KTT Nre. 233. Donnerstag den 27. Dezember. 1827. InI a n d. Berlin, 22. Dezember. Des Königs Majestät haben den bei der Regierung zu Trier angestellten Geh. Regierungsrath Zabel zum Ober=Regierungsrath und Dirigenten der zweiten Regierungs=Abtheilung daselbst allergnädigst zu ernennen, und die Bestallung in dieser Eigenschaft für ihn Allerhöchstselbst zu vollziehen geruhet. AusIan d. Frankreich. Paris, 21. Dezember. Der Infant Don Miquel ist hier angekommen, und hat die Ehre gehabt, mit Sr. Majestät zu speisen; heute empfing derselbe die Besuche der königl. Prinzen, der Minister und auswärtigen Gesandten. Man versichert, der Prinz werde am Sonntag, 23., nach England abreisen. — Unter den Gerüchten, die sich täglich verbreiten, geht heute über die künftigen ministeriellen Einrichtungen folgendes, welches etwas verbürgter zu seyn scheint: Herr von Martignac soll den Hrn. von Peyronnet ersetzen, der sich ganz zurückzieht. Man kann ihm vorhersagen, er werde die Sitzung der Kammern nicht als Minister beendigt sehen. Spanien. Madrid, 10. Dezember.(Privatkorrespondenz.) Man spricht seit einigen Tagen hier von einem Ministerwechsel, und die durch Estafette aus Barcelona überbrachten Nachrichten bestätigen das Gerücht. Man nennt bis jetzt nur den Grafen von Saint Romans als Mitglied des neu zu bildenden Ministeriums, in welchem er das Kriegsministerium übernehmen soll. Dieselben Briefe nennen den Grafen’Espana als Generalkapitain von Madrid; ein besonderer Grund soll jedoch diese Ernennung veranlassen, indem man an die Spitze des Militairgouvernements einen kräftigen und festen Mann wie den Grafen’Espana haben will, der geeignet wäre, die angesehenen Personen dieses Generalkapitainbezirks, die in den catalonischen Aufruhr verwickelt sind, zu bestrafen. — Die Gazetta macht ein königl. Dekret bekannt, daß befiehlt, in allen spanischen Kirchen ein Tedeum zu singen, als Dankopfer wegen der Beruhigung Cataloniens. Portugal. Lissabon, 5. Dezember. Seit mehreren Monaten sprach man am Hofe von der Vermählung des Marquis von Loule, Großstallmeister, mit Ihrer königl. Hoheit der Infantin Donna Anna de Jesus Maria, der jüngsten der drei Infantinnen, man war aber entfernt, daran zu glauben, um so viel mehr, da man die Meinung hegte, jene Verbindung könne nicht ohne die Einwilligung ihres Bruders des Königs vollzogen werden. Indessen ist nicht mehr daran zu zweifeln, daß diese Verbindung am 1.., um 5½ Uhr Abends, im Pallast Queluz, in Gegenwart der verwittweten Königin und ihres ganzen Hauses, vollzogen wurde. Ihre Majestät bestand auf dieser Vermählung, und in Betreff derselben soll eine erklärte Uneinigkeit zwischen der Regentin und Ihrer Majestät eingetreten seyn. Der Staatsrath widersetzte sich dieser Verbindung, so wie auch der Patriarch, der sich weigerte, den Trauungssegen zu sprechen. Der Beichtvater der Königin hat die Verbindung geschlossen. Ihre Majestät soll Ihrer Tochter ein reiches Geschenk in Brillanten gemacht und als Mitgabe ihr herrliches Landgut Ramallon gegeben haben, das sie aus ihren Ersparnissen gekauft hatte; nach der Hochzeitsfeier begaben sich die jungen Vermählten dorthin. Jeder betragt sich über die Folgen dieser Verbindung; wird sie Don Pedro IV. billigen, und wird nicht der Infant Don Miguel seiner Mutter zürnen, daß sie seine Ankunft nicht abwartete? Engkand. London, 18. Dezember. Ohne Zweifel ist der