rüm. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Sonntags und Donnerstag. Anzeigen per Zeile 1 Sgr. 1868. Der Abonnements=Preis beträgt vierteljährl. 12½ Sgr. und durch die Post bezogen 15 Sgr. Prüm, Bitburg, Daun und den ehemaligen kreis St. bith. Donnerstag, den 19. Rovember. Nr. 93. Dreiundzwanzigster Jahrgang. Was gibt's Neues? Köln. Das Gerücht, daß außer dem Zimmergesellen T. auch noch dessen Bruder und ein Mann von der Severinstraße, des zwischen Deutz, und Kalk verübten Mordes verdächtig, verhaftet worden, beruht nicht auf Wahrheit. Nachdem der Verhaftete gestern abermals vernommen und viele Zeugen verbört worden, sind der letztern auf heute wieder ein Dutzend vorgeladen. Wenn T. auch fortwährend leugnet, so häufen sich doch die Indicien gegen ihn. So ist ein Mann ermittelt, der den muthmaßlichen Thäter in der Nacht vom Sonntag zum Montag auf dem Kalker Wege geseben hat, als er das bekannte Volkslied sang, in welchem die Zeile:„Mein Liebchen ist verschwunden“, vorkommt. Von anderer Seite hat man ihn, einen Pack unter dem Arme, in der Nähe des Rheines auf der Deutz=Mülbeimer Chaussee gesehen. Diese Thatsache scheint den auffallenden Umstand zu erklären, daß man den Kopf und die Kleidung des unglücklichen Märchens nicht aufgefunden hat. Ohne Zweifel sind sie in den Strom versenkt worden. Aachen, 12. Nov. Vor dem Assisenhofe wurde an den beiden letzten Sitzungstagen(10 und 11.) eine Anklage wegen Mordes verhandelt, welcher sich am Samstag vor Pfingsten d. J. in der Nähe des Hofgutes Bauweiler im Kreise Düren ereignet hat. Nach einigen bereits längere Zeit bestandenen Vexationen zwischen nahen Familien=Angebörigeu, war wegen des Eigenthums einer kleinen Parzelle Landes in den letzten Tagen vor dem unglücklichen Vorfalle der Streit beftiger geworden, man man hatte von beiden Seiten in Drobungen sich ergangen die an dem verhängnißvollen Pfingstabend leider zu einem blutigen Ende geführt haben. Es erschien nämlich am Morgen des besagten Tages gegen 6 Uhr der Angeklagte mit 2 Karren in Begleitung zweier Knechte auf dem streitigen Platze, woselbst der Getödtete sich bereits befand. Einer der Knechte des Angeklagten fuhr auf Geheiß des letztern in das mit Hafer bestellte Stückchen Landes hinein, als der später Gebliebene ihm mit den Worten entgegentrat; hier gebt kein Weg her, ihn mit seinen Pferden zurückhielt und dasselbe zur Seite warf. Der Angeklagte, welcher auf dem Karren gesessen, war von diesem heruntergesprungen; es hatte sich Wortwechsel entsponnen, durch welchen ein Bruder des Getörteten und drei Knechte herbeigezogen wurden, welche den sich nun entwickelnden Hergang ungefähr in folgender Weise darstellten; Der Angeklagte habe dem Getödteten ein aus der Tasche gezogenes Pistol in einer Entfernung von zwei Schritten vor den Kopf gehalten und abgedrückt. Das Zündbütchen habe geknallt, aber der Schuß versagt. Einer der Knechte hatte das Pistol dem Angeklagten abgenommen, dieser aber eine Stockflinte, die er in der Hand gehabt, dem Getödteten vor den Bauch gebalten, während er am oberen Ende gedrebt habe. Auch dieser Flinte hatte sich der Knecht bemächtigt, und dieselbe zur Erde geworfen. Erst jetzt hatte der Getödtete, der den Angeklagten nunmehr entwaffnet halten mochte, denselben ergriffen und ihn zwei Mal heftig zu Boden niedergedrückt, wo er ihn ohne ihn jedoch zu schlagen, eine kurze Zeit lang festbielt und ihn dann wieder aufstehen ließ. Der Angeklagte hatte sich nun etwa 10 Schritte weit zurückgezogen, beide Hände in die Hosentaschen gesteckt und dann ein Doschwesser mit weißem Stiel und einer Metallplatte(wie die Zeugen sich ausdrückten) herausgezogen, mit dem er in gebückter Haltung, auf den Getödteten beftig zugehend, demselben mehrere Stiche in den Unterleid versetzt hatte, welcher sofort stark blutend zusammengestürzt war. Auf das Geschrei der Knechte: er hat ein Messer war der Bruder des Geiödteten mit einem aus einem nahen Schanzenhaufen genommenen Stücke Holz auf den Angeklagten losgestürzt und hatte ihn der nun auch mit demselben Messer auf ihn eindrang und ihm mehrere Stiche, die jedoch nur dessen Kleidung getroffen, versetzte, wohl sechs Mal auf den Kopf geschlagen. Unter den Worten:„Ha, Bürschchen, du hast genug, ich aber habe nichts“, hatte sich dann der Angeklagte von dem Kampfplatze zurückgezogen, von welchem der schwer Verletzte in das nahe gelegene Haus getragen wurde. Trotz der schleunigst herbeigeholten ärztlichen Hülfe war derselbe nach wenigen Stunden eine Leiche. Bei der am zweiten Tage nachher vorgenommenen gerichtlichen Obduktion fanden sich an dem Körper des sehr kräftig gebauten jungen Mannes außer zwei wenig erheblichen Verletzungen des Unterleibes, in der linken Leistengegend eine, einen Zoll und fünf Linien lange, weit klaffende, das Muskelfleisch durchdringende Stichwunde, welche die größte Schenkelschlagader in einer Länge von 9 Linien durchschnitten hatte, welche Verletzung den Tod durch Verblutung zur nothwendigen Folge haben mußte. Auf die in Folge einer weitlänfigen Ugtersuchung erhobene Anklage der vorsätzlichen und mit Ueberlegung begangenen Tödtung erklärte der Angeklagte, daß er auf dem fraglichen Pletze zuerst angegriffen und derat nißhandelt worden sei, daß er sich im äußersten Zustand der Nothwehr befunden habe. Zwei der in seiner Begleitung befindlich gewesenen Knechte bekundeten im Widerspruche mit den anderen Zeugen den Hergang im Sinne des Angeklagten. Es wurden im Ganzen 67 Zeugen auf Anstehen der Staatsbehörde und des Angeklagten vernommen, von denen sich die meisten über die Moralität des Angeklagten und des Getödteten aussprachen. Die Geschworenen erklärten in der gestrigen Sitzung nach etwa halbstündiger Berathung den Angeklagten, der ihm zur Last gelegten vorsätzlichen Tödtung, jedoch ohne den erschwerenden Umstand der Ueberlegung, schuldig, nahmen dabei gleichzeitig die zusätzliche Frage: ob der Angeklagte durch eine ihm von dem Getödteten zugefügte Mißhandlung zum Zorne gereitzt auf der Stelle zur That hingerissen worden, zu seinen Gunsten an, worauf der Gerichtebof nach§ 177 des Str.