rechte wird uns noch genommen! * A u s S c h w a b e n, 2 0. J u l i. I n t e r e s s a n t i s t e i n B l i c k a u f d i e Lage der Parteien in Württemberg, wie sie sich aus den Arbeiten des statistischen Bureaus ergibt. Unter 1,881,505 ortsanwesenden Einwohnern waren 19,4 Procent zu den Landtagswahlen und etwas mehr zu den Reichstagswahlen berechtigt, da hier auch die nichtwürttembergischen Bundesangehörigen(1,73 Procent der ortsanwesenden Bevölkerung) mitwählen durften. Von ihrem Recht haben bei den Landtagswahlen im December 1876 252,151 oder 68,9 Procent, bei den Reichstagswahlen(10. Januar 1877) 251,534 Gebrauch gemacht. Das Resultat der Landtagswahlen ist folgendes. Es haben abgestimmt für Candidaten der Regierungspartei..... 29,463 Wähler= 11,7 Procent der Mittelpartei..... 62,142"= 24,6„ der nationalliberalen Partei.. 53,337"= 21,2„ der deutscheconservativen Partei. 6,343"= 2,5„ der demokratischen Partei... 47,555„= 18.8„ der katholischen Landespartei.. 38.381„= 15,2„ der Socialdemskraten......274„= 1,3„ auf einen„Wilden“ fielen... 4,280 Stimm.= 1,7„ zersplittert und ungültig waren. 7,376„= 3„ Mit ungleichem Erfolg aber wurden die Anstrengungen der Parteien belohnt, denn von den 70 durch Wahl zu besetzenden Plätzen der württembergischen Abgeordnetenkammer fielen zu der Regierungspartei.... 11= 15,7 Procent der Mittelpartei...... 20= 28.6„ der nationalliberalen Partei.. 15= 21,4„ der demokratischen Partei... 10= 14.3„ der katholischen Landespartei.. 13= 18,6„ keiner Partei gehört an... 1= 1,4„ Keine Vertretung haben erhalten die deutsch=conservative Partei mit 6343 und die socialdemokratische mit 3274 Stimmen. Durchschnittlich kommen auf einen Abgeordneten 3602 Wähler. Bei den Reichstagswahlen erhielt die deutsche Reichspartei 32,420 Stimmen(12,9 Procent) und 3 Sitze(17,6 Procent), die nationalliberale Partei 55,760 Stimmen (22,2 Procent) und 2 Sitze(11,8 Procent), die Fortschritts= und Volkspartei 31,505 Stimmen(12,2 Procent) und 3 Sitze(17,6 Procent), das Centrum 51,071 Stimmen(20,3 Procent) und 3 Sitze(17,6 Procent), die Socialdemokraten 9918 Stimmen(4,0 Procent) und keine Sitze, Candidaten ohne bestimmte Parteistellung, gegen nationalliberale Candidaten gewählt, 50,779 Stimmen(20,1 Procent) und 5 Sitze(29,4 Procent), Candidaten ohne bestimmte Parteistellung, gegen Candidaten des Centrums aufgestellt, 17,575 Stimmen(7 Procent) und 1 Sitz(6 Procent.) Zersplittert und ungültig waren 2406 Stimmen(1 Procent). * München, 22. Juli. Unter dem Motto: Nullus idoneus testis in re sua intelligitur(L. 10. D. de test.) schreibt ein norddeutscher Jurist der„Frankf. Der Fall Ratzinger=Aman mit seinen aufeinanderplatzenden Eiden hat ein so befremdliches Aussehen, daß sich der Laie nicht wird des Gedankens erwehren können, hier müsse etwas ganz Besonderes vorliegen, welches diese widerspruchsvolle Erscheinung zu Tage gefördert habe. Indessen, inwieweit etwa hier die besondere Natur des Falles einen Einfluß geübt habe, das ist durchaus nicht discutirbar, und eine Erörterung in dieser Richtung könnte keinesfalls zu einem objektiven Resultate führen. Dagegen ist es eine wohlaufzuwerfende und auch ungleich wichtigere Frage, wie Strafverfahren und Rechtspraxis in ihrer gegenwärtigen Gestalt es ermöglichen, solche Früchte zu zeitigen. Wenn die Aman zum Zeugniß in eigener Sache zugelassen worden, warum sollte es nicht auch der Dr. Ratzinger, zumal in einem anderen, zwischen anderen Parteien verhandelten, ganz selbstständigen Prozeßverfahren? Was dem einen recht ist, ist dem andern billig. Deu unbefangenen Bewußtsein muß aber ohne Weiteres einleuchten, daß Beider eidliche Vernehmung zur Ungebühr erfolgt ist, weil beide eine reine Parteistellung zur Sache haben, und vielmehr für ihre Behauptungen Beweis erbringen müssen, als solchen durch ihre eigenen Aussagen, in re propria, herstellen können. Der erste und Hauptfehler in der Sache war, daß in dem Processe gegen den Bezirksamtmann Schweykart die Aman zur eidlichen Vernehmung als Zeugin zugelassen wurde. Wenn Hr. Schweykart den von ihm angetretenen Beweis der Wahrheit seiner Beschuldigung gegen Dr. Ratzinger auf keine andere Weise zu führen vermochte, als durch das Zeugniß der Aman, so war er ohne Weiteres zu verurtheilen, das von ihm angebotene Beweismittel aber zurückzuweisen; denn es ist doch klar, daß die Aman, welche eine gleiche Beschuldigung gegen Dr. Ratzinger und zwar zu allererst ausgesprochen hatte, dafür ebenso verantwortlich war, wie Herr Schweykart, der sie nachgeredet hatte, daß sie jederzeit deswegen ebenso, wie Herr Schweykart, verklagt werden konnte, und dann sich in der Lage befand, den Beweis der Wahrheit der Beschuldigung nicht durch ihre Aussage führen zu können, sondern ihn anderweit erbringen zu müssen. Das Gericht verfuhr anders: es nahm das objectiv werthlose Beweismittel an und erachtete auf Grund desselben den Beweis der Wahrheit für erbracht. Wenn man nun die Lösung dieses Räthsels sucht, so würde man wiederum sehlgehen, wenn man sich bei dieser Untersuchung auf den Prozeß Ratzinger beschränkte, als ob das beobachtete Verfahren etwas diesem ganz Eigenthümliches wäre. Es ist vielmehr