Wonatlichen Beingsprete: Durch unsere Cräger Ofg., unter Urenzband 50 Pfennig. Vierteljährl. Bezugspreis: Duch dte Hos Psennig. Erscheint Lüttwoche und Samstage. Anzeigenpreis: Die einspaltige Kolonelzeile oder deren Raum 10 Ofennig; für auswärtige Auftraggeber 20 Ofg. Reklamen 50 Ofg. die Teile. VUNIPOmnra endenn andoltangige-Bellung. Unser Wahlspruch: Gleiches Recht für Alle! Druck und Gerlag: Josef Kroth, Vonn a. Ab. Scheck=Konte Nr. 507 bei der Städt. Sparkasse Vonn. Schriftleitung u. Geschäftsstelle Breitestraße 13. Fernruf 518. Verantwortlich für die Schriftleitung: G. Schmidt, Vonn, Doetschstraße 7. Fernruf 513. Nr. 6 Samstag, den 19. Januar(Hartung) 1918. 13. Jahrgang. Zulagen zu Renten aus der Invalidenversicherung. Durch eine Bekanntmachung vom 3. Januarr 1918 hat der Bundesrat bestimmt, daß vom 1. Februar ab bis zum 31. Dezember 1918 den Empfängern einer reichsgesetzlichen Invalidenrente eine monatliche Zu age von M. 8.—, Empfängern einer Witwen= oder Witwerrente eine monatliche Zulage von M. 4.— gewährt wird. Das Reich schießt die erforderlichen Beträge den Versicherungsträgern zinslos vor und erhält sie von ihnen in zehn gleichen Teilbeträgen in den Jahren 1919 bis 1928 zurück. Die vom Bundesrate getroffene Regelung geht auf verschiedene Anregungen des Reichstags, den bei der gegenwärtigen Verteuerung des Lebensunterhaltes in Bedrängnis geratenen Rentenempfängern zu helfen, zurück. Bei der im Frühjahr 1917 im Hauptausschusse des Reichtages gefaßten Entschließung war eine Unterstützung der Rentenempfänger nur im Falle der Bedurftigkeit vorgesehen. In seiner Entschließung vom Oktober 1917 wünschte der Reichstag eine erweiterte Fürsorge aus Mitteln des Kriegsfonds für die Jahre 1917 und 1818 für alle Rentenempfänger. Der erstgenannten Entschließung ist durch ein Rundschreiben des Reichskanzlers an die Bundesregierungen entsprochen worden, worin ihnen nahegelegt wurde, überall da, wo eine durch Kriegsverhältnisse gebotene Zulage zu den Renten aus der sozialen Versicherung erforderlich sein sollte, auf dem Wege der gemeindlichen Kriegswohlfahrtspflege helfend einzugreifen. Nachdem sich gezeigt hat, daß auf diesem Wege eine wirksame Hilfe für die Rentenempfänger nicht überall zu erreichen war, ist die erweiterte Fürsorge zunächst für Empfänger von Invaliden=, Witwen=, und Witwer=Renten aus der Invalidenversicherung durch eingangs genannte Bekanntmachung eingeleitet worden. Die neue Fürsorge ist zeitlich beschränkt worden; sie soll nur für die 11 Monate vom Februar bis Dezember 1918 gewährt werden. Maßgebend für diese Begrenzung war der Umstand, daß die Verordnung auf Grund des Ermächtigungsgesetzes vom 4. August 1814 erlassen werden mußte, da die Regelung der Fürsorge durch ein Gesetz naturgemäß eine längere Zeit in Anspruch nimmt, die gegenwärtigen Teuerungsverhältnisse jedoch eine schnelle Abhilfe des unter den Rentenempfängern beobachteten Notstandes erforderten. Die verbündeten Regierungen waren sich aber von vornherein klar, daß bei den niedrigen Renten der Invalidenversicherung eine Weitergewährung der Zulage in irgend einer Form auch über den 31. Dezember 1918 nicht zu umgehen sein würde. Die erheblichen Mittel jedoch, die für eine solche erweiterte Fürsorge erforderlich sind, können weder vom Reiche vorgeschossen, noch von den Versicherungsträgern aus den bisherigen Beiträgen oder ihrem angesammelten Vermögen aufgebracht werden. Hierzu sind neue Beiträge nötig, die durch eine Anderung der Beitragssätze im vierten Buch der Reichsversicherungsordnung eingeführt werden müssen. Die gesetzliche Regelung wird, wenn die erweiterte Fürsorge ohne Unterbrechung über den 31. Dezember 1918 fortbestehen soll, noch im Laufe des ersten Halbjahres 1918 zu treffen. Die hohen Kosten der durch die Bekanntmachung vorgesehenen Leistungen— sie sind auf rund 9 Millionen Mark monatlich veranschlagt— verbieten es, die Fürsorge für zurückliegende Zeiten eintreten zu lassen. Dazu würden noch verwaltungstechnische Schwierigkeiten getreten sein. Bei der jetzt vorgesehenen Regelung wird die Zulage ohne Anweisung des Versicherungsträgers bezahlt. Der Berechtigte besorgt sich eine Quittung über die Zulage— in der Regel erhält er sie bei derjenigen Stelle, welche die Bescheinigungen auf der Rentenquittung erteilt— und bekommt daraufhin von der Post die Zulage ausgezahlt. Jede Zahlung für zurückliegende Zeiten wäre ohne Mitwirkung der Versicherungsträger nicht möglich, da sie allein auf Grund ihrer Rentenlisten die Bezugsdauer der Zulage einwandfrei feststellen können. Die Versicherungsträger hätten alsdann den Berechtigten einen Bescheid zu erteilen und die Post zur Zahlung anzuweisen, eine Arbeit, die für mehr als eine Million Rentenempfänger geleistet werden müßte. Dazu sind die Versicherungsträger bei dem großen Mangel an Hilfskräften außerstande. Diese Rücksichtnahme auf die Verwaltungsschwierigkeiten der Versicherungsträger hat auch dazu geführt, den Personenkreis, dem die Fürsorge zuteil werden soll, auf Invaliden-, Witwenund Witwerrentenempfänger zu beschränken, da sie in erster Linie unter der Teuerung leiden und bei ihnen die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen am einfachsten zu erreichen war. Für Empfänger von Alters= und Waisenrenten wird im Falle eines Bedürfnisses die gemeindliche Kriegswohlfahrtspssege eintreten können. Was die Aufbringung der Kosten für die Zulage betrifft, so ist bemängelt worden, daß sie nicht allein vom Reiche getragen werden, sondern auf die Versicherungsträger abgewälzt seien. Dem ist entgegenzuhalten, daß die Finanzlage des Reiches es nicht gestattet, für einen Bruchteil der Bevölkerung hohe Lasten zu übernehmen. In der Sitzung des Reichstags vom 11. Oktober 1917 hat ein Vertreter der Reichsfinanzverwaltung darauf hingewiesen, daß allein die vom Reichstage in seiner letzten Tagung geforderten Fürsorgemaßnahmen einen jährlichen Aufwand von mehr als zwei Millionen Mark erfordern würden. Es ist aber auch nicht richtig, daß das Reich die Aufwendungen für die Zulage auf die Versicherungsträger abwälzt. Das Reich stellt vielmehr die erforderlichen Mittel zinslos zur Verfügung und erhält seine Auslagen in Zehnteln zurück; es hat also einen nicht unbeträchtlichen Zinsverlust. Rimmt man den Zinsfuß, zu dem das Reich die Mittel für die Vorschußzahlungen der Post aufzubringen hat, nur zu 5 vom Hundert an, so verliert das Reich bis zur Rückzahlung des letzten Zehntels rund 25 Millionen Mark, beteiligt sich also an den Aufwendungen für die Invalidenversicherung außer den 100 Millionen Mark für den Reichszuschuß mit einem recht erheblichen Betrage. Durch die Zurückzahlung in Teilbeträgen ist der nicht günstigen Vermögenslage einiger Versicherungsträger hinreichend Rechnung getragen. Durch die voraussichtlich im Jahre 1919 eintretende, bei der Höhe der zu übernehmenden Lasten nicht unerhebliche Beitragserhöhung wird es den Versicherungsträgern leicht möglich sein, die Zehntel aus den laufenden Beitragseinnahmen zu erstatten. Titelsucht. Von neuen Amtsbezeichnungen für die preußischen Oberlehrer ist wieder einmal die Rede. Danach sollen nach einem Erlaß des Unterrichtsministers die geprüften Kandidaten des höheren Lehramts die Bezeichnung„Studienreferendare“, die wissenschaftlichen Hilfsarbeiter„Studienassessoren“ erhalten, während der Oberlehrertitel bleiben und die älteren von ihnen den Charakter als Studienrat und Geheimer Studienrat erhalten sollen. Ein solcher Erlaß ist bisher nicht ergangen. Wohl sind in dieser Richtung vor längerer Zeit Anregungen gegeben, jedoch nach eingehenden Beratungen wieder beiseite gelegt, neuerdings vom Kultusminister aber wieder in erneute Erwägung gezogen worden. Der Kultusminister hat sicher dringendere Aufgaben, als die Lösung dieser Titelfragen, die nur einer beschränkten Anzahl einer ganz geringen Bevölkerungsschicht Befriedigung gewähren kann. Können wir uns denn noch immer nicht von der Titelsucht befreien, die uns zum Gespött der ganzen Welt machen muß, die daran das Maß unserer Reife beurteilen zu dürfen glaubt. Keine Anrechnung der KriegsbeschädigtenRente auf Arbeitslohn. Das preußische Kriegsministerium hat an die stellvertretenden Generalkommandos einen Erlaß gerichtet, in dem diese angewiesen werden, den anscheinend nicht vereinzelt vorgekommenen Fällen der Anrechnung der Rente auf den Arbeitslohn nachdrücklich entgegenzutreten. Eine Auskunft über die Höhe der Versorgungsgebührnisse sei den Arbeitgebern gegenüber abzulehnen und darauf hinzuweisen, daß die Höhe der Rente einen zuverlässigen Maßstab für die Beurteilung der Arbeitsleistungen, der sachgemäße Entlohnung in Frage komme, nicht biete. Ein inkonsequenter„Unabhängiger“. Im Badischen Landtag ist der Abg. Geck der einzige unabhängige Sozialdemokrat. Er beklagte sich im Landtag am 21. Dezember über die mangelhaften Einrichtungen zur Abwehr feindlicher Fliegerangriffe auf Offenburg. Geck verlangte, daß die Zahl der Abwehrgeschütze in Offenburg vermehrt und die Abwehr überhaupt energischer gestaltet werden müsse, um die Franzosen und Engländer davon abzuhalten, alle paar Tage über die Vogesen herüber zu fliegen und im badischen Lande schweren Schaden anzurichten. Ironisch bemerkt dazu die sozialdemoktratische „Chemnitzer Volksstimme“, die zur ScheidemannGruppe zählt:„In Offenburg soll Geck nachher von mehreren seiner Mitbürger gefragt worden sein, woher er die Mittel zur Verstärkung der Offenburger Fliegerabwehr denn eigentlich hernehmen wolle, da er doch für die Ablehnung aller Mittel zur Landesverteidigung eintrete.