TEryen KUE Unter Wahlspruch: Gleiches Recht für Aile! 56 Samstag, den 14. Juli(Heuert) 1917 12. Jahrgang Ernährungsaussichten. Der Präsident des Kriegsernährungsamtes, v. Batocki, hat sich im Hauptausschuß des Reichstags über die Ernte ausgesprochen: Bestimmte Boraussagen seien heute unmöglich. Schwarzseherei sei ebenso unverantwortlich wie Schönsärberei. Der Acker sei trotz außerordentlicher Schwierigkeiten restlos bestellt worden. Die Aussichten für Brotgetreide seien in der Mehrzahl der Bezirke gut oder befriedigend. Der schlechte Stand auf den ganz leichten Sandböden in der Umgebung von Berlin dürse nicht verallgemeinert werden. Der Stand der Kartosseln sei vorläufig sast überall gut. Man kann hoffen, daß die diesjährige Kartoffelernte, die erste Grundlage der Ernährung, wesentlich besser werden wird, wie die Ernte von 1916. Der Bestand an Rindvieh und Schafen sei trotz der starken Schlachtungen, der der Schweine im Verhältnis zu den Futtermöglichkeiten eher zu hoch als zu gering. Im Herbst müffe die Schweinehaltungsfrage nach dem Borschlag der Reichstagskommission, die Deutschland bereift habe, mit Nachdruck und ersorderlichenfalls mit Rücksichtslosigkeit gelöst werden. Die vom Reichstage zur Prüfung der Biehbestände im Reiche ausgesandte Kommission ist auf Grund ihres Reisebefundes und auf Grund der neuen Bieb=Zwischen=Zählung vom 1. Juni, zu folgendem Urteil gelangt: 1. Der starke Rückgang der Schweinehaltung ist gegenüber dem Friedensstand auf das Fehlen der Futtermittel zurückzuführen. Die Nachfrage nach Ferkeln ist überall sehr groß, die Ferkelpreise sind zumeist sehr hoch. Abschlachtungen von Zuchtsauen in unerwünschtem Maße konnten nicht sestgestellt werden. Jängere Schweige und Zuchtschweine werden während des Sommers sast überall durch sorgsame Ausnutzung von Weide und Grünfutter durchgehalten unter möglichster Schonung der für die menschliche Ernährung in Betracht kommenden Bodenerzeugnisse. Auf diesem Wege ist nach den Erfahrungen des Vorjahres vielsach möglich, die Schweine bis zum Gewicht von 160 Pfund zu bringen. Die Erzeugung fetter, schwerer Schweine in beträchtlicher Zahl ist ohne Inanspruchnahme von Körnern und Kartoffeln in erheblichen Mengen nicht möglich. Von dem Ergebnis der diesjährigen Körnerund Hackfruchternte wird es abhängen, wie weit die bei der Zählung vom 1. September 1917 zu ermittelnde Zahl von Schweinen wird aufrechterhalten werden können. Falls die Körnerernte knapp ausfällt und die Kartoffelernte nicht besonders reichlich ist, wied die Schweinehaltung aus eine zureichende, bestimmt zugenieffene Zahl von Hausschlachtungsschweinen, die im weseutlichen mit Wirtschaftsabfällen gesüttert werden können, und von solchen Schweinen beschränkt werden müssen, die mit freigegebenen oder überwiesenenem Krast= und Absallsutter(von städtischen Schlachthösen) für die Heeresverwaltung sowie die städtische und Industriebevölkerung gemästet werden können. Jedem zu überlassen, wieoiel Schweine er mästen und womit er sie süttern will, wird für das Winterhalbjahr voraussichtlich nicht möglich sein. 2. Die Zahl der Kälber hat nach der letzten Zählung zugenommen, was den Abkalbeund Auszuchtverhältvissen entspricht. Die Zahl der übrigen Rinderklassen hat in den meisten Bezieken im mäßigen Umsange abgenommen. Da verstärkte Schlochtungen noch bis zum August fortgesetzt werden müssen, läßzt sich der Stand der Rinderhaltung erst bei der Zählung am 1. Sept. 1917 übersehen. Schon jetzt läßt sich aber sagen, daß die Haltung von so vielen Rindern, wie mit dem vorhandenen versügbaren Futter irgend gehalten werden können, weiterhin dringend geboten ist, da der größte Teil der Rinder als Milchlähe und Arbeitstiere in der Hand kleiner Leute ist, und da die Milch= und Butterversorgung die Durchhaltung möglichst aller brauchbaren Milchkühe ersordert. Ferner hängt die Aufrechterhaltung der Ackerwirtschaft im kleinen und großen Betriebe im Kriege noch mehr als im Frieden von einer angemessenen Rinderhaltung ab. Schon jetzt läßt sich übersehen, daß die Aufrechterhaltung der Schlachtungen im verstärkten Umsange über Ansang oder Mitte August hinaus einem im Interesse der künstigen Voltzernährung und der landwirtschaftlichen Erzeugung unerwünsch. ten Eingriff in die Zucht=, Milch= und Arbeitstiere herbeiführen würde. Die Herabsetzung der Fleischration, sobald eine angemessene Zulage von Brot oder anderen gleichwertigen Nahrungsmitteln möglich ist, ist deshalb geboten. Ob im letzten Bierteljahre des Jahres erhöhte Abnahmen von Bieh zu Schlachtungen nötig werden, häugt von dem weiteren Ausfall der Futterernte ab. Auf keinen Fall dürsen Bodenerzengnisse, die für die menschliche Ernährung ersorderlich sind, für die Rinderfütterung verwendet werden. Die Berwendung von Milch zur Aufzucht darf nur im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen stattfinden (Bundesratsverordnung vom 3. 10. 16). 3. Die Schafhaltung ist seit Jahresfrist auf demselben Standpunkt geblieben, nachdem sie im Frieden von Jahr zu Jahr zurückgegangen war. Ihre Förderung durch Zusicherung reichlicher Wollpreise ist vom Standpunkt der Wollversorgung dringend geboten. Unsere Ernährungsaussichten sind, wenn auch nicht glänzend, aber noch keineswegs verzweifelt. Allerdings gehört viel Tatkraft und Opsermut dazu, die vielen neuen Bestimmungen durchzuführen und möglichst gleichmäßige Ernährung des gesamten Volkskörpers aufrechtzuerhalten. Durchhalten können wir. Nur muß jeder seine Pflicht erfüllen, der Widerstrebende moß nicht nur dazu angehalten, sondern auch nötigensalls dozu gezwungen werden. Die Zeit ist schwer. Wir haben jetzt lange genug von unserer großen Zeit gehört. Jetzt wird jeder iune, was eine solche Zeit von jedem Einzelnen verlangt. Zeigen wir, daß wir ihr gewachsen find! Das Juli=Gewitter in Deutschland. Das Vorgehen des Abgeordneten Erzberger in der vertraulichen Sitzung des Hauptausschusses hat wie ein Schlag aus durckel bewölktem Himmel zunächst einmal alle ausgerüttelt, die in ratloser Beklommenheit untätig verhartten. Mag Erzberger nun aus sich heraus oder in eines Andern Auftrag gehandelt haben— sein Empsang beim Kaiser Karl ist inzwischen ja widerrusen worden sein Name bleibt mit der Bewegung, die weit über Deutschland hinaus, ja in der ganzen Welt alles in Spannung hält, untrennbar verbunden, mögen jetzt auch noch andere Führer und Parteien erklären und verkünden lassen, sie hätten vor Erzbergers Rede schon beschlossen gehabt, eine gemeinsame Kriegszielerklärung aller Parteien herbeizuführen, die den Standpunkt der Alldeutschen nicht teilten, wie dies jetzt von der Fortschrittlichen Volkspartei geschehen ist; alles nachträgliche Herummäteln und=Deuteln ändert nichts an der Tatsache, daß es wieder einmal Erzberger war, der die Dinge in Fluß gebracht. Mag man sonst über den betriebsamen Herrn auch sagen und denken was man will: eines ist ihm nicht abzusprechen; er hat schon mehr als einmal, unerschrockenen Mut bewiesen. Und das soll ihm unvergessen bleiben. Alle Parteien, alle Reichsämter, alle Ministern, das ganze Volk von seiner höchsten Spitze bis in seine tiessten Tiesen: alles in Bewegung. Die Fraktionen haben ihre Sitzungen abgehalten. Der größte Teil des Zenteums hat sich mit den Kriegsziele und politischen Forderungen Eizbergers einverstanden erklärt; einige andere Fraktionsmitglieder haben— man höre und staune!