Austritt des Lord Goderich unter den jetzigen Umständen ein wichtiges Ereigniß, und weil dieses jetzt gewiß ist, so kann man sich nicht enthalten, einige Aengstlichkeit über die Wahl seines Nachfolgers auszudrücken. Der edle Lord drohte nicht, Sr. Majestät Dienst zu verlassen, um über irgend einen Punkt den Sieg davon zu tragen, dem Se. Majestät entgegen war, wie ein erster Minister der letzten Zeit zu thun pflegte. Solche Beweggründe trieben den Lord Goderich nicht zu diesem Schritte an; in Verbindung mit seinen Kollegen konnte er seinem freien Willen folgen, und seine Wünsche wurden nie durch irgend eine Majorität vereitelt. Mit ernstem Entschlusse reichte er seine Entlassung ein, und bei so bewandten Umständen kann man sein Verlangen schon als gewährt betrachten. Es ist unmöglich, einen Meuschen wider seinen eigenen Willen lange zurückzuhalten, wenn die Beweggründe, die ihn zum Austritt verleiten, immer noch fortdauern. Es müssen zu diesem Schritte noch andere Ursachen einwirken, als die schwächliche Gesundheit der Lady Goderich. Einige Personen reden davon, daß Lord Holland in den Kabinetsrath Sr. Majestät berufen werden würde. London, 19. Dezember. Lord Harrowby hat in seiner Audienz bei dem Könige, die ihm angebotene Premier=Ministerstelle ausgeschlagen. Mau sagt ihm sey zu gleicher Zeit die Gunst verheißen ihm bei Annahme derselben, die friedlichere Würde des blauen Hosenbandes zu ertheilen, welche seit des Earl von Pembroke's Tode noch zu vergeben blieb. Auch zeigte man dem Lord Harrowby Aussichten für dessen älteren Sohn Lord Landon, der seit einiger Zeit schon das Alter erreicht hat, welches ihn befähigt sich den öffentlichen Geschäften zu widmen. Lord Harrowbys Weigerung, wir dürfen die Thatsache weder entstellen noch abläugnen, legt dem Lord Goderich gewissermaßen die Nothwendigkeit auf, noch eine Zeitlang die Funktionen eines Amtes fortzuführen, welches er entschlossen ist aufzugeben, sobald sein Nachfolger ernannt seyn wird. Wir erfahren, daß noch vor Sr. Herrlichkeit Austrittsgesuch, Sr. Majestät von Lord Goderich, Lord Dudley und Herrn Huskisson im Verein eine Vorstellung überreicht wurde, um den König zu ersuchen, den Lord Holland in den Kabinetsrath zu berufen. Wir haben nicht erfahren, ob dieser Vorschlag von Sr. Majestät angenommen ist. Es bleibt indessen mehr als wahrscheinlich, daß eine Maßregel, welche des Ministeriums Billigung, und ganz besonders die des Lord Goderich erhalten hat, durch den Nachfolger Sr. Herrlichkeit unterstützt werden wird, wer auch immer dieser seyn möge. Wir erfahren, daß Lord Goderichs Freunde alles anwenden, um Se. Herrlichkeit zu vermogen, noch einige Zeit an der Spitze der Geschäfte zu bleiben. Gestern Nachmittag begab sich Lord Dudley nach Windsor zum König. Dieser Besuch hat wahrscheinlich Bezug auf die ministeriellen Einrichtungen. Rußlan d. Petersburg, 11. Decbr. Eine außerordentliche Beilage des heutigen Journals enthält folgende Nachrichten von der Armee von Georgien. Der Generaladjutant Paskewitsch hat am 19. Oktbr. seinen Einzug in Tauris gehalten, nachdem er das fanterie=Regiment Kabarda nebst dem Gepäck und Belagerungsgeschütz zu Maranda gelassen. Die persische hohe Geistlichkeit, die vornehmsten Begs und die Aeltesten der Stadt waren, nebst einer zahllosen Menge von Einwohnern, welche nach Landessitte den Weg mit Blumen bestreuten, ihm entgegen gekommen. Die