6. Jahrgang. Bonn, Samstag den 20. Januar 1877. Nr. 17. Abonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn inel. Traglohn 4 RMark; bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark. Organ für das Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentagen Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebühren für die Petitzeile oder deren Raum 15 RPfennig. * Zur Lage in Bayern. Ueber die Dinge in Bayern enthält die„Kath. Stimme“ in Mainz nachstehende interessante Betrachtungen: „Bayern hat eine ruhmreiche Geschichte, insbesondere als katholisches Land, und für alles Dasjenige, was sein Fürstenhaus, die Wittelsbacher, und was das katholische bayerische Volk im Kriege und im Frieden zum Schutze und zur Förderung der katholischen Religion gethan, haben die Kirche und die Katholiken, besonders die Deutschen, demselben stete Dankbarkeit bewahrt. Mit dem Ende des vergangenen und dem Anfange dieses Jahrhunderts zog allerdings ein anderer Geist in's Land, das Illuminatenthum und der Geist der Freimaurerei. Unter der Regierung König Ludwig's I. jedoch, als in München die ausgezeichnetsten katholischen Gelehrten wirkten, und München ein Kernpunkt katholischen Wissens und ächt katholischen Lebens war, da galt die bayerische Hauptstadt und das bayerische Land wieder als ein Hort des Katholicismus und die katholischen Jünglinge strömten nach München, um an der dortigen Hochschulez, im Gegensatze zu den Hochschulen des deutschen Nordens, Lissenschaft im katholischen Geiste, im Geiste der Wahrheit zu erlernen. Die Geschicke und Bewegungen Bayerns nahmen daher stets ein um so erhöhteres Interesse in Anspruch, als dieses Land vermöge seiner Größe für die Geschicke Deutschlands von nicht geringer Wichtigkeit ist, unter Umständen sogar von entscheidendem Einflusse sein kann. Wenn dasselbe nun heute ein Bild innerer Verwirrung und Zerfahrenheit darbietet, und zum ohnmächtigen Werkzeug der liberalen Politik geworden ist, so ist das daher von der höchsten Bedeutung; die Beförderer der Unificirung Deutschlands und die Gegner der katholischen Kirche reiben sich im Stillen vergnügt die Hände; sie glauben dem Ziele ihrer Wünsche näher zu sein; alle Diezenigen, welche es mit Bayern, mit Deutschland und mit der Kirche gut meinen, sehen bedenklich drein; aber sie geben die Sache nicht verloren.„„ Zwei Gesichtspunkte sind zum Verstandnisse ver heutigen Lage Bayerns in's Auge zu fassen. Das ist zuerst die traurige kirchliche Lage Bayerns. Im Vertrauen auf das katholische Herrscherhaus und die Kraft des katholischen Geistes im bayerischen Volke ließ sich der hl. Stuhl im Jahre 1817(5. Juni) zur Abschließung eines Concordates herbei, welches jedoch von der bayerischen Regierung sofort durch Erlaß des Edictes vom 26. Mai 1818 verletzt wurde, und nur durch das schriftliche Versprechen des Königs von Bayern (1821), daß den Bestimmungen des Concordates nicht entgegengehandelt werden solle, konnte den h. Stuhl von der Erhebung eines förmlichen Protestes abhalten. Der Untersuchung der Frage, wie jenes königliche Versprechen gehalten wurde, wollen wir hier nicht näher treten, jedenfalls aber sind die Vergünstigungen und Zugeständnisse, welche durch das Concordat der bayerischen Regierung gemacht wurden, von dieser in einer Weise ausgelegt und ausgenutzt worden, wie es mit dem Interesse der Kirche im geraden Gegensatze steht; und mit Hülfe des der Regierung zugestandenen Rechtes bei Besetzung der Bischofsstühle, Domherrenstellen, Stadtpfarreien und anderer kirchlicher Aemter hat man die Kirche in Bayern in die beklagenswertheste Lage gebracht, in eine Lage, welche schädlicher wirkt, als der Culturkampf, und deren Folgen sich heute in dem Mangel an Einigkeit und vielfach auch an Entschiedenheit zeigen, und die Widerstandsfähigkeit lähmen. Noch ein zweiter Umstand wirkt hier ein. Durch die Jahrhunderte hindurch von einem katholischen Herrscherhaus regiert, hatten Klerus und Volk sich des Gedankens der Gefahr entwöhnt, und sich einer Sorglosigkeit übergeben, die auch noch nicht weichen wollte, als schon die Zeichen der herannahenden Gefahr deutlich sichtbar waren, als schon der Einfluß einzelner aus Preußen Eingewanderter sich, insbesondere bei Besetzung wichtiger Stellen in Kirche und Staat, in bedenklicher Weise zeigte; und als nun der Kampf entbrannte, da fehlte es, wir dürfen nicht sagen, an der Armee, wohl aber an dem Feldherrn. Das bayerische Volk sah die Gefahr, es war gewillt, derselben mit Entschiedenheit zu begegnen, und es gab seinem Willen bei den Wahlen zum Land= und Reichstag wiederholt einen unzweideutigen Ausdruck. Leider fiel der führende Einfluß zum Theil Männern zu, welche ganz gewiß vom besten Willen beseelt waren, und welche in ruhigen Zeiten sich unbestreitbare Verdienste erworben hatten, die aber in die sehr veränderte Lage sich nicht zu finden und deßhalb auch die Kampfesweise den neuen Verhältnissen nicht anzupassen wußDie Tochter des Roman von M. Ludolff. (Fortsetzung.) Jetzt zum ersten Male sprach Elisah. Einem ihr selbst noch unerklärlichen Impulse nachgebend, sagte sie gepreßt:„Und bist Du der Unantastbarkeit jener Rechte völlig gewiß?“ „Völlig gewiß;“ wiederholte er bestimmt. Und er fügte genau den Zeitpunkt bei, wann die Trauung in einer der kleinern Kirchen Londons vollzogen worden war.„Dort ist sie in dem Kirchenbuche regeltecht eingetragen,“ schloß er matt—„von dem Rew. Mr. Dalion, meinem Freunde, der uns traute. Der Küster und mein treuer, leider während unserer Reise auf dem Continent gestorbener Kammerdiener Bill waren die Zeugen.— Uebrigens sind alle nöthigen Documente — auch die über Bäby's Geburt, das nach der Religion seiner Muter in der Margarethenkirche zu S. getauft— in dem Besitze der Vissounteß. Stehe Du, dearest Elisha, nur meiner armen holden Dorothy treulich zur Seite, hilf ihrer Schüchternheit mit Deinem energischen Willen— sei ihr Schutz— ihr Beistand!— Umgebe sie, die so allein in der Welt steht, mit treuer Schwestersorge— sie bedarf derselben! Willst Du, Elisha?— Um Meinetwillen— um unserer Jugendzeit Willen— sage, daß Du es willst!“ Er nahm ihr Gemurmel für ein betheurendes„ja!“ das durch ihre schütterung erstickt werde Dankbar drückte er ihre Hand Bemüthserschutterung erstia. werve. Da ind sank in die Kissen zurück, nunmehr ind sank in die Kissen zurück, nunmehr von der sich zugemutheten Instrengung völlig erschopft. Wenig annte er, was in ihrer Seele orging, wie es darin arbeitete, tobte und stürmte!— Verletzte Eiteleit und gekränkte Selbstliebe kämpften vereint gegen die noch glimsende Zuneigung, die da tief in ihrem Innern sprach für den Geährten ihrer Kindheit— für den Mann, den sie geliebt und der sterend ihr vertraute. Wild wogten und arbeiteten sie gegen einander iese Gefühle zum heißen Kampf in ihr weckend die gefährlichsten Zeidenschaften des menschlichen Herzens— Haß und Liebe! Ganz von diesen widerstreitenden Gefühlen erfüllt, gewahrte sie icht allsogleich seine gänzliche Ermattung. Als dies aber geschah, erhrak sie jäh und mit einer Vehemenz, wie sie schlecht in ein Kranenzimmer paßte, riß sie an der Schelle, deren schriller Ton eiligst en Kammerdiener herbeibrachte, dem Dr. Howard auf dem Fuße Während dieser sich mit dem Kranken beschäftigte, winkte er ihr, sich a entfernen und nur allzu froh, dieser Stätte jetzt entfliehen zu könten. Unter dem Namen von„kluger Mäßigung“ wurden halbe Maßregeln durchgesetzt, welche, da im Kampfe Halbheit mit Zurückweichen ziemlich gleichbedeutend ist, die Lage immer verschlimmerten und einen Zustand herbeiführten, aus dem auf dem bisherigen Weg allerdings kein Ausweg sichtbar ist. Die hier angedeutete Haltung knüpft sich vorzugsweise an den Namen Jörg, obschon er gewiß nicht zu den„Gemäßigten“ gerechnet werden will, und wir stehen daher nicht an, auszusprechen, daß nach unserer Ansicht derselbe, bei all' seinem guten Willen, bei allen seinen Verdiensten als Publicist, den zum Führer nöthigen klaren und praktischen Blick, wie auch die Entschiedenheit zum Handeln nicht gezeigt hat. Unter diesen Verhältnissen darf es daher nicht Wunder nehmen, daß im katholischen Lager und insbesondere in der katholischen Presse Bayerns ein wildes Durcheinander herrscht. Die entgegengesetztesten Ansichten platzen auf einander. Es ist nicht zu leugnen, daß hier und da der Eifer den Ton etwas zu sehr beeinflußt; es ist auch nicht wenig zu bedauern, wenn dabei bisweilen Männer, welche nach Stand und Charakter die höchste Achtung verdienen, in ungerechtfertigtster Weise angegriffen werden; aber, von dem zuletzt Gesagten abgesehen, müssen wir sagen, daß uns die Wahrheit, entschieden, wenn auch mit etwas rauhen Worten ausgesprochen, lieber ist, als die Verdunkelung der Wahrheit in schöner schulgerechter Form. Uns ist dieses Durcheinanderwogen der Ideen und Ansichten keineswegs ein schlechtes Zeichen; es beweist uns zweierlei, erstens, daß das Uebel erkannt und zweitens, daß zur Besserung die Kraft noch vorhanden ist, daß die gute Natur des bayerischen Volkes sich geltend macht. Daß wir auf diese Besserung hoffen dürfen, zeigen uns zwei Vorkommnisse. Bekanntlich sind die beiden Bischofssitze in Würzburg und Speier unbesetzt. Vor einigen Monaten berichteten die Zeitungen, daß der Herr Stiftsdekan Enzler und der Carmeliter= pater Ambrosius Käs sich der Regierung gegenüber bereit erklärt hätten, eine Ernennung, jener für Speier, dieser für Würzburg anzunehmen; bald aber mußte die Presse uns sagen, daß Ersterer seine Erklärung zurückgenommen habe und auch des Letzteren Ernennung sehr in Frage sei. Wenn nun von Seiten der Regierung die Absicht emsig verbreitet wurde, daß Rom mit dieser Sache noch nichts zu thun gehabt habe, so mag es richtig sein, daß eine officielle Meinungsäußerung Roms noch nicht ergangen war; aber man wird nicht unrichtig schließen, wenn man annimmt, daß die beiden Genannten die Ueberzeugung gewonnen hatten, daß die von dem Cultusminister Lutz getroffene Wahl in Rom nicht gefallen habe. Im katholischen Volke sieht man noch mehr darin; man sieht darin eine Verurtheilung des Verhaltens der baierischen Regierung von Seiten des hl. Stuhles; man sieht darin den ersten Schritt zur Aenderung und Besserung der kirchlichen Verhältnisse Baierns, und darüber freuen sich die einsichtigen Katholiken Baierns und wir mit ihnen. Gehen wir zum zweiten, gleichfalls sehr erfreulichen Vorkommnisse über. „Parteistellungen“, ist der Titel einer Reihe von Leitartikeln des„Volksfreund“ in München, als deren Verfasser sich in seiner zu Rosenheim als Reichstagscandidat gehaltenen Rede Dr. Ratzinger bekannt hat, der als katholischer Schriftsteller und Publicist durch sein gediegenes Wissen und seinen klaren politischen Blick über Baiern hinaus bekannt ist. In jenen Aufsätzen schildert er die heutige Lage und entwickelt seine Ansichten über die Nothwendigkeit der Bildung einer katholischen Partei und über die einer solchen gebührende und allein Erfolg verheißende Haltung. „Die Leiden, so sagt er dort, an welchen die Nationen heute kranken, sind entstanden durch den Abfall vom katholischen Glauben und durch die Hinwendung entweder zu der Irrlehre oder zum Unglauben. Eine Besserung kann nur eintreten durch Rückkehr zur katholischen Kirche, zu ihren Lehren und zu ihren Geboten. Eine Partei, welche aus dem katholischen Volk hervorgewachsen ist, verkennt vollständig ihre Aufgabe, wenn sie nicht Vertretung der welterlösenden Mission der katholischen Kirche an die Spitze ihres Programms stellt. Weist eine solche Partei den Anspruch zurück, confessionell sein zu wollen, so verliert sie die Grundlage und schließlich ihre Existenzberechtigung. In diesen Worten ist die Auffassung des Dr. Ratzinger klar ausgesprochen; sie sind fern von jener Halbheit, die wir oben bezeichneten; in ihnen ist der vollste Gegensatz zum Liberalismus nen, eilte sie in die Einsamkeit ihres Boudoirs. Dort eingetreten, war ihre erste Handlung, die Thüre hinter sich zu verriegeln, dann brach sie in einem Fauteuil zusammen. Die Dämonen der Finsterniß: Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, sie umnachteten in dieser Stunde ihren Geist. Edwards Geheimniß— die zärtlichen, süßen Namen, mit denen er der jungen Gattin gedacht— hatten jedes weiche Gefühl aus ihrem Herzen gerissen, alles Mitleid war in Wehrmuth vergällt worden.— Ihr stolzes, an's Herrschen und Siegen gewöhntes Herz konnte es nicht verwinden noch verzeihen, daß die Liebe, nach der sie selber seit Jahren schon gestrebt, verschmäht worden, und daß der Platz, den sie sicher einzunehmen gerechnet, bereits von einer Andern gewonnen worden war. Und diese Andere, die ihr Alles genommen — die sollte sie lieben!— nein, niemals! Eine ganze Weile hatte Elisha Melville von diesen Erwägungen erfüllt dagesessen bis allmählich ihre Leidenschaft sich ausgetobt. Ihr berechnender Geist gewann die Oberhand über ihre Erregung. Bedächtig schritt sie an ihren Schreibtisch und mit sicherer Hand warf sie auf feines Briefpapier die wenigen Worte: dearest Percy!— Einer so treuen, beständigen und ausdauernden Liebe wie der Deinen, ist auf die Dauer nicht zu widerstehen. Komm' daher zu— Deiner Elisha. Als sie dies geschrieben, blieb sie eine Weile, den Kopf in die kleine, weiße Hand gestützt, vor sich hinbrütend sitzen, endlich aber ergriff sie schnell die Feder und setzte das Datum des vorhergehenden Tages ; u n t e r d a s S c h r e i b e n. D a r a u f f a l t e t e u n d s i e g e l t e s i e e s, w ä h r e n d s i e bei sich sprach:„Auf alle Fälle ist's besser, er glaubt meinen Entschluß vor Edwards Unfall gefaßt.“ Ob sie dabei vergaß, daß möglicherweise des Viscounts Bäby ein Sohn sei und so demnach nicht Percy der Erbe sein werde, sondern ein kleines, schwaches Kind?! Möglich, daß sie sich jetzt noch nicht mit diesem Gedanken befaßte, daß sie noch unter den auf sie eingestürmten Ereignissen eine solche Möglichkeit vergaß— jedenfalls aber trug sie selber den Brief zu dem Hausmeister, ihm anzuempfehlen, denselben sofort durch einen reitenden Boten nach der Station zu befördern. Nun kehrte sie zu dem Leidenslager Edward's zurück; Dr. Howard wehrte ihre Gegenwart nicht mehr ab, er gab ihr vielmehr den Platz neben dem Bette des Patienten frei. Dieser aber erkannte sie jetzt nicht mehr, das Bewußtsein hatte ihn verlassen. Es kehrte auch nicht mehr zurück, und als der Morgen im Osten zu dämmern begann, hauchte der Viscount, der Erbe von Elmswater Castle— seinen letzten Seufzer aus. klar und deutlich niedergelegt und deshalb hat Dr. Ratzinger mit seinem Auftreten wohl nicht überall Beifall gefunden. Wir sind stets der Ansicht gewesen, daß der Liberalismus für Baiern etwas Fremdartiges, etwas der Natur des baierischen Volkes Widersprechendes sei, und wir sehen jetzt, wie dessen Widerwillen gegen denselben sich immer mehr geltend macht; und wir glauben und hoffen, daß eine Thatsache, deren wir hier zu erwähnen haben, dazu beitragen wird, die Katholiken Baierns zu den entschiedensten Kraftanstrengungen zu einigen: es ist das Auftreten des Grafen Ludwig v. ArcoZinneberg im oberbaierischen Landrath. Bei Gelegenheit der Berathung des Etats der Kreisgewerbeschule in München sprach Graf Arco sich über seinen Standpunkt mit folgenden Worten aus:„Mein Standpunkt zur Schule ist der katholische und ich fühle mich in meinem Gewissen verpflichtet, diesen Standpunkt hier auszusprechen. Der Redner führte dann ferner aus, daß bei der Schule der Einfluß der Kirche maßgebend sein müsse, dieser dort aber fortwährend im Sinken sei; zur Fortentwickelung solcher Schulen wolle er nicht mitwirken, und werde daher für solche Schulen sämmtliche Mittel verweigern. Damit war die Stellung des Katholiken einfach und offen betont und dem jetzigen Regimente in Baiern der Absagebrief gegeben. Graf Arco gab letzterem noch einen deutlicheren Ausdruck. Der Regierungspräsident in München lud die Landräthe officiell zur Tafel ein; Graf Arco lehnte ab, weil er von einem Vertreter der dermaligen Regierung eine solche Einladung nicht annehmen könne. Diese Entschiedenheit, welche dem Schreiben des hl. Vaters vom 14. August v. J. an die katholische Generalversammlung in München ganz entspricht, fand begreiflicher Weise freudigen Wiederhall; wir lesen von Zustimmungsadressen vieler katholischer Vereine. Da in dem Antwortschreiben, u. a. an den katholischen Volksverein in München, der Standpunkt noch allgemeiner ausgesprochen ist, so lassen wir auch daraus die Hauptstelle folgen. Sie lautet: „Ich habe gehandelt, wie es mir mein Gewissen vorschrieb. Möge mein Vorgehen zum Besten unserer heiligen Kirche sein, möge das Bewußtsein unter den Katholiken immer klarer werden, daß gegenüber den religionsfeindlichen Bestrebungen des modernen Liberalismus nur der entschieden katholische Standpunkt uns im öffentlichen Leben vor den größten Verirrungen schützt. Wir müssen die falsch erkannten Grundsätze nicht blos in Versammlungen für Gleichgesinnte, sondern, wenn wir im öffentlichen Leben mitwirken sollen, vor Allem auch in den Vertretungskörpern des Landes verurtheilen und grundsätzlich bekämpfen.