Das Gegenwart täglich und kostet für drei Ronate inkl. Stempel 1 Thlr. 5 Sgr., durch die Pos 1 Thlr. 10 Sgr. 25. Februar. 1861. Inserate finden durch das Echo der Gegenwart die allgemeinste Verbreitung; die Zeile oder deren Raum wird mit 1 Sgr. berechnet. Monlag. Nr. 56. Rundschau. Aachen, 24. Februcr. Wenn man annehmen darf, daß die Grundsave, welche die offiziösen französischen Blätter, das„Pays“ und die„Patrie“ über die römische Frage jetzt aufstellen, ihren Grund in irgend einer offiziellen Mittheilung haben,— eine Ansicht, welche in Paris ganz allgemein verbreitet ist, wo als diese Quelle der Kaiser selbst bezeichnet wird,— wenn man dies als wahr annehmen kann, so scheint entlich die römische Frage auf den Standpunkt gestellt zu sein, von wo aus sie auch nur allein beurtheilt und entschieden werden kann. Diese Blätter führen nämlich beide an: daß die Entscheidung dieser Frage lediglich von dem heiligen Vater, den katholischen Mächten und Italien auszehen kann, und dies ist auch das einzig Richtige. Die Kirchenstaaten, wie wir dies immer behauptet haben, gehören nicht einer Dynastie, denn der Papst repräsentirt keine Dynastie, sie gehören der katholischen Welt, denn diese repräsentirt der Papst. Niemand, selbst die italienischen Blätter, haben jemals einem italienischen Fürsten das Recht bestritten, seine Krone zu vertheidigen, gerade wie sie dem Volke das Recht bewilligt haben, sle ihm zu nehmen, wenn er ihnen nicht mehr gefiel, Toscana, Parma, Modena, Neapel sind Piemont, oder wenn man es einmal so nennen will, Italien annektirt, weil ihre Fürsten zu schwach waren, ihre Länder zu vertheidigen. Die Kirchenstaaten sind bis jetzt von denen, denen sie gehören, von der katholischen Welt, noch nicht vertheidigt worden. Wenn diese ihr Recht geltend machen, so sind sie eben in ihrem Rechte und Niehand anders hat sich einzumischen. Auch nach den neuen völkerrechtlichen Grundsätzen haben ja die Völker erst danz ein Recht, wenn sie die Macht haben, ihr Recht zu schützen; gelingt es dem neuen Italien, dem ganzen Katholizismus seine Läubereien zu entreißen, ist dieser zu schwach, sie zu vertheidigen, oder zu engherzig, sie vertheidigen zu wollen, dann erst würde, nach dem neuen Nicht=Interventionsprinzip keine andere, nicht katholische Macht auch sich nicht einmischen dürfen, mag das Resuktat sein, welches es will. Partei sind also nur die katholischen Staaten für ihr kirchliches Oberhaupt, den Papst, auf der einen, und Italien, welches ihnen ihre Besitzungen nehmen will, auf der anderen Seite. Zwischen diesen beiden Parteien muß, in Ermangelung der Güte, das Schwert entscheiden; keine andere Macht ist dabei betheiligt. Wie aber diese Entscheidung ausfallen wird, darüber findet wohl kein Zweifel statt, und daß, wenn einmal 200 Millionen Kathotiken ernstlich wollen, keine andere Macht auch nur den Versuch machen wird, diesen Willen umstoßen zu wollen, das wird auch Niemand bezweifeln.— Das„Pays“ und die „Patrie“ dementiren auch die von mehreren italienischen Blättern mitgetheilte Nachricht, daß bei den in Rom wegen der Uebergabe von Gaeta stattgehabten Demonstrationen sich auch französische Offiziere betheiligt hätten.— In den französischen Kammern wird die Adresse in der nächsten Woche vorgelegt werden; wie es heißt, im Senat am Montag, in der Legislative am Donnerstag. Nach Allem, was man vernommen hat, wird sie in beiden Versammlungen sich entschieden für die Rechte des heiligen Vaters aussprechen.— Admiral Persano hat die Blockade von Messina bekannt gemacht.— Herr Mancini hat noch im letzten Augenblick seiner Macht als Statthalter von Neapel der piemontesischen Regierung eine sehr große Verlegenheit bereitet, indem er die Einführung mehrerer piemontesischen Gesetze vom Juli ab publizirt hat. Diese Maßregel, namentlich die Einführung der piemontesischen Strafgesetzgebung und die Bestimmungen über die kirchlichen Güter, hat eine große Aufregung in der Bevölkerung hervorgerufen. Briefe aus Paris melden, ganz in Widerspruch mit allen bisherigen Nachtichten, daß Abbe Maret sich entschieden weigere, seine Rechte aus seiner Ernennung zum Bischof von Vannes aufzugeben. — Msgr. Morlot, Erzbischof von Paris, soll sich bereit erklärt haben, seine Stelle als Mitglied des Staatsraths und als Großalmosenier von Frankreich niederzulegen, jedoch unter der Bedingung, daß er zugleich seine Stelle als Erzbischof von Paris aufgeben wolle. Lord John Russell hat auf eine Interpellation von Lord Howard die Strenge der piemontesischen Behörden gegen die Insurgenten in den Abruzzen mit sehr großer Lebendigkeit vertheidigt, weil, wie ihm der sardinische Minister mitgetheilt habe(), die Insurgenten an mehreren Personen die grausamsten Morde verübt hätten. Die piemontesische Regierung habe also vollkommen Recht gehabt, diese Menschen, sowie sie deren habhaft geworden, erschießen zu lassen, „denn Grausamkeiten dieser Art könnten nicht nach den gewöhnlichen Gesetzen des Kriminalrechts bestraft werden.“— Wir möchten wohl von dem edlen Lord die Gründe hören, weshalb er für die Tausende in Syrien gemordeten Christen nicht eben so zart und menschlich fühlt, und weshalb er noch jetzt der Verlängerung der französischen Okkupation in Syrien alle möglichen Hindernisse in den Weg legt, obgleich er, nicht daran zweifelt, daß die Abreise der französischen Truppen dort das Signal zu neuen Massacres sein würde. Uebrigens hat England den Plan, seinerseits ebenfalls ein Truppenkorps nach dem Libanon zu schicken, aufgegeben, weil es keine anderen dazu disponiblen Truppen hat, als die aus China zurückkehrenden, und diese würden doch viel zu spät ankommen. Nachrichten aus Paris melden eine ganz außerordentliche Aufregung in dem russischen und auch in dem preußischen Polen. Die Zahl der politisch Verhafteten in Warschau soll sich auf über 50 belaufen, und wird unter diesen namentlich Herr Sikaska, Professor am dortigen Adeleinstitut, genannt. Von Beyruth wird gemeldet, daß jetzt davon die Rede ist, statt Fuad Pascha küpftig einem türkischen Pescha, der aber ein Cheiß sti# soll, die Verwaltung von Shrien zu übertragen. Berlin, 24. Febr. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Notar Justizrath Goeschel zu Langensalza den Rothen Adler=Orden dritter Klasse mit der Schleife, und dem Kreisgerichts=Rath Wuennich zu Egeln im Kreise Wanzleben den Rothen Adler=Orden vierter Klasse zu verleihen. — Ihre Majestät die Königin Auguste hat sechs Damen Allerhöchstihr Porträt in BrillantEinfassung mit der Berechtigung verliehen, dasselbe bei feierlichen Gelegenheiten an der linken Schulter zu tragen. — Die Nachricht, daß Sterbethaler mit dem Bildnisse König Friedrich Wilhelms IV. geprägt werden sollten, ist mehrfach verbreitet und wieder dementirt worden. Trotzdem ist dieselbe durchaus richtig und liegen diese Thaler, im Ganzen 3000 Stück, bereits seit längerer Zeit fertig da. Dieselben tragen dät gewöhnliche Gepräge mit dem Bildnisse des verewigten Königs und die Jahreszahl 1861. Sie sollen jetzt demnächst ausgegeben werden, und zwar zu gleicher Zeit mit den neuen Thalern, welche das Bildniß Sr. Majestät des Königs Wilhelm I. zeigen. — Als Kuriosum verdient eine aus Pommern bei dem Herrenhause eingegangene Petition erwähnt zu werden, welche beantragt:„Begründung von Kolonien, wo unter geeigneter polizeilicher, selbst militärischer Verfassung heimathlose Menschen ihr festes Asyl erhalten und ihren Heerd begründen können, und die dadurch vorerst entstehenden Kosten durch ihre Exsstenzbegründung selbst zu tragen gezwungen werden.“ Motivirt wird der Antrag wörtlich dadurch: „daß die Zahl der Heimathlesen seit dem Offenbarungsjahre der Bosheit(1848) in so bedauerlichem Maße zugenommen habe, daß dem Lande dadurch bereits jetzt im Frieden, namentlich aber bei etwa ausbrechendem Kriege, eine anders kaum zu bewältigende Gefahr erwachse.“ Als „Heimathlose“ werden unter Anderm spezifizirt: Zigeunerbanden, hausirende Juden, Rattenfänger, Savoyarden u. s. w. Die Petitionskommission des Herrenhauses empfiehlt zwar schließlich, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen, doch ist es im Uebrigen unverkennbar, daß die Petition ihrem sonderbaren Inhalte gegenüber sehr rücksichtsvoll behandelt wird. — Der Kultusminister hat unterm 5. d. M. folgende Verfügung an eine Bezirks=Regierung erlassen: Auf den Bericht vom... erwiedere ich der Königl. Regierung, daß nach den bestehenden Gesetzen, insbesondere nach§. 11 des Ediktes vom 11. März 1812,§§. 1 und 4 des Gesetzes vom 23. Juli 1847 und§. 54 der allgemeinen Gewerbe=Ordnung vom 17. Jan. 1845, denjenigen Juden, welche die formelle Qualisikation als Apotheker erworben haben, der selbstständige Betrieb, bez. die Verwaltung einer Apotheke hicht versagt werden darf. Landtags=Verhandlungen. Herrenhaus. Berlin, 23. Februar. 9. Sitzung. Eröffnung 12¼ Uhr. Präsident: Prinz Hohenlohe; am Ministertisch: v. d. Heydt, Freiherr v. Patow, Graf Schwerin, Graf Pückler, ein Regierungs=Kommissär. Graf Solms=Sonnenwalde ist eingetreten und wird vom Präsidenten begrüßt.— Das Haus erhebt sich zu Ehren des verstorbenen Mitlieds Generol=Lieutenant v. Wulffen, Der Gesetzentwurf wegen Abanderung des Vereins=Zolltarifs wird ohne Diskussion angenommen. Zweiter Gegenstand ist der Bericht der Finanzkommission über den Gesetzentwurf wegen Ermäßigung der Rheinzölle. Zux General=Diskussion nehmen das Wort der Berichterstatter v. Rabe, die Herren Camphausen(Köln und Berlin), Graf Hoverden und Finanzminister Frhr. v. Patow. Die Kommisston beantragt im Allgemeinen Genehmigung des Gesetzes, aber aus konstitutionellen Gründen Streithung des§. 2, wodurch dem Finanzminister die Berechtigung ertheiltwird, für einzelne Artikel weitere Ermäßigungen eintreten zu lassen. Der Antrag auf Streichung erregt eine längere Debatte. Schließlich wird von der Streichung abgestanden und der Parsgraph in der Regierungsvorlage in namentlicher Abstimmung angenommen. 9 Nachen, 23. Febr. Da die„Kölnische Zeitung“ und andere sogenannte Uiberale Blätter die Bedeutung des Vincke'schen Amendements in den Himmel zu erheben und dabei ganz falsch zu interpretiren bemüht sind(sieht„Költ. Big.“ Nr. 53 vom 22. Febr.,*Berlm, 20. Febr.) so wollen wir diese Bedeutung noch einmal festzustellen suchen. Die wichtigste Frage für Preußens auswärtige Politik ist:„Soll Preußen Oesterreich, wenn es angegriffen wird, im Slich lassen oder nicht, oder— was gleichbedeutend ist— soll Preußen den Umsturzbestrebungen, wie sie in Italien sich jetzt jeden Tag mehr und mehr bewähren, entgegentreten, oder sich mit der Revolution verbünden? Diese Frage wird von dem preußischen Volke von einem Ende des Königreichs bis zum anderen in ganz überwiegender Mehrheit sehr nachdrücklich verneint. Das Haus der Abgeordneten hat der öffentlichen Meinung Preußens bereits einen ganz unverkennbaren Ausdruck gegeben, indem es das Amendement Stavenhagen, welches Preußen mit Beseitigung Oesterreichs an die Spitze Deutschlands stellen wollte, verwarf; die Adreß=Kommission hat ein Gleiches ausgesprochen, indem sie in der Adresse sagte: Das Blut von Preußens und Deutschlands Söhnen gehöre nur,— (also auch) nationalen(deutschen) Interessen.