er n4 kart tür Stadt und Umgegend. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Friedrich Faust in Neuwied. Ni 21. Dounerstag, den 25. Mai 1837. Die Uovelle ohne Mirgerheile von Dr. J. H. Böhm. Die Familie Moscoso von Altariva, eine der ältesten und angesehendsten in Gallizien, war auf den gewöhnlichen Wegen, worauf große Häuser mit der Zeit in Verfall zu gerathen pflegen, nach und nach so weit herabgekommen, daß die reichen aber abgenützten Gerätbschaften einer alten, den Einsturz drohenden Burg, nebst der Herrlichkeit über ein Paar kleine Weiler und ein sechs Ellen langer Stammbaum beinahe Alles waren, was Don Lopo Moscoso, Graf von Alteriva, der letzte Sprößling des ältern Zweiges der Familie, vom Glanze seiner Vorfahren übrig behalten hatte. Fern vom Hofe, und selbst in der Hauptstadt seiner Provinz selten gesehen, lebte er mit seiner Gemahlin Donna Pelaja in einer beinahe einsiedlerischen Abgeschicdenheit von der Welt, einzig mit der Erziehung eines Sohnes und einer Tochter beschäftigt, welche, in der nämlichen Stunde geboren, eine so große Aehnlichkeit der Gestalt und der Gesichtsbildung mit auf die Welt brachten, daß es in der Folge den Aeltern selbst nur durch die verschiedene Kleidung des Geschlechts möglich war, sie von einauder zu unterscheiden. Durch einen Glücksfall, der, wiewohl nicht ohne Beispiel, doch in Romanen und Komödien häusiger als in der wirklichen Welt vorzukommen pflegt, kehrte Don Jago, der einzige Vatersbruder des Don Lopo, nach einer vieljährigen Abwesenheit, mit einem in WestIndien erworbenen unermeßlichen Vermögen aus Mexico zurück, mit dem Vorsatze, dasselbe, da er ohne Leibeserben war, zu Wiederherstellung des alten Glanzes seines Hauses anzuwenden. Er kaufte alle nach und nach veräußerten Güter wieder zusammen, baute das Schloß Altariva von Grund aus schöner und größer auf, als es je gewesen, und, wie er sein Ende berannahen sah, machte er ein Testament, worin er seinen Bruderssohn und nach dessen Tode den jungen Manuel Moscoso, seinen Großneffen, zum einzigen Erben seines ganzen Vermögens einsetzte; jedoch mit der ansdrücklichen Bedingung, daß, wofern dieser ohne Leibeserben abginge, dessen Schwester Galora mit einer beträchtlichen Summe abgefunden, die Stammgüter und alles übrige dem nächsten Seitenverwandten zufallen sollten; einem jungen wenig bemittelten Hidalge, Don Antonio Moscoso genannt, der damals zu Ferrot als Fähndrich in des Königs Diensten stand, und sich wenig Hoffnung auf Don Jago's Erbschaft zu machen hatte, da das frische Wachsthum und die blühende Gesundheit des jungen Don Manuel einen so dauerhaften und kräftigen Stammhalter versprach, als Vater und Oheim sich nur wünschen konnten. Wie unangenehm auch diese Verfügung zu Gunsten des Seiten=Erben dem Don Lopo und seiner Gemahlin war, so mußten sie sich doch darein ergeben; denn Don Jago hatte rechtgiltige Abschriften seines letzten Willens in der Königlichen Kanzlei niedergelegt, und alles war darin so klar, daß der ausgelernteste Rabulist nichts dagegen hätte aufbringen können. Indessen machte, wie gesagt, die starke und gesunde Leibesbeschaffenheit ihres Sohnes sie von dieser Seite so sicher, daß ihnen der Fall, wo das Testament zum Nachtheile ihrer Tochter Platz greifen könnte, gar nicht unter die denkbaren Dinge zu gehören schien. Allein in den Sternen war es anders geschrieben. Bald nach dem Ableben des Obeims wurden beide Zwillinge zu gleicher Zeit von einem bösartigen Fieber befallen. Die Eltern zitterten für beider Kinder Leben; wofern aber ja eines das Opfer sein müßte, so vereinigten sich ihre heißesten Wunsche für die Erhaltung ihres Sohnes. Ihre Gelübde wurden nicht erhört. Don Manuel starb und Galora blieb am Leben. In dem Augenblick, da