“ Diese Frage ist bitter aber gerecht. Der Fluch der Anbeständigkeit. Der frühere Führer der Demokratischen Vereinigung, Dr. Rudolf Breitscheid findet seine frühere Wirkungsmöglichkeit nicht wieder. Die Sozialdemokraten hatten ihn ziemlich kaltgestellt; überall begleitete ihn ein gewisses Mißtrauen, das ihn in der Partei am Aufkommen hinderte. Von den Sozialdemokraten ging er zu den„Unabhängigen“ über, die ihm anscheinend aber auch noch nicht trauen. In einem ihrer Organe, im Stuttgarter„Sozialdemokrat“, behauptet Franz Mehring(der, nebenbei bemerkt, seine Anschauung auch wiederholt geändert hat), der„unzeitige Kampf, den ein Organ der unabhängigen Sozialdemokratie, die von Rudolf Breitscheid herausgegebene Korrespondenz für sozialdemokratische Auslandspolitik, die unter der Autorität K. Kautskis und ähnlicher Parteigrößen erscheint, gegen die Potitik der Bolschewiki eröffnet hat“, kennzeichne„so recht die philisterhafte Gesinnung", die im Laufe der Jahrzehnte der deutschen Sozialdemokratie in Fleisch und Blut übergegangen sei. Das Zeugnis, das hier auch dem Herausgeber ausgestellt wird, kann gerade nicht als schmeichelhaft bezeichnet werden. Die Auslandspolitik ist aber kaum Breitscheids Feld, seine Kritik gilt vornehmlich den innerpolitischen Zuständen, die er mit Geschick und scharfer Zunge zu geißeln versteht. Aber auch hier scheint den„Fortschreitenden“ das Mißtrauen zu folgen, das ihn schon seit seinem Austritt aus der Demokratischen Vereinigung begleitet hat(das ihm vor einer Reihe von Jahren hier in Bonn unter vier Augen einmal vorausgesagt wurde). In derselben Nummer Eine Geschichte von zwei Städten. Von Charles Dickens. dem Englischen von Dr. Carl Kolb. 67)— Der Präsident fragte ihn, warum er eben zu einer solchen Zeit und nicht früher zurückgekehrt sei. Er sei fortgeblieben, lautete die einfache Antwort, weil er in Frankreich keine anderen Mittel für seinen Unterhalt hatte, als diejenigen, auf welche er verzichtet, während er sich in England durch Unterricht in der französischen Sprache und Literatur fortbringen könnte. Seine Rückkehr sei auf die dringliche schriftliche Bitte eines französischen Bürgers erfogt, welcher ihm vorstellte, daß durch seine Abwesenheit sein Leben bedroht werde. Er sei gekommen, um das Leben eines Bürgers zu retten und, was auch daraus für ihn folgen mochte, der Wahrheit Zeugnis zu geben. Ob dies die Republick für ein Verbrechen ansehe? Der Pöbel rief begeistert„Nein!“ und der Präsident rührte die Klingel, um Ruhe herzustellen. Vergeblich. Das Geschrei„Nein, nein"; machte fort, bis die Rufer genug hatten und von selbst nachließen. Der Präsident fragte nach dem Namen dieses Bürgers. Der Angeklagte antworiete darauf daß der Bürger sein erster Zeuge sei. Er bezog sich auch mit Zuversicht auf das Schreiben dieses Zeugen, das man ihm an der Barriere abgenommen und das sich ohne Zweifel unter den auf dem Gerichtstische liegenden Akten vorfinden werde. Der Doktor hatte dafür Sorge getragen, daß es nicht fehlte, und sich persönlich davon überzeugt. Es wurde jetzt hervorgeholt und verlesen. An den Bürger Gabelle erging die Aufforderung, sich darüber zu äußern, und er beglaubigte seinen Brief. Er deutete ferner mitjungemeiner Zartheit und Höflichkeit an, daß er im Drange der Geschäfte, welche den Gerichten durch die Menge der Feinde der Republik bereitet wurden, in seinem Abteigefängnis übersehen oder vielleicht in patriotischem Eifer vergessen worden sei bis vor ungefähr drei Tagen; man habe ihn dann vor gesordet und auf die Erklärung der Geschworenen hin, daß die Anklage gegen ihn, so weit sie ihn selbst betreffe, durch die Gestellung des Bürgers Evrémonde, genannt Darnay, erledigt sei, in Freiheit gesetzt. Dann wurde Doktor Manette in's Verhör genommen. Seine große Beliebtheit bei demn Volke und die Klarheit seiner Antworten machten einen tiefen Eindruck; als er aber darlegte wie der Angeklagte nach seiner Befreiung aus langer Kerkerhaft sein erster Freund gewesen, wie derselbe während sein aufopferungsvoll gegen ihn und seine Tochter in ihrer Verbannung benommen, wie er, weit entfernt, bei der dortigen aristokratischen Regierung in Gunst zu stehen, von derselben sogar als ein Feind Englands und ein Freund der vereinigten Staaten auf Leib und Leben verklagt worden— als er alle diese Umstände mit großer Umsicht und mit der vollen Gewalt der Wahrheit und des Ernstes ins Licht stellte, wurden Geschworene und Pöbel eines Sinnes. Und als er sich endlich noch auf Monsieur Lorry, einen anwesenden englischen Gentleman berief, der wie er sebst Zeuge jenes englischen Kriminalprozesses gewesen und seine Aussagen darüber bestätigen könne, erklärte die Jury, daß sie genug gehört habe und über Abstimmung schon im Reinen sei, wofern der Präsident sie anhören wolle. Bei jeder abgegebenen Stimme(die Geschworenen verrichteten ihren Dienst laut und einzeln) brach der Pöbel in einen Beifallsjubel aus. Sämtliche Voten lauteten zu Gunsten des Gefangenen, und der Präsident erklärte ihn für frei. Dann begann eine von jenen außerordentlichen Szenen, durch welche bisweilen der große Hause jenen Wankelmut kund tat, seine Empfänlichkeit für Gefühle der Großmut des Erbarmens an den Tag legte, oder eine kleine Abschlagszahlung ma en wollte an der hochangeschwollenen Schuld seiner grausamen Wut. Niemand vermag jetzt mehr zu entscheiden, aus welchem Beweggrunde solche merkwürdige Auftritte sich erklären ließen, obschon. wahrscheinlich alle drei Momente zusammenwirkten und das zweite darin die Oberhand behauptete, Kaum war die Freilassung ausgesprochen, als Tränen so reichlich flossen, wie zu anderen Zeiten, Blut, undder Gefangene von den Männen und Weibern, die an ihn gelangen konnten, mit so vielen brüderlichen Umarmungen beehrt wurde, daß er nach seiner langen und ungesunden Haft in Gefahr stand, vor Erschöpfung ohnmächtig zu werden, um so mehr, da er recht wohl wußte, wie bereit und eifrig bei einer anderen Wendung dasselbe Volk sich gezeigt haben würde, ihn in Stücke zu reißen und seine Gliedmaßen durch die Straßen zu streuen. Er mußte jitzt anderen Angeklagten platz machen, welche gerichtet werden sollten, und sein Abtreten bewahrte ihn für den Augenblick vor der Fortsetzung dieser Liebkosstungen. Es kamen fünf zu gleicher Zeit an die Reihe, die als Feinde der Republik verurteilt wurden, weil sie ihr nicht durch Wort oder Tat Beistand geleister hatten. Das Tribunal beeilte sich so sehr, sich und die Nation für die entgangene Augenweide zu entschädigen, daß diese fünf, welche bestimmt waren, binnen vierundzwanzig Stunden hingerichtet zu werden, herunterkamen, ehe noch Darnay den Platz verlassen hatte. Der erste von ihnen teilte ihm sein Schicksal mit dem unter den Gefangenen üblichen Zeichen, einem aufgehobenen Finger der„Tod“ bedeutete, mit, während alle zusammen in den Ruf ausbrachen:„Lang lebe die Republik!“ Die Fünf hatten allerdings kein Publikum gehabt, durch das die Verhandlungen über sie verlängert worden wären; denn als Charles mit dem Doktor durch das Tor herauskam, traf er davor ein großes Gedränge, in welchem sich alle Gesichter, die er im Gerichtshofe bemerkt hatte, zu befinden schienen, zwei ausgenommen, nach denen er sich vergeblich umsah Bei seinem Heraustreten machte sich der Volkshaufen wieder an ihn, weinte, umarmte ihn, jubelte und tat alles dies abwechselnd und durcheinander, bis sogar der Fluß, an dessen Ufer die tolle Szene spielte, toll zu werden schien wie die Menschen auf dem Lande. Sie setzten ihn auf einen großen Sessel, den sie entweder aus dem Gerichtssaale selbst oder aus einem anderen Gelasse des Gebäudes mitgenommen hatten, ließen darüber eine rote Fahne flattern und schmückten die Lehne mit einem Spieß und der roten Mütze darauf. Vergeblich wehrte der Doktor bittend ab. Die Männer nahmen ihn samt diesem Triumphwagen auf die Schulter und trugen ihn nach Hause. Um ihn her wogte ein wildes Meer von roten Mützen, und warf aus seiner stürmischen Tiefe solche Wrake von Gesichtern in der Höhe, daß er mehr als einmal zweifelte, ob er auch wirklich bei Sinnen sei und des Sozialdemokrat wird nämlich auch der Plan der Unabhängigen bekämpft, Rudolf Breitscheid im Reichstagswahlkreis Niederbarnim als Nachfolger Stadthagens aufzustellen. Das Stuttgarter Blatt der„Unabhängigen“ behauptet, der Durchfall, den Breitscheid als bürgerlich=demokratischer Reichstagskandidat 1912 erlitt, sei für ihn Grund genug gewesen„in der Sozialdemo= kratie sein Glück zu versuchen.