Amtliches. Bekanntmachung, betr. dieVerloosung von Schuldverschreibungen der freiwilligen Staats=Anleihe vom Jahre 1848. II. 13,750. K. In der nächsten Nummer(Nro. 40) des diesjährigen Amtsblattes wird eine Bekanntmachung der Königlichen Haupt=Verwaltung der Staatsschulden vom 15. September c. über die am selben Tage stattgehabte Verloosung von Schuldverschreibungen der freiwilligen Staats=Anleihe vom Jahre 1848, im Abdruck erscheinen. Exemplare der Nummern=Verzeichnisse der ausgeloosten Schuldverschreibungen werden sowohl dem Amtsblatte beigefügt, als auch in dem Kassenlokal unserer Haupt=Kasse und auf den Büreaux der Landräthe, Bürgermeister, Steuerund Gemeinde=Einnehmer und Forst= und StrafkassenRendanten zur Einsicht des Publikums ausgelegt werden, Die Verzinsung der ausgeloosten Schuldverschreibungen hört mit dem 1. April 1858 gänzlich auf, und wird derjenige Zinsenbetrag, welcher auf die nach dem 1. April 1858 fälligen Coupons erhoben wird, bei Einlösung der Schuldverschreibungen vom Capital gekürzt werden. Die Betheiligten werden hierauf mit der Aufforderung aufmerksam gemacht, zur Vermeidung von Zinsenverlusten die Erhebung des Kapital=Betrages der ausgeloosten Schuldverschreibungen nicht über den 1. April 1858 hinaus zu verschieben, und heben wir hier noch hervor, daß bereits vom 1. October c. ab die qu. Schuldverschreibungen bei unserer Haupt=Kasse zur Abhebung der Kapitalien präsentirt werden können. Gleichzeitig werden die Inhaber der bereits früher gekündigten Schuldverschreibungen der verschiedenen StaatsAnleihen erinnert, dieselben— insoweit es noch nicht geschehen— nunmehr baldigst bei unserer Haupt=Kasse zur Realisirung zu präsentiren. Trier, den 26. September 1857. Königliche Regierung, Sebaldt. gibt's Neues? Viel häufiger als in den vorhergehenden Jahren liest man von da und dort getroffenen ganz besondern Anstalten zu einer würdigen Feier des 18. October, Woher diese erneuerte Anregung? Ist vielleicht die Helena=Medaille die Veranlassung, und hat dieses dem deutschen Volke gemachte Anerbieten als würdige Antwort ein erhöhtes patriotisches Selbstgefühl hervorgerufen? Oder regt sich wieder einmal etwas wie ein Instinkt im Volke, der ihm sagt, daß es gut sii, das Andenken an jene Abschüttelung fremden Joches nicht blos nicht untergehen zu lassen, sondern noch lebendiger zu machen? Es kgibt Zeiten, wo den Völkern unwillkürlich eine Ahnung dessen kommt, was Noth thut! Unsere Octoberfeuer leuchteten am 18. Oetbr., dem Tage aller Deutschen, ungemöhnlich zahlreich und hell von den Bergen und auch in den Kirchen hat man des großen Tages mit kräftigem und frommen Worte gedacht. Nach allen Himmelsgegenden laufen täglich die Nachrichten über das Befinden des Königs von Preußen; in den Pariser Zeitungen stehen sie täglich oben an, so groß ist die politische Bedeutung, die man dort einem Thronwechsel in Preußen beimißt. Die Besserung des Königs schreitet langsam vor, es wird täglich nur ein Bülletin ausgegeben. Viele wichtige Regierungsgeschäfte aber bleiben liegen; eine Stellvertretung des Königs durch den Prinzen von Preußen macht sich dringend nöthig, vielleicht auch eine förmliche Regentschaft. Die Leibärzte und der König selbst werden darüber entscheiden. Totleben, der 35jährige russische General, der vor Sebastopol Tausende von Franzosen und Engländern sterben ließ, hat die ganze preußische Armee vom ältesten General bis zum jüngsten Tambour leben lassen, in Koblenz namlich beim Festschmaus, den ihm die Offiziere gaben. Die preußische Regierung wird sich sehr verdient machen; sie will mit allen Regierungen des Zollvereins das deutsche Banknotenwesen auf Conferenzen ordnen. Nur Niemand verkennen, nur Niemand weh thun und wären's unsre kaiserlichen Nachbarn in Paris und Petersburg. Sie wollen zwar die Sache Schleswig=Holsteins nicht an den Bundestag gelangen lassen, das ist wahr; die Sache geht sie auch garnichts an; das ist auch wahr; sie meinens aber doch gut, wenigstens mit dem hohen Bundestage. Dem deutschen Volk ist einmal die Sache Holsteins ans Herz gewachsen, sogar schon auf die Zunge gestiegen; käme sie an den Bundestag, er müßte wahrlich ein Ecekutionsheer schicken und dann ginge der europäische Kriegstanz los; denn das könnten die Nachbarn doch unmöglich leiden, daß Deutschland sich sein Recht wider die Dänen sucht. Die Moral davon: Die kaiserlichen Nachbarn meinens gut, daß sie die Sache nicht an den deutschen Bund bringen lassen wollen. Das ist wenigstens die Moral der russischen Zeitung Nord, die in Brüssel französisch geschrieben wird. Die Spielhöllen werfen schöne Zinsen ab; Bad Homburg zahlte für diesen Sommer seinen Aktionären 24 fl. 24 kr. für jede Aktie von 100 fl.; Ems=Wiesbaden 23 fl. Der erste Unterdirektor der Aknengesellschaft bekommt 9800, der zweite 8000 fl. Gehalt und der Generaldirektor steckte 32,000 fl. in die Tasche als seinen Antheil von 5 Procent am Reingewinn. „Trutz Frankreich! Sechs Helenglieder zum 18. October 1857,“ heißt ein neues, ganz kleines, schönes Büchlein, das eben aus einer deutschen Freistadt in die Welt ausgestogen ist. Der Leser weiß, was er von ihm zu erwarten hat; denn„der Protest“ unten ist ihm entnommen. Niemand weiß, was sein Nachbar treibt. In dem kleinen Eschenheimer