— Die Bedeutung dieser Stelle ist überall und auch in Wien richtig verstanden worden, und die Verwerfung des Stavenhagen'schen Amendements ist der Kommentar zu dem Text. Wir wissen jetzt authentisch, daß das preußische Volk nicht die geringste Lust in sich verspürt, den kralientschen Umsturzbestrebungen Vorschub zu leisten; wir wissen jetzt authentisch, daß das preußische Volk sich durch die Sophismen, daß Italien in einem Kriege mit Oesterreich deutsches Gebiet aus strategischen Rücksichten werde betreten müssen, nicht irre leiten läßt; wir wissen jetzt authentisch, daß das preußische Volk nicht geneigt ist, Triest als zu Italien gehörig anerkennen zu wollen; wir wissen, durch die Verwerfung des Amendements der Polen, daß das preußische Volk nicht geneigt ist, das Prinzip der Nationalität als das vor allen anderen berechtigte allein anzuerkennen, denn als Nation haben die Polen gewiß dieselben Ansprüche, wie die Italiener, die nie eine Nation gewesen sind; wir wissen jetzt authentisch aus dem Munde unseres Königs selbst, daß er gar keine Bedeutung auf das Vincke'sche Amendement legt, daß dies ohne den geringsten Einfluß auf seine Politik sein und bleiben wird, und diese Ansicht hat das preußische Volk in seiner unendlichen Mehrheit auch. Das Amendement Vincke hat gar keine Bedeutung; es hat von sich reden gemacht und das ist das Meiste, was man darüber sagen kann. Die Athenienser redeten auch darüber, als Alcibiades seinem schönen Hunde den Schweif abschlagen ließ. Es hat eine Majorität erhalten, weil die Minister nicht mithestimmt haben und weil die polnische Fraktion dafür stimmen mußte, weil sie sonst prinzipiell schon im Voraus ihr eigenes Amendement verworfen haben würde. Dieses Amendement hat also nicht das Verdienst, die zarte Fassung, in welcher der preußische Landtag die Meinung des Volkes ausgesprochen, verstärkt, und dieser einen derberen, ganz Europa in die Augen fallenden Ausdruck hinzugefügt zu haben; es hat nur das Glück gehabt, als eine nichtssagende Redensart, aus dem Grundsatz superflua non nocent zum Kammerbeschluß erhoben zu sein, und es hat den Nachtheil, in den Händen von Sophisten als Basis von Sentenzen dienen zu können, die geeignet sind, den gesunden Volkssinn zu verwirren. Münster, 21. Febr. Bekanntlich machte im verflossenen Sommer ein Erkenntniß des hiesigen Königl. Appellations=Gerichts in der Presse große Sensation. Durch dasselbe wurde der Antrag eines Adeligen, der eine Nichtadelige geheirathet hatte, auf Ungültigkeits=Erklärung dieser Ehe wegen der Standesunterschiede, auf Grund der Verfassung zurückgewiesen. Der Ehemann, dem es übrigens, wie es heißt, nur um die väterliche Erbschaft zu thun ist— sein Vater hat ihn enterbt, weil er nicht standesgemäß und ohne seine Einwilligung geheirathet hatte;— hatte gegen das beregte Erkenntniß die Nichtigkeits=Beschwerde eingelegt. Diese ist jedoch, dem Vernehmen nach, vom Königl. OberTribunal verworfen worden. Man darf mit Recht auf die Begründung dieses Urtheils gespannt sein, da der höchste Gerichtshof in früheren Fällen dem Staatsgrundgesetze nicht eine solche Bedeutung beigelegt hat. Der Faschingstriumph der rothen Gebrüder Nürnberger„Anzeiger und Kurier war vollkommen. Sie yaben nicht umsonst gearbeiter; der Same, den sie alle Tage in die Gassen streuen, ist herrlich in's Kraut geschossen. Dank ihren Bemühungen sind die Nürnberger Bildungs= und Toleranzbegriffe bereits so weit der Civilisation vorausgeschritten, daß Nürnberg sich den Ruhm sichern konnte, die erste und einzige deutsche Stadt zu sein, welche den Papst, katholische Glaubenssätze, Gebräuche und Institute öffentlich dem Hohn des Gassenpublikums preisgibt.(Siehelvorgestern.) Es leben nun zwar circa 5000 Katholiken in Nürnberg und Allen von ihnen, welche sich ihres Glaubens nicht schämen, war über die widerfahrene Verhöhnung dessen, was ihnen unendlich heilig und ehrwürdig ist, so weh um's Herz, daß, als in der Aschermittwochspredigt der Mummenschanz nur angedeutet wurde, fast kein Auge thränenleer blieb. Aber was kümmert das die Nürnberger, welche sich ihr Aufklärungslicht von der Schwefelbande aufzünden lassen! Warum hängen auch die 5000„Ultramontaue“ noch an Personen und Instituten, welche Anzeiger und Kurier längst als„Schlupfwinkel der Unsittlichkeit, als Münzstätten des Volksbetrugs und des Aberglaubens, als Eulennester 2c.“ tagtäglich prangern! Was Wunder auch, wenn solche Toleranz= und Bildungsbegriffe in Nürnberg Gassentriumphe feiern. Wer die alltägliche Geisteskost des Nürnberger Mobs betrachtet, findet an dem Nürnberger Mummenschanz nichts, als die nothwendigen Folgen einer rastlos thätigen Wühlerarbeit. Darüber vermögen wir uns nicht zu verwundern, aber das ist uns vollkommen unbegreiflich, wie die betreffenden Behörden unthätig zusehen konnten, als Nürnberg durch ein Schandstück sich brandmarken ließ, welches nirgendwo möglich ist und möglich sein wird, so lange Anstand und Bildung, geschweige denn Toleranz, mehr als lügnerische Phrasen sind. Wäre die katholische Kirche in Bayern auch nur geduldet, so wäre es Sache des K. Stadtkommissärs gewesen, die Ueberzeugung von Staatsbürgern nicht so frech verhöhnen zu lassen. Oder sind die 5000 Katholiken Nürnbergs nicht ebenso gute Staatsbürger wie ihre andersgläubigen Brüder? Wozu der wahrlich nicht wohlfeile Staatsschutz für die katholische Kirche, wenn sie unbehelligt in ärgster Weise verhöhnt werden darf? Wir fragen abermals mit dem Volksboten: „Wo war der Königliche Stadtkommissär“, als der Nürnberger Mummenschanz*) die Institutionen der katholischen Kirche als eine betrügerische und liederliche Wirthschaft öffentlich verhöhnte? Auch in Augsburg führte eine gewisse Gesellschaft Aehnliches im Schild, aber die K. Behörden hatten andere Ansichten von Witz und Harmlosigkeit, als man sie in Nürnberg zur Schau trug. München, 19. Febr. Ein jüngst erschienenes Ministerial=Reskript bezüglich der Gleichstellung der Israeliten mit den christlichen Staatsbürgern Bayerns in gewerblicher Beziehung hat bereits praktische Anwendung gefunden. Der hiesige Magistrat entschied in heutiger Sitzung, daß den Gesuchen von zwei Israeliten, von denen Einer eine Priechler=Gerechtsame kaufte und der Andere eine Schneider=Gerechtsame pachtete, ohne sich ansässig zu