Nr. 8. Freitag den 13. Jauuar. 1826. Bestellungen auf diese Zeitung werden täglich angenommen bei den Königl. Post=Aemtern und in der Expedition. Der Preis ist vierteljährig 1 Thlr. 4 Sar. Einrückungsgebühren für die Zeile 1 Sgr. u s l a n Rußland. St. Petersburg, 27. Dec.(Privatschreiben.) Die Vorfälle des gestrigen Tages werden Ihnen bekannt seyn; ich kann es mir aber nicht versagen, Ihnen noch Einiges, über das bewundernswerthe Benehmen des Kaisers, in jenen kritischen Augenblicken, zu melden. Er hat sich Seiner und Seines verewigten Bruders ganz würdig gezeigt. Umsonst, daß die Ihn umgebenden Offiziere in Ihn drangen, auf die Aufrührer Feuer geben zu lassen; Er widerstand, und fuhr fort, alle nur mögliche Mittel der Güte zu versuchen. Da Er Sich den unglücklichen Verirrten nicht nähern konnte, so wandte Er Sich zu dem Volke, welches sich um Ihn drängte, und das man zu entfernen beschäftigt war, mit den Worten: Man lasse sie, es sind meine Kinder, meine guten Russen! Hört mich, ihr haltet mich für einen Usurpator, und doch bin ich noch bereit, die Krone zurückzugeben, welche man mich anzunehmen gezwungen hat. Ich habe sie angenommen, um für euer Glück zu arbeiten, und weil mein Bruder sie zurückgewiesen hat, doch wenn ihr mich nicht wollt, hier ist meine Brust, stoßt zu! Bei diesen Worten stellte sich ihnen der Kaiser ganz schutzlos entgegen, doch sie riefen: Es lebe Nicolaus!— Wenn diese irregeleiteten, und durch einige Offiziere verführten Soldaten, die Stimme ihres rechtmäßigen Herrschers hätten hören könren, so würde viel Blut gespart worden seyn, und nichts hätte die Ruhe eines Tages gestört, welcher, wo nicht der Freude, doch dem Frieden, und der Hoffnung gewidmet war.(A. P. Staatsz.) — Wir tragen noch folgende Nachrichten vom 24—25. nach. Am Dienstage, dem DOsten Tage nach dem Ableben Se. Maj. des Kaisers Alexander, wurde in der Casanschen Cathedrale, von dem Metropolitan Seraphim, und der gesammten Geistlichkeit, ein feierlicher Trauergottesdienst gehalten, welchem die ausgezeichnetsten Personen der Hauptstadt, und eine große Menge andrer Andächtigen beiwohnten.— Aus Theodosia schreibt man unterm 26. Nov. wie folgt.— Nach einigen frühzeitigen Frosten, welche den Trauben sehr geschadet haben, ist es wieder sehr gelinde geworden, und wir genießen des schönsten Herbstes. Die Schiffahrt auf dem Asowschen Mecre, ist bis jetzt nrch nicht unterbrochen.— Während der diesjährigen Schifsarth, sind bis zum 5. d. zu Riga 1030 Schiffe angekommen, und 1031 von dort abgegangen. — Je froher der heutige Tag=(It. Dec.), uns seit einer langen Reihe von Jahren immer wiederkehrte, desto trauriger war er heute, da Der nicht mehr unter uns ist, der ihn zum Jubel= und Freudertage, für so viele Mill. Meuschen machte(des Kaisers Alexander Geburtstag). Alles eilte hente nach der Kirche, um in Gebet und ernster Betrachtung, Trost für den gerechten Schmerz zu finden, der alle Herzen erfüllt.— Unter der fast 25jährigen Regierung des heckseligen Kaisers Alexander, wurden theils durch Verträge, theils durch siegreiche Eroberungen, folgende Länder und Provinzen dem Russischen Kaiserstaate einverleibt. 1) Die Provinz Bialysteck. 2) Das Großfürstenthum Neu=Finnland. 3) Bessarabien. 4) Die Persischen Provinzen bis an die Flüsse Araxes und Kur. 5) Das gegenwärtige Königreich Polen.