“ Der Schluß des Artikels gegen den„uabhängigen“ Breitscheid lautet wenig brüderlich:„Vergibt die unabhängige Sozialdemokratie das Reichstagsmandat wirklich an Herrn Breitscheid, so wird sie nicht nur in ihren eigenen Reihen Unwillen erregen, sondern auch den wohlverdienten Spott der Scheidemänner ernten. Eine Partei, die ernst genommen werden will, sollte es bei der Vergebung eines solchen Postens nicht an der erforderlichen Vorsicht fehlen lassen.“ Die Abneigung seiner neuesten Freunde, die hier unverhohlen durchbricht, muß Breitscheid besonders schmerzlich sein. Er konnte die Zeit nicht erwarten, in der er im politischen Leben eine hervorragende, wenn möglich ausschlaggebende Rolle spielte, es fehlte ihm die Geduld, die Saat, die er als bürgerlicher Demokrat ausgestreut, wachsen, reisen zu lassen, er wollte Früchte sehen, bevor seine Pflänzchen noch recht Wurzel gefaßt: weshalb er zur Sozialdemokratie überging. Hier ereilte ihn eine Enttäuschung nach der andern. Hier dürfte ihm endlich auch die Erkenntnis aufgehen, daß ein politischer Führer vor allem sich selbft Treue zu halten hat.„Garnisonwechsel“ bleibt nur für die Offiziere der Frontarmee ohne nachteilige Folgen; die Soldaten der Heimarmee schätzen diesen Wechsel nicht, jedenfalls zeigen sie erschreckend geringes Verständnis dafür. E. L. der die Naturgeschichte dieser Organisation kennt. Dagegen werden die Frauen, die auch Rechte neben ihren gewaltigen Pflichten fordern, sich den Westdeutschen katholischen Arbeiterverband besonders merken müssen. Im übrigen wurde der eine Kommissonsantrag angenommen, der Frauen zu städtischen Verwaltungsdeputationen für soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege zuläßt, mit einem Antrag Kaufmann vom Zentrum, der auch Frauen für die städtischen Schulausschüsse forderte. Die Anhänger des Frauenwahlrechts wissen, was sie von diesem Landtag zu erwarten haben, in dem Konservative und Zentrum herrschen. Eine kleine Frauendebatte hatte in seiner Eröffnungssitzung das preußische Abgeordnetenhaus. Zur Beratung stand der Antrag Aronson von der Fortschrittlichen Volkspartei, Frauen zu den städtischen Verwaltungsausschüssen und zu Stiftungsvorständen zuzulassen. Hierzu nahm Abgeordneter Heims das Wort, der bei den Konservativen hospitiert. Er verkündete dem Hause aufs neue die uralte Weisheit: die Stärke der Frauen beruhe in ihrer Stellung als Mutter und Hausfrau. Die Gegner der zu erkämpfenden Frauenrechte verfügen meist nur über Redensarten, die schon zum Erbrechen wiedergekäut sind. Es lohnt sich nicht einmal mehr, darauf zu antworten. Beachtenswerter war sein Hinweis auf den Preußischen Lehrerverein, der si l; gegen weibliche Vorgesetzte ausgesprochen hat, und auf den Westdeutschen katholischen Arbeiterverband, der das Frauenstimmrecht ablehnt; die Stellungnahme des gleichzeitig erwähnten Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes hat wohl niemand überrascht, ob er nicht auf dem Guillotinekarren dem Tode entgegen holvere. In wilder traumartiger Prozession trugen sie ihn dahin, umarmten jedermann, dem sie begegneten, und zeigten aller Welt den Helden des Tages. Sie trösteten durch den Tritt ihrer Füße die beschmeiten Straßen mit der vorherrschenden republikanischen Farbe, wie sie den Boden unter dem Schnee mit einem noch tieferen Rot gefärbt hatten und brachten ihn nach dem Hofe des Gebäudes, wo seine Gattin wohnte. Ihr Vater war vorausgegangen, um sie vorzubereiten, und wie Charles wieder auf eigene Füße zu stehen kam, sank sie ihm bewußlos in die Arme. Während er sie an seine Brust gedrückt hielt und ihr schönes Antlitz das seine vor der Menge verbarg, so daß seine Tränen und ihre Lippen sich ungesehen begegnen konnten, fingen einige aus dem Haufen zu tanzen an. Im nu hatte dieselbe Manie auch alle anderen ergriffen und der Hofraum überflutete von der Carmagnole. Sie setzten dann auf den freigewordenen Sessel ein junges Frauenzimmer aus ihrer Mitte, um sie als Göttin der Freiheit umherzufragen. Und nun stürmmte und flutete es in die benachbarten Straßen hinaus, das Flußufer entlang und über die Brücke. Wer des Wegs kam, wurde von der Carmagnole ausgenommen und mit fortgerissen. Charles drückte dem Doktor, der stolz und siegesbewußt vor ihm stand, und Mr. Lorry, der sich Wasserhose der Carmagnole entrungen hatte, die Hand, küßte die kleine Lucie, die man zu ihm emporgehoben damit sie mit ihren Aermchen seinen Hals umschlingen konnte, drückte die immer eisrige und treue Miß Proß, die ihm das Kind dargeboten, an sich kund nahm seine Gattin in die Arme, um sie nach ihrer Wohnung hinaufzutragen. „Lucie! Mein Leben! Ich bin gerettet!“ „Oh, mein treurer Charles, laß mich Gott auf den Knieen dafür danken, wie ich zu ihm gebetet habe. Alle beugten ehrfurchtsvoll die Häupter und die Herzen. Als er sie wieder in seinen Armen hatte, sagte er zu ihr: Und nun danke deinem Vater, meine Liebe. Kein anderer Mann in ganz Frankreich hätte für mich tun Können, was er tat.“ Sie legte das Haupt an ihres Vaters Brust, wie er vor langer langer Zeit seinen armen Kopf an die ihrige gelegt hatte. Er war glücklich, daß er ihr vergelten konnte, fühlte sich belohnt für seine Leiden und war stolz auf seine Stärke. „Du mußt nicht schwach sein, mein Herz.“ sagte er verweisend,„mußt nicht so zittern. Ich habe ihn gerettet“. Fortsetzung folgt. Ein historisches Vorspiel des englische Aushungerungsplanes. Eine interessante geschichtliche Parallele zu dem rücksichtslosen Verhalten Englands gegenüber den Neutralen, die durch Hunger Englands Wünschen gefügig gemacht werden sollen, deckt Rudolf Stritzko im neuesten Heft der„Oesterreichischen Rundschau" auf. Diese Ausführungen geleiten uns in die Zeiten der französisch=österreichischen Zwistigkeiten im Jahre 1859, die nicht nur auf dem Festlande in Oberitalien, sondern auch zur See dadurch zum Austrag kamen, daß das Seegewaltige Frankreich starke Flotteneinheiten in der Adria zusammenzog. In schlimmer Lage befand sich damals das fernliegende Dalmatien. Dieses schmalzungige Ländchen, eingekeilt zwischen Adria und Bosnien, wo damals noch der Halbmond regierte, war hinsichtlich seiner Lebensmittelversorgung auf die Verbindung mit den istrianischen Küstenplätzen, besonders aber mit Triest und Fiume angewiesen. Diese Verbindung bestand aber nur zur See und konnte, da es noch dazu ein monopolisierter österreichischer Handelszweig war, der sie unterhielt, vom Feinde jeden Augenblick unterbrochen werden. Um nun die dalmatinische Bevölkerung, deren sich bei Bekanntgabe der Blockade große Sorge bemächtigte, vor dem Schlimmsten zu bewahren, griff man zu dem Auswege, sich eine ausländische Transportgelegenheit zu sichern, zu welchem Ende die Verwendung der im Hafen von Triest liegenden englischen Kauffahrteischiffe ins Auge gefaßt wurde. Und dazu konnte sich Oesterreich wohl berechtigt halten. Denn nach der auch von England angenommenen Pariser Deklaration vom Jahre 1856 war die Frage, ob eine neutrale Nation befugt sei, von einer Erlaubnis Gebrauch zu machen, durch welche der eine oder andere der Kriegführenden ihr für die Dauer eines Krieges einen neuen Handelszweig einräumt, den dieser selbe kriegführende Staat in Friedenszeiten ausschließlich seinen eigenen Staatsangehörigen vorbehält, nicht anders als bejahend zu entscheiden. Hat doch jene Deklaration den Grundsatz zu einem international verbindlichen Gesetze erhoben, daß die neutrale Flagge das feindliche Gut decke und daß— Kriegskonterbandewaren natürlich ausgenommen — neutrales Gut sogar auch unter Feindesflagge frei sei. Die berüchtigte Regel des 1755er Krieges, im Siebenjährigen Kriege von England gegen Frankreich proklamiert, von dessen Regierung damals holländische Kaufleute eine besondere Konzession zum Handel mit den französischen Kolonien erhielten, wurde damals von England, nachdem es hartnäckig ein Jahrhundert lang dem kontinentalen Europa zum Trotze an dieser Bestimmung festgehalten hatte, fallen gelassen. Denn in der genannten Deklaration wird ausdrücklich hervorgehoben, daß Ausländer durch eine besondere Vereinbarung mit dem Uferstaate des Rechtes, daselbst Küstenschiffahrt zu treiben, teilhaftig werden können. Was geschah aber! Bevor noch das österreichische Handelsministerium den Seebehörden in Triest die Ermächtigung erteilt hatte, die Küstenschiffahrt ausnahmsweise freizugeben, hatte schon das englische Vizekonsulat von Triest sich hinsichtlich der geplanten Befrachtung englischer Handelsschiffe mit Lebensmitteln für österreichische Küstenplätze an das zuständige Generalkonsulat in Venedig gewandt und von diesem, wie aus einer Zuschrift der Triester Statthalterei an das Ministerium des Innern in Wien zu ersehen ist. die schroffe Weisung erhalten, die Befrachtung der englischen Kauffahrer nach Dalmatien unter allen Umständen zu verhindern. Nach