Durch unsere Träger 30 Pig., unter Kreuzband 50 Pfennig, Verteilähri. Genagdpreis: Durch die Post 90 Pfennig, Grschetst Bitinoct und Samstagt. Drask und Verlag ver Josef Kroth, Vonn Broitestraße 13. Vernstracher 1450. U UGhAA Unser Wahlspruch: Gleiches Recht für Hile! Gnseheenpreid: Die ar peitige Bsionstzelle ober beren 10 für aus. wärtige Austraggeber 20 pig. Reklamem 50 Pig, die Zeile. Nr. 104. den 31. Dezember 1912 Vereutwerkicher Scheitleiter: Dr. pr. 2. Stöcker, Bauu. Privatwohnung: — Dötschstraße 7.— Veendereche 1186. 7. Jahrgang. Bestellungen auf den „Sollfdmugd! zum Preise von 30 Pfg. monatlich werden jedergelt enigegengenommen in der Geschäftsstelle, Breitestr. 13, Fernruf 1420, bei den Trägern und bei allen Postanstalten. Der„Volksmund“, der wöchentlich zweimal erscheint, wird in Bonn und der Umgegend geschätzt wegen seines anregenden, von Offenheit und Freimut getragenen Inhalts. Der„Volksmund“ steht auf dem Boden einer modernen Lebensanschauung und behandelt die Tagesfragen nicht parteipolitisch, sondern in erster Linie von einem durchaus unabhängigen Standpunkte. Als Anzeigenblatt ist der„Volksmund“ durch seine Verbreitung und textliche Reichhaltigkeit von ankannt erfolgreicher Wirkung. Bonner Angelegenheiten. Die Kölner Verkehrswoche spuckt noch immer in der hiesigen Presse. Ein „hiesiges Blatt“ läßt sich aus Köln wieder einmal schreiben, die Verkehrswoche habe den in Frage kommenden Branchen keinen Nutzen gebracht. Wahrscheinlich sind aber nur die hochgespannten Erwartungen nicht erfüllt worven. Und wenn das diesjährige Weihnachtsgeschäft sich auf der Höhe des vorjährigen gehalten: wer garantiert denn dafür, daß es ohne diese Veranstaltung sich auf dieser Höhe gehalten, nicht, wie sonst, schlechter geworden? Allgemein zugegeben wird, daß die Verkehrswoche Köln viele Fremde zugeführt und viel Geld nach num gebracht hat. Und daran hat schließlich doch auch die Gesamtheit Nutzen. Das wird wenigstens vom Karneval behauptet, von dem doch eigentlich nur die Wirte den größten Nutzen haben, von denselben Blättern, die jetzt Köln vorrechnen wollen, es habe sich mit der Berkehrswoche geschadet. Die Kölner waren stets gute Rechner; sie sagen: laßt sie schwätzen; wir wissen das beiter Die Brückenabonnenten erfreuen sich jetzt einer gleich mäßigen Behandlung, die Verwaltung hat die Unterscheidung zwischen den 3 Mk. und 1.50 Mk.=Zahlern aufgegeben und läßt auch auf den Karten jeden als Herrn gelten. Der Hinweis im„Volksmuud“ hat also geholfen. Auch hinsichtlich der Entnahme der Brückenkarten ist die Verwaltung dem hier ausgesprochenen Wunsche entgegengekommen. Fortan werden Jahreskartrn ausgegeben, in die für die einzelnen Monate Marken eingeklebt werden, die am Brückenwärterhäuschen auf der Bonner Seite ausgegeben und entwertet werden. Diese Neuerung wird sicher von allen Interessenten angenehm empfunden werden. Es sei daher auch an dieser Stelle der Verwaltung die Anerkennung nicht vorenthalten. Zureden hilft, wie sich hier wieder einmal gezeigt hat. Die Stadtverwaltung, die gern die Kölner ihr Vorbild nennt, sollte auch in anderen Dingen dieser nacheifern. Ueber ihre Absichten werden hier nur die„Verwaltungsfrommen“ Blätter unterrichtet, zu denen in erster Linie selbstverständlich der jedem regierenden Bürgermeister dienstbeflissene General=Anzeiger, in zweiter Linie die Organe der beiden Rathausparteien gehören. Der„Volksmund" wird stets nur erst dann beachtet, wenn er wieder einmal gar nicht mehr verleugnet werden kann. Den anderen Blättern ist der„Volksmund" gelegentlich ein„diesiges Blatt“, das den Lesern unter keinen Umständen namentlich genannt werden darf, aus dem sie aber gelegentlich ihre Anregungen entnehmen zu Betrachtungen über kommunale Zustände— auch immer erst dann, wenn sie ein Wort wagen dürfen. verwaltung ist der„Volksmund“ auch nicht fremd. Die Bürgerschaft hats verschiedentlich gemerkt, und seine Existenz dankbar empfunden, wenn die Verwaltung den in unserem Blatte ausgesprochenen Anregungen und Forderungen entgegenkam. Nur öffentlich wird das Blatt übersehen. Selbstverständlich nur, weil es hier ganz allein wagt, offen und ehrlich auszusgzechen, was ist, und dabei weder auf Persönn####ten noch auf irgendwelche Parteiinteressen Rücksicht nimmt. Schade, daß die Verwaltung sich hier die Kölner nicht auch zum Vorbild nimmt. Dort erhält jedes Blatt, das sich mit städtischen Angelegenheiten beschäftigt, Nachrichten aus dem sogenannten städtischen Pressebureau, ohne Unterschied der Partei, gleichviel, ob es sich„bürgerlich" nennt und für die Erhaltung der gegenwärtigen Zustände unter allen Umständen eintritt. Allerdings hat diese nachahmenswerte Einrichtung erst der jetzige Oberbürgermeister Wallraff geschaffen(der auch sonstigem, Schlendrian ein Ende gemacht und genau vuruuf uchtet, daß seine Beamten die deutsche Rechtschreibung beherrschen, und der von den höheren verlangt, daß sie kein Schutzmannsdeutsch schreiben mit den ständig wiederkehrenden Ausdrücken und Wendungen der Schreibstube). Sein Vorgänger Becker, der jetzt in Berlin das ihm von den Stadtverordneten als Ruhesold bewilligte volle Gehalt verzehrt, dachte darin viel engherziger. Dessen Standpunkt ist aber auch in Köln längst überwunden. Zur Freude aller unabhängig Denkenden. Auch Vonns Oberhaupt würde sich verdient machen, wenn es sich von den Verwaltungskniffen seines ehemaligen Chefs endlich trennen und einmal wirklich großzügig, wie sein Kollege in Köln, amtierte. Kritik schadet nie. Sie ist ein Zeichen von Gesundheit. Gelegentlich wirds ja aug von ihm durch die Tat anerkannt. Aber vergessen sollte er es nie. Die Turner fordern für hervorragende Leistungen das Einährigen=Privileg. Es wird ihnen aber, wie jetzt eine Korrespondenz berichtet, nicht gewährt werden.„Aus militärischen Rücksichten“ heißt es. Das Tumen wird zwar als wichtige militärische Eigenschaft anerkannt, aber doch nicht so hoch bewertet, daß ihretwegen gute Turner bevorzugt werden dürften.„Denn“, so heißt es ausdrücklich weiter,„die Eigenschaft des guten Turners ist sehr häufig nicht mit anderen militärischen Eigenschaften vereinigt.“ Eine Behauptung, die sicher den Widerspruch aller Turneifrigen herausfordern wird.„Anderseits“ gesteht die Korrespondenz ihnen dann aber wieder zu, „sind gerade gute Turner dem Heere zur Unterstützung für die Unteroffiziere erwünscht, sodaß auch aus diesem Grunde die vorgeschlagene Maßnahme nicht ausführbar erscheint.“ Die Turner waren„oben“ von jeher verdächtig; es ist ihnen bis heute noch nicht gelungen, einen„Schützer“ aus regierendem Hause zu finden. An Loyalitäts=Kundgebungen lassen sie es zwar nicht fehlen. Aber— sie nennen sich noch immer„Genosse". Das ist verdächtig. Die Turner, die sich politisch zur„Genossen“= Partei bekennen, sind aus der deutschen Turnerschaft allerdings längst ausgeschieden und haben eigene Vereine gegründet, die wohl Gleichberechtigung, doch kein irgendwie geartetes Privileg erstreben.