Abtheilung des Generallieutenant Fürsten Eristoff, welche vor der Stadt in Schlachtordnung aufgestellt war, und die mit dem Generaladjutanten Paskewitsch angelangten Truppen zogen nach einander an ihm vorüber. Am 24. Oktbr. wurde bei einer Salve von 101 Kanonenschüssen ein feierliches Te Deum zum Dank für den während dieses Feldzugs gehabten guten Erfolg gesungen; sämmtliche Truppen waren in Schlachtordnung aufgestellt und zogen in bester Haltung vor dem Ober=Befehlshaber vorüber. Schon am 17. war der Militair=Gouverneur von Tauris, Feth=Ali=Chan mit Friedensvorschlägen Seiten des Schachs von Pecsien bei dem General Paskewitsch erschienen. Letzterer beauftragte denselben, die Bedingunzen, unter welchen Rußland den vom Hose von Teheran nachgesuchten Frieden bewilligen werde, zur Kenntniß seines Beherrschers und Abbas=Mirza's zu bringen. Am 21. ließ der Kaimaken=Abbas=Mirza's, eine der bedeutendsten Personen im persischen Ministerium, seine Ankuaft in der Nähe von Tauris melden, und nach der Anordnung des General Paskewitsch erfolgten zwischen jenem Bevollmächtigten und dem wirklichen Staatsrath von Abreskow in einem 7 Werste von der Stadt entfernten Dorfe Conferenzen, welche schnell befriedigende Resultate hervorbrachten. Man kam über die Präliminarien eines für Rußland eben so nützlichen als rühmlichen Friedens überein und die beiderseitigen Unterhändler setzten überdem fest, daß diese Präliminarien unverweilt dem Abdas=Mirza mitgetheilt werden sollten, dem eine mit dem 29. Oktober ablaufende Frist von 6 Tagen gegeben werde, um seine Zustimmung zu ertheilen. Die Antwort dieses Prinzen ist dem General Paskewitsch am 29 zugekommen und enthielt die gewünschte Zustimmung: demnach ist von beiden Seiten die feierliche Zustimmung zu den Friedenspräliminarien erfolgt und zum Behuf der gemeinsamen Abfassung eines Vertrages ist beiderseitig übereinstimmend festgesetz worden, daß AbbasMirza sich nach Dei=Karghan, 10 Werste von Tauris, an der Straße von Maragha begeben und daß er gegen den 2. November, nur von seinem Gefolge von 150 Personen begleitet zu Tschewister, einem ebenfalls 60 Werst von jeuer Stadt entlegenen Orte, an der Straße von Khoy eintreffen solle, wohin man, zu seiner Bedekkung 2 Abtheilungen von dem Dragoner=Regiment Nisch= ney Nowgorod nebst 2 Stücken Geschütz abschicken werde; daß eine Uhlanen=Abtheilung ihm auf dem halben Weg von Dei Karghan entgezen gehen, u. daß sämmtliche Truppen Abbas=Mirza's, nach den letzten Nachrichten etwa 2000 Mann, jenseits des See's Urumta ins Innere von Persien zurückgeschickt werden sollten, während die Unsrigen die ganze Provinz Adzerbidjan besetzten. In Folge dieser Anordnungen ist der Generaladjutant Benkendorf 2. mit 6 Compagnien des Nascheburger Infanterie=Regiments, 1 Bataillon vom Tiflisschen Regiment, dem Donschen Kosaken=Regiment Schamscheff und 12 Kanonen der leichten Compagnie No. 3 von den kaukasischen Grenadier Brigade nach Tschewister abgeschickt worden. Der General=Major Pankratieff wird, während der Conferenzen, mit dem vereinigten Garde Regimemt, dem Kozloffschen Infanterie=Regiment, 6 Kanonen von der Geschütz Compagnie No. 3. der Donischen Kosacken, einem aus 2 Divisionen formirten Uhlanen Elite=Regiment und dem Kosacken Regiment Leonoff, Dei= Karghans besetzen. Die beiden Abtheilungen sind am 28. nach ihrer Bestimmung abgegangen. Der General=Adjutant Benkendorff