=.=B. eine fünfjährige Gefängnißstrafe gegen den Angeklagten verhängte. Pauline Petit, eine 19jährige Waise, wohnte mit ihrem verheiratbeten Vetter Viktor Petit im Hause ihres gemeinschaftlichen Oheims, welche beide zu beerben hatte. Pauline hatte sich verlobt, was in dem neidischen Herzen der 26jährigen Frau Viktors den scheußlichen Entschluß hervorrief, die junge Miterbin aus der Welt zu schaffen bevor ihr Anrecht auf natürliche Erben übergehe. Dieser Plan wurde in wahrhaft satanischer Weise ausgeführt, indem sich die Mörderin dabei der Mitwirkung ihres eigenen vierjährigen Kindes berierte. Während sie nämlich Pauline veranlaßte, mit dem Kinde zu spielen, näherte sie sich derselben von hinten, warf ihr eine bereit gebaltene Schlinge über den Kopf und schleifte nun ihr Opfer dinund berzerrend in der Stube herum. Zum Glück war es der Strangulirten gelungen, einen Finger zwischen Hals und Schlinge zu bringen; es war ihr dadurch ermöglicht zu schreien, was Hülfe herbeizog. Die Petit besaß die Frechtheit zu behaupten, sie habe ihre Cousine an einem Balken erhängt gefunden und abgeschnitten. Der Assienhof erkannte wegen Modversuchs„unter mildernden Umständen“ auf 15jähr. Zwangsarbeit. Unter den Civilisten in Berlin gibt's noch bessere Reiter als den Kürassier=Lieutenant, der in 24 Stunden von Breslau nach Berlin ritt. Kaufmann Lechner z. B. ritt von 1861 au bis jtzt, ohne einen einzigen Tag vom Gaul zu steigen, und wenn der Gaul nicht aufgebört bätte, so ritte er heute noch, als Wechselreiter nämlich. Mit 8000 Thalern hat er vor zwei Jahren seine Handlung in Berlin gegründet, bei dem ersten Geschäfte in London 20,000 Thaler verloren, dennoch in drei Welttheilen fortgearbeitet, immer mit Wechselreiterei, und vor ein paar Tagen mit 260,000 Thaler Passiven sein Geschäft schließen lassen. Eine wilde Gans, welche im Frühjahre dieses Jahres durch einen Schuß des Apothekers K. in Kirchhain bei Marburg genöthigt wurde, ihre Rückreise nach dem vaterländischen Sibirien zu unterbrechen, rief damals ungemein viele Sympathieen hervor. Viele haben sie persönlich kennen gelernt und sich das schmucke, muntere Tbierchen, dessen gelähmter Flügel jetzt vollkommen gebeilt ist, ergötzt. Sie bat sich in dieser kurzen Zeit vollkommen acclimatisirt. Morgens frühe erbebt sie sich aus dem Hofe des Apotbekers in die Luft und mischt sich auf dem Weideplatze in der Nähe des Städtchens kunter die zahmen Gänse. Abends kommt sie dann mit diesen ganz munter nach Hause gewackelt und drückt sich zur Nachtruhe an ihren ihr sehr befreundeten großen Jagdhund an. Zu wünschen wäre, daß dies seltene und schöne Exemplar einer sibirischen Saatgans in einem zoologischen Garten aufgenommen würde. In der Umgegend von Trier hat ein toller Hund unsägliches Unglück an Menschen und Thieren angerichtet, ehe er getödtet werden konnte. Seinen eigenen Herrn hal er zweimal gebissen. In Danzig ist der Polizeidirektor Weier auf seinem Krankenlager katbolisch geworden und hat von dem dortigen katholischen Pfarrer die letzte Oelung empfangen. Neustadt a.., 8. Nov. Vorgestern und gestern war das Kreisgericht hier anwesend wegen Mißbandlung eines Kindes von Seiten der eigenen Eltern, vorzäglich der Mutter. Das Kind, vor der Verebelichung der Eltern boren, wurde in Jena erzogen; um Weibnachten bolte es der Vater. Seit der Zeit hat die Mutter das Kino gegeprügelt und es ihm an Nahrung und Pflege fehlen lassen. Statt des Bettes hatte das Kind einen Kasten mit Stroh bekommen. Der Arzt fand es dem Tode nahe, die Füße waren erfroren und brandig, der Körper voller Geschwüre, auf dem Kopf noch wenig Haare, die Fingernägel abgenagt, jedenfalls vor Hunger. So war das früher muntere Kind jetzt kaum zum Laufen fahig. Der Fall wird vor die Geschworenen kommen. Braunschweig, 31. Okt. Bei einem in Ridagsbausen stattgebabten Blande war der 14jährige Wilhelm Glindemann, Sohn des Maurers Glindemann von bier, in Begleitung mehrer seiner Mitschüler zur Brandstelle geeilt und stand vor einem Hause, kessen Dachstubl bereits berunter gebrannt war, als der Knabe im odern Stockwerke, vom Feuerschein erbellt, ein kleines Kind am Fenster stehen siebt, das, ohne die Gefahr seiner Lage zu kennen, spielend an die Fensterscheiben klopft, während die übrigen Bewohner das Haus bereits in aller Eile verlassen hatten. Der Knabe will sofort in das Haus stürzen, wird aber von den umstehenden Landleuten, welche die Spritzen bedienen, mit Gewalt und dem Bemerken zurückgebalten, daß sein Vorhaben seinen sichern Tod zur Folge haben würde. Von allen guten Rathschlägen merkte unser junger Held sich nur den, daß Wer in ein brennendes Haus gehen wolle, zuvor seine Kleider durchnässen müsse. Nach vielem Hin= und Herreden war er plötzlich verschwunden. Während die Anwesenden der Ansicht waren, er habe seinen Plan aufgegeben, war der Knabe nach dem in der Nähe befindlichen Graben geeilt, hatte sich in's Wassec geworfen und war dann in das brennende Haus geschlüpft. Die bereits brennende Treppe wankte unter seinen Füßen, doch mutbig steigt er bis zum obern Stockwerke und unter einem kräftigen Fußtritte sinkt die Thür zusammen. Das Zimmer ist voll Rauch, das in der Ecke stehende Bett brennt lichterloh, doch das Kind lebt, kommt auf ihn zugelaufen und hängt sich an seinen Hals. So beladen tritt er den gefährlichen Rückveg an. Glücklich passirt er die indessen noch wankender gewordene Treppe, kann jedoch