“ So ist denn in Baiern die Fahne erhoben, welche im Privatund öffentlichen Leben diejenige aller Katholiken Deutschlands sein muß, die katholische Fahne ohne Verhüllung. Wir begrüßen ihre Entfaltung mit Freuden. Möge sie dazu dienen, die Katholiken Baierns fest unter sich und fest mit Rom zu einigen. Nur so vermögen sie allen Stürmen von Innen und von Außen zu trotzen. Deutschland. * Berlin, 19. Jan. Gestern fanden die engeren Wahlen zum Reichstage in Mainz, Frankfurt a. M. und Elberfeld statt. In Mainz unterlag trotz aller Anstrengung der Katholiken der Candidat derselben, Domcapitular Moufang, dem„reichsfreundlichen", freilich etwas demokratisch angestrichenen Oechsner. In Elberfeld siegte mit 14,485 Stimmen der nationalliberale Kaufmann Prell über den Socialdemokraten Hasselmann, der 14,245 Stimmen erhielt. Man fieht, es fehlte nicht viel zum Siege des Socialdemokraten. In Frankfurt siegte mit 10,324 Stimmen der Demokrat Holthof(an Stelle Sonnemanns) über den nationalliberalen Varrentrapp, auf den 7344 Stimmen fielen. 58 St. waren ungültig. * Berlin, 18. Januar. Aus Wien telegraphirt man der „Post“: Aus Constantinopel wird hierher gemeldet: Am Dienstag habe zwischen v. Werther und dem Grafen Zichy eine unliebsame Scene stattgefunden, jedoch aus privaten, nicht aber aus politischen Ursachen. Graf Zichy wird keinenfalls seinen Posten behalten und nicht mehr auf denselben zurückkehren.— Der„Bassiret" verbreitet die Nachricht, in Turkestan sei ein Aufstand gegen Rußland ausgebrochen.— Die Umgebung des Sultans ist kriegerisch gestimmt. Das Schiff„Gazelle“ ist telegraphischer Nachricht zufolge am 17. d. M. Nachmittags in Folge heftigen conträren Windes in Sheernes eingelaufen und beabsichtigte nach Einnahme von Kohlen die Reise nach Plymouth fortzusetzen.— An Bord ist Alles wohl. IV. In der Fremde. Cherchez la source de tous les crimes— Vous la trouverez dans’égoisme. Champfort. Es war an dem Tage nach dem, an welchem man Edward,(Graham) Viscount Elmswater, den Lieblingssohn und Erben Lord Arlingforts zu dem langen, traumlosen Schlummer in die Gruft seiner Ahnen gebettet hatte. Ein heller, klarer Wintermorgen ging über dem Schlosse auf, das nun aus seinem Trauerschlafe erwacht schien; die Läden zeigten sich wieder geöffnet, und oben aus dem Fenster eines der Thurmzimmer schaute Zofe Betsy nach der eleganten Reisecalesche aus, die bereits unten vor dem Portale hielt. Wenige Minuten später, erschien sie ihre junge Herrin begleitend, in demselben. Der dort wartende Hausmeister Mr. Brindsle hob in ehrerbietigem Schweigen die tief verschleierte Lady Elisha in den Wagen; bescheidenlich folgte Betsy, der Schlag fiel zu, die feurigen Pferde zogen an und dahin rollte die Equipage gen London. Stumm lehnte Elisha Melville in den Polster, nach einer Weile schnellte sie in die Höhe und schaute zurück. Noch grüßten die Thürme und Zinnen des Schlosses zu ihr herüber, alsbald aber entschwanden sie ihrem Blick. Ein tiefer Seufzer hob ihre Brust. Was lag nicht Alles hinter ihr!— Was hatte sie nicht in den letzten paar Tagen erlebt und durchlebt! Edward, der schöne, blühende Edward war todt, ruhte bereits starr und kalt unter der Erde.— Lord Arlingfort, ihr treuer Vormund, der das angenommene Kind fast mehr geliebt als seine eigenen Kinder, war ein lebendig Todter, dessen Geist sich umnachtet, und sie selbst, sie war nicht mehr die Elisha von ehedem, sie hatte über ihre Zukunft entschieden, sie war die Braut Percy's— des Erben, des neuen Viscount Elmswater! Jedoch in dieser letzten Vorstellung mußte etwas Beunruhigendes für sie liegen, denn gewaltsam wandte sie ihre Gedanken davon ab und ließ sie zurückschweifen zu dem armen Greis, der nun an Körper und Geist gelähmt einsam in seinem verödeten Schlosse lag. Die Nachricht von des Viscounts jähem, frühzeitigen Tod, hatte trotz der Vorsicht, mit der man sie dem leidenden Lord beigebracht, diesem seine letzte Kraft geraubt. Sowie er begriffen, daß Edward, sein Erstgeborener, sein Liebling geschieden sei, brach er in sich zusammen. Ein Schlagfluß traf ihn, durch den sein Geistesvermögen schwand und zwar für immer.(Fors. folgt.) Gestern versammelten sich wieder einmal der hohe„Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten“ zu einer Sitzung, um gegen den Decan Rzezniewski aus Jarocin und den Domherrn Kurowski aus Posen, gegenwärtig wegen maigesetzlicher Vergehen(als „Geheimdelegat") im Gefängniß zum Koschmin, zu verhandeln. In beiden Fällen wurde auf„Amtsentsetzung“ erkannt. Das Gerücht, Feldmarschall Manteuffel gehe nach Kischenew, um die Operationen der russischen Hauptarmee zu begleiten, tritt hier neuerdings mit großer Bestimmtheit auf. In der vorigen Session des Landtags brachte der Abg. Reichensperger, unterstützt von zahlreichen Mitgliedern des Hauses, folgenden Antrag ein: „Die Erwartung auszusprechen, daß die königliche Staatsregierung den Erlaß des Cultusministers vom 18. Februar 1876 einer näheren Prüfung unterziehen und grundsätzlich feststellen werde, daß 1) kraft der im Artikel 12 der Verfassungsurkunde gewährleisteten Religions= und Gewissensfreiheit der mit der obligatorischen Volksschule verbundene Religionsunterricht nur im Sinne der betreffenden Kirche, mithin unter der Autorität der verfassungsmäßigen Oberen derselben ertheilt werden darf; daß 2) diese Consequenz des Art. 12 der Verfassungsurkunde auch in der Bestimmung des Art. 24 ibid, daß die betreffenden Religionsgesellschaften den religiösen Unterricht in der Volksschule zu leiten haben, gezogen worden ist, indem diese Leitung nach der bei Revision der Verfassungsurkunde ausdrücklich ausgesprochenen Willensmeinung der Staatsregierung und des Landtags nicht bloß das Recht der Ueberwachung, sondern auch das der Besorgung dieses religiösen Unterrichts seitens der Religionsgesellschaften in sich schließt; daß 3) dies Recht der Leitung des Religionsunterrichts innerhalb der staatlich anerkannten Religionsgesellschaften deren gesetzlichen Organen unmittelbar zusteht, daß endlich 4) der Volksschullehrer diesen Religionsunterricht nur kraft einer Ermäck tigung der zuständigen Kirchenbehörde zu ertheilen befugt ist.“ Dieser Antrag(d. d. Mai 1876) ist nicht zur Berathung resp. Erledigung gelangt. Jetzt ist der Antrag wieder eingebracht. Unterstützt ist der Antrag durch:„ Bachem. Biesenbach. v. Bönninghausen. Vorowski. Conrad. Cremer(Korn).: Dauzenberg. Deloch. Dieden. Evers. Dr. Fackeldey. Franssen. Dr. Franz. Fuchs. Freiherr v. Fürth. Gajewsk'. Gornig. v. Grand=Ry. Grütering. Haanen. v. Hatfeld. Freiherr v. Heeremann. Graf v. Hoverden. Hüffer. Freiherr v. Hoiningen gen. v. Huene. Ibach. Kaufmanr. v. Kleinsorgen. Knabe. Kochann. Kolberg. Kramarczik. Krämer(Heilsberg). Dr. Krebs. Dr. Lieber. Dr. Lindemann. v. Ludwig. Lux. Dr. Maier (Hohenzollern). Graf v. Matuschka. Menken. Müller(Prüm). Müller(Trier). Münzer. Graf Nayhauß=Cormons. Nitsche(Münsterberg). Nitsche(Pleß). Osterrath. Patheiger. Pauli. Dr. Perger. Porsch. Ressemann. Dr. Roeckerath. Dr. Rudolphi. Rübsam. Schaffer. Schlick. Schmid(Hohenzollern). Graf v. Schmising=Kerssenbrock(Beckum). Graf v. Schmising=Kerssenbrock (Koblenz). Scholz(Neisse). Freiherr v. Schorlemer=Alst. Freiherr v. Schorlemer=Overhagen. Schroeder(Lippstadt). Freiherr v. Spies=Büllesheim. Strecker. de Syo. Freiherr v. Thimus. Thissen. Dr. Virnich. Dr. Weber (Höxter). Freiherr v. Wendt. Windthorst(Meppen). Wolff Zaruba. Die Vorlage, betr. die Umwandlung des Zeughauses in eine Ruhmeshalle, ist eingegangen. Wie alljährlich, so feierte gestern die Centrumsfraction den Geburtstag— diesmal den 65.— ihres verehrten Führers, des Herrn Staatsministers Ludwig Windthorst, durch ein solennes Diner im großen Saale des Norddeutschen Hofes. Herr v. Schorlemer=Alst pries, wie die„Germania“ mittheilt, in einem längeren Toaste das„Festkind“, indem er u. A. darauf hinwies, wie Se. Excellenz zu einer Zeit geboren sei, in welcher ein Fremdling uns die Freiheit geraubt und nicht, wie es heute der Fall sei„....... dem Deutschen". Der Redner beglückwünschte dann die geistige und körperliche Rüstigkeit des Gefeierten, der zwar schon viele„Haare gelassen", aber nur „auf dem Kopfe, nicht auf den Zähnen". In ernster und heiterer Weise dankte hierauf Herr Windthorst und gedachte insbesondere seiner Mitstreiter— vor Allen des unvergeßlichen v. Mallinckrodt. Einstimmig beschloß hierauf die Gesellschaft, aus der noch u. A. v. Gerlach, Brüel, Kantak, Lyskowski 2c., das Wort ergriffen, sympathische Telegramme an Frau Minister Windthorst in Hannover, sowie an Frau v. Mallinckrodt auf Nordborchen abzusenden. Zur Klarstellung der Frage, ob die Katholiken in gewissen Fällen bei Stichwahlen für den socialdemokratischen Candidaten stimmen sollen, entnehmen wir dem„Mainzer Journal“ folgende gpei. Artitel: „Mainz, 17. Jan. Wie wir vernehmen, agitiren die Führer der katholischen Partei in dem Wahlkreis Offenbach=Dieburg bei der bevorstehenden Stichwahl entschieden für den Candidaten der Socialdemokraten. Auch die einflußreichsten Geistlichen des Bezirks haben sich in diesem Sinne ausgesprochen. Hiemnach dürfte die Wahl Liebknechts die größte Aussicht haben. „Aus dem Kreise Solingen, 16 Jan. Im hiesigen Wahlkreis wird eine engere Wahl zwischen dem socialdemokratischen Candidaten, Herrn Rittinghaus, und dem national=liberalen, Herrn Jung, stattfinden. Den Ausschlag geben die Katholiken, welche bei der ersten Wahl 4726 Stimmen auf ihren Candidaten vereinigten. Ueber die Stellung, welche die Katholiken bei der Stichwahl einnehmen werden, äußert sich das katholische Organ jenes Kreises wörtlich:=Wenn wir nicht wählen, dann legen wir das Zeugniß ab, daß wir mit den Liberalen einverstanden sind und das können und wollen wir nimmermehr! Die Liberalen unseres Kreises würden uns mit Spott und Hohn überschütten, wenn wir schwiegen! Die große liberale Partei unseres Kreises, die in Jung uns einen der grimmigsten Feinde unserer heiligen Kirche entgegen zu stellen wagte und uns dadurch von vornherein einen Schlag ins Gesicht versetzte, hat heute auch einmal nach uns zu fragen, sie muß unsere Stimme hören! Wohlan, geben wir die Antwort und diese lautet: Wir wollen und müssen wählen! Wir wählen von den Uebeln das kleinste, wir wählen Moritz Rittinghaus, Schriftsteller in Köln. Und warum wählen wir ihn? Nicht weil wir einverstanden sind mit den Principien und Absichten der Socialdemokraten, sondern weil viele wesentliche Puncte, die wir erstreben, auch in seinem Programm enthalten sind..“ * Pesth, 14. Jan.„Es krieselt!". Dieser Wiener Ausdruck bezeichnet treffend unsere innere Situation. Das Cabinet Tisza ist mit seinem Latein zu Ende und hat zum wiederholten Male seine Demission angeboten. Die Veranlassung bildete die Streitsache mit Oesterreich. Unsere Minister erkennen es nunmehr, daß sie plan= und ziellos die Verhandlungen mit Oesterreich begonnen und dabei in eine Sackgasse sich verrannt haben; insbesondere trifft dieser Mißerfolg den Ministerpräsidenten, der ja bei seinem Regierungsantritte aus den glücklichen Verhandlungen mit Oesterreich für Ungarn goldene Berge verheißen hat, und überdies so unklug war, sich für die stricte Aufrechterhaltung der hinfällig gewordenen Manipulation in der Bankfrage zu engagiren. Im Schooße seiner eigenen Partei erwuchsen ihm darob heftige Gegner, und wenn er heute das Präsidium der Regierung aufzugeben entschlossen ist, so bedeutet das für Kol. Tisza nicht blos einen Sturz als Minister, sondern ein Fiasko als Politiker und Staatsmann überhaupt. * Pest, 18. Jan. Tisza erklärt die Mittheilung der Blätter, er habe erneuert um seine Entlassung gebeten, für verfrüht; allerdings weide er über die jetzigen Verwicklungen mit dem österreichischen Ministerium nur dann noch weiter verhandeln, wenn der Kaiser es ausdrücklich verlange. Auf die Gegenvorschläge der Nationalbank könne Ungarn sich schwerlich einlassen; es müsse vielmehr nach wie vor eine selbständige ungarische Bank anstreben. Auch könne Ungarn unter keiner Bedingung darein willigen, daß Bosnien wider den Willen der Pforte besetzt würde; noch weniger sei an ein kriegerisches Zusammengehen mit Rußland zu denken. Der türkenfreundlichen Demonstration der Pester Studenten legt Tisza wenig Gewicht bei. * Pest, 18. Jan. Demnächst werden die österreichischen Minister hieherkommen, um mit ihren ungarischen Collegen unter Vorsitz des Kaisers über die Bankfrage eine endgültige Entscheidung zu treffen. Schweiz. * Bern, 16. Jan. Herr Nationalrath Bavier von Chur, der anläßlich des Tessiner Verfassungsconflicts vom Bundesrath vergangenes Jahr nach diesem Canton entsandte eidgenössische Commissar, hat sich behufs Ueberwachung der Neuwahl des dortigen Großen Raihs, welche vom Staatsrath auf nächsten Sonntag den 21. Januar anberaumt worden ist, gestern nach Lugano begeben. Die vom Staatsrath getroffenen Maßregeln sollen übrigens derart sein, daß eine ernstliche Störung der Ruhe und Ordnung am Tage der Wahl nicht zu befürchten sei. Rußland. * Warschau, 14. Jan. Die russische Regierung hat nach dem Aufstande von 1863—1864 sämmtliche geistliche Güter im Königreich Polen für den Staat eingezogen und ihre früheren Inhaber auf ein festes, aus der Staatskasse zu zahlendes Gehalt gesetzt. Von diesen Gütern sind für den Monat Januar wieder neun zum öffentlichen Verkauf ausgeboten, und zwar unter der früheren Bedingung, daß nur orthodoxe Russen und Personen des augsburgischen und des reformirten Bekenntnisses, keine Polen und Katholiken, zur Licitation zugelassen werden. * Die Schlußforderung der Conferenz. In der achten Conferenzsitzung am Montag überreichte Lord Salisbury eine abgeänderte Zusammensetzung der Beschlüsse der europäischen Delegirten(das sogenannte résun.é mitigé), deren Text in der Uebersetzung folgendermaßen lautet: Montenegro. Neue Abgrenzung von Montenegro unter Annexion der Bezirke Banjani, Piva(mit Einschluß von Niksitsch), Drobniak, eines Theiles des Bezirkes Scharanzi, der Bezirke von Kolaschin, von Kutschi=Drekalowitsch, von Kutschi Kraini, von Wassojewitsch, von der Zwiewna bis zum Lim, von Maly und Vely Brody, von Spusch und Zabliak. Einsetzung einer internationalen Grenzcommission zu diesem Zwecke; freie Schifffahrt auf der Boyana und Neutralisirung der Festungen. Serbien. Der Status quo aute bellum für Serbien nebst Regelung der Gebietsstreitigkeiten an der bosnischen Grenze durch ein Schiedsgericht gemäß den Bestimmungen des Hattischerifs von 1833. Für die beiden Fürstenthümer Räumung des Gebietes außerhalb der gezogenen Grenze Seitens der ottomanischen und der fürstlichen Truppen; Austausch der Kriegsgefangenen und Amnestie für die im Dienste des Feindes angestellten Unterthanen. Bosnien, die Herzegowina und die Bulgarei. Die Generalgouverneure dieser Provinzen sollen während der fünf ersten Jahre von der hohen Pforte nach eingeholter Zustimmung der Mächte ernannt werden. Eintheilung der Provinzen in Sandschaks mit Mutessarifs, die von der Pforte auf den Vorschlag der Walis(Gouverneure) für einen bestimmten Zeitpunct ernannt werden, und in Cantone, nahfé-mudirlike, von 5 bis 10·000 Seelen mit Cantonalbehörden, die von der Bevölkerung in jeder Gemeinde gewählt werden und deren Befugnisse sich auf alle Angelegenheiten erstrecken, die den Canton als solchen angehen. Die Einführung von Provincialversammlungen, deren Mitglieder von den Cantonalräthen auf einen Zeitraum von vier Jahren gewählt werden sollen. Diese Provincialräthe werden das Provincialbudget nach einem feststehenden System abgrenzen und einen Provincialverwaltungsausschuß ernennen, dessen Entscheidung die Statthalter(Walie) in allen Fällen einholen müssen, welche die gewöhnliche und einfache Ausführung der Gesetze und Verwaltungsbestimmungen überschreiten und worüber sie des Weiteren an die Pforte berichten können. Verbesserung der Steuerveranlagung, Provincial= und Cantonalräthe übernehmen die Vertheilung und Erhebung der Steuern, mit Ausnahme der Zoll=, Post= und Telegraphengefälle so wie der Tabaks= und Alkoholsteuer und der Regie. Vollständige Abschaffung der Steuerverpachtung und Nachlaß der Steuerrückstände. Neue Feststellung des Provincialhaushalts für alle fünf Jahre auf Grund der Durchschnittserträgnisse. Ein Theil wird zur Verzinsung und Tilgung der öffentlichen Schuld so wie zu den übrigen Bedürfnissen der Gesammtregierung verwandt werden, während der Ueberschuß den Provinzen verbleibt. Reorganisation der Justiz im Sinne einer größeren Unabhängigkeit des Richterstandes. Ernennung der Richter bei den Civil= und Strafgerichten durch die Statthalter unter Zustimmung des Provincialverwaltungsausschusses so wie der Appellhof nitglieder durch die hohe Pforte selbst auf Vorschlag der Statthalter. Oeffentlichkeit der Sitzungen; gerichtliche Untersuchung. Ausschließliche Rechtsprechung der kirchlichen Behörden in confessionellen Angelegenheiten. Vollkommene Cultusfreiheit, Unterhaltung der Geistlichkeit, der religiösen Einrichtungen und der Unterrichtsanstalten durch die Gemeinde selbst. Sicherstellung gegen gewaltsame Vekehrungen. Gleichstellung der Landessprache mit der türkischen bei den Verwaltungsbehörden. Strenges Verbot der Verwendung unregelmäßiger Truppen. Bildung einer Nationalmiliz und einer nationalen Gensdarmerie aus Christen und Muselmanen nach dem Verhältnisse der Bevölkerungsziffer mit Subalternofficieren, die von den Generalstatthaltern ernannt werden. Verbot der tscherkessischen Colonieen. Allgemeine Amnestie für die wegen politischer Vergehen verurtheilten und verfolgten Christen. Verbesserung des Looses der ländlichen Gutsbesitzer und kleinen Pächter in Bosnien und der Herzegowina. Erleichterung des Landerwerbs und der Wiedererwerbung der Staatsansehörigkeit für die Ausgewanderten. Einführung dieser Maßregeln innersalb eines Zeitraumes von drei Monaten. Einsetzung einer Aufsichtsbehörde(Controlcommission). Zwei Aufsichtsbehörden werden von den Mächten eingesetzt werden, um einerseits die Ausführung dieser Bestimmung zu überwachen und andererseits die Ortsbehörden in ihren Bemühungen für die Aufrechterhaltung der Ordnung und öffentlichen Sicherheit zu unterstützen. Dieselben werden besondere Weisungen erhalten. Alle Delegirten erklärten nacheinander, für den Fall einer Ablehnung Seitens der Pforte abzureisen. Der italienische und der englische Vertreter sagten, daß die Pforte für die Folgen Europa gegenüber verantwortlich gemacht werden müsse; der französische machte die Pforte ihrem eigenen Lande gegenüber verantwortlich. Die türkischen Vertreter erklärten darauf, daß für Donnerstag ein großer Rath einberufen werden solle; die Antwort werde erst Samstag zu erwarten sein. Der heutige Ministerrath stellte die Vorlage für den auf morgen statt auf heute zusammenberufenen Nationalrath auf. Dieselbe ist in Bezug auf den Conferenzbeschluß ablehnend gehalten, sucht aber durch die Möglichkeit einer Entwicklung der verschiedenen Standpuncte Europa gerecht zu werden und die Entscheidung der Versammlung selbst in aller Freiheit vorzubehalten. * Zur orientalischen Constantinopel, 11. Januar. Die Regierung veröffentlicht das Gesetz für die Wahl der zehn Abgeordneten, welche die Stadt Constantinopel in die am 1. März zu eröffnende Kammer senden soll. Es umfaßt 21 Artikel. Constantinopel, 17. Jan. Die Regierung. will den Betrag von 7 Mill. Pfd. Sterl. Papiergeld, deren Emission jüngst angeordnet war, nicht in Umlauf setzen, zur Zeit vielmehr die bereits circulirenden 3 Mill. Papiergeld nur um 1 oder 2 Mill. vermehren.