2: Jahrganz — Bonn, Dinstag den 28. Januar 1873. Edonnement: Biereljährlich pränum. für Bonn(einschließlich 10 Sgr. Stempel und 3 Sgr. für den Träger) 1 Thlr. 6 Sgr.; bei den deutschen Postämtern und für Luxemburg 1 Thlr. 7 Sgi. 6 Pf. Grgan für das katholische deutsche Volk. Nr. 27. Die Deutsche Reichs=Zeitung erscheint täglich, an den Wochentagen Abends, an Sonn= und Festtagen Morgens. Insertionsgebühren für die Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. *mp; Vor hundert Jahren. VII. Wie in Allem, was die Verschworenen im Kampfe gegen das * Christenthum unternahmen, war der Plan zur Aufhebung und Vernichtung des Jesuitenordens, ohne dessen Entfernung aus den Schulen und Universitäten die Sache des Fortschrittes nach Tocqueville nun einmal nicht durchführbar schien, schlau angelegt und alle Mittel, alle Umstände wurden benutzt, welche zur Erreichung des Zieles zweckdienlich schienen. Die Todtseindin des Jesuitenordens seit dem siebenzehnten Jahrhunderte war die besonders in Frankreich mächtige und einflußreiche Sekte der Jansenisten, die in den Jesuiten ein Haupthemmniß ihrer allgemeinen Ausbreitung fanden. Wie ihre heutigen Nachäffer, die deutschen Neuprotestanten, verfolgten sie daher mit wahrhaft infernalem Haß das Institut und die Personen der Väler der Gesellschaft Jesu und wo die Wahrheit fehlte, war die Lüge und Verleumdung ihnen eine Waffe, welche die Wirkung nicht versagte. Vorzüglich aber war es der Jansenist Pascal, der das verdiente Ansehen, dessen sich die Jesuiten allerwärts erfreuten, in seinen verleumderischen, im Jahre Issenguicn aue Wit ahgrsahten und in dr housen Spahze erschienenen„Provincialbriefen" nicht ohne Erfolg angegriffen und untergraben hatte. Diese Provincialbriefe waren und sind noch heute für die Feinde des Ordens die unerschöpfliche Fundgrube, welcher sie ihrer Waffen entlehnen, obschon wiederholt die Schwächen, Unrichtigkeiten und Verdrehungen des Pascal'schen Werkes von sonstigen Gegnern des Ordens und den bedeutendsten literarischen Größen, wenn sie auch immerhin den sprachlichen Werth des Buel ee. einem unbewachten Augenblicke dem Voltaire(Siecle de Louis XIV), der, wie wir schon gesehen, sicherlich kein Freund und Vertheidiger der Jesuiten war, über die Provincialbriefe folgendes merkwürdige Geständniß:„Das ganze Buch geht mit Betrügereien um; die irrigen Ansichten einiger spanischen und niederländischen Jesuiten werden boshafter Weise dem ganzen Orden aufgebürdet". Auch Villemain(discours et mélanges litéraires) theilt ganz Voltaires Urtheil in Betreff der Angriffe Pascal's auf die Jesuiten und Chataubriand nennt Pascal sogar einen„genialen Verleumder". Was also Wunder, wenn den Philosophen des vorigen Jahrhunderts, deren Hauptwaffe ja die Lüge und Verleumdung war, das Pascal'sche Buch höchst willkommen war und sie sich dessen Verbreitung nicht minder angelegen sein ließen, als dies von den Jansenisten, deren sie sich überhaupt als Sturmböcke bedienten, geschah. Denn so sehr sie sonst diese Sekte verachteten, ebenso fehr lag ihnen, wie den heutigen Christusfeinden, an einer Spaltung innerhalb der Kirche und die Jansenisten wurden wie die heutigen sogenannten Altkatholiken von den Adepten der Loge gehätschelt und gepflegt. Dann aber suchten die Philosophen an den Höfen, wo sie ihre Adepten in den Ministerien bereits besaßen, die Jesuiten zu diskreditiren. Vorzüglich waren es die bourbonischen Höfe, vo die Jesuiten bisheran als Beichtväter einen großen Einfluß ausgeübt hatten, wo gegen den Orden von den Verschwore“ nen eifrig gearbeitet wurde. Jede Blöße, jede Schwäche, die sich irgend ein Jesuit gab, wurde benutzt, um den Orden überhaupt zu verdächtigen und seine Entfernung als ein Glück für den Wohlstand des Landes darzustellen. Und da die Minister der katholischen Höfe meist alle selbst zu den Verschworenen gehörten, oder doch den Grundsätzen der Encyklopädisten huldigten, so wurde es leicht, die Könige für die Aufklärung zu gewinnen und den Einfluß der Jesuiten auf dieselben für immer zu beseitigen. Zuerst brach 1757 der Sturm gegen die Jesuiten in Portugal los, wo der herrschgewaltige, den Verschworenen ergebene Minister Pombal scheußlichen Andenkens das Ruder führte, der mit der brutalsten Härte und Grausamkeit die Väter der Gesellschaft Jesu verfolgte, und sie nach Confiscation ihrer Güter aus dem Lande warf. Damit nicht genug hungerten und moderten ohne Urtheil und ohne Recht hunderte der armen Väter in düstern und feuchten Kerkern, ja der ehrwürdige, im Ruf der Heiligkeit stehende Pater Malagrida wurde sogar der Ketzerei und der Mitwisserei an einem angeblichen Mordversuch gegen den König, der aber von Pombal selbst angezettelt zu sein schien, dem Scheiterhaufen überliefert. Dem Beispiele Pombal's folgte bald 1761 der gleichfalls der Sekte angehörige französische Minister Jesuiten war. Ebenso wie der Herzog von Choiseul steckte die einfluß eiche Maitresse des Königs, die Marquise von Pompadour, die beide damals unter dem Namen und dem Scheine Ludwig XV. das unglückliche Frankreich regierten, unter allen Geheimnissen der Titschworenen, wie aus einem Brief des Voltaire an Marmontel vom 14. August 1761 klar hervorgeht. Die Hofdame wollte sich an dem Jesuitenpater Sacy rächen, weil dieser sich weigerte, ihr die heiligen Sakramente zu spenden, wenn sie nicht den Hof verlassen und so das Aergerniß ihres öffentlichen Lebens mit Ludwig XV. zuvor gutmachen wollte. Der Minister Choiseul aber gehörte zu der Zahl derjenigen Leute, welche als Verschworene in ihrem ganzen Betragen aus ihrer feindlichen Gesinnung gegen das Christenthum keinen Hehl mehr machten und offen der Gottlosigkeit huldigten. Der Anschlag gegen die Jesuiten war also beschlossen, ai! durch ihr wüthiges Geschrei gegen die Jesuiten betäuben sollten. Die Parlamente beschlossen dann die Aufhebung. Doch bevor es dazu kam, erhoben die Bischöfe Frankreichs noch einmal für den verfolgten Orden ihre Stimme. Denn nie hatten sich Priester um „ die Erziehung der Jugend, die Leitung der Gewissen und die Uebernahme der Missionen, wozu sich die Jesuiten bekanntlich durch ein besonderes Gelübde, überall dahin zu gehen, wohin die Päpste sie zur Verkündigung des Evangeliums schicken würden, mehr verdient gemacht. Die Art und Weise, mit der sie all diesen Obsorgen entsprachen, kann man denn auch aus dem Zeugnisse schätzen lerneu, das ihnen die Versammlung des französischen Klerus, welche aus fünfzig Prälaten: Cardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen bestand, in ihrem Berichte vom Jahre 1761 gab, als die Aufhebung der Gesellschaft Jesu in Frankreich in Frage stand.„Die Jesuiten, sagte diese Versammlung, sind unseren Kirchensprengeln sehr nützlich durch Predigten, durch die Leitung der Seelen, wodurch sie den Glauben und die Frömmigkeit befördern, erhalten und erneuern, durch ihre Missionen, Congregationen und Exercitien, welche sie mit unserer Erlaubniß und unter unserer Autorität ins Werk setzen. Aus diesen Ursachen glauben wir, Königliche Majestät, daß, wenn man den Vätern der Gesellschaft Jesu den Unterricht verbietet, unsere Kirchensprengel großen Nachtheil leiden werden. Es würde schwer sein, diese Väter mit ebendemselben Nutzen durch andere zu ersetzen, besonders in den Provinzen, wo sich keine hohen Schulen befinden. Aber eben die Beweggründe, welche die Bischöfe leiteten, die Eri haltung des Jesuitenordens zu betreiben und vorzüglich die Leichtigkeit und Gelegenheit, welche die Leitung des öffentlichen Unter; r i c h t s u n d d e r E r z i e h u n g d e n J e s u i t e n g a b, d e r J u g e n d c h r i s t liche Grundsätze einzuflößen, waren gerade die Ursachen, welche die Philosophen bewogen, gegen die Jesuiten vorzugehen und bei k ihnen mit der Zerstörung aller religiösen Orden und Corporatioi nen anzufangen. Um aber zu beweisen, welchen Antheil die Verschworenen an den Ränken zum Untergange der Jesuiten nahmen, wird es genügen, wiederum zu ihren Briefen zu greifen. So schreibt'Alembert, den wir hier vor Allen hören wollen, in einem Briefe vom 4. Mai 1762 an Voltaire:„Vernichte und zertritt die Infame, wiederholst Du mir ohne Unterlaß. Ach mein Gott, lasse sie nur sich selbst in den Abgrund stürzen. Weißt Du indeß, was Astruk sagt? Die Jansenisten sind es nicht, welche die Jesuiten tödten, sondern, bei meiner Treu, die Encyklopädie, und nur sie allein ist es. Es könnte wohl etwas Wahres hieran sein und der Schelm ist wie der Pasquinus, er redet manchmal ziemlich gut. Was mich betrifft, so'halte ich in diesem Augenblicke Alles für gut und sehe rosern in die Zukunft, ich sehe die Jänsenisten ihres schönen Todes sterben, nachdem sie dieses Jahr die Jesuiten eines gewalkthätigen Todes haben sterben gemacht, ich sehe die Toleranz wiederhergestellt, die Protestanten zurückberusen, die Priester verheirathet, die Beichte abgeschafft und den Fanatismus, d. h. die Infame vernichtet, ohne daß man es wahrnimmt.“—„Die Räumung des Collegiums zu Clermont(das von den Jesuiten unterhaltene Collegium Ludwig des Großen) beschäftigt uns viel, schreibt er an demselben Orte. Bei meiner Treu, die Parlamente greifen das Werk nicht mit todten Händen an. Sie glauben der Religion zu dienen und sie dienen der Vernunft, ohne sich dessen zu versehen. Sie sind die Vollzieher der hohen Gerichtsbarkeit der Philosophen, von denen sie den Befehl annehmen, ohne es zu wissen.“ So ließ'Alembert in demselben Zeitpunkt, wo die Vertreibung der Jesuiten zur Ausführung gekommen, den Jansenisten und den Parlamenten keinen anderen Ruhm und keine andere Ehre, als daß sie nur die niederträchtigen Werkzeuge der sogenannten Philosophen gewesen seien. Und in der That,'Alembert konnte mehr als jeder andere sagen, daß die Unterdrücker der Jesuiten hiermit seine Befehle in Vollziehung gebracht hatten. In seinen vielen Schriften gegen die Jesuiten hatte er diese Befehle ergehen lassen, vorzüglich aber in der berüchtigten Petition, dem verfänglichsten und heftigsten von allen Schriftstücken, welche damals in den Parlamenten gegen die Jesuiten vorgetragen wurden und von der man weiß, daß es von'Alembert selbst geschrieben, obschon es von einem ihm anscheinend fremden Advocaten verlesen wurde. Und in der Folgezeit noch nicht zufrieden damit, zu sehen, daß die Gesellschaft Jesu aus Frankreich und Portugal vertrieben sei, schrieb er an Voltaire, seinen Vertrauten, in einem Briefe vom 29. December 1763 noch Folgendes:„Mein ehrwürdigster Patriarch(so pflegte 'Alembert den Voltaire alle Zeit zu nennen), beschuldige mich nicht, daß ich den guten Handel nicht befördere. Vielleicht leistet ihm Niemand so gute und nützliche Dienste als ich. Weißt Du wirklich, woran ich jetzt arbeite? Das Jesuitengesindel aus Schlesien jagen zu helfen. Ichschreibe keinen Brief nach Berlin, worin ich nicht einfließen lasse, daß alle Philosophen in Frankreich darüber staunen, daß der König der Philosophen, der aufgeklärte Schutzherr der Philosophie, so lange zaudere, den Königen von Frankreich und Portugal nachzuahmen. Diese Briefe sind dem Könige vorgelesen worden und er ist, wie Du weißt, sehr empfindlich und über Alles begierig zu wissen, was die wahren Gläubigen von ihm denken, und dieser Saamen wird zweifelsohne mit der Gnade Gottes eine gute Frucht hervorbringen, welcher ja, wie so gut die Schrift sagt, die Herzen der Könige wie einen Hahn am Fasse wendet." Doch die Hoffnung, die hier'Alembert über den König von Preußen in Betreff der Jesuiten äußerte, wollte aus den schon angeführten Gründen nicht in Erfüllung gehen, indem Friedrich II. an Voltaire über den„kostbaren Saamen“, den dieser in den Wind gestreut, spöttisch schrieb, „daß er ihn bewahren wolle, um denen davon liefern zu können, die später diese schöne Pflanze zurückverlangen möchten". :: Berlin, 27. Jan. Den Motiven zu dem Gesetzentwurfe über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen ist eine Uebersicht der in den Diöcesen des preußischen Staates vorhandenen katholischen Priester= und Knabenseminarien(Knabenconvicte) beigegeben, die„ein lehrreiches Bild geben soll, eine wie ausgedehnte Entwickelung das kirchliche Erziehungs= und Unterrichtswesen gewonnen habe.“ Man sollte darnach meinen, nur die Katholiken hätten derartige Anstalten; aber auch die Protestanten haben sie: sie haben sog. Prediger= und Diakonenhäuser. Diese werden nun freilich ebenso wenig wie die katholischen Priesterseminarien durch den vorliegenden Gesetzentwurf aufgehoben; aber hier in Berlin besteht auch eine Anstalt, die den katholischen Knabenseminarien durchaus ähnlich ist, das sog. Paulinum,„dessen Ziel es ist, die Zöglinge so zu erziehen, daß sie in freier Selbstthätigkeit jene Festigkeit des Charakters erlangen, welche erwarten läßt, daß sie bei höherer Ausbildung nicht nur ernstlich an ihrer eigenen Vervollkommnung arbeiten, sondern auch in der Kraft des Glaubens und der Liebe sich berufen fühlen werden, vornehmlich als Geistliche und Lehrer ihren Brüdern zu dienen.