wegen des Qualms den Ausgang nicht finden; auch die Hausthür brennt schon. Endlich bemerkt er eine durch die Wucht des Wasserstrabls hervorgebrachte Oeffnung in der Mauer und durch diese gewinnt er glücklich das Freie. Hier war man unterdessen von seinem Wagstücke unterrichtet und er wurde mit allgemeinem Beifalle begrüßt, dem er sich jedoch rasch entzog. Auf die nachber an ihn gerichtete Frage, weßhald er sich nach seiner heldenmüthigen That so rasch entfernt habe, autworteie er, er wäre in Zweifel gewesen, ob er nicht bestraft würde, da er sich ohne ein„rothes Band“(Abzeichen des Rettungsvereins) in das Haus begeben habe. Berlin, 14. November. Die von der Frankfurt a. O. Messe nach hier gekommenen Käufer waren in gedrückter Stimmung und haben weniger als gewöhnlich gekauft. Von Sohlleder sind, durch die andauernden Zufuhren bei schwacher Kauflust ziemlich große Vorräthe angesammelt und Verkäufe waren nur durch Zugeständnisse in den Preisen möglich zu machen. Von Brandsoblledern fanden deutsche zu etwas gedrückten Preisen, 36— 38 Tblr. pr. Ctr. größeren Abzug. In kräftigen Wildbrandsoblledern kann der Nachfrage durch Mangel an Vorrath nicht genügt werden; leichte Wildbranksoblleder wurden je nach Qualitätmit 35—38 Thlr. nur mäßig abgesetzt. Für Oberleder ist durch das unbefriedigende Ergebniß der Frankfurt a. O. Messe die Stimmung gedrückt. Frankfurt a.., 12. Nov. Je trauriger die Lage der Geschäfte, um so stärker werden in der Regel die Messen von Absatzsuchenden beführt und helfen dadurch noch die vorbandenen Calamitäten vermehren. So war es auch wieder in Frankfurt a. O. mit dem Artikel Leder. Wäbrend die wenigen Berliner Großbändler, welche noch aus alter Gewohnheit und um ihre Lagerhüter loszuschlagen die Frankfurter Messe besuchen, diesmal in Berücksichtig ung des gedrückten Geschäfts sehr wenig Waare mitgenommen hatten, waren die Fabrikanten zablreicher und mit größeren Vorräthen als gewöbnlich erschienen. Die Stimmung der Käufer war eine sehr flaue; die zugeführte Waare zum großen Theile von geringer Beschaffenbeit, und die Preise waren für die Fabrikation sehr ungenügend und berbe Verluste mit sich fübrend. Ein nicht kleiner Theil der zugeführten Waare blieb unverkauft.(Gerb.=.) In Rom ist der junze Graf O... aus Perugia als Dieb verbaftet worden. Er hatte Eingang in den vornehnsten und reichsten Häusern und diesen zu sehr gewandt ausgeführten Diebstäblen benutzt. Die Entdeckung, daß er ein Gauner sei, erfolgte in eigentbümlicher Weise. Er besuchte eines Tages den Cavaliere Marolli, der eben an seinem Schreibpulte beschäftigt war. Der Geaf merkte sich den Ort, an welchen der Pultschlüssel gelegt wurde. Der Cavalier lud ihn zu Tische, welche Einladung jedoch ab gelehnt wurde. Er beurlaubte sich, verließ aber das Haus nicht, schlich in das Schreibzimmer zurück, öffnete das Pult und bemächtigte sich einer Summe Geld und einer Rolle mit alten Münzen. Plötzlich trat ein Herr R. in's Zimmer, der den Grafen fragte, was er denn hier mache. Dieser schützte ein körperliches Unwohlsein vor, und entfernte sich, besuchte aber nach einigen Tagen das Haus wieder und medisirte gegen Herrn R. Mittlerweile war der Diebstahl entdeckt worden. Der Verdacht fiel zuerst auf den Koch des Hauses, dann auf Herrn., der sofort seine Begegnung mit dem Grafen erzählte. Man verbaftete diesen. Die in seiner Wohnung angestellten Nachsuchungen führten zur Auffindung der alten Mänzen, welche der Dieb, als er die Gens’armen kommen sab, in den Abtritt geworfen hatte. London, 11. Nov. Der dreifache Mörder ist entdeckt, hatt sich aber Montags, um Mitternacht, vermittelst eines starken Giftes getödtet, als die Polizei an seine stark verrammelte Thüre klopfte, um ihn festzunebmen. Einer seiner Nachbaren, der ihn ohne seine Frau und seine zwei Kinder zurückkehren sah, batte seinen Verdacht, daß dieser Mann der Mörder sein möge, der Polizei mitge1beilt. Er war in den Diensten einer Firma von Droguisten und scheint bei derselben giftige Pflanzen kennen gelernt zu haben. Man vermutbet, daß er den Krug Bier, den er sich an der Tbür des Green Dragon am Bishopsgate reichen ließ, vergiftete ebe er Frau und Kinder davon ttinken ließ. Als er dem Kutscher den Krug aus dem Wagen berausreichte, schüttete er den Rest des Inhalts auf das Plaster und gab dem Kutscher einen Schilling, um das Bier zu bezablen. Als er den Eisenbahn Omaibus in Holborn verließ, dem Kutscher das Fabrgeld und 6 Prnce als Trinkgeld und die Weisung gab, Frau und Kinder, nach Royal Oak zu fahren, während er in der Richtung von Holborn Hill verschwand, mußten die drei Opfer bereits den Wirkungen des Giftes unterlegen haben. In seinem Hause fand man eine kleine Flasche Sturmbut= oder Mönchskappe=Tinktur, welches Giftes er sich zu rem dreifachen Morde bedient zu haben schien. Deutschland. Berlin, 12. Nov. Der„Publ.“ erzählt folgenden hier vorgekommenen Fall eines Scheintodes: In der Nacht zum Montag sterb plötzlich die vierumzwanzigjährige Gattin eines biefigen Kaufmannes, nachdem sie einige Tage beitTägerig gewesen war. Als am Montag Abend der Ehemann ausgegangen wor, um einige auf das bevorstebende Begrädniß bezägliche Anordnungen zu treffen, wurden die Hausbewohner von einem Hülfegeschrei, das aus der Wobnung der Verstorbenen herzurähren schien aufgschreckt. Da sich diesee Rufen wiederholte und augenblicklich kein Schlosser zur Hand war, so wurde die Thüre welche zur Wohnung des Kaufmanns führte, mit Gewalt gesprengt. Nachdem die Hausbewohner dort eingetreten waren, fanden sie die Gattin des Kaufmanns vor, welche von einem Starrkrampf ergriffen, wieder zum Bewußtsein gekommen war und sich aus der vorderen Stube, in welche sie von der Leichenwäscherin und einer anderen Frau getragen worden war, in