— Seit dieser, und der vergangenen Woche, hat ein sehr lebhafter Ceurieiwechsel zwischen hier und Warschau, Taganrog, und andern Städten des Innern stattgefunden.— Das im Aug. d. J. nach dem Entwurfe des Architekten, Collegienraths Rossi, vollendete neue Michailowsche Palais, eine der schönsten Zierden unsrer Kaiserstadt, soll der Regierung gegen 7 Mill. Rubel gekostet haben. Am 27. Nov. ging die Dwina bei Archangel, bei einer Kälte von 15 Graden Reaumur zu; am 26. die Rhede von Pernau. Die Osssee aar dagegen, nach den neusten, uns von dort zukommenden Nachrichten, noch offen.— Im October hat sich in der Nähe der Gouvernementsstadt Saratow, ein sehr bedeutender Erdsall ereignet.— Der bekannte, nun 72 Jahr alte, Dr. Feßler daselbst, giebt jett, bei Korn in Breslau, seine Lebensbeschreibung heraus. Sie wird in jeder Hinsicht sehr merkwürdig sern, da der Verf. ehemals katholischer Geistlicher, jetzt luth. Herrnhut. Superintendent in oben genannter Stadt ist. Polnische Grenze, 19. Dec. Der Kaiser Alerander war auf seiner Rückreise von Taganreg, durch die Crimm, in der Gegend von Sebastepol, über die Ueppigkeit und Schönheit dieser südlichen Vegetation ganz entzückt. Mit dem, ihm in der letzten Zeit, eigenen Aufschwunge der Phantasse, sagte er daber zu seinen Begleitern, dem Gen. von Diebitsch, und dem Gen. Gouverneur von Woronzow— Hier wünsche ich, wenn ich mich einst von der Regierung zurückziete, mein Alter zu verleben. Mit diesen Gedanken gieng er in ein, nahe gelegenes Mönchskloster, und verweilte in andächtiger Herzenserhebung, über eine „Stunde. Als er zu seinen Reisegefährten zurückkam, klagte er über Uebelbefinden, und bemerkte Fieberschauer. Das Fieber nahm immer mehr zu, er mußte sich daber entschließen, nach Taganrog zur Kaiserin zurückzukehren. Noch wäre bei seiner kräftigen Natur Hülfe gewesen. Allein er selbst achtete sein Uebel für zu ge ring, und weigerte sich, die ersten 14 Tagen durchaus, Meoizin zu neymen. Als er endlich vem dringenden Flehen der Seinigen, und den fromnen Vorstellungen eines anwesenden Archimandriten nachgab, war es zu spät. Das Uebel wuchs furchtbar; doch behielt er bis zuletzt sein volles Bewußtseyn, in welchem er auch seinen letzten Willen erklärte. Die Kaiserin Elisabeth stand mit ihrer Engelsmilde dem kranken Gemahle bei, und wich fünf Tage lang nicht von seinem Bette. Die letzten Worte des Kaisers waren: Ah le beau jour! Man hatte die Gardinen der Fenster aufgezogen, und die klare Herbstsonne ergoß ihr Licht über das Zimmer. Als er in den Armen der Kaiserin verschieden wir, drückte sie ihm selbst die Augen zu, und faltete ihm die Hände über die Brust. Ihr Schmerz war grenzenlos; sie nahm mehrere Tige auf alles, was ihre Umgebung, und selbst ihr betrauter Leib=Arzt, der Staatsrath v. Stofregen, sagte, keine Rücksicht. Min theilt sich in Petersbucg Abschriften des Briefes mit, den sie an die Kaiserin Mutter geschrieben, und darin den Wunsch, die Leiche des Kaisers selbst zu begleiten, geäußert hat. Mit nubeschreiblicher Sehnsucht, sieht sie der Wiedervereinigung mit ihrem Gemahle, in einer schönern Welt entgegen.