6 Bonn, Samstag den 6. Januar 1877.(Erste Ausgabe.) Nr. 4. O Abonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn incl. Traglohn 4 RMark; bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark. Organ für Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentagen# Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebührem für die Petitzeile oder deren Raum 15 RPfennig. Deutschland. * Berlin, 4. Januar. So eben erfahren wir, daß wir nun auch einen Compromiß=Doctor haben. Die hiesige JuristenFacultät hat nämlich dem Oberbürgermeister Miquel wegen seiner„hervorragenden Verdienste" um die Begründung des neuen Reichsrechts das Ehren=Doctor=Diplom verliehen. Der hiesige Volkswitz vermuthet, der neue Doctor werde das empfangene Doctorbiret mit einer Dissertation erwidern, in welcher er die gegenwärtig viel ventilirte Frage zur Entscheidung bringen werde, ob es heißen müsse, der oder das Compromiß. Wie von officiöser Seite versichert wird, wünscht die Regierung nicht, daß Reichstag und Landtag gleichzeitig tagen; letzterer soll am 20. Februar schließen. Mit dem Artikel, den heute die„Provincial=Correspondenz“ mit der Ueberschrift„An die Wähler in Stadt und Land“ veröffentlicht, ist die Regierung in den Wahlkampf eingetreten. Es werden darin nicht nur die Parteien gesondert und allgemein das Vertrauen zur Regierung gefordert, sondern es werden auch einige bemerkenswerthe Winke über die Richtung gegeben, in welcher die legislatorische Thätigkeit des nächsten Reichstages sich bewegen soll. Daß der Compromiß=Liberalismus zu Ehren gekommen ist, versteht sich nach der neuesten Thätigkeit der „Compromissethäter“ fast von selbst. Als Nachfolger des in den heimathlichen Staatsdienst zurücktretenden Directors der Justizabtheilung des Reichskanzleramtes von Amsberg wird der„Post“ der Geheime Oberregierungsrath Hanauer im Reichskanzleramt genannt. Derselbe war, bevor er in das Reichskanzleramt eintrat, bayerischer Jurist, und somit bestätigt sich die frühere Mittheilung, daß an die Stelle des Herrn v. Amsberg ein nicht preußischer, vermuthlich ein bayerischer Jurist werde berufen werden. Je näher der Wahltermin heranrückt, desto schärfer tritt die Spaltung zwischen den Nationalliberalen und der Fortschrittspartei zu Tage. Die bei der Landtagswahl, ja die noch vor wenigen Tage geschlossenen Compromisse werden fast überall rückgängig gemacht und an ihre Stelle treten heftige Fehden zwischen denjenigen, welche sich vor Kurzem noch zur Bekämpfung angeblich gemeinsamer Gegner die Hand reichten. In Breslau ist der Wahlkampf zwischen beiden Parteien ein besonders lebhafter. In Köln hat ein Theil der Nationalliberalen sich ebenfalls von der fortschrittlichen Candidatur Schultze=Delitzsch losgesagt und einen eigenen Candidaten aufgestellt. In Dortmund wird Eugen Richter gegen Berger ins Feld geführt, dessen Fractionsgenosse im Landtage er heute noch ist. In Berlin hofft das kleine Häuflein Nationalliberaler mit dem Namen Forckenbeck der Fortschrittspartei einen Sitz abzugewinnen und in Frankfurt ist es gestern Abend zu der unvermeidlichen Auseinandersetzung zwischen Nationalliberalismus und Fortschritt gekommen und von dem Ersteren der Geheime Sanitätsrath Dr. Varrentrapp auf den Schild gehoben worden. Der nächste Reichstag wird aller Wahrscheinlichkeit nach Mühe genug haben, sich reactionärer Gesetzesvorschläge zu erwehren, welche die heutige„Provincialcorrespondenz“ unverblümt ankündigt. Je weniger Compromissethäter in den neuen Reichstag gelangen, desto mehr vermindert sich die Gefahr, welche dem deutschen Volke von dieser Seite droht. Die fortschrittlichen Blätter behaupten, die Nationalliberalen würden bei den Wahlen große Verluste erleiden; der Kladderadatsch" nennt die Nationalliberalen mit Beziehung auf ihre Stellung zu dem Reichskanzler, der bekanntlich Otto heißt, „Ottomannen". Ein Berliner Artikel der, gewöhnlich aus officibsen Kreisen aller Länder gespeisten Wiener„Polit. Corresp.“ spricht davon, daß es dem Fürsten Bismarck jetzt gelungen sei, die nationalliberale und die Fortschrittspartei zu trennen, und er habe jetzt eine zuverlässige ministerielle Partei.— Es giebt aber Dinge, die man nur so lange hat, als man meint, sie nicht zu haben, und die, wenn man die Hand danach ausstreckt, um sie zu fassen, der Hand entschlüpfen. So dürfte es dem Reichskanzler vielleicht auch noch mit der, wie man sagt, schon so lange von ihm erstrebten,„zuverlässigen, ministeriellen Partei“ gehen. Er hat sie bisher wahrlich zum Ueberflusse und Ueberdrusse gehabt, und es kann leicht geschehen, daß sie ihm gerade jetzt, wo er meint, sie erst recht zu haben und in die Hand nehmen zu können, entschwindet. Wie ein Correspondent der„Nationalztg.“ aus Athen schreibt, sind die Schätze von Mykenai vor wenigen Tagen daselbst angekommen. Sie füllen dreizehn Kisten, die einstweilen in ein unterirdisches Gemach der Nationalbank gestellt wurden, zu dem der Cultusminister den Schlüssel hat, wie er der Kammer mit29 105 K. Die beiden Baronessen. Von M. A. (Fortsetzung.) *„Und Sie?“ fragte Steineich theilnehmend, die in diesem Moment wahrhaft imponirende Erscheinung des jungen Mädchens mit bewundernder Hochachtung betrachtend. „Ich!" versetzte Raphaella leise, während eine helle Röthe ihre Wangen höher färbte.„Herr Graf, ich bin vielleicht weniger aufopferungsfähig als Sie mich dafür halten, und ich will mich nicht besser machen, als ich bin. Ein unerklärliches Gefühl treibt mich sogar, Ihnen unumwunden das Geständniß abzulegen, daß ich eigentlich nie tiefer für Sie empfand, und— mein Herz längst schon— noch ehe ich Sie kannte— einem Andern angehört.“ Sie hielt den Blick zu Boden gesenkt und sah in diesem Augenblick schöner und lieblicher aus, denn je. „Und dieser Andere,— Baroneß?— oder würden Sie es als eine Indiscretion betrachten, wenn ich mich näher über ihn und sein Verhältniß zu Ihnen erkundigte?“ „Nein, Graf Moriz, nein,“ versetzte Raphaella lebhaft.„Sie können Alles wissen. Ich lernte ihn letzten Sommer in D. kennen, einem Seebad, welches ich mit Lora und unserer ehemaligen Erzieherin Fräulein Dorothea Bohlen auf einige Wochen besuchte. Er schien sich angelegentlich für mich zu interessiren. Eines Abends überreichte er mir einen Ring,— diesen hier, den ich seither nicht vom Finger genommen,— und bat, mir am andern Morgen seine Aufwartung und nähere Erklärung machen zu dürfen. In der nämlichen Nacht jedoch wurden wir durch ein Telegramm, das uns die schwere Erkrankung unseres theuren Vaters meldete, in die Heimath zurückgerufen. In der Angst und Aufregung des ersten Augenblicks vergaß ich Alles Andere. Ohne ein Wort des Abschieds verließen wir D.— Wir haben uns seitdem nicht wieder gesehen; nur Lora traf bei ihrer letzten Anwesenheit in der Residenz mit ihm zusammen. Dort sagte er ihr, daß er noch an mich denke, mich liebe, und ich in den nächsten Tagen einen Brief von ihm erhalten sollte. Das geschah kurz vor Ihrem ersten Eintreffen in Schloß Stetten. Ich war damals fest entschlossen, dem Mann meiner Liebe auch meine Treue zu bewahren, doch— er ließ nichts weiter von sich hören, der versprochene Brief traf nicht ein. Statt seiner kamen Sie— und ich, bethört von den Wünschen und phantasiereichen Illusionen meines Vaters, und von meinem eigenen Stolz und Trotz aufgestachelt, bemühte mich Ihnen zu gefallen, um dereinst Gräfin Steineich zu werden, denn ich wähnte, theilte. Die aufgefundene Leiche, nach Herrn Schliemann die des Agememnon, konnte nicht nach Athen geschafft werden. Sie wurde einstweilen in einem Dorfe in der Nähe der Ausgrabungen untergebracht. Wie wenig die Gemüther der Deutsch=Conservativen bereit sind, zur Beilegung des sogen. Kulturkampfes mitzuwirken zeigen folgende Worte ihres Wahlaufrufes:„Wir wollen nicht, daß die Diener der Kirche nach weltlicher Macht und weltlicher Herrschaft trachten— und wenn die römische Kirche der Ordnung des Staates widerstrebt, die zur Erhaltung des religiösen Friedens und zum Schutze Andersgläubiger nöthig ist, so werden wir auf Seite des Staates stehen. In diesem Sinne wollen wir, daß der Streit geendet werde, der jetzt zwischen Staat und Kirche entbrannt ist. Denn der religiöse Friede und die gegenseitige Duldung und Achtung der verschiedenen christlichen Confessionen im Lande sind die Grundbedingung für jede gedeihliche Entwickelung sowohl im Staat als in der Kirche.“— Muß man da nicht fragen: Woher kommt es, daß das Verhältniß der katholischen Kirche und des Staates früher in Preußen ein anderes war als es jetzt ist? Wer ist Schuld an der Veränderung? Die kolossalste Unwahrheit liegt offenbar in der Andeutung, daß„die römische Kirche der Ordnung widerstrebt, die zur Erhaltung des religiösen Friedens und zum Schutze Andersgläubiger nöthig ist.“ Wer ist denn der Bedrängte, die katholische Kirche oder ihre Gegner? Sind die conservativen Herren mit einer solchen Blindheit geschlagen, daß sie das nicht unterscheiden können, so muß sich jeder Mensch, der seine fünf gesunden Sinne besitzt, von ihnen abwenden, damit„wenn ein Blinder einen Blinden führt, beide in die Grube fallen". Das mögen sich die katholischen Wähler in den Wahlkreisen merken, wo conservative Candidaten aufgestellt sind. Der Kaiser hat den in München lebenden Dichter und Gelehrten Adolf Friedrich v. Schack stempel= und gebührenfrei in den erblichen Grafenstand erhoben. Ueber einen von Frauenzimmern verübten Raubanfall in Berlin wird der„B. Börsenztg.“ Folgendes mitgetheilt: „Als die Musiklehrerin Fräulein L. vor einigen Tagen Abends etwa gegen 6 Uhr auf dem Wege zu der Hochschule für Musik die schmale Allee im Thiergarten passirte, kamen ihr drei Frauenzimmer entgegen und verlangten von ihr Geld und Sachen mit der Drohung, andernfalls die Dame selbst zu entkleiden. Beherzt und besonnen rief die Lehrerin aus Leibeskräften, statt jeder besonderen Antwort, um Hülfe, welchem Rufe auch eiligen Schrittes zwei Schutzleute Folge leisteten, welche die„Damen“ verfolgten, die sich in eiligster Flucht auf und davon machten. Ob man derselben habhaft wurde, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Allgemach werden die Abruzzen Italiens durch die der Hauptstadt der Gottesfurcht und frommen Sitte doch gar zu sehr in den Schatten gestellt. Von „Damen“ Italiens, die das Räuberhandwerk treiben, haben wir noch nicht gehört, und selbst von Berlin glaubten wir es noch nicht, wenn es die„B. Börsenztg.“ nicht sagte. * Würzburg, 2. Jan. Das Fränk. Volksblatt" bemerkt zu der Notiz, daß der Gedanke, Wahlhirtenbriefe erscheinen zu lassen, an dem Widerstande des Erzbischofs von Bamberg gescheitert sei, Folgendes:„Wir haben Grund zu zweifeln, ob der Erzbischof überhaupt in die Lage, Einspruch zu erheben, versetzt wurde, womit wir freilich nicht behaupten wollen, daß i der Bamberger Oderhirte ein Freund„ultramontaner“ Wahlhirtenbriefe sei.“„„„ * München, 3. Januar. Man schreibt der„Frankf. Zig.: „Hier ein Merkzeichen, wie wenig der„Culturkampf" den kirch= lichen Eifer der Katholiken gemindert, wie sehr er denselben vielmehr gesteigert hat: Während die Gesammtfrequenz der katholischen Studien=Seminare und Alumnen in Bayern im Jahre 1867—68 674 betrug, ist dieselbe 1876—77 auf 834, also um 23.74 Procent gestiegen. Aehnliche Ergebnisse sind auf vielen anderen Gebieten erkennbar.“ * Wien, 3. Januar. Aus Brünn kommt eine Nachricht, welche in den weitesten Kreisen Sensation erregen wird. Der pensionirte FML. Carl Freiherr von Urban hat sich am Neujahrstage wegen mißlicher Vermögensverhältnisse erschossen. Der Verstorbene(gevoren 31. August 1802) war Theresien=Ordensritter. Er war 1859 Festungscommandant von Verona. Ueber die That selbst ist Folgendes bekannt: Baron Urban fuhr am Neujahrstage früh mittelst eines Comfortabels zum Obrowitzer Militärspital. Kurz vor der Ankunft beim Spitale krachte im Wagen ein Schuß. Der Kutscher meinte indeß nur, daß am Wagen etwas geschehen sei und fuhr langsam bis zum Spitalthor, wo sich der Sachverhalt offenbarte. FML. Baron Urban hinterläßt eine Wittwe; von seinen drei Söhnen stehen zwei im reifen Mannesalter. + Aus Oesterreich, 2. Jan. Das eben zu Ende gegangene Jahr ist das vierte der volkswirthschaftlichen Krisis. Dieselbe warf in den ersten zwei Jahren mit dämonischer Gewalt Alles nieder, was in ihre Nähe gekommen war; in den zwei folgenden wurde sie chronisch, eine er habe mich vergessen.— Doch es sollte nicht sein!— Ihre Wahl traf meine Schwester, und ich glaube es ist besser so.— Deutlicher denn je fühle ich es jetzt, wie mein ganzes Herz nur mit dem Bilde meines Karls erfüllt ist, und ich Sie weder hätte lieben, noch selbst bei den glänzendsten äußeren Verhältnissen, an Ihrer Seite hätte wahrhaft glücklich werden können.— Sie aber, Graf Moriz, werden auch als Gatte meiner Lora, unsern Eltern ein liebevoller Sohn sein, nicht wahr, und den kleinen Neigungen und Schwächen unsers lieben guten Papa's Rechnung tragen, soviel in Ihrer Macht liegt?“ „Ich gelobe es Ihnen Baronesse," versetzte Steineich feierlich. „Aber haben Sie mir einmal so viel gesagt, so vertrauen Sie mir nun auch den vollen Namen des Mannes an, den Sie lieben. Glauben Sie mir, es ist nicht eitle Neugier, die mich zu dieser Bitte veranlaßt, sondern das innigste Interesse, das ich an Ihnen, an der Schwester meiner Lora nehme; und seien Sie überzeugt, daß ich das Zutrauen, das Sie mir schenken, hoch zu schätzen weiß.“ „Er ist nur ein Bürgerlicher,“ sagte Raphaella ein wenig befangen. Doch schnell ihre Verlegenheit überwindend, fügte sie hinzu:„aber dabei der schönste, beste, edelste Mann von der Welt.“ „Der Adel des Herzens ist allein derjenige, welcher dem Menschen wahren Werth verleiht,“ entgegnete Steineich mit Würde.„Fehlt dieser, so ist auch der vornehmste Titel ohne Gehalt.“ „Ich danke Ihnen für dieses Wort, Graf Moriz,“ rief das junge Mädchen, des Grafen Hand ergreifend.„Gerade aus Ihrem Munde thut es mir wohl. Nicht wahr, wenn sich auch mein Schicksal einst noch günstig gestalten sollte, darf ich dann auch auf Ihre Fürsprache bei den Eltern bitten. Beide halten große Stücke auf Sie, und ich bin überzeugt—“. „Aber den Namen, Baronesse, den Namen!“ unterbrach der junge# Mann sie ein wenig ungeduldig. „Hellmuth,“ erwiderte Raphaella schüchtern. „Hellmuth!“ wiederholte Moriz aufs höchste überrascht.„Karl Hellmuth!— und im Seebad zu D. machten Sie seine Bekanntschaft?“ „Kennen Sie ihn?“ fragte Raphaella verwundert. „Wie mich selbst,“— lautete seine Antwort.— Aber wie ist es möglich, daß— daß—“ „O ich habe Ihnen noch ein Bekenntniß zu machen,“ gestand das junge Mädchen, aufs neue erröthend. Und sie erzählte ihm, wie sie in kindischem Uebermuth ihren Namen mit dem von Julia Bohlen vertauscht, und sich in D. mit Lora für die Nichten Fräulein Bohlens ausgegeben. „Jetzt ist mir Alles klar,“ rief Steineich, nachdem sie geendet.„O Raphaella fassen auch Sie neuen Muth. Hellmuth liebt Sie mit dem sociale und national=5conomische Schwindsucht, welcher Tausende der ehrlichen Existenzen zum Opfer fielen. Mit diesem organischen Leiden geht die Habsburgische Monarchie in das neue Jahr über, unter bangen Sorgen, und insbesondere gegenüber der Orient=Krifis rath=, geld= und thatlas. Die Hoffnung, der man sich eine Zeit lang hingegeben hatte, daß die Anschauungen des Erzherzogs Albrecht zum Durchbruche kommen könnten, schwindet mehr und mehr; sie könnte nur dann wieder erwachen, wenn die äußeren Verhältnisse unseren Staat selbst ohne oder gegen den Willen der Regierung dahin stießen, wohin er zufolge seiner Tradition gehört. Das ewige Laviren zwischen Rechts und Links kann uns nie zum Heile sein. Aber wie konnte es anders kommen, nachdem sich der Liberalismus in allen Kreisen bis herab zur Dorfschule mit ihrem kirchenstürmenden ludimagister eingefressen hatte? Im Augenblicke scheint man sich wieder England genähert zu haben; wenigstens geht dies aus der bitteren Fassung des russischen Telegramms vom gestrigen Tage hervor. Höchstwahrscheinlich trug zu dieser neuesten Häutung, außer dem Magyarenthum, wesentlich der Zustand der russischen Armee bei, die bei weitem nicht so kriegsbereit ist, als man gemeiniglich annimmt. Wer die russische Armee=Verwaltung kennt, der weiß, daß wohl von Oben herab väterlich für Alles gesorgt wird, daß aber ungeheuer Biel unterwegs— stecken bleibt. Täuschen wir uns nicht, so hängt hiemit auch das forte oder mezzo forte Ignatieffs in Pera zusammen. Diese Zwischenzeit des diplomatischen Plauderns wird von den Börsen zu London, Paris und Wien fleißig zur Züchtung von Friedens=Enten benutzt. Aus diesen Kreisen stammen noch mehr Beschwichtigungs=Telegramme, als aus den verschiedenen Ministerien.— Was ich Ihnen unterm 29. December über den gemeinsamen Ministerrath zu Wien vom 28. schrieb, wird nun auch amtlich in einer Weise eingestanden, daß ich kein Wort weg= oder dazuthun muß. Italien. + Rom, 30. Deebr. Der hl. Vater ist in der letzten Zeit trotz der ungünstigen Witterung so gesund und kräftig, wie er es wohl lange nicht mehr war; das zeigt sich besonders in der gegenwärtigen Festzeit, wo er täglich größere Deputationen in Audienz zu empfangen hat, die ihm zu seinem Namenstage und zum neuen Jahre ihre Glückwünsche darbringen. Den meisten Deputationen antwortet er in längeren Ansprachen, in denen sein liebevolles, mildes Herz, aber auch sein Muth und sein Gottvertrauen in herrlicher Weise sich offenbaren. So empfing er vor einigen Tagen die Deputation des römischen Adels, der bekanntlich mit geringen Ausnahmen fest zum hl. Vater steht und allen Verkehr mit den eingedrungenen Piemontesen meidet. Die Rede, welche der hl. Vater bei dieser Gelegenheit hielt, athmet so ganz seine Herzensgüte und ist doch auch ein so beredtes Zeugniß für sein entschiedenes Festhalten an dem Non possumus, was er seit der Invasion den Anträgen des Königs=Ehrenmann entgegenhält, daß sie wohl verdient in weiteren Kreisen bekannt zu werden, besonders in Deutschland, dessen katholischer Adel ja auch das Lob verdient, was der hl. Vater dem Römischen Adel gespendet hat. Die Rede lautet nach dem„Osservatore Romano“ in getreuer Uebersetzung, wie folgt: „Geliebteste Söhne! Auch in diesem Jahre erneuert sich der Trost, den ich jedesmal empfinde, wenn ich euch um mich versammelt sehe, die ihr jetzt in ehrenvollem und erwünschtem Kreise mich umsteht. Fürwahr, immer war es mir eine wichtige Sache, in Mitte des Adels zu verweilen und sehen zu können, wie groß der Einfluß seines Beispiels auf die Erbauung und Belehrung des Volkes ist. Seltsamer Weise hat ein sehr vornehmer Mann, der, angetrieben von einem bösen Geiste, sich herausgenommen hat dem Statthalter Christi Vorwürfe zu machen, auch darin etwas Schlimmes sehen wollen, daß ich von Jugend auf die Gewohnheit hatte, die Gesellschaften des Adels zu besuchen. Ich habe doch, wenn ich diese vornehmen Kreise besuchte, nie die Armen, nie deren verlassene unglückliche Kinder vergessen; im Gegentheil, ich fand bei jenen öfter nachahmungswerthe Vorbilder, wie bei diesen, den Armen, fruchtbares Erdreich, das geistiger Weise bebaut und gepflegt werden muß. Doch jetzt bin ich gezwungen in dem Palaste zu bleiben, worin ich mich befinde; ich kann jene Kreise nicht mehr besuchen, sowohl weil ich Papst bin, als weil die äußeren Verhältnisse mich daran hindern. Als Jesus Christus einst während seines Aufenthaltes in dem Gebiete von Galiläg von seinen Jüngern aufgefordert wurde sich nach Judäa und Jerusalem zu begeben, antwortete er, das könne er nicht. Komm, sagen jene, komm zeige dort deine Wunderthaten, dort sind zahlreichere Schaaren, laß sie auch deine Werke anstaunen und bewundern; aber Jesus Christus antwortet ihnen: Tempus meum nondum advenit, meine Zeit ist noch nicht gekommen, sie wird aber kommen, wie der Vater sie angeordnet hat; und zwar, so fügt die hl. Schrift hinzu, sagte er dies: Propter metum Judaeorum, aus Furcht vor den Juden, die von den ersten Tagen seines Auftretens auf seinen Tod sannen. Non enim volebat in Judaeam ambulare, quia quserebant eum Judaei interficere. Auch zu mir spricht die Welt ähnlich und noch in diesen Tagen ist mir gesagt worden: warum verläßt du den Vatikan nicht? Auch ich muß antworten: Meine Zeit ist noch nicht gekommen; jetzt kann ich nicht aus gehen propter metum Judaeorum, aus Furcht vor den Juden." Der Vatikan ist für mich das kleine Galiläa, dessen Grenze ich nicht überschreiten darf, über dessen Schwelle ich meinen Fuß nicht setzen darf aus Furcht vor den Juden.— Gehen ganzen Feuer seines edlen warmen Herzens. Haben Sie nur wenige Tage noch Geduld— bis Sonntag spätestens sollen Sie ihn sehen. Wir feiern dann, so es Gottes Wille ist, gemeinsam unsere Verlobung. und wenn der Himmel und Ihre Eltern damit einverstanden sind, noch vor Weihnachten unsere Doppelhochzeit.— Aber versprechen Sie mir noch eins, über unsere heutige Unterredung bis zu unserm Wiedersehen gegen Jedermann, auch gegen Ihre Eltern, zu schweigen. Ueberhaupt nicht meines heutigen Hierseins zu erwähnen. Niemandals der alte Daniel hat mich gesehen, und auf meine Frage nach Lora, mich hierher zu Ihnen in den Garten gewiesen. Es wird Ihnen nicht schwer fallen, den alten Mann gleichfalls von meinem Wunsch zu unterrichten. Und jetzt, leben Sie wohl,— ich eile zuerst zu Lora,— von da zu— Hellmuth,— und mit ihm, kehre ich zu Ihnen zurück.“ Raphaella wußte kaum wie ihr geschah. Sie fühlte sich wie von einem Traum befangen, aber der Traum däuchte sie so süß, so hoffnungsfroh, daß sie lieber ewig so hätte fortträumen, als aus demselben je wieder erwachen mögen. Sie reichte Steineich die Hand. „Gehen Sie mit Gott,“ sagte sie, als er sich zum Scheiden wandte. „Grüßen Sie tausendmal meine süße Lora,— bringen Sie auch Karl meine Grüße, und sagen Sie ihm, daß ich ihn mit Sehnsuchterwarte.“ „Ich werde Alles getreulich ausrichten,“ versicherte der junge Mann. zog noch einmal grüßend den Hut, und eilte dann schnellen Schrittsdem Ausgang des Gartens zu. VIII. Graf Hartmann von Steineich befand sich auf seinem Lieblingsplatz der breiten Terrasse seines schön gelegenen Stammsitzes. Dieselbe warseit dem Eintritt der rauheren Jahreszeit durch Glasfenster geschützt, mit künstlicher Wärme versehen und durch die geschickte Hand des gräflichen Obergärtners in eine Art Wintergarten umgewandelt, so daß auch während dieser Saison der Aufenthalt hier ein äußerst behaglicher und angenehmer geblieben war. Der alte Herr schaukelte sich in einem eleganten amerikanischen Stuhl, und ein heiteres Lächeln umspielte seine Lippen. Von Zeit zu Zeit warf er einen zufriedenen Blick auf ein neben ihm stehendes. mit Briefen und Zeitungen bedecktes zierliches Tischchen von eingelegter Arbeit. Dann wieder zog er die Uhr, oder schaute erwartungsvoll nach der Thüre, und eine gewisse freudige Ungeduld spiegelte sichin seinen Zügen. (Fortsetzung folgt.) Dir unterdessen alle zu den Füßen des göttlichen Kindes, bewundern wir die Dürftigkeit und Armuth, in welcher die Kraft des Allerhöchsten unter uns erscheint und zur Nachahmung uns auffordert. Streben wir danach besonders diese Demuth nachzuahmen, da das entgegengesetzte Laster des Hochmuthes ja der Hauptgrund all der Uebel ist, welche die Kirche und uns gegenwärtig bedrängen.— Der Herr erscheint in seiner ersten Ankunft demüthig und mild, benutzen wir das, um mit Vertrauen ihm zu nahen und von ihm alle Gnaden zu erbitten, welche wir nöthig haben. Hier offenbart sich die Liebe des Herrn, die Alle mit dem Vater versöhnen möchte, bei seiner zweiten Ankunft wird er kommen in seiner erschrecklichen Macht, um mit unerbittlicher Strenge der göttlichen Gerechtigkeit Genugthuung zu verschaffen. Möge er uns jetzt segnen und dieser Segen ein Unterpfand sein des Segens, den wir erwarten beim Eintritte in die Swpisteit::„„„ art Enstragg P 2.H. * Rom, 30. Deebr. Im Namen und auftrage der katholischen Union Irlands überreichten, laut dem„Westf. Merk.“, heute Morgen Capitän Teeling und Monsignore Stonor dem hl. Vater ein überaus prachtvoll gearbeitetes, mit zahlreichen Edelsteinen geschmücktes Album, welches die Bulle über die unbefleckte Empfängniß enthält. Die Bulle ist in gothischer Schrift geschrieben und mit herrlichen Miniaturen geziert.— Der apostolische Vicar in Constantinopel hat der Propaganda mitgetheilt, daß die Katholiken der Türkei sich mit den durch die neue Constitution verbürgten Reformen befriedigt erklären und im Falle eines Krieges sich gegen die Russen vereinigen werden. Die Franciscaner in Bosnien bemühen sich, die Gläubigen davon abzuhalten, daß sie Rußlands Partei ergreifen, und verbürgen sich dafür, daß Bosnien trotz aller panslavistischen Agitation keinen Schuß gegen die Türkei abfeuern werde. Frankreich. * Paris, 4. Januar. Die letzten Stürme haben an der atlantischen Küste große Verheerungen und Verluste herbeigeführt. Die Deiche bei Louin und auf der Insel Noirmoutiers in der Vendée sowie die bei Mont an der Mündung des Adour sind gebrochen und das Meer hat große Strecken Cultur= und Weidelandes überschwemmt.— In der letzten Nacht wurden in einer Vorstadt von Moulins 80 Scheuern und 47 Pferdeställe ein Raub der Flammen.— In der Nacht auf den 29. December wurde die große Stearinkerzenfabrik der Herren Delapchier und Tuve in Saint=Denis, welche über 180 Arbeiter beschäftigte und an die bekannte Clavierfabrik von Pleyel und Wolff anstößt, ein Raub der Flammen. Die Ursachen des Unglücksfalles, bei welchem der Verlust von Menschenleben nicht zu beklagen ist, sind noch nicht aufgeklärt. Der materielle Schaden ist durch Versicherungen gedeckt. Er wird auf 1,400,000 Frcs. geschätzt. Griechenland. * Athen, 1. Januar. Don Carlos von Spanien bereist, wie man der„Nationalzeitung“ aus Athen mittheilt, als Conte de Tolosa in Begleitung des Generals Gonzales Buet und des Marquis de Respaldiza Griechenland und besuchte den König und die Königin. Ihm zu Ehren fand Hoftafel statt. Er besichtigte fleißig die Alterthümer Athens und hat sich sodann nach Mycenae begeben. Amerika. * Washington, 4. Jan, Das Bureau für Landwirthschaft schlägt in seinem pro Monat December erstatteten Berichte die im Jahre 1876 für den Getreidebau in Cultur genommene Fläche um 5 pCt. höher, als im Jahre 1875 an, die Getreideernte von 1876 erhob sich um 10 pCt. über den mittleren Durchschnitt, die Tabaksernte von 1876 war derjenigen von 1875 gleich. Zur orientalischen Frage. Jassy, 1. Jan. Alle aus Serbien über Oesterreich und der Walachei zurückkehrenden Russen werden in die kaukasische Armee eingetheilt. Der Feldzug in Serbien wird ihnen bei der Berechnung der Dienstzeit nicht gezählt. Serbische Uniformen dürfen nicht getragen werden. Die vom Fürsten Milau derorirten Russen dürfen den Takovo=Orden nur auf specielle Erlaubniß des Kaisers tragen.— Nach officiellen Berichten des Commandos der Südarmee verlautet, daß die in Kischenew und in der Umgegend concentrirten Truppen nur 182 Mann Kranke zählen. Die Erkrankten gehören zumeist der regulären Cavallerie an, die sich auf den Mobilifirungsmärschen Erkältungen zugezogen haben. In der letzten Zeit sind zwei Millionen Kilogramm Torf und Kohlen als Heizmaterial bei der russischen Südarmee angelangt. Das Forstministerium hat einen Ukas dahin erlassen, die ohnehin holzarme Gegend Südrußlands zu schonen.„„„„ K: 1999090 S Moskan, 1. Jan. Das slawische Comitée hat 120,000 nubel in Gold nach Ragusa für die Nothleidenden in Montenegro gesandt. Staatsrath Jonin hat das Geld dem Fürsten Nikolaus persönlich zu übergeben. Die Geldsendungen nach Serbien sind seit lange eingestellt, und es werden keine mehr erfolgen, bis die Rechnungslegung von Seiten Tschernajews geschehen sind. Belgrad, 2. Jan. Zulics wird am Mittwoch Belgrad verlassen angegeben; der Unterschied zwischen den neuen und früheren Forderungen soll ziemlich bedeutend sei. Die Bevollmächtigten sind auf dem Wege der allgemeinen Abschwächung vorgegangen und haben gewissermaßen eine allgemeine Aufstellung der früher verlangten Reformen und Bürgschaften entworfen und sich bemüht, den Türken zu zeigen, daß im Grunde die Forderungen der Mächte mit den Grundprincipien der neuen türkischen Verfassung übereinstimmen. Man versichert, daß Midhat Pascha nach mehreren Unterredungen mit Salisbury etwas von der Festigkeit, mit der er sich einzig und allein an die Verfassung halten zu wollen schien, nachgelassen habe.“ In hiesigen russischen Kreisen wird behauptet, der englische Botschafter Elliot habe sich mit der Pforte zu tief eingelassen, und dies sei der Grund, weshalb die türkische Regierung sich so hartnäckig zeige. London, 4. Jan. Die meisten Morgenblätter bezweifeln bei Besprechung der gegenwärtigen politischen Lage eine friedliche Lösung der Dinge im Orient. Die„Times“ dagegen meint, die Hoffnung aus Erhaltung des Friedens brauche auch dann noch nicht aufgegeben zu werden, wenn die Conserenz wirklich auseinandergehe; nur würde dann die Türkei den Frieden theurer erkausen müse als jetzt. Wahlbewegung. * Neuwied, 3. Januar. Unser Reichstagscandidat ist Alfred Graf Stolberg zu Brauna in Sachsen. * Trier, 3. Januar. Reichstags=Candidaten der Centrumspartei sind: Wahlkreis Trier: Herr Dr. Paul Majunke, Chef=Redakteur der „Germania“ in Berlin; Wahlkreis Prüm=Daun=Bitburg: Graf Ferdinand Hompesch, bayerischer Gesandter z..; Wahlkreis Wittlich=Bernkastel: Herr Renntner Christian Dieden aus Uerzig; Wahlkreis SaarlouisMerzig=Saarburg: Herr Rentner Bartholomäus Haanen aus Köln; Wahlkreis Ottweiler=St. Wendel=Meisenheim: Herr Landgerichtsrath Dr. Karl Schmidt aus Colmar. * Vom Maifelde, 31. December. Der Reichstags=Candidat für unsern Wahlkreis Mayen=Ahrweiler ist unser bisherige Reichstagsabgeordneter Stadtgerichtsrath Kochann in Berlin, zugleich Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Ahrweiler Adenau. Von gegnerischer Seite hört man nichts von Aufstellung eines eigenen Candidaten. Ob man überraschen will, wie bei der Abgeordnetenwahl in Polch? * Saarbrücken, 4. Jan. Als Candidat der Centrumspartei für die Reichstagswahl ist Herr Dechant Schneider von St. Johann aufgestellt. Rees=Mörs— Kreisrichter Grütering.— Cleve=Geldern— Rektor Dr. Perger.— Duisburg=Mülheim— Schorlemer=Alst.— Lennep=Mettmann— Dr. Aug. Reichensperger.— Stadt Köln— Adv.=Anw. Ed. Schenk.— Landkreis Köln— Landgerichtsrath Menken.— Wiedenbrück=Bieleseld— Oberauditeur Markard in Berlin. — Hagen=Siegen— Dr. Aug. Reichensperger.