Beilage für Bergische Wacht, Lindlarer Zeitung, Overather Volksblatt, Mucher Tageblatt Verlag: C. van Gils, Westdeutsche Vereinsdruckerei, G. m. b.., Geilenkirchen.e Geschäftsstelle: Aachen, Pontstraße 80. D. Schinngne Sonntag, den 11. Septenber 1927 Nr. 37 Vierzehnter Sonntag nach Pfingsten Evangelium(Matth. 6, 24—. 33). In jener Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird sich dem einen unterwerfen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorget V— nicht ängstlich für ener Leben, was ihr esset, noch für euern Leib, was ihr anziehet. Ist nicht das Leben mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung? Betrachtet die Bögel des Himmels; sie sden nicht, sie ernten nicht, sie sammeln aicht in die Scheunen; und doch ernährt sie euer himmlischer Vater. Seid ihr nicht viel mehr als sie? Wer von euch kann mit all seinem Sinnen seiner Leibeslänge eine Elle zusetzen? Und warum seid ihr in Sorge für die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie le wachsen; sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht; und doch sag' ich euch: nicht einmal Salomon in all seiner Herrlichkeit war gekleidet wie eine von ihnen! Wenn nun Gott das Gras auf dem Feide, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen! Sorget also nicht ängstlich und sagt nicht: Was werden wir essen, was werden wir trinken, oder vomit werden wir uns bekleiden? denn nach all diesem trachten die Heiden. Euer Vater weiß ja, daß ihr all dessen bedürfet. Sucht also zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugegeben werden. * Epistel(Gal. 5, 11—24). Brüder! Wandelt im Geiste, so werdet hr. dis Gelüste des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch; diese sind ja einander entgegen. Ihr dürft also nicht alles, was ihr wollt. Wenn, ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetze. Offenkundig sind die Werke des Fleisches. Es sind: Unzucht, Unreinigkeit Schamlosigkeit, Wollust. Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Zank. Eisersucht, Zorn, Hader, Uneinigkeit, Spaltung, Reid, Totschlag, Böllerei, Gaukelumzüge u. dgl. Was ich euch verkünde, habe ich schon früher gesagt: Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Früchte des Geistes sind aber: Liebe, Freuds, Friede, Geduld, Milde, Güte, Langmut, Sanfimut, Tieue, Räßigkeit. Enthaltsamkeit, Keuschheit; wider dergleichen ist das Geadern und Getosen aden ihr Fleisch gekrenzigt mit den Liturgischer Dochenkalender Sonntag, 11. Sept. Hauptmesse von Mariä Geburt. Gl., 2. Or. vom 14. Sonntag n. Pf. 3. Or. Hl. Protus, Cr., Präf. von der Gottes. Letztes Evangelium vom 14. S. n. Pf. W. Die übrigen Messen vom 14. Sonntag n. Pf. Gl., 2. Or. Hl. Protus. 1. Or. a cunctis, Cr., Präf. von der hl. Dreifaltigkeit Gr. es be Msie Heage, Namensseh Marik, 61,., Bl. oie Gemshol wrst. 8“ Il. Maiernus, Mebformular Siatuit, Mittwoch, 14. Sept. Kreuz Erhöhung. Gl., Cr., Präs. vom Kreuz „Lsnnerstag, 15. Sept. Sieben Schmerzen Mariä, Gl., 2 Dr. Hl. Nikomedes, Cr., Präf. von der Mutter Gottes W. 1 Freitag, 16. Sept. Hl. Cornelius. Gl., 2. Or. Hl. Euphemia. 3. Dr. a cunctis. Gewöhnl. Präf. Botiv= und Requlemsmessen erSamstag, 17. Sept. Hl. Lambertus. Gl., 2. Or. Stigmat. des hl. Franziskus. Gewöhnl. Präf. R. Für ernste Menschen Weltverneinung und Weltbejahung im Katholizismus. 2. #55, dis,„Welil“ Auch, das ist Christi Voschaft. licht die Wpenr per Sünde, nicht die Welt Satans. Habt lieb die Welt Gottes! Katholisch sein heißt nicht, um all die Herrlichkeiten, die Gottes Allmacht und Güte gestaltet, sich nicht kümmern. Katholisch sein heißt nicht, all die herrlichen Schöpferkräfte, die Gott in den Menschenleib und Menschengeist gelegt, verkümmern lassen. Katholisch sein ist ein allumfassendes Ja. Zu allem Guten und Gottgewollten, und dieses Ja sollte leuchten in alle Welt hinein, jauchzend und froh wie die herrliche Gottessonne, die alles mit ihren Strahlen vergoldet. Christus selbst sprach dieses Ja. Richt nur das Nein der Armut und Nor kannte er in der Krippe. Ueber dem Stalle erklang der jauchzende Gloriasang himmlischer Engel, als Friedens= und Freudenbotschaft an die Menschheit.— In seiner Jugend kannte der Herr das Glück des Familienlebens, er kannte die Freude auf Menschenwegen. Durch die Natur wandert er, und freut sich über des Vaters Werk. Vor der Lilie steht er bewundernd. Schöner ist sie als Salomon in all' seiner Pracht. Er beobachtet das Vöglein. Er schaut dem Landmann zu und weiß um die wunderbare tägliche Brotvermehrung, wenn er mit seinen Jüngern durch wogendes Korngesild schreitet. Er liebt die Kinder und ihre göttlich reine Seele. Er liebt die Menschen, auch die Aermsten und Elendsten. Hochzeitsfreude flieht er nicht. Er sorgt selbst für den Wein und die Hochzeitstasel. Auch beim Gastmahl ist Christus zu finden. In mancher stillen Abendstunde mag 8 in, Fethanien bei seinem Frunde Lazarus und seinen Schwestern gewesen sein. Sein ganzes Leben war frohes kräftiges Ja zu seinem Berufe, selbst sein Kreuz ward das triumphierende Ja der Erlösung. TEEN ariae Geburtsfest gilt seit altersher als Schlußtag der Eintezeit für die Halmfrüchte. Im Sommer standen die Felder voll wogender Saaten; #silbern das Korn, ein Goldmeer die Weizenflut, hellgelb die knisternden Haferfelder. Nun ist die Ernte eingebracht; in der Scheuer liegt geborgen die Körnerfrucht, frohe Erntestimmung, Jubel und Dank über den reichen Erntesegen herrscht in den Herzen der Landleute. Welche Fülle der verschiedenartigsten Gaben der Natur! Keine Frucht gleicht der andern,— und innerhalb derselben Fruchtart— welche Mannigfaltigkeit der Form! Kein Halm, kein Blatt, kein Apfel gleicht dem andern! Die Natur ist unerschöpflich in immer neuen Gestaltungen. Daraus erlernen wir, daß der Schöpfer die Mannig= faltigkeit liebt, die bunte Abwechselung, die Vielheit der Farben und Formen und Gestaltungen. Aber in dieser Mannigfaltigkeit herrscht zugleich Ordnung. Je mehr unser Geist in die Geheimnisse der Natur eindringt, desto mehr entdeckt er strenge Gesetzmäßigkeit im Spiel der Kräfte, Ordnung und Einheitlichkeit in der Vielheit der Dinge. Aehnliches finden wir im Menschenleben. Wie schön führt der hl. Paulus im Korintherbrief den Gedanken aus, daß Gottes Gaben den einzelnen Menschen verschieden ausgeteilt werden nach dem Plane der unerforschlichen Gnadenwahl und Vorsehung Gottes:„Es sind verschiedene Gnadengaben; den einen wird durch den hl. Geist verliehen das Wort der Weisheit, den anderen aber das Wort der Wissenschaft nach demselben Geiste; einem andern der Glaube in demselben Geiste; einem andern die Gabe zu heilen durch denselben Geist; einem andern Wunder zu wirken, einem andern Weissagung, einem andern Unterscheidung der Geister, einem andern mancherlei Sprachen, einem andern Auslegung der Reden. Dieses alles aber bewirkt ein und derselbe Geist, der einem jedem zuteilt, wie er will.“ Wieviel Erdensöhne sind bereits über diesen Planeten gewandert, und jeder besaß etwas Eigenartiges, das kein anderer mit ihm teilte. Eltern müssen immer wieder zu ihrer Verwunderung feststellen, das unter fünf Kindern kein einziges dem andern gleicht. Sie sind sich wohl in manchem ähnlich, aber ebenso sehr sind sie voneinander unterschieden. Gott will in seinem Menschheitsgarten Blumen und Bäume in bunter Mannigfaltigkeit haben. Deshalb mischt er die Kräfte und Anlagen so verschieden. Deshalb führt er auch die einzelnen Menschen ganz verschiedene Wege. Sie sollen jeder nach seiner Art das Bild Gottes in sich ansgestalten. Das scheint selbstverständlich und wird doch so wenig im Leben beachtet. Wie jeder eine besondere Kopfbildung hat, wie wir die Gestalt und Farbe seiner Augen nicht ändern können, so müssen wir auch seine seelische Eigenart als etwas Gegebenes anerkennen. Er ist lebhaft; wir sind langsamen Temperamentes. Bei ihm ist das Denken mehr entwickelt, bei uns Gemüt und Einbildungskraft. Seine Richtung geht mehr aufs Handeln; wir neigen mehr zu Sinnen und Grübeln, und so gibt es der Gegensätze im Zusammenleben unzählige viele. Wie sollen wir uns verhalten, daß sich diese Verschiedenheiten nicht zu Feindseligkeiten auswachsen? Verschiedene Gaben. Seine Kirche kennt auch dieses frohlockende Ja. Sie baut gotische Dome. Deren Säulen streben himmelwärts. Sie greifen wie unerschrockene Kinderhände an das Himmelskleid Gottes. Die Rippen der Gewölbe streben nach dem ewigen Licht des Tabernakels. Sie baut ihre Gotteshäuser im freudigen Barock. Der Raum wird eine feierlichsrohe Festhalle. Freudenfest der Gottesnähe seiert man dadrinen. Lustige Englein schwingen sich am Gewölbe, Altar und Kanzel. Musizierend rutschen sie auf allen Gesimsen. Launisch bewegt sich die starre Linie zur frohen Lebenswelle. Eitel Freude in Gott! Alles Rythmus und Reigen! Am Altare steht der Priester im weißen Festgewand. Am Sonntag kündet die grüne Farbe das frohe Ja einer Ewigkeitshoffnung.„Gaudeamus omnes in Domino, diem lesium celebrantes:„Lasset uns frohlocken alle im Herrn am heutigen Festtage...