— Ueber die Art, wie die Leiche des Kaisers nach St. Petersburg gebracht werden soll, kann nur der neue Kaiser entscheiden. Türkey. Constantinopel, 10. Dec. Es wird hier allgemein versichert, daß der Kapudau Pascha, eine Abtheilung der Alexandrischen Erpediton, bei Missolungbi ausgeschifft habe, und daß sich dieses Bollwerk der Griechen, ohne Zweifel nächstens ergeben werde. Man erwartet das Remliche von dem innerlich, zerrütteten Napoli di Romania. Indessen, ungeachtet des, für die Griechen so ungünstigen diesjährigen Feldzugs, hat die Pforte, in diesen Tagen, eine Maaßregel ergriffen, die viel Aufsehen macht. Sie bestätigt das, seit zwei Monaten verbreitete Gerücht, daß Ibrahim Pascha schon längst gerathen habe, mit den Griechen zu unterhandeln, um ein Unglück für das ganze ottomanische Reich zu verhindern. Ganz unerwartet wurden nemlich Husny=Bey, ehemaliger Intendant des Arsenals, und Nedjeb Effendi, Agent des Vicekönigs von Aegypten, vor den Divan gerufen, und mit einer Sendung nach Morea beauftragt, die die Unterwerfung der Griechen auf dem Wege der Unterhandlung zum Zweck haben soll. Was diese, bisher für unmöglich gehaltene Nachgiebigkeit von Seiten der Pforte veranlaßt haben mag, darüber ist man ungewiß. Jeder indessen, der mit dem Gange der Dinge vertraut ist, hegt die volle Ueberzeugung, daß der Divan nur im äußersten Falle, dieses letzte Mittel ergriffen haben kann. Aus diesem Grunde glauben Manche, daß die Pforte, von einer andern Seite her, Gefahr erblickt, oder daß die fränkischen Gesandten, in der letzten Zeit eine kräftigere, durch Hrn. v. Minciaky's Beschwerde, veranlaßte Sprache geführt haben. Die noch nicht unterdrückte Insurrektion auf Candia, ist schwerlich die Ursache davon, da die Pforte von jeher nur sehr wenig Wichtigkeit auf solche partielle Unruhen zu legen Pflegt. Triest, 23. Dec. Ein von Smyra angekommener, österreichischer Schiffer erzählt, daß er unter Bedeckung der k. k. Goelette Arethusa, in Gesellschaft mit sieben andern, gleichfalls österreichischen Schiffen, unter Segel gegangen sey. Diese kamen von Constantinopel, und waren nach Alexandria bestimmt. Auf der Fahrt nach Smyrna, mußten sie ein Gefecht, mit verschiedenen griechischen Mistiks aushalten, und sich endlich in den Hafen von Oliveto flüchten. Hier fanden sie die k. k. Brigg Veloce, die sie bis in die Gewässer von Cerigo begleitete. Besagter Capitain wurde am 12. Dec., auf der Höhe von Coron, durch das griechische, 10 Segel starke, Geschwader durchsucht, das nach dem Archipel hin seine Richtung nahm. Er parlamentirte mit einem Kapitain desselben, und erfuhr von ihm, daß die Griechen vier Brander gegen die, bei Missolunghi stationirte türkische Flotte, ausgeschickt hätten, aber ohne Wirkung, und daß die Türken, aber ebenfalls fruchtlos, einige Brander gegen die Griechen loszulaßen bemüht gewesen wären. Glaubwürdigen Nachrichten zufolge, ist die wüste Insel Ipsara, der von den Seeräubern, für ihre Beute, und Schiffe gewählte Zufluchtsort, von welchem aus, sie ruhige Seefahrer überfallen, und ansplündern. Zante, 14. Dec. Es war am 26. Nov. als Ibrahim Pascha, mit seinen Horden, etwa 15000 M. zusammen, über den Carboa,(Alpheus) gieng. Gleich darauf ward das prächtige Pyrgos, in Brand gesteckt, das eine halbe Stunde vom rechten Ufer jenes Flusses entfernt ist. Am 27. marschirte Ibrahim nach Gastuni(5 St. davon), das von allen Einwohnern verlaßen war. Er schlug daselbst sein Hauptquartier auf, und befahl, die allgemeine Verwüstung von Elis. Währenddem kam die türkisch=ägyptische Flotte, beim Cap Arate, und die griechische in den Gewässern von Ithaca an. Hier erfocht diese am 1. u. 7. d. die Vortheile, die bereits gemeldet worden sind. — Am 10. ward zu Missolunghi, der Tod des Kaisers Alexanders bekannt, und sogleich ein allgemeiner Bet= und Fasttag angesagt.