Gäßchen hinter dem Bundespalzst in Franffurt erfuhren's die Leute erst, als es zum 15. Oct. Nachts einen gewaltigen Krach that und das Häuschen des Holzmacher Schunk in hellen Flammen stand und Patronen, Raketen u. s. w. zischend und krachend in die Luft flegen. Das Häuschen war nicht zu retten, mit Mühe die Nachbarhäuser. Die Funken sprühten auf den Bundespalast. In dem Häuschen wohnten aber an vierzig Personen, darunter viele Gesellen, die ihre Schlafstelle da hatten. Viele sind arg zugerichtet und liegen im Spital; 7 Leichen fürchterlich entstellt, grub man andern Tags aus dem Schutt und andere werden vermißt, Schunk selber mit mehren Kindern kam in den Flammen um. Die Raketen hatte er zur Weinlese gearbeitet, um sie zu verkaufen und war, weil er sie in der Stadt aufbewahrte, schon bestraft worden. Hinter Caub, wo Blücher Neujahr 1815 den Rhein überschritt, liegt in einer wilden Thalschlucht das einsame Dörflein Sauerthal; wenn du auf den noch einsameren Gottesacker gehst, so fällt Dir ein Grabstein ins Auge darauf steht:„Er starb im Elende“ und darunter liegt der Erbe eines großen deutschen Namens, der letzte Sickingen. Reichsgraf Franz von Sickingen, ein stattlicher Mann wie sein ganzes Geschlecht, besaß von dem ganzen Erbe seiner Väter nur noch den kleinen Pachthof in Sauerthal; zu stolz, um in den Staatsdienst zu treten, beschloß er 1847 auf dem kleinen Hofe sein freudenloses Leben. Sein Pächter, ein Thüringer, Böttner aus Arnstadt begrub ihn. Wunderbare Vergeltung, die einen Thüringer dem letzten Sickingen den letzten Dienst erzeigen ließ, dessen ritterlicher Vorfahr einst dem größten Thüringer, dem Reformator Dr. Luther in Leibes= und Lebensgefahr seine feste Burg als Freistatt anbot. In Mainz fuhr ein junger Mann mit Extrapost zum Thor herein und stieg im ersten Gasthofe ab. Plötzlich aber wurden die Kellner, die sich dienstfertig um den Fremden drängten, bei Seite geschoben und eine Hand legte sich schwer auf die Achsel des jungen Mannes: Sie sind verhaftet! Die Hand gehörte dem Herrn Polizeicommissär und der flotte, vornehme, reiche junge Mann war ein entsprungener Spitzbube, der in vielen Bädern und größern Städten Dingen an sich genommen hatte, die ihm nicht gehörten. In ihrem Garten vor dem Thore in Cassel wurde Fräulein v. Metting von einem jungen Kerle angebettelt, niedergeschlagen, gewürgt und in einem Keller eingesperrt. Die vaar Thaler, die er der Dame abgenöthigt hatte, waren ihm nicht genug. Als die Dame Hülfe und Feuer! schrie, entfloh er, ward ergriffen und zu 10jähriger Eisenstrafe und 15 Hieben verurtheilt. Er war Reservist im 2. Infanterie=Regiment. Bei Port=Talbot in Südwales rannten zwei Eisenbahnzüge in vollem Laufe wider einander. Viele Passagiere wurden schrecklich verstümmelt. Jagen ist die schönste Lust, namentlich da, wo der Herzog von Coburg schlanke Gemsen jagt, in dem sogen. Rieß, welches sich bis zum Achensee in Tyrol erstreckt. Es wimmelt von edlem Wild; Gemsen gibts an 4000, Hirsche 300 und Rehe die schwere Menge; kurz, es ist eines der wildreichsten Gehege. Vor zwei Jahren gehörte es noch dem Fürsten von Leiningen. Rothschild will die belgischen Eisenbahnen bis zum Jahre 1957 in Pacht nehmen und die belgische Regierung ist ganz entzückt über die Bedingungen, die Rothschild bietet. Rotbschild ist ein Waghals und wird sein Geld verspielen; da spätestens 1899 die Luftschifffahrt im Großen eingerichtet ist, so wird dann die Eisenbahn nichts mehr eintragen als eine gewöhnliche Chaussee. Rothschild ist aber über die Concurrenz seiner Gegner Percire 2c. so außer sich, daß er dumme Streiche macht. Das Geld war nicht fort, sondern da, falsches nämlich, lauter Banknoten von 500 Franks. Die Polizei in Lyon spionirte und suchte, woher es käme; endlich hatte sie's heraus: bei dem Kaufmann in der und der Straße mußte die Fabrik sein. Das Haus ward umstellt und durchsucht von oben bis unten, Wände wurden eingeschlagen, Fußböden aufgerissen,— nichts war's. Man grub den Garten um; wieder nichts. Nichts war mehr da als ein Mistbeet, worin's lustig grünte. Reißt's auf! befahl der Commissär. Gesagt, gethan! und Wunder, unter dem Mistbeet traf man auf eine Thüre; die führte in ein weites Gewölbe und in die großartigste Falschmünzerwerkstätte. Manch tausend Noten waren wieder flügg; jetzt nahm man das ganze Nest aus. An einem Pfeiler unterhalb der Waterloobrücke in London fand man Morgens einen großen Sack und in dem Sack einen Leichnam, der ganz zerstückelt war; Kopf und Hände fehlten. Der Sack war in's Wasser geworfen worden und an einem Vorsprung hängen geblieben. Wer war der Ermordete? In allen Zeitungen wurden Aufferderungen erlassen. Was geschah? Andern Tages schon meldeten sich neun Herren, deren Angehörige auf spurlose Weise verschwunden waren. Die Polizei erschrack und die Londoner noch mehr; neun Personen spurlos verschwunden! welche Nahrung für eine Phantasie, die auf dieses Meer von Häusern, Hütten und Palästen, das man London nennt, hinabschaut! Lord Aberdeen empfing auf seinem Landsitze Haddohouse den Besuch seiner Monarchin und die Monarchin wurde von 500 Pächtern des Lord empfangen; die auf ihren edlen Rossen sich so stattlich ausnahmen, als ob sie alle selber kleine Lords oder Rittergutsbesitzer wären. Der edle Lord ist bei weitem nicht der größte Grundbesitzer. Minister Bravo Murillo gab sich neulich eine volle Stunde lang alle erdenkliche Mühe, der Königin Isabella, die schon ein Dutzend Jährchen regiert, in das kleine, sonst offene Köpfchen zu bringen, daß sie ein konstitutionelle Königin sei und was ein constitut. Königin sei. Das Ende vom Liede war, daß die ungelehrige Schülerin das königl. Haupt schüttelte und auf spanisch erklärte: Kan nit verstan!