— Altena=Iserlohn — Schorlemer=Alst. * Viersen, 3. Jan. Eine gestern gehaltene Wahlversammlung der Centrumspartei wurde vom Polizei=Commissar Richter in dem Augenblicke geschlossen, als ein Redner(Redakteur Stoffels) bemerkte, Fürst Bismarck sei eine Art College von ihm, weil auch Bismarck sich, wie er(der Redner) zuweilen eines Bildes zur Veranschaulichung seiner Gedanken bediene. g. Essen, 4. Jan. Was schon bei der letzten Reichstagswahl vor drei Jahren befürchtet wurde, das ist jetzt eingetreten(wir wissen nicht, sollen wir sagen leider, oder Gott sei Dank!): Die Spaltung der Centrumspartei im Kreise Essen durch die Schuld des sogenannten christlichsocialen Arbeitervereins. Die Sache liegt bei uns wie in Aachen; ist ja von da aus die Parole gegeben, einen eigenen Candidaten aufzustellen. Zum Glück sind aber die katholischen Arbeiter Essens und der Umgegend zum größten Theile verständig genug, um einzusehen, wie thöricht es ist, unseren hochverdienten Reichstagscandidaten, auf dessen Wiederwahl, wie Herr Windthorst schreibt, das Centrum ein so großes Gewicht legt, den perrn Forcade de Biaix, jetzt ohne irgend einen Grund fallen zu lassen, und statt seiner den Redacteur des„Rhein.=Westf. Volksfreund“ zu wählen, blos weil derselbe„Arbeiter“ ist. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Wiederwahl Forcade's gesichert ist, aber sie muß mit dem Verlute der Einigkeit im katholischen Lager bezahlt werden. Zu bedauern ist nur, daß Herr Kaplan Laaf, der Präses des christlich=socialen Arbeitervereins, der übrigens unter seiner Leitung gewaltig den Krebsgang angetreten hat, so wenig die wahren Interessen seines eigenen Vereins und dessen Leitglieder erkennt, daß er nicht ansteht, auf das Betreiben einiger weniger von socialdemokratischen Ideen angesteckter Arbeiter, die im Vereine als „Redner“ eine große Rolle spielen, mit seiner Partei in directen Gegensatz zur katholischen Bevölkerung des Kreises und zum ganzen Klerus zu treten. Ein solches Vorgehen dürfte sich doch mit der Zeit bitter rächen. * Hagen, 3. Januar. Die Katholiken halten in hiesiger Gegend fleißig Wahlversammlungen ab. Nachdem solche in der Rahlenbecke und in Böhle stattgefunden, wurde am 31. v. M. eine Versammlung hier abgehalten. Es sprachen Kaufmann Fuchs und Kaufmann Meißen aus Köln. Als Candidat ist Dr. Aug. Reichensperger aufgestellt. Die Aussichten der Centrumspartei auf die bevorstehenden Wahlen lassen keine Verminderung der Zahl von 98 Vertretern annehmen. Im Gegentheile steht zu erwarten, daß Schlesien eine noch größere Zahl von Sitzen für das Centrum erobern wird, als am 10. Januar 1874, und wäre somit eine Verstärkung desselben wahrscheinlich, wenn die trostlose Spaltung der patriotischen Partei Bayerns noch früh genug beigelegt würde. Diese Möglichkeit erhoffen wir noch bis zur letzten Stunde. Von den bei der letzten Reichstagswahl endgültig gewählten Abgeordneten des Centrums kamen auf Westfalen 8, Rheinprovinz und Hoherzollern 28, Hannover 1(nebst 3 Hospitanten des Centrums), Schlefien 10, Preußen und Posen 4, Hessen=Nassau 2, Sachsen 1, Oldenburg 1, Bayern 32, hier auf gestern Abend eine Versammlung anberaumt, welche indeß, laut der„Elberf. Ztg.“, aufgelöst wurde. ( Gammertingen, 2. Jan. Unser Landtagsabgeordneter Herr Hirschwirth Schmid wurde heute seines Amtes als Gemeinderath hiesiger Stadt entsetzt. Wie schon früher gemeldet, war Disciplinaruntersuchung von der königlichen Regierung zu Sigmaringen gegen ihn eingeleitet worden wegen regierungsfeindlichen Wahlagitationen. Heute wurde von dem in pleno versammelten Regierungscollegium die Absetzung ausgesprochen. Die Sache erreg: Aufsehen und Kopfschütteln. An Achtung hat der Gemaßregelte durch seine Verurtheilung nichts eingebüßt. * Aus Baden, 3. Januar. Nach den bis jetzt gekommenen Nachrichten werden von der katholischen Volkspartei folgende Candidaten für die bevorstehenden Reichstagswahlen empfohlen: 1) im Wahlbezirke Constanz, Ueberlingen, Pfullendorf, Meßkirch, Stockach, Radolfzell Freiherr Roderich von Stotzingen zu Steißlingen; 2) im Wahlbezirke Bonndorf, Engen, Donaueschingen, Villingen, Triberg Karl Edelmann, Stiftungsverwalter in Constanz; 3) im Wahlbezirke Jestetten, Waldshut, Säckingen, Schopfheim, Schönau, St. Blasien, Neustadt Alois Dietsche, Mechaniker und Landtagsabgeordneter in Waldshut; 4) im Wahlbezirke Lörrach, Staufen, Müllheim, Breisach Ludwig Marbe, Rechtsanwalt in Freiburg; 5) im Wahlbezirke Freiburg, Emmendingen, Waldkirch Leopold Neumann, Rechtsanwalt in Freiburg; 6) im Wahlbezirke Kenzingen, Ettenheim, Lahr, Wolfach Dr. Julius Siben, Privatier in Heidelberg; 7) im Wahlbezirke Offenburg, Gengenbach, Oberkirch, Kork Dr. Heinrich Hansjakob, Pfarrer in Hagenau: 8) im Wahlbezirke Achern, Bühl, Baden, Rastatt Xaver Lender, Decan in Sasbach (Amts Achern); 9) im Wahlbezirke Gernsbach, Ettlingen, Durlach, Pforzheim Max Reichert, Kaufmann in Baden=Baden; 10) im Wahlbezirke Karlsruhe, Bruchsal(Amtsgericht) Freiherr Adolf von Marschall, Staatsanwalt in Mannheim. Die Katholiken stellen keinen eigenen Candidaten auf; sie schließen sich dem Wahlvorschlag der conservativen Partei an. 11) im Wahlbezirke Mannheim, Schwetzingen, Weinheim Jakob Lindau, Kaufmann in Heidelberg; 12) im Wahlbezirke Heidelberg, Eberbach, Mosbach Dr. Leopold Fischer, prakt. Arzt in Heidelberg; 13) im Wahlbezirke Sinsheim, Eppingen, Bretten, Wiesloch, Philippsburg (Amtsgericht) Dr. Kah, Anwalt in Mannheim; 14) im Wahlbezirke Buchen, Walldürn, Wertheim, Tauberbischofsheim, Boxberg, Adelsheim Freiherr Franz von Bodmann zu Bodmann. Aus der Rheinpfalz, 2. Jan. Sollen wir uns der Wahl enthalten oder nicht? Diese Frage, so schreibt die„Rheinpfalz', wird gegenwärtig stark im Westrich ventilirt.„Wir setzen ja doch Nichts durch“, „wir sind zu schwach",„wir haben keine Organisation“— so hört man allenthalben. Und diesen Worten entsprechen auch die Thaten, d. h. man thut Nichts, legt die Hände in den Schooß und ergibt sich— man erlaube uns den Ausdruck— mit stumpffinnigem Fatalismus in sein Schicksal. So wissen wir aus dem ganzen Westrich von keiner einzigen Besprechung oder katholischen Wahlversammlung zu berichten.„Alles schweige“, das scheint die Parole zu sein. Selbst von Kaiserslautern, der größten pfälzischen Stadt, berichtet die„Pfälz. Ztg.“, daß sich die conservativen Katholiken allem Anscheine nach der Wahl enthalten. Also auch diese Männer, geübt und gestählt im Kampfe, der Gegenstand der Bewunderung, die Jahre lang die Einführung der Communalschulen hinausgezogen, auch diese sind erstarrt, auch diese Kräfte legen sich schlafen. Wahrlich, welche Wandlung! Und warum? Es ist keine Organisation da! so lautet allgemein die Antwort. Wie, das ganze Jahr an. Zulick wird am Mittwoch Belgrad verlassen und Posen 4, Hessen=Rassan 2. Sachsen 1, Oldenburg 1, Bayerg und am Donnerstag wieder in Wien eintreffen.— Das Gerücht von Württemberg und Baden 5, Hessen=Darmstave(nach einer engeren Wahl) rstehenden Einberufung der Sbunschtina bestätigt sich nicht.— 1. Die Provinz Westfalen hat von den 397 Mitgliedern des Reichseiner bevorstehenden#Täfung der Stupschlllin bestutigt Der ehemalige Kriegsminister Ritolics ist nicht, wie gerüchtweise verlautet, auf der Reise nach Belgrad. Nikolics erhielt wohl zur Zeit der letzten Ministerkrise eine schriftliche Aufforderung zur Rückkehr nach Serbien, allein Nikolics erklärte, daß er so lange nicht nach Belgrad komme, als die Rückkehr Tschernajews nach Belgrad noch wahrscheinlich. Nikolics weilt dermalen in Graz. Coustautinopel, 3. Jan. Man erwartet das Eintreffen des Legationsrathes Dr. Busch aus Berlin, welcher angeblich nach eventueller Abreise v. Werthers als Geschäftsträger fungiren soll. Constautinopel, 3. Jan. Der Großvezir machte gestern dem deutschen Botschafter und dem italienischen Gesandten einen Besuch.— Die nächste Sitzung der Conferenz bleibt auf morgen anberaumt. Constantinopel, 3. Jon. Die russische Yacht Heraklit ist hier eingetroffen, um sich dem russischem Botschafter Ignatiew für den Fall seiner Abreise zur Verfügung zu stellen. Pera, 3. Jan. In dem am Sonntag abgehaltenen Ministerrath sind vier Commissionen zur schleunigen Ausarbeitung der in der Verfaffung vorgesehenen einzelnen Gesetze niedergesetzt worden.— Für Donnerstag ist ein neuer türkischer Gegenvorschlag in Vorbereitung, welcher dem Conferenzprojecte Rechnung trägt. Es ist unverkennbar, daß die Pforte ihrer Politik am besten zu dienen glaubt, indem sie die Entscheidung in die Läuge zu ziehen versucht. Auf türkischer Seite herricht die Ueberzeugung, daß auch nach der Abreise der Delegirten ein Krieg nicht ansbleigen würde. Auf der Börse herrscht Baisse. St. Petersburg, 3. Jan. Die Conferenzbevollmächtigten erwarten von der Pforte bis Freitag eine definitive Antwort; man glaubt, daß dieselbe abschlägig lauten werde.— General Ignatieff tritt auf telegraphische Weisung eine Urlaubsreise an. Bucharest, 3. Jan. Die Kammer nahm den Beschluß betreffend die Truppenentlassung zurück. Wien, 4. Jan. Der„Deutschen Zeitung wird aus Pera vom 3. d. gemeldet: In Folge der gestrigen Berathung der Bevollmächtigten weht wieder ein friedlicher Wind, weil auf der ganzen Linie eine Verschleppungstendenz herrscht. Die türkischen Gegenvorschläge sollen weiter discutirt werden, und so würde die Abreise der Botschafter für jetzt unwahrscheinlich sein. Die Lage sei dennoch zweifelhaft, weil Niemand wisse, ob Rußlands Rückzug nur eine Maske oder Ernst sei. Der Sultan ernannte heute Guleimann Pascha an Stelle Mukhtar Paschas zum Obercommandanten in der Herzegowina. Wien, 4. Jan. Die beiden hiesigen Bevollmächtigten zur Conferenz in Constantinopel haben, wie es heißt, die Anweisung erhalten, für den Fall, daß die Pforte die Vorschläge der Conferenz nicht annehmen sollte, ##astantinopel zu verlassen. Bukarest, 4. Januar. In der gestrigen Nachtsitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Aeußern, in Erwiderung auf die bezügliche Interpellation, die Pforte habe die Aufrage der rumänischen Regierung dahin beantwortet, daß sich die Artikel 1 und 7 der türkischen Verfassung auf Rumänien mitbeziehen. Die Kammer votirte demnächst mit Einstimmigkeit eine Motion, welche die Haltung der Regierung billigt und latztere zu einem energischen Protest gegen die Auffassung der Pforte bezüglich der staatlichen Stellung Rumäniens auffordert. Der Minister Bratiano gab hierauf die Versicherung, die Regierung werde in jedem Falle ihre Pflicht thun und nicht ruhen, bis die Türkei durch einen ebenso feierlichen Act, wie die neue türkische Verfassung darstelle, erklären werde, daß Rumänien keinen Theil des türkischen Reiches bilde. Die Kammer beschloß ferner, keine Ferien zu halten. Paris, 4. Jan. Der„Temps“ schreibt:„Die Bevollmächtigten der europäischen Mächte haben dem Vernehmen nach der Pforte neue Vorschläge überreicht und das Minimum der von ihr verlangten Forderungen tages 16 zu entsenden. Aber nur 8 von diesen gehörten bisher dem Centrum an. Die in demselben repräsentirten Wahlkreise sind folgende: 1) Münster=Coesfeld: Abgeordneter Regierungsrath a. D. Freiherr Clemens v. Heeremann; 2) Beckum=Lüdinghausen= Warendorf: Abgeordneter Landrath a. D. Freiherr Ignaz v. Landsberg= Steinfurt; 3) Ahaus=Steinfurt= Tecklenburg: Abgeordneter Regierungsrath a. D. Dr. v. Mallinckrodt, nach dessen Tode Frhr. v. Schorlemer=Alst; 4) Borken=Recklinghausen: Abgeordneter Freiherr Max v. Landsberg=Velen; 5) Arnsberg=Brilon=Lippstadt: Abgeordneter Rechtsanwalt a. D. Schröder: 6) Paderborn=Büren: Abgeordneter Freiherr Herm. von und zu Brenken; 7) Olpe=Meschede: Abgeordneter Obertribunals=Rath Peter Reichensperger; 8) Warburg= Höxter: Freiherr Carl v. Wendt zu Gevelinghausen. In diesen Kreisen sind wir des Sieges am 10. Januar k. I. sicher. An ihren bewährten Vertretern gedenken dieselben fest zu halten und, soweit wir wissen, haben diese ihre Bereitwilligkeit, auf's Neue ein Mandat anzunehmen, bereits erklärt. Noch in fünf anderen westfälischen Wahlkreisen stellte die Centrumspartei vor drei Jahren ihre Candidaten auf und erzielte, wie nach der Zahl der in denselben lebenden Katholiken vorauszusehen war, nicht unbedeutende Minorität. Die Stimmen derselben vereinigten sich damals in 1) Wiedenbrück=Bielefeld auf Landrath z. D. Herrn v. Schrötter; 2) Hamm=Soest auf Obertribunalsrath Peter Reichensperger; 3) Dortmund auf Freih. Fritz v. Ketteler; 4) Bochum auf Herrn von Schrötter; 5) Altena=Iserlohn auf Herrn v. Mallinckrodt. Auch bei der bevorstehenden Wahl heißt es: in diesen fünf Wahlbezirken alle Kräfte sammeln! Der Sieg mag schwer halten, unmöglich ist er nicht. wenn die Leitung der Wahlbewegung mit Umsicht und Eifer gehandhabt wird. Vor Allen mögen die Wähler in den an zweiter und vierter Stelle bezeichneten Kreisen, für welche die Aussichten hoffnungsvoller als in den übrigen sind, mit aller Eutschiedenheit an die Aufgabe gehen, diese Sitze dem Centrum zu erringen.— Die übrigen Wahlbezirke Westfalens: Minden=Lübbecke, Halle=Herfort und Hagen=Siegen, kommen nicht in Betracht, weil die katholische Bevölkerung derselben zu gering ist, als daß auch mit Aufbietung aller berechtigten Wähler eine nennenswerthe Minorität für das Centrum könnte angenommen werden. * Geugenbach, 1. Januar. Heute Abend um halb 3 Uhr war Wählerversammlung im Gasthaus zur„Linde“. Schwendemann schilderte schreit und schreibt man über die Centralisation, die durch das Reich geübt werde, und jetzt läßt man den einzelnen Wahlbezirken katholischer= seits jede Freiheit und sucht sie in keiner Weise zu beeinflussen, und nun ist keine Organisation da. Ei, so merkt Euch doch die alte Bauernregel: Matheis bricht,s Eis; find't er kein's— so macht er eins! Wenn Ihr über Mangel an Organisation klagt, so schafft welche. Warum treten denn die Katholiken der einzelnen Wahlbezirke nicht zusammen, in vertraulichen Besprechungen, warum werden denn keine Wahlversammlungen organifirt. Das Volk wartet nur auf die Losung. Hat vielleicht Niemand den Muth, sie zu geben? Will Alles nach Oben genehm sein, um vom Herrn Notar, Herrn Landrichter, Herrn Bezirksamtmann ein Diplom für politisches Wohlverhalten zu erhaschen? Das denken, hieße den berufenen Führern im Streit ein Armseligkeitszeugniß ausstellen. Es nützt Nichts. Hat nicht das auch unser Heiland schon gewußt und doch den Liberalen seiner Zeit, den Pharisäern, ihren Sündenspiegel vorgehalten? Und jetzt soll der Nützlichkeitsstandpunkt der einzig maßgebende, die Opportunitätspolitik die einzige Richtschnur sein? Weil der Protest nichts nützt, deshalb soll sich der Wanderer gutwillig von einem Gurgelabschneider ausplündern lassen und sich nicht aus allen Kräften zur Wehr setzen? Es nützt Nichts. Wie macht es unser oberster Bannerherr Papst Pius IX.? Auch er könnte es ja unterlassen, stets zu protestiren gegen die Gewaltakte, die man am hl. Stuhle verübt, statt sie fortwährend in den schärfsten Ausdrücken zu brandmarken. Wenn eine alte Frau die Hände ringend dieselben über dem Kopfe zusammenschlägt und jammert:„Ach, wie ist die Welt so schlecht! Ach, wie werden wir Katholiken mißhandelt!“— nun, dann sagt's eben ein altes Weib. Wenn aber Männer nichts Besseres zu thun wissen, als zu jammern und als Heulweiber sich hinzustellen, statt die Waffen zu gebrauchen, die sie im Wahlrecht besitzen, so ist das nicht blos traurig— es ist erbärmlich. Vor einem brennenden Haus stehen und die furchtbare Macht des Elementes beklagen, hat noch nie einen Brand gelöscht. Oder glaubt man, daß Gott ein Wunder wirke, damit der katholische Spießbürger auf seinem Faulbett recht bebaglich die Zipfelkappe über die Ohren ziehen könne? Hilf dir selber, hilft dir Gott! Wollen wir durch Wahlenthaltung den Hohn und Spott unserer Gegner herausfordern, und alle jene Maßregern, die in den letzten drei Jahren gegen unsere hl. Kirche beliebt wurden, billigen? Qui tacet consentire videtur. Wollen wir den Hohn hinnehmen, daß wir abgewirthschaftet, politisch tobt sind? Unsere Gegner hätten Recht, wenn sie uns diesen Vorwurf in's Gesicht schleuderten. Oder ist es etwa nicht nsere Pflicht, zu wählen!„Es ist sicherlich Gewissenspflicht für jeden Wähler,— sagt der Bischof Guilbert von Gap— an der Wahl theilzunehmen; denn es ist ihm nicht erlaubt, durch seine Nachlässigkeit Ursache zu sein, daß die wichtigsten Angelegenheiten des Vaterlandes anstatt in die Hände tüchtiger und ehrenhafter Männer, in solche von untüchtigen und ehrlosen fallen.“„Je erbitterter die Schlacht, desto wichtiger ist es, daß jeder einzelne Soldat tapfer und muthig sei“, so sprach der Herr Bischof von Mainz am 25. März 1868 im Münster zu Freiburg.(Stellung und Pflicht der Katholiken 2c. pag. 22.)„Eure allgemeine Bürgerpflicht müßt Ihr aber vor Allem bethätigen bei den Wahlen“, fuhr er weiter.„Die Wahl für den Gemeinderath, für den Schulrath, für die Ständekammer 2c. ist nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht.“ Werden diese Worte an taube Ohren gerichtet sein? Darum auf, ihr Männer vom Remigiland, von der Blies, von der Glan, von der Lauter, vom Donnersberg— auf und raus in die Schlachtlinie, auf und am 10. Januar zur Wahl! * Aus der Pfalz, 3. Jan. Die Reichstagscandidaten der Katholiken sind: Anwalt Horn von Frankenthal, Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Speyer=Frankenthal; Anwalt Kuhn von Landau für Germersheim=Bergzabern; Stadtpfarrer Dr. Becker in Speyer für Zweibrücken=Pirmasens; nochmals Anwalt Horn für Homburg=Kusel; Stadtpfarrer Dahl in Kaiserslautern für Kaiserslautern=Kirchheimbolanden; Bezirksgerichtsdirector v. Möhl für Neustadt=Landau. Hu Hannover sind für folgende Wahlkreise Candidaten der deutschs hannoverschen gegen die National=Liberalen aufgestellt: im 3. Wahlbezirke (Meppen) Dr. Windthorst, im 4.(Osnabrück) AppellationsgerichtsPräsident a. D. v. Gerlach; im 5.(Diepholz=Melle) Graf Schwicheldt oder v. Arnswald; im 7.(Nienburg=Neustadt) Dr. Nieper; im 8.(Hannover) Dr. Brüel; im 9.(Münder=Eldagsen=Pattensen) v. Lenthe; im 10.(Hildesheim) Graf Bennigsen=Banteln; im 12.(Göttingen) Freiherr v. Adelebsen; im 14.(Celle) Freiherr v. Knigge; im 15.(LüchowDannenberg=Uelzen) Graf Bernstorf=Gaskow; im 16.(Lüneburg) Landschaftsrath v. Müller=Wrestadt; im 17. Graf Grote. Gesichert ist die Wohl von Windthorst, Nieper, Brüel, v. Lenthe und v. Adelebsen. der Reichstagswahlen und als Abgeordneten Dr. Hausjakob in dem dicht besetzten Saale die Wich der Redacteur des Beobachter empfahl von Hagnau. * Aurath, 3. Januar. Am 31. December fand hier eine Wählerversammlung der Centrumspartei statt. Als Redner traten auf Herr Redacteur Stoffels aus Viersen, Herr Redacteur Klein aus Gladbach und Herr Dr. Urfey aus Crefeld. Gegenstand der Reden bildeten wie sachgemäß unsere inneren politischen Verhältnisse und die Stellung der verschiedenen Parteien zu denselben, welche von den verschiedensten Seiten unter lebhaftem Beifall beleuchtet wurden. Besonders der letzte Redner, Herr Dr. Urfey, forderte warm zu der regsten Betheiligung an den nahe bevorstehenden Reichstagswahlen auf und ermahnte, treu zur Fahne zu stehen, auf welcher neben dem Worte deutsch auch noch das Wort katholisch stehe. Redner schloß mit einem begeisternden Hoch auf den bewährten Vertreter im Reichstage des Stadt= und Landkreises Crefeld, auf. den hochgeachteten Parlamentarier, den Herrn Dr. August Reichensperger, in das die Versammlung dreimal stürmisch einstimmte. * Aus Preußen, 3. Januar. In Braunsberg ist Erzpriester Dr. Pohlmann und in Elbing=Marienburg ist Tekan C. Bader als Centrumscandidat aufgestellt. * Kettwig vor der Brücke, 1. Jan. Die Centrumspartei hatte Vermischte Nachrichten. * Bonn, 4. Jan. Wie unsere Leser sich erinnern werden, war Nr. 288 unserer Zeitung vom 18. October wegen einer Entscheidung des hl. Stuhles in Sachen der missio canonica confiscirt, dann aber wieder freigegeben worden. Nachdem die Beschlagnahme unseres Blattes bereits erfolgt und bekannt geworden war, druckte gleichwohl die„Bonner Zeitung“ den confiscirten Artikel ab. Gegen beide Zeitungen wurde nun am 28. v. M. wegen Veröffentlichung des genannten Artikels verhandelt und heute das Urtheil gesprochen. Beide Zeitungen tourden zu einer Geldstrafe von 50 M. verurtheilt. Wir werden die Motivirung des Richterspruches genau mittheilen, sobald das Urtheil schriftlich in unseren Händen ist. In derselben Sache sind freisprechende Urtheile erfolgt in Paderborn, Lippstadt, Donn, 4. Jan. Wie die Bomer Ztg“ vernimmt, ist an Stelle des nach Leipzig abgehenden Professor v. Noorden Prof. Maurenbrecher aus Königsberg an die hiesige Universität berufen worden. * Iserlohn, 2. Jan. Herrn Landrath Overweg hierselbst ist die nachgesuchte Dienstentlassung ertheilt und ihm der Rothe Adlerorden III. Cl. mit der Schleise verliehen worden. M.;###— Gerkeurs ** Köln, 4. Jan. Der Redacteur der„Koln. Bzrg., Herr verharo Büscher, war angeklagt, durch die Veröffentlichung des Artikels„Ein protestantisches Urtheil über den sogenannten Culturkampf“ gegen§ 131 des St.=.=B. verstoßen zu haben. Die Sache kam am 2. d. zur Verhandlung. Der Vertheidiger, Herr Adv.=An walt Julius Bachem, betonte besonders, daß es sich hier blos um Wiedergabe von Meinungen aus dem gegnerischen Lager handele. Uebrigens druckten die officiösen Blätter aus allen möglichen Blättern und Broschüren Urtheile ab, die ihrer Ansicht günstig seien. Aehnliches könne doch unmöglich den katholischen Blättern versagt sein. Das Urtheil lautete freisprechend.— In einem Processe wegen Abdrucks der Adresse der Pfarrer der neunzehn Decanate des thums Münster an den heil. Vater wurde die Urtheilsverkündigung bis zum 12. d. vertagt. * Kommerskirchen, 3. Jan. Der„Neuß=Grevenbroicher Ztg.“ wird G·8 Her- Zi, Kenworstand ggn Regerung, zu. Dutelborf sind der Kirchenvorstand so wie die Gemeindevertretung giesiger Pfarre von ihrem Amte suspendirt. Die Neuwahl beider Corporationen ist auf den 7. Januar festgesetzt.“ * Straelen, 4. Jan. Vor einigen Tagen trat bei einem hier und in der Nähe begüterten Adeligen der frühere Polizeidiener Ophey aus Kevelaer als Forst=Aufseher in Dienst. Derselbe hatte sich, wie die„K. Vztg.“ angibt, nach der Beschlagnahme des dortigen Klosters im Sommer v. J. seinem damaligen Vorgesetzten gegenüber dahin ausgesprochen, daß er beim Vollzuge fernerer Zwangsmaßregeln in der Klostersache nicht mitwirken werde, worauf bald nachher seine Dienstentlassung verfügt wurde. * Kirchheim u.., 2. Jan. Ein Verbrechen der fluchwürdigsten Art setzt unsere Stadt in die größte Aufregung. Heute Morgen zwischen 3 und 4 Uhr wurde der Versuch gemacht, die Wohnung des Herrn Stadtschultheißen Heim in die Luft zu sprengen. Der teuflische Anschlag gelang nur zu gut. Das Bild der Zerstörung spottet jeder Beschreibung. Drei Wohngelasse des Erdgeschosses so wie die Küche sind vollständig zerstört. Die Bewohner, 6 Personen, retteten nur das nackte Leben und es ist als ein wahres Wunder zu betrachten, daß kein Menschenleben verloren ging, ja daß nicht eine einzige Person beschädigt wurde, da gerade die Schlafzimmer von der Zerstörung betroffen wurden und die darin Schlafenden von Schutt und Trümmern vollständig bedeckt waren. Die Entrüstung über diese verabscheuungswürdige That ist allgemein. Die bürgerlichen Collegien sprachen durch eine Deputation dem schwer getroffenen Stadtvorstand sogleich das allgemeine Bedauern aus und theilten ihm den Beschluß mit, den nicht unbedeutenden Bauaufwand auf die Gemeindecasse zu übernehmen, so wie auf die Entdeckung der Thäter eine Belohnung von 500 Mark auszusetzen. Zwei auf der Stelle der That aufgefundene Hüte, so wie eine in einiger Entfernung liegende angebrannte Weste sammt Uhr führten noch Vormittags zur alsbaldigen Verhaftung zweier verdächtiger Subjecte. * Danzig, 3. Januar. Die„Danz. Ztz.“ dementirt die von ihr gebrachte Nachricht, daß ein Soldat des 5. Juf.=Regiments auf Posten ie Beiliner Petroleum=Markt. Petroleum hat aufs Neue bedeutende Preisrückgänge erfahren, zu welchen eine weitere Baisse in Amerika von 2 C. der nächste Anlaß wurde. Eine fernere Ursache für die Baissebewegung ist in der Veränderung des Windes zu suchen. Man muß in den nächsten Tagen sehr bedeutende Zufuhren in Bremen und Hamburg erwarten, da die Segelschiffe bisher nur durch Ostwinde zurückgehalten worden, längst aber fällig sind. In Folge dieser wenig günstigen Aussichten nahmen Consumhändler nur das Allernöthigste und Preise wichen bei größerer Verkaufslust erheblich, sich stets so niedrig haltend, daß Rendement von den Seeplätzen nicht bestand. Disponible und Januar haben seit acht Tagen 12 Mark Januar=Februar 7 Mark per 100 Klls eingebüßt. Telegraphische De beschen London, 5. Jan. Nach einer Pieldung des„Reuter'schen .=.“ wurde die gestrige Conferenzsitzung mit Verlesung der Motive zu den Gegenvorschlägen der Pforte und mit Begründung der Einsprüche gegen die die Pforte verletzenden Vorschläge der Mächte, insbesondere gegen die Einsetzung christlicher Gouverneure ausgefüllt. Die nächste Sitzung ist Montag. Für den Fall eines Ultimatums der Mächte wird die Einberufung des großen türkischen Ministerraths beabsichtigt. New=York, 2. Jan. Eine Depesche aus Panama meldet, daß die Revolution in der Republik Eeuador gefiegt hat. Berlin. 4. 5. 4 ½% preuß. Cons. 104,10 104,10 4 Jannar.(Notirungen der Haudelsmakler.) Wetter: trüb. Weizen niedriger, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis) ess. Nm. 24.00—25.00., fremder 22.30—24.00 B.(Bieferungsonal.# 5 Pfd. per 60 Liter.) Roggen niedriger, ehne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis) eff. Nm. 20.50, fremder 17.00—20.00 2.(Zieszrn:„squal à69##### der biLiter.) Hafc unverändert per 20 Pid. ohne Sack Nm. 17.00 Rüböl unverändert, per 100 Pfo. mit: Faß in Giserb. 6ss. in Partieto ri# 100 Ctr. Nm. 41.00 B. Landmarkt. Weizen M. 23.25—24.20; Roggen M. 18.50—19.25; Gerste M.—; Hafer M. 150.—1700: bez. pro 200 Ufd. Alle Artikel kau und ohne Kauflust. Zufuhren ca. 700 Sack. Lotterie. * Berlin, 4. Jan. Bei der heute beendigten Ziehung der 1. Klasse 155. königl. preuß. Klassen=Lotterie fielen: 1 Gewinn von 15,000 auf Nr. 40,379. 1 Gewinn von 9000 auf Nr. 93,524. 1 Gewinn von 36,000 M auf Nr. 39,101. 3 Gewinne von 1500#h auf Nr. 8146, 48821, 90.727. 2 Gewinne von 300 4h auf Nr. 32.176, 32.297. Witterungsberichte. 4. Jan. 8 U..: Haparanda. 18. Moskan— 16. Unter den körperlichen Gebrechen, Re unter Umständen sehr gefährlich werden können und bei Groß und Klein sogar häufig vorkommen, stehen in norderer Reihe die Unterleivsbrüche. Als ein vielfach mit außerordentlich günstigem Erfolg begleitetes, ganz und gar unschädliches Mittel dagegen wird die Bruchsalbe von Gottlieb Sturzenegger in Herisau, Kantons Appenzell, Schweiz, bestens empfohlen. Familien=Nachrichten. Geboren: Heinr. Warburg e. ., Köln.- Mart. Finzel e.., Köln. - Gust. Rasche e.., Altena.= F. Meine Wohnung besindet sich jetzt Kaiserplatz Nr. 8. Zu den Reichstagswahlen. Wie bekannt, sind die Wahlen zum deutschen Reichstag auf den 10. Januar ds. Is. anberaumt, und kann die Stimmabgabe von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Abends statthaben. Wähler ist jeder Deutsche, welcher das 25. Lebensjahr zurückgelegt und hier seinen Wohnsitz hat. Die Wahlen sind geheim. Jeder Wähler hat den mit dem Namen des zu wählenden Candidaten versehenen Stimmzettel zusammenzufalten und dem Wahlvorsteher zu übergeben, dieser muß den Zettel uneröffnet und ungelesen in die Urne legen. Es empfiehlt sich, daß der Wähler so lange am Wahltische verweilt, bis er die Ueberzeugung gewonnen hat, daß sein Zettel und kein anderer in die Urne gekommen ist. Einer etwaigen Aufforderung, sich vorher zu entfernen, braucht er nicht nachzukommen. Der Aufenthalt im Wahllokal kann Niemand verwehrt werden nach der ausdrücklichen Bestimmung des§ 10, Wahlges. vom 31. Mai 1869.„Die Wahlhandlung, sowie die Ermittelung des Wahlergebnisses sind öffentlich". Die Stimmzettel müssen von weißem Papier sein Dr. H. Walb, Poliklinik für Ohrenkranke. Die Freistunde für Ohrenkranke findet Montags, Mittwochs und Freitag, Nachmittags 2 Uhr, im Operationszimmer(Nr. 16) der chirurgischen Klinik statt. Dr. R. Walb. zu wählenden Candidaten. 4. 5. Antwerpener... 56 25 55.25 Bonifacins... 50,— 50.— Centrum.... 21.— 20 25 Selsenkirchen... 91.10 99.25 Oesterr. Silberrente 54,10 54,10 Oesterr.=Franz. 40950 408,50 kombard. Bahn. 126,— 126.— Oesterr. Credit.. 229.— 228 50 W. Verielsmann e.., Bremen.- Sprechstunden: Mg. 10—12 und dürfen keinen anderen Namen enthalten, als den des Saly Stierstadt e.., Herdecke.- Uhr, Nachm.—5 Uhr. Heinr. Spier e.., Trarbach. Verlobt: Eugenie Arus, S Becker, Remscheid.= Oda Haarhaus, Docent an der Universität, E. O. Ritgers, Solingen.= F. Baetz= Speciglarzt holo, 8. Dill, Dessau u. Magdeburg,..„.; hrenbranhe = Marg. Nicola, Alex. Nalenz, Duis= für Augen-&am Ghrenkrunkr. burg.- Mar. Geck, Dr. ged. Gust. Graeve, Iserlohn u. Essen.- Louise Böcking, Prem.=Lieuten. v. Ammon, Saarbrücken und Berlin. Vermählt: Const. Faege, Hel. Koster. Berlin und Amsterdam. Fritz Zillissen, Mar. Fuhrmann, St. Petersburg. Gestorben: Math. Botz, Aachen. - Ludw. Grünewald, Aachen.- Seb. Diesler, Köln.- Ther. v. Rappard, Ruhrort.- August Rahmede, Lüdenscheid.- Wwe. Cath. Poggenklas geb. Saligmann, Gütersloh.= Wwe. Charl. Klein geb. Dresler, Siegen. Auf Anmeldung ist heute sub Nr. 315 des hiesigen Handels=(Gesellschafts=) Registers eingetragen worden die zu Euskirchenam 1. Januar 1877 errichteie Handels=Gesellschaft unter der Firma„Wolfgarten& Ruhr“ und als deren Inhaber 1) Joseph Wolfgarten, 2) Jacob Ruhr, Beide Kaufleute zu Euskirchen wohnend, von welchen Jeder berechtigt sein soll, die Gesellschaft zu vertreten. Bonn, den 3. Januar 1877. 3½% Präm.=Anl. 139,70 139 50 3 ½% Pr. Stsschld. 92.70 92,80 Köln=Mindener. 100,25 101— Kheinische. 109.25 110.50 Bergisch=Markische. 79,10 80,25 Schaaffhausen... 57,—, 57,10 Darmstädter.... 98.75 98.75 Disc.=Commandtt. 106.—: 10680—..72 Handel und Verkehr. * Perlin, 4. Jan. Die abwartende und unsichere Position beider speculativen Parteien beeinträchtigte jedes Geschäft. Die meisten Actien werden nunmehr ohne Dividenden=Coupons gehandelt. Eisenbahn=Actien waren recht still. Für Bergisch=Märkische suchte man gute Meinung zu verbreiten, weil wahrscheinlich noch große Posten bei mehreren Banquiers auf Lager sind. Bank=Actien still und wenig verändert. Industriepapiere blieben geschäftslos. Der Schluß war sehr fest in Folge des Gerüchtes, daß Midhat Pascha abgedankt habe. Credit=Actien 229, Franzosen 409½ und Lombarden 126. Köln, 4. Januar. Cours=Berteht. Inoustrie=Actien. Nach.=Mch..=B. 8250 G/Rh.=Wftf. Pulvf 82.00 B Köln. Baw.=V. 72.00 S Colonia,.=B. 6000 G/9. 4. Höne Bwr 45.00(9 Dln Maschk 106.00 S Sladb..=V. 1500 G Leipziger.=B. 7700 G Magdeb. Vaterl. 4500 Mark auf Ländereien gegen 1. Hypothek zum Austhun bereit. Offerten gub 2 204 bes. d. Exp. d. Z. Ein neues Haus mit Stallung und 1½ Morgen Garten bei Grav=Rheindorf an der Chaussee gelegen, unter günstigen Bedingungen zu verkaufen oder zu vermiethen durch J. J. Heynen, Kölnstraße 21. Geschäftshaus in guter Lage unter günstigen dingungen zu verkaufen. 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Bwollsp. 85.00 B Hörder.=V. 36.00 G„„ L. B 00.00 Rhein. Bauges. 65.00 BHumboldt 00.00[Witt. Wasfenf. 56.00 C Bank=Actien. Amsterdamer B. 73.00G D. Reichsbank 153.00 G Meining..=Pf. 100.252 Antwerp..=B. 54.50, G Disc.