die Waage der Entscheidung noch über ihnen schwebte, gab die Verzweiflung der trostlosen Mutter einen Gedanken ein, wie wenigstens dem Vorbehalt des Testaments ausgewichen werden könnte. Sie eröffnete das Mittel, worauf sie in der Angst ihres Herzens verfallen war, ihrem Gemahl; der Fall war dringend, und sie hatten keine Zeit, weder der Rechtmäßigkeit noch den Folgen eines so außerordentlichen Schrittes nachzudenken. Es war nichts geringeres, als die junge Galorn dem sterbenden Bruder unvermerkt unterzuschieben, und aller Welt glauben zu machen, daß Galora gestorben, Don Manuel dagegen ihren Gelübden zu dem heil. Jago von Compostell wiedergegehen worden sti. Don Lopo nahm diesen Gedanken seiner Gemahlin als eine Eingebung ihres guten Engels auf, und er wurde sogleich mit der größten Besonnenheit und Vorsicht ausgeführt. Don Manuel mrd, unter dem Namen Galora, in die Famiticngruft esenkt; Galora dagegen erhielt, unter dem Namen Don Manuel, ihre Gesundheit wieder, und wurde, als der känftige Erbe und Stammhalter so erzogen, wie das Geschlecht, wozu sie von nun an gerechnet werden sollte, es erforderte. Zu ihrem Glück oder Unglück(welchem von beiden, wird der Erfolg entscheiden) hatte die Natur ihr alle Anlagen gegeben, die zu Beglaubigung dieses Betrugs am meisten beitragen konnten. Sie war von einer derben Leibesbeschaffenheit, stark von Knochen und Muskeln, und mehr lang als mitteler Größe. In ihren Augen hatte sie etwas wildes und trotziges, in ihren Geberden und Bewegungen etwas rasches, heftiges und grazienloses. Ihre Stimme war tief und unsanft, ihr Busen wurde nicht Verräther ihres Geschlechts. Sie liebte alle starke Leibesübungen, ritt und focht mit allen Rittern der drei Orden Spaniens in die Wette, und trieb die Jagd mit Leidenschaft. Diese Uebungen machten denn auch den wesentlichsten Theil ihrer Erziehung aus; und da sie wenig Neigung zu Beschäftigungen zeigte, welche Anstrengung des Kopfes und eine ruhige Leibesstellung erheischen: so wurde sie von dieser Seite um so mehr vernachlässigt, da man es der Klngheit gemäß fand, den verkappten Don Manuel, so viel wie möglich, nur mit solchen Personen zu umgeben, deren ungebildeter Verstand und gänzliche Abhängigkeit von ihm zu Bemerkungen von einer fernern und daher gefährlichern Art unfähig machte. Uebrigens konnte Galora beinahe für einen schönen Mann gelten; sie hatte was man eine vornehme Gesichtsbildung nennt, und war bei Gelegenheiten, wo ihr Stolz aufgefordert wurde, edler und großmüthiger Handlungen fähig. Außer der verkleideten Galora selbst, welche natürlich in ihrer neuen Art zu sein sorgfältig unterrichtet werden mußte, wußte niemand um das Geheimniß als eine Donna Pelaja gänzlich ergebene Duenna, die Tochter dieser Frau und ein alter Kammerdiener von bewährter Treue und Klugheit. Zu mehrer Sicherheit hatte man so große Vortheile an die Verschwiegenheit dieser drei Personen gebunden, daß sie nicht mehr Tugend dazu nöthig hatten, als ein angesehener und wohlhabender Mann braucht, um kein Geldwucherer oder Räuber zu sein. Galora spielte sich nach und nach so gut in ihre Rolle ein, daß sie in ihrem einundzwanzigsten Jahre sich ihres Geschlechts noch kaum mehr bewußt war; nur die Behutsamkeit, die sie keinen Angenblick vergessen durfte, erinnerte sie zuweilen daran, daß sie eine Maske sei. Ungefähr um diest Zeit gelangte sie durch den Tod ihrer Aeltern in den Besitz des ganzen Ver mögens, welches Don Jags seinem Reffen Manuel hinterlassen hatte; und da dieser Umstand eine Reise nach der Hauptstadt nothwendig machte, und sie überhaupt mit Personen aus höheren Klassen, als woraus ihre gewöhnliche Gesellschaft bis heran bestanden, in Verbindung setzte: so mußte sie bald gewahr werden, wie viel ihr fehle, um unter Männern von Stand und Erziehung eine anständige Figur zu machen.