“ So beginnt der feierliche Choralgesang an manchen Festen. Der ernste Choral kennt auch das frohe Gloria. Was ist es Herrliches um dieses Gloria in der feierlichen Mette am Weihnachtsseste. Auch den Andersgläubigen zieht solche Freude an zu lauschen und zu schauen wie ein Kind, das durchs Fenster Weihnachtsfreude und Weihnachtsglück im fremden Hause schaut, selbst aber einsam und ohne dies Glück draußen bleiben muß. Das srohe Alleluja einer Osternacht ist ein srohes Ja und ein frohes Glauben:„Surrexit Christus spes mea... Auferstanden ist Christus, meine Hoffnung!“ Am Pfingstfeste weist die Kirche um den freudigen Besitz heiligen Gottesgeistes und heiliger Geistesgnade, und singt darum froh:„Spiritus Domini replevit orbem terrarum, alleluja.... Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis. Alleluja!“ Richt nur solche Hochseste des Glaubens, nein jeder Tag ist der Kirche Christi froher Feiertag. Sie nennt jeden Tag seria d. h. Festtag. Wer sollte ihr diesen Jubel verargen, wenn sie täglich ihren Gott bei sich hat und die Liebestat ihres Meisters in der hl. Messe schaut, wenn sie so vieler heiliger Kinder gedenken kann in Mutterfreude! Wieviel Freude haben Menschen gefunden in ihren Lehren Wer wirklich glaubt, wie ein Gotteskind glauben muß. dem muß aus dem Schatz der heiligen Lehre eitel Freude und Jubel erwachsen. Nur eines laßt uns bedenken: In Wir müssen die Eigenart des andern als et vas Gegebenes hinnehmen und uns damit abfinden. Der Pflaumenbaum darf nicht getadelt werden, daß er nicht Birnen trägt. Vieles, was uns unbequem ist, vielleicht als Charakterfehler erscheint, ist doch wertvoll und unentbehrlich für das Zusammenwirken. Alt ist die Parabel vom Leib und seinen Gliedern. Das Auge muß sehen, der Fuß muß gehen. die Hand arbeiten, das Herz muß das Blut durch die Adern treiben. Jedes Glied hat eine besondere Aufgabe jedes muß seinen Teil zur Gesundheit des Ganzen beitagen und empfängt vom Ganzen einen Teil an Kraft und Leben. Die Posaune kann unmöglich den Ton der Flöte hervorbringen. Aber beim Zusammenspiel im großen Orchester kann jedes Instrument in seiner Art Verwendung finden und trägt dann bei zum schönen, weichen Zusammenklingen vieler Stimmen der Einheit und der melodiösen Harmonie Eltern! Achtet auf die Eigenart eurer Kinder! Manche sind aus hartem Holz geschnitzt. Verlangt nicht. daß sie butterweich seien! Wenn ein Kind Lust zum Hobein und Hämmern hat, zwingt es nicht, sich dem gelehrten Studium zu widmen. Freilich ist die Eigenart der Veredlung fähig und bedürftig. Die natürliche Anlage ist gleichsam der rohe Marmor aus dem durch Erziehung und Selbsterziehung das schöne Bild des christlichen Charakters entstehen soll Die schatten kanten müssen abgeschlagen werden; mit Ernst und Li be muß an der werdenden Seele geseilt werden damit das Ebenbild Gottes in ihr immer deutlicher werde.. Respekt vor der berechtigten Eigenart des andern ist auch eine wichtige Forderung der Nächstenliebe. Wie wohl tut es uns, wenn wir uns von andern verstanden wissen, wenn sie auf unsere Gedanken eingehen und auf unser Temperament Rücksicht nehmen! Erweisen wir solche wohltuende Liebe auch den andern! Seien wir weitheizig! Die andern brauchten nicht von derselben Art zu sein wie wir. Freuen wir uns über die besonderen An agen und Vorzüge, die ihnen Gott verliehen hat, und helfen wir ihnen, ihre Eigenart recht vollkommen auszugestalten zur Aehnlichkeit mit Christus. Zu diesen Unterschieden in der natürlichen Begabung treten noch die Verschiedenheiten in der übernatürlichen Begnadigung durch Gott. Auch da liebt Gott die reichste Mannigsaltigkeit. Er schmückt jede Seele, so wie es seiner Weisheit entspricht. Welcher Unterschied ist zwischen der gnadenvollen Führung, durch die er den hl Augustinus an sich zog. und dem lilienreinen Leben des hl. Jünglings Aloysius „Es sind verschiedene Gaben, aber es ist derse be Herr. Gott ist es, der alles in allem wirkt.“ Dieses Wort des hl. Paulus wollen wir treu be erzigen. Alles Gute und Schöne, alles Zarte und Kraftvolle, alle Liebe und aller Eifer, alle Weisheit und Heiligkeit, die wir in Menschenseelen antreffen, sind nur Strahlen von der unendlichen Sonne der göttlichen Vollkommenheit, sind nur schwache Abdrücke und Spuren seines gnadenvollen Wirkens Freuen wir uns über jede Spur göttlicher Schönheit! Seien wir kindlich dankbar dasür! Fördern wir alles Gute, wo wir es finden! Gottes Ehre sei uns das Höchste! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! V. K. Angst und Schrecken beugt sich der Israelit vor seinem Gott, den er meist fürchtete wie der Knecht den gestrengen und gerechten Herrn. Konnte er doch seine Feinde zerschmettern wie Töpsergeschirr, Und der Christ? Ihm öffnet sich der Himmel, und er schaut eines Vaters Antlitz, wie ein Kind schmiegt er sich glaubend an das gütige Herz dieser Vaters. Er jauchzt mit dem Apostel:„Wir haben nicht empfangen den Geist der Knechtschaft, uns wiederum zu fürchten. Wir haben empfangen den Geist der Kindschaft, in dem wir rusen: Abba, lieber Vater!“ Das gläubige, frohe Gotteskind bedürfte eigentlich nicht mehr eines Gesetzes, das unter Donner und Blitz die heiligen Gebote verkündet:„Du sollst! Gedenke! Du sollst nicht!...“ Das Gotteskind liebt seinen Vater und kenni nur ein Hauptgebot, das alle anderen in sich schließt, kennt nur das srohe Ja kindlicher Liebe und kindlichen Gehorchens. Ich will dich lieben! All sein sittlich Leben ist geleitet von dem steudigen Ja der Liebe: Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben aus Deinem ganzen Herzen, aus Deiner Seele, aus Deinem ganzen Gemüte und aus allen Deiner Krästen.... Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dick selbst! Wir dürfen eigentlich in froher Dankbarkeit nie die Güte des Vaters vergessen. Alle Gnadenmittel, die uns die Kirche spendet in den hl. Sakramenten, die Gott uns schenkt, wenn wir wie Kinder bei ihm klopsen, sollten freudigen Dank in uns wecken. Wenn Gott uns mit dem Vaterkuß seiner Liebe und Gnade beglückt, dann müßte unser Leben ein einzig frohes Ja werden, wie der Apostel sagt:„Ich lebe, aber nicht ich. Christus lebt in mir.“ Dieses Ja muß so stark sein, daß es im Leben nicht verstummt, daß es im Zweifel nicht zerbricht, daß es im Leid nicht schweigt, daß es im Kampf nicht müde wird. Der hl. Johannes Chrysostomus schreibt:„Die Christen gehen wie Lämmer zum Tische des Herrn. Sie kehren zurück wie Feuer schnaubende Löwen, dem Teusel ganz schrecklich.“ Unser christliches Ja zum Leben, unser christliches Jauchzen und Frohlocken ist nicht ein sentimentales Gefühl. Es ist auch nicht ein selbstsüchtiges Genießen frömmelnder Seelchen, es ist auch nicht verkrampst oder resigniert, als ob man sagen wollte, wenn's nun nich zu ändern ist, dieses Jammertal meines Erdenlebens, nun la, dann will ich in Gottes Namen mich ins Unvermeidliche igen. Nein!— Dieses Ja ist stark, wie echte Liebe. Dieses sa ist kampfesfroh und todbereit. Denkt an die ersten Christen! Ihr Leben war ein heiliges Glück, ein jauchzendes Ja in der Freude, Gott gefunden zu haben, eines Himmelsvaters Kinder zu sein. Und doch war ihr Leben ein Kampf gegen eine ganze Welt. Tieses Leid im Martertode wurde ihnen nicht erspart. Und was beteten sie? In der Arena, wenn wilde Tiere ihnen furchtbaren Tod drohten. Sie sangen oder beteten zum Himmel blickend: Maran atha! Komm Herr Jesus.— Ein frohes Ja ihres Glaubens!— Das christliche Ja kennt nicht das schlaue„Kalkül". Das klingt furchtbar gelehrt. Aber es ist nicht halb so schlimm. Seht einmal. Es gibt fromme Christen, die an jedem Sonntag auch irgendein Ja zu ihrem Glauben sagen, die aber dann dieses Ja wieder schleunigst verschließen in alte Truhen, aus denen sie es für eine halbe Stunde am Sonntag entnahmen. Warum? Sie fürchten das Ja. Denn ihre Sonntagsfreude und ihre Werktagsarbeit sind eher ein Nein gegen ihren Gott. Ueber ihre Büros und über ihre Läden müßten sie ebenso gut ein Nein gegen Gott schreiben, als über das verschwiegenste und intimste Leben.— Es ist halt dieses Ja undenkbar ohne das tägliche Nein, von dem wir am vorigen Sonntag miteinander plauderten. Es ist der fröhliche Christenglauben unmöglich, ohne das Kreuz! Es darf also das Ja, wenn es frohe Tat sein soll, nicht schlaue, selbstsüchtige Berechnung, das ist„Kalkül" werden. Von einem Ja wollen wir sprechen miteinander, einem das wir aus dem Glück des eigenen Besitzens als Ja, Blauben Apostel in die Welt tragen wollen, in unserem und in christlicher Liebe. Glauben.