=Comm. 106.00 GOeft. Credit=.228.00p. K Bankf. Rh..W. 56.75 G/Essener Credit 58.00 G Rh.=Weftf.=.45.00 G Ein neues Wohnhaus in der Nähe des Poppelsdorfer Schlosses, enthaltend 11 Zimmer, 3 Mansarden, Keller, Speicher u. Wasserleitung nebst Garten ist zu verkaufen oder zu vermiethen. Näheres bei J. Natter in Poppelsdorf, Endenicherstraße 57. Barmer Bankv. 80.00 G Berg. M. B. 76.00 B Darmst. Bank 98.00 6 Aachen=Mastr. Amsterd.=Rott. Berg.=Märk. Schaaffh..=V. 56.87 G Südd. Imm.=G. 76 75 S 5 Kölner Privatb. 115.00 G B Köln. Wechsl.=.71.50 G G Luxemb. Bank 91.00 B Eisenbahn=Stamm=Actien. 00.00 B Köln=Md..B 00.00 G Rheinische 109.5056 00.00(Mainz=Ludw. 94.00 G„ Lit. B 90.50 G 78.6356 Oberschles. A/O 128.00 G Rhein=Nahe 00.00 Saliz.(Karl=Ld.) 00.00 Oest.=F. Sb. 405.00 Gp. U. Rumän. Eis.=A. 00.00 Köln=Mindener 100.00 G Oest. Sdl.(Lb.) 124.00 S, In= und ausländische Fonds. Preuß. Rente 104.30 bz Baier 4%.=A. 122.00 G Oest. Credit=L. 290.00 G Pr.=St.=A. 34% 137.50 6 Französ. Rente 00.00, 1860er=L. 94.00 C Zu vermiethen 1. Etage, enthaltend 3 Zimmer mit Alkoven, sowie ein Zimmer 3. Etage nebst allen Bequemlichkeiten Giergasse Nr. 16. Die von Herrn Prosessor Dr. Zunz benutzte Wohnung, Fürstenstraße Nro. 1, bestehend aus 6 Zimmern, Mansarden, Küche, Keller, Speicher 2c., ist zu vermiethen und vom 15. Mai ab, auf Verlangen auch noch früher, zu beziehen. Bescheid Breitestraße Nro. 13. Niederlage bei Wilh. Birkheuser in Bonn, Stockenstraße 22. Tersteigerung zu Galrktst Das zu Cardorf an der Dorfstraße gelegene, mit Nro. 64 bezeichnete Wohnhaus nebst Stallungen, 2 Scheunen, Thorfahrt und 28 Aren 41 Metern Unter= und Umlage, taxirk zu 6000 Mark, soll Montag den 29. l. 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Stadt=O. 100.50 G Rheinpr.=Obl. 102.00 B Rl„„ neue 100.50 B/Rh.=Westf. Rtb. 97.50 G 5 Krupp..=O. 102.35 bzsTürk. Ank. 1865 00.00 Eisenbahn=Prioritäts=Ob ligationen. Bg.=Ml..8. 88.75 6 Köln=M. 1. E. 100.006 Khein. 44% F D gah 2„ 9 5% Pr. St.=Sch. 3 1% 93.002 Americ..1881 105.00B 1885 16 t1 99.00 G „ 1885 ½ ½ 101.25B Bad. 4% Pr.=A. 119.006 b. S. 97.25 G „„ 6. S. 97.50 6 „„ 7. S. 102.25 S " Nordb. 103.00 B Nh.=Nahe gar. 100.50 G Mainz=Ludwh. 103.00 G ein. 44% 99.13 G 103.006„ 5% 103.45 bz 100.00 Bl„.=K. 44% 99.50 G 91.75 G„.=C. 41% 99.00 B „ 91.00 B/Oest.=Fr. Stsb.313.00 B „ 97.50 GOest.=Sdl.(Lb.) 230.00 C Wechsel Course. Amsterdam, k. 169.30 G Antw. Brüssel, k. 81.05b6London, 3 M. 20.34 B ## 2M. 10, kurz 168.50 G 81.15 C 2 M. 80.75 G/Wien, kurz London, kurz 20.41 B|, 2 M. Iinssuß der Deutschen Reichsbank: Wechsel 4½%a, Lombard 5⅛ 161.00 G 160.00 E 2087 Bühelmsder: eere. ieSerinn Imperials Gold=Dollars Köln, 4. Jan. Geldcours. 16.278, 16.22 S. Franz. 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Das Somite. a. u. Mnath. Hrretti. Beuel. Sonntag den 7. Januar 1877, Nachmittags 5 Uhr, findet im Saale der Restauration Weiler in Beuel eine ähler=Versammlung statt zur Besprechung der bevorstehenden Reichstagswahlen. Alle Wähler, welche im Sinne der Centrums=Partei wählen wollen, sind dazu freundlichst eingeladen. Comité. Jonntag den 7. Januar 1877, Nachmittags 4½ Uhr, findet im Locale des Herrn Heinr. Recht in Noisdorf eine große T Jähler=Versammlung statt zur Besprechung der Reichstagswahlen. Alle, welche im Sinne der Centrums=Partei wählen wollen, sind dazu freundlichst eingeladen. Das Comité. Wirthschafts=Eröffnung. Mit dem heutigen Tage eröffnete in dem Hause Rheingasse 60, genannt Zum Stern“, eine Gasiwirthschaft u. Pestauration, und wird es mein Bestreben sein, durch Verabreichung vorzüglicher Speisen und Getränke mir das Wohlwollen der mich Besuchenden zu erlangen und zu erhalten. Rüngsdorf bei Godesberg, den 3. Januar 1877. Achtungsvoll Bernh. Wallraf. NV. 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Samstag den 6. und Sonntag den 7. Januar: Grosses Concert ausgeführt vom ganzen Stadt-Vonner Musik-Corpo, unter Leitung seines Kapellmeisters Hru. A. Schumacher. Anfang 3½ Uhr. T.„.)— Kurte 25 Ppsa. 1 Person. „Däger fOf“ Formularien in Poppelsdorf. zu Kirchenrechnungen, KaFlaschen=Rier„ Hittungen stetsvorräthie Flüschen=Vier, Ju. Luiklungen sters vorräthig. auted Frosger.2, estrt. Feruer fud vorüthig und werden Wiederverkaufer erhalten ent= zur Abnahme empfohlen: sprechenden NRahat. Miethverträge, Marianische Rechnungsformularien und Männer=Congregation für die Herren Pfarrer Taufzu Godesberg. Dreikönigentag, Abends 5. Uhr u. Verkündigungsscheine 2c. Wache Buchdruckerei. Communal=Rechnungen für Steuer=Empfänger vorräthig. Buchdruckerei. Jos. Becker, Herseter Schützen=Verein. bn Preikönigen-Ball##4 in der„Deutschen Schützenhalle“ bei Joh. Mindt. Anfang 5 Uhr. Der Vorstand. 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Rolandusck 121 231: 2561 644, dem rechten Ufer 7 1028 12.92.22.15 .52. Vom rechten Ufer in Benn.24 10,29.12 .36 7,48 9,14. 45 Bonn weiter nach Köln 431 S.16• 731 10.27 12.28.23.16.46 626 756 831 921. Von Benel rheinabvärte Ca7 1016 1249 420.1 882. Von Beuel rheinaufwärte 7,21 10,47.10 341 728.32. Abfahrt von Köln nach Lachen 545. 685 98 11.40 128.6 7,50 10.20. Amsterdam und Retterdam(via Ciere) .15 9,25.40 2 42. Antwerpen 5,45 6,.55 93 11.40.25 2,87 10,30. Bonn 12.2 6 7,20 9. 9,20 11, 15f 11,45.15 .15f 2,40 3 S.15.48 10,13. Brüssel.45 6,55 9,3 11,40.25 2,57 10.20. Cieve 0,15 9,25 11.42.40 2, 42 5,30. Coblenz 122 6.20 9.20 11.45 9 S.48, Grefeld 6,15 7,16 925 11,42 1, 40 2. 42.00 845. Dertmund 6,15.25 1,40 2, 42.20. Dösseldorf 6,15 7,10.25 11/42.40 245 .30.5. Essen-Bochum 6,15 7,10.35.40./43 .25 8,5. Baskirchen 6,30 8,50 12.20 3,.40 6,80 9. Frankfurt 12,2 6 9.20 11, 45 S. Lins(rechtes Ufer) 6,15 9/60 11.45 2,80 .15.40. London 11.40 Vm., 10,80 Ab. Mainz 12,2 6.20 9 9,20 11,45 9 5. Hänchen 12.2 6 Vm., 5 Ab. Neuus 6,15 7,10.25 11,42.40 2/42 520 K Nruegen.15.25 11,42.40 5, 30. Ortende 5,45 6,.55 9,3 11.40 Vm., 10,20 Ad. Paris 545 9,3 11.40 Vm., 10.30 Ab. Rotterdam vis Venlo 6,15 1,40 2, 42. Saarbräcken 12 2 6 9 11.45. Trier(p. Eifelbahn).50 Vm., 3,/40 Nm. Vealo.15 9,25.40 2, 42 5,30. Wien 6 Vm(in 25 84.), 5 Nm. Wiesbaden 12.2 6 7,20 9.20 11, 45 9 5. * Fällt an Sonn- und Festtagen aus. 1 Extraung an Sonn- und Festagen. Hierzu eine Beilage. ann.— Druck der Hauptmann'schen Buchdruckerei in Vonn(Sürst Nr.). Beilage zur Deutschen Reichs=Zeitung vom 6. Januar 1877. Nro. 4. Aufruf! Die Neuwahlen für den deutschen Reichstag sind auf den 10. Januar 1877 ausgeschrieben. Sie sind von der tiefgreifendsten Bedeutung, wie der Rückblick auf die verflossenen Jahre zeigt. Während in einem großen Theile des deutschen Vaterlandes, nicht ohne Zuthun der Reichsgesetzgebung, die Kirche sowohl in ihrem Wesen als auch in ihren Werken der Nächstenliebe tief geschädigt, der innere Friede— die Bedingung der Kraft und des Ansehens der Nation, gestört wird, ist auch der bürgerliche Wohlstand tief gesunken. In Folge einer falschen Wirthschaftspolitik und deren Gesetzgebung liegen Handel und Gewerbe darnieder, und ist das nationale und Privatvermögen unheilvollen Schwankungen ausgesetzt. Für die Entwicklung der bürgerlichen Freiheit und insbesondere bezüglich der Presse und des Vereinsrechtes ist nicht Genügendes geschehen, während die vielfachen Beeinträchtigungen derselben wahrlich ernst genug Abhilfe fordern. Der falsche Liberalismus erhebt immer kühner sein Haupt und droht insbesondere den Grundcharacter des Reiches als eines Bundesstaates nach und nach zu untergraben. Diesen Bestrebungen ist die Centrumsfraction, getreu ihrem Programme, stets mit aller Entschiedenheit entgegen getreten und hat keine Gelegenheit versäumt, die Rechte des Volkes zu vertreten, dessen berechtigte Forderungen zum Ausdruck zu bringen. Konnte sie einer überwiegenden Mehrheit gegenüber damit nicht durchdringen, so hat sie doch vielleicht Schlimmeres zu verhindern vermocht, indem sie wenigstens jeder Verschleierung freiheitsfeindlicher Bestrebungen mit unnachsichtlicher Kritik entgegen trat. Wir überlassen das Urtheil über unser Verhalten unseren Wählern. Angesichts der Neuwahlen liegt uns aber die Pflicht ob, einige der wesentlichsten Grundsätze zu bezeichnen, welche für unser Verhalten maßgebend sind. Vor Allem müssen wir die Beseitigung derjenigen Reichsgesetze verlangen, welche Freiheit und Recht der Kirche beeinträchtigen und das in der Verfassung garantirte Heimathsrecht der Reichsbürger verletzen. Die Bewahrung des verfassungsmäßigen Grundcharacters des Reiches als eines Bundesstaates bedingt nur im Nothwendigen die Einheit, in allem Uebrigen aber die freie Selbstbestimmung der Einzelstaaten. Bestrebungen, diese verbürgten Rechte zu verkürzen, müssen mit Entschiedenheit bekämpft werden. Es ist daher dem auch finanziell und wirthschaftlich nachtheiligen Plane der Erwerbung der Eisenbahnen durch das Reich entgegenzutreten, wohl aber eine bessere Regelung des Betriebes der Eisenbahnen und der Tarifirung herbeizuführen. Das dauernde Darniederliegen der wirthschaftlichen Kräfte fordert dringend eine Beschräntung der Reichsausgaben, welche vor Allem beim Heerwesen durch angemessene Verkürzung der Dienstzeit und Verminderung der Präsenzstärke im Frieden zu bewirken ist. Eine Reform der wirthschaftlichen Gesetzgebung, soweit solche zur Competenz des Reiches gehört, ist dann aber um so nothwendiger, als eine Besserung der wirthschaftlichen Lage nicht eher zu denken ist, bis vorab dem Schwindel und der Ausbeutung Schranken gesetzt und dem Mittelstande die Bedilgungen gesunder Entwickelung zurückgegeben sind. Nicht minder muß bei der schwer bedrückten Lage der verschiedenen Classen des Arbeiterstandes Freiheit für alle den gesetzlichen Boden nicht verlassenden Bestrebungen zur Lösung der socialen Aufgaben gesichert werden. Sind einerseits die Grundsätze zu bekämpfen, welche das Eigenthum und die sociale Ordnung bedrohen, so müssen andererseits die berechtigten Forderungen des Arbeiterstandes unterstützt, deren Regelung durch ein Gesetz über die Rechte der Arbeiter erstrebt und mit dem allgemeinen Wohle in Einklang gebracht werden. Dies unsere Grundsätze, getreu dem alten Spruche:„Gerechtigkeit ist die Grundlage der Reiche.“ Wir richten an unsere Wähler die Bitte, an der Hand der Erfahrung diese Grundsätze zu prüfen und ihr Urtheil durch die Wahlen auszusprechen. Möge kein zur Wahl Berechtigter— unter irgend welchem Vorwande— von derselben fern bleiben. Es gilt die höchsten Güter der menschlichen Gesellschaft; es handelt sich um die Erfüllung unserer Pflicht gegen Gott und Vaterland! Darum allseitige und ausdauernde Thätigkeit: bei den Wählern, daß sie die Mühe der Wahl nicht scheuen; bei den den Gewählten, daß sie das Opfer auf sich nehmen, in den Reichstag einzutreten und auf ihrem Posten auszuharren. Thun wir Alle unsere Schuldigkeit voll und ganz! Mit Gott für Wahrheit, Recht und Freiheit! Berlin im December 1876. Die Centrums=Fraction. Im Auftrage: Der Vorstand. Karl Freiherr von Aretin. Graf Vallestrem. Graf von Bissingen=Rippenburg. Freiherr zu Franckenstein. Dr. Jörg. Lender. Peter Reichensperger. Freiherr von Schorlemer=Alst. Dr. Windthorst. Indem wir unmittelbar vor der Wahl zum Reichstage stehen, halten wir es für angemessen, den vorstehenden Aufruf des Vorstandes der Centrums=Fraction noch ein Mal in Erinnerung zu bringen. Er entspricht durch seine einfache, klare und maßvolle Fassung vollständig unseren Ansichten und Wünschen und unterscheidet sich auf das Vortheilhafteste von einem Schriftstücke, das in den letzten Tagen von dem Wahl=Comité der sogenannten vereinigten liberalen Parteien hier verbreitet wurde. Maßlose Schmähungen und Verleumdungen der überwiegenden Mehrzahl ihrer Mitbürger bilden den traurigen Mittelpunkt der Vereinigung der sogenannten liberalen Parteien, die sich in ihrem Hasse gegen die, den eingeborenen Landeskindern heilige, römisch=katholische Kirche begegnen. Rheinische Männer aus Stadt und Land, wir müßten fürchten, euere Geduld zu ermüden, wenn wir nur versuchen wollten, uns ernsthaft gegen die eben so abgeschmackten als unverschämten Vorwürfe der Vaterlandslosigkeit und der Sympathie mit den Franzosen zu vertheidigen. Wir halten es unter unserer Würde, eine Schmähschrift eingehend zu widerlegen, die sich durch Form und Inhalt selbst richtet. Die einzige Antwort, die wir darauf geben dürfen, ist unsere möglichst zahlreiche Betheiligung bei der Wahl. Das Unabhängigkeitsgefühl und der berechtigte Stolz des freigesinnten Rheinländers sträuben sich gegen die Zumuthung, einen Mann als unseren Vertreter in den Reichstag zu senden, der erklärt hat, der Partei der National=Liberalen beitreten zu wollen, der politischen Partei, die durch ihre servile Gesinnung und die Verleugnung aller von ihr wiederholt und laut proclamirten Principien in der letzten Reichstagssession wesentliche Volksrechte schmählich preisgegeben hat. Wir bleiben unserm bewährten früheren Abgeordneten treu, mit dessen parlamentarischer Thätigkeit wir in jeder Beziehung zufrieden sind, wir wollen Mann für Mann an der Wahlurne erscheinen und wählen am 10. Januar dieses Jahres das Mitglied der Centrums=Fraction, einen Sohn unseres schönen Rheinlandes, Herrn Landgerichtsrath Eugen von Kesseler in Köln. Bann, den 5. Januar 1877. Pas Wahl=Comité der Centrums=Partei für Bonn=Rheinbach. Vomm, Verlag und Deuck der Hauptmann schen Buchdruckerei, V. Haupimann. Boun, Samstag den 6. Januar 1877(Zweite Ausgabe.) Nr. 3. Abonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn incl. Traglohn 4 RMark; bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark. Organ für das kakholische deutsche Folk. Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentagen Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebühren für die Petitzeile oder deren Raum 15 RPfennig. Die neueste Phase der Orient=Frage. V Aus Oesterreich, 8. Januar. Eben in dem Augenblicke, als die eisernen Würfel des Krieges auf der Balkan=Halbinsel wieder rollen sollten, ist Rußland auf die früher perhorrescirte Verlängerung des Waffenstillstandes auf weitere zwei Monate(bis 2. März d..) eingegangen. Die Türkei hat den Vorschlag angenommen und feiert im Stillen einen vielsagenden diplomatischen Triumph.=Es ist Pflicht der Publicistik diesen wichtigen Fall zu besprechen. Es ist nun etwas über ein Jahr, daß der russische„RegierungsAnzeiger“ den viel=commentirten Artikel brachte, in welchem officiös erklärt wurde, daß Rußland seine Sympathien für die türkischen Rajah und die Süd=Slaven keiner politischen Combination zum Opfer bringen werde. Wörtlich war zu lesen:„Die Opfer, welche das russische Volk den Christen in der Türkei gebracht hat, sind so groß, daß sie Rußland das Recht geben, diese Sympathie auch jetzt vor dem Angesicht von ganz Europa zu documentiren.“ Und diese Sympathieen wurden in der That auch vom amtlichen Rußland in augenfälligster Weise bewährt; ja als Serbien Unglück bei Djunis und Alexinatz hatte, war es der drohende Ruf von der Newa her, welcher das türkische Schwert binnen weniger Stunden in die Scheide zurückstieß; denn andernfalls hätte Rußland sofort den Krieg erklärt. In ganz Europa, vorzüglich in der slavischen Welt, wurde sodann die Ansprache vernommen, welche der Czar vor sieben Wochen an den Adel und die Stadt=Vertretung von Moskau hielt, und in welcher er betheuerte:„Falls wir solche Garantieen, welche die Vollführung dessen sind, was wir mit Recht von der Pforte verlangen können, nicht erlangen, so habe ich die feste Absicht, selbständig zu handeln.“— Nun aber stehen folgende Punkte fest: 1. Rußland hat Etwas beschlossen, wozu es noch vor wenigen Tagen seine Zustimmung fest verweigerte: den weiteren zweimonatlichen Waffenstillstand. Ob diese Verlängerung gern oder ungern zugegeben wurde, ist gleichgiltig; daß sie aber ein Erfolg der Gegner Rußlands ist, daß diese Macht von ihrem stramm=eingehaltenen Standpunkte zurückwich, fällt schwer in die politische Wagschale. 2. Rußland hat die vor zwei Monaten von der Türkei angebotene längere Waffenruhe rundweg abgewiesen und sich nur zu einer Verlängerung in dem Falle bereit erklärt, wenn begründete Hoffnung auf Herstellung des Friedens wäre, d. h. wenn die Hohe Pforte genügende und vollkommen sichere Garantien für ihre christlichen Unterthanen böte. Nun aber hat der Groß=Türke kein Jota in dieser Sache zugestanden, ja er hat die nordische Macht mit seiner papierenen Constitution vom 23. December 1876 gehänselt und provocirt, und dennoch wird ihm ein weiterer Waffenstillstand auf dem Präsentir=Teller entGessent gaun e be ohn Präz anzunehmen. Man mag sich winden und drehen, wohin man wiu, so findet man darin überall nur ein schüchternes Zurückweichen Rußlands. 3. Die von der russischen Diplomatie vorgeschützte Einigkeit der europäischen Cabinette in Betreff der Orient=Frage, wodurch die militärische Action nicht mehr so nöthig scheine, ist kein Grund für den verlängerten Waffenstillstand. Denn diese „Einigkeit" besteht thatsächlich gar nicht. Jeder Tertianer weiß, daß Rußland gern über die Türkei herfallen möchte, aber so, daß es von der vollständigen Passivität der übrigen Mächte zuvor versichert wäre. Hätte es diese Gewißheit erlangt, so wäre am 2. Januar der Waffentanz losgegangen. Nun aber weiß es, daß England, und neuestens wohl auch Oesterreich, ganz und gar nicht passiv blieben, wenn die nordische Armee am Pruth herabzöge; es weiß also, daß die europäische„Einigkeit" das gerade Gegentheil ist; somit bleibt nur noch ein Zurückweichen seinerseits als Motiv zu der ungeahnten Friedfertigkeit übrig. 4. Der Vorwand, daß inzwischen die Türkei ihre Geldmittel erschöpfe und vom 2. März an klein beilegen werde, ist eine nichtssagende Ausrede; denn wenn es auf das Geld ankommt, hat der Sultan eher Subsidien zu hoffen, als Rußland ein Anlehen. Die russische Mobilifirung allein soll ungefähr 150 Millionen Rubel gekostet haben; nun stehen drei große Armeen seit Wochen an der Weichsel, in Kischenjew und in Klein=Asien, sie verschlingen ungeheure Summen, und ein Anlehen im Auslande kann nicht contrahirt werden, das Inland hat aber schon das Mögliche geleistet. So bleibt nur die einzige Thatsache zu verzeichnen, daß die nordische Macht von ihrer bisher dominirenden Höhe herabgestiegen ist, und daß England und die Türkei sich still in's Fäustchen lachen. 4 Aber hiezu kommt ein anderer, mindestens ebenso bedeutender Umstand: die fabelhafte Zaubermacht Rußlands auf die slavische Welt hat einen tödtlichen Stoß erlitten. Man wirft dem officiellen Rußland ein Aufgeben der„slavischen Politik“ vor. Wir unserseits würden ihm im Namen der erhaltenden Principien dazu von Herzen Glück wünschen, wenn es sich dazu verstände, den revolutionären Character des Panslavismus und dessen anti=dynastische Endziele zu erkennen und zu bekämpfen; aber wir sind eben nicht die„slavische Welt"; und diese denkt toto coelo anders.„„ Die überaus russenfreundliche„Politik“ schreibt z. B. im bitteren Hohne:„Heute, nachdem das officielle Rußland in Bezug auf die verlangten Garantieen sehr viel mit sich handeln ließ, ist es so ziemlich klar, daß die Türkei sie dennoch verweigert; aber die russischen Officiösen versichern, das gehe Rußland nicht mehr an, als Frankreich oder Italien. Wo bleibt denn unter solchen Umständen das selbstständige Handeln, das der Czar versprach? Hat der Czar Recht oder haben es die Officiösen?“— Die Slaven, auch in Oesterreich, verübeln es dem Petersburger Cabinet gründlichst, daß es sich mit einem Male hinter Europa verschanze, die süd=slavische Sache für ein gemeinsames Interesse des Erdtheils erkläre, also nicht mehr für die „Befreiung" thun wolle, als die Anderen auch. Wirklich entschuldigt der„Nord', der„Golos“ und andere Halb=Amtliche des Nordens auf diese Weise das neueste Betragen Rußlands; die Slaven aber nennen es die„Abdikation der slavischen Politik von Seiten Rußlands.“ So wendet sich nun der volle Zorn des Slaventhums gegen den ehemals so hochgefeierten Freund. Ja man droht à la Bakunin bereits mit dem„bäuerlichen Rußland.“ So schreibt die obengenannte„Politik“:„Einen kriegerischen Heerbann Europa's gegen die Türkei aufbieten zu wollen, ist eine lächerliche Komödie. Wenn die officielle russische Politik dieses Ziel(im Original gesperrt) verfolgt, so konnte sie sich die Mühe sparen. Hoffentlich aber haben die slavischen Sympat hien des russischen Volkes einen anderen Sinn, und werden sich wohl auch in den Entschlüssen der Regierung das entsprechende Gewicht zu verschaffen wissen.“— Hier schaut der Pferdefuß heraus. Das„Volk“ soll die Regierung zur Vollziehung der„slovischen Idee" nöthigen.„Und folgst Du nicht willig, so brauch' ich Gewalt.“ Wir wissen aus bester Quelle, daß man in Petersburg neuestens über die letzten Pläne des Panslavismus genau unterrichtet worden ist. Sollte dies vielleicht zur neuesten Wendung der russischen Politik beigetragen haben? Von ganzer Seele wünschen wir den türkischen Christen die Freiheit; aber wir wünschen auch, daß ihnen diese Himmelsgabe nicht aus den Händen der Revolution zukomme. Deutschland. * Berlin, 5. Januar. Herr Quistorp wurde vorgestern wegen Verschleierung der Bilanz des deutschen Centralbauvereins zu zweimonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt. * Posen, 4. Januar. Canonicus Kurowski hat nach dem „Kuryer Poznauski“ auf den 23. d. M. eine Vorladung vor den „kirchlichen Gerichtshof" erhalten. Er gedenkt derselben nicht Folge zu leisten. * Posen, 3. Januar. Der„Kuryer Pozn.“ brachte in seiner Nr. 234 vom vorigen Jahre eine Correspondenz aus Berlin, welche die der„Reichsglocke“ entlehnte Beschuldigung gegen den Reichskanzler enthielt, er habe sich an der Gründung der Allgemeinen Bodencreditbank betheiligt und dafür einen Gründerlohn von einer Million Thalern erhalten. Wegen dieser Beschuldigung erhob die Staatsanwaltschaft gegen den Redacteur Ludwig Gayzler die Anklage wegen Verleumdung, und zur Verhandlung der Sache stand heute vor dem hiesigen Kreisgericht Termin an. Der Vertheidiger machte sich anheischig, die in der erwähnten Correspondenz behaupteten Thatsachen zu beweisen und beantragte die eidliche Zeugenvernehmung der Mitbegründer der Allgemeinen Bodencreditbank, Banquier von Bleichröder und Banquier Rothschild in Frankfurt a.., und des Herrn von Diest=Daber, der zuerst jene Beschuldigungen wider den Reichskanzler ausgesprochen haben soll. Diesem Antrage trat der Gerichtshof bei und vertagte deßhalb die weitere Verhandlung der Sache. * Karlsruhe, 3. Januar. Der officiösen Const. Zeitung" wird von hier telegraphirt, daß Ministerialrath Winnefeld zum Präsidenten des katholischen Ober=Stiftungsrathes gewählt sei. * Constanz, 2. Januar. Bischof v. Hefele bezeichnet in einer der hiefigen Zeitung eingesandten Berichtigung die Angabe als unwahr, das auch von der„Köln. Ztg.“ gebrachte Breve in Betreff der Opportunität der vaticanischen Entscheidung über die Irrthumsfreiheit des apostolischen Stuhles sei an ihn gerichtet. + Aus Oesterreich, 3. Januar. Allmälig dringen einige Lichtstrahlen über die Orient=Frage und Oesterreichs Haltung bei derselben hinter den dichten Vorhängen der Diplomatie hervor. Man erzählt sich in gut unterrichteten politischen Kreisen, daß der Habsburgischen Macht von Seiten der Türkei äußerst verführerische Vorschläge gemacht worden sind, daß hiedurch der Appetit ganz außerordentlich gereizt worden sei, und daß sich eine andere Macht in's Mittel gelegt habe, um die österreichischen Staatsmänner gegen die Lockrufe aus Stambul zu verhärten. Dies sei der eigentliche Grund, warum unser Botschaftee zu Berlin, Graf Karolyi, auf ausdrücklichen Wunsch des deutschen Kaisers zu der berühmten Minister Conferenz vom 28. December nach Wien telegraphirt worden sei. Der Kaiserstaat darf allerdings, um seine inneren Schwierigkeiten nicht unabsehbar zu vermehren, die Ungarn und ihren Herzenswunsch nicht außer Acht lassen; diese aber sind entschiedenst gegen Rußland. Wollte Habsburg nun mit Rußland gehen, so könnte es kaum auf begeisterte Tapferkeit der ungarischen Linie rechnen und müßte von Seiten der Honvéds das Schlimmste befürchten, besonders seitdem auch der alte Kossuth durch sein neuliches Schreiben die magyarischen Leidenschaften gegen Rußland auf's Neue geheizt hat. So erklärt sich die Verkühlung zwischen Petersburg und Wien, die gereizte Sprache der inspirirten russischen Presse gegen uns, und insbesondere der mysteriöse, aber in Wien sehr gut verstandene Ausdruck der„Moskauer Zeitung“ von dem„Flanken=Angriffe“, welchem das nordische Reich möglicher Weise ausgesetzt sein könne. Karolyis Mission scheint nun in Wien wenigstens in sofern nicht erfolglos gewesen zu sein, als man vorderhand eine reservirte Haltung beschloß und die officiösen Federn dahin instruirte, es seien in der Minister=Conferenz nur die„laufenden Geschäfte" behandelt worden. So erklärt sich vielleicht am besten das unerwartete Eingehen Rußlands auf die 2monatl. Verlängerung des Waffenstillstandes. X Aus Süd=Ungarn, 3. Jan. Bereits vor drei Wochen habe ich berichtet, daß die Liebe Serbiens zu Rußland einen Stoß erlitten habe, und daß man am liebsten ganz frei von der nordischen Macht werden möchte; ein Symptom von großer Bedeutung für die Orientfrage und ersten Ortes für die Türkei. Obgleich nun diese Anschauung den landläufigen Meinungen schnurstracks widersprach, glaubte ich doch im Rechte zu sein, und die neuesten Vorgänge, die aus bester Quelle berichtet werden, bewähren jene Annahme. Ein neuester Divisions=Befehl Nikitins, des russischen Commandanten der russischen Freiwilligen in Diensten Serbiens, unterstellt nämlich die aus dem Norden gekommenen Krieger dem serbischen Kriegs=Ministerium. Das ist also schon etwas ganz Anderes, als der Tschernajeff'sche Oberbefehl über das ganze russisch=serbische Heer. Rußland muß diese stille Einbuße schmerzlich gefühlt haben, denn an unserem Neujahrstage verweigerten die sämmtlichen Russen zu Belgrad diese Unterstellung unter den serbischen Kriegsminister; das vierte Bataillon der Freiwilligen marschirte am 1. Januar Vormittags vor den Konak und verlangte vom Fürsten Milan seine Fahnen, um nach Rußland zurückzukehren. Der Fürst verweigerte vie Herausgabe der Fahnen, besonders weil der Kriegsminister eben abwesend sei. Hierauf drohten die Russen, in drei Tagen mit Sack und Pack in tactischer Ordnung abzumarschiren, wenn sie nicht wieder ein selbstständiges russisches Commando erhielten. Unterdessen währen noch die Unterhandlungen der serbischen Auctoritäten mit Nikitin und dem russischen Consul Kartzov. Nicht so ganz unmöglich wäre es, daß die Widerborstigkeit vom Norden her inscenirt wäre, um so einen indirecten Druck auf das geschwächte Fürstenthum auszuüben. Das Ganze ist immerhin ein Beweis vom Niedergange des russischen Einflusses. Italien. 0 Rom, 1. Januar. Der junge Prinz Louis Napoleon soll von dem Prinzen Humbert in die Geheimnisse der italienischen Freimaurerei eingeweiht worden sein. Die genaue Wahrheit darüber zu ergründen, ist zu schwierig. So viel kann ich Sie jedoch versichern, daß sich der h. Vater durchaus nicht zufrieden über das Benehmen der Ex=Kaiserin und ihres Sohnes ausgesprochen hat. Wie Sie wissen, hat Pius IX. dem jungen Prinzen gerathen, Italien möglichst bald zu verlassen. Dieser wohlGrur ges. Fath wurde nicht nur nicht befolgt, sondern die Kaisernn besucht sehr viel den Quirinal und steht mit adeligen Familien im engsten Verkehr, die es ebenfalls mit dem Quirinale halten. Aus diesem Grunde verweigerte der Papst sowohl der Kaiserin als dem Prinzen, ihnen die h. Communion aus seinen Händen zu spenden. Pius IX. sagte, als man ihm die Bitte der Kaiserin vortrug:„Anche’altro prese la sante Comunione a St. Anna dorata.“(Auch der Andere(Napoleon III.) empftug die hl. Communion in St. Anna Dorata.) Ueberhaupt sprach sich der hl. Vater sehr ungünstig gegen Beide aus. Er stellte ihnen Don Carlos als Beispiel entgegen, der beim Papste war, sich den Apostolischen Segen ersiehte und sofort obreiste. * Zur orientalischen Frage. Frankfurt, 4. Januar. Die„Frankf. Ztg. schildert die Situation in Konstantinopel also: Wie mangelhaft und confus auch die telegraphischen Berichte über die Vorgänge der letzten Tage in Konstantinopel sind, so geht doch das Eine aus allen Meldungen hervor, daß ein sofortiger diplomatischer Bruch bevorsteht, wenn nicht Midhat Pascha einem weniger hartnäckigen Großvezir Platz macht. Erfolgt der Sturz des„großen Reformators" nicht heute oder morgen, so ist allerdings kaum zu begreifen, wie die Antwort der türkischen Regierung auf die Conferenz=Vorschläge anders als ablehnend ausfallen soll. Für diese Eventualität ist wohl nur der in unserem Petersburger Privattelegramm erwähnte Befehl an Ignatjew, auf dem„Eriklik“ von Konstantinopel abzureisen, vorgesehen worden. Daß diese Enfernung Ignatjew's als ##laubsreise" bezeichnet wird, läßt vermuthen, daß die russische Regierung nicht an ein sofortiges Eingreifen der Armee denkt. Schon früher war davon die Rede, der Czar wolle überhaupt nicht einen „Krieg“ gegen die Türkei führen, sondern nur als Executor Europa's die Beschlüsse der Conferenz ausführen. Daß das Resultat schließlich dasselbe sein würde, versteht sich von selbst. Uebrigens verlautet jetzt auch, daß die Conferenz den Beschluß wegen Verlängerung des Waffenstillstandes um zwei Monate nicht ganz einmüthig gefaßt hat. General Ignatjew gab seine Zustimmung blos unter der Bedingung, daß der Waffenstillstand nur auf Serbien und Montenegro Anwendung finden und daß Feindseligkeiten anderwärts nicht als eine Verletzung desselben erachtet werden sollten. Pera, 3. Januar. Die Pforte ernannte vier Commissionen, mit dem Auftrage die in der Verfassung vorgesehen Spezialgesetze auszuarbeiten. Für die morgige Conferenz bereitet die Pforte ein neues Gegenproject vor. Constantinopel, 5. Januar. Hobart Pascha und Oberst Baker haben sich nach Burgas in Rumelien begeben, um die dortige Stellung, welche die letzte Wehrlinie bilden soll, wenn die Russen die Balkaupässe genommen haben würden, zu besichtigen. Wien, 5. Jan. Dem„Tageblatt wird aus Belgrad vom 4. d. berichtet, daß vorgestern größere Abtheilungen Tscherkessen und Baschibozuks gegen Negotin vorgedrungen, aber von der Besatzung der Stadt, so wie von der Kosaken=Abtheilung des Hauptmanns Moslendnitschow aus Kladowa nach hefligem Gesechte zurückgeschlagen worden seien. Laut einer Bucharester Mittheilung des„Fremdenblatts“ wird dieser Tage in der Angelegenheit des durch die Verkündigung der türkischen Verfassung entstandenen Conflictes zwischen Rumänien und der Türkei ein rumänischer Specialbevollmächtigter nach Constantinopel abgehen. Dasselbe Blatt meldet, Graf Zichy habe die gemessene Weisung, den übrigen Botschaftern, falls diese Constantinopel verlassen sollten, sich anzuschließen. Zufolge Lemberger Nachrichten der„Deutschen Zeitung" wäre es in Kischenew ein öffentliches Geheimniß, daß die Krankheit des Großfürsten Nikolaus, des Oberbefehlshabers der russischen Armee, nur vorgeschützt sei. Er habe sich krank gemeldet, nachdem die von ihm nachgesuchte Enthebung von seinem Posten ihm nicht gewährt worden. Wien, 5. Jan. Das„Fremdenblatt" schreibt: Sofort nach Eingang der Meldung von der in Rumänien stattgehabten Judenverfolgung sei der österreichische Vertreter in Bucharest beauftragt worden, im Interesse der Humanität und auf Grund der die österreichischen Juden in den Donaufürstenthümern schützenden Verträge nöthigenfalls energische Vorstellungen zu machen. Die eingeleitete Untersuchung habe indeß ergeben, daß die bezüglichen Meldungen theils übertrieben, theils ganz aus der Luft gegrifsen seien. Wahlbewegung. :: Berlin, 4. Jan. Wie an manchen Orten die Wähler mit ihrem seitherigen Abgeordneten ins Gericht gehen, davon geben ein lehrreiches Beispiel die Wähler des nördlichen Theiles des Großherzogthums Oldenburg. Der seitherige Abgeordnete, Oberappellationsgerichtsrath Becker, welcher Mitglied der Justizcommission des Reichstags gewesen, war schon als Candidat für den neuen Reichstag aufgestellt und empfohlen. Jetzt, nachdem Becker dem Compromiß wegen der Justizgesetze zugestimmt hat, widerruft der Ausschuß der freisinnigen Partei die Empfehlung und stellt einen„entschiedenen Fortschrittsmann“ auf: durch das Compromiß sei das Ansehen des Reichstags, so sagt der Ausschuß, vollständig ruinirt und derselbe auf den Standpunct einer begutachtenden Versammlung herabgedrückt worden; dazu hätte ihr Abgeordneter nicht mitwirken dürfen. Daß die Nationalliberalen in Solingen den Kölner Jung, der in Schlesien vergebliche Versuche macht, als Reichstagscandidaten aufgestellt haben, davon fühlt sich sogar das liberale Wahlcomité des benachbarten Wahlkreises Lennep=Mettmann unangenehm berührt, es hat sich an den Abg. für Lennep= Wittmann, Dr. Techow, Mitglied des liberalen Centralwahlcomités, gewandt, wie es scheint, wünschend, es möge von hier aus etwas gegen Jungs Candidatur geschehen, Dr. Techow erwidert nun, Jungs Aufstellung sei ohne jede Einwirkung von hier aus erfolgt, man habehier von derselben erst durch die Zeitungen erfahren, und sei„leider“ ganz außer Stande, in der Sache etwas zu thun. Daß nach einem solchen Mißtrauensvotum aus dem Munde eines Parteigenossen die Solinger Nationalliberalen an der„unglückseligen" Candidatur Jungs festhalten sollten, hält die„Boss. Ztg.