— Aber aber—— ren Jahren„unvergängliche Verdienste um die gute Sache“ erworben hat, ist schon seit Jahren bemüht, im Stadtrat mit der benachbarten Fraktion, der Nationalliberalen, die besten Beziehungen zu unterhalten und alles gut zu heißen und zu bewilligen, was die vorher in ihrer Fraktionssitzung beschlossen haben.„Im Interesse der guten Sache" selbstverständlich. Ein derartig gutes Einvernehmen muß gefeiert werden. Mit Essen und Trinken. Wie sich das gehört. Prost!.. lnot. Ein Jubiläumsessen wird Freitagabend, nach der Stadtverordnetensitzung, im Hotel Royal veranstaltet zu Ehren der Herren Professor Schmidt, Sanitätsrat Dr. Olbertz und Kommerzienrat Wessel, die nunmehr 25 Jahre dem„Hause" angehören. Bei dem letztgenannten Herrn„läßt es sich zwar nicht ganz genau feststellen,“ ob seine Zugehörigkeit volle 25 Jahre umfaßt. Aber wir wollen nicht kleinlich sein und ihm die Jubiläumsfreude gönnen. Prof. Schmidt hat sich in dieser Zeit besonders verdient gemacht um die Erhaltung des bisherigen Wahlrechts für den Stadtrat, hat den Versammlungssaal sozusagen„stubenrein" gehalten und redlich dafür gesorgt, daß in den beiden oberen Klassen nicht auch Handwerker und dergleichen unangenehme Erscheinungen im gesellschaftlichen Leben der Rentnerstadt Bonn mitzureden haben. Sanitätsrat Dr. Olbertz, der sich, wie ihm sein Fraktionsvorsitzender Dr. Henry gelegentlich öffentlich gerne bescheinigte, in ftrüheDie sehr preiswerte Anfertigung von ARuShon im eigenen Atelier empfiehlt Moderne Neuheiten 1 für Rarneval. Roopmann Marktbrücke. Die Trinkgelder auf der Gegen die Trinkgelder auf der Straßenbahn wendet sich Moritz de Jonge in einem Aufsatz der„Güldenkammer". Es heißt da: In Duisburg und Düsseldorf hat die Steuerbehörde eine Besteuerung der Trinkgelder der Straßenbahner beschlossen und zwar ist in Dutsburg eine jährliche Trinkgeldereinnahme von 150 Mark, in Düsseldorf eine solche von 300 Mark als fester Bestandteil des Einkommens bei der Veranlagung zugrunde gelegt worden. In beiden Städten haben die vereinigten Straßenbahnkapitäne dem Steuerfiskus den Prozeßkrieg bis zum Aeußersten", d. h. bis zum Oberverwaltungsgericht erklärt, mit der Begründung, ihre Trinkgelder seien keine Einnahmequelle im Sinne des preußischen Einkommensteuergesetzes, sondern nur gelegentliche„Geschenke“... Das Straßenbahnschaffner=Trinkgeld bezeichnet den Endpunkt einer Entwicklung, die von den Bekämpfern der allgemeinen Trinkgeld=Unsitte seit Jahrzehnten vorausgesehen wurde! Als vor mehr als einem Menschenalter Ihering als Rufer im Streit gegen die Unfitte des Trinkgeldes auftrat, die er als Musterbeispiel für seine Lehre von der Zwangskraft der Sitte wie der Unfitte behandelte, unterschied er drei Arten des Trinkgeldes, die ebensoviele Stufen der Unfitte bezeichnen sollten: das Gefälligkeitstrinkgeld für gewisse an sich„umsonst", aus Gefälligkeit erwiesene, aber doch effektive Dienstleiftungen, das geschäftliche(besonders das des Geschäftspersonals), und das gesellige oder„Domestikentrinkgeld. Der sich gegen diese dritte Form brf.— Jugesahen). Trinkgeld gibt, wird nicht wieber eingelaben — mit diesen in neckisch drohendem Ton gesprochenen Worten entließ er mich und eine Reihe jüngerer Tischgäfte noch wenige Monate vor seinem Tode.) Ihering kannte noch nuht die vierte und höchste(oder soll ich sagen: tiefste?) Stufe des Trinkgeldes— das Schleuder= oder Verschwendungstrinkgeld, welches ohne die geringste Gegenleiftung gespendet wird und lediglich in der Eitelkeit wurzelt, in dem Drange, den reichen Mann, den vornehmen Herrn zu markieren, der mit einem Fünfpfennigstück, nicht zu rechnen braucht.“ Vielleicht war der urgeschichtlich erste Fall des Straßenbahntrinkgelds der des vornehmen jungen Herrleins(oder Fräuleins?) das bei der Lösung eines Fahrscheins für 15 Pfg. zwei Zehnpfennigstücke hingab und es nicht ertragen konnte, sowohl vom Schaffner als auch vom beobachtenden Publikum als der kleinliche Rechner oder arme Mann eingeschätzt zu werden, der nicht auf die Herausgabe von 5 Pfg. verzichten wolle oder könne. An diese erste Form des vornehmen Verzichtes Geerteerd. Novelle von E. Vely. 8 Gachud pricknd Plötzlich hebt sie die Augen wieder, sie hat ein Gefühl, als wenn sie nicht unbeachtet ist. Zehn Schritt von ihr steht Jo Toben, den Arm in der Binde, das Gesicht bleich, den Hut tief in die Stirn gedrückt — das alles giebt ihm ein fremdes Ansehen. Sie macht eine Bewegung, als will sie in's Haus; daß sie ihn nicht gesehen hat, glaubt er nicht, denn ihre Blicke haben sich ja getroffen— da ruft er hinüber: Wenn ich Dich vertreibe— so ist's nicht gemeint. Ol sagt sie verächtlich, zieht die Lippen spöttisch zusammen und greift noch einmal nach dem Futter. Wie er keine Antwort erhält, macht er ein paar Schritte in die Verzäunung hinein. Habe dableiben müssen— zwei Rippen und der Schullerknochen, erzählt er. Jetzt ist's heil. Sie weiß ja, daß sie im Dorf meinen, der Meerie sei der Unfall recht, damit sie den Mann zu Hause behielt. Die Zeit ist Einem lang, sagt der Schiffer. Frag' Andre, wie sie kurz wird, antwortet Geerteerd. Er hat ein bittres Lachen. Meine, Du bist recht dazu. Der Thurmwächter kommt oft Sie sieht ihm gerade in's Gesicht und erwidert laut: Gehl's Dich an, Jo Toben? Nein, stammelt er betroffen. Dann scheucht sie die Hühner zurück und will hinein— mit einem raschen Schritt hat er sich so gewendet, daß er ihr den Weg vertritt. Wenn Du den nähmest, Geerteerd— just den— sagt er athemlos. Geht's Dich an? fragt sie wieder. Diesmal wird sein Gesicht roth und heiß. Meine doch, murmelt er und streckt die linke Hand gegen sie aus. Weil ich Dir so gut gewesen bin. Sie lacht schrill auf. Denkst noch daran. Jo Loben? Ist Eine auf der Insel, die heißt Meerie der sags nicht.„ 8.4 Immer denk ich dran, ruft er. Tug und Nucht. Just, weil ich nicht fort gekonnt habe. Meerie soll's recht sein. Er macht ein zorniges Gesicht. Die taugt nicht für einen Schiffer! Der schwarze Mädchenkopf kommt ihm näher. Weißt Du's jetzt schon? Andre brauchen länger dazu. Gleich habe ich's gewußt. Jol es klingt verächtlich, sie unterdrückt, was sie noch etwa hinzuzufügen hätte. Weißt Du, wie's Ueberreden gemacht wird? fragt er. Sie schüttelt den Kopf. Ich aber— ich weiß es jetzt. Bist doch ein Mann! sagt sie. Er schlägt sich gegen die Stirn. Vielleicht gerade deshalb, ruft er und stockt wieder. Sie sieht ihn fest an. Was hat Reick gegen mich? Da kommt ein ächzender Laut aus seiner Brust Frag das nicht, Deern— frag das nicht! Sie fieht, daß ein qualvoller Ausdruck in seinen Zügen ist, und preßt die Lippen zusammen, daß er so reden muß— jetzt schon, will ihr fast wie eine Genugthuung erscheinen. Dann tritt er ganz nahe heran, sie spürt seinen Athem, wie er sagt: Da war's noch nicht zu spät, damals, am Hochzeitstage— aber hören hast Du mich nicht wollen— Mit der flachen Hand wischt sie über die Stirn, eine Sekunde lang ist ein rother Feuerschein vor ihren Augen und ein Sausen vor ihren Ohren. Geerteerd, flüstert Jo, wenn Du ein gutes Wort für mich gehabt hättest, steh, auf und davon wär ich mit Dir— wie wir's als Kinder gewollt haben, fort über's Meer— kein Mensch hätt's gewahrt, Keiner uns eingeholt. Und dann? fragt das Mädchen leise. Keiner hätt uns gefunden, murmelt er noch einmal, die Welt ist so groß.