— ihre Entscheidung von der Haltung der Nationallibe= ralen abhängig gemacht. Die Fortschrittliche Bolkspartei und die Sozialdemokraten um Scheidemann haben sich rückhaltlos den Forderungen Erzbergers angeschlossen und sie zum Teil noch schärfer betont. Die Nationalliberalen haben sich nicht einigen können. In der Nationalliberalen Korrespondenz wied in längerer Ausfährung der Erzbergersche Berständigungsfriede abgelehnt, hauptsächlich aus dem Grunde, weil er, wie frühere Angebote, nur als Schwäche ausgelegt werden kann, und ein Sicherungsfriede verlangt, ein Friede, der„uns politisch, militärisch und wirtschaftlich die nötigen Sicherungen für die Zukunft schaffen muß, wenn anders unser Dasein nach dem Krieg nicht ernstlich und ständig bedroht sein soll“. Dagegen sind die Nationalliberalen bereit, in Ministerium einzutreten, in das Parlamentarie berusen werden, Eine von zwei Städten. Von Charles Dickens. Aus dem Englischen von Dr. Carl Kolb. 14) 2r. Cruncher's Aufmerksamkeit wurde jetzt durch den Portier in Anspruch genommen, den er mit dem Billet in der Hand aus 2r. Lorry zugehen sah. Letzterer saß an einem Tisch unter Herrn in Perücken, vicht weit von einem bepetückten Gentelman, dem Angewalt des Gesangeneu, der mit einem großen Aktenstoß vor sich hatte, und saßt unmittelbar einem andern beperückten Herrn gegenüber, dessen ganze Geistestätigkeit, Mr. Cruncher mochte ihn ansehen, so ost er wollte, von der Decke des Gerichtssaales in Anspruch genommen zu werden schien. Es gelang Jeiry, durch einige rauhe Hustenstöße, durch das Reiben seines Kinns und durch Winke mit der Hand die Aufmerksamkeit Me. Lorry's aus sich zu ziehen, der aufgestanden war, um sich nach ihm umzusehen, seine Zeichen kopfnickend erwiderte und dann wieder Platz nahm. der mit dem Fall zu tagte der Mann, mit dem er früher gesprochen hatte. „Will des Henkers seio, wenn ich's weiß.“ Das Eintreten des Richters und das darau folgende Geräusch, bis das Gerichtspersonal wieder Platz genommen unterbrach dieses Zwiegespräch. Fortau wurde der Gesangenenverschlag der Hauptanziehungspunkt. Zwei Gesängnis oärter, die dort gestanden hatten, gingen heraus, führten den Angeslagten herein und stellten ihn vor die Gerichtsschranke. insosern dadurch das parlamentarische Regierungssystem nicht eingeführt wied. Die Kundgebung der Korrespondenz kann wohl als die Meinung der Mehrheit der Fraktion gelten. Eine Anzahl— es ist von fünszehn die Rede— soll jedoch entschlossen, mit den Fortschrittlern, den SozialdemoKraten und der Mehrheit des Zentrums für den Berständigungsfrieden eintreten. Die Gegner eines Verständigungsfriedens regen sich auch. Borab die Alldeutschen alter und neuer Prägung. Sie halten an dem„deutschen Frieden“ fest, der die neuen Alldeutschen von der Farbe der Kölnischen Bolkszeitung irreführend Hindenburgfrieden nennen. Die Gesolgschaft der Kölnischen Volkszeitung im Ruhrkohlengebiet, „der Zentralvorstand der Zentrumspartei des Reichstagswahlkreises Duisburg=Mälheim=OberhausenDinslaken=Hamborn“, hat in einer Sitzung den Erzbergerschen Vorstoß im Hauptausschuß der Reichstages scharf verurteilt. In einer der Zentrumsscaktion des Reichstages gesandten Entschließung wird diese Berurteilung zum Ausdruck gebracht.„De: Zentralvorstand bedauert auch“, heißt es wörtlich,„daß fünf Tage nach diesem Borstoß noch keine klärende Mitteilung der Zentrumsfraktion des Reichstags erschienen ist. Die über 31.000 Zentrumswähler unsers Wahlkreises erwarten, daß die Zentrumsfraktion zu einer haldigen Entwirrung der politischen Lage nach besten Kräften mitwirkt, auf daß weitere schwere Schädigungen für das deutsche Vaterland und die Zentrumspartei vermieden werden“. Die 31000 Wähler, die bei der letzten Reichstagswahl ihre Stimme für einen Zentrumskandidaten abgegeben, werden kaum hinter dieser Kundgebung stehen, die ihre Herkunst(aus Köln=Hamborn) nur zu deutlich verrät. Deutsche Tageszeitung und andere alldeutsche Organe üben auch keine Zurückhaltung mehr. Der Räcktritt des Reichskanzlers wird zwar nicht ausdräcklich verlangt, aber doch nahegelegt. Und die Gerüchte wollen nicht verstummen, die besagen, er hätte seinen Rücktritt bereits eingereicht. Täglich tauchen neue Gerüchte auf, die vielsach einander widersprechen. Einmal soll nicht nur Bethmann Hollweg, sondern das ganze preußische Ministerium seinen Rücktritt angeboten haben. Ein andermal heißt es. Bethmann Hollweg we. de einige preußische Minister(darunter Schorlemner=Lieser) und einige Staatssekretäte(darunter Helfferich) opfern, um Platz für Porlamentorier schaffen, er selbst aber besitze nach wie vor das Bertrauen der Krone und werde im Amte bleiben als Ministerpräsident und Reichskanzler. Dann werden wieder die Kandidaten genannt, die als seine Nachfolger etwa in Frage kommen könnten, u. a. der bayerische Ministerpräsident Gras von Hertling und— sein Vorgänger im Amte, Fürst Bülow, der Lächler. Was von Gerüchten zu halten ist, braucht hier wohl nicht auseinandergesetzt zu werden. Alle Anwesenden, mit Ausnahme des beperückten Herrn, der die Saaldecke betrachtete, starrten ihn mit großen Augen an. Jeder menschliche Atem in dem Raume wogte ihm wie ein Meer, ein Wind oder ein Feuer zu. Begierige Gesichter drängten sich um Säulen und Ecken, um seiner ansichtig zu werden; Zuschauer in den hinteren Reihen standen auf, um ja kein Haar von ihm zu verlieren; Leute in dem Parterre des Saals legten ihre Hände aus die Schultern ihrer Bodermänner, um sich auf irgend jemands Kosten zu dem Anblick zu verhelfen; man stand aus den Zehen, suchte die Unterstützung von Leisten und ließ sich sogar in die Höhe klemmen, um jeden Zoll von ihm zu sehen. Unter den letzteren sland erry wie ein lebendiges Stückchen von der mit Spitzeisen bewaffneten Newgate=Mauer und strömte in die Richtung des Gesangenen(er hatte nämlich im Herweg seinen Schnabel angeseuchtet) seinen Bieratem aus, aus daß er Bekanntschaft mache mit den wogenden Dünsten anderen Biers, Branntweins, Tee's, Kaffee's und so weiter, die dem Gegenstand des gemeinsamen Interesses zufluteten und an den großen Fenstern hinter ihm sich in der Form eines unreinen Nebels und Regens brachten. Der Zielpunkt all dieses Gassens und Starrens war ein wohlgewachsener, gutaussehender junger Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, mit sonnverbrannten Wangen und dunkeln Augen, der den besseren Ständen angehörte. Er war einsach in Schwarz oder Dunkelgran gekleidet, und ein dunkles Haar wurde mehr um der Bequemlichkeit als um der Zierde willen, an der Hinterseite seines Kopfes durch ein Band zusammengehalten. Wie eine Erregung des Geistes sich durch jede Hälle des Körpers bemerklich macht, so erkannte man die Blässe, die seiner Lage natürlich war, durch das Beaun der Wange, zum Beweis, daß die Seele kräftiger ist, als die Sonne. Im überigen zeigte er eine vollkommene Fassung; er verbeugte sich gegen den Richter und blieb ruhig stehen. Das Interesse, mit welchem dieser junge Mann angegafft und angeatmet murde, gereichte der Menschheit