“ Bei ihrer Aufnahme müssen die Zöglinge bis zur Tertia vorbereitet sein. Sie genießen den Unterricht auf einem nahe gelegenen evangelischen Gymnasium. Für die häusliche Erziehung ist ein theologisch gebildeter Inspector angestellt. Zur Wahl des geistlichen oder Lehrerberufs findet keinerlei Nöthigung oder Ueberredung statt. Es dürfen auch Knaben aufgenommen werden, die für einen andern Beruf bestimmt sind, wenn sie nur im entschieden evangelischen Glauben erzogen werden sollen; es soll jedoch deren Zahl nicht die Hälfte der Gesammtzahl erreichen, damit der vorherrschend religiöse Charakter der Anstalt nicht beeinträchtigt werde. Nur die vermögenden Zöglinge bezahlen. Ihre Zahl beträgt 25—30. Man sieht, es ist gar kein Unterschied zwischen diesem evangelischen und einem katholischen Institute der Art.— Mit dem Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin ist ein Alumnat verbunden, welches 120 Stellen hat. Unter diesen sind sechs Stellen für junge Leute evangelischen Glaubens aus dem ehemaligen Polen, die sich dem Studium der evangelischen Theologie widmen wollen. Zur Aufnahme ist die Reife für die Tertia erforderlich: sie findet statt, nicht vor dem 13. und nicht nach dem 15. Lebensjahre. Also jene sechs müssen wenigstens vor dem 15. Lebensjahre den Entschluß gefaßt haben, daß sie den geistlichen Beruf zu ihrem Lebensberuf machen wollen. Wird Herr Dr. Falk auch diese sechs Stellen unterdrücken oder sie ihrem stiftungsmäßigen Zwecke entziehen? wird er auch das „Paulinum“ aussterben lassen? Der in Rede stehende Gesetzentwurf soll für die evangelische und römisch= katholische Kirche Geltung haben, also auch wohl§ 14, der das Verbot der Knabenconvicte ausspricht, auf beide Confessionen Anwendung finden. Aber es befindet sich in dem Paulinund auch eine Anzahl solcher Jünglinge, die nicht zum geistlichen Stande bestimmt sind; und solche finden sich auch in größerer oder geringerer Anzahl in den katholischen Knabenseminarien: sie werden von den Eltern der Anstalt übergeben, weil diese nach allen Seiten hin eine bessere Bürgschaft bietet: sollen auch solche Zöglinge künftig in den Knabenseminarien keine Aufnahme finden? und auch für solche die Errichtung neuer Institute untersagt sein? Nach den„Motiven“ soll der§ 14 des Gesetzentwurfes über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen nur verbieten, junge Leute behufs ihrer Heranbildung zu Geistlichen in ein Knabenseminar, Knabenconvict, oder, wie man die Anstalt nennt, aufzunehmen: die Aufnahme von anderen verbietet er nicht. :: Berlin, 27. Januar. Die„Magdeburger Ztg.“ bespricht in einem längeren Artikel die neueste Schrift des Bischofs von Mainz:„Die Katholiken im deutschen Reiche. Entwurf zu einem politischen Programm". Sie beschuldigt den Bischof mit Rücksicht auf diese Schrift der Heuchelei und meint, sie übertreffe an politischer Heuchelei alles, was bisher in den kirchenpolitischen Kämpfen der Gegenwart von jesuitischer Seite geleistet worden sei. Nun, die Verwirrung der Begriffe, die über uns gekommen, ist eine furchtbare: ganze große Parteien wissen nicht mehr Rechts von Links zu unterscheiden, sie nennen schwarz, was weiß, weiß, was schwarz ist. Viele Worte gegen Leute und Blätter dieser Sorte zu verlieren, hilft nicht: die Verwirrung der Begriffe, verbunden oft mit bewußter Unehrlichkeit, ist zur zweiten Natur geworden. Der Bischof von Mainz soll Heuchelei treiben.„Die Wege, auf welchem das deutsche Reich entstanden ist, sagte er, kann ich mit Ausnahme dessen, was seit der französischen Kriegserklärung geschehen, nicht billigen. Das wäre ein Aufgeben der Grundsätze der Gerechtigkeit, eine der Nichtigkeitstheorie dargebrachte Huldigung.“ Wir fragen: Ist das die Sprache des Heuchlers?„Ebenso wenig kann ich, sagt der Bischof, das Resultat des jetzigen Krieges mein Ideal nennen. Mein Ideal wäre ein deutsches Reich gewesen, in welchem das Recht aller deutschen Völker auf Reichseinheit volle Befriedigung gefunden hätte. Ein in dynastischem Interesse verstümmeltes deutsches Reich ist nicht mein Ideal.“ Ist das Heuchelei, wenn einer so offen spricht? Nur eine durch und durch verlogene Natur kann eine so offene Sprache eine heuchlerische nennen.— Der Bischof forderte seine Glaubensgenossen im deutschen Reiche auf, sich zu einigen und sich zu organisiren; in unserer Zeit sei im politischen Leben nur das stark, was mit voller Klarheit über Ziel und Mittel geeinigt und organisirt sei.„Wenn wir die Religion lieben, die wir bekennen, sagt er, wenn wir ein christliches Vaterland behalten wollen, so müssen wir uns organisiren u. s. w. Die Sprache ist ganz klar: es ist dem Bischofe zu thun um Sicherung des christlichen Glaubens.„Ein kostbareres Zeugniß, sagt aber die„Magdeb. Ztg., für die Wahrheit der Worte Bismarcks, daß die Ultramontanen dem jungen deutschen Reiche unvermuthet uund unprovocirt den Krieg erklärt haben, kann es gar nicht geben, als dasjenige, welches Herr v. Ketteler hier mit klaren Worten ablegt.“ Eine Aufforderung an die deutschen Katholiken, sich zu einigen zum Schutze ihrer Religion, zum Schutze des Christenthums, ist in den Augen der„Magb. Ztg.“ eine Mobilmachung gegen das Reich. Wer übt da Heuchelei, die„Magd. Ztg. oder der Bischof von Mainz? Oder fragen wir vielmehr: Erlaubt sich die„Magd. Ztg.“ da nicht eine nicht zu enschuldigende, perfide Verdrehung?„Die bloße Wiederaufrichtung des deutschen Reiches war für die Ultramontanen eine Provocation“, sagt sie, und beweiset es daraus, daß der Bischof im engsten Anschluß an das Vorhergehende erklärt, eine Einigung der deutschen Katholiken(zum Schutze ihres Glaubens) sei um mehr geboten, als wir mit dem Ausscheiden Oesterreichs aus dem deutschen Reiche zehn Millionen Katholiken verloren hätten und jetzt nur noch ein Dritttheil der Gesammtbevölkerung ausmachten, während wir früher mehr als die Hälfte bildeten. Ist es nicht die schamloseste Verlogenheit, wenn die„Magd. Ztg. zu diesen Worten in dem genannten Zusammenhange hinzufügt: Das also ist der eigentliche Grund, weshalb die Ultramontanen mobil machen!? Doch genug von der„Magd. Ztg.“ Mit Subjecten, die an solcher Verwirrung der Begriffe, an einer solchen Verdrehungsmanie leiden, ist nicht zu streiten: man muß sich begnügen, sie mit ihrer Verlogenheit an den Pranger zu stellen.— Das neue deutsche Reich ist nicht des Bischofs Ideal, ist vieler Ideal nicht, namentlich unter den Katholiken, ist es um so weniger, je mehr sich das Reich gegen die katholische Kirche feindlich erweiset; aber die treuen Katholiken werden die letzten sein, die sich feindlich erweisen gegen das Reich. Der in Tilsit erscheinende demokratische„Bürger= und Bauernfreund“, sagt mit Rücksicht auf die„kirchlichen Reformgesetze", er habe von vornherein nicht an die merkwürdige Erscheinung einer kirchlich liberalen Gesetzgebung in dem Deutschland der Gottesfurcht und frommen Sitte geglaubt. Nach Anführung der wichtigsten Bestimmungen fährt er dann fort:„Wir sehen, daß das Band zwischen Staat und Kirche, statt gelöst zu werden,(wie er es natürlich verlangt), nur noch fester geknüpft wird. Freilich wird die Kirche in die vollständigste Abhängigkeit vom Staate gebracht; aber diese abhängige Kirche erhält zur Unterstützung zugleich die ganze Kraft des Staates; der Staat hat fortan zu entscheiden, was gut katholisch, was gut protestantisch ist; er gibt dem Glauben erst seine Weihe. Es gibt fortan nur noch einen Glauben, welcher Berechtigung hat, der mit hoher, obrigkeitlicher Bewilligung. Daß es nur ein Mittel gibt, um die Macht(?) die Stärke zu brechen, die volle, ungehemmte Freiheit, das haben die Regierenden nie begriffen, und die Nationalliberalen, welche jetzt nach Polizeihilfe schreien, haben diese Frucht der Erkenntniß besserer Tage längst verloren. Dem Reichstage werden in seiner nächsten Session folgende Vorlagen zugehen: 1) der Entwurf einer Strasproceßordnung; 2) das Gesetz über die Kriegsleistungen; 3) das Bankgesetz; 4) das Münzgesetz; 5) das Vereinsgesetz; 6) das Gesetz über das Rechnungswesen; 7) der Entwurf einer Civil=Prozeß=Ordnung; 8) das Gesetz über die Gerichts=Verfassung. Der Geheime Ober=Postrath Dr. jur. Otto Dambach ist zugleich zum außerordentlichen Professor in der juristischen Fakultät der Königlichen Friedrich=Wilhelms=Universität zu Berlin ernannt worden. Die„Voss. Ztg.“ meldet ihren Lesern, der frühere Pfarrer Bernard von Kiefersfelden, der im vorigen Jahre von dem Erzbischofe von München wegen Nichtanerkennung der Vaticanischen Beschlüsse excommunicirt worden, sei in Tübingen gestorben und„der wackere Mann sei mit allen Ehren der katholischen Kirche begraben worden.“ Daß derselbe sich vor seinem Tode den Entscheidungen der Kirche unterworfen hat, verschweigt sie. Die nationalliberale„National=Zeitung“ schreibt an die Adresse der„N. A..“:„Es ist nicht gut, denn es ist wahrlich nicht nöthig, auch noch auf Staatskssten heutzutage Schwindel zu betreiben und die Corruption zu fördern. Dazu bemerkt etwas boshaft die„Dem. Ztg.“:„Die„National=Zeitung“ kann dies aus eigener Erfahrung constatiren, denn sie und ihre Gesinnungsgenossinnen in der nationalliberalen Presse Deutschlands und Oesterreichs, wie die„Weser=Zeitung“,„Kölnische Zeitung“,„Süddeutsche Presse“,„Deutsche Zeitung“,„Neue Freie Presse“ u. s. w. leisten in Schwindel und Corruption schon so Unglaubliches, daß es durch die officiöse Presse nicht übertroffen werden kann.“— Die offene Anklage, welche der Abg. Lasker gegen den vortragenden Rath, Herrn Wagener, erhoben hat, ruft weitere Enthüllungen hervor. Der„Oder=Ztg.“ schreibt man aus Bärwalde in Pommern: „Nicht die Berlin=Stettiner Eisenbahn=Gesellschaft hat die Vorarbeiten für die Eisenbahn von Wangerin nach Conitz machen lassen, sondern dieselben sind von den betreffenden Kreisen gemacht worden, wozu der Neustettiner z. B. 7000 Thlr. hat zusammenbringen müssen. Diese Vorarbeiten sind s. Z. dem Herrn Wagener und Herrn Baudirector Schuster überlassen worden: diese beiden Herren hatten ein Consortium englischer Eisenbahn=Bauunternehmer gefunden, welches die Strecke Wangerin=Conitz bauen wollte; sie verlangten aber von demselben für die Ueberlassung der Concession— sage eine Million Thaler,— worauf die Gesellschaft es vorzog, als seitens der Herren Wagener und Schuster ein Angebot von 200,000 Thaler einschl. Ueberlassung der Vorarbeiten, die ihnen gar nichts gekostet hatten, abgelehnt war, lieber auf den ganzen Bau zu verzichten. Wenn man bedenkt, daß das ganze Anlagecapital auf 9 Millionen berechnet ist, und daß die Biedermänner davon nur eine Million für Nichts und wieder Nichts haben wollten, so kann man sich einen Begriff machen, welcher Schwindel bei dieser Eisenbahn=Angelegenheit gewaltet hat. Der jetzige Vorsitzende des Comite's, Herr Banquier Oder, ist erst später in die Gesellschaft eingetreten und nicht Mitbegründer gewesen, vielmehr soll er seinen bedeutenden Posten erst nach dem officiellen Rücktritt des Herrn Wagener erhalten haben. Obgleich Herr Wagener Vertreter des Neustettiner Kreises ist, so ist er dies nur für seine Parteigenossen, die hier im Kreise sehr mächtig sind. Für die Mehrzahl des Kreises ist er es indessen nicht und wird es auch nie sein. Die Angaben über die Forderung bei der Concessions=Ueberlassung habe ich von dem Herrn Eisenbahn=Baumeister Kretschmer, der die Thatsache von den betreffenden englischen Herren selber erfahren hat.“ * Königsberg i. Pr., 27. Januar. Das heute Vormittag von Pillau heraufgekommene Regierungsdampfboot„Merkur" welches am Nachmittag wieder zurückkehren will, bringt die Meldung, daß die Eisdecke des Haffes noch sehr schwach sei; gleichwohl ist, bei dem anhaltenden Frost, die Schifffahrt als wieder geschlossen zu betrachten. * Posen, 27. Januar. Der bisherige Rector des aufgelösten Jesuitencollegiums in Schrimm, Graf Mycielski, ist, nachdem das an das Reichskanzleramt gerichtete Gesuch, ihm weiteren Aufenthalt zu gestatten, abgelehnt worden, aufgefordert, nunmehr sofort die Provinz Posen zu verlassen. Gleichzeitig ist ihm amtlich eröffnet, daß er seinen ferneren Wohnsitz weder in den Provinzen Schlesien, Wesiphalen, Rheinland, noch in den Residenzstädten Berlin und Potsdam nehmen dürfe. 