T1. * Nre. 175. Sonnabend den 6. October. 1827. A u§ 1 a n d. Griechisch=türkische Angelegenheit. * In der neuesten Nummer dieses Blattes versuchten wir bei Gelegenheit der Beurtheilung eines in der allgem. Zeitung enthaltenen Aufsatzes über das sogenannte Einschreiten Rußlands in der griechischen Angelegenheit dessen Ehrenrettung. Heute führen wir das dort Angedeutete weiter aus. England und Oesterreich sind es, die bis jetzt ihre warnende Stimme über Rußlands Vergrößerungssucht und länderverschlingenden Plane erhoben haben. Die Klagen sind nicht neu; treten aber seit der nahen Entwickelung der orientalischen Krise kecker als je hervor. — Eine Probe österreichischer Beredsamkeit in dieser Sache war der mitgetheilte Aufsatz, in den Blättern der Times wird jeder Neugierige hinlängliche Ausflüsse der englischen finden. Wer mit der Geschichte der europäischen Kriege nach dem westphälischen Frieden nur einigermaßen vertraut ist, dem muß eine solche Sprache zumal in dem Munde der Engländer höchst auffallend vorkommen. Oesterreich als Repräsentant der heiligen Allianz kann durch deren Grundsätze sein Benehmen gegen die Griechen und Russen in den letztern sechs Jahren vertheidigen, wenn auch ein naseweiser Inquisitor an Kaiser Joseph's Pläne in Betreff der Türkei und an die Possierlichkeit einer Legitimitätserklärung eines Räuberhauptmanns, was der türkische Sultan von jeher war und bis jetzt blieb, erinnern und viele verwickelnde Fragen bei dieser Gelegenheit aubringen dürfte. Indessen das Wunder ist geschehen: Europa ist auf einmal ein uneigenütziger Krieger geworden und will diese Uneigennützigkeit zuerst in einem Kriege mit den Türken an den Tag legen. Wir wollen keinen Krieg,= setzt man entgegen,nsondern eine bewaffnete Intervention zu Gunsten der Griechen, und verzichten zum Voraus auf alle Vortheile, die nach einem solchen Schritte uns sich darbieten würden.: Der Vorsatz ist löblich u. seine Ausführung in dem Falle denkbar, wenn die Türken sich alle Plackereien, die aus einer solchen Intervenentstehen müssen, gutwillig gefallen, sanptische Heer verhungern, den Seraskier in kleinin Pranteleien sich aufreiben und im äußersten Fall SFrieden sch udarement von Constantinopel einen ..„„vorschreiben lassen, der den Peloponnes mit dem Richipel nicht allein ihrer Herrschaft entzieht, sondern ihnen dort für die Zukunft einen Feind bereitet, der einmal zu einem geordneten politischen Zustande gelangt, reich und mächtig, und den Türken furchtbarer, verhaßter werden muß, als alle bisherigen es waren. Daß dieser Fall nicht eintreten werde, dafür bürgen nicht nur die auf den Charakter der Türken sich stützenden publicistischen Demonstrationen, sondern auch die bereits bekannzen. Freisnisse„Türken wollen die Intervention Wchaus nich. anltkeunen und wie sie auf dem Kongreß zu Verona die Hülfe der Engländer zur Unterdrückung des griechischen Aufstandes zurückwiesen sweil Niemand sich um ihre eigenen politischen Händel zu kümmern brauche,e so protestiren sie jetzt mit vollem Recht gegen jeden Eingriff in ihre Souverainität über die Griechen. Und bloße Schreckschüsse, wie die Zurückweisung der ägyptischen Flotte, das Bombardement von Constantinopel es seyn würden, vermögen sie nicht von diesem System abzubringen. In diesem Falle müssen die Mächte zu wirksamern Maßregeln, zur Anwendung von Landtruppen schreiten, und da wird die Rolle Rußlands anfangen, dessen Heere die Türken bald geneigter zu Unterhandlungen wegen der Griechen und zu deren Emancipation machen dürften. Daß alle Mächte, um den Grundsatz der Uneigennützigkeit auszuführen und Rußland für seine größere Kraftanstrengungen Nichts schuldig zu seyn, san dem Landkriege gleichen Antheil nehmen und Landungstruppen nach der Türkei schicken sollten, die den von Rußland zu stellenden an Anzahl und an Güte gleich kämen, läßt sich nicht wohl denken. Frankreich und England müssen, wenn sie es aufrichtig mit den Griechen meinen, froh seyn, wenn Rußland den Landkrieg allein über sich nimmt und dafür im zu erkämpfenden Frieden einige türkische Provinzen verlangt, denn Eigennutz, Vergrößerungssucht kann nur der unbillige Neider ein solches Verlangen neunen, der die sechsjährigen außerordentlichen Unterhaltungs=Kosten des bessarabischen Heeres außer Acht läßt.