machen, um Bewilligung zur Ausübung dieser„Rechte“. kein Hinderniß mehr entgegenstehe. Bisher durften nämlich die Israeliten nur dann ein Gewerbe ausüben, wenn sie vorher die Ansässigmachung, resp. die Aufnahme in die Judenmatrikel, erlangt hatten. Jetzt sind sie nur mehr von Brau= und Wirthsgewerben gänz ausgeschlossen. Wien, 20. Febr. F3M. Ritter v. Benedek soll hier die Eventualität erörtert haben, die einzutreten hätte, wenn die bereits jetzt schon unerträglich gewordenen Neckereien an der piemontesischen Grenze, die systematisch durchgeführten Provokationen eine längere Bewahrung des Friedens unmöglich machen, wenn dadurch nicht der moralische Halt unserer Truppen gänzlich zerstört und ihr soldatisches Selbstgefühl ertödtet werden soll. Es wurde, wie es gerüchtweise heißt, in Vorschlag gebracht, in diesem äußersten und wahrscheinlich unvermeidlichen Falle aggressiv vorzugehen und rasch zu handeln. Während in Wien eine Erklärung an alle europäische Regierungen und ein Manifest an das Land erlassen würde, in welchem die Nothwendigkeit einer Bestrafung des piemontesischen Uebermuthes, wenn Oesterreich nicht seine Stellung als Großmacht aufgeben wolle, auseinander gesetzt wird, soll Benedek rasch die Piemontesen züchtigen und die Waffenehre wieder herstellen, dann aber, nachdem Piemont Garantien seines weiteren Wohlverhaltens gegeben, wieder auf österreichisches Gebiet zurückkehren. Das Zirkularschreiben an die Mächte sewohl als auch die Proklamation an die Oesterreicher würde, so erzählt man sich, auf das Nach*) Der N. A. wittert bereits Kritikaster des Nürnberger Witzes und glaubt sie mit der geistvollen Erklärung abgefertigt zu haben: die Grenzen eines Karnevalfestes dürfen nicht die gewöhnlichen(Bildung und Austand) sein: das Volk wolle auch das Jahr einmal einen Tag haben, an dem es sich etwas herausnehmen darf. Der„Anzeigern veröffentlicht die„Edlen“, welche das Faschingsfest arrangirt haben. Es sind die Herren Komite=Mitglieder: Wegerle, Birkner, Durbau, Drost, Reck, Richter, Dr. Engelbrecht, Lösch, Döderlein, Günther, Rau, Schmidt und Städtler. drücklichste betonen, daß man in Wien unbedingt an den bestehenden Verträgen festhalten und namentlich auch den Züricher Friedensvertrag unter allen Eventualitäten aufrecht zu erhalten gedenke; daß man nicht in Jialien irgend eine die augenblicklichen Verhältnisse ändernde Gebietsmodisikation erzielen, sondern lediglich Piemout zwingen wolle, in seinen nachbarlichen Beziehungen jene Rücksichten zu beobachten, welche zwei aneinander grenzende Staaten im Frieden überhaupt zu berücksichtigen haben. Turin, 16. Februar. Die Regierung des Königs Ehrenmannes hat ihren Völkern wieder ein ihrer Prinzipien und ihres Charakters würdiges Schauspiel gegeben und eine wahre Priesterhetze in Szene gesetzt. Bloß in den getreuen Stadt Turin wurden im Laufe von zwei Togen nicht weniger als 17 Priester verhaftet und in's Gefängniß geworfen, aus dem ganz einfachen Grunde, weil dieselben gegen die Einführung der Civilehe gesprochen und selbe als unmoralisch bezeichnet hatten. Ob sich die Geistlichkeit hierdurch von der Ausübung ihrer Pflichten abhalten läßt, beweist beispielsweise der Umstand, daß am Aschermittwoch ein hier allgemein gekannter und geachteter Kanzelredner sich in den schönsten Worten über die Immoralität der Regierung und die Verbreitung der Gottlosigkeit ausließ, er schloß seine Rede mit folgenden, höchst charakteristischen Worten:„Fliehet, o Gläubige, die Feinde, sowie unsere Krieger bei Novara vor den österreichischen Schaaren flohen, vor welchen sie so eilig entwichen, daß sie Gott weiß wo erst Halt gemacht hätten, wenn der Monte rosso ihrer weiteren Flucht nicht ein Hinderniß in den Weg gelegt haben würde.“ Daß der kühne Redner seine Sprache mit dem Verluste seiner Freiheit bezahlte, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden, denn kaum hatte derselbe die Kanzel verlassen, so wurde er bereits durch Karabinieri in Empfang genommen und in sicheren Gewahrsam gebracht. — Lamarmora ist vorgestern von seiner Berliner Mission zurückgekehrt und hat dem Grafen Cavour Bericht über das Resultat derselben erstattet. Derselbe erklärt s Jedermann, der es wissen will, offen, daß er zwar sehr höflich, aber äußerst kühl empfangen worden, und daß man sich keinen Illusionen über Sympathien Preußens für Italien hingeben dürfe. In merkwürdigem Einklange mit ihren Friedensversicherungen beeilt sich die piemontesische Regierung, ihre Militär=Urlauber und sogar die Reserve einzuberufen, und hat Mitte März als den letzten Einrückungs=Termin bezeichnet. Aus verschiedenen Provinzen, und namentlich aus Toscana und Modena laufen uns Berichte ein, wonach nicht nur die Einberufung der Urlauber auf mannigfache Hindernisse stößt, sondern auch die mit großer Mühe zusammengerafften Soldaten bei der ersten sich ergebenden Gelegenheit desertiren.— Der Karneval hat mit neuen zwei Mordthaten geendet. Bei Porta Milano wurde ein männlicher und an der Piazza Bittorio Emanuele ein weiblicher Leichnam vorgefunden, an denen beiden offenbare Spuren eines Raubanfalles zu sehen waren. Es sind dies nun im Laufe der letzten Karnevalswoche 6, sage sechs Raubmorde in den belebtesten Straßen der Hauptstadt Neu=Italiens. Paris, 23. Febr. Herr Poujoulat von der Union behandelt die große Päpstliche Streitfrage von einem höheren, allgemeineren Standpunkte aus, als die seitherigen Vertreter des Für und Wider. Es ergibt sich dies zur Genüge aus nachfolgender Stelle: „Die menschliche Dummheit ist wirklich bemite leidenswerth: Sierafft die Worte Fortschritt und Befreiung auf, die auf dem Wege der Revolution liegen, stellt sie wie Kleinodien zur Schau, rühmt sich Alles erobert zu haben und gewahrt nicht, daß sie schließlich selber erobert ist.