— Am 44. kam Ibrahim Pascha zu Patras an.— Am 13. war er vor Missolunghi, und forderte diesen Platz zur Uebergabe auf, unter der Drohung, im Fall einer Erstürmung Alles über die Klinge springen zu lassen. Die heldenmüthige Besatzung, und sämmtliche Einwohner antworteten in einem laconischen Briefe, folgenden Inhalts:— Komm Barbar! Wer den Tod nicht scheut, ist des Feindes Herr!— Unsere Signalposten (mit Flaggenbäumen), kündigen uns die Vereinigung der zwei griechischen Flotten an.(Der von Miaulis, und von Sachturi.) Es kann also höchstens noch einige Tage dauern, und der Triumph des Kreuzes wird entschieden seyn. Hydra, 7. Dec. Man hat Briefe aufgefangen, die an den Commandanten einer gewissen Seestation, und dessen Agenten zu Modon, u. s. w. gerichtet sind, der jedoch nicht der französische ist. In diesen heißt es unter andern, wie folgt.— Dringt in Ibrahim Pascha, daß er rasch vorwärts geht. Gleicht die Streitigkeiten zwischen Ibrahim, und den Lahmen,(den Kapudan Pascha) aus, so daß die Eifersucht beyder beschwichtigt wird. Die rebellischen Griechen müßen unterdrückt, und nach Aegypten deportirt werden, ehe etwas, auf diplomatischem Wege, für sie bewirkt werden kann. Die Sendung von Mr. Stratford=Canning wird indessen äußerst glänzend gemacht werden; unsere ganze Stationsflotte, ja auch die französische, wird in seinem Gefolge seyn. Bemerkt indessen wohl, daß ehe er noch seine Eröffnungen machen kann; der Schlag in Griechenland geschehen seyn muß. So weit der Brief.— Die Schiffe unter österreichischer Flagge, verdienen von Ibrahim, und dem Capudan Pascha, äußerst hohe Frachten; es sind die einzigen, die zwischen Modon und Alexandrien, regelmäßig hin= und hergehn.— In Napoli di Romania, soll über Triest, ein russischer Agent aus Warschau, mit einer großen Summe in Gold, und einem Schreiben angekommen seyn, das große Freude verursacht hat. Wien, 5. Jan. Der österr. Beobachter giebt folgenden Artikel, der zum Theil, zur Bestätigung unserer obigen Nachricht dienen kann.— Constantinopel, 10. Dec. Mehr als alle, in der letztern Zeit, vom Kriegsschauplatze hier eingetroffenen Rachrichten, hat der vor kurzem, zur Kenntniß des Publikums gelangte Entschluß des Großherrn, Commissaire von hohem Range nach Griechenland abzusenden, die allgemeine Aufmerksamkeit beschäftiget. Dieser Beschluß scheint in einer, am 5. d.., in Gegenwart des Sultans, gehaltnen Rathsversammlung, gefaßt worden zu seyn. Am folgenden Tage, der dem königlich=Preußischen Gesandten, Freiherrn v. Miltitz, zur feierlichen Audienz, und zur Ueberreichung seiner neuen Creditive anberaumt war, erhielt Hußni=Bey, der bei dieser Feierlichkeit, die ihm, als Tschausch=Baschi (Reichsmarschall) obliegenden Funktionen versehen hatte, bald nach beendigter Audienz, seine Ernennung zum Commissair, und Abgeordneten nach Morea, mit Beibehaltung seiner Würde als Reichsmarschall. Mit Hußni=Bei, begiebt sich auch Nedschib=Effendi, Agent des Vicekönigs von Aegypten, und OberAufseher der Pulvermühlen, nach Griechenland. Die Abreise dieser beyden Commissaire, soll in wenigen