— Angenommen indeß Rußland weise durchaus jede Gebietsvergrörung, jede Schwächung der Türken durch seine Schuld zurück; angenommen es werde nach blutigem Kampfe ein Frieden geschlossen, der den Griechen Freiheit und Unabhängigkeit, den Türken aber Integrität ihres übrigen Gebiets sichert, was ist damit für die Zukunft gewonnen?— Der Grund der europäischen Politik, wirderholt der neueste Moniteur,— und die Völker erkennen es dankbar und vertrauungsvoll an— ist Aufrechthaltung des Friedens und der Einigkeit des europäischen Staatenbundes, und versichert, daß jeder Gedanke, der diesen Frieden in Zukunft stören könne, aus dem Rathe der Fürsten solle verbannt bleiben. Aber was ist gefahrdrohender für diesen Frieden, was störender für diese Einigkeit, als der Gedanke, daß Rußland in naher oder ferner Zukunft durch die Provocationen der nicht civisondern disciplinirten Türken, sich endlich wird entschließen müssen, durch eine außerordentliche, ungeheure Kraftanstrengung dem türkischen Reiche in Eurepa ein Ende zu machen, und so wider seinen Willen eine Macht, einen Einfluß zu erwerben, der alle übrigen Fürsten mit Besorgniß, Reid und Mißtrauen erfüllt. sgen sie dann, die friedliebenden es versuchen, diefen ihrem Rathe zu verbannen, was nicht anders geschehen kann als durch Unterjochung der Türken, die unter einem Sultan und Chalifen vereinigt im christlich europäischen Volkskörper ein unheilbares Geschwür sind. Mögen die Türken disciplinirt, ja sogar zu einsichtsvollen Staatsbürgern eines mächtigen Reiches gebildet werden, der Geist des Friedens, und der sich selbstverläugnenden Liebe, der jetzt die europäischen Fürsten durchdringt, und den allein die christliche Religion giebt, wird, so lange sie als Muhamedaner einen Fürsten ihres Glaubens und einen Glaubensfürsten an ihrer Spitze sehen, nie über sie kommen. Nur unter der väterlichen, sorgsamen Regierung eines oder mehrerer christlichen Monarchen kann das türkische Raubvolk für Europa's Frieden unschädlich gemacht und die künftige Ruhe Europa's also nicht anders gesichert werden, als wenn die Mächte, fern von kleinlichem Neide, und ungereimter Besorgniß, der hier nichts anders, als versteckter Eigennutz ist, sich zur Theilung oder Umbildung der Türkei zu einem christlichen Reiche entschließen, und diesen Plan ungesäumt und rücksichtslos ins Werk setzen. Erst dann ist ein dauerhafter Friede in Europa ein endliches Aufhören der unmenschlichen Kriege der der christlichen Völker zu hoffen. Die Kriege mit den asiatischen und afrikanischen Barbaren, wenn sie durch Unterdrückung aller menschlichen Rechte, durch Schändung der christlichen Völkerehre Anlaß dazu geben, möimmerhin Eroberung zum Zwecke civilisirte, menschliche und christBarbaren erobert, erobert er nicht T ürkei. Beobachter bringt folgende Nachand.