Abonnement: 2 Mark vierteljährlich frei in's Haus. Durch die Post vierteljährlich 2 Mark ohne Bestellgeld; 2 Mark 40 Pf. mit Bestellgeld frei in's Haus. Die„Bonner Zeitung“ erscheint jeden Werktag Nachmittags 3 Uhr; an Sonnund Feiertagen Morgens in der Frühe. Expedition: Münsterplatz 12. Telephon Nr. 40. O 0 SE — Bonner Tageblatt.— Dreiundachtzigster Jahrgang. Anzeigenpreis: 15 Pfennig für die 6gespaltene Petitzeile oder deren Raum. Kleinere Geschäfts=Anzeigen, Wohnungs=Gesuche u. s. w. bis 5 Zeilen nur 10 Pf. die Zeile. Stellen=Gesuche 5 Pf. die Zeile. Alle Anzeigen bei Baarzahlung für 3mal das 4temal frei. Auswärtige Anzeigen 20 Pf. für die Zeile Bei größeren und laufenden Austrägen ensprechender Raban. Nr. 200. Druck und Verlag von P. Neußer(Hermann Neußer). Bonn, Montag, 27. Juli Nachmittags. Verantwortlicher Redacteur: Her 1391. Ein Reichsgesetz gegen die Trunksucht. ir Zu verschiedenen Malen ist im Reichstage der Bundesrath ersucht worden, Maßnahmen gegen die Trunksucht in's Auge zu fassen und einen hierauf bezüglichen Gesetzentwurf zur Vorlage zu bringen. Gelegentlich der Berathung von Pelitionen, welche diesen Gegenstand betrafen, erklärte im Jahre 1888 der Staatssekritär des Innern, Herr von Bötticher, daß der Reichskanzler bereits mit der Angelegenheit beschäftigt sei und eine Umfrage an die verbündeten Regierungen gerichtet habe, in welch'm Umfange die bestehende Gesetzgebung eine Abänderung behufs Bekämpfung der Trunksucht nothwendig mache. Damals wurde gleichzeitig mitgetheilt, daß die erwähnten Umfragen bereits beantwortet seien und daß man im Reichsamt beschäftigt sei, das Ergebniß derselben zusammenzustellen und zu erwägen, inwiefern es zu einer reichsgesetzlichen Regelung oder Abänderung der bestehenden Gesetze nöthige. In Folge dieser Erklärung wurde von einer nochmaligen gründlichen Berathung des Petitionsgegenstandes vom Reichstage Abstand genommen und der demnächstigen Vorlage des Trunksuchts=Gesetzentwurfs entgegengesehen. Nachdem bereits vor dem Zusammentritt des Reichstages die Rede davon gewesen, daß ein Gesetzentwurf behufs Bekämpfung der Trunksucht in Ausarbeitung begriffen sei; nachdem diese Vorlage aber vermuthlich zu Gunsten anderer wichtiger legislatorischer Aufgaben der letzten Session zurückgestellt werden mußte, verlautet zur Zeit auf das Bestimmteste, daß die mehrfach angekündigten Maßnahmen gegen den Mißbrauch geistiger Getränke den Reichstag in der bevorstehenden Session beschäftigen sollen. Von dem Inhalt der zu erwartenden Vorlage ist bisher so gut wie nichts bekannt; dennoch wird man zweierlei als sicher in derselben berücksichtigt annehmen dürfen. Das Gesetz wird, wenn anders es wirksam sein soll, einerseits vorbeugende und verhütende, andererseits strafende und zwar streng strafende Maßregeln enthalten müssen. Zu den vorbeugenden Maßregeln gehört die Einschränkung der Schank=Concessionen und das Fernhalten nicht vertrauenswürdiger Elemente von der Ausübung des Gastwirths= gewerbes. Es gehört dazu das Verbot, an Minderjährige, Betrunkene oder als Trunkenbolde bekannte Leute geistige Getränke zu verabreichen. Es ist zu hoffen, daß diese Maßregeln in der RegierungsVorlage Berücksichtigung gefunden haben. Was die Strafen betrifft, welche in dem in Rede stehenden Gesetzentwurfe ausgesprochen werden müssen, so dürften wir wohl nicht fehl gehen, wenn wir annehmen, daß dieselben sich an die Bestimmungen des im Jahre 1881 vorgelegten, den gleichen Gegenstand behandelnden, vom Reichstage aber gegen die Stimmen der Conservativen und des Centrums abgelehnten Entwurf anlehnen werden. Danach sollte derjenige, welcher in einem nicht unverschuldeten Zustande ärgernißerregender Trunkenheit an öffentlichen Orten angetroffen wird, mit Geldstrafe bis zu einhundert Mark oder mit Haft bei schmaler Kost bis zu zwei Wochen, der Gewohnheitstrinker aber nur mit Haft bestraft werden. Es wird zugegeben werden müssen, daß diese Bestimmungen im Großen und Ganzen viel zu milder Natur find und daß insbesondere derjenige Trunkenbold, der seine und der Seinigen Existenz gefährdet, durch diese Strafen unfaßbar bliebe. Was würde es gewohnheitsmäßigen Trinkern verschlagen, wenn sie hin und wieder auf zwei Wochen mit schmaler Kost in der Haft zubringen müßten und sich dabei gewissermaßen den Magen zur Aufnahme neuer Fusel=Quantitäten stärken könnten! Die Haftstrafe (selbst bei Wasser und Brod) schreckt Gewohnheitstrinker nicht, rettet aber vor Allem nicht die Frau und die Familie des dem Schnapsteufel Anheimgefallenen vor dem Elend. Man muß nur einmal den Jammer ansehen, den solch ein Säufer über Weib und Kind heraufbeschwören kann; wie Haus und Hof immer mehr in Verfall geräth, wie der Mann Frau und Kinder mißhandelt. Da gibt es keinen Schutz für die Armen. Erst wenn sie am Bettelstabe find— haben sie das Recht auf öffentliche Unterstützung. Derartigem Verderben aber müßte ebenfalls entgegengetreten werden dadurch, daß— event. auf Antrag der Angehörigen— der Gewohnheitstrinker, welcher seinen Pflichten gegen seine Familie nicht mehr nachkommt, entmündigt wird und daß man ihn behufs Besserung in ein TeinkerAsyl befördert. Der erwähnte Gesetzentwurf vom Jahre 1881 legte aber— und wir hoffen, daß sich in dieser Beziehung auch der gegenwärtig in Vorbereitung begriffene Entwurf in gleicher Richtung bewegen wird — den Schwerpunkt darauf, den§ 51 des Reichsstrafgesetzbuches bei Trunkenheit außer Anwendung zu setzen. Der betreffende Paragraph lautet:„Eine strafbare Handlung ist nicht vorhanden, wenn der Thäter zur Zeit der Begehung der Handlung sich in einem Zustande der Bewußtlosigkeit oder krankhafter Störung der Geistesthätigkeit befand, durch welchen seine freie Willensbestimmung ausgeschlossen war.“ Auf Grund dieses Paragraphen sind vielfach Verbrecher, welche während der Unthat betrunken waren, vielleicht aber sich dazu erst„Muth“ getrunken haben, straflos geblieben. Der damalige Gesetzentwurf bestimmte nun, daß Trunkene nach demjenigen Gesetz zu bestrafen seien, welches auf die in freier Willensbestimmung begangene Handlung Anwendung finden würde; nur sollten Strafmilderungen, so statt der Todes= oder Zuchthausstrafe Gefängnißstrafe eintreten, und die Strafe zwischen einem Viertheil des Mindestbetrages und der Hälfte des Höchstbetrages der angedrohten Strafe bestimmt werden. Diese Strafmilderung sollte nach dem Entwurf aber bei fahrlässig begangenen Handlungen, sowie bei Uebertretungen ingleichen dann außer Anwendung bleiben, wenn der Thäter sich Muth getrunken hat. Diese sehr einschneidende Bestimmung, wonach also die in gewisser Hinsicht immerhin zu schätzende Wohlthat des oben erwähnten§ 51 vollkommen beseitigt werden sollte, hat jedenfalls vor Allem dazu beigetragen, den Entwurf zu Falle zu bringen. Daß denjenigen Verbrecher, welcher in der Absicht, eine strafbare Handlung zu begehen, sich entweder„Muth" oder„Milderungsgründe“ antrinkt, die empfindlichste Strafe treffen muß, ist eine nur zu berechtigte Forderung; aber daß auch der weniger Schuldige, der gegen seinen Willen in den Zustand der Trunkenheit gerathen ist und dann eine strafbare Handlung beging, an die er in normalem Zustande nie gedacht haben würde, wie der gemeine Verbrecher zu bestrafen sei, wäre doch eine grausame Vorschrift. Die Demokraten, welche begreiflicherweise neben allen übrigen „Freiheiten“ auch unbedingte Freiheit für die Säufer proklamiren, stehen schon von voruherein dem Gesetzentwurfe„abwartend“ gegenüber. Einerseits rüsten sie sich, um die Schankwirthe, gegen die drohende„Vergewaltigung" zu schützen; andererseits berechnen sie wohl schon im Voraus die agitatorische Wirkung der auch bei Bekämpfung des Trunksuchtsgesetzes brauchbaren Phrase von dem Schnäpschen des armen Mannes“). Wir hoffen aber trotzdem, daß diesmal die Vorlage nicht wie im Jahre 1881 scheitern, sondern mit einer erheblichen Mehrheit vom Reichstage angenommen werden wird. Vom Cage. * Daß die Liebe der Franzosen zu den„verlorenen Brüdera“. im Elsaß steis nur ausgegraben wird, wenn es sich darum handelt, dieselbe zu persönlichen Zwecken auszubeuten oder irgend einen Spektakel darauf zu begründen, sollte ehrlicher Weise selbst in Frankreich nicht mehr bestritten werden. In der Praxis erweist sich die Gesinnung der Franzosen gegen die nach Frankreich kommenden Elsässer als ein nur selten noch durch Heuchelei verhüllter Brodneid; die„verlorenen Brüder“ scheinen ihnen gerade noch gut genug, solche Geschäfte zu besorgen, zu denen sich ein Franzose nicht hergeben mag. Bezeichnend dafür ist wieder einmal eine Zuschrift, die ein Elsässer an die „Straßb. Post“ richtet; die Zuschrift lautet: „Ueber die in Nancy bestehende angebliche geheime Gesellschaft mögen folgende Zeilen einige Aufklärung bringen: Vor etwa drei Monaten begab sich ein junger Elsässer nach Frankreich, um in die Fremdenlegion einzutreten. Vor den furchtbaren Strapazen, welche ihm vort bevorstanden, zewarnt, entkam er wieder in seine Heimath. In Nancy hatte man ihn bei seiner Ankunft auf das Bürgermeisteramt gewiesen. Dort hatte man ihm ein Billet ausgehändigt, für welches er bei einem Wirthe für einen Tag freie Wohnung und Kost erhielt. Solche„billets de logement“ werden an unbemittelte Elsässer von einer Gesellschaft ausgegeben, welche sich auf ihrem Siegel„Société alsacienne. Nancy.“ nennt. Der Zweck dieser Gesellschaft scheint also ein wohlthätiger zu sein. Allerdings erschiene diese Wohlthätigkeit in einem merkwürdigen Lichte(sehr richtig!), wenn folgende Thatsache, die mir mitgetheilt wurde, wahr wäre. Ein junger Elsässer soll sich an die Gesellschaft gewandt haben mit der Bitte, ihm in Frankreich eine passende Stelle zu verschaffen, damit er in Deutschland nicht Soldat werden müsse. Als Antwort soll er die Mittheilung erhalten haben, er möge zunächst fünf Jahre in der Fremdenlegion dienen und dann wieder um eine Stelle nachsuchen.