nicht eben zur Ehre. Wäre er nicht von einem so schrecklichen Urteil bedroht und die Aussicht vorhanden gewesen, daß er mit einem oder dem andern Teile des grausamen Verfahrens berschont bleiben könnte, so hätte seine Persönlichkeit bedeutend an Reiz verloren. Die Gestalt, die so schädlich zerstückt werden sollte, war eine Augenweide, das unsterbliche Geschöpf, dem eine entsetzliche Schlachtbank bevorstand, ein Kitzel für die Empfindung. Welchen Anstrich auch die verschiedenen Zuschauer nach Maßgabe der Kraft und Kunst ihrer Selbsttäuschung ihrem Interesse an dem Schauspiel beilegen mochten seiner Grundwesenheit nach war es blutdärftig. Stille im Gerichtssaal! Chailes Dornay hatte sich für„Nichtschuldig“ gegen eine Anklage erklärt welche ihm unter endlosem Geklingel und Geklapper zur Last legte, er sei ein falscher Berräter gegen unseren durchlauchtigsten, hochmächtig. sten, erhabenen und so fort Fürsten, unseron Herin den König, weil er bei verschiedenen Gelegendeiten und auf unterschiedliche Weisen dem französischen König Ludwig Beistand geleistet habe in seigen Kriegen gegen besagten unsern durchlauchtigsten, hochmächtigsten, erhabenen und so fort; und zwar durch Ab= und Zugehen zwischen den Domänen unseres besagten, hochmächtigsten, erhabenen und so sort und denen des besagten französischen Ludwig in der boshaften, falschen, verräterischen und anderweitig übelprädicierbaren Absicht, dem besagten französischen Ludwig zu enthüllen, welche Streitkräfte unser besagter durchlauchtigster. hochmächtigster, erhabener und so fort nach Canada und Nordamerika zu senden sich anschickte. So viel wenigstens sand Jerry, dessen Kopf unter den juridischen Ausdrücken immer spießiger wurde, mit großer Selbstbefriedigung heraus, wie er denn auch auf Umwegen zu dem Berständnis kam daß der vorbesagte und aber= und abermal vorbesagte Charles Darnay hier vor Gericht stand, daß die Jury beeidigt wurde und daß der Herr Staatsanwalt sich anschickte seinen Vortrag zu halten. Der Angeschuldigte wußte recht wohl, daß er von jedem der Anwesenden im Geiste bereits als gehangen, enthauptet und gevierteilt betrachtet wurde; gleichwohl zagte er nicht vor seiner Lage und nahm eben so wenig ein theatralisches Wesen an. Er verhielt sich ruhig und ausmerksam, folgte dem Gang der Berhandlungen mit ernster Teilnadme und stand, die Hände auf den Sims seines Berschlags gestützt, so gefaßt da, daß auch nicht ein Blättchen von den darauf liegenden Kräutern verräckt wurde. Durch den ganzen Gerichtssaal. waren dergleichen medizinische Pflanzen, die man noch oben drein mit Essig besprengt datte, als Präservatio gegen Gesängnisluft und Nervensieber ausgestreut. Zu den Häupten des Gesangenen befand sich ein Spiegel, welcher das Licht auf ihn niederwarf. Scharen von Unglöchlichen und Berworsenen haben sich schon darin bespiegelt und sind ebenio von seiner Fläche weg, wie überhaupt von der Eede verschwunden. Das Dock müßte zum entsetzlichsten Spukplatz werden, wenn jener Spiegel je die in ihm reflectierten Gestalten nach Art des Meeres, das eines Tages seine Toten wieder ausfolgen wird, wieder zurückgeben könnte. Ein flächtiger Gedanke an die Schmach und Wahr ist lediglich, daß Kronratssitzungen stattgesunden haber, die sich nicht nur mit den Kriegszielfragen und den deutschen, sondern auch sehr eingehend mit den preußischen Angelegenheiten beschäftigt haben. Hindenburg und Ludendorff haben Bortrag gehalten. Gras Hertling ist nach Berlin gefahren und hat, nach Unterledungen mit dem Reichskanzler, den Bundesratsausschuß für Auswärtige Angelegenheiten zu einer Sitzung einberusen. Ein königlicher Erlaß bestimmt(in Ergänzung der Osterbotschaft),„daß der dem Landtag der Monarchie zur Beschlußfassung vorzulegende Gesetzentwurf wegen Abänderung des Wahlrechts zum Abgeordnetenhause auf der Grundlage des gleichen Wahlrechts auszustellen ist“. Nach der ersten Kronratssitzung wurde auch der Kronprinz telegraphisch nach Berlin berusen, um an den Beratungen teilzunehmen. Wettere Entschließungen werden wohl in allernächster Zeit zu erwarten sein. Die Lage ist also nach wie vor ungeklärt im Reiche wie in Pieußen. Der Schlag aus dunkelumwölbtem Himmel hat Blitzlicht aufgestecht. Aber noch läßt sich nicht sagen, nach welcher Sette eine Klärung erfolgen wird. Bieles hängt jetzt von der Macht und Stärke der Gesolgschaft ab, die sich auf eine bestimmte Formel für die Kriegsziele und die Neueinrichtung im Reich und in den Bundesstaaten einigen. Die Bolasvertreter hatten mehr als zu irgendetner Zeit die Geschicke des Reiches und ihrer Wähler in der Hand. Mögen sie sich ihrer Aufgabe bewußt und ihnen gewachsen sein! Die ganze Welt blickt auf sie, nicht nur die einheimische, sondern auch die besreundete, die unbeteiligte, die seindliche. Alles hängt jetzt von ihrer Einsicht, ihrer schöpferischen Fähigkeit, ihrem Mut, ihrer Tatkraft av. Was jetzt versäumt, verzögert, vertan wird, ist kaum gut zu machen. Diesen ernsten, surchtbaren Stunden wird und muß der Deutschen Zukunft entbunden werden. Jezt oder nie! Bergeßt das nicht, deutsche Bolksvertceter! Seid der Stunde gewachsen! Sonst wehe Euch und uns allen. Dem Frieden dauerhaften Grund; der Freiheit eine Gasse; dem Tüchtigen freie Bahn! Das ist es, was wir aus den Wehen dieser Tage erwarten, die für unsere ganze Zukunft entscheiden und ewig denkwürdig bleiben werden. Schatz, bemühten sich um den Kranken, der das Bewußtsein verloren hatte. Die Aerzte stellten sest, daß es sich um einen Schwächeaufal! gehandelt. Der alte Heir wurde, als er das Bewußtsein wiedererlangt, in seine Wohnung gebeacht. Er hofft, in einigen Tagen wieder hergestellt zu sein. Wiederaufbeu der deutschen Handelsslotte. Dem Reichstag ist der Gesetzentwurf, der die Kriegsbeihilsen für unsere Handelsflotte regelt, zugegangen. Danach wird der Reichskanzler ermächtigt, zur Wiederherstellung der deutschen Handelsflotte Eigentümern deutscher Kauffahrteischiffe auf ihren Antrag Beihillen zu gewähren, und zwar für Schiff und Inventar, wenn das Schiff nach dem 31. Juli 1914 durch Maßnah. men seindlicher Regierungen ober durch kriegerische Ereignisse verloten gegangen oder erheblich beschädigt worden ist. Beihllsen werden serner gewährt zur Deckung der Aufwendungen für die Justandhaltung des Schifses, für Hasengelder sowie für Heuer und Unterhalt der Schiffbesatzung, die dadurch notwendig geworden sind, daß das Schiff infolge des Krieges im deutschen Schutzgebiete oder in außerdeutschen Ländern festgehalten oder an der Fortsetzung seiner Reise behindert worden ist. Der Zentrumsführer Abg. Dr. Spahn ist in der Fraktionssitzung am Donnerstag morgen plötzlich, nach einer längeren Rede, heftig erkrankt. Die Fraktionssitzung wurde aufgehoben. Zwei Aerzte, die Abgg. Dr. Gerlich und Dr. wurde, schien dem Angeslagten durch den Sinn zu gehen; denn als er bei einer zufälligen Veränderung seiner Stellung den Lichtschein über sich bemerkte, überfolg beim Ausschauen sein Antlitz ein tieses Rot, und seine Rechte schob die Kräuter bei Seite. Bei dieser Bewegung drehte sich sein Gesicht zufällig nach links. Ungejähr in gleicher Höhe mit seinen Augen saßen in dem Winkel der Gerichtsbank zwei Personen, auf denen sein