Prüm. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Sonntags und Donnerstag. Anzeigen per Zeile 1 Sgr. 1863. Der Abonnements=Preis beträgt vierteljährl. 12½ Sgr. und durch die Post bezogen 15 Sgr. für die Kreise prüm, Bitburg, Daun und den ehemaligen Kreis St. bith. Sonntag, den 1. Novemher. Nr. 88 Dreiundzwanzigst Rr. 80. Terlanzwanzigster Jahrgang. Amt liche Bekanntmachung, betreffend den rechtzeitigen Eintrittstermin für die auf Beförderung dienenden jungen Leute. Durch die Allerhöchsten Orts unter dem 31. Okt. 1861 vollzogene Verordnung über die Ergänzung der Offiziere des stehenden Heeres ist die Zulassung zum Besuch der mit jedem 1. Oktober beginnenden Lehrkurse an den Kriegsschulen von einer vorgängigen fünfmonatlichen Minimaldienstzeit bei dem Truppentheil abhängig gemacht und angeordnet worden, daß die durch Krankheit, Urlaub oder aus anderen Ursachen nicht im ausübenden Dienst zugebrachte Dienstzeit auf diese vorgeschriebene Minimalzeit von fünf Monaten nicht in Anrechnung kommen darf. Es folgt hieraus, daß der 1. Mai jeden Jahres unbedingt als spätester Termin zum Eintrint für diejenigen jungen Leute angesehen werden muß, welche noch im Laufe desselben Jahres die Kriegsschule zu besuchen gedenken, während es wünschenswerth bleibt, daß der Eintritt wo möglich bereits zum 1. April stattfindet. Ein Eintreten nach dem 1. Mai zieht eine Zurückstellung von dem Kriegsschulbesuche bis zum 1. Oktober des nächsten Jahres nach sich. Da in neuerer Zeit vielfach aus Unkenntniß der bestehenden Bestimmungen hiergegen verstoßen worden ist, so wird auf die Wichtigkeit der Wahl eines rechtzeitigen Eintrittstermins für die auf Beförderung dienenden jungen Leute hiermit öffentlich hine gegiesen. Berlin, den 1. Oktober 1863. Kriegs=Ministerium. In Vertretung: gez. Hering. Bekanntmachung. In der Gemeinde Rommersheim sind vor Kurzem mehrere Stücke Rindvieh von einem der Tollwuth höchst verdächtigem Hunde gebissen worden und vor wenigen Tagen 8 Stück Rindvieh nach dem sanitätspoltzeilichen Gutachten höchstwahrscheinlich an der Wasserschen gefallen. Ich habe mich daher veranlaßt gesehen, für die Bürgermeistereien Prüm, Niederprüm, Rommersheim, Wallersheim, Schönecken und Dingdorf eine sechswöchentliche Hundesperre und für die Gemeinde Rommersheim die Viehsperre von gleicher Dauer anzuordnen. Prüm, den 24. Oktober 1863. Der königl. Landrath, Graeff. gehalten werden, die durch von Polizeiwegen bewirkte sofortige Vergrabung desselben entstandenen Kosten zu bezahlen. §. 4. Zuwiderhandlungen gegen diese Verordnung werden mit Geldbuße von 1 bis 3 Thalern oder mit verhältnißmäßiger Gefängnißstrafe geahndet.e r Prüm, den 25. Oktober 1863. Der Bürgermeister Klein. Polizei=Verordnung. In Folge höherer Veranlassung, sowie einer Mittheilung des hiesigen kgl. Landraths=Amtes vom 24. dieses Monats, wonach in der Gemeinde Rommers= heim sich vor Kurzem wuthverdächtige Hunde gezeigt und mehrere Stück Rindvieh gebissen haben, die alle an der Wasserscheu gefallen sind, wird hierdurch für den Umfang der Bürgermeistereien Prüm und Niederprüm auf Grund des§. 5 des Gesetzes vom 11. März 1850, über die Polizewerwaltung, verordnet, wie folgt: s. 1. Alle Hund sind von heute ab während sechs Wochen einzuhalten. §. 2. Kein Hund darf anders, als an der Leine oder Kette von einem zuverlässigen Manne in's Freie geführt werden. §. 3. Jeder umherlaufende Hund kann sofort von Jedermann getödtet und der Eigenthümer anNeues? In Berlin verlor ein reicher Russe seine Brieftasche, darin für 3000 Rubel Papiere sich befanden. Ein Knabe fand die Brieftasche und gab sie zurück. Der Russe schenkte dem Knaben aus Dankbarkeit für seine Ehrlichkeit— zwei große Birnen, Köln, 26. Okt. Im zoologischen Garten bat sich gestern Morgen ein sehr bedauerliches Unglück ereignet. Der mit Wartung der russischen Bären beauftragte Wärter wurde von einem derselben zerrissen. Der Wärter, welchem diese Bären noch sehr jung zur Pflege überwiesen waren, war früher oft zu denselben in den Zwinger gegangen und hatte die Thiere daran genöhnt, daß sie ihm Brod, Zucker 2c. aus dem Munde fraßen. Seit die Bären aber groß geworden, war ihm Seitens der Direktion streng untersagt, zu denselben in den Zwinger zu treten; nichts destoweniger war Dies gestern Morgen geschehen. Beim Eintresen wollte einer der Bären wie gewöbnlich das Stück Brod nehmen; dasselbe fiel zur Erde und der Wärter hatte den unglücklichen Einfall, dasselbe aufnehmen zu wollen. Der Bär, welcher gleichfalls nach dem Brode griff, wurde dadurch böse, versetzte dem Wärter mit der Tatze einen gewaltigen Schlag über den Kopf, so daß das Blut hinausströmte, und als der Unglückliche nun schrecklich aufschrie, wurde die Bestie wüthend, riß ihm mit einem Schlage und Bisse den Leib auf und begann das herausguellende Eingeweide zu fressen. Auf das herzzetreißende Geschrei eilte man mit Stangen herbei, aber der Bär ließ sich nicht abtreiben, einige Schüsse wurden abgefeuert,(die Gewehre sollen nicht mit Kugeln geladen gewesen sein) und endlich gelang es mittels des scharfen Wasserstrahls, einer auf die Bestie gerichteten Feuerspritze, das Thier zurückzutreiben, so daß die Reste des inzwischen verschiedenen Wächters berausgebracht werden konnten. Der zweite Bär hatte sib merckwürdigerweise bei dem ganzen Vorfall ruhig in einer Ecke sitzend verbalten. Trotz Aufklärung und Fortschritt nimmt der Teusel und sein Geschlecht in der heutigen Bühnen= und MusikLiteratur noch einen großen Platz ein und viel Interesse in Anspruch. Le diable à quatre— der krumme Teufe!