— Nachdem sie mit ihrem Vertrauten, dem alten Kammerdiener, zu Rathe gegangen, wurde für das Schicklichste gehalten, wenn der junge Graf sich irgend einen unbegüterten Sennor Cavallero, der ein Mann von Erziehung, Lebensart und Weltkenntniß wäre, als eine Art von Mentor oder(weil der junge Graf von nichts, was einem Hofmeister ähnlich sah, wissen wollte, unter dem Titel eines Gesellschafts=Kavaliers zu sich nähme, aus dessen Umgang er nach u. nach all' die kleinen aber unentbehrlichen Kenntnisse schöpfen könnte, deren gänzlicher Mangel an einer Person seines Standes zu auffallend war, um nicht die öffentliche Aufmerksamkeit zu seinem. Rachtheile rege zu machen; etwas, wovor der vrtlichers Ritter sich mehr als irgend ein anderer zu hüten hatte. Zufälliger Weise war um diese Zeit das Regiment, bei welchem der früher erwähnte Don Antonio Moscoso angestellt war, abgedankt worden. Dieser sah sich daher in eine so gedrängte Lage versetzt, daß er alle seine Freunde aufforderte, ihm zu irgend einem anständigen Unterkommen zu verhelfen; und so geschah es denn, durch eine Verkettung kleiner Umstände, wie in solchen Fällen gewöhnlich ist, daß besagter Don Autonio(den wir bereits als den substituirten Erben des alten Oheims kennen) zum Posten eines Gesellschafters; des vorgeblichen Don Manuel's vorgeschlagen wurde. Don Antonio besaß alle Eigenschaften, die man zu dieser Stelle erforderte, und noch eine mehr, die in der That zu viel war, aber doch kein hinlänglicher Grund zu sein schien, sich eines sonst so anständigen Subjects zu berauben; diese war, daß er, ohne Übertreibung, für den schönsten Mann in ganz Gallizien, Asturien und Biscaya gelten konnte. Er wurde also, dieses Fehlers ungeachtet, unter dem Namen Don Alonso Noya in dem Schlosse von Altariva eingeführt; ein Name, den er angenommen hatte, weil die Verheimlichung seines Geschlechtsnamens und des Verhältnisses, worin er vermöge desselben mit dem Grafen Don Manuel stand, unter den gegenwärtigen Umständen für etwas unumgängliches hielt, denn daß er, dem Testament zu Folge, schon wirklicher Herr von Altariva sei, war etwas, wovon er sich eben so wenig träumen ließ, als daß er Ansprüche an das Kaiserthum im Monde habe. Er schlug sich den Fall, welchen das Testament vorhergesehen, gänzlich aus dem Sinn, und war nur darauf bedacht, seinen neuen Patron kennen und behandeln zu lernen und sich ihm (so viel ohne allzu große Aufopferung seiner eignen Art zu leben möglich war) angenehm zu machen. Das Letztere glückte ihm so gut daß er kaum einige Wochen unter die Hausgenossen von Altariva gezählt wurde, als die Duenna, welche bei dem Grafen in besondern Gnaden stand, bereits gegen den alten Kammerdiener die Bemerkung machte, daß Den Alonso auf dem Wege sei, erklärter Günstling zu werden. In der That schien Don Manuel täglich mehr Gefallen an ihm zu finden; Alonso mußte ihn auf allen seinen Spazierritten, auf der Jagd und überall wie sein Schatten begleiten; nichts wurde ohne seine Beistimmung vorgenommen, alles gieng zuletzt durch seine Hände, kurz er war des Grafen Auge, Ohr und rechte Hand, und verwunderte sich öfters selbst daruber, da er sich eben keine große Mühe gab, sich bei ihm in Gunst zu setzen oder die wenige Übereinstimmung ihrer Neigungen zu verbergen, welche täglich mehr zum Vorschein kam, und manchen Wortwechseln Anlaß gab, wobei Don Manuel den Frieden immer zuerst anbieten mußte. Wirklich war es der Graf, der, zu jedermanns Verwunderung, seinem Günstlinge zu gefallen sich selbst Gewalt zu thun aufing. Er ging seltener auf die Jagd, seitdem Alonso sich hatte merken lassen, daß er an diesem barbarischen und geistlosen