— So schwer kommt vielen Köpfen und Frauen die neue Lehre von der Theilung des Regiments vor!— Alle russischen Blätter reiten Einen Gaul; das ist der Verwaltungsgaul. Die entsetzlichen Mißbräuche, die Bestechlichkeit, die Verschlepperei der russischen Verwaltungsbehörden werden an's hellste Licht gezogen; es ist bald zum Lachen, bald zum Weinen. Wie lang der Ritt erlaubt ist?— Es ist ohnedem nicht geheuer in der Welt. Alles was in Europa und Asien geschorene Köpfe, weite Hosen und einen Turban trägt, kauft sich Waffen* Yatagans, Revolver, Flinten und Büchsen. Ganze Schiffsladungen voll Waffen sind im Orient verkauft worden, wie man die Hand umdreht, und die Gewehrfabriken in Lüttich, Birmingham und Suhl machen die glänzendsten Geschäfte. Im ganzen Orient, gibt die FZeitung zu verstehen, sei's auf eine neue ficilianische Vesper abgesehen, wie in Ostindien; alles, was nicht Allah anrufe, solle über die Klinge springen; die Christen im Orient schliefen auf einem Vulkan, es sei sehr schlimm, daß man dem Muhamedaner den Respekt vor dem Russen genommen habe; denn er habe ihn nun vor allem, was Christ heißt, verloren 2c. Ihre ernste Seite hat die Sache allerdings. Percrebescit Orientem.— Das ist Latein und heißt:„Es passirt was im Morgenlande.“ Es ist das ein Wort eines alten heidnischen Schriftstellers, der vor etwa 2800 Jahren in Rom lebte und die Geschichte der römischen Kaiser beschrieben hat, vom Kaiser Augustus an, von dem geschrieben steht:„Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot ausging vom Kaiser Augustus“ u. s. w.— Dazumal also sagte dieser heidnische Schriftsteller Suetonius jenes Wort, und er will damit sagen, es habe im ganzen Orient rumort, ihn durchzittert, es werde Einer von da kommen und sich des Erdkreises bemächtigen. Und während so die Welt in erwartungsvoller Stimmung was Großes erwartete, lag das Kindlein in Bethlehems Krippe, und diese Wiege stand neben den„Eselein und Oechselein“, wie ein alt Lied besingt, und Engel und Hirten erfuhren was davon, während die Großen und die Weisen dieser Welt den Mund weit aufsperrten und was Großes nach ihrem Geschmack erwarteten.— Jetzt nach 1800 Jahren durchzuckts und durchtönts auch wieder den ganzen Orient, es ist was im Anzuge. Und wer weiß, welche Wiege oder welch klein unscheinbar Ding jetzt auch wieder etwas Großes für alle Welt in sich birgt.— Gewiß ist aber der ganze Orient, China, Indien, Persien, Kleinasien mit Jerusalem und die zahllosen Muhamedaner, die einen großen Gürtel um die ganze Erde bilden, von der chinesischen Mauer, im Osten, bis ins Land der Schwarzen an Afrika's Westküste, alle Welt harret großer Dinge, die da kommen sollen. Das mächtige Reich der Engländer bebt, und sie, diese Herren der Welt, erzittern. Und eine elende Fett=Patrone, mit Talg oder Schweinefett geschmiert, muß der Anlaß sein zu diesem Weltbrande, „In allen Klein=Asiatischen, Syrischen und Aegyptischen Städten bemerken die Europäer und Christen, daß der Muselmann an nichts eifriger denkt, als sich mit Waffen zu versehen. Lüttich und Birmingham machen die glänzendsten Geschäfte. Die Waffenläden werden nicht leer; die Waffenladungen der Schiffe sind verkauft und vergriffen, ehe sie an das Land gelangen. Ein unheimlicher Geist regt sich aller Orten, wo Christen inmitten einer überwiegend mohamedanischen Bevölkerung leben. Was in Caleutta unter den Augen des General=Gouverneurs von Indien vorgeht, das bemerken die Europäischen Consuln auch in Smyrna, Acre, Alexandrien u. s. w. Auch die friedlichsten, der Waffen schon entwöhnten Orientalen kaufen Revolver; auch die Städte bewehren sich.“ „Europa täuscht sich, wenn es glaubt, durch die Hülfe, welche die Westmächte dem Halbmond gegen das Griechenkreuz gebracht, dort Dankbare erzeugt zu haben. Im Gegentheil: nicht allein was während des Krieges, sondern was nachher geschehen, und noch geschieht, hat den Christenhaß im ganzen Orient zu einer Heftigkeit angefacht, wie nie zuvor.“ „Nie war der Christ rechtloser, verachteter, verfolgter, oder wenigstens verhöhnter, als seit die Christen=Staaten sich zu Beschützern des Mohamedanismus erklärt.“ Ismael in Indien.— Daß die Muhamedaner dort die Hauptwühler gegen die Engländer sind, ist bekannt, sie haben die Hindus nur in's Schlepptau genommen. Welche Noth über die Christen dort kommt, hörten wir zuletzt aus dem Schreiben eines deutschen Missionars aus Dinapor am Ganges. Derselbe schreibt eine Woche später Folgendes: Den 13. August.