dieser Konsularweisung war nicht zu erwarten, daß die englischen Kauffahrer auf ihre eigene Verantwortung einen solchen Zwischenhandel übernehmen würden, und so beschloß das Handelsministerium auf dem Wege durch das Ministerium des Aeußern einen Ausgleich der Meinungsverschiedenheiten, durch direkte Verhandlungen mit dem Londoner Kabinette anzustreben. Daß von der österreichischen Botschaftt in London eine Note in dieser Angelegenheit der englischen Regierung überreicht wurde, steht fest. Ob die Verhandlungen zu einem befriedigeuden Ergebnis führten, ist aus dem nur sehr kümmerlich zugänglichen Aktenmaterial nicht erkennbar. Uebrigens ist es nicht ausgeschlossen, daß der unvermutet rasch abgeschlossene Waffenstillstand von Villafranca die Fortsetzung einer Verhandlung, die sich so von selbst erledigte, überflüssig machte. Den neutralen Handel auf dem Meere zu unterdrücken, war eben seit jeher das Ziel des englischen Systems. Und diesem Grundsatze blieb es, wie wir schon wissen, auch noch treu, nachdem es sich auf dem Pariser Kongresse der humaneren Ansicht des Kontinents angereiht hatte. Es konnte sich eben nicht entschließen, einem Prinzip zu entsagen, das ihm gestattete mit Hilfe seiner Flotte durch eine Kriegserklärung alle Handelskonkurrenz lahmzulegen und so den eigenen Handel zu stärken und zu mehren. Diesem Prinzip zuliebe ließ es nicht einmal hinsichtlich des harmlosen österreichischen Sabotagehandels, der auf die Kriegführer gewiß nicht den geringsten Einfluß genommen hätte, irgendwelche Ausnahmen gelten. Und so hätte im Jahr 1889 Dalmatiens Bevölkerung verhungern können, wenn es ausschließlich auf Englands Hilfe angekommen wäre. Mit diesem Vorspiele zu dem ungeheuren Aushungerungskriege der Jetztzeit, der die Mittelmächte, Deutschland voran, bekanntlich zu den schärfsten Retorsionsmaßnahmen gezwungen hat, hat sich demnach Englands unmenschliche Grausamkeit bei einem winzigen Teil der Bevölkerung Europas bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert deutlich genug eingeführt. viel freier bewegen dürfen. Selbstsigkeit in der örtlichen Verwaltung stößt freilich noch insofern auf einige Schwierigkeiten, als die Juden den übrigen ottomanischen Staatsangehörigen gegenüber nicht bevorzugt werden können; aber Talaat kündigte an, daß alle örtlichen Gemeinden und Vilajets(Provinzen) mehr Selbständigkeit erhalten sollen. Der Großwesir über den Zionismus. Das Redaktionsmitglied der„Berliner Morgenpost“ Dr. Julius Becker, der seit einiger Zeit sich in der Türkei aufhält, um auf Einladung der ottomanischen Regierung die zionistische Frage und die wirtschaftlichen Verhältnisse der palästinensischen Juden an Ort und Stelle zu studieren, ist vom derzeitigen Großwesir der Pforte, Talaat=Pascha in längerer Audienz empfangen worden. Die hochinteressanten Aeußerungen, die der verantwortliche Leiter der türkischen Regierung dem Befrager gegenüber bei dieser Gelegenheit getan hat, beweisen, daß die hohe Pforte sowohl dem Zionismus wie der palästinensischen Kolonisation ihr wohlwollendes Interesse widmet. Talaat Pascha hob mit Recht hervor, daß die Türkei nie eine antisemitische Bewegung gekannt hat. Die englischen Bemühungen, die der bekannte Brief Balfours an Lord Rothschild illustriert, ein britisches Palästina als jüdisches Paradies anzupreisen, lehnte der Minister mit wirkungsvoller Ironie ab. Er bezeichnet treffend den Fischzug Englands als ungeschickten Versuch, die Juden der ganzen Welt für die Ziele des Verbands einzufangen. Bedeutungsvoll erscheinen demgegenüber die Ziele, die die ottomanische Regierung verfolgt, um den Juden im Reiche ihr bürgerliches und wirtschaftliches Dasein nach Möglichkeit zu verbessern. Der Großwesir erinnerte daran, daß die Kapitulationen und die Konsulargerichtsbarkeit, die ja heute ein überwundener Standpunkt sind, den jüdischen Einwanderern bisher es unmöglich machten, die ottomanische Staatsangehörigkeit zu erwerben. Die Folge waren gewisse Beschränkungen, denen auch die Juden unterworfen wurden. Jetzt aber werde es möglich sein, von diesen Beschränkungen abzusehen. Ueber die Zukunft des Zionismus in der Türkei äußerte sich Talaat=Pascha recht optimistisch. Die palästinensischen Juden, die schon bisher kulturell nie Drangsalen ausgesetzt waren, wofür die freie Entfaltung ihres Schulwesens Zeugnis ablegt, werden sich künftig in dieser Sammlung von Abfallstoffen und Metallgegenständen. Euglische Ministerreden, die zurzeit wohlfeiler sind als beispielsweise bei uns frische Semmel, werden im allgemeinen viel bewertet. Sie sind doch nur auf die Gutgläubigen berechnet, die alles unbesehen hinnehmen, was aus dieser öligen Beredsamkeit herausfließt. Die Wissenden widersprechen mehr oder minder offen, nicht etwa bei uns, sondern in England selbst; und nicht nur unter vier sondern auch in der Presse. Dem endlosen Gerede der Minister, das jetzt wieder die Spalten aller Blätter in der ganzen Welt füllt, könnten Aussprüche derselben Leute entgegengehalten werden, die früher das gerade Gegenteil behaupteten. Der Engländer weiß auch längst, was er von dem Ministerschwatz zu halten hat. Die meisten machen sich heimlich wohl auch lustig über das Geschwafel. Im United Empire war vor gar nicht so langer Zeit zu lesen, es könne sein, daß die Invasion Belgiens England an Frankreichs und Rußlands Seite gedrängt habe, wofür aber ein sentimentaler und teilweise unrichtiger Grund angegeben worden wäre. Es sei sowohl schlechte Geschichtskenntnis als auch Heuchelei, das Eingreifen Englands lediglich altruistischen Motiven zuzuschreiben:„man muß sich ganz klar werden, daß die Erhaltung des künstlich geschaffenen Königsreichs Belgien ein wohlerwogener Akt praktischer Rützlichkeit war, geradeso wie einstens seine Gründung“, heißt es wörtlich.„Der Historiker der Zukunft, der einen Sinn für grimmigen Humor hat, wird vielleicht unsern Anspruch, die Beschützer kleiner Völker zu sein, in ein einziges, bitterböses Wort zusammenfassen!“ die englischen Minister reden wahrscheinlich aber auch bewußt weniger für ihre eigenen Landsleute, als vielmehr für die unbeteiligten und die feindlichen Völker, die noch harmlos genug sind, englische Ministerreden mit Ernst anzuhören. Im unbeteiligten Ausland macht sich bereits ein Widerwille gegen die englische Wortflut bemerkbar. Das Amsterdamer Handelsblad knüpft an die Wiedergabe zweier neuer englischer Ministerreden die Bemerkung, sei unnötig, jedesmal auf diese Reden von allerlei englischen Ministern einzugehen, die(wie das Blatt meint) vor allem für den inländischen Gebrauch bestimmt seien. Die Kölnische Zeitung (der wir diese Mitteilung entnehmen) meint, das Handelsblad übersehe, daß Reuter mit der Weitergabe der Ministerreden nach neutreulen Ländern den sehr klaren Zweck verfolge, fortdauernd im Auslande für England und die englische Sache Stimmung zu machen. Und das deutsche Blatt setzt hinzu:„Es wäre gewiß ein begrüßenswerter Fortschritt, wenn die neutrale Presse sich weniger willig zeigte, den von Reuter gelieferten Telegrammstoff unbesehen abzudrucken". Der Ansicht sind wir auch. Doch meinen wir, die deutsche Presse sollte der neutralen Presse mit gutem Beispiel vorangehen. Auch die Spalten der deutschen Blätter sind noch viel zu stark angefüllt mit den Reden englischer, französischer, italienischer und sonstiger feindlicher Wortführer, die nach unserer Überzeugung, nur nach unserem Beifall geizen. Neues haben die Herren uns doch nicht mehr zu sagen, mögen sie nun David Lloyd George, Balfour, Churchill, Clemenceau, Sonnino, Woodrow Wilson oder gar— Lansing heißen: alle laiern doch nur immer das alte Lied von der Vernichtung der schuld= und schmachbedeckten Mittelmächte. Wäre es nicht endlich an der Zeit, diesen Wiederkäuern so lange die Spalten deutscher Zeitungen zu verschließen, bis sie einmal etwas wirklich Neues, also ihre Bereitschaftserklärung zum Frieden, vorbringen? Mit diesem Boykott deutschfeindlicher Wortführer könnte gleichzeitig eine erhebliche Papierersparnis erzielt werden, was in unserer papierarmen Zeit nicht zu unterschätzen wäre, Die Zeitung würde für den deutschen Leser denn entschieden genießbarer. Und den feindlichen Wortführern fiel ein Hauptanlaß zu ihren rednerischen Leistungen Die Sammelstelle für beschlagnahmte und enteignete Metallgegenstände ist vom städtischen Schlachthofe in das Haus Stockenstraße 3 verlegt und mit der Sammelstelle des örtlichen Kriegsausschusses BonnStadt vereinigt worden. Die Sammelstelle ist geöffnet werktäglich außer Samstags und Sonntags, vormittags von 9 bis 12 und nachmittags von 3½ bis 6 Uhr. Auskünfte über mit der Ablieferung von Gegenständen verknüpfte Fragen werden jederzeit von der Sammelstelle erteilt. Die Sammelstelle nimmt ferner Abfallstoffe jeder Art z. B.: Kaffeegrund, Obstkerne, Papierabfälle, Gummabfälle, Korken, Korkabfälle, Frauenhaar, Konservendosen und Weißblechabfälle, Flaschen, Stoff= und Sacklumpen usw., sowie beschlagnahmte Gegenstände aus Aluminium, Kux fer, Messing, Nickel und Zinn sowohl gegen Bezahlung wie auch unentgeltlich entgegen. Die beschlagnahmten Einrichtungsgegenstände aus Kupfer, Kupferlegierungen werden heute noch zu den bisherigen Preisen von M. 5.