das Schlafzimmer geschleppt hatte. Schnell berbeigeholte ärztliche Hülfe brachte die vom Scheintode Erwachte wieder ins Leben zurück, und es ist jetzt Hoffnung auf Genesung der Kranken vorhanden. — 13. Nov. Der Gesammtvorstand des„Vereins der preußischen Rechtsanwälte“ hielt am 8. d. M. hier eine Sitzung; er hat seine Ueberzeugung in Beireff der Verpflichtungen, welche ein Rechtsanwalt im politischen Parteikampfe der jeweiligen Staatsregierung gegenüber habe, in ein Protokoll niedergelegt. Die jüngst bekannten Ausführungen des Obertribunals, daß ein Rechtsanwalt sich bei politischen Debatten dieselben Beschränkungen auferlegen müsse, wie ein unmittelbarr Beamter, haben die Veranlassung dazu geboten; das beireffende Protokoll des Gesammtvorstandes wird binnen Kurzem veröffentlicht werden. — In der heutigen Sitzung wurden die parlamentarischen Kämpfe bereits eröffnet, und dieses erste Gefecht, das gewöhnlich nur ein Plänkelei ist, entbrannte mit einer Heftigkeit, die man bei dieser Gelegenheit nicht erwarten konnte und ein Bild davon liefert, was wir in dieser Session zu erwarten haben. Wie sehr verschieden namentlich die Stellung der wenigen Altliberalen gegenüber dem Ministerium geworden ist, zeigte sich heute recht deutlich, denn gerade diese, die Herren Graf Schwerin, v. Vincke=Olbendorf und Lette, die in's linke Centrum eingetreten sind, waren die Hauptstreiter gegen das Ministerium, und die innere Erregung war namentlich bei den beiden ersten Rednern nicht zu verkennen, besonders bei Herrn v. Vincke, dessen persönliches. Verbältniß zum Könige eine bekannte Thatsache ist. Der Herr Minister des Innern vertbeidigte sich gegen die Vorwürfe, über die Wahlbeeinflussung verschiedener Beamten fast in derselben Weise, wie im vorigen Jahre Herr v. Jagow und mit eben so wenig Glück. Er mißbilligte die zu weit gebenden Bestrebungen mancher Landräthe und erklärte, daß Niemand für seine Abstimmung irgendwie bestraft werden solle. Herr Wagener debutirte mit einer Rede, in welchei er durch die Bebauplung, daß der Wahlerlaß des Grafen Schwerin dem des Grafen Eulenburg ähnlich sebe, Heiterkeit erregte; an Dreistigkeit fehlt es dem seudalen Redner nicht, auch nicht an Gewandtbeit und wir können uns im Interesse der Lebhaftigkeit der Debatten über seine Wahl nur gratuliren. So unvorbereitet diese Debatte in's Haus kam, so mächtig war der Eindruck derselben; sie ersetzte vollständig eine ganze Adreßdebatte und rief bei allen Anwesenden eine gehobene Stimmung hervor. Der Abgeordnete Waldeck hatte sehr Recht, als er gegenüber Schulze=Delitzsch behauptete, es sei vollständig genügend, die Ausschreitungen der Beamten zu stigmatisiren, und von SchulzeDelitzsch war es mindestens sehr übereilt, als er einen besonderen Antrag ankündigte, der vielfach als Antrag auf Einsetzung einer Untersuchungskommission nach Art. 8 der Verfassung gedeutet wurde. Weder die Fortschrittspartei noch das linke Centrum haben bis jetzt einen Beschluß in einer solchen Richtung gefaßt und wir könnten ihn auch nicht praktisch halten, denn was soll eine Kommission zur Untersuchung von Thaisachen, wo dieselben offen zu Tage liegen?!— Wie wir bören, werden die stenographischen Berichte über diese Sitzung oder wenigstens über den wichtigsten Theil derselben in einer besonderen Oktavausgabe gedruckt und für wenige Pfennige an Abgeordnete abgegeben, was uns eine sehr zweckmäßige Maßregel zu sein sdeint. Der Minister des Innern brachte die Preßverordnung zur Genehmigung ein; es wurde Schlußberathung angenommen, und nächsten Donnerstag wird darüber abgestimmt werden. Was in der Macht der Abgeordnetenhauses liegt, der Presse die Freiheit zu verschaffen, die sie nach dem Preßgesetze hat, wird auch unzweifelhaft an diesem Tage gescheben. — 14. Nov. Die preußische Regierung hat sich in der letzten Zeit wiederbolt in London und Kopenhagen dabin ausgespochen, daß durch die Annahme des neuen dänischen Verfassung= gesetzes die Lage der Dinge sehr erschwert und die Hoffnung auf eine friedliche Lösung wesentlich vermindert werde. Se. Maj. der König empfingen heut im Beisein des Hru. v. Bismarck den Botschafter Frankreichs und nahmen aus dessen Händen das Einladungsschreiben zum Kongreß entgegen. — Durch eine am 24. Sept. erschienene Verfügung des Unterrichtsministers sollen fortan fremde Sprachen (Latein und Französisch) von dem Lehrplan der Vorschulen der Gymnasien und Realschulen ausgeschlossen bleiben. Die Schulkollegien sollen darauf halten, daß bei den betreffenden Anstalten ihrer Ressorls„von dieser Ordnung nicht abgewichen wird.“ Der Unterrichtsminister hat einen nenen Lebiplan für den Zeichen- Unterricht auf Gymnasien um Realschulen angeordnet und eine Instruktion für die Prüfung der Zeichenlebrer neu erlassen. Letztere müssen, wenn sie an Gymnasien und Realschulen unterrichten wollen, vorber eine Prüfung entweder bei der k. Akademie der Künste in Berlin, oder bei den k. Akademieen der Künste in Düsseldorf oder Königsberg ablegen. Wo die Besoldung der Zeichenlebrer nicht ausreichen und zu deren Leistungen nicht im richtigen Verhältnisse stehen, sollen die unzureichenden Gehälter verbessert werden. — Die Zeidler'sche Korrespondenz meldet:„Der Schulvorsteher und königl. Domsänger Stechow ist aus letzterer Stellung entlassen worden. Derselbe war Wahlmann der demokratischen Partei.“ — Ein sehr großer Theil der Schulzen und Gerichtsmänner des Waldenburger Kreises ist wegen seiner Abstimmung bei den jüngsten Wablen in Dieciplinar=Unter= suchung gezogen worden. Die Vernebmungen haben, wie aus Waldenburg geschrieben wird, am 11. begonnen. Der§ 7 der Preß-Novelle lautet:„Der§ 38 des Preßgesetzes vom 12. Mai 1851 wird aufgeboben.