“ Natürlich ist es dem Wohlthäter, der diese Antwort ertheilt hat, sehr genau bekannt, daß Jemand, der die fünf Jahre Fremdenlegion übersteht, körperlich und geistig so heruntergekommen ist, daß er kaum mehr in der Lage sein dürfte, eine anständige Stelle auszufüllen. Die Antwort des Franzosen an den Elsässer ist also nichts als rücksichtsloser Hohn. *** * Die auf mögliche Verringerung der Unfälle im Arbeitsbetriebe abzielenden Bestrebungen haben das Haupthinderniß ihres Erfolges weniger auf betriebstechnischem oder sonst materiellem Gebiet zu suchen, als vielmehr auf ethischem. So wichtig es ist, daß durch geeignete Schutzvorrichtungen die Gefahren an Leib und Leben für den Arbeiter auf dasjenige Maß herabgemindert werden, wo die menschliche Voraussicht und Berechnung aufhört, dagegen das Spiel des unberechenbaren Zufalles, besser noch, der Herrschaftsbereich der vis major, anfängt, so unzureichend erweisen sich auch die vollkommensten Schutzvorrichtungen, die gemeinfaßlichsten Unterweisungen, die eindringlichsten Warnungen, selbst die Androhungen vor Strafen für den Zuwiderhandlungsfall, wenn das Arbeiterpersonal, sei es aus Leichtsinn, sei es aus Unachtsamkeit oder aus einer durch die Macht der Gewohnheit bedingten Abstumpfang es unterläßt, das Seinige zu thun, damit vermeidbare Unfälle auch wirklich vermieden werden. Es fehlt aus den Kreisen der Arbeitgeber nicht an Klagen über diese, die Arbeiterschutzvorrichtungen so vielfach illusorisch machende Gleichgültigkeit der Leute selbst. So ersehen wir aus dem letztjährigen Geschäftsbericht der rheinisch=westfälischen Hütten= und Walzwerksberufsgenossenschaft, daß trotz der vielen Schutzvorrichtungen die Zahl der Unfälle nicht abgenommen hat. Es geht aus den zur Anzeige gelangten Unfällen zur Genüge hervor, daß nur ein verschwindend kleiner Theil derselben durch eine etwa vorhandene Schutzvorrichtung hätte verhüttt *) Die„Freisinnige Zeitung“(Nr. 168) läßt sich bereits folgendermaßen aus: „Hoffentlich trifft das Gesetz auch Vorkehrungen dagegen, daß auf landwirthschaftlichen Festen, bei denen der Nothstand beklagt wird, nicht allzu viel Champagner getrunken wird.“ Nur eine Tänzerin. 92) Roman von H. Palmé=Paysen. Und größere, viel größere folgen. Es ist, als wären dem Publikum plötzlich die Auzen geöffnet, als habe es bis jetzt geschlafen und entdecke nun erst, welch eine geviale Künstlerin es da vor sich habe in diesem herrlichen Geschöpfe, dessen edles Gleichmaß des Körpers auch auf eine harmonische Seele schließen ließ. Denn jede Bewegung ist durchdacht, durchgeistigt und das Lächeln dieses Menschenantlitzes, der Blick. Alles was sich in dem lieben Antlitz des Mädchens so bezaubernd widerspiegelt, in der höchsten Anmuth, Natürlichkeit und Unschuld, gilt der Sache, dem Charakter des Stückes, dem Geiste, dem es entsprungen ist, keine Spur von Koketterie und Liebäugeln mit dem Publikum, wie die Sonfida es so gern that, keine Effecthascherei oder Künstelei, Alles höchste Poesie. Jede Stellung ein Gruß, jede Figur ein abgerundetes Ganzes. So hat noch Keine in diesem Theater getanzt, so noch Keine hingerissen und demgemäß steigert sich der Beifall des heute ganz parteilosen Publikums von Akt zu Akt, steigert sich zu niemals dagewesenen Huldigungen, die kein Maß und keine Grenze kennen. Es rauscht und braust durchs Haus, immer von Neuem muß der Vorhang aufrollen, immer wieder wird Ellita vor die Rampe gerufen mit den Ausdrücken emportragender Begeisterung. Zuletzt, beim Schlußakt, nach dem reizenden Spiegeltanz, fliegen schaell herbeigeschaffte Sträuße, Kränze und lose Blumen ohne Zahl auf die Bühne. Kein Fuß breit leerer Raum bleibt zuletzt übrig. Sie steht auf Blumen— nein, kniet auf Blumen, nicht mit dem selbstbefriedigten siegesgewissen Blick einer Künstlerin, die weiß, was sie werth ist, und an dem begehrten Ruhme sich mit Genugtbuung sättigt, sie ist niedergekniet mit dem verwirrtesten, verlegensten und doch glücklichsten Gesichte, leuchtende Thränen der Rührung in dem hülflos umherirrenden Auge, denn der feuchte Schimmer verhüllt ihr fast den Zuschauerraum. Sie schaut umher, sucht und findet nicht das alte treue Gesicht dort oben— auch nicht ein anderes, nach dem sie den ganzen Abend, nach jedem Akte, ehe sich der Vorhang senkt, ausgeschaut hat. Das Stück ist beendet, der Vorhang bleibt geschlossen, es ist der einzige Besehl, den der Intendant diesen Abend gegeben hat. Der nicht enden wollende Beifall verrauscht zuletzt unbeachtet, ungehört. Ellida kann sich erheben, sich die feuchten Augen trocknen, die vielen Hände, die sich ihr rechts und links beglückwürschend entgegenstrecken, eine nach der andern dankend ergreifen, diese und jene ihr entgegengehaltene schöne Blume an sich nehmen, während diensteifrige Hände die anderen Trophäen in ihre Garderobe tragen. Langsam nur rückt sie vorwärts, um selbst auch dahin zu gelangen, Schritt für Schritt, und muß dabei doch immer wieder stel bleiben. Jeder will noch mit ihr sprechen, ihr etwas Freundliches, Schu chelhaftes sagen. Diejenigen Tänzerinnen, die nach den anstreugen Aufgaben eben noch an den Coulissen hier und dort, wie matte Schmet linge gefangen, um der keuchenden Brust den Athem zurückzugeben, um erschöpften oder blutenden Fuße secundenlange Rast zu gewähren, komn nun auch auf sie zu, sie haben ja Alle zu ihrem Ruhme mit beigetragen sind stolz darauf, hören gern ihr sanftes Lob, das sie in so lieblic Worten auszudrücken versteht. Keiner begreist es, wie sie, welche die ge ten Aufgaben des Abends zu erfüllen gehabt, Alles so leicht und mühe hat ausführen können, daß sie immer noch Athem besitzt, gar nicht überb aussieht, nie unschön und— erschallt der erste Ton der sie elektrisirent Musik— gleich wieder so frisch und elastisch aufspringen kann, als bö sie für Alle noch Kräfte und Athem übrig. Ellida lächelt. „Weil ich ihn nicht verschwende“, sagt sie,„damit sparen zu können, ist vielleicht meine größte Kunst.“ Da drängt sich durch alle die weißen, sylphidenhaften Gestalten eine sonderbar gekleidete Frau mit langen Armen und einem großen Kopf. Sie steuert direkt auf die gefeierte prima ballerins los. Einzelne kennen sie und weichen aus, Andere lachen laut auf und rufen:„Was will denn die Alte? — wer ist die gelungene Person?“— halten aber schleunigst mit weiteren Bemerkungen zurück, als sie sehen, wie herzlich, mit einer Art kindlicher Freude die kleine Silström die merkwürdige Alte begrüßt. Wie das möglich ist, daß sich die Augen dieser gefeierten Collegin, welche Ruhm ohne Ende heute Abend geerntet, einen Beifall, wie die Sonfidia ihn nimmer erlebt hat, immer wieder mit Thräuen füllen, das fassen die Wenigsten. Weinen, wenn man sich freut, wie ist das möglich? Närrisches Mädchen, denkt die Eine und Andere. Murre hat ein großes weißes Flockentuch in der Hand und legt dies sorglich um die Schultern ihrer Herrin. „So muß es kommen und so muß es bleiben“, flüstert sie ihrem Fröken auf Schwedisch zu, mit vor Freude glitzernden Augen. Dann begibt sie sich an das Aufsammeln der Trophäen. Keine geringe Arbeit. Sie schmunzelt und kichert und hält Selbstgespräche dabei, die unverstanden und ungehört verhallen. Plötzlich muß ihr ein Gedanke kommen. Sie rennt mit dem Korb voll Blumen von der Bühne fort, erst in die Garderobe, dann die Bühnentreppe hinab, durch welche man auf kürzerem Wege schnell auf die Straße gelangt. Das Haus kann sich heute nur langsam leeren, und es gelingt Murre auch nicht so schnell, wie es ihr Eifer wünscht, sich durch die Menge zu drängen, um das Portal des Theaters zu erreichen. Unterdessen lichtete sich der Schwarm der Tänzerinnen, die zu Ellida nach diesem großartigen Erfolge aufblickten wie zu einer Gebieterin. Jetzt trägt sie ja und nicht die Sonfidia hier das Seepter in der Hand. Wie rasch sich das geändert hat. Eine Jede rechnet sich schnell den Vortheil oder Nachtheil heraus, den dieser Tausch für die Einzelnen haben kann. Erst als Zindorf und der Capellmeister in Sicht und auf die Gefeierte zukommen, ziehen sich auch die letzten Tänzerinnen zum Umkleiden zurück. Ellida hält auch noch der neuen Ansprache Stand. Willmar hat seine Sache basser gemacht, als der intriguante Sehlen. Nie zuvor hat das Orchester so exact seine Aufgabe gelöst, so feurig die Rhythmen erklingen lassen wie heute. Zindorf ist des höchsten Lodes voll, hier und dort. Ellida mag kaum der rühmenden Worte mehr hören, so ehrlich sie hier auch gemeint sind. Sie hört zerstreut zu. Ihre Augen irren suchend umher. Für ein einziges anerkannendes Wort aus seinem Munde göbe sie Ruhm und Beifall, Blumen und Kränze, Alles, Alles gern dahin. Ob er denn gar kein Verlangen trägt, seine Befriedigung über den Abend auszusprechen— ob er denn gar nicht Theil nehmen will an ihrer Freude? Aber was ist das? Ellida weiß nicht, was sie zu hören und gleich darauf zu sehen bekommt. Murre erscheint in der Coulisse, spricht eifrig in den Hintergrund hinein, in überredendem Tone, etwa so wie eine Glucke ihre Küken ruft, die dem Lockton nicht gleich Folge leisten wollen. Sie schwatzt und gestikulirt mit ihren langen Armen, als gälte es Muskulaturübungen. Mehrere helle Stimmchen erklingen, Stimmen, die Ellida ganz bekannt sind. Endlich lugen ein paar blonde Kinderköpfe um die Ecken der Coulissen, und plötzlich taucht auch eine dunkelrockige Männergestalt dahinter auf— der Professor. Sie, Ellida, und er eilen gegenseitig auseinander zu, der Professor mit schwerfälligem, wuchtigem Schritte, Ellida mit der schnellen Leichtigkeit ihrer Grazie. Sonderbare, selten gesehene Gruppe hier auf der taghellen Bühne, die noch die Spuren der eben stattgefundenen Huldigungen trägt, abgefallene Blüthen, Blätter, zertretene Blumen und den zurückgelassenen füßen Duft derselben. Ein Stück aus der Wirklichkeit, die größten Gegensätze berühren sich. Hier der ernste Gelehrte in dem altmodischen dunklen Rocke, dort die gorte, in Seidentüll gebüllte, mit Rosen und Geschmeide gischmückte Tänzerin. Darum herum die Schaar neugieriger und bewundernd umherschauender Kindergestalten in modischen Kleidern und die runzelige, abenteuerhaft herausgeputzte Alte! „Lieber Herr Professor!" ruft Ellida,„Sie hier? Das ist eine Freude, eine größere Ueberraschung für mich, als der Erfolg des Abends.