—— Robert der Teufel— Gott und der Teufel — der Teufel in Paris— die Memoiren des Teufels — des Teufels Horn— die Liebe des Teufels— Goldteufel— der Teufelsbanner— 500,000 Teufel— der Sohn des Teufels— das Goldteufelchen— des Teufels Antheil— die Töchter Lucifers— der Teufel und seine Großmutter— Satansstreiche— der schwarze Teufel Der braven Wittwe Walburga Schonner in Mänchen brauchen die Feldzüge nicht doppelt angerechnet zu werden; sie hat auch nach der einfachen Rechnung am 23. Okt. ihren 100. Geburtstag mit einem Lob= und Dankamt gefeiert. Sie hat mit ihrem Manne, einem Feldwebel, als Marketenderin die bayerischen Feldzüge in Preußen, Tyrol und die beiden nach Frankreich witgemacht und oft im Kugelregen den Soldaten die einzige Labung zugetragen. Sie ist heute noch gesund und rüstig. Die größten Fleischfresser sind in Wien. In Paris kommen jährlich 86 Pfund Fleisch auf den Kopf, in Berlin 96, in London 107, in Wien aber 162.— Die österreichische Monarchie hat nach der jängsten Zählung Bei% Wäigg ner, in Ganen 500.000 Weiber Mit der Hopfenerndte ist man in ganz Bayern nicht Shast ug Herebruch d desten Hepsengegenen, wie Spali und Hersbruck, war der Ertrag ein sehr geringer. Auch die Preise sind den Hopfenbauern nicht hoch genug. „Ach wenn die lieben Eltern wüßten der Herren Söhne große Noth!“ Sogar fürstliche Söhne und SchwiegerSer;, aigen und, seuizen, so z. B. Einer in Franfut ..„,000 Thaler Schulden hat, darunter einen bösen Schuldschein von 6000 Friedrichsd'or, der nicht bezahlt ist. Das möchte immer sein, aber seine listigen Gläubiger haben ihn nach Frankfurt gelockt und lassen ihn nimmer van dannen zieden. Ein Anderer, mit dem Gefangenen nahe verwandt, soll seine Passiva sogar auf nabezu eine Million gebracht haben und etwas tremulirend in der Schweiz singen, Wieder ein Anderer anderswo. Das Schlimmste für sie ist, daß es die Herren Eltern wissen und daß diesen der Kopf, wie begreiflich etwas warm geworden ist und das Herz kälter. Am Luganer See ist eine große Thonwaarenfabrik plötzlich versunken. Kein Erdstoß war vorher erfolgt und die Ufer waren sehr fest und die Grundlagen der Fabri ste S. Der Weg auf den Bergriesen Pilatus in der Schweiz ist selbst für rüstige Fußsteiger beschwerlich und halsbrechend. Zwei Engländerinnen hatten sich in den Kopf gesetzt, hinaufzufahren und setzten das Wunder in einem #esanzers dozu gebauten einspännigen Wäglein durch. Nach 5 Stunden kamen sie ungebrochenen Halses auf der Spitze an. Der Führer erklärte: einmal und nicht wieder!—Eine 70jährige Dame erstieg das 10,000 Fuß hebe Oldenborn und wurde von sämmtlichen Alpenclubs zum Ebrenmitgliede ernannt. Eine andere Engländerin fiel in den Vierwaldstädter=See und wäre ertrunken, wenn nicht ein rüstiger Schwimmer sie gerettet hätte. Der Dank war aber sehr kühl; denn der Retter batte sie mit vollem Arm, statt mit bebandschuhten Fingerspitzen erfaßt. Als gleich darauf das Schooßhündchen der Dame in den See fiel, zahlte sie dem Retter freudis 100 Fr. Am Comersee ist der Berg bei Molina um Mitternacht eingestürzt und hat 4 am Abhang liegende Häuser mit den Einwobnern im Schlaf mit der Schnelligkeit eines Blitzes zerschmettert. Nur eine arme Mutter mit ihrem Säugling wurde noch lebend aus den Trümmern hervorgezogen. Ganz Unteregypten steht durch die Ueberschwemmung des Rils unter Wasser. Die Kanäle am Delta sind gesprengt, alle Dämme zerrissen; die Moräste der Küste sind aufgenüblt und verbreiten pestartige Dünste. Mehrere Dörfer sind ertrunken, ganze Heerden von Büffeln und Schafen sind zu Grunde gegangen, Damiette selbst steht im Wasser. Die Baumwollen=Erndte ist ganz vernichtet, die nach Kairo führende Eisenbahn zerstört. Ein Deutsch=Amerikaner, C. P. Hachenberg, ladet in einem amerikanischen Blatte zur Unterzeichnung auf eine neue Erfindung ein: Versehung der Häuser mit Musik durch elektrische Leitung. Er will eine„Musikfabrik“. errichten, mit einem Piano, als der Maschine, und einem Pianospieler, dem Maschinenarbeiter. Die Unterzeichner erhalten ein Piano, das mit dem Centralpiano durch elektrische Dräthe verbunden wied und nach Wunsch die herrlichsten Melodien ertönen läßt bei Tag wie Nacht. Deutschland. Okt. Die„Berliner Revue“ schreibt: Die königliche Staatsregierung wird gut thun, die Regierungsgewalt am Rhein ein wenig straffer anzuziehen und sich um die Schwarzseberei gewisser Intriguanten nicht zu bekümmern, oder doch zu bekümmern, indem man wenigstens Einem der Allerunzuverlässigsten Gelegenheit gibt, fern vom Präsidial=Gebäude darüber nachzudenken. „Der Eröffnung des Landtages fieht man zum 9. oder 10. Oktober entgegen. Die nächste Aufgabe der neuen A Versammlung wird nothwendig darin bestehen, die GesetzesVorlagen, welche sich auf die neuen Heeres=Einrichtungen und auf den Staatsbaushalt bezieben, endlich zuc verfassungsmäßigen Erledigung zu bringen. Der Staatshaus Halt bedarf der gesetzlichen Regelung zunächst für das laufende Jahr 1863, da das vorige Abgeordnetenhaus e durch sein Verhalten unmöglich gemacht hatte, die nöthigen Berathungen zu Ende zu führen. Ferner wird der Staatshaushalt