“ Dieser zur Aufhebung bestimmte§ 38 des Preßgesetzes lautet:„Berichte von den öffentlichen Sitzun en beider Kammern, in so fern sie wahrheitsgetreu erstattet werden, bleiben von jeder Verantwortlichkeit frei.“ Der Minister des Innern hat im Hause der Abgeordneten in öffentlicher Sitzung am Freitag Nachmittag in seiner amtlichen Eigenschaft als Minister des Innern und Vertreter der Krone folgende Erklärung in Bezug auf Wahlbeeinflussungen und die Stellung der Beamten bei den Wablen abgegeben:„Vom Ministerium ist an die Behörden die Weisung ergangen, daß Niemand, kein mittelbarer und kein unmittelbarer Beamter für seine Stimmabgabe verantwortlich zu machen, am allerwenigsten aber gegen dieselben ein Strafverfahren einzuleiten sei.“ Trier, 17. Nov. Da die Hundesperre jetzt auch im hiesigen Regierungsbezirke besteht, so glauben wir unsere Leser, namentlich Diejenigen, welche Jagdliebhaber sind, auf ein in dem letzten Hefte des Rbeinischen Archivs für Civil= und Kriminalrechte abgedrucktes Erkenntniß des königlichen Obertribunals, Senat für Strafsachen, aufmerksam machen zu müssen, gemäß welchem eine auf Grund des Gesetzes vom 11. März 1850 erlassene, das Umberlaufen der Hunde schlechtbin verbietende Polizei=Verordnung auch auf Jagdbunde, während sie zur Ausübung der Jagd benutzt werden, Anwendung findet und die von einem Polizeigerichte aufgestellte Annahme, die Verordnung sei in dieser Hinsicht als den Gesetzen und dem Rechte des Jägers widersprechend, als ungültig und als das Gesetz verletzend, erklärt wird. Aachen, 10. Nov. Nach der N. Pr. Ztg. bat sich das Ministerium für die Errichtung der polytechnischen Schule in Aachen jetzt definitiv entschieden. Erkelenz, 12. Nov. Bei der heutigen Nachwahl wurde der Ober=Regierungsratb Osterratb(katb. Fraktion) mit 235 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. Hr. Meulenberg erhielt 69 Stimmen. In der ersten Sitzung der Zollkonferenz in Berlin standen sich Bayern und Preußen so schreff gegenüber, daß die erste Sitzung beinahe die letzte geworden wäre. In Berlin selbst fürchtet man, daß es zur Kündigung des Zollvereins kommen werde und ist gespannt, welche Mitglieder zur Rechten und welche zur Linken geben werden. Eine preußische Denkschrift soll darzulegen versuchen, daß Preußen ohne große Einbuße mit Sachsen und Braunschweig den Verein fortsetzen könne, wenn es den französischen Markt gewinne.(?) Mit großer Ueberraschung erfährt man aus der+Zeitung, daß Preußen so viele Diplomaten hat, daß es keinen einzigen mehr brauchen kann. Das Fach ist überfüllt und die ehrgeizige Jugend muß in einem anderen sich Lorbeeren zu erwerben suchen. In Danzig hatte ein Regierungsbeamter bei den Urwahlen für einen konservativen Wablmann gestimmt, aber vor dem Wahlvorsteher die Bemerkung zugefügt:„Auf Befehl! Derselbe ist deßbalb verantwortlich vernommen worden Das Königreich Sachsen hat sich trotz seines Unglücks von 1815, wo es die Hälfte seines Landes verlor, sehr geboben. Damals hatte es eine Einnahme von jährlich 2 Millionen Thaler, jetzt ist diese auf 11 Mill. gestiegen, obschon das Land kaum halb so groß mehr ist. In Wien, bat der ungarische Hofkanzler erklärt, daß er sich bei den Finanzausschuß=Sitzungen wegen des ungarischen Nothstandes durch einen Hofrath werde vertreten lassen Jedem armen Ungar, den der gegenwärtige furchtbare Nothstand getroffen hat, wäre es gewiß sehr erwünscht und angenehm, wenn er sich beim Hungerleiden auch durch irgend einen Herrn Hofrath vertreten lassen könnte. — Der König von Dänemark sagte: er sei im Stande die Republik zu proklamiren, denn er habe 3 Jahre in der Schweiz gelebt. In der Schweiz habe ich auch längere Zeit gelebt, deßhalb fällt es mir aber doch nicht ein, die Republik zu proklamiren. Louis Napoleon, Ex=Eidgenosse. Frankfurt, 10. Nev. Kaiser Napoleon III. erließ folgendes Einladungsschreiben an den Kongreß: „Mächtige und erhabene souveräne Fürsten und freie Städte des Erlauchten deutschen Bundes! Gegenüber den täglich entstebenden und sich drängenden Ereignissen halte ich es für unumgänglich, den Fürsten, welchen das Schicksal der Vörker anvertraut ist, meine ganze Anschauungen(toute ma pensée) zu sagen. So oft gewaltige Stöße die Basis der Staaten erschüttert und ihre Grenzen verändert haben, sind feierliche Verhandlungen gefolgt, um die neuen Elemente zu ordnen, die vollzozenen Umgestaltungen zu prüfen und zu weihen. Dies war die Aufgabe des westpbälischen Friedensschlusses im 17. Jahrbundert und der Verbandlungen in Wien im Jahre 1815. Auf diesem letzten Fundamente ruht heute das politische Gebäude Europa's, und dennoch stürzt es, wie Sie wissen, überall ein. Wenn man aufmerksam die Lage der verschiedenen Länder betrachtet, so ist es unmöglich, nicht zu erkennen, daß fast in allen Punkten die Wiener Verträge zerstört, verändert, verkannt oder bedroht sind. Daber ungeregelte Verpflichtungen, Rechte ohne Titel und Ansprüche ohne Zügel, eine desto dedenklichere Gefahr(redoutable), als die Civilisation, welche durch die Solidarität der materiellen Interessen die Völker unter sich verbindet, Vervollkommnu.