Fünfundsechszigster Jahrgang. Abonnement: Bierteljährlich pränum. für Bonn(einschließlich 12½ Sgr. Stempel und 5 Sgr. für den Trüger) 1 Thlr. 15 Sgr.; desgl. bei allen preuß. Postämtern 1 Thlr. 15 Sgr. Insertions gebühren: pro Petitzeile oder deren Raum 1½ Sgr. prämmmerunda. Die Bouner Zeitung erschein! täglich zweimal.— AnzeigenAnnahme von 8 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends. Expedition: Rünsterplatz Nr. 12. Druck und Verlag von P. Neusser. Erstes Blatt. Verantwortlicher Redacken I. Neusser. Nr. 213. Gerignte Veitrige und Correspondengen, so wie gediegene Romane werden gut honerirt.— Anouyme Einsendungen bleiden underücksichtigt. Bonn, Dinstag, 5. August Morgens. „Achadtentah.—0 estul in Bachenhr Morgens bis 7 Uhr Abends, Sonntags von—12 Uhr Morgens. 1373. Deutschland. * Berlin, 4. August. Ueber die Festungsmanöver bei Graudenz schreibt man unterm 30. Juli: Das Hauptinteresse in dieser und der nächsten Woche nehmen hauptsächlich die Schießversuche der Artillerie in Anspruch. Tag und Nacht werden abwechselnd sowohl von den Vertheidigern, die ihre Feuerschlünde gegen die Angriffsbatterien wirken lassen, als von den Angreifern, die an den festen Werken von Graudenz einen zähen Widerstand finden, auf Schußentfernungen von 1400 bis 1500 Metern Bomben, Granaten, Shrapnels u. a. m. aus riesigen Rohren geworfen und mit Spannung verfolgt der Beschauer das durch die klare Lust im gewaltigen Bogen dahinsausende Geschoß, bis eine Rauchwolke und ein Knall seine verheerende Wirkung erkennbar macht. Wie verlautet, sollen eine ganze Reihe der herrlichen, durch die heldenmüthige Vertheidigung Courbière's berühmt gewordenen Werke den diesjährigen Spreng= und Schießversuchen zum Opfer gebracht werden. In den ersten Tagen des August werden die Pionierarbeiten so weit vorgeschritten sein, daß der eigentliche Minenkrieg, die Errichtung von Breschbatterien und das Breschelegen beginnen kann. Die Uebung ist am 23. August zu Ende. — Ueber den Kapitän des„Friedrich Karl“ Werner, entnehmen wir einem Feuilleton von A. Wels in dem„N. W..“ Folgendes: Nachdem der Verfasser, der ein persönlicher Bekannter des Kapitäns ist, ausgeführt hat, daß die Annahme, Werner habe dem„Vigilant“ gegenüber aus Unbesonnenheit so gehandelt, gradezu unhaltbar sei, da der Kapitän, der nüchternste, gewissenhafteste Mensch, ja sogar der größte Pedant sei, der je auf dem Salzwasser geschwommen, fährt er fort: Jeder meiner Zeitgenossen hat wohl einmal schon, sei es in natora, sei es auf einem Bilde, einen englischen Schiffskapitän gesehen. So — grade eben so— sieht Kapitän Werner aus, ich möchte sogar behaupten, viel englischer als sämmtliche Offiziere of her gracious Majesty’s men of war. Und so lebt er auch, so denkt er, so drückt er sich aus! Sein Sprechen gleicht dem leisen Hinundherschaukeln einer Brigantine, sein Gehen ist ein beständiges Suchen nach einem Schwerpunkte, und wenn er vom Stuhle aufsteht, um nach der Thür z. B. zu gehen, so faßt er zuerst die Thür scharf in's Auge, gibt seinem Körper zuvörderst ein Paar gewaltige Rucke nach West und Ost, schießt dann in grader Linie auf die Thür zu. Er commandirt mit langsam gezogener Stimme, ruhig, bis zur tödtlichsten Langeweile, flucht niemals, und wenn er eine Behauptung aufstellt, so fängt er jedesmal an:„es scheint mir“, oder:„ich dächte beinahe“, oder:„es kommt mir vor, als wenn.. Dieser Seewolf trinkt nicht einmal Wein, er flucht nicht, und, was noch entsetzlicher ist... er raucht nicht! Er ist ferner ein Fanatiker der Disciplin; nie sind die Befehle der Admiralität mit einer peinlicheren— man möchte vielleicht sagen lächerlicheren Pünklichtkeit befolgt werden, als am Bord der Schiffe, auf welchen er commandirte. — In den Sturm= und Drangjahren 1848—1849 gehörte Werner der deutschen Flotte an und wurde einer der Letzten„unter den Hammer“ gebracht, commandirte dann Hamburger und auch englische Handelsschisse, machte eine Reise um die Welt und trat bei der Reorganisation der preußischen Marine auf Empfehlung Jachmann's in dieselbe ein. Seine Carrière war eine recht mühsame und von keinem Glücksstern begleitet. Er erwartete 1864 die Dänen— und wenn sie kamen, befand sich das preußische Geschwader stets in solcher Inferiorität, daß es sich nach den ersten Schüssen zurückziehen mußte.— Im Jahre 1866 erwartete er die Oesterreicher und im Jahre 1870 die Franzosen, dann wurde er Werftcommandant in Danzig und endlich Commandant des Geschwaders an der spanischen Küste, wo er das bekannte Abenteuer bestand.— Aber, wenn es ihm bis jetzt nicht gelungen ist, seinen Namen als Seeoffizier außerhalb der Kreise seiner Berufsgenossen zur Geltung zu bringen, so steht er doch als Schriftsteller einzig in seiner Art da. Er hat die deutsche„See=Belletristik“ er= und gefunden und hat Typen geschaffen, welche um kein Haar breit denen der Capitäne Marryat und La Landelles nachstehen. Sein Seecadet Vogel, welcher dem„Passagier“ ein Haar durch's Teleskop spannt und ihm jenseits Tenerifsa den Aequator zeigt, ist eine der ergötzlichsten Figuren, die man sich nur vorstellen kann, und eine seiner Skizzen,„Marineca= vallerie“, ein Cabinetstück, auf das jede Literatur stolz sein kann. Sein „Buch von der Norddeutschen Flotte“ hat seiner Zeit so viel Aufsehen erregt, daß es unnöthig ist, davon zu sprechen, und ist nur durch das Jahr 1870 in Vergessenheit gerathen. — Zur Errichtung eines Nationaldenkmals auf dem Niederwald ist, nachdem die erneuert ausgeschriebene Concurrenz resultatlos verlaufen, nunmehr Herr Prof. Johannes Schilling in Dresden, welcher in seinen seitherigen Entwürfen und früheren Arbeiten gezeigt hat, daß er der großen Aufgabe gewachsen ist, um Aufstellung eines neuen Entwurfes ersucht worden. Auf Grund des Gutachtens der Jury soll nunmehr der Wald selbst als Standort für das Denkmal gewählt und die Ausführung eines plastischen Kunstwerkes angestrebt werden. In der letzten Comite=Sitzung theilte ührigens der Vorsitzende des geschäftsführenden Ausschusses, Herr Oberpräsident Graf zu Eulenburg, mit, daß, obwohl die Sammlungen noch nicht einmal überall in Gang gesetzt worden, dennoch schon ca. 80,000 Thaler zur Verfügung stehen. — Mit der Stockung der Bauthätigkeit in Berlin— sagt die „Spen. Ztg.“— scheint es so schlimm nicht zu stehen, wie pessimistische Federn zu behaupten lieben. Wenigstens erfahren wir aus verläßlichster Quelle, daß noch in keinem Jahre soviel Wohngebände in Berlin ihrer Vollendung zugeführt worden sind, wie im ersten Semester dieses Jahres. Selbst in dem Bereiche des Leitungssystems der Berliner Wasserwerke, also in den meist schon bebauten Stadttheilen, für welche die Bauthätigkeit doch nur sporadisch in Anspruch genommen wird, hat sich die Zahl neuer Wohngebäude so ungewöhnlich vermehrt, daß die Zahl der jetzt mit den Leitungen der englischen Gesellschaft in Verbindung stehenden Häuser um 276 Gebäude innerhalb sechs Monaten gestiegen ist. Erlaugen, 31. Juli. Von acht russischen Damen, welche bisher in Zürich Medizin studirten und nun mit den übrigen russischen Studentinnen durch einen kaiserlichen Ukas gezwungen wurden, die dortige Universität zu verlassen, ging vor einiger Zeit ein Gesuch um Zulassung zum Studium an der hiefigen Universität ein. Dasselbe ist nun abweisend beschieden worden. Erlangen, 2. Aug. Der ordentliche Professor für die eriminalistischen Fächer, Dr. Hugo Meyer, hat einen ehrenvollen Ruf nach Tübingen erhalten und wird demselben Folge leisten, jedoch während des kommenden Winter=Semesters seine Wirksamkeit an hiesiger Universität noch fortsetzen. Steht der Hochschule durch seinen Weggang ein empfindlicher Verlust bevor, so ist dagegen ein anderer abgewendet worden, indem der ordentliche Professor der Philologie und alten Geschichte, Dr. Alfred Schöne, nach Moskau an das dortige unter höchster Protektion stehende, mit dem Rang einer Hochschule ausgestattete PrivatLyceum gerufen wurde, jedoch den Ruf abgelehnt hat. Eine Anerkennung von Seiten der russischen Regierung ist auch dem bekannten Entomologen, außerordentlichen Prosessor Dr. Rosenhauer wegen Herstellung einer sehr instruktiven biologisch=entomologischen Sammlung durch Verleihung des Stanislaus=Ordens zu Theil geworden. An dem Verbleiben v. Gorups in seinem hiesigen Wirkungskreise hat die Studentenschaft lebhaften Antheil genommen und diesen durch einen solennen Fackelzug an den Tag gelegt.— Die Prorectorswahl ist fast einstimmig auf ein hochverdientes Mitgsied der medizinischen Fakultät, auf Dr. Hugo v. Ziemßen, den Vertreter der speziellen Pathologie und Therapie, gefallen. Das jüngste dieser Fakultät angehörige Institut, das ophthalmologische, welches erst im Verlaufe dieses Semesters eröffnet wurde, hat unter Leitung des außerordentlichen Professors Dr. Michel, trotz der Concurrenz mehrerer gleichartigen Institute in nächster Nachbarschaft und sehr mäßiger dafür disponibler Mittel, einen überraschend schnellen Aufschwung genommen. Frankreich. * Ueber die Räumung von Nancy durch die deutschen Truppen bringt die„Daily News“ unterm 1. d. M. folgenden Bericht ihres dortigen Special=Correspondenten:„Die deutschen Truppen, welche die Garnison von Nancy bildeten, 3000 Mann stark, wurden heute Morgen um 5½ Uhr auf dem Stanislausplatze gemustert. Die Erwartung, daß keine Franzosen da sein würden, um die Soldaten abmarschiren zu sehen, war nicht ganz richtig. Die Menge war zwar nicht groß, aber doch hatten sich sehr viele, hauptsächlich der niederen Klasse angehörige Menschen eingefunden und viele sah man durch die Fenster gucken. Um 5 Uhr 50 Minuten ritt General Manteuffel in einer hellblauen Interims=Uniform in Begleitung seines Stabes duch den an den Paradeplatz grenzenden Triumphbogen. Nachdem er seinen Platz eingenommen, zog er seinen Degen, und ihn hoch in die Luft schwenkend, gab er das Signal für drei Hurrahs auf den Kaiser von Deutschland, die von den Offizieren und Mannschaften kräftig ausgebracht wurden. Die Kapellen stimmten dann das„Heil Dir im Siegerkranz“ an, während die Truppen das Gewehr präsentirten. Dann ließ General Manteuffel die räumenden Truppen bei sich vorbei defiliren. Der Vorbeimarsch, rasch in bewundernswürdigem Style executirt, nahm nur eine Viertelstunde in Anspruch. Als die ganze Garnison vorbeimarschirt war, folgte ihr der General mit seinem Stabe die Rue St. Catherine entlang nach dem Thore, durch welches die Straße nach Pont=Mousson erreicht wird. In Pont==Mousson trennte er sich von ihr, um nach Verdun zu gehen. „Es waren 17 Minuten nach 6 Uhr, als man den Rücken des letzten Soldaten von General Manteuffels Nachhut das St. Catharinen= thor passiren sah, und mit dem Glockenschlage des Viertels wurden auf dem Mittelbalkon des Rathhauses fünf Tricoloren sichtbar, die von der untenstehenden Menschenmenge, deren Zahl durch den Zufluß gutgekleideter Klassen, die sich während der Anwesenheit der Deutschen ferngehalten hatten, rasch anschwoll, mit Jubel begrüßt wurden. In wenigen Augenblicken wurden mehr Flaggen aus den Fenstern der Häuser des Stanislausplatzes gesteckt, und als ich fünf Minuten später den Platz verließ, war ich erstaunt zu finden, daß die ganze Stadt mit der Schnelligkeit einer Verwandlungsserne in einer Pantomime mit nagelneuen Tricoloren geschmückt war. Sehr viele trugen auf dem weißen Mittelgrunde hervorstechende Jaschriften, wie z. B.