— Die schlanke Gestalt richtet sich auf, es ist bittersüß gewesen, so eine kurze Zeit sein Seufzen und Klagen und die Stimme zu hören, die ihr so lieb— aber hinter ihrer braunen Stirn wohnen auch grausam klare Gedanken. Jo Toben—'s war auch da schon zu spät, ist Eine, die heißt Merie.— Er lacht beinahe höhnisch. Geerteerd— Du und ich wären die Ersten nicht— Welche? ruft sie mit dumpfem Laut. Die auf und davon sind von dem Eiland und von denen Keiner wieder etwas gehört hat. Sein Ton ist so eigen, sein Blick so seltsam. Langsam schüttelt sie den schwarzen Kopf. Ist Alles zu spät. Wie Glocken klingt es vor ihren Ohren— es ist das Geläut, unter welchem Jo und Meerie zur Kirche gegangen sind. Da schnellt der Seefahrer zurück. Heißt's, daß Du dem droben Dein Wort gegeben? Nun ist's, als ob zwischen die Glockentöne Fritz West's helle Stimme spräche. Wenn's so wäre— flüstert sie, aber diesmal bleibt ihr das kecke„Was ging's Dich an?“ auf den Lippen zurück, denn es ist, als ob Jo von einer fremden Hand geschüttelt wird. Geerteerd— Geerteerd— ich leide es nicht ich kann Dich keinem Andern gönnen— lieber— ja, lieber seh ich Dich todt vor mir! ruft er. Seine wilde Leidenschaftlichkeit freut sie doch, obwohl sie abwehrend die Hände gegen ihn streckt. Solche Worte! sagt sie, aber in ihrem Herzen ist eine Stimme, die spricht genau so, wie die seine— noch zur Stunde gönnt sie ihn lieber dem Tode— als der Andern. Und dann schaut sie ihn an mit den schwarzen Augen und hat nur den einen Gedanken dabei: Wenn sie jetzt seinen Arm faßt, nur ein Wort in sein Ohr flüstert, so ist die blonde Meerie für immer allein— so allein, als od der Jo Toben unten auf dem Meeresgrund läge. Glaub's— glaub's! bittet Jo. Sie gewinnt wieder die Herrschaft über sich selbst. Ob hier oder draußen, Jo, ich meine, allemal ist's Der droben— der soll sich haten! schwön der Motrste. Sie legt ihm die Hand auf die Schulter. Brauchst Keinem in den Weg zu treten, Jo! sagt sie sanft und zwei Thränen rollen langsam über ihre Wangen. Er hat sie noch nie weinen sehen, das Zeichen von Schwäche macht ihn aber nur muthiger. Du bist nicht wie die Andern, flüstert er, Du brauchst's auch nicht zu sein— sieh, sie haben Alle ein Reden, daß Du das mit dem Seehund vermocht hast — in ein Boot steigen ist leichter. Geh heut, giebt sie zurück. Aber wieder komm ich, sagt Jo. Dann horcht er auf, sein Name wird gerufen, die Mutter oder Meerie schauen nach ihm aus. Just nicht! sagt er mit einer bezeichnenden Handbewegung, greift dann nach Geerteerd's Arm und zieht sie nah an sich heran. Ich lasse daß Du's weißt— sie schnellt zurück, reißt sich los und eilt dem Hause zu, er steht, blickt ihr nach, nimmt den Hut vom Kopf und fährt über seine Haare, dann wendet er sich langsam zum Gehen. Geerteerd steht nicht eher still, als bis sie den hintersten Winkel des Zimmers erreicht hat, wo der kleine Schemel ist. Auf den kauert sie sich nieder, stützt die Ellbogen auf die Knie und legt den Kopf in die Hände. Ihre Augen sind brennend heiß, sie chließt sie.„„ 6# Aeiens Was hat sie gehort— was muß sie venken? Eine Ordnung ist nicht hinein zu bringen in all das Wirre, das ihren Sinn durchkreuzt. Dann schreit sie plötzlich laut auf— sie weiß jetzt, was sie muß, was ein soll— Jo Toben ist ihr Herr, ihr Abgott— und will er's, daß sie fortgeht, so muß es sein. (Zorüchung keles! aus Bagatellsorderungen(mit den gnädigsten Worten:„schon gut!“), die echte Frucht einer Zeit und Generation, die den Wert des Geldes ganz anders bemißt, als unsere Bäter gemäß ihrem„altmodischen“ Sprichwort:„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!“ schloß sich dann rasch die zweite Form des noch vornehmern und aus den Schaffner sowie besonders die sämtlichen Mitreisenden noch„imponierender“ wirkenden positiven Geldgeschenks an den Wagenkapitän— weder Wagenkapitän noch Passagiere konnten dann noch zweifeln, welch vornehmen Fahrgast sie die Ehre hatten im Wagen zu haben!— Nachdem die Eitelkeit der Unfitte die Bahn gebrochen, kamen ihrer Weiterentwicklung(wie bei allen Unsitten) zwei andere menschliche Schwächen derer, die zwar genug kritische Denkkraft besaßen, die Unsitte als solche zu erkennen, aber nicht den Mut, ihrer Autorität den Gehorsam zu verweigern! Wohl uns, daß bis heute die„Zwangskraft" dieser TrinkgeldUnfitte noch sehr schwach ist! Würden alle Fahrgäste Straßenbahntrinkgeld zahlen, so würde die demoralisierende, sozialpolitisch verderbliche Wirkung dieses Schleudertrinkgeldes geradezu verwüstend werden— der Schaffner würde viele hunderte Mark monatlich als Tribut beziehen, während knapp bemittelten Fahrgästen, die täglich mehrere Male trinkgeldpflichtig sind, dem Moloch„Unfitte“ monatlich einige Prozent ihres kargen Einkommens opfern müssen! Denn bei keiner Form des Trinkgeldes hat sich so wie beim Straßenbahntrinkgeld neben der völligen inneren Prinziplosigkeit(es ist das Trinkgeld des Kassierers Schuldnern gegenüber!) das quantitative Mißverhältnis zwischen dem Schuldbetrag und dem als Trinkgeld gespendeten Zuschlagsbetrag bis zur Monstrosität gesteigert! Da es auch schon bei Zehnpfennig Billetten üblich ist, steigt es bis— 50 Prozent! Daß ein derartiges Schleuder= oder Verschwendungstrinkgeld symptomatisch auf eine bedenkliche Abnahme der höchsten wirtschaftlichen Tugend, der Sparsamkeit hinweist, wird kein Volkspädagoge oder Sozialethiker bestreiten. Und darum ist für den Sozialpolitiker nicht die Frage Gegenstand seiner Sorge, ob das Straßenbahntrinkgeld besteuert werden darf, sondern die Frage, wie es abgeschafft werden kann! Die Abschaffung des Straßenbahntrinkgeldes, durch welches das deutsche Volk an einem kleinen, aber charakteristischen Symptom offenbart, daß es ein Volk von großmannssüchtigen Verschwendern zu werden droht, ist noch möglich! Und noch genügen zwei einfache Mittel! Das Publikum muß in zwanglosen vereinsähnlichen Formen dem Straßenbahn=Trinkgeld organifierten Widerstand entgegensetzen. Und wenn dieses erste Mittel als zu schwach sich erweist, das Unkraut abzutöten, so müssen Straßen. bahngesellschaften bezw.