— Es gehört schon Mut dazu, Glauben zu haben, wo eine ganze Welt Unglauben predigt. Der Mensch hat sich im frevelndem Stolz auf seine Erkenntniskraft ein goldenes Kalb gemacht, das er selbst anbetet, dem er irgendeinen Namen gab, das in Wirklichkeit sein Ich ist. Der gläubige Mensch aber muß den Mut haben, Kind zu sein, das siich beugt im Glauben vor ewigen Mysterien, die in der Ewigkeit ihm entschleiert werden. Es gehört Mut zum Glauben. Denn auch in uns leben Kräfte, die uns in leidenschaftlicher Verblendung von Gott abziehen möchten, die unser Auge trüben können. Wem die Leidenschaft das begehrliche Blut in die Adern selbst seiner Augen treibt, der kann aber nicht mehr Gott schauen,— den schauen nur reine Kinder. Schreib Dir ein Wort ins Tagebuch: „Wenn der Pöbel aller Sorte tanzet um die goldnen Kälber, Halte fest! Du hast von allem doch am Ende nur Dich Dein Glaube ist letzten Endes heilige Gnade, die Du als frohes Glück und freudiges Ja in Deiner eigenen Seele trägst. Der Glaube paßt nicht zur ruhmsüchtigen Schaustellung, dafür ist er zu heilig. In der Stille Deines Kämmerleins. da sollst Du Gott glaubend anbeten. Aber derselbe Herr und Meister, der Dich ins Kämmerlein weist und der Dich die Tür schließen heißt, wenn Du zum Vater beten willst, sagt auch:„Wer mich vor den Menschen bekennt, den will auch sch vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist.„Wer mich vor den Menschen verleugnet, den will auch ich vor meinem Vater verleugnen, dee im Himmel ist.“ Gott will also auch, daß der Glaube überall da, wo es Gottes Ehre sordert, zur Bekenntnistat wird, daß er zum Ja in aller Oeffentlichkeit werde. Wo ein Heidentum srech auf der Straße paradiert, allerorts Anhänger sucht, da muß auch das Beispiel des Glaubens in Wort und Leben sich zeigen. Gott hat ein Recht auf dieses Ja, der Christ eine Pflicht dazu Der Glaube soll nicht nur ein Genießen sein, sondern wenn es sein muß, eine ehrliche Tat, ja sogar ein ernst=trotziges Ja. Das Apostolat des Beispiels im religiösen und sittlichen Leben ist immer noch der wertvollste Prediger. Wir Katholiken müßten mehr Mut dazu haben, Wenn wir nicht gegen den Strom alle Kräfte anspannen. dann ist selbst alles Mahnen und Rufen unserer Bischöfe umsonst. Glauben heißt also seine Ueberzeugung leben. Wir wollen Katholiken sein.— Aber unsere Presse muß sehen, wie sie verlassen wird und skrupellos liberale, sozialistische, andersdenkende Zeitungen von den Katholiken gehalten werden. Auch das gehört zum Ja des Glaubens, daß wir mithelfen, eine existenzfähige Presse uns zu erhalten. Wenn der Katholik seine Pflicht hier tut, dann kann er allerdings auch von der Presse ein ebenso entschiedenes Ja verlangen, ein Glaubensbekenntnis selbst bis in den Anzeigenteil hinein. „Wer mich vor den Menschen bekennt“.: Diese Forderung Christi verlangt, daß unsere Religion nicht eine Sakristeireligion sei, die sich in der Teilnahme am Gemeindegottesdienst erschöpft, sondern eine Tat im privaten sowohl wie im öffentlichen Leben. Im privaten Leben müssen wir den Mut wieder haben, trotz aller Not der Zeit ganze Christen zu sein, Christen, die auch das Kind nicht scheuen. Von einem echt=katholischen Familienleben können allein die bejahenden Glaubenskräfte ausgehen, die auch das öffentliche Leben umgestalten. In dieser Atmosphäre wachsen die Männer und Frauen, die auch in Wirtschaft und Politik nur ein klares und entschiedenes Ja zum Katholizismus kennen. Wetterfahnen, die sich nach dem Winde einstellen, hat unsere Zeit übergenug. Das herrlichste Ja, das aus dem Glauben gesprochen wird, ist die Tat der Liebe. Was hier die Kirche geleistet, das ist eine laute Verteidigung für sie gegen alle jene, die schwätzen und hetzen, die entweder nur das Ich oder den Klassenkampf kennen. Was die christliche Caritas geleistet hat und noch täglich leistet durch ihre religiösen Genossenschaften, durch kirchliche Vereine und Einrichtungen, das sucht seinesgleichen vergebens in der Welt. Aber diese christliche Caritas muß auch wieder hinein in Ehe und Familie, muß wieder hinein auch in die Mietskaserne ebenso gut wie in die Nachbarschaft des Dorses. Die chriftliche Liebe ist auch die Sehnsucht einer Welt, die des Krieges müde ward. Das Schwert muß wieder umgeschmiedet werden zur Pflugschar. Nur wahre katholische Liebe, die Welten umspannt und Rassenegoismus ebensowenig kennt wie verstiegenen Nationalismus, kann das Antlitz der Erde erneuern. Verträge und Völkerbund sind ohnmächtig, wenn Menschen und Bölkern die christliche Liebe sehlt. Auch in unsere Zeit dürfen wir die Gestalt des Armen von Assisi, des„Spielmannes Gottes“ stellen. Franz sagte ein entschiedenes Nein gegen eine Zeit hohler Ueberkultur. Aber gleichzeitig sprach er ein srohes Ja. Der Bettler im Armutsgittel des umbrischen Bauern war doch ein Glücklicher— und ein Prophet. Er hörte in jauchzender Freude seines Gottes Stimme im Murmeln des Wassers und im Gesang des Vögleins. Er sah seines Gottes Herrlichkeit im Blümlein der Wiese ebenso gut wie in der herrlichen Glut der Sonne und in der Gewalt des Gewitters. Und doch war er nicht ein einsamer Genießer. Ein Apostel der Liebe war er für die Aermsten. ein Missionar wollte er werden. Ein hl. Franz unserer Tage würde vielleicht in manchem anders aussehen. Aber seinen Geist, seinen Glauben, sein ernstes Nein zur Welt und sein frohes Ja zu Christus, die würde er auch heute noch besitzen müssen. Wir sind so reich und gehen betteln. Wir wissen nicht um das tiefe Glück katholischen Glaubensbesitzes. Wenn wir den Mut hätten, ganze Katholiken zu sein, dann könnten wir opfernd und verzichtend ein Nein sprechen, aber jauchzend und frohlockend auch das Ja unseres Glaubens in die Welt bringen. Wir müssen um den hl. Geist zu diesem Tun beten:„Sende aus deinen Geist, und du wirst das Angesicht der Erde erneuern!" v. d. V. Von dem Herzen mit den Schwertern Aus dem Holländischen von F. K. Weiß. ruder Marzellus ließ keinen Tag vorübergehen, ohne das Kapellchen Unserer Lieben Frau von den Sieben Schmerzen zu besuchen, das zwischen dunklem Gehölz in dem geräumigen Garten des Klosters verborgen war. Ueber dem Altärchen befand sich das Bild der Mutter Gottes, ihr blutendes Herz war von sieben Pseilen durchbohrt. Der fromme Bruder kniete oft stundenlang auf dem kalten Flur und blickte unverwandt auf das blutgetränkte Herz mit der siebenfachen Wunde. Den Schmerz eines jeden Schwertstreiches erwägend, füllten sich seine Augen mit Tränen, alles um ihn verschwand, er sah nichts mehr als das dunkle Bild auf weißem Grund. Losgelöst von der Erde, hatte jede Wunde für ihn Sprache und Zeichen und redete von Leiden und Schmerzen um der Sünde willen. Die Sünde war schuld am Leiden des Welterlösers und darum auch an den Schmerzen der Gottesgebärerin. Aengstlich durchforschte Bruder Marzellus sein Gewissen in Vergangenheit und Gegenwart und übte strenge Buße um der geringsten Fehler willen. Er betete auch inbrünstig für jene, die gedankenlos in Sünden dahinleben und von Reue und Buße nichts wissen wollen. Unbarmherzig kasteite er seinen Leib für die Sünden der Menschheit. Doch der böse Geist, der nur darauf ausgeht, Seelen zu verderben, entbrannte in heftigem Zorn und schwur Rache zu nehmen an dem betenden und büßenden Marzellus. Er pflegte Rat mit den sieben ärgsten Teuseln, welche die Seelen ins Verderben stürzen durch aufgeblasene Hoffart, habsüchtigen Geiz, niedrige Wollust, grimmigen Neid, viehische Unmäßigkeit, blinden Zorn und entnervende Trägheit. Weil diese Geister der Finsternis wußten, wie kindlich=fromm der Bruder war und mit welchem Vertrauen er täglich zu seiner himmlischen Mutter betete, beschlossen sie, schlau zu sein und vorsichtig zu Werke zu gehen. Eines jeden Kräften und Fähigkeiten wurden geprüft und erwogen. Sie kamen überein, der Trägheit den Vortritt zu lassen; sie sollte den sechs anderen den Weg bereiten. Einem jeden wurde ein Jahr Zeit gegeben. Täglich, vor dem ersten Hahnenschrei, rief die Glocke die Mönche zum Gebet. Eines Tages dachte Bruder Marzellus: Warum so frühe? Es ist dunkel und kalt! Später wäre auch noch Zeit!“ Von dieser Stunde an verließ ihn der Quälgeist nicht mehr. Die Zeit zum Gebet wurde ihm zu lang, das Tagewerk lästig, die Betrachtung langweilig. Sogar bei den Besuchen der Kapelle Unserer Lieben Frau von den Sieben Schmerzen blieb seine Seele leer und trocken, er hatte nicht eine Träne mehr übrig für das Herzeleid der Schmerzensmutter. Als die Gleichgültigkeit stets zunahm und die Lauigkeit in seiner Seele zur Kälte zu werden drohte, rief Marzellus aus: Das kann kein anderer als der Teufel sein!“ Soviel Mühe es ihm auch kostete, sich zum Nachtgebet zu erheben, so fehlte er doch nicht ein einziges Mal. Der böse Geist quälte den Bruder mit Müdigkeit und Schläfrigkeit, in der sicheren Erwartung, ihn dadurch von der Arbeit und Pflichterfüllung abzuhalten. Vergebens. Marzellus wachte und betete, eingedenk der Mahnung des göttlichen Heilandes:„Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet!“ Dann versuchte der böse Geist mit Einflüsterungen zur Vermessenheit.