— bis M. 6.50 beziehungsweise M. 4.— bis M. 5.50 das Kilogramm zuzüglich einer Mark Prämie für 1 Kilogramm von der Sammelstelle vergütet. Die Enteignung der Einrichtungsgegenstände wird voraussichtlich noch im Januar ausgesprochen werden. Dann fallen die jetzigen hohen Preise fort und an deren Stelle treten erheblich geringere. Wer die Vorteile der bisherigen hohen Preise für Einrichtungsgegenstände noch genießen will, liefere daher im eigensten Interesse dieselben schnell bei der Sammelstelle, Stockenstraße 3, ab. der bald Abfallstoffe aller Art und Metallgegenstände zur Ablieferung bringt, dient damit dem Vaterland und trägt zu dessen WehrBonn, den 17. Januar 1918. Der Oberbürgermeister. I. B.: Piehl. Erzeugerrichtpreis für Gemüse. Feldsalat wird für den Regierungsbezirk Cöln ein Erzeugerhöchstpreis von 35 Pfennigen je Pfund bestimmt. Cöln, den 7. Januar 1918. Bezirksstelle für Gemüse und Obst. Vorstehende Bekanntmachung wird hiermit veröffentlicht. Bonn, den 12. Januar 1918. Der Oberbürgermeister. I. V.: Piehl. das Ohr bei uns, fort. hner weiß, wie schnell Wsie dann von ihrem Wa geheilt würden? Und Besseres haben die Reden unserer vielen Feinde doch auch wahrlich nicht verdient, als daß sie einfach, von uns unbeachtet, neidlos den anderen überlassen werden, die daran noch Gefallen finden. Wir haben uns augenblicklich anders zu beschäftigen, als mit feindlichen Reden, die selbst im unbeteiligten Ausland schon lästig empfunden werden. Mitteleuropa Vor reichlich zwei Jahen erschien das Buch Friedrich Raumanns„Mitteleuropa“ Runmehr stellt Raumann in einem Artikel„Mitteleuropa und der Friede“, der den Anfang einer Reihe von etwa zehn Artikeln über das mitteleuropäische Problem bildet, am 6. Januar in der Vossischen Zeitung fest;„Heute fragt man nicht mehr ob man Mitteleuropa aufrichten will oder nicht, sondern Mitteleuropa ist da, eine uns umgebene Wirklichkeit, ein tatsächliches Geflecht von Gegenseitigkeiten, das garnicht beliebig an einem Tage als aufgelöst werden kann... Unsere Ver=gebener Bezugsscheine vorzubeugen, müssen die kehrsmittel, Rohstoffe, Nahrungstoffe, Finanzen Gewerbetreibenden die Bezugsscheine sofort nach bilden im Grunde einen Gemeischaftsbesitz, und Empfangnahme und nicht erst vor der monatlichen daß wir unter uns noch den ganzen alten Ap= Ablieferung an das Bekleidungsamt entwerten. parat von den Grenzhemmnissen und Zollplacke= Zuwiderhandlungen sind auf Grund der Bundesreien aufrecht erhalten haben, erscheint bereits ratsverordnung strafbar. Die Fürsorge für unsere beiderseitig als Spißbürgerei und Amtsbedante=lheimkehrenden Krieger und die minderbemittelte rie.“ Wie sich das mitteleuropäische Problem Bevölkerung verlangt dringend, alle entbehrlichen in den wichtigsten Friedensfragen gestalten kann Kleidungs=, Wäschestücke, Uniformen und Schuhoder wird, will Raumann in weiteren Aufsätzen waren an die Altkleiderstelle Martinstraße 9 darlegen. keit der Zufuhren von Petroleum eine Besserung kaum zu erwarten ist, wird allen, die auf Petroleumversorgung angewiesen sind, größte Sparsamkeit nochmals dringend ans Herz gelegt. An Familien, die andere Lichtquellen(Gas oder Elektrisch) in ihrer Wohnung haben, kann Petroleum nicht abgegeben werden. Die Berichte über die erfreulichen Fortschritte in den Aufschließungsarbeiten in Rumänien hatten die Hoffnung auf eine Besserung in der Petroleumversorgung gegen das Vorjahr geweckt. Sie ist aber leider nicht erfüllt worden. Die rumänische Erdöl=Ausbeute, aus der auch andere Produkte als Leuchtöl, so insbesondere die Schmieröle und das Marine=Treiböl gewonnen werden, ist für die erfolgreiche Durchführung des Abootkrieges von besonderer Wichtigkeit. In erster Linie muß daher der Bedarf der Marineverwaltung an Treibölen gedeckt werden und hierunter muß naturgemäß die Leuchtölversorgung leiden. Bekleidungsamt. Um einer mißbräuchlichen Benutzung abgegebener Bezugsscheine vorzubeugen, müssen die Errichtung von Kriegerheimstätten. Die Abgg. Dr. Haas(Baden), Dr. Raumann und Dr. Neumann=Hofer haben dem Herrn Reichskanzler folgende kurze Anfrage eingereicht: „Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu erteilen, 1. ob demnächst ein Gesetzentwurf vorgelegt wird, der entsprechend dem Beschluß des Reichstags vom 24. Mai 1916 die gesetzlichen Unterlagen schafft für die Einrichtung von Krieger=Heimstätten, die ihrem Zweck dauernd erhalten werden sollen, 2. ob beabsichtigt ist, mit dem Gesetze eine solche Umgestaltung des Enteignungsrechts zu verbinden, die es dem Staate, den Gemeinden, Gemeindeverbäuden oder anderen dazu ermächtigten Organisationen ermöglicht, das für Kriegerheimstätten erforderliche Gelände zu enteignen, falls es freihändig nicht erworben werden kann. Wir begnügen uns mit einer schriftlichen Antwort.“ imen und Schuhwaren an die Altkleiderstenufuge Nr. 18 abzuliefern. Auf Wunsch werden die Gegenstände abgeholt. Die Parteien und die Reichsleitung. In der„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" wird dem Reichstag Anerkennung ausgesprochen. Gegenüber den Bestrebungen, einen Konflikt zwischen Reichsleitung und Heeresleitung zu schaffen, wird'in der„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" am Mittwoch Abend aufgeführt:„Wenn wir heute die Zustände schon wieder als beruhigt ansehen können, so gebührt das Verdienst in erster rinie dem Reichstage, der nicht nur auf Vollversammlungen verzichtet, sondern sich auch in einem Ausschuß eine staatskluge Beschränkung auferlegt hat.“— In der'freikonservativen„Post“, wird von parlamentarischer Seite am Mittwoch Abend angeregt, ob die nicht sozialdemokratischen Parteien des preußischen Abgeordnetenhauses ihre volle Kraft für die sachgemäße Lösung der gegenwärtigen Schwierigkeiten einsetzen sollten.— Eine Lösung der Schwierigkeiten wird durch die Einmischung des preußischen Landtages sicher nicht erwartet werden können. Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes. Fleisch. Am Samstag werden in den Metzgergeschäften Rindfleisch zu 2.30 M. Leberwurst zu 1.60 M. und Blutwurst zu 1.20 M. das Pfund verausgabt. Die für jede Person. zur Verteilung kommende Menge Fleisch und Wurst wird durch die Zeitungen und besondere Plakate in den Metzgergeschäften bekannt gemacht. Gelbfleischige Erdkohlrabien. Für die Zeit vom 21. bis 27. Januar werden 70 10 Pfd. gelbfleischige Erdkohlrabien in den städtischen Kartoffelverkaufsstellen und den städtischen Gemüseverkaufsstellen auf dem Wochenmarkt, am Friedrichsplatz und Moltkestraße 1 ausgegeben. Die gelbfleischige Erdkohlrabi gibt ein sehr gutes Gemüse und ist bei der augenblicklichen geringen Auswahl an Gemüsen sehr zu empfehlen. Kriegsküchen. Speisezettel für die Zeit vom 21. bis 27. Januar 1918. Montag: Graupen mit Kartoffeln. Dienstag: Grüne Bohnen mit Kartoffeln. Mittwoch: Möhren mit Kartoffeln und Rindfleisch. Donnerstag: Krauskohl mit Kartoffeln. Freitag: Klippfisch mit Tunke und Kartoffeln. Samstag: Steckrüben mit Kartoffeln und Rindfleisch. Sonntag: Erbsensuppe mit Schweinefleisch. Petroleumversorgung. Da in absehbarer Zeit in der UnzulänglichBonner Angelegenheiten. Flieger=Alarm. Ein Probealarm für den Fall von Luftgefahr“ findet erneut am Mittwoch, den 23. Jan. ds. Is. vormittags 1030 Uhr auf die Dauer von 10 Minuten statt. Es handelt sich lediglich wieder sum eine vorbeugende Maßnahme, um die Signale usw. auszuproben und der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, sich mit den Alarmsignalen vertraut zu machen. Das Garnisonkommando wird die Alarmierung veranlassen. Die Warnungssignale werden in erster Linie durch das Sirenensignal auf der Umformstation des städtischen Elektrizitätswerkes am Mülheimerplatz, durch die Dampfpfeifen der Bonner AktienBrauerei, der Firma L. Wessel, der Wessels Wandplattenfabrik, der Firma F. Soennecken, Feld, der Holzhandlung Wilh. Streck und der Wagenfabrik Miesen, sowie durch eine Anzahl Hornisten der hiesigen Truppenteile abgegeben, und ferner werden Kirchenglocken etwa 5 Minuten lang Sturm läuten. Es ist für den Probealarm genau sowie im Ernstfalle folgendes zu beachten: 1. Straßen und Plätze sofort verlassen und in Häusern Schutz suchen. Dabei sei darauf hingewiesen, daß für den Probealarm kein Zwang für die Hausbesitzer besteht, Schutzsuchenden Einlaß in ihre Häuser zu gewähren. Letzeres ist nur im Ernftfall vorgeschrieben. 2. In Gebäuden obere Stockwerke nach Möglichkeit verlassen. Aufenthalt in der Nähe der Fenster gefährlich daher Schutz hinter Pfeilern und massiven Wänden suchen. 3. Größere Ansammlungen in einzelnen Räumen sind zu vermeiden. 4. Straßenbahn halten, Fahrgäste und Personal aussteigen und Häuser aufsuchen. 