Monatlicher Bezugspreis durch unsere Träger 20 Pfg., unter Kreuzband 30 Pfennig. Vierteljährl. Bezugspreis durch die Post 60 Pfennig. Erschetnt Sanstags Druck und Verlag von Josef Kroth, Vonn Breitestraße 13 Fernsprecher 1420. Nr. 20. für Vonn, Gödesberg und Königswinter. Samstag, den 15. Mai 1909. Anzeigenpreis: Die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Pfennig; für auswärtige Auftraggeber 20 Pfg. Reklamen 50 Pfg. die Zeile. Verantwortlicher Schriftleiter Josef Kroth Privatwohnung: Dötschstr. 7 Fernsprecher 1169 4. Jahrgang. Städtischer Finanzdirektor. Der„Volksmund“ hat bei den mannich saltigsten Anlässen seit Jahren betont, daß mit der Zunahme und dem Ausbau wirtschaftlicher Fragen in den größeren Gemeinden mehr als bisher kaufmännisch und technisch geschulte Kräfte in der Gemeindeverwaltung am Platze sind und daß gegenüber wirtschaftlichen Aufgaben in der Gemeinde die Jurisprudenz allein nicht mehr die erforderliche Garantie zu deren richtigen und gedeihlichen Lösung zu bieten vermag. Es freut uns, feststellen zu können, daß diese Einsicht ander wärts, insbesondere in der durch ihren feinen wirtschaftlichen Instinkt ausgezeichneten Düsselstadt schon zu praktischen Ergebnissen geführt hat. In Düsseldorf ist das Dezernat des Finanzwesens neu zu besetzen, da dessen bisheriger Inhaber, Beigeordneter Mangold an die Spitze der neuen Großstadt Saarbrücken tritt. Aus diesem Anlaß schreibt die„Kölnische Zeitung“ wie folgt: „Wie die Techniker es schon mit Erfolg in den städtischen Verwaltungen getan haben, so setzen sich jetzt auch der Kaufmann und der Volkswirtschaftler in den kommumalen Verwal tungszweigen allmählich durch. Der große Bar umlauf in den städtischen Kassen, die Unterbringung der Anleihen, die Beschaffung der Tilgungsguoten, die Verwaltung der Sparkassen und der städtischen Hypothenbanken verlangen allein schon eine tüchtige kaufmännische, im Bankwesen geschulte Kraft, zumal wenn die Lösung neuer Aufgaben für dieses Dezernat harrt, wie die Einrichtung von Kontokorrenten bei den Stadtkassen, die Lombardierung von Warenbeständen in den städtischen Niederlagen, die Ersetzung der kameralistischen durch die kaufmännische Bilanz und Buchführung in den städtischen Betrieben usw. Allen diesen Aufgaben kann heute der Dezernent des gesamten Fmanzwesens einer Großstadt, wenn er lediglich Jurist ist, nicht ohne Zuziehung des Rates oder der Unterstützung von Fachleuten aus der kaufmännischen und Bankwelt gerecht werden, und auch dann fehlt bei der Menge der noch zu erledigenden juristischen und verwaltungstechnischen Arbeiten die Einheitlichkeit, die auf solchem Gebiete dringend erforderlich ist. Wie jede Großbank sich die Mitarbeit tüchtiger, im Finanzwesen erfahrener Juristen sichert, es sei nur an den jüngst vollzogenen Uebertritt des juristischen Finanzdezernenten der kölnischen städtischen Verwaltung in eines unserer größten Bankinstitute erinnert, so tut für eine einheitlichere und Ersparnisse hereinbringende Gestaltung des Finanzwesens unserer Großstädte ein erfahrener Kaufmann und Bankier not. Das Geld soll auch nicht in den Kassen liegen bleiben, sondern laufen und Zinsen bringen. In der letzten Sitzung der Düsseldorfer Stadtverordnetenversammlung kam diese Frage zur Erörterung. Nach den Ausführungen des Oberbürgermeisters Marx sind die Aufgaben eines städtischen Finanzdirektors für die Düffeldorfer Verhältnisse, wie folgt, gedacht: Die jeden Abend verfügbaren Gelder bei den einzelnen städtischen Kassen, besonders der städtischen Betriebe, der Sparkasse usw. sollen in richtiger Weise verwendet werden. Darüber hat der Finanz= direktor zu wachen und auch zu verhüten, daß eine selbständige Kasse Vorschüsse erhebt, während eine andere überflüssige Mittel besitzt. Notwendige Vorschüsse sind; rechtzeitig und in vorteilhafter Weise zu beschaffen. Eine zweite Aufgabe würde sein, für die Tilgungsquoten für die städtischen Anleihen rechtzeitig zu sorgen. Zurzeit laufen in Düsseldorf 27 verschiedene Anleihen, die nach dem Haushalt eine Tilgung von 2 200000 Mark erfordern. Bei außergewöhnlich niedrigem Kurse, wie er namentlich in den letzten Jahren zu be obachten war, wird der Finanzdirektor die Tilgungsquoten nicht nur für ein Jahr, sondern für mehrere Jahre zu beschaffen haben. Die 3½ prozentigen städtischen Anleihen standen in den letzten Jahren 92 bis 93; die Beschaffung der für den Ankauf notwendigen Gelder würde, wenn auch zu hohem Zinssatze, immer noch mit einem erheblichen Nutzen verknüpft gewesen sein. Der Ankauf von jährlich 2200000 Mark Stadt obligationen muß vor allem dazu dienen, einen dauernden Markt für die Düsseldorfer Anleihen zu beschaffen und den Kurs dieser Anleihen stetig zu hälten. Den Verkauf Düsseldorfer Stadtanleihen wird der Finanzdirektor systematisch zu betreiben haben; er muß diesem Papier einen dauernden Absatz sichern. Die Erfahrung hat gezeigt und das Vorgehen der Landesbank der Rheinprovinz hat bewiesen, daß ein pro visionsmäßiger Verkauf einer submissions mäßigen Vergebung vorzuziehen ist. Die Begebung großer Anleihen auf einmal hat allemal den Nachteil, daß die nicht sofort verwendbaren Erlöse nur zu geringem Zinssatze bei den übernehmenden Banken verbleiben, während die vollen Obligationen Zinsen beschafft werden müssen. Die Düsseldorfer Hypothekenanleihe ist in Abschnitten von je einer Million eingestellt; diese bietet am allerwenigsten Schwierigkeiten, einen provisionsweisen Verkauf zu betreiben. Aber auch von größern Anleihen braucht man nur einen kleinen Teil zu begeben und gleichzeitig die ganze Anleihe bei der Börse einführen zu lassen. Der große Rest wird dann beliebig vertrieben werden. In Zeiten außergewöhnlich flüssigen Geld standes, wie augenblicklich, wird der Finanz direktor die Begebung der Anleihen hintanhalten und das vorübergehende Bedürfnis durch Finanz= wechsel decken. So wird augenblicklich verfahren; die Stadt Düsseldorf hat zurzeit 3000000 Mk. Akzepte laufen, für die sie nur mit 2¾/1 Prozent belastet wird. Zur geeigneten Zeit wird der erforderliche Teilbetrag der Anleihe veräußert und die Akzept=Valuta gedeckt. Der Zinsgewinn von 1¼ Prozent(Unterschied zwischen Diskont=Zinsen von 2¾1 Prozent und den Zinsen der vierprozentigen Anleihe) ist erheblich. Anderseits wird der Finanzdirektor in Zeiten, wo die Stadt Düsseldorf überflüssige Gelder besitzt, bei Eingang der Steuerraten, bei Einholung der Gas=, Wasser= und Elektrizitätsgelder, bei Rückzahlung größerer Hypothekenbeträge usw. auf möglichst rentbare vorübergehende Anlage dieser Gelder Bedacht zu nehmen haben. Der Ankauf von Diskonten ist der Stadt Düsseldorf gestattet. Es ist ferner ein begreiflicher Wunsch zahlreicher Bürger, die erhebliche Steuerbeträge zu entrichten oder mannigfache Gefälle an die Stadtkassen zu zahlen haben, bei der Stadtkasse ein Kontokorrent eröffnet zu sehen. Die betreffenden Bürger, die namentlich nicht wünschen, daß ihre Steuermerkmale auch ihren Banken bekannt werden, werden zu Beginn des Haushaltjahres abgerundete Beträge bei der Stadtkasse einzahlen; es werden ihnen alle Beträge an Steuern und Gebühren belastet und zwar an dem Tage, wo die Abgaben fällig sind. Das Guthaben wird nach dem üblichen Bankzinssatze verzinst, und am Ende des Jahres wird ein Kontokorrentauszug zugesandt. Dadurch wird eine große Vereinfachung sowohl für die Bürger als auch für die. Stadtkasse erzielt. Etwa verfügbare Gelder, die durch Ankauf von Diskonten usw. nicht gewinnbringend verwendet werden können, sind gegebenenfalls dazu zu verwenden, die Warenbestände in der städtischen Niederlage zu lombardieren. Dies geschieht auch in Königsberg und Danzig; es ist davon vor allem eine Hebung des Hafenverkehrs zu erwarten. Die Verwaltung der Sparkasse und der Hypothekenbank ist selbstverständlich Aufgabe des Finanz= direktors. Aber auch über den städtischen Industriefonds und den Grundstücksfonds wird er zu wachen haben, so daß sich das städtische Finanzwesen ähnlich wie jede Großbank zergliedert in die Abteilungen: Kontokorrent, Hypotheken, Diskonten und Wechsel, Effekten, Baubank, (Grundstückfonds), Lombarden und vor allem das Kassengeschäft. In letzter Hinsicht ist beachtenswert, daß der Haushalt für 1909 eine Einnahme sämtlicher städtischen Kassen im Gesamtbetrage von rund 114 500000 Mk. vorsieht. Das ist fast alles bares Geld. Der Oberbürgermeister kam zu dem Schlusse, daß die Frage, ob diese Arbeit besser ein kaufmännisch und banktechnisch, als ein nur juristisch vorgebildeter Mann leisten könne, zu bejahen sei. Schwer wird es bei den ersten Versuchen sein, den richtigen Mann zu finden. Die Stellung ist so gedacht, daß der Finanzdirektor, wenn er auch in die verwaltungstechnischen Geschäfte mit Erfolg sich einarbeitet, gegebenenfalls in die Stelle eines Beigeordneten einrücken kann. Grundsätzlich ist man in Düsseldorf einig, den Versuch zu machen. Man wird eine geeignete Kraft unter der Hand zu gewinnen suchen und von einer Ausschreibung der Stelle absehen. Zweifellos werden auch andere Großstädte an die Prüfung dieser Frage herangehen; denn die Entwicklung der Städte läßt die eigentliche administrative Tätigkeit gegen die wirtschaftliche immer mehr in den Hintergrund treten.