„Gott ist die Güte! Wozu soviel Gebet, soviel Abtötung, soviel Kasteiung?" Marzellus hörte nicht darauf. Er verdoppelte seine Gebete, seine Abtötungen, seine Kasteiungen. Nun probierte es der Teufel mit Einflüsterungen zum Kieinmut:„Wie trocken ist deine Seele! Wie hast du so wenig Eifer! Wo ist deine Liebe? Du bist ein Verworfener!" Der arme Bruder hatte einen harten Kampf zu bestehen, er rang mit einem erbitterten, ruhelosen Feind, bis die Zeit verstrichen war, die dem Teufel der Trägheit zur Verfügung stand. Dieser wich in demselben Augenblick, als Marzellus, auf dem kalten Stein des Kapellchens kniend, seinen Herzensschrei wiederholte:„Maria, hilf' mir!" Da fühlte er auf einmal wieder die alte, kindliche Zärtlichkeit, die Tränen fielen sanft erquickend wir Himmelstau auf seine dürre Seele. Voll Mitleid auf das durchstochene Mutterherz blickend— gewahrte er—o Wunder— nur noch sechs Pfeile. Er zählte, zählte noch einmal— sechs und nicht mehr. * Armer Marzellus, der Streit hatte erst begonnen. Nun kam der Teufel des Neides an die Reihe. Wie wenig Gelegenheit hat doch der Reid innerhalb der Klostermauern, wird vielleicht mancher denken. Weit gefehlt! Dieser Teusel ist zudem scharfsinnig und geschliffen, behartlich und ausdauernd. Wenn ein Mönch sich auszeichnete durch Frömmigkeit, Gelehrsamkeit, Kunst, Wissenschaft, Beredsamkeit, Leutseligkeit oder auf andere Weise, so trachtete der böse Feind, Marzellus gegen ihn einzunehmen.“ Warum gerade dieser und jener: blies ihm der Versucher ins Ohr. „Er will dich überflügeln, in den Hintergrund stellen. Seine Frömmig keit ist doch nur Ziererei; Geschwätz was die beredte Zurge verkündet; seine Gelehrsamkeit nichts als tiertheit. Der Quälgeist gab seinem Opfer die schönsten Pläne an die Hand, er zeigte ihm, wie er sich in den Vordergrund stellen, wie er jenem durch Lüge, Ehrabschneidung und Verleumdung schaden könne. Dem guten Bruder kostete es unsägliche Mühe, den grimmigen Neid aus seinem Herzen zu verbannen. Er verdoppelte die Beweise der Liebe gegen seine Mitbrüder; wenn ihn der böse Feind zur Verleumdung anreizte, verkündete er Lob, wenn er ihm rachsüchtige Gedanken eingab, zwang er sich zu Liebe und Frieden. Der Streit nahm an Hestigkeit zu und dauerte ein volles Jahr. Auch der Teufel des Reides lag nach dieser Zeit besiegt am Boden. Wieder geschah das Wunder, daß Marzellus, die Schwerter im Herzen der schmerzhaften Mutter zählend, eines weniger gewahrte— noch fünf! * Wieder verkostete er des Himmels Frieden für kurze Dauer. Der Zufall wollte es, daß Bruder Marzellus zum Küchenmeister bestimmt wurde. Dem Teufel der Unmäßigkeit kam dieses just gelegen, er erschien auf der Bildfläche. Tag für Tag zählte er dem Bruder die guten Sachen auf. die Küche und Keller enthielten. Und oa Marzellus in seinem früheren Leben gut gegessen und getrunken hatte, lief ihm nicht selten das Wasser im Munde zusammen. Doch er hielt Magen und Gaumen durch strenge Buße und Abtötung im Zaume. Ein Teufel läßt sich nicht so schnell aus dem Felde schlagen. Jeden Tag kam er wieder. Er führte die Gedanken des Marzellus in lustige Gesellschaft, an reich gedeckte Tische. Nicht selten raunte er ihm ein Tafelliedchen über den Wein ins Ohr: „Da funkelt das purpurne Traubenblut! Hurra, es gibt uns frohen Mut! Hoch auf den Becher der Lust, Der Wein erquickt unsre Brust!“ Und noch mehr dergleichen Dinge. Auch zahlreiche Lobsprüche auf Speise und Trank, auf alles, was sein, lecker, vortrefflich und wohlschmeckend ist, fielen dem Bruder ein. Wiederum war es ein schwerer Streit. Er, der das ganze Kloster speiste, getraute sich oft kaum einen Bissen zu essen, aus Furcht, dem Teufel der Unmäßigkeit auch nur im geringsten nachzugeben. Obwohl Marzellus merklich abmagerte und sein Magen in Aufruhr kam, so trug er doch auch diesmal wieder den Sieg davon. Nach einem Jahre mußte der Teusel ohne den geringsten Gewinn abziehen. Wieder erreichte der fromme Bruder die herrliche Oase in seiner Lebenswüste: Das Herz der Mutter Gottes zählte nur noch vier Schwerter! Als Marzellus so mager und krank aussah, glaubten seine Oberen, die Küchenluft tue ihm nicht gut. So kam es, daß er als Verwalter über das Haus der Bedürftigen und Fremden, die im Kloster beherbergt wurden, aufgestellt wurde. Alsogleich kam der Teufel des Geizes herbei und klammerte sich an den Bruder:„Marzellus, schmeichelte er, „was für einen herrlichen Klang hat doch das Geld— es ist wie süße Musik, die die ganze Welt bezaubert.— Was ist schöner als Gold? Das Gold schießt Strahlen wie die Sonne. Die Welt liebt das Gold, die Welt fürchtet das Gold, die Welt gibt alles für das Gold. Alles, Marzellus, hörst du.“ Wenn dann die Armut an die Klosterpforte klopfte, war der höllische Geist sofort zur Stelle und flüsterte: „O einfältiger Bruder, glaube nicht jedem, der in Lumpen gehüllt daherkommt, es ist ja nur Heuchelei. Schließe die Börse und sammele dir selber Schätze. Dann wird dich die Welt mit offenen Armen aufnehmen, denn Geld und Jugend gehören zusammen und werden gefeiert!“ Alle Anstrengung nützte nichts. Marzellus überwand die Habsucht und gab mit milder Hand. Wenn der müde Wanderer um Nachtherberge bat, raunte der Versucher:„Jage das fremde Gesindel fort, das doch nur Undank kennt! Alles, was du auf diese Weise ersparst, gehört rechtmäßig dir!“„ 16 Tag und Nacht gab der Quälgeist keine Ruhe. Er trieo den Bruder an zur Habsucht, zur Hartherzigkeit, zur Veruntreuung. Und wenn sich auch Marzellus' Finger krümmten unter der heftigen Versuchung, er gab bis zum letzten Heller und sparte an sich durch karges Essen und abgetragene Kleidung. Jedesmal, wenn der böse Geist, auf das Geld weisend, ihm zurief:„Sammle dir Schätze...“ vollendete Marzellus: „jawohl, unvergängliche Schätze für die Ewigkeit!" Nach einem Jahre war auch dieser Teufel besiegt. Dies brachte der schmerzhaften Mutter soviel Trost, daß wiederum eine Herzenswunde sich schloß und nur noch drei Schwerter ihr Herz verletzten. Obwohl bereits vier seiner Genossen besiegt am Boden lagen, glaubte der Teusel des Zornes doch, er könne sich die Palme erringen. Wegen eines jeden Strohhalmes, der auf dem Wege lag, geriet das Blut des Marzellus in Wallung; wenn ihm jemand begegnete, war es Mönch oder Laie, brannte ein beißendes Wort oder ein heftiger Vorwurf auf seiner Zunge. Der fromme Mönch aber öffnete seinen Mund nicht und wurde schweigsamer als je. Jeden Tag ersand der Teusel neue Mittel, um Marzellus in der Arbeit, im Gebet, in der Betrachtung zu stören und seinen Unwillen zu erregen. Er jagte ihm das Blut zu Kopfe, sodaß das Purpurrot des Zornes auf seinen Wangen glühte und eine Flut böser Worte, ja sogar Flüche und Verwünschungen jeden Augenblick loszubrechen drohten. Doch der Bruder preßte die Lippen zusammen und biß die Zunge blutig, um sie zum Schweigen zu zwingen. Noch das letzte Mittel wurde versucht, denn die Zeit drängte: Der Geist der Finsternis nahm Menschengestalt an und überfiel Marzellus an einer einsamen Stelle. Er überhäufte ihn mit Schmähworten, spie ihn an und schlug ihm ins Gesicht Schon glaubte er des Sieges sicher zu sein. Da bot ihm der Bruder lächelnd die andere Seite des Gesichtes und erwartete den zweiten Schlag. Mit einem gteulichen Fluche verschwand der Satan. Die Mutter Gottes aber zeigte Marzellus ihr Herz, welches noch von zwei Schwertstößen verwundet war. Der Teufel der Hoffart betrachtete mit Genugtuung deu gezüchtigten Bruder und prahlte:„Ich werde ihn zu Fall bringen, ja ich!“— Bruder Mensch, du bist ein Heiliger, weil du den Teusel überwunden hast. Wenn andere Mönche beten und seuszen, dann kannst du jubeln. Dir muß Lob und Ehre dargebracht werden, alle Brüder müssen sich vor dir beugen!“ Marzellus schenkte diesen Einflüsterungen kein Gehör, er betete voll Demut:„Herr, sei mir armen Sünder gnädig! Hierauf rühmte der Teusel die Geistesgaben des Bruders, seinen Eiser, seine Frömmigkeit, seine Beredsamkeit:„Der Höchste solltest du sein, mächtig und angesehen. Du bist nicht zum Dienen geboren, sondern zum Herrschen!“ Der Bruder vereitelte alle teuflichen Anschläge, er verdemütigte sich durch Gebet, strenge Buße, schwere Arbeit und leistete dem Geringsten seiner Mitbrüder die niedrigsten Dienste.„# chm 44g— vorüber, dem Teusel des Hochmules wurde das gleiche Los beschieden wie den übrigen Trabanten Lucisers Marzellus sah den vorletzten Pfeil von dem Herzen Mariens genommen. Noch war der Streit nicht zu Ende, der letzte Kampf sollte der schwerste sein. Der ärgste aller Teusel, der der Unreinigkeit. kam an die Reihe. Doch alle Verlockungen prallten ab an des Bruders Standhaftigkeit Marzellus litt und stritt, das Gebet wich fast nicht mehr von seinen Lippen. So überwand er auch den unreinen Geist. Der Trost, den er dadurch seiner himmlischen Mutter bereitete, war so groß daß sie ihrem treuen Diener ihr von Blut und Wunden gänzlich befreites Herz zeigen konnte. * Marzellus hatte ausgestritten. Sein Herz wurde so sehr mit Freude und Süßigkeit erfüllt, daß es nicht imstande war, diese Seligkeit zu tragen. Seine Mitbrüder fanden ihn auf dem rauhen Stein der Kapelle tot liegen. Die Luft war ersüllt vom Dust keuscher Lilien. 