(Beschluß.) Ich hahe das alstehen 550 Mann, gegen 400 in im ersten Tumult des Kommando der Stadt angeboten worden. Er wollte es gegen die Bedingung annehmen, daß sie den regulirten Truppen eingeräumt würde. Die Palikari's verweigerten dies, und so war es beim Alten geblieben. Cochrane verließ eine Stunde nach meiner Ankunft zu Rauplia(den 22. Juli) die dortige Rhede. Er soll sich mit dem englischen Kontre=Admiral eben nicht am besten gestanden haben. Es heiß, er eile der egyptischen Flotte#entgegen, da diese ausgelaufen seyn sollte.:(Er hat sich bekanntlich nach den jonischen Gewässern gewendet.) Die Herbeirufung Fabvier's und des General Church hat den Erwartungen der Regierung nicht entsprochen: Fabvier erschien der erste, und soll der Regierung erklärt haben, er sey gekommen, um dadurch seinen Gehorsam darzuthun, nicht aber, weil er glaube, daß seine Gegenwart die Angelegenheiten der Regierung um etwas besser stellen könne. Church(der Goeletten=General, wie ihn die Griechen nennen, weil er am 6. Mai, dem großen Unglückstage für die Griechen, sein Schiff nicht verlassen hatte), der eine Expedition nach Eleusis entworfen, u. wegen Mangel an Lebensmitteln aufgegeben hatte, brachte aus derselben Ursache nur wenige Truppen vor Nauplia. Er wurde von der Stadt und von dem Palamides salutirt, wobei eine Kanone sprang, und sieben Menschen erschlug, ein Thürmchen einstürzte, und drei andere begrub, und ein Pulverfaß Feuer sing, u. gleichfalls Schaden anrichtete. Da Keiner der Chefs der Palikaris den Platz, den er behauptete, verlassen wollte, bestätigte Church dieselben sammt u. sonders darin, und erklärte der Regierung, der Streit sey geschlichtet.*) Das Zusammenseyn des Generals Church und Fabviers brachte endlich beide zum Bruch. Da Fabvier sich schlechterdings weigerte unter Church zu dienen, und die Regierung, welche Leutern zum Generalissimus ernannt hatte, auf diese Unterordnung bestehen zu müssen glaubte, erklärte Fabvier der Regierung, daß er sein Korps in ihre Häude niederlegen und Griechenland verlassen wolle. Ich zweifle jedoch, daß er in diesem Augenblicke wirklich gehen wird; er seinerseits ist mit Recht den Leuten, die ihm Opfer brachten, so viele Drangsale mit ihm theilten, mit treuer Liebe zugethan, und die Regierung ihrerseits sieht ein, daß dieses Korps, nach Fabvier's Abgang, sich auflösen werde Lazzari's Conduriotti schrieb am 25. Jul. an Fabvier im Namen der Hydrioten die Bitte, abzuwarten, bis die dermalen, von Faktionen beherrschte, u. gewissermaßen gefangen gehaltene Regierung wieder frei seyn werde. Es heißt, daß darauf hin gearbeitet werde, zwischen Church und Fabvier Frieden auf die Basis zu stiften, daß Fabvier den Oberbefehl des Generalissimus anerkennen, u. dieser ihm niemals etwas befehlen solle. Coletti wird als ein Haupt=Anstifter der Unruhen zu Nauplia betrachtet. Er hatte die doppelte Absicht, sich in den Besitz eines Theils dieses Platzes zu setzen und der Untersuchung zu entgehen, die wegen seiner im vorigen Herbste mit den Türken gepflogenen Korrespondenz gegen ihn verhängt war. Er ist gegenwärtig mit Photomara in der Albanitika. Andreas Metara ist aus der Liste der Staatssekretaire(er war bekanntlich zum Kriegsmi*) Hieraus erklärt es sich, wie Hr. Eynard nach Briefen, die er zu Paris aus Corfu vom 8. August erhalten hatte, an die Philhellenen=Comitees in der Schweiz und in Deutschland melden konnte: odaß die Unordnung, welche seit zehn Monaten in Nauplia herrschte, endlich ausgehört habe, und die Ruhe daselbst wieder hergestellt sey.a— Mehr der Wahrheit gemäßt ist folgendes Geständniß in dem neuesten Blatte der(zu Hydra erscheinenden) griechischen Biene vom 2. August(neuen Styss, das wir so eben erhalten:„ Die Zwistigkeiten, welche die Unruhen in Nauplia veranlaßten, von denen wir in unserm Blatte gesprochen haben, sind noch nicht beigelegt. Es herrscht gegenwärtig Ruhe daselbst; allein die Ursachen der Unruhen bestehen noch immer. Griva ist fortwährend im Besitze des Palamides; Photomora und Stapro in der Stadt, und die Regierung, nach wie vor, in dem kleinen Hafenschlesse. General Church ist seit einigen Tagen in Nauplia angekommen; man hofft, daß es ihm gelingen werde, die Oronung wieder herzustellen. Unter den Personen, welche Opfer der Unruhen in Rauplia geworden sind, nennen