6. Jahrgang. Bonn, Mittwoch den 31. Januar 1877. Nr. 28. Abonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn incl. Traglohn 4 RMark; bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark. Organ für das katholische deutsche Folk. Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentagen Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebühren für die Petitzeile oder deren Raum 15 RPfennig. dem 1. Februar eröffnen wir ein zweimonatliches Abonnement auf die„Deutsche Reichs=Zeitung. Preis 2 Mark 67 Pf. Bestellungen für auswärts nehmen sämmtliche Post-Anstalten, für Vonn die Expedition, Sürst Nr. 5, entgegen. Einige Probeblätter werden von uns stets franco und gratis geliefert. Deutschland. : Berlin, 29. Jan. In den engeren Wahlen, die in Berlin stattzufinden hatten, sind die Fortschrittsmänner, und zwar mit erheblicher Stimmenmehrheit, Sieger geblieben. Es ließ sich das vermuthen im 2. und 3. Wahlkreise, durfte aber weniger vermuthet werden im 1. Wahlkreise, wo, um mit der„Volksztg.“ zu reden, der Nationalliberalismus im Bunde mit den Reactionären aller Schattirungen seinen gefeiertsten und anständigsten Mann präsentirte und von den Socialdemokraten unterstützt wurde. Daß letzteres wirklich der Fall gewesen, wird von den nationalliberalen und verwandten Blättern geleugnet. Die„Post“ sagt, die Socialdemokraten hätten sich der Abstimmung im 1. Wahlkreise enthalten;„Nationalztg.“ und„Tribüne“ behaupten sogar, die Socialdemokraten hätten für Hirsch gestimmt. Letzteres ist bei dem Haß, den die Socialdemokraten gegen Hirsch im Herzen tragen und auch bei jeder Gelegenheit kundgeben, rein unmöglich. Noch am Wahltage selbst empfahl die socialdemokratische„Berliner Freie Presse“ ihren Parteigenossen nochmals, Mann für Mann für Forckenbeck zu stimmen, nicht, wie sie sagte, damit dieser„Bismärckianer“ gewählt werde, sondern damit Hirsch durchfalle. Allerdings wollen nun gewisse Blätter behaupten, weil am Abende vor der Wahl der socialdemokratische Agitator Most mit einer Schaar der Seinigen in einer nationalliberalen Versammlung zurückgewiesen worden, so habe dieser seinen Anhängern den Rath gegeben, nun auch nicht für Forckenbeck zu stimmen, sondern sich der Stimmabgabe zu enthalten. Es ist aber selbstverständlich, daß Most, da er keine Versammlung mehr abhalten konnte, dieses nur zu wenigen hat sagen können, daß also die mit den früher gefaßten Beschlüssen in Uebereinstimmung stehende Empfehlung der Berl. Fr. Presse“ dadurch ihrer Wirkung nicht beraubt werden konnte. Uebrigens ist nach der„Voss. Ztg.“ auch constatirt worden, daß neben den fortschrittlichen und nationalliberalen Vertrauensmännern socialistische Agitatoren an den Thüren der Wahllokale den Eintretenden Zettel, die auf Forckenbeck lauteten, aufzudrängen suchten. Die Voss. Ztg.“ setzt hinzu, sie glaube, daß die Nationalliberalen die Hülfe der Socialdemokraten nicht gesucht hätten; daß sie ihnen aber geworden, sei sicher. Nach allem ist die Frage, wie die Socialdemokraten bei der engeren Wahl im 1. hiesigen Wahlkreise gestimmt haben, wohl entschieden: sie haben sich nicht enthalten, sondern für Forckenbeck gestimmt. Wie in Berlin, so haben nun auch in den angrenzenden Wahlkreisen die Fortschrittler in den engeren Wahlen gesiegt: im Kreise Niederbarnim ist der Sieg ihres Kandidaten, Dr. Mendel, gegen den seitherigen freiconservativen Vertreter S. Paul Illaite, definitiv; im Wahlkreise Teltow=Breskow=Starkow ist der Sieg des fortschrittlichen Wöllmer gegen den seitherigen nationalliberalen Vertreter Kiepert so gut wie sicher, im Wahlkreise Jüterbock=Luckenwald=ZauchBolzig der Sieg des fortschrittlichen Hermes gleichfalls gesichert. Andererseits haben die engeren Wahlen der Fortschrittspartei einen Wahlkreis, und zwar zum ersten Male, im Großherzogthum Heffen verschafft, wie andererseits die Conservativen zum ersten Male einen Wahlkreis in Süddeutschland, und zwar in Baden, erobert haben. Uebersehen läßt sich jedoch das gesammte Wahlresultat noch nicht. So viel aber glaubt die„Voss. Ztg.“ schon heute sagen zu können, daß die liberalen Parteien zu Gunsten der Conservativen, Ultramontanen und Socialdemokraten geschwächt seien. Was speciell die Ultramontanen anbetrifft, so sagt sie, diese könnten zwar nicht, wie die Socialdemokraten, einen Gewinn verzeichnen; aber beide hätten alle Parteien gelehrt, mit ihnen zu rechnen und die Zahl ihrer Stimmen zu bemessen, und diese von den beiden Parteien jetzt errungene Stellung sei wichtiger als ein Sitz mehr oder weniger im Reichstage. Doppelt gewählt sind Lasker(in Meiningen und in Breslau), Hänel(in Kiel und in Breslau), Herz(in Ansbach und in dem 3. Berliner Wahlkreis), Bebel(in Dresden und in G auchau), Hasenclever(im 6. Berliner Wahlkreis und in Altona). Wie man vermuthet, wird Lasker in Meiningen, Hänel in Kiel, Herz in Ansbach, Bebel in Dresden, Hasenclever in Berlin annehmen. * Berlin, 29. Jan. In der Festsitzung der Akademie der Wissenschaften hat der ständige Secretär derselben, der hiesige Professor Mommsen, am Jahrestage der Geburt Friedrichs des Die Tochter des Spielers. 18 Roman von M. Ludolff. (Fortsetzung.) Um Helenens Willen, die Horstner wie eines seiner eigenen Kinder liebte, fühlte er sich bei jener Eröffnung, obgleich er sie halb und halb erwartet, schmerzlich beklommen. Zwar zweifelte er kaum an Burko's aufrichtiger Liebe zu seiner Tochter, wohl aber an dessen Fähigkeit, der geeignete Beschützer und Leiter des jungen Mädchens zu sein; denn das bisherige Leben des plötzlich aus der Verschollenheit Aufgetauchten erschien ihm wenig Vertrauen erweckend, und soviel Richard sich auch während ihres jetzigen Zusammenlebens darum bemüht hatte, es war ihm dies nicht geglückt, ein klares Urtheil über Burko's Charakter zu gewinnen, und noch weniger, einen Einblick in dessen Vergangenheit. Daß darin nicht alles klar und rein gewesen, daß mehr darin verborgen lag, als Burko für gut fand, ihn sehen zu lassen, dies blieb Richards unabweisbares Empfinden, das jenes unbestimmte Mißtrauen, welches sich gleich bei der ersten Begegnungen, ihm geregt, nicht bannen ließ. Indeß, demselben Ausdruck zu geben, fehlte ihm jegliche Berechtigung, und nur der Weg der Vorstellungen und freundlichen Bitte bot sich ihm mehr dar. Er verfolgte ihn denn auch. Mit warmen, überzeugenden Worten wandte er sich an Burko's väterliches Herz und bat ihn, Helene doch in ihrem gesicherten, liebgewonnenen Heim zu lassen, statt sie in diesem jugendlichen Alter ohne mütterlichen Schutz in den Strudel einer Weltstadt, wie NewYork, zu verpflanzen, er mahnte den in seiner Gesundheit erschütterten Mann an seine geschwächten Kräfte, an sein bisheriges, unstetes Leben, auf das er leicht genug von Neuem angewiesen sein könne, endlich an alle die schwierigen Lagen, denen er das junge, unerfahrne Kind in fremder Umgebung und unter unbekannten Menschen aussetze. Dem Allen widersprach Burko nicht, er wies nur auf Richards eigenes vierjähriges Töchterchen hin und sagte schmerzlich:„denken Sie sich einmal, Herr Horstner, Sie würden dieses lieblichen Kindes beraubt, durch widrige Verhältnisse sähen Sie sich gezwungen, völlig auf das Glück zu verzichten, die Entwickelung des kleinen geliebten Wesens zu schauen— und von dem süßen Kindermunde den Vaternamen zu hören, bis endlich, nach langen, langen Jahren Ihnen das späte Glück, nunmehr ihr Kind um sich zu haben, verheißungsvoll winkte! Würden Sie da die Kraft haben, freiwillig auf solche Aussicht zu verzichten?— Ich besitze sie nicht, und doch— ich will nicht egoistisch sein; findet Helene selhst es ein zu großes Opfer, ihr gegenwärtiges Heim mit dem, was ich ihr bieten kann, zu vertauschen, so werde ich mich fügen. Mein Kind soll wählen!“ Und so geschah es. Helene, dem siebzehnjährigen Mädchen, wurde Großen(25. Januar) einen Vortrag über die Stellung dieses Königs zur katholischen Kirche gehalten. Des Königs Absicht, sagt Mommsen, sei gewesen, für die östlichen Provinzen seines Staates ein katholisches Vicariat zu errichten in Personalunion mit dem Fürstbischof von Breslau, und die desfallsigen Verhandlungen mit dem Fürstbischof hätten zu einem glücklichen Ende geführt; aber er habe das Vicariat als ein königliches bezeichnet wissen wollen, während der Papst die Bezeichnung als apostolisches Vicariat verlangte; erhabe verlangt, der Vicar solle von ihm, nicht vom Papste, abhängig ihm allein als preußischer Unterthan unterworfen sein, und deshalb auch die Anstellung desselben für sich in Anspruch genommen. Daran seien die Verhandlungen mit Rom gescheitert. Was den König bewogen habe, gegen seine frühere Absicht dem Papste nicht zu trotzen, erklärt Prof. Mommsen allerdings nicht zu wissen; vielleicht aber meint er, habe Friedrich nur zu bald erkannt, daß er die Welt genialer aufgefaßt habe, als sie wirklich gewesen sei. Ueberhaupt habe der König eine Zeitlang daran gedacht, der katholischen Kirche für seine Staaten eine staatliche Organisation zu geben, diesen Gedanken aber schließlich fallen lassen: vielleicht habe er in reiferen Jahren, meint der Redner die Schwierigkeiten des Werkes besser erkannt. Mommsen hat es versäumt, eine nahe liegende Nutzanwendung zu machen: Ist es nämlich vor 100 Jahren, wo ungläubige Aufklärung die weitesten Kreise beherrschte, wo selbst Bischöfe sich eifersüchtig zeigten auf die Rechte des päpstlichen Stichles, ist es selbst da nicht möglich gewesen, der katholischen Kirche eine staatliche Organisation zu geben, so ist es heutzutage, wo das katholische Bewußtsein so lebhaft erwacht ist, Bischöfe und Volk so treu zum apostolischen Stuhle halten, gewiß nicht möglich. Herr Mommsen hat die Nutzanwendung nicht gemacht: darum will ich sie machen. Da ich nun aber so an den Culturkampf erinnert bin, so schließe ich noch einige Bemerkungen an, die zur Illustration der kirchlichen Zustände von Berlin dienen. Der Gemeinderath der hiesigen Marcusgemeinde, die außer zwei Predigern einen Hülfsprediger hat auf eine Seelenzahl von 62.000, stellt den Antrag, es möge der Hülfsprediger abberufen werden, weil die Gemeinde die Mittel nicht aufbringen könne. Welche Schlußfolgerungen lassen sich aus dieser Thatsache ziehen! Eine Gemeinde von 62.000 Seelen, und nur drei Geistliche und einer soll noch entlassen werden, weil man das Gehalt nicht aufbringen kann! Die„Kreuzztg.“ meinte neulich, die Erfolge der socialistischen Agitation seie hier deshalb so groß, weil es zu sehr an geistlichen Kräften fehle, und gerade in den Stadttheilen, die Hasenelever und Fritsche gewählt, sei nur ½ der Kinder getauft und seien 11 Prozent der Ehen ohne kirchliche Einsegnung geblieben. Sie ist allerdings der Ansicht, daß bei der gegenwärtigen Generation die Vermehrung der geistlichen Kräfte nichts nützen würde; sie meint aber, es könnte die kommende Generation, die heranwachsende Jugend um so eher gewonnen werden. Wie trostlos es indessen steht, das konnte in diesen Tagen eine Ankündigung in einem hiesigen socialdemokratischen Blatte lehren, in welcher ein Sozialdemokrat seinen Parteigenossen anzeigt, daß er für sie unentgeltlich die schriftliche Anzeige behufs Austritts aus der Landeskirche anzufertigen bereit sei. Die„Köln. Ztg.“, die, seit sie aus den Wahlresultaten das Anwachsen der Socialdemokratie erkannt hat,— um das„Bürgerthum" des nationalliberalen Geldsackes zu retten, fortwährend nach Beseitigung des allgemeinen Stimmrechtes schrie, bringt heute einen Artikel aus der Bonner„DVC', worin die Beseitigung des allgemeinen Wahlrechtes als ein zu gefährliches Experiment am jungen Reiche bezeichnet und als Heilmittel gegen die Zunahme der„Reichsfeinde“ eine Verlängerung der Legislaturperiode verordnet wird. Die Liberalen glauben dadurch ihre Existenz als regierungsfähige Partei einige Jahre länger fristen zu können. Das ist freilich eine Galgenfrist.— Die liberale Presse glaubt den Ultromontanen eines zu versetzen, wenn sie dieselben eines Bündnisses mit den Socialdemokraten beschuldigt. Das ist zu dumm, um viel darauf zu antworten. Zu bedenken geben wir jedoch den liberalen Blättern: 1) Wäre es denn so ungewöhnlich, wenn die Ultramontanen, nachdem man sie fortwährend mit den Socialdemodie Wahl anheim gegeben, und damit ihrem jungen, warmen Herzen der erste, schwere Kampf zwischen Neigung und Pflichtgefühl bereitet. Es war Abend. Mild und erquickend strömte die Spätsommerluft durch das geöffnete Fenster in das trauliche Gemach der alten Amtmännin Horstner. Dieselbe saß in ihrem kleinen, bequemen Lehnsessel nahe dem Fenster und blickte auf zu dem hellen, klaren Monde, der, unkränzt von tausend und aber tausend Sternen, mild zur Erde niederschaute und mit seinem silbernen Lichte das liebe, ehrwürdige Antlitz der Matrone beleuchtete. Sie hatte die Hände in ihrem Schooß gefaltet und bot das Bild eines reinen, tiefen Friedens. Rings umher lagerte abendliche Stille. Hörbar in derselben naht jetzt ein sachter, leichter Schritt und ein bleiches Gesicht taucht neben der Greisin auf, an deren Seite Helenchen sanft sich anschmiegend, niederkniet. Die Matrone legt ihre Hände auf den blonden Kopf und das weiche, lockige Haar streichelnd, läßt sie ohne ein Wort zu sprechen, das Kind gewähren, das sein Antlitz in ihrem Schooße verbergend, heiße Thränen weint. Mit einer festen Willensanstrengung hebt es den Kopf aber bald wieder in die Höhe, und die Thränen zurückdrängend, bittet es weich:„Großmütterchen, hilf mir! Sage, was muß ich thun? Siehe, Euch Alle, die Ihr mir meine einsame Kindheit so glücklich gemacht, liebe ich so sehr, ich liebe dies Haus, wie alles, was mich hier umgiebt, als meine traute, süße Heimath, und der Gedanke, von hier scheiden zu müssen und das weite, unermeßliche Meer, vor dem mir schon bei der Erinnerung graust, durchschiffen zu sollen, will mir schier das Herz brechen— dennoch aber liebe ich auch meinen Vater, meinen armen, mir fremd gewordenen Vater, dessen mir in meiner Kindheit bewiesene Zärtlichteit mir ja unvergeßlich geblieben ist! O. ich weiß es, ich bin sein Liebstes auf Erden!— wie aber kann und darf ich da ihn allein, schwach und einsam, wie er ist, zu seinem fernen, öden Heim zurückkehren lassen?!“ Erregter fuhr sie fort:„Gehöre ich nicht zu ihm?— Bin ich nicht sein einziges Kind, dessen Pflicht es ist, ihm sein arbeitsames Leben nach Kräften zu erleichtern? O, Großmütterchen, rathe, sprich— was muß ich thun?“ Frau Horstner strich wiederholt die widerspenstigen Locken aus des Mädchens weißer Stirn, ehe sie ihr nachdenkliches Schweigen brach: Sanft schaute sie in Helenens feuchtglänzende Augen, und deren bittendem Blick begegnend sagte sie weich:„Mein liebes, liebes Kind, spricht nicht tief in Deinem Innern selbst eine Stimme, die Dir Antwort gibt auf Deine Frage?“ „Doch,“ flüsterte die Kleine, während auf's Neue ihre klaren, blauen Augensterne verdunkelten,„doch, ich höre sie, diese Stimme; bei Tag und Nacht spricht sie zu mir und heißt mich, mit dem gehen, zu dem ich gehöre, dessen Kind ich bin.“ „Wohlan, mein Liebling,“— entschied die Matrone gerührt— „entsprich Du der Forderung, die Dein Gewissen an Dich stellt, se kraten in ein und denselben„reichsfeindlichen“ Topf geworfen hat, nun auch mit den anderen„Reichsfeinden“ aus demselben Topfe herausschauten? 2) Wäre es denn so überraschend, wenn die Katholiken endlich, nachdem sie den Nationalliberalen lange genug vergeblich die Hände bittend entgegengehalten, nun auch einmal— natürlich innerhalb der Grenzen des durch Religion und Gesetz Erlaubten— den letzteren ihre Hinterfüße unter die nationalgebogene Nase hielten? 