“ Seite 842 Nr. 200 werden können, nur der Unachtsamkeit der Verletzten und der Nichtbeachtung der Vorschriften durch die Arbeiter ist dieses ungünstige Ergebniß zuzuschreiben. Die Nichtbeachtung der Vorschriften seitens der Arbeiter und die Unachtsamkeit eines Theiles derselben geht so weit, daß sie sich an den einfachsten Geräthschaften Verletzungen zuziehen. Es besteht vielfach die Ansicht, daß durch die vielen Schutzvorrichtungen die Arbeiter selbst immer unvorsichtiger würden und eine Gefahr nicht achteten. Dieser Ansicht widerspricht jedoch der oben angezogene Bericht, denn die Erfahrung lehre, daß die Schutzvorrichtungen fast keinen Einfluß auf die Vermehrung oder Verminderung der Unfälle ausüben. Es sei vielmehr anzunehmen, daß die Gleichgültigkeit gegen Gefahr durch das Bewußtsein, daß in allen Fällen, ob grobe Fahrlässigkeit oder ein wirklicher Betriebsunfall vorliege, Entschädigung gezahlt werden muß, gesteigert werde. Eine Abnahme der Unfälle werde erst dann zu erwarten sein, wenn bei grober Fahrlässigkeit und Nichtbea tung der Vorschriften die Rente niedriger bemessen wird als bei gleichen Verletzungen, entstanden durch Fahrlässigkeit der Mitarbeiter oder durch die Gefährlichkeit des Betriebes. Dieses Selbstverschulden der Arbeiter wird von den socialdemokratischen Hetzern natürlich geflissentlich verschwiegen, so oft sie mit geheuchelter Entrüstung von in industriellem Betriebe verunglückten Arbeitern als den„Opfern der rücksichtslosen kapitalistischen Ausbeutung" sprechen. Davon aber, daß sie ihren Einfluß auf die Arbeiter in ermahnendem, warnendem und über die Pflichten gegen sich selbst und gegen die Allgemeinheit belehrendem Sinne anwendeten, hört man nie ein Wörtchen verlauten. ** * Der Kaiser ist am Abend des 23. Juli an Deck der„Hohenzollern“ auf dem durch Regen glatt und feacht gewordenen Fußboden ausgeglitten und hat sich leicht am rechten Knie verletzt. In Folge dessen ist Schonung des Fußes erforderlich und es können für die nächste Zeit Berg= und Landparthien nicht unternommen werden. Das Allgemeinbefinden des Kaisers ist gut; derselbe nahm am Freitag an der gemeinschaftlichen Mittagstafel an Deck Theil. * Zu einer Mittheilung des Londoner Gewährsmannes der„Politischen Correspondenz", betreffend Rußlands Verhalten zur Annäherung Englands an die Tripelallianz, schreiben die„Hamburger Nachrichten“, es würde nicht überraschen, wenn Rußland neuerdings eine Action in Centralasien gegen Großbritannien entrirte, die darauf ausginge, England außereuropäische Schwierigkeiten zu wrche. Nachrichten. Berlin, 26. Juli. Seine Majestät der König haben Allergnädigst gerubt: Dem Kassirer der städtischen Leihanstalt zu Köln, August Claasen, den Königlichen Kronen=Orden vierter Klasse zu verleihen. Beutschland. 6 Berlin, 26. Juli. Die Kronstädter Empfangsfeierlichkeiten zu Ehren des französischen Geschwaders nehmen in der jetzigen ereignißarmen Jahreszeit das allgemeine Augenmerk ungleich mehr in Anspruch, als es sonst wohl der Fall gewesen wäre. Der in den höheren russischen Gesellschaftskreisen stark im Schwange gehende Franzosencultus benutzt den Anlaß zur Inscenirung einer epochemachenden Kundgebung, welche dem doppelten Zweck dient, das französische Flottenpersonal mit überwältigenden Eindrücken von der Größe der russischen Macht zu erfüllen, und nebenbei den Führern des Panruffenthums ein erhöhtes Relief in den Augen des eigenen Volkes zu verleihen. Aus diesem Grunde wird von den chauvinistischen Preßorganen Petersburgs und Moskaus dem Austausche der üblichen Höflichkeitsbezeugungen zwischen dem russischen und französischen Flottenpersonal eine in der Sache selbst nicht nothwendig begründete Tragweite tendenciös beigemessen. Noch weiter gehen selbstverständlich die Pariser Boulevardsblätter, welche Schulter an Schulter mit ihren russischen Collegen im Geiste bereits die Welt erobern. Aus jeder den Kronstädter Festlichkeiten gewidmeten Begrüßungszeile der wahlverwandten franzöfisch=russischen Publicistik spricht die Genugthuung darüber, daß man den moralischen Eroberungszügen Kaiser Wilhelm's in Holland und England etwas halbwegs Annäherndes an die Seite zu stellen hat. Nur hinsichtlich der Ausbeutung der in Kronstadt zwischen der französischen und russischen Marine gewechselten Händedrücke scheint man an Newa und Seine noch einigermaßen getheilter Meinung zu sein. Den Pariser Anschauungen nach müssen es sich die Russen zur hohen Ehre rechnen, das französische Geschwader in Kronstadt begrüßen zu dürfen, während der langathmigen Franzosenverhimmlungen in den russischen Blättern kurzer Sinn in dem Satze gipfelt, daß Rußland an Frankreich einen willigen Handlanger seiner eigenen Interessenpolltik erworben zu haben wähnt. In der willkürlichen Commentirung der Kronstädter Flottenverbrüderung haben die den Bestrebungen des mitteleuropäischen Dreibundes grundsätzlich abholden Elemente der internationalen Togespolitik ein umso freieres Feld, als die offictelle russische Politik mit geradezu peinlicher Sorgsamkeit sich bedacht zeigt, eine formell einwandsfreie und auch sachlich correcte Haltung zu wahren. Ihrer wahren Natur nach sind denn auch die Kronstädter Flottenfeste lediglich decorative Acte der internationalen Höflichkeit, nicht aber der internationalen Politik. * Der„Staats=Anzeiger“ schreibt: Für die Durchführung der Schulreform auf Grundlage der von der December=Conferenz gefaßten und von Seiner Majestät dem Kaiser und König gebilligten Beschlüsse ist die wichtigste Vorbedingung die Neuregelung des Berechtigungswesens der höheren Schulen. Ueber diese Vorbedingung ist theils durch Schriftwechsel zwischen den einzelnen Ministerien, theils in Sitzungen des Staatsministeriums eingehend verhandelt und nunmehr eine Verständigung dahin erzielt worden, daß den Abiturienten der Ober=Realschulen in Preußen der Zugang zu dem Bau= und Maschinenbaufach, Bergfach und Forstfach, sowie zu dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften mit der Aussicht auf Anstellung als Lehrer eröffnet werden soll. Dasselbe wird im Dienstbereiche des Reichs für das Post= und Telegraphenwesen, für den Marineschiffbau und den Marineschiffs=Maschinenbau geschehen. Die OberRealschulen werden also den Realgymnasien bezüglich der Berechtigungen im Wesentlichen gleichgestellt werden. Was die höheren Bürgerschulen betrifft, so wird das Reifezeugniß derselben in Zukunft zu dem gesammten Subalterndienst berechtigen, während dies bisher nur für den Justiz=Subalterndienst der Fall war. Damit wird die höhere Bürgerschule auch in solchen Landestheilen Fuß fassen können, welche in industrieller und gewerblicher Hinsicht weniger entwickelt sind. Ueber einzelne Specialfächer, z. B. die Landmesser, sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienst wird so geordnet werden, daß für die Schüler der neunjährigen Vollanstalten sowie der bisher siebenjährigen Anstalten der Vorzug aufhört, den Befähigungsschein durch bloße Versetzung nach Ober=Sekunda ohne Prüfung zu erwerben. Es wird künftig an allen Anstalten nach Abschluß eines sechsjährigen Lehrkursus eine Prüfung unter dem Vorsitz eines Commissars der Staatsbehörde abgehalten und die Ertheilung des Befähigungsscheins für den einjährigen Dienst von dem Bestehen derselben abhängig gemacht werden. Hiermit wird eine Ungleichheit beseitigt, welche die Verbreitung der höheren Bürgerschulen hemmte, da deren Abiturienten bisher allein, um den Befähigungsschein zu erlangen, eine volle Prüfung bestehen mußten. Bonner Zeitung vom 27 Juli 1891. * Die Vorbereitungen zur Einführung eines Gewerbeschiedsgerichtes in Berlin sind im Gange. Eine dahingehende Antwort ist dem Centralrath der Gewerkvereine geworden. * Die„Kreuzzeitung" hatte vor einigen Tagen behauptet, daß „die Officiere jener sächsischen Landwehren, die aus den socialdemokratischen Industriebezirken im vorigen Jahre zur Uebung eingezogen waren, mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hatten und daß wiederholt auf die Führer geschossen wuede." Das sächsische Kriegsministerium dementirt diese Behauptung in energischer Weise. Oesterreich Angarn. * Wien, 25. Juli. Der„Polit. Corresp.