wir mit Schmerz den Amerikaner, Hrn. Washington, der eine der Batterien der Albanitika gegen den Palamides bediente, und durch eine Kanonenkugel tödtlich verwundet wurde; er wurde sogleich an Bord des englischen LinienschiffesAssa gebracht, wo er, ungeachtet aller erdenklichen Sorgfalt, welche ihm der Contre=Admiral Sir C. Codrington angedeihen ließ, zwei Stunden nachher stard. (Anm. des österr. Beobachters) nister ernannt) ausgestrichen worden, und Vlachopulo, ein Rumeliote, an dessen Stelle gekommen. Metaxa floh nach Astro, wo sich einige Palikari's des alten Colocotroni seiner annahmen. Colocotroui und Nikita sind in den arkadischen Gebirgen. Es heißt, sie haben sich der Maina genähert, weil Ibrahim Pascha Miene machte, dahin vorzurücken. Auch die türkische Flotten=Abtheilung, welche im Junius im Golf von Patras stand, soll, den Nachrichten der Regierung zufolge, in den Golfen von Koron und Maina seyn. Der Seraskier Reschid Pascha ist unthätig in der Nähe von Theben. Maurocordatä und Trikupi, welche Commodore Hamilton am 16. v. Monats von Poro eiligst nach Nauplia abgeholt hatte sind am 26. Juli auf der englischen Kriegsbrigg Brisk hieher (nach Poro) zurückgekehrt, Die Frau des Letztern, Maurocordato's Schwester, hatte diese Rückkunft gewünscht, da sie auf dem Tode lag.*) Demetrius Ypsilanti hatte Nauplia während der letzten Unruhen nicht verlassen. Von der Donau, 27. Sept. Man spricht in diesem Augenblick viel von einer Circular=Note, die ein greßes Kabinet an die übrigen europäischen Kabinette kürzlich soll erlassen haben, u. welche Bezug auf die in der Pacifikation des Orients bereits getroffenen oder noch zu treffenden Maßregeln hat. In dieser Note soll unter Anderm bemerkt seyn, daß es zur Erreichung des durch jene Maßregeln beabsichtigten Zweckes unumgäuglich erscheine, dabei mit eben so viel Nachdruck als Raschheit zu verfahren. Zugleich werden die bündigsten Versscherungen uneigennütziger Absichten wiederholt, und der aufrichtige Wunsch ausgedrückt, die Stipulationen derjenigen Traktate aufrecht zu erhalten, bei denen die ses Kabinet, von dem Monarchen=Kongresse zu Wien an bis auf die neueste Epoche, konkurrirte. Frankreich. Paris, 30. September. Graf Capo'Istria ist in Paris angekommen. — Der Moniteur berichtet, daß der päbstliche Nuntius Bayonne am 28. Abends verlassen hat, um sich nach Madrid zu begeben, nachdem zuvor ein Kourier aus Madrid ihm Depeschen überbracht hatte. — Im vorigen Blatt bewunderte der Leser die geographische Kenntniß des Constitutionnel, heute erregt die Gacette de France nicht weniger unser Erstannen, indem sie Schwelm bei Gelegenheit der Erzählung des Brandes ins Königreich der Niederlande verlegt. — Das Griechencomitte hat vom 45. bis 29. Sept. 2550 Fr. eingenommen. — Aus dem Saamen der Baumwolle, welchen man bisher ungenutzt ließ, kann ein treffliches Gas gewonneu werden. — Es ist allgemein bekannt, daß die Fremden in Frankreich in Schulsachen eignen Gesetzen unterworfen sind; während nämlich ein Franzose nach fünf Jahren gefänglicher Haft von seinen Schulden befreit ist, kann ein Fremder für immer im Gefängniß gehalten werden, wenn er nicht zahlt. In diesem Augenblicke befindet sich in demselben Gefängnisse, wo Hr. Ouvrard nur *) Trikupi's Frau war, als ihr Gemahl am 16. Juli von Poro abgeholt wurde, eben erst seit 48 Stunden entbunden worden.