in der heutigen deutschen Criminalpraxis, soweit sie auf öffentlich=mündlichem Verfahren vor Richtern beruht, etwas Alltägliches, daß objectiv unqualificirte Zeugen(soweit nicht das Gesetz geradezu gewisse Kategorien förmlich ausschließt), insbesondere Verletzte und Denuncianten, als Beweiszeugen eidlich vernommen werden und allein oder überwiegend auf dieser Grundlage thatsächliche Feststellungen erfolgen. Nicht nur Polizeibeamte und Executoren beschwören die ihnen widerfahrenen Unbilden mit beweisender Kraft, sondern auch Privatpersonen, welche Mißhandlungen, Beleidigungen, Hausrechtsverletzungen oder irgend ein anderes ihnen widerfahrene Unrecht rügen. Es hängt dann ganz vom Ermessen des Richters ab, ob er solche Aussagen für glaubwürdig und beweisend erachtet oder nicht, die subjective Ueberzeugung des Richters hebt jede, auch die stärkste objective Mangelhaftigkeit eines Beweismittels; mit einem Worte: die objectiven Beweisregeln, die allgemeinen, auf Wissenschaft und Erfahrung beruhenden Grundsätze über den Werth der Beweismittel, the law of evidence, wie die Engländer es nennen, und auch in ihren Gerichten, insbesondere auch den Geschwornengerichten, sorgfältig befolgen, sind bei unsern Gerichten fast ganz außer Anwendung gekommen; bei ihnen culminirt vielmehr der Beweis in der subjectiven Ueberzeugung des Richters. Schweiz. * Bern, 22. Juli. In Delsberg standen letzten Samstag drei römisch=katholische Pfarrer, Herr Sautebin von Bourrignon, Herr Frund von Movelier und Herr Bindy von Vormes vor dem Bezirksrichter, angeklagt, in einem Privatlocal(Scheune, wo der Gottesdienst der Römisch=Katholischen gefeiert wurde) den letzten Hirtenbrief des Bischofs Lachat über das Bischofsjubiläum Pius IX. verlesen zu haben. Bis jetzt glaubte man, man dürfe seinen Freunden oder Verwandten das vorlesen, was man mit lauter Stimme in allen Wirthschaften des Cantons lesen dürfe. Doch Ignaz Helg, der Untersuchungsrichter, urtheilte nicht so; jeder der drei Angeklagten wurde mit 100 Fr. gebüßt, weil(nicht lachen!) sie auftragsgemäß bischöfliche Functionen verrichtet hätten, was durch den Art. 5 des bernischen Kirchengesetzes verboten sei. Also, den Hirtenbrief des Bischofs verlesen, ist eine bischöfliche Function und ist deßhalb strafbar! Also Jedermann, der den Hirtenbrief des Bischofs liest, übt eine bischöfliche Function aus. O heilige Einfalt, das ist denn doch zu lächerlich! Italien. 0 Rom, 22. Juli. Die Folgen der Veröffentlichung des conciliatorischen Buches des Paters Curci durch die öffiziöse „Italie“ ließen nicht lange auf sich warten. Es ist dies nämlich jenes Buch, das der Pater Curci vor drei Jahren geschrieben und dem hl. Vater übersendete, der es sehr scharf tadelte und dem Verfasser zurückschicken ließ. Daß dieses Buch nicht mit Wissen und Willen des Paters Curci veröffentlicht wurde, wird mir als ganz gewiß versichert. Alles, was in der Neuzeit wieder von der offiziösen Presse über eine Conciliation geschrieben wird, ist jedenfalls als ein Anzeichen zu nehmen, daß das Ministerium gerne eine Conciliation mit dem Vatikane eingehen möchte, denn in Italien herrscht große Furcht vor der nächsten Zukunft. Das ministerielle„Diritto“ sagt in einem Artikel betitelt:„Die Conciliations=Partei“, daß die einstens so schwache Phalanx der Anhänger der Conciliation mit dem Vatikane heute in Italien in einer auffallenden Weise wächst und unter allen Parteien Adepten findet. Einerseits eine bedeutende Anzahl der Moderirten, welche hoffen die verlorene Majorität und die so sehr beweinte Macht wiederzuerlangen; andererseits die Anhänger der Zweideutigkeit, stark durch ihre so fein angelegten Kunstgriffe, arbeiten, um die öffentliche Meinung für diese letzte Umwälzung, die ihr Endziel ist, vorzubereiten. Wir folgen, sagt das„Diritto“, all diesem Wirrwarr und beobachten denselben genau; wenn auch Andere Mitschuldige oder Opfer sind, wir sind gewiß nicht mit ihnen. Alle diese Thatsachen sind Symptome einer höchst bedenklichen Lage, um so mehr als dieser Stand der Dinge eine Störung der Gemüther und des Verstandes kundgibt. Sind wir also auf dem Punkte, in eine Vorbereitungs=Phase von Abdankung dem Vatikane gegenüber einzutreten? Welches sind die Männer, welches sind die Parteien, die geneigt wären, die Verantwortlichkeit davon zu übernehmen? Es scheint uns, daß die wirklich liberale Presse, jene, welche stets jede zweideutige Transaction zurückweist und sich mit eitlen Illusionen einwiegt und in loyaler Weise das Programm von Stradella in Allem angenommen hat, was die religiöse Frage betrifft, die Pflicht hat, sich mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln der verborgenen und drohenden Invasion der Conciliations=Partei zu widersetzen. Diese Partei, fährt das„Diritto“ fort, wird bescheiden sein, so lange sie sich schwach fühlt; sie wird sich aber unserer Waffen gegen uns zu bedienen wissen, sobald sie sich nur einmal stark genug dazu fühlen wird. Was uns anbelangt, wir weisen jede Zweideutigkeit zurück; wir wollen nicht zu Verfolgungen zurückkehren, aber in gleicher Zeit, so schließt das„Diritto“, werden wir jede conciliatorische Illusion zurückweisen. Dieß ist das Banner, dem wir immer treu bleiben wollen.