1 Aus Schlesien, 27. Januar. Unsere liberalen Blätter stoßen einen Schrei der Entrüstung über folgenden Akt des Gewissenszwanges und Geistesknechtschaft, wie sie ihn nennen, aus: Nach dem Tode ihres katholischen Mannes hatte eine protestantische Mutter, welche in Frankenstein wohnt, ihre beiden Töchter in die dasige protestantische Schule geschickt. Da keine dahin lautende Willensäußerung des verstorbenen Vaters vorliegt, so wurden die beiden Mädchen trotz Sträubens der Mutter durch Verfügung des städtischen Schulpatrons der katholischen Schule überwiesen. In Folge dieser ganz gesetzlichen Maßregel herrscht großer Lärm in Israel.„Zwietracht würde“, so schreit man,„durch Ausführung des todten Buchstabens des Gesetzes zwischen Kinder und Mutter gesäet“! Aha! Das haben auch die Katholiken immer betont, wenn jenes Gesetz, wie dies bei uns nur schon allzu oft vorgekommen ist, gegen sie in Anwendung gebracht wurde. Aber dann finden die liberalen Schwätzer die Sache ganz in Ordnung.— Ihr Landsmann Jung beschuldigte neulich in seiner ganz unqualificirbaren Kammerrede die Katholiken der Mortarafälle. Er hätte seine Beschuldigung gegen ganz andere Leute richten sollen. Ich meine nicht gegen jene Herbergsmuttern, um euphemistisch die Sache zu bezeichnen, die unter den Augen der Polizei junge Mädchen durch Trug und Lug in Höhlen führen, in welchen sie leiblich und geistig zu Grunde gehen; ich mache Herrn Jung nur auf die Proselytenmacherei vieler pietistischen Prediger und Laien aufmerksam. Ein solcher Fall hat sich in dem oberschlesischen Städtchen Loslau wieder ereignet, wo die fünfzehnjährige Pflegetochter eines Juden von dem dasigen protestantischen Pfarrer heimlich zu sich aufgenommen, und ihre Tause vorbereitet wurde. Das Mädchen mußte polizeilich requirirt werden.— Aus Neisse schreibt man der schlesischen Volksztg. Was lange gefürchtet wurde, ist eingetroffen: Herr P. Kleinitzke aus der Gesellschaft Jesu hat gestern durch den Landrath die Weisung erhalten, binnen 14 Tagen anzugeben, wo er seinen Wohnsitz zu nehmen gedenkt. Doch darf dies nicht im Oppelner Regierungsbezirk sein. An P. Harder wird auch bald die Reihe kommen, von seinem lieben Neisse zu scheiden. Das aber darf als gewiß angenommen werden, daß alle Neisser, welche das stille, anspruchslose und gesegnete Wirken der hiesigen Jesuiten auch nur einigermaßen gekannt haben, von dem herben Loose der guten Patres aufs Tiefste ergriffen und eine innige Dankbarkeit ihnen bewahren werden. Hoffentlich sind die Zeiten nicht fern, wo gut gemacht wird, was eine schlimme Zeit verschuldet hat. Darum rufen wir dem scheidenden hochwürdigen Herrn P. Kleinitzke ein herzliches:„Auf baldiges Wiedersehen!" zu. * Glauchau, 27. Januar. Als amtliches Resultat der im 17. sächsischen Wahlbezirke vorgenommenen Wahl eines Reichstagsabgeordneten wird bekannt gemacht, daß von den abgegebenen 14,720 Stimmen 10,440 auf Bebel, 4240 auf den hiesigen Bezirksgerichtsdirector Petzoldt gefallen sind. * Von der Fulda, 27. Jan. wird der„Frankf. Ztg.“ geschrieben: Vor Kurzem theilte ich Ihnen mit, daß durch die Staatsanwaltschaft zu Fulda bei einem Buchhändler die gegenwärtig noch in Cassel, Rotenburg 2c. zum Verkaufe aufliegende Broschüre:„Das moderne deutsche Kaiserreich und die Katholiken" confiscirt worden sei. Das Kreisgericht hatte hierauf auf Vernichtung von 16 Seiten der Schrift, welche Beleidigungen gegen den deutschen Kaiser enthalten sollten, erkannt. Die Staatsanwaltschaft legte gegen dieses Urtheil unter Ausdehnung der Anklage auf 37 weitere Stellen, die angeblich Beleidigungen gegen mehrere nationalliberale Abgeordnete und gegen Führer der„Altkatholiken“ enthielten, Berufung ein, worauf das Appellationsgericht zu Cassel ohne sich für oder gegen die Begründung der Klage zu erklären— auf Vernichtung der Druckschrift erkannte,„weil nach Ausscheidung der von der ersten Instanz verurtheilten Stellen die ganze Broschüre doch werthlos sei. Eine Aeußerung darüber, daß das Buch in anderen Städten nachträglich anstandlos verkauft wird, ist diesem salomonischen Urtheilsspruch nicht beigefügt. 11 Köln, 28. Jan. Auf die in der Nr. 23 der„Deutschen Reichsztg.“ vom 24. d. M. mitgetheilte Entscheidung der königl. Regierung, die dem P. Rive S. J. den Aufenthalt in der Rheinprovinz, Westfalen, Hannover, Schleswig=Holstein, Preußen, Posen, Schlesien und den Städten Berlin und Potsdam nebst Umgebung untersagte, hat derselbe folgende Eingabe an das hiesige PolizeiPräsidium gerichtet: Herrn Polizei=Präsident Devens Hochwohlgeboren Cöln. Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich in Erwiederung Ihres Schreibens vom 23. d. M. Nr. 302 IV., meine Ausweisung betreffend, mitzutheilen, daß ich meinen Wohnsitz in Frankfurt a. M. zu nehmen beabsichtige und ersuche Sie zugleich bei der königl. Regierung, eventuell wenn diese sich zur Entscheidung nicht berechtigt halten sollte, bei dem königl. Ministerium die Anweisung der Reisekosten und nähere Angabe, in welcher Weise für meine Wohnung und meine Subsistenzmittel daselbst gesorgt werden wird, zu beantragen, bis zur Entscheidung dieser Frage aber meine Ausweisung hinauszuschieben. Cöln, den 24. Januar 1873. B. Rive, Priester der Gesellschaft Jesu. Daraufhin erschien am 25. d. M. im Auftrage des Polizeipräsidenten der Polizei=Commissar Gierke beim P. Rive, um ihm mitzutheilen, daß die vorstehende Eingabe der königl. Regierung zwar überreicht sei, es ihm jedoch nicht gestattet werden könne, die Entscheidung derselben in Cöln abzuwarten, und daß, falls er die Stadt am Nachmittage des 28. d. M. nicht verlassen habe, seine polizeiliche Ausweisung erfolgen werde. Heute Morgen erschien im Auftrage des Polizeipräsidenten derselbe Polizei=Commissar auf's Neue, um mitzutheilen, es sei noch keine Entscheidung der königl. Regierung erfolgt, und um sich zu erkundigen, ob denn der Pater heute abreisen werde. Der P. Rive ist deshalb heute verreist, vor seiner Abreise hat er jedoch noch folgendes Schreiben an das hiesige Polizeipräsidium gerichtet: Herrn Polizei=Präsidenten Devens Hochwohlgeboren Cöln. Um die von Ew. Hochw. durch den Polizei=Commissar Gierke am 25. d. M. für heute mir angekündigte polizeiliche Ausweisung zu vermeiden, werde ich Cöln verlassen; ersuche jedoch Ew. Hochwohlgeboren die bevorstehende Entscheidung der königl. Regierung resp. des königl. Ministeriums auf meine Eingabe vom 24. d. M. in meiner bisherigen Wohnung Arndtstraße 16. abgeben zu lassen, von wo dieselbe mir übermittelt werden wird. Schließlich will ich nicht unterlassen, gegen das ganze Verfahren, das Ew. Hochwohlgeboren im Auftrage der königl. Regierung gegen mich eingeschlagen haben, zu protestiren, da ich meinerseits durchaus keine Veranlassung dazu gegeben, indem nicht blos während meines fast vierzehnjährigen hiesigen Aufenthaltes, sondern überhaupt während meines ganzen Lebens nie die geringste polizeiliche oder gerichtliche Klage gegen mich erhoben worden ist. Cöln, den 28. Januar 1873. B. Rive, Priester der Gesellschaft Jesu. * Seligenstadt, 26. Januar. Der Vater des Jesuitenpater Zöller hat, nach dem„M. Journ., den Schutz des Großherzogs gegen die Maßregel des Ministeriums angerufen, wonach sein Sohn aus dem väterlichen Hause vertrieben wurde; der gekränkte Vater erachtet dies als einen Eingriff in das Heiligthum der Familie, zu welchem außerdem kein irgendwie stichhaltiger Grund vortag. Straßburg, 27. Jan. Hiermit übermittle ich Ihnen die Adresse*) welche die kathol. Familienväter an Se. Majestät den Kaiser gegen das vom Bundesrathe genehmigte Gesetz, das Unterrichtswesen in Elsaß=Lothringen betreffend, gerichtet haben. Vor einigen Tagen ist dieselbe an den Kaiser abgegangen. Die Katholiken des Elsasses wollen, daß das Stück veröffentlicht werde, auf daß so das ganze Deutschland erfahre, wie man mit den„wiedergewonnenen Brüdern" umgeht und wie man ihnen nach und nach alle ihre theuersten, religiösen und politischen Freiheiten nimmt. Das Central=Comite für die Wahrung der kathol. Interessen wird morgen hier zusammentreten; alle Cantonal=Comites werden dabei durch ihre Vorstände vertreten sein. Man will sich verständigen über ein gemeinsames Vorgehen gegen die traurigen Maßregeln, die gegen die Katholiken fort und fort genommen werden. Wenn uns die Gurgel soll zugeschnürt werden, so wollen wir es wenigstens nicht geschehen lassen, ohne dagegen zu protestiren und die Stimme zu erheben. *) Wir können dieselbe aus Mangel an Raum erst morgen bringen. 27. Jan. In der heutigen Sitzung des Herrenhauses kam der Gesetzentwurf über die Organisation der Universitätsbehörden zur Berathung. Der Kardinal Fürst Schwarzenberg beantragte, die Vorlage an die Regierung zurückzuweisen, um vor Weiterem die Rechtsverhältnisse der Wiener und der Prager Universität einer genaueren Feststellung zu unterziehen. Nachdem Hasner sich gegen diesen Antrag erklärt und namentlich die Aufhebung der Beschränkung des Kanzleramts auf die theologische Fakultät befürwortet hatte, schlug der Kardinal Rauscher den Uebergang Tagesordnung vor, fand aber keine hinlängliche Unterstützung. Debatte soll deshalb morgen fortgesetzt werden.— Für die storbene Großfürstin Helene Paulowna von Rußland ist die legung einer zehntägigen Hoftrauer befohlen. Wie die hiesigen Abendblätter melden, sind die Mitglieder des Verwaltungsrathes des Centralbauvereins, Marquis Vasquez=Pinos, Reichsfreiherr Daublesky-Sternek und Botstieber wegen Betruges verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert worden. zur Die verAnEngland. * L o n d o n, 2 7. J a n u a r. D e m„ R e u t e r' s c h e n B u r e a u" g e h t unterm gestrigen Tage ein Telegramm aus Bombay mit der Nachricht einer Zeitung in Lahore zu, wonach das Fort Hissar, welches in dem unter britischer Schutzherrschaft stehenden Theile von Cabul liegt, von Sirdar Abdul=Rahman erobert und Sherbarat in Kabul von Sirdan Mohamed Isa Khan ebenfalls angegriffen worden wäre. Die in die Hand der beiden Häuptlinge gefallenen Befehlshaber dieser beiden Plätze sollen an die russischen Truppen ausgeliefert worden sein; Abdul=Rahman sei es darum zu thun gewesen, Nissa(Hissar?) als Stützpunkt zu weiteren Unternehmungen gegen Turkestan und Afghanistan zu gewinnen. Spanien. * Wir entnehmen einer Correspondenz an die„Union“ aus Madrid vom 17. folgende Nachrichten:„Die Carlisten der Provinz Lerida haben mit gutem Erfolge operirt. Der Einzug Don Alphons in Catalonien ist mit der Einnahme von Tremp, einer der hauptsächlichsten Städte, welche die savoyardische Regierung armirt und befestigt hatte, inaugurirt worden. Die Vertheidigung der sogenannten Freiwilligen der Freiheit war energisch, doch war der Angriff so ungestüm,daß in zwei Stunden die Thore gesprengt wurden. Der Kampf in den Straßen dauerte nicht weniger als vier Stunden, weil man schnell Barricaden errichtet hatte. Die Angst der Bevölkerung war groß. Der Klerus intervenirte zwischen den Belagerern und den Belagerten; die letzteren ergaben sich einsehend, daß jeder Widerstand unnöthig sei. In diesem mehrstündigen Kampfe Mann an Mann hat man beobachtet, daß die Carlisten nicht allein die Familien der Vertheidiger, sondern die Vertheidiger selbst geschont haben, indem sie sich mit der Entwaffnung derselben begnügten gegen das Versprechen keine savoyardischen Waffen mehr zu führen.— Die spanischen Blätter berichten, daß am 13. Jan. beinahe alle Banden von Catalonien sich vereinigt haben um zusammen einen kühnen Stoß zu versuchen, der zu einer wahren Schlacht reussiren solle. Haus der Abgeordneten. 34. Sitzung.