3) Im Grunde genommen sind uns die Socialdemokraten lange nicht so gefährlich als die Nationalliberalen, denn während erstere nur mit uns unser irdisches Gut theilen, uns also doch noch die Hälfte davon lassen wollen, stellen letztere unserem höchsten Gute, der unsterblichen Seele unserer lieben Kinder nach, und wollen eine Schule schaffen, in der das ewige Seelenheil unserer Kinder auf's Aeußerste gefährdet ist. Das Resultat der Stichwahlen, die nunmehr sämmtlich vollzogen sind, ist bis jetzt kaum zur Hälfte bekannt. Die besten Geschäfte hat, wie es scheint, der Fortschritt gemacht, der in diesem zweiten Wahlgang nicht nur hartbestrittene Sitze behauptet, sondern auch neue Mandate erobert hat, die den Verlust, den er am 10. Januar erlitten, zum größeren Theile ausgleichen dürften. Die Socialisten sind bei den Stichwahlen fast überall unterlegen; wie sehr auch ihre Stimmenzahlen in die Höhe gingen, waren sie den Ziffern der reichsfreundlichen Coalition, die sich ihnen in den meisten Bezirken entgegenstellte, nicht gewachsen. Nur Dresden fiel ihnen zu und auch noch im holsteinischen Bezirk Itzehoe steht ein Sieg für sie in Aussicht; sie würden es also, falls bei der Ersatzwahl in Altona dieser Kreis behauptet wird, auf dreizehn Sitze gebracht haben. Ueber die Berliner Stichwahlen herrscht im fortschrittlichen Lager eitel Jubel und Freude, während die Nationalliberalen und Freiconservativen den vielgequälten„Pyrrhus“ citiren, um sich an ihm zu trösten und aufzurichten. Wie dieser Trost, so hat, meint die„Frankf. Zig., auch der fortschrittliche Jubel einen wunderlichen, fast komischen Beigeschmack. So läßt die„Volkszeitung' im dritten Bezirk das„vereinigte liberale Bürgerthum über das Demagogenthum fiegen", im ersten Bezirk aber zeigt sie uns gegen den Fortschritt den„Nationalliberalismus im Bunde mit der nackten Reaction“ so, daß man wohl fragen darf, wo war denn diese nackte Reaction im dritten Bezirk? Beim Demagogenthum gewiß nicht, also figurirt sie dort als stiller Theilhaber der Firma des„vereinigten liberalen Bürgerthums“ und das ist sie bekanntlich überall, wo sie sich nicht stark genug fühlt, dem Fortschritt ein Bein zu stellen. Sicher sind bis heute gewählt: 113 Nationalliberale, 34 Conservative, 33 deutsche Reichspartei, 96 Centrum, 25 Fortschritt, 14 Polen, 15 Elsässer, 12 Socialisten, 5 Democraten, 1 Däne, 5 Wilde, 10 Gruppe Löwe, macht zusammen 363 Wahlen; es fehlen, wie schon bemerkt, noch 34 Resultate. Neuwahlen finden statt: in Berlin, für dessen 3. Wahlkreis Herz ablehnt, in Breslau, auf welches Hänel verzichtet, während Lasker gedrängt wird, dort anzunehmen, worüber derselbe sich noch nicht entschieden hat, in Glauchau, wo Bebel zu Gunsten Dresdens ablehnt, in Altona, wo Hasenclever zu Gunsten von Berlin verzichtet. Aus Dresden wird erzählt, daß die Wahl Bebels, für den übrigens, dem nationalliberalen Rivalen gegenüber, die Partikularisten ihr Gewicht in die Wagschale geworfen haben, noch denselben Abend auf dem Hofball bekannt wurde und zumal beim Könige von Sachsen den tiefsten Eindruck machte. Es läßt sich das denken. Die solide Altstadt Dresden wählt Bebel, während die Neustadt seinen Ankläger, den Generalstaatsanwalt von Schwarze, aus den Urnen hervorgehen läßt. In der Zeugnißzwangsaffaire gegen den Chefredacteur des „Kur. Pozn.“, Herrn Dr. Kantecki, gehen der„Germania" nachstehende Schriftstücke zur Veröffentlichung zu.„Herr Kantecki hatte sich nämlich mit dem früher mitgetheilten Bescheide nicht zufrieden gestellt, sondern folgende Eingabe an die zutreffende Stelle gerichtet: „Posen, den 19. Januar 1877. Das königliche Kreisgericht hat mir in der hohen Verfügung vom 5. Januar c. am Schlusse eröffnet, es müsse mich so lange in Haft behalten, bis ich das geforderte Zeugniß abgeben werde. Da ich nun Letzteres niemals thun werde, wie ich schon wiederholt erklärt, so würde der gegen mich verhängte Zwang thatsächDeinem Vater eine ebenso brave, treue Tochter, wie Du bisher uns gewesen.“ „Das will ich, Großmütterchen,“ rief das junge Mädchen enschlossen, und um ihren kleinen Mund trat merklicher ein Zug von entschiedener Willenskraft hervor.„Gewiß," wiederholte sie, ich will allzeit streben, meine Pflicht zu thun. So werde ich denn meinem Vater folgen— aber, wenn auch der Raum uns trennt, in meinen Gedanken bleibe ich mit Euch, Ihr Lieben, vereint, und Ihr, Ihr Alle, dürft auch mich nicht vergessen!— sie stockte einen Augenblick, bevor jedoch die Matrone ihr eine beruhigende Zusicherung geben konnte, fuhr sie mit leichtem Erröthen fort:„sage dies auch Leo, Großmütterchen, wenn er nun bald heimkehrt und mich nicht mehr findet. Ich weiß, das wird ihm wehe thun, gerade wie es mir schwer wird, zu gehen, ohne mit ihm ein Abschiedswort gewechselt zu haben! War er ja doch mein erster Freund!— mein bester Beschützer in meiner kindlichen Noth. Nimmer vergesse ich es, wie er damals bei den Kunstreitern es lieber riskiren wollte, ertappt zu werden, als davon zu laufen, ohne mich, das verlassene Kind, getröstet zu haben. Ach Großmama Horstner, sag' es ihm, daß ich mich scheidend an jene Zeit erinnert und ihm durch Dich viel tausend Abschiedsgrüße sende.“ Leiser waren die letzten Worte schon geworden, Bewegung erstickte jetzt jede weitere Aeußerung. Frau Horstner zog das Mädchen näher zu sich. „Wir alle werden Deiner nicht vergessen, und stets wird Dein Platz hier im Hause Dir offen bleiben. Das vergiß niemals, meine Helene, und nun, liebes Kind, blicke muthig vorwärts; unterziehen wir uns willig der einmal als Pflicht erkannten Aufgabe, so kommt die Kraft dazu auch von Oben, und so auf des allmächtigen Gottes Schutz bauend, betritt zuversichtlich, mein Kind, den Weg, welchen Dein Pflichtgefühl Dir anweist.“ Und segnend legte die alte Dame ihre Hände auf das Haupt des jungen Mädchens, während aus dem innersten Grunde ihrer Seele ein heißes Gebet zum Himmel aufstieg, daß er seine Engel aussenden möge, um das liebliche, unschuldige Mädchen auf den— wie ihr ein prophetischer Geist zu sagen schien— gefahrvollen Bahnen seines Lebens zu geleiten. Etwa acht Tage nach jenem Abend und circa fünf Wochen nach Burko's erstem Erscheinen in D. verließ Helene an ihres Vaters Hand das Horstner'sche Haus, die Stätte, die für sie eine gar glückliche Heimath gewesen. Diejenigen aber, die ihre elternlose Kindheit beschützt hatten, ließen sie nicht ohne tiefe Bekümmerniß ziehen. Richard, ihr einstiger treuer Vormund, gab derselben Ausdruck, indem er sich von seinem still weinenden Weibe weg, zu seiner bewegten Mutter hinwandte mit dem lauten Ausrufe:„ist es nicht das größte Un tlück:— das Unglück sehen und selbst nicht helfen, selbst nichts helfen können!“ (Fortsetzung folgt.) lich auf eine lebenslängliche Einsperrung hinauslaufev. Wenngleich der § 312 der Cr.=Ordn. über die Dauer der gegen einen renitenten Zeugen verhängten Strafe sich nicht ausläßt, so glaube ich doch annehmen zu können, daß diese Dauer in den Gesetzen eine Begrenzung gefunden hat, da ich mich aus der Kenntniß ähnlicher Fälle gelesen zu haben erinnere, daß die preußischen Gerichte gegen renitente Zeugen Gefängnißstrafe von bestimmter Dauer festsetzen und nach deren Verbüßung den Zeugen entlassen. Ich bitte daher ganz ergebenst um geneigten Bescheid: wie lange das königliche Kreisgericht mich in Haft zu behalten gedenkt, da ich das erforderte Zeugniß nicht abgeben kann und nicht abgeben werde. Dr. A. Kantecki.“ Darauf ist nachfolgender Bescheid erfolgt: „Königl. Kreisgericht, Abtheilung für Strafsachen. R. L. 770/76. Posen, den 19. Januar 1877. An den Geistlichen Herrn Dr. phil. Anton Kantecki hier. Auf das Gesuch vom 19. d. M. erhalten Sie Folgendes zum Bescheide: Wie Ihnen bereits mittelst Verfügung vom 5. Januar d. J. eröffnet worden, führt das hiesige königliche Kreisgericht nur die Requisition des kaiserlichen Oberpostdirectors zu Bromberg aus und hat daher selbst ebenso wenig wie über die Frage, ob Sie behufs Zeugnißerzwingung in Haft zu nehmen, über die nach§ 312 Criminalordnung in ihren Grenzen nicht fixirte Dauer Ihrer Haft zu befinden. Es muß Ihnen anheimgegeben werden, sich mit Ihren bezüglichen Anträgen resp. Anfragen an den kaiserlichen Oberpostdirector zu wenden. Groß.“ Dazu bemerkt die„Berl. Volkszig.“ sehr richtig:„Wenn dieses zweite Schriftstück wortgetreu mitgetheilt ist, so würde es das Verhältniß unserer richterlichen zu den Verwaltungsbehörden in ein wundersames Licht stellen. Uns ist es wenigstens neu, daß ein preußisches Gericht im Auftrage eines Oberpostdirektors handelt, daß es Jemanden, um ein Zeugniß aus ihm heraus zu zwingen, gefangen setzt, ohne sich klar darüber zu sein, ob diese Maßregel nöthig war, daß es schließlich eine Person, welche es gefangen hält, anweist, sich mit ihren Anträgen und Anfragen über ihre Haft an einen Oberpost=Director zu wenden. Wir müssen einstweilen die Möglichkeit eines solchen richterlichen Bescheides bezweifeln. * Berlin, 29. Januar. Wie der„Köln. Ztg.“ aus Rom vom hautigen Tage gemeldet wird, sollen in dem nächsten Confistorium die Erzbischöfe Eder von Salzburg, Kutschker von Wien, Langénieux von Reims, der Bischof Pié von Poitiers und einige italienische Bischöfe zu Cardinälen ernannt werden. — Die in Midhat's Schreiben ausgesprochene Aufforderung der Pforte, in directe Friedensunterhandlungen zu treten, hat der Fürst von Serbien in den verbindlichsten Ausdrücken zustimmend beantwortet. Von dem Fürsten von Montenegro ist noch keine Antwort eingetroffen. Die Herren Pfarrer der Diöcesen Münster und Paderborn haben unter dem 20. d. M. laut dem„Westf. Mercur' folgende Eingabe an beide Häuser des Landtages gerichtet; „Hohes Haus! Die römisch=katholische Kirche behauptet mit dogmatischer Bestimmtheit, daß sie von Jesus Christus, dem menschgewordenen Sohne Gottes, den Auftrag erhalten habe, die von ihm den Menschen gebrachte Offenbarung zu verkünden. Aus diesem Auftrage leitet sie das Recht wie die Pflicht ab, auch die katholischen Kinder in der Volksschule in den Heilswahrheiten zu unterrichten. Sie erklärt ferner, daß Niemand außer ihr, wer immer es sei, berechtigt oder auch nur befähigt sei, in ihren Lehren zu unterrichten; daß namentlich keine Staatsgewalt einen Auftrag, in der römisch=katholischen Lehre zu unterrichten, ertheilen dürfe oder könne. Die gehorsamst unterzeichneten Pfarrer halten sich überzeugt, daß die Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 diese Anschauung der römisch=katholischen Kirche als eine in den preußischen Staaten rechtlich zulässige dadurch hat anerkennen wollen, daß der Artikel 24 der Verfassungsurkunde der Kirche sdie Leitung des Religionsunterrichtes in der Schule= ausdrücklich vorbehalten hat. Wir halten uns ferner überzeugt, daß die gesetzgebenden Factoren die Leitung des Religionsunterrichtes durch die Kirche als eine selbstständige aufgefaßt haben. Das Wesen der Kirche und ihrer Lehre fordert diese Selbstständigkeit als Grundbedingung für ihre Existenz. Die Entstehungsgeschichte des Artikels 24 der Verfassungsungsurkunde bestätigt ebenso, wie die bis in die jüngste Zeit zur Geltung gekommene Auslegung desselben die Richtigkeit unserer Ueberzeugung, welche wir in der hier angeschlossenen Eingabe an den Herrn Minister Dr. Falk des Näheren begründet haben. Der Herr Minister Dr. Falk nimmt dagegen für die Staatsregierung das Recht in Anspruch, den römisch=katholischen Religionsunterricht im eigenen Auftrage ertheilen zu lassen. In dem Erlasse vom 18. Februar 1876, wie in dem an uns gelangten, hier abschriftlich angeschlossenen Bescheide vom 8. November ejusd. hat der Herr Minister diese Auffassung ebenso vertreten, wie er sie selbst und durch seine Commissare vor beiden Häusern des Landtages mit der Versicherung zu rechtfertigen versucht hat, daß der Standpunct der Staatsregierung auf der Verfassungsurkunde und den Landesgesetzen beruhe. Daß der Standpunct der Staatsregierung dem Standpuncte der Kirche geradezu entgegengesetzt ist, erkennt der Herr Minister in dem Bescheide vom 8. November v. J. ausdrücklich an. Es kann nicht im Interesse der staatlichen Ordnung liegen, wenn über einen Artikel der Verfassungsurkunde zwischen der Staatsregierung und einer großen kirchlichen Gemeinschaft eine so durchschlagende Meinungsverschiedenheit herrscht, daß der gegenseitige Vorwurf verfassungs= und gesetzwidriger Handlungsweise aus den bezüglichen Verhandlungen herausgelesen werden darf. Die staatliche Autorität leidet bei dieser Unsicherheit gerade jetzt um so mehr, je tiefer das Mißtrauen in die römisch=katholische Bevölkerung im Gefolge der kirchenpolitischen Gesetzgebung der letzten Jahre eingedrungen ist. Die unterzeichneten Pfarrer glauben deshalb im Interesse des staatlichen Lebens zu handeln, wenn sie gehorsamst bitten: das hohe Haus möge geneigtest dahin wirken, daß eine authentische Interpellation des Artikels 24 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 herbeigeführt werde.“ Von dem Schiff„Elisabeth“ sind Nachrichten d. d. Capstadt den 1. Januar c. bei der Admiralität eingegangen.— Das Schiff„Louise“ verließ am 17. November 1876 Shanghai, ankerte am 22. November im Hafen von Foochow, ging am 7. December wieder in See und ankerte am 8. dess. Mts. auf der Rhede von Amoy * Wien, 29. Januar. Durch Telegramme aus Rom von gestern werden die Behauptungen über eine Erkrankung des vu tes widerlegt. + Aus Oesterreich, 28. Januar. Rußland's Zögern im Auftreten gegen den Halbmond hat die Slaven kopfschen gemacht. Dieser Umschlag der slavischen Gefinnung ist von ungeheurer Bedeutung in der verhängnißvollen Orient=Frage, die unseren Staatsmännern den Schlaf verscheucht. Bisher verehrte man das nordische Reich als die slavische Großmacht, und unser Erdtheil hatte sich daran gewöhnt, auch die 30 Millionen nicht=russischer Slaven als Subsidiär=Macht des Czars zu betrachten, und die panslavistischen Blätter sagten:„Die dreißig Millionen nicht=russischer Slaven, welche in Europa höchst wichtige Positionen besetzt halten, bilden für Rußland einen moralischen und unter Umständen auch einen materiellen MachtFactor, wie die Ereignisse auf der Balkan=Halbinsel beweisen.“ Nun aber erklären die nämlichen Blätter:„Die nicht=russischen Slaven bilden jenen Macht=Factor nur soweit und solang, als sie in dieser Beziehung von Rußland selbst erkannt, geschätzt und geschützt werden; denn das Interesse muß eben beiderseitig sein. Nun aber haben sich die türkischen und österreichischen Slaven in den Wahn hineingelebt, daß die Armee des Czars in jeder Beziehung musterhaft und unüberwindlich sei. Spricht man ihnen von der Lockerung der Disciplin, von der erbärmlichen Verpflegung und der unter aller Kritik stehenden MilitärVerwaltung, die man bei der russischen Süd=Armee constatirt, so gilt man als befangener Russenfeind. Somit erklären die Slaven des Kaiserstaates die Thatlosigkeit des Czaren=Heeres als Lauheit gegen die„slavische Sache" und werden an ihrem Fetisch irre. Während Serbien und Montenegro ernstlich an Separat=Frieden denken, sind die ungarischen Serben und Croaten bereits von ihrer Russen=Liebe geheilt; und nun tagt es nachgerade auch dem zähesten Agvischen Stamme. den böhmischen Czechen, die bisher so innig un„Moskau liebäugelten, aber jetzt auch„an Rußland irre werden". Indignirt ruft die heutige (alt=czechische)„Politik“:„Sind die Verhältnisse den in Petersburg maßgebenden Staatsmännern klar? Nach der gegenwärtigen Haltung des officiellen Rußland sollte man fast schließen, daß den Herren ein gründlicheres Studium der slavischen Frage sehr zu Statten käme.“ Diese Bekehrung der Habsburgischen Slaven erleichtert unserem Kaiserstaate die Haltung in der OrientFrage ganz außerordentlich. 8 Aus Ungarn, 26. Jan. Der Kaiser verlangt peremtorisch, daß der Ausgleich vor Ende des Monats abgeschlossen sein müsse. Während nun Tisza's Blätter,„Hon und„Ellenör“, melden, daß die Conferenzen aussichtslos seien, und daß Tisza abtreten werde, wenn die Krone nicht ihr Ja zu der Separat=Bank sage, bezeichnet der„Kelet Nepe“, das Blatt Sennyey's, ein fünfjähriges Provisorium als abgemacht. Hieraus könnte man auf ein Cabinet Sennyey schließen, das wirklich auch von den durch Tisza inspirirten Zeitungen in Aussicht gestellt wird. Thatsächlich werden die Verhandlungen im Galopp geführt, und diesmal sind die Cisund Trans=Excellenzen nicht mehr so bärbeißig aufeinander, ja sie erschöpfen sich in gegenseitigen Höflichkeiten; ein Umstand, der den Schluß auf endliche Vereinbarung erlaubt. Und ein Uebereinkommen ist für Ungarn unerläßlich, einfach darum, weil die Staatscassen gänzlich leer sind, weil man am Vorabende der Emission einer Geld=Rente steht, weil im Mai 1878 die 153 Millionen=Schuld eingelöst werden muß. Die Ungarn haben mit ihren türkischen Stamm=Verwandten das gemeinsam, daß sie das Geld nehmen, wo es zu finden ist, und daß sie mit demselben, wenn es einmal in ihren Händen ist, wirthschaften, als wären es Hirsekörner, deren Abgang durch die nächstjährige Ernte ersetzt wird. Unter diesem Gesichtspuncte wäre ein Ministerium Sennyey dem Ungarlande zu gönnen. Dieser„conservative“ Mann, welcher nach unseren Begriffen vielmehr den Namen„alt=liberal" verdient, ist wenigstens besonnener und würde sich auf die Katholiken und die übrigen erhaltenden Elemente des Königreiches stützen, müßte daher mit Kammer=Auflösung und Niederhaltung der radicalen calvinistischen Partei debütiren. Ob jedoch die Neuwahlen ihm so ganz günstig wären, müßte abgewartet werden.