“ für unmöglich. In Pforzheim im Großherzogthum Baden, tritt als Candidat auf der im verflossenen Sommer aus dem Amte geschiedene badische Minister Jolly. Aus seiner Candidatenrede ist für uns die Erklärung von besonderem Interesse, daß er für Gewissensfreiheit sei und durchaus kein Freund des Culturkampfes, und daß er in Bezug auf letzteren einen Ausgleich der staatlichen und kirchlichen Interessen für nothwendig halte, freilich, so fügt er hinzu, nicht auf dem Wege, von welchem man auf bekannter Seite nicht ablassen wolle und der nichts anderes als die Unterwerfung unter Rom zum Ausgange habe. Die Fortschrittspartei hofft u. a. auch—6 Mitglieder aus Elsaß=Lothringen zu erhalten, da verschiedene in den Reichslanden aufgestellte Candidaten für das Glaubensbekenntniß der Nationalliberalen durchaus kein Verständniß hätten, mit der Fortschrittspartei aber auf gleichem Boden ständen. Trotz der bitteren Feindschaft dagegen, die Fortschritt und Nationalliberalismus einander erklärt haben, wollen sie dennoch an einigen Stellen schon wieder bei der Wahl zusammengehen. So namentlich in Bochum, wo die Katholiken Herrn v. Schorlemer ihre Stimme geben werden(gegen Dr. Löwe). Daß dort die Sache für die Katholiken nicht so schlecht steht, deutet selbst die„Nordd. Allg. Ztg“ an, die einen harten Wahlkampf in Aussicht stellt, daß aber die Führer der Nationalliberalen ihrer Sache selbst nicht so ganz sicher sind, beweiset ihr Reisen und Reden. Erfreulich ist indessen, daß sich in Kurhessen die protestantisch= gläubigen Particularisten regen und mit den Katholiken vereinigen: der frühere Minister Scheffer, dem in einem niederhessischen Kreise eine Candidatur angeboten worden ist, hat darauf zu Gunsten des Centrumsmitgliedes Rübsam verzichtet. Auch in Hannover wollen die Kirchlich=Conservativen, die Deutsch=Hannoveraner und die Agrarier zusammengehen: ihre Candidaten wollen u. a. für Freiheit der Kirche von staatlicher Bevormundung, für confessionelle Schulen eintreten. In Baiern wollen sich die Nationalliberalen Hoffnung machen, daß es ihnen gelingen werde, in Unter= und Mittelfranken dem Centrum einige Plätze zu entreißen. Hoffentlich werden die Katholiken dort ihre Schuldigkeit thun. In dem 1. Bezirk Münchens scheint Herr v. Stauffenberg Aussicht zu haben; für den 2. Bezirk machen sich die Liberalen wenig Hoffnung, und seitdem das socialdemokratische Blatt, die„Süddeutsche Post“ seinen Parteigenossen, denen es dringend Theilnahme an der Wahl empfiehlt, den Rath ertheilt hat, für jeden anderen zu stimmen, nur nicht für einen Nationalliberalen, wollen selbst liberale Blätter zu glauben anfangen, eine solche Verstärkung der Gegenpartei könne unter Umständen für die Nationalliberalen recht gefährlich werden. * Aus dem Kreise Mörs=Rees, 4. Jan. Unsere Gegner scheiden sich hier nicht in Nationalliberale, Fortschrittler, Conservative— in Demokraten, Socialisten, Republikaner u. s.., hier haben wir Katholiken uns gegenüber nur Culturkämpfer. Nur auf den„Culturkampf“ wird hier derjenige geprüft, den die vereinigten(1) liberalen Parteien aufstellen. Darum heitzt das Wahlloosungswort auch hier nur: hie schwarz, hie blau! Uebrigens war im Lager unserer vereinigten(!) Liberalen ein Zwiespalt eingetreten. Mörs=Wesel wollte Herrn Dr. Aegidi, XantenEmmerich den Herrn Sprickmann=Kerkering. In einer liberalen WählerVersammlung zu Mörs am 2. d. wurde mitgetheilt, daß Aegidi seine Candidatur zurückgezogen habe und für Herrn Sprickmann stimme. Na, türlich kommt dieser hier nicht durch, da die Katholiken ihren Candidaten, den Kreisrichter Heinrich Grütering, wählen. Interessant ist die Enthüllung, welche die officiöse„Nordd. Allg. Ztg.“ bei der Mittheilung von der wiederhergestellten liberalen Einigkeit macht. Sie schreibt wörtlich:„Im Wahlkreise Mörs=Rees drohte ein Zwiespalt im reichstreuen Lager, den Ultramontanen zu Hülfe zu kommen. Während Mörs und Wesel an der alten Candidatur des Herrn Dr. Aegidi festhielten, der vor drei Jahren mit 13,100 Stimmen erlag, stellten Xanten und Emmerich in der Person des Herrn Sprickmann=Kerkering einen Gegencandidaten auf. Jetzt ist die Eintracht glücklicher Weise wieder hergestellt, und zwar ist dies den darauf gerichteten Bemühungen der königlichen Regierung zu verdanken, nicht am Wenigsten aber dem Verhalten der beiden Candidaten.“ '. Köln, 4. Jan. In der sehr zahlreich besuchten Wählerversamm. lung der Centrumspartei, welche im großen Saale des katholischen Vereinshauses gestern Abend abgehalten wurde, ist Herr Advocat=Anwalt Eduard Schenk einstimmig als Candidat für die Reichstagswahl aufgestellt worden. Wir zweifeln nicht, daß derselbe am 10. Januar mit glänzender Majorität aus der Wahl hervorgehen wird, wenn die Agitation, welche bis heute noch viel zu wünschen übrig läßt, in den letzten Tagen mit gehöriger Energie betrieben wird. Jeder katholische Mann hat die heilige Pflicht mit aller Kraft dahin zu wirken, daß die bevorstehende Reichstagswahl die Ueberzeugung des katholischen Volkes klar bekunde. Anknüpfend an die in einer liberalen Wahl=Versammlung gefallene Bemerkung,„Köln dürfe doch keinen Gegner Bismarcks nach Berlin senden, wo gerade in Köln dem Fürsten Bismarck ein Monument gesetzt werde“, sagte einer der Redner, gerade der Ausfall der Wahl müsse ein laut sprechendes, dauerndes Monument der Gesinnung der Kölner Bürgerschaft werden. Herr Advocat Bachem hob mit Recht hervor, wlchen Dank wir unseren Vertretern im Reichstage schulden, die mit schweren Opfern die reinere rheinische Luft und ihre angenehmen Familienkreise verlassen um Monate in der in mancher Beziehung widerlichen Berliner Atmosphäre sich aufzuhalten. Die vereinigten liberalen Parteien scheinen grünolich auseinander gefallen zu sein und wackeln mit ihren Candidaten hin und her. Während in einer Versammlung der National=Liberalen am 2. Januar der vom vereinigten Comitee der National=Liberalen und Fortschritts=Partei aufgestellte Candidat Dr. Schulze=Delitzsch als unannehmbar erklärt und an dessen Stelle Herr Emil Pfeifer mit großer Majorität als ein dem Fürsten Bismarck genehner Candidat proclamirt worden war, wurde in der gestrigen Veraumiung der liberalen Parteien, wo es recht stürmisch herging, auch Hr. Pfeifer wieder fallen gelassen, und v. Forckenbeck als Candidat der Nationalliberalen aufgestellt. Wenn die Fortschrittspartei noch einen Funken von Selbst=Achtung befitzt, so muß sie an der Candidatur SchulzeDelitzsch's festhalten.— Die kleine demokratische Partei wird mit den Socialdemokraten für Auz. Bebel ihre Stimmen abgeben, und nur bei einer engeren Wahl für den Candidaten der Centrumspartei stimmen.— Hier werden also wahrscheinlich, wenn die Furcht vor den Ultramontanen nicht die liberalen Parteien wieder zusammen treibt, 4 Candidaten um die Siegespalme ringen, Hr. Ado.=Anw. Eduard Schenk von der Centrumspartei. Hr. v. Forckenbeck, Nationalliberal, Schulze=Delitzsch, Fortschritt, und Bebel Socialdemokrat. * Vom Niederrhein, 5. Jan. Wahlversammlungen der Centrumspartei werden gehalten am nächsten Sonntage in Düsseldorf, Crefeld, zu Uerdingen, Latum, Traar; ferner am 6. d. zu Linn und Fischeln. * Coblenz, 5. Jan. Unser Reichstagcandidat ist wiederum Herr Dr. Freiherr v. Hertling in Bonz. ch aus dem 1. Nassauischen Wahlbezirk, 4. Januar. Auch heute noch sind die Aussichten für den Sieg der Katholiken so günstig wie je ein Mal. Die zahlreich arrangirten Versammlungen der Liberalen bestätigen nur die Spaltung. Im Gefechtseifer entschlüpfen den Herren sonderba Zugeständnisse. Ein Herr J. sagt: Mag auch der Wahlkreis für dieses Mal verloren gehen. Bei den Schwarzen weiß man doch was sie wollen, während das Ein Mal Eins der Nationalliberalen Niemand versteht. Der nationalliberale Dr. Bruning läßt die Katholiken nicht im geringsten Zweifel. Er sagt auf einer öffentlichen Versammlung zu Homburo: Es ist vielfach die Meinung ausgesprochen worden, der sogenannte Culturkampf sei nicht nothwendig.„Ich kann dieser Ansicht nicht beipflichten; ich betrachte in der Aufnahme des Kampfes erh Abmote de diont bent denichtche Roont für üieche ltung des deutschen Reiches, desseg hartnäckigster Feind die römischolische Hierarchie stets bleiben wird". Sollte diese deußerung des nationalliberalen Candidaten nicht noch im letzten Augenblicke manchem unentschiedenen Katholiken die Augen öffnen? Der 10. Januar wird es tgen. 1 Vom Rhein, 4. Januar. Hier am Rhein mit Ausnahme Kölns nimmt die Wahlbewegung mehr und mehr einen specifisch confessionellen Charakter an, Dank den Bemühungen des„Deutschen Vereins“ und seiner Schildträger. Man frägt hier nicht mehr, ist der Candidat nationall iberal, conservativ, fortschrittlich oder selbst Socialdemokrat, Monarchist oder Republikaner, sondern man sieht auf gegnerischer Seite nur noch darauf, daß er ein braver Culturkämpfer und Rom: feind ist. Nicht die Katholiken haben das Confessionelle auf die Oberfläche der Wahlbewegung getrieben, im Gegentheil sie haben dadurch, daß sie Protestanten(so z. B. ist bei der Landtagswahl der Protestant Gerlach in einem durch und durch katholischen Wahlbezirke wiederholt gewählt worden) ihre Stimmen geben, gezeigt, daß sie nicht allein in Worten sondern auch in Thaten wahrhaft tolerant sind.— Wer die hiefige gegenwärtige Wahlbewegung richtig beurtheilen raill, der muß das vom consessionellen Standpunkte aus thun. Leider werden dadurch in der Bevölkerung die religiösen Gegensätze mehr als heilsam ist, geschärft. ∆ Kurhessen, 4. Jan. So weit es sich bis jetzt herausgestellt hat, wird der Wahlkampf für den deutschen Reichstag von den verschiedenen Parteien wenigstens stellenwese sehr heiß geführt werden, wie es auch anderntheils wieder feststeht, daß die eine oder andere Partei, die der ersteren nicht allzu schroff gegenüber steht, das Gewehr bei Fuß setzt, um nicht in unliebsame Conflicte zu gerathen. Zum Belege für das Gesagte im ersteren Falle dient der Wahlkreis Homberg=Fritzlar=Ziegenhain. Die Agrarier und Deutschconservativen dieses Kreises machen Anstrengungen, den königlichen Landrath Freiherrn von Eschwege in Fritzlar als Abgeordneten im Reichstage erscheinen zu lassen. Der unvermeidliche Dr. Wehrenpfennig ist Stichwort für die Nationalliberalen. Für die„Renitenten,“ wohl auch für die Centrumspartei gilt nur Herr urgermeister Keil in Aushausen.— Zum Belege für das Gesagte im zweiten Falle kann der Wahlkreis Marburg Kirhain=Frankenberg angeführt werden. Dortselbst war von den Deutschconservativen der frühere Reichstagscandidat der„conservativen“ Partei genannten Kreises aufgestellt worden, Herr Justizrath Dr. Grimm. Nachdem jedoch derselbe Erfahrung gebracht hatte, daß Herr Oberpräsident von Ende von der freiconservativen Partei oder deutschen Reichspartei als Candidat für den Reichstag aufgestellt sei, hat derselbe aus oben angedeutetem Grunde es für gut befunden, dem genannten Herrn das Feld zu räumen, weshalb inn auch letzterer von den„vereinigten liberalen Parteien“ auf Durchbringung in den Reichstag rechnen darf. Die Deutschconservativen selbst werden sich entweder der Wahl enthalten, oder was eher anzunehmen ist, dem Herrn Oberpräsidenten mit ihren Stimmen beipflichten, was sich mit gutem Grunde aus den Worten, die sich in der Erklärung des Herrn Dr. Grimm finden, abnehmen läßt und die also lauten:„Daß der von den Ultramontanen in Verbindung mit einigen renitenten Particularisten aufgestellte Candidat nicht der unserer Partei ist, das zu erklären, halte ich für meine besondere Pflicht, weil, wie ich höre, mein Name für diesen Candidaten mißbraucht ist. Der Wahlaufruf der deutschen conservativen Partei zeigt klar die Schranken der liberalen, aber eben so auch gegenüber der ultramontanen Partei. So lange die letztere sich in einem ausgesprochenen Gegensatze zu den ersten Grundlagen unseres öffentlichen Staatslebens stellt, kann kein conservativer Mann einen Abgeordneten ins Centrum wählen.“ = Aus Baden, 2. Januar In der„Bad. Correspondenz“, der Saugamme aller unserer Verkündigungsblätter, haben die Nationalliberalen ihren Wahlaufruf erscheinen lassen. Derselbe enthält keine Versprechungen für das Volk— selbstverständlich, da die seitherigen nicht gehalten wurden— erwähnt den herrschenden allgemeinen Nothstand nur zu einer Wendung gegen die„reaktionäre preußische Junkerpartei“, spricht dem Militarismus das Wort, und reitet im Uebrigen das Reich und den Ultramontanismus vor, welch' letzterer, wären die Liberalen nicht, das Reich unfehlbar in Trümmer schlagen würde. Von dem parlamentarischen Unterkriechen und Stockspringen der Liberalen wird ganz geschwiegen, dagegen großartig gesalbadert von den Verdiensten der derselben in Baden durch„freisinnige“ Gesetzgebung. Des Rühmens haben sie freilich nöthig und sie besorgen es mehr als fleißig. Schöne Freisinnige! Nicht einmal für directe Wahlen haben sie im Landtage gestimmt, als der Antrag gestellt wurde, aus Angst, es könnte der eigentliche Wille des Volkes zur Geltung kommen. Die hervorragendste Leistung unserer Liberalen ist die Judenemancipation, weßhalb diese jetzt die„freisinnigsten" Leute im Lande sind, und in den Orten, wo Religionszänkereien an der Tagesordnung sind, die schönsten Häuser kaufen.— Die katholische Volkspartei hält in diesen Tagen zahlreiche Versammlungen durch's Land und daran wird wohlgethan. Man wird mit Recht die Compromißaffaire ausnützen und den Leuten sagen, was von den Grundsatzen der Liberalen zu halten ist. Die Liberalen haben auf ihren Versammlungen einen schweren Stand. Sie tummeln den Gaul der alten, abgedroschenen Phrasen und ergehen sich in albernen Invectiven, die nur politisch unreifen Kuaben noch imponiren können. Diese Leute fabeln von Inquisition und Scheiterhaufen, als ob ihre rothen Kupfergesichter vom Brand der Scheiterhausen herkämen. * A u s d e r R h e i n p f a l z, 5. J a n., s c h r e i b t m a n u n s: U n s e r e s ä m m t lichen Candidaten sind Männer des Centrums. Nur in zwei Wahlkreisen, im 2. und 3. ist ein Sieg der Katholiken möglich, wenn alle ihre Schuldigkeit thun. Im Bezirke Germersheim=Bergzabern wurde am 1. Januar eine Wählerversammlung gehalten, auf der Candidat Anwalt Kuhn von; Landau, der voriges Jahr zur kath. Kirche zurückgetreten ist, sein Programm entwickelte. Die Versammlung war sehr zahlreich besucht. Gebe, Gott, daß die Katholiken der Rheinpfalz endlich einmal einen Vertreter noch Berlin schicken könnten. Aus Württemberg, 5. Jan. Die Katholiken haben als Reichstagscandidaten aufgestellt: im XIII. Wahlkreis Rektor Leonhard in Ellwangen, im XV. Wahlkreis Herrn Dr. Probst in Stuttgart, im XIV. Wahlkreis Grafen Bissingen, im XVI. Wahlkreis Fürsten Zeil.„ (0 München, 4. Januar. Die Wahlagitation ist überall in vollem Gange und sind die Aussichten für die katholische Partei günstig, so weit sich bis jetzt ein Urtheil bilden läßt. Am rührigsten unter allen Parteien ist in den Städten die socialistische. Auf dem Lande steht in katholischen Gegenden das Volk felsenfest zur katholischen Fahne; um so erbärmlicher ist die Haltung des Landvolkes in protestantischen Bezirken. Man merkt es den Bemühungen der nationalliberalen Blätter an, daß das protestantische Landvolk den Liberalismus herzlich satt hat und theils zur nationalconservativen, theils zur fortschrittlichen Seite neigt, aber es hat nicht: den Muth und nicht die Kraft, die bisherigen Fesseln abzuschütteln. Die protestantische Intoleranz, die Freude am Culturkampfe, wird von den Nationalliberalen am besten ausgebeutet. Eine ähnlich erbärmliche Rolle spielt die Fortschrittspartei in den Städten. Ihre Presse knirscht mit den Zähnen gegen die Nationalliberalen und gegen ihre Compromißsucht, aber es kommt zu keiner ernstlichen Agitation, so daß die Nationalliberalen sicherlich keinen einzigen Wahlbezirk an den Fortschritt verlieren werden. Uns kann das gleichgiltig sein. Wir verachten die Fortschrittspartei ebenso gründlich, wie den Nationalliberalismus. Beide Parteien haben das Recht der Kirche, die Grundlage und Voraussetzung jeglicher wahrer Freiheit, um die Wette unterdrücken helfen. Eine wahrhaft komische Rolle spielt die hiefige demokratische Volkspartei. Sie bringt es nicht einmal zur Aufstellung eines eigenen Candidaten, es wurde vielmehr in einer gestrigen Versammlung beschlossen, daß es jedem Parteigenossen überlassen bleibe, seine Stimme demjenigen Candidaten der drei anderen Parteien zu geben, welcher ihm am besten gefalle. Es hat wohl noch niemals eine Partei gegeben, welche in ähnlicher Weise ihre Unfähigkeit und Ohnmacht offener aussprach und vor aller Welt sich selbst der Lächerlichkeit Preis gab. * München, 4. Januar. als Reichstags=Candidaten sind für München I Regierungsrath Freiherr v. Ow und für München II Pfarrer Westermayr aufgestellt.— Der„Volksfreund“ unterwirft den nationalliberalen Wahlaufruf nachstehender Kritik: Der Wahlaufruf der nationalliberalen Partei prangte gestern an der Spitze der hiesigen liberalen Blätter, Phrasengeklingel und Unwahrheiten einerseits, anderseits eine der Verlegenheit des Augenblicks entstammende seltene Mattigkeit kennzeichnen ihn. Dagegen loben wir, daß diesmal die liberale Partei es vermieden hat, irgend welche Versprechen zu geben, wir loben dies, weil der liberale Abgeordnete für München I, Herr v. Stauffenberg, unmittelbar nach der Wahl alle die Versprechen seines Wahlprogrammes völlig vergessen hat, und alle neuen Versprechen also nur für die Katze wären. Wer auf den heurigen Wahlaufruf hin wieder liberal wählt, wählt offenbar und lediglich auf Bismarcks Namen.“ * M ü n c h e n, 5. J a n. D i e K a t h o l i k e n i n M i t t e l f r a n k e n h a b e n i n Weißenburg Prof. Dr. Stöckl, in Dinkelsbühl Stadtpfarrer Brücklacher und in Heilsbronn=Schwabach Decan Dr. Pfahler in Deggendorf als Candidaten aufgestellt. Vermischte Bonn, 5. Jan. Die erste Anklage, welche heute vor dem Zuchtpolizeigerichte zur Verhandlung kam, betraf eine Messer=Affaire. I. G. aus G. war beschuldigt, bei Gelegenheit einer Tanzmusik zu H. dem R. aus G. vorsätzlich mittels eines Dolchmessers eine lebensgefährliche Körperverletzung beigebracht zu haben. Durch die Aussagen der Zeugen wurde die Anklage ihrem ganzen Inhalte nach bestätigt, weshalb der Vertreter des öffentlichen Ministeriums eine Gefängnißstrafe von 4 Jahren beautragte. Nach kurzer Berathung verurtheilte der Gerichtshof den Angeklagten zu einer Gefängnißstrafe von 18 Monaten und verordnete die Confiscation des Dolchmessers. Darauf wurde J. L. aus W. wegen Diebstahls im criminellen Rückfalle zu einer Gefängnißstrafe von 4 Monaten verurtheilt. Sonst kamen noch einige meist unbedeutende Civilsachen zur Verhandlung. f Bonn, 5. Jan. In welchem Maße der Häuserwerth gesunken, zeigt die Thatsache, daß gestern in der Versteigerung vor Herrn Notar Gansen hierselbst auf das hübsche Haus Poppelsdorfer Allee 26 mit Vorgarten und hinterliegendem Garten nur 38,500 M. geboten wurden, obgleich die Bedingungen überaus günstig gestellt waren. In der Glanzperiode wäre dasselbe mit Rücksicht auf die vortheilhafte Lage nicht unter 60,000 M. zu kaufen gewesen. § Köln, 4. Januar. Wie uns mitgetheilt wird, son nunmeyr der Zeugnißzwang gegen den früheren Registrator und einen Sekretär des erzbischöflichen General=Vikariats betrieben werden. Die beiden Herren, welche vor einiger Zeit schon einmal vorgeladen, dann aber in Ruhe gelassen worden, waren heute von Neuem vor dem Untersuchungsrichter geladen, um über Beseitigung von Acten aus dem Archiv des General= Vikariats Auskunft zu geben. Da dieselben jede Aussage unter Hinweis, auf ihre eidliche Verpflichtung, über ihre Amtshandlungen in ihrer früheren Stellung strenges Schweigen zu beobachten, verweigerten, wurde jedem der Beiden eine Strafe von 75 Mark unter Androhung wei erer Maßregeln aufgelegt. Unerklärlich ist es uns, wie man ein Zeugniß erzwingen kann von einer Person, die möglicherweise selbst in dem Prozesse verwickelt werden könnte, in Bezug auf den sie Zeugniß ablegen sonl.„„„„ 67„ R E * Köln, 5. Januar. Dem Tirectorium für 1877 zusbigr starden in, unserer Erzdiöcese während der Zeit vom November 1875 bis Ende October 1876 34 Priester. Unter diesen erreichten zwei ein Alter von 80 Jahren und darüber, 14 standen in dem Alter von 70 bis 80 Jahren, fünf waren über 60 Jahre, ebenso viele über 40 Jahre alt, drei starben in einem Alter von mehr als 20 Jahren und fünf hatten das 30. Lebensjahr noch nicht erreicht.„ * Köln, 3. Jan. Von hier wird der„Germania geschrieben:„Von den vielen Beweisen der Opferwilligkeit der Kölner Katholiken in der jetzigen„Culturkampf“=Periode verdient der eine besonders rühmende Erwäzung, daß dem Herrn Weihbischof Dr. Baudri sofort beim Bekanntwerden der Sperrung seiner Amtswohnung durch die Wittwe S. ein Haus, das derselben bisher 4800 Mark eingetragen hatte, mit dem Anerbieten überwiesen wurde, falls der Herr Bischof ein der Domkirche näher gelegenes Haus zu miethen Gelegenheit finde, ihm alsdann die obige Miethe baar übergeben zu wollen.“ * C r e f e l d, 4. J a n. W i e m a n v e r n i m m t, s o l l a m 8. J a n u a r d i e polizeiliche Abnahme der neuerbauten Strecke der Rheinischen Bahn Linn= Oppum=Crefeld erfolgen und am 20. dieselbe dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. * Düsseldorf, 2. Jan. Der Oberprocurator veröffentlicht in Nro. 129 des„Oeffentl. Anzeigers“ vom 27. v. M. einen Steckbrief gegen 413 Personen, welche ohne Erlaubniß durch Verlassen des Bundesgebietes sich der Militärpflicht entzogen haben, und gegen 217 Landwehrmännern wegen unbefugten Auswanderns einen Steckbrief mit dem Bemerken, daß obige 630„Patrioten“ durch Erkenntniß des Zuchtpolizeigerichts zu Düsseldorf zu je 50 Thalern verurtheilt wurden. * Düssetdorf, 2. Jan. Johannes Brahms, welcher bekanntlich mit Neujahr seine Stellung als städtischer Musikdirector in Düsseldorf antreten sollte, hat, wie der„Barmer Ztg.“ mitgetheilt wird, definitiv abgelehnt. Nach der„Elberf. Ltg.“ jedoch wird Brahms annehmen, aber erst mit April eintreffen. * Düsseldorf, 4. Jan. Nach dem definitiven Ergebnisse der Volkszählung im deutschen Reiche vom 1. December 1875 betrug im Regierungsbezirk Düfseldorf die Bevölkerung an männlichen Individuen: 742,467, an weiblichen 717,909, zusammen 1,460,376; den 1. December 1871 hindung der Lehrer und Lehrerinnen behufs Ertheilung des Religionsunterrichts) angestrengte Proceß kam am Samstag vor dem hiesigen Zuchtvolizeigericht zur Verhandlung. Das Urtheil wird am nächsten Freitag gesprochen werden. * Elverfeld, 2. Jan. Vom Polizeigericht wurden, nach der„Elberf. Ztg.“, heute zwei Wirthe in Strafe genommen, weil sie einer aus Schülern hiesiger Lehranstalten bestehenden Kneipgesellschaft ein Zimmer eingeräumt und den Schülern Getränke verabreicht hatten. Die Scüler, theilweise noch recht jugendlichen Alters, sind bereits im Disciplinarwege bestraft worden. * Remagen, 3. Januar. Man schreibt der„Rhein= u. Wiedztg.“: Wie an anderen Orten so sind auch bei uns die Klagen über die schlechten Zeiten an der Tagesordnung. Allgemein hört man darüber klagen, daß, seitdem die Franziskaner=Patres auf dem St. Appollinarisberge gesperrt sind und damit auch der früher so bedeutende Andrang von Fremden fast ganz aufgehört hat, die einzelnen Geschäfte— größere sowohl wie kleinere— sich empfindlich geschädigt fühlen. Selbst die wenigen Liberalen, welche früher über den Culturkampf voll des Lobes waren, haben jetzt in ihrem Eifer bedeutend nachgelassen. Die Ueberzeugung, daß der Liberalismus in seinem tiefsten Grunde eben nichts weniger als echte Freisinnigkeit bedeutet, bricht sich immer mehr Bahn und dringt bereits auch in solche Kreise hinein, in welchen bisher nur über „Pfaffen" und„Bettelmönche“ geschimpft wurde. # Coblenz, 31. Decbr. In dem dritten Abonnementconcerte des hiesigen Musikinstituts trat u. A. auch die Concertsängerin Frau Else Schrattenholz aus Bonn auf, welche in Gade's„Erlkönigs Tochter" das Altsolo sang und außerdem zwei Lieder von Schubert und Wolff vortrug. Die Künstlerin erhielt vielen Beifall. Das Sopransolo in dem genannten Chorwerke sang Fräulein J. Golde von hier, eine sehr begabte Sängerin, welcher bestimmt eine schöne Zukunft bevorsteht. Das Orchester unter der bekannten ausgezeichneten Leitung unseres Musikdirectors Maszlowski gab uns Webers Ouvertüre zu Euryanthe und Hayden's-dur-Symphonie, beides in vorzüglicher Ausführung. * Wiesbaden, 3. Jan. Der„Rhein. Kurier“ meldet, daß der Geheimrath und Kammerherr Freiherr Moritz von Gagern gestern 6 Uhr in Huis de Paauw bei Haag verschieden ist. Er wurde vorgestern Vormittag von einem heftigen Gehirnschlag getroffen.(Moritz von Gagern, geb. 18. August 1808, vormals herzoglich nassauischer Kammerherr, zuletzt in Diensten der Fürstin von Wied, war ein Bruder von Heinrich und Max von Gagern.) * Polch, 30. Derc. Man schreibt der„Trier. Landeszig.“: Am Stephanustage waren die Mitglieder des hiefigen Bürgervereins um den Christbaum versammelt und hat uns Herr Pastor Georg von Welling mit seinem Besuche und einem anziehenden Vortrage über das Christkindlein, über den Geist, welchen das Christkind in die Welt bringen wollte, beehrt. Da es gerade der Vorabend vom Namensfeste des heil. Vaters war, wurde beschlossen, demselben ein Telegramm zu schicken, worauf der heil. Vater telegraphisch dankte und dem Verein den erbetenen apostolischen Segen sandte. * Trier, 3. Jan. Der hl. Vater hat, wie die„Trier. Landeszeitung“ mittheilt, durch einen in Rom weilenden Theologen unserer Diöcese dem inhaftirten Herrn Pastor Classen von St. Laurentius dahier als Beitrag zu einem neuen Fenster der Liebfrauenkirche die Summe von 200 Francs zugeschickt. * Münster, 4. Jan. Der„Westf. Mercur' meldet: Die staatliche Verwaltung des bischöflichen Diöcesanvermögens veranlaßt abermals einen Monstreproceß. Wir erfahren nämlich Folgendes. Das großartige Kloster der Frauen zum guten Hirten zu St. Mauritz, in welchem die Klosterfrauen so vielen Unglücklichen mehr als ein schützendes Asyl gewähren, ist für etwa 163,000 Mark mit Grundbuchschuldbriefen belastet worden. Nun ist gegen jede der 69 Schwestern die Klage auf Herausgabe derselben an Herrn Gedike erhoben und Termin auf den 29. d. M. anberaumt worden. Auch gegen unseren Mitbürger, Kaufmann Joseph Albers, der sich für nicht bezahlte Lieferungen an das Kloster dessen Mobilar hatte verschreiben lassen, soll Klage auf Auslieferung anhängig gemacht worden sein. * Warendorf, 2. Januar. Zum Vorsteher des westfälischen Landgestüts zu Warendorf ist der Rittmeister a. D. v. Heuser ernannt. * Breslau, 31. Der. In der Diöcese Breslau gibt es gegenwärtig bereits 64 vacante selbstständige Seelsorgerstellen, die zur Zeit nicht besetzt werden können. Gestorben sind im laufenden Jahre 41 Diöcesanpriester. Im preußischen Antheil der Erzdidcese Olmütz sind durch den Culturkampf 54,252 Katholiken in ihrer Seelsorge geschädigt. Es sehlen 19 Priester; in der Seelsorge arbeiten noch 64 Geistliche. * Münster, 3. Jan. Von dem Klerus des Bisthums Münster starben im vorigen Jahre 25 Priester. Mitultschütz bei Zavrze, 28. December. Der Bergmann Joseph Rasenka war, nachdem er gegen Abend aus der Schicht gekommen, am warmen eisernen Ofen mit Anfertigen von Dynamitpatronen beschäftigt, um selbige— nach der in hiesiger Grubengegend herrschenden Unsitte — am heiligen Abend im Freien abzufeuern. In der Stube waren dessen Ehefrau und 4 Kinderchen, die der Zubereitung der außergewöhnlichen Mahlzeit zuschauten.