ist befehligt, bis zum 3. Nov. weiter vorzurückon, und den Distrikt von Salmas in Besitz zu nehmen; der General=Major Lapteff wird gleichzeitig Khei besetzen, wo, wie man versichert, nur noch 200 Mann vom Gefolge Bagram=Mirza's, eines Sohns von Abbas=Mirza, stehn. Die vom General=Adjutanten Paskewitsch für die Provinz Adjerbidjan und die Stadt Tauris ernannte provisorische Verwaltung ist am 23. Okt. in Thätigkeit getreten; sie besteht aus dem General=Major Baron Ober=Sacken als Oberbefehlshaber in Tauris, aus dem General=Major Fürsten Tschewtschewadzew, Hrn. Jukowsky, von der Aten Klasse, der die Funktionen eines General=Intendanten versieht, dem Baron v. Renne, Obrist des Infanterie=Regiments Schirwan, dem Obersten des Garde Grenadier=Regiments Schebeck, ferner aus dem Beglerbeg von Tauris, Feth Ali Chan u. dem Muschteide von Tauris, Aga Amin=Fata Seid. Letzterer, das Oberhaupt der ganzen Geistlichkeit von Adzerbidjan, genietzt das einstimmige Vertrauen des Volks; während Alajer Khan die Einwohner der Stadt zum Kampfe aufregte, hatte Fatta=Seid sie ermahnte sich nicht gegen die Russen zu vertheidigen. Der General=Adjutant Paskewitsch hat sich aus den I bei seinem Einzuge in Tauris erhaltenen Berichten überzeugt, daß die in dieser Stadt und der Umgegend befindlichen Magazine zur Sicherung des Unterhalts seiner Abtheilung auf ungefähr 5 Monate hinreiche. Der Major Kuschliansky, vom Nascheburgschen InfanterieRegiment, der mit einer Compagnie desselben abgeschickt worden war, um das von seiner Besatzung geräumte Fort Alandjt zu besetzen, hat berichtet, daß er am 44. naselbst eingeruckt ist und 4 Kanonen nebst mehr als 350 Pud Pulver gefunden hat. Jenes Fort ist fast uneinnehmbar, indem es auf dem Gipfel steiler Felsen liegt, zu denen blos sehr schmale Fußsteige führen, welche sich auf 4½ Werst hinziehen. Den Nachrichten aus Karabagh zufolge, scheinen die daselbst befindlich gewesenen persischen Truppen auseinander gelaufen und nur Hassan=Chan von Gherai mit 300 oder 400 Reutern noch übrig zu seyn. Der General= Lientenant Fürst Wadbolsky, der in jener Provinz befehligt, hat unterm 8. Oktober gemeldet, daß er von Akly Uglan über den Araxes gehen und in dieser Richtung zwei bis drei Tagemärsche weit vorrücken werde, um die Bewegung des General=Lieutenants Fürsten Eristoff gegen Tauris zu unterstützen. Er hat Befehl erhalten, auf Ardebil zu marschiren und zu trachten, daß er sich dieser Festung bemächtige, wo, wie man versichert, unermeßliche Vorräthe sehn sollen. Die Nachrichten des General=Lieutenants Krassawsky aus Erivan vom 46. melden, daß die Einwohner haufenweis nach der Stadt und den benachbarten Dörfern zurückkehren. Risa=Kuli=Aja, ein Sohn Achmet Chans von Maragha, ist gekommen, um von Seiten des Djaffar=KuliChan, des Satripen der Sarbazen von Maragha zu bitten, diese Stadt unter den Schutz Sr. Majestät des Kaisers zu nehmen. Zum Zeichen ihrer Ergebenheit haben diese Chefs etliche Tage nachher 52 Gefangene, größtentheils russische Beamte, welche sie den persischen Truppen eben, als diese sie weiter ins Innere fortschleppen wollten, mit Gewalt abgenommen hatten, nach Tauris zurückbringen lassen. Odessa, 24. November. Hier ist man auf die nächsten Ereignisse sehr gespannt; man bemerkt Anstalten, welche einen nahen Ausbruch des Kriegs erwarten lassen. Das sechste Korps, welches am Duiester gelagert war, hat