— Uebermorgen, 28. d. Mts., wird der Jahrestag des Todes Deáks gefeiert. Italien. 0 Rom, 27. Jan. Das abscheuliche Gesetz über die„Mißbräuche des Klerus" macht in der Kammer viel Geschrei; aber nachdem sich die ehrenwerthen Deputirten in ihrer Weise und dagegen ausgesprochen hatten, ging es mit 150 gegen 100 Stimmen durch. Diese Hundert der Opposition gehören theils der äußersten Linken und theils der Rechten an, die übrigens ebenso schiecht ist als die Linke. Die Herren der äußersten Linken hielten solche gotteslästerliche Reden, die wahrlich besser verschwiegen werden. Der Eine sagte z..:„Ich glaube überhaupt nichts, und daher verstehe ich von Glaubenssachen nichts.— Ein Anderer, Petrucelli della Gattina sagte:„Ich habe den Papst mit dem Titel eines Kalifen beehrt. Er herrscht ja nur über 200 Millionen Seelen, während der Kalif von Constantinopel über fast 600 Millionen Seelen herrscht. Der Papst habe Italien excommunizirt; er wolle den Papst excommuniziren. — Solche und ähnliche Reden wurden gehalten. Die Mehrheit dieser Opposition fand nämlich das Gesetz noch viel zu gelinde. Unzweifelhaft wird es auch im Senate ohne Schwierigkeit durchgehen, denn der freiherrliche Nicotera, Minister des Innern, hat durch einen Pairs=Schub von 16 neuen Senatoren schon Vorsorge getroffen, daß ministerielle Beschlüsse auch die Genehmigung des Senates erhalten werden.— Uebrigens wird der Baron Nicotera von seinen Gegnern furchtbar verfolgt. Man fordert ihn auf, seinen Titel als Baron nachzuweisen und Rechenschaft über seine Jahresrente von 40,000 Liren abzulegen, da er doch früher als ein armer Teufel bekannt war. Zu all diesen Skandalen kommt nun die mißliebige Bekanntmachung der Bezahlung der„Gazzetta'Italia“ aus den geheimen Fonds. Die famosen Vatikanischen Chroniken dieses Lügenblattes wurden jede mit 45 Liren aus den geheimen Fonds bezahlt. Darum hat aber auch dieser Chronist wie gedruckt gelogen. Trotz all dem scheint der Sturz Nicotera's nicht zu erfolgen. Depretis hat ihn öffentlich unter seine Fittige genommen und ihn als seinen theuersten Freund erklärt. Er ist auch gestern mit dem Könige noch Neapel abgereist, um in Calabrien sich einige Tage von seinen Strapazen auszuruhen. Sein Sturz würde uns höchst wahrscheinlich den hitzigeren Cairoli als Minister des Königreiches Italien bringen. Die Republik gewinnt täglich mehr an Terrain.— Die Gesundheit des hl. Vaters, die durch Erkältung etwas gelitten hat, ist bereits wieder gänzlich hergestellt. Die öffentlichen Audienzen sind übrigens aus Rücksicht der hohen Alters und der schneidenden Kälte noch suspendirt. Jedoch empfängt der Papst Kardinäle und Prälaten, um Berichte entgegen zu nehmen und die nöthigen Beschlüsse zu fassen. Die Pilger von Besancon, die sich auf etwa 200 belaufen und wo; r u n t e r s i c h 4 0 P r i e s t e r b e f i n d e n, w e r d e n i n d e n e r s t e n T a g e n d e s kommenden Monates empfangen werden. Der Erzbischof Paulonier und sein General=Sekretär stehen an ihrer Spitze und werden dem hl. Vater die Summe von 150,000 Franken zu Füßen legen. Wahrlich, Frankreich ist in seinen Werken der christlichen Liebe unerschöpflich.— Mnsar. Parocchi, bisheriger Bischof von Pavia, antwortete in dem„Osserv. Catol.“ auf den heftigen Brief des Domherrn Audisio in einer würdevollen und schönen Weise. Der hochwürdigste Herr Bischof wurde vom Papste zum Erzbischof von Bologna ernannt, indem Musgr. Canossa, Erzbischof von Verona, den hl. Vater gebeten hatte, ihn in Verona zu belassen.— Ueber die neu zu ernennenden Kardinäle im nächsten Consistorium ist noch nichts Gewisses bekannt. Am meisten Wahrscheinlichkeit haben die Munsgr. Nina, Assessor der hl. Inquisit on; Serafini, Bischof von Viterbo, und Sparretti; ferners auch der Fürst=Erzbischof von Wien, Musgr. Kutschker. * Rom, 29. Jan. Der Gesetzentwurf gegen„Mißbrauch der geistlichen Amtsgewalt", welcher von der Kammer angenommen wurde, enthält u. A. folgende Bestimmungen: Artikel. 1.„Der Priester, welcher durch Mißbrauch seines Amtes das öffentliche Gewissen oder den Frieden der Familie beunruhigt, wird mit vier Monaten bis zwei Jahren Gefängniß und mit einer Geldstrafe bis 1000 Liren bestraft.“ Artikel. 2.„Der Priester, welcher bei der Ausübung seines Amtes in seiner Rede oder Vorlesung in einer öffentlichen Versammlung oder mittels veröffentlichter Schriften die Staatsgesetze censurirt oder verletzt, eben so auch ein königliches Tecret oder irgend einen Act der Staatsbehörde, wird mit drei Monaten Gefängniß und 1000 Liren bestraft. Wenn aber die Rede, die Schrift oder die That darauf hingerichtet waren, Ungehorsam gegen die Gesetze des Staates oder gegen die Verordnungen der Staatsbehörde zu provociren oder die Ausübung der politischen oder bürgerlichen Rechte zu verhindern, so wird der Schuldige mit vier Monaten bis zu zwei Jahren Gefängniß und mit einer Summe bis zu 2000 Liren bestraft. Wenn die Provocation durch Widerstand oder Angriff gegen die Staatsbehörde oder eine andere Schuld erschwert ist, so wird der Urheber der Provocation mit einer Strafe belegt, welche zwei Jahre Gefängniß und 2000 Lire, die sich bis auf 3000 Lire belaufen können, überschreitet. Mit denselben Strafen werden alle jene bestraft werden, welche die oben erwähnten Reden oder Schriften veröffentlichen, die von was immer für einer kirchlichen Behörde und aus was immer für einem Ort zugehen.“ Artikel 3.„Die Priester, welche Acte des äußeren Cultus ausüben, ohne vorher von der Regierung dazu ermächtigt worden zu sein, werden mit Gefängniß von drei Monaten und einer Geldstrafe von 4000 Liren bestraft.“ Artikel 4.„Jedes Vergehen gegen die vorgeschriebenen Regeln über die Nothwendigkeit der vorhergehenden Einwilligung der Regierung wird mit einem Gefängniß bis zu sechs Monaten ausdehnbar und 500 Liren bestraft.“ Art. 5.„Die Priester, welche sich irgend einer anderen Schuld in der Ausübung ihres Amtes auch mittels der Presse schuldig machen, werden mit der gewöhnlichen Strafe belegt werden, die um einen Grad erhöht wird. In den anderen Fällen des Mißbrauches, welche in dem letzten Theile des 17. Artikels des Gesetzes vom 13. Mai 1871, Nr. 214, behandelt find, können sie auf Civil=Wege in den Schaden verurtheilt werden, zum Vortheile der Privatpersonen, die beschädigt wurden. Die Geldstrafe darf jedoch 2000 Lire nicht übersteigen. Dieser Gesetzesvorschlag, besonders aber der zweite Artikel desselben, ist wohl ganz besonders gegen den heil. Vater gerichtet; denn der Minister Mancini scheint dem Statthalter Christi das Reden verbieten zu wollen; oder wenigstens dürfen seine Reden nicht mehr publicirt werden. * Paris, 29. Jan. Der Minister des Auswärtigen hat die Absendung seines Rundschreibens über die orientalischen Angelegenheiten bis zur Veröffentlichung des russischen Rundschreibens vertagt. General Tschernajew wurde gestern vom russischen Botschafter und heute von Thiers empfangen, will morgen dem Fürsten Hohenlohe und dem General Cialdini einen Besuch machen und am Mittwoch nach London gehen, um einem von Gladstone's Anhängern veranstalteten Meeting beizuwohnen alsdann wird er nach Paris zurückkommen und bis Mitte Febr. hier bleiben.— Das Postpacketboot von Blidah scheiterte gestern vor dem corsischen Hafen Calvi; Mannschaft, Passagiere und Briefschaften wurden gerettet. Amerika. * Washington, 29. Januar. Präsident Grant wird heute die von dem Congresse angenommene Comitebill betreffend die Entscheidung in der Frage wegen der Präsidentenwahl unterzeichnen und eine Specialbotschaft an den Congreß richten, in welchem er seine Zustimmung zu der Bill ausspricht.— Bei einer Unterredung des Präsidenten Grant mit dem Correspondenten der„New=York Tribune“ soll der Präsident erklärt haben, daß er eine sofortige Rückkehr zu der Metallwährung für günstig halte. Er glaube, daß das Land vollkommen auf solche Maßregel vorbereitet sei und werde dem Congresse demnächst seine Ansichten in dieser Frage mittheilen. * Zur ortentalischen Frage. Pera, 28. Januar. Die Pforte glaubt, daß Ignatiew's Reise nach Athen bezwecke, Griechenland zur Cooperation aufzufordern, um gegebenen Falls die türkische Pontusflotte südwärts zu engagiren. Der Sultan hat verordnet, daß nach§ 17 der Verfassung die Christen auf ihren Wunsch zum Militärdienst verwandt würden. Der Großvezir befahl den Provinz Gouverneuren, das Waffentragen von einer besonderen Erlaubniß abhängig zu machen. Aus den Provinzen kommen Nachrichten über häufige Christenverfolgungen. Der„Stamboul meldet, die Pforte suche in England und Frankreich Verwaltungsbeamte anzuwerben. Suleiman Pascha telegraphirt, daß er die Verproviantirung von Nikfitsch nöthigen Falls durch Anwendung von Gewalt werde vornehmen müssen. Wien, 29. Januar. Die Friedens=Unterhandlungen zwischen Serbien und der Pforte haben nach Samstag eingelangtem Auftrag der serbischen Regierung hier begonnen. Gestern Vormittag hielten Aleko Pascho und der serbische Agent Dr. Zukics die erste Besprechung; die Pforte bietet als Grundlage den Status quo ante bellum. Es ist Aussicht auf einen günstigen Verlauf vorhanden. Wien, 29. Januar. Gerüchtweise verlautet in diplomatischen Kreisen, Rumänien habe auf eine Beschwerde der Pforte über den Verkehr mit russischen Officieren geantwortet, daß Rußland und die Türkei sich nicht im Kriege befinden, daher der Verkehr russischer Officiere keine Neutralitätsverletzung sei; Rumänien wünsche aufrichtig die Neutralität und werde nöthigenfalls sowohl gegen Rußland wie gegen die Türkei an Europa appelliren. Wien, 29. Januar. Wie es heißt, wird die Hohe Pforte einen Unterhändler nach Serbien schicken, da man in Constantinopel es vorziehen soll, die Verhandlungen in Serbien zu führen und nicht wünscht von der Abordnung eines serbischen Bevollmächtigten nach Constantinopel die Einleitungen von Friedensverhandlungen überhaupt abhängig zu machen. Man will möglichst bald Gewißheit über die Intention des Fürsten Milan gewinnen.— Eine russische Circulardepesche liegt, trotzdem eine solche von verschiedenen Zeitungen bereits analysirt wird, hier und also wohl auch anderwärts nicht vor. * Zum Berliner Affencult. Recht charakteristisch für die Aera des Culturkampfes und des religionsfeindlichen Liberalismus ist die in den untersten Schichten der Bevölkerung der Hauptstadt der modernen Intelligenz immer weiter um sich greifende Verthierung und der gewaltige Aufschwung, den der Thieicult, speciell der Affencult seit einigen Jahren genommen hat. Für letztere Thatsache liegt uns wieder ein recht sprechendes Zeugniß in einem Artikel des„B..=.“ vor. Dort lesen wir nämlich: „Am letzten Sonnabend wurde im Aquarium zwischen dem Director, Herrn Dr. Hermes, und dem Gorilla eine große Versöhnungsscene gefeiert. Bekanntlich verging sich dieser hier erst zu Geltung und Ansehen gelangte ehrenwerthe Stammverwandte gegen seinen Wohlthäter, der ihm in seinem gastlichen Museum die auszeichnendste Aufnahme gewährte, durch einen empfindlichen und in seiner Wirkung ziemlich lang anhaltenden Biß. Anstatt nun seinen Undank zu bereuen, wie zu erwarten stand, verharrte Mr. Pungu auch nachträglich in der einmal gegen seinen Director eingenommenen feindlichen Stellung, bis es dem forschenden Geiste des Wärters gelang, dieser Verstimmung seines Pfleglings auf den Grund zu kommen. Der Wärter, der den Aufenthalt im Käfig Pungu's mit diesem fast fortwährend theilt, will nämlich bemerkt haben, daß Pungu's üble Laune gegen Herrn Dr. Hermes seit dem Zeitpunkte herrühre, wo dieser ihn aus der freundlichen Heimlichkeit der in der zweiten Etage gelegenen eigenen Wohnung in die unteren Räume des Aquariums verwies. Die Pracht des Käfigs und aller Comfort, der Pungu hier geboten ist, können ihm den traulichen Umgang in der Familie des Directors nicht ersetzen, wo er mit den Anderen an der Mittagstafel sitzen und einer anregenden Conversation lauschen konnte, wohl auch zuweilen vom Fenster aus das bunte Thier= und Menschengewoge Unter den Linden beobachten durfte. Mr. Pungu ließ sich die Uebersiedelung nur sehr ungern gefallen, und der Wärter behauptet, daß das verwöhnte Thier von da ab den Director als den Urheber derselben stets mit scheelen Blicken angesehen und den rächenden Moment des Beißens mit sichtlicher Ungeduld erwartet habe. Diese Wahrnehmungen theilte der Wärter am Freitag Herrn Dr. Hermes mit und dieser verfügte nun, daß der Gorilla am Sonnabend wieder zu einem Besuche nach oben in seine Wohnung gebracht werde, wo der brouillirte Affe in der auszeichnendsten Weise empfangen wurde und sich in der That mit der unterwürfigsten Zuthulichkeit gegen den Director geberdete. Der Groll des Thieres war völlig verschwunden, es umhalste jeden Einzelnen in der Familie, war voll der ungebundensten Lustigkeit, sprang nach dem Fenster, um wieder auf die Straße zu schauen und klatschte, wie ehedem voll Seligkeit in die Hände. Noch unverkennbarer äußerte sich die Stimmung Pungu's, als er auch zu Tische gezogen wurde. Als es Abend ward, sprang er mit betrübtem Gesichtsausdruck auf die Schulter des Directors, küßte ihn, deutete traurig nach der Thür und ließ sich ruhig wieder in das Aquarium nach seinem Käfig tragen. Seitdem sind Dr. Hermes und der Gorilla wieder gute Freunde.“ Das Vieh wird jetzt schon Mr.(Herr) genannt, und ist es auf diese Art leicht möglich, daß er auch noch den Titel seines ehrenwerthen Stammverwandten, nämlich den „Doctor", erlangen wird. Wahlnachrichten. Freiburg i. Br., 28. Januar. Im Inseratentheile des„Freib. Boten“ erörtert„Einer für Viele“ die sonderbaren Vorgänge bei der Feststellung des Resultats der hiesigen Stichwahl. Im Anschluß an 26 und 27 der Reichewahlordnung heißt es:„Bei dem spitzigen und schneidigen Charakter der diesmaligen Wahl wird es Niemand Wunder nehmen, wenn unter Bezug auf die angeführten Paragraphen gefragt wird: 1. Warum schon am ersten Tage nach der Wahl eine„wiederholte Revision“ der Wahllisten stattgefunden hat, während das Wahlreglement dieselbe erst auf den vierten Tag nach der Wahl ansetzt? 2. Waren zu dieser Revision die vorschriftsmäßigen mindestens sechs Wähler zugezogen und waren dieselben durch Handschlag an Eidesstatt verpflichtet? 3. Wie stand es mit dem Zutritt zu dem Locale, worin diese wiederholte Revision der Wählerlisten stattgefunden hat? Schließlich sei es noch ein Mal betont, das Reichsgesetz und die Reichswahlordnung lassen nur Eine öffentliche und definitive Ermittelung des gesamiten Wahlresultates, und zwar am vierten Tage nach der Wihl, zu.“ Stuttgart, 29. Januar. Im 8. würtembergischen Wahlkreise (Oberndorf=Herb) erhielt bei der engeren Wahl Oberamtsrichter Wirth (nat.=lib) 7949, Rechtsanwalt Max Römer(nat.=lib.) 5979 St. Somit ist der erstere gewählt. München, 29. Januar. Bei der engeren Wahl im Wahlkreise München II. erhielt Westermayer(ultr.) 14,000 St., v. Maffei(nat.= lib.) 11,230 St. Ersterer ist somit gewählt. Gütersloh, 28. Januar. In der engeren Wahl für den Wahlkreis Bielefeld=Wiedenbrück fiegte der Geh. Justizrath Marcard in Berlin (altconservativ oder auch Centrums=Hospitant) über seinen Gegner Oberpräsident a. D. v. Bodelschwingh(conservativ) in Bonn. Glückstadt, 29. Januar. Hier ist der Sieg Besseler's(lib.) über den Socialisten Stöhr gesichert. Flörsheim a. Main, 27. Januar. Bei der Stichwahl im ersten nassauischen Wahlkreis erhielt dahier Walderdorff(Centrum) 372 und Brüning(nat.