— Die menschliche Dummheit, die sich für„liberal“ hält, ist dazu berufen, die Marksteine der Knechtschaft weiter hinaus zu versetzen. Sie sagt zu den Mächten dieser Erde: Nehmt, nehmt nur immer! Ihre ungeheuerlichste Verwirrung ist aber der Einfall, im Namen der Prinzipien von 1789 die Rechte der geistlichen Oberhoheit und des Staates auf einem Haupte zu vereinigen, und Gott der Krone zu berauben, um Cäsar eine Krone mehr zu geben. Diese Leute verspüren das unüberwindliche Bedürfniß sich zu bücken und zu Grunde zu richten. Sie müssen sich mit Leib und Seele dahingeben, und in stetem Fortschreiten begreifen sie das Pontifikat, wie es ehemals die Heiden begriffen, wie es heute noch die Türken, die Perser, die Japaner und die Chinesen begreifen. Der Krieg zum Besten der Nationalitäten ist in ihren Augen der heiligste aller Kriege, und wenn ihre überschwenglichen Legislationspläne durchzudringen vermöchten, so wären die Nationen Europa's nur noch Heerden. — Man liest im Univers: Der König von Neapel, die junge Königin, die Grafen von Trani und Caserta und das Königl. Gefolge sind in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag von Terracina in Rom angekommen. Der Papst hatte seinen Ober=Stallmeister, den Marchese Sacchetti nach Albano entgegen geschickt. Am Thore St. Giovanni wurde die Königl. Fa milie von Msgr. Borromeo Arese, Majordomus Sr. Heiligkeit, Msgr. Pacca, Oberkammerherr, und zwei Geh. Kämmerern empfangen. Am Quirinal erwarteten dieselbe die Königin=Mutter mit ihren Kindern, dem Grafen und der Gräfin Trapani. Der Kardinal Antonelli, Msgr. de Merode, die Generale v. Goyon und Noué u. m. A. waren ebenfalls im Palaste. Es war 1½ Uhr Morgens, als II. MM. ankamen. Man erzählt, daß die junge Königin, so wie sie die fremden Besucher empfangen hatte, das jüngste Kind des verstorbenen Königs zu sehen verlangte. Dieses schöne Kind ist wegen seines Charakters und seiner Klugheit der Liebling der ganzen Königl. Familie. Das Kind schlief schon und die Königin ging in das Schlafzimmer und trat an das Bett, um dasselbe zu sehen. Eine Kammerfrau kam unvorsichtiger Weise mit der Kerze den Vorhängen zu nahe, diese fingen Feuer und in einem Augenblick war das ganze Bett von Flammen umhüllt. Mit der Lebendigkeit und der Geistesgegenwart, welche die junge Königin nie verlessen, warf sie sich über das Kind, riß es aus dem brennenden Bette und trug es in ihrem Mantel fort. Das Feuer theilte sich noch einem anderen in der Nähe stehenden Bette mit, wurde aber bald von den herbeigeeilten Bedienten gelöscht. Nach einem sonderbaren Aberglauben, den das neapolitanische Volk immer noch festhält, ist das Feuer das Zeichen eines nahe bevorstehenden Glückes; dieser Vorfall hat sonach die Königliche Familie nicht im Geringsten beunruhigt und die neapolitanischen Flüchtlinge in Rom freuen sich darüber. Gestern Nachmittag um 4 Uhr begab sich die Königin Marie Christine von Spanien nach dem Quirinal. Kurze Zeit nachher kam der Papst. Der König, die Königinnen, die Prinzen und die Prinzessinnen empfingen Se. Heiligkeit am Fuße der großen Treppe. Alle hatten sich niedergeworfen und wollten dem Papst den Fuß küssen. Dieser hob sie auf, segnete sie und ging, den König neben sich, mit ihnen nach den Gemächern. Man sah, wie Franz II., im höchsten Grade bewegt, mehrmals die Hände des Papstes ergriff und sie mit Inbrunst an seine Lippen drückte. Der Papst blieb länger als eine Stunde bei seinen Gästen. Als er sie verließ, empfing ihn die draußen harrende Menge mit Enthusiasmus, dann drang sie in den Hof des Palastes, und unter dem anhaltenden Ruf: Es lebe der König! verlangte sie diesen zu sehen und zu begrüßen. Franz II., zu aufgeregt, konnte nicht erscheinen; er sandte einen seiner Kammerherren, welcher dem Volke in seinem Namen dankte. Man kann leicht errathen, mit welchem Gefühle der römische Hof die von Hrn. v. Grammont an Hru. Thouvenel geschriebenen, den französischen Kammern mitgetheilten und von den Blättern veröffentlichten Briefe gelesen hat. Ich enthalte mich eines Urtheiles, welchen Werth diese Briefe haben mögen; Einige finden in denselben eine Apologie der römischen Regierung, Andere behaupten, daß der Kardinal Antonelli, da er sich in den Gesprächen, welche der Gesandte ihm unterlegt, nicht wieder erkennt, der Oeffentlichkeit sehr bündige und bestimmte Erklärungen darüber übergeben werde. Namentlich befindet sich unter den Briefen einer vom 10. April über die Audienz der Bretagner und Lyoner, welcher auf die schlagendste Art beweist, wie der Herr Gesandte von Frankreich von seinen Agenten getäuscht worden ist. — Die Note der„Patrie“ über die weltliche Macht des Papstes und deren Beibehaltung hat hier große Sensation erregt. Man erzählt, daß Fürst Metternich, der zuerst in den Besitz des Probeabdrucks der letzten Seite der berüchtigten Brochure gelangte, dieselbe dem jetzigen Geschäftsträger des heil. Vaters in Paris mitgetheilt habe. — Zwei junge Leute, Söhne des MaronitenEmirs Schaab, Enkel des Emirs Poeschir, sind in Paris angekommen. Der Bischof von Orleans wird diese beiden Kinder in seinem kleinen Seminar aufnehmen. — Von Cherbourg schreibt mon, daß die Kaiserl. Yacht„Jérome Napoleon" nach Toulon abgehe, um den Prinzen Napoleon und die Prinzessin Clotilde nach Italien zu führen. — Die Situation der Bank scheint sich befestigen zu wollen; man erholt sich ein wenig von dem Schrecken, welcher die Rente um den 68. brachte. Konsols kamen unverändert. Die Nachrichten aus den Vereinigten Staaten lauten minder günstig und der englische Markt leidet darunter augenscheinlich durch Mangel an Geschäft. Rente eröffnete mit 68, 15 und behielt diesen Cours, ohne große Veränderung, während der ganzen Börse. Das Gerücht, die Syndikats=Kammer habe sich geweigert, die römischen Eisenbahn=Obligationen zu negozüren, entbehrt jedes Grundes. O Paris, 