zonatlicher Beingspreie: Durch unsere Cräger Ofg. unter Arenzband 50 Pfennig. Bierteljährl. Bezugspreis: Duch üt. Dos Psennig. Erscheint Löttwoche und Hanstage. Anzeigenprete: Dbe ein. spaltgs Rolonelgelle dder denen Raum 10 Ofennig; für auswärtige Auftraggeber 20 Ofg. Reklamen 50 Ofg. die SIGAO Nr. 2 undelakgige Bellung. Wahlspruch: Gleiches Recht für Alle! Samstag, den 5. Januar(Hartung) 1918. Druck und Vertag: Josef Kroth, Vonn a. Ad. Scheck-Konto Nr. 507 bei der Städt. Sparkasse Vonn. Schriftleitung u. GeschäftsstelBreitestraße 13. Fernruf 515. Verantwortlich für die Schriftleitung: G. Schmidt, Bonn, Doetschstraße 7. Fernruf 515. Eine zeitgemäße Betrachtung hat vor einigen Tagen Anton Erkelenz in der Frankfurter Zeitung veröffentlicht. Der verdient die weiteste Beachtung. Er beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie wir zum Weltvolk werden können. Daß wir es noch nicht sind, kommt nur zu oft jedem zu beschämendem Bewußtsein, der sich in allen Kreisen und Schichten der Bevölkerung bewegt und die Ansichten und Meinungen in der breiten Masse kennen lernt. Anton Erkelenz schreibt: Der Weg zum Weltvolke wird uns noch eine harte Schule sein. Machtpolitische Werte machen uns nicht reif dafür. Durch Belgien, Kurland und das Erzbecken haben wir das Ziel noch nicht erreicht. Durch große Ausfuhrziffern ebensowenig. Das alles kann bestenfalls Form des Gefäßes sein, dem wir Inhalt zu geben haben. Dieser selbst wächst mindestens so sehr aus der inneren wie aus der äußeren Politik. Auf den Geist, auf den Charakter des Volkes im Gesamten kommt es an. Ein Volk von Knechtseelen kann kein Weltvolk sein. Lakaien, gewohnt nach Herrenlaunen zu lauschen, tragen nicht das Bewußtsein des eigenen Wertes in sich. Nur wenn jeder von uns das sichere Gefühl in sich trägt, daß er das Ganze vertritt, zu jeder Stunde seines Lebens, kann ein im Gesamten gemessenes Kraftbewußtsein erwahsen, das die Völker zu uns aussehen macht.. die Siege allein machen es, noch die Geschafte. Unser ganzes Wesen! von unbeugsamen Menschen ausgearbeitet, muß täglich neu errungen werden. Geschäfte hatten wir und werden wir haben. Ungeheure Waffenerfolge haben wir auch. So muß die Zukunft vornehmlich den Charakter des Volkes schmieden, nachdem er im Feuer geglüht ist. Haben wir auf diesem Gebiete nicht mehr zu lernen als auf irgend einem anderen? War nicht vor dem Kriege die innere Politik ein beschämendes Spiegelbild unseres Charakters? Kann die auswärtige Politik gut sein, wenn das innere Fundament fehlt?„Außere und innere Politik sind nur Spiegelbilder unseres Wesens im Guten und im Schlechten. Sie haben eine einzige Quelle. Den Herren fehlte der weltpolitische Sinn, weil ihr Herrentum das des Gutsbezirks war. Und die Millionen gingen mit allzu gebeugten Rücken einher. Geld verdienen war der wichtigste Lebensinhalt gerade der bürgerlichen Schicht. Allzu stolz waren wir auf unsere Organisation. Aber Organisation heißt Unterwerfung, Unterordnung, Einordnung und ist an sich kein Zeichen von Charakterstärke. Run gilt es trotz Organisation Bürgerstolz, Wagemut, Selbstbewußtsein, ruhige Kraft zu gewinnen. Nur die gesunde Demokratie kann diesen schwersten Sieg erringen. Sie ist der Impfstoff gegen die Knechtsseligkeit der Tradition, der Organisation des goldenen Kalbes. An der preußischen Wahlrechtsfrage muß das ganze deutsche Volk seinen Geist und Charakter erwecken. Dieser Drahtverhau muß verschwinden als äußerliches Anzeichen einer gebrochenen Fessel, damit Herz und Sinn sich weiten und Westluft atmen können. Groß wie das Reichstagswahlrecht war, ließ es noch nicht alle Kräfte frei, die wir in uns hatten. Jahrzehnte hätten wir in Friedenszeiten noch gebraucht, um das Geschenk der Reichseinheit auszufüllen. Nun hämmert uns der Krieg in grausamer Weise seit 41 Monaten, damit wir die Eierschalen unserer alten Zerrissenheit unseres provinzialen Herkommens abstreifen. Jetzt müssen wir über uns selbst hinauswachsen. An sich macht uns auch das gleiche Wahlrecht in Preußen nicht groß, wenn wir nichts Großes aus ihm machen. Aber als Errungenschaft dieser schweren Zeit wollen und werden wir an ihm Am üser der Wasser sitzen die Kleingläubigen des preußischen Dreiklassenwahlrechtes. Wie oft hörten wir sie singen und sagen von des deutschen Geistes Kraft und Größe. Nun sehen wir sie zittern und bangen, da dieser oft besungene deutsche Geist Knospen schwellen ließ, die ihnen nicht gefallen. Nein, ihr Mutlosen, die ihr tapfer seid hinter den Mörsern, Kanonen und Maschinengewehren: Nun graut der deutsche Tag! Nun weht Sturm aus Germaniens Heldenhainen! Nun erst werden wir ganz wir selbst. Der Teil unseres Wesens, der— noch halbschlummernd — uns die Stärke gab zu dem Erlebnis dieses weltenweisen Kampfes, zu unseren Siegen, zum Ertrag dieser harten Zeit, reckt sich empor. Jetzt siegt das Vertrauen. Das neue gleiche Wahlrecht, die ganze neue Zeit legt neue Last, neue Verantwortung auf unsere Schultern. Ihr Brüder in Werkstatt und Kontoren, ihr Bauern, Kaufleute, Fabrikanten und Frauen, ihr werdet sie tragen, werdet Herrliches daraus entwickeln nach innen und außen. Euch grüße ich! An euch glaube ich! Mit euch spotte ich der Zaghaften, die an euch verzweifeln! Nur frisch gewagt den Schrttt zum Weltvolke. getan. Das Wahlrecht ist unseren Soldaten so gleichgültig, daß kein einziger darüber redet; Interesse daran haben nur ein paar Parlamentarier. In uns allen lebt wohl der Wunsch, daß, wie wir draußen unsere Geschicke in die Hände eines mächtigen Mannes legen, wir auch im Innern einen solchen haben möchten, der Wahlrecht Wahlrecht sein läßt.„ Die Vaterlandspartei hat allen Gruno, sich zu dieser befremdlichen Rede zu äußern. Satzungsgemäß scheidet der innere Kampf für sie aus. Demnach hat auch einer ihrer Redner nicht über innerpolitische Fragen seine Meinung auszukramen. Jedenfalls zählt die Vaterlandspartei unter ihren Mitgliedern auch Anhänger der Wahlreform, die durch die angeblichen Hoffmannschen Außerungen vor den Kopf gestoßen werden. Zu den angeblichen Behauptungen Hoffmanns sei hier nur bemerkt, daß unsern Soldaten im Felde das Wahlrecht keineswegs so gleichgiltig ist, wie er anzunehmen scheint; das Wahlrecht spielt bei ihnen im Gegenteil schon eine große Rolle, und die Gegner sollen sich nur keiner Täuschung hingeben über die Stimmung, die gerade unter unsern Soldaten über die Wahlrechtsfeinde herrscht. Der Herr Professor hat jedenfalls wenig Verbindung mit den Sordaten im Felde, sonst hätte er besser geschwiegen. Die Soldaten im Felde werden, wenn sie zurückkehren, noch viele überraschen, die sich jetzt wenig oder gar nicht um sie, kümmern. Das sollten sich besonders die Redner der Vaterlandspartei merken. 13. Jahrgang. 100 000 Flugzeuge, die Millionen amerikanischer Soldaten seien ebensolche Phantasie wie die gepriesenen Kriegserfindungen Edisons. Das Blatt fragt zum Schluß, ob die Westmächte wirklich die innern Kämpfe und den Abfall Rußlands und die italienische Niederlage überwinden könnten, oder ob sich nicht der Waffenstillstand auch auf ihre Fronten erstrecken werde. Es bleibe nur noch die Hoffnung auf das Unvorhergesehene und auf ein gütiges Der Welt fallen die Schuppen von den Augen. Die Verbandleiter verharren aber in Blindheit; sie reden noch immer von der Sicherheit und Unvermeidlichkeit ihres Sieges. Fragt sich nur, wie lange die schon so oft getäuschten und hingehaltenen Völker diese Gaukler noch dulden werden, die, schlimmer als irgendein Tyrann barbarischer Zeiten, die Menschheit immer wieder in Tod und Verderben hetzen. Vaterlandspartei und Wahlreform. Nach Zeitungsberichten soll der Universitätsprofessor Dr. Hoffmann(Münster) auf einer Versammlung der Deutschen Vaterlandspartei in Bielefeld am Schlusse seines Vortrages über den Zweck und die Ziele der Partei gesagt haben: Mit der preußischen Wahlrechtsvorlage hat uns die Regierung ein Kuckucksei in das Nest gelegt. Das preußische Wahlrecht mag verbesserungsbedürftig sein, über die Form der Aenderung gehen die Anichten aber auseinander. Mit der Einbringung der Vorlage in diesem Augenblick hat die Regierung eine unverantwortliche Sünde Eine westschweizerische Stimme. Das verbandsfreundliche westschweizerische Blatt National Suisse hat einen vielbeachteten Artikel über die militärische und politische Lage des Verbandes veröffentlicht, in dem festgestellt wird, daß für die Westmächte die Lage nie so gefährlich gewesen sei wie jetzt. Bisher hätten sie immer noch mit Zukunftsmöglichkeiten rechnen können, das sei ihnen jetzt nicht mehr gestattet: sie könnten weder auf neue Verbündete, noch auf eine Lockerung