=Unternehmer das Un kraut gewaltsam ausrotten, indem sie die Annahme von Trinkgeldern den Straßenbahnschaffnern verbieten und dieses Verbot durch Anschlag in den Wagen publizieren! Möge man endlich in Deutschland sich bewußt werden, daß das Geld ebensowenig wie es„auf der Straße gefunden“. wird, auf der Straßenbahn fortgeworfen werden darf! Polizeilicher Schutz des Straßenbildes. Unser heutiges Geschlecht ist infolge der vielfachen Bestrebungen, das künstlerische Empfinden des Volkes zu heben, sehr empfindlich geworden gegen die Verunzierung des Straßenbildes durch schreiende„Reklame“ und stillose Bauten, und wir loben es, wenn die Behörden da im Notfalle einschreiten. Aber davon hat man noch nirgend etwas gehört, daß auch gegen stilwidrige Sprachmengerei auf Geschäftsschildern oder in Schaufensterauslagen eingeschritten würde, und doch ist auch dergleichen für ein künftlerisch geschärftes Auge überaus peinlich, ja oft unerträglich. Nur allzuhäusig wird die sprachliche Einheitlichkeit und Schönheit unseres Straßenbildes von deutschen Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden gestört durch Aufschriften wie Prince of Wales, London House, The Gentleman, American Bar, Grand Hötel Royal, Café Royal, Hotel Westminster, Auto=Garage, oder en gros er en détail, Nouveauté, Dépöt, Expott usw. Aber hier sind weite Kreise merkwürdig unempfindlich: es handelt sich ja nur um die Sprache! Um so mehr ist es die ernste Pflicht aller Freunde der Muttersprache, gegen derartige Verhunzungen des Straßenbildes Berwahrung einzulegen und die, welche unwissentlich hierin sündigen, über ihre sprachlichen Pflichten auszuklären, die groben Sünder dagegen, bei denen mildere Mittel versagen, mit den stärksten Wafsen, vor allem durch Benutzung der Presse, zu bekämpfen, um der Muttersprache unter allen Umständen zu ihrem Rechte zu verhelsen, Zeigen wir, daß wir, bis auch hier die Polizei eingreift— hoffentlich wird das unnötig sein—, selber gewillt und fähig sind, die Sprachpolizei auszuüben; bringen wir auch auf diesem Gebiete den schönen Gedanken von dem Schutze des Straßenbildes gegen B= unstaltung zur Geltung, daß sich Einheimische und Fremde in gleicher Weise daran erfreuen können! Cohaus in Der Jesuitenpater Professor Cohauß hat den in Baden verbotenen Vortrag nun auch in Bonn vor einer zahlreichen Zuhörerschaft in der Beethovenhalle gehalten. Der starke Besuch zeigt die Popularität, die die Jesuiten durch den gegen sie geführten Kampf erlangt haben. Als Redner überraschte Cohauß einigermaßen: er präsentierte sich als Witzbold, die derbe Satire und die schlagfertige Ironie find seine Hauptwassen; er ist ein richtiger Volksversammlungsredner. Auf eine Rechtfertigung oder Verteidigung des Jesuitenordens ließ er sich garnicht ein. Er kritisierte das Gesetz, seine Auslegung und Anwendung und blieb so von Anfang bis zum Ende in Angriffsstellung. Im übrigen versteht es sich in Bonn von selbst, daß die Regie aufs beste ihre Schuldigkeit tat, was Füllung und Verlauf der Versammlung anlangte. Natürlich wurde eine Protestresolution einstimmig angenommen. Wir kommen auf den Vortrag noch zurück. St. Nemigius=Kirchenchor. Am Sonntag veranstaltete der St. RemigiusKirchenchor unter der Leitung des Herrn Habbig im„goldenen Stern“ ein Weinachtskonzert, das einen überaus prächtigen, harmonischen Verlauf nahm. Die zum Vortrag gebrachten Chöre (Männer= und Kinderchöre) gelangen durchweg gut, ein Zeichen dafür, daß sie von dem Dirigenten mit besonderer Liebe und Sorgfalt einübiert waren. Recht ansprechend waren die Kinderlieder aus„Hänsel und Gretel“ von Humperdinck. Ein ganz besonderes künstlerisches Interesse beanspruchte der Abend durch die Mitwirkung des jungen Bonner Künftlers Rudi Rhein. Wer wie wir Gelegenheit gehabt hat, den jungen Geiger auf seinem Entwicklungsgang zu beobachten, für den besteht kein Zweifel, daß wir es hier mit einer genialen Künstlernatur zu tun haben, die zu den schönsten und größten Hoffnungen berechtigt. Selten hatten wir Gelegenheit, Joh. S. Bach's Sonate E=dur für Violine, deren herrliche Anlagen und süß einschmeichelnde Weisen mit ihrer hinreißenden Rhytmik jedem Kunftfreunde bekannt find, in solch voenehmer Auffassung und fabelhaft technischer Vollendung zu hören. Der junge Künstler weiß durch seine blühende Tongebung und seine eminent zuverlässige Bogen= und Fingertechnik den Gehalt seiner Darbietungen bis auf den Grund auszuschöpfen. Ebenso vollendet wie die Bach'sche Sonate gab Rudi Rhein das Violin=Konzert E=dur von Mendelssohn. Namentlich in dem dritten Satze(Allegro molto vivace), der überreich an Schwierigkeiten aller Art ist, entfaltete er eine glänzende Technik. Als letztes Werk brachte der Künstler die Ballade und Polonaise von Vieuxtemps zu Gehör. Hier erregten im Mittelsatz der Polonaise die geworfenen Striche unsere ungeteilte Bewunderung, die trotz ihrer Schwierigkeiten mit unübertrefflicher Exaktheit und Reinheit ausgearbeitet wurden. In dem selben Mittelsatz gelang auch das Stakkato besonders gut, die Läufe waren klar wie Tauperlen. Nach diesem Vortrag war der Beifall — der wohlverdiente Lorbeer fehlte gleichfalls nicht— so stark, daß der Künstler sich zu einer versa, mushte. I v Bungat Walen) m## Begleitet wurden die Biolinvorträge von Herrn Schillings=Bonn: vornehm, diskret, technisch ausgezeichnet. Dieses Weihnachtsfest des Vereins reiht sich denen der früheren Jahre würdig an Spielplan des Stadttheaters vom 31. Dez. 1912 bis 5. Jon. 1913. Dienstag, 31. Dez. 6½ Uhr: Robert und Bertram. Mittwoch, 1. Jan. Nachmittags 4 Uhr: Dornröschen.(Ermäßigte Preise). Abends 7 Uhr: Im weißen Rößl. Als ich wiederkam.(Doppelvorstellung). Donnerstag, 2. Jan. 8 Uhr: Mein Freund Teddy. Freitag, 3. Jan. 6½ Uhr: Die Generalsecke. Sonntag, 5. Jan. Nachmittags 4 Uhr: Die fünf Frankfurter.(Ermäßigte Preise). Abends 7¾ Uhr: Die Herrgottsmusikanten. Lustspiel von Rud. Herzog.(Erstaufführung). In Vorbereitung: Gastspiel der Königl. preuß. Hosschauspielerin Frau Louise Willig in „Die Ribelungen“ von Hebbel und„Rosmersholm“ von Ibsen.