“ Passionsspiele in Stieldorf. Bis vor kurzer Zeit galt Stieldorf als das fern vom Weltverkehr gelegene Bauerndorf, dessen sich der fremde Gast nur erinnerte, wenn er, des nerventötenden Geränsches der Groß oder Industriestadt müde, ein ruhiges, beschauliches Quartier aufsuchte oder als Reisender bei den Geschäftsfreunden seiner Firma vorsprach. Das ist uun mit einem Schlage anders geworden. Schon die Zunahme des Postverkehrs deutet auf die nahende Spielzeit hin. Wie schön, wie herrlich bist du im ungeschminkten Glanze der verjüngten Natur, umhaucht von der lieblichen Poesie des Wonnenmonats Mai. Die Riesen=Blumensträuße der Obstbäume, welche die niedlichen Ortschaften wie mit duftendem Brautkranz umrahmen, deuten an, daß in der Natur neue Kraft eine allgemeine Auferstehung feiert. So ist auch bei den anspruchslosen Bewohnern frisches Leben eingekehrt. Wohl geht man vom Tagesgrauen bis Sonnenuntergang seinem Berufe nach, teils auf grünenden Fluren, teils in umliegende Betriebe, aber am Abend findet sich fast jeder, der im stillen Heim entbehrlich ist, mit seinen Bekannten in der Spielhalle ein, sei es zur Probe, sei es als Zuhörer oder auch als Mithelfer auf der Bühne. Selbst bei der Schuljugend, die sonst beim Aveläuten schon daheim ist, macht die Vorbereitung zum Passionsspiel eine Ausnahme, sie eilt mit Blumen= und Palmsträußen zur Sammelstelle, um beim feierlichen Einzug in„Jerusalem“ dem Kinderfreund ihr Hosanna zuzurufen. Ob irgend ein Musentempel hinter den Kulissen eine solche Ordnung aufweist, oder ein Regisseur über so gut diszwliniertes Versonal versigt: Die Liebe zur Sache schaltet hier jedes Entgleisen von der Rolle aus. Musterhafte Ordnung in den GewandAbteilungen für Kinder, Frauen und Männer läßt Jeden Gewand und Rüstung mit Sicherheit finden. Wo etwas nachzuhelfen ist in der äußeren Erscheinung, greift ein Meister seiner Kunst Herr Alois Laux=Obercassel ein, der früher an den Hoftheatern von Stuttgart und Weimar als Friseur tätig war. Bei der Auswahl der historischen Gewänder und Kostüme hat man keine Ausgabe gescheut, namentlich die der Hauptpersonen stellen einen enormen Wert dar. Sie wurden unter Leitung des gewandkundigen Herrn Kanonikus Or. Bock=Aachen, genau nach den Mustern aus den koptischen Gräbern Aegyptens von der Firma Ferlings àmp; Kensen in Krefeld angefertigt. Den Mittelpunkt der„Passion“ nimmt der ChristusDarsteller ein. Es ist diesmal der jüngste Bruder des früheren Darstellers, Landwirt Wilhelm Wolter, eine durchaus geeignete Kraft. Sympathische Erscheinung, sein geschnittene Züge, blonder Bart, vornehme Haltung, deklamatorisches Talent mit klangvollem Organ und ein kindlich frommes Gemüt zeichnen den 29 jährigen Jüngling aus. Ihm ebenbürtig zur Seite steht als Maria die anmutige Jungfrau Helena Lehmacher. Auch bei ihr sind alle Erfordernisse in schönster Harmonie vereinigt. Eine gute Verkörperung des König Herodes verheißt Jos. Graßfeld. Das Namliche gilt vom Pilatus des Küsters Pet. Jos. Depensiefen. Der Darsteller des„HohenPriesters Kaiphas" Landwirt Wilh. Reintgen hat sich vortrefflich in seine schwere Rolle eingelebt, wie auch sein zartner Mich. Hausmann im Annas seinen Mann stellt. für die kritische Rolle des„Judas“ wurde der Wirt Heinrich Jonas gewonnen.„Petrus" und„Johannes“ verkörpern Jos. Kreutzer und Theodor Schmitz mit Würde. Gute Typen sind auch für die übrigen Apostel gefunden. Markant sind auch die Frauenrollen besetzt wie: „Maria Magdalena“(Margaretha Löllgen),„Veronika“, (Elisabeth Kreutzer) und„Martha“(Agnes Fliersbach). Die zahlreichen Chöre der Passion sind vom zweiten Spielleiter Herrn Peter Schmitz aufs beste vorbereitet und einstudiert. Volkskunst. Der freundlichen Einladung des Schöpfers und Leiters der Stieldorfer Passionsspiele, Herrn Michael Weyler aus Oberscheuren bei Oberpleis, folgend, suchte ich am verflossenen Sonntage das kleine Stieldorf auf, um in dem dort eigens dazu erbauten Spielhause der Generalprobe der Passionsaufführung, die auf Nachmittags 3 Uhr angesetzt war, mit einer größeren Anzahl Kollegen von der rheinischen Presse beizuwohnen. Es war ein herrlicher Maientag und über Stieldorf und dessen weitausgedehnter Umgebung war der weihevolle Friede des Sonntags ausgebreitet, der das Seine zur Vertiefung einer wohltnenden Stimmung beitrug. Auf den vielen, die Fluren durchziehenden Wegen strömten von allen Seiten große Schaaren Volkes herbei und bald war die 1200 Personen fassende Spielhalle von einem erwartungsvollen Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Generalprobe selbst nahm einen sehr schönen Verlauf und während einer fast 3½ stündigen Dauer zeigte dieselbe, was idealer Sinn und Opferfreudigkeit auch in schlichten Volkskreisen zu schaffen vermögen. Was da den Zuschauern geboten wurde, verdiente Anerkennung und Lob. Denn die Leidensgeschichte Christi, wie sie die Söhne und Töchter des Volkes in vollster Hingebung an ihre Aufgabe in Gesang, Wort und Bild vorführten, verfehlte ihre Wirkung auf Herz und Gemüt nicht, und gerade das ist ein vollgultiger Beweis für den idealen Sinn und die Gestaltungskraft, die unserem Volke innewohnen. Natürlich darf man die Stieldorfer Passionsspiele nicht mit dem Maßstabe messen, den man bei der Beurteilung großer Theater, die mit einer raffinierten Regie=, Dekorations= und Darstellungskunst Außerordentliches leisten, anzuwenden pflegt. Von verblüffender Effekthascherei findet man in Stieldorf nichts, dafür aber begegnet man dort einer wirklichen Volkskunst, die in ihrer Schlichtheit und Einfachheit einen erhebenden Eindruck auf jeden macht, der noch nicht den Geschmack an dem verloren hat, was in edler Natürlichkeit vor ihm erscheint. Gewiß ist dieses und jones noch verbesserungsbedürftig und wird auch verbessert werden, aber das Gesamturteil aller Unparteiischen lautet zu Gunsten der Spiele, die zu besuchen, jeder Freund der Volkskunst sich angelegen sein lassen sollte. Die Volkskunst als solche verdient überhaupt die größte Beachtung, und ihre Förderung kann nur nachdrucklich empfohlen werden. Was in Stieldorf hinsichtlich der Passionsspiele möglich, warum sollte anderswo sich nicht Aehnliches durch Veranstaltung von heimischen Spielen erzielen Trrungen. Roman von Karl v. Malden.„ 14)—[Nachdruck verboten.] Ein neuer Schlag für den ertappten Verbrecher! Er hatte nun keine Waffe zu seiner Verteidigung mehr, doch er war ein zu entschlosse ner Charakter, um länger als im ersten Augenblicke zu verzagen und der drohenden Situation zu erliegen. Sein scharfer Verstand spann schon wieder an klug ersonnenen Rettungsplänen. Er warf einen beinahe verachtungsvollen Blick auf die Gegner, die er vor sich sah, einen unpraktischen Gelehrten, ein hübsches, junges Mädchen und ein Kind.„Ja, ich habe die Hand nach dem Fürstentitel ausgestreckt“, sagte er nach einer langen Pause.„Ja— ich habe durch einen Raub einen hohen Platz in der Gesellschaft eingenommen. Die Gelegenheit war günstig— meine Neugierde hatte mich verleitet, den für mich bestimmten Brief meiner Fran vor der Zeit zu öffneu— ich wußte von der allgemeinen Amnestie, von dem Tode des Fürsten Woldemar, ich zögerte nicht, mit Hilfe der geraubten Dokumente das lockende Erbe anzutreten. Alles ging trefflich von statten. Niemand maßte sich an, den Fürsten Iwan nach so langen Jahren wiedererkennen zu wollen, umsomehr, als ich seine in einem alten Reisepasse angegebene Statur und Haarfarbe besaß. Sie werden mir sagen, daß ich durch meine Frau in den Besitz des Erbes hätte gelangen können. Aber was wollen Sie— ich liebte Maria nicht mehr, ich war ihrer und der Eheketten schon überdrüssig geworden, denn ich bin ein Mann, der Abwechslung liebt. So, und nin habe ich Ihnen alles gesagt und bekannt. Nun können Sie mich den Gerichten übergeben, wenn Sie wollen; ich bereue nicht, was ich tat. Ich habe durch einige Jahre mein Leben genossen, mehr verlange ich nicht. Lebendig wird mich die Polizei ohnehin nicht in ihre Klauen bekommen.