— Zwischen Serbien und der Türkei ist eine Uebereinkunft wegen gegenseitiger Auslieferung ihrer Kriegsgefangenen abgeschlossen worden.— Der Sultan hat den persischen Gesandten empfangen und dabei ausgesprochen, daß es seine Absicht sei, mit Persien die freundlichsten Beziehungen zu pflegen.— In der allgemeinen politische Lage ist nichts geändert. Pera, 17. Januar. Der Nationalrath ist auf morgen verlegt. Die Finanzcommission beschloß nur zwei Millionen Pfund auszugeben und den Cours 150 für 100 zu fixiren.— Englische Officiere sollen für die Marine engagirt werden. Sinope und Burgas sind als Ausrüstungshäfen für die Flotte bestimmt. Ahmad Haandy, Ex=Vali von Albanien, wurde zum Commandanten von Kars ernannt. Pera, 18. Januar. Es bestätigt sich, daß die Vertreter Englands, Oesterreichs, Deutschlands, Italiens und auch Rußlands, wenn sie abreisen — eine Absicht, die im Falle der Ablehnung der letzten Vorschläge unerschütterlich erscheint— ihre Geschäftsträger zurücklassen werden. Englischerseits glaubt man daraus, daß auch Rußland demnach die diplomatischen Beziehungen nicht abbrechen werde, schließen zu dürfen, daß es nicht zum Kriege kommen würde. Belgrad, 18. Januar. Heute reiste General Tandeville mit den letzten russischen Freiwilligen ab. Das Verlangen nach einem Separatfrieden wird hier immer allgemeiner. Wien, 18. Januar. Hussein Pascha hat eine Lieferung von 200,000 Meter Militärtuch in Brünn abgeschlossen.— Dem„Lloyd' zufolge hat das Petersburger Cabinet ein Rundschreiben erlassen, worin für den Fall, daß die Pforte die herabgesetzten Conferenzvorschläge bestimmt ablehnt, erklärt wird: Rußland habe keine Neigung, alleinstehend Krieg zu führen, und werde keinesfalls vor dem Frühjahr in die Action eintreten.— Aus Jassy wird der„Presse“ unterm 17. ds. gemeldet, daß bie Kosaken der russischen Südarmee mit Artillerie versehen und zu vollständigen Corps vereinigt worden seien. Alle bisher bei Chotin aufgestellten Truppen hätten in den letzten Tagen Aufstellungen am Pruth von Kaban bis Skuljane bezogen. Die bei Bender zusammengezogenen Truppen seien in den Stellungen von Ungheni bis Leowa vorgerückt. Wien, 18. Januar. Das„Telegraphen Correspondenz=Bureau meldet aus Constantinopel, 17. Januar, Abends: Die Situation ist unverändert, man glaubt, der morgen stattfindende„Große Rath“ werde die bekannt.n zwei Punkte ablehnen. Wenn die türkischen Bevollmächtigten am Sonnabend eine negative Antwort ertheilen, reisen die Botschafter ab; nichtsdestoweniger hofft man den Frieden zu erhalten. Wien, 18. Januar. Nach dem Lemberger„Dzennik sind in Kischenew ein Oberst und sechs Officiere kriegsrechtlich wegen Meuterei erschossen worden.— Die russischen Truppen sind längs der Südgrenze dislocirt.— Nach der Zusammensetzung des„Großen Raths“ zu urtheilen, gilt das Beharren auf Ablehnung der Conferenzvorschläge für wahrscheinlich. Paris, 18. Jan. Privatdepeschen aus Constantinopel deuten andaß die Türkei wohl in der Frage der Provincialgouverneure(], nicht aber in der der Ueberwachungscommission nachgeben wird; daß aber die Abreise der Botschafter immer noch wahrscheinlich ist. Nach einem Telegramm des„Standard“ aus Belgrad vom 16. ds. ist eine große Anzahl russischer Freiwilligen nach Turn=Severin gesandt worden. Eine Brigade von Serben und Freiwilligen, befehligt von einem russischen Brigadier, wird mit einer Batterie nach Kladowa entsandt werden. Rußland schlägt vor, das serbische Heer auf russische Kosten zu erhalten, falls die militärische Verwaltung des Fürstenthums und der Oberbefehl Russen übertragen würde. Bis jetzt aber hat sich die serbische Regierung diesem Vorschlag widersetzt. Als Auskunftsmittel bei dem Geldmangel beabsichtigt die serbische Regierung, die Belgrader Creditanstalt in eine Nationalbank, die zur Ausgabe von Banknoten berechtigt sein soll, umzuwandeln. Vermischte Nachrichten. § Bonn, 18. Jan. Die erste Verhandlung vor den Assisen betraf eine Körperverletzung. D. aus H. hatte den L. aus H. so sehr mißhandelt, daß derselbe das Sehvermögen eines Auges verloren hatte. Der Angeklagte suchte zu zeigen, daß er von L. zuerst wäre angefallen und gereizt worden und daß er somit aus Nothwehr gehandelt habe. Die Geschworenen aber sprachen ihn schuldig, verneinten auch die Frage nach mildernden Umständen, worauf der Angeklagte zu einer Zuchthausstrafe von 2 Jahren verurtheilt wurde.— Dann wurde gegen P. aus R. wegen Diebstahls verhandelt. Der Anklagte hatte auf offener Straße einen Ueberzieher gestohlen. Es wurde auf 6 Monate Gefängniß gegen ihn erkannt. X Bonn, 18. Jan Vor dem Zuchtpolizeigerichte wurde heute eine Sache verhandelt, die über zwei Stunden in Anspruch nahm. Im October vorigen Jahres nämlich war ungefähr 5 Minuten vor Eitorf K. aus E. in der Dunkelheit überfallen und ihm mit einem Dolchmesser mehrere gefährliche Stiche beigebracht worden. K. erklärte als Zeuge ganz bestimmt den H. aus E. als den Thäter. Auch sonstige Zeichen sprachen für die Thäterschaft des Angeklagten H. Dieser aber suchte das Alibi durch zahlreiche Zeugen zu beweisen, aber vergeblich. Er wurde für schuldig befunden und zu einer Gefängnißstrafe von 2 Jahren verurtheilt. Dann wurde ein Handwerksbursche wegen Majestätsb.leidigung zu einer Gefängnißstrafe von 3 Mon ten verurtheilt. * B o n n, 1 9. J a n. I n d e r„ K ö l n. Z t g.“ l e s e n w i r N a c h s t e h e n d e s: „In Bonn soll ein Staatsarchivgebäude neu errichtet werden und dieses de Staatsarchive von Idstein und Coblenz aufnehmen, weil der östliche Flügel des Gebäudes in Idstein dem Einsturz droht und schon hat geräumt werden müssen, zumal dasselbe sich für Archivzwecke nicht eignet und Idstein als ein zur Unterbringung eines Staatsarchivs passender Ort, wegen seiner Angelegenheit, nicht anzuerkennen ist. Die Archivbeamten sind außer Stande, höheren Anforderungen zu genügen, wenn ihnen ihr Wohnort nicht dauernd wissenschaftlicher Verkehr, bibliothekarische Hülfsmittel u. s. w. in ausreichendem Maße bietet. Hierzu kommt, daß auch für anderweite Unterbringung des Staatsarchivs in Coblenz nothwendig gesorgt werden muß. Der Mangel an Raum hat bereits dazu geführt, dort in einem Privathause Archivbestände unterzubringen. Die im Regierungsgebäude zurückgebliebenen Archivalien sind gegen Feuchtigkeit und gegen das Ungeziefer, welches aus dem unter dem Archivlocal befindlichen Waarenmagazin(Keller des Hafens) eindringt, nicht zu schützen, auch ist der Aufenthalt in den Bureauräumen der Gesundheit nachtheilig. Die Ueberweisung anderer Localitäten im Regierungsgebäude ist unthunlich, auch nicht angemessen, ein Archiv in eine Festung zu verlegen. Die Documente der beiden vorgenannten Staatsarchive sind in Fürstenthümern erwachsen, deren Theile auf beiden Rheinufern zerstreut durcheinander lagen, deren Urkunden aber naturgemäß zusammen gehören und auf eine Vereinigung zu Einem Archiv Anspruch haben. Im Allgemeinen ist es angezeigt, das Archiv nach einer Universitätsstadt zu verlegen, zumal die Universität sich verpflichtet hat, eine ihr gehörige Parzelle zum Bauplatz abzutreten.“ Bonn, 19. Jan. Das kalte Wetter, das wir seit zwei Tagen haben, scheint der Frühlingsentwicklung in Thier= und Pflanzenwelt noch wenig Einhalt gethan zu haben, denn heute wurde uns wieder ein recht munterer Maikäfer gebracht. * Vom Rhein, 19. Jan., erhalten wir nachstehende Correspondenz: In der Nro. 16 der„D..=Ztg. war die Frage erörtert, wie sich die Katholiken bei den Stichwahlen verhalten sollten; namentlich da, wo nur die Wahl zwischen einem Liberalen, welcher Schattirung auch immer, und einem Socialdemokraten möglich ist. Ich meine, daß für diesen Fall es angezeigt ist, daß die Katholiken sich der Wahl enthalten. Gestatten Sie mir, für diese unmaßgebliche Ansicht meine Gründe anzuführen. Es kommt zunächst darauf an, den Begriff und die Bedeutung der Wahl überhaupt festzustellen. Wenn Jemand annimmt, daß in der Wahl eine Zustimmung zu den politischen und religiösen Grundsätzen der Deputirten liege, so ist es von vornherein ausgemacht, daß für ihn die Wahl jedes Socialdemokraten und ebenso gut jedes Culturkämpfers verboten ist. Unter diesem Gesichtspunkte ist die Wahl von Jung sowohl als von Rittinghaus gleichmäßig unmöglich, und die Wahlenthaltung gerechtfertigt. Hält man jedoch dafür, daß die Wahl nur der staatsbürgerliche Act ist, wodurch der Wählende, soviel an ihm liegt, bewirken will, daß der Gang der Gesetzgebung möglichst seinen Grundsätzen gemäß geschehe, so kann der Wählende bei einer engeren Wahl wohl in die Lage kommen, zwischen zwei Gegnern sich zu entscheiden, und er wird das dann thun nach dem Grundsatze, daß zwischen zwei Uebeln das geringere zu wählen sei. Selbst zugegeben, daß diese letztere Auffassung theoretisch richtig sei, würde ich mich dennoch in der Praxis für die Wahlenthaltung aussprechen müssen und zwar mit Rücksicht auf das katholische Volk. Es kann der katholische Wähler nur zu leicht in seinen Begriffen verwirrt werden, wenn ihm gestattet wird, einem Feinde der Kirche seine Stimme zu geben Wenn man es beispielsweise einem kath. Arbeiter als erlaubt hinstellt, für einen Socialdemokraten zu stimmen. so wird man ihn schwerer davon abhalten können, auch in die Partei seines Abgeordneten einzutreten. Man nimmt ihm den richtigen Abscheu vor den Grundsätzen dieser Partei, den er haben muß, wenn er ihren verführerischen Lockungen in seiner vielfach gedrückten Lage widerstehen soll. Aus demselben Grunde erscheint auch die Wahl eines Liberalen durchaus unstatthaft, selbst dann, wenn durch Wahlenthaltung einem Socialdemokraten der Sieg in Aussicht gestellt wird. Der Katholik hat dann das Recht, die Dinge ihre gewiesenen Wege gehen zu lassen und sich in den Streit zwischen Vater und Sohn nicht zu mischen. * Köln, 16. Jan. Der Effekten=Bank=Proceß ist um einen Knallessekt reicher geworden. Nachdem der Hauptbelastungszeuge, Herr Movius, Direktor des Schaaffhausen'schen Bankvereins, gestern Mittag seine Aussagen deponirt hatte, zog er einen Brief hervor, den das merkantilische Meteor— K. G. Horn in seinem freiwilligen Exil verfaßt hat. Der Brief trägt den Poststempel Köln, wird aber ohne weitere Angabe des neuen Heimathsortes, wie Herr Director Movius behauptet, die Reise über das Meer, wie wir hinzufügen, aus Brasilien, wo Horn sich hinspedirt haben soll, gemacht haben. Es ist ein mehrere Seiten langer Brief, welcher jedoch nur zum Theil von dem Adressaten verlesen und dann dem Gerichtshof überreicht wurde. Demgemäß bittet der verflossene Börsenkönig Horn Herrn Movius, er möge seiner Frau(der Frau Horn) die Geldmittel gewähren, daß auch sie auswandere in die neue Heimath zu ihrem Gatten. Dann folgt ein pater peccavi, das nichts zu wünschen übrig läßt; denn Horn erklärt, wissentlich gefehlt zu haben, jedoch, was als die Hauptsache aufzufassen ist, gegen den Commerzienrath V. Wendelstadt, nach Horn einer der ersten Angeklagten, am meisten. In dieser Form von einem Belastungszeugen vorgetragen, hat sich dieser Schreibebrief als ein— Schutzzeuge(ohne Zweifel für alle Angeklagten) präsentirt. Welche Wirkung er ausübt, muß nach dem früheren doppelzüngigen Verhalten Horns dahingestellt bleiben. * Köln, 18. Januar. Das soeben erschienene Amtsblatt verkündet den Schluß der niederen Jagd im Regierungsbezirk Köln auf den 20. ds. Am Samstag darf darnach noch bis Sonnenuntergang gejagt werden. Der Schluß ist auch dringend nöthig, denn es laufen schon genug junge Häschen im Felde herum, die sich von der Wintersaat und dem Kohlkraut nähren. * Gladbach, 17. Jan. Ueber das gestrige Bahnunglück berichtet die „Gl. Ztg.“ aus amtlicher Quelle: Der gegen 3 Uhr von Düsseldorf aus eintreffende Personenzug lief, durch ein Versehen des Weichenstellers, statt in das 1. in das 5. Geleise, in Folge dessen ihm eine Rangirmaschine in die Flanke fuhr. Ein Postwagen und zwei Personenwagen wurden erheblich, ein Personenwagen geringer, der Tender der Rangirmaschine erheblich beschädigt. Dadurch, daß die Rangirmaschine den Personenzug streifte, wurde der letztere an der betreffenden Stelle der Länge nach vollständig aufgerissen, und kamen auch an dieser Seite die bedeutendsten Verletzungen vor. Der Inhalt des Postwagens lag zerstreut umher, wurde aber selbstredend sogleich in Sicherheit gebracht, u. a. wurden auch 1400 M. baares Geld, die durch das Platzen des Beutels zerstreut umherlagen, vollständig wieder zusammengeschafft. Menschenleben sind glücklicherweise bis jetzt nicht zu beklagen, wohl aber wurden 15 Personen mehr oder weniger stark verletzt, und zwar: 1. Passagier Esser, Verwalter zu Haus Horst bei Benrath, Quetschung des linken Fußes; 2. Fräulein Emma Lühmann aus Elberfeld, Quetschung des „chenkels; 3. Prediger Koopmann aus Barmen, beide Unterschenkel gebrochen; 4. Frau Notar Schwenger aus Wassenberg, Bruch eines Unterschenkels; 5. Herr Büschgens aus Klinkum bei Wegberg, Unterschenkel gebrochen; 6. Polizeisergeant Haselhuhn aus Gladbach, Kopfverletzung; 7. Polizeisergeant Schmitz aus Gladbach, desgl. und Splitterbruch des Unterschenkels; 8. Polizeisergeant Lorenz aus Gladbach, Quetschung am Fuß; 9. Postassistent Kretschmar aus Aachen, Kopfverletzung; 10. Postconducteur Schlipphack aus Hagen, Contusion am Kopf und an den Händen; 11. Postconducteur Lahaye aus Aachen, desgl.; 12. Heinrich Schnock, Hauderer aus Gladbach, Quetschung des Oberschenkels; 13. Herr Georg Fuchs aus Neuß, leichte Kopfverletzung; 14. Herr Reißig aus Neuß, leichte Fußverletzung; 15. Herr Kuno Kronenberg aus Gossen, Bürgermeisterei Höhscheid, beide Beine verletzt. Von den Beamten wurde nur ein Bremser aus Hagen leicht beschädigt. Die Verletzten sind, soweit sie nicht zu ihren Angehörigen sich begeben oder dahin besördert werden konnten, in Privathäusern und in den Krankenhäusern zu Gladbach untergebracht worden. * Aachen, 19. Jan. Wir lesen im„Echo der Gegenwart“ folgende Erklärung:„Die Seitens des hiesigen Arbeitervereins vom heil. Paulus seit einiger Zeit hervorgerufene Erregung eines großen Theils unserer Pfarrangehörigen aus dem Arbeiterstande veranlaßt uns zu nachstehender Erklärung.=Obgleich wir fortwährend die aufrichtigste#eilnahme für die Verbesserung der physischen und moralischen Lage der Arbeiter und ihrer Familien hegen und in jeder unserer amtlichen und socialen Stellung angemessenen Weise nach wie vor in Wort und That für das Wohl der Arbeiter einzutreten bereit sind, so fühlen wir uns dennoch verpflichtet, gegen die Art und Weise, wie der genannte Verein dieses Ziel erstrebt, zu protestiren, indem dieselbe, wie dies bereits vor Jahren durch den hochwürdigsten Herrn Erzbischof dem Vorstande des Vereins ausdrücklich erklärt worden ist, gegen christliche Grundsätze vielfach verstößt, und die Gefahr nahe liegt, daß die Arbeiter der Socialdemokratie, welche doch bekämpft werden soll, in die Arme geführt werden. Aachen, den 11. Januar 1877. Das katholische Pfarrcapitel der Stadt.