1 Die Tegende vom Spinnlein am Kreuze Von Gertha Jung=Struben, klachen aria, die Hausfrau Josephs, des Zimmermanns, trat mit ihrer jungen Magd in das Gemach ihres Sohnes Jesu. Pergamente lagen aufgerollt umher. Der Knabe aber las nicht Er stand vor einer Maueröffnung, in deren Winkel ein Spinnlein sein Netz spann. Ein Sonnenstrahl fiel auf das graue Gewebe, sodaß es hauchzart, seidig erglänzte. Jesus sah mit großen Augen dem Tierlein zu, wie es hurtig aus seines kleinen Leibes Fäden das zarte Wunderwerk wob. Er hörte die Frauen nicht. Neugierig trat die Magd näher, um mitzusehen, was Jesus sah. Da sie nun die Spinne erblickte, kreischte sie nach Frauenart, angewidert, voll Ekel auf.„Pfui, das garstige Tier", rief sie und schlug mit dem Tuche nach dem Spinnlein. Erzürnt wandte sich der Knabe. Er war bräunlich und schön. Der Zorn ließ ihn älter erscheinen, als er war.„Was tat dir das wehrlose Tierchen, daß du es töten willst?“ fragte er das Mädchen.„Es verunreinigt mir das Haus“, antwortete es,„und Joseph, mein Herr, wird mich säumig schelten, wenn er das häßliche Netz im Winkel findet.„Häßlich?“, fragte Jesus verwundert. „Sieh doch, Mutter, wie wundersein und zierlich die kleine Künstlerin ihr Schleierlein gewoben hat.“ Und Maria, die Mutter, lächelte gütig. Da nahm der Knabe das Spinnlein behutsam in seine Hand und trug es sorglich hinaus in den Garten, wo es in einem anderen Winkel sein unterbrochenes Werk eifervoll von neuem begann.——— Nahezu zwei Jahrzehnte waren vergangen. Tag um Tag war hinabgesunken in das Meer ohne Ufer, die Ewigkeit. Dumpf und unheilschwer liegt es über der alten Königsstadt Jerusalem. Bei verzehrender Sonnenhitze zieht ein trauriger Zug durch das Stadttor den Kalvarienberg hinan, den steilen Pfad zur Schandstätte, zum Richtplatze des Judenvolkes. Gewappnete zu Fuß und zu Pferde eröffnen den Zug. Lärmend, zohlend folgt eine Menge Volkes, Abgeordnete der Priesterschaft, Henkersknechte. Neugierde, Haß, Neid, treiben die Horde. Inmitten dieses Zuges schreitet ein Mann, schwer gebeugt unter kreuzweise zusammengenagelten Balken, die seiner Feinde Haß ihm auf die Schultern gelegt haben. Der Mann des Geistes, körperlicher Last ungewohnt, almet mühsam unter seiner schmählichen Bürde, dem Kreuze, an das Haß und Rache, Neid und geisernde Bosheit seine Füße und seine reinen, gütevollen Hände nageln werden— diese Hände, die Freund und Feind segneten, die so viel Heil spendeten, die nur Gutes taten auf seinem kurzen Erdenwege. Er ist von Feinden, von erkauften und bestochenen Schreiern umringt. Seine Freunde aber, seine Jünger, und die Vielen, die er heilte und lehrte und tröstete, sie folgen ihm nicht. Furcht vor Verfolgung und Scham, Verwirrung über die unerwartete Wendung der Geschehnisse halten sie in der Ferne. Nur Eine geht den schweren Weg mit ihm, schreitet ihm in Treuen zur Seite— Maria, seine Mutter!——Der Gottmensch ist ans Marterholz genagelt. Aus brennenden Wunden tröpfelt sein Blut zur Erde nieder. Hoch auf ragt das Kreuz, und der blutende Heiland der Welt schaut nieder auf die höhnende, lästernde, triumphierende Menge. Und wie furchtbare Last legt sich die Erkenntnis auf sein Herz, daß er von den Seinen in seinem meerestiefen Leid verlassen ist. Er hebt den Blick flehend zum Himmel empor.— Aber die Sonne hat ihr lichtes Auge trauernd verhüllt; soviel Jammer und Elend sie schon in ihrem unermeßlich langen Laufe beschien, das Ende des Einzig=Reinen will sie nicht erschauen. Schwarze Wolken zieht sie vor ihr trauerndes Angesicht. Und noch tiefer fühlt der Gekreuzigte seine grenzenlose Verlassenheit. Sein Auge schaut über Zeiten und Welten hinweg— und sieht, wie die Menschen mit seinem Namen Mißbrauch treiben werden. Mit Mord und Schwert wird man seine reine Lehre von Menschenliebe und Güte verkünden, Ströme von Blut werden um seines Namens willen vergossen werden; Arglistige werden in seinem Namnen die Herrschaft der Welt an sich reißen; statt Liebe und Duldung sieht er Haß. Neid und unheilvolle Untugenden aus seinem Opfertode erstehen. „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, schreit des Menschen Sohn in unendlichem Weh zu seinem Vater auf, weil er in seines Herzens tiefster Not an Gott und Menschen verzagt. Durstgepeinigt, senkt sich sein dornengekröntes Haupt schwer auf seine Brust— und siehe, sein Blick fällt auf ein winziges, graues Spinnlein, das hurtig den Kreuzesstamm erklimmt. Jetzt erreicht es seine blutenden, durchlöcherten Füße,— und emsig beginnt es zu spinnen. Aus seines kleinen Leibes Rücken webt es abermals ein Netzlein— unendlich zart und sein, über des Gekreuzigten Fußwunden. Und der Quell des heiligen Blutes versiegt. Das Spinnlein spinnt und webt weiter und weiter. Von Wunde zu Wunde spinnt es sein heilendes Netz. Da zieht eine unendliche Ruhe, ein beseligender Frieden in das Herz des Gemarterten. Das Erkennen, daß immer noch ein Trost für den Leidenden bereit ist— und sei es auch nur ein winziges Spinnlein, das an dem äußersten Ende unseres Leides, unseres Jammers, zu spinnen beginnt, bis all unsere Wunden verheilt und umwoben sind. Da erschaut der sterbende Gottmensch, den der Jammer den Blick zuvor getrübt, Maria, seine Mutter. Seine Mutter, die keine Menschenfurcht und keine Scheu zurückhielt, ihrem als Verbrecher gerichteten Sohne nach Golgatha zu folgen, die jeden Hammerschlag, der ihren Sohn trifft, vertausendfacht in ihrem eigenen Herzen fühlt, die allen Jammer grenzenlos mit ihm leidet. Maria, die ihren Sohn, seine Ehre, sein Tun und Wollen als rein und schuldlos erkannt hat, bekennt sich zu ihm, bis er seinen letzten Atem verhaucht. Und Jesus erkennt noch im Sterben die nimmermüde Sorge und Liebe, das restlose Verstehen eines Mutterherzens. Er sieht den reinsten Demant, den Gott, der Schöpfer, in des Menschen Brust gepflanzt— die Mutterliebe! Da gebietet er dem Spinnlein, daß es seine Fäden hinüberziehe zu seiner weinenden Mutter, die ihrem Jammer zu erliegen droht. Das Spinnlein gehorcht. Auf silberner Brücke, dessen Baumeister die kleine Spinnerin selbst ist, eilt es hinüber zur leidenden Gottesmutter Maria. Und webt und spinnt ein Netzlein um ihr Herz, daß es mählich ruhiger, sanfter schlägt. Es webt ein Netz, wunderfein und zauberzart über ihre weinenden Augen, daß der Tränenborn versiegt. Es umfaßt die gemarterten Sinne der heiligsten Frau, bis eine wohltuende Ohnmacht sie mit weichen Armen umfängt, sodaß sie den blutenden Leib ihres geliebten Sohnes in seinem letzten Todesringen nicht mehr erschauen kann. Und der Gottmensch sieht abermals über Zeiten und Welten in kommende Jahrhunderte hinein— und sieht all das Gute, alles Heil, das in seinem Namen geschieht. Fleißige Mönche erblickt er, die in einsamer Zelle, in schweigenden Nächten aufzeichnen, was er gelehrt und gelitten, der Welt zum Heil. Und unzählige Werke reinster Menschenliebe sieht er, die in seinem Namen geschehen, aus seinem Blute erstehen. Da senkt er sein Haupt und stirbt. Das Spinnlein aber webt weiter am Herzen Mariens, seiner trauernden Mutter; heilend legt sich ein zartes Gewebe, unsichtbar für irdische Augen, auf das wunde Mutterherz; und Maria findet Frieden, Trost und Ruhe! Und des Menschensohnes heilige Mutter, durch deren Herz alles Leid, alles Weh der ganzen Welt einst zog, sendet das Spinnlein, barmherziger Güte voll, zu anderen Marien, die traurigen Herzens sind, auf daß sie gefunden und Frieden finden. Denn— Spinnweben heilt seit Christi Tod! Ebellledleersiat Gedämpft klang der Lärm des erwachenden Paris zu ihm, und es durchzuckte ihn wie ein leiser Schmerz, die Lichtstadt, wie man sie nannte, verlassen zu müssen. Aber er hatte hier kein Glück gehabt und mußte fort. IV. Nun saß Gaston de Vernon seinem neuen Freunde Eberhard Mallentin in einem Abteil erster Klasse des Zuges nach Metz gegenüber. Er hatte gehofft, unterwegs gelegentlich etwas Ausführliches über die ererbten Juwelenschätze zu hören, und sann, wo Mallentin wohl die Werte aufheben mochte. Wie würde das an der Grenze werden. ob das Mitführen der Kostbarkeiten nicht Schwierigkeiten ergab? Er wagte eine diesbezügliche Frage Mallentin lächelte.„Bewahre, den Schmuck habe ich nicht bei mir. Der geht versiegelt und mit Gesandtschaftssegen an die französische Gesandtschaft in Berlin, wo ich ihn ausgeliefert erhalte.“ Als man aus dem französischen Sprachgebiet heraus war, meinte Mallentin:„Nun sollten Sie Ihre deutschen Sprachkenntnisse, die sie gelegentlich erwähnten, lüften, Monsieur de Bernon, Sie können sich ja, solange Sie in Deutschland sind, neue dazu erwerben.“) :„Ik kann kein viel!