des Vierbandes zählen. Die Hoffnungen auf Rußland, Rumänien und Sarrail, die so lange den Verband ermutigten, seien endgültig erledigt. Die gegenwärtigen Operationen Englands gegen die Türkei seien bedeutungslos; die japanische Hilfe sei ein Hirngespinst Clemenceaus. Italien könne froh sein, wenn es die Invafion aufhalte, und die Hungerblockade sei eine Illusion gewesen, die der Verband hoffentlich aufgegeben habe. Deutschland halte wirtschastlich dieses Jahr leichter durch als in den vergangenen Jahren, während der Verband selbst an Entbehrungen leide. So bleibe nichts als die Hoffnung auf Amerika. Aber man sehe jetzt ein, daß alle die überschwenglichen Andeutungen hinfällig seien. Die amerikanische Holzflotte, die Hoffnung auf Wiedervereinigung der Sozialdemokraten. In der„Neuen Zeit“, der Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie hat der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Blos eine Geschichte der Spaltungen in der Sozialdemokratie veröffentlicht. Dieser Anhänger der ScheidemannGruppe schließt seine Betrachtungen hoffnungsfreudig mit einem Ausblick auf eine Wiederannäherung der beiden gegenwärtig in heftiger Fehde lebenden sozialdemokratischen Gruppen. „Die Leitung der„unabhängigen“ Sozialdemokratie hat erklärt, die Theorie und Praxis der beiden Richtungen mache eine Wiederannäherung unmöglich, man werde dort abwarten, bis sich die Massen der„unabhängigen“ Sozialdemokratie anschließen. Nun wenn der geeignete Zeitpunkt für eine Wiedervereinigung gekommen ist, so wird sich das deutlich genug zeigen. Gerade die Massen werden dann, wie einst vor vierzig Jahren, unwiderstehlich auf Versöhnung und Vereinigung hindrängen. kann aber nur zustande kommen, wenn alle Beteiligten sich Mehrheitsbeschlüssen ehrlich unterwerfen. Jener schlichte Rat, eine„lose Verbindung" zwischen den beiden Richtungen herzustellen und sich damit zu begnügen, würde nur einen anarchischen Zustand herbeiführen und ihn verewigen. In einer demokratischen Organisation muß, wenn sie überhaupt bestehen und lebensfähig sein soll die demokratische Pflicht der Unterwerfung unter die Mehrheitsbeschlüsse peinlichst erfüllt werden. Die Elemente, die sich solchen Beschlüssen nicht unterwerfen wollen oder nichr können, werden über Bord gehen. So wird es kommen, über kurz oder lang. Wenn diese Voraussage des Abg. Blos in Erfüllung gehen soll, so wird erste Voraussetzung 63) Eine Geschichte von zwei Städten. Von Charles Dickens. Aus dem Englischen von Dr. Carl Kold. 4. Kapitel. Windstille im Gewitter Doktor Manette kehrte erst am Morgen des vierten Tages seiner Abwesenheit wieder zurück. Was sich von den Vorfällen jener schrecklichen Zeit vor Lucie geheim halten ließ, blieb ihr sorgfältig verborgen, und sie wußte noch lange nachher nachdem sie sich für immer von Frankreich getrennt hatte, nicht, daß elstausend wehrlose Gefangene jeden Geschlechts und Alters vom Pöbel ermordet worden waren, daß dieses entsetzliche Schlachten vier Tage und vier Nächte gewährt hatte, und daß die Luft um sie her den gräulichen Quft eines Leichenfeldes in sich, barg. zurückgebracht werden sollten. Durch seine Führer dem Tribunal vorgestellt habe er seinen Namen und Beruf genannt um sich als einen Bastillegefangenen zu erkennen zugeben, den man ohne Urteil und Recht achtzehn Jahre eingekerkert. Von den Richtern sei sodann einer aufgestanden und habe seine Identität bezeugt, nämlich Defarge. Nachdem er aus den auf dem Tische liegenden Registern die Ueberzeugung gewonnen, daß sein Schwiegersohn noch unter den lebenden Gefangenen sei, habe er für dessen Leben und Freiheit eine bewegliche Bitte an das Tribunal gerichtet, dessen Mitglieder zum Teil schliefen, zum Teil wachten, zum Teil blutig vom Mord, zum Teil nüchtern, zum Teil betrunken waren. Bei den ersten wilden Begrüßungen, mit denen man ein so denkwürdiges Opfer des gestürzten Systems überschüttete, sei ihm zugestanden worden, daß Charles Darnay vor den ungesetzlichen Gerichtshof gebracht und verhört werde. Auch habe dem Anscheine nach wenig zu seiner alsbaldigen Befreiung gefehlt; aber dann sei ein Hindernis(welcher Art dieses gewesen, hatte der Doktor nicht aufklären können dazwischen getreten, welches eine kurze Was wuhze, beschrinte boranf, boß ein der gie geheime Besorechung zur Folge halte. Der Prdpolitische Gefangene in Gefahr brichte, und daß das Volk einige herausgerissen und ermordet habe. Dem Mr. Lorry teilte der Doktor unter dem Siegel der Verschwiegenheit mit, daß die Mörderbande ihn durch eine Szene des Gemetzels nach sident des Tribunals habe sodann Doktor Manette erklärt, der Gefangene müsse in Haft bleiben, solle aber um seinetwillen in einen sicheren, unverletzten Gewahrsam kommen. Der Gefangene sei auf ein Zeichen sogleich wieder in das Innere des Gefängnisses zurückgeführt worden; er aber Dabto= ha be dann dringlich um die bande ihn burch eine Szeng des Gem=pels vg, dex Bggtor, ga d. Siamn einuzr, uck die dem Geianants nocgh ie Vonge gebrgitglieder Erlaubnis gbeien, bei seinem Schwiegersohne Dor sei vmn einem Gerichtlshose, desen 44.gutu., g..—. Vu ,persönlich davon überzeugen zu sich selbst ernannt hatten,Sitzung gehalten, worden; man habe die Gefangenen einzeln vorgeführt und und über Bausch und Bogen eikannt, ob sie sofort abgetan“ in Freiheit gesetzt oder, wie bei einigen wenigen geschah, wieder in ihre Zellen bleiben und sich personn Lavon 9—90 zu dürfen, daß derselbe weder aus Haß, noch aus Zufall in die Hände der Banden gerate, deren mordgieriges Gezeter vor dem Tore draußen die Verhandlungen so oft unterbrach. Rachdem ihm hierin willfahrt worden, sei er in der Mordhalle geblieben, bis die Gefahr vorüber gewesen. Die Auftritte, die er dort erlebte, und die nur kurzen Ruhepunkte für ein dürftiges Mahl oder den Schlaf gestatteten, sollen unerzäht bleiben. Die wahnsinnige Freude über die Gefangenen, die gerettet worden waren, hatte ihn kaum weniger betäubt, als die tolle Wildheit, mit der man die anderen in Stücke hieb Ein Gefangener sei dort gewesen, sagte er, den man entlassen habe gegen den aber irrtümlich einer von den Mördern beim Hinausgehen einen Pikenstoß führte. Der Doktor war ersucht worden, zu ihm zu gehen und seine Wunde zu verbinden: als er aber zu demselben Tore hinauskam, fand er ihn in den Armen einer Gesellschaft von Samaritern, die auf den Leichen ihrer Opfer saßen. Mit einer sequenz, die so ungeheuerlich war als irgend etwas in diesem schrecklichen nächtlichen Traume, hatten sie dem Arzte willige Handreichung getan, den, Verwundeten mit größte Sorgfalt gepflegt, eine Tragbahre für ihn gemacht und ihn mit aller Behutsamkeit fortgeschafft, dann aber wieder ihre Waffen aufgegriffen und auf's neue so blutdürstig dreingeschlagen, daß der Doktor die Augen mit den Händen bedeckte und diesen Greueln gegenüber ohnmächtig wurde. Während Mr. Lorry diese vertrauliche Mitteilung anhörte, beobachtete er sorgsam das Gesicht seines jetzt zweiundsechzigjährigen Freundes, und in seinem Innern regte sich die Furcht, solche schreckliche Erfahrungen könnten das alte Uebel wieder aufwühlen; aber er hatte Mr. Manette nie so gesehen, wie jetzt, nie denselben in seinem gegenwärtigen Charakter erkannt. Jetzt zum erstenmal fühlte der Doktor, daß sein früheres Leiden ihm Kraft und Macht verlieh; zum erstenmal fühlte er, daß, er in jenem scharfen Feuer langsam das Eisen geschmiedet, mit welchem er die Tür zu dem Gefängnis des Gatten seiner Tochter erbrechen und ihn in Freiheit setzen konnte. „Alles hat sich zum Besten gefügt, mein Freund, und nichts ist umsonst zu verloren und gewesen. Wie mein geliebtes Kind dazu behilflich war, mich mir selbst zurückzugeben, so wil ich mich jetzt bemühen, ihr den teuersten Teil ihres Ichs wieder zu verschaffen, und unter Gottes Beistand wird es mir gelingen!