„Honneur à Thlers“,„Hommage à Thlers“, oder„Thiers ie Libérateur“,„Vive la France“,„Vive la République“ u. s. w. Die Glocken der meisten Kirchen stimmten ein Freudengeläute an. Die protestantische Kirche entfaltete eine große Inschrift:„Es lebe die französische Republik.“ Von der Dachstube bis zum Keller flatterten die Nationalfarben aus jedem Fenster, und doch, so verschwenderisch die Ausstellung war, thaten die Einwohner, als ob nicht halb genug Flaggen ausgehängt wären. Die breiten Trottoirs waren buchstäblich mit blauen, weißen und rothen Stoffen bedeckt, welche Männer, Frauen und Kinder so geschäftig als möglich in kurze Streifen schnitten und zum Zwecke ihrer Verwandlung in patriotische Symbole zusammenhefteten. Selbst die Säuglinge in den Armen armer Frauen waren wie die Häuserfronten mit Miniaturflaggen geschmückt. Ja, ich bemerkte sogar, daß die Pudel den Straßen nach Carnevalsart mit dreifarbigen Bändern aufgeputzt waren. Wo man die alten großherzoglichen Farben Lothringens oder jene von Metz, Straßburg oder Colmar sah, waren dicke Knoten schwarzen Krepps an den Spitzen der Fahnenstangen angebracht. Von lärmender Aufregung wurde man nichts gewahr. Der vorherrschende Geist ist bis jetzt nur eine festliche Heiterkeit. Die Bevölkerung bekundet keine Neigung, Lärm zu machen, weshalb eine Handvoll mobiler Gensdarmerie genügt, um Ordnung zu halten. Alle politischen Kundgebungen, und ihre Zahl ist Legion, sind friedlicher Art und streng gesetzlich. Eine andere Charakteristik sind die gigantischen gelben. Plakate, die an den, nackten Mauern angeschlagen wurden. Sie verkündigen, daß heute Abend das Theater und der Circus zum ersten Male, seitdem die Kunde von Reichshosen Nancy erreichte, eröffnet werden würden. Trotz der Hitze werden in den Häusern wohlhabender Familien große Vorkehrungen für Tanzgesellschaften getroffen.“ Derselbe Correspondent erstattet gleichzeitig einen Bericht über eine Unterredung, die er mit General Manteuffel am Tage vor der Räumung pflog, wobei der General seiner Befriedigung über die Thatsache Ausdruck gab, daß zwischen seinen Truppen und den Einwohnern während der Occupation niemals irgend ein ernstlicher Conflict stattfand.„Als ich mich verabschiedete“— schreibt der Correspondent am Schlusse seines Berichts—„sagte ich, mit Hinweis auf ein cufirendes Gerücht,„General, ich glaube, daß ich hofsen darf, Sie eines Tages als Botschafter in Paris zu sehen.“ Manteuffel erwiederte mit großem Nachdruck:„Niemals! Ich bin stets bereit, mein Blut für meinen König zu vergießen. Als Oberbefehlshaber der Occupations=Armee empfange ich meine Befehle direkt von ihm. Aber wenn ich unter die Diplomatie gehen sollte, würde ich unter einem Minister stehen. Das würde mir nach meiner militärischen Laufbahn und in meinem Alter von 64 Jahren nicht passen. Nein! ich bleibe bei meinem Gewerbe, dem eines Soldaten.“ 31242 g Irma. „Die Musik spielte trefflich, ich fühlte mich frei und froh neben Ott auf meinem schönen Rosse und vergaß die kaiserliche Loge und alle Zuschauer und dachte an meine Heimath, die auch die Heimath Sulivans war. Ich halte ihn gelehrt, wenn wir am Friedhose vorbeiritten, niederzuknieen. Nun sah ich im Geiste wie verzaubert das Grab meiner Mutter, die Musik spielte eine schwermüthige ungarische Weise, die Herren der Quadrille machten eine Schwenkung und ritten innen im Kreis, während die Damen, von denen ich die letzte war, grüßend an der kaiserlichen Loge vorüberritten.— Da plötzlich berührte ich fast ohne mein Wissen in der bestimmten Weise die Seite Sulivans, und eh' ich's noch verhindern konnte, eh' ich noch ganz aus meiner Träumerei erwachte, kniete mein Roß an der Stelle nieder, wo der junge Kaiser saß.— Seine Augen leuchteten, die Fürstin lächelte, und die Uzarin sah mich mit ihrem Schlangenblick an, daß ich Sulivan schnell emporriß. Ott war an meiner Seite.=Um Gott, Irma, was thatest Du? flüsterte er, eund sah mich bleich an.:=Nicht ich! nicht ich!= sagte ich leise, meine Gedanken waren weitl.— Es fiel mir schwer auf's Herz, daß ich Ott's Unzufriedenheit erregt hatte, und doch war ich unschuldig, ich begriff überhaupt nicht, warum dieser Fußfall meines Rosses ihn verstimmte. Ich halte damals keine Ahnung von der Schlechtigkeit der Menschen, die diesem Vorfall eine Absicht unterlegten, aber ich fühlte doch mein Blut wallen, als im Lauf des Nachmittags ich mich von allen Seiten umgeben und mir huldigen sah und als die Gräfin Uzarin zu mir sagte: 2Es war eine allerliebste Ueberraschung, liebe Comtesser—“ Irma schwieg.„Sie sehen mich nicht,“ bemerkte sie und ein tiefer Unwille klang grollend in dem Ton ihrer Stimme,„es ist finster, Lord Harold, und das ist gut, denn eine heiße Schamröthe muß mein Gesicht bedecken, wenn ich diese Geschichte, die mein Verhängniß ward, erzähle.— „Genug, ich kam nach Wien und ich wurde die Hofdame der Erzherzogin Marie. Ich will Ihnen diese Frau nicht schildern, die Welt kennt sie. Und mich Unerfahrene hatte sie zu ihrem Werkzeug erkoren, ich sollte ihren Sohn, den Kaiser, umgarnen und ihn unschädlich machen, damit er ihr die Zügel der Herrschsucht nie entreiße. Ich durchschaute dies höllische Gewebe erst zuletzt, erst als es zu spät war. Soll ich Ihnen noch mehr sagen? Lord Harold? So hören Sie denn. Mein Bruder wurde als GesandtschaftsSekretär nach Neapel geschickt. Er war blaß und seltsam aufgeregt, als er kam, mir Lebewohl zu sagen. „ Irma,= sagte er bewegt. Du wolltest es, Du wolltest hier sein. Laß mich Dich so wiederfinden, wie ich Dich verlasse, denke an unsere Mutter, denke an mich. Ich umarmte ihn weinend, und er ging— o Gott, er ding für immer. Ich sah ihn nie wieder.— Mein Stern sank mit ihm nieder.— „Ich stand allein in diesem glänzenden Leben des Hofes, innerlich allein, der junge Herrscher stand auch einsam. Er war gut und von edlem Gharakter, es würde ein trefflicher Kaiser geworden sein, hätte er eine andere Mutter gehabt. Er kam oft zu mir und vertraute mir seine kleinen unschuluurser, Esheimnisse; er liebte die Uzarin nicht— auch darin begegneten sich mitz“ Zeigungen. Ich gewann ihn lieb, was soll ich's hehlen, und er liebte nich mit aller Gluth einer ersten Leidenschaft.— Da nahte sich mir allmälig Fürstin mit ihrer wahren Absicht und ließ mich einen Blick thun in das Herz einer unnatürlichen Mutter. Ich war empört, doch ich war klug genug mit keiner Miene mich zu verrathen. Jener Traum, in dem meine Mutter mir erschien, die Worte Ott's, emeinen Schutz hast Du,= die Anspielungen beim Abschied und die Redensarten der Uzarin, die ich oft anhören mußte, — Alles ward mir klar. O, Harold, nicht die Sonne war's, die hell mir Alles machte, es war ein Blitz, grell und unheimlich meinen Lebensweg beleuchtend. Ich war allein in meinem Zimmer, da trat der Kaiser ein. Erschrocken erhob ich mich und winkte ihm sprachlos mit der Hand. Doch er schloß die Thür und sagte leidenschaftlich:„Irma, einmal sollen Sie mich hören, Sie, die allein mich versteht. Sie wissen, daß ich Sie liebe.:— „„Still, o still,“ rief ich vor Angst bebend, eich flehe Sie an, entfernen Sie Sich, ich darf Sie nicht hören. Wenn Sie mich lieben, dann gehen Sie, dann glaub ich es, was Sie mir sagen.“ „Er warf sich nieder vor mir, er saßte meine Hand und preßte sie an seine Lippen. „In diesem Moment trat ein Kammerherr ein. Er starrte uns an. „ Fort, hinaus,“ rief der Kaiser wild und trat ihm entgegen. „'Ich sollte Ihre Kaiserliche Hoheit die Erzherzogin melden,; stammelte er. In diesem Augenblick mochte er bemerken, daß er mißbraucht worden war; denn die Fürstin stand hinter ihm, und die Schlangenaugen der Gräfin Uzarin leuchteten höhnisch mir entgegen. „Der Kaiser stand todtenblaß, er fühlte meine Schmach, und der Zorn loderte aus seinen Augen. „„Fort, auch Ihr,= schrie er.=Oder glaubt Ihr, ich durchschaue nicht Alles? Aber ich werde sie schützen, das schwöre ich Euch. Waget ein Wort gegen sie zu sagen, und beim Himmel, ich werde es zu strafen wissen.— „Sie gingen hinaus und ließen mich vernichtet zurück. „Der Kaiser blieb eine Zeit lang ohne Worte, dann sagte er: Irma, ich werde Ihnen eine Rechtfertigung verschaffen, wie sie Ihrer und meiner würdig ist.=— „Ich antwortete nicht, ich stand da befinnungslos und doch mit der furchtbaren Gewißheit des Geschehenen, bald flammte es roth auf vor mir, bald war es Nacht.