Rheinische Das sehönste Wappen auf der auernDie Rh. B.=Z. erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn= und Feiertagen. Bezug nur durch die Post. Redaktion: Kempen=Rh. Fernsprecher 435 u. 436. Einzelverkaufspreis 10 Pfennig Der blanke Pflug auf freiem Feld Tageszeitung für die westdeutsche Landwirtschaft- Früher Niederrheinische Bauernzeitung Organ der rheinischen Landwirtschaft- Organ des Bezirksverbandes der Landwirtschaftsschüler Düsseldorf Organ niederrheinischer Züchtervereinigungen und des Aachener Herdbuchvereins in den Kreisen Aachen, Düren, Erkelenz, Geilenkirchen, Heinsberg, Jülich Nr. 258 Krefeld, Sonntag, den T. November 1926 T. Jahrgang Die Erwerbslosenfrage vor dem Reichstag Brauns sagt, die Fürsorge dürfe nicht über ein Jahr ausgedehnt werden, der Ausschuß beschließt das Gegenteil id die Anwartschaften in der Inknappschaftlichen PensionsversicheDeutscher Reichstag Brauns spricht. n. Berlin, 5. Nov. Auf der Tagesordnung steht der Bericht des Sozialpolitischen Ausschusses über die Erwerbslosenfürsorge. Der Ausschuß, für den Brey(Soz.) berichtet, ersucht in seinem Antrage die Reichsregierung, in der unterstützenden Erwerbslosenfürsorge a) bis zum 31. März 1927 die Bezüge der Hauptunterstützungsempfänger mit Wirkung vom 8. November 1926 ab zu erhöhen, für ledige Erwerbslose um 15 Prozent, für alle übrigen um 10 Prozent; b) die obere Grenze so zu gestalten, daß auch das vierte Kind den vollen Zuschlag erhält; c) durch Ausführungsbestimmungen sicherzustellen, daß die Prüfung der Bedürftigkeit gleichmäßig und entgegenkommend gehandhabt wird; kleinerer Besitz, Spargroschen, Hausrat, kleines Eigenheim darf nicht zur Verneinung der Bedürftigkeit führen. d) Es ist zu verhüten, daß Arbeitsstellen mit fortlaufender voller Arbeitstätigkeit im Wege der Pflichtarbeit besetzt werden. e) Den Erwerbslosen sind die validen=, Angestellten= und rung sicherzustellen. Weiter wird die Regierung um Gesetzesvorlagen ersucht, wonach gegen erwerbslose Mieter nicht ein Verfahren wegen rückständiger Miete mit dem Ziel der Zwangsräumung durchgeführt werden darf und wonach das Wochengeld der Ehefrau und die Leistungen der Familienwochenhilfe nicht auf die Erwerbslosenunterstützung des Ehemannes angerechnet werden. Die von den Regierungsparteien geforderte Krisenfürsorge für die Ausgesteuerten ist heute morgen im Ausschuß daran gescheitert, daß bei Stimmenthaltung der Deutschnationalen und der Wirtschaftlichen Vereinigung ein sozialdemokratischer Anrag angenommen worden ist, der die Grenze für die Unterstützungsdauer überhaupt beseitigt. Brey(Solz.) tritt im Anschluß an den Ausschußbericht in seiner Eigenschaft als Abgeordneter für die weitergehenden sozialdemokratischen Forderungen auf Erhöhung der Unterstützungssätze am 30 Prozent, der Familienzuschläge um 20 Prozent und die volltändige Aufhebung der Bedürftigkeitsprüfung ein. Schulz, Bromberg(DN.) gibt für die deutschnationale Fraktion eine Erklärung ab, in oer er ausführt: Besserung könne nur geschaffen werden durch eine volle Neuinstellung der deutschen Wirtschaftspolitik und eine planmäßige Entwicklung der nationalen, besonders der landwirtschaftlichen Produktion. Bis zur Durchführung eines solchen Produktionsprogramms müßten die Erwerbslosen in der vorzugt höheren unabdingouten Tase jetzige Vorlage bevorzuge die Ledigen und Jüngeren gegenüber oen Familien. Die Mehrheit der Deutschnationalen werde deshalb die Vorlage ablehnen. Andre(Ztr.): Diese Erklärung der Deutschnationalen kann den Erwerbslosen nichts nützen. Die deutschnationalen Vertreter im Ausschuß haben nicht mitgearbeitet, sondern sich immer nur der Stimme enthalten. Es ist nicht eine Parteifrage, sondern eine Frage der Wirtschaft, wie wir aus diesem Zustande herauskommen können. Wir brauchen Lohnsteigerungen, weil sie die ganze Wirtschaft beleben. Wir halten grundsätzlich am Achttundentag fest. Von der Rationalisierung der Wirtschaft müssen auch die breiten Arbeitermassen Nutzen haben. Wir begrüßen das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Regierung. Der Redner wendet lich dann gegen die Wirtschaftliche Vereinigung, die im Ausschuß durch ihre Zustimmung zu dem sozialdemokratischen Antrag die Krisenfürsorge für die Ausgesteuerten zu Fall gebracht hat. Dringend notwendig sei die schleunige Verabschiedung des Arbeitsosenversicherungsgesetzes chführung eines solchen Proourtionsprogramms mußten die zlosen in der Weise unterstützt werden, daß diejenigen bewerden, die für Familien zu sorgen haben und unter unabdingbaren Lasten, höhere Miete usw.; leiden. Die Reichsarbeitsminister Dr. Brauns stellt fest, daß die Zahl der unterstützten Erwerbslosen gegenüber dem 1. März d. J. um 700 000 avgenommen habe. Bei den männlichen Erwerbslosen betrug die Abnahme 30, bei den weiblichen 23 Prozent. Ein wesentliche Besserung des Arbeitsmarktes ist nicht zu verkennen. Die Bemühungen der Regierung zur Arbeitbeschaffung haben auch einen gewissen Anteil an der Senkung der Arbeitslosenzahl. Bei Reichsbahn und Reichspost sind Arbeiten im Gange, und auch an den Siedlungen und den Landarbeiterwohnungen wird gearbeitet. Darin liegt schon ein gutes Stück des Produktionsprogramms, das Abg. Schulz(Bromberg) verlangte. Die dauernde Besserung des Arbeitsmarktes kann nur aus der Wirtschaft heraus erwachsen. Es wirkt beunruhigend, wenn bei der schlechten Lage des Arbeitsmarktes in einzelnen Betrieben noch viel Ueverarbeit geleistet wird, um die Einstellung neuer Arbeitskräfte zu ersparen. Die Ministerien machen bei Vergebung von Arbeit schon zur Bedingung, daß Ueberstunden nicht gemacht werden dürfen. Sollte das keinen Erfolg haben, so wird das Mittel der Gesetzgebung angewandt werden müssen. Das gilt auch für die bedauerliche Erscheinung, daß bei der Rationalisierung meist ältere Angestellte und Arbeiter entlassen werden, daß man nur den Rechenstift, nicht aber das menschliche Gefühl anwendet. Die Arbeitslosenunterstützung in ihrer gegenwärtigen Höhe hat im allgemeinen den Willen zur Arbeitsannahme nicht vermindert. Anders würde es aber sein, wenn man den Kreis der Unterstützten erweitert und die Bezüge so erhöht, daß sie höher sind, als der Normallohn des Unterstützten. Bei weiteren Erhöhungen muß man also mit einer gewissen Vorsicht vorgehen. Die alleinstehenden Ledigen waren bisher besonders schlecht gestellt. Die Regierung hatte sich bereit erklärt, für die Ausgesteuerten eine besondere Krisenfürsorge einzurichten, die ihnen dasselbe gibt wie die Erwerbslosenfürsorge. Grundsätzlich muß die Regierung den größten Wert darauf legen, daß die Bezugsdauer nicht über ein Jahr ausgedehnt wird Von den Kommunisten ist folgender Mißtrauensantrag eingegangen: Der Reichsarbeitsminister besitzt nicht das Vertrauen des Reichstages. (DV): Während die Zahl der erwerbslosen Arbeiter zurückgeht, ist die Erwerbslosenzahl bei den Angestellten immer noch im Wachsen begriffen. Hier zeigt sich die Notwendigkeit, möglichst schnell die Arbeitslosenversicherung durchzuführen. Bedenklich ist die Tatsache, daß trotz der großen Arbeitslosigkeit 130 000 ausländische Wanderarbeiter in Deutschland sind. Die großen Städte werden bei weiterer Dauer der Arbeitslosigkeit in große finanzielle Schwierigkeiten kommen. Man müsse den Ländern und Gemeinden einen Teil ihrer Lasten für die Erwerbslosen abnehmen und auf das Reich übernehmen. Es ist ein schreiendes Unrecht, wenn man die Erwerbslosen zum großen Teil als Arbeitsscheue hinstellt. Die Not der deutschen Arbeitnehmer schreit zum Himmel; nur Aufgabe des außenpolitischen Drucks wird sie endgültig beseitigen. Darauf wurde die Beratung abgebrochen. Ein bedeutsamer Beschluß des Sozialausschusses Keine Ausgesteuerten mehr! tu. Berlin, 6. Nov.(Drahtb.) Im sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages wurde die Erwerbslosenfürsorge besprochen. Während die Regierung eine sogenannte Krisenfürsorge für die Ausgesteuerten vorgeschlagen hatte, wurde bei der Abstimmung ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, der die Institution der Ausgesteuerten überhaupt beseitigt, so daß die Erwerbslosenfürsorge ohne Begrenzung der Zeitzuzahlen ist. ten außer den Antrag nationalen, die Wirtschaftliche enthielten sich der Stimme. Es ist damit zu rechnen, daß dieser Beschluß im Plenum korrigiert werden wird Vom Külz über die Unterverteilung der 32 Millionen tu. Berlin. 6. Nov.(Drahtb.) Der Reichstagsausschuß für die Ostfragen beschäftigte sich gestern mit dem ogenannten„Sofortprogramm". Reichsinnenminister Dr. Külz gab einen Ueberblick über die geplante Unterverteilung der im Nachtragshaushalt 1926 für die Ost Reichsmark. Danach sind vorgese Für Ge „ be an en: stgebiete angeforderten 32 Mill. Verwaltungsmaßnahmen undheits= und Jugendpflege ondere Wirtschaftsmaßnahmen Chausseebau Fach= und Berufsschulen wirtschaftliche Fragen Wissenschaft, Kunst und Volksbildung für kirchliche Angelegenheiten Schulbauten Wohnungsbau 1,04 1,156 1,2 0,8 4,56 1,704 28 6,74 4,00 Mill. RM. Insgesamt 24,00 Mill. RM. An Kreditmaßnahmen sind vorgesehen: als Hilfe für die Landwirtschaft 5,00 Mill. RM. für Industrie= und Mittelstandskredite 3,00 (davon als Industriehilfe für Ostpreußen 1 Mill. und für die Mittelstandskredite für den Osten 2 Mikl.), insgesamt 8,00 Mill. RM. Der Ortsausschuß kritisierte das vorgetragene Sofortorogramm teilweise sehr scharf. Vor allem seien die Kreditmaßnahmen für den Mittelstand im Sofortprogramm nicht genügend berücksichtigt worden ebenso Niederschlesien als Notstandsgebiet. Der Ausschuß beschloß, die Zustimmung zu dem Sofortprogramm auszusetzen und erst den Reichsfinanzminister darüber zu hören, ob es möglich ist, noch weitere Mittel für die Kreditmaßnahmen des Mittelstandes und für Niederschlesien flüssig zu machen. Sollte der Reichsfinanzminister eine gegenteilige Erklärung abgeben, so müsse der Ausschuß eben die im Sofortprogramm vorhandenen 32 Mill. RM. in anderer Weise verteilen. Chorzow Eine deutsch=polnische Konferenz zur Regelung der Frage. tu. Warschau. 6. Nov.(Funk.) Die deutsche Regierung hat heute der polnischen Regierung eine Note zugehen lassen, die als An wort auf die polnische Note vom 5. Oktober ds. JIs. in der Chorzowfrage anzusehen ist. In dieser Note erklärt die deutsche Regierung, daß sie bereit sei, die Angelegenheit endlich auf friedlichem Wege zu erledigen und schlage daher vor, am 15. November ds. Is. eine Konferenz in Berlin abzuhalten, um eine Einigung in dieser Frage zu erzielen. Als Bedingung für das Zustandekommen dieser Konferenz verlangt jedoch die deutsche Regierung die grundsätzliche Anerkennung des haager Schiedsspruches in der Chorzowfrage durch die polnische Regierung. Die polnische Regierung wird gebeten, alls sie diesen Vorschlägen zustimme, ihre Vertreter zu der Konerenz zu benennen. Wie von gut unterrichteter Stelle verlautet, ist die polnische Regierung geneigt, den deutschen Vorschlag in der Chorzowfrage anzunehmen und sich an der vorgeschlagenen Konferenz zu beteiligen, jedoch wird sie nicht der Bedingung der vorherigen Anerkennung des haager Schiedsspruches zustimmen. In diesem Sinne wird dieser Tage auch eine Antwort Deutschland gerichtet werden. an oder sittliche Wirtschaftsauffassung? Wir lesen im„Westfälischen Bauer“: Wie berechigt die ernsten Warnungen über die Folgen einer engen Zusammenarbeit zwischen Industrie und Sozialdemokratie sind, beweist ein Aufsatz der englischen Wochenschrift„Outlook“, der sich mit der Wiedererstarkung Deutschlands befaßt. Wir geben deshalb die Hauptgedanken dieses Aufsatzes wieder, weil hier eine ausländische Stimme zu denselben Ergebnissen kommt, wie wir diese vom Gesichtspunkt der Bauernvereinspolitik dargelegt haben. Der Aufsatz geht davon aus, daß die Vereinigung von Industrie und Finanzinteressen einen großen Einfluß auf Deutschland ausübe. Infolge der Inflation sei die deutsche Wirtschaft sehr von den Banken abhängig geworden, so daß sich eine große Macht in wenigen Händen vereinige. Auf der Dresdener Industrie=Tagung zeigte sich, daß diese Macht auch in der Politik eine Rolle zu spielen beabsichtige und die deutsche Presse, welche Finanzinteressen vertritt, zeige sich willig, eine derartige Politik zu unterstützen Der Vorschlag, daß die von den Banken kontrollierte Industrie mit den Sozialdemokraten zu sammengehen soll, weise auf eine rein wirt schaftlich gerichtete Entwicklung hin, die durch die Anleihen, welche auch wieder durch Vermittlung der Banken an Sowjetrußland gegeben werden, ein besonderes Gepräge erhält. Jedenfalls bilde hier sich eine auf rein materialistischer Lebensauffassung gefügte Machtkombination. Der„Outlook“=Artikel fragt nun, ob eine derartige Entwicklung von allen Teilen des deutschen Volkes begrüßt worden wäre, und ob eine beherrschende Stellung, zusammengefügt aus Kapitalismus und Marxismus, dem eigentlichen Wesen und Geiste des Deutschen entspräche und rollt die Frage auf, welche Elemente es nun seien, die eine Erneuerung Deutschlands auf nicht rein materialistischer Basis verlangen. Der Artikel ist der Auffassung, daß für das Studium dieser wichtigen Frage die Haltung der jetzigen Reichstagsparteien nicht maßgebend sei, da hier durchweg Parteipolitik betrieben werde. Ueberhaupt gebe eine oberflächliche Betrachtung der offiziellen deutschen Aeußerungen und der Tagespresse kein Bild über das geistige Deutschland. Man müsse viel tiefer in das Studium einzelner Zeitschriften und Bewegungen eindringen. Der Sturz der Monarchien und die Revolution hätten einen ungeheuren Einfluß auf das deutsche Geistesleben ausgeübt. Der Artikel schließt mit folgenden Betrachtungen:„Die Arbeiterschaft ist durch die Revolution wirklich zur Macht und die verfolgte sie, wie ihre Führer die Macht in die Hand nahmen, ihre Hoffnung wurde enttäuscht, und der Glaube an die Lehre Marx erschüttert. Dies ist auch der Grund für den wachsenden Einfluß, den die christlichen Arbeiterorganisationen: die christlichen Gewerkschaften gewinnen, die auf dem Marxismus entgegengesetzten Grundsätzen errichtet sind. Es gibt eine religiöse Bewegung in Deutschland. Die christliche Lehre muß wieder eine lebende Kraft im wirtschaftlichen und politischen Leben werden und darf sich nicht, wie bisher, von den praktischen Dingen fernhalten." Dieser Aufsatz der englischen Wochenschrift beleuchtet die tiefe Bedeutung der deutschen Bauernvereinsbewegung, ohne diese vielleicht des näheren zu kennen. Das, was diese englische Wochenschrift als Grundsatz und einzige Möglichkeit wirklichen Staatsund Gesellschaftslebens darstellt, hat schon vor mehr als 60 Jahren der Gründer der deutschen Bauernvereinsbewegung, Freiherr von Schorlemer=Alst, in einem der Gründung des Westfälischen Bauernvereins vorausgehenden Promemoria weitschauend und programmatisch dargelegt und dessen Hauptgedanken in diesem Zusammenhang wiedergegeben werden sollen.