“ So Doktor Manette. Und Jarvis Lorry mußte ihm wohl glauben, wenn er die leuchtenden Augen, das entschlossene Gesicht, den ruhigen Blick und die kräftige Haltung des Mannes betrachsete, dessen Leben ihm stets in dem Lichte eines Uhrwerkes vorgekommen war. das man für eine lange Reihe von Jahren gestellt hatte, obschon es, nun es wieder im Gange war, durch verstärkte Energie für den langen Schlummer seiner Kräfte Ersatz leistete. Selbst größere Kämpfe, als der Doktor damals zu bestehen hatte, würden sich an der Festigkeit seines Willens gebrochen haben. Von seiner Stellung als Arzt Gebrauch machend, dem seine Pflicht auferlegte, mit Menschen aller Art, Gefangenen und Freien, Reichen und Armen, Guten und Bösen zu verkehren, wußte er seinen persönlichen Einfluß so weise zu benützen, daß er bald zum Inspektionsarzt von drei Gefängnissen, darunter la Force, ernannt wurde. Er konnte nun Lucie die Versicherung geben, daß ihr Gatte sich nicht mehr in Einzelhaft, sondern unter den übrigen Gefangenen befand; er sah Charles alle Wochen und konnte ihr Liebesbotschaften von seinen eigenen Lippen bringen; bisweilen wußte letzterer sogar ihr ein Briefchen zuzustellen, obschon nie durch des Doktors Hand; aber sie durfte ihm nicht darauf antworten, denn der unsinnige Wahn sein müssen, daß die heutige Mehrheit in der Sozialdemokratie zur Minderheit geworden ist. Denn daß die heutige Minderheit, die Leute um Ledebour, Haase, Dittmann sich jemals einem Beschluß der Anhänger von Scheidemann und Ebert fügen werden, darf wohl als ausgeschlossen gelien. Preissturz im— Kettenhandel. Aus Oberschlesien wird geschrieben: Als Folge der deutsch=russischen Friedensverhandlungen in Brest=Litowsk macht sich, wie schon kurz berichtet, sowohl in Polen als auch in Oberschlesien ein bedeutendes Sinken der Preise für Waren aller Art bemerkbar, die im Kettenhandel eine große Rolle spielen. In Warschau taucht bereits wieder gute Schokolade auf die in letzter Zeit nahezu überhaupt nicht mehr zu sehen war und im Kilo 170 deutsche Reichsmark wertete. Jetzt wird die gleiche Menge schon für 100 M. angeboten. Das gleiche ist bei den Sardinen der Fall, da man fürchtet, daß alsbald nach Friedensschluß Rußland die sogenannten russischen Sardinen wieder in Mengen auf den Markt bringen wird. Mehl ist an der oberschlesisch polnischen Grenze im Preise um 200 Prozent gesunken, Wurst imm Preise um 2 Mark das Kilo billiger. Auch bei Pelzwerk ist ein Preisrückgang von rund 200 Prozent festzustellen. Dieser Rückschlag in Polen wirft naturlich auch seine Schatten nach Oberschlesien. Fieberhaft sind die geheimen Händler bestrebt, größere Bestände ihrer Waren zu veräußern. Das Groß Maschinengarn auf der Holzrolle zu 1000 Dards koftete sowohl schwarz wie weiß noch vor einem Monat 1440 Mark, jetzt ist es schwer, einen Käufer für 1000 Mark zu finden. Schuhsenkel gingen mit 800 Mark das Groß fort, jetzt aber werden für 500 Mark noch Käufer gesucht. Seise wurde Anfang Dezember mit 70 bis 90 Mark von Hand zu Hand gegeben, jetzt ist man schon um 20 Prozent darin billiger geworden. Auch der Kettenhandel in Nahrungsmitteln mit Dauerware liegt merkwürdig still. Ein Zwischenfall. Die Regierung der Bolschewiki in St. Petersburg hat beantragt, die Verhandlungen von Brest=Litowsk nach einem Ort des neutralen Auslands etwa nach Stockholm zu verlegen. Es liegt nahe, hier an einen Erfolg der Treibereien des Verbandes, besonders Englands und Amerikas, zu glauben, deren Vertreter ja noch immer in der russischen Hauptstadt weilen und noch volle Bewegungsfreiheit genießen, trotzdem die Blätter ihrer Regierungen die Bolschewiki noch immer als eine Bande verräterischer Verbrecher bezeichnet und behandelt. Die Vertreter der Angelsachsen haben sich gehütet, die Verbindungen mit der jetzigen Regierung vollständig abzubrechen. Die Amerikaner haben sie überhaupt keinen Augenblick aufgegeben und die Engländer fanden sich auch alsbald wieder ein, als sie einsahen, daß ihre Unternehmungen gegen die Bolschewiki vorläufig noch aussichtslos waren. Trotzki hat ihnen deutlich zu verstehen gegeben, er werde sie wie Privatleute behandeln, wenn sie sich weiter an Unternehmungen seiner Regierung beteiligten. Aber er hat sie noch nicht, wozu er wohl auf Grund vorliegender Beweise berechtigt gewesen wäre, aus dem Lande entfernt, vermutlich nur, um sich auf sie stützen zu können, wenn er bei seinen Verhandlungen mit den Mittelmächten irgendetwas durchzudrücken beabsichtigt. Was augenblicklich der Fall zu ein scheint. Natürlich werden auch bei uns Stimmen laut werden, die der russischen Forderung zustimmen. Sie werden sich darauf stützen, daß die deutsche Regierung ja auch keine Einwendungen gegen die Beratungen der Sozialisten in Stockholm erhoben, den deutschen Vertretern sogar die Pässe nach dort ausgestellt habe. Sie werden aber dabei wohlweislich mancherlei verschweigen. Vor allem einmal, wie es augenblicklich in Stockholm aussieht, wo unser„Freund“ Branting ein Ministerstühlchen eingenommen und anscheinend einen bedeutenden Einfluß auf die gegenwärtige Regierung besitzt. Das heutige Stockholm ist schon nicht mehr das Stockholm der Sozialisten=Tagung, als dort noch eine wirklich neutrale Regierung waltete, die durch die Machenschaften der Verbändler entfernt worden ist. Das heutige Stockholm ist das Stockholm des deutschfeindlichen Auslandes, das alles aufbieten wird, die Verhandlungen zwischen Rußland und den Mittelmächten zu bespitzeln, zu vergiften und wenn möglich auseinanderzubringen. Es ist das Stockholm unserer Unabhängigen Sozialisten, unserer Haase, Bernstein, Ledebour und Dittmann, die, im Verein mit Branting und den andern deutschfeindlichen Sozialisten, alles aufgeboten haben, die Mittelmächte ins Unrecht zu setzen und ihre früheren Gesinnungsgenossen Scheidemann und David unmöglich zu machen. Stockholm hatte alles vorbereitet, ein„Strafgericht" an Deutschland zu vollziehen. Deutschland war, dank der Bemühungen unserer Unabhängigen Sozialisten und ihres Herzensbruders Branting schon gerichtet, bevor noch irgendeiner gesprochen hatte. Und wenn dieses sozialistische Strafgericht nicht vollzogen werden konnte, dann lag das nicht an den Drahtziehern der Stockholmer Tagung, sondern lediglich an der Dummheit der Verbandsleiter, die fürchteten, ihre Sozialisten könnten in Stockholm durch Scheidemann und David die Wahrheit erfahren. Was in Stockholm getrieben worden ist, wird wohl auch noch einmal mit der wünschenswerten Offenheit enthüllt werden, wenn unsere Mehrheitssozialisten endlich begriffen haben werden, daß die Haase und Ledebour keine Schonung mehr verdienen. Das ist das Stockholm, das die deutsche Regierung ablehnen mußte, wollte sie nicht das ganze Friedenswerk im Osten, das so verheißungsvoll begonnen, gefährden. Hierzu kommt allerdings auch, daß die russische Regierung neuerdings auf einer Forderung bestehen zu wollen scheint, die wir unmöglich gewähren können. Die russische Regierung, die bei uns ein übergroßes Entgegenkommen gefunden, hofft wahrscheinlich, in Stockholm auch diese Forderung durchsetzen zu können. Unsere Friedensunterhändler aber sind angewiesen, diese Forderungen abzulehnen. Und wir können wohl in aller Ruhe abwarten, was sich hieraus weiter entwickeln wird. Die Forderungen der Petersburger Regierung aber beziehen sich, wie der Reichskanzler in der Sitzung des Hauptausschusses des Reichstages mitteilte, auf die Art der Räumung der besetzten Gebiete und den Zeitpunkt der Volksabstimmung über die Zugehörigkeit und den Anschluß dieser Landesteile.„In der russischen Presse wird uns insinuiert“, wie der Reichskanzler hinzufügte, daß wir uns in illoyaler Weise unserer Zusage betreffend das Selbstbestimmungsrecht der Völker entziehen wollen.“ Der Reichskanzler weist diese Unterstellung zurück. Unser Verhalten ist lediglich durch praktische Erwägungen bestimmt. Es wäre falsch, den Zwischenfell zu unterschätzen. Möglich, daß es sich nur um einen Versuch der russischen Regierung handelt, den Mittelmächten weitere Früchte ihrer Siege zu entreißen(wer könnte ihnen das verdenken?) Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß die Verbandsvertreter in Petersburg wieder offene Ohren gefunden haben und nun alles aufbieten werden, die Verhandlungen zu sprengen. In beiden Fällen sind wir keineswegs im Nachteil. Die russische Regierung kann nicht übersehen, daß wir uns auf unsere tatsächliche Macht stützen können, während die ihrige zu einer Fortsetzung des Kampfes nicht ausreicht. Zudem sind die Vertreter der Ukraine und anderer um ihrer Unabhängigkeit kämpfenden Völker in BrestLitowsk eingetroffen und zu den Verhandlungen zugelassen; Rußland könnte sehr bald vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Der Verband hat sich noch stets als unzuverlässig erwiesen. Ganz abgesehen davon, daß er auch jetzt noch jede Gelegenheit wahrnehmen wird, die bolschewikische Regierung zu stürzen, die es gewagt hat, sich von seiner Bevormundung zu befreien. Der Friede, der von uns gewünscht wird, ist für Rußland eine Notwendigkeit, um sich wieder aufzurichten. Das Einvernehmen mit den Mittelmächten ermöglicht dem Russenreich die Wieder herstellung in seinem Innern, während es im Bunde mit den Westmächten sich verbluten wird. Sein Urteil liegt klar. Seine gegenwärtigen Machthaber haben nur zu beweisen, ob ste die Lage, wie bisher, auch weiter klar überblicken und beherrschen werden. Für