=“ V Aus der Nähe von Marpingen, 18. Januar. An mehreren Orten des oft genannten Härtelwaldes ist ein Plakat angebracht, dem zufolge das Betreten des Waldes außerhalb der gewöhnlichen Wege untersagt ist. Mehrere Personen, welche auf dem Wege zur Quelle wegen Betretens dieser Strecke protocollirt wurden, erklärten vor Gericht, dieser Pfad sei seit Menschen Gedenken stets begangen worden. In der Sitzung vom 8. d. wurde in Folge dessen das Urtheil bis zum nächsten Monat vertagt; der Friedensrichter Commes von St. Wendel wird heute in Marpingen eintreffen und eine Ortsbesichtigung vornehmen. Mombach b. Mainz, 18. Jan. Bei der heute stattgehabten Stichwahl wurden mehrere junge Männer, die aus Mainz zur Wahlagitation hierhergekommen waren, von den Liberalen mit Steinen geworfen und zum Dorfe hinausgejagt. In Folge dessen erschienen heute Nachmittag die jungen Leute in verstärkter Anzahl am Wahllokale wieder. * N e u w i c d, 1 6. J a n. D a s f ü r s t l i c h e W i e d' s c h e H a u s i s t v o n e i n e m schweren Schlage betroffen worden. Prinz Hermann, geb. am 28. Mai 1874, ist gestern in Huis de Pauw nach nur zweitägigem Krankenlager an der Lungenentzündung entschlafen. 8 Sinzig, 17. Jan. Heute hatten wir wieder einmal eine Culturkampfgeschichte, indem die Kinder, anstatt wie früher unter Anführung der Lehrer und Lehrerinen dem„ewigen Cebete“ beizuwohnen, ruhig zur Schule marschiren mußten. Am Sedantage ist ihnen Schulfreiheit.geben, deshalb werden wir nächstens an diesem Tage das heute Versäumte von den Kindern nachholen lassen. * R u h r o r t, 1 7. J a n. B e i d e r d i e s j ä h r i g e n D o m b a u= L o t t e r i e Z i e h u n g hat, wie die„Rh.= u. Ruhr=Ztg.“ hört, Fortung auch unsere Gegend bedacht. Ein Gewinn von 3000 M. soll auf ein Loos gefallen sein, welches ein hiefiger Bürger besaß, und einen der Hauptgewinne, nämlich 15,000 Mark, hat ein Kutscher erhalten. Der Hauptgewinn (75000 Mark) ist einem Kaufmann Schulte in Emden zugefallen. Demselben war das Loos von dem Rentmeister Quick in Winterberg überlassen worden. * Solingen, 17. Jan. Die engere Wahl für den Wahltreis Solingen zwischen den beiden Candidaten Assessor a. D. Georg Jung und Schriftsteller Moritz Rittinzhe 8, Beide zu Köln, ist auf den 19. d. M. festgesetzt.„ 6 Aus dem Kreise Solingen, 18. Jan. Der untere Theil des Kreises Solingen mit den Ortschaften Hittorf, Monheim, Opladen, Baumberg, Richrath u. s. w. ist sonst in Bezug auf alle politischen Wahlen ein verlorener Posten; meist von Katholiken bewohnt, wurden diese von dem übrigen durchaus protestantischen Kreise weit überstimmt. Ganz anders hat sich die Sache dieses Mal gestaltet; im übrigen Kreise Solingen halten sich Socialdemokraten und Nationalliberale das Gleichgewicht und wir Katholiken sind diesmal die Vielumworbenen, welche morgen bei der engeren Wahl den Ausschlag zwischen Herrn Jung und Herrn Ritting= haus geben sollen. Trotz des Besuchs des Herrn., der die unbequeme Reise von Solingen nicht scheute, um in Baumberg und Monheim die Wahlzettel für Herrn Jung zu vertheilen, glauben wir doch, daß die Wahl von Herrn M. Rit inzhaus gesichert ist, da die gehässigen Angriffe von Herrn Jung uns Katholiken noch unvergessen sind und ziehen wir ihn jedem Andern ohne Ausnahme vor. Dahlen, 17. Jan. Der Mörder der Dienstmagd Maria Jansen ist, wie hierher gemeldet wurde, in Lüttich aufgegriffen worden. Seine Auslieferung nach Deutschland erfolgt sofort. N Aus dem Münsterlande, 15. Januar. Auf die verzweifelten Anstreugungen, welche die vereinzelten Liberalen unseres Regierungs=Bezirks bei den Wahlen gemacht haben, hat unsere kathol. Wählerschaft dadurch die beste Antwort gegeben, daß sie mit wahrhaft erdrückender Majorität ihre bisherigen Abgeordneten wiederwählte. Wohl hatte das inspirirte Pferdeblatt vor den Wahlen geschrieben:„Eine Partei, die Programm und Haltung direct von Rom vorgeschrieben erhält,“ sei nicht werth eines nationalen Abgeordneten; allein unser Abgeordneter, Frhr. v. Heeremann, erhielt 12,268, sein Gegner, Prof. Karsch, der Wortführer der freien Vereinigung, nur 758 Stimmen; auf den Baron v. LandsbergVelen fielen 10,931 Stimmen, während sein Gegner nur 501 und dem Gegner des Baron v. Landsberg=Steinfurt, welcher 10,949 St. auf sich vereinigte, nur 186 St. zufielen. Nur im Wahlkreise Ahaus=SteinfurtTecklenburg ist die Minorität wegen der protestantischen Bevölkerung in Burgsteinfurt und im Kreise Tecklenburg bedeutender. Herr v. SchorlemerAlst erhielt hier 15,133, sein Gegner 4145 St. * Bielefeld, 17. Jaruar. Hier soll bekanntlich eine Stichwahl zwischen zwei Conservativen stattfinden, nämlich zwischen dem Oberpräsidenten a. D. von Bodelschwingh und dem Geheimen Justizrath CorpsAuditeur a. D. Marcard. Herr von Bodelschwingh hat nunmehr erklärt, daß er entschieden die Annahme eines Mandates ablehne. V Marburg, 15. Januar. Eine Geschichte mit schlimmem Ausgang macht dahier noch immer viel von sich reden. Gelegentlich einer Tanzmusik im benachbarten Ockershausen entstanden Streitigkeiten zwischen jungen Burschen des Dorfes und Jägern. Ein Oberjäger erhielt auf dem Heimweg mit einer Wagenrunge einen Schlag auf den Kopf, so daß er bewußtlos niedersank, und ihm das Blut aus den Ohren floß. Zwei seiner Begleiter zogen blank. Einem Ockershauser jungen Manne wurde der Schädel dreifach gespalten. Derselbe starb am Aigenden Tag. Zwei Andere wurden gleichfalls lebensgefährlich verwundet. Sie befinden sich hier in der Klinik, und werden wohl kaum wiedr## aufkommen. Die Jäger wurden bis jetzt mit drei Tagen Mittelarrest bestraft; deßhalb, weil sie gegen Verbot in das wegen seiner Schlägerei verrufene Ockershausen gegangen waren. * Posen, 16. Jan. Das Erklnntniß erster In anz gegen den Grafen Stanislaus Plater, wonach er wegen Unterschlagung und Untreue zu zwei Jahren Gefängniß und 3000 M. Geldbuße verurtheilt worden war, ist in der heutigen Sitzung des Criminal=Senats des hiesigen Appellationsgerichts laut der„Pos. Ztg.“ dahin abgeändert worden, daß der Angeklagte vollständig freigesprochen wurde. * Bern, 18. Jan. Der altkatholische Prediger Louis Bissey in Saignelegier hat durch einen Brief, den das„Univers“ veröffentlicht, seine vollständige Rückkehr zur römisch=katholischen Kirche bekannt. ** Ein Musterlehrbuch im Staate der Intelligenz. Von vier Rektoren und einem Hauptlehrer Breskau's bearbeitet und im Auftrage und unter Mitwirkung der städtischen Schuldeputation der Haup stadt Schlesiens herausgegeben, ist in Breslau ein„Leitfaden für den geographischen, geschichtlichen, naturgeschichtlichen und physikalischen Unterricht in Volksschulen" erschienen und im Schulgebrauch, aus welchem folgende Thesen geschöpft werden: 1. Die Nogat ist der linke Mündungsarm der Weichsel. 2. Die Vol'sbildung ist in Teutschland allgemein. Industrie, Handel, Kunst und Wissenschaft werden dort im Unterschiede von anderen Nationen redlich gepflegt. 3. Württemberg ist von Alemannen Lewohnt. 4. Gibraltar ist eine unter eiglischer Herrschaft stehende europäische Insel. 5. In der europäischen Türkei sind die Osmanen die herrschende Nation, zahlreicher sind aber dort Völker romanischen, slawischen und deutschen Stammes. 6. Die unter dem Aequator liegenden asiatischen Inseln haben ewigen Frühling. 7. Bokhara und Chiwa haben hente noch Sclavenmärkte. 8. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind 25mal so groß wie Preußen, haben aber nur halb so viel Einwohner wie dieses. 9. Das charakteristische Thier Afrikas nächst Löwen und Affen ist der Tiger. 10. Im alten Griechenland wurden die Pelasger unter Anführung Deukalions von den Hellenen verdrängt. 11. Die Römer haben auf dem rechten Ufer des Rheines nie festen Fuß gefaßt. 12. Das Reich der Ostgothen in Italien ist der Erwähnung nicht werth. 13. Der deutsche Kaiser Conrad IV. hat nie existirt. 14. Kaiser Wenzel wurde abgesetzt, weil er den Vicar Johann Pomuk in die Moldau stürzen ließ. 15. Es ist ganz gleichgültig, ob eine geschichtliche Begebenheit aus dem Leben Peters des Großen diesem oder einem Anderen, z. B. Karl XII. von Schweden zugeschrieben wird. 16. Zoischen 1763 und 1778 liegt ein Zeitraum von 23 Jahren. Konstantinopel, 19. Januar. Der große Rath beschloß dem Vernehmen nach einstimmig, die Vorschläge der Mächte abzulehnen, als der Integrität und Unabhängigkeit und Würde des ottomanischen Reiches zuwiderlaufend. Berlin, 19. Januar. Der Redacteur Rudolf Meyer ist rr.= gen Beleidigung Bismarck's durch einen in der„Socialpolitischen Correspondenz“ erschienenen Artikel heute in seiner Wohnung verhaftet und in das hiesige Hausvoigteigefängniß gebracht. Der Audienztermin ist morgen.— Seit Donnerstag Nachmittag ist hier der Ausbruch der Rinderpest constatirt und sind die ersorderlichen Maßregeln gegen Verschleppung Stitens der Veterinärpolizei angeordnet. Berlin. 18. 19. 18. 19. 4½% preuß. Cons. 104,10 104,10 Antwerpener... 55,50 55.— 3 ½% Präm.=Anl. 144,50 144—. Bonifacius... 46,—, 46.— 3 1% Pr. Stsschld. 92,75 92.75 Centrum..... 24,— 24— Köln=Mindener 100.70 100 70 Gelsenkirchen... 98— 98— Kheinische..... 110,25 119.—. Oesterr.Silberrente 54.90 54.30 Bergisch=Märkische. 80,— 79 90 Oesterr.=Franz. 395.— 394— Schaaffhausen... 60,90 59,90 kombard. Bahn. 123.— 121,50 Darmstädter.... 99.—, 98.70 Oesterr. Credit.. 231,— 228 50 Disc.=Commandit.10760 106,90 Haudel und Verkeyr. * Berlin, 18. Jan. Von der heutigen Börse läßt sich äußerst wenig mittheilen. Dieselbe verkehrte in abwartender Haltung, ohne deutlich hervortretende Tendenz und ohne nennenswerthe Umsätze. Die Stimmung auf dem Speculationsmarkte war eher matt; das Geschäft auf demselben ruhte fast gänzlich und die Course änderten sich wesentlich weder gegen gestern noch im Verlauf der Börse. Zeitweise waren sie Geld, zeitweise Brief, ohne daß Abschlüsse zu Stande kamen. Es fehlte der Speculation an innerer und äußerer Anregung. Es liegt weder ein Grund zu kaufen noch zu verkaufen vor. In der allgemeinen politischen Situation hat sich nichts geändert; am allerwenigsten sind Ereignisse eingetreten, welche dieselbe in einem günstigen Lichte erscheinen lassen könnten. Ueber den Verlauf der letzten Conferenz ist Authentisches bis jetzt nicht bekannt: man vermuthet, und nicht ohne Grund, daß die letzte Antwort der Porte eine ablehnende sein werde und die Nachrichten, welche bisher darüber vorliegen, stimmen sämmtlich darin überein. Der Eisenbahn=Actienmark verkehrte in völliger Tendenzlosigkeit. Die Umsätze bewegten sich auf allen Rubriken des Gebietes in den engsten Grenzen. Die Rheinisch=Westfälischen Bahnen blieben im Durchschnitt gegen gestern fast unverändert. Bank=Actien schwächer. Industriepapiere und Bergwerks=Actien wenig beliebt. * Wien, 18. Jan. Der„Presse“ zufolge hat die Regierung den im September v. J. auf die Goldrente bei dem Consortium Rothschild=Credit= Anstalt genommenen Vorschuß von 20 Millionen Gulden zurückgezahlt. Ferner haben dem Vernehmen nach die Boden Credit=Anstalt, der Bankverein und die Anglobank im Verein mit der Banque de Paris und mit der Deutschen Bank in Berli: ca. 40 Millionen österr. Goldrente zum Course von angeblich 57½ übernomnen. Kdln, 18. Januar. Cours=Berict. Industrie=Actien. #ach.=Mch..=V. 8250 G/Rh.=Wftf. Pulvf 81.80 B Köln. V..=V. 73.00 G Colonia,.=V. 6150 G Aach.=Höng. Bw. 45.00 G Köln. Maschb. 106 0) G Gladb..=V. 1500 G/Berzelius 54.00 B Köln. Müser. B. 21.00 C Lei.=V. 8000 G c Gußft.=N 9 100 Ge. 70 006 .00 G Leipziger.. 5000 6/Soch. Cahl. B. 31.00 G#rgs.= u. Laurah. 10.0 Nagdeb. F. V. 2150 GBouif., V..=G. 50.00 B König Wilh. 10.00 Vaterl.„.=V. 3450 G Westd..=Bank 800 B Köln. Rückvers. 400 B Agripp., Tr.=G. 630 G Rh.=Westf. Llyor 460 G Concord.,.=V. 1950 B Germ., Leb.=V. 410 G Köln. Hagel=V. 285 B Köln. Dampfsch. 64.00 M Düss. do. 69.00 B Köln. Schleppsch. 50.C00 Tauerei Köln 00.00 B Köln. Bwollsp. 85.00 G Rhein. Bauges. 65.00 B Bonn. Vw..=.78.25 BLouise Tiefbau 18.00 G Centrum,.=G. 21.00 G Mechern. Bw. 136.00 G Commerner 81.50 G Phönix Lit. A. 31.00 G Courl, Wstf. Br. 40.00 G/„ Lit. B. 00.00 R Dahlbusch, Bw. 74.50 B Dortm. Union.00 G .=J. M. u. Schw.48.50G Eschweiler.=V. 23.50 B Ess..=F. Union 25.006 Germania, Bw. 00.00 Gelsenkirchener 99.00 G dib. u. Shamrock 34.00G örder.=V. 34.00 G Rh.=Nass. Bgw. 85.50 G Sieg=Rh. Pr.=A. 15.00 6 Segena, Schwe.00.00 G Stadtberger H. 00.00 Stolb. St.=.=.00.00 E Styrum, E. J. 00.00 Wftf. Draht=Ind.00.00 Wiff..= u..=.00.00 B " 2. B 00.00 zumboldt 00.00[Witt. Wassenf. 51.00 G Bank=Actien. Amsterdamer B. 76 25G D. Reichsbank 154 25 G Meining..=Pf. 100. 25E Antwerp..=.55.00 B Disc.=Comm. 107.00 GOess. Credit=.229.00p. A Bankf. Rh..W. 57.00 G Efsener Credit 63 50 G Rh.=Westf.=.49.00 G Barmer Bankv. 81.00 G Kölner Privatb. 115.00 G Schaaffh..=V. 61 25 B Berg. M. B. 76.00 B Köln. Wechsl.=B. 74.00 G Südd. Imm.=E. 75 00 E Darmst. Bank 98.00 G/Luxemb. Bank 9100 B Eisenbahn=Stamm=Actien. Aachen=Mastr. 00.00 B Köln=Mo..B 00.00 G Rheinische 110.00 bz Amsterd.=Rott. 00.00[Mainz=Ludw. 96.00 G/„ Lit. B 3200 B Berg.=Märk. 80.25 bz Oberschlef. à C 128.00 G Rhein=Nahe 00.00 Saliz.(Karl=Ld.) 00.00 Oest.=F. Sb. 400.00 Gp. U.[Rumän. Eis.=A. 00.00 Köln=Mindener 100.50 G Oest. Sdl.(Lb.) 124.00 G, Eisenbahn=Prioritäts=Obligationen. Bg.=Mk..S. 84 50 G Köln=M. 1. E. 100.006 Rhein. 44% 9900 G 5. S. 98.00 G„ 2.„ 164.75B„ 5% 103 502 100.00 Bl„.=K. 44% 99.50 G 92.00 G/,.=C. 41% 98.00 G 90.00 GOest.=Fr. Stsb. 313.00 B 98.00 B/Oefl.=Sdl.(Lb.) 230.00 G „„ 6. S. 9850 B„ 3. „„ 7. S. 10270 G„ 4. „ Nordb. 103.00 E 5. Nh.=Nahe gar. 100.50 G„ 6. Mainz=Ludvoh. 103.00 G In= und ausländische Fonds. Preuß. Rente 104.25.Baier. 4%.=A. 122.00 G Oest. Credit=L. 290.00 G Pr.=St.=.31% 137.50 G Französ. Rente 00.00„ 1860er=L. 9800 G Pr. St.=Sch. 31% 92.50 B Harzer 5%.=O. 00.00„ 1864 rL. 245.06 A Americ..1831 105.00 BK.=Md.31.=A. 108.00Gl„ Silder=R. 5400 G „1885 ½ 11 99.00 G Köln. Stadt=O. 100 75 GRheinpr.=Obl. 101.50 bz „ 1885 ½ ½ 101.00G„„ neue 100.60 G/Rh.=Westf. Rtb. 97.50 E Bad. 4% Pr.=A. 119.00 GKrupp..=O. 103.50 B/Türk. Anl. 1865 00.00 Wechsel=Cours=. Amsterdam, k. 169.55 G Antw.Brüssel, k. 81. 20b B London, 3 M. 20.34 E „ 2 M. 168.70 G„ 2 M, 80.75 bz[Wien, kurz 161.50 G Paris, kurz 81.20 B/Landon, kurz 20.41 G]„ 2 M. 160.50 G Zinsfuß der Deutschen Reichsbank: Wechsel 4 Ca, Lombard 5“ Köln, 18. Jan. Geldcours. 16.26 B, 16.21 G. Franz. Banknoten 81.40 B, 81.15 E 20 Franken=St. Wilhelmsd'or =Franken=St. Livre=Sterling Imperials Gold=Dollars 16.68B, 16.63 G .00 B,.041 G 20.37B, 20.31 G 16.73B, 16.67 G .19B,.151 G Belgische Englische„ Gllerd -#treich. Russische 81.40 B. 81.15 C 20.45 B, 20.39 E .6990 B,.6910 G .00 B,.00.06 .00 B..00.06 Köln, 18 Jan.(Nottrungen der Handelsmakler.) Wetter: Frost. Weizen matter, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis, eff. Nm. 24.00—25.00., fremder 2250—24.00 B.(Lieferungsqual.* 5 Pfd. per 60 Liter.) Roggen matter, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis esf. Nm. 19.50, fremder 17.00 19.50 B.(Lieferungsaual. à 69 Pfe per 50 Liter.) Hafer behauptet, per 20 Pfd. ohne Sack Rm. 16.95 Rüböl matter, per 100 Pfd. mit Faß in Eisenb. eff. in Partieen#### 100 Ctr. Nm. 41.00 B. Landmarkt. Weizen flau und niedriger, M. 23.00—23.75; Roggen unverändert, M. 18.00—18.50; Gerste—; Hafer in geringen Qualitäten kaum verkäuflich, beste Sorten dagegen fortwährend gefragt und leicht abzusetzen, M. 15—1775; bez. pro 200 Pfd. Zufuhren ca. 300 SackBonn, 19. Jan. Petroleum M. 48,—, per 100 Kilogr. Neutz, 19. Jan. Weizen 1. Qual. M. 23.70, 2. Qual. 22.20, Landroggen 1. Qual. 18.20, 2. Qual. 17.20, Wintergerste—.—, Somme.= gerste—.—., Hafer 17.—, Buchweizen 16.80, Rübsen(Avcel) 34.50. Raps 36.—. Kartoffeln.—, Roggenstroh.80, Alles per 100 Kilo, Heu.50 per 50 Kilo. Rüböl per 100 Kilo in Partien von 100 Str. M. 82.50, Rüböl per 100 Kilo faßweise 84.50, Gereinigtes Oel per 100 Kilo.50 M. höher, Preßkuchen per 1000 Kilo 165, Weizen=Vorsch., 00 vro 100 Kilo 32.—. Zufuhr ca. 350 Sack. Düren, 17. Januar. Weizen 1ma M. 26,75, 2da 25.50 per 117 Kilo Roggen Ima M. 20,50, 2da 19,25 per 1121 Kil. Hafer, 1 ma M. 13,50, 2da 11,50, per 80 Kil. Gerste M. 18,25, Buchweizen Lk. 15,— per 100 Kil. Montabaur, 16. Januar. Weizen M. 20,50, Korn 15,75, Hafer 8,40, Kartoffeln M. 2,.30, per Hectoliter. Münster, 17. Jan. Weizen M. 237,50, Roggen M. 175, Gerste M. 210 Hafer M. 195, weiße Bohnen M. 280 Alles per 1000 Kilo. Paderborn, 17. Januar. Weizen M. 23,80, Roggen 19,30, Gerste 18,50, Hafer 17,60, per 100 Kilo. Butter M. 1,20, Schmalz 70, Speck in Seiten 90 Pf. per ½ Kilo. Kartoffeln 5,50 per 100 Kilo. Kaiserslautern, 17. Jan. Weizen M. 12,17, Korn 9,27, Spelz .30, Gerste 9,15, Hafer 8,8. Erbsen 8,70, Wicken 9,95, Linsen 9,87. Kleesamen M.