„Es ist nun schon wieder eine Woche dahin, und wir sind noch in derselben Lage. Doch hat der wunderbare Sieg eine bleibende Furcht hinterlassen. Die Aufrührer haben einen sichtbaren Schreck bekommen und die alte Furcht der Eingebornen, daß Gott mit den Engländern sei, scheint die Gemüther dieser Gegend wenigstens wieder zu beherrschen. Dazu ist jede Woche Vorschub für die Engländer ein großer Gewinnst— daß sie es nur so lange hier halten bis die Truppen von Europa kommen. Die armen Soldaten im Westen finden kaum Zeit zum Essen, haben viele Tage lang, wie man hört, die Kleider nicht wechseln können, weil sie von der furchtbaren Uebermacht aller der zusammengerotteten abtrünnigen Regimenter einen Ueberfall nach dem andern zu erwarten haben. Es ist ein Wunder, wie sie sich halten, denn ihre Feinde sind von ihnen selbst einexercirt und in Jahre langem Dienste ihrer Brauchbarkeit und Treue wegen überall belobt worden. Ich habe die Hoffnung, daß Gott nicht allein uns Missionäre für diesmal beschützen, sondern auch das Englische Regiment wieder stärken und erhalten werde, unter dem wir so unbeschränkte Lehrfreiheit und privatim so liebreiche Unterstützung und Hülfe genossen haben. Ich hatte schon mit zerrissenem Herzen von unserer Station Abschied genommen die Nacht, da wir flohen; doch waren unsere eingebornen Kinder und die meisten der eingebornen Christen mit uns bereit unser Loos zu theilen. So hatten wir in allem Weh den großen Trost, daß unsere Arbeit nicht vergeblich war, daß, während alle Engländer jedem Schwarzen wie einem verkappten Teufel ins Gesicht sohen, wir mit den Unseren eines Herzens und eines Sinnes, durch die große Gefahr noch inniger vereint waren. Mit unseren heidnischen Dienern und Bekannten war es keines Weges derselbe Fall. Einige wenigstens ließen schon ein Lächeln blicken, wenn sie von der Niederlage der Engländer hörten. Wir hoffen nun bald nach Chaprah zurückzukehren, und sind unter der Zeit froh gewesen, uns hier von 4 Enden her unverabredet zusammengefunden zu haben.“ Aus Amerika meldet man mehr als 100 Bankerotte von 100,000 bis zu 3 Millionen Dollars, den Ruin von etwa 40 Banken und über 100 andere, welche die Baar= und Rückzahlungen der Depots einstellten. Viele Fabriken wurden geschlossen und die Arbeiter entlassen. erster Instanz binnen 14 Tagen den vorgesetzten Obergerichten und von den letzteren binnen 4 Wochen dem Justizminister eingereicht werden. Uon der Mosel. Bei der so über alles Erwarten günstigen Witterung wird man im Allgemeinen die Weinlese, soweit als nur immer möglich, hinausschieben. Mit jedem Tage werden die Trauben goldiger in den Bergen, und es zeigen sich jetzt schon die von dem Winzer so gern gesehenen goldenen Thauperlen. Die Quantität des heutigen Wachsthums übersteigt alles Erwartete: es gibt Striche, wo die Stöcke kaum ihre Traubenlast tragen können. Bestimmtes läßt sich über die Preise noch nicht sagen; so viel aber ist gewiß, daß die Hoffnungen mancher Weinproduzenten nach ihren Forderungen, wie sehr sich auch die Spekulation auf den Wein werfen mag, zu hoch gespannt sind. Gut bezahlt wird er jedenfalls. — 16. Oet. Die Traubenlese hat gestern im Braunenberge begonnen, und wer die Trauben darin gesehen und gekostet hat, zweifelt gewiß nicht mehr an der vorzüglichen Qualität des neuen Weines. Die meisten Ortschaften werden mit Anfang der nächsten Woche beginnen, einige schon heute. Wenn auch die Rieslingtrauben noch recht gut stehen und von der herrlichen Octobersonne gewinnen können, so findet man doch viele Kleinberg die aufgesprungen sind, weshalb also der Verlust des edelsten Saftes befürchtet wird. Ob dieser Verlust so bedeutend sein soll, als der Gewinn beim längeren Warten, lassen wir unerörtert und freuen uns mit den fröhlichen Winzern des vorhandenen Segens. Die Quantität wird im Allgemeinen ungefähr zwei Drittel eines vollen Herbstes betragen, in leichten Lagen etwas weniger, in schweren etwas mehr. Wenn nicht so viele kranke und abgängige Stöcke in den älteren Weinbergen vorhanden wären, stellte sich dieselbe etwas höher, da manche Stöcke sich förmlich überladen haben. Von einem bestimmten Preise hört man noch Nichts, die Schaaren, welche bis jetzt auf dem Stocke versteigert wurden, erlangten schöne Preise, in guten Lagen über 200 Thlr. per Fuder, wozu noch die Ankosten des Einherbstens, der Fässer und Steuern kommen. An Kaufliebhabern für die kleinen Winzer wird es hoffentlich nicht fehlen, da die Ansicht an der ganzen Mosel allgemein ist, an diesem Weine müsse Geld gewonnen werden und deshalb von denjenigen, welche Mittel haben, keine kleineren Fässer gelegt, sondern lieber Fudervoll gekauft werden. Wie es scheint, wird die Ohm etwas über 20 Thir. kommen. Belgien. Brüssel, 14. Oct. Aller Orten hat die Krankheit Sr. Majestät des Königs von Preußen die innigste Theilnahme erregt, überall hat sich gezeigt, daß die Völker ein Gefühl für die hobe Bedeutung haben, welche sich an die Allerhöchste Person unseres lieben Herrn knüpft; auch in Belgien ist das der Fall, und wir führen zum Zeugniß dessen die Worte des„Etoile belge“ an:„Die Nachricht dieses betrübenden Ereignisses hat überall eine peinliche Sensation erregt. Die Uneigennützigkeit und Großherzigkeit, die der König von Preußen in der Angelegenheit von Neufchatel bewiesen hat, seine neulichen Bemühungen, eine Aussöhnung zwischen Oesterreich und Rußland herbeizuführen, haben dem König von Preußen in Europa die lebhaftesten Sympathien gesichert und sein Verlust würde in diesem Augenblick als ein öffentliches Unglück betrachtet werden.