— Ueber den Prozeß der Brüder Antonelli und der Gräfin Lambertini, die bisher als die uneheliche Tochter der Marconi in ganz Rom gegolten hat und jetzt plötzlich erklärt, sie sei die Tochter des Kardinals Antonelli und einer Engländerin, haben Sie schon Näheres mitgetheilt. Alle Welt sieht, wie Sie sich denken können, mit großer Spannung dem Ende des Processes entgegen. Daß über denselben die absurdesten Lügen verbreitet wurden, war bei dem heutigen verdorbenen Zeitgeist nicht anders zu erwarten. 0 Rom, 22. Juli. Der Kardinal de Angelis war der 117. Kardinal, welcher während der Kirchen=Regierung des Papstes Pius IX. vom Höchsten aus dem irdischen Dasein abberufen wurde. Von diesen 117 Kardinälen waren 3 von Pius VIII., 6 von Leo XII., 46 von Gregor XVI. und 62 von Pius IX. ernannt worden.— Es ist durchaus falsch, daß der Kardinal=Staatssekretär Simeoni dem Apost. Nuntius Meglia darüber Klagen gesendet habe, daß der Ministerwechsel in Frankreich vom 16. Mai nur ein Personen= und kein Systemwechsel gewesen sei. Diese Erfindung hätte sich die jüdische„Liberta“ ersparen können. Der hl. Stuhl hat weder besondere Ursachen gehabt, sich bisher zu beklagen, noch auch sich zu erfreuen. Thut eine Regierung etwas, was sie nicht thun sollte, so sagt es der hl. Stuhl ganz einfach derselben und kehrt sich wenig daran, ob der Regent Bismark, Gambetta oder Mac=Mahon heißt. Ebenso lügt der Piccolo', welcher von einer Aufregung des Papstes gegen den Musgr. Samniniatelli, Erzbischof und Elemosiniere, fabelt, Es sind dieß ganz müßige Erfindungen. Wie schmerzlich alle Katholiken diese Zerstörung bedauert haben, braucht nicht näher auseinandergesetzt zu werden; ist es doch bekannt, daß an den meisten Orten die scheidenden Ordensleute die derzlichsten Beweise wahrer Liebe und Theilnahme erhielten. Viele Pflanzstätten heroischer Tugend stehen nun leer. Vielen jungen Leuten beiderlei Geschlechtes ist es schwer geworden und fast unmöglich, dem Berufe nach höherer Vollkommenheit nachzukommen, da ja bekanntlich sehr Vielen die Mittel und Wege fehlen, im Auslande ihr Ziel zu erreichen. Immerhin aber gibt es auch jetzt noch Personen, und insbesondere im Frauengeschlechte, welche gern den mancherlei Gefahren des Weltlebens entgehen und in heiliger Einsamkeit ihr Heil suchen möchten. Gerade diese möchten wir hiermit auf eine kirchliche Einrichtung aufmerksam machen, welche allerdings das eigentliche klösterliche Leben nicht bietet, aber demselben sehr nahe kommt. Wir meinen damit die Damenstifte oder die Häuser der Kanonissen.,. 4 tkut, Renmrucher Das Institut der Kanonissen, sagte der berühmte Permanever, wurde in seinen wesentlichen Einrichtungen ganz dem Institute der Kanonici nachgebildet und ist somit ein unter kirchlicher Autorität geschlossener religiöser Verein von Frauenspersonen, welche nach einer vom päpstlichen Stuhle approbirten Regel ein gemeinschaftliches Leben führen. Wie es regulirte und weltgeistliche Kanonitter gab, so gab es auch Regulatorund Säkularkanonissen. Sie standen unter der Leitung einer Abtissin und beschäftigten sich, außer dem regelmäßigen Chordienste, mit Gebet, geistlicher Lektüre und Erziehung weiblicher Jugend. Da in der Regel nur Adelige oder doch nur Frauenspersonen aus den höheren Ständen aufgenommen wurden, so heißen diese Anstalten gewöhnlich Damenstifte, und ihre Mitglieder Stiftsdamen. Sekretären der hh. Congreaationen. Er! Diese Damenstifte bieten demnach den Personen der gebildeten Stände Doz Geigzen der ehemaligen baptichen ihr Selenheil leichter und gesahrlioser wirken Lanen, als in der Welt Die Damenstifte sind keine Klöster. Gelübde werden nicht abgelegt, wenn auch früher in manchen derselben die Ablegung der drei bekannten Gelübde gebräuchlich war. Es genügt also beim Eintritt in ein Damenstift der feste Vorsatz, durch Befolgung der Tagesordnung und durch getreue Ausübung derjenigen guten Werke, mit welchen sich das Damenstift befaßt, sich Verdienste für den Himmel erwerben zu wollen. Bekannt ist, daß auch der heil. Franz von Sales bei Stiftung des Ordens der Heimsuchung die Ablegung von Gelübden durchaus nicht gestattete, sondern von seinen Ordensschwestern nur den guten Willen, seiner Anstalt treu bleiben zu wollen, verlangte. Daraus, daß die Damenstifte von der Regierung geduldet werden und andererseits auch von geistlicher Seite stets gern gesehen worden find, daß ferner die Stiftsdamen sich zu allen Zeiten mit mancherlei guten Werken beschäftigt haben und sich jetzt noch beschäftigen können, ergibt sich der erfreuliche Umstand, daß gerade die Damenstifte in jetziger Zeit berufen sein möchten, in der h. römisch katholischen Kirche Großes zu leisten. Um so trostvoller wird daher Vielen die Nachricht sein, daß bereits der Anfang zu einem solchen Damenstifte gemacht worden resp. ein solches seit einem Jahre besteht, und zwar in der ehemaligen Benediktinerinnen=Abtei zu Neuwerk bei.