„en erzeugt hat, die den Krieg nur um desto verbeerender machen würden. Es ist dies ein Gegenstand ernsten Nachdenkens. Warten wir nicht, um uns zu entscheiden, bis plötzliche unwiderstehliche Ereignisse unser Urtheil verwirren und uns wider Willen nach entgegengesetzten Richtungen fortreißen. Ich schlage Ihnen daher vor, auf einem Kongreß die Gegenwart zu reguliren und die Zukunft zu sichern. Auf den Thren berufen durch die Vorsehung und den Willen des französischen Volkes, aber aufgewachsen in der Schule des Unglücks, ist es mir vielleicht weniger wie einem Andern gestattet, die Rechte der Fürsten und die gesetzmäßigen Bestrebungen der Völker zu verkennen. Ich bin daber bereit, ohne vorbergefaßtes System in eine internationale Beratbung den Geist der Mäßigung und der Gerechtigkeit, das gemöhnliche Erbtheil der auf vielfältige Weise Geprüften, mitzubringen. Wenn ich die Initiative einer solchen Eröffnung ergreife, so gebe ich nicht einem Drange der Eitelkeit nach, sondern, da ich der Fürst bin, dem man zumeist ehrgeizige Plane unterschoben hat, liegt es mir am Herzen, durch diesen offenen und loyalen Schritt zu beweisen, daß mein einziges Ziel ist, ohne Erschütterung die Pacifikation Eurepa's zu erlangen. Wenn dieser Vorschlag angenommen wird, so bitte ich Sie, Paris als Ort der Zusammenkunft anzunehmen. Im Falle, daß die Frankreich verbündeten und befreundeten Fürsten es für passend hielten, durch ihre Gegenwart das Anseben der Verhandlung zu erhöben, würde ich stolz sein, ihnen eine herzliche Gastfreuneschaft anzubieten. Europa würde vielleicht einen Vorzug darin sehen, daß die Hauptstadt, welche so oft das Zeichen zu Umwälzungen gegeben hat, der Sitz der Conferenzen würde, bestimmt, die Basis einer allzemeinen Pacifikation zu entwerfen. Ich ergreife diese Gelegenbeit, um Ihnen die Versicherung meiner aufrichtigen Ergebenheit und des lebhaften Interesses, welches ich an dem Gedeihen des Staatenbundes nehme, zu erneuern. Hiernach, mächtige und erbabene Souveraine, Fürsten und freie Städte des Erlauchten deutschen Bundes, bitte ich Gott, daß er Sie in seinen heiligen Schutz nehme. Geschrieben zu Paris, am 4. November des des Heils 1863. gez. Napoleon. gegengez. Drouyn de Lhuys. Rußland. Warschau.„Die Deportationen nach#m Innern Rußlands und nach Sibirien dauern fort. Auch Frauen und Mädchen theilen dieses traurige Loos, und gewöhnlich erfahren die Angebörigen trotz aller Bitte nicht einmal den Bestimmungeort der Deportirten. Den Zustand unserer Stadt zu schildern ist schwer. Die Thore und Thüren aller Häuser sind geschlossen, auf den Straßen stehen ein paar Tausend Polizisten mit geladenen Revolvern und mit Säbeln bewaffnet, auf den Plätzen sind Baracken und Lager errichtet, von Einbruch, der Dunkelheit bis 9 Uhr siebt man wandelnde Laternen, jedoch nach 7 Uhr auch deren nicht mehr viele: alle öffentlichen Octe sind der strengsten Controlle unterworfen und haben meist stumme, höchstens Zeitungen lesende Besucher; Jeder= mann auf der Straße ist der Verfolgungslust und dem Uebermuthe der Soldaten ausgesetzt— dies ist unser Zustand.“ Dänemark. Kopenbagen, 15. Rov. Heute Nalmittag 3½ Uhr starb der König von Dänemark auf Schloß Glücksburg an Gesichtsrose. Frankreich. Napoleon war sehr gespannt, wie das Volk in Paris seine Thronrede verstehen weide. Als ihm Abends der Polizeipräfekt den Bericht erstattete: Sir, die Pariser lesen Krieg aus Ihrer Thronrede beraus! antwortete er nur: Das ist sehr aut!— Die Umgebungen des Kaisers sagen: Der Kongreß ist unmöglich, der Krieg unvermeidlich Dem Kaiser Napoleon fließt seine Einladung zum Kongreß wie Honigseim von den Lippen. Wenn er grade einlade, sagt, so tbue er es nicht aus Eitelkeit, sondern weil er unter allen Potentaten am meisten beschuldigt werde, ehrgeizige Pläne zu haben; er wolle jetzt beweisen, daß sein einziger Zweck die Berubigung Europa's ohne vorberige Erschütterung durch Krieg oder Revolution sei. Nach Paris lade er ein, weil diese Stadt so oft das Zeichen zu Umwälzungen gegeben habe; nun solle in derselben Stadt der europäische Frieden befestigt werden.— Ja, Brutus ist ein ehrenwerther Mann und hat es satt, 500,000 Mann Soldaten und 1000 Kanonen zu halten, nur um Europa den Frieden zu erhalten. Türkei. Aus Konstantinopel, 6. Nov., kommen Nachrichten aus Tiflis, welche melden, daß die Russen Kriegsvorbereitungen auf dem kaspischen Meere treffen. Griechenland. Athen, 6. Nov. Ein neues Ministerium ist gebildet. Der König hat das Prädikat„von Gottes Gnaden“ nicht angenommen, er nennt sich nur„Georg., König der Hellenen.“ Amerika. New=York, 31. Okt. Die Conföderirten haben das Unionisten=Corps Hookers bei Brown=Fury im Tennessee angegriffen; sie sind zurückgeschlagen worden. Die Besetzung der Lookont=Gebirge durch die Unionisten ist bestätigt worden. Die Unionisten besitzen Berg=Kanonen. — General Gümore hat Cbarleston bombardirt. Man versichert Lee habe 30,000 Mann an Abigdon in Virginien abgesandt. Dies Corps soll, nachtem es noch an jenem Orte mit 15,000 Mann unter dem General Jones verstärkt sein wird, gegen die Vorhut Burnsides in Bristol marschiren. Neu=York, 3. Nov. In Obio und Kentucky ist eine großartige Verschwörung entdeckt, welche den Zweck hatte, die gefangenen Konsöderirten zu befreien und die Staalsregierung zu stürzen. Zahlreiche Verhaftungen haben stattgefunden. Die russische Flotte wird im Hafen von Washington überwintern. Bei einem Besuche des russischen Admirals in Jersey erklärte derselbe, der Kaiser von Rußland sympatbisire mit dem Norden und wünsche, daß der Aufstand bale niedergeworfen werde. New=York, 4. Nov. Die Republikaner haben bei den Wahlen den Sieg davon getragen. Ihre Majorität in der Stadt New=York wird auf 15 bis 20,000 Stimmen veranschlagt. Die Demokraten(die dem Süden günstige Partei) haben seit vorigem Jahre 10,000 Stimmen verloren. Der republikanische Kandirat ist im Staate Massachussets mit einer Majorität von 40,000 Stimmen gewählt worden. Eine Beute der Wüstensöhne. Novelle. (Fortsetzung.) Er legte die linke Hand an seinen reichverzierten Scimetar, die rechte grüßend auf seine Brust und stand so vor Salmons still, der ebenfalls beide Hände auf seine Brust deckte und sich verbeugte. Wer seid Ihr? fragte er dann plötzlich in verständig gesprochenem Englisch. Wo kommt Ihr her? Die himmlischen Posaunen hätten dem Master nicht lieblicher tönen können. Nun Gott segne Euch, Herr! rief er aus. Ihr versteht englisch. Der Scheik zeigte seine