uns besteht kein Zweifel, was zu geschehen hat und geschehen wird, wenn sich die Verhandlungen, gleichviel durch wessen Schuld, zerschlagen follten. Was wir aber immer noch nicht glauben. Die endgiltige Entscheidung wird im Westen gesucht und gefunden werden. Das wissen die Verbandsleiter auch. Daher auch ihr Bemühen, uns allerwärts Schwierigkeiten zu bereiten. Die uns aber nicht abhalten werden, dort die Schläge zu führen, die nötib sind, um endlich zu Ende zu kommen. Politische Scheinwendungen. Irgend jemand behauptet, die Konservativen dürften nicht„im Namen des Volkes“ sprechen oder die Sozialdemokratie„terrorisiere" die Massen. Welchen Sinn haben solche Wendungen eigent lich? Man braucht sie nur aus der Nähe anzusehen, um sich zu sagen: gar keinen, denn bei „im Namen“ und bei„Volk“ kann sich jeder was anderes denken und bei„terrorisieren“, ebenso. Aber nun kommt die Gegenphrase: auf jene Behauptung hin erklimmt ein Vertreter der Betroffenen das Redepult und„weist" die Behauptung „zurück". Solche„Zurückweisungen“ werden je nach der Schwere des Falles, das heißt: je nach Grad und Farbe des Affekts, den man der Hörerschaft offerieren zu sollen meint, verabreicht„mit Entschiedenheit",„mit Entrüstung",„mit tiefster Entrüstung" oder„mit Verachtung". Derlei ist im politischen Leben so häufig, daß man kaum mehr die Hohlheit solcher Scheinredereien wahrnimmt, so sehr sind wir an sie gewöhnt. Wir sollten sie aber wahrnehmen und den einen wie den anderen sagen: gebt Gedanken, wenn's beliebt, nicht Worte! Der deutsche Kleinhandel nimmt durch seine Verbände in der Fachpresse und in Eingaben an Regierung und Volksvertretung nachdrücklich gegen Pläne Stellung, die beabsichtigen, zur Nutzbarmachung der privaten Hilfe zugunsten der Kriegsinvalidenfürsorge den Kleinhandelsstand mit einer geradezu riesenhaften Steue rzu belasten. Unter dem Namen „Reichswohlfahrtsgesellschaft“, hat sich ein auch aus Vertretern des Großbankwesens zusammengesetztes Konsortium zusammengesunken, welches das deutsche Ladengeschäftsleben veranlassen will, sich zur Ausgabe von Prämienmarken auf alle Einkäufe an die Kundschaft zu verpflichten. Die Käufer sollen nach Sammlung der Prämien= scheine bis zu einer gewissen Werthöhe berechtigt ein, an einer Lotterie teilzunehmen. Nach den Berechnungen der Gründer hofft man, auf diese Weise vom deutschen Kleinhandel jährlich 750 Millionen Mark an Opfern herauszuholen, von denen man 375 Millionen Mark für Kriegswohlfahrtszwecke und 337500000 Mark für die Lotterie verwenden will. 37500000 Mark sollen allein durch die Verwaltung verschlungen werden. Abgesehen davon, daß die praktische Durchführbarkeit des Planes auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen würde, und daß die Zahlen als recht willkürlich angenommen erscheinen, muß der deutsche Kleinhandel mit aller Entschiedenheit dagegen auftreten, daß ihm einseitig und obendrein in seiner schwersten Zeit eine solche furchtbare Belastung zugemutet werde. Gewiß hat auch der Kaufmann und Gewerbetreibende ebenso wie jeder andere Staatsbürger Herz und Sinn für ausreichende Versorgung unserer Kriegsinvaliden, denen ihr Eintreten für das Vaterland dauernden Verlust an ihrer Gesundheit brachte, aber wirkliche Hilfe kann hier nur der Staat gewährleisten, der die Steuerkraft aller seiner Bürger hierfür anzuspannen hat. Der Kleinhandel ist an der Grenze seines Könnens angelangt, man nimmt ihm aber auch noch den guten Willen, wenn man ihn mit Plänen bedroht, die ihm einseitig weitere unerträgliche Lasten aufbürden müßten. Aus diesen Erwägungen ist zu erwarten, daß die Regierung die Genehmigung zur Veranstaltung der Reichswohlfahrtslotterie nicht geben wird. Neue Bücher. Die Oden des Horaz. In deutscher Sprache von Vincenz von Hundhausen. Verlegt bei Wilhelm Borngräber in Berlin. Preis für das gebundene Buch 3.50 Mark. Ich glaube, es ist hier zum ersten Mal in Deutschland eine Horaz=Übertragung gegeben worden, die beste Aussicht hat, volkstümlich zu werden und den römischen Dichter, der in jenem Volke, das seine ganze Kunst vom ewigen Hellas borgte wie der Mond sein Licht von der Sonne nimmt, noch die echtesten, lebensnächsten Verse schrieb, bei uns einzubürgern. Die Umbiegung des starren metrischen Prinzips der Antike in deutsche fließende Rhythmen und Kadenzen ist Hundhausen— das muß ihm zuvorderst eingeräumt werden— in hervorragendem Maße gelungen. Und die klingenden, gereimten Verschlüsse bringen diese Strophen der deutschen Lyrik noch näher. Dabei wäre es ungerechtfertigt, zu sagen, er tue dem Gesicht des alten Horaz mit der hellen, bekränzten Stirne und dem von Liebeslust und trunkener Daseinsfreude überströmenden Mund sonderlichen Zwang an. Auch da, wo der feierliche Römer die Stirn in Falten zieht, in mahnender Geste von des Vaterlandes Not spricht und zur Wandlung aufrust— kurz: den politischen Dichter(der langsam auch bei uns wieder zu Ehren kommt.. aber, man glaube, beim Dionysos, nicht, ich rede hier von den öden, hohlpathetischen Kriegsbarditen!) hat Hundhausen uns trefflich verdolmetscht. Die Art der Wiedergabe evolviert eine solche eigenschöpferische Kraft und ein derart subtiles Sprachempfinden, daß man diese Übersetzungen füglich als Nachdichtungen bezeichnen kann, neben denen der gute alte Boß (der in seiner peinlich=metrischen Verdeutschung vielleicht die Hinüberrettung mancher philologischen Exaktheiten vor diesem Buche voraus hat) wie ein verknöcherter, holpriger, bakelschwingender Traktator sich ausnimmt. C. M. Weber. glaube an Gefängniskomplotte zielte besonders auf jene Emigranten ab, von denen wußte man, daß sie im Ausland gewonnen oder dauernde Verbindungen eingegangen waren. Das neue Leben des Doktors war ohne Zweifel ein sorgenvolles aber der schlaue Mr. Lorry bemerkte bald, daß ihm dabei ein gewisser Stolz zur Stütze diente. Es war ein natürlicher ein ehrenwerter Stolz, frei von allem Ungehörigen: aber doch kam er ihm als eine Merkwürdigkeit vor. Der Doktor wußte, daß die Tochter und der Freund mit seiner Gefangenschaft bisher stets das Bild seiner geistigen Verwirrung, seiner Ent behrungen und seiner Schwäche in Verbindung gebracht hatten. Nun dies anders war und er sich um seiner alten Prüfungen willen mit Kräften bekleidet sah, von denen sich beide die endliche Bergung und Befreiung Darnay's versprachen fühlte er sich durch den Wechsel so gehoben, daß er die Leitung von allem übernahm und von ihnen den Schwachen, verlangen konnte ihm dem Starken zu vertrauen. Das Verhältnis zwischen ihm und Lucie hatte sich umgekehrt, jedoch nur wie dies ungeschadet der innigsten Dankbarkeit geschehen konnte: denn sein höchstes Glück befand darin, ihr, die ihm so viel geopfert hatte, einige Dienste zu leisten.„Ganz merkwürdig anzusehen, dachte Mr. Lorry in seiner gemütlich schlauen Weise, „aber ganz natürlich und in der Ordnung. So nimm nur das Steuer, mein lieber Freund, und halt' es fest; es könnte in keinen besseren Händen 0 Aber obgleich sich der Doktor unablässig alle Mühe gab, die Besreiung von Charles Darnay durchzusetzen oder es wenigstens dahin zu bringen das er vor Gericht gestellt wurde, war doch die Flucht der Zeit zu schnell und mächttg für ihn. Die neue Aero begann. Der König wurde getichtet, verurteilt und enthauptet, die Republik mit dem Wahlspruch Freiheit, Gleichheit, Brudertum oder Tod erklärte sich für einen Kampf auf Leben und Tod gegen die Waffen einer ganzen Welt; das schwarze Banner flatterte Tag und Nacht über den hohen Türmen von NotreDame; dreimalhunderttausend Mann, die gegen die Tyrannen der Erde aufgeboten waren, erhoben sich aus den verschiedenen Teilen Frankreichs, als seien überall mit breiten Würfen die Drachenzähne gesät worden und gleich gut gediehen auf dem Berge und in der Ebene, Felsstein, Alluvialschlamm, unter dem klaren Himmel des Südens wie unter den Wolken des Nordens, in Feld und Wald, in Weinbergen und Oelgärten, unter dem gemähten Gras und den Stoppeln des Ackers, die furchtbaren Ufer der breiten Flüsse entlang und im Sande der Meeresküste. Welche Einzeln sorge konnte etwas ausrichten gegen die Ueber schwemmung des Jahres Eins der Freiheit— gegen eine Ueberschwemmung, die aus den Tiefen emporstieg, nicht von oben her kam, und sich nicht wieder zerteilte, als sich die Fenster des Himmels schlossen. Da war kein Halten, kein Friede, kein Zwischenraum der Ruhe, kein Zeitmaß. Obgleich Tag und Nacht so regelmäßig einander folgten wie in der Jugend der Zeit, als es Abend und und Morgen ward, der erste Tag, gab es doch kein anderes Zählen. Der Anhaltpunkt war in dem tobenden Fieber eines Kranken. Jetzt zeigte die unatürliche Stille einer ganzen Stadt unterbrechend, der dem Volke den Kopf eines Königs — und jetzt(es schien fast in demselben Atem zu geschehen) das Haupt seiner schönen Witwe das in acht langen Monaten der Gefangenschaft und des Elends Zeit gehabt hatte, grau zu werden.