“ wehrte der andere in sehr drollig klingendem Deutsch ab. „Uebung macht den Meister," lächelte der Gutsbesitzer ermunternd. Sie befanden sich beide allein im Abteil. Der dämmernde Frühlingsabend lag über der Landschaft des Saargebietes, in der Kohlengruben, Eisen= und Hüttenwerke abwechselten und von dem Reichtum dieses Stückchens Erde, aber auch von dem Fleiß seiner Bewohner sprachen. „Wollen uns jetzt deutsch unterhalten, dann sind Sie, bis wir nach Groß=Rampe kommen, schon ein wenig sicher,“ riet Mallentin. Gaston redete auch tapfer drauf los, aber es kostete ihm viel Mühe. Und Mallentin mußte oft lachen, so komisch war das, was sein Begleiter vorbrachte. In Frankfurt am Main blieben die Herren eine Nacht, die nächste Nacht in Berlin. Abends las Vernon im Café des Hotels eine paar französische Zeitungen. Plötzlich stutte er, denn er las, in Paris sei ein höchstgefährlicher Spielklub aufgelöst worden durch die Polizei, der zuletzt in einer düsteren Straße hinter der Kirche Notre-Dame tagte. Leider seien die beiden gefährlichsten Mitglieder der Bande, die sich meist Fremde zum Rupfen suchte, nicht mitgesaßt worden, da sie anscheinend Gefahr gewittert hätten. Man sei aber beiden auf der Spur: es handle sich um einen Vicomte M. und einen gewissen Gaston de B. Der Lesende war froh, daß Mallentin selbst sehr interessiert in ein Blatt vertieft war und ihn nicht beachtete. Also hatte er sich noch in letzter Minute aus Frankreich gerettet. Original=Koman von Anng von Danhuus (Copuright 1927 by Alfred Bechthold, Braunschweig) (3. Fortsetzung.) Welch ein Glück, daß der Name Vernon nicht ausgeschrieben war. Gaston de V.— konnte ja auch ein anderer sein. Immerhin, war es doch ein verdammt unangenehmes Gefühl, das ihn jetzt beherrschte. Mallentin schien versunken in die neueste Politik. Da trennte Gaston vorsichtig die gefährliche Seite aus der französischen Zeitung, ballte das Blatt fest zusammen. Das Papier raschelte ein wenig, aber Mallentin achtete nicht darauf. Nun steckte er das Papier in die Tasche, um es nachher in seinem Zimmer zu vernichten. Am folgenden Vormittag entschuldigte sich Mallentin bei Vernon, er müsse auf die französische Gesandtschaft. Der Jüngere konnte kaum seine Rückkehr abwarten, nun würde er endlich den vielgenannten Schmuck sehen. Er war verblüfft, als Mallentin mit leeren Händen zurückkehrte, wagte jedoch keine Frage, sein schlechtes Gewissen fürchtete, eine Frage könne auffallen. Eberhard Mallentin erklärte selbst, der Schmuck sei gut gelandet, er hole ihn in den nächsten Tagen nach Groß=Rampe. Dort kam man abends auf der Station an, wo ein Auto bereitstand. Ein eleganter Mercedeswagen. Ein schmales Mädchen mit dicken, blonden Zöpfen stürmte auf Mallentin zu. Gaston erkannte das Mädchen sofort, aber es schin ihm doch hübscher als auf dem Bildchen, das ihm Mallentin in gezeigt. Mallentin stellte vor.„Das ist meine kleine Fränze, Herr de Vernon.“ Franziska Mallentin sah schon deshalb hübscher aus als auf dem Bild, weil ihre Farben von köstlicher Reinheit waren. Die Augen von dunkelstem Blau und Brauen und Wimpern fast schwarz, die Haut so rosig wie bei einem Kinde; die Landluft schienen dieser Haut nichts zu schaden. Das Haar war von der goidenen Farbe des schnittreifen Korns, und die Zähne so weiß und ebenmäßig, daß man wünschte, die schlanke Fränze möge nur lachen, damit man die entzückenden Zähne bewundern konnte. Gaston nahm die ihm gereichte Hand. „Seien Sie herzlich willkommen bei uns, Herr de Vernon,“ sagte Fränze Mallentin mit einer lieben, weichen Stimme. „Ich bin Ihnen so unendlich dankbar, daß Sie mein Herzensväterchen vor einem bösen Tode retteten. Wie dankbar ich Ihnen bin, das läßt sich gar nicht mit Worten ausdrücken.“ Sie sah ihn dabei groß und ernst an. Dann schritten sie alle zum Auto, und man fuhr durch den märkischen Frühling. Weiße Birkenstämme leuchteten hell auf, das erste Grün lag glasig klar über Baum und Strauch, und die Luft war stark und frisch, führte den Geruch der Ackerkrume mit. Das Wasser eines Sees glänzte auf und schimmerte in der Sonne wie ein leise bewegtes Silbertuch. Die Herren unterhielten sich, Franziska saß auf dem Rücksitz, hörte zu, beobachtete heimlich den Lebensretter ihres Vaters. Er gefiel ihr, gesiel ihr besser als alle Herren, die sie kannte. Vornehm fand sie ihn und rassig. Das Wort„rassig“ gebrauchte Landrats Helma immer. Die fand es schick und erklärte jedem, der es hören wollte, sie heirate nur einen rassigen Herrn. Gaston de Vernon würde Helma gefallen. Fast ärgerte sie der Gebanke, und dann fand sie ihn komisch. Was ging es sie an wenn Vaters Gast der eleganten, eitlen Helma gesiel. Ein plumper, viereckiger Steinklotz erwuchs in der Ferne, Häuser und Scheunen teilten sich ab. Eberhard Mallentin wies in der Richtung.„Das ist GroßRampe, Herr de Vernon.“ Gaston nickte.„O, das sein viel groß, wie ein fortesse. Ik weiß nicht, wie man sagt das deutsch.“ „Fortesse heißt auf deutsch Festung", erklärte Fränze. Das gebrochene Deutsch ihres Logiergastes bereitete ihr sichtlich Vergnügen. Durch ein breites Tor fuhr das Auto in einen großen Hof, hielt vor einer ganz niedrigen Treppe. Ein junger, schlanker Mann, dessen Aehnlichkeit mit Fränze unverkennbar war, wartete am Fuß der Treppe, begrüßte Mallentin lebhaft. „Das ist mein Sohn Heinz und zugleich mein Inspektor!“ stellte ihn der Gutsherr seinem Gaste vor. Heinz Mallentin gab sich sehr liebenswürdig, schüttelte kräftig die Hand Gastons, fragte lächelnd:„Muß ich mein Schulfranzösisch zusammensuchen, Herr de Vernon?“ „Non, non, non, ik will mir Mühe tun, Ihr Sprak zu verlernen.“ Fränze platzte laut heraus vor Lachen. Gaston de Vernon lachte mit. „Ik nicht kann besser, mais ik werden sie verlernen, wenn ik bin voll Fleiß.“ „Es geht schon sehr gut,“ lächelte Mallenlin der Aeltere und klopfte ihm auf die Schulter. Sie traten ins Haus. Eine geräumige Diele mit bequemen Korbmöbeln zeigte sich, viele Geweihe hingen an den Wänden, eine breite Holztreppe führte in den ersten Stock. Dort, im linken Flügel war ein Zimmer für den Gast vorbereitet. Heinz Mallentin führte ihn. Gastons Koffer stand schon in der Stube, die geräumig und sehr heimisch eingerichtet war. Hier konnte man sich wohlfühlen. Eine kurze Ruhezeit hier würde ihm gut tun. Heinz Mallentin sagte freundlich:„Wir essen in einer halben Stunde, Herr de Vernon, darf ich Sie dann abholen, da Sie noch nicht im Hause Bescheid wissen?“ Gaston fay iyn ein Weilchen an, schien sich über den Sinn der Worte nicht recht klar zu sein. Dann neigte er den Kopf. „Bon, Monsieur Mallentin, ik werden warten ier auf Sie, bis Sie mir kommen nehmen.“ Heinz stürmte in langen Sätzen die Treppe hinunter, lachte seine Schwemster, die in einem Korbsessel der Diele saß, an: „Bon, Monsieur Mallentin, ik werden warten ier auf Sie, bis Sie mir kommen nehmen!“ „Hat er so gesagt, Heinz?“ kicherte Fränze wie ein echter Backsisch.„Er spricht zu drollig deutsch. Uebrigens wie gefällt er dir? Sieht er nicht sehr vornehm und clegant aus?“ Heinz zuckte leicht mit den kräftigen Schultern. „Na ja, vornehm sieht er aus,“ gab er zu,„aber nach meiner Meinung ist er zu sehr der Typ des geschniegelten Bummlers, er hat so was Blasiertes auch im Blick der Augen.“ Die Schwester unterbrach ihn. „Du, wir haben gar kein Recht zur kleinsten abfälligen Kritik, er hat unserem Vater das Leben gerettet, das dürfen wir nicht eine Sekunde lang vergessen.“ Der Bruder ward ein wenig verlegen, gab zu:„Du hast recht, Fränze, daß er Vater das Leben rettete, hebt ihn für uns hoch über jede Kritik. Im übrigen sieht man ihm an, daß er von guter Herkunft ist und von Lebenssorgen keine Ahnung hat.“ Fränze lachte.„Lebenssorgen kennen wir ja, Gottlob, auch nicht, und nun sind wir noch schwerreich geworden durch Urgroßmutters Schmuck.“ „Vater!“ Franziska sprang auf und stürzte dem Vater, der eben sichtbar wurde, in die Arme, schmiegte sich eng an ihn.„Du, Vater, ich bin unsagbar glücklich, dich wiederzuhaben. Ich bin Herrn de Vernon so dankbar, so dankbar.“ Mallentin küßte sein Mädel. „Liebes Kind, ich bin ebensalls überaus dankbar. Wir wollen ihm aber auch den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich machen.“ Heinz trat zu den Beiden, und sie gingen zusammen in Mallentins Arbeitszimmer. „Wir haben noch eine Viertelstunde bis zum Essen,“ stellte Eberhard Mallentin fest und nützte die Viertelstunde, um seinen Kindern von dem ererbten Schmuck zu erzählen.„Solche Köstlichkeiten habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen,“ erklärte er,„ihr werdet beide staunen über die Märchenpracht. Man machte mir in Paris schon Kaufangebote, aber ich mochte mich nicht entscheiden, ohne euch zuvor gehört zu haben. Vielleicht habt ihr Lust, das eine oder andere Stück zu behalten.“ Er sah die Tochter an.„Frauen lieben fast alle Schmuck und“, sein Blick glitt zum Sohn,„Heinz wird vielleicht bald heiraten, ich kenne eine junge Dame, die ihm besser gefällt, als alle anderen und die eine glitzernde Brautgabe sicher nicht verschmähen würde.“ Heinz lächelte, und Fränze rief übermütig:„Heinz kann sich auch nicht ein bißchen verstellen, bis zu unserem kleinsten Stallburschen hat es schon jeder bemerkt, daß er mordsmäßig verschossen ist in Susi von Britzkow. Und wenn sie ihn sieht, himmelt sie ihn an, daß ich immer ausreißen muß, weil ich sonst vor Lachen platzen würde.“ Heinz zuckte die Achseln. „So wie du reden und benehmen sich Backsische in alten Familienblattromanen. Die jungen Mädchen von heute kennen die Mauserzeit zwischen Kind und junger Dame gar nicht, diese weiblichen Gassenjungenjahre.