„Der Herrgottsschnitzer von Oberammergau". Gastspiel von Frl. Josephine Rottmann vom Stadttheater in Frankfurt a. M. „Der gute Ruf“, von Sudermann. Gastspiel von Friedr. Kayßler und Frl. Fehdmer. Aus der Bonner Zimmererbewegung. Am Sonntag fand eine zahlreich besuchte Versammlung der Zimmerer von Bonn und Umgegend statt. In derselben wurde der Gesellenausschuß beauftragt, bei den vorzunehmenden Tarifverhandlungen eine entsprechende Arbeitszeitverkürzung und eine dieser verkürzten Arbeitszeit sowie den Teuerungsverhältnissen entsprechende Lohnerhöhung zu vertreten. Die Bonner„Große" veranstaltet morgen, am 1. Jan., in der Stadthalle eine Neujahrsseier. An das um 4 Uhr beginnende Konzert des städt. Orchesters wird sich eine Tanzreunion anschließen. Näheres geht aus der Anzeige in der heutigen Nummer hervor. Vom nächsten Sonntag ab finden in altgewohnter Weise wieder regelmäßig die karnevalistischen Sitzungen der Bonner„Großen“ statt. Große Karnevals=Gesellscaft„Pfalzgrafen“. Poppelsdorf. Am Mittwoch den 1. Januar 1913 wird die Gesellschaft die dier jäbrige Saison durch eine Große Prunksitzung eröffnen. Noch der ein klassischer Fall aus Internierungspraxis. Im Anschluß an den vielerörterten Fall der Frau Peill aus Römlinghoven dürfte die folgende Schilderung als Gegenstück von Interesse sein. Der Zahntechniker Bagenda in Berlin führte in den Jahren 1906 bis 1908 einen Ehescheidungsprozeß, in dem sich beide Teile des Ehebruchs beschuldigten. In diesem Prozeß wurde der Ehemann in weitere Streitigkeiten mit den an dem Prozeß beteiligten Personen verwickelt, die ihn dazu zwangen, zahlreiche Eingaben an die Gerichts- und Verwaltungsbehörden zu richten. Eine dieser Eingaben sandte der Erste Staatsanwalt beim Landgericht in Berlin im November 1910 mit folgendem Schreiben an den Polizeipräsidenten in Berlin:„Zur Ermittlung, ob Bagenda nicht den Eindruck eines geisteskranken Menschen macht und Gründe vorhanden find, die seine Entmündigung im öffentlichen Interesse liegend erscheinen lassen. Sind Umstände vorhanden, die für Gemeingefährlichkeit sprechen? Nach den vorliegenden Akten hat er sich durch zahlreiche Eingaben bei den Behörden lästig gemacht. Uebt er seinen Beruf als Zahntechniker aus, sind in dieser Beziehung Klagen über ihn laut geworden?“ Am 17. November wurde Bagenda von einem Schutzmann von seiner Arbeitsstätte weggeholt und zur Polizeiwache fistiert. Er wurde dann trotz seines Widerspruchs längere Zeit auf der Polizeiwache behalten, bis der zuständige Kreisarzt Dr. Lindemann erschien. Nach kurzer Unterredung erklärte der Kreisarzt Bagenda für gemein. gefährlich geisteskrank und seine Unterbringung in eine Irrenanstalt für notwendig. In Attest führte der Kreisarzt aus:„Auf Grund der Akten und der Untersuchung erachte ich, daß Johann Bagenda an Beeinträchtigungsideen leidet und ein Querulant ärgster Art ist, da derselbe mit seinen unklaren und oft beleidigenden Schreiben fortdauernd die höchsten Behörden belästigt und — wie die heutige Antersuchung ergab— auch künftig belästigen würde. Ich erachte deshalb, daß er wegen mit Wahn= und Beeinträchtigungsidern verbundener Geistesstörung, die als gemeingefährlich zu erklären ist(Schwachsinn), einer Inenanstalt überwiesen werden muß.“ Auf dieses Auest hin wurde Bagenda noch am selben Tage nach der Irrenanstalt Herzberge überführt. Im Anschluß hieran stellte die zuständige Staatsanwaltschaft, um eine gerichtliche Bestätigung der polizeilichen Maßnahmen zu erlangen, den Antrag auf Entmündigung Bagendas. Nach Anhörung des Oberarztes Dr. Otto-Herzberge und des Medizinalrats De. Störmer, die Bagenda für querulantenwahnsinnig erklärten, wurde von dem Amtsgericht Berlin=Mitte im Sptember vorigen Jahres die Entmündigung ausgesprochen. Der Bruder, die Tochter und andere Verwandte sowie der Inhaber des Zuhntechnischen Iustttuts, bei dem Bagenda bis zu seiner Inteinierung beschäftigt war, stellten mehrsach Anträge auf Entlassung, die sämtlich ohne weiteres ab gelehnt wurden. Nachdem sich Bagenda zwei Jahre der Irrenanstalt befunden hatte, erhob Rechtsanwalt Dr. Ehrenfried für Bagenda beim Bezirksausschuß die Klage auf Aufhebung der polizeilichen Versügung, in der er geltend machte, daß der Kläger in seinem Fach gewandt und zuverlässig sei und daß die Schuld an dem Zerwürfnis seiner Frau beizumessen sei. Nach Cinforderung der Entmündigungsakten hob der Bezirksausschuß die polizeiliche Verfügung auf. Das Urteil beruht auf der Erwägung, daß der von den Aerzten angenommene Querulantenwahnsinn keinen Internierungsgrund darstelle. Eine„Gemeingefährlichkeit“ liege nicht überall schon da vor, wo irgend welche Störungen der öffentlichen Ordnung zu befürchten seien, dieser Begriff setze vielmehr voraus, daß durch die Eatlassung eines im Verdacht der Geisteskrankheit stehenden Menschen Leben und Gesundheit von Personen gefährdet sein müßten. Dies sei aber bei Bagenda nach keiner Richtung hin anzunehmen. Die Kosten des gesamten Verfahrens wurden dem Polizeipräsidenten zu Berlin auferlegt. Mit Rücksicht auf dieses inzwischen rechtskräftig gewordene Urteil wurde Bagenda am 16. Dezember dieses Jahres nach 25 monatiger Internierung aus der Irrenanstalt entlassen und hat seine Berufstätigkeit zur vollsten Zufriedenheit seines Arbeitgebers wieder ausgenommen. Das Urteil des Bezirksausschusses beweist, daß die Erkenntnis von der notwendigen Resorm des Irrenhaus= und Internierungswesens immer mehr Boden gewinnt. Insbesondere aber zeigt der geschilderte Full, daß das bestehende geheime schriftliche Kreisarztsystem beseitigt und durch ein öfsentliches mündliches Gerichtsverfahren ersetzt werden muß. stört den konfessionellen Frieden? In Emmerich hielt Herr Erzberger einen populärwissenschaftlichen“ Vortrag. Darüber berichtet die„Niederrheinische Zeitung": „Leider ließ sich der Redner zu einigen Aeußerungen konfessionell=polemischer Art hinreißen, die um so weniger angebracht waren, als der Vortrag ein populär=wissenschaftlicher sein sollte und der Redner ausdrücklich auf die Gegenwart von Nichtkatholiken ausmerksam gemacht worden war. Wir bedauern diese Entgleisung, die wohl auf die oppositionelle Kampsesstellung des Politikers Erzberger zurück zuführen ist, außerordentlich und hoffen, daß die heroorgerufene, leicht begreifliche Erregung der Stimmung Platz macht, die wir als traditionelle in unserer Stadt anzusehen gewohnt sind und die die nahende Weihnachtszeit uns von selbst zu Gemüte führt: Friede den Menschen auf Erden!“ Wer ist diese„Niederrhein. Ztg.“? Ein evangelisch=bündlerisches Hetzblättchen? Nein, ein Parteiorgan des Zentrums, das in derselben Nummer, in der es also über den eigenen Parteimann Herrn Erzberger schreibt, in seiner Abonnementseinladung als das„einzige offizielle Organ des Zentrums“ für seinen Bereich sich bezeichnet. Gewiß ein klassischer Zeuge. Geerteerd. Novelle von E. Vely. 20(Nachdruck verbsten.) Sie sieht das schwankende Boot vor sich, sie siehl ein bleiches, weinendes Weib einsam am Strande zurückbleiben— was kümmert sie Meerie, was das niedere Haus hier mit den bunten Porzellanscheiben an der Wand— was der Wächter oben bei seiner Laterne? Sie gehört dem Jo zu, weiß er's? Zu jeder Stunde mag er kommen, sie ist bereit. — Weit öffnet sie jetzt die Augen und schaut um sich, es ist ein glücklich Lächeln, das dabei ihren Mund umzieht. Jo— zu jeder Stunde! Wie sie das aber plötzlich laut gesagt hat, erfaßt sie eine bange Furcht— weiß er's? Warum sind ihre Lippen denn eben stumm geblieben, als er geredet hat— so dringlich, so verzweifelt, so verlockend? Sie springt auf. Wenn er unwissend, ungläubig da von ihr fortgegangen ist— und ist doch jede Fiber an ihr und jeder Blutstropfen in ihr sein— schreit, verlangt nach ihm— sie hält sich an der Wand, weil ihr die Kräfte versagen— wie soll er's wissen, daß sie jede Minute bereit ist, fortzugehen— sie lacht wie geistesabwesend— all die Zeit her hat es„Ja, ja!