=Gladbach in Rheinpreußen, unter Leitung des Freifräulein Therese v. Wüllenweber. Auch sind bei der Vertheilung des Almosens von Seite des Elemosiniere theils bestimmte Vorschriften, theils Herkommen, an die sich der Kardinal Hohenlohe, Musgr. Merode und Musgr. Samniniatelli als Elemosiniert hielten und halten, so daß es geradezu undenkbar ist, daß irgend Etwas vorfiele, worüber sich der Papst erzürnen könne. Diese Erfinder sind unerschöpflich in ihren Nachrichten aus dem Vatikane. Sie sehen sich täglich dementirt, aber sie sind dennoch wie die Katzen: sie lassen da Mausen nicht. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herr Melegari ist aus dem Bade zurückgekehrt und der Botschafter Oesterreichs, Baron von Haymerle, hat eine längere Unterredung mit demselben gehabt.— Italien muß etwas im Schilde führen. Es hat mit seinen Rüstungen begonnen. Ein Theil seiner Flotte ist im Adriatischen Meere. Schon seit längerer Zeit wird wieder davon gesprochen, daß die Regierung Victor Emanuels damit umgehe, irgend einen Theil Albaniens militärisch zu besetzen. Unter welchem Vorwande sie dieß thun würde, darauf käme es gerade nicht an, denn der wirkliche Grund wäre unbedingt der, daß, sollte es, wie die Communisten hoffen, zum Theilen kommen, Italien, dadurch daß es schon einen Theil occupirt hätte, nicht leer ausgehen dürfte. Die Gesundheit des Papstes ist, Gott sei es gedankt, zufriedenstellend. Er arbeitet mit dem Staatssekretäre alle Morgen, und wenn es nöthig ist, mit den Se####en—.„„. Eengleguttenn.. Er empfängt regelmäßig. Das Zuaven geruhte Pius IX. dem General von Kanzler zu schenken. Es stellt einen Zuaven mit der Fahne in Silber dar. Briefe über die Vaticanische Ausstellung. VII. ( Rom, den 19. Juli. Von ganz besonderem Interesse ist die allerdings nur kleine aber immerhin von freudigem Opfermuth zeugende Abtheilung„Polonia“. Die diesem so' schwer geprüften Volke ganz besonders eigene Ergebenheit an die katholische Kirche hat ihren schönen und mehr als Alles andere sprechenden Ausdruck in den kostbaren Gegenständen gefunden, welche, wenn auch nicht durch ihre Menge, so doch durch andere äußere Eigenschaften, die schöne Arbeit, die Kostbarkeit des Materials, Originalität u. s. w. den Gebern alle Ehre machen. Ich nenne hier zunächst ein Bild in kostbarem Rahmen von stark vergoldetem Metall und mit Edelsteinen garnirt, die h. Jangfrau mit dem Jesuskinde von Czenstochau, dem bekannten Wallfahrtsorte Polens, darstellend. Die Diöcesen Gnesen und Posen, welche gegenwärtig am meisten von den Folgen des Culturkampfes heimgesucht sind, haben trotz ihrer bedrängten Lage durch ein großes Reliquiarium von massivem Silber in starker Vergoldung ihre treue Anhänglichkeit an den h. Stuhl und den Statthalter Christi auf's Neue bekundet. Das Reliquiarium enthält die Reliquien des h. Adalbert und der h. Jolande. Es ist im gothischen Stil gehalten; mehrere recht sauber gearbeitete Statuetten in demselben stellen die bekanntesten Heiligen Polens dar. Eine Gräfin Pustowske aus Warschau hat eine pracht: volle Pixis geschenkt. Von mehreren andern vornehmen Damen sind eine menge anderer zum großen Theil werthvoller Begenstände für die Ausstellung übersandt worden, unter Anderm ein schönes Madonnabilo, von einer Polin selbst gemalt, mehrere Ornate, ein tetes Pluviale, Altardecken, von denen besonders eine Stickerei hohes Interesse gewährt. Eine Anzahl Kirchenwäsche ist außerdem von verschiedenen weiblichen Orden und Vereinen aus Krakau geschenkt worden. Erwähnenswerth sind noch zwei kostbare Gegenstände, bei denen ich etwas länger verweilen muß. Der erste ist ein Crucifix aus besten Bernstein, von dem man gelegentlich der Entdeckung eines Bernsteinlegers an der Ostsee vor einigen Jahren verschiedene große und kostbare Stücke vorfand. Es ist allerdings nur einfach gearbeitet, verdient aber wegen der Seltenheit des Materials gewiß besondere Beachtung. Ein kleines Kapellchen von Ebenholz, dessen Spitze eine silberne Tiara krönt, umschließt das kostbare Geschenk. Es wurde dew h. Vater von den Katholiken der Didcese Culm in Westpreußen zu seinem Jubiläum geschenkt. Ebenso originell und werthvoll zugleich ist ein Kelch, welchen die Didcese Lemberg dem h. Vater verehrt hat. Derselbe ist hinsichtlich des Modells und der Ausführung ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst. Er wurde in Florenz von dem Juwelier Marchefini angefertigt. Hier die nähere Beschreibung desselben: Auf seinem Fuße ist eine herrliche Ciselirarbeit in Silber ausgeführt, sie stellt vier Fakta aus der schichte Polens dar, welche ein beredtes Zeugniß für den Glauben dieses Volkes sind. Vier Mal bedrohten Türken und Tartaren das christliche Europa, viermal wurden sie vorzugsweise von Polen zurückgeschlagen und zwar bei Liegnitz 1241, wo Heinrich der Fromme, Herzog von Polen, der Sohn der hl. Hedwig fiel; bei Barna 1414, wo Ladislaus III. sein Leben auf dem Schlachtfelde verlor, dann bei Orsza 1514 gegen die Russen, von denen der Kirche Polens das Schisma drohte, zuletzt bei Wien 1683, wo Johann Sodieski die Türken total aufs Haupt schlug und sie für immer unschädlich machte. Jene vier Thatsachen sind auf dem Fuße des Kelches dargestellt. Zwischen diesen befinden sich vier Darstellungen der Heiligen: Hyancynthus, Cafimir, Johannes, Cantins und Stanislaus Kostka. Die Kuppe bilden vier wunderschön