— Harold, am nächsten Morgen erhielt ich aus Neapel von meinem Bruder einen Veilchenstrauß. Blüthen und Blätter waren Edelsteine. Und eine Zeile sagte mir Lebewohl. Jetzt verstand ich es, jetzt faßte mich Verzweiflung. Man hatte also seit jenem Fußfall Sulivans mich verdächtigt, man hatte selbst meinen Bruder gegen mich aufgebracht, um mich zuletzt in die Arme des Kaisers zu treiben, und nun stand ich da, allein, verlassen. Blieb ich— Schande wohin ich sah, ob verhüllt oder offen, für mich war das gleich.— Da floh ich, im Groll gegen die Welt, gegen meinen Bruder, der mich ungehört verdammte, trieb mich dazu. Ich schrieb dem Kaiser noch in der letzten Stunde einen Brief. in dem ich ihm verzieh und ihm das schändliche Gewebe seiner Mutter enthüllte. Seitdem bin ich einsam geblieben, einsam, bis ich Sie fand, und Sie, Harold, fanden Irma, die Kunstreiterin.—“ V. Der Unglückstag. Frau Oberlehrer Habermann hatte ihren Unglückstag. Sie litt öster an solchen Tagen und sie war der Ansicht, sie müßte eigentlich an denselben zu Bett liegen bleiben. Aber was sollte aus Medardus werden, wenn ihm der Leitstern ihres Auges fehlte, was aus Amy und den Pensionären! Sie erhob sich also stöhnend mit der Ahnung eines kommenden schweren Geschickes. Doch warum glaubte sie denn eigentlich, daß gerade heute einer ihrer Pechtage sei?— Sie hatte geträumt, sie säße auf dem schwarzen Pferde Sulivans und ritt zum großen Gelächter der Zuschauer in der Rotunde des Circus. Entsetzt betrachtete sie sich selber. V, Du gütiger Himmel, welches Costum hatte die kleine, dicke Frau, oder vielmehr, welches hatte sie nicht; denn— doch schweigen wir discret über den unglücklichen Traum, der sie mit einem Angstschrei erwachen ließ, grade in dem Moment, als Georges, der in seiner rothen Mütze unter den Zuschauern saß, sein Opernglas auf sie richtete.— Nun war sie überzeugt, es liege heute für sie Etwas in der Lust. Ihr Gatte liebte es früh aufzustehen. Sie begriff diese Leidenschaft nicht, sie genoß gern noch der angenehmen, wohlthuenden Morgenruhe. Man konnte dann so ungestört nachdenken und für den bevorstehenden Tag einen Schlachtplan entwerfen. O, die kleine, dicke Frau verdankte dieser frühzeitigen Ueberlegung viel. Sie hatte es immer so gehalten, ja sie verdankte ihr sogar ihren Mann, Herrn Medardus Onuphrius Habermann, königlichen Oberlehrer am Friedrichs=Gymnasium in B. Doch das interessirt uns nicht, da wir ja den Erfolg sahen und sie als Gattin ihres Mannes. Endlich war die Morgentoilette beendet und sie begab sich hinab in das allgemeine Frühstückszimmer. Niemand von ihren Angehörigen befand sich dort.— Das ist der Anfang," dachte sie, und höchst mißvergnügt nahm sie ihren Kaffee ein, drei Tassen, drei Milchbrode und eine Semmel mit Honig. Sie wußte es selbst nicht, wie viel sie aß; sie war in grimmiger Stimmung. — Die Thür öffnete sich weit, das war so die Mode von Mr. Georges, sie fast aus den Angeln zu drehen. Der junge Engländer erregte ihren höchsten Unwillen, da sie mit ihm nicht sprechen, ihn nicht auszanken konnte, wie sie es doch gerne gethan hätte.— Georges machte der gestrengen Frau eine tiefe Verbeugung und setzte sich neben sie.„Wo ist Amy?“ fragte sie. Er legte die Hand auf's Herz.„Hier,“ sagte er sehr verständlich. „Ach, Sie verstehen doch noch verzweifelt wenig deutsch,“ rief sie ärgerlich; denn sie glaubte, er habe sie nicht verstanden. Georges lächelte, als habe sie ihm ein Compliment gesagt. Er war sehr glücklich, ganz so selig, wie man mit 18 Jahren und einer ersten Liebe zu sein pflegt, wenn man die Zukunft rosig sieht und die ganze Welt in dem klaren Glanze schöner, geliebter Augen, wo man für jeden Tag eine neue Hoffnung begt und keine Enttäuschungen kennt. Morgen war der Tag der Abreise für ihn und Harold. Er fühlte, daß ihm sein Herz schneller klopfte, wenn er dabei an Amy dachte, doch er freute sich auf seine Heimath. Er war im Begriff gewesen, sich in Irma zu verlieben, das wußte er selber, sein Bruder mußte ihm und vor Allem Amo dankbar sein, daß es nicht geschehen.— Eben als die Frau Oberlehrerin den letzten Schluck aus der dritten Tasse nahm, und den letzten Bissen der Honigsemmel verzehrte, trat ihr Gemahl mit Amy ein.— War's die Morgensonne, die das feine Gesicht des jungen Mädchens so verklärte? Sie erschien mit einem Male größer geworden, voller, entwickelter die ganze Gestalt. In ihren großen, braunen Augen lag ein feuchter Glanz, kurz ihre Mutter hatte Recht, wenn sie stolz war auf diese Tochter. Doch, wie gesagt, sie hatte heute ihren bösen Tag und wollte nicht stolz und nicht glücklich sein.— Ihr habt mich heute allein frühstücken lassen,“ sagte sie scheltend,„nun lasse ich Euch allein. Ich werde eine Promenade machen.“— K Rheinland und Westphalen. ∆ Münster, 3. Aug. Der hiesige Kriegerverein erholt sich merklich, seit die höheren Stände, namentlich die Reserve= und Landwehr=Offiziere ihn kräftiger unterstützen. Die patriotische Haltung der kapferen Kämpfer von 1864, 66 und 70 war einer gewissen Partei hier von Grund des Herzens zuwider; aber die Versuche, den Verein durch allerlei Minen zu sprengen, scheiterten an der festen Haltung der meisten Mitglieder. Welche Wichtigkeit dem nationalen Zwecke des Vereins in den höchsten Kreisen beigelegt wird, davon gibt ein Zeugniß, daß an den Festen desselben sowohl der commandirende General als auch der Oberpräsident und andere hochgestellte Beamten theilnahmen.— Bisweilen glaubt man doch hier und da Anzeichen von einem kräftigeren Widerstande gegen die ultramontane Mehrheit der Bürgerschaft zu erkennen. Heute aber ist ganz Münster und Umgegend zur Wallfahrt ausgerückt nach Billerbeck zur Verehrung des heiligen Ludgerus, ersten Bischofs von Münster. Der politische Charakter dieser ganz ungewöhnlichen Wallfahrt ist unverkennbar. Telegraphische Depeschen. Wien, 4. Aug. Der Kaiser empfing heute den Großfürsten Constantin Nicolajewitsch.— Der Schah nimmt heute an einer Hofjagd Theil und dinirt Abends in Schönbrunn.— Der deutsche Botschafter General von Schweinitz ist heute nach Passau zur Begrüßung des Kaisers Wilhelm abgereist. Versailles, 3. Ang. Die„Correspondence de Versailles" bespricht die Beziehungen Frankreichs zu Spanien und hebt die strenge Neutralität hervor, welche Frankreich sowohl gegenüber den Carlisten als den südspanischen Insurgenten beobachten werde. Die Madrider Regierung sei nicht anerkannt, man unterhalte nur die officiösen Beziehungen guter Nachbarschaft. Im Innern hätten die Consuln bei Berennungen und Bombardements nach den Grundsätzen des Völkerrechts die französischen Landesangehörigen zu schützen. Den Insurgentenschiffen gegenüber sei ein Einschreiten nur dann geboten, wenn außerhalb spanischer Gewässer auf hoher See ein Conflict mit französischen Handelsschiffen entstehe: Veranlassung dazu läge nicht vor. Diese Nichtinterventionspolitik harmonire mit der französischen Auslandspolitik überhaupt. Madrid, 3. Aug. Aus Anlaß einer Manifestation gegen die Regierung, welche die hiesigen Intranfigenten, die Abhaltung eines Meetings gegen die Carlisten vorgehend, veranstalten wollten, kam es zu einem Tumult und Handgemenge, indem in dem Augenblicke, als der Zug der Intraufigenten sich nach dem Prado in Bewegung setzte, von einigen Personen gegen die rothe Fahne protestirt wurde. Das Volk zerriß die Banner und zerstreute die Manifestanten. Vor Valencia wird das Bombardement von drei verschiedenen Punkten fortgesetzt; die Belagerungsbatterien rückten vor. Man erwartet Verstärkungen aus Aragonien, um alsdann zum Sturm zu schreiten. Die Insurgenten haben die Insel San Fernando(auf deren äußerster Spitze Cadir liegt) geräumt und die Truppen die Insel sofort besetzt; von den letzteren werden Anstalten zum Angriff auf Cadix getroffen. Madrid, 3. Aug. Die Consuln Englands, Rußlands und Deutschlands zu Sevilla sprachen General Pavia ihren Dank für die Haltung der Truppen und den den Fremden bewilligten Schutz aus. Die Einwohner der genannten Stadt veranstalteten eine großartige Manifestation zu Gunsten der Regierung. Was die Rebellen von Cadir anbelangt, so glaubt man, daß dieselben nur geringen Widerstand leisten werden. Bilbao, 3. Aug. Don Carlos hat gestern in Guernica die sogen. Fueros(die alten Vorrechte der baskischen Provinzen) beschworen und marschirte nach Duranga ab. Perpignan, 4. Aug. Zu Manresa schoß das Regiment„Cadix“ auf den Obersten, einige Compagnien der Regimenter„Cadir“ und„Baylen" verjagten ihre Offiziere. Gibraltar, 3. Aug. Das englische Mittelmeergeschwader ist hier vor Anker gegangen. Constantinopel, 4. Aug. Der Anlehensvertrag über 15 Millionen Pf. St. effectiv mit dem Credit Ottoman general und einer Gruppe auswärtiger Banklers wurde gestern zu 54, mit 6 Proc. Zinsen, 1 Proc. Amortisation und ohne Commission unterzeichnet. Washington, 3. Aug. Der Schatzkanzler Richardson hat für den August den Verkauf von 6 Millionen Gold und den Ankauf einer entsprechenden Anzahl 5/20 Bonds in dem gleichen Zeitraum angerrüne. verschlagen. Dasselbe ist im Uebrigen gut und seetüchtig gebaut, hat für zwei Reisen hinreichend Kohlen und Proviant an Bord und wird von einem bewährten Capitän geführt, dem ebenfalls tüchtige Offiziere zur Seite stehen. ** Falsches Geld. Es circuliren gefälschte Zehn Thaler=Noten der Weimar'schen Bank. Die falschen Noten sind u. a. daran zu erkennen, daß auf der Vorderseite in Perlschrift„Verrfällschung" statt„Verfälschung" steht.— In München cursiren gesälschte Friedrichs'or, welche auf dem Avers ein Bildniß mit der Ausschrift„Friedrich Wilhelm III., König von Preußen,“ auf dem Revers den preußischen Adler mit der Umschrift „Rein ohne Schuld“ zeigen und am Aussehen, Gewicht und Klang leicht als unecht erkenntlich sind. *. Der Geldwerth des Menschen. Herr Dr. R. Ludtge veröffentlicht in der„D. Vers.=Ztg. einen interessanten Artikel„über den Geldwerth des Menschen.