für 1864 zu berathen sein. Da die Regierung aber seit vorigem Jahre den Grundsatz befolgt, die nöthigen Vorlagen für den Staatsbaushalt wo möglich immer so zeitig zu machen, daß die Feststellung schon vor Beginn des betreffenden Jahres erfolgen kann, so wird, wenn Alles seinen regelrechten und ungestörten Gang geht, in der bevorstebenden Landtagssession auch schon der Staatshaushalt für 1865 festzustellen sein. Für das Jahr 1862 ist bekantnlich ein Staatshaushaltsgesetz gar nicht zu Stande gekommen, und die Regierung hat de ßhalb norbgedrungen die unvermeidlichen Ausgaben auf eigene Verantwortung hin leisten müssen. Auch hierüber wwird dem Landtage, wie schon im vorigen Frühjahr, ein Rechnungsnachweis zu nachträglicher Genehmigung zugehen. Ferner wird die königliche Verordnung vom 1. Juni d. J. wegen des Verbotes von Zeitungen wie die Verfissung erfordert, dem Landtage sogleich nach seinem Zusammentritte vorgelegt werden. Obige Vorlagen, besonders die über den Staatshaushalt, werden dem Landtage von vorn herein gewiß ausreichend Beschäftigung gewähren. Wenn die Haltung des Abgeordnetenhauses auf ein ersprießliches Zusammenwirken boffen läßt, wie es zur Förderung der Landeswohlfahrt so sehr erwünscht und nothwendig wäre, so werden dem Landtage auch noch andere Gesetze zur Beratbung vorgelegt werden, vor Allem ein Gesetz über das Hypotbekenwesen und möglicher Weise eine neue Kreisordnung und das Unterrichtsgesetz. Fürerst ist freilich wenig Hoffnung vorhanden, daß es zu jenem erwünschten Zusammennirken kommen werde. (Prov Corresp.) Deutsche Regierungen bereiten sich zögernd und fast schüchtern vor, für Holstein mit Soldaten einzutreten. Holstein ist aber nur der eine Bruder und Deutschland ist an Schleswig=Holstein, an dem Zwillingspaar, das die Dänen auseinan der reißen wollen, gelegen; es nünscht die Ausdebnung der Bundesexekution auf Schleswig. Gustav Rasch errnnert in einem Flugblatte an das Elend und die Schmach in Schleswig.„Seit zehn Jahren hat die, dänische Regierung maßlose Anstrengungen gemacht, Schleswig in Sprache und Schule, Kirche und Verwaltung zu danisiren, und Dänemark einzuverleiben. In Schleswig ist in 5 Städten und 48 Kirchspielen an Stelle des deutschen Schulunterrichts der dänische Schulunterricht eingeführt. Von dänischen Predigern wird in dänischer Sprache gepredigt. Die Geschäftsfährung der dänischen Geistlichen findet in dänischer Sprache statt, alle kirchlichen Handlungen, bei denen die Gemeinden vorzugs weise inte ressirt sind, werden in dänischer Sprache vorzenommen. Die dänische Sprache ist die allein berechtigte Geschäfts= und Verwaltungssprache. Vor dem Krieze war im ganzen Herzogthum Schlesnig die Sprache der Legislatur deutsch, die Geschäftssprache der allgemeinen Lan desbebörden deutsch, die Sprache der Gerichtsbehörden war deutsch, die Sprache der Aeministration, der gerichtlichen und geistlichen Bekörden war deutsch. Sämmtliche verfassungsnäßigen und durch die Verträge von 1851 girantirten Bande zwischen den Herzogtbümern Schleswig und Holstein sind zerrissen werden.„Gleichberechtig ung der deutschen und dänischen Nationalität“ lautet die Zusage der dänischen Regierung im Januarpatent des Jahres 1852. Unterdrückung der deutschen Nationalität und Sprache nach allen Richtungen bin, mit Anwend ung aller Mittel und Kniffe— so redet heute in Schleswig die Wirtlichkeit. Institute und Anstalten, gelehrte Schulen in den Städten= und Bauernschulen, Konmui alverwalt ungen und Stützengilden, Kirchenbücher und Geschäftsregister, Landkarten und Ortsnamen, Lehrbücher und nissen schaftliche Werke, Irrenhäuser und Medicinalbe hörden, Wegweiser und Briefkasten, uralte Landeigewobnheiten, Apotbeken und Buchbandlungen sind in Schleswig danisirt worden: Um diese bieher in der Gescichte unethörte Knechtschaft der Geister in's Werk zu setzen, hält die dänische Regierung Schleswig unter einer schrankenlosen Tyrannei. Die Wirksamkeit der schleswigschen Ständeversammlung ist auf Null reducirt, die Presse ist überall in den Händen der dänischen Polizei; das Peiitionsrecht ist bis zur Lächerlichkeit herabgesunken, die Komm unalverwaltung ist überall den Dänen in die Hände gerathen; das Vereins= und Versammlungsrecht ist aufgehoben, Strafen an Leib und Vermögen weiden gegen die Deusschen in Schleswig vollstreckt, wo sie dem Könige oder bei der Ständeversammlung petitioniren; vollkommene Unsicherheit der Person und des Eizenthums vor den unaufhörlichen Angriffen der dänischen Beamken; ein über das ganze Land ausgebreitetes Retz von Spionage und Denunciation; der Ausschuß der dänischen Beamten, Geistlichen und Lehrer überall in den Aemtern und Stellen der deutschen Beamten und Pastore.