“ „Dieses Mädchen hier will nicht, daß der Gatte ihrer Schwester öffentlich an den Pranger gestellt werde. Sie begnügt sich mit der gütlichen Abtretung des väterlichen Erbes an sie und Hermanna.“ „Das ist sehr uneigennützig!“, sagte Michaelowitsch mit leisem Hohne.„Dafür will ich auch einen Vorschlag machen. Ich bin bereit, der Schwester meiner Frau vor dem Altar die Hand zu reichen und dieses Kind als das meine anzuerkennen.“ „Nimmermehr!" rief Paula schaudernd. „O, nimmermehr!“ Der Professor blickte auf das junge Mädchen. Ganz so verwerflich schien ihm der Ausweg nicht zu sein, welchen Michaelowitsch vorgeschlagen hatte. Man konnte diesem freilich den verübten Betrug beweisen.— Ader weniger leicht schien es Nieburg, die Identität Paulas und Hermannas mit den Abkömmlingen des verstorbenen Fürsten Iwan festzustellen. Michaelowitsch hatte den Waisen die Dokumente geraubt, und in seinem Interesse konnte es unmöglich gewesen sein, diese aufzubewahren. Es war nur allzu wahrscheinlich, daß sich nach der Entdeckung des stattgehabten Betruges ein lunger Prozeß um das Erbe des Fürsten Woldemar entspinnen würde. Und Paula hatte weder Mittel noch Freunde, um ihre Rechte zu verteidigen, denn nicht einmal er vermochte etwas für sie zu tun, sein geringer Einfluß reichte nicht bis nach Rußland. Professor Nieburg führte Paula in das Nebenzimmer, um ihr dort die Sachlage ausein anderzusetzen und mit ihr über die Absichten ihres Schwagers zu beraten. Aber Paula beharrte auf ihrem„Nein".„Meine Schwester hat so unaussprechlich durch ihn gelitten, und nun sollte auch ich mein Schicksal an ihn ketten? Das wäre Wahnsinn. Eher wollte ich freiwillig auf meine Rechte verzichten.“ „So müssen wir ein schriftliches Bekenntnis seiner Schuld zu erlangen suchen!“ sagte Nieburg. „Mit einer solchen Schrift können wir ihn dann leicht zur Abtretung des Vermögens an Sie und Hermanna zwingen.“ Beide kehrten zu Michaelowitsch zurück. Dieser bemerkte, daß irgendetwas seine Feinde unsicher und unentschlossen in ihrem Vorgehen gegen ihn machte, und er erriet gar leicht, welcher Umstand diese Zweifel in ihnen erregte. Er wußte am besten, daß Paula und Hermanna keine Dokumente besaßen, um ihre Identität beweisen zu können. Ehe Nieburg noch seine eigenen Ansichten kundgeben konnte, sagte Michaelowitsch:„Nun denn, wenn meine Schwägerin durchaus meine Gattin nicht werden will, so werde ich sie und dieses kleine Mädchen da adoptieren, ein Testamet verfassen, welches sie und Hermanna zu meinen Erbinnen einsetzt. Ich denke, auf solche Weise findet die ganze Angelegenheit ihren raschesten und besten Ausgleich!“ „Es bleibt eine fatale Geschichte,“ stimmte Nieburg bei.„Und ich rate Ihnen, Fürstin Paula, wenn Sie den Gatten Ihrer Schwester schonen wollen, den Antrag anzunehmen. Nur eine einBedingung hätten Sie noch zu erfüllen, Alexander Michaelowitsch, und ich sage Ihnen zuvor, daß ich als Freund und Beschützer dieser beiden Waisen nicht davon abstehen werde.“ „Und die wäre?“ fragte Michaelowitsch sehr gespannt. „Erstens wird der Totenschein des Fürsten Iwan deponiert bleiben, als Waffe gegen Sie, wenn Sie jemals Ihrer Pflichten gegen diese beiden Waisen überdrüssig werden sollten. Und zweitens werden Sie mir zu gleichen Zwecken ein schriftliches Bekenntnis Ihres Betruges ausstellen. „Diese Bedingung ist unerfüllbar, das gäbe mich unrettbar in Ihre Hände!" rief Michaelo witsch immer erregter. „Nur für den Fall, als Sie uns böse Streiche spielen wollten!“ entgegnete der Professor.„Hier, schreiben Sie— oder erwarten Sie, daß ich meinen Diener zur Polizei schicke!“ Mit einem Fluche griff der überführte Verbrecher nach der Feder. Nieburg hielt bald darauf die verlangten schriftlichen Erklärungen in Händen, las sie aufmerksam durch und verschloß sie dann in seinem Schreibtische. Michaelowitsch entfernte sich, wuterfüllt und mit verzerrtem Gesicht. Der Professor führte die Waisen wieder seiner Tante zu.„Du kannst sie behalten, so lange du willst!“ sagte er fröhlich.„Sie sind von ihrem nächsten Verwandten, dem Fürsten Roketoff, adoptiert worden, werden aber hier unter deinem Schutze bleiben.“ „Mutter, liebe, süße Mutter!“ hauchte Paula leise und glückselig. Hermanna hängte sich an den Arm der Matrone. Der Professor verließ unbemerkt das Zimmer. Er hatte wieder einmal„Glückliche" gemacht. XV. Michaelowitsch hatte in den ersten Tagen nach der Unterredung mit Professor Nieburg und Paula die Empfindung, als ob er um geringen Preis einer dringenden Lebensgefahr entronnen wäre. Später aber erschienen ihm die Dinge in einem völlig verändertem Lichte. Erlbachte nicht mehr an den Untergang, der ir so nahe und lassen? Unsere an Geschichte und Sage so überaus reiche Gegend bietet genug des Stoffes und der Antnüpfungspunkte für die Entfaltung einer wirksamen Heimatkunst, und es unterliegt keinem Zweisel, daß damit Großes erreicht werden kann, weum in den breiten Schichten des Volkes die Begeisterung und Opferfreudigkeit dafür ebenso erweckt wird, wie das in Stieldorf und Umgebung für die Passionsspiele in auerkennenswertester Weise geschehen ist. Hebe man die Volkskunst und tue man zu ihrer Förderung Alles; der Erfolg und der Rutzen für die Veredelung der Volksbildung wird nicht ausbleiben und das dahin gerichtete Streben reichlich belohnt werden. P. Aus Honnef. Deutsches Nizza. Am Donnerstag, den 6. Mai waren 60 Jahren seit dem Tode des großen Naturforschers Alexander v. Humboldt verflossen, woran wir hier erinnern, weil dieser weitgereiste Gelehrte, der 1859 als Neunzigjähriger in seiner Vaterstadt Berlin starb, Honnef der ihm eigenen herrlichen Lage wegen den Namen„Deutsches Nizza“ gab, unter dem es weltbekannt geworden ist. In dem Gedanken hieran vergegenwärtigen wir uns die Entwickelung Honnefs, die vor allem seit der 1898 stattgehabten Eröffnung des Betriebes der Drachenquelle und des damit verbundenen Bades zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Wenn diese Hoffnungen sich leider nicht in dem zu erwartenden Naße erfüllten, so trug daran nicht etwa das vorzügliche Rineralwasser der Drachenquelle die Schuld, sondern manches Andere, was im Interesse unserer, zu einem Kur= und Badeorte allerersten Ranges geeigneten Stadt auf das Tiefste bedauert werden muß. Wir wollen indeß darauf heute nicht im Einzelnen zurückkommen und nicht von den Vorgängen reden, die in gesellschaftlicher Hinsicht das Ansehen Honnefs in der Außenwelt mehr schädigten, als wie die an denselben Beteiligten vielleicht selbst für möglich hielten. Die Tatsache an sich steht aber fest und sollte eine ernste Mahnung für die sein, welche wissen, von was für einer tieseinschneidenden Bedeutung es für ein Gemeinwesen ist, wenn in vielen Fällen persönliche Interessen ausschlaggebend für Tun und Lassen werden. Wir vertreten den Grundsatz, daß das Gemeinwohl über Alles geht, und deshalb geben wir hier dem aufrichtigen Wunsche Ausdruck, daß Alle, die die Entwickelung Honnefs zu fördern für ihre Pflicht halten, mit vereinten Kräften zu Werke gehen möchten. Wenn dieser Wunsch sich erfüllt und weder Sonderinteressen noch kleinliche„Machtbestrebungen“ eine Rolle spielen, dann kann Honnef eine große Zukunft in Aussicht gestellt werden. Wir sind gerne bereit, das Unserige mit für Honnef zu tun, und wenn von dieser oder jener Seite behauptet wird, daß wir aus anderen, als triftigen Gründen Kritik an dem übten, was im wohlverstandenen Interesse Honnefs der Aenderung und Besserung dringend bedarf, so müssen wir gegen eine solche Unterstellung mit aller Entschiedenheit protestieren. Daß in Honnef große und schwere Fehler gemacht worden sind, wird Niemand leugnen, der einen vollen Einblick in die Verhältnisse getan hat. Diese Fehler sollte man nicht zu bemänteln, zu beschönigen und zu vertuschen suchen, sondern sie offen eingestehen und zugleich Alles daransetzen, um sie so viel, wie irgend möglich, wieder gut zu machen. Dadurch allein kann die so notwendige Einigkeit, das Hand= in Hand=Arbeiten erzielt werden, das so lange ein schöner Wunsch bleibt, als Andere darauf bedacht sind, nur ihren Willen zu betätigen. Gemeinsames, von Besonnenheit und Klugheit geleitetes Wirken, das frei von aller Interessenpolitik ist, dient dem Gemeinwohle und nützt jedem Einzelnen. Sei man dessen auch in allen Kreisen der Honnefer Bürgerschaft