“ Beilage für Arm und Reich— außer ihrer Nahrhaftigkeit hält sie die Herzgrube warm, macht, daß ihnen das Blut nicht in den Kopf schießt, daß sie nicht rasend werden und einander in die Haare fallen. 1. Die Fastnachts=Karren. Deutschland. Ismael und sein Geschlecht.— Das Geschlecht Ismaels spielt noch eine große Rolle in der Weltgeschichte und es ist noch heute wahr, was der Engel zur Stammmutter Hagar von ihrem Geschlecht sagte:„Er wird ein wilder Mensch sein, seine Hand wider jedermann und jedermanns Hand wider ihn.“ 1 Mose 16.— Und jetzt ist Ismaels leibliche und geistige Nachkommenschaft über die ganze Erde verbreitet, und wie dieses Ismael(Islam) jetzt gesinnt ist, darüber sagt Einer in der Kreuzzeitung dies: Berlin, 18. Oct. Der Herr Justizminister hat durch Verfügung vom 14. d. M. sämmtliche Gerichte angewiesen, zu ermitteln, wie viel nothwendige Subhastationen von Rittergütern und von Bauergütern, mit Ausschluß kleiner Parzellen und kleiner Häuslerstellen, in den Jahren 1854, 1855 und 1856 im Wege der Execution eingeleitet worden sind, und wieriel dann durch Adjudication, durch Zurücknahme des Antrags, durch Vergleich oder sonst auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. Diese Nachweisungen sollen von den Gerichten Auf einer schönen Insel zwischen dem nördlichen und südlichen Eismeere, da hielten die Bewohner auch die Faschingszeit. Daß da viel gegessen, hernach noch mehr getrunken, hernach unsinnig getanzt wurde, das braucht man nicht zu schildern, weil es die Leser und Leserinnen in unsrem Lande schon wissen, wie es in dieser lieben Zeit zugeht. Nachdem das ganze Register aller närrischen Streiche abgespielt war, da kum der Hauswurst zum Verschein. Dieser Schalk mit seinen vielen rothen Päkkelchen lud alle Gäste ein zum letzten und allertollsten Streiche, der noch niemals ausgeführt wurde, seitdem die Welt steht, seitdem es Gescheidte und Narren gibt. Alles, Jung und Alt, Männlein und Weiblein sammelten sich um den General=Narren. Der war natürlich nicht auf's Manl gefallen und pappelte, was Zeug hielt. Alle sperrten nicht allein das Maul, sondern auch noch Nase, Ohren, Augen auf, damit auch kein Wort abhanden kommt. Ihr wißt ja, wie es bei Volksversammlungen zugeht. Mit einer Redseligkeit, wie ein Deputirter, mit einer Gewandtheit, wie man sie von einem Helden des 19ten, des gebildeten, des aufgeklärten Jahrhunderts nur immer erwarten kann, begann er sein Volksredchen also: „Allerherzliebste, getreueste Anhänger meiner und aller Narrheiten! Ich weiß, wo euch der Schuh drückt.: Ihr habt oft Durst nach Wein und Bier und Schnaps— und sieh' da! welch' ein Jammer; ihr müßt das armselige Wasser trinken. Eure ganze Natur hat eine Neigung zum Schlaf, zur Gemächlichkeit, etwa wie wir das sehen an dem Pascha unter den Unvernünftigen, an dem Faul= thier— und siebe! welche Tyrannei wird gegen euch ausgeübt: ihr müßt so früh aufstehen und so hart arbeiten, daß euch die Knochen zittern,— ach! ich fühle es mit euch und für euch, ener Leben ist, die paar Fastnachtstage und die Kirchweihe ausgenommen, ein armseliges! Ihr müßt es zuseben, wie die Reichen sich kleiden nach Pariser Moden— und ihr möchtet gern, könnt's aber nicht nachmachen, weil das Geld nicht langt und der Krämer nichts mehr vom Borgen hören will. Das Herz möchte mir bluten, wenn's nicht ohnehin schon voll Blut wäre, und Bäche von Thränen würde ich vergießen, wäre nicht ohnehin schon Ueberfluß an Wasser in diesem nassen Jahre— wenn ich mir den Schmerz aller Weiber und Jungfern denke, weil sie bei ihrer alten Tracht immer noch bleiben müssen.“(Hier mußten einige Schneegänse mit Gewalt zurückgehalten werden, die den Redner küssen wollten, weil er so naturgetren die eigentlichen Krebsschäden des Volkes geschildert hatte.)„Und die armen Männer erst— am Tag müssen sie schaffen und Nachts, wenn sie Ruh' hätten, da haben sie die schwersten Träume: sie träumen da immer von den gemachten Hypotheken, von den ausgestellten Handschriften, von Zwangsversteigerung— und wenn sie aufwachen, meinen sie immr, es wär' Martinitag oder der Huissier stehe vor dem Bett als Wiegenmäunlein. Von solchen und anderen Schmerzen sind viele von euch gedrückt— und ihr werdet es mir Dank wissen, wenn ich euch helfen thun thät.“(Da war Maul und Nase aufzusperren noch nicht genug, sie machten sich auch noch büben und drüben mit den Händen oder Rockzipfeln Schaufeln an die Ohren— etwa wie Eselsohren anzuschauen.) „Schaut einander selbst an!— Jeder hat die Nas' mitten im Gesicht, Jeder hat zwei Augen, zwei Ohren, zwei Füß', Jeder gebt auf dem nämlichen Boden, Jeder ist vom Weibe geboren— sagtl ist nicht Einer, wie der Andere? Heißt's nicht ausdrücklich: Vor Gott gilt kein Ansehen der Person— Gott ist der Vater aller Menschen, Alle sind wir Brüder? Sagt! ist's nicht billig und recht, daß Jeder von uns gleich viel Aecker, Wiesen, Wingert hat, daß einer wohnt, wie der Andere, sich kleidet, ißt, trinkt, in der Chaise fährt, wie der Andere?" (Her wurde der ehrsame Narr unterbrochen und als schrecklich gescheidt gepriesen— Alle riefen: Bravo! recht so!) „Darum“, fuhr erfort,„mach' ich euch den Vorschlag: 1) Wir theilen die Häuser, die Aecker, die Wiesen, den Wald, das Geld;— 2) wir fetzen fest und beschließen: Alle Schulden sind bezahlr und quittirt ohne Papier und Federlesen.