Auge alsbald hasten blieb. Dies geschah so plötzlich und mit einer so merklichen Beränderung in seinem Wesen, daß alle bisher ihm zugewendeten Blick ihm jetzt in dieser Richtung folgten. Die Zuschauer entdeckten in den beiden Personen ein junges Frauenzimmer von wenig mehr als Zwanzig, und einen Herrn der unverkennbar ihr Bater war; der letztere siel namentlich auf durch das schneeige Weiß seiner Haare und durch einen gewissen unbeschreiblichen Ausdruck von Spannung in seinem Gesicht, der nicht so fast einem tatkräftigen Affekt, sondern einem in sich gekehrten Biüten zu entstammen schien. Wenn dieser Ausdruck auf ihm lagerte, so sah er sehr alt aus; wich er aber für einige Augenblicke, wie dies zum Beispiel eben jetzt geschah, als er mit seiner Tochter sprach, so zeigte er sich als ein schöner, noch in Vollkraft des Lebens stehenden Mann. Die neben ihm sitzende Tochter hatte ihre eine Hand in die Beuge seines Armes und die andere auf die Räckenfläche der ersteren gelegt, auch aus Furcht vor dem bevorstehenden Aufteitt und in ihrem Mitleid für den Gesangenen sich dicht an ihn angeschmiegt. Auf ihrer Stirne sprach sich ein unnennbarer Schmerz und eine Teilnahme aus, die für nichts weiter einen Sinn hatte, als für die Gefahr des Gesangenen. Diese Affekte taten sieh so mächtig und naturgetreu kund, daß die Gaffer. welche kein Mitleid für den Aageklagten hatten, doch für sie einiges empfanden, und das Geflüster ging im Kreise herum: „Wer find sie?“ Jerry, der Aushelfer, der sich nach seiner Art seine Gedanken gemacht und dabei eifrig den Rost von seinen Fingern gesaugt hatte streckte seinen Hals aus, um zu hören, wer fie wären. Das Gedränge um ihn her hatte durch Weitergeben die Frage allmählig bis an den nächsten Gerichtsdiener gebracht, und in derselben schuppenden Weise war die Antwort langsam zurückgekommen, bis sie endlich auch an Jerry gelangte: Jengen! „Für welche Partei?“ „Gegen. LOgen wen?“ „Gegen den Gesangenen.“ Der Richter hatte seine Blichke die allgemeine Richtung einschlagen lassen, jetzt aber wieder zutück gerusen; er machte sich breit in seinem Sitz und sah stetig auf den Man hin, desseg Leben in seiner Hand stand, während der Staatsanwalt sich erhob, um den Strick zu drehen, das Beil zu schleisen und die Nägel in das Schaffot zu Zimmern (Fortsetzung folgt.) Die republikanische Herrlichkeit in China ist wieder zusammengebrochen, der zweite Präsident seit Errichtung dieser„Demokratie“— der erste wurde bekanntlich von Japan durch Gift beseitigt— ist sang= und klanglos abgedankt und nach Hause geschickt worden. Ein Angehöriger der alten Dynastie hat den Mandschuthion wieder aufgerichtet und das alte Kaisertum mit allen seinen Rechten und Ehren wieder eingesetzt. Ueber die Hauptstadt wurde der Belagerungszustand erklärt. Vorläufig läßt sich noch nicht sagen, ob die neue Herrschaft Bestand haben wird. Ebensowenig steht sest, ob die Umwälzung aus dem Lande selbst gekommen oder von außen hereingetragen worden ist. Die Verbändler des Westens, die in der Republik mehr Halt sanden, sind, wie es scheint, von der Umwälzung wenig erbaut. Dagegen dürste Japan mit einem Kaiser von Tokios Gnaden leichter sertig werden. Vorläufig is China zu dem vom Berband geplanten Kriegszug nach Europa unfähig. Und das ist, was uns nur mit Genugtuung erfüllen kann. Unsern Feinden aber bleibt der Spott. und Krieg. Der englische Schriftsteller Bartlett hat gesagt: „Es kommt nicht darauf an, wer den Krieg gewinnt, sondern darauf, wer zehn Jahre nach dem Kriege das beste Menschenmaterial hat.“ In dieser Hinsicht ist eine dänische Untersuchung über die Bevölkerungsbewegung der Kriegführenden innerhalb der ersten 33 Kriegsmonate von Bedeutung die Dr. Leutwein im„Tag“ zitiert. „Hiernach sank die deutsche Bevölterung von 67,8 Millionen zu Beginn des Krieges auf 66,5, ein Räckgang, der weniger durch die Kriegsverluste als durch eine unheimliche Geburtenabnahme herbeigeführt wurde. Kann diese Statistik angesichts der Schwierigkeit der Materialbeschaffung auch keine absolute Genanigkeit beanspruchen, so bietet sie doch Annäherungswerte. Ein geringer Trost ist für uns, daß Frankreich in der gleichen Zeit von 39,6 auf 36,8 Millionen gesanken ist. Ist doch England, das ziemlich spät mit einem Millionenheer, und auch dieses noch zum größten Teil aus weißen und farbigen Hilfstruppen bestehend, ausgetreten ist, verhältnismäßig geschont, und wird sich doch Rußlands unerschöpfliche Bolkskraft ziemlich rasch von seinem Kriegsaderlaß erholen.“ des Lebensmittelamtes der Stadt Vonn. Fleisch. Auf die Zusatzfleischkarten werden am Samstag Fleisch sowie Blut= und Leberwurst zu den bekannten Preisen verausgabt. Beim Einkauf von 200 Gramm Wurst ist auch eine Warenlarte Nr. 122 abzugeben. Auf die Reichsfleischkarte wird am Mittwoch nächster Woche voraussichtlich Fleisch und Fleischwurst verkauft, an diesem Tage auch Fleisch und Wurft für die Schwerst= und Schwerarbeiter. dertostels. Da die Kartoffelzufuhr augenblicklich noch gänzlich stockt, ist an eine Erhöhung der Wochenmenge noch nicht zu denken. Frühkartoffeln werden auf dem Wochenmarkte und in der städtischen Gemüseverkaufsstelle, Moltkestraße 1, ausgegeben. Der Kleinverkaufspreis beträgt von Montag, den 16. Juli ab 15 Pfg. für das Pfund. Die noch zur Berfügung stehenden alten Bestände werden in den städtischen Kartofselverkaufsstellen zu den bisherigen Preisen abgegeben. Als Ersatz für die an 5 Psund sehlenden Kartoffeln wird Brot und Weizenmehl ausgegeben. Die Menge wird in den Bäckereien durch Anschlag noch näher bekannt gegeben werden. Die Kartosfelerzeuger im Stadtkreise Vonn werden nochmals dringend aufgesordert, die geernteten Frühkartoffeln an das Karoffellager Schlachthof, Immeaburgstraße 20 oder an die nachstehend aufgeführten Aufkäufer abzuliesern Kartoffelgroßhandlung Christian Bianden, Cölnstraße 7, Kartoffelhandlung Mathias Schüller, Kessenicherstraße 16, Kartoffelhandlung August Fey, Endenicherstraße 353. Dem Schleichhandel mit Kartosseln wird mit den härtesten Strafen entgegengetreten werden. Es dient zum allgemeinen Nutzen, wenn das Berbot des Kartoffelaustaufs und Kartoffelverkaufs genauestens beachtet wird. Jeder der es überteitt, gefährdet die gleichmäßige Bersorgung der Bevölkerung, die nur allein das wirtschaftliche Durchhalten ermöglichen kann. Zucker. Die zweite Ausgabe von Einmachzucker hat in dieser Woche begonnen und dauert bis zum 1. August. Es werden abgegeben auf Zusatzzuckerkarte Nr. 2 2 Pfund Einmachzucker oder 3 Pfund Marmelade oder 3 Pfund Kunsthonig. Zum Bezuge der Marmelade oder des Kunsthonigs muß die Zuckerkarte in der Kartenausgabestelle des Lebensmittelamtes abgestempelt werden. Dieses kann bis zum 25. Juli geschehen. Auf die bisher nicht benutzten Zusatz=Zukerkarten Nr. 1 kann noch Marmelade oder Kunsthonig eingekauft werden, wenn die Karten in der vorgeschriebenen Weise abgestempelt sind. Ledererspernis. Die herrschende große Lederknappheit macht es zur Pflicht, die Schuhsohlen möglichst zu schonen. Die Bevölkerung hat in richtiger Erkenntnis schon in großem Umfange von den bestehenden Mitteln für Sohlenersparnis Gebrauch gemacht. Die Stadtverwaltung beabsichtigt, die Schuhsohlen sämtlicher