“ Aus jenem Aussatz ersehen wir, daß die Sterblichkeitsverhältnisse in Anschlag gebracht, und die Kosten für die Verstorbenen auf die Ueberlebenden repartirt, an Erziehungskesten ein Kind, dem Arbeiterstande angehörig, zu 3 Jahren 339 Thlr., zu 6 705, zu 9 1120, zu 12 1580, zu 15 Jahren 2119 repräsentirt. In den höheren Ständen, bei denen wir unseren Gewährsmann folgende zwei Klassen, Kaufmanns= und Gelehrtenstand, unterscheiden lassen wollen, stellt sich das Verhältniß folgendermaßen: zu 5 Jahren ist ein solcher im Embryo befindlicher Kaufmann bereits 1153 Thaler werth, zu 10 Jahren repräsentirt er die Summe von aufgewendeten 2536 Thlrn., zu 15 Jahren 4238 und zu 20 Jahren, dem Zeitpunkt, zu welchem man die Erziehung als abgeschlossen annehmen kann und zu welchem das reale Leben an den jungen Kaufmann herantritt, 6495 Thaler. Bei Demjenigen, der sich dem Gelehrtenstande widmen will, kann man die Erziehung erst als mit dem 25. Jahr beendigt setzen, so, daß die Gesammterziehungssumme sich bei einem solchen auf 10,388 Thlr. beläuft. Es lassen sich in der That aus diesen Zahlen die interessantesten Consequenzen ziehen. Für einen jungen Gelehrten, einen Oberlehrer, Juristen oder Theologen würde also nach beendeter Studienzeit ein Gehalt von über fünfhundert Thalern eben nur knapp der Verzinsung der in der Erziehung angelegten Capitalien entsprechen. Es erhellt aus diesen Zahlen ferner, daß im Verhältniß die arbeitende Klasse erheblich günstiger darin ist. Denn bei einem Anlage=(Erziehungs=) Capital von 2100 Thalern wird vom fünfzehnten Jahre an oder mindestens vom achtzehnten an(die Lehrzeit in Anschlag gebracht) bereits eine reichliche Verzinsung erzielt, während der Gelehrte, um die gleich hohe Verzinsung des in ihm steckenden Werthes zu erzielen, etwa bis zum dreißigsten Jahre warten muß. Normal etwa ist das Verhältniß beim Kaufmannsstande. Die Tochter aus den unteren Ständen wird etwa den gleichen Erziehungswerth wie die Knaben des Arbeiterstandes repräsentiren, die Tochter aus den höheren Ständen, ihre Erziehung mit dem 20. Jahre als beendet betrachtet, wird 5196 Thlr. Erziehungskosten repräsentiren. Die Anwendung auf das deutsche Reich liegt am nächsten. Laut Volkszählung von 1871 betrug die Bevölkerungszahl ca. 41 Millionen, und zwar je zur Hälfte männlichen und weiblichen Geschlechts. Man wird nicht sehr fehlgehen, circa 75 pEt. der Gesammtbevölkerung als den niederen Ständen und 25 pCt. den gebildeten Ständen angehörend(darunter circa 1 Million Gelehrte im Erziehungssinne). Nach obigen Voraussetzungen ergibt sich als zeitiger Werth der Bevölkerung des deutschen Staates 37,500,000,000= 77½ Milliarden Thaler. Es sind das gewiß interessante Daten. Handel, Industrie und Verkehr. * München, 1. Aug. Dem von den Kammern des letzten Landtages ausgesprochenen Wunsche, es möchten die Dienststunden der Postanstalt für den Verkehr mit dem Publikum an Sonn= und Feiertagen nach Analogie des § 26 Abs. III des Reichs=Postreglements vom 30. Nov. 1871 neu geregelt werden, war im königl. Landtags=Abschiede die Gewährung unter Bedachtnahme auf das Erforderniß des Dienstes in Aussicht gestellt worden; wie die„A. A. Zig.“ nun vernimmt, soll eine entsprechende Verordnung alsbald erscheinen und durch dieselbe bestimmt werden, daß an Sonn= und Feiertagen die Paket= und Briefpost= und die Zeitungsschalter während mehrerer Stunden des Tages geschlossen bleiben sollen * Meiningen, 1. Aug.(=Fl.=Loose von 1871.) Bei der heute stattgehabten Prämienziehung fielen auf folgende Nummern höhere Gewinne: auf Nr. 50 der Serie 578 45,000 fl.; auf Nr. 31 der Serie 578 3000 fl.; auf Nr. 24 der Serie 9460, Nr. 15 der Serie 606 und auf Nr. 40 der Serie 578 je 500 fl. Die Zahlung erfolgt am 1. November. Köln, 4. Aug. Frucht=Preise. Weizen fester, effectiv hiesiger 9½ Thlr., eff. fremder 9 Thlr. 5 Sgr., per Aug.— Thlr.— Sgr., per November 8 Thlr. 6 Sgr., per März 1874 8 Thlr. 7½ Sgr. Roggen besser, effect. hiesiger 6 Thlr. 10 Sgr., per Aug. 5 Thlr. 18 Sgr., per November 5 Thlr. 21½ Sar., per März 1874— Thlr.— Sar. Rüböl November 5 Thlr. 21½ Sgr., per März 1874— Thlr.— Sgr. Rüböl höher, eff. 11 Thlr. 3 Ser., per October 11 Thlr. 4 1/ Sgr., per Mai 1874 11 Thlr. 13½ Sgr. Leinöl 12 Thlr. 12 Sgr. * Berlin, 4. Aug. Producten=Börse. Weizen per Aug. 88¼, per Sept.=Oct. 81¾. Roggen per August 52⅞, per Sept.=Oct. 54½, per Oct.=Nov. 54⅞, per April=Mai 55⅛. Rüböl per August 19 7/12, per Septbk.= Oelbr. 19¾. Spiritus per Aug. 22 Thlr. 10 Sgr., per Septbr.Oetbr. 20 Thlr. 8 Sgr. Gestern Abend wurde uns unser jüngstes Söhnchen Max nach kurzem Kranksein durch den Tod entrissen, was wir Freunden und Bekannten statt besonderer Meldung hierdurch anzeigen. Ehrenfeld bei Köln, 4. Aug. 1873. Oskar Rauter und Frau, geb. Bertel. Mit Rücksicht auf das am Dinstag den 5. ds. Mts. von dem Trompeter=Corps des Königs=HusarenRegiments zu Gunsten der PensionsZuschuß=Kasse für die Musikmeister der Armee im Kley'schen Garten auszuführende Concert wird am gedachten Tage von Nachmittags 1 Uhr ab der Alte Zoll dem Publikum nicht zugänglich sein. Der Königliche Curator der Universität: Beseler. Telegraphischer Börsenbericht. Berlin.(Schlußcourse.) 2. 4. Aug. 104 131¾ 201 111¼ 65⅞ 60⅞ 92¼ 97¼ 59⅞ 40% 95½ 95¼ 86¼ 73¼ 4 1/% Pr. A. Oesterr. Cred.=A. Staatsbahn. Lombarden... Silberrente... Papierrente 1860r Loose 1882r Amerik. Italien. Anl. Rumänen Russen von 1871. Neueste Russen Russ. Bod.=Er. Ung. Anl. Magdeburg=Leipziger. 255 Berlin=Potsdam 125 Magdeb.=Halberst. 131½ KümeMind.-4. Heff. Ludwigsb. Berbacher Oberschlesische Rhein. Eis.=A. Rhein=Nahebahn Gotthardbahn Elisabethbahn. Franz Joseph. Galizier Nordwestbahn. Nordwestbahn B. Amsterdam. B. Badische Bank Berliner Bankverein Wechtlerben! 112 147½ 147 187½ 181¾ 142½ 34⅞ 101½ 97 94¼ 97¾ 122 90 75 109% 109⅞ 43½ 104½ 134½ 112¼ 66 1/8 61½/ 92½ 97¼ 60%/ 41 1 95⅛ 95⅞ 87 73⅝ 256 125 132 112¼ 147¾ 149 187% 181 143 ½/ 34¾ 101½ 96 5/8 94¼ 123 75 108½ 111 44% 4. 84 85½ 100 101 161¼ 161 81½ 82½ Aug. 2. Prov. Wechslerbank Brüsseler Bank Darmst..=A. D. Unionbank Deutsche Effb. Disc. Com.=A. Provinzial Disc. Dortm. Union Meininger Bank do. Hypothb. 102 Deutsch=österr. B. 90¾ Pr. Bankanth. 179 7/8 Pr. Bodencredit=Bank 104 ¼ Haustelegraphen, galv.-electr., für Haus=,Hotel= und Fabrikwerden solid, elegant und un Garantie angefertigt. A. P. Lieberz, Mechaniker, in Vonn, Wilhelmstr. Nr. 6. Die vielfach seit Jahren in verschiedener Art von mir ausgeführten electr. Anlagen geben die beste Ueberzeugung und können solche Anlagen auf Wunsch hier am Ort zu jederzeit eingesehen werden. Ein brauner Wallach, 6. Jahre alt, fehlerfrei, ein= und zweispännig gefahren, steht preiswürdig zu verkaufen. 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Alfred Zittel, der bedeutendste der jüngeren Paläontologen, demnächst eine Reise nach Afrika behufs wissenschaftlicher Erforschung einzelner Reiche dieses interessanten Landes. Die Reise geschieht im Auftrage und auf Kosten der bayerischen Staatsregierung. Vermischtes. *.# Der Postdampfer„Erust Moritz Arndt“ des Baltischen Lloyd, welcher am 3. Juli von Swinemünde, am 8. von Haure ausging, ist bis jetzt in Newyork nicht eingetroffen. Es fehlt jede directe Nachricht über denselben und liegt nur eine indirecte spätere Auskunft über ihn in einer telegraphischen Depesche aus Newyork vor, worin es heißt, daß der norddeutsche Lloyddampfer„Westphalia“ ebenfalls auf der Tour von Newyork begriffen, dem„Ernst Moritz Arndt" bei stürmischem Wetter am 15. Juli vorbei passirt sei. Nach der Zeitrechnung muß diese Begegnung in der Nähe der Newsoundland'=Banks stattgefunden haben. Man ist über das Schichal des Schiffes, welches 400 Passagiere an Bord hat, in Besorgniß und erwartet sehnlichst Nachricht über dasselbe. Hoffentlich ist das Schiff nur in Folge widriger Winde von seinem Course abgetrieben und zum Einmachen in kleinen und gröperen Gebinden empfiehlt die Weinessig=Fabrik von G. Zartmann, Sternthorbrücke Nr. 10. Bestes oberruhr'sches Schrottgeriß aus dem Schiffe zu beziehen von Franz Carter=Weiland, Burgstraße 8. Nach Beschluß der vorigen Versammlung werden diejenigen Uewahrer der deteisenschenne:3c welche den Kreis weder durch einen reactionären, noch durch einen ultramontanen(Centrumsfraction), noch durch einen socialdemokratischen Abgeordneten vertreten sehen wollen auf Bonnerstag den 7. August, Abends 8½ im Nettekoven'schen Saale(Neugasse), zu einer weiteren Besprechung hierdurch eingeladen. Das Comité. Anzeigen für alle Zeitungen und Zeitschriften übernimmt und befördert auf's schnellste und pünktlichste die mit Insertions=Büreau verbundene Agentur der„Kölnischen Zeitung" für Bonn, Gustav Cohen, 11 Markt Rheinische Eisenbahn. Von Bonn nach Köln 4% 6, 26 15, 7 2%—84%, 10“ Morgens; 122,%, 4 ½, 4 49 Nachm.; 6 ½, 72. 8% Ju, 191 Abende. Nanmo S von Kienss wieder vorräthig. Von Bonn nach Mainz u. weiter 64%, 82, 94%, 10* Morgens; 1250 Mitt.;%, 5% Nachm. und 12•0 früh; nach Koblenz“, 10• Abends; nach Bemagen 112, 1266 Nachm.; nach Rolandseck *226, 1425 Nachm.; 6“ Abends. Ad. Ibach, Coblenzerstr. Würzburger Moussenx. Agentur und Lager bei Wilh. Leyh, Meckenheimerstrasse 84. Niedermendiger Flaschen=Bier 12 Flaschen 1 Tblr., Coblenzerstraße Nr. 2, Ecke der Hofgartenstr. Katholischer Lokalverein. Mittwoch den 6. August, Abends 8 Uhr, Versammlung bei Badenheuer. Diejenigen, welche noch Kleider zum Repariren bei mir haben, mögen sie binnen 6 Tagen abholen. Wittwe Drinhaus, Maargasse Nr. 3. Zwei herrschaftliche Gülser mit Garten, im südlichen Stadttheil, zu verkaufen. Das erste Haus enthält 11 Zimmer, 2 Mansarden, Souterrain und alle Bequemlichkeiten, das zweite 13 Zimmer, 2 Mansarden 2c. Näheres beim Eigenthümer A. Peters, Hundsgasse 9. Zu kaufen gesucht: ein größeres Hotel oder ein dazu passendes Gebäude. Offerten sub Lit. A..444. besorgt die Exped. d. Bl. Restauration „Die Wacht am Rhein“ Coblenzerstr. 