“ zufolge hat di Rudini den italienischen Botschafter Rigra beauftragt, der österreichisch=ungarischen Regierung für die überaus taktvolle und feinfühlige Art, womit der 25 jährige Gedenktag der Schlacht bei Lissa begangen, und insbesondere für die der italienischen Marine gezollte sympathische Anerkennung zu danken. Frankreich. * Paris, 25. Juli. Ueber ein versuchtes Attentat gegen Constans, Etienne und Treille wird berichtet, daß am Donnerstag Vormittag Constans auf seinem Bureau einen Brief auf einem Buche liegend vorfand. Constans erkannte auf der Adresse die Handschrift seiner Großnichte; das Buch war ein Gebetbuch. Der Minister sandte Alles an seine Gemahlin, welche den Goldschnitt des Bandes vergeblich zu öffnen suchte. In der Meinung, das Buch enthalte Verdächtiges, wie es widerholt bei Sendungen an Regierungsmitglieder vorgekommen war, wurde das Buch dem Hausmeister übersandt. Als dieser versuchte, das Buch mit einem Meißel zu öffnen, bemerkte der Kammerdiener eine Lunte. Der Band wurde sofort zur Untersuchung an das städtische Laboratorium gesandt. Der Director des Laboratoriums constatirte, daß das Buch eine Sardinenbüchse mit 200 Gramm Explosivstoff, 29 bis 22 Revolverkugeln und etwa 30 Kapseln enthielt. Der des Attentats verdäch tige Touloner Marine=Arzt soll sich vorgestern in Toulon entleibt haben. Der Gemeinderath berieth heute über die Richtung der Stadtbahn und beschloß, die West=Ost=Linie solle nicht die Lini: der großen Boulevards, sondern die durchzulegende Rue Réaumur benützen; außerdem genehmigte der Munizipalrath eine Linie der äußeren Boulevards und eine Süd=Nord=Linie, welche die Nord= und Ostbahn mit den Hallen und mit der Linie nach Sceaux verbinden wird. Sodann wurde der Gesetzentwurf im Ganzen angenommen. * Paris, 25. Juli. Der Marineminister Barbey theilte im heutigen Ministerrathe mit, es habe die Königin von England den Wansch geäußert, das aus Kronstadt zurückkehrende Geschwade: am 20. August in Portsmouth zu empfangen. * Toulon, 25. Joli. Der chilenische Kreuzer„Presidente Pinto“ gerieth bei der Abfohrt nach Genua, wo er Kanonen und Pulver laden wollte, noch auf der Rhede auf eine Untiefe. Bis jetzt ist es nicht gelungen, das Schiff wieder flott zu machen. Stalien. * Genua, 25. Juli. Sechzig aus Korfu ausgewanderte Inden, die sich hier niederlassen wollten, jedoch durch Regierungsbefehl ausgewiesen wurden, kehrten nach Marseille zurück.(F..) Spanien. * Madrid, 23. Juli. Eine Gesandtschaft des Sultans von Marokko ist gestern hier angekommen. Unter den zahlreichen für die Königin Christine bestimmten Geschenken, die sie überbringt, befinden sich auch 10 prachtvolle arabische Pferde. Nach einem Aufenthalte von wenigen Tagen, wird die Gesandtschaft nach San Sebastian gehen, wo die Königin sie empfangen will. Portugal. * Ueber die Lage in Portugal wird dem„Hann. Cour.“ aus Lissavon unter dem 20. d. Mis. geschrieben: In den letzten Wochen haben sich die Verhältnisse hier gegen alle Erwartung noch bedeutend verschlechtert. Der gute Anlauf, den das neue Ministerium nahm, ist eben nur ein Anlauf geblieben und kann man auch einzelnen Mitgliedern desselben, so z. B. dem Präsidenten und dem Finanzminister, den guten Willen nicht absprechen, so erfüllen doch die anderen Mitglieder nicht die an sie gestellten Erwartungen. Dies ist um so schlimmer, als die vor einigen Tagen auseinander gegangene Landesvertretung ein Gesetz erlassen hat, demzufolge die Minister unumschränkte Vollmacht haben, zu reorganifiren, wo und wie es ihnen gut dünkt. Schlimmer als je zuvor herrscht hier wieder einmal der Nepotismus; alle guten Freunde und Verwandten der Minister sind schleunigst mit fetten Stellen bedacht worden, ohne viel danach zu fragen, ob sie die Fähigkeit besitzen, ihren Posten auszufüllen. Dies erregt natürlich wieder an allen Ecken und Enden viel böses Blut. Schon seit Wochen glaubte man, die Geldnoth habe hier ihren Höhepunkt erreicht und doch wird die Lage noch von Tag zu Tag schlechter. Seit einigen Tagen ist der längst befürchtete Fall eingetreten, daß zwar die Kaufleute die Annahme von Banknoten nicht direkt verweigern, wohl aber erklären, daß sie nicht wechseln können und lieber so lange auf den Verkauf ihrer Waaren verzichten, bis man sich baares Geld verschafft hat. Letzteres aber ist kaum noch aufzutreiben, jedenfalls aber nicht ohne ganz enorme Verluste(15 bis 20 pCt.) Derartige Zustände sind auf die Dauer unhaltbar. Die Schaar der Unzufriedenen wächst von Tag zu Tag, um so mehr, als die Regierung scheinbar nichts thut, was eine ernstliche Besserung herbeiführen könnte. Im Gegentheil, neue Steuern werden auferlegt und die alten Steuern erhöht, so z. B. diejenige für Tabak, die schon so wie so eine unmäßige war. Man ist hier deshalb auch nicht erstaunt, fast täglich in den Zeitungen von Unruhen im Lande zu lesen. Zwar haben diese bislang nie einen ernsten Ausgang genommen, das dürfte aber zum großen Theil der Wachsamkeit der Polizeiorgane, die in Stadt und Land wesentlich vermehrt worden sind, zu danken sein. Schwerlich dürfte, selbst nach glücklicher Beilegung der zeitigen Geldkrise, die einmal hervorgerufene Gährung im Volke zu unterdrücken sein, und kaum scheint es abzuwenden, daß nicht binnen Kurzem auf die eine oder die andere Weise eine gründliche Umwälzung herbeigeführt werde. Noch vor wenigen Monaten war die Wahrscheinlichkeit, daß dies auf friedlichem Wege geschehen könne, keine geringe, jedenfalls glaubte und hoffte man fest darauf. Heute sagt man sich, daß nur unverhofft günstige Umstände eine derartig friedliche Entwickelung herbeiführen können. Ob die für die Monate August oder September vom Ministerium in sichere Aussicht gestellten Reformen, an die hier übrigens Niemand glauben will, dazu im Stande sein werden, muß die Zukunft lehren Großbritannien. * London, 23. Juli. Der„Standard“ schreibt:„Es verlautet, daß die Civilingenieure Englands mit der Absicht umgehen, Heern Carnot einzuladen, sie in diesem Herbste zu besuchen. Gewisse einflußreiche Herren unter ihnen haben sich die anläßlich der Ankunft des Deutschen Kaisers von dem Sprecher des Unterhauses, W. H. Smith, abgegebene Erklärung, es wäre bei den britischen Ministern nicht Sitte, ausländische Gäste einzuladen, zu Herzen genommen und erörtern demgemäß jetzt die Möglichkeit, selbst den Präsidenten der französischen Republik zu empfangen. Sie gründen ihr Anrecht, Herrn Carnot bewirthen zu dürfen, auf den Umstand, daß dieser, was vielfach unbekannt, ein ausgezeichneter Ingeaieur ist. Man kann kaum glauben, daß der Plan ernstlich gemeint ist oder ernste Männer sich wirklich mit ihm beschäftigen. Herr Carnot würde wahrscheinlich die gute Absicht anerkennen und seine Ablehnung mit den höflichsten Redensarten motiviren. Im Allgemeinen darf man den Franzosen jedoch nicht allzusehr trauen. Sie würden es für eine bittere Beleidigung halten, wenn ihr Herrscher von einer Anzahl Privatpersonen eingeladen würde, nachdem ihr Erzfeind von der Königin selbst eingeladen und mit dem äußersten Ceremoniell empfangen worden ist. Selbst wenn Herr Carnot in Schloß Windsor und in Guildhall begrüßt würde, könnte dies an der Sachlage nichts ändern, welche für alle betheiligten Parteien, die Gastgeber mit eingeschlossen, eine höchst peinliche sein würde. Wir find überzeugt, daß man den Plan, falls er wirklich bestehen sollte, bei näherer Prüfung fallen lassen wird.“ Rußzland. * Petersburg, 25. Juli. Das Kaiserpaar mit der Königin von Griechenland, den Großfürsten und Großfürstinnen besuchte nach der Revue des französischen Geschwaders das Panzerschiff „Marengo". Der Admiral Gervais überreichte der Kaiserin und der Königin Bouquets. Später war auf der„Derjawa", Dejeuner, wozu die Admirale und Schiffscommandeure beider Flotillen eingeladen waren. Der Czar toastete auf Carnot und Frankreich, der franzöfische Botschafter Laboulay auf den Czaren und die russische Flotte. * Odessa, 24. Juli. Alle gebundenen Bücher, welche aus dem Auslande nach Rußland eingeführt werden, sind mit einer Steuer von einem Rubel per Pud belegt worden. Rusfische im Auslande gedruckte Bücher haben eine noch höhere Steuer zu entrichten. Asten. * Ueber den Aufstand in Yemen sind jetzt aus Syrien brieflich einige Mittheilungen eingetroffen, welche die Ursache der Empörung und zugleich die Verhältnisse des ganzen Gebiets zur Türkei aufklären. Eine wirkliche Autorität konnte die Türkei bisher nur über die beiden Landschaften Hedzaz und Yemen ausüben, welche von der Pforte zu zwei Bilayets eingerichtet worden find. Das Viloyet Hedzaz zerfällt in drei Gouvernements, die wiederum in neun Mutessarifliks getheilt sind, während Yemen vier Gouvernements bei 29 Mutessarifliks zählt. Eins der größten Gouvernements Yemens ist das im Norden auf dem höchsten Punkt der arabischen Hochebene belegene Assyr, das in sechs Mutessarifliks zerfällt und eine Einwohnerzahl von drei Millionen aufweist. Die 15 oder 20 Stämme, die Assyr bewohnen, sind der Pforte nur dem Namen nach unterthon. Denn sobald es sich darum handelt, die Zugehörigkeit zur Türkei durch Steuerzahlung zu beweisen, müssen von dieser Truppen zur Eintreibung ausgesandt werden. Es kommt dann fast immer zu regulären Gefechten, und wenn es den osmanischen Truppen gelungen ist, die Nomaden zu bändigen, so nimmt man ihnen Alles, was sie an beweglicher Habe, wie Kameele, Geräthschaften, Zelte u. s.., besitzen, und rechnet dies als erlegte Steuer. Als solch militärischer Steuererheber wurde nun vor einiger Zeit nach Dchempel Assyr der Oberst Mehemet Rifat Bey ausersehen. An der Spitze von vier Bataillonen überschritt er Beni=Secher, und indem er als Deckang in dem bergigen Terrain zwei Bataillone zurücktieß, warf er sich mit der anderen Hälfte, und wie die officiellen Berichte wissen wollen, in nicht ganz nüchternem Zustande, auf die Araber. Die Beduinen, die sich von den erst vor einigen Jahren über sie hereingebrochenen„ähnlichen" Leiden noch nicht erholt hatten, ließen anfänglich refignirt Alles über sich ergehen. Diese passive Haltung der Einwohner ermuthigte den türkischen Officier, um die Araber noch mehr einzuschüchtern, ihnen die türktsche Ueberlegenheit recht fühlbar zu machen. Dies war das Signal für einen der Stämme, den