—. Alles per Ctr. Magdeburg, 17. Jan. Weizen M. 235.—, Roggen 204,—, Gerste 192,—, Hafer 180—, per 1000 Kilo. Berlin, 18. Januar. Weizen M. 225.—, Roggen 162,—, Hafer M. 155.—. Rüböl loco M. 76,—. Spiritus loco 55,50. Stettin, 18. Januar. Weizen 225.— Roggen 156,—, Rübdl 74 50, Spiritus 54,—. Rübsen 355—, Petroleum 18,50. Breslau, 18 Januar. Spiritus per 100 Liter 100% 53,70, Weizen 208.—, Roggen 153.—, Rüböl 74,—. Hamburg, 18 Januar. Weizen 224—, Br. Roggen 164— Br. Rübol loco 78½ per 200 Pfd. Spiritus 44 1/. Kaffee Umsatz 3000 Sack. Petroseum Standard white loco 20.25. Br. Bremen, 18. Jan. Petroleum. Standard white loco 19.75 Mark. Schweinfurt, 17. Jan. Gangochsen 36,—, Mittelochsen 45,— schwere Zugochsen 54,—, Carolin per Paar, einzelne Paare— Carolin Fettvieh— fl. per 50 Kilo Schlachtgewicht bezahlt. Kälber und Saugschweine zum Schlachten—— fl. das Paar. Schweinfurt 17. Jan. Weizen M. 23,25, Roggen 19.—, Hafer 18,50, Gerste(300 Pfd.) M. 28,—, Erbsen, große M.—.— mittlere —. kleine 16,—, Linsen, große—.—, mittlere 19, kleine 18. Frische Butter ½2 Kilo M. 1,— Eier 5 St. 34 Pf. Antwerpen, 18 Jan. Raffinirtes, Petroleum blank disvor 49,— frs. bezahlt. Amerikan. Schmalz, Marke Wilcox disp. fl. 31,—, Amerik. Speck long disp. frs. 104, short disp. 107. Paris, 18. Januar. Produktenmarkt. Weizen 29,—, Meb.(.50, Rüböl 96.25, Spiritus 66.75. Amsterdam, 18. Januar. Weizen 307, Roggen 198, Raps 450 Fl. Rüböl 44½ loco. New=York, 17. Januar. Baumwolle 13½ do. in New=Orleans 12½ Petroleum 26¾4, do. in Philadelphia 26 3/4. Mehl 6 D. 15 C. Rother Frühjahrsweizen 1 D. 48 C. Mais(old. mixed) 63 C. Zucker(Fair refinig Muscovados) 9½ Kaffee(Rio=) 20 5/8. Schmalz(Marke Wilcoz) 11½C. Speck(short clear) 9 3/8 C. Getreidefracht—. Eingesandt. 8 Bonn, 18. Jan. Am Sonntag den 14. ds. wurde in dem Richartz'= schen Lokale, Josephstraße, von der Carnevals=Gesellschaft„Hahnia“ in den festlich geschmückten Räumen das erste Damen Comité abgehalten. Dasselbe eröffnete der Schultheiß Quester mit einem Gruß an die Damen, worauf das Bürgerlied von C. Kinkel gesungen und dem Dichter ein volles Glas geweiht wurde. Es folgte manch echt humoristische Gabe, durch Lied und Prosa gespendet, und die Lachmuskeln waren in fortwährender Thätigkeit. Den Glanzpunkt des Abends bildete die Proklamirung der Bohnenkönigin, und war Frau O. diese Glückliche. Dieselbe wurde vom Schultheißen in einer äußerst gelungenen Weise begrüßt und ihr zum Schluß unter Pauken= und Trompetenschall der prachtvolle Schmuck überreicht. Zum Schlusse wurde ein Tänzchen gemacht, nachdem Hänneschen und Bestevater noch reichlichen Applaus durch ihre originellen Declamationen geerntet. Die Leistungen der Gesellschaft finden allgemein Anklang und zählt selbe bereits nahe an 100 Mitglieder. Ein gemeinnütziges Unternehmen. Seit fünf Jahren erscheint in Gohlis=Leipzig die„Allgemeine Baum=Offerte“— jetzt„GeneralAnzeiger für alle deutschen Gärtner und Forstbeamten“— enthält Angebote und Gesuche von allen Sorten Obst= und Zierbäumen, Obst=, Zierund Beerensträuchen, Allee= und Waldbäumen, Heckensträucher, Sämereien 2c.— Dieser General=Anzeiger wird durch die Post in 9000 Exemplaren allen Handels=, Privat= und Herrschaftsgärtnereien, allen Oberförstereien Deutschlands und vielen größeren Gutsbesitzern gratis und franco zugesendet. Gemeinden oder Privatpersonen, ebenso Eisenbahnverwaltungen, die größere Baumanpflanzungen auszuführen haben, wird es vom größten Interesse sein, Baumschulen zu erfahren, die im Stande sind, allen an sie gestellten Forderungen zu genügen.— Wie schwer es manchen Gemeinden oder Privatleuten wird, große Partieen passender, gesunder und schöngezogener Obst= und Alleebäume zu einem mäßigen Preise zu erhalten, wird vielen Betheiligten bekannt sein und rathen wir deßhalb, den„Generalanzeiger sich bald bestellen zu wollen, um so mehr, da derselbe gratis und franco verabfolgt wird und sich einer weiten Verbreitung erfreut. Wasserstands=Nachrichten. Coblenz, 18. Jan. Rheinhöhe 8 Fuß 6 Zoll, gef. 3 Zoll. Bonn, 19. Jan. Rheinhöhe 7 Fuß 7 Zoll, gef. 5 Zoll Witterungsberichte. 18. Jan. 6 U..: Haparanda- 5. Moskau— 12. Wand- und Comptoir-Kalender für 1877. auf weissem Carton gedruckt, zum Preise von 20 Rpfg, zu haben in der Expedition der Deutschen Reichs-Zeitung. Unterzeichneter erlaubt sich, einem hochwürdigen Clerus, Kirchenverwaltungen 2c. 2c. seine direct auf Leinwand in Oelfarben gemalten und künstlich ausgeführten „„„ 9 nach den berühmten Compositionen von Führich, Fortner 2c. 2c. unter nachfolgenden Größen und äußerst billigen Preisen bestens zu empfehlen: 14 Stationen,— Enriig-g. 130 Cm. hoch 88 Cm. breit Preis 860 I. Bildergröße II. III. IV. VI.„ 160 87 68 57 45 78 61 53 39 29 670 480 350 230 180 Kreuzwege in Oelfarbendruck: 14 Stationen, I. Bildergröße 80 Cm. hoch 55 Cm. breit Preis 180+ „ II.„ 50„„ 35„„„ 100„ Dergleichen Kreuzwege in Oel colorirt auf Leinwand aufgezogen, sehr dauerhaft gemacht, welche sich besonders für kleinere Kapellen eignen. Bildergröße der 14 Stationen 31 Cm. hoch, 22 Cm. breit, 60 Rahmen zu allen diesen Kreuzwegen können in Gold und Eichenholz hiezu gefertigt werden und stehen Zeichnungen in 14 Nummern von der einfachsten bis zum reichsten Rahmen zu Diensten. Altar=, Oelberg= und Heiligen=Gemälde, heilige Gräber, Statuen sind zu den billigsten Preisen zu haben. Auf Verlangen werden Probestationen, Skizzen, Zeichnungen und Preiscourante franco zugestellt. Abschlagszahlungen werden für jeden Auftrag angenommen, sowie bei Baarzahlung Skonto gewährt. Anerkennungen von hochwürdigen geistl. Stellen, worüber Atteste in Massen vorliegen, stehen bereitwilligst zu Diensten. Alte Kreuzwege und auch andere alte Gemälde werden auf das Billigste restaurirt. Zu geehrten Aufträgen empfiehlt sich hochachtungsvollst Krombach, Maler, München, Bruderstraße 6. Unterleibs-Bruchleidenden wird die Bruchsalbe von G. Sturzenegger in Herisau, Canion Appenzell, Schweiz, bestens empfohlen. Dieselbe enthalt keinerlei schädlichen Stoffe und heilt selbst ganz altt Brüche, sowie Muttervorfälle in den allermeisten Fällen vollständig.— Zu beziehen in Töpfen zu Mark 5 nebst Gebrauchsanweisung und überraschenden Zeugnissen sowohl durch G. Sturzenegger selbst als durch folgende Niederlagen: Köln: Becker, Einhorn=Apotheke, Glockengasse 2; Codlenz: Fuchs, Apotheke am Jesuitenplatz. Auch ist Näheres zu erfragen durch die Versandstelle von Fr. Limburg, Düsseldorf. Familien=Nachrichten. Geboren: Rud. Hausmann e. Köln.- Ad. Hennicke e.., Cementfabrik b. Oberkassel.- S. Eppstein e.., Hörter.= Ardres e. Kreuznach.- August Herschel e. Crefeld. Verlobt: Lina Niedernberg, Aug. Millhoff, Grevelsberg und Hagen. Anna Lünenschloß, Emil Thiele, Hagen. — Emma Benkert, Ernst Miyer, Oeynhausen und Herfort.- Mar. Rittel, Joseph Imbach, Coblenz und Werden. Vermählt: Hud. Aldenhoven, Chr.st. Hellersberg, Zons u. Neuß. Gestorben: Pet. Fischenich, Köln. - Wwe H. C. Ahrweiler geb. Denninghoff, Crefeld.: Joh. Wember, Holsterhausen. — Todes=Anzeige. Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, daß unser Vater, Schwiegersohn, Bruder und Schwager Carl Anton Brünggel, Bäckermeister, heute Nacht 3 Uhr seinem längeren Liden erlegen ist. Er starb, wohl vorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbesakramente, im 33. Jahre seines Lebens. Die trauernden Hinterbliebenen. Bonn, den 18. Januar 1877. Das Begrädnißz findet statt Samstag Nachmittag 3 Uhr vom Sterbehause(Wenzelgasse 45) aus. Die Gläubiger des Fallimenis des in Münstereifel wohnenden Kaufmannes Joseph Engels werden hiermit ersucht, Samstag den 20. d. Mis., Vormittags 9 Uhr, in dem Lokale des Königl. Handelsgerichtes zu Bonn sich zu versammeln, um in Gemäßheit des Art. 480 des Handels=Gesetzbuches ihre Vorschläge in Betreff der zu ernennenden provisorischen Syndike zu mache.n Bonn, den 17. Januar 1877. Durch einenvordem Rotar Reckum zu Coblenz am 14. Januar 1877 zwischen Elisabetha Rath, Landwirthin, Tochter von Peter Rath, wohnhaft zu Meiternich im Kreise Coblenz, und dem Lorenz Reinarz, Klempner und Pumpenmacher, zu Mehlem wohnhaft, abgeschlossenen Ehevertrag, haben die genannten Contraheuten vereinbart: „daß zwischen ihnen, als künftigen „Ehegatten, die gesetzliche Güterge„meinschaft eintreten soll mit allen „Folgen und Wirkungen, welche „das hier geltende Civilgesetzbuch in dem Art. 1400 bis inel. 1466 „an dieses Rechtverhältniß knüpft.“ Bonn, den 17. Januar 1877. Am Dinstag den 23. Januar 1877, Morgen? 9 Uhr anfangend, lassen die Erben von Johann Feuser zu Plittersdorf in dem Hause Büchelstraße Nr. 105 daselbst durch den Unterzeichneten gegen Credit öffentlich versteigern: 1) Die Hausmobilien und Ackergeräthe, darunter Karren, Pflüge, Eggen, Walzen, Pferdegeschirr, sodann 1 Pferd, 1 Kuh, 1 fettes Schwein 2c. 2) Das Haus Büchelstraße Nr. 105 und verschiedene Garten=, Acker=, Wiesen= und Holzungs=Parzellen, gelegen in der Gemeinde Plittersdorf, Godesberg und Friesdorf. Zuerst kommen die Mobilar=Gegenstände zum Verkauf. Beträge bis zu 3 Mark müssen gleich bezahlt werden. Bonn, den 18. Januar 1877. v. Monschaw, Notar. Falliments=Verkauf. Donnerstag den 25. d. Mts., Morgens 9 Uhr, und folgenden Tag wird der Unterzeichnete in der Wohnung der Wittwe zu Wesseling die zu dem Falliment Heinrich Pohl gehörigen Gegenstände, als: Spezerei=, Kurz=, Manufactur= und Eisenwaaren, eine große Partie Tabak, Cigarren, Porzellan= und Glaswaaren, irdene Waaren, eine Partie Fuhrmannsschuhe, Mannsschuhe, Frauenschuhe, Frauenstiefel, Kinderstiefel, Pantoffeln, 2 Decimalwaagen, verschiedene kupferne Waagen, 1 Theke, Ladengestelle, Ladenschränke, 3 Fruchtkärrchen, Fruchtreiniger, eine Partie Sparren, Diele, Kaminsteine, Säcke, Kisten, Fässer 2c. an den Meistbietenden gegen baare Zahlung öffentlich verkaufen. Für den Verkauf der Hausmobilien wird ein späterer Termin anberaumt. Bonn, im Januar 1877. Sommerkorn, Gerichtsschreiber. Antoniuskirmes in Dransclorf. Sonntag den 21. Januar: Grosses Tanzvergnügen,### wozu freundlichst einladet P3. Pauly. 5500 Thaler als 1. Hypotheke auf Länderei hierselbst von doppeltem Werthe werden zu 5 Proc. von einem pünktlichen Zinszahler sofort gesucht. Offert. unter M. J. 158 besorgt die Exp. dieser Zeitung. 7000 Mark auf erste Hypothele gesucht. Frco.=Offerten D. K. 160 besorgt die Erped. d. 31g. Ein neuerbautes Haus, enthaltend 10 Räume, mit Wasserleitung, nahe bei Bonn, ist zu 3400 Thalern sofort zu verkaufen. Auskaunst in der Erv. d. Ztg. 1491 Elegante erste Etage nebst Mansarden sofort oder per Mai zu vermiethen. Tillmann Axer, Bictoriastraße 18. Erste Etage an eine kleine Familie zu vermiethen. Riesstraße 19. Ladenlocal mit Wohnung in der Nähe des Marktes sofort und eine schöne Etage per Mai zu vermiethen. Näheres Stockenstraße 24. 3 oder 4 Zimmer zum Preise von 89—120 Thlru von kinderlosen Eheleuten gesucht. Adressen nimmt die Exp. d. Ztg. unt. 501 entgegen. Möblirte oder unmöblirte Zimmer zu vermiethen. Zu erfrag. unter Litr. F. F. 155 an die Expedition dieser Zeitung. Zwei möblirte Zimmer 2. Etage zu vermiethen Colmantstr. 21. 2 bis 3 Zimmer und Küche von Rtiller kinderloser Familie zu miethen gesucht. Nähres in der Exp. d. Ztg. 1500 Gcometer=Sledben gesucht. Offerten unter J. F. 154 an die Erpedition d. 3t. Commis in der Moterial u. Farbw.=Brauche erf., s. Stelle, gleichviel welcher Branche. Frco.=Offerten aub A. 156 bes. die Exped. d. Ztg. Ein Backergeselle, der selbstkändig backen kann, gesucht. Zu erfragen bei Hesehindter Dick, Josephstraße 64. Ein ordentlicher Junze vom Lande, mit den nöthigen Schulkenntnissen vers., 1 St. b. e. Herrsch. Wo, f. d. Erp. 1496 Eine gesunde Schenk=Aimme sucht Stelle. Verpachtung einer zu Meckenheim. (Untere Mühle des Herrn von Cler.) Dieselbe enthält zwei Mahlgänge und einen Gerstenschälgang, hat schönes Gefälle und völlige Wasserkraft. Sie kann für sich allein oder mit 56 Morgen Ackerland und Wiesen guter Qualität abgegeben werden. Näheres bei Al. Rick in Meckenheim. bei Matth. Lempertz' Heute Samstag den 20. 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Rieck; in Poppeisdorf bei Herrn Bäcker Gebertz; in zimmer(Nr. 16) der chirurKessenich bei Herrn Otten„Zur Lomaria“; in Endenich bei Herrnser(5e:: 2c# dit Wteht Niederstein; in.=Dollendorf bei Frau Eichen; in Buschhoven bei Herrn Kader. NB. Weitere Niederlagen werden zu errichten gesucht. Rheinische Actien=Vierbrauerei in Mainz. Südweine: Marsala, Madeira, Sherry, Portwein, Malaga Malvasia, Lagrima Christi, Muscat, Tokayer etc. in grösster Auswahl en gros& en détail empfiehlt Wilh. Böhner, Kaiserplatz 16. 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Brüssel 5,45 6,55 9,8 11,40 1,25 2,57 10.20. Cleve 0,15 9,25 11,42 1,40 2,42 5,30. Coblenz 12,2 6 7,20 9.20 11,45 8 S.45, Crefeld 6,15 7,10 9,25 11,42 1,40 2, 42.20 ##4 Dortmand 6,15 9,25 1,40 2,42 5,80. Düsseldorf 6,15 7,10.25 11,42 1,40.46 5,30 S,5. Dman- Bochun azu gu0 ugs 140 346 525% Enskireben 6,30 8, 30 12,20 3,40 6, 80 f. Frankfart 12,2 6 9 9,20 11,45 5. Linz(rechtes Ufer) 6,15 9,50 11.45 2/0 25 lang, 20“ dick gut abzufahren,.15=40.„ zu verkaufen kei— London 11,40 Vm., 10,50 Ab. billig zu verraufen vei Mainz 12,2 6.20 9 9,20 11,45 8 f. Pet. Scheifgen in Grav=Rheindorf. Rünchen 12.2 6 Vm., 5 Ab. 110#5 — Neun 6,15 1,10.25 11,42 1,40 2, 42 5,20 Zaun= und Baumpfähle Lrg. 9. 35 14. m Zaun= und Baumpfähle, auneg### Paris 6,45 9,3 11,40 Vm., 10.30 Ab. Rotterdam via Venlo 6,15 1,40 2, 42. Saarbrücken 12.2 6 9 11.45. Trier(p. Eifelbahn) 8,50 Vm., 3,40 den gemaschen des Maar un on Venlo 6,15 9,25 1,40 2,42 5,30. werden gewaschen, das Paar zu 20 Wien 6 Vm(in 25 S4.), 5 Nm. 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Die„StaatsbürgerZig. denkt zunächst, es möge der Versuch gemacht werden, das allgemeine Stimmrecht aufzuheben, ist aber zugleich der Ansicht, daß das höchstens so viel heißen würde, als den Teufel durch Beelzebub austreiben: ein so einfaches, großes, jedem verständiges Recht könne man nicht heute zur alles gestaltenden Grundlage des Verfassungsstaates machen, um es morgen wieder aufzuheben, wenn man anders nicht den allgemeinen Krach vorbereiten wolle. Die„Volksztg.“ aber hierselbst hält es für angemessen, auf die Entstehung und Entwicklung der Socialdemokratie aufmerksam zu machen. Es sei, so sagt sie, eine geschichtliche Wahrheit, die man durch keine künstliche Verdunkelung aus der Welt schaffen könne, daß die Demagogie bei uns unter dem Ministerium Bismarck entstanden sei. Sie erinnert an das demagogische Treiben Lasalle's: dieses sei nicht eine Consequenz des Liberalismus gewesen, sondern vielmehr ein Sturm gegen denselben; Lasalle sei von der Reaction als Gehülfe ihrer Pläne gegen den Liberalismus gebraucht, von der„Kreuzztg. als ein höchst verdienstlicher Apostel, das Volk über die Hohlheit des Liberalismus aufzuklären, betrachtet worden. Zur Errichtung einer socialistischen Productionsgenossenschaft als Gegensatz zu den Schulze'schen Genossenschaften seien einem Mustersocialisten, Namens Florian Paul, 10,000 Thlr., die jedoch bald in die Brüche gegangen seien, gegeben worden, Wagner habe durch den Privatdocenten Dühring socialistische Schriften ausarbeiten lassen, liberale Versammlungen seien unter Billigung der„Kreuzzeitung“ hier in Berlin durch wohlangestellte Demagogen gesprengt worden, Schweitzer habe als Parlaments=Demagoge sein Gewerbe im engsten Einverständnisse mit der Rechten getrieben. So wurde, sagt sie, von der Reaction die Demagogie protegirt und großgezogen, nicht durch den Liberalismus, sondern im Gegentheil als Sturmbock gegen denselben. Der Sturm werde jetzt, meint sie, von der Reaction höchst liebevoll wieder angefacht in der Hoffnung, darin eine Stütze zur Beseitigung des Liberalismus zu finden, die Reaction habe einen Wechselbalg in der Wiege des Liberalismus hineingeschwindelt, um ausrufen zu können: Seht hier, das ist sein leiblicher Nachfolger. In der folgenden Nummer kommt die„Volkszig. abermals auf das Thema von der„Staat und Gesellschaft gefährdenden" Socialdemokratie. In allen wahrhaft freien Staaten, sagt sie, z. B. in der Schweiz, in Amerika, England, friste der Socialismus nur ein kümmerliches Dasein und selbst in dem republikanischen Frankreich, dem Vaterlande der Commune, sei er in den Hintergrund gedrängt; überall aber sei er üppig emporgewuchert, wo Scheinconstitutionalismus sei, und selbst das„heilige" Rußland sei socialistisch unterwühlt: diese Erfahrung mache auch, so sagt sie, das Deutschland der Nationalliberalen. Es steht diese Darstellung der„Volksztg.“ nicht ganz im Einklange mit der vorstehenden. Ganz unbegründet scheint sie jedoch nicht; indessen kann man auch selbst in Abgeordnetenkreisen die Ansicht aussprechen hören, daß seitens der Reaction früher die Socialdemokratie begünstigt worden sei, damit sie als Sturmbock gegen den Liberalismus gebraucht werden könne. Die„Nordd. Allg.