224. Möbl. Zimmer mit Pension. In Godesberg 3 freundliche möblirte Zimmer billig zu vermiethen. Näheres in der Expedition d. Bl. — Zum 1. Oetober wird ein möblirtes Zimmer mit Cabinet in der Nähe der-Universität zu miethen gesucht. Franco=Offerten unter Lit. A. 78. an die Expedition d. Bl. erbeten. Eine anständige Person, im Nähen erfahren, sucht Stelle zur selbstständigen Führung einer kleinen Haushaltung. Eintritt gleich. Näheres Giergasse Nr. 20. Einige Mädchen für leichte Arbeit gesucht. Näheres in der Expedition d. Bl. Ein Mädchen für alle häusliche Arbeit zum 1. September gesucht, Koblenzerstraße Nr. 13. Ein Kindermädchen gesucht, Wilhelmstraße Nr. 3. Es wird Jemand für Nachmittags zu Kindern gesucht, Bonngasse 14. Eine Frau sucht Kunden im Bageln im Hause, Josephstraße Nr. 36. Cigarrenmacher=Lehrling sucht Fr. N. Düpper, Josephstraße 30. Zwei Knaben zum Aufwarten gesucht. Näheres in der Exped. d. Bl. Backergeselle gesucht, Sandkaule 2. Anständige Leute finden Kost und Logis, Rheingasse Nr. 19. Nähmaschine zu verkaufen. Näheres Maargasse Nr. 3. Es empfiechlt sich im Besorgen von Pfandstücken in und aus dem städtischen Leibhause Frau Christine Graff, Beüdergasse 3, im Hofe eine Tr. böch. Casselsruhe.“ Mittwoch den 6. August Grosses Concert ausgeführt vom ganzen Stadt=Bonner Musik=Corps, unter Leitung seines Kapellmeisters Herrn A. Schumacher. Anfang 4 Uhr. Entree 2½ Sgr. Gründlichen Unterricht in der französischen Sprache so wie Conversation und Lesen ertheilt Dr. L. de la Brassinne, Kölnstrasse Nr. 27. Ein stud. phil, wünscht während der Ferien Unterricht in Gymnasialfächern und Stenographie zu ertheilen. Näheres in der Expedition d. Bl. Eine englische Dame ertheilt Unterricht in ihrer Muttersprache so wie im Zeichnen. Näheres Wenzelgasse Nr. 38. Klavier=Unterricht und französische Conversation ertheilt Frau Müller geb. Heymann, Iosepbtraße 50. Ein Gärtner verheirathet, in der Blumen=, Obst= und Gemüsezucht durchaus erfahren, mit den besten Zeugnissen, sucht Stelle und kann sofort eintreten. Bescheid beim Portier H0re! Rheineok Buchbindergehülfen und ein Lehrling gesucht von Ritterath& Blumann, Hofbuchbinder, Mainzer Käschen bei Z. Müller, Brübergasse Nr. 21. Von Bonn nach rechtem Ufer , 10%% 12 8, 320 645,-920. Vom rechten Ufer in Bonn 72, 10%%, 11, 44%, 74%, 915. Ab Bonn weiter nach Köln%% 1040, 1%%, 75%, 910,. Von Bouel rheinsbwärte 7½% 10%,%, 72, 847. Von Beuel rheinaufwärte 7“ 107, 132 77,“. Fällt an Sonn-und Festtagen ans. 1 Extrazug an Sonn-und Festtagen. Ankommende Posten. .) Moch 1 2b 5 Euskirchen per Miel 11“ Abds. Privat-Personen-Wagen von Hersel 8 Vorm., 5% Nachm Ausserd. Mittw. u. Sonntag Nm. 1 U ohne Postbeförder.(am Külnthor. Abgehende Posten. Rhein-Dampfschiftfahrt Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft. Abfahrten von Bonn vom 15.Mai: Zu Berg: Morgens 8¼ und 10¼ Uhr nach Mains; Morgens 9¾ Uhr nach St. Goar; Mittags 12¾, 3¼ Uhr nach Koblanz; Abend# 6¾, 12¾ Uhr nach Mannheim. Zu Thal: Morgens 9, Nachm. 3, 8½, 4% und Abends 8 Uhr nach Köln; Mittags 12½ Uhr nach Düsseldorf; Nachm. 5¼ Uhr nach Düsseldorf-RotterdamLondon. Extraboot an Sonn- und Feiertagen Nachm. 2½ Uhr nach Linz und Abende 8½, Uhr nach Köln. Botenpost von Beuel 7 Uhr früh und 5“ Nachmittags. Personenposten von Rheinbach l. pr. Meckenheim91 Vnr. Siegburg. 11“ Vorm. (.Meokenbeim) Altenaur and von /7####b. Rheinbsoh ll., muckenbeim Botenpost nach Benel 7“ früh und 615 Abends. Personenposten nacl Euskirchen zum Anschluss nach Trier 5½° Vorm. Altaneh.(p. Mockenheim) Altonahr und bi: Rbeinbach.) Meckenheim combtairt. Siegburg 1“ Nachm. Rhembach ll.p. Meckenheim 6“ Ab. Privat-Personen-Wagen nach Hersel“%, Vorm.; 61 Abd.. Ansserd. Mittw. u. Sonntag Nm. 2 U. ohne Postbeförd.(vom Kölnthor). Fünfundsechszigster Jahrgang. Abonnement: Bierteljährlich pränum. für Bonn(einschließlich 12½ Sgr. Stempel und 5 Sgr. für den Träger) 1 Thlr. 15 Sgr.; desgl. bei allen preuß. Postämtern 1 Thlr. 15 Sgr. Insertions gebühren: pro Peitzeile oder deren Raum 1½ Sgr. präummerunda. Affn.P erschein: täglich zweima.— AnzeigenAunahme von 8 Uhr Morgens #3 7 Uhr Abends. Die Bouner Zeitung Druck und Verlag von P. Neusser. Zweites Blatt. C: pedition: Ränsterplatz Nr. 19. Verantwortlicher Redackeur I. Neusser. Nr. 213. Gerignete Beiträge und Correspondenzen, so wie gediegene Romane werden gut honerirt.— Anonyme Einsendungen bleiden unberüchstchtüigt. Bonn, Dinstag, 5. August Abends. Die Seeiston.=Mäadtenich.— Uu tagen von 8 Uhr Morgens bie 7 Uhr# von—12 Uhr Morgens. 1373. Tagespolitik. k Aus der„Süddeutschen Reichspost“ ist folgender von Berlin datirter Artikel in verschiedene Zeitungen übergegangen: „Als der dringendste Gegenstand der Arbeiten im Cultus=Ministerium gilt, neben der Ausführung der Kirchengesetze, die Vorbereitung der evangelischen Kirchen=Organisation. Das Ergebniß der vertraulichen Vorberathungen— an welchen übrigens Namens des Ober=Kirchenraths nicht blos der Präsident Dr. Hermann, sondern auch OberConsistorial=Rath Hermes, der Ober=Hosprediger Dr. Hofmann bis zu seinem Krankheitsrückfall, und General=Superintendent Dr. Brückner Theil nahmen— wird nun vom Minister Dr. Falk und andererseits im Plenum des Ober=Kirchenraths berathen und sodann vom CultusMinister und Ober=Kirchenrath als den zwei mit der Bearbeitung der Kirchen=Verfassung beauftragten Instanzen entweder ein gemeinsamer Bericht an den König erstattet oder, falls man sich nicht einigen sollte, besondere Anträge der Entscheidung des Königs unterbreitet werden. Die Vorberathungen sollen übrigens einen im Ganzen günstigen Verlauf genommen haben. Ueber den Grundsatz, daß die Gemeinde= Kirchenräthe durch Wahl aller kirchlich und bürgerlich unbescholtenen meinde=Mitglieder zu bilden seien, war man im Voraus einig; im Uebrigen aber werden eben so sehr die Vorarbeiten des Ober Kirchenraths, welcher Jahre lang vergeblich bestrebt war, zu einer Verständigung mit dem Eultus=Minister v. Mühler zu gelangen, als die Studien und Erfahrungen Dr. Hermann's verwerthet worden sein, welcher bekanntlich mit seinem Freunde R. von Beunigsen den Hauptantheil an dem Abschluß der trefflichen hannoverschen KirchenVorstands= und Synodal=Ordnung hat. Ob übrigens in diesem Jahre die Provinzial=Synoden einberufen werden, steht noch dahin; es ist nur von einem bedeutenden Schritte vorwärts die Rede.“ Diese augenscheinlich offiziöse Mittheilung ist unn in einer uns vorliegenden Zeitung auf Widerspruch gestoßen, welche sogar die liberale Presse vor der Verbreitung jener Nachricht warnen zu sollen glaubt. Indessen darf nach einer uns privatim zugehenden Kunde dennoch wohl angenommen werden, daß die vorbereitete Kirchenordnung der Evangelischen in den östlichen Provinzen verständigen Wünschen entspricht. Der Minister Falk sowohl als der Präsident des Oberkirchenrathes sind Beide Männer, denen man wohl zutrauen darf, daß sie den kirchlichen Bedürfnissen der Gegenwart in geeigneter Weise Rechnung zu tragen verstehen, wenn sie auch nicht den Ansichten der gewöhnlichen Schreier in den Wanderversammlungen, welche nachgerade zu einer Art Landplage werden, zu willfahren gesonnen sind. Die Ferien der französischen National=Versammlung werden von den Patteien benutzt, um die verschiedensten Intriguen auf Grund zum Theil recht abenteuerlicher Pläne anzuspinnen. Augenblicklich thut sich der Orleanismus hervor, indem er einen Theil der durch die Albernheit des Grasen Chambord zurückgestoßenen Lezitimisten für sich gewinnen und die Bonapartisten zu übertrumpfen versuchen will. Andererseits organistren die Republikaner Banquets und Versammlungen, um ihrem Princip die Uebermacht zu verschaffen. Es ist nicht unmöglich, daß sie schließlich Recht behalten, da die Coalition gerade als sosche der rechten Kraft entbehrt, die Nation nach ihrem Sinne monarchisch zu bearbeiten. Macht und Erfolg aber bestimmten von jeher kie politische Gesinnung französischer Majoritäten und die Republikaner erblicken eine, wenn schon schwache Schutzwehr für den Bestand der Republik in dem Umstande, daß Mac Mahon bisher zu förmlichen Umsturzplänen gegenüber der vorhandenen provisorischen Republik nicht hat die Hand bieten wollen— darum also streut man dem Marschall Weihrauch auch auf republikanischer Seite, jedesmal wenn der Präsident irgendwie persönlich in den Vordergrund tritt, ihm dadurch im Lande eine Stellung über den Parteien anzuweisen, die jeden Gedanken an eine Beeinträchtigung der Republik auszuschließen geeignet sei. In Spanien erneuert sich das Schauspiel, welches die Pariser Coamune darbot. Gesindel aus aller Herren Länder hat sich in den südlichen Küstenstädten zusammengefunden, revolutionirt dort das Volk und schließt mit Brand und Plünderung im Namen der internationalen rochen Brüderlichkeit. Bei der Leichtigkeit des Eisenbahnverkehrs liegt für schwache Regierungen, wie die französische im März 1871 war und die gegenwärtige spanische ist, eine große Gefahr in der Orgauisation der Internationalen, der entgegen schon mit gutem Bedacht eine internationale Staatenpoltzei vorgeschlagen wurde. Südspanien ist ein warnendes Beispiel socialer Zerrättung, aus dem wohl praktische Lehren gezogen werden können, und welches den Anstoß geben sollte, zu Maßregeln, die das Wiederauftreten der Internationale, welche, wo sie sich in ihrem wahren Wesen zeigt, sich als eine internationale Räuber= und Mordbrennerbande entpuppt, ein für alle Mal verhindern. Den„Daily News“ wird aus Nom unterm 1. ds. telegraphirt „Trotz des Verbols gegen die in verschiedenen Theilen Italiens organifirten Pilgerfahrten kamen heute 80 Pilger nach Rom. Sie wurden indeß am Thore angehalten und nach ihrer Heimath zurückgeschickt. Die Regierung ist entschlossen, daß ihre Befehle respectirt und die Urheber dieser Pilgerfahrten bestraft werden.