“ in ihrem Herzen geschrien und er weiß es nicht. Des Vaters tappender Schritt— der kommt schon wieher. Der alte Mann, den sie allein lassen will— bah, der braucht sie nicht. Jo, Jo ist all ihr Denken! Welch ein Windstoß, welch ein Geheul in der Luft, dem Maniel schlägt die Thür aus der Hand. Ja— so ist's recht! sagt er und tritt ein. Geerteerd macht eine Bewegung auf ihn zu. So ist's recht! wiederholt er, in der Mitte der Stube stehen bleibend, das giebt ordentlich was. Sie nickt mechanisch. Alle Mann an den Strandl kommandirt Maniel, als stehe er in Hörweite sämmtlicher Einwohner, zwischen hier und einer Stunde erleben wir viel. Dann kratzt er sich hinter den Ohren und setzt hinzu: Da sollt' unser gutes Strandrecht noch gelten! Geerteerd wischt über die Augen. Ist denn noch etwas in der Welt, was außer Jo Werth haben kann? Aber sie muß dem Vater einen Beweis geben, daß noch Leben in ihr ist, daß sie nicht starr geworden, wie sein hölzern Bild da außen. Sahst's von droben? Freilich— von droben— ist heut lebendig auf dem Wasser, wie auf'ner Landstraße— Sie seufzt— wenn sie draußen wäre mit Jo, was möchte sie der Sturm kümmern. Die Sandbänke, ja, freilich— murmelt Maniel und wiederholt für sich: Alle Mann an den Strand. An den Stuhllehnen sich haltend, kommt das schwarze Mädchen näher. Wenn ich's in den Häusern sagen soll, spricht sie, mühsam dabei athmend. Maniel Hay lacht auf. Deern, das ist noch'n Wort zur rechten Zeit— kann ein Tag sein, wo sich das Bergen und Heranlootsen lohnt— der mit dem Kieker meint's— sind freilich nicht viel Leute am Land— Geerteerd schlingt ein Tuch um den Kopf und hat schon die Thür in der Hand. Sie fühlt nur eins, daß sie Jo suchen muß, um zu ihm zu sprechen: Was Du willst, will ich— Und wenn er sie nimmt und an's Meer führt, was kümmert sie der Sturm. Der Alte zündet sich seine Pfeife an, vielleicht sieht sie das zum letzten Mal. Bist noch da? fragt er, als er sich umwendet. Sie lacht halblaut. Bin ich Dir nicht schnell genug fort? Dann gleitet sie hinaus. Maniel folgt langsam. Hie und da, wo ein Mann in den Häusern zurückgeblieben, tritt er hinaus, sie bedürfen eigentlich keiner besonderen Mahnung, an den Strand zu kommen. Sie sind alle wetterkundig und begierig zualeich, Ausschau zu halten. So findet sich ein Häuflein zusammen, das den Dünen zuwandert. Die Dampfschiffe, welche zwar mühsamer wie sonst vorüberziehen, erwecken weniger das Interesse der Insulaner— die kämpfen sich schon durch— die kleinern Segelschiffe und Fischerboote sind's, die am meisten Gefahr laufen. Der Wind heult wilder und wühlt die See tiefer auf, schwarz sind die Wogen, wild schlagen sie an den Strand. Geerteerd ist die Straße entlang geschlüpft bis zu Talke Möllers Haus, wo Jo und Meerie wohnen. Es ist ein mühsames Durcharbeiten durch die Wolken von Flugsand— aber sie thut es mit wilder Lust — und wie sie sonst immer einen Umweg um das Haus ihrer Nebenbuhlerin gemacht hat, tritt sie heute mit einer Art von grausamer Freude ein. Talke und Meerie sitzen am Herdfeuer, der rothe Schein spielt über den blonden Scheitel des jungen Weibes, das mit einer häuslichen Arbeit beschäftigt ist. Wo ist Jo? fragt Geerteerd, ohne einen Gruß. Wer was von ihm will, muß ihn suchen! sagt die Wittwe, während Meerie erstaunt die Blicke hebt. Darum bin ich dal rust die Schwarze. Talke hält die Hand über die Augen. Dem Maniel Hay seine Geerteerd bist Du, murmelt sie— sie sagen, der Jo wäre Dir einmal nach gegangen. Um meine Meerie wär' mir's recht gewesen— konnte einen Bessern kriegen, denk' ich! Meerie wird blutroth und macht sich am Feuer zu schaffen; Geerteerd will sich zum Gehen wenden, da trifft sie das Wort: Gleichst Deiner Mutter wie ein Sandkorn dem andern— laß sehen, sind bald an die zwanzig Jahre, daß die auf und davon ist— Meine Mutter? stammelt Geerteerd verwirrt. Ein langer Seufzer Talke's, eh' die Worte nachkommen: Mit dem fremden Matrosen— ja, ja— die schwarze Sophei! Das schlanke Mädchen lehnt sich gegen die Wand, ihr ist kraftlos zu Muth, während die Wittwe murmelt: Ja, ja— es giebt viel Unglück in der Welt. Ist's das, was Jo gemeint hat mit dem Wort, sie sei die Erste nicht? Ja, ja, spricht Talke weiter. Darum ist Dir auch die Reick feind— ihr Mann hat Gefallen an der Sophei gehabt. Jo ist nicht hier, murmelt Geerteerd, sich wie hülflos umsehend. Was willst Du von dem? ruft da Meerie und erhebt sich aus dem Feuerschein, als sei ein plötzlicher Muth über sie gekommen. Von dem laß ab— magst Künste kennen, wie Deine Mutter, aber an dem verfangen sie nicht! Talke bewegt beide Hände durch die Luft. Sag' nicht, was eine Sache ist— es liegt im Blute, sie hat's geerbt von der Urgroßmutter und der Mutter. Meerie lacht hell auf, sie versteht kaum den Sinn von dem, was ihre Mutter meint, aber es freut sie, die Feindin so gedemüthigt dastehen zu sehen. Ich hab's nicht gewußt, stammelt Geerteerd. Auf dem Gesicht des jungen Weibes bleibt der spöttische Ausdruck. Die Möven und Spatzen auf dem Eiland haben davon reden können— Reick Toben auch. Reick! wiederholt das Mädchen und streicht über das Haar. Meerie mag denken, daß sie die Gelegenheit benützen soll, die ihr Geerteerd so hülflos in die Hand giebt. Hast nie gefragt, daß Du so schwarz bist? Ein Franzosenkind ist Deine Großmutter gewesen. Nun schüttelt sich Geerteerd, als müsse der Bann von ihr weichen durch die heftige Bewegung, das settsame Glühen kommt in ihre Augen und dann beugt sie sich tief hinab zu der Sitzenden. (Fortsetzung folgt., 1913 Neues Jahr, dich zu begrüßen Drängt uns heute herz und Oflicht, Doch mit optimistisch süßen Versen geht das jetzo nicht. — — I Oberfaul ist das Empfinden, Seh'n wir auf den Lauf der Zeit, Memorieren uns're Sünden Und sind dann für dich bereit. Von dem Balkan Krieg und Seuche Schielen schon zu uns hierher, Auf die fleischlos mag'ren Bäuche Und die Aöpfe sorgenschwer. Werden sich die Dölker schlagen, Ceils für Ruhm und patria, Teils für den Schlawinermagen An der blauen Adria? Offnet sich die Grenze heuer Ochs und Schwein und Kalb und Rind, Oder bleiben alle teuer Sofern, daß sie genießbar sind? Fragen sind's, die uns sehr drücken Weil die Ronsequenzen leicht Uns're besten Ceile drücken So, daß die Begeist'rung schweigt. Kommt hinzu, daß alte Crienen Wie die Unken prophezei'n, Und mit angsterfüllten Mienen: die schlimme„13“ schrei'n!