Schulkinder mit Eisenschonen versehen zu lassen. Das Nähere darüber wird den Rektoren und Lehrpersonen noch mitgeteilt werden. Unbenutzt gebliedene Bezugoscheine sind bis drei Tage nach Ablauf der einmonatlichen Gültig. keitsdauer an das Bekleidungsamt zur Berich. tigung der Personalkarte zurückzubringen. Beifallene Scheine können nicht erneuert werden. Bezugsscheine auf Badewäsche(Badeanzüge, Bademäntel, Badelackon), erhalten nur solche Personen, die noch kein derartiges Stück im Besitz haben. Von jeder Art kann nur ein Stück bewilligt werden. Für Badehandtüicher werden Bezugsscheine nur gewährt, wenn dadurch der für Handtücher festgesetzte Bestand nicht überschritten wird. Anträgen auf Ausstellung von Bezugsscheinen für Herbst und Wintersachen kann jetzt noch nicht entsprochen werden, denn Bezugsscheine dürsen nur für sofort dringend denötigte Gegenstände ausgestellt werden. Ausnahmen können nur in Krankheitsfällen und bei hohem Alter gemacht werden, wenn durch ein ärztliches Zeugnis die Anschaffung als dringend notwendig bezeichnet wird. Die neue Annahme= und Ankaussstelle von getragenen Kleidungs=, Wäschestücken, Uniformen und Schuhwaren im Hause Martinsstraße Nr. 18(in unmittelbarer Nähe des Bekleidungsamtes) wird am Montag, den 16. ds. Mts. eröffnet. Der Verkauf von Kleidern und Schuhen wird in allernächster Zeit beginnen, der nähere Zeitpunkt wird in den Oetszeitungen bekannt gegeben. Wildgemüse. Nächste Führung zum Einsammeln von Wildgemüse, Tee usw., Donnerstag, den 19. Juli, nachmittags 5½ Uhr. Treffpunkt Ecke Cölnstraße und Kaiser=Karl=Ring(Haliestelle der Rheindorser Bahn). Zahlreiche Beteiligung von Hausfrauen dringend erwünscht. Dle Ortogltächer Speisezettel für die Zeit vom 16. Juli bis 22. Juli 1917. Montag: Hausmacher=Suppe. Bhengtag: Rudeln mit Obst. Mittwoch: Eingemachte Bohnen mit Kartosseln und Rindfleisch. Sonnerziag: Pichelsteinerfleisch. Freitag: Graupensuppe mit Kartosseln. Samstag: Stocksisch mit Kartosseln und Seuftunke. Sonntag: Bohnensuppe mit Schweinefleisch. Beim Kauf einer Wochenkarte sind von den Lebensmittelmarken folgende abzuliesern: 1) die Fleischmarken in Höhe von 200 Gramm, (8. Zehntel), 2) die Fettmarken für die Woche, 3) die Kartoffelmarken für die halbe Wochenmenge. Der Preis für eine Wochenkarte beträgt: In Klasse A und B für 1 Mittagessen 2.80 M. „ ½" 1.40 M. In Klasse C„ 1„ 3.50 M. "*„ 1.75 M. Nöcht in der Robtifte! Anfertigung der Kisten für Jedermann täglich von 4—6 Uhr im Volkshaus 1. Stock, Sandkaule 13. * 12 Poststraße 12 Dortmunder Kölsch Münchener Gildenbrän Direkt vom Pasa Pschorrbräu. Carl Th. Wirtz. I Lsgann-Pierpapiar O 0 „ für den Privatbedarf. 5 8 mit und ehne Monegramm-Auldruck. ß 8 Auch in ganz kleinen Packungen zu 8 S 3 haben in der s Buchdruckerei Jos. Kroth s 8 Fernruf 515. BONN, Breitestr. 13. n O 0 □„ 5 Gasenssnnsnnnnnannan Ausführungsanweisung zur Verorönung, betrettend den Verhaut von KaffeeMischung, Kattee-Ersatz- und Zusatzmittel gegen Warenkarten. S 1. Während der Zeit vom 15. Juli bis 25. August ds. Is. dars im Stadtkreise Vonn gegen die Warenkarten Ne. 152 und 153 zusammen ½ Pfund(250 Gramm) Kaffeemnischung, oder Kasses=Ersatz= oder Kafferzusatzmittel an die Verbraucher abgegeben und von diesen entnommen werden. S 2. Die Abgabe von Kaffeemischungen, Kaffee=Ersatz= und Zusatzmitteln darf nur in Paketen von is oder 1=Pfund=Packung erfolgen. S 3. Die mit dem heutigen Tage im Besitze des Groß= oder Kleinhandels befindlichen Mengen an Kaffee=Mischungen, Kafsee=Ersatz= oder Zusatzmittel werden für den Kommunalverband der Stadt Bonn beschlagnahmt. Die Vorräte sind bis zum 16. Juli ds. Is. dem Lebensmittelamt anzuzeigen. In der Anzeige müssen die Angaben nach den einzelnen Sorten getrennt gemacht werden. S 4. Die nach§ 3 meiner Verordnung vom 5. April ds. Is. zu führenden Kundenlisten sind spätestens zum 16. Juli ds. Is. dem städtischen Lebensmittelamt einzureichen. Die von den Verbrauchern eingezogenen Warenmarken sind übersichtlich geordnet und zu 100 Stück auf 1 Bogen aufgeklebt dem städtischen Lebensmittelamt an jedem Dienstag einzureichen. Auf Grund der vorgelegten Kundenlisten und der eingereichten Warenmarken werden Bezugsscheine zur Lieferung von Kaffee=Mischung, Kaffee=Ersatz= oder Zusatzmittel auf hiefige Kaffee= und Malzröstereien vom Lebensmittelamt ausgestellt. Vor Ausstellung dieser Bezugsscheine ist anzugeben, von welcher Großhandlung die bisherige Lieserung erfolgt ist. S 5. Durch die Führung der Kundenlisten ist jeglicher Andrang überflässig, da genügende Vorräte zur Vorteilung kommen. S 6. Zuwiderhandlungen werden nach meiner Verordnung vom 27. Juni 1916, betreffend Abgabe von Lebensmitteln und Waren im Stadtkreise Bonn mit Gesängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 M. bestraft. S 7. Meine Ausführungsanweisung zur Verordnung betreffend den Verlaus von Kaffee=Mischung, Kafsee=Ersatz= und=Zusatzmittel gegen Warenmarken vom 19. Mai ds. Is. wird hiermit aufgehoben. Bonn, den 13. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. 3. 8.: Piedl. Boumer Angelegenbeiten zum Aukauf von Lesestoff für dier und Flotte. Bücher gehören zu den wertvollsten Gaben, die beimatliche Liebe unsern deutschen Brüdern im Felde jetzt noch spenden kann. Für die Millionen Heere sind Millionen Bücher ersorderlich. Der Daheimgebliebenen Pflicht ist es, dazu beizutragen, daß der Geist unserer Truppen in langer, ermüdender Ktiegsarbeit frisch bleide. Die Vaterländischen Bereinigungen in Vonn haben es übernommen, die Sammlung von Geldbeiträgen im Stadtbezieke Bonn in die Wege zu leiten und werden daher in der Woche vom 15. bis 22. d. Mts. besondere Sammeltage veranstalten. Die Bonner Volksspende wird durch ihre Einnehmer Zeichnungen entgegennehmen, ebenso nehmen die hiefigen Banken und die Stadthauptkasse Beiträge in Empfang. Mitbürger! Der Opsersinn der Bürgerschaft darf nicht versagen, wenn es sich um das Wohl unserer Brüder im Felde handelt! Gebt daher reichlich Weitere Abgabe von Einmachzucker. in den städtischen 2. 0.35 2. für das 3. Dem Bizewachtmeister Hermann Breuer, Inhaber des Eisernen Kreuzes, Sohn von Stadtund Chesarzt Dr. Breuer, Meckenheimerstraße, wurde die österreichische Tapferkeitsmedaille verbch. Verfäher. Ist das Barfußlausen erniedrigend? Zunächst doch wohl nur, besonders jetzt zur schönen Sommerzeit, überaus gesund und, wer sich daran gewöhnt, auch überaus wohlig. In Würzburg dat es die Presse erreicht, daß bereits ein großer Teil der Bevölkerung aus allen Gesellschaftsklassen barsuß oder barsuß in Sandalen aus den Straßen zu sehen ist. Die Studierenden der Universität, die Schüler und Schülerinnen auch der oberen Klassen der höheren Schulen beteiligen sich daran. Univerfitätsprosessoren, Lehrer und Beamte haben durch ihr Borbild weite Kreise der Bevölkerung zum Nacheifern veranlaßt. Auch einige geschäftliche Unternehmungen haben ihren Angestellten erlaubt, barsuß in Sandalen zum Dienste zu erscheinen. Das Barsußlausen erspart Schuhzeug und Strämpfe, woran jetzt großer Mangel ist. Reizt das Beispiel Jung=Würzburgs nicht zur Nachoiserung? Was schadets, wenn unsere Feinde uns zu unsern vielen andern auch den Spottnamen der Barfüßer anhängen? Seien wir im Gegenteil stolz daraus. Die Barsüßer werden ihnen schon bald ebenso unheimlich werden, wie die Kartoffelbrotesser Lloyd George von Anfang an gewesen sind. Fort mit der salschen Scham! Laufen wir, so lange es geht, barsuß. Damit nähern wie uns auch wieder ein Stückchen mehr der Natur, von der wir uns ohnehin schon viel zu weit entfernt hatten. 