„Die in der größeren Masse der Menschen immer mehr hervortretende Neigung, ihr Lebensziel in dem Vollgenuß der Begierlichkeit zu inden, hat die eisigkalte, alles Edle verlachende und vernichtende materielle Richtung unserer Tage geschaffen. Im Besitz des Erstrebten tritt so der Materialismus schonungslos das Bestehend nieder, und greift mit Gier nach Vermehrung des Besitzes. Es ist nicht zu verkennen, daß diese gefährliche und riesige Macht, unterstützt durch den häufig schwindelhaften Aufschwung der industriellen Unternehmungen und deren Folgen in unseren Zeiten besonders auf die Verhältnisse des Grund und Bodens drückt. Hier steht nun der bäuerliche Grundbesitz, an sich zwar kräftig, selbständig und überaus lebensfähig dieser furchtbaren Macht gegenüber und seine Vernichtung ist unausbleiblich, wenn er die Gefahren verkennt, und die Pflichten, die ihm aus seiner nunmehrigen Stellung erwachsen, versäumt; seine und die Erhaltungspflicht für den Staat drängen ihn hier gleichmäßig, denn sie vermeinen, daß der Grundbesitz das eigentliche unter allen Umständen ausdauernde Element ist.“ Wie groß die Gefahren sind, drohen, ist unabläßlich von dem Bauerntume vorgehalten worden. litische Zusammenballung von Indu die größten Existenzgefahren für die Landwirtschaft und somit für das Staats= und Gesellschaftsleben. Nur der starke, ebensüberzeugte wirtschaftspolitische Kampf des Bauerntums kann letzthin diese drohenden Gefahren bannen, die in ihrem Machtwillen nicht ernst genug genommen werden können. Deshalb ist es die Pflicht der Selbsterhaltung für einen jeden Landwirt, in seinem Bauernverein den Kampf um seine Existenz und somit um seine Zukunft durchzuführen. Die gegensätzlichen Wirtschaftsmächte mit ihren überaus zahlreichen Organisationskräften können nur dann überwunden werden, wenn das Bauerntum willensstark genug ist, an seine Sendung zu glauben. Bauernpolitik ist der Inhalt der Bewegung, die zur Staats= und Volksbejahung zwingt und somit alle die Strömungen überwinden muß, die aus der Gier des rechnerischen Profites entwachsen, Gesellschaft und Mensch nur zum Instrument des geistestötenden Machth heradwürdigen wollen drohen. die heute dem Bauernstande Bauernverein dem deutschen Jene beabsichtigte machtporie und Sozialismus enthält und damit alles Seelische zu hungers ersticken Neues in Kürze schseisenbahnsahrplankonferenz in der 20 deutschen Reichsbahndireldischer Eifenbahnvertreter eröffnet. Auf Grund eines zwischen der französischen und der deutschen Regierung zustandegekommenen Abkommens sind künftig regelmäßig im Privatbesitz befindliche Lenkluftschiffe und nicht lenkbare Luftschiffe beider Nationen ermächtigt, das beiderseitige en es daß In Mainz wurde die Rei Anwesenheit von 60 Vertretern der 2 tionen und verschiedener ausländischer Territorium ohne besondere Erlaubnis zu überfliegen. Eine Meldung aus Berlin besagt, daß die Verhandlunge zwischen Ministerialrat Posse und dem französischen Direktor de Handelsministeriums, Serruys, so gute Fortschritt machen, da die Unterzeichnung der ergänzenden Abmachungen zum internationalen Stahlkartell hinsichtlich des Saargebietes für spätestens Samstag zu erwarten sei. Nach Schluß des Ministerrates gab Briand die Erklärung ab, daß die Verhandlungen mit der italienischen Regierung noch im Gange seien. Diese habe die Untersuchung der Zwischenfälle von Ventimiglia und Tripolis veranstaltet und der französischen Regierung versichert, daß gegen die Schuldigen Sanktionen ergriffen würden. Mussolini hat nun auch noch das Innenministerium übernommen, so daß er nun fast für sich allein ein Kabinett bildet. Die katalonischen Separatisten Oberst Macia. Erklärungen des Obersten Macia. tu. Jaris. 6. Nov.(Funk.) In Perpignan wurde Oberst Macia von dem Präfekten der Ostpyrenäen vernommen. Macia erklärte, daß er das Komplott seit mehreren Monaten vorbereitet habe, und machte über seinen Feldzugplan genaue Angaben, die der französischen Regierung übermittelt wurden. Er sagte weiter, daß er die volle Verantwortung Del. und allen Verhafteten wurde das Wort abgenommen, keinen Fluchtversuch zu machen, solange die Angelegenheit noch schwebe. Ueber die Herkunft der Mittel zur Vorbereitung der Expedition erklärte Macia, daß sie aus seinem eigenen Vermögen und von Geldsendungen in Amerika wohnender katalonischer Freunde stammten. Neue Separatistenverhaftungen in Bordeaux. tu. Paris, 6. Nov.(Funk.) Die Polizei von Bordeaux, die auf den Bahnhöfen einen strengen Ueberwachungsdienst angeordDie Haussuchungen bei den Führern der Wirtschaft und der Verbände Das Oebut Grzesinskis- Der Streit um die Verbände Die Volkspartei ist mit dem Innenminister unzufrieden (Drahtb.) Im weiteren Verlaufe der Landtag(vgl. gestrige Nummer) ergriff r. Berlin, 6. Nov. Debatte im preußischen der neue Innenminister Grzesinski das Wort zunächst zur Beratung der Anfrage Wincklers(Dntl.) über die Unterlagen zu den Durchsuchungen bei den Führern vaterländischer Verbände. Der Minister verliest eine vom Gesamt Landtagssitzungen hsuchung bei 1. Juni 1926 über die Durchsuchung bei den Führern vaterländischer Verbände billigt. Für einen polizeilichen Zutritt sei der Verdacht des Vorliegens einer strafbaren Handlung ausreichend. Ueberall da, wo Ausschreitungen vorgekommen seien, habe die olizei, wenn sie zugegen war, sich sofort bemüht, an Ort und telle die Täter zu ermitteln, festzustellen, und wie üblich sei das Material der polizeilichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zugeführt und dem ordentlichen Gerichtsverfahren zugeleitet worden. Jedenfalls sei in allen Fällen, in denen der Verdacht einer strafbaren Handlung vorliege, Anzeige erfolgt und es stehe die Strafverfolgung in Aussicht. Er stimmte dem Herrn Maretzky darin bei, daß die Polizei zahlenmäßig zu schwach sei, um überall einzuschreiten und vorbeugend wirten zu können. Es sei bekannt, daß die Zahl der Polizeibeamten durch den Friedensvertrag und außenpolitische Einwirkungen dieses Vertrages stark beschränkt sei. Wir können nicht nach Belieben Polizei beamte einstellen. Es handele sich darum den Kräfte zweckmäßig zu verteilen wenn man den kommunistischen her weiter wirken lasse, so werde er zu irgendeiner Zeit eine starke Macht bilden, daß er eine Gefahr für den Staat darstelle, o schätze er diese Gefahr nicht so hoch ein wie der Abg. Maretzky. rfassungsmäßigen Rechten der Staatsbürger nicht in Uebernstimmu licht nach um, die zur Verfügung stehenWenn gesagt worden sei, rontkämpferbund so wie bisEr gebe durchaus zu, daß eine gewisse Gefahr in jeder radikalen Agitation zu erblicken sei. Er habe aber die Ueberzeugung, daß es heute verhältnismäßig leicht sei, mit staatlichen Mitteln jedem gewaltsamen Vorgehen irgendeiner Gruppe voll entgegenzutreten und ein staatsfeindliches Vorgehen niederzuschlagen. Ob eine solche Gefahr von links oder sonst irgend woher komme, es werde mit der gleichen Rücksichtslosigkeit dagegen ohne Ansehen der Person vorgegangen.(Abg. Wiedemann(Dntl.) ruft: Das dürfen Sie ja gar nicht, das erlauben die Kommunisten nicht). Auch gegen einen kommunistischen Putsch werde rücksichtslos vorgeganen werden.(Zuruf rechts: Verbot des Roten Frontkämpferundes). Er würde keinen Augenblick zögern mit dem Verbot ver einstimmung stel Abg. Borck(Dntl.) geht auf die Haussuchungen bei den Wirtschaftsführern des Rheinlandes und bei Führern der vaterländischen Verbände im Mai ds. Is. ein. Die Regierung habe keine positiven Gründe für ihre damaligen Maßnahmen gehabt. Ministerpräsident Braun habe bewußt den Landtag irregeführt, als er in seiner Rede vom 17. Mai es so darstellte, als ob die berüchtigte Notverordnung bei den Haussuchungen gefunden sei. Es entspricht nicht der Würde eines preußischen Ministerpräsidenten, daß er einen Mann, wie den Landwirtschaftskammerpräsidenten Freiherrn von Lüninck in einer Rede in der Plenarsitzung beleidigte, nur auf Grund von Spitzelnachrichten, die ihm hinterbracht waren. Dr. Abegg hat im Landtag erklärt, daß die Beweise und Namen derjenigen, die Beweise geliefert hätten, dem Oberreichsanwalt übergeben worden seien. Diese Angabe ist falsch gewesen. Der Oberreichsanwalt hat erst aus dem Bericht der Rede erfahren, daß er solche Beweise besitzen solle. Dr. Abegg mußte auch bei der gerichtlich angeordneten Vernehmung zugeben, daß er keine Beweise und Namen habe. In seiner Rede ist eine bewußte Irreführung des Landtages festzustellen. Auf die Beschwerden der Herren Kirdorf, Vögler, Wiskott, Löwenstein usw. sind die widersprechendsten Angaben von der Staatsanwaltschaft gemacht worden. Alles das ist bezeichnend für diesen politisch angelegten Skandal. Wenn Ministerpräsident Braun, der die Verantwortung trägt, den Mißgriff nicht zugeben will, so zeigt er, daß er nur der Parteimann und nie der höchstBeamte des Staates sein wird. Abg. Dr. Schwering(Ztr.) erklärt: Auch wir bedauern die Vorkommnisse. Wir sind der Ansicht, daß niemand ein Recht hat, für sich allein in Anspruch zu nehmen, national zu sein. Es ist nicht zu bestreiten, daß die Organisation Rahmen der verfassungsmäßigen Rechte halte. die Frage, ob Olympia und mals v geprüft zeugung, Diktatur die Staatsregierung beobachten, aber ate. Im übrigen solle iking verboten bleiben sollen, nochruhigung eingetreten ist, darf man erwarten, daß die vaterländischen Verbände verschwinden werden. Das Zentrum unterstütze das Reichsbanner soweit, als dieses für die Republik kämpfe. Wenn ein Mann wie Dr. Luther über die Flaggenfrage und ein Mann wie Seeckt über einen Hohenzollernprinzen gestürzt seien, so sei das ein Beweis für die Konsolidierung der Republik, der man mit Putschen nicht mehr beikommen könne. Abg. Heidenreich(DV.) führt unter großer Unruhe der Linken aus, daß seine Freundvon den Erklärungen des Minister nicht befriedigt seien. Wenn wir in Opposition zur heutigen Regierung stehen, dann gilt der Kampf nicht der Republik und diesem Staat. Der Kampf gilt der Regierung, weil sie nicht dem Willen des Volkes entspricht und wir mit ihren Maßnahmen nicht einverstanden sind. Die Deutsche Volkspartei hat in Reich und Land gezeigt, daß Vaterland und Volk ihr höher stehen als die Partei. Wir fordern von dieser Regierung und diesem Staat Gerechtigkeit für alle, ohne Ansehen der Partei. isten treffen wollten. auf einen Befehl hin verlassen hätten, um Perpignan zu erreichen, woesie die nötigen Instruktionen erhalten sollten. Die Festgenommenen in französischer Schutzhaft. tu. Paris, 6. Nov.(Funk.) Die festgenommenen Separatisten werden von den französischen Behörden nicht als Gefangene behandelt, sondern befinden sich nur in Schutzhaft. Sie genießen die größtmögliche Freiheit und dürfen mit ihren Angeörigen in Frankreich brieflich verkehren wenn auch ihre Korrespondenz kontrolliert wird. Man dementiert das Gerücht, daß die Verschwörer von Maskau Geldmittel erhalten hätten. Aufdeckung eines neuen Komplotts gegen Primo de Rivera. tu. Paris, 6. Nov.(Drahtb.) Wie aus Barcelona gemeldet wird, kam das Direktörium einem neuen Komplott gegen das Leben General Primo de Riveras auf die Spur. Die Verschwörung wurde von Anarchisten und Separatisten angezettelt, die sich die immer größer werdende Agitation der öffentlichen Meinung in Spanien zu Nutze machen wollten. Garibaldi in Paris. tu. Paris, 6. Nov.