weißen Zähne. Warum sollte ich kein Englisch verstehen? erwiederte er. Ich bin in Soor gewesen und in Maskat auf der Schule, ich Vieles gelernt. Habt Ihr Gold im Nichts als Indigokisten, versicherte Salmons. Aber helft mir das Schiff nach Maskat bringen, Ihr sollt viel Geld dafür bekommen. Dein Schiff gehört mir und meinen Brüdern, sagte der Scheik den Kopf aufwerfend. Der Prophei hat Euch Alle in unsere Hände gegeben. Du weißt, Scheik, erwiederte der Master in einem Tone, der zwischen Bitte und Drohung schwankte, daß der Iman von Maskat, Eben Ali Seie=Seid der Freunb der Engländer ist. Ich lache über den Iman, der nicht werih ist, die Spuren der Kameele des Stammes Ben=Yolath zu küssen! schrie der Scheik höhnend. Rimm deine Sinne zusammen, Freund, und denke darau, daß Maskat weit von hier ist. Es wimmelt von Männern unter den rothen Felsen. In einer Stunde werden dreihundett hier sein und eben so viele uns erwarten. Sind Alle, die da kommen, erst hier zur Stelle, dann sieh zu, wie es dir ergehen wird. Daher gib heraus, was du hast, und was mir gefällt, so kann es sein, daß ich euer Leben rette. Sir William hatte seine Uhr herausgezogen; als der Scheik von der Stunde sprach, in welcher jene dreihundert Diebe an Bord sein sollten. Es war eine feine goldene Ankeruhr, welche auf Punkt Neun zeigte; in dem Augenblick aber, woer sie in der Hand hielt und nach der Küste hinübersah, fühlte er einen Druck auf seine Finger, als ob diese von einem Schraubstock zusammengegueischt würden, und als er den Kopf zurücknandte, eiblickte er seine Uhr am Ohre des Scheik, der auf ihren Gang horchte und sie dann mit größter Seelenruhe in seinen Gürtel steckte. der ersten Minute war Sir William von dem kühnen Experiment so überrascht, daß er gleichsam starr vor Erstaunen seiner Uhr nachschaute, dann aber bemächtigte sich seiner eine Wuh, die vielleicht über seine Klugheit gesiegt haben würde. Er wollte. sich auf den Räuber sturzen, um ihm die Uhr zu entreißen die ein Geschenk Lady Esther's war, doch Master Salmons packt ihn fest am Arm. Lassen Sie mich los! murmelte der juuge Ofsizier sich sträubend. Dieser verdammte Gauner! Was will der ungläubige Hund! schrie der Scheik, seine wilden Augen und seine Nasenlöcher weit öffnend. Er wünscht deinen Namen zu wissen, Herr, sagte der Kapitan demüthig, um sich immer deiner zu erinnern und sich zu freuen, daß seine Uhr dir so wohl gefallen hat. Der Araber sah den Bestohlenen mit überlegenem Spotte rachsüchtig an. Reschid Scheik heiße ich, erwiederte er dann, das merke dir, und damit du dich mit ihm freuen kanst, Freund, so gib ebenfalls deine Uhr her. Kapitän Salmons zog mit einem Seufzer den kostbaren Chronometer aus der Tasche, den er eingesteckt hatte, um ihn möglicbst zu schützen. Reschid dagegen betrachtete das dicke Gehäuse mit Enizücken. Allah Herim! schrie er. Gott ist groß! Bleibt Alle dort in der Ecke stehen und wagi es nicht, euch zu rühren. Ich will hören, ob meine Brüder euch Gnade gewähren wollen, obwohl ich große Lust hätte, rem Burschen da, der der Sohn eines Esels sein muß, abzuschneiden und sie geräuchert nach Mekka zu schicken. Er deutete dabei auf Sir William, welcher noch imemr sehr höse aussah, und in sein Gelächter stimmte die ganze Horde ein, welche sich um ihn drängte und ihm folgte, als er die ungluckliche Schiffsmannschaft verließ. Bester Sir, sagte der Master, ergeben Sie sich in Ihr Schicksal und bringen Sie alle Zeichen von Aerger aus ihrem Gesicht. Ich kann nicht, erwiederte der junge Offiizier. Ich will hinunter, ich muß sehen, was aus Lady Esther geworden ist. Sie dürfen nicht fort, erwiederte Salmons. Sobald Sie unter die Rotte dieser berauschten Diebe treten, stößt der erste Beste Ihnen seinen Yatagan in die Brust. Ic habe alle Thüren zuschließen lassen und noch immer halte ich es nicht für unmoglich, daß, wenn es uns glückt, von dieser Noth lebendig zu entrinnen, auch die arme Lady mit uns davon kommt Sir William war Engländer genug, um kaltblütig zu uberlegen und einzusehen, daß der Master in Allem Recht hatte. Er nickke ihm dader stumm zu, strich über sein Gesicht als wollte er die Falten fortwischen, steckte dann die Daumen in die Armlöcher seiner Weste und setzte siv wieder auf seinen Platz. Sämmtliche Araber hatten sich inzwischen im Vorderschiff gesammelt, wo Reschid auf der Ankerwinde staud und eine Rede hielt, die er mit lebhaften Handund Körperbewegungen und dem lebendigsten Mienenspiel begleitete. Mehrmals wurde er durch das Beifallsgeschrei der Menge unterbrochen, aber auch zuweilen von einem kleinen, dicken häßlichen Kerl, der wie ein Bullenbeißer auesah und dessen lang hervorstehende Zähne von seinen wulstigen Lippen nicht bedeckt wurden. Dieser Mann tiug aber ebenfalls einen seidenen Feß auf seinem Kopfe einen rothen Gürtel um den Leib; er war ohne Zweifel ebenfalls ein Scheik und einer, der die Antorität Reschids über diese Versammlung sichtbar verminderte und streitig machte. Verstehen konnte Niemand, was Reschid begehrte und warum gestritten wurde, Salmens errieih jedoch, daß der Scheik den Vorschlag gemacht habe, da das Schiff Nichts ale Indigo enthielt, es für eine bedeutende Summe flott machen zu helfen und in den Hafen von Soor zu bringen, daß der kleine Kerl dagegen Nickits davon hören wollte und die Raubgier der nichte würdigen Rone ihn unterstütze. Nach einigen Miuten war die Sache erledigt. Reschid breitete seine Arme aus und schrie mit gewaltiger Stimme: Allah akbar! Gon will es haben! Der ganze Haufe aber schrie es nach und wie von einer Tarantel gestochen, fingen sie an zu springen und zu schnaufen, indem sie ihre Waffen über ihre Köpfe schwangen. Was haben die Diebe besprochen? fragte Sir William. Was ich voraussah, antwortete Salmons. Sie werden das Schiff bis auf den Kiel plündern, auch wir selbst miissen uns darauf gefaßt machen. Und kaum hatte er das gesagt, so erfüllte sich sein Wort.