wildesten und unbotmäßigsten, sich zu erheben. Oberst Mehemet Rifat Bey wurde in dem Augenblick, als er dies am wenigsten erwartete, von den auf schnellen Rossen heransprengenden und wie aus der Erde gewachsenen Arabern umzingelt, und obwohl die türkischen Soldaten nach der ersten Ueberraschung sich tapfer zur Wehr setzten, wurden sie gänzlich aufgerieben. Rifat Bey mit 11 seiner Officiere und 75 Soldaten blieben niedergemetzelt auf dem Schlachtfelde. Die Zahl der Verwundeten und Gefangenen hat bisher nicht festgestellt werden können, doch hat von den vier Bataillonen kein einziger Soldat seine Garnison bis jetzt wiedergesehen. Eine noch schlimmere Folge dieser Niederlage aber war, daß nunmehr sämmtliche Stämme zu gemeinsamem Kampfe gegen die Türken sich vereinigt haben. In Syrien ist die Meinung allgemein verbreitet, daß die Aufständischen Waffen und Munition aus dem nahen Aden beziehen. Der Pfocte scheint es indessen mit der Unterdrückung der Erhebung ernst zu sein. Syrien allein ist angewiesen, 10,000 Mann nach Arabien zu senden, und ununterbrochen laufen in Beyrut und Tripolis kaiserliche Transportdampfer ein, um die nach diesen beiden Häfen dirigirten Truppen und Kanonen nach den Küsten des Rothen Meeres zu überführen. Auch aus Kreta werden in Beyrut Mannschaften erwartet. * Nach Mittheilungen der„Post“ aus Kamerun ist dort am 4. d. Mis. das aus freiwilligen Beiträgen zum Andenken an die in Kamerun verstorbenen deutschen Beamten, Officiere und Gelehrten auf dem Gonvernementsplatze errichtete Denkmal im Beisein sämmtlicher Gouvernementsbeamten, der Besatzungen beider in Kamerun stationirten Kriegsschiffe, sowie der deutschen Missionare und Kaufleute feierlich enthüllt worden. Nachdem die Capelle S. M. Kreuzer „Habicht“ den Choral„Ein feste Burg ist unser Gott“ gespielt hatte, hielt der stellvertretende kaiserl. Gouverneur, Herr Kanzler Leist, die Festrede. Während die Hülle fiel und das Hoch auf den Kaiser ausgebracht warde, spielte die Capelle den Präsentirmarsch, während eine Ehrencompagnie, combinirt aus den Besatzungen der in Kamerun stationirten Kriegsschiffe auf das Commando des Kapitän=Lieutenanis Krause präsentirte und demnächst drei Gewehrsalven abgab. Hiermit schloß die erhebende Feier. Die Musik spielte noch eine Stunde auf der Piazza des Gouvernementsgebäudes, in welches sich die Festtheilnehmer zurückgezogen hatten. Die Namen der Verstorbenen sind folgende: 1) Ernst Bertram, Gouvernementssecretär und Premier= Lieutenant der Reserve, 2) Ludwig Weber, Zollvecwalter und Seconds=Lieutenant der Reserve, 3) Wilhelm Retzer, Dr. med., 4) Bernhard Weißenborn, Dr. phil., Zoologe, 5) Hans Tappenbeck, Seconde=Lieutenant à la suite des 4. Westfälischen InfanterieRegiments, 6) Karl Zeuner, Hauptmann à la suite des 4. Infanterie Regiments Prinz Wilhelm. Spitzbergen. * Die Nachricht, daß nächstens mit dem deutschen Fischdampfer „Amely“, eine Anzohl Herren aus Württemberg(Fürst Karl von Urach, Graf Zeppelin, Professor Bauer und Dr. Faber) eine Fahrt nach Spitzbergen unternehmen wollen, wird allgemein inter essirt haben. Wenn die Eis= und Witterungsverhältnisse günstig. wird es auch wohl einem nicht für die Eismeer=Schifffahrt gebauten Dampfer gelingen, an einem oder dem andern Punkte der Westküste Spitzbergens zu landen, wo dann Sammlungen gemacht und Jagden auf Rennthiere, Eisdären, Seehunde und Walrosse unternommen werden können. Die großartige Natur verschiedener Fjorde, wie sie uns Professor Kükenthal in seinen anziehend geschriebenen Reiseberichten an die Bremische Geographische Gesellschaft schildert, ist eines solchen Versuches wohl werth. Wenn es indeß in dem Bericht des„Staats=Anzeigers für Württemberg“ heißt, daß es sich bei der Fahrt um Prüfung und Feststellung der Frage handelt,„ob Seite 843 Nr. 200 Bonner Zeitung vom 27 Juli 1891. Spitzbergen durch seinen Reichthum an Kohlen und Fischen, an Vögeln, Eisbären und Rennthieren in der That sich dazu eigne, für den deutschen Handel eine neue Quelle lohnenden Erwerbes zu werden", so ist das in der That überschwänglich und geht über das erreichbare Ziel weit hinaus. Geologisch und geognostisch ist Spitzbergen das bekannteste Stück der arktischen Welt, namentlich verdanken wir den zahlreichen schwedischen Expeditionen reiche Aufschlüsse. Bisher hat man noch nichts von dem Versuch hört, die allerdings an verschiedenen Stellen vorhandenen Kohlenflötze abzubauen. Daß Eishaifang und Jagd auf kleinere Walarten, sowie das Sammeln von Vogelfedern in den Gewässern und an der Küste von Spitzbergen betrieben werden, ist bekannt; Herabsetzung der Prämie von 50 P obwohl der Unternehmungsgeist für Fischereibetrieb neuerdings sehr vie, Repise scheinen doch schon eiwos deimit zu seir rege in Deutschland ist, hat noch Niemand es gewagt, in Mit„.. G. R u; hiesem Jahre für nahenbewerbung mit den norwegischen Fischern zu treten, welche Letztern derartige Fahrten weit billiger und mit geeigneterer Mannschaft ausführen können, als man es von den deutschen Küsten aus vermöchte. Die nordische Fischerei ist recht eigentlich ein Feld der Norweger. Ein bekannter Geestemünder Fischrheder hat vor einiger Zeit ein Mal einen Dampfer auf den Cabeljau= und Haibutt=Fang in's Pordimer geschickt; die Fahrt ist aber nicht wiederholt worden! Die Hegr, ouz Roubos; herat den Laten des Goldwaarenbändler Jagd auf Rennthiere an der Westküfte von Spitzbergen wird sich H“ f“ der 9#;shrige8 erfahrungsmäßig schwerlich als ein lohnender Erwerb erweisen, da das Rennthier an der Westküste im Gegensatz zu der schwerer zugänglichen Oftküste nur noch sehr spärlich vorhanden ist. Der Massenfang junger Seehunde geschieht bekanntlich nur im Frühjahr auf dem Treibeis bei Jon Mayen. Der Fang des werthvollen Polarwals hat in den Gewässern von Spitzbergen seit langer, langer Zeit aufgehört. Die einschränkenden Bemerkungen werden dazu dienen, nicht allzu sanguinische Hoffnungen an die geplante Vergnügungsund Studien=Fahrt zu knüpfen, die immerhin vielleicht allerhand interessante Ergebnisse liefert.(Weser=Ztg.) *. In Lissavon, wo man bekanntlich sehr erbittert auf England ist, tragen viele Läden jetzt das folgende Plakat:„American spoken here“. ** Berlin, 25. Juli. Von der Oder und der Elde wird steigendes Hochwasser gemeldet. In Breslau sind die Uferdämme der MatthiasInsel geborsten und umfassende Schutzvorkehrungen nothwendig geworden. Die Ortschaften Romberg, Merschwitz, Stabelwitz und Rathen stehen unter Wasser. Aus Dessau wird rasches Steigen der Elbe gemeldet. * London, 26. Juli. Der Erfinder der antiseptischen Wundbehandlung, Sir Joseph Lister, der im vorigen Jahre beim internationalen Aerzte=Congreß Gegenstand allseitiger Ovationen war, hat der„Hospital= Gazette“ zufolge durch den Bankerott von John Taylor, eines bekannten Londoner Banquiers, einen Theil seines Vermögens im Betrage von 18,000 Pfund Sterl. verloren...., 0 haahut(Schlesten) in k. Der Kreuzotternfang im Kreise Landeshut(Schlesien) ist trotz Herabsetzung der Prämie von 50 Pfg. auf 25 Pfg, für das Stück noch immer im Gange, freilich nicht mehr so schwungvou wie in erster Zeit; die gepine scheinen doch schon etwas decimirt zu sein. Bis zum 18. ds. waren nach der„Hr..“ in diesem Jahre für nahezu 1100 gefangene und getödtete Kreuzottern Präcien auf dem Landrathsamte bezahlt worden. Von diesen 1100 Stück ist für etwa 800 Stück bis Ende Mai der bis dahin übliche Preis von 50 Pfg. das Stück bezahlt worden; von Libau wurden innerhalb drei Tagen allein 103 Stück Kreuzottern eingeliefert. # Aus Prag, 25. Juli, wird der„Franks. Ztg.“ gemeldet: Bei helllichtem Tage, um 2 Uhr Nachmittags, auf dem belebten Wenzelsplatze, wurde heute von einem 15 jährigen verkrüppelten Burschen ein äußerst such verübt. Der Bursche, Namens Alois Bom Rhein und aus * Neuwied, 26. Juli. Der Herr Minister für Landwir schaft wird, laut der„Neuwieder Ztg.“, am 29. Juli, Nachmittags, von Frankfurt kommend, in Linz eintreffen, um eine Besichtigung der Reblausheerde vorzunehmen. In seiner Begleitung befinden sich mehrere höhere Staatsbeamte. Von Linz aus erfolgt am 30. die Weiterreise nach Remagen und von dort nach Ahrweiler, Altenahr, Adenau und durch die Kreise Daun und Prüm. * Coblenz, 25. Juli. Das General=Commando des 8. ArmeeCorps wird auf ein Gesuch des Central=Vorstandes des Landwirth= schaftlichen Vereins für Rheinpreußen hin eine Anzahl Soldaten zu den diesjährigen Ernte=Arbeiten beurlauben. * Coblenz, 25. Juli. Heute tagte hier eine Sitzung des ganzen Ausführungs=Ausschusses der Antisklaverei=Lotterie unter dem Vorsitz des Fürsten von Wied. Es wurde der Beschlaß gefaßt, 700,000 Mark für den Dampfer auf dem VictoriaSee und 100,000 Mark für die Erforschung der geographischen Verhältnisse des Victoria=Sees zu verwenden. Abends wurde ein Festessen in der Weinhalle der Gewerbe=Ausstellung zu Ehren der eingetroffenen Gäste v. Wissmann, Bumiller und Borchert gegeben. Die Genannten verbleiben auch morgen noch hier.(Frankf. Zig.) * Aachen, 24. Juli. Ueber das graufige Geschick, welches gestern Abend den Schaffner Josef Noppen des nach 10 Uhr von hier nach Jülich fahrenden Personenzuges ereilte, meldet das Aachener „Pol. Tagebl.