seine Kantonnements verlassen, und ist vorwärts gegen die Donaumündungen marschirt. Graf Wittgenstein hat einen Tagsbefehl erlassen, der den verschiedenen Korvs= und Divisionskommandanten anempfiehlt, mit größter Strenge darauf zu sehen, daß die Truppen und das Kriegsmaterial sich im Stande besinden, auf den ersten Befehl den Feldzug eröffnen zu können. Der General en Chef hat selbst die zum Uebergang der Donau bestimmten Pontons in Augenschein genommen, und seine Zufriedenheit darüber bezeugt; sie sind nach einem neuen Modell sehr einfach gebaut, und können leichter als die bisher angewendeten transportirt werden. Auch ist eine neue Art sogenannter Congrevescher Raketen hieher gebracht worden, die dem sechsten Korps zugegeben sind, und im nächsten Feldzuge ihre Probe machen dürften. — Wir lesen einen Artikel der deutschen Petersburger Zeitung, der in der hiesigen russischen einen Platz gefunden hat, und in Form eines Manifestes der Nation an die Regierung abgefaßt ist. Er geht darauf hinaus den Kaiser zu bewegen, der Sache der Griechen schnell ein Ende zu machen, und das Schwerdt für die Glaubensgenossen in die Waagschale zu werfen. — Der Graf von Pahlen will in einigen Tagen eine Inspektionsreise im Gouvernement unternehmen. Italien. Livorno, 14. Dec. Wir haben nunmehr Nachrichten von Alexandrien bis zum 7. November. Am 2. war dort die Schlacht von Navarin bekannt geworden. Der Pascha hatte sie mit großer Fassung aufgenommen, und außer einer lebhaften Bewegung am Hofe, bemerkte man keine Veränderung. Der Handel ging ungestört seinen Gang, und Schiffe aller Nationen liefen aus und ein. Die Umgebungen des Paschas wollten wissen, daß Verrätherei die Ursache des Blutbades bei Navarin gewesen sey, und daß die auf die europäischen Schiffe geschehenen Schüsse von griechischen Seeleuten, die sich am Bord der türkischen Schiffe befunden, hergerührt hätten. Ibrahim Pascha ist auf jeden Fall an dem Blutbade unschuldig, da er von Navarin abwesend war.(Das Schreiben aus Corfu in No. 232 der Bonner Ztg. erzählte die Wirkung, welche die Kunde von Navarin zu Alexandria hervorgebracht, ganz verschieden. Die Zeit wird lehren, welches von beiden wahr ist.) — Das im Hafen von Alexandria liegende Kriegsschiff, auf welchem die Seeoffiziere geübt wurden, ist durch den Kommandanten, der sich, wie es scheint, fürchtete vor dem Pascha, zu welchem er gerufen war, zu erscheinen, in die Luft gesprengt worden, wobei etwa 40 darauf befindliche Seeleute umgekommen sind. Sonst geschah kein Schaden. Türkei. Konstantinopel, 27. Nov. Seitdem ein Krieg mit den drei verbündeten Mächten unvermeidlich scheint, hat die Pforte Befehle ergehen lassen, um die zur Verproviantirung der Hauptstadt hestehende Magazine schleunigst zu füllen. Sie hat zu dem Ende mehrere Kontrakte mit hiesigen, sardinischen und österreichischen Kaufleute abgeschlossen. Der österreichische Internuntius und der sardinische Gesandte haben die Schiffskapitaine ihrer Nation von dieser Verfügung durch ein Publikandum in Kenntniß gesetzt, in welchem der von der türkischen Regierung bestimmte Preis für den Transport angegeben wird. Bereits sind auch 40 türkische Schiffe nach dem schwarzen Meere gesegelt, um Getreide zu laden. Ob man sich gleich noch immer schmeichelt, die Pforte werde sich bei den ernstlichen Anstalten der Repräsentanten, die Hauptstadt zu verlassen, dem Willen der Verbundeten