Vergnügen(wie er es nannte) keinen Gefallen finde. Er lernte die Guitarre spielen, um die Romanzen begleiten zu können, deren Don Alonso eine große Menge sehr schön zu singen wußte; es gieng endlich so weit, daß er täglich eine mühselige Stunde dazu verwendete, sich im Lesen zu üben, und es wirklich in kurzer Zeit so weit brachte, daß er in einer großen Folio=Ausgabe des Amadis aus Gallien und aus den Mährchen„Tausend und eine Nacht“. ziemlich sertig buchstabiren konnte. Alle diese tausend andere nicht so stark in die Augen fallende, aber im Grunde noch weniger erklärbare Veränderungen, die sich an Don Manuel zeigten, würden den schönen Alonso in einige Verlegenheit gesetzt haben, wenn sie ihm aufgefallen wären, und sie würden ihm ohne Zweifel aufgefallen sein, wenn nicht ein anderer Gegenstand im Schlosse zu Altariva sich unvermerkt seiner Aufmerksamkeit und seines Herzens bemeistert hätte. (Fortsetzung folgt.) Bekanntmachungen. Montag den öten kommenden Monats Juni, Vormittags 9 Uhr, werden dabier 117 Eichen und 25 Buchen Bau= und Nutzholz= Stämme; 32 Klafter Eichen= und 271 do. Buchen=Holz aus dem Nickenicher Gemeinde= Walde öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden. Mit dem Verkauf der Stämme wird der Anfang gemacht. Andernach, den 15. Mai 1837. Der Bürgermeister, Keiffenheim. In der Fürstlich Wied. Hof=, Buch= und Kunsthandlung in Neuwied ist vorräthig: Die Grablegung des Herrn, nach Raphael's Gemälde im Pallaste Borghese. In Kupfer gestachen von S. Amsler, Professor der Kunst=Akademie in München. Groß Royal=Folio. 18 zu 20 Zoll.— 4 Raphack war noch nicht 22 Jahr alt, als er in Florenz den Karton zu seiner Grablegung Chrisik fertigte.— In diesem berühmten Gemälde offenbarte Raphacl's Genius sich zuerst rein und selbstständig; Raphael's Ruhm schwang sich zur Unsierblichkeir auf. Er malte dies Wunderwerk der Composirion, der Zeichnung, des Ausdrucks für den Hochaltar im Dome Perugia's. Gegenwärtig schmückt es die Gallerie des Pallastes Borghese zu Rom. Die Grablegung war bisher noch auf keine würdige Weise gestochen worden. Amsler, der große deutsche Meister, faßte den Vorsatz, es zu thun. Er ging nach Rom, studirte das Urbild und stach es auf Kupfer nach ergener Zeichnung. Der Druck des vorliegenden Blartes ist von Felsing's Hand. Civilstand der Bürgermeisterei Andernach. E hen. Mai 19. Johann Mathias Tünker, Ackerer und Anna Eva Mosen zu Nickenich. — 22. Johann Joseph Wilpert, Taglöhner, und Magdalena Kremer zu Krufft. Geburten. — 14. Johann Joseph', Sohn von Johann Vorländer, Nagelschmidt zu Krufft. — 16. Peter Joseph, Sohn von Mathias Kill, Ackerer zu Krufft. — 17. Friedrich, Sohn von Wilhelm Weidenbach, Taglohner zu Plaidt. — 18. Jacob, Sohn von Johann Mürtz, Taglöhner zu Miesenheim. — 19. Wilhelm, Sohn von Carl Kalt, Ackerer zu Saffig. — 21. Joseph, Sohn von Franz Müller, Fabrickarbeiter zu Plaidt. — 22. Maria Geit, acra, Tochter von Peter Kusenbach, Ackerer zu Krufft. Sterbfälle. — 14. Elifabetha, 3 Jahre alt, Tochter von Friedrich Müller, Tagköhner zu Saffig. — 18. Catharina, 2 Jahr 7 Monat alt, Tochter v. Georg Höner, Metzger zu Andemnach. — 18. Barbara Princk, 71 Jahr alt, Wittwe von Joh. Pet. Herbst, Ackerer zu Plaidt. — 19. Catharina, 13 Monat alt, Tochter v. Heinr. Krethen, Schuhmacher zu Andernach. — 20. Peter Dötsch, 96 Jahr alt, Ackerer u. Wittwer zu Saffig. — 21. Jofeph, 2 Stunden alt, Sohn von Franz Müller, Fabrickarbeiter zu Pladdt. — 22. Anton, 6 Jahr alt, Sohn von Joh. Busenshür, Ackerer zu Krufft. Durchschnittspreis der Früchte auf dem heutigen Fruchtmarkte: Weizen per Scheffel... 1 Thlr. 29 Sgr. 7 Pf. Roggen„„1„ 14„—„ Gerste„„„"—"—"—„ Cafer„„„—„ 20„ 6% Andernach, den 23. Mai 1837. Der Bürgermeister, Keiffenheim.