“ es Ehren=Comthurkreuzes des Großherzoglich oldenurgischen Haus= und Verdienst=Ordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig: dem Universitäts=Curator Geheimen Ober=Regierungsrath Dr. Beseler zu Bonn; des Ehren=Ritterkreuzes erster Klasse desselben Ordens: dem ordentlichen Prosessor Dr. Erwin Nasse, zeitigen Rector der Univerfität zu Bonn, P##ne 8— dem ordentlichen Professor eseyeimen Jumiz#luy Dr. von Stinzing dem ordentlichen Professor Dr. Hugo Lörsch daselbst und dem Professor Dr. Schäfer daselbst. Amtliche Nachrichten. Berlin, 4. Augast. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Rheinschifffahrts=Inspektor, Baurath Butzke zu Koblenz, den Rothen Adler=Orden dritter Klasse mit der Schleife, und dem Geheimen Regierungs= und Baurath Krüger zu Düsseldorf den Königlichen KronenOrden zweiter Klasse zu verleihen; ferner den Kaufmann Friedrich Westermann, so wie die Rentner Carl Bassoll und Hermann Hannes zu Wesel, der von der dortigen Stadtverordneten=Versammlung getroffenen Wahl gemäß, als unbesoldete Beigeordnete der genannten Stadt für die gesetzliche sechsjährige Amtsdauer zu bestätigen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst gerubt, den nachbenannten Personen die Erlaudniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtpreußischen Ordensdekorationen zu ertheilen, und zwar: Deutschland. * Berlin, 4. August. Der Cultusminister hat in einem Spezialfalle dahin entschieden, daß es bei der Vereinigung bisher vorhandener confessionell gesonderter einklassiger Schulen zu einer zweiklassigen, einer doppelten Schulinspection nicht bedarf. — Vom Neichstag sind dieser Tage die letzten Drucksachen aus der vorigen Sitzungsperiobe an die Abgeordneten versandt worden: die letzten stenograph. Berichte, Register u. s. w. Wie gewöhnlich liegt auch ein Sprechregister bei, das immerhin einiges Interesse gewährt. Delbrück, der fleißige, vielerfahrene und fast alle Materien umfassende Arbeiter im Reichskanzleramt, ist weitaus auch im Reichstag der am meisten Angespannie, mit 123 Reden. Bismarck erscheint 43mal, Michaelis 27mal, die beiden Militärs Kameke und Voigt=Rhetz je 14mal. Unter den Abgeordneten nimmt wieder Lasker die erste Stelle ein: 97; ihm zunächst der allzeit schlagfertige Frhr. v. Hoverbeck mit 83 und Windhorst(Meppen) mit 75. Bamberger hat sich hauptsächlich durch das Münzgesetz zu 64 Reden erhoben. Nun folgen Richter mit 51, Grumbrecht mit 47, Miquel 37, M. Mohl 37, Braun(Gera) 31, Reichensperger(Krefeld) 29, Mosle 27, v. Benda, v. Helldorf, v. Kardorff, v. Stauffenberg je 24, Friedenthal und Hölder je 21, v. Zedlitz, v. Lenthe je 20, Ackermann 18, Löwe und Schleiden 17, Stefani und Dernburg 16, Sombart und Lesse 15, Loé 14, Bölk 13 u. s. w. Ueberhaupt haben 161 Abg. gesprochen. — Die längst projektirte Feier des 2. September scheint bei den deutschen Regierungen allgemach Anklang zu finden. Das k. sächsische Kultusministerium hat die Konsistorialbehörden angewiesen, die Geistlichen, Schulvorstände und Lehrer zur Betheiligung von Kirche und Schule an dem Deutschen Nationalfeste zu ermächtigen.— Das herzogl. sächsische Ministerium in Altenburg erneuert burch Bekanntmachung vom 23. v. M. seine Verordnung vom 4. Juli 1872 betr. die Veranstaltung von kirchlichen und Schulfeierlichkeiten an jenem Tage. Dasselbe ist vom fürstlichen Ministerium in Gera geschehen. — Die Hochschule für die Wissenschaft des Indenthums beschließt mit dieser Woche das Semester. Die Bibliothek ist durch ansehnliche Schenkungen bereichert, und auch die Anzahl der Zuhörer hat stetig zugenommen. Wie hiesige Blätter berichten, zählt jetzt die Anstalt sogar einen Licentiaten der evangelischen Theologie zu ihrern Zuhörern. Uebrigens sind Inscription und sämmtliche Verlesungen unentgeltlich. — Die bayerischen Bischöse im Jahre 1239. In den Zeitungen ist kürzlich wiederholt auf die Gelnhausener Erklärung der deutschen Bischöse Bezug genommen worden. Es sei gestattet, an ein anderes ähnliches Actenstück zu erinnern, welches wir in dem Bonner„Theol. Literaturbl.“ 1872 Nr. 1 abgedruckt finden. Im Jahre 1239, als Papst Gregor IX. den Kaiser Friedrich UI. zum zweiten Male ercommunicirt hatte und die Wahl eines Gegenkönigs betrieb, richteten die bayerischen Bischöfe ein Schreiben an den Papst, worin es heißt: „Die beiden Schwerter sind so unzertrennbar mit einander verbunden, daß keines ohne den größten Schaden für beide geschwächt oder vernichtet werden kann. Wir sind zugleich Glieder des kirchlichen und des weltlichen Organismus und müssen darum auf beide Gewalten, Papstthum wie Kaiserthum, Rücksicht nehmen, da wir unsere Pflicht verletzen würden, wenn wir sie Einem Theile verweigerten. Wir halten uns für verpflichtet, Dir, unserm Vater und Hirten bei aller Ehrfurcht und Glaubensreinheit den Rath zu geben, einen so erhabenen Sohn der Kirche nicht aufs äußersie zu reizen. Mit väterlicher Liebe wollest Du des Kaisers Ergebenheit anerkennen und der Gefahr Einhalt ihnen, die in Folge dieses der Welt gegebenen Aergernisses dem kath. Glauben selbst drohen kann. Außer der Furchk vor dieser allgemeinen Zerrüttung werden wir noch von der besondern Sorge erfüllt, indem wir als Söhne und Prälaten der Kirche Dir zu kindlicher Ehrfurcht verpflichtet sind, anderseits als Fürsten des Reiches gemäß unserem Eide und unserer fürstlichen Ehre der Verpflichtung gegen unseren Herrn und Kaiser und gegen das Reich nichts vergeben dürfen... So bitten wir Dich denn mit aller Treue zur römischen Kirche, Du wollest auf das schleunigste dem Uebel noch in seinen Anfängen durch heilsamen Rath und zuträgliche Mittel steuern und uns nicht wie alle Prälaten und Fürsten des Reiches in die Verlegenheit bringen, daß wir, dem Reiche als seine Glieder unauflöslich verbunden, das Leiden unserer Mutter beweinen müßten... Wir können und dürsen den Kaffer und uns mit ihm nicht preisgeben.“ — Extrazuge zur Wiener Weltausstellung. Die königl. Direktion der Niederschlefisch=Märkischen Eisenbahn macht bekannt, daß die am 15. und 25. jeden Monats bisher abgelassenen Extrozüge zur Wiener Weltausstellung wegen der äußerst geringen Frequenz von jetzt ab eingestellt werden; jedoch werden die Anschluß=Extrazug=Billets ab Breslau und Liebau gleichzeitig mit den ermäßigten Lokal=Einzel=Billets(Tour und Retour) auf Verlangen weiter verkauft. Aus der Diöcese Limburg, 3. Aug. Es liegt in unserer Diöcese nun der dritte Fall in Betreff des Vorgehens gegen den Kanzelparagraph vor. Pfarrer Burggrof von Elz Amts Hademar, der am 8. Juni l. J. in der Kirche vor versammelter Gemeinde Angesegenheiten des Staates in einer den össentlichen Frieden gefährdenden Weise zur Erörterung gebracht hat, ist auf der 20. l. M. vor die Strafkammer des Kreisgerichts im Limburg zur Hauptverhandlung geladen worden. Mainz, 1. Aug. Heute wurde vim großh. Bezirksgerichte der Urtheilsspruch in Sachen der drei wegen des am 19. Mai l. J. in Bingen erfolgten Zusammenstoßes angeklagten Eisenbahnbediensteten gefällt. Der Rangiermeister wurde mit einer Strafe von 4 Monaten, der Locomotivführer des Güterzuges mit einer solchen von 2 Monaten Gefängniß belegt, sowie beide in sämmtliche Kosten verurtheilt. Gegen den Locomotivführer des Personenzuges erging ein freisprechendes Urtheil. Aus Chätean=Salius, 1. Aug. erhält die Angsb.„Allg. Zig.“ folgende Correspondenz: Gestern haben die letzten deutschen Soidaten die angrenzenden französischen Gebietstheile verlassen, und es werden schon nach einigen Tagen längs der neuen Reichsgränze einige kleinere französische Garnisonen unsere Nachbarschaft bilden; unsere Gränzfestung Marsal hat übrigens immer noch keine Garnison erhälten, wiewohl die früher dem Gesundheitszustande mitunter schädliche Ausdünstung der durch die Festungswerke aufgestanten Gewässer der Seille durch die Fluczeorrection besectigt wird und trotzonausreichende Casernemenis zur Verfügung stehen. Dem vom Aufhören der Occupation allgemein befürchteten ungünstigen Rückschlag auf die Consolidation des Reichslandes wurde durch den gerade in den östlichen Departements Frankreichs schwer beklagten Gang, welchen jetzt die religiös=politische Entwicklung Frankreichs genommen hat, sowie durch den freiheitlichen Ausbau der reichsländischen Verfassung rechtzeitig noch vorgebeugt. Das Bewußtsein eines in mancher Beziehung von Frankreich sich vortheilhaft unterscheidenden partieularstaatlichen Lebens tritt allenthalben mit solcher Entschiedenheit bereits hervor, daß die bevorstehenden Kreis= und Bezirkstagsverhandlungen, worin die vom Lande frei gewählten Vertreter zum erstenmale seit vier Jahren wieder ihr Wort in inneren Fragen mitreden werden, vorzüglich wegen der Vorbereitungen für die Vertheilung der Steuern, für die Errichtung einer Landesirrenanstalt in Saargemünd, wegen der Richtung der neuen Eisenbahnen und Canäle 2c. die öffentliche Aufmerksamkeit derart in Anspruch nehmen, daß dem größeren Publikum wenig Anlaß und Gelegenheit mehr zum Rückbick nach Frankreich bleibt. Oesterreich. Wien, 2. Aug. Heute Vormittags— so schreibt die„N. Freie Pr.