(Funk.) Gestern nachmittag kurz vor zweieinhalb Uhr traf Garibaldi in Begleitung eines Polizeioffiziers und mehreren Inspektoren in Paris ein. Die Polizei hatte umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Er wurde sofort auf die Polizeidirektion gebracht. Gleich darauf wurde er im Zimmer des Polizeidirektors vernommen. Ueber die Affäre Garibaldi, die schon deswegen großes Aufsehen erregt, weil Garibaldi französischer Oberst ist, wird an amtlicher Stelle strengstes Stillschweigen bewahrt. Ist Max Hölz unschuldig? Die Affäre Max Hölz im Reichsbegnadigungsausschuß. tu. Berlin, 6. Nov.(Drahtb) Der Reichsbegnadigungsausschuß nahm gestern zur Affäre Max Hölz Stellung. Hölz wurde bekanntlich im Juni 1921 zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Max Hölz hat jedoch stets geleugnet, schuldig zu sein. Jetzt sind dem Reichsbegnadigungsausschuß von dem Verteidiger des Max Hölz Mitteilungen zugegangen, wonach der eigentliche Schuldige bereit ist, sich dem Gericht zu stellen. Außerdem soll der Hauptbelastungszeuge geäußert haben daß er seine Aussagen nicht aufrecht erhalten könne. Angesichts dieser neuen Tatsachen hat der Ausschuß den Verteidigern von Max Hölz aufgegeben, so schnell wie möglich dem Reichsbegnadigungsausschuß die aktenmäßigen Unterlagen für diese Behauptungen zu geben, auf Grund deren dann der Ausschuß erneut sofort zu einer Sitzung einberufen werden wird. Polizeistunde hat in weiten Kreisen der Bevölkerung sehr große Mißstimmung erregt, weil man von der Auswirkung dieser Verordnung große Schädigung in sittlicher, sozialer und wirtschaftlicher Beziehung befürchtet. Was gedenkt der Minister des Innern zur Verhütung solcher Wirkungen zu un Hermes Genf=Delegierter Sachverständige für Landwirtschaft. tu. Berlin. 6. Nov.(Funk.) Nach den Morgenblättern hat die Reichsregierung in Aussicht genommen, den Reichsminister a. D. Dr. Hermes als Sachverständigen für die Landwirtschaft zu den Vorarbeiten zur Weltwirtschaftskonferenz nach Genf zu entsenden. Die endgültige Entscheidung soll in den nächsten Tagen fallen. Gegen die Verlängerung der Polizeistunde Eine Anfrage des Zentrums. kz. Berlin, 5. Nov. Die Zentrumsfraktion des Preußischen Landtags hat zu der Verordnung des Ministers des Innern über die Verlängerung der Polizeistunde folgende Anfrage eingebracht: Die Verordnung des Ministers des nnern über Beklängerung der aller Welt Der Erdrutsch in Columbien. tu. Berlin. 6. Nov. Wie die Morgenblätter ergänzend melden, sind bei dem Erdrutsch in der Nähe von Perevia über 100 Personen getötet und etwa 60 verletzt worden. Grubenunglück in Amerika. tu. Newnork, 5. Nov.(Funk.) Wie aus Ishpeming (Michigan) gemeldet wird, sind dort durch eine Grubenexplosion 50 Bergleute verschüttet worden. Es besteht wenig Hoffnung auf Rettung. * tu. Hildesheim, 6. Nov. Erst jetzt wird bekannt, daß nach der Urteilsverkündung im Prozeß gegen die Eisenbahnattentäter von Leiferde der Zeuge Windmann aus dem Verhandlungssaal heraus verhaftet wurde. Der Grund dieser Festnahme war in einer Forderung auf 5 500 Mark zu suchen, die Windmann wegen nicht gezahlter Alimentationsgebühren schuldete. Windmann war vor einigen Tagen die Belohnung in Höhe von 13 000 Mark ausgezahlt worden. Das Gericht versuchte daher, die ausstehende Forderung einzutreiben. Von einem hildesheimer Gerichtsvollzieher wurde ihm ein Schuldtitel über 5500 Mark vorgezeigt. Windmann erklärte, er habe das Geld seinem Vater geschenkt. Da er sich für zahlungsunfähig erklärte, wurde er vorläufig in Haft genommen. Er erklärte sich darauf bereit, mit dem Gerichtsvollzieher nach Schöttmar zu fahren, um das Geld durch seinen Vater auszahlen zu lassen. tu. Wittenberge, 6. Nov.(Funk.) Heute morgen fuhr ein Güterzug auf der Strecke Berlin—Hamburg in eine Arbeiterkolonne hinein. 4 Arbeiter wurden so getötet. 5 weitere schwer verletzt. Das Unglück gescha durch, daß auf dem anderen Geleise ein Zug aus entgegenge Richtung herankam, dem die Arbeiter auswichen, wobei sie den ankommenden Güterzug übersahen. b. Berlin, 6. Nov. Die berliner Kriminalpolizei hat einen legten Aktienschwindel aufgedeckt, der mit geen Interimsscheinen der Vereinigten Stahlwerke verübt wurde. Es wurde festgestellt, daß die Interimsscheine von einem sich Generaldirektor und Bankdirektor nennenden Erich Schulz hergestellt und in den Verkehr gebracht worden waren. Erich Schulz, ein 40jähriger aus Kassel stammender Mann, wurde 1911 in München wegen Aktienfälschungen verhaftet und zu einer langen Zuchthausstrafe verurteilt, die er aber wegen angeblicher Haftunfähigkeit nicht zu verbüßen brauchte. In Berlin war er seit mehreren Jahren als Generalbevollmächtigter der Middle Europe Securities Cy. G. m. b. H., einer Gesellschaft, die sich mit der Vermittlung von amerikanischen Krediten befaßt haben soll, tätig. In dieser Eigenschaft fälschteer 200 Stückaufje 10 000 Mark lautende Interimscheine der Vereinigten Stahlwerke, so daß sich die erschwindelte Summe möglicherweise auf zwei Millionen Mark beläuft. Die Ermittlungen der groß angeleg fälschtei 20 Personen an Rauia- uno Gasbetaltuna krankt und ohnmächtig geworden, so daß der Gottesdienst al brochen werden mußte. Die Erkrankten wurden zunächst auf eir Nachbargrundstück untergebracht, wo Aerzte und Sanitäter ih Zusammenstoß nbahn, 136 englisch Kriminalpolizei förderten aber auch noch Kautionsschwindeleien des Schulze zutage. Schulze ist verschwunden und konnte bisher noch nicht festgenommen werden. g. Dresden, 6. Nov. In Siebenleben bei Meißen sind während eines Gottesdienstes in der dortigen Kirche etwa 20 Personen an Rauch= und Gasvergiftung ern so daß der Gottesdienst abgeeinem ihnen die erste Hilfe brachten. Sämtliche Erkrankten befinden sich auf dem Wege der Besserung. Die Ursache der Vergiftung ist auf einen Schaden am Heizofen zurückzuführen tu. London. 6. Nov.(Funk.) Bei einem Zusammen zweier Züge der kanadischen Nationaleisenbahn, 136 englische Meilen östlich von Winnipeg, wurden vier Personen getötet und zwei Eisenbahner verwundet. Sämtliche Opfer verbrannten. k. London. 6. Nov. Das geistige und gesellschaftliche London ist durch den schon kurz gemeldeten Doppelselbstmord des bekannten und allgemein beliebten chemischen Großindustriellen Brunner und seiner Gattin tief erschüttert worden. Das Ehepaar Brunner, das in der Nähe der Fabriken von Brunner u. Mond bei Chester gewöhnlich auf einem schönen Landsitz zu wohnen pflegte, hielt sich jetzt einige Zeit in einer Cottage der auf dem Kontinent wohnenden Tochter, der Prinzessin Lichtenstein, in dem südwestlichen Vorort von London, Roehampton, auf. Brunner kehrte gestern abend aus der City zurück und gab dem Dienstpersonal den Auftrag, die Herrschaft nach dem Diner im Salon nicht mehr zu stören. Als gegen Mitternacht Schüsse ertönten, revidierte die Köchin das Haus und fand das Ehepaar mit Schußwunden tot im Salon auf. Neben der rechten Hand Brunners lag der Revolver, aus dem zwei Schüsse abgegeben worden waren. Der Tatbestand läßt darauf schließen, daß zuerst Brunner seine Frau und dann sich selbst erschossen hat. Da Brunner einer der reichsten Männer Englands war, seine Werke sich in glänzender Finanzlage befinden und seine Familienverhältnisse zu keinerlei besonderer Sorge Anlaß gaben, hat man für den Selbstmord des Großindustriellen nur die eine Erklärung, daß ein schwerer Depressionsanfall nach einer überstandenen hartnäckigen Grippe die Ursache war.— Brunner, der 55 Jahre alt geworden war, war der zweitälteste Sohn des Gründers der bedeutendsten chemischen Fabriken in England, des verstorbenen Sir John Brunner, der gleichzeitig mit dem deutschen Chemiker Dr. Ludwig Mond die Brunner=Mond=Werke bei Chester gründete. Die 50 Jahre alte Gattin Brunners, mit der dieser in 28jähriger glücklicher Ehe lebte, war eine begabte Dichterin und Romanschriftstellerin. Sie war die Tochter eines im vorigen Jahrhundert weit bekannten englischen Anwalts Houton. Das Vermögen Brunners wird auf rund 100 Millionen Mark geschätzt. tu. Mailand. 6. Nov. ständig im Steigen ist die Lage besonders ernst. hat auch an den Olivenbeständen gro tu. Managua, 6. Nov.(Funk.) Die Flüsse in Oberitalien sind noch beariffen. An den Ufern des Po Der furchtbare Regen der letzten Zeit en Schaden angerichtet. In den Morgenstunden ereignete sich hier ein fünfzig Sekunden dauerndes Erdbeben, das in der Stadt großen Schaden anrichtete. Mehrere Personen wurden getötet, das Regierungsgebäude und die Kathedrale wurden stark beschädigt. Gerichtssaal Revision im Mordprozeß Hoppen. tu. Neuwied. 6. Nov. Der Raubmörder Jakob Hoppen, der in der vergangenen Woche vor dem hiesigen Schwurgericht wegen der Mordtaten auf dem Ramserberg zweimal zum Tode verurteilt wurde, hat gegen das Urteil durch seinen Verteidiger Revision einlegen lassen. Ein Jahr unschuldig im Gefängnis. wl. Limburg, 6. Nov. Der Grubensteiger Ludwig Haus aus Kartenrod(Kreis Biedenkopf) war vom Schöffengericht Wetzlar zu einem Jahr Gefängnis wegen Notzucht, begangen an der 14 Jahre alten Nix, verurteilt. Der Angeklagte beteuerte stets seine * Reichslandbund und Völkischer Bauerntag der Reichslandbundführertagung Führertagung des Reichslandhe über das Referat von Bechly dt. Berlin, 5. Nov. Auf der bundes ergriffen in der Aussprache über das RefReichstagsabgeordneter Wolf(Stettin) und Landtagsabgeordneter v. Rohr(Demmin) das Wort. Letzterer wies u. a. darauf hin, daß schlimmer als die Tatsache, daß der Arbeiter vom Staate abgedrängt wurde, die Tatsache sei, daß er von der Wirtschaft abgedrängt wurde. Die Kampfmittel der Gewerkschaften seien zu sehr auf den Lohn gerichtet. Gelinge es nicht, Organisationsformen zu schaffen, die innerhalb eines Berufsstandes den Arbeiter zur politischen Macht emporsteigen ließe, dann bleibe das Problem „Bauer und Arbeiter“ ungelöst. Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten Bechly, faßte der Präsident des Reichslandbundes, Graf Kalckreuth, die Aufgabe der Tagung etwa wie folgt zusammen: Die Tagung ist der erste großangelegte Versuch der Landwirtschaft, mit Führern der Industriearbeiterschaft in ein Zusammenarbeitsverhältnis zu kommen. Ziel dieser Zusammenarbeit kann nur sein: die beiden großen Produktionsdeutschen Volkswirtschaft, Landwirtschaft in den Dienst des Volksganz erft Bildungsmittel zur Verfügung. in de Hauptwert der Wissenschaft schen. Ihre Aufgabe ist nicht, quellen der Industrie und einzuen Volkswirtschaft, ..in den Dienst des Volksganzen ellen. Selbstverständlich kann bei einem solchen ersten Versuch nicht in allen Dingen Einigkeit herrschen. Einig aber sind wir uns alle darüber, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer seit Jahrzehnten schwer gesundigt haben, und daß darüber das Deutsche Reich auseinander gefallen ist. Es müssen Wege und Mittel gefunden werden, die die zerfallene Volkseinheit wieder herstellen. Wenn wir vom deutschen Bauern sprechen, so meinen wir jeden, der die Scholle bestellt, vom Tagelöhner bis zum Großgrundbesitzer. Auch der Tagelöhner ist in gewisser Beziehung Unternehmer und mit seiner Arbeit persönlich verbunden. Die Gefahr, die die Entfremdung und Loslösung der Industriearbeiterschaft vom Staat bedeutet, wird niemand verrennen. In dieser Situation muß jeder Weg begrüßt werden, der zur Ueberwindung dieser Gefahr beiträgt. Bewußt ist das Thema der Tagung„Arbeiter und Bauer“ als Träger des Staates, nicht Herren des Staates gewählt worden. Der deutsche Landwirt ist stolz darauf, aus seiner Scholle stets neue Mittel der Stei deutscher Volkskraft herauszuholen. Dieser Stolz aber is Hochmut, denn er wird von Verantwortungs= und Pflichtgefühl getragen. Des Arbeiters Stolz und Ehre aber muß wieder seiner Hände Fleiß werden. Verderblich ist die Ansicht gewisser Unternehmerkreise, daß die Arbeit nichts als eine käufliche Ware sei, die man möglichst billig erwerben müsse, um möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Arbeit ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein Recht. Dem deutschen Volke steht, nachdem die große Schule der allgemeinen Dienstpflicht zerstört worden ist, kein wichtigeres beruht in der Arbeit und in dem Menschen. Ihre Aufgabe einen Wohlstand zu schaffen, erkauft durch Abhängigkeit von fremden Mächten, sondern eine Lebensbasis für alle deutschen Menschen. In der Erkenntnis dieser Aufgabe ind Bauer und Arbeiter einig. Das ist das wertvolle Ergebnis er Tagung. Entschließung des Gesamtvorstandes, Der Gesamtvorstand des Reichs=Landbundes, der aus Anlaß der Führertagung zusammengetreten war, hat zu dem Völkischen Reichsbauerntag am 10. Oktober 1926 in Magdeburg folgende Stellung genommen: Die Veranstaltung eines Völkischen Reichsbauerntages war eignet, Verwirrung in die Reihen des landwirtschaftlichen andes zu tragen und dadurch den vielfachen sonstigen gleichzeitigen Zersplitterungsversuchen in der Landwirtschaft Vorschub zu leisten. Diese Wirkung wurde dadurch verstärkt, daß die Forderungen der noch nicht 150 Anwesenden sogleich in der Tagespresse verbreitet und u. a. an sämtliche Landbundorganisationsstellen mit der befristeten Aufforderung zur Unterstützung gesandt worden sind. Die sachlichen Punkte der Entschließung stellen nichts Neues da. Sie sind wiederholt vom Reichs=Landbund in wirkungsvollster Weise gefordert und bereits durch seine positive Arbeit im Interesse der deutschen Landwirtschaft der Verwirklichung entgegengebracht. Die Veranstaltung und Entschließung war somit in sachlicher Beziehung überflüssig. Der taktische Inhalt der Entschließung erfordert darüber hinaus einmütige Ablehnung. Der Gesamtvorstand weist den offen zutage getretenen Versuch, innerhalb des Reichs=Landbundes Mißtrauen gegen die Führung hervorzurufen, zurück und spricht den beiden Präsidenten des Reichs=Landbundes sein ausoruckliches Vertrauen aus. Der Gesamtvorstand nimmt Veranlassung, mit vollstem Nachdruck zu erklären, daß alle Landbundstellen jeden Einbruchsversuch in die Einigkeit in unseren Reihen, sei es unter parteipolitischer oder sonstiger Flagge, als eine Schädigung der deutschen Landwirtschaft und des deutschen Landvolkes aufs äußerste bekämpfen werden. Der Reichs=Landbund als stärkste Zusammenfassung aller deutschen landwirtschaftlichen Betriebsgrößen und Betriebsarten hat ourch Taten bewiesen, daß er als Generalanwalt des deutschen Landvolkes im Kampfe um die ihm gebührende Stellung im politischen und wirtschaftlichen Leben stets in erster Linie steht, wo es gilt, für die Ehre der deutschen Nation und für Leben und ZuLetzte Meldungen Der deutsch=dänische Schiedsgerichtsvertrag ratifiziert. tu. Kopenhagen, 6. Nov.