gearbeitete Statuetten von Silber, die hh. Frauen Hedwig, Salomea, Bronislawa und die hl. Kunigunde darstellend, über diesen befindet sich eine andere Gruppe Märtyrer Polens, welche eine mit der Dornenkrone umwundene Tiara halten; es sind dieses der hl. Adalbert, der Apostel Preußens, der hl. Stanislaus, welcher als Bischof von dem Könige Mierzyslaus dem Frechen erschlagen ward; und die hh. Josaphat und Andreas Bobola, welche von den Russen den Märtyrerto) erlitten. Schließlich ist auf dem obern Theile des Kelches eine Darstellung des wunderthätigen Muttergottesbildes von Czenstochau, darunter das Wappen Polens, der weiße Adler im rothen Felde; auf der andern Seite sind die Brustbilder zweier Bischöfe des griechischen und lateinischen Ritus, welche die Union von Brest darstellen, künstlerisch angebracht. Die zuletzt arangirte Abtheilung ist die spanische, mit deren Beschreibung ich meinen heutigen Brief beschließen will. Unter den hervorragendsten Geschenken, welche von den Katholiken Spaniens eingegangen sind, nenne ich zuerst den außerordentlich kostbaren Kelch, den mehrere Katholiken aus Barzelona dem hl. Vater verehrt haben. Er ist von massivem Gold, reich mit Brillanten und kostbaren Edelsteinen, sowie schönen Zeichnungen in Email verziert, ohne überladen zu sein. Die Arbeit ist von vorzüglicher Wirkung, zumal das ganze Werk im byzantinischen Stil gehalten ist. Es dürfte nicht zuviel behauptet sein, wenn ich sage, daß dieser Kelch hinsichtlich seiner reichhaltigen Ausstattung und der künstlerischen Ausführung der schönste der ganzen Ausstellung ist. Der Bischof von Barzelona hat einen herrlichen Bischofsstab, im Stile des XIII. Jahrhunderts gearbeitet, geschenkt. Höchst interessant sind besonders die Gaben der Diözese Majorka: ein Bischofsstab, Mitra und Stola. Der erstere ist mit seltner Feinheit gearbeitet, die letztern verdienen in hohem Grade Bewunderung wegen der reichen Goldstickerei. Die übrigen Kelche, Kirchenglocken, Sessel und andere Gegenstände aus Gold, Silber und Bronze mögen hier nur rühmend erwähnt sein. Ein Minenbesitzer aus Luwas hat ein originelles Geschenk gemacht, nämlich zwei Brode von gereinigtem Silber und zwei andere von demselben Metall, aber in natürlichem Zustande, alle vier befinden sich in einem fildernen Becken, an dem man außer dem Material besonders die schöne Arbeit bewundert. Kirchenparamente aus den verschiedenartigsten Stoffen und von vorzüglicher Arbeit sind in großer Menge vorhanden. Es ist unmöglich, alle die Vereine und Privatpersonen aufzuzählen, welche besonders in den letztgenannten Gegenständen für den h. Vater ungemein viel gethan haben. Einen schön gearbeiteten Teppich mit dem Wappen Pius IX. will ich nicht übergehen, andere ähnliche, wenn auch nicht von derselben Größe sind von den Katholiken aus Burgos geschenkt worden. Von der Stadt Valencia stammt dann noch die große Fahne, auf welcher die Namen von mehr als dreißig katholischen Vereinen verzeichnet stehen. Wie in den anderen Abtheilungen, so bemerkt man auch hier eine große Quantität Wachslichte mit finnreicher Bemalung in bunten Farben. Schließlich will ich die Aufmersamkeit des Lesers noch auf ein reich ausgestattetes Album lenken, welches einige Bürger von Barzelona aus Anlaß des fünfzigjährigen Bischofe jubiläums dem großen Papste geschenkt haben. Jede Seite dieses Prachtwerkes enthält in Wort oder Bild einen irt der Huldigung, dem unbefiegten Jubelgreise dargebracht. Man kann wohl sagen, daß, so würdig auch die übrigen Städte und Diöcesen Spaniens im Vatikan vertreten sind, Barzelona so leicht von keiner andern übertroffen werden dürfte. Die„Christlich=socialen Blätter“. Gegenwärtig, wo der„Culturkampf“ die Welt mit wüstem Lärm erfüllt, und die hohe Politik wieder einmal blutige Opfer fordert, treten naturgemäß andere Angelegenheiten von öffentlichem Interesse mehr oder weniger in den Hintergrund. Dennoch wollen Sie mir gütigst gestatten, (cone, Dadonnapu9, die Aufmerksamkeit Ihrer Leser auf eine Frage hinzulenken, die älter als ein wundervonl 9earve, der„Culturkampf“ ist und ign jedenfalls überdauern wird, auch ohne Lirchenmeische ist außer, Zweisel uns näher angeht, als was da weit hinten in der Fürfi, sich abspielt— ich meine die sociale Frage. Die überraschenden Wahrnege, welche die Socialdemokratie in diesem Jahre erfochten hat, lassen einen gelegentlichen Versuch zum Durchschauen des gordichen Knoten in verdemI stärktem Maße befürchten, weisen aber eben darum alle Diejenigen, welche eine christliche Lösung der socialen Frage wünschen, auf die Nothwendigkeit hin, keine Anstrengung zu unterlassen, um die Katastrophe, wenn sie unaufhaltsam hereinbrechen sollte, wenigstens zu„localisiren". Diesen Zweck verfolgt auch die in Aachen erscheinende Zeitschrift Christlich=sociale Blätter, welche im Jahre 1868 von J. Schings gegründet, die wirthschaftlichen und socialen Probleme der Gegenwart mit tiefer Sachkenntniß bespricht und die christliche Gesellschaftsordnung mit Geschick vertheidigt. Wenn die genannte Zeitschrift gleichwohl nach fast einem Decennium ihres Bestehens noch immer um ihre Existenz kämpfen muß, so liegt der Grund— um von den