“— erfolgte nach dem festgesetzten Programme und mit einer fast überraschenden Pünktlichkeit die Ankunft des Schah in Wien. Derselbe verließ mittels Separat=Hofzuges um 11 Uhr 15 Minuten Laxenburg und traf mit dem Glockenschlage 12 auf dem Südbahnhofe ein. Daselbst war schon eine Viertelstunde vorher der Kaiser mit seinem General Adjutanten vorgefahren. Der Kaiser trug die Campagne= Obersten= Uniform seines Artillerie=Regimentes und keinen Czako, sondern nur ein Käppi. Im Bahnhofe war der Wartesalon mit Blumen geschmückt und ebenso wie die große Stiege mit Teppichen belegt. Der militärische, sowie überhaupt jeder officielle Empfang entfiel bei der Ankunft. Als der Zug in die Halle einfuhr, verließ der Schah rasch den Wagen, trat auf den Kaiser zu und reichte ihm die Hand. An der Seite unseres Monarchen schritt er hierauf durch den Empfangssalon über die Stiege hinab zu dem bereitstehenden, mit sechs Schimmeln bespannten, offenen Gala=Hofwagen. Der Schah nahm auf der rechten Seite des Kaisers Platz. Ihnen gegenüber setzten sich General Crenneville und der persische Großvezier. Um den Bahnhof hatten Sicherheitswachen einen weiten Cordon gezogen, um einen Andrang des Publicums abzuhalten. Ein solcher kam indeß gar nicht vor. In der Bahnhalle und vor dem Bahnhofe hatte sich nur ein aus Reisenden und den aus den nächsten Gassen herbeigeeilten Neugierigen gebildetes Publikum von etwa dreis bis vierhundert Köpfen versammelt, welches sich bei der Abfahrt des Schah vom Bahnhofe vollkommen ruhig verhielt. Der Schah, der heute seinen Brillantrock durch einen rothausgeschlagenen Mantel verdeckt trug, schien von diesem Empfange nicht besonders erbaut, denn er sah sich nur flüchtig um und würdigte dann die Menge kaum mehr eines Blickes. Dem Wagen des Schah folgten noch sechs Hofwagen und 20 Fiaker mit dem Gefolge. Die Fahrt ging durch die Belvederelinie, die Heugasse über den Schwarzenbergplatz, die Ringstraße, sodann über die Aspernbrücke durch die Praterstraße zur Weltausstellung. Auch in allen diesen genannten Straßen und auf den Plätzen hatten sich unerwartet wenig Neugierige eingefunden. Nur auf der Ringstraße bildeten sich mehrere größere und kleinere Gruppen. Schuld an dieser bei der Schauluft der Wiener auffallenden Erscheinung mag wohl auch das ungünstige Wetter— es drohte beständig der Eintritt von Regen— tragen. Gestern Abends 7 Uhr war zu Ehren des Schah ein Galadiner im Lustschloß zu Schönbrunn. Der Schah und sein Gefolge, mehrere Erzherzoge, die hier weilenden Minister, Dr. Felder, Baron Schwarz und zahlreiche Hofwürdenträger waren anwesend. Nach dem dritten Gang erhob sich Se. Majestät der Kaiser zu folgendem Toasie:„Lu santé de Sa Majesté le Schah!“ Die auf der Terrasse aufgestellte Mufikcapelle intonirte sodann die perfische Hymne. Der Schah erhob sich hierauf und brachte folgenden Toast aus:„A la santé de Sa Majesté’Empereur’Antriche!“ Die Mufikcapelle intonirte sodann die österreichische Volkshymne.(Man wird in London und Petersburg sich vergebens Mühe geben, aus diesen kurzen Toasten einen Schluß auf unsere politischen Beziehungen zum Schah von Persien zu ziehen.) Die Tafel endete nach 8 Uhr, worauf nach einem kurzen Cercle der Schah sich mittelft Eisenbahn nach Laxenburg zurückbegab. Während der Tafel spielte die Musikcapelle des Infanterie=Regiments Freiherr v. Heß Nr. 49. Brünn, 1. Aug. Der Brünner Bezirksschulrath beantragt beim Gemeinde= Ausschuß, für sämmtliche Communal=Volksschullehrer und Unterlehrer den Gehalt auf 700 fl., beziehungsweise 400 fl. zu erhöhen und eine zwanzigpercentige Zulage als Quartiergeld zu gewähren. Bisher bezog die Hälfte der Lehrer nur den gesetzlichen Minimalgehalt von 600 fl., beziehungsweise 360 fl. und Alle das gleiche Quartiergeld von 60 fl. Schweig. Zürich, 3. Auz. Die„N. Zürcher Ztg.“ bringt heute folgenden Beruhigungsartikel über die Sanitätsverhältnisse unserer Stadt: Seit einiger Zeit wird in Zürich und Umgebung das Gerücht verbreitet, wir hätten hier Cholerafälle, es seien deshalb bereits Gasthöfe und Häuser abgesperrt u. dgl. Nach unsern Erkundigungen an der competenten Stelle sind wir in der Lage, diese Gerüchte als völlig grundlos zu erklären. Bis zur Stunde ist hier noch kein einziger Cholerafall vorgekommen. Dagegen wissen wir, daß die Behörden im Stillen alle diejenigen Maßregeln treffen, welche man als vorsorgliche jetzt schon für den allfälligen Einbruch des schlimmen Gastes in unser Gebiet anordnen kann; ebenso werden, wie früher, die Behörden das Publikum nicht im Dunkeln lassen, wenn wirklich die Cholera hier auftreten sollte. Bei dieser Sachlage dürften jene Gerüchte, seien sie Geburten der Furcht oder bloßer tendenziöser Erfindung, wohl füglich verstummen. Der„Schweizerbote“ enthält nachfolgende Einladung: Leider hat sich aus einer Rede des Bundespräsidenten in der Bundesversammlung ergeben, daß gewisse katholische Geistliche der Schweiz in den gegenwärtigen Kirchenwirren die französische Intervention angerufen haben. Diejenigen liberalen katholischen Geistlichen des Aargan's, welche gesonnen sind, gegen solch' ehrloses, vaterlandsverrätherisches Treiben energischen Protest einzulegen, werden eingeladen, sich Donnerstag, den 8. August, Nachmittags 2 Uhr in der Bierbrauerei zum Faubourg in Baden(Aargau) einzufinden. Mehrere katholische Geistliche des Borgan'? Am 21. Juli wurde, nach dem„Genfer Journ.“, die erste diesjährige Besteigung der Dent du Midi von Champery aus von vier Schweizern und vier Rassen ausgeführt. Für die außerordentlichen Mühen und auch Gefahren wurden sie nach neunstündigem Marsch durch die herrlichste Aussicht belohnt. Am 26. Juli haben, nach der„Gaz. du Valais“, Herr und Fräulein Vocher mit dem Führer Melchior Endrecez das Maiterhorn bestiegen. Graßdritaunten. &am London, 2. Aug. Der Premierminister Gladstone hat die Einladung des Bürgermeisters von Bradford, die dortige Stadthalle am 10. Sept. zu eröffgen, aus Gesundheitsrücksichten abgelehnt. Dem großbritannischen Consul in Zanzibar Dr. Kirk, ist, wahrscheinlich in Anerkennung seiner Verdienste um das Zustandekommen des mit dem Sultan von Zanzibar abgeschlossenen Vertrages zur Unterdrückung des Sklavenhandels an der Ostküfte Afrika's, eine hohe Auszeichnung zu Theil geworden. Er ist, wie die offizielle„London Gazette“ meldet, zum General=Consul ernannt worden. Der Lordmayor von London=hat vom persischen Großvezier ein aus Genf datirtes Schreiben erhalten, worin ihm der Dank des Schah's Nassreed=Din für die prächtige Gastfreundschaft der City ausgedrückt und die Mittheilung gemacht wird, daß ihm Se. Majestät den Löwen= und Sonnen=Orden zweiter Klasse verliehen hat..7) Im Kensington=Palast starb gestern nach langem Krankenlager die Herzogin von Inverneß, Wittwe des Herzogs von Susser, dem sie in morganatischer Ehe angetraut war. Den Titel Herzogin von Inverneß erhielt sie erst 1840. Sie war die achte Tochter des Earls von Avran und erreichte ein Alter von nahezu 84 Jahren. Da sie keine Nachkommenschaft hinterläßt, erlischt der Titel. Wie ein Telegramm aus Manchester meldet(man vergleiche die in Nr. 212 der„Bonn. Ztg.“ mitgetheilte Depesche), ist dem Courier= zuge von Schottland nach London in der Station Wigan auf der London=& Nordwest=Eisenbahn durch Entgleisung ein höchst beklagenswerther Unfall zugestoßen, der fürchterlichen Lebensverlust zur Folge hatte. Zehn Personen wurden getödtet und dreißig verletzt, einige darunter so ernstlich, daß ihr Aufkommen bezweifelt wird. Acht Waggons des Zuges wurden zertrümmert. Rußland. Aus St. Petersburg, 27. Juli, wud der Augsb.„Allg. Zig.“ geschrieben: Aus authentischer Quelle kann ich Ihnen mittheilen daß der Herzog von Edinburgh den Kaiser nicht hierher begleitet, und daß die Kaiserin, die Braut, die Ubrige Famtife nicht hieher, sondern nach Livadig reisen werden. Dort sollen die Verlobungsfeierlichkeiten des jungen Paares vor sich gehen, und die silberne Hochzeit des Großfürsten Constantin gefeiert werden. Lord Lostus, der bisher noch immer auf dem gut vire war, verläßt in nächster Zeit mit seiner Familie unsere Stadt, zum sichern Zeichen, daß jetzt keine ihn betreffenden offieiellen Personen noch Feste erwartet werden. Dagegen werKoblenz, 4. Rug. Ihre Majestät die Kasserin, welche vorgestern bis Eltville der Großherzogin von Baden entgegengereist war, traf mit derselben auf dem Dampfboote„Loreley“ hier ein. Gestern reiste Ihre k. Hoh. die Großherzogin mit dem Abendzuge weiter, der Se. k. Hoh. den Großherzog und die großherzoglichen Kinder von Karlsruhe hierher brachte. Die hohen Herrschaften gedenken sich heute von Calais aus in das englische Seebad Eastbeurne zu begeben.(C..) Düsseldorf, 2. Aug. Seit gestern ist der Wagen zum Transport der Gefangenen zum Gerichtsgebäude in Betrieb gesetzt worden, so daß uns der traurige Anblick der geschlossen über die Straße gebrachten Gefangenen fortan erspart werden wird. Steele, 30. Juli. Eine stärke Zigeunerbande, bestehend aus 37 Personen, 3 Pferden, mehreren Bären und Hunden hatte gestern Abend in dem Walde der Wwe. Grüggel in Sevinghausen ihr Lager aufgeschlagen; während die Weiber und Kinder im Lager beschäftigt waren, gingen die Männer in der Dunkelheit ihrem Handwerk nach, so daß den Landbewohnern angst und bange wurde und Niemand wagte, sich zur Ruhe zu begeben. Da die Gesellschaft einer Aufförderung des Polizei=Sergeanten Hagen, den Platz zu verlassen, keine Folge leistele, so sah sich derselbe nach Verstärkung um, die er auch in einigen handfesten Gemeindebewohnern bereitwilligst erhielt. Aber auch diese Machtentfaltung schien den Kindern des Waldes nicht zu imponiren, sie setzten der unter Führung des Polizisten anrückenden Truppe thätlichen Widerstand entgegen und erst nach einem ziemlich heftigen Scharmützel gelang es, sie zurück und über die Grenze zu treiben. Aus Westphalen, Ende Juli. Das Ober=Präsidium zu Münster macht in einer Verfügung darauf aufmerksam, daß es nicht in Zweifel zu ziehen, daß der Name der Provinz nicht„Westphalen“, sondern „Westfalen“ geschrieben werde und weist die Regierungen gleichzeitig an, darauf hinzuwirken, daß Uebereinstimmung in der Schreibweise mindestens in der Provinz selbst herbeigeführt werde. Telegraphische Depeschen. traßburg, 4. Aug. Bei der Bezirkstags=Nachwahl im Kanton Bietzelstein wurde Klein aus Straßburg trotz seiner Ablehnung den im englischen Gesandtschaftshötel schon jetzt Vorbereitungen getrossen, Jannars oder Anfang Februars soll die Vermählung der Großfürsin Agram, 4. Aug. Das hiesige Amisblatt meldet, daß durch in Südrußland aufgebracht, welche nach Amerika auswandern lich der Einführung der Tgemäinen Wehrpflicht. Die„Rus. St. die Rezierung gerichteten Anftagen und erklärten, daß der Kopitän Petersb. Ztg, erklärt die von Peter dem Großen und Katharina II0 engischen Kaiegschifs„Liegen“ bei der Vigilante Afisire nur al“ gemachre Coionisation für einen Fehler, und mißgönnt