(Funk.) Der deutsch-dänische Schiedsgerichtsvertrag wurde heute in zweiter und letzter Lesung vom dänischen Reichstag einstimmig angenommen. Damit ist der Vertrag ratifiziert. Mißtrauensantrag gegen Grzesinski. tu. Berlin. 6. Nov.(Funk.) Im preußischen Landtag brachte heute die deutschnationale Fraktion einen Mißtrauensantrag gegen den preußischen Innenminister ein. Minister Grzesinski erklärte, er habe nicht die Absicht zu dem Antrag Stellung zu nehmen. Firmen(Jos. Königsberger und Neudiesen daraufhin ihre Forderungen unkunft des deutschen Volkstums zu wirken. Landgericht das frühere Urteil auf und p nicht vorbestraften Angeklagten frei. Wie verlautet, wird Haus gegen den Fiskus Zivilklage auf Schadenersatz wegen der verbüßten einjährigen Gefängnisstrafe erheben. Eine ganze deutsche Gemeindevertretung verurteilt. tu. Prag, 6. Nov. Im Dezember 1925 hatte die Stadtvertretung von Schönlinde in Nordböhmen eine Kundgebung einstimmig beschlossen, die sich mit der durch den Beamtenabbau herbeigeführten Schädigung der Deutschen beschäftigte. Der Staatsanwalt erblickte in der Entschließung ein Vergehen gegen das Schutzgesetz. Bei der Gerichtsverhandlung wurde die vollzählig erschienene Stadtvertretung im Sinne der Anklage schuldig befunden, und der Antragsteller zu drei Tagen, die übrigen Stadtvertreter zu je zwei Tagen Arrest verurteilt. Die Verurteilten legten Berufung ein. r. Gelsenkirchen, 6. Nov. Heute nachmittag wurde von der Kriminalpolizei der Bergmann St. aus dem angrenzenden Brauck unter dem dringenden Verdacht festgenommen, den Knabenmord im hertener Walde verübt zu haben. Die Festnahme erfolgte auf Grund einer Anzeige der eigenen Ehefrau, mit der St. in dauerndem Unfrieden lebt. Die Frau hatte unter den Mißhandlungen ihres Mannes jahrelang zu leiden. Es ist festgestellt worden, daß der Festgenommene sich z Mordes in Herten aufgehalten hat. zur Zeit des An der Kleidung des mutmaßlichen Täters befinden sich noch heute Blutspuren, über deren Herkunft der Beschuldigte keine Angaben machen kann. wl. Köln, 6. Nov. Wie wir erfahren, ist als Nachfolger des verstorbenen kölner Regierungspräsidenten Graf Adelmann, der trierer Regierungspräsident Dr. Sasse in Aussicht genommen. wl. Aachen, 6. Nov. Nachdem der Arbeitgeberverband der Textilindustrie den sämtlichen Textilarbeitern zum 18. November berverbande zu verng für diese GesamtGründe, die der ArDie Arbeiter der beiden werk G. m. b. H.) haben diesen baraufhe terbreitet, und als keine Zugeständnisse gemacht wurden, ordnungsmäßig die Kündigung eingereicht. Die Gewerkschaften erklären auch jetzt wieder ihre Bereitwilligkeit, jederzeit über die gestellten Lohnforderungen mit dem Arbeitgeberverbande zu verhandeln und schieben die volle Verantwortung kündigung dem Arbeitgeberverbande zu. Die beitgeberverband für die Kündigung anführt, erklären die Gewerkschaften für falsch. wl. Speyer, 6. Nov. Zu dem Fall der Mißhandlung des 58jährigen Oberlehrers durch einen Franzosen auf offener Straße in Neustadt a. d. H. ist noch nachzutragen, daß, wie nunmehr polizeilich festgestellt wurde, außer ihm am 30. Oktober zur selben Zeit kurz hintereinander dre weitere Personen von dem französischen Unteroffizier mit dem Knüppelstock mißhandelt wurden, und zwar ein Telegraphenmechaniker durch einen Hieb über die Schulter, ein Telegraphenanwärter durch drei Schläge auf durch einen Schlag über den Kopf lehrers ist nach ärztlicher An tigten stellten übereinstimmend offiziere sich provozierend benommen haben und den Eindruck machten, Streit zu suchen. Kaufmann Textilarbeiter H.=D.) ihren Standpunkt in der Oeffentlichkeit dar. Sie führen im wesentlichen aus: Am 25. September haben die Gewerkschaften unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfrist das seit dem 10. August 1925 bestehende Lohnabkommen gekündigt und um Verhandlungen über ein neues Lohnabkommen gebeten. Durch Schreiben vom 17. Oktober lehnte der Arbeitgeberverband jede Erhöhung der Löhne ab. Am 19. Oktober baten die Gewerkschaften nochmals um Anberaumung eines Verhandlungstermins. Am 28. Oktober lehnte der Vorstand des Arbeitgeberverbandes in einem Schreiben jede Lohnerhöhung ab, ohne den Wunsch der Gewerkschaften nach Verhandlungen zu erfüllen. Das am 25. September gekündigte Lohnabkommen war am 22. Oktober bereits abgelaufen und ein tarifloser Zustand eingetreten. Hierdurch haben die Arbeiter den einzelnen Firmen gegenüber freie Hand in der Aufstellung von Lohnforderungen. Vom Niederrhein kr. Krefeld, 6. Nov. Gestern erlitt während einer Probe im krefelder Stadttheater der Schauspieler Karl Platte einen Herzschlag, an dem er sofort verschied. Platte war einer der bekanntesten und tüchtigsten Schauspieler des Stadttheaters, dem er seit vielen Jahren angehörte. hh. Wachtendonk, 6. Nov. Ein tödlicher Unglücksfall trug sich gestern in einer hiesigen Holzschuhfabrik zu. Der Elektriker P. Kaeten. der mit der Reparatur einer elektrischen Leitung beschäftigt war, stürzte so unglücklich von der hohen Leiter, daß er schwere Verletzungen davontrug, denen er noch am Abend erlag. wl. Hamborn, 6. Nov. Auf Zeche Friedrich Thyssen sind zwei Schlosser, die unter Tage an einer Haspelkammer arbeiteten, infolge von Brandgasen erstickt. Ein dritter Schlosser konnte noch rechtzeitig fliehen, stürzte aber und erlitt hierbei einen Lebensgefährlichen Schädelbruch. und Viehmärkte. Mörs, 5. Nov. Der Schweinemartt am 4. Nov. 1926 war mit 375 Schweine beschickt. Handel sehr flott. 6 Wochen alte Schweine kosten 18—20, 6—8 Wochen alte 23—28, 8—13 Wochen alte 30—38 M, Läufer 3—4 Monate alt 40—50, 4—5 Monate alt 60-70 U. Der nechste Schweinemärkt findet am 18. November 1926 statt. r. Geldern, 4. Nov. Dem heutigen Pferde= und Schweinemartt waren zugeführt: 2 Stück Pferde und 241 Stück junge Schweine. Preise stellten sich für Ferkel bis zu sechs Wochen von 15—20 Rm., von 6—8 Wochen 20—30 Rm., von 8—13 Wochen von 30—40 Rm. Handel schleppend. Nächster Schweinemarkt 11. November 1926. r. Dortmund, 5. Nov. Vferdemarkt. Auftrieb 674 Pferde, 34 Wagen aller Art. Der Handel war langsam. Es wurden bezahlt für beste Arbeitspferde und Stuten 700—900 Mark, zweite Arbeitspferde 500—700, dritte 200—500, zweijährige Pferde bedeuten die deutschen Ländernamen? Namen Deutschland und Preußen, Bayern und Sachsen, Thüringen und Hessen usw. gehören zu unserem alltäglichsten Sprachschatz, ohne daß wir viel nach dem Ursprung dieser Worte und nach ihrer eigentlichen Bedeutung fragen. Und doch führt uns gerade die Sprachgeschichte dieser deutschen Ländernamen in geheimnisvolle Tiefen unserer Kultur, aus denen wir gar mancherlei lernen können. Deshalb ist ein Ueberblick über die sprachgeschichtliche Entwicklung der deutschen Ländernamen, den Dr. P. Martell in der Leipziger„Illustrierten Zeitung" gibt, von besonderem Interesse. Der Name unseres Viterlandes Deutschland ist durchaus nicht besonders alt, sondern erscheint zum erstenmal im 12. Jahrhundert in der deutschen Dichtung der„Kaiserchronik“, in der von einem„Dutisklant" die Rede ist. Häufiger gebraucht wird der Name erst seit dem 15. Jahrhundert; er erscheint dann in der Schreibweise von Tiutschland oder Teutischland. Das Wort geht mit seiner Wurzel auf ein altgermanisches Wort zurück, das im Gotischen„Thiuda", im Mittelhochdeutschen„Diot" oder„Diet“ heißt und soviel wie„Volk“ bedeutet. Deutschland ist also das Land des Volkes, und die Deutschen betrachten sich damit als das Volk schlechthin, das„Volk der Völker.“ Dunkel ist die Herkunft des Namens Preußen. Wahrscheinlich haben die Deutschen Ordensritter diesen Namen der von ihnen besetzten Nordostmark verliehen, und erst später hat man diesen Namen auf die heidnischen Bewohner übertragen, die n, Wissenden, „Pruzi", d. h. die Klugen, Wissenden, geheißen haben sollen. Friedrich der Große leitete den Namen mehr originell als richtig von„po Ruß“ ab, wonach Preußen„an der Ruß“. den nördlichen Mündungsarm der Memel, oder„po Russi", d. h. neben den Russen bedeuten würde. Sehr viel klarer sehen wir bei der Ableitung des Wortes Bayern. Bayern und Böhmen leiten als Nachbarländer beide ihren Namen von den Bojern her, einem keltischen Stamm, der in Süddeutschland im Donaugebiet sich ansiedelte und die Städte Ratisbona, das heutige Regensburg, und Bojedurum, das heutige Passau, gründete. Um 400 v. Chr. drangen die Bojer nach Italien, wo sie Bononia, das jetzige Bologna, in Besitz nahmen, und kamen dann, von den Römern vertrieben, nach Böhmen, das sie ums Jahr 58 v. Chr. verließen. Die nach ihnen in dem Land eindringenden Markomannen nannten es„Bojerheim“, d. h. Böhmen. Das Wort„Bajuwaren", das häufig für die Bayern benutzt wird, schreibt sich her von der Verbindung der Bojer mit den hunnischen Avaren im 6. Jahrhundert n. Chr. Die Benennung der von Karl d. Großen errichteten Mark an der bayerischen Grenze als„Bayerland“ findet sich zuerst im Nibelungenliede. Verschiedene deutsche Länder haben ihre Namen von alten sollen. , 2:oenoutg usw. Tirol erhielt seinen Namen von dem Bergschloß Tirol in der Nähe von Meran. Einer Nationalwaffe, die sie führten, verdanken die Sachsen und die Franken ihre Benennung. Die alten Sachsen führten als Waffe den Sax, ein steinernes Messer, dessen Bezeichnung mit dem lateinischen „Saxum“= Stein verwandt ist. Als die Sachsen unter Hengist und Horsa Britannien eroberten, richteten sie unter den Feinden ein Blutbad an mit langen Steinklingen, die sie aus den Stiefeln zogen. Der Name der Franken kommt von der Franca her, dem Spieß, auf den wohl schon eine Stelle des Tacitus bezogen werden kann. Der Name Thüringen ist von dem Volk der Hermunduren abzuleiten, die dieses Gebiet ursprünglich besiedelt hatten. Die Hessen, eigentlich Hassen, stammen von den bei Cäsar und Tacitus genannten Chatten oder Katten her. Der Name hängt mit dem englischen„Hat“, unserem„Hut" zusammen, und zwar erhielten die Hessen den Namen des„Hutvolkes“, weil sie im Gegensatz zu den alten Römern, die in der Regel barhaupt gingen, Hüte trugen. Schleswig bedeutet ursprünglich ein „Wich“, d. h. Ort an der Schlei. Mecklenburg, das zunächst ein Dorf in der Nähe von Wismar war, heißt so viel wie Großburg, denn in den ersten beiden Silben steckt das gotische mikils = groß. Holstein hängt wahrscheinlich mit Holz zusammen und ist eines jener„Holzländer", wie Madeira, die Holzinsel, oder Brasilien, das Rotholzland. Die Holsten, die das Land bewohnten, sind ursprünglich die„Holtsaten", d. h. Holz= oder Waldinsassen. Westfalen geht auf das Wort Falen= Flachland zurück. Die Vestfal alten Sach und Westf kunden geht auf das Wort Falen= Flachland zurück. n, die Ostfal en geh sen hatten sich in drei Gruppen, die Ostfalen, Engeren stfalen geteilt. Braunschweig heißt in alten Urto Haus. at. Brunonis Vicus, deutsch Bruneswik, d. h. Brunos Edison zieht sich zurück In aller Stille ist eine wunderbare und abenteuerliche Laufbahn zum Abschluß gebracht worden. Edison, der Mann der 1000 Patente, zog sich vor einigen Tagen ins Privatleben zurück und übergab seinem Sohn die Leitung aller seiner Werke. Edison ist nicht nur irgend ein Mann oder ein Erfinder, sondern er ist so sehr der Vertreter eines besonderen Typs des modernen Geistesmenschen, daß er bereits zum Mythos und zum Begriff geworden ist. Er ist der Typus des amerikanischen Geistesmenschen, mit dem die Reklame untrennbar verbunden ist. So kam es, daß mit seinem Namen der größte Teil der modernen technischen Fortschritte in Verbindung gebracht wird, wenn er auch damit wenig