“ folgende Einzelheiten: Noppen wurde beim Abnehmen der Fahrkarten auf der Strecke des Viadukts hinter der Parkstraße durch einen Fahrgast, der keine Karte besaß, vom Trittbrett hinuntergestoßen und fiel über die Brüstung des Biadukts aus einer Höhe von etwa 20 m auf die Erde. In Rothe Erde wurde der Schaffner alsbald vermißt und man begab sich von dort den Bahndamm entlang auf die Suche. Inzwischen war auf das schmerzliche Stöhnen des Herabgestürzten der Kutscher eines benachbarten Hauses hinzugekommen, welcher alsbald die Feuerwehr zur Hülfe herbeiholte. Fast zu gleicher Zeit trafen die Bahnbeamten mit den Feuerwehr= leuten zusammen und fanden den Unglücklichen mit zerschmetterten Gliedern. Man brachte ihn sofort nach dem Marienhospital in Burtscheid, wo ihm Dr. Hommelsheim die erste Hülfe angedeihen ließ, soweit eine solche überhaupt geleistet werden konnte. Die Verletzungen sind so schwerer und entsetzlicher Art, daß der Tod als ein willkommener Erlöser von namenlosen Qualen angesehen werden darf. Die ganze rechte Hüfte nebst Oberschenkelknochen sind zerschmettert, das linke Bein doppelt gebrochen und der Unterleib gänzlich aufgerissen. Trotz dieser gräßlichen Verletzungen konnte der Verunglückte noch die Angabe machen, daß er beim Abnehmen der Fahrkarten einen Passagier ohne Fahrkarte angetroffen habe, der ihm auf wiederholtes Verlangen statt der Fahrkarte einen Hieb auf die Hand, mit der er sich an der Abtheilthüre hielt, versetzt, und gleich darauf einen Stoß vor die Brust gegeben habe, in Folge dessen er vom Trittbrett des Wagens herabgeworfen worden sei. Der Betreffende habe einen dunkeln Vollbart und, wie er glaube, einen Strohhut getragen. Das Opfer einer brutalen Rohheit ohne gleichen ist ein braver, pflichtgetreuer Beamter und Vater von drei Kindern. Nach einem weitern Bericht befanden sich in dem Abtheil fünf junge, dem Arbeiterstande angehörige Burschen von 17— 20 Jahren. Zwei derselben zeigten sofort ihre Fahrkorten vor, die andern drei aber sahen zur entgegengesetzten Seite zum Fenster hinaus. Auf die Aufforderung des Schaffners, die Fahrkarten vorzuzeigen, drehte sich einer derselben kurz um und versetzte dem Schaffner einen Stoß gegen die Brust, daß er rücklings vom Wagen herunterstürzte. Der Schaffner fiel über die Mauer hinweg, durchschlug ein Glasfenster, welches die Bogen des Viaducts erhellt, und blieb dort liegen. Heute früh wurde Noppen mit den Sterbesakramenten versehen. Seitens der Behörden in Aachen sind die umfassendsten Maßnahmen ergriffen worden, um den Thäter zu ermitteln. * Aus Bochum, 25. Juli, geht verschiedenen Blättern folgende Erklärung zu:„Die hiesige„Westfälische Volkszeitung“(Nr. 167) fügt den bisher gegen mich verbreiteten Verleumdungen die weitere hinzu, daß ich bei Roheisenverzollungen Defraudationen begangen hätte. Ich beschränke mich demgegenüber auf die Erklärung, daß auch diese Verleumdung im Strafverfohren Widerlegung und Ahndung finden wird. Baare, Geheimer Commerzienrath." * Hagen, 23. Juli. Eine Firma in Hagen hatte für ein Amtsgericht eine Lieferung ausgeführt, für welche die Kasse des Gerichts den Betrag abzüglich des Portos einsendete. Die Firma erhob hiergegen Einspruch und bezog sich auf eine kürzlich ergangene Entscheidung des Reichsgerichts, wonach ein solcher Abzug als Betrugsversuch straffällig sei. Die Amtsgerichtskasse beharrte trotzdem auf ihrem Standpunkt. Eine Beschwerde an den Justizminister wurde von diesem dem betreffenden Oberlandesgerichtspräsidenten zugewiesen, der der„Hag. Zig.“ zufolge ohne Weiteres die nachträgliche Einsendung des abgezogenen Portos verfügte mit dem Bemerken, daß zu einer allgemeinen Anweisung an die Unterbehörden keine Veranlassung vorliege, da die betreffenden Bestimmungen bei richtiger Anwendung genügten.— Demnach ist es Behörden ebenso wenig wie Privaten gestattet, bei Postanweisungszahlungen das Porto in Abzug zu bringen. Vermischtes. * Leipzig, 25. Juli. Ueber die Umgegend gingen schwere Gewitter mit Wolkenbrüchen und Hagelschlag nieder. Der Schaden ist sehr groß. Bei Rötha und Roßwein ist die Ernte größtentheils vernichtet. Bernhard Heuer, in welchem der 22 jährige Commis Steiner allein anwesend war, und versetzte dem Steiner während fingirten Handelns mit einem großen Zimmermannsbeil einen wuchtigen Hieb auf das Hinterhaupt, der den Schädelknochen zertrümmerte. Steiner, obwohl lebensgefährlich verletzt, konnte noch um Hülfe rufen, und der Mörder wurde festgenommen. Jagd und Sport. O In Euskirchen hat am gestrigen Sonntag ein großes Radfahrerfest zur Eröffgung der neu angelegten Rennbahn auf„Tivoli“ stattgefunden. Dasselbe verlief, vom schönsten Wetter begünftigt, äußerst glänzend; zahlreiche Gäste aus Nah und Fern hatten sich, theils als Radfahrer, theils als bloße Zuschauer eingefunden. Mittags 1 Uhr setzte sich der PreisCorso mit Musik durch die Stadt in Bewegung, und Nachmittags 3½ Uhr begannen die Rennen, deren im Ganzen zehn stattfanden. Im HochradHaupt=Fahren siegte Herr Kübbacher aus Köln, im Niederrad=HauptFahren Herr Leestemaker ebendaher. Goldene und silberne Medaillen sowie allerlei Ehrenpreise lohnten die Sieger. Abends war Festball auf „Tivoli.“ 8 Berlin, 25. Juli. Nach einer neueren Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts ist die Zurücknahme eines bereits ertheilten Jagdscheines zulässig, wenn der Inhaber desselben sich an einem Schießen betheiligt har, durch welches leichtsinnigerweise ein Mensch gefährdet wurde, auch wenn nicht feststeht, daß er selbst gerade den gefährlichen Schuß abgegeben hat. Kaiser Wilhelm=Ruseum zu Erefeld. Preisausschreiben. Zur Eclangung von Plänen für den Bau eines Kaiser WilhelmMuseums zu Erefeld wird hiermit unter den deutschen Baukünstlern ein Wettbewerb ausgeschrieben. Das Preisgericht besteht aus den Herren: Geh. Regierungs=Rath Professor Ende, Berlin; Director der National=Galerie, Geh. Ober=Regierungs=Rath und vortragender Rath im Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Dr. Jordan, Berlin; Geh. Ober=Regierungs=Rath und vortragender Rath im Ministerium für Handel und Gewerbe, Lüders, Berlin; Baurath Pflaume, Köln, und Professor Hubert Stier, Hannover. Der erste Preis beträgt 4000., der zweite 3000 M. und der dritte 1500 M. Die Entwürfe sind spätestens bis zum 15. October 1891 an den unterzeichneten Oberbürgermeister einzureichen, von welchem auch die Bedingungen kostenfrei bezogen werden können. Crefeld, den 3. Juli 1891. Der Oberbürgermeister. I..: Bemme. * Paris, 26. Juli. Die von Laur und Déroulede auf gestern Abend einberufene, meist aus Anhängern Boulangers bestehende Versammlung verlief äußerst stürmisch. Unter Anderen wurden von Dérouléde und Laur Lobreden auf Boulanger gehalten, die jedoch zahlreiche Protestrufe hervorriefen. Später kam es zu Thätlichkeiten. Schließlich wurde eine Tagesordnung angenommen, welche verlangte, daß den in Frankreich lebenden Deutschen dieselbe Behandlung zu Theil werden solle, wie sie die Franzosen in Elsaß=Lothringen seit 1888 seitens der Deutschen genössen. * Paris, 27. Juli. Auf der Linie Vincennes=Paris ist am Bahnhof Saint Mande ein Zusammenstoß zweier Züge erfolgt. Man zählt 40 Todte und 50 Verwundete. * London, 26. Juli. Der Prinz von Neapel ist gestern Nachmittag in Begleitung des italienischen Botschafters Tornielli und des Lord Dufferin in Hatfield eingetroffen und vom Premierminister Lord Salisbury am Bahnhofe empfangen worden. Eine große Zahl hoher Persönlichkeiten erwartete den Prinzen im Schlosse. Nach den Vorstellungen fand ein Gartenfest statt. * Bukarest, 26. Juli. Der Kronprinz Ferdinand wird sich nach Beendigung seiner Reise in's schottische Hochland nach Deutschland begeben, um den bei Cassel stattfindenden Manövern der deutschen Armee beizuwohnen. * Cincinnati, 26. Juli. Gestern Abend erfolgte bei Middletown, eine Station der Cincinnali=Hamilton=Dayton Eisenbahn, ein Zusammenstoß zwischen einem Güterzug und einem Vergnügungszug, in dem sich meist junge Leute aus Dayton befanden. Drei Wagen des letzteren wurden umgestürzt und hierbei sieben Personen getödtet und gegen 20 verletzt, darunter mehrere tödtlich. Lokal-Nachrichten. Bonn, 27. Juli. Zahlreiche Mitglieder unseres Turnvereins haben gesiern eine bei dem herrlichen Weiter doppelt lohnende Turnfahrt durch das Siebengebirge gemacht. Nachdem man per Dampfer in Königswinter angekommen, ging's unter der Führung des ersten Schriftwarts Herrn Fritsch io scharfem, gleichmäßigem Schritt über Rhöndorf in den Bannkreis der herrlichen„sieben Berge“ hinein. Vom malerisch am Fuße des Drachenfels gelegenen Rhöndorf aus wurde der an Abwechslung so reiche Weg über die Breiberge bis zur Löwenburg in denkbar kürzester Zeit zurückgelegt. Nach Besichtigung alles Sehenswertben wurde hier im„Försterhäuschen“ eine kurze Rast gehalten, worauf der Weg über den Nonnenstromberg und durch die herrlichen, den Gebirgsring so wundervoll belebenden Thalgründe in bester, fröhlichster Stimmung aller Theilnehmer bis zur luftigen Höhe des Petersberges und von da nach Königswinter, der Endstation, fortgesetzt wurde. Nun ging's zur Bockhalle, woselbst bei kühlem Trunk und Gesang noch einige fröhliche Stunden verbracht wurden. Mit dem Dampfboot kehrte die Turnerschaar in die heimathliche Stadt zurück. □ Beuel, 27. Juli. In eine empfindliche, aber gerechte Strafe ist ein hiefiger Brodlieferant gefallen. Derselbe, früher Schuhmacher, dann Bäcker und Victualienhändler, hatte die Lieferung von Brod für ein biesiges größeres Etablissement übernommen. Einige Arbeiter brachten vorige Woche ihre gegen Bous empfangene Brode auf's Bureau, wo dieselben nachgewogen und um ein halbes Pfund zu leicht befunden wurden. Dem Lieferanten wurde in Folge bessen nicht allein die weitere Lieferung entzogen, sondern er verlor auch dem Vertrag gemäß das Recht auf Einlösung der bereits eingenommenen Bons im Werthe von 120—130 Mark. Die weitere Untersuchung hat die Bebörde übernommen. Für die Gemeinde Anrath, welche durch den Orkan am 1. Juli schwer heimgesucht worden ist, sind in der Expedition der„Bonner Zeitung“ ferner eingegangen: 23) A. M. 10 Mk. Für