— 27. Januar. Präsident v. Forckenbeck eröffnet die Sitzung um 12¼ Uhr. Am Ministertische: Dr. Leonhardt, Graf Königsmark, Camphausen und mehrere Regierungs=Commissare. Die Gesetzentwürfe, betreffend den Rechtszustand der Jadegebiets, die Lösung von Jagdscheinen in den hohenzollerschen Landen, die Abänderung und Ergänzung des hannoverschen Gesetzes vom 2. November 1856 über Aufhebung von Weiderechten und die Abänderung der Wegegesetzgebung in der Provinz Hannover werden ohne Diskussion in dritter Berathung angenommen. Die dritte Lesung des Gesetz=Entwurfes betreffend die Theilung des Kreises Beuthen wird jvon der Tagesordnung abgesetzt, weil in Folge eines Beschlusses des Kreistages, eine Umarbeitung der Vorlagen erfolgen muß. Dann tritt das Haus in die Fortsetzung der Etatsberathung. Beim Etat der Justizverwaltung ersucht Reichensperger(Olpe) die Regierung bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß sie die Materie der sogenannten Antragsverbrechen recht ernst ins Auge fassen möge. Diese Materie bilde einen der größten Uebelstände in der Staatsrechtspflege und es kämen wahre Scandalose und Verhöhnungen der Justiz vor. Es hätten sich Gesellschaften gebildet, deren Mitglieder sich gegenseitig denunciren, um dann als Zeugen zu fungiren und nach Einziehung der Zeugengebühren die Gerichte auslachten. Der Justizminister: Die Dinge, welche hier vorgetragen worden. seien ihm völlig unbekannt. Die Quellen, aus welcher der Vorredner schöpfe, scheine nicht recht lauter zu sein, denn seine neulichen Mittheilungen über die Reisen der rheinischen Richter seien auch zum Theil übertrieben gewesen. Er erkenne übrigens an, daß der Titel über die Antragsverbrechen nicht glücklich geschlossen sei. Man habe sich in dieser Lehre zu stark beeinflussen lassen durch die sächsische Gesetzgebung. Die Staatsregierung erkenne die Uebelstände an, habe aber geglaubt, daß die Dinge im Laufe der Zeit sich günstiger gestalten würden. Bereits im Reichstage habe er (Minister) erklärt, daß das Strafgesetzbuch auf sehr lange Dauer keinen Anspruch machen könne. Eine Revision sei nothwendig geworden und bei dieser Angelegenheit werde es nicht zu umgehen sein, das System der Antragsverbrechen zu prüfen. So schnell mit einer Aenderung des Strafgesetzbuches vorzugehen, habe immer etwas Bedenkliches. Abg. Reichensperger(Koblenz): Der Herr Justizwinister hat mir auf meine früheren Aeußerungen in Bezug auf die Reisegebühren der in Privatstreitigkeiten reisenden Richter eine Art Dementi gegeben. Da ich bereits 42 Jahre in der rheinischen Justizpflege mich bewege und also einigermaßen Bescheid weiß, so halte ich meine Aeußerungen in ihrem ganzen Umfange aufrecht. Abg. Dr. Eberty verlangt wiederum die Aufhebung der Einzelhaft, gegen welche die schwersten Bedenken geltend gemacht würden, und welche von der Wissenschaft geachtet sei. Auch in der Strafanstalt bei Plötzen== See werde die Einzelhaft vollstreckt. Der Justizminister erwiedert, daß das Reichsstrafgesetz auch ihn ermächtige, die Strafen in dieser Weise vollstrecken zu lassen. Die Zustände in Berlin seien sehr schlimm und die Zellenhaft gegen die Berliner * 1 1 b st tr durchaus nothwendig. Es existire hier eine böse Societät von Verbrechern, gegen welche sich die Zellenhaft als sehr nützlich bewiesen habe. Der Abg. Eherty scheine nur Theoretiker zu sein, das practische Leben sei ihm fremd. Er sollte sich einmal in die Gefängnisse begeben und sich die Dinge daselbst ansehen, wie sie wirklich seien. Ihn(den Minister) autorisire das Reichsstrafgesetzbuch zu der Strafvollstreckung in den Einzelzellen und davon weide er sich durch die Reden Eberty's nicht abhalten lassen. Nachdem Eberiy replicirt erwidert der Justizminister, daß man durch den Besuch der Zuchthäuser mehr lerne als auf den Congressen zu London...I. geinn e. Abg. Götting tritt für bie Einzethaft ein. Der Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung. Nach dem einleitenden Referate des Berichterstatters Abg. v. Wedell=Malchow und einigen Bemerkungen des Abg. Bähr über die Nothwendigkeit der Regelung der Kosten bei den Auseinandersetzungen, entschuldigt sich der Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten Graf Königsmark, daß er diesmal die Vertretung des Etats denjenigen Räthen überlassen müsse, welche sich mit der Aufstellung des Etats beschäftigt haben. Zu Kap. 32 der Einnahmen und Kap. 108 der Ausgaben hat Abg. Dr. Virchow folgenden Antrag gestellt:„Das Haus wolle beschließen 1) zu erklären, daß es die im Laufe des vorigen Etatsjahres durch Allerhöchste Verordnung vom 27. April v. J. angeordnete Uebertragung der VeterinärVerwaltung, einschließlich der Thierarzneischulen auf das Ministerium der landwirthschaftlichen Angelegenheiten als gerechtfertigt nicht anerkennt; 2) Kap. 32 Tit. 4. der Einnahmen und Kap. 108 der Ausgaben(Veterinärwesen) in dem Etat des landwirthschaftlichen Ministeriums zu streichen und in den Etat des Ministeriums des geistlichen 2c. und Medicinal=Angelegenheiten aufzunehmen.“ Zur Rechtfertigung dieses Antrages führt Abg. Dr. Virchow aus, daß die stattgefundene Uebertragung des Veierinärwesens auf das landwirthschaftliche Ministerium gegen das allseitig anerkannte Etatsgesetz verstoße und daß es sich hier um eine constitutionelle Frage von großer Erheblichkeit handle. Man habe früher angegeben, daß das Veterinärwesen dem früheren Cultusministerium abgenommen worden sei; wolle man dem Cultusministerium Alles das abnehmen, was früher schlecht verwaltet worden, so würde ihm sehr wenig verbleiben. (Heiterkeit.) Man würde dann möglicher Weise auch die Verwaltung der Kunstmuseen dem landwirthschaftlichen Ministerium übertragen. Dies aber sei keine Organisation der Staatsbehörden. Die Landwirthe hätten in der Regel wenig Herz für die Thierärzte. Wie der gegenwärtige Minister darüber denke, wisse er nicht, aber es sei ihm mitgetheilt, daß derselbe als Landwirth des Kreises Chodzissen ernstlich die Absicht verfolgt habe, einen Abdecker zum Kreisthierarzt zu ernennen. Abg. Dr. Friedenthal erklärt sich gegen den Antrag Virchow. Der Minister Graf Königsmark erwidert dem Abg. Dr. Virchow auf die von ihm mitgetheilte Annecdote, daß er niemals Landrath des Kreises Chodziessen gewesen.(Große Heiterkeit.) Der Etat wird bis Kap. 106 erledigt und darauf die Sitzung vertagt. Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung Dinstag 11 Uhr. Tagesordnung: Budget und Petitionen. evangelischen Ober=Kirchenrath ist eine Denkschrift über die Grsetzentwürfe, betreffend den Austritt aus der Kirche, die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen, die kirchliche Disciplinar=Gewalt und die Errichtung des königlichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten an das Haus gelangt. Der Ober=Kirchenrath erklärt darin, daß er sich nicht zu überzeugen vermocht hat,„daß die evangelische Kirche, sei es durch ihre prinzipielle Stellung, sei es durch ihr thatsächlich bestehendes Verhältniß zum Staate, einen begründeten Anlaß zu der vorliegenden Gesetzgebung dargeboten habe. Weder die Grundsätze noch die realen Beziehungen, welche die evangelische Kirche gegenüber vom Staate festhält, können das Bedürfniß nach einer solchen Gesetzgebung nahe gelegt haben. Wenn aber dennoch, anscheinend aus politischen Rücksichten, deren Würdigung den legislativen Faktoren des Staates zusteht, die fraglichen Gesetzes=Entwürfe auch auf die evangelische Kirche ausgedehnt worden sind, so dürfen die Organe der etzteren nicht unterlassen darauf aufmerksam zu machen, daß der Staat im Begriffe steht mit dieser sachlich nicht begründeten Ausdehnung, insbesondere des Gesetzes über die kirchliche Disciplinargewalt, die evangelische Kirche in ihrem inneren Lebensgebiete recht empfindlich zu schädigen. Wir können deshalb in erster Linie nur als dringend wünschenswerth bezeichnen, daß eine Anwendung der Gesetz=Entwürfe auf die evangelische Kirche überhaupt, mindestens aber in Betreff des Gesetz=Entwurfes über die kirchliche Disciplinargewalt ausgeschlossen werde." Daran schließen sich einige Bemerkungen in Betreff der einzelnen Vorlagen. In Betreff des Gesetzes über den Austritt aus der Kirche wird hervorgehoben, daß es die Vorschrift des§ 17 der Verordnung vom 30. März 18447 beseitigt, nach welcher die vor dem Richter abgegebene Erklärung über den Austritt aus der Kirche nur alsdann rechtliche Wirkung haben soll, wenn die Absicht auszutreten mindestens vier Wochen vorher dem Richter in gleicher Weise erklärt worden ist: und zwar hat der Richter dem competenten Geistlichen von der ersten Erklärung Nachricht zu geben, damit er seinen seelsorgerischen Einfluß geltend machen und von einer Handlung abmahnen könne, welche die Kirche für seelengefährlich halten muß. Der Staat selbst hat das Interesse, daß ein so wichtiger Entschluß nicht übereilt ausgeführt wird. Der§ 17 der Verordnung vom 30. März 1847 darf also(nach Ansicht des Oberkirchenrathes) in dem neuen Gesetz nicht fehlen, wenn der Austritt aus der Kirche nicht allzusehr erleichtert werden und die Erleichterung nicht provocirend wirken soll. Da außerdem mit einem so leicht zu bewerkstelligenden Austritt die Befreiung von den auf dem Parochial=Verbande beruhenden persönlichen Verpflichtungen zu Abgaben und Leistungen, auch von der Beitragspflicht zu den kirchlichen Baukosten verbunden sein soll, so kann dieser Umstand nicht selten einen unwürdigen Antrieb zu Austritten aus der Kirche abgeben und die Fortexistenz einer nicht geringen Anzahl von Parochial=Verbänden ernstlich bedrohen. Wenn das Baubedürfniß vor der Austritts=Erklärung entstanden und die Vornahme des Baues vorschriftsmäßig beschlossen ist, dann sollte die Befreiung von der Beitragspflicht erst 5 Jahre nach vollzogenem Austritt in Kraft treten. Folgen einige Bemerkungen zu dem Gesetz über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen. Nach§§ 1 und 4 soll ein geistliches Amt in einer der christlichen Kirchen nur einem Deutschen übertragen werden, der drei Jahre lang auf einer deutschen Staatsuniversität Theologie studirt hat. Dagegen macht die Denkschrift geliend, daß die französisch=reformirten und überhaupt die reformirten Gemeinden ihre Geistlichen häufig nur aus dem Auslande, aus Frankreich und der Schweiz, berufen können, für welche Fälle der Kultusminister zur Ertheilung einer Dispensation ermächtigt werden müßte. Ferner muß im Gesetz dafür gesorgt werden, daß deutsche Geistliche, die ein evangelisches Pfarramt im Auslande übernommen haben, zu diesem Zweck aus dem diesseitigen Unterthanen=Verband ausgetreten und Angehörige eines auswärtigen Staates geworden sind, ohne Schwierigkeit in der diesseitigen evangelischen Kirche Wiederanstellung finden können. In Betreff der deutschen Staatsuniversität erscheint es nicht ganz unzweiselhaft, ob der nationale Charakter der letzteren nur in der engeren politischen oder in der weiteren nationalen Bedeutung des Wortes zu verstehen ist und also auch etwa schweizerische und holländische Universitäten unter den Begriff der„deutschen" fallen. In Betreff der Dauer des theologischen Studiums ist ins Auge zu fassen, daß eine Verlängerung des Trienniums in nahe Aussicht genommen werden muß, um den gegenwärtigen Anforderungen an die wissenschaftliche Durchbildung der Theologen zu entsprechen. Zur Vermeidung möglicher, wenngleich unbegründeter Einwendungen gegen eine solche innerkirchliche Anordnung möchte es rathsam sein, in dem Gesetz nur von dem„mindestens" dreijährigen Siudium zu sprechen. Einwendungen von geringerer Bedeutung können an dieser Stelle vorläufig übergangen werden.— In§ 9 des dritten Gesetzes über die„kirchliche Disciplinargewalt“ und die Einrichtung des königlichen„Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten“ ist die Mitwirkung des Staates bei Vollstreckung kirchlicher Disciplinarentscheidungen eine administrative, und das muß ausdrücklich ausgesprochen werden. Es bleibt alsdann von der Bestimmung unberührt, daß auch der bürgerliche Richter angerufen werden kann, um im Rechtswege die Vollstreckung herbeizuführen, wogegen bei der jetzigen Fassung der Zweifel aufkommen kann, ob eine andere als im Verwaltungswege erfolgende Vollstreckung überhaupt zulässig sein solle.— Die Mitglieder der evangelisch=kirchlichen Disciplinarbehörden werden von des Königs Majestät ernannt: in Fällen, in welchen gegen einen Superintendenten eine Disciplinarstrafe ausgesprochen wird, bedarf es sogar einer Allerhöchsten Bestätigung der Entscheidung. Nicht blos ist es mit der Würde des Allerhöchsten Trägers er Kirchengewalt in der evangelischen Kirche unvereinbar, wenn ein von ihm bestätigtes Disciplinarerkenntniß eist noch vom Oberpräsidenten für Hehtrscber erklärt werden muß, sondern es fehlt überhaupt bei der beOrganisation der kirchlichen Disciplinarbehörden an einem zu#enven Grund für den Staat, um seine Mitwirkung bei dem Vollzug ihrer Entscheidungen von einer vorgängigen Erklärung der Vollstreckbarkeit durch den Oberpräsidenten abhängig zu machen. Es scheint deshalb ein Zusatz zu dem Paragraphen erforderlich folgenden Inhalts:„die Vorschrift des Absatzes 1 findet keine Anwendung, wenn die Disciplinarentscheidung von einer Behörde abgegeben worden ist, deren Mitglieder vom Könige ernannt werden“— die in§ 11 vorgesehene Form, in welcher ein Recurs an die Staatsgewalt gegen Entscheidungen der kirchlichen Disciplinarbehörden zulässig sein soll, gibt dem Inhalt und der Fassung nach zu den erheblichsten Bedenken Anlaß. Wenn zunächst gesagt ist, die Berufung finde Statt, wenn die Entfernung aus dem Amte als Disciplinarstrafe oder sonst wider den Willen des davon Betroffenen ausgesprochen worden ist und die Entscheidung für eine willkürliche erachtet wird, so knüpft sich daran, von sonstigen durch die Fassung nahe gelegten Zweifeln über die Tragweite der Bestimmung abgesehen, die nicht abzuweisende Besorgniß, es werde mit der Prüfung der„Willkürlichkeit“ der kirchlichen Entscheidung dem staatlichen Gerichtshofe eine Urtheilscompetenz auch in den innersten kirchlichen Angelegenheiten beigelegt, deren Uebergang an eine staatliche Instanz für unmöglich erachtet werden muß. Denn fast wäre der Staat zum obersten Richter über die Frage der Kirchenlehre gemacht: er entschiede über die der kirchlichen Lehrordnung gezogene Grenze, und schwerlich könnte dann noch von einer Kirche die Rede sein, welche nicht StaatsAnstalt wäre. Das erste Alinea des§ 11 müßte etwa lauten:„Die Berufung findet statt, wenn von den kirchlichen Obern mit Ueberschreitung der rechtlichen Grenzen der kirchlichen Amtsgewalt erkannt worden ist. Der zweite Recursgrund alsdann, von dem§ 11 spricht, kann überhaupt gar nicht zu einer Rechtsprechung durch den staatlichen Gerichtshof im Sinne des vorliegenden Gesetzes führen, sondern nur im gewöhnlichen Beschwerdewege seine Erledigung finden. Es handelt sich um ungerechtsertigte Verlängerung der vorläufig erfolgten Suspension vom Amte durch Verschleppung des weiteren Verfahrens, also um einen Beschwerdepunet, welcher lediglich das Untersuchungsverfahren und dessen begleitende Maßregeln, nicht aber die Entscheidung betrifft, und deshalb auch nicht in den durch den nachfolgenden Gesetzesparagraphen vorgeschriebenen Formen des Recursverfahrens gegen Entscheidungen der kirchlichen Disciplinarbehörden behandelt werden kann. Für die evangelische Kirche reicht in Fällen dieser Art der Beschwerdeweg innerhalb der kirchlichen Instanzen aus.