zu tun hat. Er ist ein Sammelbecken für alle Erfindungen ge in Wirklichkeit der Deutsche Reis erfunden hat. Die Erfindung des Radios wird mit ihm in Verbindung gebracht, obwohl es der deutsche Physiker Hertz der Welt geschenkt hat. Für das Luftschiff und das Flugzeug soll er die ersten Anregungen gegeben haben, obwohl die beiden Deutschen Zeppelin und Lilienthal in Wirklichkeit die geistigen Väter dieser modernen Verkehrsmittel waren. So geht es noch mit tausend anderen Dingen. Aber Edison verstand es, alle technischen Errungenschaften so auszubauen, daß sie für den täglichen Bedarf, für den Gebrauch des täglichen Lebens und der großen Masse zugänglich waren. Damit besaß er eine geistige Gabe von ungeheurer Größe, die nicht unterschätzt werden soll, zumal sie nicht nur geistig, sondern auch wirtschaftlich ein Faktor ersten Ranges wurde. Die Laufbahn des großen Erfinders ist im allgemeinen bekannt. Am 10. Februar des nächsten Jahres wir Jahre alt und hat gewiß das Recht, sich auszuruhen. Er war zuerst Zeitungsjunge, wurde dann Telegraphenbeamter und begann in Indianopolis mit einer Verbesserung des Telegraphen seine Laufbahn als Erfinder, bis er schließlich im Jahre 1870 in Newark die erste Fabrik gründete, wo seine Erfindungen hergestellt wurden und sechs Jahre später, im Jahre 1876 in Menlo Park errichtete er ein Laboratorium, in dem er alle die modernen Wunder herstellte, die seinen Namen in der Welt berühmt gemacht haben, wie das verbesserte Telephon, das Mikrophon, das Diktaphon, die verbesserte Dynamomaschine, die verbesserte Glühbirne und all die tausend Dinge, ohne die man sich heute das Leben nicht mehr vorstellen kann. Für seine erste Erfindung, den sogenannten„Ticker", bekam er sein erstes Patent und zugleich seinen ersten Scheck. Darüber erzählt er folgendes: „Mit dem Patent für den„Ticker“ kam ich nach Newyork, um es loszuschlagen. Ich dachte, 2000 Dollar würden viel sein, aber die heißersehnten 5000 wollten mir nicht aus dem Sinn. Und schließlich nahm ich mir vor, frech zu sein und 5000 zu verlangen; abhandeln konnten sie ja doch noch. So kam ich zu dem Fabrikanten, dem ich empfohlen war; ich erklärte ihm meine Erfindung, legte das Modell vor, und dann kam die Preisfrage. Als er wissen wollte, wieviel ich verlange, wurde es mir schwarz vor den Augen. Alles drängte in mir, laut 5000 Dollar zu schreiben, ihn schließlich stotternd, was er mir geben wolle. Er bestellte mich auf den nächsten Morgen; die ganze Nacht hindurch träumte ich von lauter 2000 und 5000 Dollar=Schecks. Am anderen Morgen schlich ich sehr schüchtern zu meinem Fabrikanten; 1000 Dollar wären mir in diesem Augenblick schon als eine Riesensumme erschienen. Und mein Fabrikant sah mich gelassen an und sagte ann im kühlsten Geschäftston:„Wir geben 40 000 Dollar, keinen Cent mehr. Ist's Ihnen nicht genug, so nehmen Sie das Dings da wieder mit." Ich weiß nur, daß ich mit taumelndem Hirn einen Kontrakt unterzeichnete, mit einem Scheck auf 40 00 Dollar auf die Straße kam, während eine Stimme in mir gellend rief: Du bist betrogen, er hat dir einen wertlosen Scheck gegeben. Erst als ich von der Bank die volle Summe ausbezahlt erhielt, begann ich an mein Glück zu glauben.“ Das war Edisons erstes Patent und zugleich der Anreiz zu neuen Taten. Das Wort„unmöglich" gab es für Edison niemals. Im Jahre 1886 siedelte er nach Orange in New=Jersey über, wo die gewaltigen Fabriken entstanden, das sogenannte Edison=Werk, in dem Edisons Erfindungen in Hunderttausenden und Millionen von Exemplaren hergestellt wurden. Fünfzig Jahre lang hat Edison gearbeitet. 1876 begann er sein Erfindungswerk und 1926 schloß er es. Er selbst hat unlängst berichtet, daß er sein 1000stes Patent erhielt, wobei er zwei Jubiläen feierte, nämlich sein Erfinderjubiläum und das Jubiläum einer 50jährigen Tätigkeit. Nun hat dieser wunderbare Mensch und riesenhafte Arbeiter sich Edison 80 Erfindungen zu leben, da er ohne diese Tätigkeit ein toter Mensch ist. Nur die Verwaltung seiner ungeheuren Werke und seines großen Vermögens kann er nicht mehr bewältigen, da das Wirttliche ihn niemals sehr interessiert hat. Das Geistige aber hat er sich auch in Zukunft vorbehalten. 300—500, einjährige Pferde 200—400. Einzelne Tiere wurden über Notiz bezahlt. 580 Besucherkarten wurden ausgegeben. r. Hamburg, 5. Nov. Auftrieb: 4031 Schweine. Tendenz ruhig. Es kosteten: beste Fettschweine 75—76, mittelschwere Ware 75—76, gute leichte Ware 75—76, geringere Ware 68—74, Sauen 62—70. r. Hamburg, 5. Nov. Schlachtviehmarkt. Auftrieb 5024 Schweine. Es galten: 1. Beschaffenheit 76, 2. 76, 3. 76, 4. 65—74; Sauen 1. Beschaffenheit 65—70(alles in Pfennig für ein Pfund Lebendgewicht). Marktverlauf: ruhig. Berlin, 5. Nov. Auftrieb auf dem Magerviehhof in Friedrichsfelde: 400 Milchkühe, 9 Zugochsen, 24 Bullen, 32 Jungvieh, 10 Kälber. Handel etwas lebhafter bei festen Preisen. Es bedangen: Milchkühe und hochtragende Kühe: 1. 480—600, 2. 300—462, 3. 260—300 M: tragende Färsen: 1. 350—490, 2. 220 bis 280, Jungvieh zur Mast 43—4. M. Auftrieb: 650 Pferde. Es bedangen: Tiere 1. Kl. 1100—1400, 2. Kl. 800—1000, 3. Kl. 500 bis 800, 4. Kl. 100—400. Handel ruhig. Holländischer Käsemarkt. Bei sehr flottem Geschäft blieben die Notierungen im Laufe der Berichtswoche unverändert. Auf den südholländischen Märkten zahlte man für allerbesten Goudakäse Hfl. 62. In Nordholland erzielte bester Edamerkäse bis Hfl. 52. Auch in Friesland war das Geschäft lebhaft. Die Ausfuhr nach Deutschland ist befriedigend, namentlich von Fabrikkäse. Die Zufuhren sind wesentlich zurückgegangen. Die letzten Graskäse, die noch sehr begehrt sind, werden glatt aus dem Markt genommen. Zum Angebot standen auf den maßgebenden Märkten 349 000 Kilo und 895 einzelne Wagen und Posten. Auf den südholländischen Hauptmärkten wie Bodegraven, Gouda, Utrecht und Woerden erbrachte vollfetter Goudakäse große Brote Hfl. 60—62, erste Sorte Hfl. 54—59, zweite Sorte Hfl. 47 bis 52. Für ungestempelte Waren schwankten die Preise zwischen Hfl. 47—55. Auf den nord holländischen Hauptmärkten wie Alkmaar, Hoorn, Purmerend u. a. wurden folgende Preise festgestellt: Fabrikedamerkäse mit Stempel Hfl. 51—53, ohne Stempel Hfl. 47 bis 48, Bauernkäse Hfl. 50. ohne Stempel Hfl. 49, Fabrikkommissie Hfl. 43 und Bauernkommissie Hfl. 49. In Leiden kostete Gouda=Käse Hfl. 54—58, zweite Sorte Hfl. 48—53. Leidscherkäse Hfl. 51—55, zweite Sorte Hfl. 42—50, Leidscher Fabrikkäse Hfl. 30—32. In Leeuwarden Schlüsselkäse Hfl. 15—28.50, Kräuterkäse Hfl. 9—18, Goudakäse Hfl. 12—43, Edamerkäse Hfl. 21—38.50, alles je nach Fettgehalt. An der amsterdamer Käsebörse bedang Goudakäse vollfett Hfl. 53—57, 40proz. Hfl. 45—47, 30proz. Hfl. 39—40, 20proz. Hfr. 50—31; Edamerräse 40proz. Hfl. 47—48, 30proz. 40—41, 20proz. Hfl. 31—32. Sämtliche Preise verstehen sich für die 50 Kilo im Großhandel ab Marktplatz, ohne Verpakkung, Spesen und etvl. Maklergebühren. Neußer Wochenbericht für Oele und Futtermittel. r. Neuß, 4. Nov. Der Markt für Oele wies wenig Veränderung auf, die Preise sind ziemlich dieselben geblieben. Nach Soyaöl war große Nachfrage und waren die Preise steigend. Es wurden notiert: Erdnußöl Fl. 49—50, Leinöl Fl. 39—40, Rüböl Mk. 94, Soyaöl Mk. 37.10—38, per 100 kg. Der Markt für Oelkuchen und Futtermittel beruhigte sich nach der großen Festigkeit der Vorwochen. Der Konsum macht eine Atempause und konnten die Preise etwas zurückgehen. Das Angebot in Palmkernkuchen ist weiter sehr schwach und hielten sich hierfür die Preise auf dem alten Stand. Man notierte: Leinkuchen prompt Fl. 12.40, Januar — April Fl. 12.70, per 100 kg. Erdnußkuchen prompt Fl. 11.50, November—Februar Fl. 11.75, per 100 kg. Rapskuchen Mk. 14.75. per 100 kg. Palmkernkuchen Mk. 14¼, per 100 kg. Soyaschrot prompt Fl. 11.50, November—Februar Fl. 12, per 100 kg. Produktenmärkte. Moers, 5. Nov. Wochenmarktpreise. Aepfel, 1. Sorte 30, 2. Sorte 20—25, Birnen, 1. Sorte 25, 2. Sorte 20, Kochobst 15, Apfelsinen 25, Zitronen 15, Trauben 60, Haselnüsse 80, Wallnüsse 80, Erdnüsse 50, Strauchbohnen 40, Kohlrabien 15, Wirsing, Stück 25, Weißkohl 20, Rotkohl 35, Blumenkohl, Stück 80, Grünkohl 20, Rosenkohl 45, Bananen 45, Möhren 10, Kopfsalat 15, Feldsalat 15, Endivien, Stück 15, Sellerie, Knolle 20, Porree, Stange 10, Zwiebeln 15, Spinat 10, Stielmus 10, Tomaten 40, Kartoffeln, Zentner, 550—580, Flußfisch 35—50, Seefische 30, 40—60, Heringe 10, Käse 140—160, Schweizerkäse 170—190, Käse, 2. Sorte 90, 100 bis 130, Eier 23, Butter 210, geräucherter Speck 160, frischer Speck 130, Rindfleisch 120, Schweinefleisch 130, Hammelfleisch 110, Kalbfleisch 140, Mettwurst 170, Fleischwurst 160, Plockwurst 280, Leberwurst, 1. Sorte 120, 2. Sorte 60, Zungenwurst 160. Blutwurst 160, Schwartenmagen 160 das Pfund. r. Köln. 5. Nov. Warenbörse. In der Abteilung für Nahrungs= und Genußmittel notierten je 100 kg Frachtlage Köln, verzollt, in Mark(Import und Großhandelspreise): Schmalz (nordamrik. pure lard) in Kisten oder Kübeln von 25 kg 150 bis 154, inl. Butter 1. 356. 2. 330—340(Erzeugerpreise ab Verladestation ohne Verpackung), inl. Eier 1. 0.19—0.20, 2. 0.17 bis 0.18, ausl. Eier 1. 0.20—0.21, 2. 0.18—0.19, 3. 0.13—0.14,5, tilsiter Käse, vollfett 210—220. holl. Gouda, 45% F. i. Tr. 220—320, hoh. Edamer 40% F. i. Tr. 200—220, Emmenthaler 260—280 Limburger, Algäuer 120—130 Mark. r. Köln, 5. Nov. An der Produktenbörse notierten je 100 kg Frachtgrundlage Köln in Mark: Weizen, inl. 29.4—29.7, ausl. 31.75—33.75, Roggen, inl. 24.50—25, ausl. 27.25—27.75, Hafer, inl. 20—20.50, ausl. 22—23 ausl. Futtergerste 21—21.25. inl. Wintergerste 21—21.25, inl. Sommergerste 23—24.50, grober Mais 19.50—19.75, kleiner Mais 20.50—20.75, Roggenmehl 34.50 bis 35, dito 70proz. mit ausl. Roggen 36—36.75, 70proz. Weizenmehl 41—41.75, mit ausl. Weizen 41—42, Weizenkleie brutto mit Sack 11.5—13.5, lose Rübkuchen 14.25—14.75, lose Palmkuchen 14.75—15.25, lose Leinkuchen 21.25—21.75, Sojaschrot brutto mit Sack 20.50—20.75. lose Trockenschnitzel 14—15.25, inl. Wiesenheu, lose 6—9, inl. Kleeheu 9.5—11, gepr. Roggenstroh 2.6—3, gepr. Weizenstroh 2.5—3, gepr. Haferstroh 2.20—2.60, Rohmelasse 4.50 bis 4.75 Mark.— Im allgemeinen blieb die Preislage ziemlich unverändert. obs. Aachen, 6. Nov.(Drahtb.) Bei lebhaften Südwestwinden an der Vorderseite der neuen atlantischen Depression herrschte in unserem Klimagebiet aufgeheiterte Witterung, wobei die Temperatur bis auf 13 Grad stieg. In den Abendstunden trat Tkübung und Niederschlag ein. Ein großes Niederdruckgebiet bedeckt den nördlichen Teil des atlantischen Ozeans. Eine milde Südwestströmung ist nach dem nordeuropäischen Festland vorgedrungen und hat die letzten Massen kalter Luft aufgelöst. Vorhersage bis Montag. Veränderliche Luftbewegung, strichweise Regenfälle, mild. Wasserstandsnachrichten. Hünningen 1.42, Kehl 2.78. Maxau 4.48, Mannheim 3.45, Mainz 1.24, Bingen 2.23, Kaub 2.53, Koblenz 2.85, Köln 8.09, Düsseldorf 2.85. Hauptschriftleitung: R. B. Drößler D. H. H. C. Cleve. Verantwortlich für Wirtschaftspolitik und Organisationsfragen R. B. Drößler(Cleve) für allgemeine Politik und Feuilleton H. I. Lingen(Wankum), für landwirtschaftliche Technik, Handelsnachrichten und Provinz i. V. dipl. agr. I. Haefs(Wachtendonk). für Sport G. J. van Hoffs(Krefeld). für den Anzeigenteil F. Drießen(Kemren). Verlag: Verein Landwirtschaftliche Presse e. V. Clene. Rotationsdruck: Rheinische Druckerei G m b H. Kempen=Rhein. Danksagung Den Feuerwehren von Gellep, Stratum, Lank, Latum u. Uerdingen sowie allen, die bei der Löschung des Brandes meines Hofes in Stratum tatkräftige Hilfe geleistet haben, spreche ich hiermit meinen 2686 herzlichsten Dank aus. Langst, den 5. 11. 1920. B. Weyers. Mit dem heufigen Tage habe ich meine Konditorei u. Café an Herrn Konditormeister Paul Lochmüller übertragen. Ich danke für das mir bisher erwiesene Vertrauen und bitte, dieses auch aut meinen Nachfolger übertragen zu wollen. Hochachtungsvoll Josef Röhrig. Hiermit gebe ich bekannt, daß ich heute die von Herrn Josef Röhrig betriebene Konditorei und Café übernommen habe und bitte um gütigen Zuspruch. Bestellungen auf sämtliche Konditorwaren werden jederzeit entgegengenommen u. prompt ausgeführt. D01638 Hochachtungsvoll Paul Lochmüller Herzogstr. 10. Cleve Konditormeister NB. Bitte die neue Telefon Nr. 494 zu beachten. Halt! Ausschneiden! Halt! Pferdebesitzer! Auf Wunsch empfehle ich mich zur Hilfe bei Kolik, Lähmung, und Wunden. Bei Räude kein Haaraustall,/ Für die Wintermonate übernehme ich Pferde zur Dressur und Schulreiten sowie Einfahren. Futter muß gestellt werden. Verkaufsvermittlung für dressierte und eingefahrene Pferde. 2787 Esser langjähriger Reit- und Fahrlehrer —- sowie Heilkundiger—— Viersen, Neumarkt 9 Telefon 1123. 