— Allah akhar! Allah akbar! heulte die wwürdige Gesellschaft mit solcher Gewalt, daß das Gesindel am Lande davon beizeistert wie unsinnig tanzte, sprang und schrie. Ohne darauf zu achten, setzten die Araber auf dem Schiffe ihren gesegneten Spruch fort, unter dessen Einwirkung sie mit Blitzesschnelle sich über das ganze Schiff ausbreiteten. Alle Lucken wwaren im Nu geöffnet, und wie Teufel fuhren sie hinein, die Einen die Andern überrennend, denn Niemannd wollte zuletz kommen. Der Haupttroß warf sich auf die Kajüte, und wahrsceinlich war es zwischen ihnen abgemacht worden, alle Beute welche dort gefunden würde, redlich zu theilen, soreit arabische Redlichkeit Dies aueführbar machte, d. h. soweit nicht mit aller, nur moglichen List Jeder Etwas für sich einstecken oder bei Seite schaffen konnte. Um Dies zu hinrern, hatten sich beide Scheils an die Spitze ihrer Männer gestellt und da die Thüre nicht weichen wollte, weil Salmons sie verschlossen hatte wurde sie alsbald durch einige gewaltige Fußtritte in Stücke zersplittert. Bei diesem Anblicke verlor Sir William den Rest seiner Geduld und Ergebenheit. Er sprang auf und rang mit Salmons, der ihn zurückhalten wollte. Lassen sie mich, rief der junge Offizier, ich muß hinab, muß helfen oder mit ihr untergehen! Damit rieß er sich los und war mit einem Satze mitten unter den Arabern, welche voll raubgieriger Erwartung die Treppe besetzt hiellen, auf welcher ihre beiden Chefs mit einigen ihrer vertrautesten Männern bis jetzt allein hinabgestiegen waren, um zu untersuchen, was der Prophet ihnen beschert hatte. Zu beiden Seiten taumelten die Wüstensöhne von den heftigen Stößen zurück, mit denen Sir William sich freie Bahn machte. Halt Herr, halt! Sie sind verloren! schrie Salnons ihm nacheilend in größter Bestürzung. Aber der ungestüme junge Mann hörte nicht mehr nach diesem Ruf und der Master sprang jetzt selbst die Treppe hinab, um, wenn er es vermöchte, Unglück zu verhüten. Wenige Minuten hatten hingereicht, in dem schönen großen Salon des Schiffes eine grauenvolle Verwüstuug anzurichten. Mit Beilhieben und Fußstößen waren die Thüren aller Kabinette eingeschlagen. Die Tische lagen umgestürzt die Schränke erbrochen. Die Quadranten und Sextanten, Barometer und andere Schiffeinstrumente, die Pistolen und der Degen Sir Williams, ein Koffer und sein prächtiges Neiseerui, Uniformen und Kleider, Alles besand sich schon in den Händen und Armen der jubelnden Wilden, und eben hob Reschid die Art auf, um die Thüre der Damenkajüte zu spalten, als Sir William mit einem fürchterlichen Schrei dazwischen sprang, den Scheik zurückstieß, daß er zu Boden stürzte, ihm die Axt entriß und sich mit ihr in solcher Stellung vor die Thüre pflanzte, als wolle er dem Ersten, der sich nahte, den Schädel einschlagen. Nichtswürdiger Giaur! Hund! schrie Reschid sich aufraffend und eine seiner langen Pistolen aus dem Gürtel ziehend, du wagst es hieher zu kommen? Schwetlich würde Sir William dem Tode entgangen sein, wäre Salmons dem Häuptling nicht in die Arme gefallen. Was willst du thun, Scheik? rief er ihm dabei zu. In dieser Kajüte befindet sich eine Frau. Dieser Mann will seine Frau schützen. Willst du eine wehrlose Frau beleidigen? Hinweg mit euch Beiden! brüllte Reschid, indem er den Master von sich schleuderte. Verfluchter Giaur, du mußt sterben! In diesem Augenblicke wurde die Thüre rasch geöffnet. Lady Esther stand vor den erhitzten Männern. Fortsetzung folgt. Vermischtes. (Alltagslügen.) Auf die alltaglich vorkommende Frage; „Was machen Sie?“ antworten die meisten Menschen mit einer Lüge, mit„Ich danke Ihnen!“ oder„Es macht sich!“ 2c. Würde sich Jede und Jeder die Ehre geben, die Wahrheit zu sagen, so antwortete auf die Frage: „Was machen Sie?“ der Advokot: Kosten, der Arzt: Todte, der Verliebte: Unsinn, die Verliebte: ein Paar Pantoffeln, der Bäcker: tlein Brod, der Wucherer: arme Leute, der Rentner: nichts, der Bundestagsgesandte: keinen Ernst, der schlechte Schauspieler: Fiasko, der Schuldenmacher: mich bald aus dem Staube, die alte Jungfer: sehr gerne Hochzeit, die Modedame: Staat, die Krinolinträgerin: die Straße eng, das junge Mädchen; Jagd auf einen Mann, der Dichter: Verse, das Stubenmädchen; Betten, der Finanzwinister: Papiergeld, der Soldat: den Staat arm, der Schneider: Leute, der Weinhändler; rothe Nasen, der Abgeordnete; eine vergebliche Reise, Gemeinnütziges. Alle, welche an Hals= und Brustübel leiden, bedienen sich des einfachen Mittels der Stollwerck'schen BrustBonbons. Dieselben sind nach der Komposition des königl. Geh. Hofrat#es und Professors Dr. Harleß in Bonn bereitet und haben in ganz Curopa seit mehr als 20 Jahren einen so außerordentlichen Ruf erlangt, daß die selben mit Recht als das beste und angenehmste bis jetzt bekannte Hausmittel gegen Hals= und Brustleiden, trockenen Reizhusten, sowie überhaupt gegen alle catarrbatischen Affeknonen auf das Gewissenhafteste zu empfehlen sind (Fortsetzung der angekündigten Räthsel.) Logagryph. Wir brechen, Durchstechen Die Rippen Der kalten Gewalten Der Klippen. —. Verantwortlicher Herausgeber E. Anzeigen. Holzversteigerung in Stadtkyll. Am Sonnabend den 21. November d.., Vormittaus 10 Uhr, läßt der Holzhändler Herr Kaspar Gaufer in loco Stadtkyll vor Unterzeichnetem 1) eine große Partie geschittenes Eichenholz, von verschiedenen Dimensionen, sowie 2) eine bedeutende Partie zu Lohkuchenhäuschen geeignetes Holz nebst Leisten und Brettchen dazu öffentlich und freiwillig gegen Zahlungs= Ausstand versteigern. Der Gerichtsvollzieher 659 Bohndorf. 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