8 5 E S Langolfhaus Gangollstr., zwischen Bahnhol u. Münster Bier— Café— Wein Vorzügliche Küche Familien-Café I. Stock 0 OO an Ga ao en-Billard, Gesellschaltsräume. Blerhaus zum Bären 1. Vom 11. Juli bis 1. August ds. Is. können Verkausostellen gegen Zusatzzuckerkarte Nr. 2 8 Pfund Einmachzucker teinommen werden. Der Preis für diesen Einmachzucker beträgt Pfund. nachdrücklich darauf hingewiesen, daß nebenher der bisherige Höchstpreis für den Zucker, welcher gegen die lausende Zuckerk##te eatnommen wird, unverändert bestehen bleibt und zwar betiägt für 1 Pfund Stampfzucker 0.32 M. für 1 Pfund Würfelzucker 0.34 M. Bonner Einwohaer, die zur Zeit der Ausgabe der Einmachzuckerkarten vorübergehend abwesend waren, erhalten nach Rückkehr bei der Anmeldung in der Kartenausgabestelle die Einmachzuckerkarten, salls ihre Rückneyr vor dem 15. Geptember erfolgt und sie den Nachweis erbringen, daß sie zur Zeit der Ausgabe der Zuckerkarten von Bonn abwesend waren und Einmachzucker nicht erhalten haben. Ortssremde und Binnenschiffer, die nicht in Vonn ihren Wohnsitz haben, erhalten keine Einmachzuckerkarte. Statt 2 Psund Einmachzucker können aus jede Zuckerkarte 3 Pfund Kunsthonig oder 3 Psund Marmelade zu je 0.55 M. das Pfund bezogen werden. re ee eiressenden Karten müssen in diesem Falle in der KartenGiese gie des Lebenomittelamtes abgekempelt werden. Jul da. Scmpelung der Karten geschieht in der Zeit vom 11. 50 Zei vom 11. Dio 25. Jul de. Jo. der Mamlade ataigt in dur " Es ompfiehlt sich nicht aus einmal die ganze Menge Kunsthonig oder Marmelade abzuheben, sondern in Teilmengen nach Bedarf. ## Gegen die Zuckerkarte Nr. 1, auf welche bioher Zucker nicht abgevovin wur de, kann Marmelade und Kunsthonig noch eingekauft werden. wenn sie in der vorgeschriebenen Weise abgestempelt ist. Bonn, den 6. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. 3. S.: Bledl. 4. 25. Beochsmitteiberkauf. In der Woche vom 16. bis 22. Juli 1917 dürlen in denGegen Waren= karte Nr. Bezeichnung der Lebensmittel 115 116 117 118 119 120 121 Kochs. Hausmacher=Suppe Graupen Teigwaren(Wasserware) Dörrmischgentüse Marmelade Wetgenmehl außerdem unter Aurecduung auf die Fett=, u. Warenkarte Margarine ½ Psd. ¼ Psd. 50 gr. 1 Pfd. ¼ Pfd. Ferner für Schwerstgegen WarenZusatzkarte Nr. 44| Graupen Verkaufspreis für die bezeichnete Menge für R8. 30 gr. und Schwerarbeiter ½ Psd. 15/— 15— ub. HEINRICH KNEBEI Acheratra Prachtvelles neues Orchestrion.= Prima helles und dunkles Exportbler. Mänchener Pschorrhräu,:: Kölsch direkt vom Pass II. Verkauf von: Gemüsepflanzen. Rosenkohl.... 100 Stüc M. 2.— Salat...... 100„" 1.— Endivien. 100„„ 1.— Weidenbohnenstöcke und Erbsenreiser. Weidenbohnenstöcke, I. Größe.... 1 Stück Mü. 0.10 U. Größe....1„" 0.08 Erbsenreiser.... 1„" 0.03 I. Gemüsesämereien. Schmazmungeln. Rotklee. Blumenkohl(Erfurter Zwerg). Bonn, den 7. Juli 1917. Städt. Lebensmittelamt Abtlg. XVI Römerstraße 163. Der Gouverneur der Festung Cöln hat eine Bekanntmachung betreffend„Höchstpreise für Spinnrapier, aller Art sowie füre Popiergarne und vlabfaven“ erlassen, die mit dem 10. Juli 1917 in Kraft teitt. Gleichzeitig wird die Bekanntmachung betreffend„Höchstpreise für Spinnpapier es. Art. sowie für einsache, gezwirate oder geschuurte Papiergarne, welche mit anderen Faserkoffen nicht vermischt sind, vom 20. Februar 1917“ mutgehoben. Wortlaut der neuen Bekamntmachung an den öffentlichen Anschlagstellen, in den amtlichen Zeitungen, bei den Landrats=Aemtern, Bürgermeister=Gemtern und den Polizei=Behöeden ingichen 15 Iie Scgahe"ertigen Suppe ist kein Salz enthalten. und angen Abgahe Mgogrine das nur gegen Warentaue Nr. 121 in den Srendenlitge, der Zettarte erolgen und nur an Personen, die in der RunbeunseEingetragen find. Waren ist Eintragung nicht ersorderlich. iubeanshen Sustelung ins Haus knd in den Preisen nicht Ueberschreitungen der Preise werde ich auf Grund der BundesratsSi. er 26a, Pertaigen. Pei- etberung vom 23. Juli 1916(R. G. Bonn, den 12. Juli 1917. Oberbürgermeister. I. B.: Piehl. I. II. Fleischverkaut am Sonnabend auf Die Zusatz-Fleischkarte(Brotersatz). Für die Angehörigen der Klassen A und B 1. Rindfleisch das Pfund zu 0.90 M. 2. Leberwurst„„„ 0.80 M. 3. Blutwurst„„„ 0.80 M. Für die Angehörigen der Klasse C 1. Rindfleisch das Pfund zu 1.50 M. 2. Leberwurst„„„ 0.80 M. 3. Blutwurst„„„ 0 80 M. der Zusatz=Fleischkarte können entweder je 125.Ssamm Frisctfleisch, alo insgesamt 250 Graum Frischsteisch mit ein### Snochen oder auf einen Abschmitt 125 Gramm Feischfleisch und un, den andern Abschnitt 200 Gramm Blut= oder Leberwurst entWeiscsaute audh ds Geru Valle in neden dem Abschalt der PplatzGesgase ung# W#areiagzarte Ne. 122 abzugeben. Bonn, den 12. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. J. B.: Piedl. liefert sauber und billig DRUCKEREI KROTH Breitestraße 13 . UITTT Tan. Ankaut Don Besestott füf heer und Siölle. Unsere Deutschen Brüder stehen, zum letzten entscheidenden Schlage ausholend, am Ende des dritten Kriegsjahres im Felde. Das Siegfriedschwert in der Faust darf nicht zucken, wenn es gilt, heimtückische Feinde vom heimatlichen Boden fern zu halten. Nur stahlharter Wille, getragen von siegesfroher Zuversicht, vermag diese Riesenarbeit zu leisten. Der Daheimgebliebenen Pflicht ist es, dazu beizutragen, daß der Geist unserer Truppen in langer, ermüdender Kriegsarbeit frisch bleibt. Bücher sind Freunde und bedeuten für unser Heer und unsere Plotte eine geistige Macht. Das Buch, das im Schützengraben, an Bord oder im Lazarett gelesen wird, ist mehr als ein bloßes Mittel zur Unterhaltung und Zeitverkürzung: es schlägt Brücken zu der Welt, die zurzeit für den Soldaten nicht da ist, die aber das Ziel seiner Sehnsucht ist. In Erzählung und Belehrung, in Scherz und Ernst will das Buch die Herzen erquicken, die trüben Gedanken verscheuchen, Schützengrabeneinsamkeit und Lazarettruhe verschönen. So sind Bücher Watten, die den Mut stärken, und Mut ist Sieg. Viele Millionen Bücher sind hinausgesandt, aber tausendfach tönt uns der Ruf nach Lesestotf von den höchsten Kommandostellen bis zum schlichten Soldaten entgegen. Für die Millionenheere sind Millionen Bücher erforderlich. Darum bitten wir um Geldbeiträge für eine Deutsthe-Solksspenec zum Ankauf von besestoff für Heer und Flotte. Gehören doch Bücher zu den wertvollsten Gaben, die heimatliche Liebe jetzt noch spenden kann. Helft uns, daß wir schöpfen können aus dem Born, der im Volk der Dichter und Denker aus den Tiefen des Deutschen Gemütes quillt. Gebt alle und reichlich für die Tapferen, Treuen, die mit Blut und Eisen uns das Unsrige, Volk und Vaterland verteidigen. Der Ehrenpräsident: von Hindenburg, General-Feldmarschall. Mitbürger! Den bewegten Worten dieses Aufrutes lasst optertreudige Taten folgen! Spendet mit warmen Herzen den tapferen Brüdern an der Front unsern