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Stelkens, Geldern 2654 Nordwall 27/31 Telefon 239. Werbt Bezieher! Rheinische Bauern=Zeitung Nr. 258 Krefeld, Sonntag, den T. November 1926 T. Jahrgang Verwaltungsratssitzung des Reichsmilchausschusses Im Oktober fand im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat unter dem Vorsitz des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft Dr. Haslinde die erste Verwaltungsratssitzung des Reichsausschusses zur Förderung des Milchverbrauchs statt. In der einleitenden Ansprache teilte der Minister mit, daß die an der Frage interessierten Reichsressorts und sämtliche Länderregierungen gebeten worden seien, die Bestrebungen zur Förderung des Milchverbrauchs zu unterstützen. Die Landesregierungen seien außerdem um Bildung von Landes= und Provinzialmilchausschüssen Erntemengen und Vorratsschätzung almilchausschü se Zestfalen, Ostpreußen, Oberschlesien, en=Westpreußen und Sachsen errichchüsse beständen in Anhalt, frauen stellung, die groß ersucht worden. Bisher seien Provinz in Brandenburg, Pommern, Westf Niederschlesien, Grenzmark, Posen=We tet worden. Landes milchausschüs Braunschweig, Hamburg, Hessen, Lübeck, Mecklenburg=Schwerin, Sachsen, Thüringen, Württemberg. In den übrigen Ländern und Provinzen sei die Bildung von entsprechenden Ausschüssen im Gange. In Preußen habe das Preußische Landwirtschaftsministerium und in Bayern der Landesinspektor für Milchwirtschaft bzw. der Fachausschuß des Milchwirtschaftlichen Landesverbandes die Bewegung zentraliter stark unterstützt. Wiederholt hob der Minister hervor, daß die Werbetätigkeit zur Förderung des Milchverbrauchs am wirksamsten dadurch unterstützt werde, daß die Milch in einer einwandfreien Beschaffenheit zur Verteilung gelange. Aus diesem Grunde habe er alle Bestrebungen, die sich in den Dienst der Qualitätsverbesserung der Milch stellen, aufs lebhafteste unterstützt; es sei fernerhin anzustreben, geeignete Milchaussch anrstätten(Milchrestaurants) einzurichten und fahrbare Milchwagen in Verkehr zu bringen. Auch der Errichtung von Milchstuben müsse Beachtung geschenkt werden. Eine derartige Milchstube sei auf der Polizei=Ausstellung vom Reichsmilchausschuß im Verein mit den Groß=Berliner Hauseingerichtet worden. Der Minister schloß mit der Festdaß das Interesse weiter Schichten der Bevölkerung auf ie große Bedeutung der Milchfrage gelenkt worden sei. Das Verständnis für die Milch und Milcherzeugnisse als besonders wichtige Faktoren der Ernährungswirtschaft sei in stetem Wachsen begriffen. Landwirtschaft, Molkereien und Milchhandel wären bemüht, die Qualität der Milch und Molkereiprodukte nach Kräften zu steigern. Er richtete zum Schluß an die Anwesenden die Bitte, in der Werbe= und Aufklärungsarbeit fortzufahren und die im wahrsten Sinne des Wortes gemeinnützigen Bestrebungen des Reichsmilchausschusses weiter wie bisher fördern zu helfen. Als Mitglied der Geschäftsstelle gab Dr. Frahne einen Ueberblig über die bisherige Tätigkeit des Reichsmilch ausschusses und hob hervor, daß insbsondere Plakate, Flugblätter, Postkarten, Siegelmarken usw. in umfänglichem Maße verteilt worden seien. So wurden z. B. ca. 100 000 Plakate, 800 000 Hausfrauen=Merkblätter und 300 000 ßmarken verteilt. Nach einem Referat von Geheimrat Dr. Bose genehmigte sodann die Versammlung den Entwurf der Satzungen des Reichsmilchausschusses, konstituierte den Verwaltungsrat und bildete eine Filmkommission(Vorsitzender v. Arnim-Mellenau) und eine Finanzkommission(Vorsitzender Direktor Reuter=Dresden). Die Einsetzung von weiteren Kommissionen wurde in das Ermessen des Vorsitzenden gestellt. Ueber die Finanzierung des Reichsmilchausschusses hielt Direktor Reuter=Dresden ein Referat, in dem er einen Ueberblick über die bisherige Mittelaufbringung gab und sowohl an die Wirtschaft wie an die Reichsregierung die Bitte richtete, ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen. In der Diskussion wurde von allen Rednern der Wunsch nach reichlicher Bereitstellung von Mitteln unterstützt und dabei wiederholt auch auf die außerordentlich große volkswirtschaftliche Bedeutung der Milchfrage hingewiesen. Anschließend hielt Professor Dr. Bünger von der Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Kiel einen Vortrag über das Thema: Maßnahmen zur Gewinnung einer guten Milch. Professor Bünger hob dabei hervor, daß zur Erreichung dieses Zieles zunächst größtmöglichste Sauberkeit im Stalle herrschen müsse; zur Fütterung dürften nur gute, hochwertige Futtermittel verwertet werden, insbesondere Grünfutter und Silagefutter mit Rücksicht auf deren Vitamingehalt. Ferner sei auf eine zweckmäßige Ausbildung des Melkpersonals mehr Bedacht zu nehmen, und endlich sei eine sorgfältige Kühlung der Milch nach deren Gewinnung und Entfernung aus dem Stall zu erstreben. In einem Korreferat redete Landwirtschaftsrat Zeiler von der Süddeutschen Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Weihenstephan dringend der Auszahlung von Prämien an das Melkversonal das Wort und trat weiterhin für die Bezahlung der Milch nach Qualität ein, wie dies z. B. schon seit langen Jahren im Bayerischen Allgäu üblich sei, wo an Hand eines besonderen Punktiersystems die Milch nach Fettgehalt, Säuregrad, Reduktaseprobe, Labgärprobe, Schmutzgehalt, Kannenbeschaffenheit, Temperatur bei der Anlieferung, Geruch und Geschmack bewertet würde. Auf Ersuchen des Vorsitzenden sprach Oberstudiendirektor Professor Dr. Hildebrandt=Berlin über die Möglichkeiten zur Förderung des Milchverbrauchs durch Einwirkung auf die Jugend, der eine besondere Bedeutung auch deshalb beikomme, weil erfahrungsgemäß die den Kindern gegebennen Anregungen in den Elternhäusern viel besprochen würden. Im Anschluß an die Sitzung wurde von den Teilnehmern ein gemeinsames Milchfrühstück in der Milchstube des Reichsmilchausschusses auf der Polizei=Ausstellung eingenommen und dem Verwaltungsrat sowie der Filmkommission, der von der Emelka=Filmgesellschaft München in Gemeinschaft mit Regierungsrat Pirner und der Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Weihenstephan geschaffene Milchfilm vorgeführt. (Pr. H. L. K.) Kommunistisch=sozialistischer Bauernfang Zu unserm Artikel„Bauernfang“ wird uns aus Berlin geschrieben: Trotz aller bisherigen Mißerfolge bleiben die radikalen Linksparteien rastlos bemüht, die bäuerliche Bevölkerung in ihre Netze zu locken, wobei die Wahl der Mittel nicht die mindesten Gewissenskrupeln verursacht. Läßt sich das Ziel nicht auf geradem Wege erreichen, nämlich mit Hilfe eines zugkräftigen Agrarprogramms, so werden Schleichwege beschritten. Schon im Sommer 1920 hatte die unabhängige Sozialdemokratie Richtlungen war, innerhalb etwa 80 000 Köpfe geer Landeskirche abtrünnig zu machen, bezeichneten sie es als eine Hauptaufgabe der Landagitation, den Sozialismus als Wirtschaftsform und nicht zuletzt als„religiöse Angelegenheit der Bevölkerung ympathisch zu machen. Das Mittel heiligt eben den Zweck. So cheuen denn selbst die Kommunisten nicht vor der grenzenosen Heuchelei zurück, sich als Bauernretter aufzuspielen, zu welNachdem die Preisberichtstelle beim Deutschen Landwirtschaftsrat in Verbindung mit sämtlichen deutschen Landwirtschaftskammern und mehreren tausend Berichterstattern schon am 15. August 1926 eine Erntevorschätzung durchgeführt hatte, wurde am 15. Oktober eine endgültige Ernteschätzung(bei Getreide unter Zugrundelegung der Druschergebnisse) und eine weitere Erhebung der Vorräte in erster Hand vorgenommen. Bei dem Ergebnis der Ernteschätzung zeigen sich erhebliche Abweichungen gegenüber der Vorschätzung vom 15. August. Die Hektarerträge sind beim Wintergetreide im allgemeinen hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das gilt weniger für Winterweizen, bei dem ein großer Teil der Ueberschußgebiete, besonders die Grenzmark mit 19,4 dz je ha gegen 17,8 am 15. August, Provinz Sachsen mit 20,5 gegen 20,2 dz, Schleswig=Holstein mit 18,5 gegen 16,6 dz, Hannover mit 21,6 gegen 19,5 dz, Westfalen mit 18,1 gegen 17,7 dz, Anhalt mit 22 gegen 19,3 dz und Lippe mit 16,2 gegen 14,9 dz höher als bei der Vorschätzung gemeldet werden, sondern auptsächlich für Winterroggen, der fast im ganzen Reich geringere Hektarerträge aufweist. Demgegenüber hat aber ein Teil der Ueberschußgebiete nämlich der Grenzmark mit 12,1 gegen 11,6 dz, Provinz Sachsen mit 13,6 gegen 13,3 dz, Oldenburg mit 14,1 gegen 13,4, Braunschweig mit 18,3 gegen 17,1 und Anhalt mit 13,3 gegen 12,8 dz je Hektar höhere Erträge als nach der Vorschätzung aufzuweisen, so daß mit einer Vermehrung des Angebotes aus diesen Gebieten auf dem Getreidemarkt zu rechnen sein wird, trotzdem die Gesamtertemenge etwas geringer zu veranschlagen ist. Die Wintergerste entsprach im allgemeinen den Erwartungen. Eine unerwartete Entwicklung zeigte sich beim Sommergetreide. Hier hatte man im August die Lage sehr skeptisch beurteilt, da das Sommergetreide auf dem Halm vielfach lagerte und einen unerfreulichen Anblick bot. Zur Ernte war allerdings das Wetter günstiger als für Wintergetreide. Die Druschergebnisse erbrachten jetzt höhere Erträge, als man erwartet hatte. Zwar ist die Besserung für Sommerroggen, der auch nur eine geringe Rolle spielt, nicht so eheblich wie für Sommerweizen, der in Brandenburg mit 17,4 gegen 16,5 dz am 15. August, Pommern mit 21,6 gegen 17,6, Provinz Sachsen mit 20,8 gegen 18,7, Hannover mit 20,1 gegen 17,8, Westfalen mit 15,2 gegen 15,1, Rheinprovinz mit 17,4 gegen 15,7 und Baden mit 17 gegen 14,2 dz je ha beträchtliche Verbesserungen gegenüber dem 15. August aufweist. Bei Sommergerste und Hafer sind besonders in den Ueberschußgebieten die Erträge am 15. August viel zu niedrig eingeschätzt worden, wenn auch in Ostpreußen mit 12,4 gegen 12,9, in Schleswig=Holstein mit 19,8 gegen 21,8, im Freistaat Sachsen mit 17.9 gegen 20,4 und den beiden Mecklenburg mit 17,6 gegen 18,3 bzw. 9,7 gegen 12,5 dz je ha die Ergebnisse der Haferernte etwas enttäuscht haben. Die Lage in den wichtigsten Ländern gestaltet sich demnach folgendermaßen: Bayern Preußen 15.10. 15. 8. 1925 15. 10 1925 15. 10. Schätzung je ha: Winterweizen Winterroggen Wintergerste Sommerweizen Sommerroggen Sommergerste Hafer Kartoffeln Zuckerrüben di 16,7 13,6 21,3 18,6 11,9 16,3 18,0 123,9 262,9 dz 17,9 14,3 18,7 17,7 13,1 15,5 17,8 da 21,6 17,4 25,6 19,7 12,1 19,2 17,3 153,4 dz 12,— 10,2 12,1 9,0 11,2 12,9 10,3 94,0 dz 161 14,8 17,1 11,5 9,8 15,0 10,7 Freist. Sachsen 15.8. 1925 dz dz dz 21,7 12,8 19,6 15,8 15,2 17,9 25,1 15,3 20,8 17,6 18,7 20,4 26,3 20,4 28,0 17,5 19,9 19,6 — 261,3 218,2 130,6 104,7 145,0 162,6 260,5 190,5 256,0 247,1 Im ganzen betrachtet zeigt sich eine Verschlechterung der Lags in Ostpreußen, Pommern, Schleswig=Holstein, Freistaat Sachsen, Mecklenburg und Braunschweig gegenüber der Beurteilung vom 15. August. Wenn also weite Kreise auf Grund der ungünstigen Erntevorschätzung mit einer weiteren Verringerung der Zahlen bei der endgültigen Ernteschätzung gerechnet haben, so sehen sie sich jetzt getäuscht. Ein außerordentlich interessantes Bild ergibt sich bei der erneuten Ermittlung der Vorräte in erster Hand. Die Erhebung vom 15. Oktober erbringt gegenüber der vom 15. September einen starken Rückgang. Daß die Verminderung der Getreidevorräte in erster Linie auf den Verkauf zurückzuführen ist, bedarf keiner Betonung. Wir stehen immer noch am Anfang des Erntejahres; für die Verfütterung von Getreide hat bisher nur ein verhältnismäßig kleiner Anteil des Gesamtvorrats verbraucht werden können, da das Grünland in den letzten Wochen einen ungewöhnlich guren Stand aufwies. Am meisten haben sich die Bestände bei Wintergetreide verringert. Das tritt in den Ueberschußgebieten noch stärker als in den Zuschußgebieten in Erscheinung. Die an der Küste gelegenen Gebiete haben fast die Hälfte ihrer Gesamtweizenerzeugung abgegeben. Ostpreußen hat nur noch 53 Proz., Pommern 57 und Mecklenburg=Schwersn 52, auch Brandenburg nur 55 Proz. Bayern wies noch 57 und Württemberg 50 Proz. der Ernte aus. Als Roggenabgeber kam haupisächlich Mitteldeutschland in Frage. Pommern meldete noch 57, Brandenburg 52, Grenzmari 24, Schlesien 51, Hannover 44 und Westfalen 54 Proz. der Gesamternte. Sommergerste und Hafer waren verhältnismäßig weniger aus den Betrieben gegangen. Die Vorratszahlen in den richtigsten Gebieten betrugen in Prozent der Gesamternte in: Winterweizen Winterroggen Wintergerste Sommerweizen Sommerroggen Sommergerste Hafer Kartoffeln Zuckerrüben Diese Ziffern zeigen deutlich: Das Angebot auf dem Getreidemarkt dürfte keine Verringerung, sondern eher eine Zunahme er fahren. Alles Gerede, nach dem die Landwirtschaft künstlich m! der Veräußerung zurückgehalten hätte, ist töricht. Kein Landwirwird heute so unklug sein und versuchen, durch künstliche Zurück haltung seiner Vorräte die Preise zu steigern, und sich auf die ungewisse Preisgestaltung in den nächsten Monaten verlassen. Denn in den deutschen Getreideüberschußgebieten wird sich voraussichtlich bald ein vermehrtes Angebot geltend machen, da viele Landwirtfür die fälligen Wechselforderungen bare Mittel brauchen und eine Verlängerung der Verbindlichkeiten nur nachteilig sein kann. Wahrscheinlich wird auch vom Weltmarkte her sich bald eine preisdrückende Konkurrenz des Auslandsweizens bemerkbar machen Sowohl in Argentinien als auch in Australien