23. Febr. Wenn auch die Angelegenheit von Mirés in diesem Augenblick ganz Paris, die Tuilerien und die Kammern eingeschlossen, beschäftigt, so hat doch der plötzliche Tod von Scribe die allgemeine Theilnahme eben so sehr erregt. Scribe war ein Liebling der Pariser und zugleich ihr Stolz, weil Jeder wußte, daß sein Talent ebenso im Auslande wie in Frankreich anerkannt wurde. Scribe, der von seinen Eltera schon Vermögen besaß und nie Verschwender gewesen ist, hinterläßt mehrere Millionen. Er besaß drei Schlösser, mehrere Häuser, und namentlich sein wunderschönes Hotel in der Straße Pigalle und sein Schloß in Séricourt. Ueber der Eingangsthür dieses Letzteren stehen folgende Verse: Le théätre a payé cet asyle champétre; Vous, qui passez, merci! je Vous le dois peut-Stre. (Das Theater hat diesen Landsitz bezahlt; Dank Euch die Ihr vorübergeht! vielleicht verdanke ich es Euch). Scribe war außerordentlich wohlthätig und that namentlich viel Gutes. Seine Wohlthätigkeit hat ihm eines Tages das Leben gerettet. Der berüchtigte Raubmörder Lacenaire, der seine Opfer mit einem Pfriem zu erstechen pflegte, hatte sich vorgenommen, ihn zu ermorden und zu berauben. Er führte sich bei ihm als ein unglücklicher, in der tiefsten Noth sich befindender Schriftsteller ein. Scribe ließ ihn kaum ausreden, öffnete eine Schublade seines Schreibtisches, nahm ein Billet von 100 Franken heraus und gab es dem vermeintlichen Armen. Lacenaire war hiervon so ergriffen, daß er sich entfernte, ohne sein Vorhaben auszuführen und meldete am folgenden Tage Scribe selbst durch einen Brief, welcher Gefahr er entgangen war. Eines Tages ging Scribe zu seinem Advokaten. Er war damals 57 Jahr alt. In dem Augenblick, wo er in das Vorzimmer trat, kam eine Dame bitterlich weinend aus dem Zimmer des Advokaten.„Weshalb weint die arme Frau?“ fragte Scribe, so wie er eingetreten war.—„Die Frau ist sehr unglücklich,“ erwiederte der Advokat;„ihr Mann ist ein bedeutender Kaufmann in La Vilette, der im Begriff ist, zu falliren, weil er eine Summe von 50,000 Franken, die er zur Bezahlung eines Wechsels morgen gebraucht, nicht beschaffen kann.“— „So muß man ihm die 50,000 Fr. borgen,“ sagte Scribe.— Die Frau wurde zurückgerufen, Scribe lieh ihr die 50,000 Franken, und ihr Mann gab ihm einen Wechsel, in welchem die Rückzahlung in einem Jahre versprochen wurde. Der Verfalltag kam, der Wechsel wurde nicht bezahlt, wohl aber erschien die Frau bei Scribe, in Trauer gekleidet, und bat um Nachfrist, weil ihr Mann gestorben und der Nachlaß noch nicht regulirt sei. Scribe bewilligte mit größter Bereitwilligkeit diese Frist und ein Jahr später war diese Frau— Madame Scribe. 18. Febr. Zu Gaeta war ein feierliches Todtenamt für die Gefallenen veranstaltet. Cialdini erließ einen Tagesbefehl, der mit folgenden Worten schließt: Der Tod, mit seinem düstern Leichentuch überdeckt und umhüllt jedwede Zwietracht. Die Todten sind alle einander gleich in den Augen der Tapfern. Unser Groll überdauert nicht den Kampf. Die Soldaten Viktor Emanuels kämpfen und verzeihen. T Wien, 23. Febr. Die Presse meldet ein Gerücht von einem neuerdings getroffenen Uebereinkommen zwischen Oesterreich, Preußen und Rußland im Fall eines Aufstandes in Polen und Ungarn. Die österreichische Zeitung dementirt dasselbe.— Man schreibt von Pesth, daß in der vom judex curiae berufenen Konferenz sich die Mehrzahl gegen die Wiedereinführung der ungarischen Successionsgesetze ausgesprochen habe. Wien, 22. Februar. Schon vor einigen Monaten war davon die Rede, daß der Papst die Absicht habe, ein Konzilium zu berufen, um über die bedenkliche Lage der Kirche zu berathen. Neuestens soll dieser Plan wieder aufgenommen worden sein. Genua, 22. Febr. Der preußische General v. Bonin ist hier eingetroffen und wird, wie es heißt, einen Ausflug nach Toscana und SüdItalien machen. Triest, 23. Febr. Aus Kanagawa wird gemeldet, daß in Yeddo die Stimmung für den Abschluß eines Vertrages mit Preußen eine günstigere geworden sei. Paris, 23. Febr. Die Kaiserin Eugenie will wirklich eine Wallfahrt nach Jerusalem unternehmen, und La Roncièrele Nourry hat deshalb schon mit der türkischen Regierung Rücksprache genommen. Die Pforte soll sich erboten haben, auch für den Fall, daß das französische Expeditionskorps Syrien bereits geräumt haben sollte, wenn die Kaiserin den heiligen Boden von Palästina betritt, in ausgedehntester Weise für die Sicherheit und Bequemlichkeit Ihrer Maj. zu sorgen. London, 22. Febr. Ein furchtbarer Sturm hat in der Nacht vom 21. d. hier gewüthet. Der nördliche Flügel des Krystallpalastes in Sydenham, eine große Fabrik in South=Lambeih und ein Haus in Kensington sind eingestürzt. Bei diesem letztern Unfall sind mehrere Personen ums Leben gekommen und andere mehr oder weniger erheblich verletzt. T London, 23. Febr. Die Agence Reuter hat Nachrichten aus Shangai vom 5. Die Truppen sind in Tien=Tsin bequem untergebracht; Chusan ist geleert und die Rebellen sind ruhig. Der englische Admiral hat sich auf der Imperieuse nach Japan eingeschifft.