“(Die Reichen, die bisher auch die Narrheit begangen hatten, daß sie mitliefen, mitsangen, mitschrieen, wenn von Gleichheit und Freiheit und Wohlstand für Alle die Rede war,— die da als freisinnig, aufgeklärt gelten wollten durch ihr Mitmachens— sie wurden jetzt gescheidt,— sie machten lange Gesichter und bekamen Gänsehaut am ganzen Leibe. Die Armen, versteht sich, waren außer sich vor Jubel, so daß der General=Narr einige Augenblicke schweigen mußte.) Nachdem der Sturm sich gelegt hatte, fuhr er fort „3) Jeder, Mannsbild oder Weib, der sich dieser Theilung widersetzt, Etwas verheimlicht, von Geld oder Gut, eine Schuld nochmal einfordert, der muß sterben auf dem großen Marktplatz ohne Gnad' und Barmherzigkeit. 4) Weil wir in der freien Republik leben, und uns Niemand daran hindern kann, daß wir unsern Willen, den Willen des allmächtigen Volkes, ausführen, so hat unser Beschluß jetzt schon Gesetzeskraft und wird gleich morgen früh ausgeführt.“(An ein Weiterreden war jetzt nicht zu denken, der Mordspektakel war zu groß. Die Knecht' und Mägd' und Taglöhner, die das trockene Brod und das Wasser und das Schuffen und Frühaufstehen schon lang müde waren, sie trugen den bochgelehrten Narren im Triumphe davon und jubelten bis Tagesanbruch. Die Reichen aber verspürten einiges Bauchgrimmen und durften aber doch ine Miene verziehen von wegen Artikel 3. Die Chronik erzählt, daß sie auch in selbiger Nacht nicht schlafen konnten. 2. Herren=Fastnacht. Unter großem Lärm und Jubel kam denn der heißersehnte Tag der Gleichheit, des Wohlstandes Aller herbei — der Tag, wo ein Jeder ein großer, reicher, unumschränkter Herr werden sollte. Der Tag trägt heute noch von daher seinen Namen: Herren=Fistnacht. Weil der alte Grundsatz:„Gut' Sach' will Weil' haben“ bei dem Bundestag zu Schanden geworden war, so mußte der gestrige Beschluß über Hals und Kopf ausgeführt werden. Mit Trompeten und Posaunen, wie das auch sonst auf Fastnacht geschieht, zog man durch alle Straßen der aufgeklärten Stadt, den General=Narren an der Spitze, der sich so gnädiglich herabließ, eine blutrothe Fahne selber zu tragen. Das ganze Ding war schön für Alle, denen es eben gefiel— Andere bekamen das Herzklopfen, wie es eben geht mit Geschmacksachen. Nachdem durch Trompetenruf, Posaunenschall und durch Proklamation alle Menschenkinder zusammengerufen waren, da ward eine Zählung des Volks befohlen, wie ehedessen unter Sr. Majestät dem Kaiser Augustus. Die große Mutterrolle der Güter ward vom Ratbhaus herabgeschleppt, um zu sehen, wie viel Morgen Feld und Wald auf den Kopf treffen thut. Die Geloprotzen wurden, weil dortigen Landes der Herrgott abgesetzt war, auf„ihr Gewissen und Bürgerehr'“ beeidigt, daß sie gleich auf der Stelle heimgehen und alles Geld, sogar die Coburger Sechser und Groschen nicht ausgenommen, sammt Handschriften, Hypotheken, Kostbarkeiten herbeiholten. Daß der Abschied von so Lieben und Theueren, wie Geld und Handschriften es sind, weh, sehr weh thut, läßt sich begreifen. Unterwegs gab's darum manche Thräne, manchen Seufzer, die, weil's an Fastnacht noch kalt ist, auch richtig gefroren sind und heute noch als kostbare Glasperlen verkauft werden. Als die Reichen ihre Geldrollen, das Ungerollte, die eingewickelten Goldstücke, die Thaler= scheine, Banknoten, Eisenbahnactien— daneben auch die silbernen Löffel, Leuchter und andere kostbare Dinge unter tiefen Seufzern auf den National=Haufen warfen, da gab's manchen Scherz und Spuck— wie ihr Das ja schon gesehen und mitgemacht habt bei der ehemals anbefohlenen Ablieferung der Maikäfer, Spatzen, Mäuse und Rebensticher. Weil man mit richtigem: Instinkt voraussetzte und von der Taxirung des Vermögens von wegen der Einkommensteuer her auch wußte, daß die Reichen bei all' ihrem Eid' auf Bürgerehr' doch noch Vieles mögen verheimlicht haben, und weil sie auch schon oft genug blaue Finger beim Gelozählen bekommen haben,— so ward durch einfache Majorltät beschlossen, „daß die seither Armen das Häufchen Geld allein theilen sollten, daß die Reichen mit dem bloßen Zusehen zufrieden sein müßten.“(SSelche organische Gesetze, wie die Freiheit und Gleichheit eigentlich zu ver tehen sei, müssen ja nachträglich auch in der rothen Republik gemacht werden.)— Nun ging's an die Häuser. Sie alle abzureißen und alle ein's wie das andere aufzubauen— das geht nicht, das macht zu viel Mühe. Es ward also die Norm angenommen:„Jede Familie bekommt von den vorhandenen Häusern eins.“ Da die Armen sich aber lang genug in ihrer engen Hütte beholfen— die Reichen sich aber in ihren großen Wohnungen auch lange genug gelangweilt haben, so ward wieder beschlossen:„Der Aermste zieht in das Haus des Reichsten, der Reichste in die Hütte des Aermsten, der Zveitärmste in das Haus des Z veitreichsten, und so fort.“ Weil aber dis Möbel, Tisch, Bettwerk und sonstiges Gezeug doch auch passen muß zur Wohnung, und namentlich um das mühsame Hin= und Herschleppen zu ersparen,„so läßt der Reiche in seinem Hause Alles hübsch liegen und stehen, was liegt und steht— bei Todesstraf' darf aber auch der Arme seine Lumpen und Zotteln nicht aus seiner Hütte fortschleppen. Damit Alles für ewige Zeiten gleich bleibt, so ward auch noch festgesetzt,„daß kein Bürger dem andern für einen Dienst oder Arbeit Etwas abnehmen darf, Alles muß umsonst geschehen, aus reinster, reinster Bruderliebe.