„ Und doch— wie selten macht sich das Gesetz des Widerspruchs in allen solchen Fällen geltend war es eine lange Zeit, die so schnell dahinslammte. Ein revolutionäres Tribunal in der Hauptstadt und vierzig= oder fünfzigtausend revolutionäre Komite's über das ganze Land; ein Gesetz der Verdächtigen, welches mit einem Federzug alle Sicherheit oder Leben austilgte und die Guten und Unschuldigen den Schlechten und Schuldigen überantwortete; Gefängnisse gepfropft voll mit Leuten, die kein Verbrechen begangen hatten, und doch kein Gehör finden konnten dies waren lauter Dinge, die zur Tagesordnung und schon nach einigen Wochen zu selbstverständlichen Bräuchen wurden, als stammten sie aus unvordenklichen Zeiten her Vor allemn aber gewöhnte man sich schnell an eine gräßliche Gestalt so gut, als sei sie schon mit der Schöpfung der Welt in's Dasein getreten— an die Gestalt des scharfen Frauenzimmers Guillotine genannt. Sie war das populäre Thema für Scherze Man nannte sie das beste Mittel gegen Kopfweh ein untrügliches Präservativ gegen das Grauwerden der Haare. Sie verlieh dem Teint eine eigentümliche Zartheit und war das Nationalrasier= messer, das am schärfsten rasierte. Wer die Guillotine küßte, guckte durch das kleine Fenster und nieste in den Sack. Sie war das Zeichen für die Wiedergeburt des Menschengeschlechts und hatte das Kreuz ersetzt Medaillen mit ihrem Bilde wurden auf der Bruft getragen, von der das Kreuz entfernt worden; man beugte sich vor ihr und glaubte an sie, während man von dem Kreuze nichts mehr wissen wollte. Sie schor so viele Köpfe ab, daß sie und der Boden, den sie am meisten befleckten, von moderndem Rot starrte. Man zerlegte sie in Stücke, wie ein Spielzeug für einen jungen Teufel, und setzte sie wieder zusammen, wenn sich Gelegenheit zu ihrem Gebrauche ergab. Sie brachte den Beredten zum Schweigen, schlug den Mächtigen nieder und verichtete die Schönheit und die Tugend. Zweiundzwanzig lebenden und einem Toten hatte sie an einem Morgen in eben so vielen Minuten die Köpfe abgehauen. Der Name des starken Mannes im alten Testament war auf den Hauptwürdenträger übergegangen, der sie spielen ließ; und mit dieser Waffe war er stärker, als sein Namensvetter, und blinder; denn er riß jeden Tag die Tore von Gottes eigenem Tempel weg Unter diesen Schrecken und der zu ihnen gehörigen Brut ging der Doktor sicheren Hauptes umher; denn er vertraute seiner Macht, verfolgte behutsam seinen Zweck und zweifelte keinen Angenblick daran, daß es ihm endlich gelingen werde, Lucien's Gatte zu retten. Aber der Strom der Zeit wühlte so schnell und tief und riß die Zeit so ungestüm mit sich fort daß Charles schon ein Jahr und drei Monate im Gefängnis gelegen hatte, ohne daß der Doktor sich in seinem zuversichlichen Vertrauen beirren ließ. In jenem Dezembermonat war die Revolution um so viel schändlicher und unsinniger geworden, daß die lüsse des Südens anschwollen von den Leichen der gewaltsam Ertränkten und die Gefangenen in Reihen und Vierecken niedergeschossen wurden unter der südlichen Wintersonne. Gleichwohl ging der Doktor sicheren Hauptes unter dem Schrecken umher. Niemand war zu jener Zeit besser in Paris bekannt, als er; und niemand befand sich in einer befremdlicheren Lage. Still, menschenfreundlich, unentbehrlich im Spital und im Gefängnis und seine Kunst mit gleichem Eifer übend an dem Meuchelmörder und dem Opfer, nahm eine Ausnahmsstellung ein. Wo es es die Anwendung seiner Geschicklichkeit galt, schied ihn das Aussehen und die Geschichte des Bastillegefangenen von allen anderen Menschen aus. Er wurde eben so wenig beargewöhnt oder verzweifelt, als Das Kunstblatt. Eine Monatsschrift. Herausgeber: Pau! Westheim. Bezugspreis im Vierteljahr 6 Mk.; das Einzelheft kostet 2½ Mk. Verlag von Gustav Kiepenheuer, Weimar. Es fehlte uns lange genug an einer Zeitschrift, die, unbeengt von einer schablonenhafthistorischen Blickeinstellung, das in vieler Hinsicht problematische Werk unserer jüngsten, ungestüm vorwärtsdrängenden bildenden Kunst in den Kreis ihrer Betrachtung gezogen hätte, dabei nur von der Direktive ausgehend, daß eine ernste Schöpfung sich durch sich selbst rechtfertigt, ohne Relationen jeglicher Art. Das„Kunstblatt“ ist m. W. das bisher einzige Unternehmen großen Stils, das diese empfindliche Lücke ausfüllt. Es gibt uns in einer Reihe trefflicher, instruktiver Aufsätze und Bildbeigaben, die jene mannigfachen Fragestellungen der Malerei, Graphik und Plastik, sowie das Werk starker Einzelpersönlichkeiten beleuchten, Aufschluß über die künstlerische Physiognomie unserer Zeit und zeigt so in einer gewissen deduktiven Synthese die Grundströmungen und=strebungen auf, die den heutiger schöpferischer Produktion eigentümlichen starken Ausdruckswillen manifestieren. Zumal die Arbeiten des Herausgebers, die keinerlei äußerlichen(also etwa kunst geschichtlichen) Maßstäbe an das Werk, um das es sich jeweils handelt, herantragen, sondern es von innen her, gleichsam explosiv, behandeln, wirken sehr in diesem erzieherischen Sinne. Immer wieder wird betont— was so sehr nottut—, nicht auf kritisch=zerlegende Analyse kommt es bei der Stellungnahme zu einer formgewordenen Idee an und erst recht nicht auf die banale, gemeinplätzige Begriffsklauberei„schön" und„häßlich“, sondern auf die Erkenntnis des einer Kunstschöpfung innewohnenden Lebens, auf das Sichtbarwerden des inneren, ordnenden Gesetzes, auf dem das Werk sich aufbaut.— Die Ausstattung der Hefte in Papier, Druck und Reproduktion ist mustergiltig; zu letzterer indes erscheint eine Klausel am Platze. Ich greife das erste aus den mir vorliegenden Heften heraus, vom Juli: zwei Litografien, ein paar altägyptische Reliefs, ein Sanktpeter vom Dom zu Moissac und die Wiedergabe einer Reihe von Plastiken Barlachs und Lehmbrucks. Alles, besonders die Plastiken, hervorragend das Dargestellte verlebendigend. Aber das vorhergehende Heft z. B. bringt einen Überblick über das Werk Erich Heckels, ein späteres Kokoschka— also Künstler, deren Bilder ganz und nur auf Farbe gestellt sind— in Schwarz=WeißDruck. Entweder also hier farbige Tafeln— oder gar keine; diese Art„Illustrationen“ vermag wirklich nicht annähernd das Wesentliche der behandelten Maler(die textlich zwar ausgezeichnet erläutert werden) auszuschöpfen. Man werde mithin, im illustrativen Teil, nicht auf Kosten der Echtheit ausschweifend(falls man sich nicht zur farbigen Wiedergabe wirklicher Farb=Künstler entschließen will), sondern beschränke sich, bei der Reproduktion der Flächenkunst, mehr auf den Umkreis des Graphischen. Aus den mannigfaltigen Textbeiträgen, die das„Kunstblatt“ innerhalb eines Vierteljahres (Juni—September) brachte, führe ich einige besonders bedeutende an, die zugleich ein gutes Bild dessen geben, was mit diesem Unternehmen gewollt ist: G. F. Hartlaub:„Die Kunst und die neue Gnosis"; Friedrich M. Hübner:„Kraft des Künstlers“; Paul Westheim:„Vom Wesen des plastischen Gestaltens“,„Aktivistische Malerei“: P. E. Küppers: „Kunstauffassung und Weltgefühl“; Max Raphaal: „Das moderne Museum“; Hans Hildebrandt: „Das Monumentalgemälde“. Daß in der„Umschau“ jedes Heftes auch Erzeugnisse der zeitgenössischen Literatur gewürdigt werden(und zumeist sehr tiefschürfend gewürdigt werden) beweist, daß man sich durchaus bewußt ist, jenen starken Ausdruckswillen, von dem ich vorhin als dem Hauptelement und dem Agens des Schöpferischen unserer Tage sprach, nicht nur in der eigentlichen bildenden Kunst zu finden, sondern auch die Wandlung der Wortkunst von der Reportage zur Expression, deutlicher: vom Beschaulichen zum Aktivistischen anerkennt. C. M. Weber. Nächste Woche beseiniceer Frehung! Grnie Kölner Lotterie zum Baue eines Lehref-Erholungsheims in der Rheinprovinz. 7196 Gewinne der 2. Lotterie im Gesamtwerte von Mart 180000 75000 50000 Zosos G0Uc Tas FIEHFEN Loss zu 2 Nk., 11 Lose 20 Mk. Porto u. Liste 35 Plg. extra, emplichlt und versendet such unter Nachrahme AmienEsink, Köin a. Rh. Lose zu haben In allen" durch Plekate erkenntl. Verkautestellen. Blerhaus zum Bären ne. HEINR ICH KNEBEI, Achorstrasse = Prachtvelles neues Orchestrion Prima belles und dunkles Exportbier Pachorrürän.:Kölsch dircht vom P.### Sangeh yade Oangolist, zwischen Bahnhol u. Münster 9 Bier— Café— Wein Vorzügliche Küche Familien-Café I. Stock 88 Damen-Bilard, Gesellschattsrännt. 