— Aus Batavia vom 16. wird gemeldet, daß zwischen Holland und dem Königreich Siam ein Vertrag abgeschlossen worden ist. Ein furchtbarer Sturm hat den Kaffee=Plantagen bedeutenden Schaden zugefügt. vollkommen Rechnung getragen. In musikalischer Beziehung aber erinnern wir uns nicht, auf einem Theaterzettel ein interessanteres und vielversprechenderes Programm gelesen zu haben. Um aber die speziellen Fähigkeiten des Herrn v. Baußnern hierbei nicht in ein fragliches Licht gestellt zu wissen, ist es nöthig, von seinen früheren Erfolgen als Kompositeur Notiz zu nehmen, welche durch die glaubenswürdigsten Zeugnisse und musikalische Rezensionen von Seiten der anerkannten Kunstrichter unserer Zeit in das ehrenvollste Licht gestellt, eine immerbin ungewöhnliche Stufe erreichen. Außer der Erwähnung von faktischen Beweisen, welche Herr v. Baußnern allhier bereits in einem kleinen Kreise von Sachverständigen über seine Fähigkeiten in exekutiver und produktiver Hinsicht gegeben hat, halten wir uns des Dankes unseres kunstfinnigen Publikums im Voraus gewiß, wenn wir nicht ermangeln, auch von seinen ungewöhnlichen Erfolgen in Breslau, Dresden, Hamburg u. s. w. zu sprechen. Es liegen uns Berichte aus all' diesen Städten von authentischer Seite vor, und entnehmen wir den Worten von Dr. Bernhardy, C. Bank, Professor Wagner und Dr. L. Spohr, daß Herr v. Baußnern ein ungewöhnliches Kompositionstalent besitzt, und in der That einen neuen und originellen Weg der Tondichtung eingeschlagen habe. In den Melodien reizend und originell, in der Durchbildung den höheren Anforderungen der Tonkunst entsprechend, so wie in der Instrumentirung von ungewöhnlicher Wirkung, sind diese Kompositionen für das beste Orchester eine ehrenvolle Aufgabe. Es ist nichts Gewöhnliches, daß Tanz=Kompositionen einen so spannenden und bleibenden Eindruck hervorbringen, und ist die Thatsache, daß überall die namhaftesten Wiederholungen stattgefunden haben, für die Seltenheit, Originalität und Vorzüglichkeit ein gewiß schlagender Beweis. Bei allem Vorhergegangenen liegt es durchaus nicht in unserem Prinzipe, der Mittelmäßigkeit ein unverdientes Lob zu spenden; wo aber Genialität und ehrliches Streben der Kunst sich geltend macht, halten wir es für Pflicht, unser kunstsinniges Publikum auf diesen in seiner Art gewiß seltenen Theaterabend aufmerksam zu machen.. Pr. I. u2s. Lebensversicherungsbank f. D. in Gotha. Die Anstalt vertheilt im Jahre 1861 an ihre Bersicherten den Ueberschuß des Versiche, rungsjahres 1856, welcher 357,770 Thlr. 22 Sgr. beträgt und eine Dividende von 32 Prozent ergibt. Für bestehende Versicherungen wird dieselbe an der nä# stfälligen Prämie in Abzug gebracht, für erloschene an die Inhaber der bezüglichen Dividendenscheine pro 1856, sofern deren Rückgabe spätestens bis 8. Dezember 1862 erfolgt, durch Baarzahlung gewährt. Die Ergebnisse des abgelaufenen Geschäftsjahres 1860 waren wiederum sehr befriedigend. Durch einen reichen Zugang an neuen Versicherungen(1437 Personen mit 2,698,700 Thlr.). welcher größer war als in irgend einem der früheren Jahre, ist der Versicherungsbestand auf 22,900 Personen mit 37,400,000 Thlr., der Bankfonds auf etwa 10,200,000 Thlr. gestiegen. Bei einer Jahreseinnahme an Prämien und Zinsen von ungefähr 1,730,000 Thlr. warn nur 760,000 Thlr. für 465 gestorbene Versicherte zu vergüten, welcher Betrag wesentlich hinter der rechnungsmäßigen Erwartung zurücksteht. Versicherungen werden vermittelt durch van Asten in Aachen. Christian Fremery in Köln. Civil=Stand der Stadt Aachen. Geburten. 23. Februar. Karl Horn, Hochstr.— Wilh. Thissen, Rosg.— Anna Bresseler, Rosstr.— Margaretha Strauch, Alexanderstr.— Adele Wilh. Maria Groschel, Peterstr.— Peter Jos. Hubert Maria Mangeot, Annastr.— Maria Hansen, Adalbertstr.— Peter Elze, Lindenplatz. — Jakob Gielcher, Hirschgr. Heirathen. 23. Februar. Friedrich Rust mit Adelgunda Lisken. Sterbefälle. 23. Februar. Elis. Völker, 1., Adalbertstr. — Maria Theresia Schroeder, geb. Bündgens, 67., Trichterg.— Katharina Hungs, 14., Augustinerb.— Anna Maria Hub. Hemmes, 20., Bergstr.— Joh. Jakob Thyssen, 52 ., Theaterstr. Tagesordnung für die am Dienstag, den 26. ds. Mts., Nachmittags fünf Uhr stattfindende öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Zur Verhandlung werden kommen: 1. Antrag auf Bewilligung verschiedener Nachkredite pro 1860; 2. Supprimirung der Gasse zwischen der Harskampstraße und der Lothringergasse; 3. General=Alignements=Pläne der Stadt. Es folgt eine geheime Sitzung. Aachen, den 23. Februar 1861. Das Bürgermeister=Amt, Dahnen. Holzverkauf zu Baesweiler. Donnerstag, den 28. Februar d.., Morgens um 10 Uhr, werden zu Baesweiler auf Anstehen des Herrn Bürgermeisters Plum und des Peter Joseph Lürkens in deren Wiesen zu Baesweiler und Oidtweiler 70 Nummern Eichen, Ulmen, Linden, Weiden und Eschen, zu Gruben=, Bau= und Möbelholz geeignet, gegen Kredit und Bürgschaft versteigert. Die Vorversammlung ist beim Wirihe Herrn Küven zu Baesweiler. Geilenkirchen, den 23. Febr. 1861. Stephani, Notar. Ackerbauschule zu St. Nikolas bei Glehn, Regierungsbezirk Düsseldorf. Das Sommersemester beginnt am 16. April. Der Zweck der Anstalt ist, junge Leute, welche sich der Landwirthschaft widmen wollen oder bereits gewidmet haben, durch theoretischen und praktischen Unterricht zu ihrem Berufe vorzubereiten, resp. in demselben fortzubilden. Neben der(durch sechs Lehrer und den 600 Morgen umfassenden Wirthschaftsbetrieb unterstützten) 1057. Es werden circa 600,000 gutgeformte, harte Ziegelsteine, anzuliefern in der Gas=Anstalt zu Burtscheid, zu kaufen gesucht. Offerten wolle man unter Beifügung einiger Probesteine vor dem 1. k. Mts. in dem Bureau der Burtscheider Gas=Anstalt(Warmweierstraße) abgeben. 1069. 4= oder 5000 Thlr. auf ein Landgut gegenerste Hypothek werden gesucht. Schriftliche Offerten unter Lit. 2 Nr. 104 nimmt die Expedition entgegen. 1073. Das Haus Wollstraße Nr. 30, mit 14 Zimmern, ist zum 1. Mai zu vermiethen. Auskunft Friedrich=Wilhelms=Platz Nr. 13. 1113. Eine Partie gebrauchte Fuder=Fässer zu verkaufen: Jakobstraße Nr. 28. Eine Ladengehilfin im gesetzten Alter wird für ein auswärtiges Erstrebung ihres Fachzweckes legt die Anstalt Dieselbe muß gellusge cbesonders Gewicht auf die gewissenhafteste Lei= sprechen köpnen, Näheres tung der sitlichen Entwickelung der ihrer Ob= fahren in Nachen hei&., Personuich du erhut anvertrauten Zöglinge. Nähere Auskunft ertheilt 1132. der Rektor Dr. Fühling. Familien=Nachrichten. Gestorben: Heinr. Fues.(Bergisch=Gladbach.)— Nik. Weingarten, 33 J.(Crefeld.)— Herm. Soentgerath, 19 J.