5. Gasleilung in Häusern und einzelnen Wohnungen abstellen. Für den Ernstfall sei dann noch einmal darauf hingewiesen: 1. Bei geplatzten und nicht geplatzten Bomben und Geschossen Räume und Plätze im weiten Umkreis sofort verlassen. Explosions= und schwere Vergiftungsgefahr! Nichts anrühren, sofort Polizei melden. 2. Einatmen der Explosionsgase vermeiden. Bei trotzdem eingeatmetem Gas sofort Arzt holen. Oel, Milch und alkoholische Getränke als Gegenmittel nicht geben. Sofort ins Freie bringen, wenn nötig, künstliche Atmung, Sauerstoff=Einatmung. 3. Auch nach dem Angriff Ansammlungen vermeiden. 4. Schäden und Unglücksfälle sofort dem nächsten Polizeibezirk melden. Feuermelder nur für Virkliche Brandschäden. 6. Ferngespräch während und unmittelbar nach einem Flieger=Angriff vermeiden, nur in Brandund Unglücksfällen und bei lebensgefährlicher Erkrankung. Es sei auch darauf hingewiesen, daß im Ernstfalle nur bis abends 8 Uhr alarmiert wird. Von dieser Tageszeit ab und während der ganzen Nacht findet eine Alarmierung nicht mehr statt. Um die Schulkinder an den Ernstfall zu gewöhnen, wird auch in sämtlichen Schulen am Mittwoch während des Probealarms ein sogenannter Ernstfall vorgetäuscht werden. abzuliefern. Um den Entschluß zur freiwilligen Ablieferung zu erleichtern, wird noch für jedes Kilogramm eine Prämie von einer Mark gezahlt. Durch letzteres sind bereits erhebliche Mengen der beschlagnahmten Einrichtungsgegenstände bei der Sammelstelle eingeliefert worden. Größere Mengen befinden sich aber noch im Besitz der Bewohner Bonns. Die Ablieferung hat erheblich nachgelassen, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß die bei der Beschlagnahme gesetzte Frist für die freiwillige Ablieferung wiederholt verlängert wurde und man nun glaubt die Enteignung würde nicht folgen. Technische Schwierigkeiten sind die Ursache, die einer früheren Veröffentnhung der Enteignungsverfügung bisher entgegenstanden. Die Enteignung der Einrchtungsgegenstände wird bestimmt noch in diesem Monat kommen. Es liegt daher im eigensten Interesse der Besitzer, ihre Einrichtungsgegenstände aus Kupfer und Kupferlegierungen möglichst schnell zur Sammelstelle zu schaffen, um sich die höhere Entschädigung einschließlich Prämie noch zu sichern. Liefert recht bald ab, denn hierdurch dient man nicht allein sich selbst sondern vor allem der Wehrkraft des Vaterlandes. Auch die Abfallstoffe jeder Art, die noch im Hause in dunklen Ecken lagern und nur hinderuch sind, sucht heraus und bringt sie schnell zur Sammelstelle, Stockenstraße 3. Sammelstelle. Auf die Bekanntmachung des Oberbürger= meisters von heute im Anzeigeteil über Ablieferung von Abfallstoffen aller Art und von Gegenständen aus Kupfer, Kupferlegierung(Messing, Tombak, Rotguß, Bronze,) Nickel, und Zinn wird besonders hingewiesen. Die Erfassung sämtlicher Abfallstoffe ist dringend geboten. Bezüglich der Metallgegenstände war den Besitzern monatelang Gelegenheit gegeben, diese freiwillig gegen hohe Uebernahmepreise Aus dem Stadtparlament. Die Stadtverordneten haben der Verwaltung bewilligt: für das Benageln der Schuhe der Schulkinder weitere 19000 Mk.(die im August bewilligten 5000 Mk. sind schon aufgebraucht); es ist beabsichtigt, auch die Schuhe der Schüler höherer Lehranstalten zu benageln, doch sollen nicht bedürftige Schüler einen Teil der Kosten selbst tragen. Ferner haben die Stadtverordneten an Unterstützungen für die in Ruhestand lebenden städtischen Beamten, Angestellten und Arbeitern oder ihren Hinterbliebenen sowie für die Hinterbliebenen der Lehrer höherer städtischer Lehrder Fortbildungsschulen im ganzen cet und zu Teurungszulagen an die vollbeschäftigten Lehrerinnen der hiesigen Privatschulen für die weibliche Jugend 5400 Mk. bewilligt. Verschiedenen Wohltätigkeitsveranstaltungen wurde die Lustbarkeitssteuer erlassen. Die Kosten für Heizung, Beleuchtung und Feuerwehr bei den Symphoniekonzerten des Kapellmeisters Sauer sollen ebenfalls erlassen werden. Die Jahresrechnungen bei den einzelnen Verwaltungen hatten im allgemeinen einen günstigen Abschluß erzielt. Die allgemeine Verwaltung weist allerdings einen Fehlbetrag von 22439 Mk. nach; die Grundstücksverwaltung hat einen Fehlbetrag von 1108 Mk., das Viktoriabad und die Rheinbadeanstalten einen solchen von 6942 Mk. und 1391 Mk. dagegen haben erspart die Polizeiverwaltung 1922 Mk., das Schuldenwesen 74525 Mk., das Hochbauamt 24445 Mk., das Gymnasium und Realgymnasium 17995 Mk., die Realschule 2037 Mk., das Lyzeum 21138 Mk., die Volksschulen 23294 Mk., die Fortbildungsschule 10202 Mk., das Stadttheater 12117 Mk., das Verkehrsamt 2245 Mk., das Handelswerft 1450 Mk., das Feuerlöschwesen 1228 Mk. und der städtische Sportplatz Reuterstraße 7694 Mk.; außerdem weist die Rheinbrücke einen wirklichen Bestand von 13721 Mk. nach und der Fuhrpark einen sochen von 449 Mk. oder, da der vorgesehene Zuschuß von 68600 Mk. nicht geleistet wurde, sogar von 69049 Mk. Das Gaswerk hat einen Verlust von 93202 Mk, herausgerechnet. Dabei ist aber der an die Stadtkasse zu zahlende Ueberschuß von 335000 Mk. berücksichtigt, ebenso die Aufwendung für öffentliche Zwecke mit 155300 Mk. Das Elektrizitätswerk hat üger den vorgesehen gewesenen Ueberschuß von 2800 Mk. noch einen weiteren Ueberschuß von 74 271 Mk. erzielt. Das Wasserwerk verzeichnet einen Ueberschuß von 17777 Mk. Aus diesem Ueberschuß soll der„Verlust“ des Gaswerks gedeckt. Gleichwohl wird vorgeschlagen, die Tarife für Gas und Wasser zu erhöhen, ebenso der Preis für Elektrizitätsverbrauch soll erhöht werden. Endlich soll der Preis für die Straßenbahn wieder gesteigert werden. Die Aussichten sind weniger erfreulich. diese großen Anstrengungen werden nur gemacht, um immer erneut den Beweis zu führen:„Wir sind leistungsfähig!“— Sehen will der Kunde— sehen!— Der Geschäftsmann, der nach diesem Prinzip handelt und fleißig inseriert, der muß vorankommen. Es hat sich in der Welt noch nie ein Geschäftsmann zugrunde inseriert. Viertes Konzert von Heinrich Sauer Königl. Musskdirektor und städt. Kapellmeister. Der Kammersänger Heinrich Knote, Münchens bedeutender Tenorist, ist, seitdem er sich einen Namen gemacht, für die Konzertveranstalter stets ein unsicherer Kantonist gewesen. Absagen sind bei ihm an der Tagesordnung und noch jüngst hatte er in verschiedenen großen Konzerten in Berlin und Hamburg seine„Verhinderung" gemeldet, zweiselhaft war es mir überhaupt von vornherein, ob er nach Bonn kommen würde. Nun schien aber diesesmal seine Hierherkunft ernstgemeint gewesen zu sein, da kamen die Schneeverwehungen in Süddeutschland und die damit verbundene Einstellung der D=Züge und Heinr. Sauer saß da ohne seinen„Stern aus dem Bayernlande“. Ein rettender Gedanke nach Ersatz rief ihm Karl Schröder ins Gedächtnis, der der Liebling des Bonner Publikums zu werden scheint und Schröder kam, sang und siegte. Herzlicher und stürmischer hätte Knote nicht empfangen werden können und ich muß gestehen, besser hätte Knote aus Rich. Wagner: Meistersinger„Am stillen Herd",„Morgenlich leuchtend“ und die„Gralserzählung“ aus Lohengrin nicht wiedergeben können. Knote hat nämlich seine Eigenarten. Ich hörte ihn als Siegfried wo er blendendes Stimmaterial und seelenvolles Spiel entwickelte und später in der Walküre wo er gradezu abfiel. Große Künstler sind vielfach launenhaft, möge unser Karl Schröder davor bewahrt bleiben und auch, wenn er in unserem kleinen Stadttheater auftritt, stets sein Bestes hergeben, denn die Bonner sind für gute Gaben sehr empfänglich. Wie wir ihn kennen, wird er nicht in die Fußstapfen einiger„Kölner Größen“ treten, die an der Bonner„Schmiere", wie sich einer auszudrücken beliebte, nur mit Widerwillen auftreten. Doch genug davon, vielleicht bietet sich eine spätere Gelegenheit, einmal darauf zurückzukommen. Nun weiter zum Konzert! Die glanzvolle Begleitung des Sängers durch das große Orchester muß Sauer hoch angerechnet werden. Es war einfach fabelhaft, daß ohne vorherige Probe, solch' abgerundete Leistungen zustande kamen. Die Eröffnung des Konzertes machte Richard Strauß„Don Juan“ und den Schluß bildete „Till Eulenspiegels lustige Streiche". Diese beiden Werke fanden bei Sauer einen begeisterten Ausleger. Hatte er in ersterem Werke große Mühe den Tonkörper seinen Intentionen gefügig zu machen, so folgten die Künstler ihm im Letzteren auf den einfachsten Wink und köstlich erklangen die Schelmenstreiche in ihrer ganzen Tonschönheit. Wagners„Waldweben“ war ebenfalls fein herausgearbeitet. Gewiß muß ich zugeben, daß er mit einem ständigen Orchester die Feinheiten noch mehr herausgeholt hätte, aber für die heutigen Verhältnisse und mit nur einer Verständigungsprobe, war es eine hervorragende Leistung. Am 2. Februar bringt der Konzertveranstalter einen Kammermusikabend(Klingler=Quartett) und am 16. Febrnar im V. Konzert die berühmte Altistin Emmi Leisner. Man sieht, Sauer sorgt für künstlerische Genüsse. R. N. Der 5=Uhr=Ladenschluß ist in Dresden durch Verordnung des Rats eingeführt worden. Lebensmittelgeschäfte