70 2 2 * 2 SO □0 Für Gastwirte! Die Bekanutmachung über Gasthauswäsche, von der ein Abdruck in jedem Gastraum aushängen muß, ist zu haben in der Druckerei des „Volksmund.“ Jieischperkauf am Sohnabend auf Die Reichstleischkarte. 1. Rindfleisch das Pfund zu 2.30 Mark. 2. Leberwurst„„„ 1.60„ 3. Blutwurst„„„ 1.20„ In diesen Preisen sind die Kosten für die Zustellung nicht enthalten. Auf die einzelnen Abschnitte der Reichsfleischkarte entfällt eine Höchstmenge an Fleisch mit eingewachsenen Knochen sowie an Blut= und Leberwurst von je 35 Gramm. Die Abgale von Fleisch ohne Knochen ist verboten. Auf den Kopf der Versorgungsberechtigten werden 150 Gramm Fleisch verausgabt. Bonn, den 4. Januar 1918. Der Oberbürgermeister. I. V.: Piehl. bebensmittelverkauf In der Woche vom 7. Jan. bis 13. Jan. 1918 dürfen in denjenigen Geschäften, die als Verkaufsstellen städtischer Lebensmittel bezeichnet sind, abgegeben werden: Die Dichtung heißt eine neue Publikation, die Wolf Przygode in einem jungen Münchener Verlage herausgibt. Wichtige Werke heutiger Dichtkunst sollen hier, nach der soeben ausgegebenen Subskriptions=Einladung, zu höherer Einheit zusammengefaßt werden. Das erste Buch der Jahresfolge 1918, das in den nächsten Wochen erscheinen soll, wird an neuen Arbeiten u. a. epische Prosa von Heinrich Mann und Max Herrmann, Gedichte von Hofmannsthal, Borchardt, Rikke, Hatfeld, Blaß, Gumpert und Kasack, sowie ein Drama von Georg Kaiser enthalten. In den drei weiteren Büchern dieser Folge werden Leopold Andrian, Lothar Treuge, Paris von Gütersloh, Hans Johst, Paul Kornfeld, Oskar Loerke, Leonhard Frank, Gottfried Benn und andere mit größeren Arbeiten vertreten sein. Ein im Rahmen der Dichtung geplantes Buch der Toten soll bezeichnende Stücke aus den Nachlässen gefallener Dichter, wie Stadler, Trakl, Sack, Lichtenstein, vereinigen. sei er in der Tat vor achtzehn Jahren wirklich vom Tode erweckt worden oder als wandle er als ein Geist unter den Sterblichen. Fortsetzung folgt. Sonntag, den 6. Januar 1918 nachmittags 3 Uar Im VSlkshlaus BONN, Sandkaule 13 Grosse ColkrVersammung Thema: Der Kampf um den Frieden und das Redner: Herr Landtagsabgeordneter Hänisch-Berlin. Freie Aussprache für Jedermann. Zu dieser Versammlung ist die gesamte Bürserschaft von Bonn und Umgesend, Männer wie Frauen, höfl. eingeladen. Sozialdemokratische Partei Bonn-Rheinbach. Die Kosten für Zustellung ins Haus sind in den Preisen nicht einbegriffen. Überschreitungen der Preise werde ich auf Grund der Bundesratsverordnung gegen übermäßige Preissteigerung vom 23. Juli 1916 (R. G. Bl. S. 764) verfolgen. Bonn, den 4. Januar 1918. Der Oberbürgermeister I. V. Piehl. Veranntmachung. Gemäß§ 25 der deutschen Wehrordnung werden alle militärpflichtigen jungen Leute, welche sich im Stadtkreise Bonn aufhalten aufgefordert, sich in der Zeit vom 2. bis 15. Januar 1918 zur Stammrolle anzumelden. Die Entgegennahme der Anmeldung erfolgt im hiesigen Militärbüro, Rathausgasse 26. Wochentags zwischen 9 und 12 Uhr vormittags und 4 bis 6 Uhr nachmittags. Zu melden haben sich: 1.) Diejenigen Personen, welche im Jahre 1898 geboren und noch nicht eingestellt sind. Ferner diejenigen 1898 geborenen Personen, die bei einer Landsturmmusterung die Entscheidung„kriegsunbrauchbar“ erhalten haben; 2.) Die in den Jahren 1896 und 1897 Geborenen; 3.) Die 1895 und in früheren Jahren Geborenen; bezüglich deren eine endgültige Entscheidung über die Dienstpflicht noch nicht erfolgt ist. Bei der Anmeldung ist von den im Jahre 1898 außerhalb Bonn's geborenen Militärpflichtigen der Geburtsschein, von den Militärpflichtigen der älteren Jahrgänge der Musterungsausweis vorzulegen. Bei vorübergehender Abwesenheit oder Krankheit, haben die Eltern, Vormünder, Lehr=, Brot= oder Fabrikherrn die Pflicht die Anmeldung zu bewirken. 4 Alle im Stadtkreise Bonn sich aufhaulenven Wehrpflichtigen, die in der Zeit vom 1. Januar 1900 bis einschließlich 31. Dezember 1900 geboren sind und sich bisher noch nicht zur Landsturmrolle angemeldet haben, werden aufgefordert, sich bis 5. Januar 1918 im hiesigen Militärbüro, Rathausgasse 26, Zimmer 1, zu melden. Geburtsschein ist mitzubringen. Wer der Meldepflicht nicht nachkommt, wird nach den Militär= gesetzen bestraft. Bonn, den 24. Dezember 1917. Der Oberbürgermeister. I. V.: Schulte. Samstag, den 12. Januar 1918, abends 6½ Uhr im Bonner Stadttheater F• MOREeRT Richard Wagner-, Richard Strauss-Abend mit srossem Orchester. Solisten: Heinrich Knote Königl. Bayr. Kammersänger(Tenor) München Leitung: Heinrich Sauer, Königl. Musikdirektor und städt. Kapellmeister. I. Riohard Strauss: Don Juan, Tondichtung(nach Nikolaus Lenau) für grosses Orchester Op 20 2. a). Walther von der Meisterzunft(Am stillen Herd) b)] Walthers Preislied aus der Oper, Die Meistersinger von Nürnberg“ 3 Waldweben a. d. Musikdrama„Siegfried“ Richard" Pause. 4. a) Wagner Monolog a. d. Musikdrama„Die Walküre“ (Ein Schwert überliess mir der Vater) b)] Siegtrieds Tod und Trauermarsch a. d. Musikdrama„Götterdämmerung“ 5. Grals-Erzählung a. d. Oper„Lohengrin“. 6. Riohard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche. Nach alter Schelmenweise- in Rondeauform- für grosses Orchester Preise der Plätze für ein Konzert(einschliesslich Karlensteuer) 1. Rang und 1. Sperrsitz M. 4.40, 2. Sperrsitz und Fremdenloge M. 3.30, 2. Rang M. 2.20, Parterre M. 1.10 Galerie 0.80. Der Vorverkauf findet bei der städtischen Thealerkasse, Poststrasse 27 — Fernsprecher 4950— vom 31. Dezember ab täglich von 10—1 und 3 bis 5 Uhr stat“. Reinigung der Straßen von Schnee und Eis. Nach den Bestimmungen der Regierungs=Wegepolizei=Verordnung vom 27. Oktober 1909 und der örtlichen Pol.=V. v. 27. Juni 1914 sind die Eigentümer oder Nutznießer der angrenzenden Grundstücke bezw. die Mieter des Erdgeschosses des Vorderhauses zur Reinigung der öffentlichen Straßen und Plätze einschließlich Schrittwege verpflichtet. Dazu gehört also auch die Reinigung von Schnee und Eis. In vielen Fällen kommen die hierzu Verpflichteten diesen Vorschriften jedoch nicht nach. Dadurch ist die Abfuhr der Güter von den Bahnhöfen bei der durch mangelhafte Fütterung stark geminderten Leistungsfähigkeit der Pferde besonders erschwert und gefährdet. Auch werden Entlade= und Abfuhrschwierigkeiten auf den Bahnhöfen und damit betriebliche Schwierigkeiten bei der Eisenbahn hervorgerufen. Das muß im vaterländischen Interesse vermieden werden. Es ist daher unbedingt notwendig, daß die Straßen und insbesondere die Fahrdämme in gutem Reinigungszustande erhalten werden. Der Schnee muß mit größter Beschleunigung entfernt werden und bei Glatteis ist mit abstumpfenden Stoffen zu streuen. Ich fordere hiermit alle Verpflichteten erneut auf, das Erforderliche auszuführen, sonst wird mit schärfsten Strafen vorgegangen. Jeder einsichtige Bürger bedenke, daß im Kriege Ordnung mehr denn je notwendig ist. Bonn, den 4. Januar 1918. Die Ortspolizei=Behörde. Der Oberbürgermeister. I. B.: Piehl. von Schweinen. 0 4. Per Abschl=chtun; über das Verhalten bei Fliegerangriffen genauestens ven. Auschithtahg zeachten. Es it burchaus Warongezeichen bei einem Fliegerangriff auf der Straße bleibt. Vielmehr gehört ein großes Maß von Leichtsinn dazu. Mit Recht hat es denn auch die Staatsbehörde abgelehnt, solchen Personen, die durch Nichtachten der Vorsichtsmaßnahmen von feindlichen Fliegern getroffen werden, irgendwelche Entschädigung jetzt oder später zu gewähren. Auch die Abblendung und Verdunkelung der Wohnungen und Geschäftsräume nach Eintritt der Dunkelheit wird noch immer nicht vorschriftsmäßig durchgeführt. Die Bevölkerung wird daher erneut ermahnt, diese Vorschriften aufs Genaueste zu befolgen, da nach der nunmehr gültigen militärischen Verordnung keine polizeilichen Strafverfügungen mehr erlassen werden können, sondern sämtliche Übertretungen sofort durch das außerordentliche Kriegsgericht abgeurteilt und in der Regel mit Gefängnis und nur beim Vorliegen mildernder Umstände mit Haft bezw. Geldstrafe belegt werden. Das Verdienstkrenuz für Kriegshilfe wurde Frau Geheimrat Professor Dr. Ribbert und Fräulein Oberlehrerin a. D. Hedwig Reinbrecht verliehen. Beide Damen haben sich im Alle Schweine, soweit sie nicht Zuchtschweine sind, deren Durchhaltung mit erlaubten Futtermitteln einwandfrei gewährleistet ist, müssen alsbald abgeschlachtet werden. Zu dieser Anordnung zwingen schwerwiegende Erwägungen auf dem Gesamternährungsgebiete; ihre Durchführung soll während eines bis zum 15. Januar reichenden Übergangszeitraums erleichtert werden, während nach diesem Zeitpunkte unbekümmert um wirtschaftliche Benachteiligung des Einzelnen Zwangsmaßnahmen zur Anwendung kommen. Bis zum 15. Januar 1918 gilt folgendes: 1. Für Ferkel im Lebendgewicht bis zu 15 kg einschließlich gilt ein Stallhöchstpreis von M. 1.60 (Eine Mark sechzig Pfg.) je Pfund Lebendgewicht. Der Ankauf ist Privatpersonen und Händlern, auch wenn diese nicht Mitglieder des Rhein. Viehhandels=Verbandes sind, gestattet. Dasselbe gilt von der Abschlachtung. Soweit örtliche Bestimmungen über die Abschlachtung der Ferkel bestehen, müssen diese zwar beachtet werden. Die Bestimmungen werden aber nirgends dazu führen, die Abschlachtung zu verhindern. Auch der Ausfuhr der Ferkel aus einem Kreise werden Schwierigkeiten nicht bereitet. Allerdings muß die Genehmigung bei der Kreisbehörde beantragt werden. Das Fleisch wird auf die Fleischkarte nicht angerechnet. Die Vertrauensleute des Rhein. ViehhandelsVerbandes nehmen Ferkel zum Höchstpreise ab. Verbandsmitgliedern wird eine Stückprovision von M. 5.