eingedenk und handele man dementsprechend; der Erfolg wird dann nicht ausbleiben und das„deutsche Nizza“ sich glücklich weiter entwickeln. Der Fremdenverkehr ist bis jetzt leider noch sehr gering in Honnes. Dagegen erfreut sich die reizende Insel Grafenwerth eines lebhaften Besuches. Das Publikum verlebt dort schöne Stunden im Angesichte der herrlichen Gegend und kehrt dann meist mit dem Dampfer nach seinen Wohnorten zurück. Man ersieht daraus, daß Grafenwerth als Ausflugspunkt mehr und mehr beliebt wird. Die Restauration„„Zur Beethovenhalle“, die mit mehr als 30,000 Mark Hypothekenschulden belastet war, ist bei der stattgehabten Zwangsversteigerung von der Bierbrauerei Steffens=Severinsberg für 16,500 Mark angekauft worden. Da die Restauration ein Eckhaus an der Hauptstraße ist, so erblickt man in dem erwähnten Ergebnisse der Zwangsversteigerung ein wenig günstiges Zeichen der Zeit und erkennt, daß entschieden für die Hebung der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse Honnefs eingetreten werden muß. Freilich nicht nach der Art gewisser Herren, die große Summen für Dinge opfern lassen, welche der Geschäftswelt Honnefs nicht im entferntesten den Nutzen einbringen, der ihr vorgemalt wird. Gehe man doch endlich dazu über, fur die wirklichen Interessen Honnefs uneigennützig einzutreten und rechne man mit allen hierbei in Betracht kommenden Faktoren. Stimmen aus der Bürgerschaft. Wie sieht's mit der bereits im Jahre 1906 vom Herrn Regierungspräsidenten als„driugend not wendig" bezeichneten Kanalisierung des Baches an der Steinstraße aus? Wird dem geradezu polizeiwidrigen Zustande noch immer kein Ende gemacht? Was sagt die Sanitätskommission, was sagt der Herr Sanitätsrat Dr. Remmets dazu? Und wie urteilt der Berichterstatter über die berühmte Bäderstudienreise aus der Aera Waechter, Herr Aug. Krah über die bisherige Nichtbefolgung der Anordnung des Herrn Regierungspräsidenten? Eine Stadtverwaltung die mehr wie 22 000 Mark JahresZuschuß für Kurhaus 2c. leisten kann, die muß doch auch wohl im Stande sein, das Notwendigste im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege zu tun! Der Bach, um den es sich hier handelt, kann unter Umständen zu einem Seuchenheerde werden. Nehme man deshalb die Sache durchaus nicht leicht. Wir haben es da mit Wichtigerem zu tun, als etwa mit einer Operette im städtischen Kurtheater, und es muß sonach auf das Allerentschiedenste verlangt werden, daß Abhülfe geschaffen wird. Die Rheinpromenade hat in der Nähe der von der rührigen Tätigkeit der„Brückenbauer" zeugenden Kieshaufen eine neue „Verschönerung", erhalten und zwar durch Errichtung eines Zaunes, der von dem Besitzer eines Grundstückes an Stelle der vorhandenen Flursteine geschaffen wurde. Dieser Zaun verengert den Weg der„Rheinpromenade“ ganz bedeutend und die Stadt wird, wenn ihr an der Erhaltung der Fahrbahn daselbst etwas gelegen ist, den Terrainstreifen wohl ankaufen müssen. Vielleicht aber ist auch der Eigentümer geneigt, ihn unentgeltlich abzutreten und sogar noch eine große Summe dazu zu zahlen, wenn ihm Gelegenheit gegeben wird, sein Grundstück, das aus ausgefüllten ehemaligen Ziegeleigruben besteht, als Villenbauplätze recht teuer zu verkaufen.— Bei dem Grundstücks=Vermessungstermine war merkwürdigerweise kein Vertreter der Stadt Honnef anwesend. Eine genußreiche Tour. Eindrücke des Rentners Moritz. „Also am nächsten Sonntag geht's per Dampfer nach Königswinter, von da zum Drachenfels; dort trinken wir eine feine Maivowle, und abends fahren wir wieder per Schiff nach der rheinischen Musenstadt zurück.“ So hatten wir die ganze Woche geplant und uns schon im Vorgefühl all' der zu erwartenden Genüsse gefreut. Nun, es wurde Sonntag, ein schöner, sonniger Maisonntag, wie er nur eben für einen Ausflug geschaffen sein kann. Meine Frau hatte sich extra einen neuen Hut machen lassen und ihr hellblaues Kleid angezogen; aber erst, nachdem sie wohl ein Dutzend Mal auf den Barometer gesehen hatte, ob es auch nur ja keinen Regen gäbe. Mittags um 2 Uhr bestiegen wir den„Overstolz“, einen prächtigen Köln=Düsseldorfer Dampfer, der uns in rascher Fahrt nach unserem Ziele trug. Auf dem Schiffe hatte sich eine lustige Gesellschaft zusammen gefunden, die in ihrer Mehrzahl ebenso wie wir, nach Königswinter wollten. Ein Pensionat, eine Studentenverbindung und eine größere Touristengesellschaft, die sogar eine Musikkapelle mitgebracht hatte. Nach knapp einer Stunde landeten wir an der Königswinterer Brücke. Du lieber Himmel, war das ein Gedränge! Jeder wollte zuerst das Schiff verlassen, wobei es manchen Puff und Stoß absetzte. Und eine Hitze, daß mir der Schweiß in Strömen von der Stirne lief; aber das muß man eben mit in den Kauf nehmen, dachte ich, und endlich gelangten wir denn doch in die goldene Freiheit. Wirklich? Ach nein; draußen auf dem Quai wurde es erst recht lebendig. Eine ganze Reihe bemützter Gestalten bildete Spalier und ließ uns Fahrgäste wie ein Parademarsch vorbeimarschieren:„Hotel Drachenfels, Kaiserhof, Grand Hotel...“ so schallte es mir um den Kopf. Ich würdigte die Vertreter der Gastlichkeit keines Blickes, sondern zog meine Frau schnell mit fort. „Wollen die Herrschaften ein Motorboot benutzen? Nach Godesberg, Mehlem, Honnef zu tarifmäßigen Preisen,“ so kam's von einer anderen Seite. „Wir fahren nicht im Motorboot, wir wollen zum Drachenfels.“ „Wagen nach allen Richtungen, seine Touren zum Drachenfels...“ Einen Augenblick blieb ich stehen, um meine Seoruber-Bisthel Größtes und leiftungsfähigstes Schuhhaus Telephon 1869. 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Um den Strom der Ausflügler mit seinen Stößen und Püffen(meine Frau hatte davon bereits Kopfschmerzen bekommen) etwas verlaufen zu lassen und unseren inzwischen bereits tüchtigen Durst zu stillen, tranken wir in einem dichtgefüllten Lokale für teures Geld ein kleines Glas Bier und konnten nun etwas freier den Weg fortsetzen. Wir waren eben bis zum Fuß des Berges gekommen, als ein freundlich aussehender Herr auf uns zukam, elegant den Hut lüftete und verbindlichst fragte: „Wollen die Herrschaften sich nicht einmal photographieren lassen? Nur 25 Pfennig, sofort zum Mitnehmen; wunderbare erstklassige Bilder.“ „Bitte, lassen Sie mich in Ruhe!" „Das fängt ja gut an,“ meinte meine Frau. Allerdings hatte die gute Frau recht, aber es kam noch besser. Zwei Schritte weiter stand ein zweiter Photograph. der offenbar mehr Talent, als sein Kollege hatte. Er trat auf uns zu, machte eine Bewegung, als ob er meiner Frau den Arm bieten wollte und sagte höflich: „Das würde ja ein großartiges Bild, gnädige Frau, Sie mit ihrem Herrn Gemahl im„Zeppe lin". Das alles nur für 25 Pfennig. Unerreicht, überzeugen Sie sich von der Güte meiner Bilder.“ Als der Lichtkünstler aber einsah, daß wir absolut nicht geneigt waren, uns abkonterfeien zu lassen, versuchte er sein Glück bei anderen Touristen. Es dauerte noch keine halbe Minute, da wurden wir von anderen Photographen gebeten, uns im Automobil und zu Esel abbilden zu lassen. Und dann kamen nach weiteren drei Schritten die wirklichen Esel. Redegewandte Leute versuchten uns davon zu überzeugen, daß man eigentlich nur zu Esel auf den Drachenfels gelangen könne, die Zahnradbahn sei überfüllt, zu Fuß sei zu beschwerlich, zu Wagen zu keuer, zu Pferd nicht fein, und deshalb sei nur Meister Langohr berufen, uns für eine ganze Mark auf den Drachenfels zu befördern. Wir hatten aber kein Verständnis für diese Auseinandersetzungen, zudem hätte sich meine bessere Hälfte auch gar nicht einem Esel anvertraut und so setzten wir denn unseren Weg zu Fuß fort. Aber andere bequemere Menschen zogen doch den Weg zu Esel demjenigen zu Fuß vor.: Die armen Tiere! Unter der Last mancher wohlbeleibter Herrschaften konnten sie oft kaum vorwärts kommen, wurden aber von den Treibern jedesmal mit Stockschlägen von neuem angefeuert. Die Sonne brannte schon ziemlich heiß und nur mit vieler Mühe konnten wir den Berg heraufkommen. Dabei eine Menschenmenge,daß man sich kaum bewegen konnte. Fortwährend ließen Photographen ihre Stimme erschallen. Aber je mehr wir vorrückten, desto zahlreicher wurden auch die Verkaufsbuden von Andenken, Postkarten 2c. Man konnte sich der vielen Verkäufer kaum erwehren. Einmal fühlte sich meine Frau schwach und kaufte bei einer Bude zum Andenken an den Drachenfels einen Steinkrug. Kostenpunkt drei Mark! Aber wir waren noch gar nicht weit gegangen, da wurde ihr das Mitschleppen des unnötigen Gefäßes lästig und als sie sich bemühte, sich das Tragen etwas bequemer zu machen, da zerbrach der Krug in tausend Scherben. Oh weh! Die schönen drei Mark; dafür hätten wir beide schon per Zahnradbahn hinauf= und herunterfahren können. Aber des einen Leid ist des anderen Freud. Flugs machte sich ein fixer Andenken=Händler die Gelegenheit zu Nutze, und ehe wir noch recht wußten, um was es sich handelte, präsentierte er uns einen neuen Krug.