— Es folgen zu den§§ 12, 21 und 33 noch kurze, mehr formelle Dinge betreffende Bemerkungen. [:] Bonn, 28. Jan. Sie werden erwarten, daß ich meine Reporterpflichten erfülle. Allerdings begab ich mich auch heute Morgen in den„altkatholischen“ sogenannten„Gottesdienst“ für die verstorbene Frl. v. Lasaulx Die Herren waren gering an Zahl, die Damenwelt desto zahlreicher vertreten. Besuch ungefähr der nämliche, wie vergangene Woche bei der Feier für Prof. Kampschulte. Prof. Langen las eine stille Todtenmesse, welcher der„altkatholische“ Küster Braschoß diente, und hielt nach dem Evangelium vom Altare aus eine Anrede, worin er die Verdienste der Verstorbenen um die Kranken, aber mehr noch ihr Festhalten am„Altkatholicismus“ pries, den sie auch in ihrer letzten Stunde dem Empfange der hh. Sakramente vorgezogen(!) habe, sie werde sich unendlich freuen über das Werk, welches die„Altkatholiken“ hier aufgerichtet, und Gott heute die heißesten Gebete für das Gelingen desselben darbringen(!). Dann folgten drei Vaterunser. Ich bemerkte die Herren Reusch, Ritter, Doutrelepont, Frau Pedellin Adam, mehrere Aerzte; das Gymnasium war diesmal ohne Vertretung. s Vom Rhein, 27. Jan. Wenn man die Rede liest, welche der Abgeordnete Jung aus Köln in der Sitzung vom 20. Jan. gehalten hat, dann glaubt man einen Renegaten vor sich zu haben. Denn von diesen lehrt die Erfahrung, daß sie durchgehends von dem giftigsten, verbissensten Hasse gegen die Kirche erfüllt sind. Aber Jung sagt es selbst, daß er Protestant sei. Nun fragen wir aber wohl mit Recht: Wie kann dieser Protestant Jung all' jene furchtbaren Anschuldigungen gegen die Katholiken erheben, da er doch von der katholischen Kirche und ihrer innern Einrichtung nichts kennt? Denn, daß er nichts davon kennt, das beweist er selbst an mehr als einer Stelle seiner Rede, von der man freilich eher glauben sollte, daß sie in irgend einer Bierkneipe, als im preußischen Abgeordnetenhause gehalten worden sei. Wenn die ganze Rede nicht gar zu boshaft wäre, dann sollte man lachen darüber, daß der Assessor a. D. aus Köln allen Ernstes in Bezug auf eine in Koblenz vollzogenen Excommunication sagt:„Zwei Geistliche umstanden den Prior, der ihn (den Delinquenten) verfluchte und ihm die Kerzen vor die Füße warf.“ Jung weiß alio nicht einmal, was ein Prior ist und scheint wirklich einen sehr starken Glauben zu haben, wenn er annimmt, daß der Excommunicirte ganz gemüthlich in die Kirche gekommen sei und dort die Kerzen vor seinen Füßen habe zerbrechen lassen. Welche Begriffe muß nicht der Protestant Jung von der katholischen Kirche haben, wenn er ferner behauptet, daß es in derselben eine Messenbank gäbe, in welcher die Messen, welche ein Priester nicht bewältigen könne, an Andere gegen Procente abgelassen würden! So lange der erfinderische Assessor a. D. uns nicht den Ort nennt, wo eine solche Bank besteht, und dazu wirder nicht im Stande sein, wird er uns erlauben müssen, daß wir ihn ebenso für einen Verleumder halten, wie den Abgeordneten Virchow, der sich nicht entblödete, in seiner Rede darauf hinzudeuten, daß die Vorsteher der Knabenconvicte ihre Zöglinge zu den unsittlichsten Handlungen verführten, ohne daß er im Stande war, auch nur einen Beweis für seine Behauptung zu liefern. Völlig komisch klingt es, wenn der Abg. Jung in seiver Rede von Toleranz spricht. Er greift die Katholiken in niederträchtigster Weise an, möchte sie ihrer Freiheit und ihrer unveräußerlichen Rechte berauben, fordert den Staat auf, die Verwaltung des kirchlichen Vermögens in seine Hand zu nehmen, fordert ihn auf, in den Cultus der katholischen Kirche störend einzugreifen, die Prozessionen zu verbieten, er spottet in gemeiner Weise über die Heiligen= und Reliquien=Verehrung, verletzt die Katholiken in ihren heiligsten Gesühlen— und dann spricht dieser selbe Jung von Toleranz!„Es ist ein Zeichen der gebildeten Welt, sagt er, daß die christlichen Confessionen in Friede und Gastfreundschaft neben einander leben.“ Nun, mit diesen Worten hat er also sich selbst sein Urtheil gesprochen: er kann also nicht zur gebildeten Welt gezählt werden. Wir entsinnen uns nicht mehr genau, ob Jung in Köln einmal gewählt worden ist; wäre es aber wirklich der Fall, dann müßten die Kölner heute noch sich schämen, daß sie als Katholiken und als Bewohner der„gebildetsten“ Gegend Deutschlands einen solchen Vertreten in's Abgeordnetenhaus geschickt hätten. 8 Aus Nassau, 26. Jan. In Nro. 23 der„R..“ brachten sie die für unser Bisthum ungünstige Nachricht wegen des sog. Trierer Domschatzes und reihten die Bemerkung an,„diese Nachricht haben wir einem liberalen Blatte entnehmen müssen". Der„Nassauer Bote“ stellt in seiner Samstagsnummer die Richtigkeit des mitgetheilten in Abrede und vermuthet sogar, die Sache werde nicht ungünstig ausfallen für Nassau. Trotz alledem bleibt es, wie auch neulich von Fulda gemeldet wurde, eine unangenehme, nicht zu leugnende Thatsache: in liberalen Blättern und Kreisen sind gewisse kirchliche Nachrichten viel eher bekannt, wie in gutgesinnten Blättern und Kreisen. Da wohl nicht anzunehmen ist, daß um Geld diese Nachrichten erworben sind, ist die Sache nur erklärlich dadurch, daß gewisse hohe Herren gegen ihre ergebene Umgebung allzusehr zugeknöpft sind, und indirekt die katholische Presse schädigen, oder aber untergeordnete Persönlichkeiten, die ab und zugehen, schnappen Einzelheiten auf und theilen sie brühwarm mit, und dadurch gelangen Beschlüsse und Mittheilungen kirchlicher Behörden, die dienstlich geheim gehalten werden sollen, viel schneller in bürgerliche Kreise, wie unter die Standesgenossen. Ueber diesen Punkt könnte Mancherlei gebracht werden. Doch jetzt nicht. * Frankfurt, 27. Januar. Dieser Tage kam, wie das„M. Journ.“ meldet, im Dompfarrhof zu Frankfurt ein großes Schreiben an, mit der der postamtlichen Aufschrift:„Irrthümlich eröffnet". Die Adresse lautet: „An das katholische Pfarramt am Dom, zu Frankfurt.“ Welcher Irrthum da wohl unterlaufen sein mag? Im Uebrigen war der Brief von Herrn Kaplan Dr. Falk in Worms adressirt, der eben wegen allerlei merkwürdiger Reden, die er auf einer Versammlung geführt haben soll, in Untersuchung steht. Freiburg i.., 26. Januar. Gestern starb dahier der hochbetagte, um die Sache der badischen Katholiken so verdiente Hofrath Dr. Karl Zell. ∆ Heidelberg, 26. Jan. Heute früh 10 Uhr fand in der hiesigen protestantischen St. Peterskirche der erste„altkatholische“ Gottesdienst statt. Derselbe war von beiläufig 600 Personen, zumeist neugierigen Frauenzimmern besucht. Das Reich Israel war zahlreich vertreten, neben abgestandenen Katholiken befanden sich sehr viele Protestanten aus Sydow's Lager, über alle hinaus ragten auch einige langbeinige Söhne Albions, den Hintergrund bildete selbstverständlich der Heidelberger Janhagel. Der Gottesdienst dauerte bis nach 12 Uhr und endete mit„Te Deum.“ Es war „viel Geschrei aber wenig Wolle.“ Herr Michelis celebrirte eine Stillmesse, während welcher er nach Abbetung des„Crecko“ einen Vortrag hielt, der über 1 Stunde währte. Herr Michelis war offenbar nicht vorbereitet, sonst könnte er, trotz seiner bekannten Confusionstüchtigkeit, doch nicht so verworren und durcheinander gesprochen haben. Ich habe den Wortlaut seiner Rede vor mir und komme mit dem besten Willen nicht aus deren Inhalt. Michelis bekennt sich als Katholik und Priester von„demselben Glauben, den er vor Jahren in einem westphälischen Dorfkirchlein gepredigt habe“ und endet damit:„sollte es mir vergönnt sein, zum zweiten Male den katholischen Gottesdienst hier feiern zu können, so will ich das Wesen des heiligen Geheimnisses zum Gegenstande meiner Betrachtung machen. Herr Michelis nahm heute schon eine Art„Tempelreinigung“ vor, indem er den Juden, Protestanten, Materialisten und Indifferentisten harte Hiebe aufmaß. Das und seine Repräsentation als gläubiger Katholik und Priester (Opposition gegen die Infallibilität ausgenommen) geben uns Hoffnung, daß Herr Michaelis die Unfruchtbarkeit des Heidelberger Bodens erkennend, uns bald wieder verlassen wird. Die Heidelberger„Altkatholiken“ sind viel aufgeklärter und fortgeschrittener, als Herr Michaelis meint; die werden bald sagen:„Der Mohr hat seine Schuldigkeit gethan, der Mohr kann gehen“, vivat sequens— Vogt. * Münster, 27. Januar. Am Samstage fand hierselbst, wie der „W..“ meldet, die halbjährliche Generalversammlung latholischer Edelleute statt. Obgleich zur selben Zeit am Rheine der Ausschuß der Maltheser=Ritter versammelt war, der manche Mitglieder dorthin berufen hatte, war dennoch dieselbe zahlreicher noch als sonst besucht, da eine nicht unbedeutende Anzahl neuaufgenommener Mitglieder sich zum ersten Male an der Versammlung betheiligte. Ueber die Verhandlungen selbst fehlen uns nähere Angaben. Auf den Vorschlag eines Mitgliedes begaben sich sämmtliche Anwesenden, soweit sie nicht vorher abzureisen genöthigt waren, am Schluß der Versammlung zum bischöflichen Palais, um dem hochwürdigen Herrn Bischofe ihre Ergebenheit und Liebe auszusprechen und ihn des unerschütterlichen Entschlusses zu versichern, in allen noch bevor stehenden Kämpfen dem Episcopate alle nothwendige und ihnen mögliche Hülfe zu gewähren. Der Präsident, Wilderich Freiherr von Ketteler brachte in einer kurzen Axsprache die Gesinnungen des Vereins zum Ausdrucke, worauf der hochwürdige Bischof in tief bewegten Worten seiner Freude über den in demselben herrschenden Geist aussprach und den oberhirtlichen Segen ertheilte. Die katholischen Edelleute schieden mit einem begeisterten dreifachen „Hoch“ auf den deutschen Episcopat. * Königsberg i. Pr., 27. Januar. Das Haff ist zugefroren und die bereits eröffnete Schifffahrt wieder geschlossen. * Leipzig, 27. Jan. Nach einer Meldung der„Deutschen Allgemeinen Zeitung“ haben von 910 Gehilfen in den Offizinen der vereinigten Druckereibesitzer 314 heute die Arbeit niedergelegt. Die Uebrigen setzen die Arbeit fort. * Rom, 27. Januar. Der Ausschuß der Deputirtenkammer zur Berathung des Gesetzentwurfs über die religiösen Körperschaften hat zur Prüfung der die Convertirung der geistlichen Güter betreffenden Artikel ein besonderes Subcomite eingesetzt und will mit dem Ministerium erst dann in weiteres Vernehmen treten, wenn der ihm ertheilte Auftrag erledigt resp. seine Arbeiten vollständig beendigt sind.— Ueber einen neuen Handelsvertrag mit Frankreich haben der„Italie“ zufolge noch keine Verhandlungen begonnen, er soll vielmehr erst das Ergebniß der Enquete, zu welcher die Industriellen Italiens zusammengetreten sind, abgewartet werden, auch will man vor neuen Verhandlungen erst von dem Inhalte des neuen britisch=französischen Handelsvertrages und von dessen Tarifbestimmungen unterrichtet sein. Nach demselben Blatte hätten Italien und Frankreich in der Laurionfrage die guten Dienste Oesterreichs nachgesucht, da Oesterreich der griechischen Regierung einige zur Basis für die Unterhandlungen geeignete Vorschläge gemacht habe, welche freilich von dieser mit anderen unannehmbaren Gegenvorschlägen beantwortet worden seien. Die „Italie“ bestätigt dabei, daß in der Laurionangelegenheit bis jetzt kein Schritt zu einer endlichen Lösung geschehen sei. * Amsterdam, 27. Januar. Die niederländische Bank hat den Discont von 5 auf 4½ Procent herabgesetzt. * Lissabon, 26. Januar. Die Kaiserin=Mutter von Brasilien, Amalie, geborene Prinzessin von Leuchtenberg, ist gestorben. * Newyork, 26. Januar. Der Contract wegen Begebung der neuen Anleihe soll am 25. Februar in Kraft treten; durch die Bestimmungen desselben ist die Regierung gegen Verluste am Wechselcourse gesichert.