“ In diesem Musterstaat fand sich aber auch, was man nicht hätte vermuthen sollen, ein Reaktionär, der auch noch so frech war, seine Bedenken zu äußern. Es ist doch fatal, daß die gütige Natur alle Länder mit diesem reaktionären Gewürm versudelt hat. Mit lauter Stimme stellte er noch folgenden Antrag: „Wenn wir Reaktionäre auch jetzt in der Minorität sind und das Land und Volk in seinem alten Jammer und Elend nicht mehr erhalten können, wie wir es, nach eurem Geständniß, von Herzen immer wünschen, wenn wir die nagelneue Glückseligkeit Aller auch nicht mehr verhindern können, so müssen wir nach vellzogener Theilung der Güter doch noch beantragen: 1) daß auch der Verstand getbeilt wiro, damit Jeder mit der nämlichen Geschicklichkeit sein Feld bebauen, sein Vermögen verwalten kann; — daß 2) auch getheilt wird der Hunger und der Durst, damit Keiner genöthigt ist, mehr zu verzehren als sein Nachbar, und so unverschuldet in Armuth wieder versinkt.“ Ihr könnt's euch schon denken, daß man die letzten Worte schon gar nicht mehr verstand. Denn wenn ein Reaktionär auch die gescheidiesten Dummbeiten zum Besten geben will, so ist es in allen feingebildeten, aufgeklärten und constitutionellen Staaten herkömmliche Uebung, daß er viehmäßig niedergedonnert, von der Bühne gezerrt wird, daß des Räusperns, Hustens, Lachens, der Pfuis! keine Ende werden will,— daß die Männer der Zeit und der Bildung mit den Füßen scharren und stampfen wie die arabischen Edelhengste(je wüster diese toben, desto besser sind sie).— Der ganze Antrag ward darum verschoben auf einen andern narrischen Tag des Jahres, auf den 1. April, und einfach zur Tagesordnung übergegangen. Auf ein gegebenes Zeichen ging die Versimmlung auseinander. Der Arme nahm sich den Reichen bei dem Frack und ließ sich in sein neues, großes Haus führen. Weil's da dem armen Schlucker in den schönen Zimmern und auf dem Kanapee gleich auf's erste Mal so gut gefiel, daß er nicht mehr fort wollte, so war er doch noch so gütig, seinen großen Buben mitzugeben, daß er dem Rei en auch das alte Häuschen zeige. So ging's hin und her in der ginzen Stadt — bis Jeder seine ungewohnte Wohnung hatte. War Einer, dem über dem Tausch das Blut in den Kopf steigen wollte, so waren schon Fäuste genug da, die es wieder umsonst zurücktrieben in das Haus, wo es hin gehört. Die paar Aristokraten, die es nicht begreifen wollten, daß man aus einem Palaste in eine Hütte wandern könne, wurden eben eingesperrt, um sie an vier Wände und Strohsack zu gewöhnen.(Von Amnestie ist in den Ländern der Bruderliebe natürlich keine Rede). Weil's schon früh Morgens etwelche Nüsse auf der Hirnschaale abgesetzt hatte bei der Theilung der Häuser— und weil man doch einmal gegen den Strom nicht schwimmen kann— namentlich wenn der Strom statt aus Wasser, aus Menschenköpfen besteht,— so ging Nachmittags die Theilung der Güter so passabel ruhig von Statten.— Durch das viele Essen, Trinken, Tanzen, Jubeln, Redenhören, Theilen, Auswandern, da war Alles in einen Zustand versunken, den man Katzenjammer nennt. Alles sehnte sich nach Ruhe. Die vorher Armen legten sich in die Betten der Reichen ohne Ekel, ja sogar ehe sie frisch überzogen waren. Die vorher Reichen fühlten sich etwas unheimlich in ihrer Hütte— in das von Schweiß und Anderem duftende Bett voll Stroh, Laub und Moos sich zu legen, das konnten sie nicht über sich gewinnen. Sie kauerten sich darum in die Ecken und thaten unter vielen Thränen Buße darüber, daß sie durch ihr Freiheitsgeschrei, durch Vertheilung aufreizender Schriften, durch ihre Unterstützung aller Wühler das Volk so weit gebracht hatten, daß es ihnen Hab und Gut und schier gar auch noch die Köpfe raubte.— Allein was sollen wir uns bei den Skrupeln dieser Menschen aufhalten?— was liegt an den Thränen und Seufzern der verkappten Aristokraten?— wenn nur dem Volke geholfen wird! Forts. folgt. Protest. Dumpf geht ein Schrei durch's deutsche Land Von Süden bis nach Norden: Der Herr von Frankreich hat gesandt Nach Deutschland seinen Orden. Weil wir als Sklaven einst gemußt Mit dem Franzos marschieren, Drum will er schmücken unsre Brust— Doch wir— wir protestieren! Kein Deutscher! wer vor diesem Ding Die Stirn nicht zornig kehre; Und der für einen Silberling Verkauft die deutsche Ehre. Die Brust, die einst vor Schmerz fast brach, Will er uns decorieren Mit unsrem Elend, unsrer Schmach— Doch wir, wir protestieren! O grüner Rhein, o deutscher Strom, Daß uns Dein Fluch nicht treffe— Mit Eisen hat's versucht der Ohm, Mit Silber thut's der Neffe. Das Letzte, was uns übrig noch, Das woll'n wir nicht verlieren,“ Und gegen jedes neue Joch Als Männer protestieren! Anzeigen. Bekanntmachung. Donnerstag den 29. dieses Monats, Vormittags 10 Uhr, werde ich im Gasthofe des Herrn Havelange die Erbreiterung, Neubekiesung und streckenweise Verlegung der Kreisstraße von der Tafel über Bleialf bis zur Kreisgrenze bei Schönberg öffentlich an den Wenigstfordernden in Verding geben. Plan und Anschläge können bis dahin bei Herrn Communalbaumeister Guischard