„Prima Ware, unzerbrechlich, nur 2,50 Mark.“ Ich wußte nicht, ob ich mich ärgern, oder über die famose Intelligenz des Händlers lachen sollte. Ich wies ihn kurz ab und wir schritten ohne Krug weiter. Meine Laizie war schon sozusagen hin. Meine Frau hatte heftige Kopfschmerzen, ließ sich auf einer Bank nieder und erklärte sich außer Stande, den Weg auf den Drachenfels fortzusetzen. So blieb also nichts übrig, als zu warten. Meine bessere Hälfte aber fühlte sich so matt, unmittelbar bedroht hatte— sondern er betrachtete nur die Kette, mit welcher er an zwei unbequeme Wesen gebunden war. Er durfte nie daran denken, eigenen Familienherd zu gründen, auf einen Sohn zu hoffen, der sein Nachfolger in Titel und Vermögen sein sollte— denn da waren ja Paula und Hermanna, seine Erbinnen! Und niemals durfte er es wagen, die Waisen in ihren Ansprüchen zu unterdrücken; Nieburg stand ja bereit, um die Rechte seiner Schützlinge zu verteidigen! „Mußte auch gerade dieser Nieburg die überflüssigen Geschöpfe in die Hände bekommen!" Das war der beständige Gedanke des Russen. Und er blieb nicht bei dieser Erwägung stehen. Er zählte die Hindernisse, die zwischen ihm und seiner wieder zu erlangenden Freiheit lagen: der Professor mit den Dokumenten und Paula— denn Hermanna zählte nicht. Ein Gelehrter also und ein junges Mädchen! Kurz und gut, zwei Menschenleben! Ein unheilverkündendes Lächeln glitt über die Lippen des falschen Fürsten, als er bei dieser Schlußfolgerung angelangt war. Sein grausamer Sinn schauderte nicht einen Augenblick vor den finsteren Projekten zurück, die in ihm auftauchten, sondern brütete nur über deren Ausführbarkeit. Wäre er in Rußland gewesen, wie leicht hatte es ihm sein müssen, zwei lästige Geschöpfe aus dem Wege zu räumen! Doch er befand sich in einem fremden Lande und besaß keine Mittel, jene beiden Menschen in seine Heimat und damit in seine unumschränkte Macht zu locken. Nur auf eine einzige Hilfe durfte er bei seinen finsteren Plänen zählen, auf die Mitwirkung der Diener, die sein Gefolge bildeten, die eigentlich seine Sklaven waren und für eine Handvoll Gold für ihn durchs Feuer liefen. Das war immer etwas. Michaelowitsch überlegte vierzehn Tage seine Anschläge, dann ließ er seinen Kammerdiener kommen.„Du bist mir unbedingt ergeben, Alex, nicht wahr?" leitete er das Gespräch ein.— Der riesenstarke, etwas ungelenke Bursche machte eine linkische Verbeugung, um seine Bereitwilligkeit zu jedem Dienste anzuzeigen.—„Du würdest mir indessen noch williger Gehorsam leisten, wenn ich dir eine glänzende Belohnung verspräche, etwa tausend Rubel zur Gründung eines eigenen Hausstandes?“ Alex starrte seinem Herrn in's Gesicht.„Für einen solchen Preis würde ich für den Herrn Fürsten die Sterne vom Himmel holen!“ stotterte er.„Wenn's möglich wäre!“ setzte er mit einem plumpen Lächeln hinzu.„Aber der Herr Fürst wird nichts Unmögliches von mir verlangen. „O, die leichteste Sache von der Welt. Damit du aber meine Befehle verstehen und richtig ausführen kannst, muß ich dir mein vollstes Vertrauen schenken. Ich bin verliebt, Alex, bis über die Ohren verliebt. Begreift du die ganze Bedeutung dieses Geständnisses?“ Alex verdrehte in unbeschreiblicher Weise seine Augen.„Ich warte seit Jahren darauf, meine Annuschka heimführen zu können!" Das war seine ausdrucksvolle Antwort. „Gut, wenn ich mein Mädchen bekomme, soll zugleich Annuschka mit dir an den Altar treten!“ sagte Michaelowitsch.„Höre nun weiter. Meine Geliebte hat einen Vormund, der mir ihre Hand durchaus nicht gewähren will, weil ich einer anderen Religion angehöre wie sie. Ich muß zur Gewalt greifen, ich muß Paula entführen. Wenn sie nur erst einmal mein Weib geworden ist, dann ist der Vormund zur Fügsamkeit gezwungen!“ „Ich verstehe!“ erwiderte Alex.„Ich soll Euer Durchlaucht bei der Entführung helfen. Von Herzen gerne. Wo ist das Mädchen? Ich nehme es allein auf mich, sie dorthin zu bringen, wo es dem Herrn Fürsten gefällt. „O, so rasch dürfen wir nicht zu Werke gehen!“ sagte Michaelowitsch lächelnd.„Das Mädchen lebt nicht bei ihrem Vormunde, sondern in einem Palaste, wo eine zahlreiche Dienerschaft jedes Eindringen unmöglich macht. Wir müssen Paula unter irgend einem Vorwand zu ihrem Vormund locken und sie von dort aus entführen. Wir werden wohl Gewalt brauchen müssen, da die Kleine mich zwar liebt, aber durchaus nichts gegen den Willen ihres Vormundes unternehmen will. Ich habe aber auch noch andere Gründe dafür, daß ich sie gerade aus dem Hause ihres Vormundes holen will. In dem Schreibtische befinden sich Paula's Familiendokumente, die ich zu meiner Vermählung mit ihr brauche. Zugleich also, wenn ich das Mädchen entführe, muß ich dem Schreibtische des Herrn Vormundes einen Besuch abstatten. Du begreifst, Alex?“ „O vollständig, Durchlaucht! Hat der Alte viele Diener?“ „Einen einzigen, so viel ich bemerken konnte. Noch dazu einen alten, hinfälligen Menschen, den ich getrost deiner Obhut während der Entführungsszene anvertrauen kann. Meine übrigen Leute müssen uns helfen, ohne indessen in meine Pläne eingeweiht zu sein. Philipp muß sich mit einem Wagen unweit von dem Schauplatze unserer Taten befinden. Nikolaus hat uns mit dem Gepäck und einer zweiten Reisekutsche vor dem Stadttore zu erwarten, und dein Bruder soll voraus reiten und bei den Poststationen den raschen Wechsel der Pferde besorgen.“ „Ist von den Nachbarn des Alten nichts zu fürchten?" fragte Alex. „Nein— denn von der Straßenseite aus hat er weder Nachbarn noch ein Gegenüber.“ Verein Bonn- Süd. Sonntag, den 16. Mai vormittags 11 Uhr General-Versanmlung im Kaisersaal(vorm. Schmitz). Tagesordnung: Neuwahl des Vorstandes. Ausbau der Schumannstraße. Verschiedenes. Mitglieder werden gebeten, recht zahlreich erscheinen. Gäste willkommen. Der Vorstand. Wer 26 Wo? 2 Wein zahramsten kanst man die heste guten, aus Wein gebrankte Cognac in Flaschen, sowie in jedem kleineren Quantum kausen will, wende sich an das Cognac=Versand Geschäft von Franz Jos. Müller Acherstr. 18. Feruspr. 712. daß sie mich bat, den nächst besten Esel zu engagieren, damit sie heruntergetragen würde. Also, trotz ihrer früheren Abneigung gegen Grautiere wollte sie jetzt doch ihre Zuflucht dazu nehmen. Gesagt, getan! Der nächste Eseltreiber wurde angehalten, und meine Frau bestieg sein Tier. Aber so ganz einfach war die Sache denn nun doch nicht. Es kostete große Mühe, Anstrengung und nicht weniger— Geduld, bis sie glücklich im Sattel saß. Und nun gings bergab... Die Beschreibung dieses Teiles unserer genußreichen Tour schenke ich mir, nur der Schluß mag den Leser interessieren. Der Esel wurde unterwegs von übler Laune befallen, zeigte sich störrig und als der Treiber ihm dafür einige Schläge verabreichte, rannte er so schnell es nur gehen wollte davon. Meine Frau schreiend auf seinem Rücken. Der Treiber und ich im Laufschritt dahinter, ein Bild zum Malen! Endlich gelang es uns, den Ausreißer festzuhalten, aber mit dem Erfolge, daß ich meinen linken Fuß verstauchte, und meine Frau ihr schönes, hellblaues Kleid zerriß.... Wie wir wieder in Bonn angekommen sind, weiß ich selbst nicht mehr. Daß mir mein Portemonnaie gestohlen wurde, will ich nur beiläufig bemerken, meine Frau meinte, das Schlimmste sei doch ihr schönes neues Kleid. Auf den Photographen= und Eselsberg aber brächten sie keine 10 Pferde mehr hin. Das nennt die Welt Vergnügen! kauft man die besten und billigsten Hosenträger? Hosenträger=Fabrik Rathausgasse 6. massiv goldene, gesetzlich gestempelt, in Kugel schmal, hohe rund und breitem Muster. F. Hoffstätter, Goldschmied — Sternstrasse 38.= : Wilh. Streck, Bonn Pernsprecher 181 u Cölnstrasse 127—133 Das beste für Herd-, Bügel- und Badeöten weder schwalchend noch russend Halbfettwürfelkohlen. D. C. 