ist nach dem gegenwärtigen Saatenstand mit außerordentlich hohen Ernteerträgen zu rechnen. Eine Zurückhaltung der deutschen Landwirie hätte aber nur dann Sinn, wenn die Abgeber ihre Vorräte bis zum letzten Viertel des Wirtschaftsjahres bei sich behalten und die mit der Lagerung verbundenen Unkosten und Verluste auf sich nehmen können chem Zwecke sie zunächst einen„Reichsbund der Kleinbauern" gebildet haben. Dessen Aufgabe soll sein: Bekämpfung der Steuer, Preis= und Zinskrisis. Man könnte hieraus auf eine künftige Gemeinschaftsarbeit mit den Rechtsparteien schließen, wenn man nicht die Tatsache berücksichtigen müßte, daß die Kommunisten im Parlament sich stets als die erbittersten Feinde der Bauern gezeigt haben. Als eingeschworene Gegner des Privateigentums werden sie deshalb bei der denkenden Landbevölkerung, bei der der Eigentumsbegriff glücklicherweise in Fleisch und Blut übergegangen ist, recht schlechte Geschäfte machen, mögen sie ihren „Kampf gegen die herrschenden Schichten" und ihre Sympathien für die werktätigen Bauern, Pächter und Siedler auch noch so marktschreierisch ausloben. Die kommunistische Gründung des Reichsbundes der Kleinbauern weckte natürlich den Konkurrenzneid der Sozialdemokratie, die den„Reichsverband landwirtschaftlicher Klein= und Mittelbetriebe“ ins Leben rief mit der Parole:„Keiner Partei dienstbar!" Mit Speck fängt man Mäuse! Den Gipfel der Verlogenheit und Heuchelei erreicht diese Landagitation aber, wenn ausgeführt wird, zu dem Zollschutz habe mit dem Einfuhrscheinsystem noch eine weitere Maßnahme treten müssen, die die volle und gleichmäßige Wirksamkeit der Schutzzölle erst gewährleiste Berücksichtigt man, wie die Sozialdemokratie jederzeit die Agrarzölle und das Einfuhrscheinsystem aufs heftigste bekämpft, mit welchen Schimpfwörtern sie unsere Landwirte bedacht hat, die einen Schutz für ihre Erzeugnisse forderten, wie sie jahraus jahrein die städtische Bevölkerung gegen die„Profitwut der Agrarier" aufgehetzt hat, so erstaunt man über die Unverfrorenheit, mit der offenkundige Tatsachen verleugnet, in ihr Gegenteil verdreht werden, wenn es gilt, Stimmenfang zu treiben. Bebel hat zwar auf dem münchener Parteitage der Sozialdemokratie die Bauern als die rücksichtsloseste, egoistischste und bornierteste Klasse der menschlichen Gesellschaft bezeichnet, darüber sind nun aber mehr als zwei Jahrzehnte ins Land gegangen, während deren sich die Sozialdemoüberzeugt haben müßte, daß die bäuerliche Bevölkerung nicht die mindeste Neigung bekundet, sich mit dem eigentumsfeindlichen Marxismus zu verbünden. Nach wie vor erblickt sie in diesem ihren Todfeind. Mit welchen plumpen Täuschungsversuchen, wie sie jetzt ausgesonnen werden, dürften der sozialdemokratischen Landagitation keine Erfolge beschieden werden, denn unsere Bauern wissen, daß das letzte Ziel des sozialdemokratischen Programms die Enteignung ist. An dieser programmatischen Forderung sind alle Versuche der Führer, ein sozialdemokratisches Agrarprogramm zu entwerfen, gescheitert. Es wäre aber wohl möglich, daß, nachdem die englische und österreichische Sozialdemokratie ein solches Agrarprogramm aufgestellt haben, die deutschen Genossen noch einen letzten Versuch unternähmen, um das Problem zu lösen. In einem Parteiprogramm wird man freilich nicht so gewissenlos täuschen und schwindeln können, wie in gelegentlichen Flugblättern. Immerhin wird die Landbevölkerung vor diesen Wölfen im Schafspelz auf der Hut sein müssen, denen jedes Mittel recht ist, um die Diktatur des Proletariats aufzurichten. Kurze Mitteilungen Neue Wohlfahrtsbriefmarken. Ab 1. Dezember gelangen, wie in den Vorjahren, Wohlfahrtsbriefmarken zu Gunsten der Deutschen Nothilfe zur Ausgabe. Die Wohlfahrtsbriefmarken werden bis 15. Februar 1927 bei sämtlichen Postanstalten mit Ausnahme der Postagenturen verkauft werden. Der Postverkauf dauert also in diesem Jahre 10 Wochen gegenüber nur 4 Wochen im Vorjahre. Die postalische Gültigkeit der Marken erlischt am 30. Juni 1927. Der Ertrag der Wohlfahrtsbriefmarken, die in Werten von 5, 10, 25 und 50 J zum doppelten Nennwert verkauft werden, ist wiederum zur Linderung materieller Notstände im ganzen Reichsgebiet bestimmt; insbe sondere sollen die Erträge zur ergänzenden Fürsorge für Kinder alte Leute und Erwerbsunfähige sowie für Speisungseinrichtungen aller Art Verwendung finden. Die Heilighaltung des Bußtages. In einem Runderlaß des preußischen Innenministers an die Ober= und Regierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten in Berlin wird ausgeführt, daß für die äußere Heilighaltung des Bußtages in Preußen die in den einzelnen Provinzen ergangenen Landespolizeiverordnungen nach Maßgabe der Erleichterungen gelten, die in den Erlassen vom siebenten April und vierten Oktober 1919 vorgesehen sind. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst dem Runderlaß entnimmt, dürfen am Bußtage in den Theatern allgemein ernste Stücke gespielt werden. Dagegen sind mit der Weihe des Tages unvereinbar und daher ausnahmslos nicht zuzulassen: Revuen, Operetten, Lustspiele, Komödien, Possen, Schwänke und dergleichen Aufführungen. In Lichtspieltheatern sind Filme religiösen oder legendären Inhalts sowie Lehrfilme und die von der Bildstelle des Zentralinstitutes für Erziehung und Unterricht in Berlin für volksbildend erklärten Filme mit Ausnahme derjenigen humoristischen Inhaltes zuzulassen. Mehreinnahmen aus den Realsteuern. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt folgende gemeinsame Verfügung des Innenministers, des Finanzministers und des Ministers für Handel und Gewerbe mit: Die Veranlagung der Realsteuern, besonders der Gewerbesteuer vom Ertrage hat für zahlreiche Gemeinden erhebliche über das Etatssoll hinausgehende Mehreinnahmen ergeben. Die Notwendigkeit der Schonung der Wirtschaft gegen jede vermeidbare steuerliche Belastung erfordert es, daß das unerwartete Mehraufkommen, soweit irgendmöglich, zu einer Entlastung der Steuerpflichtigen verwendet wird. Dies gilt in erster Linie für die Fälle, in denen das Mehraufkommen nicht oder nicht in voller Höhe zur Deckung bereits im Haushaltsplan ungedeckt gebliebener oder im Laufe des Rechnungsjahres neu entstandener Fehlbeträge gebraucht wird. Aber auch soweit solche Fehlbeträge noch zu decken sind, werden die Gemeinden zu prüfen haben, ob das den Anschlag übersteigende Aufkommen aus der Grundvermögens= oder der Gewerbesteuer eine andere Verteilung in der Beanspruchung der Einnahmequellen als im ursprünglichen Steuerverteilungsbeschluß notwendig macht. Bei djeser Prüfung werden mit Rücksicht auf die große wirtschaftliche Bedeutung der Angelegenheit die Berufsvertretungen auch dann zu hören sein, wenn ihnen ein formeller Rechtsanspruch hierauf gemäß§ 45 der Gewerbesteuerverordnung nicht zusteht. Erneuerung der Steuerkarten für Kraftfahrzeuge. Obgleich auf der im Besitz des Fahrzeughalters befindlichen Steuerkarte der Vermerk vorhänden ist, daß die Erneuerung der Steuerkarte drei Tage vor Ablauf der Gültigkeitsdauer zu beantagen ist, wird diese Frist in den meisten Fällen nicht innegehalten. Die pünktliche Einhaltung dieser Frist liegt aber im Interesse der Steuerpflichtigen; da das Finanzamt gemäß§ 170 A. O. bei nicht rechtzeitiger Erneuerung der Steuerkarte einen Zuschlag von 10 Proz. der endgültig festgesetzten Steuer fordern oder gemäß§ 377 A. O eine Ordnungsstrafe gegen den Steuerpflich tigen festsetzen kann. Nach§ 11 Abs. 2 Kraftfahrzeugsteuergesetz vom 19. Mai 1926 ist die Steuer, unabhängig von der Benutzung des Fahrzeuges, solange zu entrichten, als ein Fahrzeug bei der Zulassungsbehörde als zugelassen gilt.§ 6 der Verordnung über raftfahrzeugverkehr vom 5. Dezember 1925 in der Fassung der Verordnung vom 28. Juli 1926 bestimmt:„Soll ein Kraftfahrzeug zum Verkehr auf öffentlichen Wegen nicht mehr verwendet werden, so hat der Eigentümer der zuständigen höheren Verwaltungsbehörde(Zulassungsbehörde) hiervon Mitteilung zu machen und ihr die Zulassungsbescheinigung sowie das Kennzeichen abzuliefern; sobald dies geschehen ist, gilt das Fahrzeug als abgemeldet. Geht ein zum Verkehr auf öffentlichen Wegen zugelassenes Kraftfahrzeug auf einen anderen Eigentümer über, der das Fahrzeug weiter benutzen will, so hat der bisherige Eigentümer den Eigentumsübergang unverzüglich der für seinen Wohnort zuständigen höheren Verwaltungsbehörde unter Angabe von Namen und Wohnort des neuen Eigentümers anzuzeigen; er hat ferner dem neuen Eigentümer die Zulassungsbescheinigung gegen Empfangsbestätigung auszuhändigen und dieser seiner Anzeige beizufügen. Erst mit Eingang der Anzeige und der Empfangsbestätigung bei der höheren Verwaltungsbehörde gilt das Fahrzeug in der Person des bisherigen Eigentümers als abgemeldet.“ Von der erfolgten Abmeldung ist gleichzeitig dem zuständigen Finanzamt Mitteilung zu machen. Stellt sich bei einer Nachprüfung durch das Finanzamt heraus, daß die gemachten Angaben nicht zutreffen, so hat der bisherige Eigentümer Bestrafung mäß§ 359 A. O. zu gewärtigen. e der Hagelversicherung bei den öffentlich-rechtlichen Feuerversicherungs=Anstalten im Jahre 1926. Der Verlauf der Hagelversicherung im Geschäftsjahr 1926 muß infolge der vielfach aufgetretenen Unwetter im allgemeinen als ungüstig beraichnet wandan Mai dau aust fait aam nan gebezeich net werden. Bei den erst seit dem vorigen Jahre sicherungssumme von rund 138 Millionen Mark. Hiervon 17459 Versicherungen mit rund 112½ Millionen Versicherungsim allgemeinen rechtfertigen würde, haben die öffentlichen st d jedie Ans inrichtungen der Gemeinschaftskasse in Anspruch genommen. In vorstehenden Angaben ist das Geschäft der Bayerischen Landesversicherungsanstalt nicht enthalten. Jagd und Fischerei im November Rot= und Damhirsche haben außer in Bayern in den übrigen deutschen Staaten noch Schußzeit. Diese läuft noch allenthalben für Alt=, Schmal= und Damtiere, beginnt in Bayern erst jetzt für Wildkälber. Wo noch nicht geschehen, sind die Futterstellen alsbald instandzusetzen uno zu beschicken, da immer mit überraschenden schweren Schneefällen gerechnet werden muß. Der November ist der Monat der Gamsbrunst, die von Mitte des Monats ab, je nach der Witterung, lebhafter einsetzt, gegen Ende einzelnen deutschen Staaten noch dem Abschuß, doch ist er in den meisten auf Treibjagden verboten. Letztere sind nun in vollem Gang. Waldtreiben wechseln namentlich von der zweiten Hälfte des Monats mit Feldjagden ab und versammeln in der Regel eine größere bunte Schar von Schützen. Dabei mahnen, wie„Der Deutsche Jäger"(München) mitteilt, die sich bedauerlicherweise mehrenden Jagdunfälle zu äußerster Vorsicht bei Handhabung der Schußwaffe und zum rechtzeitigen Abschluß einer angemessenen Haftpflichtversicherung. Der Zug der Waldschnepfe dauert noch an, erlischt aber Ende des Monats. Sie und Fasanen beleben die Waldtreiben, doch sind die Hennen der letzteren tunlichst zu schonen. Dies empfiehlt sich auch gerade im heurigen Jahr bezüglich der Rebhühner, die durch Hochwasser sehr schwer gelitten haben und deren Schußzeit ohnedem sich zu Ende neigt. Der Enten= und Gänsezug gewinnt an Lebhaftigkeit, bringt zuweilen seltene Gäste und erhöht dadurch den Reiz der Pirsch und des Falls. Beim Haarraubwild entwickelt sich das wertvolle Winterkleid. Der Durchzug der Raubvögel hält noch an und der der Winterkrähen erfährt weitere Steigerung. Schlingenleaern und sonstigen Wilderern ist scharf nachzugehen und sind namentlich an Treibjagdtagen die übrigen Revierteile nicht ohne Aufsicht zu lassen. Auf den Treibjagden selbst empfiehlt es sich, auch dem Verhalten der Treiber einige Aufmerksamkeit zu schenken, damit nicht Teile der Beute verschwinden. Renken außer Kilche und große Maränen haben Schonzeit. See= und Bachsaiblinge sowie See= und Bachforellen laichen. Aesche, RegenbogenDie Schönbornkapelle in Würzburg. Die alte Bischofsstadt Würzburg hat ihr Gepräge durch die baufreudigen Fürstbischöfe des späten 17. und 18. Jahrhunderts erhalten. Die prächtigsten Bauten haben die aus dem Geschlecht der Schönborn mit Hilfe ihres berühmten Baumeisters Balthasar Neumann aufgeführt. Neumann hat in Würzburg das Schloß der ürstbischöfe, das Dehio als eines der größten architektonischen unstwerke Deutschlands bezeichnet und die Schönborn=Kapelle "liche Querschiff des Domes St. Kilian jener um in den Jahren 1721 bis 1736 erbaut und zeigt im Innern und Aeußeren die ganze schwelgerische Pracht der Hofkirchen jener Zeit. gebaut. Die an das nördli zweiflung durch Selbstmord endeten. Heinrich IV. fiel durch Ravaillac; der Täter mußte den Königsmord nach unsäglichen Qualen und Folterungen auf dem Blutgerüst büßen. Eine neue, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist, Blütezeit des politischen Mordes bricht mit der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts an. Rußland ist„die durch Meuchelmord gemäßigte Despotie“. Die Mörder entstammen den Hofkliquen, und der Lohn für ihre Untat besteht nicht felten in ihrer Erhebung durch den, dem sie durch ein Verbrechen den Weg zum Thron bereitet haben. Zar Paul I. von Rußland wurde am 23. März 1801 von einer Verschwörerbande umgebracht, an deren Spitze Graf Pahlen stand. Peter Ludwig Pahlen, damals ein Mann von 56 Jahren, hatte eine große Rolle in der russischen Geschichte gespielt. Als Offizier nahm er an Kriegen gegen Preußen, die Türkei und Schweden teil. Dann wurde er Diplomat und ging im Jahre 1791 als Gesandter nach Stockholm. Dort bewährte er sich so gut, daß ihn Paul I. zum forelle, Hecht, Schied und Barsch beißen noch. Die Hauptfangzeit für Huchen beginnt, Rutten können in Reusen gefangen werden. Lumpenelse Roman von Anny v. Panhuys, Copyrigth 1926 by Karl Köhler& Co., Berlin=Zehlendorf. 