— Aus Mexiko wird gemeldet, daß die Eisenbahnlinie nach Veracruz dem Verkehr übergeben ist; der Eröffnungsfeierlichkeit haben der Präsident der Republik und der englische Gesandte beigewohnt. Telegraphische Depesche. Berlin, 28. Januar, 3 Uhr 5 Min. Nachm. Mainz=Ludwigsh. Eisend. 175 Lombarden 117¼ Oest. Credit=Actien 203½ Darunstädter Bank 188 7 Disconto=Commandite 277 Verl. Wechsler=Bank 133 do. Provinz.=Wechsler=Bank— Stimmung fest. Preut. 4 ½% cons. Anl. 103⅝ 3,/2% Staatsschuldscheine 89⅜/ Khein. u. Westph. Rentenbriefe 97⅞ Ehein. Eisendahn=Actien 155 do. do. L. B. 93 Berg.=Märkische Eisenb. 122½ Oesterr. Silber=Rente 65¾ Köln=Mindener Eisenb. 164½ do. do. L. B. 113% Personal=Chronik. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Sanitäts-Rath Dr. Allexander Reumont zu Aachen den Charakter als Geheimer Sanitäts=Rath, dem Kreis=Ppysikus Dr. Dollmann zu Trier und den praktischen Aerzten DDr. Braun zu Oeynhausen, Bruch in Cöln, Ebermaier und von den Steinen zu Düsseldorf, Neuhaus zu Berlin, Schaller zu Charlottenburg und Schlegel zu Coblenz den Charakter als Sanitäts-Rath zu verleihen; sowie dem Ober=Sekretär Wallraff beim Appellations-Grrichtshofe in Cöln bei seiner Versetzung in den Ruhestand den Charakter als Kanzlei=Rath zu verleihen, und den bisherigen unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Elberfeld, Kaufmann Theodor Dietze, der von der dortigen Stadtverordneten=Versammlung getroffenen Wiederwahl gemäß, in gleicher Eigenschaft für eine fernweite sechsjährige Amtsdauer zu bestätigen. Handel und Verkehr. Berlin, 27. Jan. Die neue Woche eröffnete ausnahmsweise fest und die bedeutende Mehreinnahme auf dem österreichischen Bahnnetze rief für Lombarden starken Begehr hervor. Lombarden zogen etwas an, aber auch Credit und Franzosen waren nicht vernachlässigt. Industriepapiere und Bank=Actien waren in gutem Verkehr mit steigenden Coursen. Dagegen fanden Bahnen wieder wenig Beachtung. In schweren Bahnen war nur minimale Bewegung. * Berlin, 25. Jan. Rheinische Wildsohlleder waren in dieser Woche gut gefragt, und für seine Salzochsen 63 Thlr. per Ctr. gezahlt. Von Blankleder findet bei ruhiger Stimmung schwarzes mit 16½—17, braunes bis 18 Sgr. per Pfund Käufer. Rohe Ziegenfelle blieben lebhaft begehrt; alte Mutterziegen mit 1 Thlr. 20 ½ Sgr., Heberlinge bis 1 Thlr. Sgr. pro Stück. * Köln, 27. Jan. Schottisches Roheisen 1. Thlr. 28—34, engliches 23—24. Kupfer 31—34. Zinn Banca Thlr. 52. Billiton und Lamm Thlr. 50½. 1ma Rohzink Thlr. 8¼, dopp. raff. Weichblei 7 9/12—½. Hartblei 7 3/3—8 1/8. Antimon Thlr. 21—23. Am heutigen Viehmarkt waren 211 Ochsen und 133 Kühe, zusammen 344 Stück zugetrieben. Preise für bestes Vieh 22—24, für kleines 18 bis 20 Thlr. per Ctr.— Frische Ochshäute—5½, Kuhhäute 4 5/6—5⅛, Fett—3 ½ Sgr. per Pfd.— Am kleinen Viehmarkt waren 140 Schweine zugetrieben, Preise 6 2/8—7 1/12 Sgr. per Pfd. Köln, 27. Januar. Cours=Bericht. Industrie=Actien, och.=MünchFV 309 EKdin. Schleppschiffooc Stimmung fest. Westf B8(Courl) 2133 Colonie.=V. 258 G,(Köln. Bwolist. 1146 Rh.=w. Ind.=A 171 B Magd..=.=Ges 171 G/Köl: Maschinenbl81 1/G Tauerei Köln 97 G abz Gladb..=Vers. 113½ B Vaterl..=Vers. 163 B Nh.=Wesif. Lloyd 1086 Westd..=Bank 103B Köln. Rückv. 120 B Agrippina 120 B Concord. Lö.=V. 137 bz Germ. Lb.=V.— G KölnerHagel=V 102 G Köln. Dampschiff 1038 Düf Dampfschiff1 078 Köln-Mus. V. 166 B Bg.=M. Bergw.=V. 1278 Un., Eff..AG 138 ¾ 6B Humboldt.=A. 164 B Boch. Cußst.=A. 225 B Harpener.=V. 420 G * Harkort, Masch.=Brückenbau=Act. 80 G Dortm. Union 172 G Bonif. Bgw.=G. 162 G Wissener Bergbau= und Mechern.==B 134 50 Hörd. Saw.=V. 169 G Phönix Lit. A. 232 G Bhsnir St. R. 3056 vin Bergw.=V 205 B Sieg=Rh.alte fl. 80½ B do. Pr.=Act. 126 1/ G Nach=Hönz. B. A. 184 B Bank=Actien. Hütten=A. 133½ bz Harzer Eisenw. 108 bz Eschw. Bgw.=V. 125 6 Sctagstausen. 171 56 25ln. Prt Deutsche Bank 109 G Bankf. Rh. u. W. 99½ G Atw. Centralbk. 109¾ B 171 56(Barmer Bankv. 1248 win Priv= g 114 /46 Darmi. an 181 0 Disc.=Comm. 274 6(Verl.Hand.=G. 1476 Amsterd. Bl.=A. 1026 Eisenbahn=Aktien. Nacher=Mastricht 46½ B/Mainz=Ludwigh 175½ B, Rhein. 155½ B Ansterd.=Rotid. 101 ½ G Oberschles. A. C. 217 B Rheinische, junge 148½6 Berg.=Märk. 123½ B.=F. Staatsb 204 B p. U. Rh. Bonn=Köln 98 ¼ B Köln=Minden 165¼ B Rumän. Eis.=Act. 43¼ G Rh..=B Lit. V. 92 G Köln=Mind..B. 113 B Sdl.(L5)Stb 1176 pU., Rhein Nahe 45 B brSt=Sh 3/2/ 89 74 9 Franzsf, Rente 95“/, S. Wbe, Hsg, rig.. DeR 100ßlärdtl 118½ B/Amer. 1885 St.=.99/ B)„, 5. S 98¼ 6 Seclster baote926 Mianz. 8. s 1048 Be. PESgaeiel sts Bad. 4% Pr= A. 1126,(Oolig.., 4% 89¼ G Köl.=Stadt=Obli. 98¼ 6 2 gier. 4% Pr.=A1 16½ 6/K.=Mind. Prä.=A. 95¼ B. Rheinprov.=Obl. 99 ½ G Wes er Lschuer Paris gr a. 76% Aripeuen. gof a Seog.— S Win, Nu8 61 Zinsfat der Preuß. Banl: für Wecsel 41/7, für Lombard 5/%e. 8 5In, 25. Jan.(Rotirungen der Handelt;, Paiser,)„Wetter: Froß. 10d Gir, Tare.“ Pdo. mit Fat i.—.—. g. in Partien Weizen fester, ohne Sack per 200 Pfd. hiestaer(niedrigster Preis) R. 8 ¼— /12., fremder 8—8 9/12.,(Lieferungsqualität à 75 Pfd. Roggen fester, ohne Sack per 200 Pfd. Piesiger(niehrigster Preish ef. 5½., fremder—5% B.(Lieserungsqualität à 69 Pfd. per 50 Liter). Köln, 28. Januar.(Notirungen der Productenhändler.) Weizen behauptet; eff. hiesiger 8 7/12., fremder 8 ½/ G. Roggen unverändert: eff. 5½ G. Leinöl eff. in Partieen von 100 Ctr. Thlr. 14. Weizen 1 O. à 200 Pfd. 8 17 Aveel per 100 . 8 2 Kartoffeln per 100 Kile 17 Heu per 50 Kilo " 2.„ „ 3.„ Landroggen 1. O. " 2. O. e 193 Hafer Rübsanan v. Berl. — * 7 : 6 „ 4 Schffl.— Thl. Sgr. 11— 1 14 — 27 10 Stroh per 100 Kilo 1 3 24 Rüböl per 50 Kilo i. größ. Part. 12 27 10 Rübkuchen per 1000 Kilo 51— 15 Preßkuchen„.. 19 Brtw.p. 100 Liter 50%, o. Mklrg. 12 21 — Gereinigtes Oel 13.12 S 13.15 Oberwesel, 27. Jan. Rheinhöhe 9 Fuß 8 Zoll, gef. 8 Zoll. Coblenz, 27. Jan., 1 Uhr Mitt. Rheinhöhe 11 Fuß 4., gef. 13.8. Bonn, 28. Jan., Morg. 10 Uhr. Rheinhöhe 12 Futz 1 Zos, gef. 3 Z. Berichtigung. In dem Artikel„Vom Rhein“ in Nr. 26 hat Zeile 30 von oben ein ganz sinnentstellender Druckfehler eingeschlichen. Es nuß dort statt ralisiren„analzsitren“ haäßen.. s Eingesandt,„ Dem insalliblen Kritiker der„Bonner Zeitung ist in seinen Berichte über das letzte Concert doch etwas Menschliches passirt, was verdient gefügt zu werden. Die Nummer 26 vom 26. d. M. Morgens spricht sie., Aber die Leistung des Solo=Bassisten mit den folgenden Worten aus: „Was Herrn Eigenbertz betrifft, so wird derselbe wohl auch ohne eine wiederholte förmliche Anerkennung noch von früher her von unserer vollkommenen Würdigung seiner schönen, echten Baßstimme überzeugt sein. Seltsamer Weise hat aber in dem letzten Concerte Herr Eigenbertz gar nicht gesungen, da er erkrankte und an seine Stelle der Bassist Ossenbach Frankfurt a. M. per Telegraph eitirt wurde und die Baßpartie übernahm. Herr Ossenbach hatte in der vorletzten Aufführung der MatthäusPassion von J. S. Bach die Christuspartie übernommen, und mußte der Recensent sofort die Stimme wieder erkennen, wenn er sie einmal gehört hatte. Hatte er sie aber nicht gehört, dann mußte ihm doch beim ersten Tonansatze klar werden, daß er nicht den allerdings annoncirten und noch auf dem Programm aufgeführten Eigenbertz vor sich hatte. Der Kriticus kann daher auf kein besonders seines musikalisches Gedächtniß Anspruch machen und dürfte aus diesem starken Stückchen etwas Bescheidenheit lernen, die man sehr bei ihm vermißt. So läßt er auch die Chöre in dem Schumann'schen Werke im Anfange an einiger Mattigkeit leiden. Andere Leute, die Herrn Ossenbach sofort erkannten, haben davon nichts bemerkt, waren vielmehr mit dem sehr competenten Professor Schneider aus Köln der Meinung, daß die Leistungen des Chors ganz vorzügliche gewesen sind. serlobt: Emilie Hackenberg, Ernst Heimbeck, Burg a. d. Wupper und Mülheim a. Rh. Verheirathet: Robert Wetter, Albertine Nold, Weetzen. bevoren: Aug. Lühl e.., Köln. Math. Berswordt, e.., Cleve.= Heinr. ter Meer, e.., Crefeld. Hugo Siepmann e.., Mülheim a. d. Ruhr.- Dr. A. Fuchte e.., Essen.- Dr. Kraß e.., Münster. Bernh. Mohr e.., Münster. bestorben: Frz. Carl J. Cramer, 35.; Köln.- Maria Anna Holl, Köln.- Elisabeth Strahtmann geb. Kremerskötter, Essen.- Cath. Schäfer geb. Schmickler, 32., Steele. Frau P. J. Rump geb. Odenbach, 65., Crefeld.- Heinr. Hemmersbach, 60., Crefeld. Unterhaus u vermiethen nebst 2. Etage, bestehend mus 6 Räumen. Im Hef 8. Lute Stalleinrichtung für 6 2 Pfeide ganz oder getheilt billig pertonsten. Sttnstraße 9. Eine Aktiengesellschaft für Verlag einer kath. Zeitung, die wahrscheinlich eine eigene Druckerei anlegen wird, wünscht Offerten 1) von Solchen, welche die Expedition leiten, 2) von Solchen, die außerdem der Druckerei selbstständig vorstehen können, 3) von Redakteuren: sub K. T. 222 an die Exp. 2. Ztg. Ein zu einem En-gros-Geschäfte geignetes Haus, am liebsten an der Meckenheimerstraße, zu miethen ev. zu kaufen gesucht. Offerten mit Preisangabe unter Lit. P. 226 erbittet man in die Expedition d. Ztg. Bekanntmachung. Nachdem bereits im Jahre 1865 der alte Gemeindeweg, welcher von der Baumschuler Allee Flur 36 des Grundsteuer=Katasters durch das sog. Mülheimer Feld schräg bis zur Meckenheimerstraße sich hinzog, theilweise supprimirt worden und zwar von der westlichen Grenze des Ackermann'schen Eigenthums an, Flur 36 Nr. 118/16 des Grundsteuer=Katasters, während derselbe von dort bis zum Eintritt in die Baumschuler Allee noch erhalten blieb, ist es jetzt die Absicht, den reservirten Weg von der bezeichneten westlichen Grenze des Ackermann'schen Eigenthums an noch auf eine weitere Strecke von zwanzig laufenden Meter nach der Baumschuler Allee zu(entlang dem jetzigen, von Ackermann erworbenen Eigenthum des Rentners J. B. Seidenberg) zu unterdrücken. Alle Diejenigen, welche hiergegen Einwendungen erheben zu können glauben, werden hierdurch aufgefordert, dieselben binnen 14 Tagen von heute ab schriftlich auf der Kanzlei des Unterzeichneten abzugeben, wo die Situationskarte zur Einsicht offen liegt. Bonn, den 25. Januar 1873. Der Ober=Bürgermeister, Kautmann. Bekanntmachung. Zur diesjährigen Anmelduug und Aufnahme des Güterwechsels in der Bürgermeisterei Godesberg ist Termin anberaumt in den Tagen vom 17. bis 22. Februar c. in dem gewöhnlichen Lokale des Wirthen Braun hierselbst und zwar: 1) für die Gemeinde Godesberg am 17. Februar, für die Gemeinde Friesdorf am 18. Februar, für die Gemeinde Lannesdorf am 19. Februar, für die Gemeinde Mehlem am 20. Februar, für die Gemeinde Muffendorf am 21. Februar, für die Gemeinde Plittersdorf u. Rüngsdorf am 22. Februar, Vormittags von—12 und Nachmittags von—5 Uhr, wobei von den Interessenten die über die vorgegangenen Besitz=Veränderungen sprechende Documente vorzulegen sind. Godesberg, 20. Januar 1873. Der Bürgermeister, v. Groote. Ein junges starkes Ackerpferd steht wegen Theilung in der Nähe von Bonn unter der Hand zu verkaufen. Wo sagt die Expedition. Soeben traf in Haicht Buchandlungein: Die Katholiken im Deutschen Reiche. Von Freiherrn v. Ketteler, Bischof zu Mainz. 15 Sgr. Frequente Bierwirthschaft mit Restauration und Kegelbahn wegen Sterbefall billig zu verkaufen durch Jos. Käuffer, Markt 2. Prima Perkelrum, per Liter 4 Sgr. Heinr. Degen, Engelthalerstr. 18. Circa 3= bis 4000 KiefernGartenpfähle, —6000 Weinstoapfahle und eine große Anzahl Böhnenstang“ billigst abzugeben. Näheres dei Gastwirth Joh. Gierlich in Kessenich. Für eine Ziegelei in der Nähe Vonn's, in welcher sich 12—14 Fuß guter Stoff befindet, ein Theilnehmer, der im Stande ist, ein Betriebs=Kapital einzulegen, zu engagiren und ein Ziegelpflug zu miethen gesucht. Fr=Offerten sub 0 221 bes. die Exped. d. Zig. Erste Etage, enthaltend 4 Zimmer, 2 Mansarden, sowie alle Bequemlichkeiten zu verm. Kessenicherweg, an der Weberstr. 1. Möblirte Zimmer mit Pension. Bahnhofstraße 14. Ein kleines möblirtes Zimmer zu vermiethen. Achterstraße 9. Daselbst Kost und Logis. Unterhäuser Remigiusstraße Nr. 3 und Fürstenstraße Nr. 6 mit entsprechender Wohnung zu vermiethen. Näheres bei F. Litterscheid, Fürstenstr. 6, 1. Stage. Bäckergeselle gesucht. Näh. in der Exp. d. 3. Erste Etage zu vermiethen. Belderberg Nr. 3. ..