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Die Gesamtleistungen des Verbandes seit seinem Bestehen haben sich damit auf 1323 129,90 Mark erhöht, denen an Reserven insgesamt 2153 490,06 Mark gegenüber stehen. Die nach versicherungstechnischen Grundsätzen aufgestellte Sterbekassenbilanz hat einen Ueberschuß von 18 462,19 Mark ergeben. Die Stellenvermittlung des Verbandes nahmen in der Berichtsperiode 955 Verbandsmitglieder und 796 Firmen in Anspruch. Der Verband zählte am Schlusse der Berichtsperiode 290 Zweigvereine und 13500 Mitglieder. Der heutigen Nummer unserer Zeitung liegt ein Prospekt des von M. Lohße, Hamburg, geleiteten Prämienlosvereins bei. Die von ihm gespielten Lose sind überall erlaubt und bieten eine überaus günstige Gewinnchance, da alle Lose im Laufe der Zeit mit einem unbedingt sicheren Treffer gezogen werden müssen. Prospekte versendet vorher der Geschäftsführer M. Lohße, Hamburg 23. Nushunitel Bürgel Auskünfte an alle Plätze d. Welt. Jährl. Abonnement für freie mündliche Auskünfte 12 Mark. 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Bekanntlich war die Bahnfrage gegen den Willen der Verwaltung und der Bahn=Deputation vertagt worden. In der vorgestrigen Sitzung fragte der Oberbürgermeister, ob über die schon vorher besprochene Angelegenheit noch weitere Erörterung gewünscht werde. Herr Schürmann hielt die Sache für genügend erörtert und versprach sich von einer weiteren Aussprache keinen Nutzen (jedenfalls nicht für die Bonnertalweg=Linie). Man sollte abstimmen. Stadtv. Schmitz widersprach im Hinblick auf die Wichtigkeit der Sache und auf das große Interesse der Vororte. Zugleich deutete er an, daß neue Gesichtspunkte, namentlich über Gelände=Verhältnisse, diesmal zu Tage treten würden. Stadtv. Killy: In der letzten Sitzung waren mehrere Stadtverordnete über einzelne Punkte in der Sache der Kessenicher Bahn noch nicht genügend informiert, und sie haben deshalb für die Vertagung der Angelegenheit gestimmt. Ein Nachtrag der Verwaltung zur Tagesordnung hat ja etwas aufklärend gewirkt, es ist mittlerweile aber auch klar geworden, daß eine ganze große Reihe Herren da ist, die für die Linienführung der elektrischen Bahn nach Kessenich über Marienstraße=Schumannstraße eintreten. In der letzten Kurrende waren nur die beiden Projekte über Reuterstraße bezw. Sandtstraße enthalten, während die Fassung der heutigen Kurrende ein Eingehen auf die Linie MarienstraßeSchumannstraße zuläßt. Für mich ist es zweifelsohne, daß die Verbindung der Außenorte... Vorsitzender: Wir wollen doch erst beschließen, ob wir in die Verhandlung eintreten wollen; ich für meine Person sehe dagegen kein Hindernis. Stadtv. Schürmann: Ueber die Sache ist schon genug geredet worden, ich bitte deshalb zur Abstimmung zu schreiten, jedoch zunächst über das Projekt Schumannstraße. (Es wird beschlossen, zu verhandeln). Stadtv. Killy(fortfahrend): Eine Verbindung der Altstadt mit den Vororten muß immer die denkbar beste sein, und wenn nun zwei Linien in Frage kommen, die beide an gleich bevölkerten Straße vorbeiführen, dann muß ich bei der Wahl von dem Grundsatze ausgehen: Zeit ist Geld! Ich meine aber, wir wollen doch endlich einmal voran kommen, und deshalb halte ich es für das Beste, die kürzeste Strecke zu wählen. Ein Umweg, besonders mit verschiedenen Kurven kostet auch immer mehr Geld, mehr Betriebsmaterial und bedingt größere Abschleißungen, als die gerade Strecke. In der letzten Verhandlung hat der Herr Beigeordnete Bottler anfangs betont, später aber dies als persönliche Ansicht eingeschränkt, daß bei hochgelegter Staatsbahn die Beibehaltung und Elektrisierung der Godesberger Linie auf der Kaiserstraße möglich sei und miterwogen werden müsse. Ich halte es 4. Jahrgang. Rheinisch-Westfälische Disconto-Gesellschaft Donn A.-G. Ceim=Spartasse Bonn Münsterplatz Nr. 3. Die Heim=Sparkassen werden Werktags von 9—12½ Uhr Vorm. 3—6 Uhr Nachm. (Samstags nur bis 1 Uhr) kostenlos verausgabt. Im Ausperkauf wegen Abbruchs des Geschäftshauses. Die während des Ausverkaufs in großer Menge angehäuften = Reste Kleiderstoffen, Nöcke, Blusen, passend für sowie Reste von schwarzen und farbigen Seidenstoffen für Besatz, Schürzen und Pompadours geeignet, werden zu enorm billigen Preisen abgegeben. E. Bons& Co., Bolh Eingang Wenzelgasse 1. für ausgeschlossen, daß dies geschieht, es muß vielmehr die Linie durch die Kaiserstraße kassiert und der elektrisierte Verkehr mit Godesberg über die Koblenzerstraße geführt werden. Dann aber ist erst recht der Weg durch die Marienstraße die direkte und naturgemäße Verbindung nach dem Süden. Ich bin also entschieden fur die Linienführung über die Schumannstraße und bitte das Kollegium, in diesem Sinne zu beschließen. Prof. Schmidt, aufs Höchste verärgert ob der Notwendigkeit, ernstlich über die Marienstraße debattieren zu müssen, jammerte und polterte, daß man für die Marienstraße keine Unterlagen habe, daß man nicht wisse, ob Grunderwerb nötig sei, und der Dinge mehr. Der Herr Professor, der aus den vielen Verhandlungen der Bahn=Deputation und aus seinen nahen Beziehungen zur Verwaltungsmaschine genau Bescheid hätte wissen müssen über alle einschlägigen Fragen, stand jetzt dem drohenden Gespenst der Marienstraße wie ein hilfloses Kind gegenüber. Es war zum Erbarmen, wie er über Verschandelung klagte, über das Verschwinden der schönen Trottoire und der schönen Vorgärten und über den Sprung ins Dunkle, den man den Stadtvätern zumuten wolle. Daneben schwang er sich zu einem schwachen ironischen Ausfall auf das„Portemonnaie der Bürgerschaft“ auf, als dessen Mithüter sich Herr Killy in der letzten Sitzung bezeichnet hatte. Und bei dem Gedanken daran geriet er so sehr in Eifer, daß dem Andrang der tiefgründigen Gedanken das sprachliche Rüstzeug nicht mehr zu folgen vermochte. Für die Zuhörer offenbar kein Genuß. Stadtv. Butscheidt: Ich muß vorab meiner Verwunderung über die Ausführungen des Herrn Schmidt Ausdruck geben. Herr Killy hielt in der vorigen Sitzung nach längerer Debatte, ob für oder gegen die Linie Marienstraße,— die Sache nicht für genügend geklärt und beantragte Vertagung. Dagegen trat Herr Schmidt ganz entschieden für Abstimmung ein, da die Sache durchaus klar liege! Und heute— da Herr Schmidt sieht, daß die Marienstraße mehr Anhänger gefunden hat, möchte er nur über den Bonnertalweg beschließen. Dagegen hält er heute die Marienstraßen=Linie noch nicht für geklärt. Also vor acht Tagen war Herr Schmidt eifrigst bereit, gegen die Marienstraße zu stimmen, obgleich nach seinen eigenen Worten er heute noch nicht die Gründe kennt, die für die Marienstraße sprechen! In der Kommission sind die beiden Projekte(Bonnertalweg oder Schumannstraße) reiflich erwogen worden, und man hat sich schließlich für die erstere Linie und die Einrichtung eines Pendelbetriebes entschieden. Hier stehen doch nicht nur die Interessen der Kessenicher, sondern diejenigen der Bevölkerung des ganzen Stadtteils auf dem Spiele, besonders diejenigen der Argelanderstraße. Die Einwendung des Stadtv. Schmidt, daß man bei einer Linienführung über die Marienstraße=Schumannstraße die Anschlüsse an der Poppelsdorfer Allee nicht erreiche, die spricht doch gerade dagegen, daß wir die Argelandersträßler zwingen, am Bonner Tal weg auch noch weitere Anschlüsse abzuwarten, und umzusteigen. Der Gemeinderat von Kessenich hat auch früher beschlossen, die Linie nur über die Schumannstraße zu führen. Wenn wir die Bahn über den Bonnertalweg bauen, dann führen wir ja teilweise eine Parallelbahn durch und machen damit die Argelanderstraßenlinie unrentabel. Die Differenz zwischen dem Projekt der Schumannstraße und dem des Bonnertalwegs soll 182 Meter betragen, nach meinen Messungen 230 Meter. Das ist zwar nicht viel, aber wir möchten doch auch diese kleine Strecke nicht gern in den Kauf nehmen. Wir wollen auch keine Zick=Zack Bahn, sondern eine gerade Linie haben. Gegen mich ist dieser Tage in einer hiesigen Zeitung ein Eingesandt erschienen. Da wird zunächst gesagt, an der Schumannstraße seien die Grunderwerbskosten viel höher, als an einer fertig bebauten Straße, wie dies der BonnerTalweg sei. Das ist nicht richtig. Ich habe die in Betracht kommenden Straßen gemessen und gefunden, daß die Schumannstraße 11,50 Meter breit ist, und zwar an ihrer engsten Stelle. Mithin könnten wir eine Fahrbahn von 7,50 Meter herstellen, auf der für zwei Geleise und noch für den Fuhrwerksverkehr genügend Platz ist. Dann bleibt uns noch ein beiderseitiger Bürgersteig von je zwei Meter Breite. Der Bonnertalweg ist schmäler, als die Schumannstraße. Die Bürgersteige sind zwei Meter, die Fahrbahn nur 5,50 Meter breit. Es sind also, um die Fahrbahn auf die nötige Breite zu bringen, Ankäufe von Vorgärten 2c. notwendig, was auf der Schumannstraße nicht erforderlich