dürfen bis 7 Uhr geöffnet halten. Sonnabends gilt allgemein 7=Uhr=Ladenschluß. Verein Creditreform Breite Straße 20 Fernsprecher 271 Schriltliche Auskünkte auf alle Plätze des Deutschen Reiches, Oesterreich-Ungarns und der neutralen Staaten. Neue Literatur. Flugblätter rheinischer Dichtung, herausgegeben vom Salm=Verlag zu Cöln. Neuzeitlicher Lyrik vorbildlich vornehme Mittler sind die Flugblätter rheinischer Dichtung, die der ständig regsame Salm=Verlag zu Cöln in neuer Folge herausgibt. Geschickt gewählter Auftakt, in seiner Art Wirkung auslösend, bedeuten die in dem ersten iß du deines slogenden und Wer nicht auf dem Posten ist, bleibt zurück. Die Welt rüstet sich auf eine neue Zeit. Und die Geschäftswelt bereitet sich auf eine Umgruppierung der Kräfte vor. Wer da nicht auf dem Posten ist, der wird erbarmungslos überrannt werden. Der Geschäftsmann besonders lerne von den großen Warenhäusern. Obwohl ihr Name fast jedem Kind bekannt ist und jedermann ohne Kaufzwang dort ein= und ausgehen kann, trotzdem alljährlich die gewaltigen Summen für Werbearbeit aller Art. Die führenden Männer solcher Häuser haben aus der Praxis die Erfahrung geschöpft, daß mit einer Schmälerung dieser Ausgaben der Rückgang des Umsatzes gleichen Schritt hält und man der Gefahr ausgesetzt ist, von dem Mitbewerber überflügelt zu werden. All Blatte unter dem Titel„Vergi Bruders Not“ vereinigten kraftstotzenden und darum bisweilen nicht immer lyrisch reinen Gedichte des Kesselschmiedes Heinrich Lersch. eingehende Besprechung über diesen so rasch„Berühmtheit" gewordenen Kriegsdichter“ der sich durch nichts als durch sein mit großem Tantam seitens eines bekannten Kritikers angekündigten„Zeitgemäßen" ausgezeichnet hat, erübrigt sich hier für mich, da seiner Zeit eine Unmenge„anerkennender“ Artikel über Lersch in den Tagesblättern verschwendet worden ist. Hier sei nur festgestellt, daß Lersch, der nun ganz der„roten Partei“ anheimgefallen ist,— es war ja auch garnicht anders denkbar,— mit diesem Flugblatt den Gipfel seines unmündigen Künstlertums erreicht hat, und damit von selbst für die Zukunft gerichtet ist. Mehr Worte aufzuwenden ist nicht von nöten, denn die neue Zeit,— schon glüht ihre Morgenröte im Osten auf,— wird wie mit so vielem andern, das durch den Krieg dreist emporgewuchert ist, auch mit Lersch und seiner belanglosen Tätigkeit restlos aufräumen. Der wenigen Auserwählten einer ist Leo Sternberg, der sich mit seiner„Ins Auge der — Ewigkeit" benannten Gedichtsammlung als durchaus eigener, eigenartiger Stimmungskünstler gibt. Seltene Werte, durch ihre Ursprünglichkeit weithin Glanz und Glut verbreitend, bergen diese Gedichte, die wie ein inbrünstiges Kredo die Beseeltheit der Natur verkünden. Tiefes, makelloses Empfinden wertet Sternbergs=Dichtungen wahr, lebensfähig und gibt ihnen allen, bis auf„die Krone“, deren balladeske Art mir gekünstelt erscheint, die lautere Konsekration vollkommener Kunstberechtigung. Das hehre Weltgesühl in diesen Versen, das wie ein leuchtendes Fanal über das heutige kurzatmige Literaturbanausentum hinausloht, bringt den Dichter in nahsten Zusammenhang mit der Thetik der neuen Generation, die in der Trinität: Erlebnis, Formulierung und Tat gipfelt. Und dadurch erhält Sternbergs Kunst, wenn der Dichter auch in allem sein Eigener bleibt,— er hat sogar einmal Kriegsgedichte geschrieben,— berechtigsten Anspruch fortzubestehen, auch in dem neuen Zeitaler. Schattenlosem, echt deutschem Gemüte, das sich den literarischen Revolutionen letzter Jahre wohlweislich fernhält, sind die Gedichte„Liebe schöne Leute" des jungen niederrheinischen Schriftstellers Heinrich Zerkaulen entsprungen. Diese schmiegsamen Verse, die sich Dank ihrer glatten Form und liedmäßigen Rethorik manche stillen Freunde zu erringen wissen, bewegen sich in verträumter Liebe zur Erscheinungswelt und lösen sich immer glücklich auf, in die allerdings schon so oft besungenen Themen: Wald, Frühling, Sommertag, Sehnsucht, Geliebte und dergleichen angenehmen Dingen mehr. Die Unmittelbarkeit in diesen Gedichten, die auf eine sinnige Naturbeobachtung zurückzuführen ist, gibt diesem Flugblatt immerhin den Anspruch auf Beachtung und letzten Endes auch auf Würdigung. Ob diese Art Dichtung aber, die den ausgetretenen Pfaden des Bänkelsängertums vergilbter Jahre folgt und sich der erschütternden Läuterung der gekreuzigten Menschheit vollständig fern hält, gegenwärtig noch Existenzberechtigung hat, bezweifle ich doch allen Ernstes.———— Dem Salmschen Unternehmen, Dichter der Gegenwart dem Publikum in ausgewählter, feinsinniger Art zugänglich zu machen, wünsche ich einen vollen Erfolg und ich glaube gerne, daß dieser junge Verlag trotz Lersch in Bälde die neuen Wege beschreiten wird, ohne in den grotesken Faschingszug berliner„Aktivisten und Stürmer" zu geraten. J. F. Pontzen. Mit Lanze und Spaten, Paul Lingens, Verlagsgesellschaft Hausen, Saarlouis. Wenn man drei Jahre und mehr auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen herumgekommen st, weiß man schon etwas zu erzählen, wenn man über eine einigermaßen angängige Phantasie verfügt und viel Zeit hat, wie dies in den Etappen überreichlich der Fall ist, vermag man aus diesem Etwas ein„Erlebnis" zu gestalten, das man Dank seiner glänzenden Verbindungen,— ohne die geht es heute wirklich nicht mehr— durch einen obskuren Verlag als Buch herausbringen läßt. Man kann aber zehn Jahre auf allen möglichen und unmöglichen Kriegsschauplätzen gewesen sein, man mag die inkommensurable Phantasie eines Münchhausen besitzen und ungezählte Verlage an der Hand haben, keineswegs ist damit der künstlerische Wert eines Buches und zumal der des Vorliegenden erwiesen. Lingens, unberufenster Eindringling in die westländische Literatur, durch nichts bekannt als durch seine 1913 in den Flugblättern rheinischer Dichtung veröffentlichten Gedichte„Von unsichtbaren Königreichen",(O, schmerzliche Verirrung des damals noch ungestählten Herausgebers) hat nun ein Buch geschrieben:„Mit Lanze und Spaten, ein Jahr in Polen". Präsentiert wird dieses Druckwerk durch die klerikale Verlagsgesellschaft Hausen in Saarlouis. Wie das Außere des Buches,— dürftig und beschämend sans gène,— so auch sein inneres Gewand. Ein endloser Rosenkranz schwindsüchtiger Episoden, die zum„inbrünftigen Erlebnis“ ausgeweidet, den schmächtigen Tagebuchkenntnissen eines weltschmerzelnden Tertianers gleichwertig sind, mit dem Unterschiede, daß bei Lingens von lahmenden Gäulen und paraffiner Schützengrabensentimentalität, die sich ständig in den Dithyrambischen Hymnus„Deutschland über alles"(wie erbärmlich billig ist dies doch!) auslöst, die Rede ist. Ich habe mich vergebens bemüht, Ansätze, die in irgend einer Weise zu Hoffnungen für Lingens berechtigen, zu finden, wo ich solchen auf der Spur zu sein vermeinte, entschälten sich diese als ein Konglomerat von Lyrismen, die man dutzendsach in religiösen Zeitschriften und Traktaten haben kann. Knapp beurteilt: Sein lächerlichstes Unvermögen, sowohl in der Auswahl des Stoffes als auch in der Formulierung dieser winzigen Gefühle,— ein guter Stil bedeutet noch nichts,— hat Lingens wieder einmal treffend bewiesen. Trotz dieser seiner künstlerischen Impotenz aber, wird Lingens, in die Mitte genommen und behütet von einer Clique(niederrheinischer Literaten, die sich seit einiger Zeit von Saarlouis aus unangenehm ruchbar macht, seine pygniäenartige Tätigkeit weiter ausüben, nicht zum Arger, wohl aber zum Gespött künstlerisch ernstdenkender Persönlichkeiten. Joseph F. Pontzen. Anordnungen der Landeszentralbehörden. Auf Grund der Verordnung des Bundesrats zur Ergänzung der Bekanntmachung über die Errichtung von Preisprüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom 25. September 1915(Reichs=Gesetzbl. S. 607) vom 4. November 1915(Reichs=Gesetzbl. S. 728) und auf Grund der Verordnung des Bundesrats über Fleischversorgung vom 27. März 1916 (Reichs=Gesetzbl. S. 199) wird hiermit für den Umfang der Monarchie mit Ausnahme der Hohenzollernschen Lande angeordnet: Zur Ausfuhr von Zucht= und Nutzvieh aus einem Kommunalverband in den Bezirk eines anderen Kommunalverbandes bedarf es der Genehmigung der für den Ausfuhrort zuständigen Provinzial=Fleischstelle, in den Regierungsbezirken Cassel, und Wiesbaden der Bezirksfleischstelle. Die Provinzial=(Bezirks=) Fleischstellen haben vor der Entscheidung über die Ausfuhrgenehmigung den Leiter des Kommunalverbandes zu hören. Die Genehmigung zur Ausfuhr aus einem Kommunalverband darf nur erteilt werden, wenn beigebracht sind: 1. Eine von der Provinzialfleischstelle, in den Regierungsbezirken Cassel und Wiesbaden der Bezirksfleischstelle, des Bestimmungsortes bescheinigte Einfuhrerlaubnis, die enthalten muß: a) Name, Stand und Wohnort desjenigen Tierhalters, der die Tiere einstellen will, b) Zahl und Art der einzustellenden Tiere und ihr Verwendungszweck, c) Name, Stand und Wohnort desjenigen, durch den der Kauf getätigt werden soll, d) Die Bescheinigung des Leiters des Kommunalverbandes des Bestimmungsortes, das nach seiner Ueberzeugung die bestimmungsgemäße Nutzung der Tiere gesichert ist und Bedenken gegen die Einfuhr nicht bestehen. Die Einfuhrerlaubnis muß befristet und fortlaufend numeriert sein. Das Landesfleischamt kann für diese Einfuhrerlaubnisscheine ein bestimmtes Muster vorschreiben. 