(Anm. des östr. Beob.) noch zwei oder drei Jahre zu sitzen hat, seit 19 Jahren ein Irländer, der eine Schuldenlast von 1,800,000 Fr. hat. Seit einer langen Reihe von Jahren ist er der Wohlthäter von vielen kleinen Schuldnern, die er der Freiheit und ihrer Familien zurückgegeben hat, indem er für sie Schulden von 3 bis 4000 Franken bezahlt. Seine lange Gefangenschaft hört jetzt endlich auf, Hr. Swan (so heißt der Irländer) verläßt sein Gefängniß am Ende dieses Monats. Er hat nämlich in den Kolonien einen Prozeß gewonnen, der ihn zum Herrn von 10 Millionen macht. Spanien. Madrid, 20. Sept. General Monet hat am 14. zu Conca del Trin, eine Stunde von Tarragona, den Insurgenten ein Gefecht geliefert, in welchem ihm zwei Pferde getödtet wurden; er ist völlig geschlagen. Die Rebellen haben zwei Regimenter der königl. Truppen in Taragona eingeschlossen. — Mau glaubt, daß die unvermeidliche Folge der Reise des Königs die Absetzung von Hrn. Ballesteros seyn werde, dessen Finanzmaßregeln Catalonien, dieser gewerbfleißigsten Provinz Spaniens, die größten Nachtheile verursacht haben. — Die Insurgenten haben die große Papierfabrik zu Olot, die Hrn. Calomarde gehörte, gänzlich zerstört; diese Fabrik hatte lange schon Unzufriedenheit erregt, weil Hr. Calomarde das Papier an alle Ministerien lieferte. — Des Königs Abreise, die Jedermann in Erstaunen setzt, ist durch die Depeschen des Generals Campo=Sagrado veranlaßt. Die Ueberspannten sagen laut, der König werde durch weise Zugeständnisse dem Blutvergießen Einhalt zu thun suchen u. auch die Gemäßigten hätten Nutzen von der Gegenwart des Königs am Heerde der Insurrektion. Einige Personen versichern, es sey schon alles geordnet, solle aber noch nicht bekannt gemacht werden, damit es als des Königs Werk erscheinen mag. England. London, 28. September. Die=Abreise des Königs Ferdinand von Madrid, der sich bei allen frühern, noch so dringenden Ereignissen durch ein scheues, fast furchtsames Zurückhalten und Sicherstellen seiner eigenen Person bezeichnete, läßt uns vermuthen, daß er entweder in Madrid Gefahr für sich besorgt, oder in Catalonien wenig zu thun haben wird. Uebrigens hat es den Angenschein, daß des Königs Abwesenheit von längerer Dauer seyn wird, da die Königin als Regentin eingesetzt ist, eine Würde, die der König seinem Bruder Don Carlos nicht anvertrauen konnte, weil er in diesem bis zu seiner Rückkehr leicht einen vom Regenten zum Könige gewordenen Bruder hätte finden mögen.— Wir betrachten die ganze Insurrektion als angezettelt und übertrieben vergrößert, um dadurch gewisse politische Zwecke zu erreichen. Deutschland. Briefe aus Itaiien brachten nach Frankfurt a. M. die Nachricht, daß, nach Aussage mehrer in Ankona eingelaufenen Schiffskapitains, die egyptische Flotte durch den Admiral Hamilton genöthigt worden sey, nach Alexandria zurückzukehren. Von der Nieder=Elbe vom 28. September. Eine kaiserl. russische Fregatte, welche eines Reise um die Erde gemacht(eines der jährlichen Expeditionsschiffe nach Kamtschalka und R. W. Amerika) passirte am 20. Sept. nach Kronstadt vor Koppenhagen. Der Schade, welchen die Stadt Abo durch einen unglücklichen Brand erlitten hat, wird auf 26 Millionen Rubel B. A. oder 13 Millionen Thl. schwedisch Banco geschätzt. Der General=Gouverneur ist angekommen und hat den Einwohnern versichert, daß alle Behörden beibehalten werden sollen. In einem Monat sollen sie den Riß zu einer wieder aufzubauenden neuen Stadt erhalten. Auch hat der General=Gouverneur von Finnland verordnet, den Nothleidenden von Abo Mehl aus den kaiserl. Militär=Magazinen abreichen zu lassen. Illyrien. Der Osservatore Triestino enthält ein Schreiben aus Smyrna vom 18. August worin es heißt:= Ein von Livorno hier angekommenes Handelsschiff hat ausgesagt, daß es am 5. d. in den Gewässern von Cerigo der Eskadre des Kapudan Pascha(eigentlich Kapudana=Beg, Tahir=Pascha) 22 Segel stark begegnet sey; der Kapudana=Beg habe den Kapitain des obgedachten Handelsschiffs auf einer Schaluppe an Bord seines Admirnl= schiffs bringen lassen, von wo sich hierauf beide an Boro einer Fregatte begeben hätten, auf der sich Ibrahim Pascha befand. Der Kapitäin habe bei dieser Gelegenheit erfahren, daß die besagte Eskadre in diesen Gewässern die(am 31. Jul. von Alexandrien abgesegelte) egyptische Flotte erwarte, um sich mit ihr zu vereinigen.