fügen, besonders wenn sie die Ueberzeugung erhalten muß, daß die Vermittelung Oesterreichs in der von ihr gewünschten Art nicht statt finden wird, worüber sie noch nicht völlig aufgeklärt zu seyn scheint, so dürften doch die Gesinnungen des Großsultans, der unter keiner Bedingung von einer Einmischung in der griechischen Angelegenheiten sprechen hören will, alle Hoffnungen dazu vereiteln. Er, für seine Person, rüstet sich schon zum Kampfe, und auch seine Umgebungen müssen Anstalt dazu machen. Die Feldequipagen sind in Bereitschaft gestellt, und die Kampagne=Pferde schon nach Adrianopel abgeführt, wohin der Oberstallmeister und Oberjägermeister morgen abgehen wollen. Mehrere andere Große des Reiches, wie der Intendant der Münzen und der Obercerimonienmeister, werden den Großsultan begleiten. Aus dem Archipel hat man Nachricht, daß Obrist Fabvier einen Sturm gegen das Schloß von Scio unternommen hat, der indessen abgeschlagen wurde. Er hält jedoch die Insel noch immer besetzt. Lord Cochrane hat eine Expedition gegen Candia ge macht, und man ist hier deshalb nicht ohne Sorgen. Bei 20 griechische Mistiks sollen nach Alexandrien unter Segel gegangen seyn. Von Reschid Pascha ist ein Ta=, tar mit der Nachricht hier eingetroffen, daß Ibrahim Pascha den Jshmus pafsiren wolle, und ihn aufgefordert habe, ihm entgegen zu kommen. Die Wechabiten sollen im völligen Aufstande begriffen seyn, und mit einem Heere von 50,000 Mann gegen die Armee des Mehemed= Ali, die 14,000 Mann stark ist, marschiren, so daß dieser sich veranlaußt gefunden hat, alle seine Truppen, mit Zurücklassung von 3 Bataillons Infanterie im Lager bei Cairo, jener Armee entgegen zu schicken. Konstantinopel, 27. November. Bei der Konferenz des Reis=Effendi mit den drei Botschaftern am 21., welche der Sultan inkognito durch ein vergittertes Fenster zugehört haben soll, reduzirten diese ihren Vortrag auf zwei Fragen: Erstens ob die Pforte die freundschaftlichen Verhältnisse mit den verbündeten Höfen beizubehalten wünsche; zweitens ob sie die Note vom 10. Nov. in Erwägung gezogen? Auf die erste Frage antwortete der Reis=Effendi:„Der größte Beweis der friedlichen Gesinnung der Pforte sey, daß man den Botschaftern der drei Höfe nach dem auf so höchst völkerrechtswidrige Weise begonnenen Augriff bei Navarin noch erlaube Anträge zu machen, und sie anhöre; auf die zweite:„Die Pforte werde wenn die Rebellen unterworfen, die Pacisikation selbst bewerkstelligen. Vergebens bemühten sich die Dragemans von 11 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends, den Reis=Effendi auf andere Gesinnungen zu bringen. Die Botschafter entfernten sich endlich, u. erst nachher wurde ihnen angedeueet, daß sie Antworten erhalten würden. Allein auch diese waren nur mündlich u. ablehnend; also begehrten die Botschafter heute ihre Pässe. Hr. v. Guilleminet und Hr. Stratford=Canning gehen nach Corfu, Hr. v. Ribeaupierre nach Odessa. Konstantinopel, 28. Noobr.