“— Rasch, durch sein Buch über SchleswigHolsteins Zustände bekannt, fragt, ob Deutschland Schleswig wirklich den Namen des„verlassenen Bruderstammes“ führen lassen wolle. Deutschlands größtes Bauwerk ist die Herstellung des Kölner Doms: sie ist bis auf die beiden Hauptthürme vollendet und hat in 21 Baujahren etwas über 2 Millionen Thaler erfordert. Der Anschlag für Vollendung der Thürme lautet auf 3 Millionen Thaler. Baumeister Zwirner hat den Bau bis zu seinem Tode, 1861, geleitet; ihm folgte Baumeister Voigtel. Zwei Söhne des bekannten polnischen Grafen Wielopolski's geriethen im Kursaal in Homburg mit Kapitän Danjeleski in politischen Streit und Handgemenge; der jüngere Wielopolski zog einen Revolver, um auf den Kapitän zu schießen, wurde aber entwaffnet. Beide Wielopolski verließen Homburg zu Wagen; ihre Pässe weisen die Erlaubniß zum Waffentragen nach. Augsburg. Die Jubelfeier, welche zu Budweis am 50. Jahrestage der Leipziger Schlacht begangen wurde, hatte eine Spezialität, zwei Marketenderinnen, die bei Leipzig dabei gewesen: Barbara Marzik, 85 Jahre alt, und Katbarina Dreyer, 105 Jahre alt. Sämmtliche Studenten in Göttingen haben dem Rektor der Universität erklärt, der verletzten Ehre der Universität könne nur durch Auflösung des Kerps Genugthuung werden. Die Mächte in Deutschland, scheint's, warten sehr auf eine friedliche Erklärung der Dänen, und die Großmächte dringen auf eine solche in Kopenhagen. Dort soll aber bei König und Ministern neuereings die Kriegslust die Oberhand gemonnen haben. Sehr möglich, daß die Däneu erklären, die Feindseligkeiten seien eröffnet, sobald die deutschen Truppen in Helstein einmarschiren. Ein kaum glaublicher Uebermuth hat, in Landsberg a. d. W. den Festzug des 18. Oktober zerstört. Der Zug— mehrere Tausend Mann, die Behörden an der Spitze— war in vollem Gang, als ihm ein Gespann entgegenbrauste. Ein Rittergutsbesitzer aus der Nähe saß auf dem Bocke und trieb seine Pferde entgegen. In die Gasse ausbiegen! riefen ihm die Gensd'armen zu; er aber schlug auf seine Pferde ein, trieb sie in den Festzug und hieb mit der Peitsche rechts und links unter die Leute. Im Nu hatten ihn hundert Fäuste gepackt und vom Bocke gezogen; furchtbar gedroschen wurde er von den Gensd'armen in Haft gebracht. Bei Gelegenheit der Illumination, die in Chemnitz zur Erinnerung an die Leipziger Schlacht stattfand, hatte ein alter Bürger, der Obermeister., an seinem Hause folgendes originelle Transparent ausgestellt: 1813 Alles verloren, 1863 wie neu geboren, Nun laßt mich aber ungeschoren! Rund herum war Dasselbe mit einigen fünfzig Einquartierungszeiteln aus jenem Unglücksjahre eingefoßt. Zur Erläuterung muß bemerkt werden, daß der Aussteller damals schon Hausbesitzer, durch die Ueberlast der Einquar= tierung aber um sein Haus und sonstiges Hab und Gut gekommen war. Das Transparent versinnbildlichte lebhaft das Elend, das die Franzosenheerschaft zu jenen Zeiten über viele Tausende gebracht hat. Oesterreich. Lemberg, 24. Okt. Czaichowski hat die Russen geschlagen und ihre Waffen und Munitioa erbeutet. Die Russen zogen sich nach Staszow zurück. Krakau, 25. Okt. In der vergangenen Nacht wurden in Warschau viele Verbaftungen, darunter die der Pröpste, Bialobrzeskt, Wyskynski, und Stecki, die des Photographen Bayer, des Bankiers Kanitz, des Predigers Kramstnik und des Redakteurs Neufeld, vorgenommen; bei dem sächsischen Konsul fand eine Haussuchung und Versiegelung statt; der Konsul selbst wurde mit HausArrest belegt. Rußland. Warschau, 23. Okt. Wir stehen hier wieder am Vorabende wichtiger Ereignisse. Die Nationalregierung sordert die Bürger Warschau's auf, die Zahlung der vom Grafen Berg den Hauseigenthümern auferlegten Kontribution zu verweigern. Ein sogenannter Tagesbefehl des Stadthauptmannes vom 21. d. besagt deutlich, daß es den Bürgern verboten ist, diese Kontribution zu entrichten, weder freiwillig noch im Zwangswege. Der diesem Verbot Zuwiderhandelnde soll standrechtlich bestraft werden. Da man weiß, daß die revolutionären Behörden bei ihren Befehlen keinen Spaß verstehen und Niemand sein Leben auf's Spiel setzen will, so zahlt auch vorläufig Niemand. Aber auch Graf Berg spaßt nicht und wird alle möglichen Maßregeln ergreifen; um die reuitenten Steuerpflichtigen zur Zahlung zu zwingen. Daß in Folge dessen größe Excesse zu erwarten stehen, unterliegt keinem Zweifel, und wir seben mit banger Erwartung dem 1. November als dem Präklusivtermin zur Leistung der Kontribution entgegen.— Mittlerweile ist gestern wieder ein Polizei=Agent mitten auf der Straße am hellen Tage erdolcht worden, und zwar auf der lebhaftesten Straße Warschau's. Der Thäter ist entkommen. Dies ist im Laufe der Woche bereits der dritte Fall, und wir gewinnen jetzt die Ueberzeugung, daß Graf Berg mit allen seinen Polizei=Anstalten diese schreckliche Volkejustiz nicht zu beseitigen im Stande ist. Uebrigens thut die Regierung das Ihrige und räumt unter der polnischen Jugend gründlich auf. Fast täglich werden junge Leute massenhaft nach Sibirien und Rußland verwiesen; gestern sah ich einen solchen Transport expediren, lauter blutjunge Menschen von ungefähr 15 Jahren. Die Zustände in Warschau werden grauenhaft. Die Beitreibung der 10procentigen Einkommensteuer steht am 1. Nov. bevor. Graf Berg bedrohzt die Widerspänstigen mit Exekution, Konfiskation, Deportation(nach Sibirien), der Revolutionsausschuß die Zahlenden mit dem Tode. Ganze Transporte Polen, darunter viele Frauen und Jungfrauen, gehen nach Sibirien ab. Die Straßen wimmeln von Soldaten und Polizisten und dennoch fielen 3 Anhänger der Russen auf offener Straße unter dem Dolche der Mörder; die Letzteren entkamen. Die Kosaken brauchen die Kunte gegen alle Vorübergehenden, sie reiten auf die Bürgerstiege und in die Kaufläden hinein. Die Mannszucht hat furchtbar gelitten. Dänemark. In Hannover sowie im Königreich Sachsen haben die Truppen, welche an der Exekution in Holstein theilnehmen sollen, Marschbefebl erhalten. Frankreich. Paris, 27. Okt. Morgen, den 28.., läuft die letzte, Dänemark gestellte Frist zu Ende. Bis jetzt traf nicht die mindeste Nachricht ein, die zu glauben berechtigt, daß der König gewillt sei, nachzugeben. Wird nun die Exekution unmittelbar erfolgen oder werden Fristen pro forma jetzt an Stelle der offiziellen Fristen treten?! Hier glaubt Niemand daran, daß die deutschen Souveräne darein willigen werden, einen Krieg zu beginnen inmitten der Gäbrung, die alle Geister bearbeitet. Im Seebade Biarriz sah an einem schönen Tage dieses Sommers Kaiserin Eugenie mit ihrem Gemahle den Fischern zu, wie sie im Freien tanzten. Ein bübsches Mädchen stand traurig bei Seite und tanzte nicht. Warum tanzst Du nicht? fragte die Kaiserin.