=lib.) 41 Stimmen. Am 10. Januar fielen 261 auf Walderdorff und 35 auf Brüning. Rödelheim, 27. Januar. Das Resultat der Stichwahl dahier ist: Walderdorff 111 und Brüning 198 Stimmen. Breslau, 29. Jan. Bei der engeren Wahl im 9. schlesischen Wahlkreise(Schweidnitz Striegan) wurde Appellrath Witte(nationalliberal) mit 7890 von 14,932 abgegebenen Stimmen gewählt. Der Gegencandidat, Generallandschaftsdirector Graf Pückler(conservativ), erhielt 7042 Stimmen. Danzig, 29. Jan. Bei der im hiesigen Landkreise stattgehabten enseren Wahl erhielt Landschaftsdirector Albrecht(nationalliberal) 5766, Pfarrer Mühl(Centrum) 4727 Stimmen. Sonach ist der erstere gePorna, 29. Jan. Bei der engeren Wahl im hiesigen Mahlkreise wurde Bürgermeister Heinrich(conservativ) mit 8226 Stimmen gewählt, Der Gegencandidat Socialdemokrat Geiser, erhielt 6824 Stimmen. Hamburg, 29. Jan. Bei der engeren Wahl im ersten nassauischen Wahlkreise siegte der bisherige Reichstagsabgeordnete Dr. Brüning mit 11.140 Stimmen über den katholischen Gegencaneidaten Graf Walderdorff, welcher 8283 Stimmen erhielt. Deutsch=Krone, 29. Jan. Bei der engeren Wahl erhielt Lehr (nationalliberal) 5477, Propst Steinke(Centrum) 3543 Stimmen, somit ist der erstere gewählt. München, 26. Jan. Nach einer statistischen Zusammenstellung sind bei den Reichstagswahlen in Baiern für die einzelnen Parteien folgende Stimmenzahlen abgegeben worden: Klerc..=Lib. Oberbaiern Niederbaiern Oberpfalz Mittelfranken Oberfranken Unterfranken Schwaben Pfalz 92,921 58,399 50,381 14,387 25,602 57,366 63,007 33,281 32,035 10,408 13,360 23,395 38,299 27,249 38,897 59,017 Zusammen: 395,254 242.660 Nachrichten. * B o n n, 2 9. J a n. I n e i n e m L e i t a r t i k e l i h r e r S o n n t a g s n u m m e r bespricht die„Bonner Ztg. das jüngst bei Leo Wörl in Würzburg erschienene Schriftchen„Die katholische Presse in Europa.“ In dieser Besprechung kommt folgende Stelle vor: „Doch interessanter als die Aufzählung dieser Blätter ist die Kritik, welche der Verfasser, natürlich von seinem Parteistandpuncte aus, an der ekatholischene Presse Deutschlands übt, und die hauptsächlich auf die Thatsache sich stützt, daß in der Redaction der Blätter das geistliche Element weit überwiegt.„Die katholische Presse der Gegenwaxt,; sagt er, eist ein Kind der Noth und hat trotz ihres jugendfrischen Ausschwungs die Mängel alles Dessen, was nicht den naturgemäßen Entwicklungsgang durchgemacht hat; und besonders schmerzlich empfindet er es,=daß keine geeigneten Journalisten aus dem Laienstande vorhanden sind und man daher in die Redactionen meist jene Capläne setzen mußte, denen es nicht nur an der allgemeinen und wissenschaftlichen Bildung, sondern auch an jener sittlichen Integrität fehlt, welche die Leiter von Zeitungen nothwendig besitzen müssen.=" So das Referat der„Bonner Ztg.“, das uns wirklich überraschte. Wir hatten nämlich erst vor einigen Tagen die Wörl'sche Schrift gelesen und erinnerten uns wohl, daß ihr Verfasser allerdings die geringe(?) Vertretung des Laienelementes in den Redactionen katholischer Blätter bie klagt, aber völlig neu war uns die oben von der„Bonner Ztg.“ Worte des Verfassers in Sperrdruck und Gänsefüßchen citirte Beschimpfung der geistlichen Redacteure. Wir schlugen also die Broschüre von Neuem nach und da entdeckten wir, daß das Citat der ehrlichen Bonnerin auf einer ganz perfiden Entstellung beruhe. Um unseren Lesern einen Beweis von der Ehrlichkeit der liberalen Presse zu geben, führen wir die betreffende Stelle aus der genannten Broschüre wörtlich an. Seite 7 heißt es: „Während die wohlfituirte, gegnerische Presse ihren Redacteuren und Correspondenten glänzende materielle Entschädigung bieten kann, vermag die katholischen Presse den Männern, welche für sie ihre Existenz, Gesundheit und Freiheit einsetzen, nur eine sehr bescheidene Stellung zu verschaffen. Und doch bedürfen die Leiter der größeren Journale nicht nur der allgemeinsten und vielseitigsten wissenschaftlichen Bildung, sondern auch jener sittlichen Integrität, welche der Sache, die sie vertheidigen, würdig ist. Welche begeisterte Hingabe für die Sache Gottes und des christlichen Volkes ist namentlich einem Laien dieser Art erforderlich, wenn er sich dem aufreibenden Beruse eines katholischen Redacteurs widmen soll! Solche Männer sind selten und doch hat die katholische Presse namentlich in ihren größeren Organen solche Redacteure und Mitarbeiter nöthig, wenn sie die öffentliche Meinung für die christlichen Ideen wieder gewinnen will. Zu oft müssen Geistliche in die Bresche eintreten und das geistliche Element ist in ganz unverhältnißmäßigem Grade in den Redactionen vertreten.“..., gi. Mhrckerim. Das klingt doch wahrhaftig ganz anders als dir Verbreherrnn der Bonner Ztg.“. Aber so macht es die liberale Presse. Uebrigens wundert es uns, daß der gegenwärtige Redacteur der„Bonner Ztg.“ trotz chrelanger Berührung mit den katholischen publicistischen Kräften derstige Blechartikel in seinem Blatte unbeanstandet passiren läßt. * B o n n, 3 0. J a n u a r. W i e a u s e i n e m R e f e r a t e d e r„ B o n n e r Z t g.“ ber das Stiftungsfest des hiefigen Kriegervereins erhellt, ist daselbst jeder einwal in Politik gemacht worden, indem Herr Advokat=Anwalt Brede in einer weiten und breiten Rede die„Krieger" zur Vernichtung s„inneren Feindes“ aufforderte. Wir wollten dies hiermit nur feststelt haben.„„„„ Ma 1. J' Bonn, 30. Jan. aus dem so even zur Versendung gerommenen ahresberichte der„Görresgesellschaft zur Pflege der Wissenschaft“ entihmen wir, daß die Zahl der Mitglieder und Theilnehmer bereits 1200 bersteigt. Die Einnahmen betrugen 11,277 M. 43 Pfg. aus den Beijägen der Mitglieder und 3000 Mark, welche aus den Fonds der zu zrichtenden katholischen Universität bewilligt waren. Von dem Bestande urden 11,145 Mark zinstragend bei der Bonner Bank für Handel und sewerbe deponirt. Die Entwicklung der Gesellschaft ist also nach dem lerichte über das erste Geschäftsjahr eine recht günstige gewesen. Ueber ie gestellten Preisaufgaben und die zur Vertheilung kommenden Vereinshriften haben wir schon früher berichtet. Es wurde außerdem einem ingen Gelehrten aus den Mitteln der Gesellschaft ein zweijähriges Stiendium von 1500 Mark jährlich verliehen für die Bearbeitung des euplatonischen liber de causis, einer für die Entwicklung der mittellterlichen Speculation wichtigen Schrift. Die schöne, den Schriften der hörresgesellschaft beigefügte Titelvignette ist vom Maler Steinle in Frankfurt entworfen: ein G, worin sich das Bildniß des heil. Athanaus befindet. Professor Bürkner in Dresden hat nach dieser Zeichnung sereits einen Holzschnitt angefertigt, der wohl gelungen ist. (0 Bonn, 30. Januar. Der hiesige Krieger=Verein, dessen eigentlicher Hauptzweck sein soll gemäß der vom Vorstande ausgesprochenen Ansichen, kranke und mittellose Kameraden zu unterstützen, hat wie es scheint, inige heißblütige Mitglieder aufgenommen. Ein Redner beim Stiftungsfeste, kamerad(!) Wrede(Adv.=Anw.), scheint aber auch noch andere Zwecke beim Verein im Auge zu haben, indem er durch folgende Ansprache sofort den Verein für den Kulturkampf zu mobilisiren versuchte: Es drängt mich seute, die Mitglieder des Bonner Krieger Vereins Kameraden zu nennen, bwohl meine kriegerische Laufbahn nur eine kurze war; allein wir sind Kameraden in einem andern Sinne, denn wie Sie den äußeren Feind esiegen und so ein einiges Deutschland aufbauen halfen, so wollen wir, die befreundeten Vereine, den Feind im Innern bekämpfen, der nach den großen Ereignissen von 1870 und 1871 erstand, und der, da sein Hauptstreben auf die Vernichtung dessen geht, was die Krieger mit geschaffen saben, unser gemeinsamer Gegner ist.(Bravo.) Wie Sie uns in diesem Kampfe helfen, so werden auch wir, wenn die Noth es erheischen sollte, wiederum auch Ihnen helfen, indem wir die Verwundeten pflegen und die zurückbleibenden Familien nach Kräften unterstützen. &* Bonn, 30. Jan. Im großen Saale des Bonner Bürgervereins eierte am Sonntag Abend die hiesige Männercongregation ihr Stiftungsest. Die Mitglieder der Congregation, sowie auch Freunde und Gönner erselben waren recht zahlreich erschienen. Der Abend gestaltete sich zu einem zecht gemüthlichen und wohl keiner ist in später Stunde unbefriedigt nach Hause gegangen. Der erste, mit großer Begeisterung ausgebrachte Toast galt unserem heil. Vater. Daran schlossen sich noch manche andere ernste und heitere Trinksprüche, die mit Gesang und gelungenen komischen Vorträgen abwechselten. Besonders trugen die gut geschulten Poppelsdorfer Sänger unter Leitung des Herrn Schwikardi viel zur Gemüthlichkeit bei. Noch in später Stunde wurde auch der Gründer der Congregation, der verbannten Jesuiten, in einem Toaste gedacht. Waren schon die früheren Toaste mit großer Begeisterung ausgebracht, so erreichte dieselbe jetzt ihren Höhepunkt. Kräftig brauste das aus so vielen Männerkehlen kommende Hoch durch den Saal. Man merkte, daß der Gedanke an diese Männer die Herzen mächtig bewegte, und daß dieselben, wenn auch verbannt, doch noch in gutem Andenken bei allen treuen Katholiken sind. f Bonn, 30. Jan. Als wir vor einigen Tagen in Ihrer Zeitung von dem Unfug der lieben Jugend auf dem Vierecksplatz lasen, kam uns eine Scene ins Gedächtniß, welche wir am 25.., Nachmittags gegen 2 Uhr in der Neugasse erblickten. Ein 16jähriger Bursche, der sich alle Taschen voll Steine gestopft hatte, und einen dicken Pflasterstein in der Hand trug, belagerte, unter großem Zulauf von Klein und Groß, Alt und Jung, den Minoritenplatz. Die Erwachsenen, der Kleidung nach zu urtheilen, aus der Nachbarschaft, weit entfernt gegen diesen Buben einzuschreiten, schienen vielmehr noch denselben zu hetzen. Wir hörten, daß dieser Lärm schon zwei Stunden dauere und dadurch veranlaßt sei, daß ein Rudel junger Burschen zwei arme, alte, verstadesschwache Frauenspersonen bis hart an die Schulthüre zwischen die Schulkinder verfolgt habe. Der Herr Lehrer glaubte dieses nicht dulden zu dürfen und wies die rohen Buben zurecht, und nun wandte sich deren Frechheit gegen den Lehrer. Wenn solche Vorkommnisse sich auf einem Schulhofe abspielen können, so liegt gewiß die Frage nahe, ob es nicht an der Zeit sei, daß die Polizei gegen die überhand nehmende Rohheit der Jugend einschreite und namentlich die öffentlichen Unterrichts=Anstalten in ihren Schutz nehme. O Kessenich, 24 Jan. Am vorigen Samstag spielte sich in hiesiger Gemeinde eine tragi komische Scene ab. Gegen 3 Uhr Nachmittags fuhren 12 Wagen hier an, deren Insassen Musensöhne mit Mützen von verschiedenen Farben waren. Als dieselben beim Wirthe G. mitten im Dorfe abstiegen, sammelte sich bald eine zahlreiche Jugend an. Da hieß es„bald geht es los“. Im Saale, der an der Straße liegt, wurden die Fenster behangen und andere bedenkliche Vorrichtungen getroffen. Die Wirthsleute, welche vorher keine Ahnung hatten, was vorgehen sollte, wurden bestürzt und wußten sich in der Menge der anscheinend vornehmen Herren nicht zu helfen. Da erschien als Retter in der Noth unser wackerer Polizeidiener B. und hob die ganze noble Gesellschaft auf. Und somußten denn die kriegerischen Studenten und die studentischen Krieger mit ihren langen Rappieren aber auch mit langen Gesichtern abziehen, noch ehe es zum Schlagen gekommen. In Plittersdorf ist vor Kurzem eine ähnliche Duellgeschichte verhindert worden.— Man klagt allgemein über zunehmende Rohheit der sogenannten niederen Stände und darum werden wohl mit Recht jetzt die Schlägereien strenger wie früher gestraft. Ist es denn ein geringerer Grad der Rohheit, wenn unter den sogen, gebildeten Ständen so häufig und so öffentlich zum Aergerniß Vieler Duelle ausgefochten werden, welche doch nichts anderes sind als vorher verabredete Schlägereien, die einen blutigen und manchmal einen tödtlichen Ausgang haben? 8 Köln, 29. Januar. Die Klagen über die ganz miserable schlechte Qualität des städtischen Leuchtgases sind allgemein. Ueberall ist der Verbrauch ein verhältnißmäßig großer, obgleich die Leuchtkraft(der städtischen Arbeit) eine äußerst geringe ist. Wie glücklich würden die Einwo ner Bonns sich fühlen, wenn ihnen eine städtische Gasanstalt beschert worden! * Köln, 30. Jan. Die„Bonner Ztg.“ bringt die Beschlagnahme der Acten betreffend die Minoritenkirche ausdrücklich mit den Wünschen der Altkatholiken in Verbindung. Sie sagt:„Der altkatholischen Gemeinde ist zwar die Mitbenutzung der Gereonskirche in sichere Aussicht gestellt, doch wäre es ihr genehmer, eine Kirche im Mittelpuncte der Stadt für sich allein zu besitzen. Daher hat der Herr Oberbürgermeister das Domcapitel ersucht, es möge der Stadt die Minoritenkirche zur Ueberweisung an die Altkatholiken zurückgegeben werden, da bei der Uebergabe an den erzbischöflichen Stuhl die Rückgabe vorgesehen sei, falls die Stadt der Kirche als katholische Pfarrkirche benöthigt wäre. Das Domcapitel ist darauf nicht eingegangen, indem es behauptet, dieser Fall liege nicht vor, d. h. wohl nichts anderes, als die Altkatholiken seien keine Katholiken, während sie als solche doch staatlich anerkannt sind.“ * Julich, 26. Januar. Die„Elberf. Ztg.“ meldet: Dem königlichen Schulinspector Dr. Ratte, früher Lehrer an der evangelischen höhern Bürgerschule in Düren, ist die Inspection der dem Vernehmen nach nunmehr zu einem Inspectionsbezirke vereinigten katholischen Schulen der landräthlichen Kreise Jülich und Geilenkirchen übertragen worden, und wird derselbe seinen Woynsitz in Jülich nehmen. Der bisherige Schulinspector für die vereinigten Kreise Jülich und Düren, Herr Kallen, wird nur die Inspection der katholischen Schulen des Kreises Düren behalten. Die evangelischen Kreis=Schulinspectoren scheinen in dem hiesigen Regierungs=Bezirke in ihrem Amte zu verbleiben. * Overlahnstein, 29. Jan. Ein Landmann vom Hunsrücken hatte ein Paar fette Ochsen an einen Metzger in Boppard abzuliefern und wurde auf der Hinfahrt von einigen Holzhauern im Walde ausgeforscht über das Ziel und den Zweck seiner Reise 2c. Der arglose Bauer gestand den Leuten, daß er seine zwei Ochsen abliefern und dafür in Boppard 240 Thaler einnehmen wolle. Auf seinem Rückweg überfielen die Holzhauer den Mann, mordeten ihn und nahmen ihm seine Baarschaft ab und verscharrten den Leichnam. Ein Kind, das gerade im Walde Holz sammelte und von den Holzhauern nicht bemerkt wurde, hat die Mordthat mit angesehen und später dem Förster Anzeige gemacht, worauf man die Mörder festnahm und den Leichnam aufgesucht hat.— Ein zweites Verbrechen ist begangen von einigen Burschen aus Rhens an einem Hülfsbahnwärter der Rheinischen Eisenbahn. Dieser stand vor einigen Tagen auf Posten in der Nähe von Rhens. Beim Herannahen eines Abendzuges erschienen plötzlich bei dem Wärter einige Burschen und versuchten, ihn in dem Momente, wo der Zug vorüberbrauste, auf die Schienen zu stoßen. Der Angriffene ist zu seinem Glücke ein flinker Bursche und springt über die Schienen hinweg, so daß der Zug ihn nicht erreichen konnte und entging dadurch dem sicheren Tode. Die ermittelten Thäter sind bereits festgenommen. Als Ursache dieser Frevelthat wird ein Streit angegeben, den die Angreifer bei Gelegenheit einer Tanzmusik zu Neujahr mit dem Angegriffenen gehabt haben sollen. * Düsserdorf, 29. Jan. Der Componist Brahms, welcher bekanntlich vor nicht langer Zeit Seitens der Stadtverwaltung zum Director des hiesigen Musikwesens erwählt wurde, hat, wie man der„E..“ mittheilt, in einem längeren Schreiben nunmehr die auf ihn gefallene Wahl abge* Wesel, 29. Jan. Der im September vorigen Jahres bei Grieth stattgefundene Zusammenstoß des der Firma van Reede in Rotterdam gehörigen Schraubendampfers„Onderneming“ mit dem Passagierboote „Stadt Mannheim“ der Köln=Düsseldorfer Gesellschaft bildete heute Gegenstand der Criminal=Procedur vor dem hiesigen königlichen Kreisgericht. Es wurde gegen den nichterschienenen Angeklagten Capitän des Rotterdamer Schiffes, welcher holländischer Nationalität, in contumaciam verhandelt. Die Beweisaufnahme durch die Zeugen stellte fest, daß der Zusammenstoß, welcher den Untergang beider Schiffe und den Tod zweier Menschen(Söhne des Angeklagten) zur Folge hatte, durch grobe Fahrlässigkeit des Beschuldigten, indem derselbe beim Ausbiegen das vorschriftsmäßige Fahrwasser verlassen und sich um die von der preußischen Rheinschifffahrtsordnung vorgeschriebene Signalisirung nicht bekümmert, sondern die holländischen Signale getragen, erfolgte. Der Gerichtshof erkannte mit Rücksichtnahme darauf, daß der Angeklagte schon von der Vorsehung so hart gestraft, auf eine Gefängnißstrafe von einem Jahr. Die Staatsanwaltschaft hatte 1½ Jahre beantragt, und beschloß die steckbriefliche Verfolgung. * Bochum, 26. Jan. Gestern Morgen um halb fünf Uhr wurde ein Bergmann, der von der Arbeit kam, auf der Wittener Chaussee in der Nähe des Wintermann'schen Locals von zwei plötzlich auf ihn zulaufenden Indiviouen angepackt und afgefordert, was er bei sich habe herzugeben. Als er hierbei Widerstreben zeigte, erschienen auf einen Pfiff der Angreifer noch drei andere Strolche. Der Bergmann verzichtete jetzt auf Widerstand und mußte etwas Geld, seinen Rock, seine Weste und die Bergmannlampe hergeben, so daß er genöthigt war, in Hose und Hemd seinen Weg fortzusetzen.