*(Die egyptische Flotte soll sich einigen Nachrichten zufolge noch am 22. Aug. im Hafen von Makri lder Küste von Caramanien] befunden haben.) Bekanntmachungen. Die Departemental=Ersatzkommission des Regierungsbezirks Cöln wird am Dienstag den 9. Okt. nächsthin, für den Kreis Bonn, ihre Sitzung im hiesigen Rathhause halten. Vor derselben haben, Morgens früh zu erscheinen: 1) Alle diejenigen Kriegspflichtigen, welche in der diesjährigen Aushebung begriffen, von der Kreiskommission als diensttauglich bezeichnet worden sind; 2) Die wegen Familienverhältnissen zum dritten Male, vom Dienste im stehenden Heere zurückgestellten, und der Landwehr zu überweisenden jungen Leute. 3) die, wegen zeitiger körperlicher Fehler, wegen Schwäche oder Mangel an Größe dreimal zurückgestellten, zur Ergänzung der Kriegsreserve noch disponiblen Mannschaften. 2) Die Ganz= oder Halb=Invalide Erklärten, und die wegen Unbrauchbarkeit von den Regimentern zurückgeschickten, weil deren Invaliditäts=Atteste noch der Bestätigung unterliegen. 5) Die bei der Kreiskommission nicht Erschienenen. Ferner steht es allen denjenigen, welche sich bei dem Ausspruche der Kreiskommission nicht beruhigen zu können glauben, und appelliren wollen, frei sich um die bemerkte Zeit bei der Kommission einzufinden. Nachher wird keine Reklamation weiter angenommen. Wird das Gesuch um Zurückstellung auf Alter und Gebrechlichkeit der Eltern gegründet, so müssen diese persönlich mit erscheinen, oder es muß die Unmöglichkeit dieses Erscheinens durch ärztliche oder obrigkeitliche Atteste bewiesen werden. Die Herren Bürgermeister sind beauftragt, Gegenwärtiges in allen Gemeinden bekannt machen, und nach den ihnen ertheilten Instruktionen die weiteren Bestellungen vornehmen zu lassen. Bonn, den 15. Sept. 1827. Der königliche Landrath v. Hymmen. Bekanutmachung. Die unterzeichnete Stelle findet sich veranlaßt, das Publikum auf die ausgezeichneten Wohlthaten aufmerksam zu machen, welche hülfsbedürftige Schwangere und Wöchnerinnen in der geburtshülflichen Anstalt zu Bonn genießen. Unentgeldlich empfangen die darin aufgenommenen Personen in freundlicher, geräumiger und wohl eingerichteter Wohnung alles zu ihrem Unterhalte und ihrer Pflege Nöthige. Namentlich bekommen sie eine schmackhafte, gesunde Kost und werden nöthigen Falls mit Leibwäsche versehen. Es wird ihnen nicht nur die gehörige ärztliche Behandlung, sondern auch die sorgsamste Wartung und Pflege in der Schwangerschaft sowohl, als bei der Geburt und im Wochenbette zu Theil. Eben so werden ihre Kinder von der Anstalt mit der nöthigen Wäsche versehen und sorgfältig gepflegt. Auch können gesunde Wöchnerinnen von hier häusig zum Ammendienste empfohlen werden. Schwangere, welche aufgenommen zu werden wünschen, haben sich deshalb nur in der Anstalt selbst, bei dem Hulfsarzte derselben, Herrn Doktor Hayn, zu melden. Darüber ist jedoch zu bemerken, daß nur Personen, welche sich in den letzten Monaten der Schwangerschaft befinden, Aufnahme finden können. Bonn den A. September 1827. Die provisorische Direktion der geburtshülfl. Anstalt. Dr. Mayer. Gutgehaltenen 4825 iger rothen und weißen Königswinterer Bergwein, das Beiliner Quart zu 6 Sgr. verzapft außer dem Hause Heinrich Röttgen, Hundsgasse No. 1058. Weinmost, das Quart 5 Sgr. ist zu haben bei Heinr. Ermekeil in der Wenzelstraße. Kastanien sind zu haben bei: I. M. Rozzoli Sternenstraße No. 299. Bestellungen auf diese Zeitung werden jederzeit angenommen bei den resp. Postämtern u. in der Expedition. Sie kostet mir den Unterhaltungsblättern vierteljährig 1 Thlr. 4 Silberg. Einrückungsgebühren 1 Sgr. für die zeile. Red. Köhler. Verl. Büschlersche Buchdruckerei am Hof.