—(Fünf Mark) gezahlt. 2. Für Schweine im Lebendgewicht über 15 kg wird ein Einheitspreis von M. 78.—(Achtundsiebzig Mark) je 50 kg und außerdem ein Zuschlag bezahlt, der beträgt: im Lebendgewicht bis einschließlich 30 kg (Dreißig kg) Jk. 10.—(achlzehn gen) Vorstande des Nationalen Frauendienstes, in den seit einiger Zeit die Hauswirtschaftliche Kriegshilfe übergegangen ist, hervorragend betätigt. In allen kriegswirtschaftlichen Fragen haben sie in wertvoller Mitarbeit dazu beigetragen, daß der Sinn der Bonner Hausfrauen mehr und mehr für die Opfer und Entbehrungen der Kriegszeit angeregt werde. Viele Sammlungen sind durch ihr verdienstvolles Eintreten zu gutem Erfolge geführt, und in letzter Zrit hat sich namentlich die Gründung der Schuhmacherwerkstätte in der Universität für die ärmere Bevölkerung in hervorragender Weise bewährt. Strümpfe so lange zu tragen, bis sie überhaupt nicht mehr zu gebrauchen sind. Hätte man Stopfwolle, dann könnten kleine Schäden an den Strümpfen bald repariert und die Strümpfe dadurch viel länger getragen werden. Vielleicht nimmt sich die Reichsbekleidungsstelle einmal der Sache an und sorgt dafür, daß die Bevölkerung die nötige Stopfwolle erhält. Der Deutsche Verein für Sanitätshunde hat während des Krieges durch die Ausbildung der Sanitätshunde eine segensreiche Tätigkeit entfaltet. Seit einiger Zeit hat er sich die weitere Aufgabe gestellt, für die im Kriege erblindeten Soldaten Führerhunde auszubilden, um diesen vom Schicksale so schwer Betroffenen die Möglichkeit zu schaffen, auch ohne Hilfe Ihrer Mitmenschen, sich einigermaßen zurechtzufinden. Nachdem die ersten ausgebildeten Kriegsblindenhunde sich ganz vorzüglich bewährt haben, soll nunmehr die Ausbildung solcher Hunde im großen Umfange erfolgen. Diese segensreiche Aufgabe kann jedoch nur mit der Unterstützung weiter Kreise durchgeführt werden, weil die Beschaffung und Ausbildung der Hunde sehr große Aufwendungen erfordern, wozu die Mittel fehlen. Um diese Mittel aufzubringen sollen Wohltätigkeitsveranstaltungen in die Wege geleitet werden, um dem Publikum die Gelegenheit zu geben, dieses Werk der Nächstenliebe zu fördern. Das Königliche Bild= und Filmamt in Berlin hat einen hervorragenden Sanitätshundfilm unter dem Titel:„Dem Licht entgegen“, angefertigt und denselben für diese Wohltätigkeitsveranstaltungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Vorführungen in Bonn sollen voraussichtlich vom 20. bis 25. ds. Mts. in dem Bonner Lichtspielhaus auf dem Markt stattfinden. Unannehmlichkeiten und Störungen in der Versorgung mit sich. Die Lebensmittelkarten sind Wertpapiere und müssen als solche auch behandelt werden. Vor allem darf man sie nicht kleinen Kindern anvertrauen, wenn keine Sicherheit besteht, daß sie ihnen nicht verloren gehen oder gestohlen werden. Kriegsküchen. Speisezettel für die Zeit vom 7. bis 13. Januar 1918. Montag: Gemüsesuppe. Dienstag: Grüne Bohnen mit Kartoffeln. Mittwoch: Möhren mit Kartoffeln Fleischklösen. Donnerstag: Himmel und Erde. Freitag: Klippfisch mit Tunke und Kartoffeln. Samstag: Rüben mit Kartoffeln und Rindfleisch. Sonntag: Krauskohl mit Kartoffeln und Schmorbraten. Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes. Kartoffeln. Von der größten Bedeutung ist es, die in den Haushaltungen eingelagerten Kartoffeln mögKommunale Kriegerheimstätten. am 18.—(Achtzehn Mark) In Hamm in Westsalen wurde nach der von mehr als 30 bis einschließlich 45 kg„Bodenreform“, eine Baugesellschaft für den den Haushaltungen eingelagerten (dreißig bis einschl. fünsundvierzig kg) Kleinwohnnngsbau ins Leben gerufen, die den lichst ohne Verlust zu erhalten. Dies wird nur M. 14.—(Vierzehn Mark).. heimkehrenden Kriegern und den kinderreichen, durch gewissenhafte Beobachtung nachstehender von mitr adls 45 dis einichlehich eo ie miaderbemitelten Hamiken Wohnungen beschafen, Adahruhgrtesfesgh rugsen in rockenen Aissen Gntandnernig bis enscht. setzig be) vil. Die Stadt ist dieser Baugesetlshzezen Die, Hareofeln, 4..0 2l. 10.—(Zehn Mark)....„„. 115000 Mark Kapital beigetreten. Außerdem aber frostsicheren und leichtlustbaren Räumen sorgvon ment als 60 bis einschließlich(0 kg haben mehrere induftrielle wwerke einen Beitrag "s Fr de eite.(von zusammen zuark 20000 geleistet. auf non mehr (sechzig bis einschl. fünfundsiebzig kg.) M. 6.—(Sechs Mark) je Stück. Endlich wird noch, wenn die Verladestelle des Viehhalters weiter als 2 km vom Standorte des Tieres entfernt ist, für die Kosten der Beförderung eine Vergütung gewährt, die für je angefangene 50 kg(Fünfzig kg) Lebendgewicht M. 1.—(eine Mark) nicht übersteigen darf. Die Schweine können an Mitglieder des Viehhandelsverbandes, die im Besitz einer Ausweiskarte sind, veräußert werden, die Verbandsmitglieder sind verpflichtet, die Schweine den Vertrauensleuten ihres Kreises anzumelden und abzuliefern, sie erhalten bei freihändigem Aufkauf eine Stückprovision von M. 5.—(fünf Mark). Nach dem 15. Januar werden die Höchstpreise und die Händlerprovision wesentlich herabgesetzt. Die noch vorhandenen Tiere werden zwangsweise weggenommen. Ferkelfleisch wird auf die Fleischkarte angerechnet. Auch die alsbaldige Vornahme von Hausschlachtungen ist dringend erwünscht und liegt im eigensten Interesse der Tierhalter, denn je geringer das Schlachtgewicht des Schweines ist, umso größer ist die Wochenmenge, die auf die Fleischkarte in Anrechnung kommt. Beim Schlachtgewicht von 50 kg(fünfzig) und weniger werden nämlich 700 Gramm(siebenhundert), von mehr als 50—60 kg(fünfzig bis sechzig) 600 Gramm (sechshundert), von mehr als 60 kg(Sechzig) 500 Gramm(fünfhundert) je Person wöchentlich zur Anrechnung gebracht. Eine ähnliche Vergünstigung tritt ein bei der zwangsweisen Speckund Fettabgabe: Bei einem Schlachtgewicht von 60—70 kg(Sechzig bis siebzig) ist 1 kg(ein kg), von 70—80 kg(siebenzig—achtzig) sind 2 kg (zwei kg) und über 80 kg(achtzig) für weitere angefangene je 10 kg(zehn kg) weitere je 0,5 kg (fünfzehntel kg) abzugeben. Anträgen auf Genehmigung von Hausschlachtungen wird schon jetzt selbst dann stattgegeben, wenn der Selbstversorger noch für längere Zeit aus früheren Hausschlachtungen mit Fleisch versorgt ist. Die Leiter der Kommunalverbände find ermächtigt, Ausnahmen von der dreimonatlichen Haltefrist zuzuen.. Seh: u 4 hem ie. 8-8 Für die Zeit nach dem 15. Januar sind erschwerende Bestimmungen hinsichtlich der Hausschlachtungen zu erwarten. Nach unserer Verordnung vom 31. Oktober 1917 ist der Ankauf von Schweinen zur Weitermast genehmigungspflichtig. Derartige Genehmigungen werden von uns nicht mehr erteilt. Cöln, den 29. Dezember 1917. Kgl. Pr. Provinzialfleischstelle. J. V.: Dr Für die Rheinprovinz Bacmeister, Regierungsrat, Bonner Angelegenheiten. Flieger=Angriff. Beim Flieger=Angriff auf die offene Stadt Mannhein wurde der Verlust von zwei Menschenleben und die Verletzung einiger Personen dadurch hervorgerufen, daß sich die Getöteten und Verletzten nicht in Deckung begaben. Die Bevölkerung daher wiederholt ermahnt, die Vorschriften Grund weiterer Zusagen zum Beitritt, rechnet mau der„Westd. Arbeiterztg.