Dank. Beweist wiederum den altbewährten Opfersinn und gebt reichlich ein Jeder nach seinem Können, für die Deutsche Volksspende zum Ankauf von Lesestoff für Heer und Flotte. Die Vaterländischen Vereinigungen werden in der Woche vom 15. bis 22. d. Mts. besondere Sammeltage veranstalten. Die Einnehmer der Bonner Volksspende werden Zeich. nungen auf die Spende entgegennehmen. Ebenso nehmen die hiesigen Banken und die Stadthauptkasse Beiträge in Empfang Bonn, den 12. Juli 1917. Die Vaterländischen Vereinigungen, Bonn. Oberbürgermeister Spiritus, Vorsitzender des Zweigvereins vom Roten Kreuz für den Stadt- und Landkreis Bonn. Frau Berghauptmann Krümmer, Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereine Stadtkreis Bonn. Dr. Krantz. Versitzender des freiwilligen Hilfsausschusses für Truppen. Der Orts-Arbeits-Ausschuss: Prarrer Dr. theol. Weber, C. Korth, Vorsitzender des Rheinischen Pro- Geschäftsführer vinzialausschusses zur Besergung des von Lesestoff für Heer und Plotte. Borromäus-Vereins. Bonner Angelegenheiten. Nehr Milch für alte Leute ordert auch der Schriftleiter der Hagener Zeilung. Aug. Hoffmann, der mit warmer Ueberzeugung und gründlicher Sachtenntnis für eine bessere Emnährung der Betagten eintritt, Das Fehlen der Milch werde von ihnen überaus schmerzlich empfunden. Wenn von der Höchstmenge an Fett mit wöchentlich 62½ Gramm wirklich einige Gramu gekürzt weidin müßten, so reiche das schon aus, täglich genügend Milch freizumachen, um dem Bedarf der alten Leute völlig zu decken. Mit der Milc allein seien jedoch die Wänsche für die 70 und mmehr Jahre alten Leute noch kines wegs erschöpft. Es sei auch notwendig, den alten Leuten Gelegenheit zu geben, auf ihre Marken Weiß brot zu beziehen. Schließlich mäßten den alten Leuten auch noch kräftigende Nähr mittel, wie Kakao, Schotolade, Weichtäse usw. zu erschwiaglichen Preisen zugägglic gemacht werden. Alle diese Forderungen mäßten allseitige Unterstützung fiaden. Manch wertvoller Leben könnte uns bei besserer Ernährung vielleicht länger erhalten bleiben, wenn nicht die Sorge um die umerprobte Jugend unsere Lebensmittelverteiler allein beherrschte. Gerade jetzt beweisen die alten Leute, wie sie uns noch nötig sind. Mancher Betrieb kann nur aufrechterhalten werden, wiil alte Leute wieder eingetreten sin!. Eine Pflicht der Dankbartkeit ist er, ihnen erhöhte Sorgsalt zuzuwenden. Jedenfalls größere, als bisher geschehen ist. Gigen das Rauchen Jugindlicher hat der Regierungspräsident in Schleswig bemerkens= und begrüßenswerte Maßnahmen angeordnet. Die Schüler werden in regelmäßiger Wiederkehr belehrt. Es soll dies vierteljährlich mindestens einmal geschehen. Dabei ist die Jugend auch auf die gesundheitlichen Schädigungen unmäßigen Tabakgenufses, mamentlich der Zigaretten, dinzuweisen. Im Rechenunterricht sind gelegentlich Aufgaben über die Kosten des gegewohnheitsmäßigen Rauchens zu behandeln. Verstöße gegen die in den Schulsatzungen enthaltenen Rauchverbote sind mit angemesseuen Schlulftrasen zu belegen. Orosshandels- und KleinhandelsHöchstpreise für Frühgemüse und Obst. Auf Grund des§ 7 Absatz 4 der Verordnung des Herrn Reichskanzlers vom 3. April 1917 über Gemüse. Obst und Südstüchte setze ich für den Bereich des Stadtkreises Vonn mit sosortiger Wirksamkeit folgende Höcstpreise für Frühgemüse und Obs im Groß= und Kleinhandel seß: Höchstpreis im Großhandel in Pfennigen für das Pfund Auch ein Vorname. Im Anzeigenteil der Essener Bolkzeitung prangt eine Geburtsanzeige, die verdient der Vergessenheit vorenthalten zu werden. Sie lautet: Die glückliche Geburt eines prächtigen Kriegsjungen zeigen hocherfreut an Albert Prause u. Frau Kath. geb. Wegner. Essen=B.=Vorbeck, Hollstr. 104, din 7. Mai 1917 Das schräg gedruckte Wort bezeichnet den Vornamen des Neugeborenen, dessen Jaslebensetzung auf diese Weise anschaulich mit der leidigen Kriegstost in Beziehung gebracht wird. Eine Zeiturkunde, wenn auch keine erfreuliche. „Ein Rriegs=Rastenmännchen.“ Als neues Kriegsnotgeld hat die Stadtverwaltung von Mälheim(Ruh:), nachdem sie bereits früher viereckige 50=Pfg.=Stücke ausgegeben hat, jetzt achteckige 25=Psg.=Stücke ausgegebn; sie weisen das Mülheimer Stadtwappen und die Joschrift„Ein Rriegs=Kastenmännchen" auf. Das„Kastenmännchen“ war früher auch hier bei uns ein sehr beliebtes Geldstück, das viele ältere Bonner sehr gut gekannt haben. Es galt sogar als ein Einheitswertstück. Sogar der Taler wurde vielsach mach der Anzahl der„Kastenmännehen" bezeichnet. So hieß es vielfach, dieser oder jener Gegenstand koftet acht„Kastenmänn= chen“, oder dieser oder jener verdient täglich acht „Kastenmännchen“, während der Taler meist nur in großen Sumen genannt wurde. Wer hätte wohl je gedacht, daß das„Kastenmännchen" unter solchen Umständen seine Auferstehung seiern werde? „Preis“=Rätsel. Wie ein Dresdener Blatt meldet, wurden in Dresden dieser Tage an einer Stelle Kartoffeln das Pfund zu 2.20 Mark verkauft. Auf Aafrage unklärte das Kriegswucheramt, es liege kein Kriegswucher vor, da man die Herkunft der Kartoffeln kenne. Mittags wurden für die Kartoffeln in dem betreffenden Geschäft bereits 2.90 Marh bezahlt. Damit aber kein seindlicher Ausländer sich der Schadenfreude über solche offensichtliche Bewucherung deutscher Verbraucher hingeben kann, beeilen wir uns, daraus hinzuweisen, daß man in einer anderen deutschen Stadt ein halbes Pfund Wurst umsonst und noch 10 Pfg. dazu erhält. Wie die„Viehhandelszeitung" berichter, ist im Kommunolvetband Rorneburg in Sachsen=Altenburg die Festsetzung der Fleischhöchstpreise derart, daß die Zuschüfse, welche der Staat und die Kommunen auf die Fleischsondertarte des Kommunalverbandes gewähren, bei der Entnahme von Wurft nicht voll verbraucht werden, so daß der Käufer von Wurft auf jedes halbe Pfund noch 10 Pfg. herausbezahlt erhält, während er für die Warft überhaupt nichts zu zahlen hat. Begnügt sich der Käufer mit Schweins#nochen, dann kommt er noch besser weg, denn dann erhält er auf jeden halbe Pfund 26 Pig. zugezahlt. Veimutlich wird so der keiegswirtschaftlichen Lebensmittelregelungindeutschen Londen wenigstens ein Denkmal errichtet: in Monneburg. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. A. Frühgemüse. Rhabarber Spinat Rübstiel Salat Schnittgemüse und Butterkohl bis 20. Juli 1917....... Dasselbe vom 21. Juli bis 10. August 1917 Erbsen mit und ohne Schoten von sosort an Knollengemüse Mangold Frühwirsing u. Rotkohl bis 20. 7. 1917 Verselbe vom 21. Juli bis 10. August 1917 Frühweißkohl bis 15. Juli 1917.. „ ab 16. Juli 1917... Frühzwiebeln(Stickzwiebeln) ohne Laub Kohlrabi(Oderkohleabi) mit Laub bis 31. Juli 1917........... Wachs= u. Perlbohnen Stangen u. Buschbohnen Dicke(Puff-) Bohnen Mohrrüben, d. h. im Freilande gezogene längliche oder tunde Mohrr üben mit Laub bis 15. Juli 1917........ Dieselben ab 16. Juli bis 31. Juli 1917 Tomaten bis 15. August 1917... B. Erdbeeren: I. Wahl UI. Wahl Walderdbeeren Johannisbeeren, weiße und rote.. „ schwarze Stachelbeeren, reise und unreise.... Blaubeeren Saure Kirschen bis 1. August 1917 Süße Kirschen, große, harte.... Glaskirschen Schattenmorellen Süße weiche Kirschen und alle andern vorsrehend nicht besonders genannten Sorten Himbeeren Preißelbeeren Reineklanden Mirabellen Höchstpreis im Kleinhandel in Pfennigen für das Pfund Jeder Verkauf oder Kauf oder ein andens Veräußerungs= oder Erwerbsgeschäft von den im Stadtkreise Vonn geernteten Kartosseln ist verboten. Die Kartoffelerzeuger können die Kartosseln an Wochentagen von vormittags 7½ bis mittags 11½ Uhr und von nachmittags 2 bis 6 Uhr im städtischen Kartossellager Schlachthof, Immenburgstraße 20, abliesern. Der Kauspreis wird sofort bei der Ablieferung dem Ueberbringer gegen Empfangsbescheinigung ausgehändigt. Außerdem sind mit dem Ankauf von Frühkartosseln für den Kommunalverband Vonn=Stadt die Kartossel=Großhandlung Bianden, Bonn, Cölnstraße 7, Herr Auguß Fey, Endenicher Straße 353 und Herr Math. Schüller, Kessenicher Straße 16 beauftragt, welche ihrerseits sofort in GrauRheindorf, Drausdorf, Endenich und Kessenich besondere Annahmestellen für Frühkartoffeln einrichten. Kartoffelerzeuger und Käufer, die Frühkartosseln im Schleichhandel abgeben bezw. erwerden, werden nach der Verordnung vom 20. Juni 1917 mit Gesängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrase bis zu 1500 M1. bestraft. Außerdem werden die sämtlichen Vorräte an Kartosseln bei den Betressenden eingezogen, ohne Rücksicht darauf, ob sie dem Täter gehören ober nicht. Bonn, den 8. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. I. B.: Piedl. Gegen jeden, der die vorstehenden Höchstpreise überschreitet, wird auf Grund des Gesetzes, betr. Höchstpreise vom 4. August 1914 in der Fassung vom 17. Dezember 1914(Reichs=Gesetzblatt S. 516) in Berbindung mit den Bekanntmachungen vom 21. Januar 1915(Reichs. Gesetzblatt S. 15) und vom 15. März 1916(Reichs=Gesetzblatt S. 183) eingeschritten werden. Nach§ 6 dieses Gesetzes wird mit Gesängnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe bis zu Zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft, 1. wer die vorstehend festgesetzten Höchstpreise überschreitet, 2. wer einen anderen zum Abschluß eines Vertrages aussordert, durch den die Höchstpreise überschritten werden oder sich zu einem solchen Bertrage erbietet. Bei vorsätzlicher Zuwiderhandlung ist die Geldstrase mindestens auf das Doppelte des Betrages zu bemessen, um den der Höchstpreis überschritten worden ist oder überschritten werden sollte. Uebersteigt der Mindestbetrag Zehntausend Mark, so ist auf ihn zu erkennen. Im Falle mildernder Umstände kann die Geldstrafe bis auf die Hälfte des Mindestbetrages ermäßigt werden. Bei Zuwiderhandlungen Kann ferner neben der Strafe angeordnet werden, daß die Berurteilung auf Kosten der Schuldigen öffentlich bekannt zu machen ist, auch kann neben Gesängnisstrafe auf Berlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Die Berkausostellen der Verkäufer, welche die Innehaltung der Höchstpreise verweigern, können polizeilich geschlossen werden. Neben der Strafe kann aus Einziehung der Gegenstände, auf die sich die strasbare Handlung bezieht, erkannt werden, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. Meine Verordnung vom 21. Juni ds. Is. betr. Groß= und Kleinhandelspreise für Gemüse und Obst teitt hiermit außer Kraft. Bonn, den 9. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. J. B.: Piehl. Erzeugerpreise für Frühgemüse. Die Preiskommission der Bezirkostelle für Gemüse und Odft hat gemäß§ 5 des Vordruckes der Reichsstelle für Gemüse und Obst über Anbau= und Lieferungsverträge folgende Erzeugerhöchstpreise für inländische Früggemüse für den Regierungsbezirk Cöln festgesetzt: Preis für das Pfund in Psennigen. 1. Rhabarber 10 2. Spinat 15 3. Rübstiel 15 4. Salat 18 5. Schnittgemüse u. Butterkohl bis 20. Juli 1917 15 Schnittgemüse und Butterkohl vom 21. Juli bis 16. August 1917....... 13 6. Erbsen mit und ohne Schoten von sofort an 32 7. Knollen gemüse 9 8. Mangold 15 9. Frühwirsing und Rotkohl bis 20. Juli 1917 15 „„" vom 21. Juli bis 10. Augus 1917........ 13 10. Frühweißkohl(Spitzkohl, Spitzkappus) bis 15. Juli 1917.......... 15 Frühweißkohl(Spitzkohl und Spitzkappus) ab 16. Juli 1917........ 11 11. Frühzwiebeln(Steckzwiebeln) ohne Laub ab 1. Juli 1917.......... 15 12. Kohlrabi(Oberkohlrabi) mit Laub bis 31. Juli 1917.......... 15 13. Wachs= und Perlbohnen 29 14. Stangen= und Buschbohnen. 27 15. Dicke(Puff=)Bohnen 22 16. Mohrrüben, d. h. im Freiland gezogene längliche oder runde Mohrrüben mit Laub bis 15. Juli 1917.......... 15 17. Modrrüben runde mit Laub ab 16. Juli 1917 bis 31. Juli 1917......... 13 18. Tomaten bis 15. August 1917.... 38 Diese Vertragspreise gelten mach§ 5 der Verordnung über Gemüse, Obß und Südstüchte vom 3. April 1917(R. G. Bl. S. 307) in Verbindung mit§ 14 daselbst als Höchstpreise im Sinne des Gesetzes vom 4. August 1914. Sie treten sofort in Kraft. Die unter dem 18. Juni 1917 veröffentlichten Beschlüsse der Preiskommission über Erzeugerpreise für Frühgemüse sind aufgehoben. Die Festsetzung der Großhandels= und Kleinhandelshöchspreise erfolgt durch die Kreiskommunalverbände. Cöln, den 6. Juli 1917. Bezirksstelle für Gemüse und Obst. Beröffenticht! Bonn, den 9. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. J. B.: Plehl. Einziehung der Silber- und Nickelmünzen. Zur Beseitigung der durch Aufspeicherung von Hartgeld hervorgerusenen Kleingeldnot sollen die Silber= und Nickelmüinzen außer„Kurs gesetzt und das gewonnene Silber zur Prägung neuer Mänzen denutzt werden. Alsdann werden die alten Mänzen nicht wieder Geltung erlangen. Die staatlichen und sämtliche städtischen Kassen(auch die Sparkasse) sind zur Eeleichterung der Ablieferung angewiesen worden, Silber= und Nichelmünzen— auch in größeren Summen— nach Möglichkeit gegen Scheine umzutauschen. Bonn, den 3. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. J. B.: Bottler. Ablieferung Der Frühkartoftein im Stadtkreise Bonn. Die Kartoffelerzeuger im Stadttreise Bonn sind verpflichtet, die nach den Verbrauchsvorschriften ihren Eigenbedarf übersteigende Menge Kartoffeln dem Kommunalverband Bonn=Stadt sofort mach der Ernte zum Höchspreise abzuliefern. erzeugerpreise für Bosl. Die Preiskommission der Bezirksstelle für Gemüse und Obst hat au Grund der Berordnung der Reichsstelle für Gemüse und Obst vom 3. Juni 1917 folgende Erzeugerhöchstpreise für Obst für den Regierungsbezirs Eöln sestgesetzt: Preise für das Pfund in Psennigen: 1. Gedbeeren, 1. Wahl 66 „ 2. Wahl 36 2. Walderdbeeren 120 3. Johannisbeeren, weiße und rote.... 33 „ schwarze 44 4. Stachelbeeren, reise und unreise..:. 5. Blaubeeren 27 6. Saure Kieschen bis 1. August 1917... 30 7. Süße„ große harte...... 38 8. Glaskirchen 49 9. Schattenmorellen 44 10. Süße, weiche Kirschen und alle andern vorstehend nicht besonders genannten Gorten 27 11. Himbeeren 55 12. Preiselbeeren 38 18. Reineklauden 33 14. Mirabellen 44 Diese Preise sind Höchstpreise im Sinne des Gesetzes vom 4. August 1914. Sie treten sofort in Kraft. Der unter dem 18. Juni ds. Is. veröffentlichte Beschluß der Preiskommission ist aufgehoben. Die Festsetzung der Großhandels= und Kleinhandelshöchspreise erfolgt durch die Kreiskommunalvetbände. Cöln, den 6. Juli 1917. Bezirksstelle für Gemüse und Obst. Beistenlüicht! Bonn, den 9. Juli 1917. Der Oberbürgermeister. J. B.: Pteol.