ungünstigen Zeitverhältnissen abzusehen— wohl darin, daß vielfach in den gebildeten katholischen Kreisen die Wichtigkeit der socialen Frage, sowie der tiefere Grund der herrschenden Mißstände und die durchschlagen den Mittel zur Abhülfe noch immer nicht klar erkannt werden. Möchte man sich doch endlich davon überzeugen, daß nicht zufällige Calamitäten noch auch einzelne Mißgriffe der Gesetzgebung, sondern die unchristlich gewordenen Anschauungen über Eigenthum und Arbeit die eigentliche Wurzel unserer socialen Uebel find, mithin auch von hier aus die Besserung beginnen muß Ueber diese Themata und andere verwandten Inhalts. z. B. über Armenpflege und Sonntagsheiligung bringen die„Christlich socialen Blätter“ zahlreiche wissenschaftliche und doch allgemein verständliche Abhandlungen, welche jeder Gebildete mit hohem Interesse lesen wird; daneben dienen die Rudriken: Social=politische Rückblicke, Vereinswesen, Correspondenzen, Literarisches, Verschiedenes dazu, den Leser über alle wichtigeren Erscheinungen auf dem Gebiete des wirthschaftlichen und socialen Lebens zu orientiren. Durch ihren gediegenen Inhalt ist es der genannten Zeitschrift gelungen, trotz ihrer entschieden katbolischen Richtung auch unter den Andersgläubigen sich entschiedene Freunde zu erwerben; ich nenne nur die bekannten national=ökonomischen Schriftsteller Dr. R. Meyer, Dr. Wyneken, Pastor Todt. Aus der Feder des letztgenanneen Herrn brachte noch jüngst der„Bundes Bote“(Organ des östlichen Jünglingsvereins) eine warme Empfehlung der„Christlich=socialen Blätter“. Dieselben wurden seit dem allzu frühen Hinscheiden ihres verdienstvollen Begründers und ersten Leiters J. Schings eine Zeit lang provisorisch redigirt, bis sich vor Kurzem Herr Vicar Bongartz in Rellinghausen, ein wackerer Vorkämpfer des christlichen Socialismus, auf den Wuasch vieler Gefinnungsgenossen entschloß, die Redaction definitiv zu übernehmen. Herr Bongartz wird keine Mühe scheuen, um das Central= Organ der Katholisch=Socialen nicht blos auf seiner bisherigen Höhe zu erhalten, sondern auch allen berechtigten Anforderungen noch mehr als bisher zu entsprechen. Mögen seine Bestrebungen bei dem katholischen Publicum Verständniß und Entgegenkommen finden, und die Zeitschrift bald die ihrer Bedeutung gebührende Zahl von Abonnenten erreichen. Sollten diese Zeilen in Ihrer Musenstadt dem einen oder andern Mitgliede eines katholischen Studentenvereins zu Gesichte kommen, so möchte ich als ehemaliges Mitglied mehrerer dieser Vereine es den werthen Commilitonen zur Erwägung anheimgeben, ob nicht in den Kreisen der katholischen Studenten, speciell in den katholischen Studentenvereinen das Interesse für die„Christlich=socialen Blätter“ geweckt werden könnte. Mit der Lösung der socialen Frage sich zu beschäftigen fällt zwar dem Bruder Studio, wie ich ihn kenne, im Traume nicht ein— ich begreife und billige das— aber die theoretische Seite des Problems sollte doch auch er aus wissenschaftlichem Interesse nicht unbeachtet lassen. Die„Christlich=socialen Blätter erscheinen jeden Samstag zum Abonnementspreis von 3 Mark pro Semester. Anmeldungen nimmt jede Postanstalt entgegen. denfalls wird das Bundesamt für das Heimathwesen mit allen seinen kostspieligen und tieffinnigen Rechtsentscheidungen alsdann eben wieder so überflüssig werden, wie es vorher war. Aber wen es schmerzt, daß ein neues Stück Grünertischregierung wieder in die Reichsrumpelkammer geworfen wird, dem bleibt es ja unbenommen, deshalb Landestrauer an885. Vermischte Nachrichten. * Trier, 23. Juli. Die„Triersche Landesztg.“ schreibt: Eine eigenthümliche Beschuldigung auf Uebertretung der Maigesetze kam heute vor dem hiesigen Zuchtpolizeigerichte zur Verhandlung. Der gesperrte Herr Kaplan und Vikar Gombert von Mehring war beschuldigt, dadurch, daß er am 25. und am 27. Februar d. J. in der Sakristei der Pfarrkirche in Mehring die hl. Messe gelesen hatte, während die Gläubigen nur in der Kirche selbst(nicht in der Sakristei) sich aufhielten, maigesetzwidrige Amtshandlungen vorgenommen zu haben; ebenfalls eine Uebertretung der Maigesetze wurde von der Staatsanwaltschaft darin gefunden, daß der Genannte am 20. Mai(Pfingstsonntag) nach dem Laiengottesdienst auf Ersuchen des Küsters aus einem Betrachtungsbuche— aber ohne mit kirchlichen Gewändern bekleidet zu sein— der versammelten Gemeinde vorgelesen hatte. Gleichzeitig war der Küster beschuldigt, den Erstgenannten durch Rath und That unterstützt zu haben.— Der Beschuldigte, welcher sich selbst vertheidigte, gab den von der Anklage behaupteten Thatbestand zu, hob aber in Betreff des Lesens der hl. Messe hervor, daß er nur bei verschlossener Thüre gelesen, also bloß seine priesterliche Gewissenspflicht erfüllt habe, und bemerkte in Betreff des 2. Punktes der Anklage, daß er beim Vorlesen nur als Privatmann gehandelt habe, wie er ja auch nur in seiner gewöhnlichen Kleidung, nicht aber in kirchlichen Gewändern aufgetreten sei; es könne aber ein Jeder vorlesen in der Weise, in welcher er es gethan habe. In keiner Weise aber habe er die Gläubigen veranlaßt, sich zum Zaiengottesdien#u versammeln, während er die hl. Messe las.