den deutschen Colonisten ihren Reichthum und ihr bewahrtes Deutschthum. Se eben ist hier der Präsident des Medicinalraths W. v. Pelikan gestorben im Alter von 84, nach andern von 90 Jahren, jedenfalls im 61. Jahre seines Staatsdienstes. Er war ein in Rußland geborner Deutscher, der aber durch Erziehung und langen Aufenthalt in Polen die angenehmen socialen Formen dieser Nation und die Liebe zu derselben sich angeeignet hatte. Durch seine russische Frau, seine russischen Kinder und sein langes Wirken in russischem Staatsdienst war er ein gut russischer Staatsdiener und Geschäftsmann geworden. Den Deutschen stand er durch seine gründliche Gelehrsamkeit nahe und hat denselben auch stets eine gewisse, wenn schon keineswegs parteiische Zuneigung bewahrt, ungleich jenen zahlreichen russischen Medieinern, welche, Deutschland bereisend, sich dort liebenswürdig und deutschfreundlich zeigen, sich alle mögliche Gastlichkeit und Ehre gefallen lassen, aber hieher zurückgekehrt, über Deutschland räsonniren und die hiesigen Deutschen anfeinden und unterdrücken. Pelikan war Rector der Wilnaer Universität, als dieselbe im Jahr 1830 geschlossen wurde, Chef des Militärmedicinalwesens während des Krimkriegs und bis zu seinem Todestag Präsident des Medicinalraths, der höchsten Medicknalbehörde des Reichs. Bis an sein Lebensende blieb ihm die Wissenschaft theuer und deren Entwicklung bekannt. Wir haben nur wenige Mediciner hier im Lande, welche mit so gründlichem Fachwissen so viel allgemeine Bildung und ein so seines vornehmens Wesen, so viel gute Form und Geschäftstüchtigkeit, einen so seinen Blick und so viel Fleiß vereinigen wie Pelikan. Sein ältester Sohn ist Director des medicinischen Departements im Ministerium des Innern, eine Art von Medicinalminister, bekannt durch seine Arbeiten über das Curare=Gift und neuerdings durch stin statistisch= und gerichtlichmedieinisches Werk über die Skepzen. englischen Kriegssu###„Ligeon" bei der Vigilame=Affaire nur als Zeuge bei Unterzeichnung des Vertrags zwischen dem Kapitän der „Vigilante“ und dem Commandanten des„Friedrich Karl“ betheiligt gewesen sei. Sodann theilte er die an die Marine=Offiziere ergangene Instrucsion mit. Dieselbe laute, die Kriegsschiffe der Insurgenten nur im Falle seeräuberischer Handlungen gegen englische Unterthanen und deren Interessen als Piraten zu behandeln, sowie etwaige Gefangene auf den Insurgentenschiffen an die spanische Regierung nicht auszuliesern und endlich Bombardements von Städten bis nach der Sicherung der englischen Bewohner und deren Eigenthum zu verhindern. Rheinland und Westphalen. Köln, 3. Aug. Vor ca. 7 Monaten wären einem hiesigen Rentner mehrere Tausend Thaler mittelst Einsteigens und Einbruchs entwendet worden. Der Verdacht fiel sofort auf einen Hauptganner, einen jungen Burschen von hier. Aber obwohl dieser sofort steckbrieflich verfolgt worden war und der Rentner eine Belohnung auf seine Ergreifung ausgesetzt hatte, hielt sich derselbe dennoch beständig hier auf, ohne daß die Polizei seiner habhaft werden konnte. Vorgestern gelang ihr der Fang jedoch auf eine schlaue Weise. Ein als Dienstmann verkleideter Polizeibeamter ging des Morgens zu der Mutter des Gauners, sich als einen Freund ihres Sohnes aus und theilte verselben mit, er des Nachmittags einen reichen Engländer, bei welchem Etwas zu haben sei, in der Stadt herumführen und denselben auch zu einer von ihm bezeichneten Stunde in ein nicht im besten Rufe stehendes Haus bringen werde. Der Gauner ging richtig in die Falle. Er erschien mit noch zwei Complicen in dem Hause, als der angebliche Dienstmann mit einem anderen als Engländer verkleideten Polizeibeamten schon daselbst sich eingefunden hatten. Sofort gab sich der Gauner an die Untersuchung der Reisetasche des Engländers, der mit einem Frauenzimmer anscheinend in ein lebhaftes Gespräch verwickelt war und die Reisetasche abgelegt hatte; aber gleich darauf war das Haus auch von Polizeibeamten umstellt, welche in dasselbe eindrangen, den Gauner mit seinen beiden Complicen abfaßten und unter einem großen Zulauf von Menschen nach dem Gefängniß abführten. Köln, 4. Aug. Gestern Mittag 12 Uhr trafen hierselbst per Extrazuz 32 Millionen Franken, davon 22 Millionen in Gold und 10 Millionen in Silber, französischer Kriegscontribution ein. Literatur, Kunst und Wissenschaft. * Wien, 4. Aug. Frau Wilt wird sich am 8. d. M. zur großen Schumann=Feier nach Bonn begeben und daselbst durch einen Zeitraum von zehn Tagen verweilen. Vermischtes. *. Innsbruck, 1. Aug. Nach Berichten aus Sterzing in Tyrol ging über diese Stadt und ihre Umgebung am 29. Juli ein furchtbarer Wolkenbruch nieder. Die ganze Stadt wurde unter Wasser gesetzt, Brücken fortgerissen und das Vieh eingesandet. Nähere Data über die angerichteten Verheerungen fehlen noch, jedoch läßt sich aus der mit 282 Millimelern gemessenen Niederschlagsmenge die enorme Wucht des Elementarereignisses und des Schadens leicht ermessen. *. New=York, 15. Juli. Wer es bis zu einigen 50 Millionen gebracht hat, wie der hiesige Amerikaner Alexander T. Steward, darf sich schon ein kostspieliges Experiment erlauben, zumal wenn eine eble Absicht die Triebjeder dazu ist. In einer der besten Lagen New=Yorks hat derselbe mit Aufwand einer Million ein mächtiges, sieben Stockwerke hohes Gebäude aufführen lassen, in einem prachtvollen Style und großartiger als manches Fürstenschloß, blos in der Absicht, mittellosen Arbeiterinnen, welche das Familienleben entbehren und meistens in schlechter Nachbarschaft wohnen müssen, eine Heimath zu gründen, wo sie für einen ihrem Verdienste entsprechenden billigen Preis, anständige Wohnung, gute Kost und Gesellschaft und mancherlei Bequemlichkeiten finden, die ihnen sonst ganz unerreichbar sein würden. Das Gebäude enthält eine große Anzahl bequemer luftiger Schlafzimmer für einzelne Personen, großartige Wasch= und Badeanstalten, Gesellschaftszimmer, selbst eine Bibliothek, ein Lese=Cabinet und einen Concertsaal. In dem geräumigen Hofe befindet sich eine Gartenanlage mit Fontaine. Die Hauptaufgabe wird freilich darin bestehen, durch eine strenge Hausordnung für Ruhe und Ordnung zu sorgen, damit der Anstand gewahrt und der Ausbruch innerer Feindseligkeiten verhütet wird. Sollte dies aber gelingen, so wäre damit eine der brennenden socialen Fragen, alleinstehenden Arbeiterinnen gute und billige Wohnungen zu verschaffen, praktisch gelöst. Meteorologische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Vonn. August 4. Maximum der Tagestemperatur 19.“8 R. August 5. Minimum der Tagestemperatur 11.•5 R. 1 Uhr Nachm Barometer auf 0“ reducirt 27 Z. 10.77 L. Temperatur 19.9 R. Wasserwärme des Rheines: 19 G Handel, Industrie und Verkehr. Neiseleben einst und jezt. In der„Monographie der Deutschen Postschnecke“ schildert L. Börne eine im Jahre 1820 unternommene Postreise von Frankfurt nach Stuttgart, welche 40 Stunden dauerte; auf diesem Wege wurde an 15 Orten 15 Stunden Rast gehalten und 12 Schoppen Wein getrunken. Auf der Rückreise blieb die Turn und Taxis'sche Postkutsche in Bruchsal sogar 24 Stunden liegen, um auf den Straßburger Wagen zu warten. Gegenwärtig legt die Locomotive in 5 Stunden denselden Weg zurück und befördert in demselben Wagenzuge eine Caravane von einigen hundert Postkutschen. Diese 5 Stunden Massentransports sind es, welche die Umwälzung in dem Reiseverkehr verbeigeführt und das Reisen zu einem Gemeingut aller Klassen der Bevölkerung erweitert haben. Bekanntmachung., Ortsbriefbestellung in Berlin. Behufs meiterer Verbesserung und Beschleunigung der Ortsbriefbestellung in Berlin wird der Stadtpostbezirk von Berlin fortan in 9 Bezirke, nämlich in einen mittleren Bezirk, welcher die in unmittelbarer Nähe des Stadtvostamtes in der Königsstraße belegenen Straßen umfaßt, und in 8 sich um ersteren gruppirende Bezirke eingetheilt. Dieselben erhalten die Bezeichnung: C.(Central), N.(Nord), N. O.(Nordost). O.(Ost), S. O. (Südost), S.(Süd), S. W.(Südwest), W.(West), N. W. (Nordwest). Eintheilung soll nach und nach ermöglicht werden, die auf den Eisenbahnen eintreffenden Briefpostsendungen den einzelnen Bestellungsrevieren ohne Berührung der Central=Postanstalt zuzuführen und dadurch die Briefbestellung wesentlich zu beschleunigen. Ueber die zu den einzelnen neuen Bezirken gehörigen Straßen und Platze ist ein Verzeichniß aufgestellt worden, welches bei jeder Postanstalt zur Einsicht ausgehängt ist. Damit die Briefe 2c. schon vor der Ankunft auf den Bahnhöfen nach jenen Bezirken sortirt werden können, ist erforderlich, daß von den Absendern auf den Adressen hinter dem Ortsnamen Berlin die abgekürzte Bezeichnung des betreffenden Postbezirkes angegeben wer de. Die Adresse würde beispielsweise zu lauten haben: =Herrn Adolph Müller in Berlin N. W. Albrechtstraße Nr. 6. III. Tr.= Die Wohnungsangabe durf nicht fortbleiben, auch wenn der Bezirk angegeben ist. Indem das General=Postamt an die Absender der nach Berlin bestimmten Correspondenz das Ersuchen richtet, im Interesse der beschleunigten Bestellung derselben die Angaberdes Postbezirks, in welchem sich die Wohnung des Adressaten befindet, auf der Adresse nicht zu unterlassen, wird zur Notiz für die Briefempfänger in Berlin bemerkt, daß die Maßregel um so leichter Eingang finden und um so erfolgreicher wirken wird, je mehr die Einwohner Berlins deren Durchführung sich selbst angelegen sein lassen, indem sie bei ihrer abgehenden Correspondenz beim Datum dem Ortsnamen Berlin= die abgekürzte Bezeichnung des befreffenden Postbezirks regelmäßig hinzufügen. Berlin, den 25. Juli 1873. Kaiserliches General=Postamt. Feinster Bordeaux(St. Emilion) per Flasche 15 Sgr., Dutzend Flaschen 5 Thlr., bei Franz Cassel, Bonngasse 18. 5 Freiwillige af. Feuerwehr. 6. Aug., Ab. 8½ Uhr, Versammlung. Der Vorstand. Itschert, Bahnhofstr. 11 und 12. 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