— Auf einmal erfolgte ein fürchterlicher Knall und ein Anblick bot sich dar, der auch das härteste Herz erzittern läßt. Nicht weit vom Ofen, welcher in Stücke zerborsten war, lag der Familienvater in seinem Blute(Hände, Kopf und Unterleib waren fürchterlich beschädigt). Neben dem Tische lagen die betäubten Kindlein von 2, 4, 6 und 9 Jahren und ihre sorgsame Mutter; letztere und zwei der Kinderchen erholten sich bald von dem außergewöhnlichen Schreck und sahen ihren Ernährer auf der Erde liegend. Die Kleider waren ihm sämmlich vom Leibe gerissen. Die übrigen zwei Kinder sind ziemlich bedeutend, jedoch nicht lebensgefährlich, verletzt worden. Thüren, Fenster, Geräthe sind ganz demolirt; eine eiserne Schüssel flog zum Fenster in den Hof hinaus. Als Referent auf der Unglücksstätte etwa eine halbe Stunde nach dem Vorfalle ankam, hörte er den Schwerverletzten, einen jungen Mann von 32 Jahren, fortwährend rufen: Nimm mir das Eisen aus dem Leibe heraus! Nach etwa 4 Stunden gab er unter fürchterlichen Schmerzen seinen Geist auf. ** Wir sind durchaus nicht Verehrer des„Kladderadatsch“, weil das Blatt gewöhnlich über Religiöses in unqualificirbarer Weise spottet, auch in bildlichen Darstellungen die Regeln des Anstandes und der guten Sitte oft sehr bei Seite setzt. Ueber das Compromiß macht das Blatt aber recht gute Bemerkungen. So unterreden sich z. B. Schulze und Müller darüber, ob man der, oder das Compromiß sage. Der Eine meint, er könne das nicht entscheiden, aber sein Aujust auf der Quinta sage, es müsse das Compromiß heißen, weil doch darin gar nichts Männliches sei. Bombay, 5. Januar. Aus Schanghai wird hieher gemeldet, daß der dortige spanische Gesandte seine Beziehungen zu der chinesischen Regierung abgebrochen habe. Die spanische Flotte habe Befehl erhalten, sich nach China zu begeben. Die Ursache des Bruches mit der chinesischen Regierung sei noch nicht bekannt; man glaube, daß die Nichterfüllung spanischer Forderungen Seitens der chinesischen Regierung die Veranlassung zu dem Bruche gegeben habe. Köln, 5. Januar. schön. Handel und Verkehr. (Rotirungen der Handelsmakler.) Better: gegen: männliche Individuen: 628,196, weibliche 650,128, zusammen 1,328,324; daher also ein Zuwachs vom 1. Der. 1871 bis 1. Der. 1875 an männlichen: 64,271, an weiblichen 67,781, zusammen 132,052. In den Rheinlanden stellt sich das Ergebniß also: am 1. Deebr. 1875: männliche: 1,915,979, weibliche: 1,888,402, zusammen.804,381. Am 1. Der. 1871: männliche: 1,802,416, weibliche: 1,776,931, zusammen: 3,579,347; daher ein Zuwachs an männlichen Personen: 113,563, an weiblichen: 111,471, zusammen: 225,/34. * Elberfeld, 1. Jan. Missio-canonica-Proceß. Der gegen den verantwortlichen Redacteur der„Wupperth. Volksbl.“ wegen des bekannten päpstlichen Schreibens über die Missio-canonica,(kirchliche Sendung Weizen fester, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(niedrigster Preis) eff. Nm. 24.00—25.00., fremder 22.30 25.00 B.(Lieferungsgval. 2 5 Pfd. per 60 Liter.) 9 Roggen behauptet, ohne Sack per 200 Pfd. hies.(meortgnee precs) eff. Rm. 20.50, fremder 17.00—20.00 B.(Lieferungsqual. à 69 Pfl per 50 Liter.) Hafer behauptet, per 20 Pfd. ohne Sack Nm 17.00 Rüböl fester, per 100 Pfd. mit Faß in Eisenb. eff. in Partieen von 100 Ctr. Rm. 41.00 B. Morgen keine Börse. Landmarkt. Bei einer Zufuhr von ca. 300 Saa blieben Preise vone Aenderung. Wochenzufuhr etwa 2200 Sack.„ Neuß, 5. Jan. Weizen 1. Qual. M. 24.—, 2. Lual. 22.50, Ban#roggen 1. Qual. 18.30, 2. Qual. 17.30, Wintergerste—.—, Sommergerste—.—., Hafer 17.20, Buchweizen 17.—, Rübsen(Aveel) 35.—. Kaps 36.50. Kartoffeln.—, Roggenstroh.80, Alles per 100 Kilo, Heu.50 per 50 Kilo. Rüböl per 100 Kilo in Partien von 100 Cn. M. 82.50, Rüböl per 100 Kilo faßweise 84.50, Gereinigtes Oel per 100 Kilo 3 M. höher, Preßkuchen per 1000 Kilo 165.—, Weizen=Vorschuß 00 pro 100 Kilo 32.—. Zufuhr ca. 500 Sack. Bonn, 5. Jan. Petroleum M. 50,—, per 100 Kilogr. Düren, 3. Januar. Weizen 1ma M. 26,75, 2da 25.50 per 117 Roggen 1ma M. 20,50, 2da 19,25 per 112½ Kil. Hafer, 1 ma M. 13.50, 2da 11,50, per 80 Kil. Gerste M. 18,25, Buchweizen Tr. 15,— per 100 Kül.„„„ 9 Münster, 3. Jan. Weizen M. 23,50, Roggen M. 175, werste M. 210. Hafer M. 195, weiße Bohnen M. 280 Alles per 1000 Kilo. Magdeburg, 3. Jan. Weizen M. 232,—, Roggen 200.—, Gerste 192.—, Hafer 180—, per 1000 Kilo. 4. Januar Weizen M. 227,—, Roggen 162.—, Cafer T. 148.—. Rüdöl loco M. 76.—. Spiritus loco 54,80. Preslan, 4. Januar Spiritus per 100 Liter 100% 53.—, Weizen Si. t u. 4. Januar. Weuen 22550 Augen 154.50, Kadel 7525, Spirilus 53.—. Rübsen 358-, Petroleum 18,—, Hamburg, 4. Januat. Weize. 227—, Si. Koggrn. 166 1/8 Dr. Ral loco 79— per 20. Pfb. Spirstus 44 1/8. Kaffee Umsatz 6000 Sack. Petrole Jan. Petroleum. Standard white loco 21½, Mark. Intwergen 5. Januar Raffinirtes, Petroleuu blank disvon 52—, frs. bezahlt. Amerikan. Schmalz, Marke Wilcox disp. fl. 31,75 Ameril. Speck long dis: frs. 107, short disv. 109. 4. Januar. Produktenmarkt. Weizen 29,25, Meb 64,—, Rüböl 94.75, Spiritus 67.25.„„ Amsterdam, 4. Januar. Weizen 313, Roggen 201, Raps 400 Fl. Liverpool, 3. Januar. Middl. Orleans—, middl. amerikanisch 6 15/16 fair Dhollerah, 5 5/16, middl. fair Dhollerah 5½, good middl Dho lerah—, middl. Dhollerah 4¾ fair Bengal 4 9/, good fair Broach— new fair Omra—— good fair Oomra 5 5/16, fair Madras 5— fair Pernam 6 13/10 fair Smurna 55.8, fair Egyptian 6¼4. Petersburg, 4. Januar. Talg loco 48,50, Weizen loco 11.—, Roggen loco 7,25, Hafer loco.—. Hauf loco—.—, Leinsaat(9 Pud) loco New=York, 3. Januar. Baumwolle 12% do. in New=Orleans 12% Petroleum 27—, do. in Philadelphia 27—. Mehl! D. 90 C. Rothe Frühjahrsweizen 1 D. 43 C. Mais(old. mixed) 64 C. Zucker(Fau# refining Muscovados) 9¾. Kaffee(Rio=) 20—. Schmalz(Marke Wilco; 11% C. Speck(short elear)%. Getreidefracht 6½. Briefkasten der Redaction. Herrn P. H. Besten Dank! Theilen uns bald das Wahlresultat mit.— Ueberhaupt bitten wir alle unsere Abonnenten um die schnellmöglichste(wo thunlich durch Telegraph) Mittheilung des Wahlresultates. Putlagen verden viederstattet. Bekanntmachung. Unter Berücksichtigung der in den Einkaufspreisen mehrerer Droguen eingetretenen Veränderungen habe ich eine Revision der Arzneitaxe angeordnet und zugleich bestimmt, daß dieselbe durch Aufnahme einer Reihe von mitteln, welche in der Pharmacopoea Germanica nicht enthalten sind, erweitert werde. Für die letzteren sind Vorschriften im Anhange der Taxe zusammengestellt. Die hiernach ausgearbeitete neue Auflage der Arznei=Taxe mit dem 1. Januar 1877 in Kraft. Berlin, den 5. December 1876. Ministerium der Medicinal=Angelegenheiten. Tersteigern.„„! Galrrrs: zu Cardorf an der Dorfstraße gelegene, mit Nro. 64 bezeichnete Wohnhaus nebst Stallungen, 2 Scheunen, Thorfahrt und 28 Aren 41 Metern Unter= und Umlage, taxitt zu 6000 Mark, soll Montag den 29. l. Mts., Nachmittags 4 Uhr, zu Cardorf beim Wirthen Christian Düx, auf Anstehen der Herren Gottfried Lieberz und Joseph Lieberz theilungshalber versteigert werden. Bonn, den 4. Januar 1877. Eiler, Notar. im Freinilliger Berkauf. Am Donnerstag den 11. Januar Morgens 9 Uhr, sollen in dem Locale der Herren Gebr. Wolter Römer“ zu Bonn gegen baare Zahlung versteigert werden: eine große Partie neue Waaren Qualität, bestehend in Bashliks, wollenen Hauben, Fauchons, Unterhosen, Unterjacken, seidenen und wollenen Tüchern, Handschuhen, Stauchen, CachemiresShawls, Taschentüchern, Hemden, Gedrucktes 2c. K. Schueller, Gerichtsvollzieher. Zu den Keichstagrwählen. Wie bekannt, sind die Wahlen zum deutschen Reichstag auf den 10. Januar ds. Is. anberaumt, und kann die Stimmabgabe von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Abends statthaben. Wähler ist jeder Deutsche, welcher das 25. Lebensjahr zurückgelegt und hier seinen Wohnsitz hat. Die Wahlen sind geheim. Jeder Wähler hat den mit dem Namen des zu wählenden Candidaten versehenen Stimmzettel zusammenzufalten und dem Wahlvorsteher zu übergeben, dieser muß den Zettel uneröffnet und ungelesen in die Urne legen. Es empfiehlt sich, daß der Wähler so lange am Wahltische verweilt, bis er die Ueberzeugung gewonnen hat, daß sein Zettel und kein anderer in die Urne gekommen ist. Einer etwaigen Auf forderung, sich vorher zu entfernen, braucht er nich nachzukommen. Unbedingt gut ist, wenn nach Schluß der Wahl zwei bis drei Vertrauensmänner der Eröffnung und Zählung der Stimmen beiwohnen und die Resultate sich aufnotiren. Der Aufenthalt im Wahllokal kann Niemand verwehrt werden nach der ausdrücklichen Bestimmung des§ 10, Wahlges. vom 31. Mai 1869.„Die Wahlhandlung, sowie die Ermittelung des Wahlergebnisses sind öffentlich Die Stimmzettel müssen von weißem Papier sein und dürfen keinen anderen Namen enthalten, als den des zu wählenden Candidaten. Unterricht für Dr. Poncelet's Feierklänge. Vonn, Habicht'sche Buchhandlung. Preis 16 Sgr. Dr. Poncelet's Capuziner=Predigten. Paderborn, Bonifacius=Druckerei. Preis 15 Sgr. Zum Besten des Vonifacius=Vereins. Vorräthig in allen Buchhandlungen. S" Verlinische Lebens=Versicherungs=Gesellschaft. Gegründet 1836. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß der im Jahre 1877 an die mit Anspruch auf Gewinn=Antheil Versicherten zu vertheilende Gewinn pro 1872 sich auf Mark 326,140 beläuft. Die Prämiensumme der Theilnahmeberech= tigten beträgt Mark 1,418,000, der hieraus sich ergebende Gewinn=Antheil der Letzteren also 23% der Prämiensumme, und wird derselbe statutenmäßig bei den Prämienzahlungen im Jahre 1877 in Abzug kommen. Berlin, den 28. December 1876. Birection der Berlinischen Lebens=VersicherungsGesellschaft. Aeltestes Nahmaschinen=Tager electr. Haustelegraphen=Fabrik Mehger! Zusammengesetzte Fleischstöcke aus vorzüglichem, ausgesuchtem Eschen= und Weißbuchen=Holz in beliebiger Größe stets vorräthig und liefert unter Garantie die Dampfschreinere und Treppenfabrik von Joh. Geuer in Lengsdorf bei Bonn. ven Luftdruck=Telegraph. ven Diese Haustelegraphen zeichnen sich durch Einfachheit und Dauerhaftigkeit aus. Da keine Vatterien angewendet werden, fallen die Unterhaltungkosten weg. Die verschließbaren Theile sind aus Leder versertigt, wodurch die Haltbarkeit auf viele Jahre gesichert ist. Eine complete Einrichtung kann bei mir in Thätigkeit gesehen werden. Alleiniger Agent für Vonn und Amgegend E. A. Paris, Ecke der Münster=& Meckenheimerstraße. Installations=Geschäft in Gas.& Wasserleitungen. Jug=Jalousten, eigenes Fabritat, empfiehlt unter Garantie billigst die Dampfschreinerei von F. Schmitz, Maxstraße 16. 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Antwort: Die Stimmzettel müssen von weißem Papier, ohne äußere Kennn und derart zusammengefaltet sein, daß der auf ihnen verzeichnete Rame des Wahlcandidaten verdeckt ist. Auf welche Art wird gewählt? Antwort: Der Wähler tritt an den Tisch, an welchem der Wahlvorstand sigzt, nennt seinen Namen und Wohnort, und übergibt, sobald der Protokollführer seinen Namen in der Liste gefunden hat, seinen Stimmzettel dem Wahlvorsteher oder dessen Vertreter, welcher denselben uneröffnet in das auf dem Tische stehende Gefäß(Wahlurne) legt. Wann muß der Wähler im Wahlloeal erscheinen? Antwort: Pünktlich zur festgesetzten Stunde, womöglich zu Anfang der Wahlverhandlung. Dieselde beginnt nämlich um 10 Uhr Vormittags und wird um 6 Uhr Nachmittags geschlossen. Hat der Wahlvorsteher die AbZimmung für geschlossen erklärt, dürfen keine Stimmzettel mehr angenommen werden. Anmerkung Jeder Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, seine arbeiter zum Wahltermine freizugeben und hat nicht das Recht, auf die Abstimmung derselben einzuwirten. Können die Wähler gezwungen werden, nach Schluß der Abstimmung das Wahllocal zu verlassen? Antwort: Nein, denn nach§. 9 des Wahlgeseßes sind die Wahlhandlung, sowie die Ermittelung des Wahlergebnisses öffentlich. Anmertung. Es empfiehlt sich, im Wahllocale bei Zusammenzählung der Stimmen Controlle zu üben und gerade dort, wo man die Ausübung dieses Rechtes hindern möchte, die Controle für doppelt nöthig zu halten. Wer aber hinausgewiesen wird, der sende gleich einen schriftlichen Protest an den Wahl commissar und an ein Mitglied des deutschen Reichstages. Welche Stimmzettel sind ungüttig? Antwort: Ungültig sind: Stimmzettel, welche nicht von weißem Papier, oder welche mit einem äußern Kennzeichen versehen sind; Stimmzettel, aus welchen die Person des Gewählten nicht unzweiferhaft zu erkennen ist; Stimmzettel, auf welchen mehr als Ein Name oder der Name einer nicht wählbaren Person verzeichnet ist; Stimmpettl, welhe einen Protck oder Vordehalt enttalten. Die von den ersten Medizinal=Kollegien Deutschlands geprüfte und der hohen k. k. Stadthalterei in Ungarn wegen ihrer ausgezeichneten Verwendbarkeit conzessionirte Sech„ ist gegen jede Art Gicht, Rheumatismus, Gliederreißen, Bruft=, Rücken= und Kreuzschmerzen(Hexenschuß), FußKopfgicht, geschwollene Glieder, Podagra, Verrenkungen und Seitenstechen mit Erfolg als erstes, schnell und sicher heilendes Mittel anzuwenden.„„ an Ein großes Paquet kostet 2 Mark, ein kreines Paquet 1 Mark. Nur ächt zu haben bei Xaver Stahl’'s Wwe., Um Porio zu ersparen, bitte ich die werthen Auftraggeber, den betr. 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Ein Buch, welches 68 Aufagen erlebt hat, bedarf wohl Tagen keiner weiteren Empfehlung, diese Thatsache ist ja der beste Beweis für seine Güte Für Kranke, welche sich nur eines bewährten Heilverfahrens zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit bedienen sollten, ist ein solches Werk von doppeltem Werth und eine Garantie dafür, daß es sich nicht darum handelt, an ihren Körpern mit neuen Arzneien herumzuexperimentiren, wie dies noch sehr häufig geschieht.— Von dem berühmten, 500 Seiten starken Buche:„Dr. Airy's Naturheilmethode“ ist bereits die 68. Auflage erschienen. Tausende und aber Tausende verdanken der in dem Buche besprochenen Heilmethode ihre Gesundheit, wie die zahlreichen, da in abgedruckten Atteste beweisen. Versäume es daher Niemand, sich dies vorzügliche populär medieinische, 1 Mark kostende Werk baldigst in der nächsten Buchhandlung zu kaufen oder auch gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pfg. direct von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig kommen zu lassen, welch' Letztere auf Verlangen vorher einen 100 Seiten starken Auszug daraus gratis und franco zur Prüfung versendet. „— Centrums=Partei. Die Wähler des Wahlkreises Bonn werden hiermit zu einer „ en Oe Zzunm.,, S oche, im Saale der Kestauratton=Kerteroven, Neugasse, eingelaben. Das Somfte. a. u. Math. Prretti. Bonner Baul! für Handel und Gewerbe Depositen(1500.=M. und mehr) werden zur Verzinsung angenommen bei 6monatl. Kündigung zu 43, bei3„„„ 313. Spareinlagen werden mit 311 verzinst. An= und Verkauf, Discontiren und Einziehen von Wechseln, Belehnung und Besorgung von Werthpapieren. Die Direction. P. S. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerksam, daß eine Mitgliedschaft nicht erforderlich ist, um mit der Bank in Verbin dung zu treten.“ Geschäftslokal und Kasse: Capu ziner= u. Hundsgassen=Ecke 10 füir Shrenttatte. Die Freistunde für Ohrenkranke findet Montags, Mittwochs und Freitag, Nachmittags 2 Uhr, im Operationszimmer(Nr. 16) der chirurgischen Klinik statt. Dr. H. Walb. 4500 Mark auf Ländereien gegen 1. Hppothek zum Austhun bereit. Ofserten eub 2 204 bes. d. Erp. d. 3. Capitalien und Gelder Ein gand theol. erih, Unterricht in Gymnasialfach, ev. auch während der Osterferien. Näh in der Exp.(459 Ein junger Mann, der mit Pferden umjugehen weiß und gute Zeugnisse desitzt, sucht zu Lichtmeß Stelle als Diener oder Hausknecht. Näheres bei Chr. Klötzchen, Bietmark 8. Zwei starle Ziegelpflüge werden gesucht von Wilhelm Düren in Godesberg. Den geehrten Herrschaften von Vonn und Umgegend mache ich hierdurch bekannt, daß ich nicht mehr Burgstraße, sondern Rünsterstraße 76 wohne. Wilhelmine Thelen, Wäscherin. Ich enpfehle mich den gehrien Herv schaften mit guten Dienstboten. L. Müller, Theaterstraße Nr. 3. E: aaamstg apPuttenino: at: C: Dienstbaten mit guten Zeugnissen finden zu jeder Zeit Stellen durch L. Müller, Thatrstraße 2. Eine gebild, kaih. Person sucht zur selbstständigen Führung der Haushaltung in einer kleinen Familie Stelle als Haushälterin. Frco.=Offerten unter C. W. 197 bei. Bonner Carnevals-Geselschaft 1877. Sonntag den 7. Januar, Abends punkt 6 Uhr: Große K 9 im feenhaft decorirten Narrentempel bei Gastwirth Nettekoven, Neugasse. Cassen-Frössnung 5½ Uhr. Um pünktliches und zahlreiches Erscheinen wird gebeten. Schultheiß und Schöppenrath. NB. Durch Ankauf einer Freuden=Actie zum Preise von sieben Mark wird jeder Zag= und Zweifelhafte zum ächten Narren gestempelt und mit Zugabe einer Halbmond=Narrenmüge kostenfrei in höhere Geistesregionen versetzt. Fremde erreichen dieses Ziel für 1 Mark. bes. die Expedition d. Z. Ein Mädchen Lichmeß gesucht. für gleich oder m Poppelsdorf 41. werden vermittelt. Exred. d. Ztg. Von wem, s. d. 7465 Gaen astncgnich gebildeter Mann in den 40er Jahren empfiehlt sich zur Beischreidung event. Ordnung der Bücher und Führung der Correspondenz. Näheres unter w. G. 203 besiongt die Erp. d 3tg. Ein zuverlässger junger Mann sucht Stelle als Hausknecht oder Die ner oder sonstige Beschäftigung. Näh. die Exp. d. Zig.(463 Ein starter Metzgerlehrling ge# Soungaste 55.“ Schreinergeselle gesucht Enzenich Nro. 9. Kutscher. Ein perf. solider Kutscher, der auch im Servieren erfahren ist, sucht Stelle. Nähens in der Exp. d. Zig.(452 Ein geh. jung, Mädchen, 21 J. alt, kath, im Hauswesen durchaus erf., sucht Familienverh. halber, eine Stelle als StützederHausfrau. Salair Redensache. Fico=Offert. eud A. 42994 befördert Hasenstein amp; Vogler in Köln. Markt 38 ein tüchtiges Küchenmädchen und ein Kindermädchen gesucht. Ein Dienstmäschen mit guten Zeugnisen gesucht Am Hof Pro. 16. gsuczt..1: Wenzeigaßse 19. Ein braves Mädchen vom Lande für Küche und Hausarbeit sofort ges. Wilhelmstraße 23. Ein Dienstmädchen mit guten Zeugaissar gesucht. Wenzelgasse 9la. Ein Zweitmädchen, im Nähen und Bügeln erfahren, gepucht. Röheres Hospitalgasse 2. Ein junges braves Mädchen für Leichte Arbeit ges. Kasernenstr. 32. Ein Zweitmaochen esucht.— Nart 1. Ein Mädchen vom Lande zu Lich meß für alle häusliche Arbeit gesucht.„. Kölnstraße 6. Ein braves Mädchen vom Lande zu Lichtmeß gesucht. Nemiginstfraße 8. Ein Kindermädchen vom Lande (glucht Kasernenstr.= u. Hospitalg.=Ecke 20 Ein Mädchen für Lichtmeß gesucht. Wenzelgaße Nr. 48. Wirthschafts=Eröffnung. Mit dem heutigen Tage eröffnete in dem Hause Rheingasse 60, genannt„Zum Stern“, eine Gastwirthschaft u. Restauration, und wird es mein Bestreben sein, durch Verabreichung vorzüglicher Speisen und Getränke mir das Wohlwollen der mich Besuchenden zu erlangen und zu erhalten. Rüngsdorf bei Godesberg, den 3. Januar 1877. Achtungsvoll Bernh. Wallraf. NB. Ausgezeichnete Rhein= und Moselweine, sowie ein vorzügliches baierisches Bier aus den ersten Bezugsquellen empfehle als Specialität. Diensmädchen Arbeit gesucht. für alle häusliche Sternstraße 11. Ein Mädch aus ans.., welch, perst. Kleiderm. kann, sucht bei einer seinen, Herrsch. Stelle. Näh. in d. Exp.[458 Ein braves 17jähriges Mäochen (lath.) sucht Stelle als Lehrmädchen am liebsten in einem Manufaktur oder Kurpw=Gesczäste. Die Erp. I. vo 1461 Ein silles Dienstmädchen gespct. Drauck 13 Eine gewandte Bügelerin sucht Kunden in und außer dem Hause. Zu erfrogen Langgasse Nr. 3. Dienstmädchen jür lrbeit gesucht. alse Häusliche Dreieck 14. Rodes. Lehrmädchen gesucht. Sternstraße 11. Madch., d. das Kleiderm. erlernen wollen, ges. Näh. Wenzelg. 62, 1 Et. Dienstmädchen besorgt iett und Lichtmiß Frau Hoffmann, Gräderg. 46. Zu Lchtmeß wird ein brang katt Mädchen für alle häusl. Arb. i. eine kille Haush. ges. Näh. Conpiktstr. 2. Eine geferte Person, die dioter Haushaltung und Milchwesen auf einem Landgut bestens versorgt, sucht ähnliche Stelle für Lichtmeß. Näheres in der Exped, d. 3.(450 Handschuhe werden gewaschen, das Paar zu 20 Pig., bei Dernen& Maaß, Siocenstraße 11. Für einige junge Herren Kost und Bogis. Dedich, Trinken Sie einen ächten Ein kleines gebrauchtes Billard neuester Construction zu kaufen gesucht. Näheres bei Jean Schneller, Markt 38 in Bonn. Ein Tafelklavier wegen Raummangel billig und wenn gewünscht auch mit Ratenzahlungen zu verkaufen. Die Er. d. Zte, bagt vo. 1460 Musikalien verschiedenster Art von Berrhoven, Mozart 2c. 2c. billig zu verlaufen. Münsterplatz Nr. 11. •—3“ Eichenbord prima Qualität empfiehlt die HolzKasernenstr., u. Hospitalg,=Ecke 20. handlung Prior& Sopp. Gute preiswürdige Weine, Brüdergemeinde= FlaschenBier und Mineralwasser empfiehlt P. Rosen, Kölnstraße 20. 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RIoPTHahniatorr Motto: Wie rühren sich die Herzen unl. Wie sehnen sich die Alten Nach unserm Bonner Carneval Im frudigen Kriz, im Narrn=Caal! Dort finden sich die froßen Brüder Die munter scherzen mit Hurrah: den en wollen wir setzt wieder. Alaf a Sons Hahnla Sonntag den 7. Januar in dem festlich decorirten Saal des Herrn Rleck, Dreieck: I. Große verbunden mit Schöppenraths=Wahl, wozu alle Mitglieder und Carnevalsfreunde auf's Fieundlichste eingeladen werden. Der Schultheiß. Anfang punkt 7 Uhr Abends. Entree für Nichtmitglieder 50 Pfa. Di: Liste zum Einzeichren liegt in der Restauration zum„Goldenen Hahnen“ ossen. Beihoven Halle Sonntag den 7. Japuar: PromenadenSohcert von Zuliuskangenbach. Anfang 6 Uhr. Saal 75 Pf. Gallerie 1 Mk. Karten à 50 Pfg. bei Hrn. W. Salsbach Montag den 8. Januar: AbonnementsConcert. — 14 1) Zum 1. Male: Ländliche Hochzeit. Sinfonie von Goldmark. 1) Hochzeitsmarsch, Variationen: 2) Brautlied, Intermezzo; 3) Serenade, Scherzo: 4) Im Garten, Andante; 5) Tanz, Finale. 2) Ouverture: Die Vehmrichter von Berlioz. 3) Die Rube v. Gonnov(Harfe, Violinsolo Herr Concertmeister Pauly.) 4) Lichtertanz von Anton Rubinstein. 5)(neu) Marche héroique v. SaintSaöns. Anfang 7 Uhr. Saal 1 M. Gallerie 50 Pf. Karten à 75 Pfg. und Abonnemente bei W. Sulzbach. Nächstes Abonnement: Wagner-Abend. Zum 1. Male: Der Ritt der Walküren. Fastnachts-Senntag und Montag: Grosse Carnevals-Bälle von Julius Langenbach. Godesberg. Ein sehr bequemer Coupé=Wagen, in gut. Zustande, billig zu verkaufen bei G. Bergmann, Sattler. Wissenschafliche Vortrage im Gasthofe „Zum Goldenen Stern“ (Rein-Ertrag zum Besten der Elissbethen-Veroine hieniger Stadt.) Donnerstag den II. Januar, Abends ½7 Uhr: Vortrag des Herrn Domcapitular Dr. Haffner aus Mainz: „G. E. Lessing“. Entrée an der Kasse 1½ Mark Ebendaselbst sind Einzelund Familienkarten für die noch übrigen 3 Vorlesungen sum Preise von 2½ resp. 5 Mark zu haben. Verloren vom Markte durch den Hofgarten und die Lennéstr. nach der Schumannstr. ein Ledertäschchen, w. ein Portemon. enth. c. 100 M. in Gold, Silber u. Papier. Dem Wiederbr. 10 M. Belohnung Schumannstr. 10, 1 Trep. k. Ein Gevetbuch(mit Namen) verloren. Gest. abzugeben in der Exp.(462 Liberale sind jezt Ales, Alles sind sie, doch fatal, Eins nur sind sie keines Falles, Keines Falles— liberal. Ihre Reichstreu zu besingen Werden Sie nicht müd beim Bier; Ueber Kanzlers Stock zu springen Ist jedoch ihr Hauptplaistr. Bei den Reichsjustizgesetzen Haben wir es ja geseh'u. Wie sie„hopp“ mit 18 Sätzen, Schnupptig, durch die Dämpfe geh'n. Sind das Männer?— Charactere? Nein, Calfacter nennt man die: Deutsches Volk, nimm es zur Lehre: Liberale wähle nie!— Rbeinische Eisenbahn Vom 15. October 1876 ab. Abfahrt von Bonn nach Tains und weiter 442 Sa1 94 1020 12.51.56 5,43 12.52, Gchlaens 44d dbrnde. Rolandssck 12.1 2316 2/61 6/86, dem rechten Ufer 7 1006 12.92.22.16 880 Vom rechten Ufer in Bonn 134 1029 1. R 438 746 9/14 4b Bonn welter nach Köls 421 6.10“ gal 10mr nusn umn ane de 12 759 831 921. Ven Beuel rheinabvärts Car 10g6 1343 420.21.32. Von Beuel rheinaufwärte Ta1 10/47.10 Le1 138 2230. * Fällt an Sonn- und Festtagen ans. Antsrns un du und Hentiassi. Hierzu eine Beilage. Verantwortlicher Redacteur: J..: Hermann Moeskes in Benn.— Verlag: P. Hauptmann.— Druck der Hauptmann'schen Buchdruckrei in Vonn(Sürst Nr.). 6. Jahrgang. Nr. 5. Samstag, 6. Jan. 1877. 8 Altkatholisches. Unter Altkatholiken ist derweilen die Reform der Liturgie die brennende Tagesfrage. Es herrschen auch auf diesem Gebiete diametral entgegengesetzte Anschauungen, namentlich zwischen Thürlings und Tangermann. Aus den Ausführungen des Letztern im D..“ entheben wir einige bemerkenswerthe Sätze von allgemeinem Interesse. Ueber den Streit selbst bemerkt Tangermann:„In den Zeiten der Aufregung und Umgestaltung... gehen leider nur zu leicht die richtigen Perspectiven verloren.. Nur zu bald ist jene feine Grenzlinie überschritten, über welche hinaus das Gute entwerthet und das Erhabene lächerlich wird. Wer möchtees leugnen, daß sich auch in unserer kirchlichen Reformbewegung, manche bedenkliche, krankhafte Symptome befinden, deren Ursache nicht sowohl in einer idealistischen Zersplitterung, als vielmehr in einem realistischen Auseinandergehen unserer Bestrebungen liegt? Dies Letztere ist umsomehr besorgnißerregend, weil der Differenzpunkt hier mehr in der innersten Gesinnung liegt und deßhalb durch Gründe und Gegengründe wohl kaum zu beseitigen ist.“ Ueber den Breslauer Congreß:„Daß man auf dem Breslauer Congreß, anstatt für Agitationszwecke eine erweiternde Bethätigung in's Auge zu fassen, und zu ermöglichen, durch fast einstimmige Beschlüsse die bekannten Reformanträge erneuert hat, wird wohl kaum geeignet sein, die herrschenden Mißstände zu vermindern, sondern im Gegentheil dazu beitragen, dieselben zu vermehren. So lange wir bei unserer jetzigen Organisation sob diese die Schuld trägt?] eine so verschwindend kleine Minderheit innerhalb(!] der allgemeinen Kirche bilden und zu einer größern, einen erheblichen Theil der deutschen Katholiken saha!] repräsentirenden Synode noch keine Aussicht vorhanden ist, sind wir zu solchen durchgreifenden Neuerungen ohne theoretische Berechtigung, während ihre praktische Durchführung unter den jetzigen Verhältnissen unsere Bewegung in ihrer höchsten Lebenssubstanz schädigen und eine gründliche Reform innerhalb(!] der römischekatholischen Kirche unmöglich machen würde. Oder glaubt man wirklich, durch sofortige Aufhebung des Priestercölibats und gänzliche Umgestaltung der Liturgie den Ultramontanismus überwältigen zu können?"„ Ueber die Einführung der deutschen Sprache in die Liturgie:„Welcher Zuwachs an Andacht und Erbauung durch die Verdeutschung oder Umarbeitung des lateinischen Meßformulars— auch des Canons?— für die Gemeinde erwachsen soll, zumal wenn bei größerer Entfernung des Altars von den Gebeten des Geistlichen kaum ein Wort verstanden wird, ist mir unverständlich. Die Art und Weise, wie der geehrte Verfasser[Thürlings] sich über die=gemurmelten Wortedes celebrirenden Priesters äußert, nicht weiter berührend, sei bloß bemerkt: daß die nur leise gesprochenen Gebete gewiß kein Hinderniß für die Gläubigen sind, ihre Herzen andachtsvoll zu Gott zu erheben.... Wo die Quellbrunnen des Lebens in die Kirche zurückgegangen und das Gemüth dürr und trocken geblieben, wo die innere Welt des Herzens vielleicht gänzlich säcularifirt, da vermag auch die deutsche Liturgie weder eine Anbetung im Geiste und in der Wahrheit zu erzeugen, noch auch eine festere Bürgschaft des religiösen=Zusammenhaltens in unseren Gemeinden= zu geben.(Hier verweist Tangermann auf die Reformation des innern Menschen als auf das Nothwendigere.)... Nun sagt aber Herr Thürlings wörtlich:=Jeuer mystische Schleier muß schonungslos von unserer Liturgie hinweggerissen werden. Gott bewahre uns vor den destructiven Tendenzen solcher Reformen! Ist denn ein wahrhaft religiöses Leben jemals denkbar gewesen, welches sich nicht von großen Mysterien nährte, und vermöchte es tiefe Innigkeit, liebevolle Wärme, hingebende Begeisterung aus den wasserkosen Eisternen ener flachen Vernunftgläubigkeit zu schöpfen? Auch ist die eucharistische Meßfeier der Katholiken immer noch sehr wesentlich von der Abendmahlsfeier der Protestanten unterschieden, was hier nur vorübergehend berührt werden mag... Nachdem wir so manches Mißbräuchliche und Geschmacklose[], das sich durch kirchliche Gewohnheit den liturgischen Gewohnheiten anhängt, stillschweigend zu beseitigen gesucht, kann es unsere Sache in den Augen tiefer und zarter organisirter Seelen nur schädigen, wenn fortwährend von Reformen und nur von Reformen gesprochen wird.... Viele religiös gesinnte und edie Frauenzimmer, die sich zu uns hingezogen fühlten, sind uns aus ängstlicher Besorgniß ferngeblieben und manche, die zu uns gehören, beobachten nicht ohne schmerzliche Bekümmerniß den Entwicklungsgang der Dinge. Kann und darf uns das gleichgültig sein?“ Die Bemerkungen Tangermann's über den„mystischen Schleier" veranlaßten Thürlings zu der Erinnerung, daß„doch auch Herr Dr. Tangermann in Gemätzheit der Synodal=Beschlüsse ihn gewiß schon von der Tauf= und Bußformel schonungslos hinweggerissen haben werde". Dagegen verwahrt sich hinwiederum Tangermann durch die Erklärung, daß„diese Voraussetzung für seine Person nicht zutreffend sei“.„Die lateinische Sprache ist bei mir für die sacramentale Absolutionsformel im Beichtstuhl. sowie beim Austcheilen der heiligen Communion salso entgegen dem SynodalBeschluß!] fortwährend in Anwendung geblieben, da eine vieljährige seelsorgliche Praxis mich von der Zweckmäßigkeit dieser pastoralen Observanz überzeugt hat. Bei Taufen, wie auch bei Trauungen und Beerdigungen gebrauche ich den Synodal=Beschlüssen gemäß die deutsche Agende, obwohl dieselbe nach der Meinung Vieler noch mancher Ergänzungen und Verbesserungen bedarf. Aus diesem Grunde halte ich mich an ihren Wortlaut nicht streng gebunden und erachte sogar die theilweise Mitbenutzung der lateinischen Agende für zulässig.