*„ zu Linz a. Nh., Sonntag den 9. Februar, Nachmittags 3 Uhr, im Dillmann'schen Saale, wozu freundlichst eingeladen wird. Verkäuf v. Fieh und Ackergerathen. Am Donnerstag den 6. Februar Morgens 10 Uhr, läßt Frau Wittwe Minz zu Geisbach bei Hennef, wegen Ausgabe des Geschäfts 4 Pferde und sämmtliches Geschirr, 24 Stück Rindvieh, theils tragend, theils milchgebend, mehrere Schweine, darunter 2 tragend. Das sämmtliche Ackergeräth, darunter eine zweipferdige Dreschmaschine, gegen ausgedehnten Zahlungsausstand verkaufen. Am Freitag den 7. Februar, Nachm. 1 Uhr, läßt dieselbe bei Gastwirth Hönscheid zu Warth 30 Stück schöne Eichen, sdarunter„Stämme über 2 Fuß Durchmesser und 35 Pappeln=Stämme, alle bei Geisbach stehend, gegen Zahlungsausstand verkaufen. Feine Liqueure: Crôme de Mocca, Crôme de Thé, Crème de Rose etc., 20 bis 25 Sgr.; Amsterdamer Vanille, Pfeffermünz, Curaçao, Anisette in ½ und ½ Fl.; Düsseldorfer Royal-, Arac-, Rum-, Punsch etc. 20 bis 30 Sgr., bei Wilh. Hasenmüller, Hospitalgasse 18. Preis-Verzeichniss der Weine des Winzer-Vereins zu Mayschoss(Postb. Altenahr), 2) Ahrbleichart. I. Qual. à Liter 10½ Sgr. loco& netto. II.„„„ 9„„„ b) Ahrweisswein. i Liter 8 Sgr. loco& netto. Gegen das Ausfallen der Haare, gegen Schuppen, sowie gegen alle Haarkrankheiten, fertige ich das ausgezeichnete, von dem Herrn Medicinalrath Dr. Joh. Müller, Dr. Heß in Berlin, und von dem Stabsarzt Herrn Dr. A. Groyen in Hamburg für vorzüglich anerkannte, von allen Herren Aerzten Haarbidenten dringlichst empfohlene, und von vielen hundert Personen mit günstigem Erfolg angewandtes Ehina Wässer! Durch den Gebrauch dieses Wassers werden nicht nur die lästigen Schuppen auf dem Kopfe, sowic das Ausfallen der Haare sofort beseitigt, es hat dasselbe hauptsächlich die außerordentliche Eigenschaft, die dünnen Seidenhärchen zu kräftigen um ihnen den gehörigen Stoff zum Wachsthum zuzuführen. à Flacon 15 Sgr. unter Garantie, jedoch schützen nur mit meinem Namen versehene Flaschen vor Täuschung. Adolph Heinrich, Leipzig. Depot für Bonn bei P. Ewig, Coiffeur. Een schhues grebes Ladenlokal mit oder ohne Wohnung sofort zu vermiethen. Näheres Vonngasse 25. Gesucht ein Küchenmädchen u. ein Zweitmädchen, welches letztere gut putzen und nähen kann und mit Kindern umzugehen weiß. Näh. d. Erp. d. Z. Ein braves Mädchen für häusG liche Arbeit zu Lichtmeß gesucht. Näheres in der Exp. d. Ztg. Bestes oberruhrsches Schrott= u. Fettgeriß aus dem Schiffe zu beziehen von Fr. Wwe. Wilh. Frohn, —.— Hersel a. Rh. Wicken, schöne hiesige, billigst bei J. Koppel, Vornheim. Mainzer Sauerkraut empfiehlt feinste Waare billigst Jos. Roeger am Münster. Harmonica's werden reparirt und gestimmt von Peter Steuermann, Vivatsg. 4. Getragene Kleider werden fortwährend angekauft von Peter Steuermann, Vivatsg. 4. Gebrauchte Mödel werden angekauft von A. Eschelbach, Kasernenstr. 2. Ein Bäckerlehrling von ordentlichen Eltern gesucht. Filzgasse 5 in Köln. Schreinerges. Biehmarkt 8. Die Cand-benl. d. Pal. vinscht. Unterricht in den Gymnasialfächern zu ertheilen; derselbe empfiehlt sich auch als Vorleser und Uebersetzer. Näheres Josephstrasse N. 8. Ein junger verheiratheter Mann sucht Stelle zu Kommissionsverrichtungen oder sonstiger leichter Arbeit. Näheres in der Exp. d, Zig. Ein Mädchen, welches in Erlernung der feinen, sowie gewöhnlichen Küche Anleitung hatte, sucht, um sich weiter auszubilden, in einer katholischen Familie Stelle, am liebsten bei einem Geistlichen. Näh. in der Exp. d. Zte. Clemens=August=Denkmal. Aus Zülpich als Beitrag zur Errichtung eines Denkmals für den Martyrer der kirchlichen Freiheit, den hochseligen Bischof Clemens August: 1 Thl. Wir glauben im Sinne der Geber zu handeln, wenn wir die eingegangenen Beiträge im Falle des Nichtzustandekommens des Denkmals dem Kölner Diözesencomité des St. Bonisaziusvereins überweisen. Erwünscht wäre, daß dieselben so bedeutend einliefen, um eine eigene Clemens-August=Missions= oder Meßstiftung zu sundiren. Die Expedition. General-Versammlung des Beethoven=Vereins am Mittwoch den 29. Januar Abends 6 Uhr, im kleinen Saale der Lese= und Erholungs=Gesellschaft. 1. Bericht über den Stand des Vereins auf Grund des§ 15 der Statuten. 2. Neuwahl des Vorstandes. 3. Wahl einer Commission zur Durchsicht der Jahresrechnung pro 1872. Bonn, 10. Januar 1873. Der Vorstand des Beethoven=Vereins. Aufsatz=Schrank zu verkaufen. Maargasse 5. Ein schönes hölzernes Gartenhaus, mit Zinkdach, billig gleich zu verkaufen. Näheres Sternstraße 50. Der Sohn eines Landwirthes, der früher das Geschäft seines Vaters besorgt hat, sucht Stelle als Verwalter. Gfl. Off. unter A. S. 227 bes. d. E. Zwei erfahrene Dachdeckergehülfen sucht Joh. Oehm, Gudenauerg. 2. Iwbeiler Bäaergeselle gesucht. Sternstraße 78. Ein Acker=Fuhrknecht gesucht bei Schellenbach in Poppelsdorf, Endenicherstraße Nr. 30. Sonntag Abend bei Badenheuer 1 Hut verwechselt. Abzugeb. Maarg. 13. Der Rose Pilgerfahrt. Wie ist es Täuschung, ist es Schein? Eigenbertz o. Ossenbach wer sang? Run lieben Leute, hatt ich Recht? Eigenbertz o. Osseubach wer sang? Bewährt ist stets was ihr auch sprecht Ossenbach sang. Cours de langue française. Wenzelgasse 29, au premier. Eine gesunde, kräftige Umme #####vom Lande gesucht. Näheres in der Expedition d. Zig. Rheinische Eisenbahn. Abfahrt von Bonn nach Walnz und woiter.40,.20,.40, 10.20 Vormittags, 12,60 Mittags,.45, .42 und 12.45 früh. Coblenr.40,.20, 9,40, 10,20 12,50,.45, 5,42, 8,20, 12,45. Nach dem rechter. Uler.45, 10,85, 12.30. .20,.45,.23. Abfahrt von Köln nach Benn u. Coblenz 6,.20, 9,.20, 11.45,.15“, St..40,.48, 5,.2. .20, 0,50, 11,55. Aachen u. Antwerpen 6,8, 7,8, 9,10, 11.40, .30, 3. 6,.20, 10.80. Beüosel 6,8, 7, 3, 9, 10, 11, 40, 1,30, 3,5, 10.20. Cleve 7, 9,15,.45,.45,.30. Creteld u. Düeseldert 7, 9,15, 11.80,.45, .45,.30, 8, 10.25, Eucklroben 7,8, 9,10, 3, 6, 7,30. Frankfert v. Mainz 6, 9,.20, 11.45, 5. Mönchen 6 Vm. d. 1581. 30.), 5, 11.55 Ab Neues 7,.15 11.90,.45,.45,.30, 8. 10.25 Poris 6,.8 9,10 11.40 Vm., 10.80 Ab. Teier(p. Bifelbahn) 7,8, 9,10 Vm., 3 Nm. venle 7, 9, 15,.45,.30. Wien 9 Vm.,(in 25 St.) 5 Nm. Abfahrt nach Köln ven Bonn.55,.5, 6,15“, 7,45, 10.40. 12,25,.45, 4,15, 4, 45, 6,25,.30,.20 Auchen.20:.45 7,.85, 12.40,.15, .40, 5,80, 7,35, 10,10. Antwerpen.55, 9,15,.30,.18, 4,50, 10. Brössel.20,.43, 11, 1,52,.55, 10.90. Cleve 6, 9,90, 12, 4,10,.20. Coblenz.45, 6, 9, 11.5, 12, 2. 25,.65, Saunidgen. te e. i.. Eustirahen.55,.15, 12.30,.22,.20. Frankfurt 5,25,.45, 10.20,.50,.45,.45. 10.25. Abachen 8 V 116 St.), 12.35 Nm. 10,50 A Neuss 7,35, 8,8, 10,20, 11,55,.50, 4,.20“ .35 Parie.80 Vm.,.45., 8,.35, 11.20 A. Venle 6,14, 12,12,.4, 4,19, 6,44. Wiesbaden 6,.20, 11.25, 3. 5. Wien 9.,.45 M.(26 St. 30 M..45. * vällt an Sonn- und Fosttagen aus Extrasug an Sonn- und Festtager. 11 Ab Berg.-Märk. Station Düsseldort Posten Botenpost von Beuel 7 Vorm. und.80 Nachm. Personengent ron Euekirchen per Miel 11 Uhr Abd. Altenahr.35 Nechm. Siegburg 10.20 Vorm. Abelinbech per bechenbein 1 vorm.,.20 1bds. Botenpost nach Beuel 7,45 Vorm, und 6,15 Abde. Personenpost nach Slegburg.30 Nachm. Altenahr 7,30 Vorm. Euskirchen.30 Morgens. Rheinbach per Meckenheim.30 Verm und.45 Abda. Privat-Wagen nach Benn von Hersel 8 Vorm., 6 Nachm.(Mittwocl und Sonntag 1 U. Nachm.) „ Meckenheim 7 Vorm., 5 Nachm. Odendort.30 Vorm. Rheinbach per Buschhoven 5,30Vorm. per Meckenheim 5,30 Vorm. " Stegburg.45, 10.90 Vorm.,.15 Nm. Privat-Wagen von Benn nach Hersel 9 U. Vorm., 7 Nechm.(Mittwoch u. Sonntag 2 U. Nachm.) am Oölnthor. Neckenbeim 10,30 Vorm., 4 Hm.(am Sternthor). "„ Odendort.30 M.(am Sternthor). Rheinbach per Buschhofen 4 Nm., per Meckenheim.80 Vorm.(am Sternthor). „ Slegburg.30 Vm., 12,16, 3.30 Nm. (vom rechten Rheinnfer. Aine Frau sucht Kunden im WaE schen u. Putzen. Schützenstr. 4. Ein ordentliches Dienstmädchen für Lichtmeß gesucht. Münsterplatz 20. Verantwortlicher Redacteur in Vertretung Peter Emons in Vonn.— Verleger P. uck der H Ein Dienstmädchen für alle häusliche Arbeit gesucht. Sternstraße 53. Ein Mädchen sucht Kunden (außerhalb des Hauses) im Bügeln. Münsterplatz 23. Ein leichter Polterwagen zu kaufen gesucht. Sternstraße 78. Ein kleiner Garten vor’m Kölnthor zu verpachten, Bierecksplatz 5. Buchdruckerei(Sürst Nr. 5) in Pie ch Gesellschaft. Abfahrten von Bonn vom 15. October 1872. Zn Berg: Morgens 9¾ Uhr nach Mannheim mit Uebernachtung in St. Goar: Nachmittage 3¼ Uhr nach Coblens; Abends 12¾ Uhr nach Mainz. Zu Thal: Morgens 9¼, Nachmittags 4 Uhr nach Köln; Mittags 12¾ Uhr nach Köln, Düsseldorf, Rotterdam, London Hierbei eine Feuilleton=Beilage. 1873. Feuilleton=Beilage zu Nr. 27 der Deutschen Reichs=Zeitung. * Die Grafen von Lauenar. Novelle von Marie v. Schwarzenau. (Fortsetzung.) Eine geraume Zeit mochte vergangen sein— da erwachte er von einer ungleichen, stoßenden Bewegung, durch welche der durchschossene Arm schmerzhaft erschüttert wurde. Mühsam schlug er die Augen auf— der dichte Wald umgab ihn noch immer, und die Sonne warf nur einzelne schräge Lichter durch die Bäume hindurch. Er lag auf einer aus Aesten und Zweigen roh zusammengefügten Bahre, auf eine wollene Pferdedecke gebettet. Vier Männer in kurzen blauen Leinwandkitteln, wie die Landleute der Gegend sie an den Wochentagen zu tragen pflegen, trugen ihn mit ungleichen, stolpernden Schritten, so daß jeder Tritt einen schmerzenden Stoß verursachte. Ein fünfter, ein ältlicher Mann, in derselben Kleidung, mit einem gutmüthigen, ernsten Gesicht, ging neben der Bahre her, mit dem Jagdgewehr des Grafen in der Hand. Als der Verwundete die Augen aufschlug, befahl der Mann mit gedämpfter Stimme den Trägern zu halten. „Wie geht es, Herr?“ fragte er, sich mitleidig niederbeugend, können Sie's aushalten so? sonst nehmen wir Sie lieber auf die Arme, meine Söhne und ich abwechselnd— nicht wahr, Jungen?“ Die vier kräftigen Burschen riefen wie aus einem Munde: „Ja, Vater“— die zwei vordern wandten sich um, und nickten dem bleichen Kranken ermuthigend zu. „Könnte ich nicht gehen?“ fragte Erich. „Möcht's bezweifeln, lieber Herr,“ sagte der alte Mann. „Haben viel Blut verloren— und die Wunde ist nur so ebenhin zugebunden.“ Erich versuchte dem ungeachtet, sich aufzurichten, sank aber, leise stöhnend, wieder zurück. „Laßt mich liegen", bat er. „Haltet Schritt, Jungen", besahl der Alte, als sie die Bahre wieder aufnahmen, und wieder antworteten sie einstimmig wie vorhin:„Ja Vater!" So ging der traurige Zug weiter. Erich bot seine ganze Willenskraft auf, seine Schmerzen zu verbeißen, das Bewußtsein fest zu halten, das ihm immer wieder entschwinden wollte. „Wie kam's, daß Ihr mich fandet?" fragte er seinen Begleiter „Wir hatten Holz geschlagen,“ erwiderte dieser,„drüben im Kiefernbusch, und waren eben mit der Arbeit fertig geworden, da kam ein lediges Herrenpferd daher gerannt, dem der Zügel gerissen nachschleifte. Da muß ein Unglück passirt sein, sagte ich zu den Jungen— es ist heut' große Jagd im fürstlichen Wald — gebt Acht, es ist einer gestürzt. Ja Vater, sagten die Jungen — und wie der Klaus sich anschickt, dem verhetzten und vergeisterten Thiere den Weg abzuschneiden— denn an Einholen war nicht zu denken— da kam die Prinzessin, auf ihrer braunen Bonabella, mutterseelenallein daher gesaust, wie das leibhaftige Ungewitter. Wir machen uns just nicht gar zu viel aus der Prinzeß— lieber Herr— ich weiß nicht, ob Sie ein Blutsfreund sind zu ihr“— er hielt, wie fragend inne. „Blutsfreund, ja,“ sagte Erich mit schmerzlicher Beziehung. „Nun, nichts für ungut, Herr,“ fuhr der Bauer, ein wenig verlegen, fort,„wollte nur sagen, die Prinzeß ist ein wenig stolz. Sie sagen, ihre Papagei, das dumme Vieh, sei ihr lieber, als ein ganzes Dorf voll Bauersleute. Aber heut war's anders— sie muß grausam viel auf den Herrn halten, die Prinzeß!“ Er hielt wieder inne, als erwarte er von dem Kranken eine Erklärung. „Nun“— fragte dieser gespannt,„was weiter.“ „Wie sie uns erblickte, hielt sie die Bonabella so plötzlich an, daß das arme Thierchen kerzengrade in die Höhe stieg. Das muß wahr sein, lieber Herr, mit den Pferden versteht die Hulda umzugehen, wie die erste Kunstreiterin— und schießen kann sie— jedes Mal trifft sie ins Schwarze. Es ist, als wenn ein bischen Zauberei dabei wäre.“ „Nun aber?" „Sie hatte die Bonabella bald wieder zur Vernunft gebracht und winkte mir zu, und rief: drüben bei dem alten Kreuzweg liegt ein Getroffener— geht und holt ihn— bringt ihn ins Schloß!— Damit war sie fort, als ob nicht mehr gut sagen wäre. Ich sagte zu den Jungen: laßt jetzt das Pferd nur laufen, wohin es mag— die Menschen kommen zuerst an die Reihe. Ja, Vater, sagten sie. So machten wir uns auf den Weg und fanden die Bescheerung.