“ zufolge(Nummer vom 16. September) mit einem Gesellschaftskapital von einer halben Million. Dieses Beispiel zeigt von neuem, daß man die Frage der Geldbeschaffung für die Kriegerheimstätten, deren Schwierigkeiten wir gewiß nicht verkennen, auch übertreiben kann. Schüfe ein Kriegerheimstättengesetz bald die zentrale Organisation, dann würde auch die Frage der Geldbeschaffung bald leichter erscheinen, als sie heute sich der tatlosen Betrachtung darstellt. Neues Operetten= Theater. Seitdem das Neue Operettentheater unter der Leitung der Direktion Adalbert Steffter steht, das ist seit 5. Mai 1917, fanden bis 1. Januar 1918 bereits 296 Aufführungen statt. Von den zur Aufführung gelangten Werken erzielte Dreimäderlhaus“ mit 36 Aufführungen die Höchstzahl, dann folgt„Die Csardasfürstin“(17), Cäsar“(16),„Dollarprinzessin“(15), je 14 Aufführungen haben die Operetten„Der Bettelstudent",„Graf von Luxemburg",„Vogelhändler“ zu verzeichnen. Es fanden 56 Nachmittagsvorstellungen statt, Verwundete der hiesigen und auswärtigen Lazarette wurden öfters zum Besuche der Vorstellungen eingeladen. Außerdem wurden unter Leitung und persönlicher Mitwirkung von Herrn Direktor Steffter Vorträge der Mitglieder in hiesigen Lazaretten veranstaltet. Die neue Goldklausel. Von Felix Joseph Klein(Bonn). In feste Schränke und Kasetten habt ihr sie gelegt— die Akten, die vordem euere Schuldner verpflichteten, euer Darlehen in Reichsgoldmünzen zurückzuzahlen. Das Vaterland stellt eine neue Goldklausel auf: Preist mich nicht mit schönen Reden, verkauft mir, durch mich euer Gold, euere Edelstelne und ich verschaffe euch mehr und mehr, wonach ihr begehrt, einen beschleunigten siegreichen Frieden und inzwischen schon, was ihr an Kräftigung bedürft, um bis zu ihm durchzuhalten. Wollt ihr nicht einschlagen in die Hand, die euch solches anbietet? Gold paßt niche zu den Klagen der Entbehrung und des Kleinmuts, bessere Zeiten dagegen können leicht den Goldschmuck entbehren. Strümpfe, aber keine Stopfwolle. In Friedenszeiten war es Sitte, die Strümpfe zu stopfen. Das würden die Hausfrauen jetzt auch sehr gerne tun, aber es fehlt die Stopfwolle. Das Zeug, das man für teures Geld erhält, kann man nicht als Wolle anreden. Der Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen regt deshalb an, nicht nur ganze Strümpfe zu verausgaben, sondern auch in gewissen Zeitabständen, oder auf Bezugsschein auch ein gewisses Quantum Stopfwolle. Für viele Familien ist Stopfwolle sogar notwendiger wie Strümpfe. Sie könnten die alten abgetragenen Strümpfe wieder in Ordnung bringen und dadurch den geringen Bestand an Strümpfen schonen. So aber zwingt man sie, die alten Strümpfe in die Ecke zu werfen und sich neue zu beschaffen, oder aber die fältig gelagert und je nach Bedürfnis. wiederh. verlesen werden. In Fäulnis übergegangene Kartoffeln sind sofort auszulesen, da Fäulnis anDie, Kartofeln dürfen nicht zu hoch geschüttet werden. Eine höhere Aufschüttung als 80 cm ist im allgemeinen von Nachteil. Grundsätzlich zu vermeiden ist die Lagerung der Kartoffeln in Säcken oder geschlossenen Kisten. Die beste Lagertemperatur ist+ 2 bis+ 8 Grad Cels. Längeres Aufbewahren bei Temperaturen unter Null Grad macht die Kartoffeln süß. Bei tieferen Temperaturen von—2 Grad Celsius erfrieren sie. Sind Frostschäden entstanden, so werfe man die Kartoffeln aber nicht weg; denn auch erfrorene Kartoffeln sind eßbar. Man lege die zu Stein erfrorenen Kartoffeln 24 Stunden in Wasser von 10—15 Grad Wärme und koche sie unmittelbar darauf mit der Schale..—en(a schäite Sind die Kartoffeln einmal erfroren, so schütze man sie gegen vorzeitiges Austauen garthöglger oder in der Erde, da wieder aufgetaute Kurcoffeln weniger genießbar sind. Erfrorene Kartoffeln, die an der Luft rasch aufgetaut und weich geworden sind, verwende man als Suppen= oder Breikartoffeln. Auf keinen Fall werfe man sie weg. Süße Kartoffeln verlieren meist den süßen Geschmack in wärmerer Luft von selbst. Auch kann man den Zuckergehalt durch längeres Wässern ausziehen. Ihr Nährwert wird in keiner Weise beeinträchtigt, sie sind völlig unschädlich. Es ist unverantwortliche Verschwendung sie fortzuAlle Haushaltungen werden nochmals darauf hingewiesen, daß ein sparsames Haushalten mit den eingelieferten Kartoffeln dringend geboten ist. Wer seine Kartoffeln vorzeitig verzehrt hat, kann als Ersatz nur Steckrüben bekommen. Dies gilt auch für diejenigen Kartoffelerzeuger, die mit den geernteten Mengen nicht bis zu dem vorgeschriebenen Zeitpunkte ausreichen. Bekleidungsamt. Die Schuhwarenhändler sind nach einer Verfügung der Reichsbekleidungsstelle in Zukunft zur Führung eines Lagerbuches nicht mehr verpflichtet und haben die bisher geführten Lagerbücher mit dem 31. Dezember 1917 abzuschließen. Die monatlichen Anmeldungen sämtlicher Eingänge für den vergangenen Monat haben sie künftig nicht mehr an die Reichsbekleidungsstelle, sondern an den Hauptverteilungs=Ausschuß, des Schuhhandels Berlin C. II, Neue Frieorichstraße Nr. 23, zu senden. Die erste Meldung ist am 1. Februar 1918 über die Eingänge des Monats Januar 1918 Die Abgabe getragener Kleider wird nochmals in Erinnerung gerufen. Viele Angehörigen der wohlhabenden Stände verfügen noch über alte Bekleidungsgegenstände, die für sie keinen Wert haben und die sie nur aus Bequemlichkeit in den Schränken hängen lassen, anstatt sie unseren heimkehrenden Kriegern und der minderbemittelten Bevölkerung zukommen zu lassen. Durch die Reichsbekleidungsstelle sind die Preise für abgegebene Altkleider so wesentlich erhöht worden, daß keiner mehr zögern sollte, seine entbehrlichen Altsachen abzuliefern und der Allgemeinheit zuzuühren. Die Annahmestelle Martinstr. Nr. 18, ist läglich von morgens 9—12 Uhr und nachmittags von 2—5 Uhr geöffnet. Gelbfleischige Erdkohlrabien. In der Woche vom 7. bis 14. Januar 1918 werden auf Warenkarte Nr. 58 10 Pfd. gelbfleischige Erdkohlrabien in den städtischen Kartoffelverkaufsstellen und in den städtischen Gemüseverkaufsstellen auf dem Wochenmarkte, am Friedrichsplatz und Moltkestraße 1 ausgegeben. Gelbfleischige Erdkohlrabien sind in der jetzigen Zeit ein sehr willkommenes Gemüse. Kochanweisungen sind in den städtischen Kartoffelverkaufstellen und im Lebensmittelamt, Zimmer 12, erhältlich. Eingesäuerte Erdkohlrabien sind ebenso schmackhaft wie Sauerkraut. Lebensmittelkarten sind Wertpapiere. Beim Lebensmittelamt werden noch immer Anträge auf Ersatz verloren gegangener Lebensmittelkarten gestellt. Die Bevölkerung wird daher noch einmal dringend ermahnt, mit den Lebensmittelkarten sorgfältig umzugehen. Da es sich um die Lebensmittelzuteilung des einzelnen handelt, muß beim Verlust der Karten streng geprüft werden, ob die Karten auch tatsächlich verloren gegangen sind, oder ob es sich, was leider nicht selten der Fall ist, um einen Betrugsversuch handelt. Die notwendigen Untersuchungen bringen Lichtbilder für Reisepässe müssen nach neu ergangener Vorschrift den Paßinhaber ohne Kopfbedeckung darstellen, aus neuester Zeit stammen und so groß und schagf sein, daß sie die Gleichheit der dargestellten pperson mit dem Paßinhaber zweifelsfrei erkennen lassen. Bereits abgestempelte Bilder dürfen nicht wieder verwendet werden. Gesuche um weitere Zurückstellung sind künftig nicht durch die Zivilbehörden, sondern unmittelbar beim Bezirkskommando einzureichen, und zwar spätestens 4 Wochen vor Ablauf der Zurückstellungsfrist. Gesuchsteller, die diese Anordnung außer Acht lassen, haben zu gewärtigen, daß sie 14 Tage vor Ablauf der Zurückstellungsfristen Gestellungsbefehle erhalten und nach Ablauf der Zurückstellungsfrist eingestellt werden. Um Briey und Longwy. Der Verein Deutscher Eisen= und StahlIndustrieller in Berlin als die wirtschaftlich führende Hauptvertretung und der Verein, deutscher Eisenhüttenleute in Düsseldorf als tecpist. Hauptverband der deutschen Eisenindustrie haven gemeinsam an den Reichskanzler und die Oberste Heeresleitung eine Denkschrift gerichtet, betitelt: „Zur Einverleibung der französisch=lothringischen Eisenerzbecken in das deutsche Reichsgeviet“, und dabei vor allem folgende drei Punkte hervorgehoben: 1. Die Abhängigkeit unserer Eisenerzversorgung vom Ausland birgt für Industrie, Staat und Volk die größten Hefahren in sich. 2. Die Vorsorge für die Zukungt macht die Verlegung der lothringischen Grenze unumgänglich notwendig. 3. Der Wert der einzuverleibenden Erzgebiete ist für die Entwicklung unserer Volkswirtschaft, insbesondere der Eisenindustrie und Landwirtschaft und für unsere Ernährung sow für einen künftigen Krieg unermeßlich groß. Die Denkschrift ist nicht im Buchhandel erschienen, ist jedoch auf Wunsch bei den genannten Vereinen erhältlich. Kriegspatenschaft der Stadt Bonn. Fast 900 Kinder der Stadt Bonn hat der Krieg bisher ihres Vater beraubt. An alle Einwohner ergeht die Bitte: Nehmt Euch dieser Waisen an. Uebenehmt eine Kriegspatenschaft und helft mit, sie zu tüchtigen Menschen erziehen. Jeder Deutsche hat diese Dankespflicht. Nähere Anskunft über die verschiedenen Formen der Kriegspatenschaft erteilt: Städtisches Waisenamt (Abt. Kriegerwitwen und Waisenfürsorge) Franziskanerstraße 8&a Torweg, F. 492021.