— Mit Wem soll tanzen? mein Schatz ist in Mexiko; soll ich mit Anderen tanzen und ihm untreu werden, wahrend Jeuer vielleicht im Lazareth liegt?— Eugenie sah den Kaiser an und dieser trat vor und sagte: Aber tanzen sollst Du dech und weil Dein Jeon für mich in Mexiko kämpft, will ich für ihn mit seiner Mariette tanzen; ein Dienst erfordert den andern!— er faßte den Arm der schmucken Dirne und tanzte mit ihr wie ein flotter Bursche. Georg, der blutjunge König der Griechen, macht in Paris seine Antrittsbesuche. Der Kaiser reitet und fährt mit ihm aus und sein oberster Kammerherr führte ihn in die große Oper. Plötzlich fragt er ihn: Wünschen Ew. Majestät hinter die Coulissen zu sehen?— Ich danke, sagte der König, es gefällt mir gut genug, was ich hier sehe.— Georg ist durch diese Antwort fast populär geworden, aber die Tänzerinnen haben ihm Rache geschworen. Amerika. New=York, 17. Okt. Die ganze kouföderirte Armee überschritt am 8. den Rapidan; der unionistische Oberbesehlshaber Meade verließ Culpepper und zog sich über den Rappabanock gegen Manassas zurück. Am 14. fand ein für die Konföderirten nachtheiliges Gesecht bei der Station Briston statt. Der konförerirte General Lie machte einen erfolglosen Versuch, über Chantilly Meade in den Rücken zu kommen, da Meade sich nach FalrfaxCourt=House zurückzog.— Berichte aus Chattanoaga melden: General Bragg hat den unionistischen General Burnside genöthigt, sich jenseits Athen zurückzuziehen, wodurch dessen Verbindung mit Rosenkranz abgeschnitten ist.— Die Berichte aus Charleston gehen bis zum 9. Oktober. Die Konsöderirten machten einen vergeblichen Versuch, das unionistische Panzerschiff„Jronsiees“ in die Luft zu sprengen. Der Richmono Whig empfiehlt die Ausweisung der britischen Konsuln aus den konföderirten Staaten, weil dieselben blos bei dem Präsidenten Lincoln beglaubigt seien. — Die Regierung läßt offiziell erklären, daß die Nachricht, die Konföderirten unter Lee hätten den Potomac überschritten, unwahr sei. Der Präsident Lincoln hat 300,000 Freiwillige zu den Fahnen gerufen. Eine Kriminal=Geschichte des vorigen Jahrhunderts. Aus dem Blämischen von I da v. Düringsfeld. (Schluß.) Der gute Selm bemerkte nicht, daß, so oft er sich zu einem der Fremden wandte, der Andere aus einem kleinen Fläschchen, welches er im Aermel verborgen hielt, ihm Etwas in seinen Wein goß. Dies hatte zur Folge, daß der Wein dem jungen Krooner mit einer ungewöhnlichen Schnelligkeit und Kraft in den Kopf stieg und ihn völlig trunken machte. Wir wollen nicht Alles berichten, was zwischen dem benebelten Bräutigam und den beiden Fremden vorfiel, die völlig nüchtern blieben, wir begnügen uns zu sagen, daß sie Selm Krooner ein Papier vorlegten, und daß man auseinanderging, nachdem er es unterzeichnet hatte. Zwei Tage später erschienen die Fremden Abends im Hause des Schulzen, und zeigten Selm das Papier vor. Obwohl Selm es in der Betrunkenheit unterzeichnet hatte, erkannte er es doch für die Schrift, welche er von dem Kleinsten der Fremden hatte aufsetzen sehen, und wurde todtenbleich, als er den Inhalt des Papieres las. Machteld, die junge Braut, welche gekommen war, um den Abend mit der Familie des Schulzen zuzubringen, fiel zu Boden und gab kein Zeichen von Leben mehr, während die übrigen Frauen das Haus mit dem angstvollen Geschrei erfüllten:„o Gott, hab' Erbarmen mit uns, die Seelenverkäufer, die Seelenverkäufer!“ war der Name, welchen man damals den Werbern gab, und welchen ich, als ich noch jung war hundert Mal mit Abscheu habe aussprechen hören. Selm erkannte seine Unterschrift, und stand, wie zu Stein geworden, neben seiner geliebten Braut, welche, wie vom Blitz darniedergeschmettert auf der Erde lag. Der jüngste Tag hätte nicht mehr Verwirrung und Todesangst hervorbringen können, als das Erscheinen der Werber im Hause des Schulzen. Man bat, man flehte, man bot Geld, man drohte, Nichts konnte die Abscheulichen bewegen. Plötzlich sprang der alte Schulz wie ein gereizter Löwe hervor, schlug mit der Faust auf den Tisch und rief mit einer durch Schmerz und Wuth erstickten Stimme:„Schurken, das soll nicht geschehen! Mein Soyn bleibt— wo nicht, macht Euch bereit! Und er sprang nach dem Urkasten und holte Gewehr hervor. Die Werber zuckten mitleidig die Achseln un sagten dem Schulzen freundlich, er möchte doch einmal an die Hausthüre gehen. Kroonec ging, und und mit gesenktem Haupte zurück. Aller Widerstand war nutzlos, vor der Thüre standen acht starke Kerle, bis an die Zähne bewaffnet Wenige Minuten später war Selm fort, ohne daß man ihm erlaubt hätte, noch