— Der Friedensr####re von Schweich mußte als Zeuge zugeben, daß der Priester am Altare der Sakristei gar nicht von jener Stelle der Kirche aus, an welcher der vorbetende Küster seinen Platz zu nehmen pflegt, und also noch weniger an den andern Plätzen der Kirche gesehen werden könne, selbst wenn die von der Kirche in die Sakristei führende Thüre vollständig geöffnet sei. Die Staatsanwaltschaft hielt aber die Beschuldigung aufrecht und beantragte gegen den Kaplan und Vikar eine Strafe von 100 Mark event. 1 Monat Gefängniß, und gegen den Küster 50 Mark.— Das Gericht sprach beide Beschuldigten frei.,„ T4 4 7e wirt dux Gemeni.: * Heiligenstadt, 21. Juli. Vom Eichefelve wird der„Germania“ geschrieben:„Vom Kreis=Schulinspector Polack in Worbis sind in diesem Jahre in dritter Auflage„Geschichtsbilder“ erschienen, die von den katholischen Lehrern und in katholischen Schulen vielfach benutzt werden, um den Herrn Schul Inspector in den geschichtlichen Leistungen zufrieden zu stellen. Außer den landläufigen protestantischen GeschichtsLegenden: daß man z. B.„Bilder und Reliquien“ göttlich verehrte, daß „die Lehre aufkam, daß die Seelen nach dem Tode in das Fege= oder Läuterungsfeuer kämen“ 2c. ist der Schluß seines Buches interessant. Er lautet:„Die Gegen vart. Das geeinte Deutschland ist an die Spitze Europa's getreten; Ruhm umglänzt seine Waffen; frisches Leden pulfirt auf allen Gebieten; immer weiter schreitet das Einigungswerk im Jnnern durch die Gesetzgebung des Reichstages fort. Doch der Ruhm und die Macht dürfen uns nicht stolz und sicher machen. Jetzt gilt's, uns auf der Höhe zu erhalten! Der Feind im Westen rüstet sich im Stillen und wartet auf den Tag der Rache, und eine vaterlandslose Partei im Innern des Reiches verweigert den Gesetzen des Staates den Gehorsam. Sie wird ultramontan genannt, weil ihr Herz jenseits der Alpenberge, und ihr unbeschränkter Gebieter der„unfehlbare“ Papst in Rom ist. „Hierarchie oder Staatsgewalt, Rom oder Deutschland?“ Das ist wieder die Losung in dem heftig entbrannten Kampfe geworden. Aber des großen Bismarcks Wort:„Nach Canossa gehen wir nicht!“ findet heute den lautesten Widerhall in Millionen deutscher Herzen. Der Staat muß endlich fiegen; denn er vertritt die Sache der Freiheit im Rahmen des Gesetzes, der nationalen Ehre und der Kultur. Unsere Pflicht aber ist's, durch Wachsamkeit, Hingabe an das Vaterland, Gehorsam gegen seine Gesetze, Fleiß und fromme Sitte den Bestand des neuen Deutschen Reiches sichern zu helfern. Gott schütze und segne Deutschland!“ * Poylom, 21. Juli. Man schreibt der„Schles. Vztg.“: Die österreichischen Maigesetze sind schlimmer wie die preußischen, hört man Zeitungen, Kammerredner und unklare Geister sagen. Daß dies nicht der Fall ist, hat für die hiefige Gegend die Primiz eines preußischen Neopresbyters, die in Oesterreich gefeiert werden mußte, klar bewiesen. Herr Reduch, Sohn angesehener und achtbarer Bauersleute aus unserem Dorfe, war in Olmütz zum Priester geweiht worden und wollte, wie dies ge: wöhnlich geschieht, im Heimathsdorfe prümiziren, d. h. seine erste, b. Messe feiern. Der königl. Oberpräsident wurde von den Eltern des Reopresbyters um Erlaubniß angegangen. Die Antwort ging dahin, daß blos eine stille Messe(dinter verschlossenen Thüren?) statthaft sei. Von so einer Primiz wäre Niemand erbaut worden und man wandte sich an den Pfarrer der nächsten Pfarrei hinter der Grenze, in Oesterreich. Der alt brave Pfarrer Cieplik in Petrowitz gab Kirche und Paramente gerne zu der Feier, ein staatliches Maigesetz stand dort nicht entgegen, und so wurde denn am 15. d. die Primiz des preußischen Priesters im Auslande höchst feierlich begangen, weil sie im eigenen Vaterlande werben durfte. Die Betheiligung war eine großartige. Hunderte von Preußen aus der Umgegend strömten herbei und an fünfzig Wagen rollten von Pohlom nach dem zwei Meilen entfernten Petrowitz, und auch die Betheiligung der Oesterreicher war eine allgemeine. Es erregte dies eigenthümliche Gefühle bei Preußen und Oesterreichern. Es ist dies jetzt der Fall, daß ein Preuße im Auslande seine Primiz halten ges Jahr feierte in demselben Petrowitz Neopresdyter Juzek aus Belschnitz, der Domaine des berühmten Grafen Arco, seine * Culmsee(Westpreußen), 21. Juli. Ein entsetzliches Unglück ereignete sich jüngst auf dem Gute Warschewitz. Zwei Brüder, der älteste 12, der jüngere 9 Jahre alt, hatten sich hinter eine Scheune gelegt, um ihre Eltern zu erwarten, die auf dem Felde arbeiteten, und warn dort eingeschlafen. Abends zwischen 10 und 11 Uhr wurde Knaben durch einen furchtbaren Schrei seines jüngeren der ältere der Bruders erweckt und lief davon, um die Eltern zu rufen. Als man auf dem Platze ankam, hatten zwei Hunde des Besitzers den jüngeren Knaben in Stücke zerrissen, so daß man Mühe hatte, die Theile des Körpers zusammenzulesen. Die Hunde sind sofort erschossen worden. Meransuum * Aus Baden, 21. Juli. Der im„Kirchlichen Verordnungsblatt“ veröffentlichte Bescheid des evangelischen Oberkirchenraths auf die DiöcesanSynoden des Jahres 1876 constatirt den Rückgang des namentlich in fast allen Städten. Se hat sich z. B. der in Karlsruhe von 14,4 