ist. Ich habe auch richtig gemes sen, will aber zugeben, daß ich mich um 20—30 Zentimeter geirrt haben kann, aber um mehr jedenfalls nicht. Nun die Rentabilität! Daß die Linie über die Argelanderstraße sich heute nicht rentiert, das wissen wir. Es laufen auf dieser Strecke viel zu viel Wagen. Wollen Sie nun jetzt in derselben Gegend noch mehr Wagen laufen lassen durch eine Linienführung über den Bonner Talweg, dann werden Sie bald den Erfolg sehen! Die Schumannstraße liegt gerade in der Mitte zwischen Koblenzerstraßen= und Argelanderstraßenlinie und ist schon aus diesem Grunde dem Bonner Talweg vorzuziehen. Aber nun wird gesagt, die Schumannstraße habe nicht genügend Verkehr. Ja, dann besehen Sie sich doch einmal den dortigen Verkehr, ich kenne die Gegend sehr genau und kann Ihnen sagen, daß dort ein sehr großer Verkehr, namentlich an der Ecke der Lessing= straße ist, wo auch die Apotheke für den Ort Kessenich liegt. Wenn man uns bei der Schumannstraße vorwirft, sie sei noch nicht fertig gestellt, so kann man das noch eher von der Reuterstraße sagen. Dort sind ungefähr 3500 Kubikmeter Anschüttungserde notwendig; 500 Kubikmeter etwa gewinnen wir durch die Bahnanlage. Der Rest muß noch erst gekauft werden. Es ist nm auch noch gesagt worden, man solle über die Kaiserstraße eine Bahn bauen. Das ist absolut unmöglich. Ich sehe von der Hoch= oder Tieflegung der Bahn hier ad. Die Straße ist so eng, daß an einen zweigleisigen Betrieb gar nicht zu denken ist. Dann könnte auf dieser Straße nicht einmal ein Wagen halten. Eine Erbreiterung ist auch nicht in Betracht zu ziehen, da sie nur einseitigen Bürgersteig und an der Weberstraße keine Vorgärten hat. Mit diesem Projekt ist es also nichts. Nnn der Bonnertalweg. Da liegt die Jutespinnerei. Glauben Sie, daß das eine Empfehlung für uns sei, wenn wir da die Bahn vorbeilegen? Ich will ja nicht weiter darüber streiten aber ich kann Ihnen sagen, daß der Schutzmann, der dort, Ecke Bonnertalweg Reuterstraße den ganzen Tag steht, nicht umsonst aufgestellt ist. Sie wollen den Süden aufschließen und fassen es aber ganz am verkehrten Ende an. Mir hat der Besitzer des Kessenicher Omnibus, der auch hier im Saale anwesend ist, gesagt: „Wenn die Bahn über den Bonnertalweg kommt, dann schaffe ich sofort einen zweiten Omnibus an!“ Der Omnibus hat im Durchschnitt jährlich 35000 Mark eingenommen und mit dieser Summe müssen wir rechnen. Herr Bottler hat nur 8000 Mark eingenommen. Bei einer Linienführung über die Schumannstraße bekomme ich dadurch ein Minus von 10000, bei der Bonnertalweg=Linie aber ein Minus von 12000 Mark heraus. Bedenken Sie das alles und beschließen Sie nur keine Vertagung; es ist jetzt schon so viel über die Sache geredet worden, daß sie heute sruchreif ist. Ich beantrage die Linienführung über die Schumannstraße. Nunmehr wurde von der Verwaltung, da Herr Bottler sich bereits in der vorigen Sitzung. stark verbraucht hatte, unser Tiefbaurat Henneking als„junge, frische Kraft“ ins Feld geschickt. Er hatte sich sein Thema vorher schön zurecht gelegt, geriet aber völlig daneben, weil er nicht da mit gerechnet hatte, daß gewissenhafte Stadtväter auch Vermessungen anstellen würden. Es war das erste Mal, daß er in öffentlicher Versammlung reden durfte. Man kann aber nicht sagen, daß seine Jungfernrede einen guten Eindruck erweckte. Seine technischen Ausführungen waren so wenig stichhaltig und so vollständig neben der Sache, daß es den Freunden der Marienstraße ein Leichtes wurde, Herrn Henneking in dieser Hinsicht festzunggeln. Das nämliche gilt für seine Behauptung, der frühere Kessenicher Gemeinderat habe nie daran gedacht, daß die Schumannstraße eine Verkehrsstraße werden solle. An diese, offenbar auf mangelhaftte Kenntnis der lokalen Verhältnisse zurückzuführende Entstellung der Tatsachen, wurde in der Entgegnung zunächst angeknüpft. Stadtv. Weigand: Daß die Kessenicher die Schumannstraße niemals als Verkehrsstraße angesehen hätten, höre ich heute zum ersten Male. (Redner wird durch Zuruf von Prof. Schmidt unterbrochen) Ich bitte mich nicht zu stören, (zum Herrn Professor Schmidt:) Sie können reden, wenn ich fertig bin. Die Bahn über die Schumannstraße ist sehr wohl möglich zu bauen. Herr Butscheidt hat schon alles, was dieses beweist, gesagt. Was nun die Kurve an der Weberstraße anbelangt, so behaupte ich, daß die sehr gut zu bauen ist. Der Schrittweg ist dort 8,50 Meter breit und dieser kann ganz bequem schmäler gemacht werden, wenn der Verkehr es erfordert. Man sagt, über die Schumannstraße könne man nicht zweigleisig fahren. Wir haben doch Strecken auf der Argelanderstraße von der Reuterstr. bis Moltkestr., wo immer nur ein Wagen fährt, trotz der zwei Gleise. Warum soll sich dieses nicht einrichten lassen, wo 1 Gleis liegt? Bei pünktlichem Verkehr ist dies eine Kleinigkeit, da auch an der Marienstr. und der Schumannstr. am Sportplatz Raum genug für Weichen ist. Wir haben doch die Elektrische in der Stadt durch ganz enge Straßen z. B. die Vivatsgasse gelegt, dann wird es doch draußen, wo der Verkehr nicht ein Zehntel beträgt, bestimmt möglich sein. Ich meine wir haben genug Bummelbahnen, daß wir jetzt keine neue mehr dazu brauchen. Was die„niedlichen" Bäume nach dem Ausdruck des Herrn Schmidt angeht, so meine ich: Häuser und Menschen müssen dem öffentlichen Verkehr weichen, warum die Bäume nicht? Wir machen hier in Bonn auch bei dieser Vorlage die Erfahrung, daß bei allen Entschließuugen die Geldknappheit maßgebend ist und nicht ein öffentliches Interesse, wie die Förderung des Verkehrs besonders nach den Vororten. Die Schumannstraße liegt zwischen Koblenzerund Argelanderstraße genau in der Mitte, also ist sie die beste Linie. Ich habe in der letzten Sitzung Angaben über den Wagenkilometerpreis gemacht, die Sache liegt ein wenig anders. An Hand der Aufstellung, die ich gemacht habe, beläuft sich der Preisverlust für die umgefahrenen Wagen=Kilometer auf rund 5000 Mark auf der Linie Bonnertalweg=Reuterstraße. Hierzu kominen 10 Prozent Abschreibung der Baukosten von 8500 Mark, ist 850 Mark. Also im Ganzen unnötiger Betriebsverlust von jährlich 5850 oder rund 6000 Mark. Sind meine Angaben unrichtig, so bitte ich sie zu berichtigen.(Uebergibt die Aufstellung.) Stadtv. Schmitz: Herr Henneking hat alles angeführt, was eventuell gegen eine Linienführung Marienstraße=Schumannstraße sprechen könnte. Was er da gesagt hat, unterschreibe ich aber noch lange nicht. Die Reuterstr. ist nur Feldweg und muß erst zur Straße werden, muß erst angeschüttet und gepflastert werden. Daß die Kurve an der Weberstraße ein unüberwindliches Hindernis sei, bestreite ich. Die Schrittwege sind dort sehr breit und daneben liegt noch genug unbebautes Terrain. Man kann die Bürgersteige ruhig um 40 Zentimeter schmäler machen, dann genügen sie immer noch den Anforderungen des Verkehrs, wir bekommen dadurch eine Fahrbahn von 7,50 Meter und können auch eine Kurve von 20 Meter Radius anlegen Wird für die Berglinie der Pendelbetrieb eingeführt, dann werden wir die Linie erst recht unrentabel machen und viel Geld zusetzen. Im Uebrigen bestätige ich die Ausführungen des Herrn Butscheidt, daß der Kessenicher Gemeinderat z. Z. beschlossen hat, die Schumannstraße als Verkehrsstraße auszubauen und später die Elektrische darüber zu leiten. Die Kessenicher haben also selbst kein Interesse am Vonnertalweg. Stadtv. Butscheidt: Herr Baurat Henneking vertritt den Standpunkt, daß die Bahn nur auf den Bonnertalweg kommen könne. Wenn man ihm die Aufgabe gestellt hätte, die Schumannstraße„kaput zu machen," so hätte er es nicht besser machen können, als in der Art von soeben. Herr Henneking sagt, die Schumannstraße sei 11,33 Meter breit. Ich hatte 11,50 Meter gemessen. Nun ja, um 17 Zentimeter kann ich mich geirrt haben. Der Bonnertalweg ist jedoch nur 9,50 Meter breit. Ist es da nicht wunderbar, daß sich die Verwaltung glatt um zwei Meter! irrt? Wenn man für die Schumannstraße 7,50 Meter Fahrbahn annimmt, dann doch auch für den Bonnertalweg. Dieser hat zu beiden Seiten nur 1 Meter Bürgersteig. Der Schumannstraße verbleiben auf jeder Seite zwei Meter Schrittweg, also doppelt so viel, und zwar ohne daß Vorgärten irgendwie beschnitten werden müßten! Trotzdem nun die Verwaltung und mit ihr Herr Henneking den Bonnertalweg als Verkehrs= und Geschäftsstraße bezeichnen, erachten sie dafür Bürgersteige von ein Meter Breite als genügend, also da braucht man keine Verbreiterung oder Enteignung! Während man umgekehrt bei