“ Wir entnehmen hieraus, daß, wenn zwar über Reformen bei den Altkatholiken viel gestritten und zuweilen auch etwas beschlossen wird, am Ende doch ein Jeder es damit halten mag, wie es ihm eben gutdünkt. Unter diesem Verhältniß sollte man das Streiten und Beschließen nur hübsch bleiben lassen, zumal den Beschlüssen, wie der Breslauer Congreß zeigt, leicht Gegenbeschlüsse folgen und durch die Entzweiung die ohnehin schwachen Kräfte, deren zu seiner Lebensfristung der Altkatholicismus so sehr bedarf, sich zersplittern und auflösen werden. Schon jetzt ist die „Bewegung“ in eine Phase gelangt, in welcher sich nur Wenige noch um sie kümmern, und zwar meist nur um zu constatiren, daß der Altkatholicismus in wenigen Jahren so alt geworden ist, daß er bereits heute als abgelebt mit gutem Grunde betrachtet werden kann, zu welchem Urtheil die eigenen Klagen der Führer am Meisten berechtigen. :: Berlin, 2. Januar. Liest man in den Blättern die Mittheilungen über die Wahlbewegung, so läßt sich nicht verkennen, daß die Art und Weise, wie die Compromißmänner die Justizgesetze zu Stande gebracht, in weiten Kreisen das Parteileben geweckt hat, und daß in den nichtkatholischen Gegenden die Fortschrittspartei den Gewinn haben wird; die Entrüstung ist eine tiefe und kann nicht ohne unmittelbaren Einfluß auf die bevorstehenden Wahlen bleiben. Auch Herr v. Bennigsen soll in einer Ansprache an seine Wähler es ausgesprochen haben, daß die Nationalliberalen in Folge des Compromisses einige Sitze im Reichetag verlieren würden. Was Preußen betrifft, so darf man es den Organen der Fortschrittspartei schon glauben, daß aus Ostpreußen ihnen alle Plätze zufallen werden; aber auch in der Provinz Brandenburg ist die Wahlbewegung eine so lebhafte zu Gunsten der Fortschrittspartei, daß diese sich Hoffnung machen darf, in einer nicht geringen Zahl von Wahlkreisen die nationalliberalen Candidaten zu verdrängen. So setzt man große Hoffnung auf den Wahlkreis Jüterbok=Luckenwalde, wo man noch vor zwei Monaten den Freund Falks, Ministerialdirektor Greif aus dem Cultusministerium, ins Abgeordnetenhaus gewählt hat, von dessen Candidatur für den Reichstag man aber nichts mehr wissen will, auf die Wahlkreise Frankfurt=Lebus, Cottbus=Spremberg, Königsberg in der Neumark, Guben=Lübben, Oberbarnim, Landsberg= Soldin, während die Berliner Wahlen für die Fortschrittspartei sicherer sind als je. Mächtig ist die Bewegung für die genannte Partei auch in den protestantischen Theilen von Schlesien. Der Kölner Jung, der in der letzten Legislaturperiode von der Stadt Breslau ins Abgeordnetenhaus geschickt war, jetzt aber nicht wiedergewählt worden ist, und bei der Reichstagswahl schon vor drei Jahren in einem schlesischen Wahlkreise durchsiel, scheint in verschiedenen Kreisen Schlesiens Versuche zu machen: doch die wahrhaft liberalen Parteien weisen seine Candidatur aufs entschiedenste zurück; in Sprottau=Sagan war vor drei und auch vor sechs Jahren Herr v. Rönne gewählt, den die Nationalliberalen der Stadt Köln noch vor zwei Monaten zum Mitglied des Abgeordnetenhauses wieder gewählt haben: in Köln läßt sich Herr v. Rönne bei seinen Wählern ebenso wenig sehen, wie bei den Wählern in Sprottau=Sagan; aber letztere erklären jetzt, ihn fallen lassen zu wollen, weil Rönne sich seit seiner Wahl um die Wähler nicht gekümmert und den Erwartungen seiner Wähler nicht entsprochen habe. Auch in den übrigen Provinzen darf die Fortschrittspartei einige Plätze zuerobern hoffen. Was aber das außerpreußische Deutschland betrifft, so sind auch da die Aussichten der Nationalliberalen bedeutend gesunken. Ich denke dabei besonders an Süddeutschland. Nach glaubwürdiger Nachricht haben die Regierungen von Bayern, Württemberg und Baden im Bundesrath für die liberalen Forderungen in Betreff der Presse gestimmt: sollten die Süddeutschen es sich gefallen lassen, wenn ihre Abgeordneten weniger liberal sind als ihre Regierungen? das ist kaum denkbar. Von den bisherigen bayerischen Abgeordneten sollen es namentlich Marquardsen und Zinn sein, deren Wiederwahl in hohem Grade in Frage steht. Nicht minder regt es sich in den kleinen Staaten: in Oldenburg agitirt man lebhaft gegen die Wiederwahl Beckers, in Anhalt gegen die Cunys; in Koburg will man von Weber, in Meiningen von Lasker nichts mehr wissen, und seitdem es heißt, Miquel werde wieder candidiren, erheben sich selbst in dem politisch sonst so ruhigen Waldeck Stimmen gegen den seitherigen Abgeordneten wegen seiner Compromißmacherei. Es scheint nach allem, daß das Volk am 10. Januar Revanche nehmen wird an denen, die das Compromiß gemacht oder angenommen haben. Ein schlechtes Zeugniß auch wäre es in der That für den Eharakter des deutschen Volkes, wenn es aufs neue den Leuten sein Vertrauen schenken wollte, welche in dritter Lesung Gesetzen zustimmen, die sie in 2. Lesung so kräftig verurtheilt hatten. Im Reichskanzleramt beginnen in den ersten Tagen des neuen Jahres die Arbeiten für die neue Reichstags=Session. Es wird sich dabei zunächst um den Etat für das Jahr vom 1. April 1877 bis ultimo März 1878 handeln. Officiös werden im Hinblick darauf verschiedene Erhöhungen in Aussicht gestellt; die fraglichen Positionen betreffen zunächst die geplante Anlage neuer Schießplätze in der Nähe Berlins. Ferner soll in einer oder der andern Form jedenfalls die Besetzung der LandwehrCommandos, die den Reichstag bekanntlich schon ein Mal beschäftigte, eine endgültige Erledigung finden. Wie es weiter heißt, würde auch der Marine=Etat einige Mehrforderungen enthalten. Nach Angabe einer hiesigen militairischen Correspondenz erscheint sehr wahrscheinlich, daß sich unter der letzteren so bescheiden klingenden Bezeichnung dem Reichstag ganz erhebliche Mehrausgaben präsentiren werden. Es soll sich nämlich darum handeln, die deutsche Flotte noch mit einigen PanzerthurmSchiffen, welche bei einem 14—16 Zoll starken Panzer mit 600= bis 1000=Pfündern armirt sind, zu verstärken. Ob dieser Plan schließlich wirklich an entscheidender Stelle adoptirt wird, ist noch nicht bestimmt, erscheint aber wahrscheinlich. Die officiöse Bemerkung, die diesmalige Etatsberathung werde zu größeren Debatten führen als die bisherige, läßt überhaupt darauf schließen, daß die Mehrforderungen zumal für militairische Zwecke sich nicht in allzu engen Grenzen halten werden. Die Wähler haben jedenfalls alle Veranlassung, die sich um ein Mandat bewerbenden Candidaten darauf zu prüfen, in wie weit sie entschlossen sind, zu weit gehenden und mit der ohnehin geschwächten Steuerkraft des Landes unvereinbaren Ansprüchen der Militair=Verwaltung entgegenzutreten. Die Wehrhaftigkeit des Reiches irgendwie zu schwächen wird keinem Mitgliede der verschiedenen Parteien in den Sinn kommen; zwischen diesem Standpunkt und jenen Ansprüchen aber liegt bekanntlich noch eine weite Strecke, die leichthin zu überspringen bei unserer heutigen wirthschaftlichen Lage für„ein Reich des Friedens" am allerwenigsten Veranlassung gegeben ist. Ein Münchener Corresondent der„Frankf. Ztg.“ zieht folgende Parallele:„Was ist Sacrificio dell’ intelletto? Wie haben sie geschrieen, diese Nationalliberalen, als die Ultramontanen, um die„Einheit der Kirche zu retten,“ sich dem Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit unterwarfen! Das war Jesuitismus, Entehrung, Schande und Schmach; es gab nicht Ausdrücke, scharf genug, die Verächtlichkeit und Nichtswürdigkeit eines solchen Benehmens, gegen die eigene Ueberzeugung sich zu unterwerfen, gebührend zu brandmarken. Und was thun sie jetzt selbst? Wie die Ultramontanen der„Einheit der Kirche" wegen, haben sie„der Einheit der Reichsgesetzgebung" wegen, welche übrigens auch wieder aufgegeben ist, ihrem eigenen Geständnisse nach gegen ihre Wünsche und ihr besseres Wissen, und nebenbei gegen alle ihre Versprechungen das so gewaltig verdammte und geschmähte jesuitische sacrificio dell’ intelletto gebracht, haben sie alle jene Bezeichnungen auf sich genommen, mit denen sie früher die Ultramontanen aus gleichem Grunde überschüttet, aber der Natur der Verhältnisse nach in unendlich potencirtem Maße.“„Eigenthümlich ist die Logik," lesen wir in der gleichen Correspondenz,„welche das seiner Anzeigen wegen verbreitetste hiesige Organ der Nationalliberalen, die„Neuesten Nachrichten“, bei dieser Gelegenheit entfaltet. Nachdem sie vorgeschwindelt, kein Recht, keine Freiheit sei aufgegeben, gewaltige Vortheile seien durch das Zustandekommen jener Gesetze erlangt, fahren sie fort:„Wir erkennen den Fortschritt, unsere Freude(!) darüber ist aber eine sehr mäßige, etwa so, wie die Freude Jenes, der eine kleine Erbschaft errungen(!) hat, durch den Tod eines liebwerthen Freundes!" Prächtiger Vergleich! eine„kleine Erbschaft“„errungen“ um den Preis des Lebens„eines liebwerthen Freundes,“ und doch— nichts als Freude, nichts als Gewinn, verschwindend der Verlust!„So mächtig ist die Wahrheit, daß sie alle menschliche Schlauheit gefangen nimmt,“ sagte der Grieche. Doch der Thorheit noch nicht genug. Beigefügt ist im nämlichen Blatte: Die Gegner hätten ein„wahres Indianer= geheul“ erhoben aus Schadenfreude über die peinliche politische Lage der liberalen Partei; mit Hohn verwiesen sie auf frühere Prophezeiungen. Doch:„Uns berührt das wenig. Jeder klar sehende Mann weiß, daß dies Gebahren das eines Brandstifters (mit fetter Schrift gedruckt) ist, der, um sein verbrecherisches Vorhaben zu verdecken, wochenlang voraussagt, es werde ein Brand entstehen, wenn man nicht sorgsamer mit dem Lichte umgeh..“ Dieser Unsinn ist wörtlich zu lesen in den„Neuesten Nachrichten.“ Der Straf=Senat des Ober=Tribunals hat vor kurzem wiederum Gelegenheit gehabt, die Verurtheilung eines Angeklagten wegen Beschimpfung des h. Geistes als Gotteslästerung(§ 166 des Strafgesetzbuches) zu bestätigen und den Einwand, daß der § 166 des Strafgesetzbuches unter dem Begriff„Gott“ ein einiges ungetheiltes höchstes Wesen,-nicht aber den h. Geist als eine getrennt gedachte göttliche Person verstehe, für hinfällig zu erklären. Eine der wunderbarsten Leistungen journalistischer Klopffechterei findet sich in der„Magdeburger Zeitung“. Das Blatt hatte am Sonntag den 17. v. M. einen fulminanten Artikel gegen den Compromiß geschrieben, am Montag die ihm noch nicht beglaubigt erscheinende Nachricht von dem Abschluß desselben mit höhnischen Bemerkungen begleitet, am Dinstag und die folgenden Tage sich ausgeschwiegen und die Leser mit höchst erbaulichen Leitartikeln über alles andere, nur nicht über die brennende Tagesfrage unterhalten. Am Freitag endlich sprach es sein Bedauern darüber aus, daß die Justizreform zu theuer erkauft sei und daß die Widerstandsfähigkeit der National=Liberalen sich nicht bewährt habe, als es galt, von Phrasen zu Thaten überzugehen, tröstete sich dann aber mit dem schönen Satze, daß,„wo die Fahnen Forckenbeck's und Bennigsen's wehen", Opfer nur auf dem Altare des Vaterlandes gebracht würden. Endlich nun stürzt das Blatt sich im Anschluß an eine weitere Besprechung der Justiz=Debatte und eine Kritit der Stellung der Fortschrittspartei zur Militairfrage in einen wüthenden Kampf gegen diese Partei. Der Kern ihrer Ausführungen gipfelt in folgendem Satz:„Es ergibt sich, daß die politische Phrasenmacherei der gefährlichste Feind des parlamentarischen Regimentes ist und damit den reactionairen Bestrebungen der Regierungen die besten Handhaben bietet und sie gewissermaßen dahin drängt, so schwere Fehler der Gegner auszunutzen!“ Wir stimmen mit der Berliner„Volksztg.“ diesem Satze selbstredend vollkommen bei. Das Eine nur begreifen wir nicht, wie die„Magdeb. Ztg.“ daraus Capital gegen die Fortschrittspartei und für die National=Liberalen schlagen will. Denn wenn jemals eine Partei durch politische Phrasenmacherei gefündigt hat, so ist es die national=liberale Partei, und wenn das sich jemals erwiesen hat, so gerade jetzt bei der Berathung der Justizgesetze. Die„N. Fr. Pr.“ läßt sich von hier melden, die für den 1. Januar d. J. erwartete Amnestie für politische Verbrechen und Vergehen(anläßlich des 70jährigen Militair=Dienstjubiläums des Kaisers) werde erst am 22. März, dem achtzigsten Geburtstage des Kaisers, erlassen werden. Einstweilen sind alle Nachrichten über diese Amnestie überhaupt nur Vermuthungen. Der Redacteur des„Börsen=Courrier“ wurde wegen einer Kritik jenes Zapfenstreichs, bei dem vor vier Jahren eine Anzahl Menschen todtgedrückt wurden, zu neun Monaten Gefängniß verurtheilt, weil das Gericht in derselben eine Beleidigung des Kaisers erblickte. Aus St. Petersburg schreibt man der„Post“:„Der neue Zoll=Ukas übt jetzt schon seinen vorauszusehenden verderblichen Einfluß. Die Preise aller Bedürfnisse steigen um 20, 25, 30 Procent und eine allgemeine Unzufriedenheit ist die Folge der so unerwarteten, Staat wie Publicum schädigenden Maßregel.“ Im Reichstag wurde der Ukas als etwas ganz Hirmloses dargestellt. Folgende bis jetzt bestandene Zölle sind vom 1. Januar auf Grund des Gesetzes vom 7. Juli 1873 in Wegfall gekommen: auf Luppeneisen(5 Sgr. pro Ctr.); geschmiedetes und gewalztes Eisen, Eisenbahnschienen, Stahl, faconnirtes Eisen, Anker, Eisen und Stahlblech, Eisen= und Stahlplatten, ganz grobe Gußwaaren 2c.(10 Sgr.); grobe Eisen= und Stahlwaaren aus geschmiedetem Eisen und Eisenguß, aus Eisen und Stahl, Aexte, Hämmer, Kochgeschirre, Nägel, grobe Messer, Sensen, Thurmuhren 2c., gewalzte und schmiedeeiserne Röhren(25 Sgr.); Locomotiven, Tender und Dampfkessel(20 Sgr.); andere Maschinen (10 Sgr.); Eisenbahnfahrzeuge ohne Leder= oder Polsterarbeit (6 Procent vom Werthe); Kraftmehl, Puder, Stärke, Arrowroot (15 Sgr.). Aus Schlesien wird der„Voss. Ztg.“ geschrieben:„Die Frage, ob die jüdischen Mitglieder der städtischen Behörden nicht eben so, wie die katholischen, berechtigt sind, bei der Wahl evangelischer Geistlicher mitzuwirken, wo solche Sache der Communal= behörden ist, wird von Liegnitz aus zum Austrage gebracht werden. Dort war Seitens eines jüdischen Stadtverordneten der Antrag gestellt, bis dahin, wo der evangelischen Gemeinde die Wahl überlassen würde, was das Wünschenswertheste sei, nur die evangelischen Stadträthe und Stadtverordneten an der Predigerwahl theilnehmen zu lassen und die Katholiken eben so auszuschließen, als sich die jüdischen Mitglieder bisher selbst der Wahl enthalten hätten. Der Magistrat ist jedoch der Ansicht, daß kein Grund vorliege, den Katholiken die Mitwirkung bei der Wahl evangelischer Geistlicher zu untersagen, und daß die jüdischen Mitglieder kein Wahlrecht in christlichen Angelegenheiten besäßen. O München,.Januar. Die Nationalliberalen erschöpfen sich in Kundgebungen, in welchen die mit Namen unterschriebenen Führer sich selbst beweihräuchern. Solch unsittliche Atmosphäre, in welcher das Selbstlob gedeiht, geht uns gerade auch noch ab, um Deutschland vor dem Auslande immer mehr herabzuwürdigen. Zuerst kam das nationalliberale Central= comité mit einer„Ansprache an das deutsche Volk“, welche inhaltlich nichts als Selbstlob enthielt, formell aber ganz unqualifizirbar war. Jede der ersten drei Satzperioden begann mit„als". Wie beschämend ist ein solches Aktenstück gegenüber den jederzeit geistvollen und formgewandten Publicationen hervorragender französischer Parlamentarier. Der„Ansprache" folgte der Wahlaufruf der nationalliberalen Partei“, welcher seitens der baierischen Abgeordneten nur von Frhrn. v. Stauffenberg unterzeichnet ist. Der Inhalt des Aufrufes kennzeichnet sich durch die naive Auffassung von Freiheit und Fortschritt, in dem die Unterzeichner nicht blos in den Justizgesetzen einen Sieg der Freiheit, sondern auch in dem Militärgesetze eine glückliche Regelung und verfassungsmäßige Behandlung des Militärbudgets erblicken und rühmen. Diese Herren müssen ihre Wähler schon für außerordentlich bornirt halten. Ein drittes nationalliberales Aktenstück, ein Aufruf des hiesigen liberalen Wahlausschusses charakterisirt sich, außer dem üblichen Selbstlobe, durch pöbelhafte Angriffe auf die Gegner. Die Socialisten werden mit der banalen Phrase abgespeist, daß sie„die Grundlagen des Staates untergraben"! Die Liberalen dürften in dieser Beziehung an den Balken im eigenen Auge denken und zuvörderst die Gründer und Gründergenossen und die Wortführer des Unglaubens aus ihrer Mitte ausscheiden!— Auch die Ultramontanen zerrütten nach diesem Aufrufe„den Grundbau des Staates.“ Der Passus, welcher gegen die katholische Partei gerichtet ist, ist eine mustergiltige Leistung in hochtrabenden, aber finnlosen Phrasen, weshalb wir die Stelle wörtlich hiehersetzen: „Wir bekämpfen aber auch entschlossen diejenigen, welche unter dem Scheine einer Vertheidigung der von keinem Staate gefährdeten Religion die Giltigkeit der Staatsgesetze von ihrer eigenen Willkür abhängig erklären, um den Grundbau eines jeden Staates treulos zu zerrütten und schließlich das deutsche Volk wieder unter die entwürdigende Vormundschaft eines einzigen Standes und unter die beschämendste geistige Fremdherrschaft zu beugen.“ Einen größeren Vorrath längst abgedroschener nationalliberaler Phrasen kann man wohl nicht mehr in einem einzigen Satz zusammenfassen. Diese Leute, welche heute, bestimmen wollen, ob ein Dogma anerkannt werden dürfe oder nicht, leugnen morgen, daß sie Uebergriffe in das religiöse Gebiet machen; diese Nationalliberalen, welche es nach dem Geständnisse eines Parteigenossen nach Norden zieht, welche lieber heute als morgen alle Rechte Baiern's preisgeben wollten, reden von beschämender„Fremdherrschaft. Sie machen Gesetze, welche, nach einem Tadel Bismarck's bei Anempfehlung der Abänderung des Strafgesetzbuches, vom Geldinteresse beeinflußt find, den Katholiken aber werfen sie Bevorzugung eines einzigen Standes vor. Ja es ist die ewig neue Geschichte vom Balken im eigenen Auge! Italien. 0 Rom, 1. Jan. Am 20. Dec. gelang es, dem hl. Vater die Sammlung sehr vieler katholischer Zeitungen Deutschlands zu Füßen zu legen, welche alle Gedichte zur Feier des 30. Jubiläumsjahres unseres vielgeliebten Pius IX. enthalten. Sämmtliche Journale, aus Bonn an mich geschickt, waren in ein Buch zusammengeheftet, dessen Einbnd geschmackvoll, aber einfach verziert war. Er bestand aus weißer Leinwand mit Goldverz#rungen. Auf der Außenseite des Einbandes befand sich das Waopen Pius IX. Da einige Journale ein großes Format hatten, so wurde das Buch ziemlich groß. Der hl. Vater geruhte die Sammlung mit höchster Befriedigung entgegen zu nehmen und nachdem er in derselben herumgeblättert hatte, sagte er folgende Worte: E' uns bella dimostrazione, che io accetto con grande piacere; ma debbo dire anche questo, che me dispiace cioe che io non capisco la lingus tedesca. Fate sapere a quei signori, che mando loro la Santa benedizione Apostolica.“— (Es ist dieß eine schöne Demonstration, die ich mit großer Freude entgegen nehme; aber ich muß auch sagen, was mir dabei mißfällt. nämlich, daß ich die deutsche Sprache nicht verstehe. Lassen Sie diese Herren wissen, daß ich Ihnen den hl. Apostolischen Segen schicke.“) Belgien. Brüssel, 3. Januar. In Sachen der„Bank de l Union du Credit“ sind bereits zwei Verhaftungen vorgenommen worden und zwar sind es ein Administrator der Bank, Fürth, und der Cassirer, Dees, die als Complicen des geflüchteten Directors Emérique in Untersuchungshaft abgeführt wurden. Des Emsrique ist man inzwischen in Paris habhaft geworden und wird er wohl demnächst nach Erfüllung einiger Formalitäten der diesseitigen Regierung ausgeliefert werden; in„Petits=Carmes“ ist man bereits seit drei Tagen mit der Herrichtung einer Zelle für Aufnahme des Schwindlers beschäftigt. Der Administrator Vandevin hat sich die Gurgel abgeschnitten und ist in Folge dieser Verletzung gestorden, jedoch hat er noch vor seinem Tode reumüthig die dl. Sacramente empfangen. Die Aufregung, welche anfänglich die Bevölkerung der Hauptstadt in so hohem Grade ergrisfen hatte, hat bedeutend nachgelassen, da es den Bemühungen des Finanzministers Malou gelungen ist, ein Consortium zu bilden, welches der Bank mit 4 Millionen zu Hülfe kommt. Interessant ist, daß die Größen der Bank„de ’Union du Credit“ sämmtlich Hauptwortführer des Brüsseler Liberaliémus und Freimaurerthums sind; der geflüchtete Director bekleidete speciell einen hohen Rang in der hiesigen Loge. Auch wird versichert, daß die Bank zur Zeit der Wahlen dem Liberalismus von großem Nutzen gewesen.— In der Kammersitzung vom 27. Dec. interpellirte ein Mitglied der Rechten den Ministerpräsident darüber, ob es wahr sei, daß man an Belgien das Ansuchen gestellt habe, die Bulgarei zu besetzen. Malon erklärte, die ihm unbequeme Interpellation nicht beantworten zu können, da man sie ihm nicht vorher vorschriftsmäßig angemeldet habe. Sie können für sicher annehmen, daß Belgien sich nicht zu einer derartigen Occupation Bulgariens verstehen wird. Wie ich Ihnen bereits letzthin meldete, wird eben England Belgien bei dieser Ablehnung unterstützen, wenn es sich vielleicht auch äußerlich nicht den Anschein geben wird. Holland. ∆ Amsterdam, 3. Januar. Heemskerk's Budget, über dessen einzelne Kapitel zehn Tage hindurch berathschlagt wurde, ist schließlich mit Allen gegen Einen genehmigt worden. Von der früheren Erxegung war keine Spur geblieben, nur bei der Abtheilung Kunst und Unterricht kamen zwei bezeichnende Zwischenfälle vor, worüber ich ein paar Worte zu berichten habe. Beim Unterrichtskapitel fiel es auf einmal einem„Liberalen“ ein, einen Schreckschuß abzufeuern. Nicht weniger als 34 fremde Damen hatten nach abgelegtem Examen die erforderliche königliche Zustimmung erhalten, hier zu Lande Unterricht zu ertheilen. Diese„wegen ihrer religiösen Intoleranz und Gesetzesübertretung“ aus ihrem Lande Ausgewiesenen— wie sollten sie unsern jungen Staatsbürgerinnen Liebe und Achtung unserer einheimischen Gesetze einzuflößen im Stande sein? Das verursachte dem„liberalen" Abgeordneten Bredius schwere Sorge. Nachdem Herr von Nispen den Redner darauf aufmerksam gemacht, daß sie nicht aus Intoleranz gegangen, sondern durch Intoleranz vertrieben waren, theilte Herr Heemskerk mit, daß unter den fremden Damen, die auch nicht, wie die Zeitungen fabelten, sämmtlich Religiose waren, sich keine Gesetzesverächterinnen befinden und betheuerte, daß er in jedem Falle sich schämen würde, Jemandem wegen seiner religiösen Richtung die königliche Zustimmung vorzuenthalten; das würde unholländisch gehandelt sein.— Nicht minder als dieser legt der folgende Fall eine Probe von der„liberalen" Beschränkheit und Engherzigkeit ab, die sofort zu Tage tritt, wenn nur in der fernsten Ferne ein ultramontaner Schatten vorüberhuscht. Seit vier Jahren etwa ist Herr Baron de Stuers, ein Katholik, als Chef der Abtheilung für Kunst und Wissenschaft im Ministerium des Innern thätig. Sein unermüdetes und einsichtsvolles Bestreben geht dahin, die Kunst aus ihrer materiellen Versumpfung wieder aufzurichten und besonders in der Baukunst wieder Stil und Charakter hervorzurufen. Daß zu diesem Behufe in frühere Jahrhunderte zurückgeblickt wird und daß die Vorbilder des Mittelalters studirt werden und vielfach zum Muster dienen, liegt auf der Hand. Außerdem werden die protestantischen Kirchen restaurirt u. dgl. m. Diese Bestrebungen aber und dazu die Thatsache, daß Herr Cuypers, nach dessen preisgekrönten Plänen unser neues Reichsmuseum erbaut wird und Herr Alberdingk=Thym, der kürzlich zum Professor der Kunstakademie ernannt ist, tholiker sind— treiben den protestantischen Fanatikern den Angstichweiß aus und entlocken ihnen Jammertöne, als wenn sie langiam aber sicher dem verhaßten Ultramontanismus in die Moloch=Arme geführt würden. Sogar die ernsten Volksrepräsentanten geben sich zum Echo dieses Unsinns her, so daß sie Herrn Hermskerk warnten, sich dem Einfluß dieser Richtung mehr zu entziehen. Heemskerk ist aber nicht Willens, solchem corrupten Anfinnen zu folgen und hat sich bei der Vertheidigung des Herrn de Strers und Genossen sogar warm gemacht. Herr de Stuers hat in einem offnen Brief ebenfalls das Widersinnige jener aus blinder Anzst erzeugten Behauptungen dargethen. Wahlbewegung. * Aus Württemberg. 2. Jannar. Nach Beschluß der Stuttgarter Landesversammlung sollen bekanntlich für den Reichstag nur solche Männer gewählt werden, die bereit sind, in die Centramsfraktion einzutreten und selbst da, wo die Katholiken keine Aussicht auf Erfolg haben, sollen sie sich gleichwohl laut Beschluß 5 auf einen gesinnungstreuen Mann, d. i. also auf einen solchen, der mit den Grundsätzen des Centrums einverstanden ist, vereinigen und ihm ihre Stimme geben, um so für ihre Willensmeinung Zeugniß damit abzulegen. An diesen Beschlüssen müssen wir festhalten, solange die Versammlung selbst sie nicht abändert. Zuerst kommen hiebei die Wahlkreise IX, XIII, XV, XVI und XVII in Betracht, wo die KKatholiken siegen können und darum auch fiegen sollen. Kreis XIII(Aalen, Ellwangen, Neresheim, Gaildorf), Kreis XVI (Biberach, Leutkirch, Waldsee, Wangen), Kreis XVII(Ravensburg, Riedlingen, Saulgau, Tettnang) haben bereits ihre Candidaten: Rektor Leonhard, Graf v. Bissingen und Graf v. Zeil Der IX. Wahlkreis(Balingen, Rottweil, Spaichingen, Tuttlingen) und der XV.(Blaubeuren, Ehingen, Laupheim, Münsingen) werden hoffentlich ihre Männer noch rechtzeitig bekommen. Also diese 5 Bezirke müssen alles Ernstes in den Kampf eintreten mit dem festesten Willen zu fiegen und durch ihre Vertreter die Fraktion des Centrums zu verstärken. Die Katholiken Deutschlands haben ein Recht darauf, dies von den genannten 5 Kreisen zu erwarten. Sollte es aber in einem der beiden Kreise IX und XV wider alles Hoffen doch nicht gelingen, einen eigenen Candidaten aufzubringen, so greife man zu dem Mittel der Doppelwahl und stelle einen der beiden ganz sicheren Candidaten v. Bissingen und Zeil auf. Die Brüder in Oberschwaben werden sich unter solchen Umständen und um diesen Preis dann gewiß gerne zu einer Nachwahl herbeilassen, denn es werden ja zwei weitere Sitze für das Centrum dadurch gewonnen In den übrigen Kreisen, wo keine oder wenigstens keine so bestimmten Aussichten auf Sieg sind, stimme man dennoch und so eifrig als möglich für Männer, die auf unserer Seite stehen, sei es, daß man solche eigens aufstellt, oder daß man zu den in den fünf obengenannten Kreisen aufgestellten greift. Es ist das von ganz besonderer Wichtigkeit, denn man zählt unsere Stimmen in Berlin und es kommt also Alles darauf an, zu beweisen, daß auch die württembergischen Katholiken mit dem Verfahren gegen unsere, überhaupt gegen die christliche Kirche, wie es im deutschen Reich durch den Kulturkampf geübt wird, nicht einverstanden sind. In Schwabing fand Sonntag eine Wählerversammlung der bayerisch=patriotischen Partei stätt, welche sehr zahlreich besucht war. Hr. I geistl. Rath Dr. Anton Westermaier erstattete seinen Wählern in eingehendster Weise Bericht über seine Thätigkeit im Reichstag ab und die ganze Versammlung dankte ihm für seine mannhafte Haltung in den begeistersten Zurufen. Redakteur Knab erörterte den Zusammenhang des „Kulturkampfes“ und des Gründerthums und die Krönung des Gebäudes durch den Militarismus.— Hr. geistl. Rath Dr. Westermaier hat sich in einer Flugschrift an seine Wähler gewendet. . Vermischte Nachrichten. § Bonn, 5. Januar. Nach Angabe des.D..“(Nr. 49 vom 2. December) sind in Bern augenblicklich 15 Studirende der katholischen Theologie immatriculirt; die evangelisch=theologische Facultät zählt 17 Studirende. Unter den 15 katholischen Theologen befinden sich 13 Schweizer und nur 2 Deutsche. An der Universität in Bonn studieren derzeit 4 altkatholische Theologen(die Zahl der altkatholischen ordentlichen Professoren beträgt 31), worunter ebenfalls 2 Deutsche(1 Preuße und 1 Bayer)— macht, Bern und Bonn zusammengerechnet, im Ganzen 4 altkatholische Theologen für Deutschland, die den Nachwuchs der altkatholischen Priesterschaft auf drei Jahre hinaus repräsentiren! Ist dies nicht auch ein Beweis von der grandiösen Bedeutung und—„Erheblichkeit" des Altkatholicismus?! Es weiß indessen wegen des Theologenmangels A. Thürlings Rath, indem er„zur Reform der Liturgie“ meint: vieler Theologen bedürfe es überhaupt nicht. Man solle nur von dem Priesteramt das Lehramt trennen und lediglich für das Letztere, dem auch Laien vorstehen können, theologische Bildung beanspruchen, da für die priesterlichen Verrichtungen, welche ebenfalls zum größten Theil auch von Laien vorgenommen werden könnten, im Wesentlichen und namentlich für die Darbringung des Meßopfers eine leicht zu gewinnende technische Fertigkeit genüge. Durch diese Abtrennung„ließe sich die Thätigkeit des theologisch gebildeten Geistlichen außerordentlich reduciren und in Folge dessen würde sich auch der Bedarf an solchen vermindern". Der Theologe sei streng genommen„nur als Lehrer nöthig und zwar als Religions= und theologischer Lehrer für höhere LehrAnstalten und allenfalls für die Fortbildungsschulen, ferner als geistlicher Volksredner(Prediger) und Volkslehrer(durch Vorträge u. s..)“. Für die Volksschulen sei er nicht nöthig, weil, wenn hier gewissenhafte Eltern oder weltliche Lehrer den Unterricht übernähmen, er„gewiß sich in guten Händen befinde“; dem Theologen erübrige nur eine allmonatlich etwa zu übende Aufsicht und Controle, die dann mit einem Vortrag an die Kinder verbunden sein könne. Auch für Ehesachen sei kein Priester nothwendig, weil seiner Mahnung nach schon„die Civilehe eine gültig sacramentale Ehe sei“! Es könne demnach ein einziger besoldeter Lehrer für einen größeren Sprengel genügen. Ein solcher„könne ohne Anstand zeitlebens Laie bleiben; auf alle Fälle genüge sim Besondern um nebenbei die Communion spenden zu können] die Diaconatsweihe".— Thürlings will also an die Stelle der priesterlichen Hierarchie eine Hierarchie von Laien=Professoren eingeführt wissen, was uns vom altkatholischen Standpunkte allerdings consequent erscheint. Doch spricht selbst der„D..“ von dem „radicalen Charakter“ mancher der von ihm empfohlenen Reformen und erinnert wiederholt daran, daß er seine Artikel aufgenommen habe, um in altkatholischen Kreisen„gründliche Discussion" zu veranlassen, wie er auch darauf rechne, daß„von anderer Seite manche irrig oder gewagt scheinende Behauptung Berichtigung finden werde“. Versetzte man sich auf den Standpunkt Thürlings, so würde man demnach die Zahl von nur 4 deutschen Theologen auf 3 Jahre als durchaus ungenügenden Zuwachs befinden müssen. Vielleicht aber würde die Zahl der Theologen bald größer werden als die der Priester, wenn man Erstern mit Thürlings sagen wollte, daß sie Laien bleiben, demnach auch heirathen könnten. Auch dürfte von den Vorschlägen Thürlings bis zur gänzlichen Abschaffung des Priesterthums kein weiter Schritt sein, zumal die Lossprechung im Bußfacrament nach altkatholischer Auffassung nur die wohl auch zu entbehrende Erklärung ist, daß Gott die Sünde bereits vergeben habe, und selbst über die Wesensverwandlung in der heiligen Messe schon frühzeitig divergirende Ansichten laut wurden. t Oberkassel, 3. Januar. Obgleich dahier der Culturkampf, abgesehen von der Misère unserer verwaisten Pfarrgemeinde, so ziemlich ruhig verläuft, tritt andererseits eine besorgnißerregende Geistesrichtung — wir möchten sagen— ein Vandalismus der gröbsten Art zu Tage. Ein aus Haustein errichtetes Feldkreuz, in der Richtung nach Römlinghofen, ist der Gegenstand, woran miserable Culturmenschen ihre Heldenthaten erproben. Seit mehr als Jahresfrist wurde zum wiederholten Male dieses hehre Zeichen der Christenheit nächtlicher Weile mit der größten Anstrengung verstümmelt, so, daß die Trümmer desselben feldeinwärts wieder aufgesucht werden mußten. Vor Kurzem wiederum aufgerichtet, zeigt gegenwärtig die Stelle, daß die Vandalen wieder vorüber gezogen sind! Wenn schon den Frevler an dem Bildnisse eines irdischen Fürsten große Strafe trifft, hat da nicht der Frevler an dem Bildnisse des Königs aller Könige noch eine größere Strafe verdient? Hoffentlich gelingt es unserer sehr thätigen und scharfblickenden Polizei, die Uebelthäter zu fassen. 6928422 * Siegburg, 3. Jan. Der hiesigen„Allg. Volksztg. schreibt man aus einem„gebildeten“ Ort am Rhein, daß dort merkwürdige Dinge sich zutragen. Daß dort das vorigjährige Sedansfest im Kriegerverein zu einer Culturkampfsrede wider„die schwarze Brigade“ benutzt wurde, ist Jedermann bekannt. Daß bei den letzten Wahlen zum preußischen Landtage der Polizeidiener persönlich viele Wähler an die Wahlurne einlud, und daß derselbe auch bei den Gemeinderathswahlen durch Austheilen von Wahlbriefchen thätig war, ist eben so offenkundig. Eine„ultramontane“ Wahlversammlung ist für den 7. d. M. anberaumt; aber, o schrecklich! da muß der Kriegerverein Hülfe leisten. Und er thut's. Der Saal, welcher für die Versammlung in Aussicht genommen ist, wird auch bisweilen zu seinen Festen benutzt. Sofort nun beschließt er mit Majorität, daß derselbe von einer katholischen Versammlung nicht darf betreten werden. Welche Heldenthat! Leider läßt sich die Besitzerin des Saales von einem solchen Vereine ein solches Gesetz vorschreiben! Wenn nun die Katholiken sich dieses merken und den Saal und die Feste des Vereins überhaupt meiden? Thut nichts— die„ultramontanen Friedensstörer“ dürfen nicht hinein. Wie der„Volksztg.“ aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, wird die Versammlung dennoch stattfinden. Köln, 2. Jan. Die„Köln. Zeitung“ hat die Kölner Geschäftsleute schön angeschmiert mit der Gründung ihres„Stadt=Anzeigers“ und der dadurch erfolgten Vernichtung des„General=Anzeigers“, denn obgleich in den ersten Nummern des„Stadt=Anzeigers“ ausposaunt wurde, derselbe werde auch da abgegeben, wo die„Köln. Ztg.“ nicht gehalten werde, so geschieht dies thatsächlich nur in verhältnißmäßig wenigen Häusern. Die Geschäftswelt hat also durch die„Köln. Ztg.“ den täglichen„General= Anzeiger“, welcher in allen Häusern abgegeben wurde, verloren. Der „Kölner Sonntags=Anzeiger“ ist jetzt das einzige Blatt, welches in alle Häuser unserer Stadt gelangt; derselbe hat bisheran in seinem redactionellen Theile eine durchaus gute Haltung bewahrt, und verdient, wenn er in demselben Geiste fortfährt, auch Auswärtigen für speciell auf die Bewohner Kölns berechnete Anzeigen empfohlen zu werden. Mit dankenswerther Derbheit geißelte der„Sonntags=Anzeiger“ letzthin die bodenlosen Gemeinheiten, welche in den Café chantants oder Singhöhlen(auch Blüthen der letzten Jahre) unbehelligt vorkommen, und gab zum Schlusse der Polizei praktische Winke nach dem Beispiele der Dortmunder Polizeibehörde, diese Brutstätten der Gemeinheit in ihrem wüsten, Religion und Sittlichkeit verhöhnenden Treiben zu hemmen. In der folgenden Nummer theilte der„Anzeiger“ mit, daß die Polizei schon einige Rührigkeit gezeigt, und zugleich, daß ihm neben Anerkennungen auch Drohungen zugegangen seien. In derselben Nummer wird unser Kölner Theater besprochen, zunächst das Thalia=Theater, wo vor Allem getadelt wird, daß daselbst„Culturkampfsreime“ zur Belustigung losgelassen werden. Einer scharfen Kritik wird der große„Tempel der Kunst“, unser Stadt=Theater, unterworfen, zumal die Wahl der Stücke in Bezug auf das Schauspiel. Eine ähnliche offene Kritik des Schauspiels ist uns sonst noch nicht vor Augen gekommen. Mit Recht wird die als„Neuestes Pariser Sensationsstück“ angekündigte Novität„Die Fremde“ rückhaltlos verurtheilt und in Bezug auf dies scandalöse Stück gesagt:„Ich weiß nicht, wen ich mehr bedauern soll: Dumas, der das Stück geschrieben, Lindau, setzt, oder Director Ernst, der es auf die hiesige Bühne gebracht hat. dies ist nur das neueste Muster aus dem ganzen Wuste abgestandener: ritäten.“— Nur durch Aufdeckung und öffentliche Besprechung solcher Schäden der Bühne kann das Theater gehoben werden, die Wunden müssen aufgedeckt werden, wenn sie geheilt werden sollen. * Slachen, 2. Jan. In der letzten Generalversammlung des KarlsVereins zur Restauration des Aachener Münsters kam außer der Rechnungslegung(wonach der Verein nach Abzug der Ausgabe pro 1875 und 1876 über ein Baarvermögen von 38,551 Mark 27 Pfg. verfügt) das Project des Thurmbaues am Münster auf die Tagesordnung. Das hohe Chor, so wie das Karolingische Octogon sind bereits äußerlich fertig restaurirt und wurde nach vielem Erwägen und nochmaliger Einsichtnahme der Aeußerungen des Geheimen Regierungsrathes und Conservators der Alterthümer, Herrn Quast, endlich beschlossen, den Thurm nach dem Plane des Hrn. Architekten Schneider und nach der eingegangenen Genehmigung des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten sofort in Angriff zu nehmen. Freilich bedurfte es zu dieser Arbeit der Besteuerung nicht allein der Bürger Aachens, der Verein hat auch beschlossen, ein desfallfiges Bittgesuch dem Kaiser zu unterbreiten. Die zweite bedeutungsvolle Arbeit ist die Mosaik=Ausschmückung der inneren Kuppel des Octogons, welche nach vielfachen Correcturen endlich nach Cartons des Barons Bethuny ausgeführt werden soll. Herr Schneider hat bereits eine photographische Ansicht der Westfagade des Domes mit vollendetem Thurme gefertigt, und soll dieselbe gegen Beiträge zum Ausbau des Thurmes verkauft werden. * Eltville im Rheingau, 4. Januarr. In letzter Zeit kamen hier mehrere Waggon=Ladungen mit Weinen aus Würzburg durch, welche nach nach dem benachbarten Hattenheim bestimmt waren. Wir erfahren über diese Transporte, daß sie die Reste des berühmten CabinetsKellers alter Weine des verstorbenen Barons von Hirsch zu Würzburg enthielten und von dem Gutsbesitzer A. Wilhelmi zu Hattenheim käuflich erworben wurden. Baron Hirsch war bekanntlich ein passionirter Sammler kostbarer alter Hochgewächse und ein großer Kenner dazu. Es finden sich in der Collektion sogar noch sehr viele prächtig conservirte Exemplare aus dem vorigen Jahrhundert. Die meisten derselben stammen aus dem ehemaligen Cabinets=Keller des Großherzogs von Toskana, eine sogar aus demjenigen des Kaisers Napoleon I. Am reichsten soll der Jahrgang 1811 vertreten sein. Frankfurt, 4. Jan. Die„Frlf. Ztg.“ veröffentlicht in der Neujehrsnummer nachfolgende Erklärung:„Die letzten Beschlüsse des Reichstages und die Bestimmungen des§ 20 des Preßgesetzes veranlassen uns, die Verantwortlichkeit für den Inhalt der„Frkf. Ztg.“ den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend in mehrere Theile zu zerlegen. Demgemäß werden vom 1. Januar ab als verantwortliche Redakteure zeichnen: Herr Eduard Sack für den politischen und allgemeinen Theil; Herr Dr. Ludwig Holthof für das Feuilleton; Herr S. v. Halle für das„Frankf. Handelsblatt; Herr Louis Fries für den Inseratentheil.“ * Baldeney, 4. Jan. Man schreibt der„Essener Volkszig.“:„Dem Besitzer des Hauses Baldeney, Herrn Freiherrn v. Schirp, wurde von der höhern Behörde die Weisung, fernerhin keine Fremde zur Beiwohnung des Gottesdienstes in seiner Capelle mehr zuzulassen; nur ihm, seiner Familie und seinen Bediensteten ist der Besuch der Capelle noch erlaubt. Diese Bestimmung trifft die Nachbarn hart, da sie, eine Capelle vor der Thüre, an Sonn= und Feiertagen bei Wind und Wetter zur Mutterkirche nach Werden oder Rellinghausen zur Erfüllung ihrer religiösen Pfiichten wandern müssen.“ * Holsterhausen, 4. Januar. Herr C. Gammersbach von hier wurde, wie man der„Essener Volksztg.“ mittheilt, im vergangenen Sommer wegen angeblicher Weigerung seiner Frau, von ihrem gesunden Kinde für mehr als elf Kinder Lymphe nehmen zu lassen, mit einem Strafmandat von sechs Mark bedroht und auf Beschwerde vom hiesigen Polizeirichter verurtheilt, in den jüngsten Tagen in Hamm dagegen freigesprochen. * Dälmen, 4. Jan. Unsere herzoglich Croy'sche Familie bereitete, wie alljährlich, so auch in diesem Jahre den armen Kindern hiesiger Stadt eine recht frohe Weihnachtsbescheerung. Am Christabend wurden im Saale des Schlosses bei dem hell erleuchteten Christbaum zwölf arme Kinder, sechs Knaben und sechs Mädchen, mit warmen Kleidungsstücken und anderen Gaben freundlichst beschenkt.— Erbprinz Karl, der einzige Sohn des Herzogs Rudolph v. Croy, hat, nachdem er durch den PrivatUnterricht seines Gouverneurs vorbereitet, in dem jugendlichen Alter von 17 Jahren sich der Prüfungs=Commission zu Münster zum MaturitätsExamen gestellt und dasselbe bestanden hatte, nunmehr, wie der„Westf. Merkur“ mittheilt, die katholische Universität Löwen bezogen. * Münster, 3. Januar. Wie der„Westf. Merk.“ hört, hat Freiherr von Schorlemer=Alst das Amt eines Directors des landwirthschaftlichen Provinzial=Vereins für Westfalen niedergelegt. Der Schritt wird von Vielen bedauert werden. Indeß werden triftige Gründe bei diesem Entschlusse maßgebend gewesen sein.— Von dem Clerus des Bisthums Münster starben im vorigen Jahre wieder 25 Priester. * Aus Hessen, 3. Januar. Der„Wormser Zeitung" schreibt man aus Oppenheim, 29. December.„Tag für Tag mehren sich die Erklärungen über den Austritt aus der evangelischen Kirche. Soeben erfahren wir, daß am 27. I. Mts. in Bechtolsheim bei Alzey 100 Personen nebst Familien zu der freien protestantischen Gemeinde in Worms übergetreten find und diesen Uebertritt durch Akt vor Notar Dapper zu Wörstadt beurkunden ließen.“ * Königsberg, 3. Januar. Die neulich in Königsberg bei 22 Grad Kälte angestellte Marschübung soll nach dem„Königsberger Kommunalblatt“ zur Folge gehabt haben, daß 9 Soldaten im Lazareth krank liegen und über 100 in den Revier=Quartieren an Frostschäden laboriren. Auch einige Offiziere sollen Verletzungen durch Frostschäden erlitten haben. Die Untersuchung ist eingeleitet. * Nativor, 1. Januar. Wie der„O..“ meldet, ist der berüchtigte Räuber Pistulka am 28. December früh 2 Uhr in der hiefigen Strafanstalt an Marasmus(Entkräftung), welchen er sich durch seine zehn Monat consequent ausgeübte Renitenz zugezogen hatte, gestorben. * Posen, 1. Jan. Die Husaren=Unterofficiere Fahrenholz und Holländer, welche im verflossenen Sommer den Uhrmacher Gensleweit getödtet haben, sind laut der„Ostdeutschen Ztg.“ nun verurtheilt worden. Fahrenholz ist zu fünfzehn Jahren Zuchthaus, Holländer zu neun Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt und ersterer bereits nach Rawitsch abgeführt worden. * London, 2. Januar. In Chicago werden täglich 50,000 Schweine zur Zeit geschlachtet und versandt, indeß sind die Preise gedrückt, da der Absatz nach Europa schlecht ist. Die Arbeiter schränken eben den Fleischconsum ein.— Die Regierung von Pern hat beschlossen, den Guano fortan nach einer chemischen Analyse zu verkaufen, so daß eine Sicherheit für den Consumenten geschaffen wird, die ihm bisher fehlte. Der Preis pro Pfund Stickstoff und Phosphorsäure wird fest bemessen werden. * Constantinopel, 31. Der. Die eben verheirathete Schwester des Sultans ist im 29. Lebensjahre mitten in den Flitterwochen ihrer jungen Ehe gestorben. Sie war seit 1870 Wittwe Husni Paschas und litt an einer als unheilbar erkannten Brustkrankheit. Nichts desto weniger bestand sie darauf, mit Mahmud Bey, zu dem sie eine tiefe Reigung gefaßt, vermählt zu werden. Den Todeskeim im Herzen tragend, sollte sie die Erfüllung dieses Wunsches nur kurze Zeit überleben. Ihre Beisetzung fand unter ungeheurem Pompe Statt. Die Leiche wurde nach Stambul gebracht, wo der Großvezir Midhat Pascha, der Scheik=ül=Islam und eine Menge der ersten Beamten des Reiches sie erwarteten und nach der Moschee Mehmed geleiteten. *“ In einer die Wahlbewegung behandelnden Karlsruher Correspondenz der„Nat.=Ztg.“ liest man:„Auf meine Frage, was die„Rothen“ bedeuten, sagte mir ein alter Bauer, das seien Lamey, Knies und seine Genossen bei der badischen Regierung. Als ich ihm vorhielt, bei uns zu Lande verstehe man unter„Rothen“ die Republikaner, sagte er mir:„Die sind ärger wie die Republikaner; der Hecker und der Struve haben uns wenigstens unsere Kirchen gelassn; K. 45 gschiuus *e In den Nummern 106 und 107 des in Paderborn erscheinenden „Liborius=Boten“ wurde als Heilmittel gegen Trichinose frisch pulverisirtes Wurmkraut— 3 bis 4 Mal täglich 1 bis 2 Theelöffel voll— nebst häufigen Genuß von Haferschleim angerathen und sind einzelne Fälle der Heilung angegeben. Allen an dieser Krankheit Leidenden ist dieses Mittel zu empfehlen und zwar um so mehr, als es niemals einen schädlichen Einfluß auf den Organismus haben kann.. S. Scetes ** Der Reichskanzler hatte zur neulichen Abendsitzung des Reichstagen dem Restaurateur Herrn Schulze eine große Tonne Bier, echt Münchener „Löwenbräu,“ zum Geschenk gemacht, und dieser verabfolgte seinerseits den edeln Saft den dürstenden Volksvertretern gegen den bescheidenen Tribut von 25 Pfg. pro Seidel. Obgleich Professor Gneist keine Rede im Sitzungssaale hielt, so fand das Gebräu doch einen so reißenden Absatz, daß dem großen Fasse ohne Beschädigung der Nebenanstehenden schon nach einer Stunde der Boden ausgeschlagen werden konnte. Erklärung. Die unterzeichneten Pfarrgeistlichen des Decanates Rüdesheim treten bezüglich der beiden Schmähartikel im„Frankf. Journ.“(Nro. 328 und 329 d..) über unsern hochwürdigsten Herrn Bischof den Erklärungen des Commissariats Frankfurt, der Decanate Wiesbaden, Eltville u. s. w. vollständig bei: Bohn, Decan und Pfarrer in Aßmannshausen; Schmelzeis, Pfarin Eibingen; Knie, Coadjutor in Geisenheim; Norff, Caplan in dschmidt, Caplan Boerger, Pfarrer in Presberg; Mehrer, Pfarer in Ransel; Noll, Pfarrer in Rüdesheim; Siering, Frühmesser daselbst; Weckber, Caplan daselbst; Kappelhoff, Pfarrer in Stephanshausen; Horz, Pfarrer in Winkel; Thome, Frühmesser daselbst. * Braunschweig, 2. Jan. Bei der heute stattgehabten Prämienziehung der Braunschweiger„=Thaler=Loose fiel der Hauptgewinn von 43,000 Mk. auf Ne. 9 der Serie 3881, 15,000 Mk. fielen auf Nr. 36 der Serie 9370), 7200 Mk. auf Nr. 5 der Serie 3129 und 3000 M. auf Nr. 37 der Serie 3274. * Hamburg, 2. Jan. Bei der heute stattgehabten Ziehung der Hamburger 50=Thaler Loose wurden folgende Serien gezogen: 81, 97, 210, 516, 631, 727, 767, 962, 1048, 1054, 1173, 1329, 1359, 1553, 1562, 1582, 1594, 1622, 1635, 1646, 1810, 1837, 1896, 1929, 2023, 210 f, 2134, 220), 2269, 2408, 2433, 2134, 2599, 2649, 2701, 2709, 2725, 2907, 2971, 30°3, 3083, 31 S. 3142, 292, 3259, 3341, 3415, 3471, 3529, 3654, 3940. 185, 1486, 1913, 2617, 3178, Verantwortlicher Redackeur: J..: Hermann Moesies in Vonn.— Verlag: P. Hauptmann.— Druck der Haupima'schen Buchdruckerei in Vonn(Sürst Nr.). 6. Jahrgang. Nr. Bonn, Samstag den 6. Januar 1877,(Dritte Ausgabe.) 5 Adonnement: Vierteljährlich pränum. für Bonn inel. Traglohn 4 R Nail; bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 4 RMark. Telegraphische Devescheu. * Pera, 4. Jan. In der heutigen fünften Sitzung verlasen die Türken ein umfangreiches Memorandum, worin sie die Conferenzprojecte einschließlich der Grenzberichtigung für Serbien und 9 ontenegro, als mit der nationalen Ehre unvereinbar, rundweg a lehnten. Die Vertreter der sechs Mächte hoben erstaunt die Sttzing auf und hielten eine Specialberathung über gemeinsam zu thuende Schritte. Die Abreise der Botschafter ist nicht unwahrscheinlich; mit derselben aber hört zwischen den Russen und den Engländern die Gemeinschaft der Interessen auf.— Sir Heury Elliot geht in einigen Tagen auf Urlaub, Lord Salisbury will vor dem 15. d. M. heimkehren. Oesterreichs Stellung ist zweifelhaft; es sucht sich einer weiter gehenden Solidarität mit Rußland zu entziehen, obgleich Ignatiew bemüht bleibt, die Anderen in den Vordergrund zu schieben. Ueber die neue Sitzung ist nichts bestimmt; man spricht von Montag oder Dinstag. Im gestrigen Ministerrath wurde beschlossen, keinen neuen Gegenvorschlag, wie beabsichtigt war, aufzustellen, sondern an dem alten und an der Verfassung festzuhalten. Die Minister sind überzeugt, daß im Kriegsfalle die Mächte strenge Neutralität beobachten würden. * Paris, 5. Jan. Man sucht in Constantinopel Zeit zu gewinnen. Die Mächte haben ihr Project in drei Hauptpunkten verändert. Den Vorschlag der Gensd'armerie hat man nahezu fallen lassen, die Machtvollkommenheit der Ueberwachungs=Commission ist abgeändert und Rußland verzichtet darauf, die Bulgarei in zwei Theile zu theilen. Die Türkei hat dieses Programm nicht angenommen, aber dasselbe als Grundlage weiterer Erörterungen acceptirt. * London, 5. Jan. Ueber die gestrige Sitzung der Conferenz in Constantinopel werden von Seiten des„Reuter'schen Bureau's" noch einige Einzelheiten verbreitet. Danach hätten die Vertreter der Mächte auf den Einwand der türkischen Delegirten, die Pforte könne die Vorschläge der Bildung einer Gensd'armerie und der Einsetzung einer internationalen Commission nicht annehmen, weil sie die Unabhängigkeit der Türkei verletzten, erwidert, daß die Pforte gegen das in der Note des Grafen Andrassy vom 30. Der. 1875 verkörperte Prinzip(Einsetzung einer internationalen Commission) ihrerseits prinzipiell Bedenken nicht erhoben habe, Savfet Pascha habe hiegegen hervorgehoben, daß diese Note einen speciellen Bezug auf Bulgarien nicht habe. 5. Jan. Die„Politische Correspondenz“ meldet telegraphisch aus Konstantinope!: Das vom Großvezir Savfet Pascha tn der gestrigen Conferenz verlesene Exposé betont namentlich die Unmöglichkeit der Annahme der Einsetzung einer internationalen Commission, der Bildung einer gemischten Gensdarmerie und des für die Ernennung von Vali's in den aufständischen Provinzen vorgeschlagenen Modus. Nach der Erklärung Savfet Paschas entspann sich eine Discussion über die Vorschläge der Mächte, die jedoch nicht in offizieller Form, sondern im Conversationston geführt wurde. Konstantinopel, 5. Jan. Wie das der Regierung nahe stehende Journal„Vakit“ wissen will, ist in dem gestrigen außerorden tlichen türkischen Ministerrathe beschlossen worden, die von der Pforte gemachten Grenzvorschläge aufrecht zu erhalten und die meisten Punkte des Conferenzprogramms unter Hinweis auf das Vilajetgesetz und die Verfassung abzulehnen. Das Blatt meint, dieser Beschluß der Pforte werde die Bevollmächtigten möglicht weise veranlassen, von Constantinopel abzureisen, indeß halte die Pforte an der Hoffnung fest, daß Europa Neutralität beobachte und daß es sich eventuell nur um einen Zweikampf zwischen der Türkei und Rußland handeln würde. Petersburg, 5. Jan. Die gestrige Conferenz hat zu einer Entscheidung nicht geführt; es werden die Verhandlungen nächster Woche abzuwarten sein, ebe die Sachlage sich präcis gestaltet. Diese präcise Gestaltung ist abhängig von der Erklärung der Pforte, ob sie den Beschlüssen der Bevollmächtigten im Princip nicht entgegentritt und sich nur eine Détailerörterung einzelner Specialpunkte vorbehält. Petersburg, 5. Jan. Der„Golos erörtert in einem Leitartikel die Orientfrage, wenn man dieselbe nicht blos auf die für das katholische deutsche Folk. Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den WochentagenAbends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebühren für die Petitzeile oder deren Raum 15 RPfennig. Balkanhalbinsel beschränkt betrachte. Die Erfolge Rußlands in Mittelasien hatten motivirend auf die Politik Disraeli's eingewirkt, der seinerseits durch die Reise des Prinzen von Wales nach Indien und durch die Annahme des Kaiserintitels seitens der Königin Victoria den Völkern Indiens zu imponiren gesucht habe. Die Protection, die derselbe der Türkei angedeihen lasse, sei Folge desselben Princips, Alles sei darauf berechnet, zu zeigen, daß England die erste muselmännische Macht und daß Rußland ein Feind des Islams sei. Rußland habe indeß keinerlei Interesse daran, mit den Muselmännern in einen Zusammenstoß zu gerathen, hege auch keine Feindseligkeit gegen die Türkei, es verlange nichts, wie Humanität. Ein besonderer Bezug auf die in Constantinopel in Verhandlung begriffenen Fragen ist jedoch diesem Artikel nicht beizulegen. Bukarest, 5. Jan. Der Senat hat mit 27 gegen 12 Stimmen folgende Resolution angenommen: Der Senat will, daß alle Rechte Rumäniens, welche durch den Pariser Vertrag anerkannt und garantirt sind, sowie diejenigen politischen Acte, welche seitdem vollzogen wurden, kraft der Souveränetät des Landes respektirt und unangetastet bleiben und wünscht, daß die Politik der Regierung diese Haltung in würdiger Weise aufrecht erhalte. London, 5. Jan. Für nächsten Montag ist eine Sitzung des Cabinetsrathes anberaumt. Frankfurt, 5. Januar. Die„Frankf. Ztg.“ bringt folgende Depeschen: Wien, 4. Januar. Rußlands momentanes Nachgeben wird allseitig bestätigt. Nach der„Presse“ ist die Occupationsidee ganz aufgegeben. In diplomatischen Kreisen glaubi man, das Nachgeben sei nur scheinbar, um die Conferenz hinauszuziehen und Zeit zu Rüstungen zu gewinnen. Pera, 4. Joauar. Das heute mitgetheilte motivirte Exposés Sapfet's hält durchaus an Midhats Standpunkt fest. Die Mächte beschlossen eine eingehende Prüfung, wozu Ignatjew seine Zustimmunz gab. London, 5. Januar. Die„Pall=Mall=Gazette“ erfährt, daß die beabsichtigte Modification der europäischen Propositionen nicht auf der gestrigen Conferenz vorgebracht wurde. * Paris 5. Jan. Im heutigen Ministerrathe im Elysée legte Decazes die orientalischen Depeschen und Simon die Grundzüge für die Präfectenbewegung vor, an der Mac Mahon einige Abänderungen verlangte. Um 2 Uhr fand über die endgültigen Beschlüsse in dieser Angelegenheit eine neue Sitzung der Minister Statt.— Die große Zuckerraffinerie in Nantes hat ihre Arbeiten aus Mangel an Rohstoff eingestellt; andere Raffinerieen haben ihre Arbeit sehr beschränkt; Tausende von Zuckerarbeitern sind ohne Beschäftigung. * Wien, 5. Jan. Die„Neue Freie Presse“ meldet aus Krakau:„Aus Russisch=Polen und Nordrußland gehen gegenwärtig wieder größere Truppenmassen mit Munition nach Kischinew ab. Fast sämmtliches Landfuhrwerk ist in Anspruch genommen.— Der„Presse“ zufolge wird der Czar demnächst die Armee in Kischinew inspieiren.— Großfürst Nicolaus ist vollkommen hergestellt.— Die russischen Freiwilligen verlassen massenweise Serbien. * Constantinopel, 4. Jan. Midhat geht nur langsam mit den Veränderungen im Ministerium voran, weil im Palast eine starke Reactionspartei gegen ihn arbeitet, hat aber die Armee und das Volk für sich. Er schlägt für die Ministerien des Handels und der öffentlichen Arbeiten zwei christliche Minister vor, deren Ernennung der Sultan verweigerte; für die Finanzen will er weder Christen noch Moslem, sondern ein europäisches Finanzcomité. Der Jungtürke Zia Bey, zum Gouverneur von Syrien ernannt, wird wahrscheinlich in Constantinopel bleiben. Midhat versuchte bei einem gestrigen Besuch dem deutschen Botschafter zu sondiren, sprach versönlich, erklärte aber, die wichtigsten Conferenzpuncte nicht annehmen zu können, ohne seinen Sturz herbeizuführen. Er wies auf den Fanatismus der Bevölkerung hin. Von den Mächten scheint Oesterreich sich der Solidarität mit Rußland entziehen zu wollen und selbst die Ablehnung der Vorschläge nicht als Grund der Abreise seines Botschafters zu betrachten. Im russischen Palais werden Vorkehrungen zur Abreise getroffen und die Equipagen schon verkauft.— Don Carlos ist hier angekomme. : K. Die beiden Baronessen. Von M. A. (Fortsetzung.) „Da ist er, ich höre seinen Schritt!“ rief Graf Hartmann plötzlich aufmerksam lauschend—„ah das wird eine Ueberraschung geben, der liebe Junge— wie freue ich mich für ihn!“ Und wirklich trat im nächsten Augenblick Graf Moriz über die Schwelle. Der alte Herr erhob sich und grüßte ihn aufs herzlichste. „Du machst Dich rar bei mir," begann er, nachdem er wieder zu seinem Schaukelstuhl zurückgekehrt war und der junge Mann an seiner Seite Platz genommen hatte,„aber ich zürne Dir darum nicht, lieber Sohn. Deine Pflichten als Bräutigam nehmen jetzt Deine Zeit mehr in Anspruch als sonst, und es macht mich glücklich, daß—“ „Bester Vater,“ unterbrach ihn Graf Moriz düster,„Du erinnerst Dich wohl, daß ich Dir schon einmal erlärte, mein Herz sei nicht mehr frei. Ich könne die Baronesse Raphaella von Sondheim niemals lieben, und nie, niemals würde ich es vermögen sie als meine Gattin heimzuführen.“ „Ich weiß, Moriz, ich weiß;— aber jetzt nachdem Du sie gesehen, wochenlang mit ihr unter einem Dach gelebt, hoffe ich, daß Du anderer Meinung geworden; und erwarte von Dir auch in diesem Fall Deinen mir schon so oft bewiesenen, kindlichen Gehorsam bewährt zu sehen.“ Finster schaute der junge Mann zu Boden, und vermied augenscheinlich dem forschend auf ihm ruhenden ernsten Blick des Vater zu begegnen. „Ich habe demnach dem Baron Maximilian gestern geschrieben, nahm der alte Herr wieder das Wort,„daß Du Sonntag Morgen in Schloß Stetten eintreffen wirst, und ich Dich diesmal zu begleiten gedenke." „Vater, Du forderst das Unmögliche von mir,“ stöhnte der junge Graf.„Ich kehre nicht nach Schloß Stetten zurück.“ „Ich hoffe, Du wirst mich nicht blamiren wollen!“ entgegnete der Vater streng. „Und Du hast mich hoffentlich zu lieb, einer bloßen Grille wegen, Fex., ganzes Lebensglück aufs Spiel zu setzen,“ rief Moriz leiden„Ich hege niemals Grillen,“ antwortete Graf Hartmann mit düster sich zusammenziehender Stirn,„mein Wunsch Dich mit der Baronesse Raphaella von Sondheim vermählt zu sehen, beruht auf triftigen wohlüberlegten Gründen.“ „Du willst dem Baron von Stetten=Sondheim durch diese Heirath aus seinen pecuniären Verlegenheiten helfen,“ sagte Moriz ein wenig geringschätzig.„Aber warum bedarf es dabei eines so großen Opfers von meiner Seite?— Schenke dem Baron eine Summe, die zur Deckung seiner Schulden ausreicht,— schenke ihm, wenn Du willst Dein halbes Vermögen,— ich frage nichts nach dem Gelde— nur laß mir meine Freiheit.— Oder,— so schwer es mir würde Dich zu kränken, ich könnte Dir in diesem Falle nicht gehorsam sein.“ Der alte Herr hatte sich erhoben, seine Gestalt schien gewachsen, seine Züge nahmen ein fast drohendes Aussehen an. „Geld soll ich ihm bieten!“ rief er heftig.„Geld dem Retter meiner Ehre und meines Lebens, zweimal gerettet, erst durch den Vater und dann durch die Tochter! Und wie hoch tarirst Du meine Ehre? Für wieviel hundert oder tausend Thaler ist Dir das Leben Deines Vaters feil?— Du hast keine Antwort auf meine Frage?— Wohl, ich erwartete darauf auch keine von meinem Sohn!— Aber noch immer scheint mir Dein Trotz nicht gebrochen— und ich warne Dich Moriz— hüte Dich vor mir!— Du hast mich biöher nur von der zärtlichen rücksichtsvollen Seite kennen gelernt, denn auch Dein Benehmen gegen mich ließ nichts zu wünschen übrig, und— warum soll ich es Dir nicht gestehen, die Beweise Deiner kindlichen Liebe, Deiner zarten Aufmerksamkeit für meine Person erweckten in mir ein beglückendes Gefühl des Dankes gegen Dich und unsern Schöpfer.— Aber dennoch, versuche es nicht, mich durch Eigensinn zu reizen!— So gut ich einerseits gegen Dich war,— so furchtbar heftig könnte ich werden, wenn Du es an dem schuldigen Respect und der mir gebührenden Ehrfurcht solltest fehlen lassen.“ Mit hastigen Schritten und allen Zeichen eines in ihm mehr und mehr aufsteigenden Unwillens durchmaß er mehreremale die Terrasse, während der junge Mann in lautlos drückendem Schweigen verharrte. Endlich blieb Graf Hartmann wieder stehen. Er war an das vorhin erwähnte Tischchen getreten, und hatte von demselben einen Brief genommen. Sein Gesicht klärte sich zusehends auf, als er den schon bekannten Inhalt aufs neue durchflog, und ihn dem Sohne reichend, sagte er um vieles freundlicher als zuvor:„Lies dieses Schreiben, Moriz, es rührt von Tante Henriette her. Sie hat Dich während Deines Aufenthalts bei ihr, so lieb gewonnen, daß sie beschlossen hat, Dich zum Erben ihrer ausgedehnten Güter einzusetzen, und im Fall Du Dich noch vor ihrem Tode zu vermählen gedächtest, sollst Du hre, allem Anschein nach prächtige Besitzung an der Ostsee als Hochzeitsgeschenk schon jetzt erhalten. Sie ist ganz in Begeisterung über Dich gerathen und kann Dein liebenswürdiges Benehmen gegen sich nicht hoch genug anschlagen.“ Moriz aber, anstatt die Freude des alten Grafen zu theilen, blickte nur um so finsterer vor sich nieder. Seine Wangen hatten sich dunkel geröthet. Flüchtig huschte sein Blick über die zierlichen Buchstaben, welche den Inhalt des empfangenen Schriftstücks bildeten. Kalt reichte er es dem Vater zurück, und sagte in abweisendem gemessenen Ton: Ich bin der Großtante für ihre gute Meinung und ihren guten Willen sehr verbunden, aber ich werde ebenso wenig ihr Vermächtniß annehmen, als Baronesse Raphaella von Sondheim jemals zur Gemahlin begehren.“ „Moriz,“ schäumte nun der alte Herr auf,„bist Du denn heute ganz von Sinnen?“ „Im Gegentheil, Papa, ich war nie mehr bei Verstand als eben Berlin, 5. Jan. Die Meldung der„Kölnischen Zeitung“, dem Feldmarschall v. Manteuffel sei von dem Czaren der Antrag gemacht worden, den Oberbefehl des russischen Heeres in der Türkei zu übernehmen, wird von den Officiösen mit dem Bemerken dementirt, daß anscheinend Jemand sich mit dem genannten Blatte einen Scherz erlaubt habe.— Das UnterrichtsGesetz wird, wie weiter von officiöser Seite verlautet, nicht vor Herbst fertig gestellt werden können. Wie die Nationalliberalen im Angesichte der Wahlen sich Mühe geben, aus Schwarz Weiß zu machen, davon gibt der bekannte Hans Blum in Nr. 1 seiner„Grenzboten“ ein Beispiel. Er bezeichnet das Verhalten der Fortschrittspartei im Bunde mit den„Reichsfeinden" als ein„trauriges Debut" und weiß dagegen„die eminenten Fortschritte" zu rühmen, welche die Justizgesetze„in Betreff der Verfolgbarkeit ungesetzlicher Handlungen von Beamten, in Betreff der Gerichtshöfe über Competenz=Conflicte, in Betreff der Beseitigung des Anklage=Monopols der Staatsanwaltschaft, der Beschwerdeführung gegen dieselbe, der Aufhebung des bisher in Preußen gegen die verantwortlichen Redacteure von Preßerzeugnissen geübten Zeugnißzwanges und in Betreff des bestimmten letzten Termins des Inkrafttretens der Reichsjustizgesetze verbürgen.“ Im Eifer für das„Großartige“ der neuen Errungenschaften läßt es sogar die Presse an den Erfolgen des Compromisses participiren: kein Wunder, daß die Gegner der Blindheit beschuldigt werden. Ihnen mangelte es stets an politischer Einsicht; sie widerstrebten der Norddeutschen Bundesverfassung, dem eisernen Kriegsfonds, dem Jesuitengesetz u. s. w. Daher trifft sie mit Grund das Verdammungsurtheil:„Eine solche Partei hat in keiner Weise das Recht, sich eine fortschrittliche, noch weniger sich eine deutsche zu nennen. Sie ist lediglich eine Partei der Reaction, der Opposition gegen das gesunde Vorwärtsschreiten des nationalen Lebens.“ Dr. Rudolf Meyer gibt in seinem so eben erschienenen Werke „Politische Gründer und die Corruption in Deutschland,“ in welchem er in Uebereinstimmung mit seinem bisherigen Wirken für Beseitigung des jetzigen Systems und seines Trägers plädirt, eine ausführliche Geschichte der Entstehung der Gehlsenschen„Eisenbahnzeitung und„Deutschen Reichsglocke'. Dr. Meyer ist als ein hervorragender Mitarbeiter an dem berüchtigten Blatte eine Persönlichkeit, welche über dasselbe competente Aufschlüsse zu geben vermag. Die Fonds zur Begründung der Zeitung wurden dem Joachim Gehlsen, welcher in seinen jüngeren Jahren als Buchdrucker einen großen Theil der Welt durchwandert und sich endlich literarisch an den verschiedensten Blättern betheiligt hatte, behufs Entkräftung der Laskerschen Enthüllungen von zwei Gründern, dem jetzt bankerotten Banquier S. Abel, der die Dresdener Bahn finanzirte und Bankassessor Hermann Löwenthal geliefert. Nach heftigen Angriffen auf die liberalen Freunde und Parteigenossen Laskers, welche sich angeblich an faulen Gründungen betheiligt hatten, brachte die„Eisenbahnzeitung“ schon seit 1874 treffliche Leitartikel über socialpolitische Themata, welche man dem Geheimen Rath Wagener zuschrieb, eine Behauptung, die— wenn sie unbegründet wäre — R. Meyer, der Freund Wageners, gewiß nicht unberichtigt gelassen hätte. Vom October 1875 erschienen eine Reihe von Artikeln gegen den Fürsten Bismarck, deren Verfasser den höchsten Gesellschaftsschichten und theilweise der Diplomatie angehören müssen. Wir lesen in der„Köln. Ztg.