(Durch außerordentliche Gelegenheit.) Die drei Botschafter haben, nachdem die Erklärungen des Reis=Effendi auf ihre Note vom 10. Nov., und die nachherige Konferenz am 24. keine Annahme ihrer Vorschläge erwarten ließen, gestern durch eine gemeinschaftliche Note ihre Pässe vom Reis=Effendi begehrt. Dieser, dessen Erklärungen nuch der Konferenz vom 24. nur wie früher ablehnend waren, ließ ihnen sagen, sie brauchten keine Pässe, indem sie unter dem Schutz der Pforte stünden: Dies ist die Lage der Angelegenheiten, und die Botschafter schicken sich zur Abreise an. 8668 Jassy, 16. Novbr. In unserer Stabt wird man durch den Anblick vieler fremden Uniformen, die uns eine Invasion anzukünden scheinen, ungewöhnlich überrascht. Viele russische Offiziere kommen täglich hierher, um ihre Einkäufe zu besorgen, und kehren zu ihrer nahe an der Grenze aufgestellten Armee zurück. Wir sind dadurch ziemlich genau von Allem, was dort vorgeht, unterrichtet; man versichert uns, daß Graf Wittgenstein Befehl habe, ohne weiterr Ordre von Petersburg zu erwarten, die russische Grenze zu überschreiten, sobald ihm die Ankunft des Marquis v. Ribeaupierre zu Odessa mit Bestimmtheit bekannt wird. Graf Wittgenstein besichtigt unausgesetzt die Linien der in drei Treffen aufgestellten Armee, wovon das erste die Gränze der Fürstenthümer berührt. Graf Woronzow wird von Petersburg erwartet, und man nennt ihn noch immer als General en Chef der gegen die Türken bestimmten Armee.— Die Lebensmittel sind hier sehr im Preise gestiegen. Alle Getreidevorräthe wurden durch Spekulanten aufgekauft, und schon beginnen die traurigen Folgen des Getreidewuchers sich zu zeigen, da die angesehensten Personen sich diesem Geschäfte hingeben. Mehrere fremde Handelshäuser, die seit vielen Jahren hier Kommanditen haben, fangen an, sich aus den Geschäften zu ziehen, und scheinen ihre hiesige Verbindungen aufgeben zu wollen. Illyrien. Triest, 15. Decbr. Gestern Abend verbreitete sich hier das Gerücht, wir wissen nicht mit Sicherheit aus welcher Quelle, daß Admiral de Rigny die griechische Flotille bei Scio verbrannt habe, nachdem sie seiner Aufforderung, den Angriff auf die Insel aufzugeben, nicht gehorchen wolle. Bis heute ist nichts Näheres darüber bekannt geworden. Triest, 16. Decbr. Es bestätigt sich von mehreren Seiten, daß Admibal de Rigny die griechische Flotille bei Scio verbrannt hat, nachdem er sie vergeblich aufgefordert, die Feindseligkeiten einzustellen, welcher sie außer der Linie(zwischen Milo und Lepanto), die von den alliirten Admiralen zu Führung des Krieges zwischen der Pforte und den Griechen vorgeschrieben ist, auszuüben fortfuhr. Obrist Favier ist sonach auf Scio, wie Ibrahim Pascha auf Morea, seinem Schicksale überlassen. Man erwartet mit Neugierde nähere Bericht. Bekanntmachungen. Mittwoch den 2. Januar nächsthin, Nachmittags 2 Uhr, werden durch unterzeichneten Notar, in dem vor dem Löhrthor an der Schloßgasse gelegenen Hürterschen Garten, die aus dem Nachlasse des verstorbenen Herrn Ricolaus Hürter herrührenden, und sehr gut gehaltenen Weine einer freiwilligen öffentlichen Versteigerung ausgesetzt. Dieselben bestehen in: Stückfaß 1825er Ediger Wachsthums. 2 1 2 4 2 4 2 4 2 1 4 3 1 4 2 4 2 2 Fuder Zulästen Fuder Zulästen Fuder Fuder Fuder Zulästen Ohm Stückfaß Fuder Zulast Fuder Fuder Zulast Fuder Fuder Coblenz desgl. „ desgl. „ Gülter. * desgl. „ Reiler. 4826er Laubenheimer. „ Salziger. desgl. desgl. Winninger. desgl. „ desgl. 4827er Pündericher „ Ediger * desgl. „ Winninger 5 Layer den 24. Dezember 1827. D * Lenz. Theater= Anzeige. Heute Donnerstag den 27. December 1827. Fridolin oder Der Gang nach dem Eisenhammer. Ritter=Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Helbein. Jed. Köhler. Verl. Büschlersche Buchdruckerei gm Hof. (Hierbei das Unterhaltungs=Blatt Jro. 51.)