— In der Nähe von Königsteele ist vor einigen Tagen ein einsam wohnender Gutsbesitzer von fünfzehn Kerlen bei nächtlicher Weile in seiner Wohnung angefallen und unter Todesdrohungen gezwungen worden, seine Baarschaft herzugeben. Die näheren Details der Sache sind noch nicht bekannt, ihre Authenticität ist eber zweifellos. Wir treiben offenbar sehr unbehaglichen Zuständen entgegen, wenn, wie das obige Beispiel zeigt, bereits die Bildung förmlicher Räuberbanden ihren Anfang nimmt. Berlin. Telegraphische Deveschen. 29. 30. 92.2 4½% preuß. Conj. 104,10 104.10 Antwerpener 3 ½/8 10 Präm.=Anl. 144.—, 144 40 Vonifacius 3 ½% Pr. Stäschld. 92.40 Köln=Mindener Kheinische.. 11080 Bergisch=Märkische. 10,10 Schaaffhausen 61.25 Darmstädter 101 50 100.— Disc.=Commandit 118 50 109 75 92.25 Lentrum 101.60 101 60 Gelsenkirchen... 110.80 110,70 Oesterr.Silberrente—.— 80,10 80.—. Oesterr.=Franz. 61,25 kombard. Bayn 101 50 100.—, Oesterr. Credit 110 56 in guter schwerer Waare zu M. 156 per Decher verkäuflich. Ziegenfelle erhalten sich hoch und fest im Preise, alte Mutterziegen bis M..90 und Häberlinge bis M..40 per Stück bezahlt. Im Großen und Ganzen war das Wochengeschäft ruhig bei unbedeutender Zufuhr zum Ledermarkte. Die durch den Ausbruch der Viehseuche und den durch dieselbe beorderten Schlachtzwang hervorgerufene Panik wich bald wieder einer ruhigen StimKöln, 29. Januar. Cours=Verl##l. Industrie=Actien. Aach.=Mch..=V. 8250 6 Rh.=Wfts. Pulvf 81.50 bz Köln. Bgw.=V. 72.00 S Tolonia,.=V. 6350 B Aach.=Hönz.Bw. 45.00 G Köln. Maschb. 111.0 B Gladb..=V. 1500 G/Berzelius 53.50 B|Köln. Müse:. B. 18.00 S Leipziger.=V. 8000 G Boch. Gußft.=V. 31.00 G Kgs.= u. Laurah. 70.006 Magdeb..=V. 2230 G Bonif.,..=G. 45.00 G König Wilh. 10.00 S Vaterl..=V. 3450 G Bonn. Bw..=.76 50 B Louise Tiefbau 18.00 G Westd..=Bank 800 B Köln. Rückvers. 400 G Agripp., Tr.=G. 625 G Kh.=Weftf. Llyop 460 G Concord.,.=V. 1950 B Germ., Leb.=V. 410 G Köln. Hagel=V. 285 B Köln. Dampfsch.64.00 B Düss. do. 69.00 B Köln. Schleppsch. 50.003 Tauerei Köln 00.00 B Köln. Bwollsp. 85.00 G Rhein. Bauges. 65.00 B Centrum,.=G. 22.00 GMechern. Bw. 137.50 G Commerner 81.75 B Phönix Lit. A. 31.00 G Courl, Wstf. Bw. 40.00 G/„ Lit. B. 00.00 B Dahlbusch, Bw. 74.50 B Rh.=Nass. Bgw. 87.00 G Dortm. Union.00 G Sieg=Ry. Pr.=A. 12.00 S .=J. M. u. Schw.48.50 G Segena, Schwe 15.00 G Eschweiler.=V. 23.50 B Stadtberger H. 00.00 Efs..=F. Union 28.00 G Stolb. Si.=.=.00.03 S Germunia, Bw. 00.00,(Styrum, E. J. 00.00 S Gelsenkirchener 95.00 G Wstf.Draht=Ind.00.00 Hib. u. Shamrock 34.006 Wiss..=..=.16.00 B Horder.=V. 33.00 G/„„ L. B 00.00 umboldt 00.00[Witt. Waffenf. 51.00 G Bank= Actien. Amsterdamer B. 76.256/D. Reichsbank 155.00 B Meining..=Pf. 100. 258 Antwerp..=B. 55.00 G Disc.=Comm. 110.00 GOest. Credit=.240.00p. U Rh.=Westf.=.49.00 S Schaaffh..=.61 25 bz Südd. Imm.=E. 79.00 B Bankf. Rh.u. W. 57.00 GEssener Credit 63.00 B Barmer Bankv. 80.00 G Kölner Privatb. 115.00 G Berg. M. B. 76.00 B Köln.Wechsl.=.73.60 B Darmst. Bank 98.50 G/Luxemb. Bank 92.00 G Eisenbahn=Stamm=Actien. Nachen=Mastr. 00.00 B Köln=Md..B 00.00 GRheinische 111.00 bz Amsterd.=Rott. 00.00[Mainz=Ludw. 96.00 G/„ Lit. B 9190 G Berg.=Märk. 80.25 GOberschles. A/C 128.00 G Rhein=Nahe 00.00 Galiz.(Karl=Ld.) 00.00(Oest.=.Sb. 400.00 Br..Rumän. Eis.=A. 00.0. Köln=Mindener 101.25G Oest. Sdl.(Lb.) 124.00 G, Eisenbahn=Priorttäts=Obligationen. Bg.=Ml..S. 85.00 B Köln=M. 1. E. 100.00 G Rhein. 44% 2. 3. 4. 5. 6. 5. S. 98.00 G „„ 6. S. 98.50 G „„ 7. S. 103.00 B „ Nordb. 103.00 G Kh.=Nahe gar. 100.50 G Mainz=Ludwh. 103.00 G In= und ausländische Fonds. Preuß. Rente 104.35 B Baier. 4%.=A. 124.00G Oest. Crebit=L. 290.00 G Pr.=St.=.34% 140.00 G Französ. Rente 00.00(, 1860er=L. 99.00 C 99.00 G 104.75B„ 5% 103.50 B „100.00 G„.=K. 44% 99.50 G 92.40 B/„.=C. 44% 98.00 G „ 90.25[Oest.=Fr. Stsb.313.00 G „Sdl. 98.00 GOest.(Lb.) 230.90 S Pr. St.=Sch. 31% 92.50G Americ..1831 105.50B „1885 1/8 1/11 99.50 G 1885 ½1½ 101.006 parzer 5%.=O. 00.00„ 1864#L. 245.00 B .=Md. 34.=A. 108.50 G„ Silber=R. 54.50 G Berichtigung. In unserer Nummer 24 berichteten wir über die Eisenbahnstrecke BonnEuskirchen=Sinzig. In dem Artikel ist aus Versehen Wenkenheim statt Meckenheim stehen geblieben. Jeder etwas Ortskundige wird sofort herausgelesen haben, daß nur Meckenheim gemeint sein konnte, weil Ventenheim überhaupt nicht erikirt. Handel und Verkehr. * Berlin, 29. Jan. Die Ohnmacht der Russen, Krieg zu führen, war der Hauptgrund der heutigen Coursaufbesserung. Eisenbahn=Actien waren nicht so fest, wie die meisten übrigen Börsenwerthe. Bank=Actien höher, jedoch still. Industriewerthe prositirten nur theilweise von der Haussebestrebung. Sehr günstig war heute die Stimmung auf dem Markte für fremde Fonds.„schrighen wirh wwirs Ci:..utkWie dem„B..=.“ aus Koin geschrieben witd, wirb die Vertheilung einer Dividende auf die Actien des A. Schaaffhausen'schen Bank.Vereins auch für das Jahr 1876 in keinem Falle stattfinden. * Berlin, 28. Jan. Wild=Sohlleder in schönen starken Salzochsen von 200 Pfd. per Bürde, für Militärbedarf geeignet, mit M. 186 etwas gefragt: Mittel=Qualitäten namhaft billiger. Brandsohlleder von 22 Pfd. wurden in Mittel Qualitäten mit M. 120 bezahlt, gute schwere von 28 bis 30 Pfd. bis M. 135 per Ctr bewilligt; Rindhäute mit 22 Pfg. per Pfd. grün, Kalbfelle mit 40 Pfg. per Pfd. grün fortgegeven. Roßhäute Köln. Stadt=O. 101.00 G Rheinpr.=Obl. 101.75 B "„ neue 101.00 G/Ry.=Westf. Rtb. 97.50 S Bad. 4% Pr.=A. 121.00 G Krupp..=O. 103.50 G/Türk. Anl. 1865 00.00 Wechsel=Course, Amsterdam, k. 169.95 B Antw.Brüssel, k. 81.20B London, 3 M. 20.36 B „ 2 M. 169 10 B„ 2 M. 80.80 G Wien, kurz 164.00 G Paris, kurz 81.30 Kondon, kurz 20.435B]„ 2 N. 163.00 6 Köln. 29. Jan. Notirungen der Handelsmakler.) Wetter: veränderlich. Weizen weichend, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis) ess. Km. 24.00., fremder 22.00—24.00 V.(Lieferungsqual. à 75 öfd. per 60 Liter.) Roggen weichend, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis, iss. Nm. 18.50, fremder 16.00—18.50 B.(Lieferungsqual. à69 Pfd. per 50 Liter.) Hafer weichend, per 20 Pfd. ohne Sack Nm. 1640 Rüböl weichend, per 100 Pfd. mit Faß in Eisens. eis. u. Partiten vo; 100 Ctr. Nm. 39.00 B. Landmarkt. Weizen M. 22.25—23.25; Roggen M. 17.25—18.00; Gerste—; Hafer—; bez. pro 200 Pfd. Zufuhren schwach. Alle Artikel fortwährend lust= und geschäftslos. Bonn, 30. Jan. Petroleum M. 48,—, per 100 Kilogr. fest. Düren, 27. Januar. Weizen Ima M. 26,50, 2da 25,55 per 117 Kilo Roggen 1ma M. 20,—, 2da 18,75 per 112½ Kil. Hafer, 1 ma M. 13,25, 2da 11,25, per 80 Kil. Gerste M. 18,25, Buchweizen Tr. 15,— per 100 Kil. Neuß, 30. Jan. Weizen 1. Qual. M. 23.20, 2. Qual. 21.70, Landroggen 1. Qual. 17.40, 2. Qual. 16.40, Wintergerste—.—, Sommer= gerste—.—., Hafer 16.80, Buchweizen 16.80, Rübsen(Aveel) 34.— Kaps 35.50. Kartoffeln.—, Roggenstroh.80, Alles per 100 Kilo, Heu.50 per 50 Kilo. Rüböl per 100 Kllo in Partien von 100 Crr. M. 79.—, Rüböl per 100 Kilo faßweise 81.—, Gereinigtes Oel per 100 Kilo.50 M. höher, Preßkuchen per 1000 Kilo 165, Weizen=Vorschuß, 00 vro 100 Kilo 31.—. Zufuhr ca. 250 Sack. Münster, 27. Jan. Weizen M. 237,50, Roggen M. 175, Gerste M. 210, Hafer M. 195, weiße Bohnen M. 280 Alles per 1000 Kilo. Paderborn, 27. Januar. Weizen M. 23.—, Roggen 19,10, Gerste 18.—, Hafer 17,80, per 100 Kilo. Butter M. 1,20, Schmalz 70, Speck in Seiten 90 Pf. per ½ Kilo. Kartoffeln 5,60 per 100 Kilo. Erfurt, 27. Januar. Weizen 228, Roggen 200, Gerste 186, Hafer 180, Raps—, Leinsaat 300, Dotter 295, Alles pr. 1000 Kil. Mohn, blau M. 63, grau53, Erbsen, 19, do. Victoria= 24,— Linsen 32, Bohnen, weiße 24.—, Viehbohnen 17,—, Wicken 18,50, Lupinen 14,50, Gerstenmehl 18.—, Gerstenfuttermehl 15,—, Graupenfutter.—, Roggenkleie 12,—, Weizenkleie 9,60, Erbsenmehl 13.—. Alles per 100 Kil. Erfurt, 27. Jan. Rüvöl M. 38,— erste Kosten. Moynöl M. 65 Mohnsaat, graue M. 520,—, blaue 620,—, per 1000 Killo erste Kosten. Emden, 26. Jan. Weizen M. 501,—, Roggen M. 399,—, per4 00, Pfd., Wintergerste M. 279.—. Sommergerste M. 273 per 3600 Pfd., Hafer M. 252.—, per 3000 Pfd. Grüne Erbsen 34,—, per 320 Pfd., graue do. M. 36.—. Kleine Bohnen M. 382,50. per 4800 Pfd. Butter per 1/ To. von 50 Pfd. Netto M.—.—. Käse per 100 Pfd. M.—.—. Berlin, 29. Januar. Weizen M. 219.50, Noggen 159.—, Hufer A. 150.50. Rüböl loco M. 74.—. Spiritus loco 5360. Stettin, 29. Januar. Weizen 219 50 Roggen 154—, Rübbl 72.—, Spiritus 52,40. Rübsen 350—, Petroieum 19.50. Breslau, 29. Januar. Spiritus per 100 Liter 100% 52.—, Weizen 206.—, Roggen 151.—, Rüböl 71.50. Hamburg, 29. Januar. Weizen 222—, Br. Roggen 160— Br. Rüböl loco 75— per 200 Pfd. Spiritus 44 1/., Kaffee Umsatz 3000 Sack. Petroleum Standard white loco 19 50 Br Worms, 29. Jan. Weizen M. 25,—, Roggen 18,50 Gerste 18,60 Alles per 200 Kil. netto. Hafer M. 18,50 per 100 Kil. netto. Mehl M. 31 Weizenvorschuß M. 40, Roggenvorschuß 28.—. Alles per 200 Pfd. netto mit Sack. Reps M. 41,— per 200 Pfd. netto erste Kosten. Rüböl 43,— per 100 Pfd. netto ohne Faß. Rotherklee 75 Luzerner 80. per 100 Pfd. netto. Antwerpen. 29. Jan Rafsinirtes, Petcoleum blant disvon 52,— frs. bezahlt. Amerikan. Schmalz, Marke Wilcox disp. fl. 31,25 Amerik. Speck long disv. frs. 104 short disv. 106. Lüttich, 29. Jan. Weizen frs. 29,—, preuß. 29.— Roggen 22,—, Hafer 22.—. Geiste—.—. pr. 100 Kil. Paris, 29. Januar. Produktenmarkt. Weizen 28.—, Mehl 61.85, Rüböl 93.75, Spiritus 65.—. Amsterdam, 29. Januar. Weizen 305, Roggen 190, Raps 432 Fl. Rübdl 4374 1oco. Eingesandt. ( Bonn, 30. Jannar. Das carnevalistische Leben der Gesellschaft „Hahnia“ treibt üppige Blüthen. So war das am vorigen Sonntag gefeierte zweite Damen Comité wieder sehr stark besucht, und wurde durch Gesang und Lied wieder recht Gediegenes geboten. Besonders die Herren ., W. und St., das Protokoll von W. und die närrische Zeitung von G. sprachen recht an; ein Ballet, arrangirt von., erhöhte die allgemeine Heiterkeit. Der Antrag des Schultheißen, am Dinstag eine Maskensitzung zu veranstalten, wurde mit begeistertem Applaus ausgenommen. Für Jäger. Ein seltener Fall im Januar. Ich habe heute Morgen eine Bachstelze gesehen, welche, wie man weiß, die Vorposten der Schnepfen sind, ein Zeichen daß die Schnepfen früh im Anmarsch sind. Bonn, den 29. Januar 1877. Joh. Müller. Witierungsberichte. 29. Jan. 8 U..: Havaranda-. 5. Moskan— 18. * Bonn, 30. Jan. Wir machen unsere Leser auf das bei Habbel in Amberg erscheinende Wochenblatt:„Die sociale Frage“, aufmerksam und empfehlen wir das unserer heutigen Nummer beiliegende Geatis=Exemplar einer geneigten Durchsicht. Familien=Nachrichten. Geboren: Cail Brinkmann e.., Köln.- Conr. Schmitz e. E. Köln.= Direktor Goecke e.., Barop.- Carl Staeffler e.., Castellaun.- Gustav Worringer e.., Dortmund.- Superintendent Schreckere.., Seehausen. Verlobt: Franz. Jonas, Theod. Kittel, Bingen u. Hamburg.- Agn. Gartz, Carl Elmendors. Lobberich u. Ruhrort. Vermählt: August Koch, Julie Merlo, Köln.= Carl Gust. Liesendahl, Emma Davidis, Köln.- Fritz Dorandt, Hel. Schäfer, Köln. Gestorden: Frau A. Massun geb. Honghton, Zeche Dahldusch d. Gelsenkirchen.- Dr. Louis, Schwetzingen.Dr. Fr. Valty, Metz. Carl Bachmann, Saarlouis.= Hil. Stolz, Wein75. Verspätet! Ihre heute in der St. Maria=Kirche hierselbst vollzogene eheliche Verbindung beehren sich Verwandten und Freunden anzuzeigen Hall, den 9. Januar 1877. Jch. Mich. Kesselmark, Josepha Kesselmark, ged. Pützstöck. Submission. Die Lieferung von 322 Chm. Basalt= und Grauwacker= Pflastersteinen zur Pflasterung der Straßen des Baukreises E skirchen soll im Wege der öffentlichen Sudmission vergeben werden. Unternehmungslustige woll. ihre Offerte bis zu dem auf Mittwoch den 7. Februar er., Morgens 11 Uhr, angesetzten Termine schriftlich, versiegelt und portofrei mit der entsprechenden Aufschrift auf dem Bureau des Herrn comm. Kreis=Baumeisters, Herrn Leis, Commernerstraße Nr. 321 zu Euskirchen, abgeben, woselbst auch die Bedingungen vom 5. bis 7. Februar cr., von 9 bis 11 Uhr Morgens, zur Kenntnißnahme ausliegen. Euskirchen, 25. Jannar 1877. Suomission. Die Lieferung von 407 Chm. Basaltschrott zu extraordinären Instandsetzung der Köln= Luxemburgerstraße vom Bahnhof bis zur Stadt Zülpich soll im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Unternehmungslustige wollen ihre Offerte bis zu dem auf Mittwoch den 7. Februar er., Morgens 11 Uhr, angesetzten Termine schriftlich, verfiegelt und portofrei mit der entsprechenden Aufschrift auf dem Bureau des comm. Kreis=Baumeisters Herrn Leis, Comernerstraße Nr. 321 zu Euskirchen, abgeben, woselbst auch die Bedingungen vom 5. bis 7. Februar er., von 9 bis 11 Uhr Morgens, zur Kenntnißnahme ausliegen. Euskirchen, 26. Januar 1877. Kapitalien liegen zum Ausleihen bereit bei Gausen, Notar. 1000, 1500 und 2500 Thlr. gegen I. Hypotheke zum Austhun bereit. Fre.=Offerten aud F. M. 176 besorgt die Erp. d. Ztg. Ein gesund gelegenes Wohnhaus mit allen Bequemlichkeiten, besonders Bleiche, nicht zu weit von der Stadt zu miethen gesucht. Frco.=Offerten mit Preisangabe unt. Chiffre M C. 187 an die Exr. verkaufen oder zu vermiethen zwei herrsch. Häuser Nr. 28 u. 30 in der Kaiserstraße(Antritt 1. April), ein neues geräumiges Haus Nr. 11 in der Meckenheimerstraße, zu jedem Geschäfte einzurichten(Antrit: gleich). Näheres bei dem Eigenthümer Aug. Weiß, Meckenheimerstr. 11a. Todet=Anzege. Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen, heute Morgen 5“ Uhr nach viertägigem Krankenlager unsern innigst geliebten Gatten und Vater, den Herrn Andreas Lange, gew. Dachdeckermeister, im noch nicht vollendeten 45. Lebensjahre, zu Sich in die Ewigkeit zu nehmen. Um stille Theilnahme bittet die tiefbetrübte Gattin nebst 3 unmündigen Kindern. Bonn, den 30. Januar 1877. Die Beerdigung findet statt Donnerstag den 1. Februar, Nachmittags 2 Uhr, vom Sierbehause(Hospitalgasse 5) aus. 1877. #r. Hannia. 1877. Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, gestern unsern lieben Gatten und Vater Heinrich Zaun, Hypothekenamts=Secretair, im Alter von 62 Jahren, plötzlich an den Folgen eines Herzschlages, zu Sich in die Ewigkeit zu nehmen. Lengsdorf, den 29. Januar 1877. Die trauernden Hinterbliebenen. Das Vegräbniß nebst Excguien findet Donnerstag den 1. Februar, Morgens 10 Uhr, statt. 3 Heute(Diustag) Abend punkt 8 Uhr findet im Saale des Herrn Richarz, Josephstraße, die Erste MaskenSitzung statt, wozu alle Kappenbrüder und Interessenten des Carnevals (ohne Entrée) freundlichst eingeladen sind. Tagesordnung: 1) Besprechung über Arrangement eines Maskenzuges am Rosenmon: t tag.— 2) Brschiedenes.— NB. Mützen und Lieder mitbringen. Schultheiß und Schöppen. Hyden-weres, Berdeauf, Rheder und Weingüter-Besitzer, garantiren chemisch reine Weine, wie sie von der Traube kommen. Agentur und Lager bei Wilh. Böhner, Kaiserplatz 16. Preise per Flasche: M..80,.—,.20,.50,.—,.50 uc. ohne Glas. Fleiwilliger Verkauf. Am Donnerstag den 8. Februar d.., Vormittags 10 Uhr beginnend, läßt Herr Gottfried Liebertz zu Dünstecoven wegen Niederlegung der Ackerwirthschaft in seiner Wohnung daselbst: 1 starkes 8jähriges Ackerpferd, zu Fuhrwerk geeignet, 5 Kühe, 3 Rinder, meist tragend, 2 Karren mit eiserner Achse(1 Schlagkarre mit breiten Rädern), 1 neuer Pflug, 2 Eggen, 1 gewöhnliche und 1 Pinn=Walze, 1 Hecksel= und 1 Rübenschneidmaschine, 1 Knollen=Reinigungspflug neuester Construction, 1 Wannmühle, 1 Jauchefaß, Zug= und Bind=Ketten, Stellmacherholz, zum Erndtewagen geeignet, 1 Partie Flachs, Pferdegeschirr u. s. w. öffentlich meistbietend durch den Unterzeichneten auf Credit versteigern. Steigpreise bis zu 3 Mark einschließlich müssen sofort entrichtet werden. Wagner, Notar. Obgleich der Vorrath in allen ordentlichen nobelen Costumes fur Fastnacht in unserm Lager ein belangreicher, so müssen wir Cäcilien-Gesangverein. Mittwoch Abend ½9 Uhr: PRORE. Kustuf! Ein braver fleißiger Mann hiesiger Gemeinde, 40 Jahre alt, Familienvater von 3 noch kleinen Kindern, hat in einem Steinbruch durch Verschüttung seinen plötzlichen Tod gefunden. Die Familie, mittellos, ist in Folge dessen in große Noth gekommen. Bitte edle Menschenfreunde zur Linderung der Noth der Hinterbliebenen ihr Scherflein beizutragen, der liebe Gott wird's vergelten. Die Expedition dieser Zeitung, sowie die Unterzeichneten sind bereit, milde Gaben in Empfang zu nehmen und die Empfangsbescheinigung der Wittwe später zu veröffentlichen. Hundsangen(Reg.