“: „Kürzlich war von den die Sonntagsfeier betreffenden polizeilichen Anordnungen die Rede, und es kann nun hinzugefügr werden, daß die 1853 zur Vermeidung äußerer Störungen einer würdigen Sonn= und Festtagsfeier von den damaligen Ministern der geistlichen Angelegenheiten, des Innern, des Handels und der landwirthschaftlichen Angelegenheiten ertheilten Grundbestimmungen auch jetzt wieder verändert worden sind. Danach soll auch die gewöhnliche und regelmäßige Dauer des vorund nachmittägigen Hauptgottesdienstes beider christlichen Bekenntnisse an Sonntagen, so wie an beiden Weihnachtsfeiertagen, Oster= und Pfingstmontag, Neujahrstag, Charfreitag, Bußtag und Himmelfahrt Christi von den Ortspolizeibehörden nach Rücksprache mit den betreffenden Pfarrern in vorgeschriebener Form zur Kenntniß der Gemeindeangehörigen gebracht werden. Alle öffentlich bemerkbaren Arbeiten sowohl als alle geräuschvollen Beschäftigungen werden an Sonn= und vorgenannten Festtagen jetzt,“ lautete die lakonische Antwort,„und ich wiederhole Dir, daß ich Tante Henrietten's großmüthiges Anerbieten ein= für allemal, und zwar auf das allerentschiedenste abzulehnen mich genöthigt sehe.“ „Dich genöthigt siehst!“ rief Graf Hartmann erbittert, „und ist es erlaubt nach dem Grunde dieser hartnäckigen Weigerung zu fragen?" „Der ist sehr einfach, ich habe diese Begünstigung der Tante nicht verdient, und es wäre höchst ungerecht, wenn ich zum Nachtheil ihrer übrigen Neffen und Nichten in so ungerechter Weise bevorzugt werden sollte.“ „Ungerecht!— ich weiß nicht, ob ich Dir darin zustimmen kann.“ entgegnete der Vater etwas besänftigter.„Jedenfalls ist es ein Act ihres eigenen, freien, unbeeinflußten Willens.— Uebrigens wird Dein Vermögen auch ohne diese Erbschaft, einst immerhin bedeutend genug sein. Es ist auch nicht die Nachricht des Dir zugedachten Reichthums, was mich so sehr erfreut hat, als die gute Meinung, welche die sonst so pedantische, menschenscheue, zurückhaltende Frau von Dir hegt. Beim Himmel, mein Junge, es will etwas heißen, der Großtante Herz gewonnen zu haben. Es gehört ein ganz besonderer ausdauernder, hochherziger Charakter dazu um dieses Ziel zu erreichen.— Sieh, darum freute mich der Brief so sehr, darum fühlte ich mich so stolz, so innerlich erhoben nach seinem Empfang. Denn Dein Ruhm ist der meine und wer Dich ehrt, ehrt auch mich.— Aber wenn Du nun das Anerbieten der Tante zurückweist, so wirst Du sie damit aufs tödtlichste beleidigen, während Du anderen Falls ihr sicher eine Freude bereiten und durch öftere Besuche ihren einsamen Lebensabend versüßen kannst.“ „Kein Wort mehr davon, Vater, ich bitte Dich. Für heute wenigstens, laß dieses Thema fallen,“ drängte der junge Mann, durch des alten Grafen warmes Lob womöglich noch finsterer und unzugänglicher geworden. „Du bist mir heute ein unbegreifliches Räthsel,“ grollte Graf Hartmann, und nahm verdrießlich seinen Platz in dem Schaukelstuhl wieder ein. Der Eintritt eines Dieners glättete jedoch augenblicklich die düstern Falten, sowohl auf der Stirn des Vaters als der des Sohnes. Beide huldigten dem Grundsatz der Dienerschaft gegenüber stets ein gelassenes Aeußere zu zeigen und derselben niemals Einblick in die inneren Verhältnisse zu gestatten. 20 „Herr Baron Ferdinand von Sondheim,“ meldete der Diener, „wünscht den Herrn Grafen Moriz zu sprechen.“ „Mich!“ fragte der junge Mann verwundert.„Sage ihm, er möchte mich in meiner Wohnung in der Residenz aufsuchen, ich bin hier selbst nur zu Gast.“ „Sehr wohl, Herr Graf,“ entgegnete der Lakai sich verneigend. Aber noch ehe er die Thüre wieder erreicht, stand Ferdinand von Sondheim bereits auf der Schwelle. (Fortsetzung folgt.) eines schönen Tages ihre Frauen aus und Allard mit der Frau wenn diese beiden Sountersagt u. s. w. In katholischen Landestheilen sollen am Allerheiligentage alle Amtsgeschäfte ruhen, während die von beiden christlichen Bekenntnissen oder einem derselben eigenen Feiertage besondere ortspolizeiliche Anordnungen ergehen sollen. Den Apothekern ist übrigens der Verkauf von Arzneimitteln jederzeit gestattet.“ * S t u t t g a r t, 5. J a n u a r. H i e r f o l g e n w i e d e r e i n i g e R e sultate der Stichwahlen zum Landtage: In Brackenheim unterlag dessen langjähriger Vertreter Finangrath Schneider dem Oeconomen R bert Winter mit 1693 gegen 2232 Stimmen. In Horb fiel rbenfalls der seitherige Abgeordnete Erath durch; derselbe gehört früher zur Volkspartei, die ihn auch gewählt hatte; seit einigen Jahren war er aber zur Regierungspartei übergegangen und ist nun von Einem aus dem Feld geschlagen, der mit dem Programm der Volkspartei vor die Wähler trat. Der neue Abgeordnete, Nußbaumer, erhielt 1811 Stimmen, während auf Erath nur 1019 fielen. In Rottweil fiegte bei der Stichwahl der katholische Candidat, Staatsanwalt Zimmierle, über den Nationalliberalen, Obertribunalrath Boscher mit einer Stimme Majorität. In Saulgau kum der bisherige demokratische Abgeordnete Meßmer gar nicht mehr zur Stichwahl; es handelte sich nur noch um katholische Landes= und Regierungs: partei. Der von letzterer aufgestellte Candidat, Rapp, blieb Sieger mit 2606 Stimmen über 1827, die auf seinen Gegner Walz fielen. 0 München, 5. Januar. Seit 1. October erscheint in Paris ein neues socialistisches Organ, die„Revolution" betitelt Diese„Revolution“ übertrifft an wildem Hasse gegen die christliche Gesellschaft alles bis jetzt Dagewesene, sie reiht sich würdig an an die Sprache der Hébert, Danton, Marat und Robespierre. Die Herausgeber sind bezeichnender Weise zwei Juden: Naquet, ein Franzose, und Hirsch, ein Deutscher. Naquet ist bekanntlich Senator und zwar der Rotheste unter den Rothen. Naquet ist ein heftiger Feind der Ehe und hat seine guten Gründe dazu. Er heirathete nämlich ursprünglich in Civilehe eine Katholikin. Nach einigen Jahren gewann er dagegen ein großes Interesse an der Frau seines Freundes Allard, während letzterem die Frau Naquet's immer mehr gefiel. Kur tauschten die beiden sauberen Freunde jetzt lebt Naquet mit der Frau Allard's, Naquet's. Es ist darum kein Wunder, cialisten so sehr für die freie Liebe schwärmen. Wir entnehmen diese Daten der letzten Nummer der in Amberg erscheinenden Wochenschrift:„Die sociale Frage im Lichte des Christenthums;, welche wir den Lesern de:„Deutschen Reichsztg.“ auf's Beste empfehlen können. Ueber den deutschen Mitarbeiter des französischen Journals:„La Revolution', über Herrn Hirsch, können wir aus eigener Erfahrung etwas mehr Licht verbreiten. Dieser Jude Hirsch machte sich kurzlich im„Vorwärts“ durch eine Erklärung gegen die„Magdeb. Ztg.“ bemerklich, wobei er zugeben mußte, daß er nicht bloß für socialistische, sondern auch für nationalliberale deutsche Blätter schreide, allerdings nur Feuilletonartikel, wie er einschränkend bemerkte! Es ist auffallend, daß Hirsch hinzusetzt, er stehe mit Erlaubniß der socialistischen Führer in dieser Verbindung mit nationalliberalen Zeitungen. Vor ungefähr—7 Jahren lebte dieser Jude Hirsch in München und war vorzugsweise für die„Frankfurter Ztg.“ thätig. Dabei suchte er, freilich vergebens, Fühlung mit den Patrioten und bot sich sogar einmal für die Redaction eines patriotischen Blattes an, wurde aber selbstverständlich sofort abgewiesen. Später tauchte er als Redacteur eines socialistischen Blattes in Crimnitzschau in Sachsen auf, bis er nach Paris flüchtete. Man kann an diesem Herrn Hirsch die Vielseitigkeit deutscher Journalisten bewundern. Herr Hirsch schreibt in Paris das wildeste socialistische Blatt, ist aber zu gleicher Zeit Mitarbeiter deutscher nationalliberaler Zeitungen, ja er wäre sogar fähig, ein patriotisches Blatt zu redigiren. Das ist so die rechte Art moderner Landsknechte.— Noch eine andere Thatsache ist zu, verzeichnen. An der Spitze der socialistischen Agitation stehen fast ausschließlich Juden. Der Pariser Naquet ist ein Jude, der Begründer und Leiter der Internationale in London, Karl Marx, welcher in seinem Werke:„Das Kapital“ den Socialismus wissenschaftlich zu begründen suchte, ist ein Jude, der begabteste deutsche socialistische Agitator, Lassalle, war ein Jude, zo Fränkel, das österreichische Mitglied der Pariser Commune, ist ein Jude, eben so ist der in der socialistischen Agitation Bayern's oft genannte Magistratsrath in Fürth, Gabriel Löwenstein, ein Jude. Bemerkenswerth ist auch, daß während der wildesten Excesse der Pariser Commune die Besitzungen des Pariser Rothschild unangetastet blieben. Die französischen Zeitungen meldeten dieses mit dem Zusatze, daß Rothschild sich seine Ruye durch eine Million Francs, welche er der Communeregierung zur Verfügung stellte, gesichert habe. Einer der letzten Nummern der Pariser„La Revolution“ entnehmen wir zur Kennzeichnung der rothen Bestrebungen dieses Blattes nur folgende Stelle: „Es ist nicht der Kopf Pius IX., noch der Abdul Hamid's, Victor Emanuels oder selbst Schylok's, welchen wir verlangen; die Köpfe aber, welche aus Dringlichkeitsgründen abgeschlagen werden müssen, sind diejenigen der Geistlichkeit, des Königthums und des Kapitals. Solange diese Köpfe nicht abgeschlagen sein werden, muß das Volk, d. h. neun Zehntel der Menschheit, auf die Wohlthaten der Wissenschaft, der Bildung, des Friedens, der Gleichheit, der Freiheit und Gemeinsamkeit, des Wohles auf das Recht der Arbeit, selbst auf das Recht des Lebens verzichten.“ Wir glauben, die Leser werden an dieser Sprachprobe schon genug haben. Es ist weit gekommen, wenn in der christlichen Gesellschaft eine solche freche Sprache geduldet werden kann! Freilich der jetzige Ministerpräsident in Frankreich, Jules Simon, ist ja selbst Jude und Mitglied der Internationale! Mac Mahon ist soeben darau, seinen Feinden von seiner eigenen Umgebung mit gebundenen Händen ausgeliefert zu werden! Holland. Wie der„Soerabaaya Courant unter'n 30. October meldet, ist in dem Zustand auf Celebes eine den Holländern günstige Wendung eingetreten. Dem hartnäckigen Insurgentenchef KraengBonto Bonto, wovon wir kürzlich Meldung machten, wurde durch Capitän Vis und unter Anführung des ersten Lieutenants der Cavallerie, Braß, der sich in diesem Treffen durch große Blavour auszeichnete, ein schwerer Schlag zugefügt, wobei zwei seiner Söhne und zwei Neffen: Patata Daeng Patanga und Serang Daeng Maroea gefangen genommen wurden, während Daeng Laloela sich in vollem Gefechte schwer„verwundet an Braß ergab. Es ist dies nach langjährigen Kämpfen der erste entscheidende Schlag gegen Kraeng=Bonto Bonto, und soll der selbe nach eingetroffenen Kundschafterberichten endlich ernstlich an seine Unterwersung denken, während einige seiner Anhänger sich bereits unterworfen haben. Euglund. * London,34. Januar. Ein Stück Idylle aus der Hochkirche: Bekanntlich bilden die sogenannten Ritualisten, die sich in ihren Ceremonien ziemlich nahe an die kath. Kirche anschließen, jetzt einen nicht zu verachtenden Theil der Anglikaner. Trotz der Maßregeln, welche auch von Seiten der seiner Wege gehen, in die Kirche werde er nicht kommen, worauf sich dann der Andere höflichst empfahl. Das Vorgefallene war die Ursache großer Störungen; denn diejenigen Pfarreingesessenen, welche der streng anglikanischen Richtung treu blieben, wollten ihre Stellung nicht so leichten Kaufes aufgeben. Am 31. Dec.(Sonnt.) war natürlich Gottesdienst und Rev. Tooth hielt denselben mit allen Ceremonien, die er den Katholiken abgesehen hatte. Er kam in Procession, mit Kreuz und Kerzen zum Altar, auf dem ebenfalls Kerzen brannten und Blumenvasen standen, und dichte Weihrauchwolken,(dem echten Anglikaner ein Abscheu, weil sie ihn an die„popisch Religion“ erinnern) füllten bald die Kirche. Als der Geistliche anstimmte, „Credo in unum Deum“ erhob sich eine laute Stimme aus der Menge: Es ist nichtswahr! Doch hielt man sich im allgemeinen noch ruhig und hörte Reverend Tooth an, der mit Alba und Stola bekleidet, eine kurze Anrede hielt, in der er die Seinigen aufmunterte, alle Unannehmlichkeiten, die ihnen bevorständen, geduldig zu er ertragen. Als aber im Verlauf der Ceremonien zur Austheilung der Communion(und zwar wiederum ganz nach Art der kath. Kirche) kam, erhoben sich stürmische Rufe: Werft den Verräther hinunter! Hinaus mit ihm! Dies war das Signal zu einem allgemeinen Aufruhr. Man gerieth sich sogar in die Haare und eine förmliche Keilerei begann an der Kirchenthür, während viele in der guten Absicht den Aufruhr zu stillen, auf die Bänke stiegen und durch ihr Zurufen nur noch den Lärm vermehrten. Gegenseitig versuchte man sich aus der Kirche hinaus zu drängen und hinaus zu werfen, bis schließlich die Ruhe wieder etwas hergestellt wurde dadurch, daß man die ärgsten Schreier unter den Anti=Toothianern glücklich an die Luft brachte. Doch blieben Hunderte von dieser Partei vor der Kirche stehen und suchten durch Geschrei und Geheul ihren Gefühlen Luft zu geben, und als Rev. Tooth nach Beendigung des Gottesdienstes die Kirche verließ, begrüßte man ihn mit Zurufen wie: Verräther, Ueberläufer, Römling, nieder mit ihm 2c. und nur der Polizei und seinen Begleitern hatte er zu verdanken, daß er mit heilen Gliedern nach Hause kam. Man ist gespannt, welche Stellung die engl. Regierung in diesem Falle nehmen wird. Amerika. Aus Brasilien kommt die Nachricht von dem feierlichen Empfange des Bischofs Vitalis bei seiner Rückkehr nach Pernambuco, achdem er wegen seiner Gefangenschaft und seiner Reise nach Rom drei Jahre abwesend war. Nicht blos waren alle Hauser geschmückt, nicht blos zogen ihm 20,000 Menschen entgegen und wurden ihm Blumen gestreut, mit Jubelrufen, Musik, Glockengeläute und Kanonendonner wurde er in seine Residenz geführt. Aber die Freimaurer sind wüthend. Als jüngst der Bischof von Rio de Janeiro predigte, wurde er zuerst durch Zischen, dann durch die Steinwürfe unterbrochen und genöthigt, die Kanzel zu verlassen! Asten. Ueber den jüngsten Aufstand in Japan meldet eine Depesche aus San Francisco:„Eine ernstliche Insurtection brach in den südlichen und westlichen Provinzen Japans aus, angestiftet von Moyebara, einem mißvergnügten Ex=Beamten der Regierung, und mehrere Städte und Dörfer wurden durch einen Handstreich genommen. Die Spitzen der Local= und Militärbehörden wurden meuchlings ermordet, die Telegraphenleitungen zerstört, und Tage lang herrschte die größte Verwirrung. Die Rebellen zählten etwa 2000 Mann. Es wurden 500 loyale Soldaten getödtet. Die Revolution brach am 24. October aus, aber schon am 6. November waren die Insurgenten völlig zersprengt und die Hauptverschwörer gefangen. Acht Rädelsführer sollen geköpft werden. Die Ruhe ist nun im Allgemeinen wieder her1c:.— * Die Todten des Jahres 1876. (Fortsetzung.) Oesterreich= Ungarn: Franz Deak, der ungarische Staatsmann (29. Januar); Feldzeugmeister Baron Jablonsky(1. Febr.); Graf L. Folliot de Creneville, General der Kavallerie(21. April); Fürst Alfred Windischgrätz, Feldmarschall=Lieutenaut und Mitglied des Herrenhauses (28. April); Graf Dominic Teleki, Director der ungarischen Akademie(1. Mai); Frhr. v. John, Feldzeugmeister und Chef des Generalstabs der Armee(25. Mai); Staatsrath Scherzenlechner, Sekretär des Kaisers Maximilian(22. Mai); Graf Radolf Apponyi, bis vor Kurzem Botschafter in Paris(2. Juni); der Feldzeugmeister Frhr. A. Pokorny von Fürstenschild(25. Mai); der Reichs=Finanzminister L. Fehr v. Holzgethan(12. Juni); Anton Alexander Graf v. Auersperg, als Dichter; bekannt unter dem Namen Anastasius Grüu(12. Sept.); Frhr. v. Testa, früher Gesandter in Athen(1. Oct.); A. Graf v. Prokesch=Osten, langjähriger Internuntius in Konstantinopel(26. Oct.). Portugal: der frühere Ministerpräsident Graf Sa da Bandeira(5. Jan.); der Herzog von Saldanha, Gesandter am Hof von St. James(21. Nov.). Rußland: Fürst Bagration, Gouverneur von Liev=, Esth= und Kurland(28. Jan.); Georg Samarin, wirklicher Geh. Staatsrath, periönlicher Freund des Kaisers Alexander, Nationalökonom und Schriftsteller(31. Marz); Admiral Newelsky, der einst das Amurgebiet unterwarf(Mai); General Korssakow, Kommandeur von Petersburg(13. Mai); v. Bork, Admiral und Hofmarschall des Großfürsten Wladimir(12. Juni); Michael Bakunin, der bekannte Revolutionär(1. Juli). Schweden und Norwegen: Oberstlieutenant Graf Hamilton, der einst bei der Absetzung Gustav IV. Adolf eine große Rolle gespielt(10. März); H. Ridderhold,; norwegischer Kultusminister(22. Juli); Graf Wrangel, Diplomat(2. Dec.). Schweiz: Fr. v. Rougemout, Staatsrath in Neuschatel, als Politiker und Schriftsteller bekannt(3. April). Serbien: I Schafarik, Senator und Prästdent der gelehrten Gesellschaft in Belgrad(20. Juli). Spanien: General Ramon Cabrera, der einst vielgenannte carlistisch= Parteigänger(29. Aug.). Türkei: Paul Musurus, ehemals Fürst von Samos und Staatsrath(29. Apcil); der Kriegsminister Hussein Aoui Pascha und der Minister des Aeußern Raschid Pascha, beide 16. Juni ermordet. Von den Männern, die in Kirche und Staat gewirkt, wenden wir uns nun zu denjenigen, die sich in den verschiedenen Gebieten der Wissenschaft einen Namen errungen haben. An Verlusten beklagen: Die Erdkunde: Theodor p. Heuglin, berühmter Afrikareisender(5. Nov.). Die Geschichte mit ihren Hilfswissenschaften: Den Italiener Marchese Lapponi(3. Febr.); I. Forster, den Biograph Dickens(1. Febr.); Franz Palacky, den böhmischen Geschichtsforscher und Haupt der czechischen Opposition(26. Mai); den ungarischen Geschichtsschreiber Fr. Szilagyi(21. Mai); Prof. Dr. Wuttke in Leipzig(14. Juni); Hofcath Dr. Ghillany, bairischen Geschichtsforscher(26. Juni); Heurik Mellia, schwedischen Historiker(2. Aug.); George Smith, den verdienten Erforscher Assyriens(19. Aug.); Kaplan Dr. Dornbusch, un die rheinische Localgeschichtsforschung verdient (29. Sept.); A. Bielowski, einen der bedeutendsten polnischen Historiker, Herausgeber der=Monumenta Poloniae bistorica:(12. Oct.); Prof. Dr. Walewski in Krakau, polnischen Historiker(4. Dec.). Die Mediein: Prof. Dr. Kirchner in Kiel(16, Januar); Prof. De. Andral in Paris (15, Febr.): Prof. Dr. Merkel, rein in Montabaur(26. März); den großherzoglich=sächsischen Oberschulrath Lauckhard(16. April); den würtembergischen Oberstudienrath v. Riecke(13. April); Gymnasialdirector Dr. Meinicke, durch seine geographische Schriften bekannt(26. August). Die Philologie, Linguistik und Alterthumskunde: den Orientalist Jul. v. Mohl in Paris(4. Jan.); Patin, Philolog und Literarhistoriker, ständiger Secretär der franz. Akademie(19. Febr.); den Alterthumsforscher Guigniaut, ständigen Secretär der französischen Academie der Inschriften(13. März); Prof. Hassan, Lehrer der neu arabischen Sprache an der orientalischen Academie in Wien(24. März); Prof. Save in Upsala, bedeutendsten skandinarischen Sprachforscher(März); Prof. Dr. Fiedler in Wesel, Alterthumsforscher (18. April); Prof. Dr. Lassen in Bonn, hervorragenden Kenner altindischer Sprachen und Literatur(9. Mai); Pros. Dr. Diez in Vonn, Kenner der provencalischen Sprache(29. Mai); Prof. Dr. Haug in München, einen um indische und persische Literatur hochverdienten Orientalisten (3. Juni); Prof. Dr. Petermann in Berlin, bedeutenden Orientalisten (10. Juni); I. Bosworth, Prof, der angelsächsischen Sprache in Oxford (Juni); Dr. Karl Simrock, Prof. der altdeutschen Literatur in Vonn (18. Juli); den berühmten englischen Orientalisten E. W. Lane(Aug); Prof. Dr. Rudolf Raumer in Erlangen(30. Aug.); Dr. F. Lebrecht in Berlin, bekannt auf dem Gebiet der talmudischen Philologie(1. Sept.); Prof. Dr. Gerlach in Basel(Oct.); Prof. Dr. Ritschl in Leipzig(9. Nov.); Prof. Dr. Köchly in Heidelberg(3. Dec.); Dr. Vollmer, den bekannten Germanisten(5. Dec.) Die Philosophie: den Prof Dr. Gruppe, ständigen Secretär der Academie der Künste in Berlin, zugleich Dichter und Alterthumsforscher(7. Jan.); M. Tissor, Prof. in Dijon, bekannt durch sein Werk über den Wahnsinn(Oct.) Die Rechts= und Staatswissenschaft: den Prof. Dr. Rüttimann in Zürich(10. Jan.); den sächsischen Geh. Justizrath und juristischen Schriftsteller Dr. Siebdrat(19. Jan.); Prof. Dr. Friedländer in 2 erlin(22. Jan.); Prof. Dr. Witte in Greifswald(26. Jan.); Dr. Johann Falke, Archivar am Hauptstaatsarchiv in Dresden, volkswirthschaftlichen Schriftsteller(2. März); Prof. Dr. Albrecht in Leipzig, berühmten Staatsrechtslehrer, einen der„Göttinger Sieben“(22. Mai). Die protest. Theologie Oberconfistorialrath Prof. Dr. Twesten in Berlin(8. Jan.); Pfarrer H. Lang in Zürich(13. Jan.); Oberconsistorialrath Dr. Bachmann in Berlin(26. Juli); Oberconfistorialrath Dr. Friedrich Heinrich Ranke in München 44. Sept.).(Forts. folgt. Nachrichten. * Köln, 3. Jan. Die„Köln. Ztg.“ that in ihrer ersten Januarnummer „Rückblicke auf das Jahr 1876“. In einem dieser Artikel schreibt sie über die Erfolge des Culturkampfes“:-Auf dem kirchlichen Gebiet war in der Culturkampfs=Gesetzgebung hinsichtlich der katholischen Kirche eine Pause eingetreten. Der preußische Landtag hatte noch— unter geringem Streit— ein Gesetz wegen Verwaltung des katholischen Diöcesanvermögens angenommen, das nur als fast selbstverständliche ffolgerung aus den im vorigen Jahre schon anderweit ausgeprägten Grundsätzen erscheint. Unterdessen nimmt aber die Vollziehung der neueren kirchen=politischen Gesetzgebung, namentlich der Maigesetze von 1873, ihren ruhigen Fortgang, wie freilich gleichfalls der Widerstand des Episkopats. In den ersten Wochen des Jahres schon(12. Januar) wurde das Amtsentsetzungsverfahren gegen den Erzbischof Paulus von Köln durch den Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten beschlossen(ausgesprochen wurde die Amtsentsetzung desselben am 28. Juni), und das Didcesan Vermögen zu Köln am 17. Juli staatlich in Beschlag genommen. Am 8. März schon erfolgte auch die Amtsentsetzung des Bischofs von Münster, Dr. Brinkmann. Allein in der katholischen Bevölkerung bleibt die Lage— wenigstens äußerlich— unverändert die alte. Die Massen der Gläubigen bleiben dem renitenten Klerus getreu. Wo in den Reihen der älteren und ruhigeren Geistlichkeit die friedliche Gesinnung vorwaltet, wird solchen Geistlichen, die mehr beruhigend als aufregend in ihren Gemeinden wirken, von der Regierung das entzogene Staatsgehalt ohne weitere Umstände gewährt; dann aber hetzen nicht selten fanatische Kapläne einen Theil der Gemeinde mit Erfolg auf gegen den friedfertigen Pfarrer und seine Anhänger in der Gemeinde als gegen„Abtrünnige" und„Staatskatholiken“, und es entstehen Ausschreitungen, gegen welche die Gerichte freilich einschreiten, jedoch ohne die widerwärdige Erscheinung genügend bannen zu können. Aeußerlich hervortretende Zeichen einer Abnahme der Streiter auf Seite des Klerus waren noch nicht zu beobachten, obgleich z. B. bei Gemeindewahlen— namentlich in den Städten— in diesem Jahr eine Abnahme der ultramontanen Stimmen gegenüber den liberalen, zumal in der ersten und zweiten Wählerelasse, mehrfach gemeldet und als Anzeichen einer im Stillen sich vollziehenden Besserung der Einsicht und Stimmung gerühmt wurde.: So die liberale„Kölnische Zig.“. Ihre Wahrnehrtungen über die Erfolge des„Culturkampfes“ werden gewissen Leuten wenig behagen. Den Trost, den das Blatt aus dem Resultate der Stadtrathswahlen schöpft, gönnen wir ihm; wissen wir ja doch, wo die eigentliche Ursache des Nichtflegens der Katholiken liegt. * Neuwied, 3. Jan. Am 27. v. M. wurde vor dem hieligen Kreisgericht gegen Herrn Kaplan F. aus K. verhandelt, der beschuldigt war, in Isenburg und in der vacanten Pfarrei Niederberg geistl che Amtshandlungen vorgenommen zu haben, ohne den Nachweis der Berechtigung hierzu führen zu können Der Beschuldigte führte laut der Cobl. Bzta.“ aus, daß er kraft seines geistlichen Amtes zur Vornahme sol her Ha lungen befugt und berechtigt sei, und daß, da erwiesener Maßen sei Thätigkeit sich auf einzelne Amtshandlungen beschränkt habe, von ei durch ihn übernommenen oder ausgeübten dauernden Amteverwa t: nicht die Rede sein könne. Er wurde freigesprochen. * L o b b e r i c h, 2. J a n. I n d e r N e u j a h r s n a c h t w u r d e e i n S c h w e i z der hier als Schlosser conditionirt, von drei oder vier dieser Messerhelden auf der Breyellerstraße angegriffen, mit einem schweren und horten Gegenstand zu Boden geschlagen und empfing dazu außerdem noch mehrere Stiche in die Brust und den Rücken, so wie einen tiefen Schnitt über den Kopf. Eine große Blutlache zeigte am andern Morgen die Stelle dieser Meuchelei. Die Thäter sind bekannt und verhaftet, nachdem der Hauptmatador noch einen Fluchtversuch gemacht hatte.— Gestern Abend gegen 5 Uhr spielte sich ein ähnliches Drama auf der andern Seite des Ortes am Bahnhofe ab. Hier wurde ganz unvermittelt eine schon ältere Person sehr bedeutend durch Schnitte und Stiche verwundet. Der Thäter wird zwar auch hier genannt, ist aber bis jetzt noch nicht arretirt. letzungen sollen lebensgefährlich sein. Berlin, 5. Januar. Einer soeben einzegangenen brieflichen zufolge sind die von Sr. Majestät Schiff„Hertha“ ausgeschifften der Heimath instradirten Seekadetten am 10. November in Sidtroffen und haben von dort aus die Heimreise fortgesetzt. Leipzig. 5. Jan. Der bekannte Sanskritforscher, Professor Hermann Leide VerNachricht und nach ney eingevon Seiten der engl. Regierung getroffen wurden,(durch den Public Worship Regula: tion Aothenimmt die ritualistische Bewegung stets größere Aus:##&am.#rh: Prz#re#gie dehnung an und ruft manche Aufregung hervox. Emn Despiel Wen Alar# 46 rizen ungell aus der leten, Tagen, müge zur,gpstustration ,dienen.„Bg. Proi. Salar Hatcham(anglik. Didzese nochester) hat sich der„Minister“ Rev. Tooth der ritualistischen Richtung angeschlosseno#s Ein großer Theil seiner Gemeinde, darunter auch der Kirchenvorstand.(the churchwardens) standen auf seine Seite. Der Bischof, von Rochester gloubte dazu nicht schweigen zu dürfen, sondern tadelte das Vorgehen des Ministers und als dies nicht half, sandt###er einen anderen Geistlichen, der an der Stelle des Rev. Tooth Gottesdienst halten sollte. Rev, Tooth erwartet in Mitte seiner Anhänger an der Kirchenthür seinen Stellvertreter, frugt ihn, ob er vom Bischof gesendet sei, und auf die bejahende Antwort hin erklärt er ihm rund heraus, er möge (13. Fehr.); Prof. 2r. Steiner in Peag. 119. Jeot,) P bekannten Specialist für die Kehlkopfscrankheiten(1. Apcil); Dr. H. Letheby, eine englische Autorität in gerichtlicher Mediein(März); Gey. Medickyal=Rath Pros. Dr. Traube, einen der ersten Kliniker unserer Zeit t(11. April); den Obermedicinalrath v. Riecke in Stuttgart, früher Prof. in Tüpingen(26, April); Prof. Dr. Ederhard Richter in Dresden(24. Mai); Dr. Richter, vormals Generglarzt des 8. Armeecoxps(26. Mat); den Generalstabzarzt Dr. L, Stromeyer(15. Juni); Dr. v. Chelins, Prof. der Chirurgie und Augenheilkunde in Heidelberg(17. Aug.); Prof. De. Sirton, herühmter Operateur in Heidelberg(29: Auz.). Die Nakurwissenschaften: R. King, Gründer der englischen erhnel. Gesell: schaft, Nordvolxeisender(II. Febr.); den Zeolog De. Redtenbacher in ); Prof. Angelin, patäontologe in Stockholm(13.8 vr.): Pr., Jclard, Shemiter, Entdecker des Bcom(Micz); v. Boldorth. zussi icher Paläontolog(März); den Zoolog Prof. Dr. Buchholz in Greifswald(17. April); Dr. Küster, Verfasser des dekannten Buchs(über Konchyllenkunde(17, April); Prof. Dr. Ehrenberg in Berlin(37= Juiz; R. Effeldk, verühinten Amphibiolog in Berlin(39. April); Franz Foetterle, Chefgeolog und Vicedirector der geologischen Reichsanstalt in Wien (5. Sepf.); den Geolog Suint=Clair=Deville, Prof. am College de Frauce (11. Oct)4 den Geolog Prof. De. Frhr. v. Waltershausen in Göttungen; Hofrath Dr. K. Jelinek, Director den Centealanstalt für Meteorologie (19. Oct.); den Zoolog Prof. Dr. Eichwald in Petersburg(Kov.); Geh. Rath v. Baer in Dorpat(28. Nov.). Die Pädagogik: den Shuldirector Oltrogze in Oldeuburz(17. Jau.); Scholdirector Gastar Nieritz in Dresden(16. Febr.); Dr. theol. Fird. Ranke, Directo: des FriedrichWilhelmi=Gymnastums in Berlin(29. Miez); den Seminardirector KehBrockhaus, ist heute Vormittag, 71 Jahre alt, an Lungenentzündung gestorben. Newyork, 4. Jan. Banderbilt ist gestorben. Eingesandt. Das seit October v. J. in unseren Schulen für die Mittelstufe eingeführte Lesebuch liegt uns in„fünfter, verbesserter“ Auflage vor. Wie sehr wir wünschen, von diesem Lesebuche eine verbesserte Auflage in den Hünden der Schüler zu sehen, so ist es doch etwas Mißliches in der hule, eine verbefserte Auflage neben einer unverbesserten zu haben. Erstere kann so lange keine Berücksichtigung finden, bis die Mehrzahl der Schüler im Besitze derselben ist. Dahin zu gelangen, wird wohl eine geraume Zeit nothwendig sein, weil jedes Kind, auch sogar die Oberstufe, mit diesem Buche nunmehr versehen ist; ein Schulvuch erbt sich, zumal auf dem Lande, von Kind zu Kind, und eher wird die Ausgabe für ein neues Bay nicht bewilligt, bis die dringendste Noth es erWas ist aber non einem so lunge verheißenen Schulbuche zu halten, das ungeachtet des Lodes jenes Schulmannes in der„Kölner Zeitung" nun doch sich eine Verbefferung gefallen lissen muß! Die Verbesserungen sind dreifacher Art: Lesestücke sind durch andere ersetzt, die Schreibweise ist einheitlicher und wenigstens ein Fehler gegen die Logik ist verbessert. Acht Lesestücke fielen aus, zehn neue traten an ihre Stelle, doch suchte man Seitenzahl und Nummer der Lesestücke möglichst den frühern Auflagen entsprechend beizubehalten. Die acht Stücke gehörten mit Ausnahme:„die Ceder“ auch wirklich zu denen, die allseitig anzegriffen wurden; es sind folgende:„ Hand wächst aus dem Grab.“„Traue, schaue, wem,“„die Rübe im Schwarzwald,“„im Aehrenfeld,“„die Ceder,“„das Füchslein.“ List des Fuhses" und„der alte Ziethen als Hexenmeister.“ Das Lesestück die Geder“ hat sich als Fremdling unter die Gruere: „Flur und Wald“ verirrt. om nmmale##in stim ur Wenn es mit der Orthographie besser denn früher aussieht, so finden wir auffallender Weise: Chalif und Kalif,„in acht" und„in Acht;“ Turm und Wirt fted ohne„h“ geschrieben, während sonst dem„h“ sein bisheriges Recht eingeräumt wird. Seite 5 hieß tes bisher:„Man hat durüber unter andern zwei Erzählungen, von denen die urste Nachahmung und die zweite große Beherzigung verdient.“: Doch war im Folgenden nur ein Beispiel angegeben; jetzt heißt es doch richtig:„Man hat darüber eine Erzählung, die Nachahmung verdieat.“ Dagegen blieb gleich der frühern Ausgabe also stehen:„die Aehren waren voll Körner, und die Körner waren voll Mehl, und sie waren beinahe reif,“ und evenso dieses Muster:„Diejenigen, welche, als er begann, Kinder waren, konnten" u. s. w. Von dem Vielen, das unserm Lesebuche zum Gedeihen des Unterrichtes im Deutschen Noth thut, ist ein gar Geringes geschehen, und dieses schwindet bei der großen Mangelhaftigkeit des Ganzen und zumal jetzt erst recht, da das Buch bereits in den Hünden der Kinder ist.