“ benutzt die Erfolge der Socialdemokraten in einem neuen Artikel zum Sturm auf das allgemeine, gleiche, direkte Stimmrecht. Die Regierung habe sich, sagt sie, einer Illusion nicht hirgegeben, wie die stete Ablehnung des Antrags auf Diäten beweise; die Nationalliberalen könnten sich einer gleichen Voraussicht nicht rühmen. Diese seien der Regierung gegenüber zum Danke verpflichtet, daß sie es nicht zu weit habe kommen lassen, wie es die Nationalliberalen gewollt hätten. Schon im Kampfe mit der Fortschrittspartei hätten die Nationalliberalen auf das parlamentarische System zu Gunsten des Vereinbarungsstandpunktes(d. h. des Compromittirens, des Nachgebens) verzichtet; sie würden nun sich in der Ueberzeugung befestigen, daß es nicht die Zeit sei, das constitutionelle System auszubilden, sondern im engen Anschluß an die Regierung alle erhaltenden Kräfte zu sammeln: d. h. mit anderen Worten: Verzichtet auf alle Forderungen, die ihr oder eure Vorgänger früher gestellt, und ergebet Euch auf Gnade und Ungnade dem Fürsten Bismarck. Dazu benutzt man die Erfolge der Socialdemokraten. An Bewilligung von Diäten für die Reichstagsabgeordneten wird jetzt um so weniger zu denken sein, und wer weiß, ob man nicht den Versuch machen wird, das allgemeine Stimmrecht durch ein Klassenwahlsystem zu ersetzen, obwohl man letzteres selbst früher als ein widersinniges bezeichnet hat? —# Berlin, 17. Jan. In Frankreich war es unter Napoleon III. ein beliebtes Regierungsmittel, die Bürger durch das rothe Gespenst einzuschüchtern und der Polizei in die Arme zu treiben. Wiewohl sich nun kaum bestreiten läßt, daß dieses Mittel weder seinem Urheber noch dem Lande heilsame Früchte eingebracht hat, so sind doch auch wir gegenwärtig keineswegs davor sicher, daß nicht der Versuch gemacht werden sollte, auch bei uns das System eines solchen Bangemachens in Anwendung zu bringen. Lieset man die öffentlichen Blätter, so kann man sich dieser Befürchtung schwerlich mehr entschlagen. Ein hiesiges Blatt will sogar wissen, ein bekannter Staatsmann habe erklärt, er sei mit dem Ausfall der Berliner Wahlen gar nicht so unzufrieden; denn wenn die Bürger zur Besinnung kommen sollten, so müsse ihnen das Messer an die Kehle gesetzt werden. Es klingt das durchaus nicht unglaublich und darum ist es höchste Pflicht, darauf zu achten, daß nicht die drohende Reaction ihre Segel entfalte und durch Einschüchterung mit dem rothen E penste uns in eine Polizeiwirthschaft hineintreibe, die der Untergang aller persönlichen Freiheit ist, die auch den Socialismus nicht unterdrücken, sondern nur ein um so gefährlicheres Hervorbrechen vorbereiten würde. Das Heilmittel gegen die socialdemokratischen Ideen ist nicht die Polizei: man gebe der Krche ihren Einfluß zurück, damit sie die Massen wieder zu Gott und zur Religion hinführen, und dabei allerdings lasse man ab von der Wirthschaftspolitik, die uns an den Rand des Verderbens geführt und naturnothwendig die Unzufriedenen dem Socia ismus in die Armen treiben muß. Nach der Lehre des bei uns herrschenden Manchesterthums sollen wir Hosanna rufen über unsere wirthschaftliche Politik, und überlaut ertönt seit Jahren schon der Nothschrei im ganzen Lande, und Tausende und abermals Tausende erheben die Klage gegen die Regierung, daß sie den Nothschrei nicht verstehe. In Hunderten von tionen hat man hie und da Vorstellungen gemacht: überall aber verhält man sich den Petitionen gegenüber ablehnend. Nicht bloß die eigentlichen Arbeiter, selbst Meister und Bürger sollen hier deshalb am 10. Januar für die socialdemokratischen Candidaten gestimmt haben, um einem Proteste Ausdruck zu geben, weil man dem Hereinbrechen der wirthschaftlichen Krisis theilnahmlos zugeschaut habe. Die seit dem 1. d. M. selbstständige, d. h. direkt dem Reichskanzler unterstellte„Abtheilung für Elsaß=Lothringen“ ist gleichzeitig mit ihrer„Reorganisation" umgetauft worden und führt nunmehr offiziell die Bezeichnung:„Reichskanzleramt für ElsaßLothringen. Damit wäre also ein„Reichskanzleramt im Reichskanzleramt“ geschaffen, da Herr Hofmann, der Präsident der alten so benannten Centralbehörde faktisch nach wie vor seinen Einfluß auf die verschiedenen Ressorts behalten hat. Am wenigsten dürfte die Neuerung den Oberpräsidenten der Reichslande, Herrn v. Möller, befriedigen. Seinem Anspruche, nur dem Reichskanzler unterstellt zu sein, ist formell allerdings entsprochen, praktisch aber ist seine Unterordnung unter den zum Staatssekretär avancirten Chef der Berliner Centralstelle für die reichsländische Verwaltung nunmehr unzweifelhaft geworden. Kaum ist das Ergebniß der jüngsten Reichstagswahlen endgültig festgestellt,„noch hallen“, wie die„National=Zeitung“ sich geschmackvoll ausdrückt,„die Wahlurnen wieder von dem Massentritt des neuen Barbarenthums“, und schon werden aus Schlefien Wahlhistörchen gemeldet, wie sie doch kaum anderswo möglich sind, als in dem gelobten Lande des Magnatenthums. In dem Kreise Tost-Gleiwitz waren, wie man der„Schles. Volkszeitung“ mittheilt, als Wahllocale meist die sogen.„AmtsKanzleien" rectius Privatzimmer der Dominialbeamten designirt, welche bei der feuchten Witterung nur durch fußhohen Kolh und Unrath erreicht werden konnten. Einige Mitglieder des Wahlvorstandes unterzogen auch die präsentirten Wahlzettel einer Ocular-Inspection, und in einem Wahllocale gab es sogar unter den Augen des Vorstandes Stöße und Püffe. In Michalkowitz trat während der Wahlhandlung eine Magd in das sehr beengte Wahllocal und sagte:„Der Herr Secretär(Protokollführer) soll in den Kuhstall kommen, die Milch abzunehmen. Nicht lange darauf erschien in demselben Local der Kuhwärter mit dem Milchmaß, damit der stellvertretende Wahlvorsteher (Inspector des Dominiums) davon Kenntniß nehme, was auch am Wahltische selbst geschah. Die Herren überwachten, wie man sieht, gleichzeitig die Wahlurne und den Melknapf. Ernster lautet eine Nachricht aus dem Wahlkreise Kosel=Leobschütz. Dort hat ein Oekonomierath Schoen in Chrost an die Beamten seiner Güter nachstehendes Circular erlassen:„Da die in meinem Dienste stehenden Leute es für ein Unrecht betrachten, einem königstreuen Manne die Stimme zu geben, so sollen sie bei der Wahl gar nicht erscheinen. Das Gleiche gilt den Beamten. Der Hr. Oekonomierath qualificirt sich anscheinend zum UnterKnäs in einem russischen Gouvernement. „Höchst interessant ist es“, schreibt die„Kreuzztg.“,„zu beobachten, wie der Liberalismus jetzt die verkörperte Angst gegenüber den socialistischen Bestrebungen darstellt. Das an seiner Brust genährte Kind, welches mit unleugbarer Consequen; die Lehre durchführte, welche ihm eingeflößt wurde, ist dem Liberalismus über den Kopf gewachsen und er zittert vor ihm, wie vor allem, was irgend Charakter zeigt, was etwas Positives will und sich nicht mit den lediglich zu egoistischen Zwecken producirten, nebelhaften Freiheits=Theorieen und Redensarten abspeisen läßt. Die eigene Predigt von der Hinwegräumung der das Individuum beengenden Schranken wird den Herren Liberalen zur Zeit unbequem; denn sie sehen in einem Zukunftsspiegel, wie die logische Anwendung dieses Satzes in der Hand der Socialisten ihnen selbst zur größten Gefahr ausschlägt. Ist es doch auch mit Gewißheit vorauszusehen, daß der SocialDemokrat an der allgemeinen liberalen Salbaderei kein Hinderniß finden wird, seine Pläne zur Durchführung zu bringen: er geht über die Lehrmeister hinweg einfach zur Tagesordnung über; die Austragung des Entscheidungskampfes aber bleibt anderen Elementen überlassen.“ In der Marpinger Angelegenheit hatte der Reichstags=Abgeordnete Prinz Radziwill unter dem 11. Nov. v. J. ein von ihm geschriebenes, von den betreffenden Personen unterzeichnetes Protocoll, dem Justizminister als Material zur Untersuchung übersendet. Herr Friedberg hat nun in Vertretung des Justizministers den Prinzen benachrichtigt, daß die Eingabe nebst Protocoll an den Oberprocurator in Saarbrücken zur Prüfung und weitern Veranlassung abgegeben worden sei. Belgien. ∆ Brüssel, 17. Jan. Wie Sie bereits wissen werden, hat der hiefige Gerichtshof die Gesellschaf„Bassins=Houillers“(Kohlenbecken) für fallit erklärt, wodurch dem belgischen Handel abermals ein empfindlicher Schlag versetzt worden ist. Ueberhaupt fängt hierselbst der Krach an immer bedenklicher zu werden; man spricht bereits offen von dem demnächstigen Zusammensturze mehrerer kleineren belgischen Eisenbahngesellschaften. Die Luft wird aber auch eher nicht rein, als bis alle diese Gründungen geldgieriger Speculanten zusammengekracht sind.— Das Gericht verurtheilte dieser Tage zu Mons einen Vikar zu einer Geldbuße von 50 frs., weil er eine Zeugnißablegung, die blos durch Verletzung des Beichtsiegels möglich gewesen, verweigerte; und doch steht ihm bei dieser Weigerung das Gesetz zur Seite.— Wie bestimmt verlautet, werden in der belgischen Armee in nächster Zeit die Uniformen eine durchgreifenende Aenderung erfahren und zwar würde man sich hierbei so viel wie möglich der englischen, bekanntlich recht kleidsamen Uniform anschließen. Es war in der That bisheran in der belgischen Soldatentracht der Zopf etwas stark vertreten. Frankreich. 8 Paris, 15. Jan. Die Haltung des neuen Justizministers Martel in der Freitagssitzung der Deputirtenkammer bei Gelegenheit der Berathung der Absetzung des Generaladvocaten Baileul von Besancon wird in conservativen Kreisen einer lebhaften Kritik unterzogen. Die conservative Presse ist sogar so boshaft, der neuen Excellenz einen Vorfall aus dem Jahre 1869 ins Gedächtniß zurückzurufen, der auf den Character des Herrn Martel gerade nicht das beste Licht wirft. Als nämlich damals der kaiserliche Procurator zu Toulouse, Baron de Séquier, seine Demission gab, um nicht einer empfangenen Ordre gemäß gegen eine Zeitung einschreiten zu müssen, interpellirte das linke Centrum hierüber die Regierung. Einer seiner Redner trat entschieden für die Unabhängigkeit des Parquets in die Schranken und entwickelte eine Theorie, die der vom Herrn Justizminister am Freitag vorgetragenen geradezu entgegengesetzt war; dieser Redner war Herr Martel. Man ist allgemein der Ansicht, daß, sollte der Cassationshof die Entscheidung des Gerichtes von Besancon aufrecht erhalten, der Justizminister seine Demission geben müsse. Martels Gesundheitszustand, der sich in den letzten Tagen bedeutend gebessert hatte, soll sich in Folge der Freitagssitzung wieder soweit verschlimmert haben, daß der Minister sich gezwungen sah, einen 14tägigen Urlaub zu nehmen.— Von Mirseille geht die Nachricht von dem Erscheinen der„Lankerne“ ein, die unter den Segenswünschen Rocheforts wieder ihr Licht verbreiten wolle. Auch der Held der Ziegeninsel, Garibaldi, ist Mitarbeiter der Zeitung. Die erste Nummer enthält, wie berichtet wird, einen abscheulichen Artikel gegen die Exkaiserin aus der Feder Victor Hugos unter dem Titel:„Das Wittwenthum Eugeniens;“ es soll das Crasseste und Gemeinste sein, was der rothe Poet je geliefert hat.— Der Appellhof hat das Urtheil, welches den„Bürger" Yoes Gugot, Municipalrath und Redacteur der„Menschenrechte“, wegen Verbrechen gegen die Sittlichkeit zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilte, einfach bestätigt. + Paris, 15. Januar. Soeben erfahre ich, daß die Republikaner nicht mit Jules Simon zufrieden sind, weil letzterer nicht rasch genug vorangeht mit der Versetzung der Präfecten 2c. Doch der Minister zögert, denn einige Wahlen für die Generalräthe, die bisher liberale Candidaten wählten, gaben ihre Stimmen conservativen Candidaten, was eine Aenderung in der allgemeinen Gesinnung zu sein scheint. Italien. 0 Rom, 13. Jan. Se. Eminenz der Kardinal=Vicar Monaco La=Valletta erließ ein Einladungsschreiben an die kathol. Bevölkerung Roms für ein Triduum, das am 17. d. M. in der Kirche von Santa Maria sopra Minerva abgehalten werden wird. Der 17. Januar ist nämlich der fünfhundertste Jahrestag, an welchem die Päpste von Avignon wieder nach Rom zurückkehrten. Diese Kirche wurde aus dem Grunde gewählt, weil sich in derselben das Grab der hl. Katharina von Siena befindet, die durch ihre Glaubensstärke wohl das Meiste zur Rückkehr des Papstes Gregor XI. aus Avignon nach Rom beigetragen hatte. Das Triduum wird am 15., 16., und 17. statt finden. Kardinal Guidi und zwei Patres der Dominikaner werden an diesen Tagen predigen.— Die Proselytenmacherei hat leider wieder eine neue Stütze gefunden, indem ein gewisser Dr. Clark aus Amerika mit ungeheuern Summen Geldes hier eingetroffen ist. Diese glaubensgetreuen Apostel Amerikas wollen nämlich, da wir im Zeitalter des goldenen Kalbes leben, unsere Armen Roms, deren es nur zu viele gibt, mit Geld in ihre protestantischen, anglikanischen, methodistischen, walden sischen Kirchen und Schulen locken. Es wurde deshalb festgesetzt, jedem Besucher täglich eine Lire auszubezahlen. Daß es bei solch diabolischen Mitteln nicht an Besuchern fehlt, können Sie sich leicht vorstellen. Allein die Mehrzahl dieser Unglücklichen läßt sich durch den täglichen Frank allein bewegen, die von Insulten gegen den römischen Papst strotzenden Predigten dieser fanatischen Missionäre zu besuchen. Anhänger ihrer Irrlehren finden sie nur sehr wenige; denn die armen Leute gehen deshalb doch in die kath. Kirchen. Stellt man sie zur Rede, warum sie denn in die häretischen Kirchen gehen, so antworten sie:„Was daselbst gepredigt wird, ist uns ganz gleichgültig, allein die tägliche Lire hat für uns einen Werth, denn sie unterstützt uns. Unsere Armuth ist zu groß, u. s..“— Wenn man aber das Leben dieser Apostel näher betrachtet, dann begreift man beim ersten Anblicke, warum sie nicht, wie die katholischen Missionäre, nach den Wüsten Afrikas, den Urwäldern Amerikas oder solchen Ländern sich begeben, wo man Hunger und Durst, Verfolgungen und Qualen, ja selbst den Tod erleiden muß. Das find Dinge, welche diesen Herren durchaus nicht zusagen. Sie gehen Abends in Theater, in Gesellschaften oder sonstige Unterhaltungen. Man sieht sie mit Damen scherzen. Gute Diners spielen eine sehr bedeutende Rolle. Alle diese Genüsse gäbe es freilich bei den wilden heidnischen Volksstämmen nicht. In Rom finden sie noch überdies den Schutz der Regierung, während sie in Central=Afrika am Ende riskiren würden, den Wilden zum Diner dienen zu müssen. Nicht die Charitas ist es, die diese Glaubensverderber nach Rom brachte, sondern der unersättliche Haß gegen die kathol. Kirche. Sie wollen nur das Papstthum und mit ihm die christliche Moralität ausrotten. Leider werden ihre Versuche insofern nicht erfolglos sein, als sie das italienische Volk zu einem immer größeren Indifferentismus bringen werden. Alle ihre Tempel und Bethäuser sind nun wieder aufgemacht worden. An der Spitze steht ihre Paulskirche in der Via Nationala. Die einmal wegen Mangel an Geld geschlossene Kirche auf dem Platze Poli ist ebenfalls wieder geöffnet worden. Kurz und gut, man hofft mit dem Mammon Breschen in die Herzen der armen Katholiken zu schießen.— Der Domherr Audisio publizirte einen impertinenten Brief gegen den hochw. Herrn Bischof von Pavia, der sein Buch in der„Scuola Cattolica“ sehr streng beurtheilte. Er sagte u..:„obschon der Bischof seinen Namen unter den Artikel gesetzt hatte, daß der Inhalt dieses Artikels zu dumm sei, als daß ihn der Bischof selbst geschrieben haben könnte. Er sei von der Redaction gemacht und die Unterschrift des Bischofes usurpirt worden." Das Urtheil des Santo Ufficio, dem der heil. Vater das Buch übergab, ist noch nicht gesprochen. Herr Audisio scheint die Berühmtheit des alten Döllinger sich erwerben zu wollen, ohne jedoch so weit zu gehen als jener. Ob ihn der Papst ferner noch als Domherr von St. Peter anerkennt oder nicht, scheint ihm höchst gleichgültig zu sein. Er bezieht seine Präbende von der italienischen Regierung, die sich ja alles Kirchengut angeeignet hat. Wenn er in seinen Compromiß=Ideen fortfährt, so erhält er sich nur in Gunsten der Regierung, die ihn gewiß als Domherrn nicht absetzen wird. O es war gewiß sehr schlau von der italienischen Regierung, alle Präbenden in ihre Hände zu nehmen. X Zur Geschichte des deutschen Lesebuches für Volksschulen. I. Theil. Mittelstufe. Das jüngst eingeführte Lesebuch hat in den katholischen Blättern eine abfällige Kritik erfahren müssen; selbst in öffentlicher Volksversammlung wurde der Stab über dasselbeg brochen. Erklärte ja doch„ein alter Schulmann“, der Abgeordnete Dr. Rudolphi in öffentlicher Versammlung, er kenne kein ungeeigneteres Buch als dieses; sogar hatte sich das öffentliche Gericht in Köln jüngst mit einer ebenfalls in öffentlicher Versammlung gemachten Verurtheilung zu beschäftigen. Von protestantischer Seite schwieg man bisher, indem keine directe Veranlassung zu einer Replik vorlag, da die Einführung nur katholische und Simultanschulen betraf.— Wie verlautet, soll die Kölner Schul=Deputation an mehreren Stücken Anstoß genommen und ihr Bedauern darüber geäußert haben, daß ihr das Buch nicht zu einer Begutacht ng vorgelegen habe. In der Lehrerwelt hatte sich bald ein Urtheil über dasselbe gebildet und konnte man allerwärts hören:„Was das Lesebuch als brauchbares Material bietet, war längst in der Schule, das neue ist unverwendbar. Da erschien nun eben vor Weihnachten in Köln bei Mellinghaus eine neue Kritik unter dem Titel:„Das im Regierungsbezirk Köln neu eingeführte=Deutsche Lesebuch für Volksschulen= vor dem Richterstuhle des gesunden Menschenverstandes, von Gnomon.