“ Franziskas lichte Gesichtshaut rötete sich. „Die Mädchen von heute, das sind wohl solche wie Landrats Helma, die den ganzen Tag neuen Puder auflegt und mit dem Lippenstift am Mund rumfährt, die sich blaue Ränder um die Augen malt, als sie schwindsüchtig im höchsten Grade wäre und mit einem kleinen silbernen Rasierapparat im Handtäschchen ihre Besuche macht. Die ihren Bubikopf für den interessantesten der Welt erklärt, aber nicht mal die Maschen an ihren Seiden. strümpfen zusammenziehen kann, sondern Seise darauf reibt, damit sich die Löcher nicht weiterziehen. Die ganz genau weiß wie man eine Zigarette dreht, aber vom Kochen keine Ahnung hat.“ Sie holte tief Atem.„Weißt du, wenn dir so was gefällt, dann rate ich dir, zupf nicht so viel an deinem Miniaturbärtchen herum, wenn Susi von Britzkow in Sichtweite kommt, denn das ist auch keine vollendete Dame nach dem heutiger Geschmack. Wenn sie auch zwei Jahre älter ist als ich, ist sie doch noch reichlich kindisch. Ich könnte dir von der was erzählen, das ist zum Radschlagen.“ „Ich kann an Fräulein von Britzkow durchaus nichts Lächerliches finden, und du solltest solch dumme Andeutungen lassen, Fränze,“ gab ihr Bruder etwas ärgerlich zurück. I Sie soh ihn neckend a „Wenn du dich erkenntlich zeigen willst für meinen Verrat an Susi und zu schweigen verstehst, werde ich dir beweisen, wie albern deine liebe Susi noch ist.“ Er hatte noch immer eine Falte auf der Stirn. „Ich bin im allgemeinen nicht neugierig, aber in diesem Falle doch. Also, ich verspreche dir ein Pfund Pralinen mit seinster Füllung.“ Sein Vater lachte.„Na, ich will derweil ins Nebenzimmer gehen. Oder darf ich das finstere Geheimnis auch hören?“ „Gelobe mir ein Pfund verzuckerte Kirschen und Schweigen, dann darfst du auch bleiben.“ Mallentin lachte:„Bewilligt!“ Fränzes Augen blitzten vor Uebermut. „Also hört zu. Eines Tages war Susi bei uns, es ist nun schon zwei Jahre her, und wir spielten im Hause Verstecken. Du spieltest auch mit, Heinz, und noch'ne Menge anderer, denn wir hatten große Gesellschaft. Es war an meinem fünfzehnten Geburtstag. Du mußtest uns suchen, Heinz. Da schlug ich Susi vor, uns in deinem Zimmer zu verstecken, denn da würdest du uns bestimmt nicht vermuten. Und als sie da an deinem Waschtisch stand, sah ich, als sie sich unbeobachtet glaubte, wie sie mit spitzen Fingern etwas von deinem Waschtisch nahm und in den Mund steckte. Ich sagte plötzlich zu ihr:„Was ißt du denn, Susi?“ denn sie machte ganz komische Bewegungen, als wenn sie irgend was nicht runterschlucken konnte. Sie wurde puterrot wie ein erwischter Dieb und antwortete, es müsse ihr vom Kuchen ein Stück Mandel im Hals sitzen geblieben sein. Da gab ich ihr ein Glas Wasser. Aber die Geschichte kam mir komisch vor, und als Susi zum Fenster hinausguckte, untersuchte ich die Stelle des Waschtisches, von wo Susi etwas weggenommen hatte. Und was fand ich da? Ja, das ratet ihr im ganzen Leben nicht! Ich fand eine ganze Menge abgeschnittener Schnurrbarthaare von Heinz. Nun wußte ich Bescheid. Man sagt nämlich, das Mädchen, das ein paar Haare aus dem Bart des Mannes verschluckt, den es liebt, wird seine Frau. So, da hast du's, Heinz, und nun beweise mir, daß Susi mit ihren Siebzehn damals nicht alberner gewesen ist als ich. Ich habe noch niemals Schnurrbarthaare verspeist!“ Mallentin bog sich vor Lachen, und Heinz lachte auch. Aber in seinem Lachen klang leise Rührung mit. Er faßte nach den langen Zöpfen seiner Schwester. „Fränze, ich habe so das Gefühl, dein Verrat ist sehr viel wert, ich erhöhe die Pralinenration auf das Doppelte.“ „Hurra!“ jauchzte Fränze und machte strahlende Miene. Verrat kann doch zuweilen ein sehr lohnendes Geschäft sein! dachte sie. v. Gaston de Vernon erzählte wenig von seiner Vergangenheit. Er sprach von seinen Eltern in der Bretagne und daß er, nach ihrem Tod, sehr jung mit seinem Geld nach Paris gekommen, das ihn nicht mehr frei gegeben. Verwandte besäße er nicht mehr und sei frei, sein Leben ganz nach seinem Wunsch und Willen einzurichten. Heinz dachte, daß ein gesunder, kräftiger Mensch sich doch eigentlich schämen müßte, dem Worte„Arbeit“ so völlig verständnislos gegenüberzustehen, wie es der Lebensretter seines Vaters tat. Bald kannten die Gutsnachbarn und die Honoratioren der ziemlich großen Kreisstadt Gaston de Vernon. Er war im allgemeinen sehr beliebt. Die Damen fanden ihn interessant, und Helma Moll, die Tochter des Landrats, erklärte jedem, der es hören wollte, Gaston de Vernon sei der rasseste Mann, den es gäbe, alle anderen Herren ihrer Bekanntschaft wären Schlafmützen dagegen. Helma sagte das alles sogar Gaston de Vernon ins Gesicht, und der also Geschmeichelte bachte, daß dieses Landratstöchterchen keck sei wie eine Pariser Tingeltangelsängerin. Sie machte ihm Spaß. Eines Tages, drei Wochen nach der Rückkehr, fuhr Mallentin mit seinem Sohne nach Berlin, um die Juwelen von der französischen Gesandtschaft abzuholen. In einer kleinen, harmlos wirkenden Reisetasche trug Heinz Mallentin die Werte in das Herrenhaus von Groß=Rampe, diese köstlichen Juwelen, die man so gern in Frankreich behalten hätte. Niemand, außer Mallentin und seinen Kindern, wußte, was sich in dem Reisetäschchen befand. Gaston de Vernon aber ahnte es. Er wartete gespannt, ob man auch ihm die Schmucksachen zeigen würde, aber er wartete vergebens darauf. Mallentin hatte unterwegs mit Heinz darüber gesprochen, hatte gemeint, man müsse Gaston de Vernon den Schmuck anschauen lassen. Heinz hatte widersprochen. „Ich meine, Vater, dazu liegt keine Veranlassung vor. Du bist ihm Dank schuldig, wir alle sind es, aber schließlich wissen wir doch so wenig von ihm, kennen ihn eigentlich gar nicht, und man soll Neid und Habgier nicht in seinen Mitmenschen wecken.“ Der Aeltere hatte gelächelt, aber zugegeben, er hätte recht. So erzählte denn Mallentin beim Abendbrot, er habe den Schmuck von der Gesandtschaft abgeholt und sofort auf seine Bank gebracht. Gaston de Bernon dachte ärgerlich und beleidigt, weshalb redete man ihm nur etwas vor? Oder hatte Mallentin die Wahrheit gesagt? Pach dem Abendbrot gingen die Herren noch ein wenig in den Park, um eine Zigarette zu rauchen, dann trennte man sich ziemlich früh. Mallentin hatte geäußert, die Fahrt heute, an dem warmen Tage, hätte ihn sehr ermüdet. „Ich werde eben alt“, hatte er noch hinzugefügt. Vernon war seinhörig, er kannte schon die Geräusche der verschiedenen Türen im Hause, konnte die verschiedenen Schritte der hausbewohner unterscheiden. So wußte er denn bald, daß sich Mallentin mit Sohk und Töchler sar Wohsizichiter des Gutsherrn zusammengefunden.4 Er fühlte ein seltsames Prickeln in seinen Fingerspitzen, wie höchste Ungeduld. Er mußte wissen, ob er recht hatte, ob sich der Schmuck im Hause befand. Das Wohnzimmer Mallentins lag drei Zimmer entfernt von seinem eigenen Zimmer. Was hätte er jetzt für eine Tarnkappe aus den Märchenbüchern gegeben, um sich unsichtbar machen und da hineinschauen zu können. Er überlegte blitzgeschwind. Eine Idee schwebte ihm vor. Möglich, daß sie glückte. Er eilte wieder die Treppe hinunter und durch eine kleine Hintertür, dessen Schlüsselbewahrung jeder Hausbewohner kannte, in den Park. Das Wohnzimmer Mallentins ging auf den Park hinaus. Es war ziemlich dunkel heute, nächtlicher Regen schien zu drohen. Eine alte Buche mit tief gewachsenen Zweigen, lockte ihn. Den Baumstamm umgab eine Bank. Im Nu stand er auf der Bank, zog sich am tiefsten Zweig empor. Er war ein guter, geübter Kletterer, bald befand er sich in Fensterhöhe. Nätürlich, die Herrschaften waren unvorsichtig, aber daß ihnen von draußen jemand ins Fenster schauen könnte, lag wohl außerhalb ihrer Berechnung. Die Scheiben zu Mallentins Wohnzimmer verhüllte nur ein dünner Spitzenvorhang, der dem Auge, weil das Zimmer erleuchtet war, fast kein Hemmnis bot. Vater, Sohn und Tochter saßen um den Tisch, auf dem die ererbten Schmucksachen lagen. Gaston meinte das Sprühen und Funkeln der Edelsteine bis zu sich herüber zu sehen, ihm war es, als müsse er die Arme ausstrecken und laut schreien; Gebt her, gebt her, ihr seid schon reich genug! Er mußte an sich halten, damit er es nicht wirklich tat. Wie ein Fieber schüttelte es ihn. Jetzt hörte er Schritte nahen. Angst preßte ihm die Brust zusammen. Er hockte mäuschenstill, dachte geängstigt, ob jemand ihn verfolgt und beobachtet haben könnte? Plötzlich bellte unter ihm ein Hund scharf und keifend kurz auf, und der vom Baum Niederspähende sah unter sich eine Lakerne aufleuchten. Nun wußte Gaston, der Nachtwächter von Groß=Rampe machte seine Runde mit seinem Wolfshund Leo. Der Kletterer konnte beobachten, daß die Laterne sich langsam rund um den Baum bewegte und daß der Hund aufrecht auf der Bank stand, und die Vorderpfoten gegen den Stamm preßte. Böses Knurren machte Vernon die Situation nicht angenehmer. Der Nachtwächter lachte verhalten:„Komm, Leo„brauchst doch den Eulen in den Bäumen kein Ständchen zu bringenrAber der Hund wollte nicht folgen. Er knurrte wütend weiter. Und wieder kreiste das Licht der Laterne um den Stamm, ohne etwas Verdächtiges im Bereich ihrer Helle zu gewahren. Dem Mann oben im Baum ward heiß und kalt. Dieser gräßliche Hund! Dem Nachtwächter wurde die Sache anscheinend zu langwierig. Seine Schritte entfernten sich. „Komm, Leo, komm, wir müssen noch weiter, unsere erste Runde ist noch nicht mal fertig!