der„Wohnstraße" Schumannstraße, die ja an geblich nicht die Hälfte des Verkehrs aufweisen soll, sage und schreibe nicht einmal doppelt so breite, also zwei Meter breite Bürgersteige als genügend erachtet, sondern versucht uns klar zu machen: es muß unbedingt enteignet werden. Ich stelle nochmals ausdrücklich fest, daß der Bonnertalweg zwei Meter schmäler ist als die Schumannstraße, und daß, wenn auf dem Bonnertalweg keine Enteignung der Vorgärten nötig ist, dann sicherlich nicht bei der Schumannstraße. Der Kessenicher Gemeinderat hat die Verhältnisse gut gekannt, vielleicht noch besser, als die Herren Henneking und Sattler. Wie bekannt, hatte er beschlossen, daß die Bahn später über die Schumannstraße geführt werden soll. Herr Schürmann hat Unrecht, wenn er sagt, die Anwohner der dort in Betracht kommenden Straßen wollten meistens zum Markt; das ist nicht der Fall. Die Anwohner der Goethestraße, Lessingstraße, Rittershausstraße usw. fahren in der Mehrzahl zum Bahnhof und nicht zum Markte. Wenn sie aber zum Markt wollen, dann gehen sie nach wie vor zur Koblenzerstraße und fahren von dort ab. Nun die Kurve: Wenn wir an der Vivatsgasse und am Koblenzertor eine zweigleisige Kurve angelegt haben, dann kann diese Kurve doch gar keine Schwierigkeiten bieten. Der Bürgersteig ist 8,50 Meter breit und die Kurve ist desdeshalb mit Leichtigkeit zu machen. Jetzt hielt der Herr Oberbürgermeister Spiritus es für angezeigt einzugreifen, denn das schöne Gebäude künstlicher Unterlagen für die Bonnertalweg=Linie war durch die unwiderlegten Argumente der unerschrockenen Vorortler ernstlich ins Wanken gekommen und immer mehr schien abzubröckeln von der erhofften stattlichen Mehrheit. Also Herr Spiritus sprang in die Bresche und suchte unter dem Banner der Verwaltungsvorlage die gelichtete Schar der Getreuen neu zu sammeln. Manches, was er verbrachte, ließ sich hören. Leider verschmähte das Stadthaupt es nicht, in einer Frage, die nach eigenem Eingeständnis, im letzten Grunde nur Auffassungssache ist, das ganze Gewicht der eigenen Persönlichkeit im Widerstreit der Meinungen in die Wagschale zu werfen und ohne zwingenden Grund einseitig Partei zu nehmen. Wir billigen es gewiß, wenn Herr Spiritus als der verantwortliche Leiter und Hüter der ihm anvertrauten Geschicke unserer Stellung nimmt, sofern er meinheit in Gefahr sieht. doch in diesem Falle keine alles wenigstens von der spiritus anschloß, auf daß seine Ausführungen mit den Tatsachen n Widerspruch ständen und nur Scheinwert besäßen. Mit solchen Mitteln kann man wohl im gegebenen Augenblicke seinen Zweck erreichen, aber wir können nicht umhin, sie auf das Tiefste zu beklagen, besonders im Munde des Stadtoberhauptes, an dessen Worten ebensowenig gedeutelt werden dürfte, wie an den Worten eines Königs. Herr Spiritus setzt sich mit solchen Dingen der Gefahr aus, daß man seine Worte nicht mehr vollwertig nimmt und daß die Autorität der Verwaltung empfindlich darunter leidet in den Augen der Bürgerschaft. Stadt, nachdrücklichst das Wohl der AllgeAber davon konnte Rede sein, hier spielte Seite, der sich Herr eine Machtfrage, auf eine Mehrheitsfrage hinaus. Und da meinen wir, sollte Herr Spiritus es sich wohl überlegen, bevor er sich so scharf für eine Partei ins Zeug legt. Wie die Abstimmung ergab und wie bereits eingangs angedeutet, lag die Sache so, daß genau die Hälfte der Stadtverordneten in dem einen, wie in dem anderen Lager sich befand. Herr Spiritus hielt es für richtig, in diesem Falle den Ausschlag zu geben. Er übernimmt daher auch gegenüber der Bürgerschaft die volle Verantwortung, und wird, wenigstens soweit die von ihm angestrebte Liniin Frage kommt, später niemals sagen können: Meine Herren! Was wollen Sie? Sie haben es ja beschlossen!“ Nein, die Linie nach Kessenich ist nicht von den Stadtverordneten beschlossen, sie ist die Bahn des Herrn Spiritus. Noch eins: Was uns aufs Höchste befremdet hat, ist, daß Herr Spiritus in seiner Abwehr gegen die Marienstraße auf Argumenten seines Tiefbaurats gefußt hat, die unmittelbar zuvor von den verschiedensten Seiten und in der überzeugendsten Form als unrichtig bezeichnet wurden, ohne daß der Herr Tiefbaurat es gewagt hätte, zu widersprechen. Es konnte nicht davon die Rede sein, daß die Schumannstraße zu schmal sei, daß Vorgärten wegfallen müßten, daß Enteignungen notwendig würden, daß bis zu deren Austrag vielleicht Jahre vergehen und solange die Kessenicher ohne elektrische Verbindung bleiben würden, wenn man sich auf die Marienstraße versteife. Und doch hat Herr Spiritus es nicht verschmäht, die als unrichtig gekennzeichneten Unterlagen seines Tiefbaurats zum Ausgangspunkte zu machen in einem Augenblicke, wo die Gegenseite offenbar nicht mehr Gelegenheit finden sollte, den Herrn Bürgermeister daran zu erinnern, Ein Schlachtfest könnte man die letzte Stadtverordneten=Versammlung nennen. Die Stadtväter saßen vor reich gedecktem Tisch und konnten an vollen Gängen schwelgen: Bahn Siegburg, Bahn Honnef und spiritus=Bahn. Zum Nachtisch wurde die Schumachersche Umbahn vertilgt. Die Hochbahn zu schlucken, erwies sich das Haus nicht mehr aufnahmefähig, sodaß Herr Cosack keine Lust verspürte, der übersättigten Gesellschaft aufzuwarten. Hatte doch schon einer der Tafelnden erklärt, er sei es satt, und mehr ihm zumuten, hieße seine Gesundheit ruinieren. Allerdings war unter dem vierstündigen Verdauungsvorgang auch die Luft im Saale geradezu unerträglich geworden, so daß man sich nicht zu wundern braucht, wenn schließ lich zwei alte Herren, Herr Hegener und Herr Schürmann, der vorher mit fast henkerhafter Geschäftsmäßigkeit dem Herrn Oberbürgermeister Spiritus sekundiert und im geeigneten Augenblick jede Einrede durch Schlußantrag erdrosselt hatte, aus der Rolle fielen, die Würde des Hauses vergaßen und ungenießbar wurden. Selbst das Stadtoberhaupt war im ersten Augenblick starr ob so unerhörter Vorgänge. Die Karre kam wieder ins rechte Geleise durch einen Vertreter der Vororte, durch die ja nach Ansicht der älteren Herren der gute Ton im Rathause auf ein minderes Niveau, aus den Höhen der früheren Vornehmheit herabgedrückt sein soll! Herr Butscheidt rettete die Situation, indem er zugleich mit verschiedenen Leuten abrechnete, wie folgt: „Da ich zu den jüngeren Mitgliedern des Kollegiums gehöre, so fühle ich mich durchaus noch frisch, mehrere Stunden zu verhandeln. Aber ist es denn die Absicht der Herren, die für Verhandlung und gegen Vertagung sind, den Antrag des Herrn Cosack gründlich zu behan deln, so wie es sich gebührt?— Ich glaube es nicht! Denn als vorhm der Antrag Schumacher besprochen wurde, ist sofort von Herrn Schürmann Schluß der Debatte beantragt worden, obwohl nur Herr Schumacher und der Herr Oberbürgermeister gesprochen hatten! Weitere Redner konnten sich nicht melden, da der Schlußantrag sofort gestellt wurde. Ich bin überzeugt, wenn ich oder ein anderer Herr noch 10 oder 20 Minuten gejedet hätten, so würde gerade von den alten Herren, die jetzt vorgeben, weitere Verhandlung zu wünschen, sehr schnell Schluß gerufen worden sein. Und das würde ganz bestimmt eintreffen, wenn zum Antrag des Herrn Cosack verschiedene Herren ihre Ansichten eingehend darlegen würden. Da meines Erachtens hiernach mit Rücksicht auf die vorgerückte Zeit eine sachliche, eingehende Debatte nicht mehr möglich ist, ich aber durchaus gegen ein Majorisieren irgend einer Minderheit bin, die einfach nach beschnittener kurzer Debatte durch einen Schlußantrag tot gestimmt werden soll, so beantrage ich Vertagung. Herr Spiritus, der unterdessen seine Fassung wiedergewonnen hatte, bestätigte mit Freuden, daß die Verhandlungen wieder in dem„Geleise liefen, wie sie der Würde des Hauses entspricht!“ Ist es nicht eine köstliche Ironie des Schicksals, daß derjenige Stadtverordnete, der im ersten Eifer des neuen Mandats bei seinem Debut Ordnungsrufe über sich ergehen lassen mußte, weil sein lebhaftes Temperament ihn noch nicht sofort den im Rathause üblichen Ton finden ließ jetzt zum Pfadfinder für die erlauchte Versammlung wurde, zur Rückkehr in's, Geleise der Würde des Hauses, die vergessen war von den alten Stützen der„Autorität", von jenen Herrschaften, die am unerbittlichsten einst über ihn Scherbengericht halten zu.wollen geneigt schienen! Zahn-Institut Josef Dahmen Bahnhofstraße 15c“ Spezialität: Sorgiältigste Anfertigung, isdellos sitzende künstliche Gebisse in Kautschuk und Gold, Kronen und Brücken. 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