einmal nach seiner Braut zu sehen. Wenn man die Leiche des braven Jungen aus dem elterlichen Hause getragen hätte, würde kaum bitterlich geweint worden sein, wie jetzt. Die Seelenverkäufer waren mit ihrem Gefangenen schon ein großes Stück vom Dorf entfernt, und wollten eben über die Vrucke der Wassermühle, als das Pferd des Einen durch das Geräusch des Mühlrades scheu wurde, und zu steigen begann. Der Reiter hielt sich im Sattel, konnte aber nicht verhindern, daß sein Pferd den Kopf zwischen die Beine nahm und spornstreichs nach dem Dorfe zurückrangte. Sein Gefährte suchte ihn die ganze Nacht durch, aber umsonst eilte er in der Finsterniß herum. Gegen Morgen endlich setzte er in der Ueberzeugung, daß sein GeStraße fart. e seinen Weg auf der bestimmten Er täuschte sich; am Abend des folgenden Tages fanden die Dorsleute in den Höhen gegen die Heidegrenze zu ein lediges Pferd, und in einer tiefen Sandgrube einen Menschen, der mehr todt als lebendig war. Es war der kleinste der beiden Seelenverkäufer. Er hatte aus dem Munde eine große Menge Blut verloren, athmete fast nicht mehr, und lag ohne Bewußtsein, genug, Alles ließ annehmen daß sein Ende nahe sein. Dorfes, derselbe; welcher Huibe und Jeurie Jokke in ihrer schrecklichen Krankheit behandelt hatte, war herbeigeeilt, und hatte den Verunglückten entkleidet. In demselben Augenblicke kamen auch der Schulz und der Pastor an. rste, was Krooner that, war, sich einer zu bemächtigen, welche aus der Tasche Gerschreiuv käufers siel, und glücklicherweise die i b u n g e n t h i e l t, w e l c h e S e l m u n t e r z e i c h n e t sein und hatte. Der Pastor las sie und sing an zu zittern. Er sah eine bekannte Hand, es war dieselbe, wie auf dem Zettel, welchen damals die Diebe in der Kirche zurückgelassen hatten. „Kennt Ihr diesen Menschen nicht?“ rief er voll Erschutterung aus.„Es ist doch der Kleinste der dies geschrieben hat— kennt Ihr ihn nicht?“ Der Barbier wusch eben das Haupt des Seelenverkäufers, dessen kohlschwarze Haare unter seinen Händen plötzlich blutroih wurden. „Jeurie Jokke!“ riefen plötzlich zwanzig Stimmen zugleich.„Der Brandstifter, der Kirchendieb, der Heiligthumschänder!“ sagte der Pastor, feierlich die Hand nach ihm ausstreckend. Ja, es war Jeurie. Ein Schrei des Abscheues stieg aus der Menge empor, und man drängte sich drohend um den bösen Sohn von Huibe Jokke. Ohne die # S des Schulzen und des Pfarrers wäre dei Seelenverkäufer nicht lebend aus der Sandgrube gekommen. Der Barbier hatte ihm am Arme zur Ader gelassen. Jeurie Jokke schlug die Augen auf, holte leichter Athem und kam endlich wieder zur Besinnung. Unter Geschrei und Drohungen wurde er auf einen Karren gesetzt, nach dem Dorfe geführt und gut bewacht in den Thurm gesperrt. Nach zwei Tagen war er fast gänzlich hergestellt, und konmie seine Lage überschauen. Er kam bald zu der Ueberzeugung, daß seine Sache sehr schlecht stand, und daß er ohne einen besonders glücklichen Zufall, den er nicht erwarten konnte, rettungslos verloren sei. Und dabei sollte er sich nicht einmal an Selm Krooner gerächt haben! Bei diesem Gedanken biß der Sohn des Scheerenschleifers sich in die Lippen, und sein Negergesicht nahm den schauerlichsten Ausdruck an. Seit acht Tagen hatte Krooner kein Auge zugethan. Tag und Nacht war er darauf aus, den alten Scheerenschleifer und dessen Frau zu fassen. Obschon sie seit so vielen Jahren nicht mehr in der Gegend gesehen worden waren, glückte es ihm doch, auf ihre Spur zu gelangen. Kaum waren vierzehn Tage verflossen, so kamen Vater und Mutter, dem Sohne Gesellschaft zu leisten. Das Gericht ging in der damaligen Zeit mit wenigen Umstänte zu Werke; nach zwei Tagen schon war die ganze Untersuchung zu Ende. Auch war sie einfach und leicht gewesen. In der Stadt, wo Jeurie Jolke seit einigen Jahren seinen abscheulichen Beruf ausübte, war er, wenn gleich unter einem andern Namen, von Jederman gekannt, und da sein Gewerbe ihn täglich zum Schreiben nöthigte, kannten viele Hunderte auch seine Haudsbrift. Diese wurden durch Sachverständige mit der Schrift in den zwei Brandbriefen, sowie mit der auf dem Zettel verglichen, welchen der unbedachtsame Junge in der Kirche zurückgelassen hatte. Die vollkommene Uebreinstimmung wurde um so leichter bestätigt, da Jeuries Hand eine ganz eigenthümliche war und sich seit den sieben Jahren, daß er das Dorf verlassen hatte, durchaus nicht verändert hatte. Dennoch würde man, so wenig Beweise man damals auch nöthig hatte, auf diesen einzigen hin die Gefangenen nicht haben verurtheilen können, aber Roosje, die seit der Zeit, wo wir sie nicht mehr gesehen haben, sieben Jahre älter geworden, und schon sehr kaselig war wußte ost nicht mehr, was sie sagte. Velens im ersten Verhör hatte sie sich hineingeredet, im zweiten verrieth sie Alles. Den nächsten Tag wurden Vater, Mutter und Sohn zum Strang verurtheilt. Den Tag vor der Hiprichtung besochte der alte brave Dorfpastor die Gefüngenen im Spinnhause. Der Mann kam mit schwerem Herzen heim, und sagte zu sich selbst: „Wie ist es doch möglich, daß solche Menschen zu sterben wagen, wie sie gelebt haben!