“ Jetzt pfiff er dem Tier, und mit kurzem, ärgerlichen Bellen folgte ihm der Hund. Gaston wartete ein paar Minuten, dann trat er hastig und doch vorsichtig den Rückweg an, atmete auf, als er auf festem Boden landete. Doch fast in demselben Augenblick kam der Hand zurückgestürmt, bellte wütend, ließ ihn keinen Fuß weitersetzen. Gleich darauf stand der Nachtwächter vor ihm. Er kannte den Gast des Gutsherrn, grüßte. Gaston sagte kurz:„Ihr'und sein verruckt, ich mache einer Promenade in der Park und er'at mir überfallt und schimpft mir.“ Der Nachtwächter schmunzelte über das komische Deutsch. „Verzeihung, Herr, aber Leo kennt Sie noch nicht, wenn jemand von der Herrschaft noch spät durch den Park ginge, würde er nicht so wütend sein.“ Gaston grüßte kurz und ließ den Mann stehen. Leo kümmerte sich nun nicht mehr um ihn, dachte wohl: Wen Herrchen als ungefährlich laufen läßt, den kann ich mit ruhigem Gewissen auch lausen lassen! Der junge Mann eilte sich, ins Haus zu gelangen, war froh, als er sein Zimmer errecht halte. Donnerwetter, di: Geschichte häte schlecht auslaufen können. Nun, wenigstens wußte er, was er hatte wissen wollen: der Schmuck befand sich im Hause. Aber ihn, den man fast ein bißchen zu viel als Le###nsretter pries und feierte, log man an, ihm erzählte man, der Schmuck sei auf der Bank. Schon dafür mußte er sich rächen. Wenn er nur wüßte, wo der Schmuck aufbewahrt würde. Er hatte seinen luftigen Platz leider zu früh aufgeben müssen, sonst hätte er dies vielleicht noch sehen können. Wahrscheinlich in dem geschnitzten Schrank im Wohnzimmer, der so biedermännisch treu und zuverlässig aussah und doch allerlei Geheimabteilungen besaß und komplizierte Schlösser. Mallentin hatte ihn einmal besonders auf den interessanten Schrank aufmerksam gemacht, ihm genau erklärt, wie man mit ihm umgehen mußte.(Fortsetzung folgt.) Bilderrätsel. Sahlenschrift. 1 234 5— 6 7 8— 6 2 8— 9 7442— 1 2345— 6 7 8– 10 11 12 13— 6 7 2 14 8 10 1 5(Sinnspruch). Schlüssel: 1 2 742 Werkzeug, 2 4 4 10 weibl. Vorname, 3 10 1 2 8 Getreide, 42 12 13 Nedenfluß der Donau, 6 10 12 13 Teil des Hauses, 7 6 10 weibl. Vorname, 8 10 12 13 2 Vergeltungstrieb, 10 12 13 5 Zahlwort, 11 128 an Gewässern, 12 10 8 4 männl. Vorname, 13 2 8 6 2 Biehhausen, 14 10 14 10 6 11 Papaget. Königszug. Die Silben sind zu verbinden, wie der König auf dem Schachbrett zieht, Schritt für Schritt Nachbarfeld. auf ein Nachoutfeld. Vor steht nicht sein den dem nicht ein das deß Frie sol In die weißen Felder sind Buchstaben zu setzen derart, daß die bezifferten Reihen Wörter oon nachstehender Bedeutung büden.. L. 6m Senkrecht: 1. Zier des mannes, 2. Zustand, 3. Haustier, 5. Fluß in Italien, 6. Teil der Feuerungsanlage, 7. Zahlwort, 9. geistliche Würde, 13. alttestamentlicher Frauenname, 15. Wind, 16. Spielzeug, 17. geistiges Produkt, 18. Singvogel, 19. Teil des Jahres, 20. Fluß im nordöstlichen Asien, 21. Bezeichnung, 22. Stand. Wagerecht: 1. altnordischer Gott, 4. innerer Körperteil, 8. großer Raum in Schulen, 10. schöne Blume, 11. Name von Päpsten, 14. Feuerungsanlage, 16. einer der sieben Weisen Griechenlands, 20. Frauenname, 23. Spiel der Phantasie. 24. Fluß in Nordasien, 25. Baum, 26. tierisches Produkt, 27. Teil von Kleidungsstücken. Duramide. Kreuzworträtsel. lang #rostichon. Seil, Matte, Lid, Haus, Bier, Pest. Von jedem Wort ist durch Umänderung des Anfangsbuchslaben ein anderes Hauptwort zu bilden derart, daß die neuen Anfangsbuchstaben im Zusammenhang eine für den deutschen Seehandel wichtige Stadt benennen. Sinnrätsel. Mahnt zur Ruhe, warnt vor Hast Und das ist des Wortes Kern. Traulich ist es, hübsch dürchwärmt Ich verweile in ihm gern. Aber ist halb Neun davor, Dann bleib’ es mir immer sern. 1. Bokal, 2. Fluß in Italien, 3. altrömische Göttin, 4. Verkehrseinrichtung, 5. Edelstein, 6. Geistlicher. Von der Spitze beginnend ist jede weitere Reihe aus der vorhergehenden zu bilden durch Hinzufügung eines Buchstabens unter beliebiger Stellung der übrigen Buchstaben(z. B. A, Ar, Rat, Tara, Marta usw.). Schachaufgabe. Von H. Brede. a d***** 5 Shataufgabe. V sagt auf folgende Karten: # 4 a 0% a# m 2 ******** Weiß. Weiß letzt mit dem ihaften Zuge Mait. Schippensolo an und verliert es, da die übrigen Trümpfe bei den Gegnern gleichmäßig verteilt sind. V würde dagegen Schippensolo gewinnen, wenn die übrigen Trümpfe in einer Hand wären und die übrigen Herz ebenfalls in derselben Hand und nur leere Blätter dafür von diesem Mitspieler an den andern abgegeben würden. Im Skat liegen 13 Augen. Wie sind die Karten verteilt und wie wird gespielt? Daidmannsheil. 1 2 ist es, zur Jagd zu rüsten flink, Da die—2 ja 1 zu Ende ging. Auflösungen aus Nr. 36: Homogramm: BKK Braun Kanne Kunft ne t Tauschrätsel: Saum, Wolle, Halm. Eimer, Herr, Harz. Feder, Rind, Bast.— Sommerzeit. Vexierbild: Links der Ritter, rechts der Mönch. Sie sind leicht zu finden, wenn man das Bild von oben ansieht. Reihenrätsel: Nur vorwärts! Sehnen, Suchen, Streben, Es gibt kein ander' Gottgebot. Aus künstgen Zielen sprüht dir Leben, Doch im Vergangnen wohnt der Tod. (V. Blüthgen.) Logogriph: Traurig(Trauri==). Gottesdienstordnung. Sonntag, 11. September.(Mariä Geburt.) Engelskirchen: ½7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. Kommunion des Jugendvereins), 8 Uhr Schulmesse, ½10 Uhr Hochamt, ½3 Uhr Andacht. Frielingsdorf: ½7 Uhr hl. Messe(gemeinschaft liche hl. Kommunion der Jünglinge und Jungmänner), ½8 Uhr hl. Messe(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Schulknaben), ½9 und ½10 Uhr hl. Messe, ½3 Uhr Christenlehre und Andacht. Nach der vierten hl. Messe ist Bücherausgabe. Vilkerath: 7 Uhr hl. Messe. Heiligenhaus: 7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Jünglinge), ½10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Christenlehre und Andacht. Dieringhausen: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, ½3 Uhr Andacht.— Wochentags hl. Messe ½7 Uhr. Dienstags und Freitags ¼ vor 7 Uhr Schulmesse. Gummersboch: ½7 Uhr Frühmesse, 8 Uhr zweite hl. Messe(gemeinschaftliche hl. Kommunion Jünglinge und Schulkinder), 10¼ Uhr Hochamt, 8 Uhr Andacht. Derschlag: 7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche## Kommunian der Kinder, Jünglinge und Gesellen), ¼10 Uhr Hochemt. ½3 Uhr Christenlehre und Andacht. Bergneustadt: 7½ Uhr Frühmesse. 9¾4 kihr Hochamt, ½3 Uhr Christensehre und Andacht. Marienheide: ½7 Uhr erste hl. Messe, 8 Uhr zweite hl. Messe, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Christenlehre und Andacht. Wipperfürth: 6 Uhr erste hl. Messe, 7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Jungfrauen), 8¼ Uhr hl. Messe(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Knaben), ½10 Uhr Deutsche Singmesse mit Predigt, ¼ vor 11 Uhr Hochamt, ½3 Uhr Christenlehre, 3 Uhr Andacht für die Jungfrauen, 5 Uhr Andacht. Klosterkirche: 9 Uhr hl. Messe. Kreuzberg: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Agathaberg: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Christenlehre und Andacht. Wipperseld: ½7 Uhr Frühmesse, 9 Uhr Hochamt, 3 Uhr Christenlehre und Andacht. Vereinskalender. Engelskirchen. Karh. Jugendverein: Dienstag abend 8½4 Uhr auf dem Stürzenberg Vorstands= und Bezirksvorstehersitzung.— Donnerstag abend 8¼ Uhr Jungmännerabend mit Vortrag. Auf der Sitzung müssen sich diejenigen anmelden, die an dem Ausflug ins Ahrtal teilnehmen wollen. Es wird voraussichtlich mit Kraftagen der Wupper=Sieg gefahren. Preis mit Mittagessen 7,50 Mark. Besonders auch die Jüngeren und die Eltern unserer Mitglieder sind herzlich willkommen. D. J..=Abt. von Quadt: Entgegen der auf dem letzten Turnabend gemachten Mitteilung findet die Monatsversammlung nun doch heute, Freitag abend, ½9 Uhr, beim Vereinswirten G. Stiefelhagen statt. Da wichtige Angelegenheiten zu beraten sind, ist zahlreiche Beteiligung sehr erwünscht. Kath. Arbeiterverein: Sonntagmorgen, sofort nach dem Hochamt, dringende Vorstands- und Vertrauensmännersitzung bei China=Müller. Es wird dringend gebeten, daß alle erscheinen. Lindlar. Mar. Jungfrauen=Kongregation: Jugendabteilung. Mittwoch abend 7 Uhr im Spicherschen Saale Gesang und Turnen. Frielingsdorf. Jungfrauenkongregation: Am Sonntag ist von ½5 Uhr an Spielturnen auf dem Sportplatz. Die Mitglieder der Kongregation, auch die der Jugendabteilung, sind freundlichst eingeladen. Marienheide. Mar. Jünglingskongregation: Am Sonntag, dem Geburtsfeste unserer Patronin, in der hl. Messe um ½7 Uhr gemeinschaftliche hl. Kommunion, an der sich alle beteiligen mögen. Die hl. Messe wird für die lebenden und verstorbenen Mitglieder dargebracht. Nachmittags um 2 Uhr Dankandacht mit Standespredigt.— Photo#rarhien unserm Ausflug sind am Sonntag in larihaben. von rie zu