2. Die vom Käufer und Verkäufer unterschriebenen, vollständig ausgefüllten Kaufanzeigen über den Ankauf der Tiere. 3. Eine Mitteilung des Versenders über den Verladeort und den voraussichtlichen Verladetag. Die Ausfuhrgenehmigung ist von der Provinzial=(Bezirks=) Fleischstelle schriftlich zu erteilen. Die Ausfuhrgenehmiguug ist dem für den Verladeort zuständigen Vertrauensmann(Haupthändler, Kreisviehstelle) zur Aushändigung an den Käufer(Versender) zuzusenden. Der Vetrauensmann(Haupthändler, Kreisviehstelle) hat die zur Ausfuhr bestimmten Tiere vor der Verladung zu besichtigen und auf der Ausfuhrgenehmigung die Stückzahl und, daß die Tiere Zucht= oder Nutztiere der verlangten Art und kein Schlachtvieh sind, zu bescheinigen. Der Bertrauensmann (Haupthändler, Kreisviehstelle) hat zu verladende Rinder auf Anweisung der Provinzial=(Bezirks=) Fleischftelle mit den ihm zuzustellenden Ohrmarken zu zeichnen und die Nummer der Ohrmarken auf der Ausfuhrgenehmigung einzutragen. Das Landesfleischamt kann für die Ausfuhrgenehmigungsscheine ein bestimmtes Muster vorschreiven. Die Ausfuhrgenehmigungen müssen befristet und fortlaufend numeriert sein, sie sind bei der Verladung von der Güterabfertigungsstelle dem Verlader abzunehmen und an die ausstellende Provinzial=(Bezirks=) Fleischstelle zurückzusenden. Die Provinzial=(Bezirks=) Fleischstelle des Ausfuhrortes hat der Provinzial=(Bezirks=) Fleischstelle des Bestimmungsortes der Tiere, bei außerhalb Preußens gelegenem Bestimmungsorte der Landesfleischstelle des Bundesstaates, von der erfolgten Absendung sofort schriftlich Mitteilung zu machen. Die Provinzial=(Bezirks=) Fleischstelle des Bestimmungsortes der Tiere hat über den Verbleib der Tiere und ihre bestimmungsgemäße Verwendung zu wachen, sie hat sich von Zeit zu Zeit durch geeignete Vertrauensleute von dem Vorhandensein der Tiere zu überzeugen. Das Landesfleischamt kann Vorschriften über die Ausführung dieser Uebermachung erlassen. Der Verkauf und der Ankauf von Zucht= und Nutzvieh(Rinder, Kälber, Schafe und Schweine) auf Viehmärkten ist verboten, ausgenommen auf solchen Märkten, für die von der Provinzial=(Bezirks=) Fleischstelle Vorschriften über die Ueberwachung des An= und Verkaufs und des Verbleibens der gehandelten Tiere getroffen und im Regierungsamtsblatt veröffentlicht sind. Die Bestimmungen bedürfen vorher der Genehmigung durch das Landesfleischamt. Zuchtvieh=Auktionen sind vorher der zuständigen Provinzial=(Bezirks=) Fleischstelle anzumelden, die die Bestimmungen über die Ueberwachung des Verbleibes der Tiere zu treffen hat. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden auf Grund des§ 17 der Bekanntmachung über die Errichtung von Preisprüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom 25. September 1915 (Reichs=Gesetzbl. S. 607) und des§ 15 der Bekanntmachung über Fl ischversorgung vom 27. März 1916(Reichs=Gesetzbl. S. 199) bestraft. Zucht= und Nutzvieh, welches entgegen diesen Vorschriften gehandelt oder aus einem Kommunalverband ausgeführt ist, unterliegt der Beschlagnahme und ist dem zuständigen Viehhandelsverbande zur Verwertung zu überweisen. Diese Anordnung tritt mit dem 1. Januar 1918 in Kraft. Berlin, den 27. Dezember 1917. Der Staatskommissar für Der Minister für Landwirtschaft Volksernährung. Domänen und Forsten. von Waldow. von Eisenhardt=Rothe. bebensmittelverkauf In der Woche vom 21. Jan. bis 27. Jan. 1918 dürfen in denjenigen Geschäften, die als Verkaufsstellen städtischer Lebensmittel bezeichnet sind abgegeben werden: Gegen Waren= karte Nr. 66 67 68 69 S 55 # Sr1. 5 55 67 68 69 Bezeichnung der Ledensmitle! Verkaufspreis für die bezeichnete Menge Kochf. Erbsen=Suppe Dörrmischgemüse Teigaren=Wasserware Südfruchtmarmelade Pd. 4 Pfd. Pfd. 1 Pfd. für A Karten N. 91. 40 60 13 45 für B Karten M Pf. für C. Karten N. Pf. 60 80 13 15 Die Kosten für Zustellung ins Haus sind in den Preisen nicht einbegriffen. Überschreitungen der Preise werde ich auf Grund der Bundesratsverordnung gegen übermäßige Preissteigerung vom 23. Juli 1916 (R. G. Bl. S. 764) verfolgen. Bonn, den 15. Januar 1918. Der Oberbürgermeister J. V. Piehl. Sammlung von Abfalstoffen jeder Art. Fast die ganze Welt steht gegen uns und verschließt uns die auswärtigen Quellen der Rohstoffe jeglicher Art. Wenn wir Abfallstoffe, die sonst achtlos umeommen, nutzbringender Verwertung zuführen, so schaffen wir neue Werte und heben dadurch unser Nationalvermögen. Für die Rohstoffversorgung unserer Kriegswirtschaft und für die Volksernährung ist es eine zwingende Notwendigkeit, daß eine möglichst restlose Ausnutzung und Wiederverwertung aller gewerblichen und Haushaltsabfälle stattfindet. ist heutzutage wertlos. Die kleinsten Mengen, die aus dem einzelnen Haushalt kommen, vergrößern sich in der Gesamtheit einer Stadt zu ansehnlichen Massen. Der Kriegsausschuß für Sammel= und Helferdienst, dem sich für die Sammeltätigkeit die hauswirtschaftliche Kriegshilfe(Nationaler Frauendienst) angeschlossen hat, richtet daher an alle Mitbürger die dringende Bitte, aus vaterländischen Grundsätzen die Sammeltätigkeit nach jeder Richtung zu unterstützen. Die Sammelstelle befindet sich Stockenstraße 3 und ist werktäglich vormittags von 9 bis 12 Uhr und nachmittags von 3½ bis 6 Uhr geöffnet. Die Sammelstelle nimmt gegen Vergütung entgegen: Vergütung für Rilogr. Mark l. Kaffeegrund, zur Verwertung für Viehfutter zur Mästung der Schweine usw. 0,10 I. Obstkerne, aller Art von frischen, wie eingemachtem Obst, auch Kürbiskerne, zur Hebung unserer Oelwirtschaft. 0,10—0,12 III. Papierabfälle, Altpapier, usw. zur Gewinnung oon Rohstoffen für Papier= und Papierher= stellung. Zeitungen u. Zeitschriften, zerschnitten, dienen zum Füllen von Strohsäcken für eine gute Lagerstätte unserer Truppen im Felde. 0.12 IV. Gummiabfälle, u. zwar u. a. Wagen=, Fahrradreifen, Luftschläuche, Turn= und Tennisschuhe mit Gummisohlen, Gartenschläuche, Kranken= und Reisekissen. bemalte Bälle, Tennisbälle, Wringwalzenbezüge usw. 0,05—3,50 Für Gummigegenstände die noch brauchbar oder ausbesserungsfähig sind, wird empfohlen, sie ihrer Verwendungsart nicht zu entziehen und nicht abzugeben. Die Abgabe ist dringend notwendig für unsere Kriegsausrüstung. Hartgummiabfälle werden nicht entgegengenommen. V. Korke, jeglicher Art, wie Sektkorke, Weinkorke, alle Arten Flaschen=, Arznei= und Faßkorke Stück 0,01—020 Korkabfälle, Huteinlagen, Korkscheiben, Korkfederhalter usw. 040—1— Für Heer und Marine ist der Bedarf an Kork groß, da die Zufuhr aufgehört hat. VI. Frauenhaar zur Herstellung von Treibriemen und Filz für kriegswirtschaftliche Zwecke. Benötigt wird nur ausgekämmtes Haar. Es ist daher zu zu einer Abgabe, kein Opfer, sondern nur guter Wille erforderlich. Das Abschneiden von Zöpfen wird nicht gewünscht. Dagegen sind alte Zöpfe, Haarersatzteile, Puppenperücken aus Haar usw. erwünscht. 12.— VII. Konservedosen, und Weißblechabfälle zur Zinngewinnung. Alle Arten kommen in Frage und zwar: Sardinen=, Keks= u. Blechsparbüchsen, Zigarettenschachteln, Putzpomadedosen, Botanisiertrommeln, Gießkannen, alte Siebe, Trichter, Kuchenformen, Petroleum= und Oelkannen usw. 0,05 Emaillierte Geschirre sind wertlos und werden nicht entgegengenommen. Sparmetalle aus Kupfer, Rotguß, Messing, Blei, Zinn, Zink, Nikel, Aluminium usw. z. B. alte Soldatenknöpfe, Bleikugeln, alte Patronenhülsen, Zinnsoldaten, Stanniol, Flaschenkapseln, Reste von kupfernen Leitungsdrähten. Hierfür werden angemessene Preise vergütet. 0,40—1,70 Die Sammelstelle gibt über alles Nähere gerne Auskunft. VIII. Flaschen aller Art, wie Wein=, Sekt= u. Arzneiflaschen Tintenfläschchen, Krüge= und Glasbruchstücke und Scherben 0,01—0,10 IX. Stoff= und Sacklumpen, abgesetzte Kragen u. Manschetten(zur Gewinnung von medizin. Binden), alte auf Leinwand aufgezogene Wandkarten, Führer usw. 0,02—0,05 X. Küchenabfälle, wie Kartoffelschalen u. Gemüseabfälle zur Verwendung als Viehfutter. Die Abfälle sind sauber, von allen Fremdkörpern— Knöpfen, Nadeln, Papier, Kohlenstückchen usw.— freizuhalten. Jeder Haushalt muß alles bis ins kleinste sammeln. Wer noch über keine Absatzstelle verfügt, wende sich an die Sammelstelle, die alsdann die regelmäßige Abholung veranlaßt. Von der Sammelstelle werden die Gegenstände auch unentgeltlich angenommen, sowie auf Wunsch in der Wohnung abgeholt. Mitbürger! Laßt diese Mahnung zur Besserung unserer Kriegswirtschaft nicht an Euch vorübergehen, denkt daran, daß ihr damit dem Vaterlande helft. Bonn, den 7. Januar 1917. Oertlicher Kriegsausschuß für Sammel= und Helferdienst Dr. Krantz.