“ Tags darauf lief die ganze Meierei von Herzogenbusch nach der Stadt, um die berüchtigte Scheerenschleiferfamilie hinrichten zu sehen. Als das Glockenspiel acht Uhr zu schlagen anfing, betraten die Verurtheilten das Schaffot, und das Stückchen war eben kaum aus, als bereits alle drei am Galgen hingen.0 Aber schon zwei Tage nach der Gefangennahme des Seelenverkäufers war der junge Selm Krooner wieder in seinem Dorfe und umhalste seine Eltern, seine Frunde, den Pastor und seine liebe Braut, die aus Bekümmerniß um ihn beinahe des Todes gewesen war. Kurz darauf wurde die Hochzeit vollzogen, und noch niemals war ein solches Fest gefeiert worden, wie an dem Tage, wo der junge Krooner getraut aus der Kirche kam. Seit dieser Zeit wird im Dorfe au Stehlen und Brandstiften nicht mehr gedacht, sondern man lebt Beid Saut Riei 946 noch einen Schlag Menschen gibt es, nicht gern sieht: das sind Ruf um Hülfe. Ein entsetzliches Unglück hat am 13. d. M. die preußische Kreisstadt Ahaus im Regierungsbezirk Münster, Provinz Westphalen, betroffen. Nachdem am 10. das gegen 4 Uhr Morgens entstandene Feuer bei ruhiger auf drei Häuser beschränkt und volkommen gelöscht an., tral am Abende des 13., als die kaum beruhigte Einwohnerschaft wiederum durch Feuerruf erschreckt wurde, die Flamme fast im Mittelpunkte der Stadt dergestalt verheerend auf, daß bei stürmisch= wechselndem Winde innerhalb einer Stunde die ganze enggebaute Stadt von ihr ergriffen und nach weiteren zwei Stunden dieselbe in einen Schutthaufen verwandett wurde. Kirche und Schule liegen in Trümmern. Beim Morgengrauen sah man nur noch die Unglücklichen, die, um die ausgebrannte Gaertend“ Sse dez.Perzweislung nabe, die Rainen anstarkten. Eir hanen taum das nackte Leben aus den Flammen zu retten vermocht. Da die Früchte bereits sämmtlich eingescheuert waren, so haben dieselben Alles verloren. Die Gebäude waren überdies durchweg kaum zum halben Werthe, die Mobilien und Früchte meist gar nicht versichert. Der nahende Winter läßt einen Wiederzu. Die Rald der Aszebreanneg : Die ge#ruanten ist deßhalb gar nicht zu eschreiben und droht mit dem Eintritte des Winters nöthig: es gilt hier die unglücklichen Abgebrannten vor dem Hungertode zu bewabren. jeder Art nimmt das unterzeichnete mul ster in Empfanz. Die Expeditionen anderer Tialler werven um Aufnahme dieses Hülferufs ersucht. Ahaus, den 14. Oktober 1863. Das Hülfs=Komitee. Freiherr von Keickerinck=Borg, Landrath. Tuisting Bürgermeister. Stroetmann, Pfarrec=Verweser. Haselmann, ev. Pfarrer. Brandis, Kreisgerichtsdirektor. .. Olbenkott, Kaufleute. Ziegler, Reusch, Kreistichter. Koop, Gerichts=Assessor. Bahlmann, Kreisgerichts=Setretar. Ferie, Rentmeister. Forckenbeck, Hillers, Sommer, Rechts=Anwalte. Vösensell, KreisSeiretär. Dr. med. Düpre. Dr. med. Tyrell zu Keis=Deoulirter. Hof de u Coeborg, bei Gerich#: vo zum Abaus bei Ahaus. Schulze. . vorsteher von Ammeln. von Martels auf Horst bei Abaus, Amtmann. Bruns, Pfarrer. Reinig, Kaplan zu Schöppingen. Broicher, Pfarrer zu Wüllen. Herpert, Land=Dechant zu Stadtlohn. Rave, Bürgermeister und Amtmann zu Vreden. Höllander, Bürgermeister. Tilenius, Amtmann zu Stadtlohn. (Fortsetzung der angekündigten Räthfel.) Charade. Mein(Zusamnmengesetzies Hauptvort. Trein Erstes bahnt mit Rosenhänden Des müden Pilgers rauhen Pfad; Und ehrst du seine Himmelsspenden,— Lass' rollen dann der Zeiten Rad! Das Zweite schlägt oft tiefe Wunden Beseligt oft wie Liebeslust; Des Friedens Glück hast du gefunden, Drückt's segnend dich an seine Brust. Siebt dich mit freundlich liebem Blicke Das Dritte mächtig schützend an, greift kein widerlich Geschicke Als Feind in deine Lebensbahn. Doch zortverflochten mit dem Zweiten Muß stets das zarte Erste sein;— Will wilde Kraft das Hanze leiten, Dann stürzt dein Erdenhimmel ein. Ferner wurden gelöst: Nr. 64.— Charade, Trauergottesdienst. Fuß=, Bienen=, FischM.— den 24. Oktober 1863. —. In der vorigen Nummer d. Bl.,„Auflösung der bishe erschienenen Räthsel“ Nr. 54, Silbenräthsel, lies sta „Handlungen“„Handlanger“. Verantwortlicher Herausgeber C. Plauw. Anzeigen. Bekanntmachung. Am Montag den 2. November., Nachnittags 3 Uhr, werde ich in meinem Amtslokale die Anstellung der Civilarrestanten Transportfuhren pro 1864, an den Mindest nehnenden öffentlich in Verding geben. Prür, den 30. Oktober 1863. Der Bürgermeister 631 Klei n. Bekamtmiachung. Am Montag den 2. November., Nachmittags 2 Uhr, werde ich in meinem Amtslokale die Versteigerung über das Fillen und Aufarbeiten der dies jährigen Gemein debrand=Holzschläge meines Amtsbezirkes öffentlich an den Mindestnehmenden vornehmen. Prüm, den 30. Ostober 1863, Der Bürgermeister 630 Klei n. Versteigerung Der obersten Kopper=Mühle. An DonnerStag den 5. November 1863, Vormittags um 10 Uhr, lassen die Geschwister Dionysius zu Kopp bei MürLenbach, schriebenen Gebäulichkeiten, begrenzt vom Wege nach Hemmeres, vom Wege nach Auel und dem übrigen Theile der beschriebenen Wiesenund Ackerparzelle— tarirt zu 450 Thaler und 2. Ein Garten, Flur 4, Nr. 26 7/16, groß 46 Ruthen, neben Erben Lenz zu Hemmeres und dem Dorfwege, torirt zu 20 Thaler, öffentlich bei brennenden Lichtern zur Versteigerung ausgeboten werden. Die Vorakten, sowie das Bedingnißheft liegen in der Amtsstube des kommittirten Notars offen. Prüm, den 24. Oktober 1863. Ganser, 629 Notar. Holzverkauf in königl. Forsten. Am 7. November 1863, Vormittags 10 Uhr, werden zu Knaufspesch die bei dem Unten bezeichneten Schlage bemerkten Hölzer in kleinen Loosen dem meistbietenden Verkaufe öffentlich ausgesetzt; Forst Hontheim, Schlag Gippenheld. 