“ Neues Jahr, sei uns willkommen Wie's die Nornen uns gelost! Hoffnungsfroh sei aufgenommen 1913, Orost! Heinz Everhardt. den Sternen wohnt der Friede! Jawohl, in den Sternen allerdings— aber auf der Erde kann man schon durch Förderung der Gesundheit dazu beitragen, daß das Leben angenehm und erträglich wird. Man trinke bei Erkältung, Husten und Heiserkeit, oder auch zum Schutze davor, jeden Tag eine Tasse aufgelösten, heißen Bonner Kraftzucker, den man in Platten à 15 Pfg. in jeder Kolonialwarenhandlung kauft, Beim Einkauf achte man darauf, daß echter Bonner Kraftzucker den Namen des Erfinders J. G. Maaß trägt. Glückliches 1913 allen unsern werten Gästen und die es werden wollen. Franz Pièrrot und Frau. Gasthof Alt=Bonn Cassiusgraben. esitzer: Jos. Fischbach. Prosit Neujahr! allen meinen lieben Gästen, Freunden und Oönnern. Mittwoch den 1. 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Wie dann aber die Worte der beiden Frauen an ihr Ohr geschlagen sind, wie sie unter dem Spott und Hohn fast zusammengebrochen ist, da ist der Entschluß fest in ihr geworden. Im Blut ist's bei ihr— soll sie besser sein, als ihre Mutter gewesen ist— besser, um dieses kaltherzigen, blonden Geschöpfes willen? Sie lacht, der scharfe Wind nimmt ihr die Töne von den Lippen. Wo soll sie Jo nun suchen? Aber dann weiß sie es ebenso schnell, als sie fragt. Er wird mit den Andern am Strand sein— dorthin wendet sie sich. Schwer ist's Durcharbeiten nach den Dünen; bis dort hinauf spritzen die salzigen Tropfen, die Sandwolken, welche empor gewirbelt werden, erschweren das Sehen. Gruppenweis stehen die Männer der Insel auf den höchsten Spitzen und lugen auf das immer erregter werdende Meer aus und beobachten die jagenden Wolken und suchen den Fahrzeugen zu folgen, die sich mühsam ihren Weg bahnen. Auch Weiber und Kinder sind hinausgewandert— solch' grausiges Schauspiel gehört zu den Ereignissen in ihrem Leben, denen man nachspricht, denen man entgegensteht. Maniel Hay schreit über Alle hin, seine Stimme ist die wuchtigste, seine Erfahrung die anerkannteste. Ein Segelboot scheint in Gefahr zu gerathen, man beobachtet es scharf und schließt auf eine schwache, wegsunkundige Besatzung. Engländer sind's! ruft Einer. Finkenwärder, meint ein Anderer. Oho, solche nicht, brummt Maniel, die wittern den Sturm wie Wasservögel und bringen sich zeitig in Sicherheit. Die Weiber falten die Hände und sehen wortlos hinüber— sind ja Menschen— gleichviel welche, und sie wissen alle, wie es thut, für das Leben von An gehörigen zittern; die Kinder schmiegen sich an sie und gucken erstaunt auf die heranrollenden Wellen, welche den Strand immer mehr und mehr bedecken. Nun ist Geerteerd oben, steht und sieht um sich. Niemand beachtet sie, auch dann nicht, als sie in die Nähe der Männer kommt. Erst, als sie dem Vater die Hand mit festem Druck auf die Schulter legt, wendet er sich, blickt ihr ins Gesicht und sagt: Deern — was soll's? Ganz dicht, damit der Wind nicht vermag, ihr die Worte abzuschneiden, beugt sie sich zu ihm. Ist's wahr, Vater, daß meine Mutter auf und davon ist?— Maniel Hay's eines Ange zwinkert, er stößt ein kurzes Husten aus. Meinte— Du wüßtest's nicht. Doch! sagt sie kurz und dreht sich von ihm weg. Sie zieht das Tuch fester um den Kopf und geht weiter, bis sie neben Jo Toben ist. Dann berührt sie auch ihn an der Schulter und beugt sich in eben solcher Weise heran. Ich will, Jo— gleich— komm! Der Matrose richtet sich auf, sieht ihr erstaunt in's Gesicht, findet aber nicht sofort eine Entgegnung, daß sie hinzusetzen kann: o Ich weiß nun um Alles— was soll ich besser sein, als meine Mutter? Er faßt ihre beiden Hände, Niemand achtet ja auf sie, und zieht sie hinter den gelben Sandwall. Geerteerd— Du willst— bringt er endlich hervor. Sie legt den Kopf an seine Schulter: Zur Stunde Jo— fort, nur fort! In den Sturm können wir nicht hinaus, sagt er zärtlich und streicht ihr über die Wange, morgen ist noch ein Tag. Freilich, murmelt sie; erbebt aber dann, wie vor einem bangen Gedanken. Aber— es kann Dir leid werden, bis dahin— Mädchen! in dem einen Wort liegt es wie ein Schwur und sie lächelt gläubig. Die Welt ist groß! sagt er, wie einige Stunden zuvor. Sie nickt. Daß Du's weißt— es hat mir vorhin schon das Herz abgedrückt und ich bin Dir nach. Dann schweigt sie wieder, sie kann ihm nicht gestehen, wie Meerie so demüthigend zu ihr gesprochen. Nun wird's, wie wir gewollt, spricht Jo, der Kinderspiele gedenkend— und dann reckt er seinen Arm landwärts, und der dort oben hat's Nachsehen. Sie lacht nur in dem gurrenden Ton, der ihr eigen. Was kümmert sie noch der Feuerwächter und die blonde Meerie— sie schlingt beide Arme um Jo's Hals und sagt: Wenn die Mutter hat fort müssen, so ist es ihr ergangen, wie mir— sie hat es eben müssen. Ein Ruf, ein Schrei neben ihnen— dann fassen zwei harte Hände nach Geerteerd's Schulter und reißen sie zurück und— Reick's zorniges Gesicht taucht zwischen ihnen auf. Zurück, ehrlose Dirne,— laß Deine Künste stößt die Wittwe hervor. Dann versagt ihr die Stimme. Mutter! sagt Jo, aber seine Hand bleibt in der Geerteerd's, die richtet sich auf und mißt die kleine Frau mit stolzen Blicken, als sollen die ihr zeigen, daß auch ihre Gewalt ein Ende erreicht hat. Reick Toben gewinnt aber auch den Athem wieder Ist recht, beginnt sie, ich will die Anderen rufen, daß sie sehen, was Jo Toben treibt, während alle handfesten Männer nach dem Rettungsboot laufen. Zu spät, Reick, fällt Geerteerd ein, jetzt ist's mit dem Ueberreden aus— und eh' Du's mir sagst, habe ich eine Antwort— ich will nicht besser sein, wie meine Mutter gewesen ist. Reick Toben hat viel erfahren in ihrem Leben, sie meint aber, Härteres noch nicht, als daß sich ihr Einziger jetzt wie schutzbereit neben Geerteerd Hay stellt. Sie begreift auch zugleich den Sinn von des Mädchens Rede— auf und davon wollen sie, das junge Weib und die alte Mutter sind nichts mehr für ihren Jo— Sie hebt beide Arme, läßt sie rathlos wieder fallen, wischt Sandspuren und Wassertropfen aus den Augen und sagt dann langsam: Wie unser Herrgett es geschehen läßt— ich bin ein armes, schwaches Weib. Gegen Mannsleute Willen ist nichts auszurichten, wenn Jo mit Sophei's Tochter davon ist, so muß Meerie denken, sie sei eine Wittwe und ich— finde mich auch wohl ab. Wie nachgiebig läßt sie dabei das Haupt sinken und steht ein Weilchen schweigsam da, die beiden jungen Leute haben kein Wort in die Pause hinein— Jo fühlt, wie Geerteerd's Finger kälter in den seinen werden und sie, daß er den Druck der Hand lockert. Reick's Augen haben einen hellen Schein, Thränen und Jahre haben ihn nicht verlöschen machen. Das muß Geerteerd denken, als Jene jetzt wieder den Kopf hebt und sagt: Ja, ja, mit all' dem fände ich mich ab, nur nicht, daß mein Jo die Tochter von seines Vaters Mörder lieb hat. Mutter! Reick! Ein heiserer und ein schriller Schrei, dann hat sich das Mädchen losgerissen, ihr Antlitz ist erdfahl. (Fortsetzung folgt.) Prosit Neujahr! Allen Gästen, Günnern, Freunden und Bekannten. Familie Eduard Hesse. Große Karnevals-Gesellschaft Pfalzgrafen ou Prosit Neujahrl 1 Bonner Fleisch-Centrale * R n e n M p d g g o s s e 9 B e u e l, F r i e d r i c h s t e. 1 9. Teleien 1774. Unserer verehrten Kunaschau senden F## Donn, Hunusgasse 20. 