=Bez. Wiesbaden), den 21. Januar 1877. Eichmann, Bürgermeister. Joy. Jung, Lehrer. Gefinde. Tienstbacher zu haben in der Expeditten dieser Zeitung für Fastnacht in unserm Lager ein belangreicher, so müssen wir Pxiorato. doch ersuchen, desfalsige Bestellungen behufs Extra=Anfertigung irgend eineg crald, roth, abbez, Sehr schöne Ladenlocale mit und ohne Wohnung zu vermiethen. Mecken heimerstraße 24. Zu vermiethen ganz oder getheilt das in der Paulraße mit Nr. 5 bezeichnete herrsaaftliche Haus, enthaltend 3 Salon. 9 Zimmer, 3 Mansarden, 3 abgesperrte Keller nebst Garten. Brunnen= und Regenwasser. Dasselbe ist auch unter sehr günstigen Pedingungen zu verkaufen. Näheres bei Joh. Drammer, Rheinwerft 22. 1. Etage(3 Räume) gleich oder Mai zu vermiethen Bahnstraße 12. 1. Etage(4 Räume) mit Keler, nach Belieben Mansarde u. Speicher dazu, zu vermiethen Kessenich 56“. Eine Wohnung ganz nahe am Markt, bestehend aus 10 Räumen, Speicher, Keller, mit Gas= u. Wasserleitung, zu vermiethen. Frco.=Offerten unter Chiffre E. S. 186 an die Exp. Eine Wohnung von 4 Zimmern 2. Etage zu vermiethen. Josephstraße 37. Zu vermiethen. Das Haus Kölner Chausséhe Nr. 44 steht ganz oder stockweise, in Nr. 42 5 Zimmer nebst Küche und in Nr. 48 2 möbl. Zimmer mit und ohne Pension zu vermiethen. Näheres Kölner Chaussche Nr. 48. 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Sie den Fall mal, ehe Sie zum zweiten Vonlo 6,15 9,25 1,40 2,42 5,30. Male eine Rede strigen lassen. Daß Wliesbogen 122 6.20 3.20 11.45 3#. der Vorsitzende Sie nicht zur Ordnung e veur= Kaur-4 Feate rief(im Krieger=Verein dürfen statuten mäßig nämlich keine Reden wie die Ihre gehalten werden) ist Der heutigen Nummer wohl durch Vergeßlichkeit gekommen, unserer Zeitung liegt ein Exemverdient aber jedenfalls bekannt zu„“###S werden. plar„Die Soziale Krieger=Verein, Deutscher Verein, im Lichte des Bildungs=Verein, welch' ein herrliches thums“ von Herrn I. adien Herr W...! Auf Wieder, in Amberg bei. sehen! Mehrere Krieger, Die Expedition der die heute noch im Verein sind."„Beutschen Reichs=Zeitung= * Fällt an Sonn- und Festtagen aus. Extrazug an Sonn- und Festtagen. Verantwortlicher Redacteur: I..: Hermann Moeskes in Vonn.— Verlag: P. Hauptmann.— Druck der Hauptmann'schen Buchdruckerei in Vonn(Sürst Nr. 5) Probe-Nummer. bichentlich eine Nummer. Preis per Halbjahr 2 Mark, per Vierteljahr 1 Mart.— Inserate die Peitzele 90 Pfennige. Bestellungen nehmen alle Postanstalten und Buchhandlungen des In= und Auslandes entgegen. Nr. 1. Montag, 1. Januar 1877. 2. Jahrg. Zu Gottes Ehre! Zum Heile der Brüder! Mit diesem Wahlspruche tritt die„Sociale Frage“ mit dem neuen Jahre vor die Leser. Die Zeiten sind trübe und die Aussichten düster; denn eine namenlose Verwirrung und Bersplitterung der Meinungen hat sich unseres Geschlechtes bemächtigt, soweit es sich von der Drespiilntung der Meinungen hal sich unseres Geschlechtes bemachtigt, sowen es sich von der eirche, der Säule und Grundfeste der Wahrheit, abgewendet hat und die labyrinthischen delt. Der vom ile Frage kann durch die politische Lage Europa's sehr leicht schneller in Fluß kommen, als man ahnt und pünscht. Es ist höchste Zeit, daß die Bekenner des Gottessohnes, und vorzüglich der Klerus als er berufenste Führer des Christenvolkes, feste Grundsätze über die Gesellschafts=Ordnung gewinnen. wird 1877 die Entindustriellen Arbeiterhums, den Unfug des liberalen Kapitalismus und Industrialismus, seine Herzlosigkeit und in böses Beispiel beleuchten; hierauf wird die Frucht der modernen Gewerbe=Anarchie, der Pauperismus, in einer Reihe von Artikeln behandelt werden. Dann erst, noch vor Ablauf Uhes ersten Semesters, werden wir an den positiven Theil der socialen Frage, an den WiederAufbau der menschlichen Gesellschaft nach katholischen Grundsätzen, gehen. Bei der ungeheueren Wichtigkeit der von uns vertretenen Sache, hoffen wir auf eine iege Betheiligung der deutschen Katholiken, ja aller Christen, welchen der Erlöser zoch als König der menschlichen Gesellschaft gilt. Redaktion und Verlagshandlung der„Socialen Frage“. + Woher stammt der Ruf:„Das Eigenthum ist Diebstahl“? Nachdruck verboten. Der gemeinsame Schlachtruf der Kommunisten und vorbereitet sein, so daß er nur als die nothwendige der Socialisten lautet:„Das Eigenthum ist Dieb= Folge von Zeit-Irrthümern erschien. Und so ist es auch. sahl!“— Und doch ruhen alle civilisirten Staaten] Der eigentliche Patriarch der liberalen Volks###sleich auf dem Eigenthumsrechte der Einzelnen und wirthschaft und des modernen Industrialismus ist der # Korperschaften; sie strafen jeden unberechtigten Ein= Engländer Adam Smith, geboren 1723, gestorben in in das fremde Gut als Betrug oder Diebstahl 1790. Er übertrug den Grundsatz der sogenannten 'r Raub. Reformatoren von der freien Forschung, d. h. perLeicht begreiflich konnte jener wilde Ruf der Welt= sönlichen Unabhängigkeit des Menschen auf die Volkssevolution nicht mit Einem Male erschallen, wie etwa wirthschaft und das Gewerbewesen, gerade so, Donner aus heiterer Luft; sondern er mußte durch wie die große Revolution den nämlichen Grundsatz auf ##'sche Lehren und böse Thaten(theoretisch und praktisch) das staatliche Wesen anwandte. Seine Grundsätze 2 M Mh Wig cn cuphoc ig e gu Mtt ing auii F Die sociale Frage. Nr. 1 21 gelten leider noch heute, und je mehr sich ein Staat ihnen anpaßt, für desto liberaler wird er gepriesen. Im Grunde hatte Adam Smith über das Eigenthum und den Güter=Erwerb mannigfach richtige Ansichten. So gesteht er:„Der Reichthum der Völker besteht weder allein im Boden, noch allein im Gelde, sondern in allen Dingen, die zur Befriedigung unserer Bedürfnisse, zur Erhöhung der Annehmlichkeiten des Lebens und zur Erreichung der Lebenszwecke des Menschen tauglich sind, mithin auch in allen Hilfsgegenständen der Arbeit, in allen Verbesserungen des Bodens 2c.“*) Aber im Verlaufe seines Werkes betont er zu sehr die Arbeit als Urquelle des Reichthums der Völker, so daß es dem oberflächlichen Leser bald in den Sinn kommen kann, als ob nicht die Gaben der Natur und die Sparsamkeit des Einzelnen auch Etwas zu sagen hätten, sondern die Menschenhand Alles und Alles leiste, was zum nationalen Wohlstande beiträgt. Die Arbeit ist nach der Ansicht Smith's die „heiligste und unverletzlichste Grundlage des PrivatEigenthums, die erste und wichtigste Güterquelle, die Mutter des Kapitals und der wahre Maßstab des Werthes der Güter.“**)— Dies ist nur halbwahr. Die Arbeit des Menschen thut viel, sehr viel für Erwerbung von Gütern, aber mindestens ebenso viel thut auch die Natur, oder sagen wir christlicher: Gott, der Schöpfer und Herr der Natur. Es ist doch ein ungeheuerer Unterschied, ob die Menschenhand einen fruchtbaren oder unfruchtbaren Boden bearbeitet, ob sie Kalksteine oder Steinkohlen aus den Minen heraufschafft, ob sie Bau= oder Goldsand in einer Thalmulde findet. Also ist die Arbeit weder die erste noch auch in vielen Fällen die wichtigste Quelle der Erwerbung von Gütern; sie ist auch nicht der„wahre Maßstab des Werthes“. : Solche halbwahre Sätze sind nun desto gefährlicher, je größer das Ansehen des Mannes ist, der sie aufstellt; und Adam Smith hatte geradezu ein fast unbegrenztes Ansehen bis in die neueren Zeiten. Wie nahe lag bei dieser Ueberschätzung der Arbeit der Gedanke, daß nur die Arbeit die Quelle des Reichthums sei! Und daraus ergab sich die praktische Folgerung: demnach hat nur der Arbeiter Anspruch auf den Reichthum; nun aber ist der Arbeiter in der gegenwärtigen Gesellschaft der Arme, das träge Kapital ist Alles: also ist das Eigenthum Diebstahl an dem Arbeiter, vorenthaltener Arbeitslohn. Da haben wir wieder einmal einen Beweis, wie gefährlich die Vermengung von Irrthum und Wahrheit in der socialen Frage ist. Es geht damit, wie mit einem Wagen, der auf der Fahrt von einer Anhöhe *) Inquiry into the nature and the causes of the Wealth of nations, I, 5.— Kautz, Theorie und Geschichte der NationalOkonomie, Wien, 1858, II, S. 426 **) Kautz, a. a.., S. 427 und 429. herab in eine schiefe Richtung geräth. Wird derselben seiner falschen Bahn überlassen, so bleibt er wohl noch eine kurze Zeit auf der Heerstraße, kommt aber mehr und mehr von der Bahn ab und rollt endlich über# Stock und Stein in die Tiefe. Der Grundfehler Adam Smith's war also, daß er der Natur und dem schon vorhandenen Kapital zu wenig Achtsamkeit schenkte, dagegen seine Augen zu sehr auf die bloße menschliche Arbeit richtete Diese systematische Ueberschätzung der Arbeit nun ver# leitete auch den Mann mit der schwieligen Hand dazu daß er sich für den eigentlichen Schöpfer des Reich. thums ansah, d. h. sich selbst überschätzte und nac wenigen Schritten bei dem Satze anlangte:„Alschsollte ich eigentlich der Reiche, und der Kapitalist sollte der Arme sein.“ Mit anderen Worten:„Der Reichs thum ist ein Diebstahl, begangen am armen Arbeiter. Besonders gefährlich war die Lehre Smith's übern das Kapital. Er nennt es aufgehäuften und zus Gewinnung von Einkommen verwendbaren Vorrath was ganz richtig ist; aber er nennt es auch„Produ#### vorhergegangener Arbeit“*) was wiederun# höchst gefährlich ist, und den Nagel nicht immer auf den Kopf trifft. Denn man kann sich auch ein Kapita denken, das nicht gerode Produkt vorhergegangenen Arbeit im strengen Sinne des Wortes ist. Ein sieg reicher Feldherr, der einem treuen Krieger ein schönei Stück eroberten Landes schenkt, der Fleiß des Beschenkter## und die Sparsamkeit des haushälterischen Weibes können## auch ein Kapital gründen, dessen übergroßer Theil mehr Produkt des Glückes und der Tugend, als der Arbeit ist. Wer ein Vermögen erbt, wer reichen Goldsand oder gar einen Goldklumpen in seinem Acker entdeckt der erhält ein Kapital, an dem die Arbeit nur eine### winzigen Antheil hat. Wer die Umstände gut berechnet## kann durch Glück, auf ehrlichste Weise und mit kleinsten Arbeit ein Kapital erwerben. Das Kapital ist dahr nicht immer und nicht ersten Ortes ein Produkt vorher## gegangener Arbeit, sondern auch des Glückes, de# Tugend, des göttlichen Segens. Gefährlich aber im höchsten Grade war der Sath des Adam Smith:„Das Kapital ist Produkt vorhe gegangener Arbeit.“ Denn nun dachte der Arbeiter## „Der Kapitalist hat sich am wenigsten bei dieser„Arbeigeplagt, wohl aber seine Dienstleute.“„Und denne# haben die Arbeiter Nichts davon gehabt, als sauerSchweiß, karges Brod und Nichts übrig.“„Was also das Kapital?“„Abgestohlener, vorenthalten Arbeitslohn!“„Was ist also das Eigenthum?“„E raffinirter, Diebstahl.“ Mit diesem Gedankengange wa## nun der welterschütternde Socialismus fix und fer### Nichts ist gefährlicher als der Irrthum! Wird man nun begreifen, warum die Kirche## sorglich über Reinheit ihrer Lehre wacht? *) Kautz, S. 430. Der Kulturkampf und die deutsche Socialdemokratie. Der moderne Socialismus will überhaupt Nichts der einzig von Gott bestellten Auktorität in Sacher## von der christlichen Religion wissen, mag dieselbe durch der Offenbarung, gelehrt werden. Dabei ist die Social das Prisma der Polizei, des Unterrichts= und Kultus= demokratie rücksichtslos offenherzig und verabscheut jen# Ministeriums gegangen sein, oder von der Kirche, als pharisäische Heuchelei, jenes Spielen mit Worten und ee sei S soc v. ve R 5 1 3 E es de u 1 elbe noch iehr ber Nr. 1 Die sociale Frage. Schielen mit der Lüge, das uns am Liberalismus und sseiner unreinen Presse anekelt. Es ist darum von Bedeutung, zu hören, was die Socialdemokratie zum Kulturkampfe sagt. Die socialistische„Berliner Freie Presse“ vom 16. Nov. v. Is. bringt nun einen hoch=interessanten Leitartikel, ver unsere volle Beachtung verdient,„Kirche und Religion im Kulturkampfe. Darin wird die Frage aufgestellt,„ob man die Kirche angreifen und auch zerstören kann, ohne gleichzeitig das Wesen der Religion mit zu vernichten. Für uns Katholiken ist die Frage längst gelöst; mit Einem Munde antworten wir Alle: Ohne Kirche gibt es kein Christenthum; fällt die erstere, so rollt ihm das letztere nach; Christenthum und Kirche sind Eines und Dasselbe. Wunderbar ist es nun, daß der socialistische Nihilismus ganz die nämlichen Folgerungen zieht, wie wir, seine Antipoden. Die„B. Fr. Pr. sagt:„Man schädigt nicht die Kirche, ohne die Religion selbst zu schädigen; beide hängen mit einander ganz unzertrennlich zusammen. Der Protestantismus in seiner(protestanten=vereinlichen) Ausbildung und auch die„freien Gemeinden“ sind nicht nur kein Gegenbeweis, sondern sie sprechen vielmehr für unsere Ansicht, was nicht schwer zu erklären ist. Das Wesen jeder Religion, wobei wir dieselbe im althergebrachten Sinne verstanden wissen wollen, beruht auf der Auktorität, sie steht und fällt mit ihr; und diese Auktorität wiederum beruht einzig und allein in der sichtbaren Erscheinung der Kirche, mag auch noch so viel auf ein überirdisches Höchstes hingewiesen werden, welches schließlich doch nur den Deckmantel abgibt.“ Man sieht, der Mann faßt das Wesen der positiven Religion tausendmal richtiger auf, als unser landläufiger Liberalismus, welcher seinen unheiligen Kampf gegen die Gottesanstalt auf Erden mit der heuchlerischen Phrase beschönigt, es gelte nur den hierarchischen Uebergriffen, nicht aber dem Kerne(Dogma und Moral) des Christenthums. Dann heißt es weiter:„Wer die Kirche vernichtet, vernichtet in ihr die Auktorität der Religion; erst die Kirche ist das Fundament, auf welchem fest und sicher die Religion sich erheben kann; sonst schwebt diese in der Luft, und ihr Wesen verflüchtigt sich in einen willkürlichen Meinungsrauch, der Nichts weniger ist, als das, was man heutzutage unter Religion versteht. Kirche und Religion sind ebenso einheitlich, wie Körper und Geist; man wird den einen nicht tödten, ohne den anderen mitzutreffen.“— Rechten wir nicht weiter über das letzte Sätzchen mit dem Socialisten, welchem natürlich Tod des Leibes und der Seele Eines und Dasselbe sind. Was er aber über den unzertrennlichen Zusammenhang zwischen Kirche und Christenthum sagt, ist so vernünftig, so einleuchtend und wahr, daß wir mit Tertullian rufen möchten:„Testimonium anime naturaliter christianse!“ Dieses Zusammengewachsen= Sein von Ehristenthum und Kirche sei dem Luther und dem Katholicismus gleich=bekannt gewesen. Luther habe daher eine„feste Kirche" organisirt, nur an die Stelle des unfehlbaren Papstes die unfehlbare Bibel gesetzt, also nur die Form(?) der Auktorität gewechselt, nicht aufgehoben. Sogar die Frei=Gemeindler haben die Tendenz, „einen mehr und mehr kirchlichen Charakter anzunehmen;“ „und das rührt daher, weil sie nur so die Religion aufrecht erhalten können.“ Zur Stütze seiner Ausführung beruft sich der socialdemokratische Schriftsteller auf den Kulturhistoriker Hellwald, mit dem er„in diesem Punkte sehr ausnahmsweise übereinstimmt“. Hellwald schreibt nämlich:„Bei allen Völkern und zu allen Zeiten war eine Erschütterung der Religion mit dem Sinken des priesterlichen Ansehens und umgekehrt verknüpft. Bei monotheistischen Religions=Systemen ist dies natürlich noch mehr der Fall, am meisten bei dem Christenthume, dem der Kampf um's Dasein eine hierarchische Form seiner Priesterschaft aufgenöthigt hat. Hier ist mehr, denn irgendwo, Kirche und Glaube identisch, und man kann die eine nicht ohne den anderen schädigen. Die heutzutage so beliebte Trennung der Begriffe von Kirche und Religion ist trefflich für alle Jene, welche auf Untergrabung des Glaubens sinnen. Es schlägt aber der kulturgeschichtlichen Wahrheit in's Gesicht, zu behaupten, man strebe nach Vernichtung der Priestermacht und zugleich nach Erhaltung der Religion.