“ Die Broschüre war, wie aus dem Vorworte derselben ersichtlich, nur für einen Kreis Betheiligter (Schul=Deputation) bestimmt, und wurde die Veröffentlichung durch eine nuerhörte Reklame des Lesebuches in Nr. 345, 3. Blatt der„Kölnischen Zeitung" hervorgerufen, um dem größern Publikum jenes Machwerk in's rechte Licht zu stellen. Der Richterstuhl, auf den der Verfasser(Hamspohn!) sich stellt, ist ein entschieden anderer als der unserige und dennoch werden wir sehen, wie er zuletzt in unsere Verurtheilung einstimmt. Wie sehr seine Anschauungen den unserigen entgegen stehen, erhellt aus seinen Ausfällen gegen Jesuiten, Gesellenvereine und die bisherige Volksschule, und um so mehr wird man wohl diesem Urtheile Rechnung tragen, als ihm nicht vorgeworfen werden kann, es sei ein Partei=Urtheil, wie man das von unserm hie und da hören mußte. Es will uns fast scheinen, als hätte die Broschüre einige Beachtung gefunden, ehe sie der Oeffentlichkeit übergeben; sie ist auf Grund der 5. Auflage entstanden und ftehe da, flugs haben wir eine„verbesserte 5. Auflage“, in der sogar zwei in der Broschüre angegriffene Stücke:„Die Ceder" und„General Ziethen als Hexenmeister" durch andere ersetzt sind.„Das vorstehend bezeichnete, kürzlich für die Mittelstufe der Volksschule von der Königl. Regierung eingeführte Lesebuch“, schreibt der Verfasser,„entspricht durchaus nicht den Anforderungen, welche Wissenschaft und Pädagogik zu stellen berechtigt sind. Zunächst läßt das Buch einen leitenden Gedanken vermissen.“ Zur Begründung läßt der Verfasser die vier Abschnitte Revue passiren und zeigt am ersten derselben„Kinderspiegel“, daß dieser auf nichts weniger Anspruch erheben könne, als auf diese Ueberschrift, da nicht wenige Lesestücke„Zerrbilder der menschlichen Natur“ seien. In Stück 7 wird uns von einem fleißigen und frohen Landmanne berichtet, der mit 15 Kreuzern seine Familie ernähre, seine Schuld an seine Eltern abtrage, anderwärtige Schulden bezahle und noch 5 Kreuzer kapitalisire. Von diesem einer längst dagewesenen Zeit angehörigen Lesestücke sagt der Verfasser, daß es geradezu der Wirklichkeit Hohn spreche, und es ohne Sinn sei, durch solche Beispiele die Tugend der Sparsamkeit zu illustriren. Lesestück 9 trägt die Ueberschrift:„Der alte Großvater und der Enkel.“ Ein vierjähriger Knabe kündigt seinen Eltern die Wiedervergeltung der dem Großvater zugefügten Behandlung an; sie sollen im Alter aus einem Troge essen. Längst ist über dieses Lesestück in der Lehrerwelt das Urtheil gesprochen worden und kann durch solche Lectüre„dem Kinde keine Moral beigebracht werden; das entrollte Bild erweckt nur Abschen und Ekel.“„Die hier hervorgerufene sittliche Entrüstung steigert sich bei Lesung Nr. 32“; ein eigensinniges Kind mußte zur Strafe sterben; ein Aermchen wuchs ihm aus dem Grabe und kam so lange zum Vorschein, bis die Mutter es mit einer Ruthe schlug. Die hier zu Tage tretende„Rohheit ist entsetzlich und schwer verletzend für das kindliche Gemüth und erinnert an die Tage, wo die Abschreckungstheorie in voller Geltung war, nach welcher früher die Verbrecher auf öffentlichen Plätzen verstümmelt und hingerichtet wurden.“ Wenngleich dergleichen Erzählungen aus des deutschen Volkes Märchen sind, so ist dennoch nicht gerade jedes für's Kind geeignet,„dessen Gemüth für Wahrheit und Sittlichkeit eingenommen werden soll, vielmehr bieten sie Stoff zu cultur historischen Studien.“ Lesestück Nr. 22 wird als„albern" bezeichnet, eine Bezeichnung, die noch eine Verstärkung zu erfahren hätte; es ist sittlich anstößig, und wird der Lehrer nicht leicht zu einer Behandlung desselben schr iten, es sei denn, er beabsichtige von seinen Schülern eine Verurtheilung des Inhaltes zu hören. Schärfer geht die Broschüre gegen die mit„kritisirenden Ueberschriften und Nachschriften versehenen Fabeln“ zu Gericht, weil der Zweck der Fabeln da rin bestehe, eine moralische Lehre in der Handlung zur anschauenden Erkenntniß zu bringen, die kritisirende Ueberschrift, wenn richtig gewählt, den Eindruck vermindere, die Nachschrift dagegen die wirkende Ueberzeugung schwäche. Zur Begründung wird Lessing angerufen, der von der Fabel sagt:„Wenn ich mir einer moralischen Wahrheit durch die Fabel bewußt werden soll, so muß ich die Fabel auf einmal übersehen können, und um sie auf einmal übersehen zu können, muß sie so kurz sein als möglich; alle Zierrathen sind dieser Kürze entgegen; denn ohne sie würde sie noch kürzer sein können; folglich widerstreiten alle Zierrathen, insofern sie leere Verlängerungen sind, mit der Absicht der Fabel!“ Gewiß ist, daß„Leffings klassisch stilisirte Fabeln“ vor den„verschiedenen Versionen von Fabeln aus dem odeutschen Lesebuch für untere GymnasialClassen von Fr. Linnige den Vorzug verdienen.“ Sarkastisch wird der Verfasser bei einem Vergleiche einer Fabel Lessings mit einer aus jenem Lesebuche, die in unserem Lesebuche Aufnahme fand. Während Lessing den Fuchs an dem dem Raben entwendeten vergifteten Stück Fleisch verenden läßt, befindet sich der Fuchs hier wohl dabei und ruft dem Raben triumphirend zu:„nur eines fehlt dir— der Verstand.“ Der Verfasser fragt:„Wem fehlt hier der Verstand?“ Vom zweiten Abschnitt.„Elternhaus und Umgebung“ heißt es:„Von einer belehrenden Darstellung der innern und äußern Verhältniffe des Elternhauses, von Geschäften und Spielen der Kinder, ist hier wenig zu finden. Die Mährchen überwuchern in einer geradezu sinnverwirrenden Weise“. Als Beleg wird Stück 51„der Nußbaum“ angeführt. Das Stück ist richtig gewählt, es ist das einsältigste des ganzen Abschnittes. Nicht minder findet der dritte Abschnitt seine Abfertigung, der„Flur und Wald“ behandelt; einer„wirklichen Bildung können nur wenige Stücke Vorschub leisten".„Geschmacklose Thiergeschichten, nach Art eines Volks=Kalenders.“ geben den Stoff zum Leseunterrichte; der Stoff muß den„naturwissenschaftlich gebildeten Lehrer anwidern.“ An Lesestück„die weiße Lilie“ S. 169 zeigt der Autor, wie„Wahres mit notorisch Falschem und Altweibergewäsch“ sich vermischen, und fährt dann also fort:„Wir wagen zu behaupten, daß der Medizinalrath des betreffenden RegierungsCollegiums das vorliegende Buch nicht gelesen hat, da er sonst gegen solche Quacksalberei sicherlich Einsprache erhoben und verlangt hätte, daß einige vernünftige Gesundheitsregeln in das Buch aufgenommen werden möchten.“ Nichts Besseres vernag unser Autor vom vierten Abschnitte zu sagen: „Heimath und Vaterland.“„Dieser Abschnitt enthält viele Stücke, bei deren Lesung man nicht recht weiß, ob man ihre Tendenz oder ihre Form tadeln soll.“ Was die ersten Recensionen hervorhoben,„Oberflächlichkeit, Mittelmäßigkeit, Fehler gegen die Interpunktion, Mangel an Stylistik und Inkonsequenzen in der Schreibweise“ findet die Broschüre auch als das Endresultat ihrer Betrachtung, und muß offen den Lehrern gestehen, daß die von ihnen„verfaßten Bücher, die durch dieses neue verdrängt wurden, entschieden besser waren.“ Schließlich kann der Verfasser nicht umhin das hohe Ministerium um Abhülfe anzurufen; er sagt:„Wenn hier das hohe Ministerium des Unterrichts kein Einsehen hat und der freien äußern Form der Volksschule keinen gediegeneren Inhalt gewährt, so nutzen alle gesetzlichen Mittel nichts, und wir treiben einer Zerklüftung in dem Bildungsgange des Volkes entgegen, der unfehlbar einen verhängnißvollen Zusammenstoß herbeiführt.“— Dieser Beurtheilung und diesem Gesuche haben wir nichts hinzuzufügen. tes einen Artikel aus K mit, worin über große Mangelhaftigkeit der Wählerliste zur Reichstagswahl berichtet wurde. Die richtige und vollständige Aufstellung dieser Listen mag allerdings mit Mühe verbunden und auch schwierig sein; allein wenn auch im hies. Wahlbezirk die Namen solcher Wahlberechtigten, die seit mehr als 20 Jahren hier ansässig sind, in der Liste fehlten— man spricht von circa 12 bis 20 solcher Wählern—, so muß man sich darüber um so mehr wundern, als die Namen solcher Wähler, die erst in den beiden letzten Jahren in der hies. Gemeinde ansiedelt sind, in derselben Liste mit großer Genauigkeit aufgeführt standen. Wir glauben nicht, daß Jemand in dieser„Zufälligkeit" Absicht oder Parteimanöver finden wird; aber auffallend bleibt die Sache. Haben wir doch seit Jahren nicht gehört, daß hier irgend ein Steuerpflichtiger in die Steuerliste nicht oder nicht richtig eingeschrieben war. Möchten doch die Wähler sich solche„zufällige Mängel“ der Wählerliste merken und bei der nächsten Wahl von der Richtigkeit der Liste vorher sich mit eigenen Augen überzeugen.“— Demselben Blatte (da habt ihr ja noch mehr als ihr wollt, ihr„Reichstreuen“!), nachdem natürlich Sonntag ermahnt worden, nicht seine Ehefrau, sondern die ihm nach katholischen Grundsätzen ungültig angetraute frühere Magd zu verlassen. Uebrigens war Sonntag auf denselben Tag, wo er sich entleibte, vor den Untersuchungsrichter geladen, beschuldigt irgend eines Verbrechens gegen das Eigenthum.“— Nun möge sich der unparteiische Leser ein Urtheil darüber bilden, wie man in Oberhessen für Herrn v. Ende Wahlagitation gemacht hat, und dieses Urtheil wird um so vernichtender ausfallen, wenn er noch dazu bedenkt, daß hochgelehrte Professoren der Alma Philippina zu Marburg es waren, welche zur Ausführung obiger Geschichte ihre Secirmesser gewetzt und gehandhabt haben. * Provinz Sachsen, 12. Januar. Dem„Reichsb.“ wird geschrieben: „Laut amtlicher Bekanntmachung sind 1875 von 82,099 lebend geborenen Kinder in unserer Provinz 8069 ungetauft, von 19,235 Paaren 4662 ungetraut geblieben; und zwar sind in den Regierungsbezirken Magdedurg 91,01 pCt., Merseburg 93,34 pCt., Erfurt 94,62pCt.(durchschreibt man aus einem Städtchen: Die Reichstagswahl der Wahlbezirke schnittlich 92,58 pCt.) getauft, im Regierungsbezirk Magdeburg 71,76 A. und B. fand unter dem Vorsitze des....... Herrn..... im pEt., Merseburg 80,06 pCt., Erfurt 75,37 pCt.(durchschnittlich 75,76) Locale des Mirtbes.... statt. Zur Zeit des Wahlschlusses, um 6 pEt.) getraut worden Freilich sind viele Ungetaufte nicht am Nachrichten. * Bergheim, 17. Januar. Man schreibt der„Köln. Volkszig.“: In der Civilsitzung des königlichen Friedensgerichtes zu Bergheim vom 12. Januar kamen verschiedene Culturkampfs Prozesse zur Verhandlung, unter andern auch solche, welche Pacht von Pfarr-Dotal=Crundgütern betrafen. Trotz des schlechten Wetters war der ziemlich geräumige Gerichts=Saal bis auf das letzte Plätzchen besetzt. Die PastoratspachtProzesse waren sehr eigenthümlicher Art: auf Anstehen der königlichen Regierung zu Köln, vertreten durch den betreffenden Bürgermeister, waren viele Einwohner von Glesch vorgeladen worden, um sich verurtheilen zu hören, die auf Grund notarieller Pacht Protokolle verschuldeten Pächte an die Regierung zu zahlen. Es mußte 1. auffallen, daß die königliche Regierung, wenn ihr Recht auf jene Pacht ein so unzweifelhaftes ist, sich nicht die in Händen des betreffenden Herrn Pastors befindliche Ausfertigung des Pacht=Protokolles von diesem aushändigen, oder sich von dem Notar eine neue Ausfertigung ertheilen läßt; daß sie vielmehr zu dem bereits bestehenden, von den Pachtschuldnern bezahlten, executorischen Titel(nämlich dem Pacht=Protokolle) einen neuen, wiederum auf Kosten des Schuldners, schafft. 2. Ein großer Theil der eingeklagten Pächter wurde auf Grund eines Pacht=Protokolles vom Juli 1875 verschuldet. Wenn nun das die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln anordnende Gesetz vom April 1875 die Pfarrer nach Ansicht der königlichen Regierung ihres„Nutznießungsrechtes“ an den Pfarr-Dotal=Grundgütern verlustig erklärt hat, so ist wohl nichts consequenter, als daß man einn von dem„gewesenen Nutznießer“ im Jahre 1875 abgeschlossenen Pacht Vertrag für ungültig anfieht. Trotzdem verlangt die königliche Regierung die aus einem in Gemößheit ihrer eigenen Deductionen ungültigen Pacht=Vertrag geschuldete Pacht. Am merkwürdigsten aber war die sehr kurze Verhandlung jener Prozesse. Als nämlich der als Vertreter der königlichen Regierung auftretende betreffende Herr Bürgermeister von dem Sachwalter des verklagten Pächters aufgefordert wurde, seine Qualification zur Vertretung der königlichen Regierung durch Vorlage einer Vollmacht darzuthun, mußte er gestehen, eine solche Vollmacht nicht zu besitzen, und wurde demnach die königliche Regierung in contumaciam abgewiesen und in die Kosten verurtheilt. Gleiches Resultat hatten die meisten dieser Proceduren; in einigen Fällen gaben indeß die Pächter ihrem Bürgermeister Ausstand, um in einer folgenden Sitzung die Vollmacht nachzubringen. * Coblenz, 15. Januar. Wie wir vernehmen, hat die hiesige königliche Regierung mit Rücksicht auf die abnormen Witterungsverhältnisse dieses Winters, den Schluß der niederen Jagd auf den 20. Januar festgesetzt. (1) Wiesbaden, 15. Jan. In dem gestrigen„Tagblatt“ dahier ist die Statistik über die bei der königlichen Polizei=Direction Wiesbadens im Jahre 1876 behandelten Verbrechen, Verzehen und Uebertretungen enthalten. Dieselbe ist schon geeignet, allgemeineres Interesse in Anspruch zu nehmen, namentlich wenn man dieselbe mit der Statistik von 1875 vergleicht. Innerhalb des Stadtb.zirks Wiesbaden von 42,000 Einwohnern sind bei der königl. Polizei Direction 6417(in 1875: 4988) Vergehen, Verbrechen und Uebertretungen auf Grund des deutschen Strafgesetzbuches und der bestehenden Polizei=Verordnungen zur Anzeige gebracht worden, welche sich in folgender Weise vertheilen: Tödtung(Kindesmord) 2(in 1875:), Aussetzung von Kindern 1(in 1875:—), Diebstähle 402(in 1875: 387), Betrug und Unterschlagung 114(in 1875: 141), Schrift= und Urkundenfälschung 2(in 1875:), Unzucht 2(in 1875:), Vergehen gegen die Sittlichkeit 16(in 1875:), Kuppelei 3(in 1875:). Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt 38(in 1875: 36), Bestechung 1(in 1875:), Körperverletzungen und Mißhandlungen 42(in 1875: 44), Mejestätsbeleidigungen 3(in 1875:), Freiheitsberaubung 1(in 1875: ), Hausfriedensbruch 23(in 1875: 37), Sachbeschädigung 29(in 1875: 37), Hehlerei 2(in 1875:), Ueberfall und Beraubung 3(in 1875:), Meineid 1(in 1875:), unerlaubte Verloosung und Collectiren 1(in 1875:), falsche Anschuldigung 2(in 1875:—), Eindringen in fremdes Eigenthum 9(in 1875:—), Ehrenkränkung 4(in 1875:—), Führung falscher Namen 1(in 1875:—), Tedrohung 1(in 1875:—), Erpressung „Lin. 1875:.—), Verletzung des Briefgeheimnisses 1(in 1815:—), unAusübung eines öffentlichen Amtes 2(in 1875:—), Verbreitung 3(in 1875:—), Beschimpfung einer Religionsgesellschaft —), Uebertretungen 4570(in 1875: 324:), Contraventiofalschen Geldes 1(in 1875: nen gegen die sittenpolizeilichen Vorschriften 190(in 1875: 140), gegen baupolizeiliche Vorschriften 184(in 1875: 141), gegen die sanitätspolizeilichen Bestimmungen 120(in 1875: 154), Anzeigen wegen Bettelns 563 (in 1875: 50*). Im Polizeibezirk sind zur Anzeige gekommen Selbst:. 10). Plötzliche Todesfälle und Verunglückungen 37 1876 Dor 1165(in ia. 142)..“ gehostungen kamen wöhrend 990 micee Gers.““: Huy, und zwar von 935 männlichen und .30 weiblichen Personen. Vergleicht man die Vergehen, Verbrechen und Uelertretungen von 1876 mit jenen von 1875, so ergibt sich ein Plus ein klarer Beweis, daß der Polizeistock nicht hinreichend ist, die sittlichen Zustände einer Stadt zu bessern.— Das Kreisgefängniß ist derart überfüllt, daß dem Vernehmen nach eine Erweiterung durch einen Anbau resp. Neubau stattfinden wird. (1) Wiesvaden, 15. Jan. Am verflossenen Dinstag sand in der Notykirche die kirchliche Trauung des Freihe rn v. Dorth aus Neckarsteinach mit der Reichsgräfin M. v. Walderdorff statt. Der Bräutigam trug die Uniform der Maltheser=Ritter.— Die Einwohner Wiesbadens werden für 1877 mit einer Communalsteuer von 14) pCt. beglückt werden.— Unlängst entriß ein Knabe einer Dame in dem Augenblick, als sie an der Eingangsthüre zu den Postschaltern ihr Portemonnaie aus der Tasche zog, dasselbe und suchte das Weite. * Ciave, 17. Januar. „Volksfreund“: Zus einem Dorfe schreibt man dem hiefigen „Sie theilten in der gestrigen Nummer Ihres w. BlatLoale dei Wirthes...„ stat. Zur Zeit bes Madischlus, um 6 Uhr, begaben sich verschiedene Wähler zum Wahllocale mit der Absicht, das Resultat der Wahl dort abzuwarten; sie fanden aber die Thüre des Wahllokales verschlossen, und da einer der anwesenden Wähler die Thüre gewaltsam öffnete, stellte es sich heraus, daß man inwendig eine Bank gegen die Thür gestellt hatte, um so das Oeffnen der Thür zu verhindern. Die Bank fiel mit großem Gepolter zu Boden und mehrere Wähler rraten durch die geöffnete Thür in das Wahllocal; kaum hatten sie dasselbe betreten, als der Wahlvorsteher, Herr...... sie aufforderte, sofort das Wahllocal zu verlassen. Während dieses sich zutrug, begaben sich der Herr Stadtrath...... und Herr...... gleichfalls zum Wahllocal um das Resultat der Wahl zu erfahren; auch diese waren nicht wenig erstaunt, von den an der Thüre stehenden Wählern zu erfahren, daß der Zutritt zum Wahllocal untersagt und einige Wähler durch den Wahlvorstand aus dem Wahllocale entfernt seien.