(Horrem.) Bürger=Kasino. Zu dem heute Nachmittag um 2 Uhr stattsindenden Begräbniß des Herrn J. J. Thyssen laden wir die Herxen, MMitglieder unserer Gesellschaft ergebenst ein. Der Vorstand. Sterbehaus: Theaterstraße. Ein Mädchen von anständiger Familie, welches Französisch, Hohländisch und Englisch spricht, sucht Stelle, am liebsten zu Kindern. Auskunft bei Schnitzler, Klappergasse Nr. 1. Theaterfreunde! un Khegen nien Tagen steht uns ein unter allen Ger“ s. Raubnerg parice heate Abdend bevor. Feer v. Baußnern har für seine vielen Gönner und Freunde als seine Benefiz=Vorstellung einen höchst Lage, denselben schon vorher in der vollen Bedeutung seines inneren Wertbes zur Anschauung zu bringen. Eine Anekdote aus dem segensreichen Wirken eines in Deutschland hochverehrten und geliebten beschäftigte schon seit langer Zeit den Ketze, Leist des Genefzianten, dem es gelungen #de in der Form eines dreiaktigen Lustspiels: im Ges tenmette aus Don Juan, oder der Herzog Taben zu dramatisiren. Vor einigen Tagen hat der Verfasser dies Lustspiel einem kleinen Kreise von Jnsigrt uuisen vorgelesen und erzielte einen höchst ganstigen Erfolg. Die Charaktere sind scharf und hervortretend, die Situation von wahrhaft komischer Wirkung und die Konflikte neu und glücklich gefügt. Besonders dürfte der zweite Akt dieses Lustspiels bei einer gerundeten Darstellung von enormer Wirkung Die zweite Novität:„Der Zigeuner oder Wien, Berlin, Bressa., Le volger Prtes. 8 u. s. w. die ehrenlebt, und aibe gud schlreiche Wiederholungen erSeiseu, ziol en treues Lebensbild des auf der Haloe ungarns gebornen heimathlosen Zigeuners, dessen Lebensnerv nur in der Musik wurzelt. In vut der Venetlilant den1s mchlten Pieren hat der Beingegmmm.#im dramatischen Theile Niederrheinisches An srrsent zu Aachen. Heute Freitag, den 25. Febr. 1861, im großen Saale des Kurhauses: „* für Sopran und Alt. Anfang ½7 Uhr. Es wird dringend gebeten, diese Spezialproben, deren von jetzt an mehrere stattfinden werden, besonders pünktlich und regelmäßig zu beS Allerneuester Karurbals Berrin. Heute Montag, den 25. d.., Abends 8 Uhr: Generalversammlung bei Herrn Stumm, Peterstraße. Der Vorstand. Oeffentlicher Verkauf in Eupen. Am 5. März l.., Morgens 10 Uhr, werden in meinem Lagerhause mehrere Partien Garnenden und Wollabfälle von dem hiesigen Vereine zur Verhinderung der Veruntreuungen in den Fabriken verkauft. Die Waaren können während 2 Stunden vorher besichtigt werden. 1137.“ J. Schlembach. 1055. Ein Unterhaus zu miethen gesucht. Auskunft in der Exped. 999. Eine Leinwandmangel steht billig zu verkaufen: Alexanderstraße Nr. 32. 1129. Ein mit guten Zeugnissen versehenes braves Küchenmädchen wird zum baldigen Eintritt gesucht. Auskunft in der Erxp. 1136. Ein Kindermädchen, am liebsten in den dreißiger Jahren, gesucht: Adalbertstr. 118. Ein brauner, weißgezeichneter Mutter=Jagd= hund ist entlaufen. Der Wiederbringer erhält eine angemessene Belohnung: Kruchenofen Nr. 147 in Burtscheid. Vor dem Ankauf wird gewarnt. 1133. Eine durchaus zuverlässige Ladengehilfin(katholisch) wird für ein hiesiges Manufakturwaaren=Geschäft gesucht. Gut Empfohlene belieben ihre Adresse unter den Buchstaben G. K. in der Exped. abzugeben. 1001. Ein freundliches, unmöblirtes Quartier in erster Etage oder in erhöhtem Parterre, be= Das in der Promenadenstr. stehend in 4 à 5 Räumen, Küche# Nr. 36 gelegene, aus 17 und Keller, wird um sofort zu: Pleichas dese pende Haus mit Gorten, großen #-, Ene, um sosel. zu, Slechplatze und hinreichendem Wasser, steht unbeziehen, gesucht. Schriftliche Of günstigen Bedingungen, ganz oder theilweise, Ened, erbeten. 972. Ein Unterhaus zu vermiethen: Peterstraße Nr. 8, nahe am Friedrich=Wilh.=Platz. Zu vermiethen oder zu verkaufen: Ein zu jedem Geschäfte geeignetes und in einer der gangbarsten Straßen der Mittelstadt Aachens gelegenes Haus, mit vielen Räumen und Bequemlichkeiten versehen. Franko=Anfragen unter Lit. N. L. 2 werden an die Expedition d. Bl. erbeten. 1118. 1131. Tüchtige Farbknechte finden gegen guten Lohn dauernde Beschäftigung. Auskunft in der Expedition. Prechen können. fahren in Rüchen bei J. J. Foerster, Holzgraben Nr. 5. 1135. —.. Ntr. 18. 1052. Für Küche und Hausarbeit findet ein mit guten Zeugnissen versehenes Mädchen Stelle in der Nähe der Stadt. Auskunft in der Exped. 1100. Ein Mödchen, welches Küche und Hausarbeit versteht, gesucht. Auskunst in der Expeoition. 1056. Adalbertstr. 30 sind 2 Zimmer z. Straße (parterre) nebst 2 Zimmern zu Hofe zu vermth. 1088. Ein Mädchen sucht Stelle in einem Spezereiladen und kann der Eintritt gleich erfolgen. Näheres Franzstraße Nr. 40. 1099. Das auf der Hochstraße sub Nr. 65 gelegene, mit allen Bequemlichkeiten versehene Haus steht zu vermiethen. Auskunft Großkölnstraße Nr. 30. 993. Steinot, per Maß 9 Sgr., bei Abnahme von 10 Maß bedeutend billiger, empfiehlt M. Messier in Eschweiler. 1024. Schreinergesellen auf Modell= und Maschinen=Arbeit gesucht. Auskunft in der Exp. 1025. Mehrere geübte Drechsler für eine hiesige Maschinenfabrik gesucht. Auskunft in der Expedition. Vivat Mathias! Et Matische Cl.. us Köllestroß sall leve, Singe famose Kolleg en Genannd us Jokobstroß derneve; En et Nett derbei, Dann leve sei alle drei. Enge us der Huck evel ohne Schwendel. Stadt-Theater in Aachen. Montag, den 25. Februar: 19. Vorstellung im 3. Abonnement. Letzte Gastvorstellung der K. bayer. Hof-Schauspielerin Frau Konstanze Dahn. WamenAr Lusspiel in 3 Akten nach d. Fransds. von Laube, Prezbe Vorher geht: Abfahrtnach Köln: 310, 7, 10“, Vorm.,%%,%%, Eine kleine Erzählung ohne Abfahrt nach Verviers: 7½, 10“ Vorm., 3% Namen.“7“ 12 Nachts. Lustspiel in 1 Akt von Görner. Grüfin Autreval und Doris: Fr. Konst,1 Verantwortlicher Redakteur: P. Kaatzer. Dahs, us letste Gautole. Juc un&ae S. Mlülr K lacht.