7)(Nachdruck verboten.) Hatte nicht eine süße, aber vor Erregung bebende Stimme eben ein lautes, empörtes Pfui! hinter ihm hergerufen. Es war niemand zu sehen, niemand. Er drückte die Tür heftig ins Schloß. Was kümmerte ihn das törichte, blonde Mädel, das keinen Spaß verstand? Weshalb lief ihm ihr verächtliches Pfui nach? Weshalb mußte er auch immer wieder an sie selbst denken, die so zart und fein aussah? Lumpenelse!" dachte er und wollte sich hochmütig wehren; aber es nützte nichts, während er die Treppen hinaufstieg, meinte er, sie deutlich neben sich hergehen zu sehen. Er sah die schmale Figur, das blasse, zarte Antlitz, das sich ihm zuwandte mit scheuen Rehaugen. Er ging schneller. Der Wein hatte den Teufel in sich, und der plagt mich nun! dachte er ärgerlich. Er schlief schwer ein. Gegen Morgen erwachte er mit hämmernden Schläfen. hatte böse Träume gehabt, und im Mittelpunkt stand immer das blonde Mädel aus der Altstadt, und ihr Pfui war ihm, wo er ging und stand, mit entsetzlicher Stärke nachgelaufen, war wie Sturm und Donner gewesen, wie eine mächtige Gewalt, die ihn zu Boden drückte. Axel von Rechberg gelobte sich, nie mehr so viel von dem Burgunder des Onkels zu trinken— er vertrug die Marke anscheinend nicht besonders gut. Allmählich gewöhnte sich Axel von Rechberg an die so völlig veränderten Verhältnisse, und Eduard Römer fand, daß es eine seiner besten Ideen gewesen, sich den Neffen geholt zu haben. Er war fleißig, pünktlich und konnte selbständig denken. Darauf kam es ihm besonders an, In einigen Jahren würde ihm Axel eine gute Hilfe sein, ihn entlasten können. Wenn sich Axel in der Art entwickeln würde wie Artur Wilmar, dann wäre es geradezu ideal, sann er. Artur Wilmer war einfach für den Banktisch geboren, und der noch verhältnismäßig junge Mann gab ihm immer wieder Gelegenheit, ihn zu bewundern. Wenn der zu irgendeinem Ankauf riet, an den niemand dachte, ja, entschieden Wie die Attentäter büßten... Das letzte Attentat auf den italienischen Ministerpräsidenten unterscheidet sich von den zahllosen Anschlägen auf gekrönte Häupter und führende Staatsmänner, an denen die Geschichte aller Zeit von Hipparchos bis Mussolini überreich ist, schon dadurch, daß der— vermeintliche oder wirkliche?— Attentäter, der fünfzehnjährige Anteo Zamboni aus Bologna, unmittelbar nach dem Schuß auf den Duce von der Volksmenge gelyncht wurde. In den seltensten Fällen sühnt der Urheber eines politischen Verbrechens unmittelbar nach der Tat. Zambonis Schicksal widerfuhr dem fanatischen Jacques Clement, der 1589 Heinrich III. von Frankreich in Et. Cloud ermordete und von einem Vasallen des Königs auf der Stelle niedergestochen wurde. Auch Hannodios, der mit seinem Freunde Aristogeiton 514 vor Chr. den athenischen Tyrannen Hipparchos, den Sohn des Peisistratos, ermordete, wurde sofort von Offizieren der Leibwache gerichtet, während Aristogeiton erst später ergriffen werden konnte und unter dem Streich des Henkers den Tod erlitt. Im Altertum und Mittelalter, besonders in der gefährlichsten Atmosphäre italienischer Stadtstaaten zur Zeit der Renaissance, lassen zumeist persönliche Motive, Herrschsucht, Habgier, Haß und Rache, den Gedanken zum politischen Kapitalverbrechen reifen. Fanatismus vergreift sich erst während der Religionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts in der Wahl der Mittel, mit denen die Weltanschauung des Gegners bekämpft wird. Eine Ausnahme machen der schon erwähnte Tyrannenmord in Athen und die Ermordung Cäsars; hier hat politische Gegnerschaft die Verschworenen zu verzweifeltem Entschluß getrieben. Brutus und Cassius entwichen mit ihren Helfern nach dem Kapitol; der Mord entfesselte den Krieg, in dem die beiden Cäsarmörder in ihrer Verder Palastrevolution, ohne aber die Früchte seines Staatsstreiches zu ernten. Der neue Zar Alexander I. liebte den gefährlichen Mann nicht, und Graf Pahlen zog sich— allerdings ohne jemals zur Rechenschaft gezogen zu werden,— auf seine Güter in Kurland zurück. Am 25. Februar 1826 ist er in Mitau gestorben. Begnadigungen von Attentätern sind häufig vorgekommen. Besonders auffällig war die Haftenlassung Oskar Beckers, der am 14. Juli 1861 auf Wilhelm I. einen Schuß abfeuerte. Durch den Schuß erlitt der König eine leichte Verletzung am Halse. Oskar Becker, der damals 27 Jahre alt, und der Sohn eines Odessaer Lyzeumsdirektors war, wurde zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf Fürsprache Wilhelms I. entließ man ihn im Jahre 1866 aus der Haft. Er ging nach Nordamerika und siedelte sich später im Orient an. Am 16. Juli 1868 ist er in Alexandria gestorben. In späteren Jahren machte Kaiser Wilhelm I. von seinem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch mehr. Max Hödel, der Klempnergeselle aus Leipzig, der am 11. Mai 1878 ein Attentat auf den deutschen Kaiser verübte, wurde am 16. August desselben Jahres enthauptet; ebenso erging es Karl Nobiling, der den Kaiser am 2. Juni 1878 schwer verletzt hatte. Auch die Attentäter, die im Jahre 1883 die zur Einweihung des Niederwalddenkmals bei Rüdesheim versammelten deutschen Bundesfürsten, an ihrer Spitze Kaiser Wilhelms I., in die Luft sprengen wollten, und nur durch einen ganz gewöhnlichen Regenschauer, der die Zündschnur zum Erlöschen brachte, an der Vollendung ihres Vorhabens gehindert wurden, erlitten den Tod durch Henkershand. Dasselbe Schicksal ereilte einen anderen berühmten Attentäter, Kart Ludwig Sand, der am 23. März 1819 den russischen Staatsrat und deutschen Dichter Kotzebue mit den Worten erdolchte:„Hier, Du Verräter des Vaterlands“. Sand wuroe vom mannheimer Hofgericht zum Tode verurteilt. Am 5. Oktober 1795 zu Wunsiedel geboren, hatte er in Tübingen Theologie studiert; 1815 trat er als Kadett in ein freiwilliges bayerisches Jägerregiment ein, und später beteiligte er sich an dem Wartburgfest der Burschenschaften. Er hat aus politischer Leidenschaft gehandelt und sich unmittelbar nach der Vollendung des Mordes selbst gefährlich verwundet. Man brachte ihn zunächst ins Hospital und überführte ihn dann ins Zuchthaus. Am 20. Mai 1820 wurde das Todesurteil an ihm vollstreckt. Die Oeffentlichkeit hat sich besonders viel mit dem italienischen Anarchisten Luccheni beschäftigt, der am 10. September 1898 die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich in Genf erstach. Da es in der Schweiz keine Todesstrafe gibt, wurde er zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Besucher des Zuchthauses behaupten, daß er grausam und menschenunwürdig behandelt worden sei. Selbst bei einem so brutalen Verbrechen sei es nicht angebracht, ihn in ewiger Dunkelheit unter der Erde wahnsinnig werden zu lassen. Tatsache ist, daß Luccheni von Zeit zu Zeit mit Dunkelhaft bestraft wurde, weil man ihm seine Wahnsinnsanfälle nicht glaubte. Er bewohnte sonst einen leichten luftigen Raum mit schöner Aussicht auf den Genfer See. In seinem Zimmer befanden sich außer einem guten Bett ein bequemer Schreibtisch und ein wohlgefüllter Bücherschrank. Unter den Attentätern, die heute noch leben, spielt der Wiener Sozialdemokrat Friedrich Adler eine besondere Rolle. Aus Unzufriedenheit über die Kriegspolitik der österreichischen Monarchie erschoß er den österreichischen Ministerpräsidenten Graf Stürgkh am 31. Oktober 1916 in einem öffentlichen Lokal. Er wurde eingekerkert, und nach einem sensationellen Prozeß am 19. Mai 1917 zum Tode verurteilt. Kaiser Karl begnadigte ihn dann zu zehn Jahren schweren Kerkers, und die Revolution schenkte ihm am 1. November 1918 nicht nur den Rest der Strafe. sondern erhob den Sohn des alten Sozialistenführers Viktor Adler zu hohen Würden. Friedrich Adler, der sich für die Beendigung des Krieges einsetzte, hatte also erheblich mehr Glück als der serbische Mörder Princip, dessen Tat der unmittelbare Anlaß zum Ausbruch des Weltkrieges gewesen ist. Princip erschoß am 28. Juni 1914 in Serajewo den Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin. Der Täter kam auf Lebenszeit in den Kerker, in dem der kränkliche junge Mensch noch während des Krieges starb davon abriet, dann bedeutete es stets einen geradezu glänzenden Erfogl. Er, Eduard Römer, der doch wirklich nicht der dümmste unter den frankfurter Bankiers war, hatte einmal zu ihm gesagt:„Ich glaube, lieber Wilmer, Sie verfügen über die Gabe des zweiten Gesichts, Ihnen erscheinen die Aktien, die sich ungeahnt hoch entwickeln, immer vorher!“ Acht= oder neunundzwanzig Jahre war Wilmer, aber in seinem Fache stand er über allen Angestellten der Bank. Am liebsten hätte er ihn zu seinem ersten Prokuristen gemacht, aber es ging nicht gut an, im Bankdienst grau gewordene Köpfe, die allmählich an erste Plätze gerückt waren, beiseite zu schieben. Hoffentlich besaß der Junge, der Axel, ähnliche Talente, dachte er hoffnungsvoll. Jedenfalls war er voll von gutem Willen. Eduard Römer hatte einkurzes Mittagsschläfchen gemacht und saß nun, eine leichte Zigarette rauchend, an seinem Schreibtisch, sich ein paar Notizen zu machen. Es klopfte. Er wußte, es war Maria, die ihm seinen Mokka brachte, um die Lebensgeister völlig frisch zu machen. Er lächelte ihr entgegen. „Na, Töchterchen, siehst ja so angeregt aus? Hast du auch ein Mittagsschläfchen gehalten?" Maria schenkte ihm ein. „Nein, Vater, ich habe mich eben mit Axel telephonisch unterhalten,— er hat nämlich antelephoniert— und er schwatzte so viel Ulk, daß es mich ganz lustig gestimmt hat." Eduard Römer hatte ein kurzes Mittagsschläfchen ge schen Axel und Maria ließ sich alles tadellos an, die beiden schienen ernstlich aneinander Gefallen gefunden zu haben, und man brauchte die zwei Leutchen nicht erst mit der Nase darauf zu stoßen, was man von ihnen wünschte. Maria hatte sich in den wenigen Wochen, die Axel in Frankfurt weilte, sichtlich zu ihrem Vorteil verändert. Ihr Wesen war leichter, sie lachte öfter als früher, und aus ihren Augen war der forschende Ausdruck geschwunden, der ihn so oft gestört, dieser Ausdruck, der ihm lauter als die lauteste Frage zuzurufen schien: Wohin gehst du, Vater, wenn du des Abends nicht heimkommst, was treibst du, wenn du tagelang verreist, weshalb lächelst du zuweilen wie in angenehme Erinnerung versunken, Erinnerungen, an denen ich, dein einziges Kind, kein Teil habe?— Es war gut, daß Axel so ablenkend auf Maria wirkte. Man war doch noch kein oller Tattergreis, der sich liebevoll mit der Pflege seines Podagras beschäftigen mußte, man war doch, was man im allgemeinen einen„Mann in den besten Jahren“ nannte. Wenn erst mal aus Maria und Axel ein Paar geworden, dann wollte er es sich besonders wohl sein lassen, ausruhen und das Leben genießen. „Wie gefällt dir eigentlich der Axel? Ich finde, er ist ein netter Kerl!“ fragte er in harmlosesten Tone, denn Mania durfie nicht merken, wohin er steuerte. Maria war arglos. „Ich mag ihn sehr gern, denke manchmal, es müßte hübsch sein, so einen Bruder zu haben. Das kleine, dunkle Bärtchen Eduard Römers zuckte. „Bruder“ war ausgezeichnet. Was können brave, kleine Haustöchter doch so herzerfrischend naiv sein. „Was hast du heute abend vor, Maria?" fragte er.„Ich kann leider nicht zum Nachtessen kommen, ich habe eine wichtige Besprechung mit einigen Kollegen.“ Er dachte daran, daß die Kollegen eigentlich nur eine Person war, und zwar eine wunderhübsche weibliche Person mit rotlockigem Haar und grünlichen Katzenaugen, geschmeidig wie eine Schlange und launenhaft wie— nun wie eben nur Rena Karwinsky sein konnte. Eine Rena Karwinsky war nicht zu vergleichen, mit niemand, sie war eine Klasse für sich. „Vater, an was denkst du eigentlich, du siehst ganz entrückt aus?“ unterbrach Maria seinen Gedankengang. Er schreckte zusammen. Donnerwetter, wie konnte er sich nur so gehen lassen. Schnell gefaßt erwiderte er:„Ich warte auf deine Antwort, Kind. Ich fragte dich doch: Was du heute vorhast?" „Freilich!" Maria lächelte.„Heute abend habe ich meine Freundin Fee eingeladen, sie will ein Stündchen kommen. Weißt du, sie singt so entzückende Ljeder zur Laute und nach vielem Drängen hat sie mir versprochen, ihr Instrument mitzubringen.“ „So, so, die niedliche Fee von Falkenhein kommt heute abend?" nickte Eduard Römer leicht hin.„Schade, daß ich heute nicht zu Hause bin, hätte auch gern gehört, was sie kann." „Ich glaube kaum, daß sie vor dir gesungen haben würde, Vater, Fee ist so scheu." (Fortsetzung folgt).