“ Ein mattes Lächeln irrte über die bleichen Lippen des Verwundeten. „Gute Leute,“ sagte er liebreich. Ein Strahl von Trost war in sein Herz gefallen, bei des Alten Bericht. Sie hatte ihn doch nicht schnöde verlassen— sie hatte ihm Hülfe herbei holen wollen! Er klammerte, in seiner Schwäche, sich an den Gedanken fest, und wiederholte sich denselben so oft, bis Huldas Benehmen ihm völlig gerechtfertigt, und beinah natürlich erschien. Er schloß die Augen und antwortete nicht mehr auf die Fragen seines Führers, der gar zu gern gewußt hätte, wie und durch welche Veranlassung das Unglück geschehen war. Nachdem die vier stämmigen Bursche mit ihrer traurigen Bürde den Auszug des Waldes erreicht hatten, und schon eine kleine Strecke auf dersoffenen Straße fortgewandert waren, kam ihnen eine Schaar. von fürstlichen Dienern und einige der jüngeren Herren entgegen, die ausgeschickt worden, nach dem Grafen zu suchen. Niemand aber hatte daran gedacht, eine Tragbahre mitzunehmen, und es machte auch Niemand große Einwendung, als der Bauer erklärte, die Prinzessin habe ihm und seinen„Jungen befohlen, den Herrn ins Schloß zu bringen, und er werde denselben nicht eher andern Händen übergeben, als im Schloß. Im Schloßhofe wurde der Verwundete von dem Fürsten und den übrigen Theilhabern der Jagd in Empfang genommen. Keine der Frauen war sichtbar, auch Hulda nicht— Erichs mattes Auge spähte unter der Menge vergeblich nach dem geliebten Angesicht. Kurz nachher kam der, durch Eilboten aus der Stadt herbeigerufene, berühmte Wundarzt an. Das war eine traurige Untersuchung! Die schmerzende Sonde stieß überall auf zerschmetterte Knochen, auf zerrissene Muskeln an den Rändern der Wunde waren bereits die ersten Spuren des Brandes sichtbar. Amputation— so schnell als möglich— so lautete der ärztliche Wahrspruch. Erich willigte, ohne Versuch des Widerstandes, in die Verstümmlung— mit männlicher Fassung, ohne Klagelaut, erduldete er die furchtbare Operation. Er hatte seine Braut an diesem Tage nicht wieder gesehen— er sah sie auch am folgenden Tage nicht— die Prinzessin sei unwohl, wurde ihm gesagt. Der abgeschnittene Arm wurde auf sein Begehren inmitten der Waldlichtung begraben, wo er in jener entsetzlichen Vision die Elfen hatte tanzen sehen, und wo sie ihm als Schlangenkönigin erschienen war. Die Gräfin Lauenar, Erichs Mutter, war durch einen Courier von dem Unglück, das ihren Sohn betroffen, in Kenntniß gesetzt worden. Doch hatte der Fürst es mitleidig noch verschoben, ihr den Verlust des Armes zu melden, und nur einer schweren und schmerzlichen Verwundung in seinem Briefe erwähnt. Sie erhielt diesen Brief nur um einige Stunden später, als den, in welchem Erich ihr in vollem Jubel sein Glück verkündigt hatte, die so lang Geliebte nun endlich seine Braut neunen zu dürfen. Es war am: späten Nachmittag, als der Courier mit der Schreckensbotschaft in Lauenar ankam. Die Gräfin reiste noch am Abend ab, fuhr die Nacht hindurch und kam am andern Morgen in Neuenburg an. Der Fürst empfing sie am Morgen— sie war todtenbleich, ihre Kräfte beinahe erschöpft. „Lebt er?“ fragte sie beim Aussteigen hastig. „Gelobt sei Gott, ja“, entgegnete er rasch,„und ich darf sagen,“ fügte er langsamer, fast zögernd hinzu,„es ist keine Gefahr mehr fär sein Leben!“ Sie athmete tief auf, und faltete die Hände. „Führen Sie mich zu ihm", bat sie leise. Er bot ihr den Arm und führte die sichtlich Schwankende ins Schloß, trug sie beinahe die Treppe hinauf. Oben aber blieb er zögernd stehen. Sie sah verwundert mit fragendem Blick zu ihm auf. „Erlauben Sie mir, theure Freundin“, sagte er,„Sie einstweilen in Ihr eigenes Zimmer zu führen— bis ich den theuern Kranken auf dieses Wiedersehen vorbereitet habe.“ „Auf das Wiedersehen seiner Mutter— steht es so schlimm um ihn?“ fragte sie beängstigt. „Nur der Vorsicht wegen“, sagte der alte Herr begütigend. „Auch Sie, liebe Gräfin, bedürfen einiger Augenblicke Erholung, kommen Sie!" Er zog sie fort, und führte sie in die für sie bestimmten Gemacher Ihre Kammerfrau folgte ihr auf dem Fuße nach, und der alte Herr zog sich zurück, weniger um Erich auf den Besuch der Mutter vorzubereiten, als um mit diesem zu berathen, wie der Gräfin die traurige Verstümmelung des Sohnes am schonendsten mitgetheilt werden könne. Als die alte Dame sich allein sah, fühlte sie sich, trotz ihrer großen Ermüdung, von einer unbezwinglichen Unruhe erfaßt. Es war ihr unmöglich die Ruhe zu suchen, deren sie gleichwohl so sehr bedurfte. Nachdem sie sich eilig ihrer Reisekleider entledigt, eilte sie, aller Gegenvorstellungen der vertrauten Dienerin ungeachtet, durch die ihr wohlbekannte Reihe der Gemächer, hinüber, nach dem Seitenflügel, den die Prinzessin bewohnte. „Armes Kind", seufzte sie,„ich hoffte sie heiterer, als meine Tochter zu begrüßen.“— Im Vorzimmer der Prinzessin saß Fräulein von Selben allein und warf, beim Anblick der Gräfin, erschrocken das Buch zur Seite, in welchem sie gelesen. (Fortsetzung folgt.) 00 Die ungleichen Schwestern. 3 Nach der Civilta cattolica frei bearbeitet von M. O. v. L. (Fortsetzung.) IX. Eine päpstliche Audienz in Turin. Charibert Walbangio zögerte nicht lange, seine römischen Bekanntschaften auszubeuten. Er stand in naher Beziehung zum Cardinal Antonelli und dem Marchese Sacchetti, dem päpstlichen Fourier; mit dem Herzog und dem Cardinal Braschi war er eng befreundet, sowie mit dem Haushofmeister, Monsignor Chanotti und andern Herren aus dem päpstlichen Reisehofstab. Zudem kannte der h. Vater ihn persönlich. Daher war es ihm ein leichtes, sich die Erlaubniß zu erwirken, dem Papste aufwarten zu dürfen und ihm seine Nichtchen vorzustellen. Kaum hatte Pius VII. den biederen Mann am äußersten Ende des Vorzimmers entdeckt, wie er mühsam durch die Menge hindurchsteuerte, und die beiden Mädchen mit Noth nachschleppte, so gab der Papst dem Fürsten Alterni sreundlichst die Weisung ihm Platz zu machen. Charibert ließ sich zum Fußkuß vor dem h. Vater auf die Knie nieder und die beiden Mädchen knieten zu den Seiten des Onkels; der Papst streckte ihnen jedoch beide Hände entgegen. Clotilde glühend vor Begeisterung, faßte die ihr gebotene Rechte zwischen ihren Händen, bedeckte sie mit Küssen, sprachlos, das Gesicht von flammender Röthe übergossen und weinend vor Andacht und Seligkeit. Der Papst fühlte die glühenden Thränen auf der Hand:„Meine Tochter“, sprach er,„ich segne Dich: werde ebenso gut und gottesfürchtig wie Dein Onkel." Bei diesen Worten fuhr er mit zwei Fingern Charibert durch die Haare über die Stirne und lächelte. „Ah, Schlaukopf, ich kenne Dich: Du bist hier, um wieder einen Deiner Streiche zu spielen. Rasch besonnen, versetzte Charibert:„Heiliger Vater, niemals mehr werde ich mir die Haare schneiden, da Ew. Heiligkeit mir das Haupt geweiht haben,— wenigstens nicht eher, als bis meine Streiche glücklich zu Ende gespielt sind. Wir sind auf gutem Wege. Pius VII. heiter und geistreich, wie er war, ging auf die letzte Bemerkung ein, indem er bemerkte:„desto besser, so wirst Du niemals am Kopfe frieren." Die Cardinäle und Herren des Hofes lachten, Charibert gewahrend, daß der Papst gnädig gelaunt war, hub wieder an: Gestatten mir Ew. Heiligkeit noch ein Wort?“ „Sprich, mein Sohn, sprich immer zu. „Turin ist gegenwärtig ein Menschenmeer und alle Straßen führen stündlich neue Zuflüsse herbei, welche sich durch die Thore in die Stadt ergießen. Diese geschlossene Massen kommen alle in der Absicht den h. Vater zu verehren und seinen Segen zu empfangen. Wie glücklich würde mein Vaterland sein, wenn Ew. Heiligkeit es öffentlich und feierlich segnen wollte.“ „Ich thue ja nichts anderes als segnen, auf der Straße, in der Kirche, hier im Schlosse. „Heiliger Vater, es gibt noch einen andern Ort, wo die herbeigeeilten Schaaren insgesammt befriedigt werden könnten." „Und das wäre?“ „Die Altane der Palazza Madame Peale. Darunter ist ein ungeheurer Platz, ringsum stehen große Gebäude, eine weite und gerade Straße mündet daselbst: außer der Loggia von St. Peter, findet sich nirgend ein so geeigneter Ort, eine unermeßliche Volksmenge zu segnen. Die Augen des Papstes machten die Runde durch die Versammlung, als wollte er Rath einholen. Der Erzbischof von Turin und Monsignor Ferrero della Marmora, welche ehrfurchtsvoll neben dem Throne standen, unterstützten den Vorschlag. Kurz, General Manou wurde gerufen und auf die betreffende Anfrage erwiderte er dienstbeflissen.„Wenn Ew. Heiligkeit geruhten, mir ihre Befehle zu ertheilen, werde ich sie alsbald den Militair= und Staatsbehörden übermitteln, damit wir die Ehre haben können der Feierlichkeit anzuwohnen.“ Die Zeit des feierlichen Segens wurde auf 4 Uhr Nachmittags anberaumt: Die beglückende Kunde flog von Mund zu Mund, von den päpstlichen Gemächern bis in die entlegensten Vorstädte; und jeder der sie vernahm jauchzte laut auf vor Wonne und begab sich eilends nach der Piazza Castello. Die Damen legten ihre schönsten Kleider an, Greise schleppten sich am Stock herbei, Kranke selbst ließen sich von ihren Angehörigen hinbringen; Mütter mit ihren Säuglingen auf dem Arme und die größeren Kinder an der Hand führend, fanden sich ein, damit auch sie der Gnade des päpstlichen Segens theilhaftig würden. Das Gedränge, die Andacht, der Sturm der Zurufe, welche diese Feierlichkeit auszeichnete spottet jeder Beschreibung. Der greise Papst war tief erschüttert und gerührt von solchen Beweisen lebendigen Glaubens an den Nachfolger Petri; aus tiefster Seele dankte er Gott, daß ungeachtet der ruchlosen Wühlereien der Jansenisten auf der Universität und in den Gerichtshöfen und trotz der jüngsten republikanischen Gräuelthaten, in den Herzen des piemontesischen Volkes die Religion der Väter sich so rein und unverfälscht erhalten hat. Dasselbe Bild würde auch heutigen Tages sich entrollen, in Piemont gleichwie in den übrigen vom Liberalismus geknechteten Ländern wenn anders eine mitleidige Hand die schlechten Elemente entfernen wollte, welche den gesunden Sinn des Volkes vergiften, den Wohlstand des Landes vernichten und seine altehrwürdigen Ueberlieferungen besudeln. Das piemontesische Volk gleich anderen Nationen hat oft genug seine Entrüstung kund gegeben über die Politik seiner Regierung, die Spalten der Zeitungen mit Protesten angefüllt, dem h. Vater zu Rom großmüthige Opfer dargebracht und ohnmächtig, seine Bedränger mit Waffengewalt zu bekämpfen, in glühenden Gebeten geächzt und gerungen für die Rettung und Befreiung des Kirchenoberhauptes. Gleich einem dem Henker entnommenen Schlachtopfer, würde Piemont den Tag segnen, an welchem seine geheimen Wünsche, seine flehentlichen Bitten sich erfüllten, ihn gleich einem Auferstehungstage feiern. Laut und allgemein würden Dankgebete zum Vater unseres Herrn Jesus Christus aufsteigen, frohlocken würde es über den Triumph des h. Vaters. Piemont vom Jahre 1872 trotz feiner Cavoure, seiner Garibaldi, Lamarmora und Cialdini, ist noch immer was es im Jahre 1804 gewesen. VII. Eine Verschwörerin. Lange Zeit blieben Herz und Kopf der Turiner erfüllt von dem großartigen Feste, dessen Zeugen sie gewesen waren. Die Erinnerung daran war so lebhaft, als ob sie noch immer das rege Treiben und den Glanz dieses Tages vor Augen hätten. Ein Jeder entsann sich irgend eines Vorkommnisses, das den Uebrigen entgangen war. Ein Wort, eine Bewegung, ein Lächeln, ein Blick des Papstes wurde Gegenstand ausführlicher Erklärungen und lebhafter Gespräche. Diesem hat er das gesagt, hieß es, Jenem hat er dieses erwidert.„Wie zärtlich war er mit kleinen Kindern. „Welche majestätische und zugleich herzgewinnende Erscheinung.“ „Das Kind eines Generals, schön wie ein Rosenknöspchen, nahm er der Mutter von der Hand und machte ihm das Kreuz auf die Stirne; die Mutter zerfloß fast vor Dankbarkeit und Rührung. „Dem Präsidenten des Oberhofgerichts, einem wahren Christen, einem unserer Alten schenkte er einen Rosenkranz von Lapis Lazuli.“ „Woher kam nur all das Volk? Turin erschien wie das Thal Josafat. In diesem Tone spielten Tage lang die Gespräche der Leute sich ab. Clelia und Clotilde wußten von ihrer einfachen Audienz ganze Foliobände zu erzählen und bewarben sich um Zuhörer. „Ist es denn wahr“, fragten Clotildens Freundinnen,„ist es denn wirklich wahr, daß Du ihn bei der Hand gefaßt hast?“ „Er selbst, der Papst hat mir die Hand gegeben, während Onkel und Clelia vor ihm knieten. Was sollte ich thun? Ich habe ihm die Hand geküßt.“ „Was hast Du denn dabei gesagt?... „Gar nichts; mir stieg das Blut in den Kopf; Hören und Sehen verging mir. Vergeblich suchte ich nach den Worten, welche der Onkel mich gelehrt hatte:„Heiliger Vater segnen Sie mich", sollte ich sagen; aber da war keine Möglichkeit mich dessen zu erinnern."— „Und der Papst, sagte der auch nichts zu Dir?“ „O gewiß! Der h. Vater sprach zu mir; ich weiß diese Worte noch ganz genau.(Fortsetzung folgt.)