die Gemeinde Ruppichteroth, welche durch den Hagelschlag am 30. Juni geschädigt wurde, sind in der Expedition der„Bonner Zeitung“ ferner eingegangen: 190 N. M. 10 Drt. Familien=Versorgung. Alle Staats=, Communal= 2c. Beamte, Geistliche, Lehrer, Rechtsanwälte und Aerzte, sowie auch die bei Actiengesellschaften und Instituten dauernd thätigen Beamten, welche für ihre Hinterbliebenen sorgen wollen, werden auf den Preußischen Beamten=Verein, Protector: Seine Majestät der Kaiser, Lebens=, Kapital=, Leibrenten=, und Begräbnißgeld=Versicherungs=Anstalt aufmerksam gemacht. In Folge der eigenartigen Organisation(keine bezahlten Agenten) sind die Prämien beim Verein billiger, als bei allen andern Anstalten. Die Drucksachen desselben geben jede nähere Auskuaft und werden auf Anfordern kostenfrei zugesandt von der Direction des Preußischen Beamten=Vereins in Hannover. Feinster, alter Korn. LOLKAHNS 1 M PEREER besser und billiger wie Cognac. Albert& Gustav Lohmann, Witten a. d. Ruhr. 1790 gegründet. Höchste Auszeichnungen. Gegründet 1790. Vertreter an allen grösseren Plätzen gesucht. Verdingung. Lorenz Lensch, Gretchen Lensch, geb. Wilden, Vermählte. Leipzig und Bonn, am 25. Juli 1891. Bekanntmachung. Die Cultussteuer=Heberolle der evangel. Gemeinde Bornheim pro 1891 92 liegt von heute ab während 14 Tagen im Gemeindehause zur Kenntnißnahme der Beitragspflichtigen offen. Bornbeim, den 26. Juli 1891. Das Presbyterium. Bekanntmachung. Die Inhaber von Pfandscheinen aus dem Monate Juni 1890 und zurück bis zum 1. Juli 1889, deren Pfänder verkauft worden sind, werden hiermit aufgefordert, die betresfenden Verkaufs=Ueberschässe bei der Leihbaus=Kasse gegen Obrückgabe der Original=Pfandscheine in Empfang zu nehmen. Bonn, den 27. Juli 1891. Die Verwaltung des städtischen Leihhauses. Hos dem Herrn Bergratb Kinne gebörige, zu Siegburg ganz in der Nähe des Bahnhofes gelegene neue herrsch. Wohnhaus mit schönem Garten ist verziehungshalber unter günstigen Beringuagen zu kaufen durch Rechtsconsulent Weichert in Hennef a. d. Sieg. Möbl. Zimmer mit Pension, mögzlichst mit Alkoven, für den Die zur Vergrößerung des Wärterwohnhauses Nr. 101 zwischen Niederbreisig und Brohl erforderlichen Arbeiten, einschließlich theilweiser Lieferung der dazu benöthieten, Baustoffe, sollen im Wege der 15. August, event, über den Wioter Verdingung in einem Laose vergehen merden Keichauge in Godesberz gesucht. Offerten mit Preisangabe besorgt die Expedition d. Bl. unter R. 50. öffentlichen Verbingung in einem Loose vergeden wiroch. Beschhung und Bedingungen liegen in den diesseitigen Geschäftsräumen während der Dienststunden zur Einsicht aus, wo auch die vorgeschriebenen Angebot=Formulare gegen 1,00 Mark Schreibgebühr bei dem Eisenbahn=Betriebs=Sekretär Bock entnommen werden können. Die Angebote sind versiegelt, postfrei und mit der Aufschrift:„Angebot auf Wärterhaus Nr. 101“ versehen, bis zum 6. August d.., Vormittags 11 Uhr, hierher einzureichen, um welche Zeit die Eröffgung in Gegenwart der erschienenen Bewerber stattfinden wird. Zuschlagsfrist 14 Tage. Bonn, den 24. Juli 1891. Konigliche Eisenbahn=Bauinspection. Zu kaufen gesucht ein hübsches, solides kI. Wohnhaus mit Garten in anstöndiger Lage. Off. zub E. 4. unter Ang. der Bedingungen an die Exp. d. Bl. erb. . Unter Garantie frischer Ankunft. Ostfries. Hammelbraten 9 Pfund franco Nachn. 7 Mark. S. de Beer, Emden. Keilbahn, Vornheimerstraße 37. Unterricht zu jeder Tageszeit. Jos. Graven. Ich verkaufe eine englische, sehr D degante Stute, braun mit Blässe, 5— 6 Zoll, 6 Jahre alt, mit hervorragenden Gängen, sehr gutem Schritt, besonders angenehm. Temperament, für ältere Herren, auch für Dame sehr geeignet. Preis 3000 Mk. Meier, Major, St. Avold. ganz vorz, lanzj. Attesten, sucht wegen weitem Umzug der Herrschaft anderw. Stellung z. selbständ. Führung der Haushaltung und Erziebung der Kioder io einer Familie, wo die Hausfrau leidend ist oder fehlt.— Gefällige Offerten unter M. G. 33. an die Expedition dieses Blattes erbeten. Zuverl. Kindergärtnerin zu zwei kleinen Kiodern nach London gesucht. Dieselbe muß neben körperlicher Pflege der Kinder die Zimmer verselben in Ordnung halten. Auskunft in der Expeditie Gunger Maan, Einj.=Fr., der seine I Lehre in einer Med.=Droz.(Inb. exam. Apotb.) beendet, sucht per 1. October Stellung als Gebülfe in einer Booner Drogerie. Gefl. Off. unter C. F. 34, an die Erv. d. Bi. #ür einen jungen Franzosen August und September Unterkunft in Familie gesucht, wo er sich im Deutschen vervollkommnen kann. Beding. unter P. L. an die Exped. d. Bl. Eine gut emysohl., durchaus zuverl. Büglerin socht Kunden außer dem Hause. Näheres Kesselsgasse Nr. 12. Du Anfang September ein evang., O in allen Hausarbeiten erfahrenes Mädchen mit guten Zeugnissen gesucht. Wo, sogt die Exped. d. Bl. Einige Jungen v. 14—17 J. finden sofort Arbeit bei Pleuger, Poppelsdorf, Reuterstr. 30. Fruchtpresse zu kaufen gesucht, Coblenzer= straße Nr. 34, erste Etage. Seite 844 Bonner Zeitung vom 27. Juli 1891. Nr. 200 Gerrimres:n)„ in Stuttgart. Versicherungsbestand 334 Millionen, Bankfonds 89 Millionen Mk. Vers.=Summen ausgezahlt 54„ Dividenden ausgezahlt 23½„„ Anträge im Juni... 4,1„ Zugang 1886/90. 121½„„ Die Versicherungsbedingungen sind unübertroffen günstig. Fällige Versicherungssummen werden sofort ohne Disconto=Abzug ausgezahlt. Verunglückung wird gleich gewöhnlichem Todesfall behandelt. Im Selbstmordsfalle wird die volle Summe bez., wenn die Police 5 Jahre in Kraft war. Berufsänderung wird nicht beanstandet und die Lebensweise nicht controllirt. Für Wehrpflichtige bleibt die Versicherung auch im Kriegsfalle ohne Weiteres in Kraft. Dividende pro 1391 nach Plan AII 40% der gewöhnlichen u. weiter 20% der alternativen Zusatzprämie oder steigende Dividende mit je 3% Erhöhung per Jahr. Zu weiterem Beitritt ladet ein der Vertreter: Eduard Levy, Bonn, Markt 26. Emmachezen! In der jetzt beginnenden Einmachezeit für jede Haushaltung unentbehrlich: Henriette Davidis, praktisches Kochbuch, welches außer allen wichtigen allgemeinen Regeln 180 specielle Recepte zum Einmachen von Gemüsen, Früchten u s. w. enthält. Geuriette Tabivis Prattischer Kochbuch, welches in 31. vermehrter und verbesserter Auflage vorliegt, hat sich in Folge der unermüdlichen Sorgfalt der Herausgeberin den Ruf eines Musterkochbuchs erworben. Vorzüge: Zuverlässigkeit, Genauigkeit, Reichhaltigkeit, Sparsamkeit. Preis broschirt 3 Mk. 50 Pfg., elegant gebunden 4 Mk. 50 Pfg. Verlag von Velhagen& Klasing in Bielefeld und Leipzig. — Vorräthig in allen Buchhandlungen.— Des Grosse Auswahl der neuesten Reise-Hüte, echte Wiener Filz- und andere, sowie Plaids, Fichus, Echarps, Rüschen, Häubchen, Handschuhe, I“ dänische, seidene und halbseidene (Facon: Maria Stuart), empfehlen zu den billigsten Preisen Geschw. Susskind, Stockenstrasse 25, gegenüber dem Rathhause. In unserem Reste-Ausverkauf kommen viele Reste reinwollener Kleiderstoffe von 7 u. 8 Mir. zu sehr billigen Preisen zum Verkauf. Hmm! U Morhrümer! Zu verehelichen wünscht sich eine gebild. Dame aus sehr guter Familie, 31 Jahre alt, evang., von angen. Aeuß. u. munt. Wesen, mit sehr häusl. Sinn und einem zu erwart. Vermög. von ca. 30.000 Mark(vorl. kl. Rente), mit gebild. evang. soliden u. ehrenhaften Herrn(am liebsten Beamter in gesicherter Lebensstellung und gutem Einkommen). Betr. mußte sich ihrer Familie widmen und konnte deshalb noch nicht an eine Verbeirathung denken. Ausführl. Briefe mit näh. Ang. der Verhöltn. u. d. Alters 2c., wenn mögl. wit Photographie, unter C. M. 33. bitte an die Exp. d. Bl. richten.— Strengste Discretion wird zugesichert. Aufrichtige Heirath. Ein Kaufmann, evang., 37 Jahre alt, langjähr. Reisender der Eisenbrauche, sucht die Bekanntsch. einer in den 20er Jahren stehenden, gebild., einfach. u. bäusl. Dame mit etwas disp. Vermögen. Suchender hat erspartes Verm. und würde in einer größ. Stadt Rheinlands sich selbständig machen.— Schriftliche Mittheilung erbeten unt. W. Z. 26. an die Expedition d. Bl. Schaufenster= und Laden=Einrichtung. Durch den Umbau unseres Hauses Hobestraße Nr. 9 werden 8 Schaufenster mit Rollläden(Spiegelscheibe 2,95X 1,55) und eine vollständige Laden=Einrichtung überzäblig, als: 3 Seitenschränke, obere Hälfte Schiebethüren mit Glas, Rückwände mit Spiegel, Untersätze mit Schiebladen; 3elegante Verkaufstische; 9 zweiarmige, fünf fünfarm. Bronze=Kronenleuchter; Schaufenster=Einrichtung. Näheres Hohestraße Nr. 9. Grosse-Kunst Auchen. Am.— 6. August gelangen zur Versteigerung die vom Kunsthändler Hermann Engels hier nachgelassenen Sammlungen, bestehend in: Arbeiten aus Gold, Silber, Bronze, Eisen, Messing, Porzellan, Gläsern, Krügen, Textilsachen, Arbeiten in Holz, Elfenbein, Schildpatt, Waffen, römischen und fränkischen Antiquitäten, Bildern u. s.., die um jeden Preis losgeschlagen werden. Illustrirte Verzeichnisse gratis. Ausstellung 2. und 3. August. M. Lempertz' Kunstantiquariat(P. Hanstein). Höchste Auszeichnung! Goldene Medaille! Dr. Thompson's Seifen-Pulver ist das onerkannt vorzüglichste Wasch= und Reinigungsmittel. Dr. Thompson's Seifen-Pulver gibt biendend weiße Wäsche auch ohne Bleiche; Dr. Thompson’s Seifen-Pulver ist garantirt frei von allen ötzenden, die Wäsche angreifenden Bestandtheilen und man erzielt mit Dr. Thompson's Seifen-Pulver große Ersporniß an Zeit und Geld. Dr. thompson's Seifen-Pulver ist nur echt mit der Schutzmarke„Schwan“ und hüte man sich vor den zahlreichen minderwerthigen Nachabmungen; Dr. Thompson's Seifen-Pulver ist zu haven in Droguen=, besseren Colonial= und Materialwaaren= Handlungen zum Preise von 15 Pfg. per 1/8 Pfund=Paket. Entöltes Maismehl. Für Kinder und Kranke mit Milch gekocht speciell geeignet— erhöht die Verdaulichkeit der Milch. in Colonial- und Drogen-Hdlg. ½ u. ½ Pfund engl. à 60 u. 30 Pfg. Gebr. Stollwerck, Köln. OOetragene Kleider werden zu den böchsten Preisen angekauft. W. Heymann, Rheingasse 23, Getr. Kleider, zum höchsten Preise Frau Hoguth, Engelthalerstr. 