— Was werden wohl unsere liberalen Kulturkämpfer zu diesem Citat des bösen Socialisten sagen? Daß aber Hellwald nicht dem ultramontanen Lager angehört, muß die Herren gar zur Verzweiflung bringen. Wir Katholiken allerdings haben in diesem Sinne den liberalen Kulturkampf schon immer aufgefaßt; stets hat man uns jedoch mit der ebengenannten Ausrede geantwortet. Jetzt aber zerschlägt der Socialismus, und sogar jeder Ehrliche in der herrschenden Partei selbst, jenes thönerne Idol des Liberalismus. Es tagt die Erkenntniß: Der Kampf gegen die kirchliche Hierarchie ist ein Kampf gegen das Christenthum! Der auf seinen künftigen Sieg pochende deutsche Socialismus fragt sich nun: Welchen Nutzen hat meine Partei aus dem Kulturkampfe? Wir wünschten, daß alle Kulturkämpfer und alle Minister Deutschlands die Antwort auf diese Frage lesen und beherzigen möchten. Sie lautet: „Der gesammte Liberalismus hat mit dem Kulturkampfe uns in die Hände gearbeitet.. Das ist für uns ein überaus heiteres Nachspiel zu diesem „Kampfe“, welchem wir mit dem Motto:„Wer am letzten lacht, lacht am besten, zuschauen. Das ist eine köstliche Ironie dieses„Kulturkampfes, eine von jenen, welche sich die Geschichte eingebildeten„Größen“ gegenüber häufiger erlaubt; und von dieser Seite aufgefaßt, gestaltet sich dieser„Kampf“ in der That zu einem Kulturkampfe. Man hat das auch„oben und in den beiden feindlichen Lagern bereits eingesehen, und wird deshalb beiderseits(?) zum Rückzuge geblasen. Wir aber stehen dabei, reiben uns vergnügt die Hände und sagen mit berechtigtem Triumphe: Zu spät!“ So zu lesen in der„Berl. Fr. Pr.“ vom 16. Nov. v. Is. Wird man endlich begreifen? („Deutsche Reichs=Zeitung“.) 4 Die sociale Frage. Raubbau. Unter Raubbau versteht man eine solche Bewirthschaftung des Bodens, Waldes oder Bergbaues, daß der jetzige Besitzer allerdings plötzlich ein reicher Mann wird, aber auch das Gut auf Unkosten der kommenden Geschlechter und der Menschheit verdirbt. Dies ist eine sociale Sünde, hervorgegangen aus Mißachtung des Nächsten und aus entehrender Habsucht.— Wie ist es z. B. mit ehemaligen Kloster=Forsten oder Kloster=Höfen zur Zeit der unglückseligen Säkularisation zugegangen! Die eigennützigen Käufer, fast nie Katholiken, entholzten die schönsten Hochwälder, schlugen den ganzen Kaufpreis des Gutes heraus und verkauften dann den Grund und Boden als schönen Extra=Profit. Einst war Unter=Canadä im Norden Amerika's voll der schönsten Forste; jetzt ist es entwaldet und das Holz sehr theuer; auch die Wälder Ober=Canadä's sind bald ganz ausgestockt, und zwar durch herzlose Spekulanten. Nun kommen ähnliche Berichte auch über die mit unschätzbaren Wäldern gesegneten Königreiche Schweden und Norwegen. In der„Berliner Börsenzeitung“ vom 21. Novbr. lesen wir:„In schwedischen und norwegischen Zeitungen ist schon vielfach die Art und Weise, wie die schwedisch= norwegischen Wälder durch die kaufmännische Spekulation ausgeplündert werden, scharf getadelt worden. Man hat auch nicht unterlassen, legislatorische Vorbeugungs=Maßregeln gegen dieses Ausplünderungs=System, welches den Ruin einer der wichtigsten Hilfsquellen Schwedens und Norwegens herbeizuführen droht, zu fordern, bisher indessen ohne Erfolg. Wie nothwendig es aber ist, daß, namentlich in Schweden, Maßregeln ergriffen werden, welche geeignet sind, die Waldkultur zu schützen, geht aus der nachstehenden Mittheilung des Stockholmer Blattes„Nya Dagbladet Allehanda“ hervor. Dieses Blatt schreibt: Eine größere Holzlieferung, welche ein hiesiger(Stockholmer) Kaufmann an eine Holzfirma in Gothenburg im Sommer und Herbste effektuirt, hat ein nicht geringes Aufsehen erregt, da dieselbe beweist, daß die nächsten Waldregionen durch eine unbegrenzte Ausholzung total ausgeplündert werden können. Es ist klar, daß es mit den Wäldern in Wermland ziemlich vorbei sein muß, wenn die Gothenburger, wie hier geschehen, begonnen haben, ihren Bedarf an Holz— sogar von so kleinen Dimensionen wie acht= bis neunzöllige Balken— aus der Mälargegend zu dem unerhörten Preise von 1 Krone per Kubikfuß, außer hohen Flößkosten, zu beziehen. Wermland schiffte von seinen Wäldern noch im Jahre 1856 28,048,000 Kubikfuß Planken und Bretter über Gothenburg aus; im Jahre 1874 war aber der gesammte Planken=Export bereits auf 5,812,081 Kubikfuß herabgegangen, während der Export von Pitprops 6,679,170 Kubikfuß, sowie von Schwellen 959,358 KubikNr.! fuß betragen hat. Wenn in einer verhältnißmäßig so kurzen Zeit die höchsten und reichsten Nadelholzwälder des Nordens in solcher Weise ausgenutzt werden konnten, kann man wohl voraussetzen, daß Norrland, dessen Wälder sich weder hinsichtlich des Wachsthums noch hinsichtlich des Reichthums je mit denen Wermlands haben messen können, als diese noch nicht ausgeholz waren— in einer nicht allzu fernen Zeit Mangel an gewöhnlichem Bauholze haben werde, besonders wenn man sich nicht scheut, Holz zu fällen, welches 14 Fuf von der Wurzel nicht mehr als 8 Zoll im Durchmesser hält. Da es interessiren dürfte, zu sehen, in welchem beunruhigenden Grade das Holzfällen in den letzteren Jahren in der Provinz Norrland um sich gegriffen hat wollen wir mit einigen den Berichten des KommerzKollegiums entnommenen Zahlen die unglaubliche Zunahme des Holzgeschäftes veranschaulichen. Es wurden von nachstehenden Plätzen an Planken und Brettern Der gesammte schwedische Holzexport betrug in Jahre 1864 in runder Zahl 11 Millionen Kubikfuß Balken und Sparren, sowie 46 Millionen Kubikfuß Planken und Bretter, aber nur zehn Jahre später, im Jahre 1874, 87 Millionen Kubikfuß Planken und Bretter, sowie 20 Mill. Kubikfuß Balken und Sparren, außer cirka 13 Mill. Kubikfuß Pitprops, welcher Artikel im Jahre 1864 kaum am Markte gefunden wurde.“ Hierzu bemerkt der„Vorwärts“:„Nun, was hier von Schweden und Norwegen gesagt ist, gilt mutatis mutandis von allen übrigen Ländern. Wo die Forsten der Privatspekulation des Kapitals überliefert sin. wird zum Nachtheile des Landes und zum Sondervortheile der Kapitalisten der abscheulichste Raubbau getrieben, so daß in vielen Ländern der Staat sich schon genöthigt sah, nachdrücklich einzuschreiten, und den Forstbau, soweit die Forsten nicht Staatseigenthum sind, unter die strengste Staatskontrole zu stellen. Nun ist aber der Raubbau des Privatkapitals auf dem Gebiete des Ackerbaues in allen Ländern noch ebenso im Schwunge, wie in Schweden und Norwegen auf dem Gebiete des Forstbaues, und der Ackerbau ist doch unzweifelhaft von noch größerer unmittelbarer Wichtigkeit für ein Volk, als der Forstbau. Und herrscht etwa auf dem Gebiete der modernen Industrie nicht ebenfalls der Raubbau, überhaupt die gemeinschädlichste Mißwirthschaft?“ Nachrichten über katholische Kreise. Deutschland.* Aachen. Ueber den Tod der Mutter„D..=.“ noch den folgenden Nekrolog über die edle der Armen und der Oberin der Franziskanerinen, Abgeschiedene zu entnehmen. Im Jahre des Heils 1876 Franziska Schervier, haben wir bereits in Nr. 26 am 14. Dezember starb zu Aachen an einem Unterberichtet. Wir halten es für eine Ehrenpflicht, der leibsleiden im 58. Jahre ihres Alters, versehen mit 5 Nr. 1 Die soriale Frage. ## den heiligen Sakramenten, die ehrwürdige Mutter die sie auf Stadt und Land ergoß.„Nichts habend, Franziska Schervier, Stifterin und General= besaß sie Alles; selbst darbend, bereicherte sie Viele; Oberin der Genossenschaft der Armen=Schwestern des hatte in Allem überall alle Genüge, ja Ueberfluß zu Ohl. Franziskus Seraphikus. Aus der Taufe gehoben allen guten Werken;“ mit vollen Händen„ausstreuend # vom Kaiser Franz von Oesterreich, schien die Verschiedene spendete sie den Armen“.„Auge war sie dem Blinden zu einem glänzenden Loose in der Welt bestimmt; aber und Fuß dem Lahmen;“ gleich den Gesandten des Gott der Herr hatte ihr ein besseres Erbtheil bescheert, Heilandes ging sie umher, pflegte die Kranken, reinigte ## hatte sie zu großen Thaten in Seinem heiligen Dienste die Siechen, bestattete die Todten. In ihrer vom # erwählt. Nach dem frühen Tode ihrer Mutter des Vaters Glauben erleuchteten Liebe brachte sie aber nicht allein haushalt führend, konnte sie schon mit Job sagen: Hilfe aller leiblichen Noth, Trost allem leiblichen Leid: „Habe ich je den Armen, was sie begehrten, versagt, das Weh und Elend der Seelen jammerte sie am allerund die Augen der Wittwe warten lassen? Habe ich meisten. Um Sünder und Sünderinen ihrem Gott je meinen Bissen allein genossen und hat nicht die und Heilande wieder zu gewinnen, um verirrte Schafe Waise davon mitgegessen? Habe ich vom Zerlumpten wieder zur Heerde des guten Hirten zu führen, um weggcsehen und den Nackten ohne Gewand gehen lassen? Heilsgefahren, besonders von Kindern, abzuwenden, war Denn die Barmherzigkeit ist mit mir vom Mutterschooße ihr kein Opfer zu groß, keine Mühe zu schwer, keine ausgegangen, und von meiner Kindheit an mit mir Geduld zu lang. Welches Mutterherz sie vollends für aufgewachsen.“ Die edle Naturanlage reifte in der ihre Berufsgenossen und Schwestern hatte, das bewiesen Wärme der Gottesliebe zur großartigsten Nächsten= deren heiße Thränen, die flossen, wenn dem Leben der und Armenliebe. Begeisterte Nachahmerin des Mutter Gefahr drohte, und die inbrünstigen Gebete, die „Armen Christi“, dessen Namen sie trug, liebte sie nicht sie dann zum Himmel sandten. Mehrmal haben diese allein die Armen, sondern auch die Armuth, um des Thränen und Gebete das Herz Gottes bewogen, ihre armen Jesus willen, Der arm ward, um uns reich zu Tage wunderbar zu fristen; einmal hat die zum Sterben machen, und als Ihm gethan annimmt, was Seinen Schwache an der Wunderquelle unserer lieben Frau geringsten Brüdern geschieht. Um Ihm und Seinen zu Lourdes ihre sinkende Lebenskraft erfrischt gefunden. Armen ganz zu gehören, erkor sie die Armuth als— Doch endlich war die Zeit gekommen, wo der ihren einzigen Antheil an der Erde. Allein mit aller himmlische Bräutigam verlangte nach Seiner Braut, wo Aufopferung ihrer selbst und des Ihrigen vermochte der gerechte Richter Seiner treuen Magd den verdienten sie nicht, dem Drange der Liebe Christi genug zu thun, Lohn nicht mehr vorenthalten wollte. Ein plötzliches suchte daher in gleichgesinnten Gefährtinen sich und schmerzhaftes Leiden, das den Leib der Gottgeweihten ihre Kräfte zu vervielfältigen. Aus ihrem Vaterhause dem Wundmesser unterwarf, mußte ihr, wie dem scheidend, zog sie nicht in ein ausländisches Kloster, hl. Franziskus die Einprägung der Wundmale Christi, wohin sie ihre Armen nicht hätte mitnehmen können, zur vollen Läuterung dienen, bis sie im Friedenskusse sondern sammelte um sich eine erlesene Schaar von des Herrn entschlief. Viele müssen für sie beten, die Jungfrauen, führte sie in ihre mannigfaltige Armen= ihr unaussprechlich viel zu danken haben; aber Viele pflege ein und lebte mit ihnen ein Leben der Abtödtung werden zu ihr beten, daß sie droben fortfahre, ihre und des Gebetes. Nach fünf bis sechs Jahren helden= Helferin und Trösterin zu sein. Sie ruht im Frieden müthiger Vorübung gründete sie unter dem Segen der Gottes, ihr Andenken lebt in der Kirche. Kirche die Genossenschaft der Armen=Schwestern des j Frankreich. Paris. Der als Volksredner hl. Franziskus. Da wuchs aus ihrem vom Geiste Gottes und Stifter der Arbeiter=Kasino's berühmte Graf angehauchten Herzen ein Gottessegensbaum, der, in v. Mun, dessen erste Wahl in die Versailler Kammer ihrer Vaterstadt wurzelnd, während des seitdem ver= von der radikalen Mehrheit kassirt worden war, ist in flossenen Vierteljahrhunderts seine Aeste weit über der treu=katholischen Bretagne wieder zum Deputirten das Vaterland erstreckte, ehe der Sturm darüber aus= erwählt worden, und zwar mit einer so erdrückenden brach und sich über den Ocean nach Nordamerika fort= Mehrheit von Stimmen, daß die Herren Rothen diesmal pflanzte. In diesem neuen Orden erneuerte die Dienerin die Wahl nicht„beanstanden“ konnten. Der feurige Gottes die Wunder der alten Zeiten.„In Gott reich,“ Redner wird den rothen Tyrannen schon die Hölle schöpfte sie aus Gottes Schatzkammern der Güter Fülle, heiß machen. Andere Deutschland.* Berlin. Ueber die Aussichten der Social=Demokratie zu denken, und letzterer werde daher deutschen Social=Demokratie bei den bevorstehenden auch bei den kommenden Reichstagswahlen in SchleswigWahlen zum Reichstage berichtet die„B. Fr. Pr.“ das Holstein der Löwenantheil zufallen. Es sei die BeFolgende:„In größten Aengsten sind doch unsere fürchtung gerechtfertigt, daß die Social=Demokraten die Gegner über die Erfolge, welche die Socialisten bei sämmtlichen fünf(5. bis.) holsteinischen den Wahlen erzielen werden. So schreibt man aus Reichs=Mandate erhalten werden. Uns soll's Schleswig=Holstein der„Nat.=Ztg.“, daß auch bei so recht sein, und daß es so wird, dafür werden unsere den diesmaligen Reichstagswahlen eine große Partei= braven Schleswig=Holsteiner Genossen sorgen. Die Zersplitterung zum Ausdrucke kommen werde. Es sei liberale Angst wird sicher nicht grundlos gewesen sein.“ nicht einmal an ein Zusammengehen der beiden großen— Die social=demokratischen Reichsboten haben mitunter liberalen Fraktionen, geschweige denn an gemeinsames den Kopf am rechten Flecke. So haben sie bekanntlich Vorgehen aller„reichsfreundlichen“ Parteien gegen die ihre Theilnahme an der deutschen Reichs=Wein 6 Die sociale Frage. Nr. 1 probe versagt und diese ihre Haltung damit motivirt, daß ihre„gesellschaftlichen Gewohnheiten“— auf die hatte man liberaler Seits wiederholt hingewiesen verböten, mit den Nationalliberalen zu bankettiren. Dieser Ablehnung fügten sie die Bitte bei, den„Reichs“= Wein unter die Diener des Hauses(Reichstages) oder an die Krankenhäuser zu vertheilen.— Ebenso entschieden haben sie sich in der Dienstagssitzung am 19. Dez. gezeigt. Nachdem kein Zweifel mehr war, daß das Kompromiß zwischen Regierung und Nationalliberalen fest stand und an dem geschlossenen Pakt die Ver handlungen im Plenum Nichts mehr ändern würden, erklärte Hasenclever im Namen der Social=Demokraten, daß sie ihre Anträge wegen Aussichtslosigkeit zurückziehen und nur die erste entscheidende Abstimmung abwarten, und falls Kompromiß=Vorschläge angenommen werden sollten, sich nicht weiter an den Verhandlungen betheiligen und den Saal verlassen würden. Als nun bei der Abstimmung das Kompromiß nach Miquel's Antrage, wornach es einzelnen Regierungen überlassen bleibt, die Preßdelikte vor das Schwurgericht zu verweisen oder nicht, mit 198(nationalliberal und konservativ!) gegen 146(Centrum, Fortschritt, Polen, Elsässer) Stimmen angenommen worden war, verließen sämmtliche SocialDemokraten das Haus. Sie meinten offenbar, daß der Worte nun genug geredet worden seien und man auch Thaten sehen lassen müsse. Die Stadt Berlin hat sich in der liberalen Aera seit 1866, wo die Ausgaben in runder Summe 12 Mill. 800,000 Mark betrugen, innerhalb zehn Jahren zu der kolossalen Summe von 119 Millionen 273,150 Mark emporgeschwungen, das bedeutet eine Vermehrung von 107 Millionen!(„Vorwärts.“) Iserlohn, 13. Dezbr. Nach breitägiger Verhandlung ist, laut der„Westf. Volksztg., endlich zwischen der Stadt Iserlohn und dem Märkisch=westfälischen Bergwerks=Vereine ein Vergleich zu Stande gekommen, durch welchen der lange bestandene Streit zwischen der Stadt und genannter Gesellschaft zur Freude aller Einwohner geschlichtet wird. Der Verein kauft die Häuser auf dem von ihm unterbauten Terrain, welche beschädigt sind oder noch beschädigt werden, zu Preisen an, die durch vereidete Taxatoren festzustellen sind, und zahlt der katholischen Kirchengemeinde für das Terrain, auf welchem Kirche und Pfarrhaus standen, 20,000 Thlr. Den gleichen Betrag erhält ein Fabrikbesitzer für seine ehemaligen Fabrik= und Wohngebäude. Das Gebiet der „Lehmkuhle" und Stahlschmiede verbleibt dem Vereine zum beliebigen Abbau nach Norden und Osten. Um die Stadt, mit Ausnahme des preisgegebenen Terrains, wird ein Gürtel gezogen, den die Bergbau=Gesellschaft in keinem Falle überschreiten darf. * Ueber die Zunahme der socialen Noth in Deutschland stellen wir nur drei Belege zusammen: 1. Dortmund, 21. Dezbr. Die General=Versammlung der Aktionäre der Dortmunder BergbauGesellschaft beschloß, wie die„Westf. Zeitung“ meldet, die Grundbuchsschuld von 900,000 Mark nur auf die Bergwerke„Vereinigte General= und Erbstollen“ eintragen zu lassen. Eine Dividende gelangt nicht zur Vertheilung. 