pCt. auf 12,5, in Mannheim von 6,28 auf 4,9, in Heidelberg von 11,2 auf.6, in Freiburg von 25 von 13 auf 10.9, in Offenburg von 20,5 auf 10,7 vermindert. In ganzen Lande ist die Zahil der Kirchenbesucher um.1 Fgt, geringer er worden. Namentlich ist es die jüngere männliche Bevölrerung in den * Unterstützungswohnsitz. Früher hatte der Mensch bei uns sein Heimathrecht dort, wo er geboren wurde, oder wo er es durch Kauf erworben hatte. Mit dem Freizügigkeitsgesetz trat das Unterstützungswohnsitzgesetz in Kraft, welches das Recht auf Wohnsitz und Unterstützung durch zweijährigen Aufenthalt erwerben ließ. Seit 6 Jahren ist durch Beispiele der erdrückendsten Art nachgewiesen worden, wie dieses Gesetz oft zu einer unerträglichen Last für kleine Gemeinden und Gutsbezirke geworden Städten, aber auch schon hier und da auf dem Lande, deren Entfremdung vom öffentlichen Gottesdienst gewachsen ist(in Karlsruhe z. B. bilde.: männliche Theil nur ein Sechstel der Kirchengänger). Die Taufe scheint nur in einzelnen größeren Städten und auch dort nur in seltenen Fällen vurgangen zu werden. Es kann angenommen werden, daß 1,7 im Lande geschlossenenen Ehen ohne kirchliche Einsegnung geblieben sind, Am häufigsten scheint die kirchliche Einsegnung in Pforzheim unterlasse zu werden, wo neben 105 kirchlich getrauten Paaren 50 nur bürgerlich getraute zu verzeichnen sind. In den erwähnten 50 Fällen gehört Ehemann 22mal dem Handwerkerstand, 19mal dem Stand der Fa arbeiter an, 6mal ist er Taglöhner, Imal aus anderen, Ständep, aggung (1 Würzburg, 21. Juli. Eine besondere Gewandtheit in.##— der Lynchjustiz bewies hier eine Bauernfrau, welche mit einer größe Quantität Butter den Markt bezogen hatte. Derselben wurde nämlich von einer an ihrer Verkaufsstelle vorübergehenden Diebin eine Welle Bu entwendet. Sie eilte sofert der Diebin noch, Vezosz, ien Ho,roation ieie Ihlag üer bos eorpou, dei zun nuach ein hebeiges zu ehm, die übriger ihr Beruf entnehmen wir in jetziger folgenden zeitgemäßen * Die Damenstifte und Die„Rhein.=Westf. Volksztg.“ Artikel: „Die neuere Gesetzgebung hat leider viele herrliche Anstalten des kirchlichen Lebens zerstört. Die meisten Klöster sind dem sonannten„Culturkampfe“ zum Opfer gefallen, und wenn noch das eine oder das andere Kloster in unserem Vaterlande existirt, so ist doch sein weiteres Fortbestehen längst bedroht. erworben sein lassen. Beide Zeitungen sind sich deshalb heftig Haare gerathen; aber beide Zeitungen haben vollständig Recht, wenn sie sich gegenseitig vorwerfen, daß ihre Vorschläge nur zu neuen unerträglichen Mißverhältnissen führen würden, ohne den alten Uebelständen abzuhelfen. Der Grund dafür liegt darin, daß sich beide Zeitungen noch nicht klar darüber geworden find, daß das Uebel in einem inneren Widerspruch des Gesetzes selbst liegt und daß erst durch Beseitigung dieses Widerspruchs das Uebel selbst zu beseitigen ist. Das Gesetz nämlich hat die„Freizügkeit" zur„Staatssache“ gemacht, die Last des„Unterstützungswohnsitzes“ aber den einzelnen„Gemeinden und Gutsbezirken“ aufbürdet. Ist der„Unterstützungswohnsitz“ Sache der Gemeinden und Gutsbezirke, so muß auch die„Freizügigkeit“ Sache der Gemeinden und Gutsbezirke sein. Ist aber die„Freizügigkeit“ Staatssache, so muß auch der„Unterstützungswohnsitz“ Staatssache sein. Hält der Staat die Freizügigkeit durch die staatlichen Interessen der Neuzeit geboten, so hat auch der Staat für den Unterstützungswohnsitz durch Landeskranken=, Landesarmenund Landesarbeitshäuser zu sorgen. Die Frage wegen der Arbeiterinvaliden= und Altersversorgung wäre damit ganz von selbst gelöst. Will der Staat diese Staatsinstitute durch die Provinzen, Regierungsbezirke oder Kreise verwalten lassen, so wird sich darüber verhandeln lassen. Je.——— Verantnortlicher Redacteur: I..: Hermaan Moeskes in Dom.— Verlag: P. Hauptma 1 u.— Druck dee Hauptmana'schen Buchdrackerei in Vonn(Surst Nr.). * Forbach, 23. Juli. Das Amtsblatt für den Bezirk Lothr veröffentlicht die seitens des Herrn Oberpräsidenten verfügte Poeregnten derung von 90 lothringischen Gemeinden, mit dem Anfügen, daß!nur noch die deutsche Benennung zur Anwendung zu kommen Futzingen. diesseitigen Kreise heißt darnach das seitherige Brulange= Destry= Destrich und Suime— Shlyen,„ Wpztheilung eines dortigen *: Gute Reise. In Dortmund hat nach der Maltthrrtur#i# an einem Blattes eine Versammlung von Herren stattgefunden, die siaz an en Brieftaubenfliegen betheiligen wollen. Gute Reise.„..„6 die brei ** Im Jahre 1833 zählten die drei Dideesen Engrgnvs# gatholische Districkte Schotlands nur 797 katholisch, Pärsang) agein hereits 1154 Gymunssirg, 1876 gab es in England(ohizzg Echulean; in Schotlan, Kirchen, 330 Klöster, 23 Gymnasten und 998 Schusen) Während eien 233 Kirchen, 27 Klöister, 4 Ghmnasten und, 64. Fchren, Zeitraumes von 40 Jahren hat alse eine Vermeyrung. gget 5 357 Klöster, 25 Gymnasien und 603 Schulen stattge);„andenmeyer * In Eßlingen ist vor Kurzem der dortige Stadtv.-. g,gifertigung aus der Landeskirche ausgetreten und hat zugleich zuzutembergischen dieses Schrittes eine Brosysüre:„Der Abfall,, granzggeben. Landeskirche von der Schrift und dem Berenntnitz#####