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Geh', frag Deinen Vater, warum er Hineck Toben mit hinausgenommen hat, und warun er allein wieder an Land gekommen ist und mein Hineck am andern Tage von den Wellen herangespilll ist, und frag ihn, was ich ihm in's Gesicht gerufen habe, dem Maniel Hay, als er neben der Leiche stand! Und frag' ihn auch, warum der todte Hineck ein Büschel haare in der Hand hielt, die so aussahen, wie dem Maniel seine! Geerteerd wankt zurück, ihre schwarzen Augen haben einen starren Blick, auch sie streckt beide Arme von sich und dann sagt sie mit hohler Stimme: Geh' Jo Toben— zwischen Dir und mir ist keine Gemeinschaft— gehl Geerteerd, schreit er auf, und Leidenschaft und Schreck scheinen in ihm mit einander zu streiten. Reick sieht wie gewachsen aus. Geerteerd Hay, Du hast mehr Ehre in Dir, als der, welcher als mein Sohn hier steht. Die Anerkennung hat sie dem blassen Mädchen n gemeint— aber es weist sie mit einem heln zurück. Nun ist's klar, warum der id sie eigentlich gemieden sind— die Mutter tvergessene, der Vater ein noch größerer — schandernd schlägt sie die Hände vor' zu sch irren Maniel eine Pi Sünder Uescht sagt Reick zu dem Sohne, aber er wendet sich auch von ihr und eilt die Dünen hinab an den Strand, wohin sie eben das Rettungsboot geschleppt haben, um es klar zu machen, denn drüben kämpft das Segelboot mit großer Gefahr und der Leuchtthurmwächter hat herabgeschickt und noch von zwei anderen Fahrzeugen berichtet, die hülfsbedürftig scheinen. So recht, murmelt Reick, dem Sohne nachsehend, er ist mir immer noch gesund wieder an Land gekommen, aber lieber wüßte ich ihn auf dem Meeresgrunde— als— Sie redet doch nicht aus, sie hat ein plötzliches Erbarmen mit dem blassen Mädchen, das zu dem, was sie sagt, so eigenthümlich nickt. Dann geht sie langsam nach den anderen Weibern zurück. Geerteerd kauert sich auf der Düne nieder und blickt dem Treiben der Männer zu, aber sie weiß gar nicht, was dort eigentlich vorgeht.— Sie mühen sich freilich um das Boot, das sonst in dem schwarzen Schuppen der Insel wie in einem Sarg eingeschlossen ist, und ja auch fast nur wie zu Todesnöthen hervorgeholt wird— aber wem's gilt— ihr, ihrer Mutter und einem fremden Matrosen oder der blonden Meerie und Jo— das faßt sie nicht. Es ist Alles so unklar in ihrem Kopf— einmal meint sie, Jo und sie seien wieder Kinder und das Boot dort das Fahrzeug, auf welchem sie in die weite Welt wollen. Langsam kommt sie herab, sie weiß nicht, treibt sie der Wind oder ihr eigener Wille in die Nähe der Männer. Der alte ausgediente Kapitän, der auf dem Eiland die Kurwirthschaft hat und auch ein Rettungsboot besitzt, das eben herangefahren wird, ruft den Fünfen zu, die hinaus wollen: Jungens, ich komme Euch nach, wenn's schlimm wird. Da drängt sich Jo heran. Bin auch dabei! Du, sagt einer, bist kaum heil, woher sollen die Kräfte kommen? Ich will! Darauf widerspricht keiner mehr und Maniel Hay murmelt: Braver Jung! Reick Toben steht unbeweglich, sie hält den Sohn sicht zurück, sie weiß, was sie gesagt hat— lieber uuf dem Meeresgrund als mit Maniel Hay's Kind versunden. Geerteerd nickt, wie im Traum. Sie sieht, daß Jo ihr noch einmal das bleiche Gesicht zuwendet, wi ein abschiednehmendes Lächeln gleitet es darüber— dann stößt das Boot ab. Noch eins, Jungens, schreit Maniel durch die hohlHand. Habt Acht auf die Laterne— ich schickhinauf— er soll sie gleich anzünden!— Sie wissen Alle, was das bedeuten soll, einen Wegweiser bei Tageslicht, wenn die feuchten Nebelwolken den Lichtschein durchdringen lassen— Geerteerd, bring's bei dem droben an— hast jüngere Beine, als ich, sagt des Vaters Stimme dann neben ihr und sie nickt und dreht sich dem Wege inselwärts zu. Erst hoch dünenaufwärts geht's, dann landein, die Fremdenhäuschen stehen verlassen, der große Saal hat geschlossene Läden, sie gleitet pfeilschnell über den steingepflasterten Weg und nach dem Leuchtthurm hin. Ihr ist, als schwanke er vor ihren Blicken wie ein Rohr hin und her— in dem Unterbau— die Stiege hinaus. Fritz West blickt unverwandt mit dem Kieker seewärts, er sieht, wie die Fahrzeuge sich durch die Welenberge kämpfen, und welche Anstrengung das Rettungsboot machen muß, um vom Strande zu kommen, wohin die Wogen es immer wieder zurückwerfen. Dann und wann entgleitet ein lebhafter Ausruf seinen Lippen— wenn er doch von hier oben sie dirigiren, ihnen Rathschläge geben könnte! Neben ihm eine Bewegung— erst glaubt er nur ein Trugbild zu sehen, dann stößt er einen jubelnden Laut aus, verläßt das mächtige Fernrohr und eilt dem Mädchen zu Hülfe, das mit halbem Oberleib emportaucht— Geerteerd! Nan steht sie neben ihm, schlank= und weiß, so, wie er ihr Bild hier oben in seine Einsamkeit oft beschworen. Geerteerd! juhelt er noch einmal und hat es vergessen, daß heulende Windstöße seinen Thurm umtosen und daß auf dem Meere drüben Menschenleben in Gefahr sind. Deine Laterne sollst Du anzünden— sie wollen einen Wegweiser haben, berichtet das Mädchen. Er nickt und faßt ihre Hand. Sie haben Dich mit der Botschaft gesandt? Freilich! Erst gleitet es wie ein Schatten über sein helles Gesicht, dann lächelt er wieder und fragt: Aber aus freien Stücken bist Du doch herauf zu mir gekommen? Ja Er drückt ihre Hände, läßt sie wieder sinken und zündet die mächtige Flamme an, nach der allabendlich so viele Augen ausspähen— sie sieht ihm zu, wie er den Mechanismus in Bewegung setzt, daß sich die Riesenlaterne dreht und ihr Strahlenfeuer hinausblitzen läßt.# E. So! sagt er dann und tritt wieder an ihre Seite. Sie haben arge Noth dort draußen— jetzt weiß ich aber nur, daß Du da bist! Sie antwortet nicht und senkt den Kopf und läßt es geschehen, daß er sie leise an sich zieht und ihren Namen in ihr Ohr flüstert. Sie weiß und denkt nichts, als daß Jo Toben draußen auf der wilden Fluth— daß die ihn behalten kann, wie sie seinen Vater behielt — nein, den brachte eine Menschenhand zu Tode— so hat ja Reick gesagt— und der Mann heißt Maniel Hay! Endlich, endlich! flüstert Fritz West, hast lang' auf dich warten lassen, füße Deern, Du! Sie blickt ihn mit den großen Augen fragend an; er aber nimmt ihre Gedankenlosigkeit für Schüchternheit. Nun bist Du da— und ich wußte, daß es einmol so kommen müsse, das hat mich geduldig gemacht. Sie läßt es geschehen, daß er über ihre Wange streicht und mit den kleinen schwarzen Locken spielt, die sich in ihrem Nacken ringeln und nie in die Flechten einzwingen lassen wollen. (Fortsetzung folgt.)