2. Barop, 19. Dez. Vor einigen Tagen ist der Belegschaft der der Aktien=Gesellschaft„Louise Tiefbau“. gehörigen Zeche„Wittwe und Barop“ in der Stärke von etwa 120 Mann auf den 15. Januar gekündigt worden. Wie verlautet, beabsichtigt man, vorläufig nur auf der jetzigen Abbausohle weiter zu arbeiten, die Anlage einer neuen Sohle dagegen bis auf bessere Zeiten zu verschieben. Den scheidenden Bergleuten dürfte es übrigene schwer fallen, bei den jetzigen Verhältnissen wieder Arbeit zu finden. 3. Osnabrück, 18. Dezbr. Vom 1. Januar nächsten Jahres ab werden auf dem hiesigen Eisen= und Stahlwerke die Lohnsätze um 15 Proc. erniedrigt werden. Oesterreich. Wien, 24. Dezember.(Folgen des Gründer=Schwindels.) Eine Licitation von Effekten. Vorgestern fand eine Licitation unterschiedlicher Effekten statt. Als Resultat ergaben sich folgende Meistgebote, zu welchen auch der Zuschlag erfolgte, und zwar erzielten: 200 Aktien des Wiener Lombard=Vereines den Preis von 1005 fl., 250 Aktien des niederösterreichischen Bauvereines einen solchen von 400 fl., 200 Aktien des Hotel= und Bade=Aktien=Vereines einen Preis von 101 fl., endlich 350 Aktien der Arbitrageund Maklerbank den Betrag von 18 fl.— insgesammt also für 1000 Stück Effekten ein Ergebniß von 1524 fl. Böhmen. Arbeiterstrike. In dem Eisenwalzwerke zu Lettez, bei Libsic, haben an 300 Arbeiter die Arbeit eingestellt. Es sind bisher keine Ruhestörungen vorgefallen. Die Strikenden verlangen Unterstützungen aus der Krankenkasse. England. London, 19. Dezember. In der Kohlenzeche Roß Heywooth, unweit Newport, in Monmouthshire — Eigenthum der South Wales Colliery Company— hat gestern ein bedeutendes Grubenunglück stattgefunden. Durch eine Explosion schlagender Wetter sind, so weit die bis jetzt vorliegenden Berichte melden, siebzehn Grubenarbeiter getödtet, und eine Menge Personen mehr oder minder schwer, einige sogar lebensgefährlich verletzt worden. Die Explosion fand in frühester Morgenstunde statt, als nicht alle Bergleute an der Arbeit waren, sonst würden die Folgen der Katastrophe sich noch gräßlicher gestaltet haben. rankreich. Ein Pariser Gründer. Den Gründern des„Crédit mobilier“ in Paris hat die dortige Justiz=Behörde in gehöriger Weise das Handwerk gelegt, und Baron Erlanger, den die Lorbeeren seines Wiener Bruders nicht ruhen ließen, dürfte bald Gelegenheit haben, über die Vergänglichkeit alles Irdischen vor dem Senat des Pariser ZuchtpolizeiGerichtes nachzudenken. Mehrere Aktionäre hatten die Wahrnehmung gemacht, daß seit dem Jahre 1871 bei allen General=Versammlungen eine Anzahl Personen Sitz und Stimme hatten, und auch regelmäßig im Sinne des Verwaltungsrathes stimmten, bei denen man wußte, daß sie kein Stück Crédit mobilier=Aktie besaßen. Durch die unterschiedlichen Nachforschungen hat sich herausgestellt, daß diese Personen dem Genre der sogenannten Strohmänner angehörten, und vom Verwaltungsrathe gegen ein Entgelt in die General=Versammlung geschickt waren. Sobald nun die unabhängigen Aktionäre von diesem Manöver Kenntniß erhielten, verständigten sie sofort die Zuchtpolizei=Behörde, die ihrerseits genaue Recherchen pflog, und richtig bei einer Hausdurchsuchung bei Herrn Baron Erlanger die Liste der fiktiven Aktien= Besitzer(Strohmänner) vorfand. Dies genügte voll 7 Nr. 1 Die soriale Frage. kommen, um die strafgerichtliche Untersuchung einzuleiten. Was aber der Procedur die Hauptpointe verleiht, ist, daß die Administratoren der Bank sogleich ihres Amtes entsetzt, und an deren Stelle ein gerichtlicher Sequestor bestellt wurde. Die Untersuchung soll auch auf den gewesenen Seine=Präfekten Haußmann ausgedehnt werden.(„Politik.“) Paris, 18. Dez. H. Emerique, der Direktor der Brüsseler„Union de Credit“, der sich bekanntlich nach Paris geflüchtet hatte, wurde, da er ein geborener Franzose ist, hier verhaftet und nach Mazas gebracht. In dem Verhöre erklärte er, daß er unglücklich, aber nicht schuldig sei, und daß er dies im Laufe der Untersuchung beweisen werde. Die kompetente Behörde, welche H. Emérique gegenüber mit möglichster Schonung vorging, hatte den flüchtigen Direktor auffordern lassen, sofort nach Brüssel zurückzufahren, und erst als er sich weigerte, dieser Aufforderung nachzukommen, wurde dessen Verhaftung angeordnet. Gestern, Sonntag, den 17., wurde in dem Bureau der„Union de Crédit“ in Brüssel eine gerichtliche Hausdurchsuchung vorgenommen, und sind alle Papiere, welche in der Kanzlei des H. Emérique vorgefunden wurden, mit Beschlag belegt worden. Bei dieser Gelegenheit wurde der Abgang vieler für Emérique im höchsten Grade kompromittirender Dokumente konstatirt. Zwei Tage vor seiner Flucht hat der Direktor der„Union de Crédit“ in seiner Wohnung einen ganzen Stock von Briefen und anderen Papieren verbrannt. Heute wird das Leichenbegängniß des zweiten Direktors, Vandevine, welcher, wie telegraphisch gemeldet wurde, einen Selbstmord begangen hat, stattfinden. Man ist auf einen Schaden von 10 bis 15 Millionen gefaßt.— Allem Anscheine nach dürfte morgen ein zweites Brüsseler Institut von einem ähnlichen Schicksale ereilt werden. Belgien. Die Katastrophe bei der„Union du Crédit de Bruxelles“ scheint eine starke Erschütterung in Belgien nach sich zu ziehen. Ueber die Ursachen, welche die Zahlungsunfähigkeit der Union zur Folge hatten, werden zunächst die Spekulationen ihres Direktors genannt. Derselbe hatte falsche Rechnungen verfertigt, um seine Schulden zu tilgen. Sämmtliche Mitglieder seiner Familie hatten Konto=Korrente. Auch scheinen seit vier Jahren in Folge dieser Unregelmäßigkeiten die jährlichen Bilanzen gefälscht worden zu sein. Die bisherige Untersuchung in den Büchern hat die mehr als Staunen erregende Thatsache ergeben, daß die delegirten Leiter dieses Instituts in ganz unver antwortlicher Weise mit den Gesellschaftsgeldern gewirthschaftet haben. Ueber die finanzielle Lage der„Union de Crédit“ läßt sich Verläßliches noch nicht angeben; es werden bis dahin noch einige Tage vergehen, da Verschi Das noch nicht lange erfundene Hartglas, sälschlich auch unzerbrechliches Glas genannt, hat bereits die Aufmerksamkeit der Berliner Krankenhäuser auf sich gezogen, da der Verbrauch von Glassachen in diesen Anstalten, z. B. an Trinkgläsern, Wasserflaschen, Weingläsern, Lampencylindern ein sehr bedeutender ist. Die von einer in Fürstenberg a. O. belegenen Fabrik dem Krankenhause Bethanien übersandten Proben an derartigen Glassachen sind 35 Mal härter, als gewöhnliches ca. 7000 Konti zu verificiren sind. Wie es heißt, besitzt die Union jedoch augenblicklich bei der„Banque Nationale“ 9 Millionen in akceptirten Tratten und 7 Millionen in Promessen; die sofort einklagbaren Forderungen sollen sich auf ca. 15 Millionen belaufen, außerdem sind das Kapital und der Roulance=Fond vorhanden, der 5 Procent des jedem Geschäftstheilhaber bewilligten Kredits beträgt. Man erwartet weitere Zahlungseinstellungen belgischer Banken, zumal jener, bei denen Philippart betheiligt ist, wie der„Socitté belge“ und der„Société du commerce et de’industrie“. Wenn Eines über die Tragweite der bereits eingetretenen und noch zu erwartenden Katastrophen hinweg trösten kann, so ist es der Umstand, daß die belgische Regierung Verständniß an den Tag legt und eingreift, wo sie eingreifen kann. Das Gebäude Philippart's stürzt nun definitiv zusammen: man thut dem Manne zu viel Ehre an, wenn man ihn als Nachfolger Langrand's bezeichnet. Langrand hatte schöpferische Ideen und es haben manche seiner Gründungen ihn überlebt. Philippart hatte nichts Anderes verstanden, als frivol mit Geldern zu wirthschaften, die ihm anvertraut wurden. Brüssel, 19. Dez. Fuerth, Administrator, und Dees, Kassier der Union= Kreditbank wurden gestern Nachts verhaftet und in das Gefängniß abgeführt. Die Höhe des Deficits ist noch nicht zu berechnen. Rußland. Der nordische Socialismus regt sich. Der amtliche„Regierungs=Anzeiger“ theilt Details einer Demonstration zu Petersburg am 18. Dezember (6. alten Stils) mit. Gegen Ende des Gottesdienstes zu Ehren des hl. Nikolaus sammelten sich mehrere junge Leute, anscheinend Studenten, worunter auch Damen, an. Nach dem Gottesdienste in der KasanKathedrale häuften sich die Ruhestörer vor der Kirche, wobei ein junger Mensch die Umstehenden anredete und erklärte, der Nikolai=Tag sei geehrt als Gedenktag der Exilirten. Derselbe brachte ein Hoch auf die Freiheit aus und zog eine rothe Fahne mit der Inschrift: „Bund und Freiheit“ hervor. Hierauf wurde Hurrah geschrieen und die Polizei angegriffen. Das Publikum mischte sich zu Gunsten der Ordnung ein. Es wurden 21 Männer und 11 Frauen arretirt. Die anderen Theilnehmer der Demonstration verliefen sich. Die Untersuchung wurde eingeleitet. Noch schlimmer möchte es in Moskau aussehen. Das„Neue W. Tagblatt" erfährt als zuverlässig, daß die Moskauer Polizei eine geheime socialistische Gesellschaft entdeckte, welche„kräsny valet“(rother Bube) heißt und den Umsturz bezweckt. Zahlreiche Verhaftungen wurden in Moskau vorgenommen, die Untersuchung leitet der Chef der geheimen Polizei. edenes. Glas, und waren die damit angestellten Versuche in der That überraschend. Ein Trinkglas konnte gegen die Zimmerdecke geworfen werden, rhne daß es beim Heruntersallen zerbrach. Ein solches wurde von einem Tische gestoßen, fiel klirrend auf die Dielen, sprang einige Zoll in die Höhe und blieb ganz, hatte auch nicht einmal Schrammen davongetragen. Heiße Flüssigkeiten können ohne weiteres in die Gläser gegossen werden; selbst der Versuch, in Hartglasgläsern zu kochen, 8 Die soriale Frage. Nr. 1 ist günstig ausgefallen. Da die Kosten für Glasutensilien sich in manchen Anstalten auf mehrere hundert Thaler jährlich belaufen, werden durch Einführung des Hartglases, wenn auch der Preis desselben viermal höher als der des gewöhnlichen Glases ist, immerhin wesentliche Ersparnisse erzielt werden. Die Freuden des Militarismus, zunächst nur in England. 220,000,000,000 Mark, also zweihundertzwanzig Milliarden Mark, kostete seit anderthalbhundert Jahren einem Lande der Krieg. Was hätte mit diesen Riesenkapitalien Alles geleistet werden können. Der bekannte Statistiker Leoni Levi hielt dieser Tage eine Rede, in welcher er nachzuweisen suchte, was die verschiedenen Kriege England gekostet haben. Er ging bis zum siebenjährigen Kriege zurück, der England 87 Millionen Pfund verschlang, der Krieg gegen die amerikanischen Kolonicen kostete 98 Millionen, alle Kriege gegen Frankreich 831 Millionen, vielleicht noch mehr, die zwei Opium=Kriege mit China 8 Millionen, der Kaffer=Krieg 2 Millionen, der Krim=Krieg 69 Millionen, die persische Expedition 900,000 und der abessynische Krieg 8 Millionen. Allein diese Summen stellen nicht den zehnten Theil der eigentlichen Verluste dar, welche das Land durch die Kriege erlitten, so daß, in Geld ausgedrückt, England die ungeheuere Summe von 11,000,000,000 Pfund Sterling verloren hat. — Wenn schon dem englischen Volke seine Kriege so ungeheuere Opfer gekostet, dann wird sich jeder vernünftige Mensch sehr leicht einen Begriff davon machen können, was den Deutschen ihr Militarismus und ihr: Kriege gekostet haben. So viel steht ja fest, wenn der gegenwärtig in Europa herrschende Militarismus in seiner jetzigen Weise noch zwanzig Jahre aufrecht erhalten werden könnte, sämmtliche Staaten bankerott machen müßten, weil die gesammten Staats=Einnahmen nicht mehr hinreichen würden, nur die Zinsen der gemachten Schulden zu zahlen. Aus dem Thierreiche. Im Thierreiche war ein Reichstag eingeführt, der die Rechte der Thiere gegenüber dem Löwen und seinen Vasallen wahren sollte. Jedes Thier konnte dazu seine Vertreter wählen. Man nannte das freies Wahlrecht. Wie war es aber damit bestellt? Die großen und mächtigen Thiere zwangen die kleinen, Niemanden als sie zu wählen. Viele waren auch solche Esel, daß sie sie freiwillig wählten, und so kam es denn, daß die ärgsten Raubthiere im Reichstage saßen. Da gingen endlich dem Gethier die Augen auf und selbst das dummste Schaf sah ein, daß es keinen Vortheil habe, durch einen Wolf, von dem es gefressen wird, sich vertreten zu lassen. Da kam nun ein besonders kluges Schaf auf den Einfall, eine Versammlung selbstständiger Schafe einzuberufen und dort die Interessen der Schafe zu vertreten. Es setzte auseinander, daß, um zu verhüten, daß die Schafe vom Wolfe gefressen werden, vor Allem ein Gesetz gegeben werden müsse, daß die Konkurrenz des den Schafen die Nahrung beschränkenden Kleinviehes beseitigt werde. Dieser Vorschlag wurde allgemein benießt, ein Schafsbock meinte nun doch, daß damit das Fressen der Schafe durch die Wölfe nicht beseitigt werde; er wurde aber damit heimgeleuchtet, daß dieses nur durch die bessere Volksbildung der Wölse geschehen könne. Wiederum wurde diese Ansicht benießt. Nur der eine räudige Schafsbock meinte, daß die Bildung nichts helfen werde; der Fuchs sei gewiß ein ganz schlaues und gebildetes Vieh, aber was hilft den Hühnern dessen Bildung; es sei besser und sicherer, wenn dem Wolse die Zähne abgebrochen werden. Diese roh=brutale, fast socialdemokratisch zu nennende Aeußerung rief ein allgemeines Bäh! bäh! der Entrüstung hervor. Nochmals wurden die Vorschläge des klugen Schafes allgemein benießt und sodann beschlossen sämmtliche selbstständige Schafe, den Wolf zu beauftragen, im Reichstage die Interessen der Schafe zu vertreten. Wenn Aesop vor 2000 Jahren diese Geschichte erzählt hätte, so wäre sie doch auch heute noch neu, denn bis auf diese Stunde werden die Schafe gefressen, und wenn man ihnen das Wahlrecht gibt, so wählen sie den Wolf. („Berl. Fr. Pr.“) In dem Berliner„Ulk“ findet man folgende Beantwortung der Frage: Was hat heute der Abgeordnete zu thun? Erstens zu Ihnen zur Soiree zu gehen und die Politik, die Sie ihm auf's Butterbrod schmieren, an jede Zeitung anders zu erzählen. Zweitens bei Hoffmann's alphabetischen Thee zu trinken. Drittens sämmtliche deutschen Fische aufzuessen, und was in Deutschland für Wein wächst, bis zum frühen Morgen auszutrinken. Viertens während längerer Reden in die Restauration zu gehen und fünftens bis zur zweiten Lesung Nein, von da an aber Ja zu sagen. Ein aufrichtiger Gast.„Nun, Kleiner, hat es Dir bei uns geschmeckt?“ fragte Jemand einen Knaben, der mit seinen Eltern zum Essen geladen war.„O ja!“ lautete die Antwort;„manchmal ist's bei uns zu Hause auch nicht besser, aber mehr gibt's doch immer.“ Anilinbroncefarbe.(Von O. Fiorillo in Baltimore.) Nach dem von der„Papierzeitung“ 1876, S. 158 mitgetheilten amerikanischen Patent Fiorillo's werden 10 Theile Anilinroth, sog. Diamantsuchsin und 5 Theile Anilinpurpur(Methylviolett) in 100 Theilen 95 grädigem Alkohol gelöst, indem das Gefäß mit der Mischung, um die Auflösung zu befördern, in ein Wasserbad gesetzt wird. Ist die Lösung erfolgt, so werden 5 Theile Benzoésäure hinzugefügt und—10 Minuten lang gekocht, bis sich die grüne Farbe der Mischung in eine helle goldene Broncesarbe verwandelt hat. Die so erzeugte Farbe besitzt hohen Glanz, große Dauer und haftet fest an Papier, Papiermasse, Holz, Glas, Zinn, Porzellan, Leder, überhaupt an fast allen Stoffen. Sie läßt sich leicht mit einem Pinsel auftragen und trocknet in wenigen Minuten. Sie erfüllt ihren Zweck ebenso gut auf weißem wie farbigem Untergrunde, und eignet sich der Leichtigkeit und ihrer Dauerhaftigkeit wegen für Damenschuhe, Pantoffeln und andere Lederwaaren, denen sie eine helle goldbroncene Färbung gibt. Sie soll auch an Metallen jeder Art festhaften und ist deshalb zu allen möglichen Verzierungen verwendbar. Ein Mittel gegen die Wollmilbe oder Blutlaus. Als einfaches und schadloses Mittel gegen dieses lästige Thierchen wird das Folgende empfohlen. Ein Eimer Ammoniakwasser aus einer Gasfabrik wird mit zehn Eimern Wasser verdünnt und mit einer Handspritze dem Baume beigebracht. Junge Bäume streiche man zweimal im Jahre mit fünffach verdünntem Ammoniakwasser an, und die Läuse sind ganz weg. Verdünntes Petroleum mit Kalk greift immer die Rinde zu sehr an, entspricht also nicht. Dr. Koller,„Neueste Erfind.“ 1876.) Redaktion, Druck und Verlag von J. Habbel in Amberg. ger Um Weiterverbreitung dieser Nummer in katholischen Kreisen wird gebeten.