125 Klft. Eichen=Knuppel, 30 Klft. Eichen=Reiser in Loosen. Malberg, den 28. Oktober 1863 Der königl. Oberforster, 628* Schmitz. Am Dienstag, den 3. November l.., Für Kirmeswirthschaften werden alle Sorten Gläser und Flaschen billigst verkauft und verliehen bei Johann Godefroid in Prüm. Für Brustleidende! Der seit bereis 10 Jahren durch seine stets günstigen Wirkungen bekannte grat von G. A. W. Mayer in Breslau ist allein ächt die ½ Fl. zu 1 Thlr. u. die ½ Fl. zu 15 Sgr. in Prüm bei H. Bodenbach und in Neuerburg bei Schillinger zu haben. Attest: Ew. Wohlgeboren ersuche ich, mir für inliegenden Betrag von Ihrem weißen Brust=Syrup umgehend per Post zwei Fläschchben zu senden. Ich leide bereite 14 Tage an einem fehr heftigen Husten, der eine Art Stickbusten ist, welcher namentlich in der Nacht heftig auftritt, und soll ihr Syrup auch gegen diese Art Husten ein Heilmittel sein. Die zweite Flasche ist für eine Dame, die schon bedeutende Erfolge durch Ihren Syrup bei ihrem veralteten Husten nachweisen kann. Ew. Wohlgeboren ergebener Baron von Reifewitz. Wendrin, Postamt Rosenberg in Oberschl., 14. Okt. 1861. 635 die ihnen zugehörige sogenannte Oberst KopperMahlmühle, bestehend aus zwei Gängen, die ein schönes Gefälle, zu jeder Zeit Waffer zum Betriebe, und stets eine gute Kineschaft hat, sowie den dabei gelegenen Garten, sammt der 3 Wagen Heu ertragenden Aiese und eirka 2 Morgen Ackerland, an Ort und Stelle, verziehungshalber vor dem unterschriebenen Notar öffentlich zur Vrrsteigerung ausBieten. den 17. Oktober 1863. Der königl. Notar, 612 Ganser. Gerichtliche Güter=Versteigerung. Am Dienstag, den 24. November 1863, Vor mittags um 11 Uhr, zverden zu Elcherath in dem untenbezeichneten sogeniannten Wangenhause— in der außergerichtlichen Theilung Ssache:.) der Elisabeth Peters, Wittwe von Nicol aus Rodemes, Ackerin zu Elcherath wohnrend, als Hauptvormünderin ihrer beiden noch minDerjährigen, gewerblos daselbst wohnenden Kinder, Susanna und Lorenz Rodemes— 2) der Eheleute Maiia Gertrud Rodemes und Peter Sitzen, Ackersleute daselbst wohmend, der Letztere zugleich als NeBenvormund der gemannten Minorennen und 3) des Mikolaus Nodemes, Ackerer daselbst wohnend,— auf Grund des Vereinb arungsaktes vor Notar Peter Joseph Ganser zu Prüm, vom 3. August 1863, des Famlienrathsbeschlusses vor dem könig lichen Friedensgerichte zu Prüm vom 15. September desselben Jahres und des Homologationsurtheiles des königl. Landgerichtes zu Trier vom 12. Oktober ejusdem, Vor dem unterschriebenen, hierzu komnmitirten odenSenannten Notar, die nachbezeichneten den genannten minder= und großjahrigen Geschwistern Rodemes zugehörigen im Orte Elcherath gelegenen Immobilien, nämlich: 1. Das unter Nr. 27 des Gebändeverzeichnisses vorkommende, unter dem Namen Wangenhaus bekannte Wohnhaus mit Scheune, Stallung und Grundfläche, Flur 4, Nummer 273/85 des Katasters, im Distrikte Bäselsberg, groß 20 Ruthen, sowie eine westlich neben diesem gelegene Wiese und Gartenparzelle, eingetragen im Kataster: Ackerland Bäselsberg, Flur 4 Nr. 97, groß 1 Morgen 171 Ruthen, daselbst, Ackerland, Flur idem Nr. 98, groß 3 Morgen 6 Ruthen 40 Fuß und daselbst, Wiese, Flur idenn Nr. 27 3/69, groß 150 Ruthen— alles Dieses zusammenhängend— hier von östlich zum Gebäude hin, cirka 1 Mrg. in gerader Linie von Süden nach Norden abgeschnitten— dieser abgesch nittene Theil, von cirka 1 Morgen Fläche und, die dam it zusammenhängenden, Oben beVormittags 9 Uhr, läßi der Pfarrer Herr Blumberg, zu Ormont, auf dem Pfarrhofe daselbst, 30 Lämmerschafe, 10 Jährlings= schafe und 3 Ochsen freiwillig auf 1 Jahr Borg gegen Bürgschaft durch mich versteigern. Prüm, den 25. Oktober 1863. Der Gerichtsschreiber 624 Teusch. Gicht= und GesundheitsJacken. in großer Auswahl und zu verschiedenen Preisen von 1 Thlr. 10 Sgr. an bis zu 3 Thlr. bei Schlemmer, in Stadtkyll. Letzten Markttag wurden folgende Sachen bei mir gefunden: ein neues Halstuch und ein Beutel mit Geld, betreffende Eigenthümer können dieselben gegen Entrichtung der Einrückungsgebühren bei mir zurück erhalten. Prüm. H. X. Bungart, 633 Gasthofbesitzer zum Stern. Draht=Maulkörbe für Hunde billigst zu haben in der Eisenwaaren= Handlung von C. Plaum in Prüm. Moderne Damen-Mäntel von 7 bis 18 Thaler, sowie rein wollene 14/4 Shwals à Thlr. 2½ und feine LangShwals in grosser Auswahl empfiehlt 690 Wie. Th. Cordel. 1967 — d 9 Den Bewohnern von Prüm und Umgegend hierdurch die ergebene Anzeige, daß mein Lager in allen Sorten selbstgefertigter * fanreik,er,“ und „ Ferr1eir ke. ke. auf das Vollständigste assortirt ist, und empfehle ich selbe mit dem Bemerken, daß ich bei erster Qualität Waare die billigsten Preise verbinden konn. Reparaturen werden auf's Schnellste und Billigste ausgeführt; auch bin ich bereit bei zeitiger Bestellung Auswahlsendungen zu machen. 3. P. Schnitz, Kürschner. Fleischstraße Nro. 17., gegenüber der Bierbrauerei des Herrn Raskopp. Aktienscheine zu der Verloosung des Kunst= und Gewerbevereines für den Regierungsbezirk Trier 2c., welche im Spätherbste d. J. in Trier stattfindet und die verschiedensten Gegenstände der Kunst, Gewerbe und Fabriken umfaßt, können noch einige Wochen hindurch in der Expd. d. Bl. zum Preise von 1 Thlr. 10 Sgr. entnominen werden. Druck und Verlag von C. Plaum in Prüm.