1. Man bittet genau auf Firma u. Haus=Nr. 1 zu achten. Wohnung sefucht auf der Endenicherstraße oder deren Nähe. Th. Harnack, Endenich, bei Herrn Bouché. Spernschale in Krorn, Srirsenplay Kr. 3. Das neue Schuljahr beginnt Mittwoch, 16. September 1301, nachdem am Tage vorher von 9 Uhr ab die Anmeldungen, auch der bisherigen Schüler, stattgefunden. Die Schule bezweckt eine möglichst gründliche complette Ausbildung der der Bühnenlaufbahn sich widmenden Kunstjünger. Der Lehrplan umfaßt: Solo= und Ensemblegesang— allgemeine Musiklehre und Uebung im„Vomblattsingen"— Declamation—. Darstellungskunst— Partienstudium— Vorträge über Musikgeschichte und Opern=Dramaturgie und italienische Sprache. An der Schule unterrichten die Herren: P. Hoppe, Hermann Kipper, Capellmeister W. Mühldorffer, Organist W. Schlitzer, Ludwig Zimmermann und Fräulein Charlotte Huhn, Opernsängerin am hiefigen Stadt=Theater. Das Honorar beträgt pro Jahr 200 Mark für die Vorbereitungsklasse und 300 Mark für die Ausbildungsklasse und ist in drei Raten praen. gegen Quittung zu entrichten. Der ausführliche Prospect ist gratis und franco durch die Direction zu beziehen. Anmeldungen zum Eintritt nimmt entgegen der Director: Paul Agl. Conservatorium der Musik zu Eipzig. Die Aufnahme=Prüfung findet Mittwoch den 7. October, Vormittags 9 Uhr, statt. Der Unterricht erstreckt sich auf Harmonie= und Compositionslehre, Pianoforte, Orgel, Violine, Viola, Violoncell, Contrabaß, Flöte, Oboe, Clarinette, Fagott, Waldhorn, Trompete, Posaune— auf Solo=, Ensemble=, Quartett=, Orchesterund Partitur=Spiel— Chor= und Solo=Gesang(vollständige Ausbildung zur Oper) und Lehrmethode, verbunden mit Uebungen im öffentlichen Vortrage, Geschichte und Aesthetik der Musik, italienische Sprache, Declamations= und dramatischen Unterricht. Es ist Gelegenheit geboten, das Pianoforte=Spiel auf der JankoKlaviatur zu erlernen. Das Honorar für den Unterricht beträgt jährlich 360 Mark, welches in drei Termiven: Ostern, Michaelis und Weihnachten, mit je 120 Mark pränumerando zu entrichten ist. Außerdem sind bei der Aufnahme 10 Mark Einschreibegebühr zu zahlen. Ausführliche Prospecte werden vom Directorium unentgeltlich ausgegeben, können auch durch alle Buch= und Musikalienhandlungen des In= und Auslandes bezogen werden. Leipzig, Juli 1891. Das Directorium des Königlichen Conservatoriums der Musik. Dr. Otto Günther Hohenzollern-Bad, Pfarrer Kneipp's Hethode, in Bonn a. Bh., Nordstr. 56. unt. Leitung eines in Pfarrer Kneipp’s Methode erfahrenen Arztes.—Prospecte, welche unentgeltlich, bittet umgehend zu verlangen. Frühe Anmeldungen sehr erwünscht. Die Verwaltung. Aerztl.f Behandlung in Bonn auch in Privathäusern. Tustkardrtcemund in der Eifel, Station an der Bahn von Call nach Hellentbal. Schöne Spaziergänge in Thälern und auf den Höben. Staubfreie, ozonreiche Luft. Hochwald. Hôtel Bergemann. Am Hause ausgedehnter Garten am Einflusse der Olef in die Urft. Eigene Fischerei. Aufmerksame Bedienung. Mäßige Preise. Bei läng. Aufentd. Pension. Champooing. Habe in meinem Damen=Salon einen Haar=Trocken=Apparat aufgestellt, womit das schwerste Damen= haar nach dem Waschen auf vollständig unschädliche Art in längstens 10 Minuten getrocknet wird. Jos. Senn, Coiffeur, Bonngasse 31, gegenüber dem Beethovenhaus. (Moderne Damen=Frisuren in und außer dem Hause.) Kirmess im Heideweg in Endenich. Bahnhof Rolandsea. Dinstag den 28. Juli 1891: Großes Miintal-Cchcert, ausgeführt von der Regiments=Capelle (45 Mann) des Infonterie=Regis. Nr. 145, unter persönlicher Leitung des Stabe=Hautboisten W. Najork. Entrée 50 Pfg.— Anfang 4 Uhr. Ende 3 Uhr. Bei ungänstiger Witterung findet das Concert in den Sälen Statt. Karten(das Dutzend 4 Mk.) find in der Bahnhof=Restauration und bei Herrn G. Cohen, Markt, zu haben. Diese Karten haben zu den Sonntags= u. Donnerstags=Concerten, sowie zu den Concerten Hotel Mundorf, Plittersdorf, sowie in Kley's Garten Gültigkeit. Modes. Eine durchaus selbständige erste Arbeiterin, die aus eigener Idee und nach Modellen geschmackvoll zu arbeiten versteht, für eines der ersten und feinsten Geschäfte in Wiesbaden dauernd zu engagiren gesucht. Eine branche= u. sprachenkund. erste Verlauferin sindet das. gleichf, dauernde Stellung. Fr.=Off. nebst Zeugn., Referenzen und Photographie unter St. W. 23. postlagernd Wiesbaden erbeten. In Beuel, Obercassel, Godesberg, Bonn oder umliegender Ortschaft gegen Baar zu kaufen gesucht. Unterbändler verbeten.— Offerten unter V. S. 33. besorgt die Expedition dieses Blattes. Zahle für getrag. Herren= u. DamenKleider sowie Schuhzeug die höchsten Preise. J. Duell, Josephstr. 56. werden fortwährend angekauft. Salz, Lanzgasse Nr. 3. 8559SS868088 s Petersberg. s Mittwoch den 29. Juli:# S Grosses* Frei-Concert, K* ausgeführt von dem gesamm: ##ten Trompeter-Corps des & Kürassier-Rgts.„Graf ap; * Gessler“, Rheinisch. Nr. 8,# 8 unter persönlicher Leitung des### an Königl. Musik-Dirigenten Hrn. 8p; c Reinhold Fellenberg. 5 Letzter Zug ab Petersberg:# S 9,30 Uhr. 8 SSOS S9SSSS Hôtel Niggemeyer, Rüngsdorf a. Rh. Dinstag den 28. Juli: Elftes Abonnements-Concert, ausgeführt vom Trompeter-Corps des Husaren-Regiments König Wilhelm., unter Leitung des Stabstrompeters G. Hierse. 12 Abonnements-Familien-Karten 6 Mark, Dutzend-Karten 3 Mark. Entrée 50 Pfg. Anfertigennach Naass, sowie das Repariren von Civil- und Milltär-Kleidern wird billigst und bestens besorgt von Hermann Zscheyge, Hundsg. 22, II. Et., an der Sandkaule. Seroite Johannisbeeren zu verkaufen, Coblenzerstr. 34, I. Et. Das mit der Agentur der Kölnischen Zeitung für Bonn u. Umgegend verbund. Insertions-Comptoir Gustav Cohen, 11 Markt, besorgt Inserate für alle Zeitungen u. Zeitschr. auf's schnellste.pünktlichste. Eisenbahnfahrten vom 1. Juni 1891 ab: Von Bonn nach Köln.52,.45, *.02,5.35,.14,.20,.17, 10.41 Morgens, 12.07,.30,.23 Nm., .09,.39,.31,.41,.26, 10.58 Abends Von Bonn nach Mainz u. weiter 12.51 früh,.46,.15,.47, 10.24 Morg.,.06,.53,.58 Nachm., .05, 10.47 Abds.; nach Coblenz .28 früh, 12.20,.15,.25 Nohm., .05 Abds.; nach Rolandseck .35 Nachmitt.; nach Remagen .35 Nohmitt.; nach Godesberg 11.40 Abends. Von Bonn nach Ahrweiler resp. Altenahr u. Adenau.46, 10.24 (nur bis Altenahr),.06,.53, .25(nur bis Altenahr),.05, .05(nur bis Ahrweiler). Von Bonn nach Niedermendig u. Mayen.46,.15, 10.24, 12.20, .25,.05. Von Bonn nach Euskirchen.05, .29, 10.45,.25,.08,.29. Von Bonn nach rechtem Ufer.01, .15,.50, 12.19, f.00,.14,.27, .10, 19.04,.30. Vom rechten Ufer in Bonn.00, .15, 10.35,.54,.19,.30,.36, 18.49, 110.32, 10.54. Von Beuel rheinabwärts.15,.50, .39, 10.18, 12.01,.28,.44,.10, .57, 10.29. Von Beuel rheinaufwärts6.57, 18.29, .04, 11.24, 112.26, 12.36,.06, .42,.38, 10.04, 11.31. * Fährt an Sonn- u. Festtagen nicht. 1 Extrazug an Sonn- u. Festtagen. Rhein-Dampfschifffahrt Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft. Abfahrten von BONN vom 14. Mai 1891 ab. Für den Personen- und Güter-Verkehr. Zu Berg: Morg. 5 Uhr, 7¾ Uhr (Schnellfahrt) 9 Uhr, 10¾ Uhr (Schnellfahrt) nach Mainz; 11 Uhr nach Königswinter; 12¾ Uhr nach St. Goar; Nachmittags 2½ Uhr nach Rolandseck; 3¾ Uhr und 6¼ Uhrnach Coblenz; Nachts 12¼ Uhr nach Mannheim. Zu Thal: Morgens 5½ Uhr, 9 Uhr, Mittags 12¼ Uhr, Nachmittags 3 Uhr, 3¼ Uhr(Schnellfahrt), 4¾ Uhr(Schnellfahrt) nach Köln; 5¾ Uhr nach Köln, Düsseldorf, Rotterdam mit Anschluss nach London ausser Samstags ab hier; Abends 8¼ Uhr nach Köln. Ausserdem fährt noch ein Boot Abends 8¼ Uhr von Rolandseck; Ankunft in Bonn 9½ Uhr. Täglich Güter-Beförderung nach Köln, Mülheim, Düsseldorf, Arnheim, Rotterdam, London und allen Zwischenstationen. Ferner nach allen Stationen bis Ludwigshafen und Mannheim, sowie mit directem Frachtbriefe nach Frankfurt a. M. und allen Stationen der Mosel bis Trier. Dampfschiff-Rhederei zur Beförderung von Persenen und Gütern. Tägliche Fahrten v. 1. April 1891. Von BONN nach:] 8 Coblenz, Mainz(Frankfurt)### Mannheim Abds. 11¾ Uhr. Köln, Düsseldorf, Nymwegen,# Rotterdam(Amsterdam)Nach-# mittags 2 Uhr. Directe Billets nach London: Sonntags, Donnerstags, Freitags; nach New-York Mittwochs.— Täglich prompte und billigste Güter-Beförderung nach allen Stationen zwischen Rotterdam und Mannheim, sowie mit directem Frachtbrief nach Frankfurt und Trier. Abgehende Posten. Botenpost nach Beuel 7 Morgens, 118,.8 u. 6, Nachmittags, nach Kessenich.8 Morgens, 110. Vormitt., 1. Mittags und 6/0 Nachmitt., nach Endenich 680,.8 Vorm., 12,0 Mittags und., Nachmitt. Privatpersonen-Wagen nach Hersel* 8,8 Vormitt., 812, und.0 Nachm., aus Hersel 7, 311,, Vorm. und 5 Nachm. Ausserdem Mittwoch und Sonntag Nachm. 2 Uhr ohne Post-Beförderung(vom Kölnthor). *) Sonn- und Feiertags 9/10 ab Bonn, 10. Hersel. Ankommende Posten. Botenpoet von Beuel., Morgens, 12,8 und .5 Nachmittags, von Kessenich 7, 110. Morgens, 12.0 Mittags und.8 Nachm., von Endenich 6/0,.0 Vorm., 12 Mittags und 5/8 Nachm. Privatpersonen-Wagen in Bonn*7 Morgens, 8 12. Mittags und 5, Nachm., in Hersel.0 Vorm., 12 Nachm. und., Abends. Ausserdem Mittwoch und Sonntag Nachm. 1 Uhr ohne Post-Beförderung(am Kölnthor). *) Sonn- und Feiertags 8 ab Hersel, 88 Bonn. t) Botenpost mit beschränkter Befürderung an den Wochentagen. 8) Fahrender Landbriefträger mit beschränkter Personenbeförderung 4 und nur an Wochentagen.