— Nichtsdestoweniger traten diese beiden Herren, fußend auf ihr gutes Recht, an die Thür heran, öffneten dieselbe und begaben sich in das Wahllocal, stellten sich in die Nähe der Thüre auf und harrten ruhig der Dinge, die da kommen sollten. Gar bald wurden sie vom Wahlporsteher....... aufgefordert, sofort das Wahllocal zu verlassen. Auf die Entgegnung, das Wahllocal sei ein öffentliches, sie würden dasselbe nicht verlassen, drohte der Herr Wahlvorsteher, wenn sie sich nicht sofort aus dem Locale entfernten, werde er sie durch die Polizei aus dem Wahllocale entfernen lassen. Die Herren erwiderten, sie würden nur der Gewalt weichen.— Hierauf gab der Wahlvorsteher dem Beisitzenden Herrn...... den Auftrag, polizeiliche Hülfe zu requiriren. Nach wenigen Augenblicken trat der Polizeidiener.... herein und richtete auf Befehl des Wahlvorstehers die Aufforderung an die Herren .... und...., sich aus dem Wahllocale zu entfernen:„Im Namen des Gesetzes fordere ich Ihnen auf, sofort das Local zu verlassen.“ Die Aufgeforderten erklärten:„Wir weichen der Gewalt und werden bei der vorgesetzten Behörde Beschwerde führen," und verließen dann das Local. Das Resultat des erhobenen Protestes werden wir seiner Zeit mittheilen. "* Paderborn, 16. Januar. Anfang dieses Monats ist von hier nachstehende Petition an den Cultusminister Dr. Falk in Berlin abgegangen:„Ew. Excellenz erlauben sich die unterzeichneten Familienväter in einer Angelegenheit anzugehen und um Aufklärung zu bitten, welche für jeden gewissenhaften Vater und Bürger als von der allergrößten Bedeutung erscheint. Es ist Glaubenssatz unserer heiligen katholischen Kirche, daß die von Gott geoffenbarten Lehren nach der Anordnung Christi nur durch die Kirche und deren Organe uns unsehlbar vermittelt werden. Organe der Kirche sind Papst und Bischöfe. Letztere bestellen in ihren Diöcesen Priester und für die einzelnen Schulen Lehrer, welche unter ihrer fortdauernden Controle und in ihrem Namen die Gläubigen, spcciell die Kinder in den Wahrheiten des Glaubens unterrichten. Da nunmehr in jetziger Zeit durch die Anordnungen des Staates die Bischöfe theils entfernt, theils in ihrer Controle der Schule verhindert, do die Pfarrer aus den Schulen gewiesen und jeglicher Einfluß auf das Leyrpersonal ihnen benommen ist, so daß dieselben nach längeren mit Ew. Excellenz gepflogenen Verhandlungen in Betreff der Ertheilung des Religionsanterrichtes in den Schulen unterm 29. v. Mts. zu erklären sich genöthigt gesehen haben, sie seien ferner so nicht im Stande, irgend welche Garantieen zu übernehmen für den durch Lehrer und Lehrerinnen ertheilten Religionsunterricht, so müssen sich uns nothwendig die schwersten Bedenken aufdrängen. Zwingt man unsere Kinder zum Besuche der bestehenden Schulen, in welchen von Lehrern und Lehrerinnen Relizionsunterricht ertheilt wird, so erhebt unser katholisches Gewissen mit Recht die Frage: Wer garantirt uns, daß in den Schulen die Lehre der katholischen Kirche in ihrer vollen Wahrheit unverfälscht den Kindern mitgetheilt werden? Unser sind die Kinder; wir sind vor Gott verpflichtet, für deren Seelenheil einzustehen, sie deshalb in den ganzen Besitz des katholischen Glaubens zu setzen; und dort in den Schulen ertheilt man den Kindern eine Lehre, die vielleicht nicht die Lehre Gottes und der Kirche ist, für deren unverfälschte Mittheilung doch der Staat, zumal der confessionslose Staat eine Garantie zu leisten unvermögend ist. Und wer bürgt uns für die Zukunft? Wenn die augenblicklich fungirenden Lehrer und Lehrerinnen auch zum bei Weitem größten Theile gläubige und der heiligen Kirche treu ergebene Christen sind, wer möchte es wagen, für spätere Zeiten ein ähnliches Verhältniß zu hoffen, da ja die vollständige Erziehung der Lehrer und Lehrerinnen nur in den Händen des Staates und zum Theil in den Händen solcher Personen liegt, aus deren Haltung auf eine correcte kirchliche Gefinnung zu schließen wir nicht berechtigt sind. Das sind die schwer wiegenden Bedenken, welche wir in unserem Gewissensdrucke Ew. Excellenz vorzutragen uns erlauben und in Betreff deren wir einem gütigen Bescheide entgegensehen.“(Folgen die Unterschriften von 215 Familienvätern.) 4 Aus Kurhessen, 16. Jan. Leider bestätigen sich die in Nro. 8 Ihrer Zeitung von mir ausgesprochenen Aussichten für den Wahlkreis Hanau Gelnhausen Orb nicht in ihrem ganzen Umfange. So wohlberechtigt man sich diesen Aussichten auch hingeben konnte, so sind dieselben doch noch so zu sagen in letzter Stunde an der Wankelmüthigkeit und Energielosigkeit mancher Menschenkinder gescheitert. In letzter Srunde noch wurden von der schon in Nro. 8 berührten Seite aus nochmals bedeutende Anstrengungen gemacht für den Grafen Friedrich zu SolmsLaubach und diesen ist es zuzuschreiben, daß das katholische Lager nun getheilt dasteht. Die eine Hälfte steht für Windthorst, die andere für Graf Friedrich zu Solms Laubach. Es konnte schon von vornherein behauptet werden, daß die Katholiken mit Windthorst nicht durchdringen würden; um so bedauerlicher aber ist es, daß man sie theilte. Wollte man aber absolut die sämmtlichen katholischen Stimmen auf Graf zu! Solms Laubach vereinigt sehen, so hätte man mit der Agitation für diesen Herrn früher beginnen sollen. Uebrigens können wir bis heute noch nicht einsehen, weshalb man denn in aller Welt die Katholiken nicht für Windthorst gewähren lassen wollte, da es sich im Wahlkreise HanauGelnhausen=Orb doch lediglich nur bei denselben um eine Principienwahl handelte und gar nicht gehofft werden konnte, den Grafen Friedrich in eine engere Wahl zu bringen Angesichts der rastlosen Agitationen, denen sich die Liberalen, die Socialdemokraten und Fortschrittler hingaben. 2. Amoeneburg, 17. Jan. In dem Wahlkreise Marburg=KirchhainFrankenberg=Vöhl wurde von der Partei der„Reichstreuen“ Oberpräsi! dent v. Ende zu Cassel als Reichstags=Candidat ausgesteut. Sein Gegencandidat war Herr Majerus in Marburg, dessen Programm die Zustimmung der Katholiken Oberhessens und eines erheblichen Theiles der Protestanten gefunden hatte. In einem Wahlaufrufe der„Reichstreuen“ wurde nun eine schreckliche Geschichte als Popanz vorgeführt, um die Protestanten von der Wahl des Herrn Majerus abzuhalten, und„die Uebergriffe der von den Jesuiten geleiteten Geistlichkeit in das Gebiet des staatlichen und bürgerlichen Lebens“ zu verweisen. Selbige Geschichte, mit welcher bereits vor zwei oder drei Jahren Assessor Jung im Reichstage gründlich reingefallen ist, lautet also:„In der Zeit, als man in Preußen den Jesuiten noch die Zügel schießen ließ, lebte in Coblenz ein braver katholischer Handwerker in glücklicher, kinderreicher Ehe mit seiner protestantischen Ehefrau. Da wurde ihm durch die Geistlichkeit geboten, seine Ehefrau um ihres Glaubens willen zu verlassen und da er nicht that, was Pflicht und Ehre ihm verbot, folgten Kirchenstrafen auf Kirchenstrafen, zuletzt, als er standhaft blieb, der große Kirchenbann, der in der Castorkirche unter Ausblasen eines Lichtes verkündigt wurde. Da bei hoher Kirchenstrafe den Katholiken der Verkehr mit dem Gebannten untersagt war, so verarmte der Mann schnell. Von Jedermann gemieden, von jeder Hülfe entblößt, zur Verzweiflung getrieben, griff er zum Selbstmord(sio!) und ließ seine Familie in Elend, das er nicht abwenden konnte, zurück.“ So die grausige Teschichte.— Auf diesseitiges Ersuchen läßt nun der Pfarrer an der Castorkirche zu Coblenz folgende Mittheilung hierher gelangen:„Die Geschichte spielt in einer Zeit, wo noch keine Jesuiten in Coblenz waren. Die Excommunication ist durch den jetzigen hochwürdigsten Herrn Bischof von Ecmland, damals Dechant und Pastor zu St. Castor hierselbst, exequirt worden. Der betreffende Mann hieß Sonntag, war weder ein braver katholischer Handwerker, noch in glücklicher Ehe, noch endlich auch mit einer Protestantin verheirathet. Er war früher Schreiber, dann Kaufmann und Inhaber eines Schreibmaterialien Geschäftes. Seine katholische Ehefrau pflog Umgang mit einem andern Mann, und schließlich ließen sich Sonntag mit seiner früheren Magd, und Ehefrau Sonntag mit einem früheren Lohndiener bürgerlich trauen. Alle vier Personen wurden excommunicirt pel.) gerraut worden. Freilich sind viele ungelaufte nicht am Leben gedlieben, wodurch sich die Zahl der zukünftigen Heidenbevölkerung um etwas mindert— für Manche mag das zur Beruhigung ein wenig beitragen, für den wahren Christen jedenfalls nicht!— Freilich sind unter obigen Zahlen auch mehrere Paare mitbegriffen, welche katholisch getraut worden sind— immerhin also doch für unsere evangelische Kirche halb oder ganz verloren!— Vorstehende Zahlen enthalten für uns Evangelische viel Beschämendes!“ Und doch schreien diese biedere Evangelischen noch: Es lebe der Culturkampf! I Paris, 15. Jan. Ein republikanisches Kothblatt, die„Tribune“, das einen infamen Roman als Feuilleton ausgab:„Le Roman’un prétree, wurde letzten Freitag zu 500 Frcs. und in die Kosten verurtheilt, wie auch zur Confiscation aller erschienenen Blätter.— Die wirklich in Paris erscheinenden Blätter erreichen die Zahl von 836; im verflossenen Jahre 1876 gingen deren 160, meistens neue Blätter ein. * Havre, 10. Januar. Ein gestern eingegangenes Telegramm aus New York meld.t, daß der bei Lonz Branch gestrandete Dampfer„Amerique“ noch festsitzt; die Kontanten waren gelandet, die Ladung wohlbehalten und das Wetter der Bergung günstig. Hiernach war also das Schiff noch nicht abgebracht und am 8. Morgens in New=York angelangt, wie eine der Comp. Generale“ zugegangene Depesche gemeldet hatte. ** In einem Orte der Rheinpfalz brachte man es„liberalerseits“ in der Wahlbeeinflussung so weit, daß man sogar gesetzliche Bestimmungen zu übertreten sich nicht scheute. Am Gemeindehause nämlich i. C. am Wahllocale waren am Wahltage zwei Placate(das eine an der Eingangsthüre, das andere an der Seite des Hauses) angeheftet des Inhaltes:„Ihr Männer ehrt den Kaiser. Habt Liebe zum Vaterlande. Wählet den liberalen Candidaten.“ Derartiges sollten einmal Katholiken gewagt haben! ** Ein wahres Curiosum wird dem„Hand. u. Börsenbl.“ aus einem rheinischen Stadtrathe mitgetheilt. Den Vätern wurde der Antrag gestellt, das bisher bei den Verhandlungen üblich gewesene Rauchen zu verpönen, jedoch lehnten sie denselben bieder mit 15 gegen 10 Stimmen ab.— Rauchen soll nach einem unverbürgten Gerüchte die Langeweile überwinden heifen und das Denkvermögen kräftigen. Abonnements=Concert von Julius Langenbach. 00 Bonn, 10. Januar. Carl Goldmark, dessen neueste Symphonie„Ländliche Hochzeit“ wir in dem vergangenen Concerte hörten, ist ein geborener Ungar und lebt gegenwärtig in Wien. Als ausübender Künstler, Geiger(Schüler Jansa's) hat er sich durch verschiedene Instrumentalcompositionen, in jüngster Zeit besonders durch seine Oper:„Die Königin von Saba“, einen guten Namen erworben und läßt sich erwarten, daß der im besten Mannesalter stehende Componist uns noch viele bedeutende Beweise seines hervorragenden Talentes schenken wird. Was die genannte Symphonie betrifft, über deren Bezeichnung als Symphonie sich rechten läßt, so gehört dieselbe entschieden in das Gebiet der Programmmufik. Die einzelnen Sätze entsprechen jedoch ihren Ueberschriften durch den Gehalt nur wenig. Es geht ein entschieden reflectirender Zug durch das Werk, welcher der technischen Ausarbeitung zwar sehr zu Gute kommt, aber der rein musikalischen Wirkung wenig frommt. Die tüchtige und geistvolle thematische Arbeit und die vortreffliche Instrumentation fesseln den Musiker überall; eine musikalische Befriedigung wird er aber von dem Werke als Ganzes nicht erhalten. Es waltet zu wenig Empfindungswärme darin. Am Effectvollsten ist entschieden der letzte Satz, welcher denn auch den meisten Beifall sand. Die weiteren Programmnummern des Abends bildeten„Die Behmrichter“, Ouverture von Hector Berlioz, ein kleines Corcertstück für Harfe und Violine(„Die Ruhe“ von Gounod, vorgetragen von Frau Director Langenbach und Herrn Concertmeister Pauly). Lichtertanz aus Rubinstein's Oper„Feramors“ und Narche héroique von Saint-Saöns. Die Ouzerture des Francs-Juges ist eine Jugendarbeit des genialen französischen Componisten. Sie erschien als opus 3 und soll in einer höchst kritischen Lebensepoche des Tondichters entstanden sein, eine Versicherung, die allerdings auf die Kritik des Gehaltes des Werkes keinen Einfluß ausübt. Das extravagante und himmelstürmische Wesen der Berlioz'schen Musik tritt auch in dieser Ouvertüre bereits deutlich genug zu Tage und auch bei ihr läßt sich manchmal das Wort anwenden, welches einmal von der Berlioz'schen Musik im Allgemeinen gesagt wurde: Que cela est fort beau, quoique ce ne soit pas de la musique. Den Titel eines wirkungsreichen und genieathmenden Werkes kann man der Composition aber nicht abstreiten. Am Genußreichsten wirkten in dem diesmaligen Concerte die beiden letzten Programmnummern. Der neue heroische Mirsch von SaintSaëns ist ein ganz vortreffliches Musikstück, welches an künstlerischem Werthe dem bekannten Xylophon rasselnden Todtentanz weit voranzusetzen ist. Die Ausführung der Werke war vortrefflich wie immer. □ Literarisches. P. Isack Joques aus der Gesellschaft Jesu, erster Apostel der Jrokesen. Von P. Martin, Priester der Gesellschaft Jesu. Mit Gutheißung des Verfassers übersetzt von P. St. Tosenbach S. J. Regensburg 1875. Pustet. Preis 1 Mark 80 Pfg. Es ist ein ergreifendes Bild des mühevollen, aber glorreichen und fast übermenschlichen Lebens, Leidens und Sterbens eines Jesuiteumissiorärs aus der ersten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts welches der hochwürdige Verfasser, ein Ordensbruder des heroischen Martyrers und ersten Apostels der Irokesen, uns hier vorlegt. Auch ist es ein würdiges Seitenstück zu dem im Jahre 1870 in demselben Verlage von Pater A. Kobler S. J. herausgegebenen„Pater Florian Baucke, ein Jesuit in Paraguay, 1748—1766“. Aber während uns letzteres Werk ein mehr friedliches, fast idyllisches Bild des fruchtbaren und segensreichen Missionslebens unter den südamerikanischen Wilden, das leider durch die Aufhebung des Jesuitenordens nur zu bald zerstört wurde, entrollt, finden wir in dem vorliegenden von Pater Martin herausgegebenen Werke ein fast schreckenerregendes und grausiges Kampfes= und Martycerbild unter den Wilden Nordamerika's, wodurch der Mission und dem Christenthum bei den Irokesen, den wildesten und furchtbarsten der nordamerikanischen Stämme, Bahn gebrochen wurde. Der selige Pater Isack Joques wurde geboren zu Orleans am 10. Jan. 1607 und erlitt am 18. October 1646 den glorreichen Martyrertod, nach welchem er sich seit den Tagen der Kindheit gesehnt, und den er vorher während seines langen qualvollen Aufenthaltes unter den Irokesen so zu sagen schon hundertfach und fast jede Stunde im Tage gekostet hatte. Näher hier auf dieses heroische und tugendreiche Leben des seligen Martyrers eingehen, wollen wir nicht, da wir dann dem Leser des interessanten Buches vorgreifen würden. Aber die Bemerkung können wir den großmäulerischen Lästerzungen der augenblicklich sich breit machenden Sectirer gegenüber nicht unterdrücken, daß sie es doch einmal versuchen mögen, auf ähnliche Weise wie die JesuitenMissionäre für Christus zu leben und zu sterben, anstatt deren hervorragende und segensreiche Wirksamkeit voller Opfer und Entbehrungen auf dem Gebiete der Missionen zu verleumden und zu begeifern. Wir Katholiken aber blicken mit Bewunderung und mit Stolz gemischter Freude auf einen Orden, der solche Männer, wie P. Jogues und seine Nachfolger hervo gebracht, wie sie aber auch nur die wahre Kirche Jesu Christi zu erzeugen im Stande ist. Als weitere Empfehlung des trefflichen Buches wissen wir noch zu sagen, daß sein Uebersetzer den Reinertrag desselben zum Besten der deutschen Sanct Josephsmission in Paris bestimmt hat, deren Vorstand er selbst ist. Wir wünschen deßhalb um so mehr dem herrlichen Lebensbilde des Pater Jogues die weitgehendste Verbreitung in allen Kreisen, als der Preis desselben bei hübscher Ausstattung ein durchaus billiger ist. Die Kreisrichter Boele in Borken, Dierickx in Lüdinghausen, Hasenclever in Dortmund, Pescatore in Broich, Sprickmann=Kerkerinck in Emmerich, von der Recke in Duisburg, Opdenhoff in Bochum, Drecker in Dortmund, Strewe in Siegen, Thoene in Ecwitte sind zu Kreisgerichts=Rithen, die Lundgerichts= Assessoren Schloesser und Johaentgen in Coblenz zu Landgerichts=Rüthen; der Friedensrichter Esser in Kempen zum Justiz=Rath ernannt; dem Fortifikations=Sckretär Daniel zu Minden, bei Gelegenheit seiner Versetzung in den Ruhestand, der Charakter als Rechnungs=Rath zu verliehen worden. Verantwortlicher Redacteur: I..: Hermann Moelkes in Vonn.— Verlag: P. Hauptmann.— Druck der Hauptmann'schen Buchdruckerei in Vonn(Sürst Nr.).