eingesehen werden. Prüm, den 21. October 1857. Der Königl. Landrath Bournye. Bekanntmachung. Am Donnerstag den 5. November., des Vormittags 9 Uhr, werde ich dahier auf meinem Büreau sämmtliche alsdann noch rückständigen Arbeiten der Burgreuland—Lichtenbor= ner Prämienstraße auf den Bännen der Gemeinden Heckhuscheid, Lützkampen, Leidenborn und Niederüttfeld zur Ausführung auf Kosten der betreffenden säumigen Unternehmer öffentlich anderweit in Verding geben, wozu ich Liebhaber hiermit einlade. Eschfeld, den 19. Oktober 1857. Der Bürgermeister Linden, 489 Samstag den 31. dieses Monats, Vormittags um 10 Uhr, werde ich, die der Gemeinde Burbach zugehörige, circa 34 Morgen große Wiese, im Distrikte Weyerbach gelegen, öffentlich an den Meistbietenden im Schulhause zu Burbach auf die Dauer von 12 Jahren verpachten. Ich bemerke, daß diese Wiese vor einigen Jahren kunstmäßig angelegt und in diesem Jahre das Gras darauf zu 148 Thlr. 17 Sgr. 3 Pfg. verkauft worden ist. Die Wiese ist jetzt noch in einen besonders guten Stand gesetzt worden. Der Hauptbewässerungsgraben, so wie die Berieselungsrinnen und Vertheilungsgräbchen sind alle aufgeräumt worden, so daß gegenwärtig weiter nichts an der Wiese zu thun ist, als die Gräber aufzuhalten und die Wiese zu bewässern. Das Wasser zur Bewässerung der Wiese ist ganz vorzüglich und ist auch in hinreichendem Maaße vorhanden. Auswärtige Pachtliebhaber, welche die Wiesen vorher zu sehen wünschen, wollen sich an den Herrn Ortsvorsteher Schneider zu Burbach wenden. Schönecken, den 20. Oktober 1857. Der Bürgermeister 496 Scheurette. Bekanntmachung. Am 3 1. October 1 85 7, Morgens 10 Uhr, soll die Erneuerung des Schieferdaches auf dem Salzmagazin=Gebäude zu Prüm in dem Büreau des Unterzeichneten dem Mindestfordernden öffentlich verdungen werden. Der Kostenanschlag liegt von heute ab im Büreau des Unterzeichneten zu Jedermanns Einsicht offen. Prüm, den 23. October 1857. Der Kreis=Baumeister Müller. Immobiliar=Versteigerung Spielmannsholz zu Oberüttfeld. Auf Anstehen: 1) des Herrn Ferdinand Poensgen, Eisenhüttenbesitzer zu Schleiden, 2) des Herrn Arnold Faimoville, Eisenhuttenbesitzer zu Hammer= hütte und 3) der Erben des zu Cronenburg verlebten Eisenhüttenbesitzers Herrn Faimoville wird Vormittags um 10 Uhr, zu Prüm in dir Wohnung des Bierbrauers Herrn Math. Joseph Schieffer— Der in der Gemarkung der Gemeinde Oberüttfeld gelegene Wald, genannt Spielmannsholz, mit den dazu gehörigen Wiesen und Schiffelländereien, im Ganzen eine Grundfläche von 179 Morgen 33 Ruthen, vor dem unterschriebenen Notar, gegen Zahlungsausstand, zur Versteigerung ausgeboten werden. Der Wald, ein schöner hochstämmiger Eichen= und Buchen=Bestand, von 130 Morgen 124 Ruthen 20 Fuß, die Wiesen 2 Morgen 52 Ruthen 80 Fuß, haleler Gemeinden gelegen, werden in 13 Loosen zum Verkaufe gebracht. Der nach der Vermessung der Loose aufgestellte Situations-Plan liegt in der Amtsstube des unterzeichneten Notars zu Jedermanns Einficht offen und es ist der zu Oberüttfeld wohnende Förster Peter Michels beauftragt Kauflustigen die Grenzen der Loose, wie solche durch Schneisen und Pfähle abgemarkt sind, zu zeigen. Prüm, den 20. Oktober 1857, e Notar: Der in seinen vortrefflichen Wirkungen seit Jahren rühmlichst bekannte und aus Malz und echten weißen Zwiebeln=Decoct gefertigte, von der Königlichen Regierung zu Breslau laut Verfügung vom 5. Oktober 1857 zum Verkauf und zur öffentlichen Ankündigung gestattete und vom Medizinalrath Herrn Dr. Magnus, Stadtphysikus in Berlin braune ist außer in der unterzeichneten Fabrik auch bei E. Plaum in Prüm die Flasche zu 1 Thlr. nur allein echt zu haben. Wich. MNayer& Comp. in Breslau. Hülterpigs Atg. 9. Durchgepreßter Honig per Pfund 5 Sgr. bei Geschwister Schaaf. Frucht=, Getreide= g. Oelpreise zu vom 20. Oktober 1857. Süßer Weinmost ist zu haben bei in Prüm. 493 Ein Bürgermeisterei=Sekretair, der im Verwaltungsfache gut erfahren ist, wird gesucht. Wo? sagt die Expedition dieses Blattes. 488 Eine gesunde Schenkamme wird gesucht. Von Wem, sagt die Expedition dieses Blattes. 495 Unterzeschnete beehrt sich hiermit ergebenst anzuzeigen, daß Sie eine Auswahl der neuesten Modeartikel, als Seide zu Winterhüten, Bänder, Blumen, Spitzen, Wlonden 2c. 2c. 2c, erhalten hat. Prüm, den 23. October 1857. .. Klara Jerusalem. 49“ Ein erfahrener Schneidergeselle wird gesucht und findet dauernde Beschäftigung bei J. Robischon in Prüm. 467 Bei F. Schmitz, Nagelschmied in Prüm, sind Drahtnägel zum Fabrik=Preis zu haben. Hm! Wäh soll met Denne spaziere gohn! Bei C. Plaum in Prüm find vorräthig und zu haben: National=Kalender pro 1858 12 Sgr. 6 Pfg. Kath. Volkskalender pro 1858 10„— von Kolping 10,— 12„ 6 12 Trewends Gubits Steffens Rheinischer Veteran Großer hinkende Bote Kleiner Wandkalender 1 0 9 0 0 0 „ 0 Schreibkalender 100jähriger Kalender 12 10 5 5 2 2 5 12 0 „ 6 6 9 1 0 „ 6 6 6 „ 6 0 0 0 9 7 0 1 0 0 0 0 0 * Köln, Preuß. Frd'or. Aus.=Thaler=Goldstücke 25=Franks=Stücke 20 Franks=Stücke Wilhelmsd'or Fünffrankenthaler Französische Kronthaler Brabanter Kronthaler Livre=Sterling Amerikanische Dollars Geldcours. 20. October 1857. 5 20— 5 14 9 5 9 9 5 15— 1 10.— 1 16 9• 1 16— 6 20— Gedruckt, verlezt und herausgegeben von C. Plaum in Prüm