Tagen statt finden. Es sind ihnen hundert Beutel,(zu 500 Piaster jeder), zu Bestreitung der Reisekosten ausgezahlt worden. Zugleich haben sie Befehl erhalten, nur ein kleines Gefolge mit sich zu nehmen, um ihre Reise um so mehr beschleunigen zu können. Die Wahl zweier Männer von so hohem Range, und bekannten Fähigkeiten, deutet auf die große Wichtigkeit der ihnen anvertrauten Sendung. Der bisherige Mufti Mekkisade Assim Bey, ist auf sein eigenes Ansuchen, seines Amtes enthoben worden, und hat sich, um seine Tage in Ruhe za beschließen, nach seinem Landhause am Bosporus zurückgezogen. An seine Stelle ist der bisherige Kadiasker von Anatolien, Kadifade Tahir Effendi ernannt, und bereits in seine neue Würde eingeführt worden.— Den k. franz. Bothlchafter, Grafen Guilleminot, der erst vor Kurzem die Freude hatte, seine Familie hier ankommen zu sehen, hat am 21. v. M. ein sehr schmerzlicher Verlust getroffen. Der einzige Sohn desselben, der vor einigen Wochen das Unglück hatte, sich auf der Jagd am Arme zu verwunden, ist nemlich an den Folgen dieses Unfalles gestorben. England. London,—4. Jan. Die Geld= und BörsenAngelegenheiten sind nun vollig geordnet; alles ist in das alte Gleis zurückgekehrt. Man hat bei dieser Gelegenheit erfahren daß nur allein von den Spaarbanken, 15 Mill. Pf. Sterl. zu 3 Pct. Interessen, in der Bank niedergelegt sind. Der Andrang war daher, auch von dieser Seite außeroedentlich groß. Die ganze dienende Classe besonders, befand sich in Unruhe und Bewegung; fast alle verlangten ihr Geld mit Ungestüm zurück. Die Schatzkammerscheine, die zuletzt noch 48 Pet. verlohren, cursiren nun wieder mit 4 Pct. Prämie. Man kann daraus sehen, wieviel von einigen reichen Capitalisten, in ungefähr 44 Tagen, darau gewonnen worden ist. — Es heißt, daß die neuen Unterhandlungen mit Spanien, in Ansehung der amerikanischen Besitzungen, eine Wendung genommen haben, die ein günstiges Resultat zu versprechen scheint.— Das durch französische Blätter verbreiteie Gerücht, von einer abermaligen Thronveränderung in Rußland, hat auch hier großes Aufsehn gemacht. Unsere Politik hat indessen von jeher das Eigenthümliche gehabt, immer nur auf das Princip, und das Wesen der Sachen, nie auf die Person, und die Zufälligkeit gegründet zu seyn. — Man schlägt den Verlust an Waaren, und Schiffen, in der Bay von Gibraltar, auf 3 Mill. Pfd. Sterl. an.— Von Cadiz bis Barcelona, sollen überdem nicht weniger, ais 500 Schiffe, an den Küsten verunglückt seyn.— Es heißt, daß doch noch ein Handelsvertrag mit Frankreich zu Starde kommen wird, ja daß derselbe bereits schon dem Abschlusse nahe scy.— Es ist keine ganze große Flotte, die nach dem Mittelmeere abgehen wird, sondern nur eine Abtheilung von 5 Kriegsschiffen, die in Portsmouth, auf etwaige Fälle bereit gehalten werden wird. — Es sind dem Vernehmen nach, höchstwichtige Depeschen von Wien, über Paris angelangt. Man spricht von einem eigenhändigen Briefe des Kaisers Franz an Se. Maj., so wie von einer diplomatischen Eröffnung des Fürsten von Metternich. Es war der eigene Sohn des letzteren, der damit aus Paris ankam. Man glaubt, daß es nicht sowohl die griechische, als die polnische und türkische Sache ist, die jenes Cabinet, für diesen Augenblick, so lebhaft zu beschäftigen scheint.— Mr. Canning war abermals auf dem Lande, zum Besuche bei dem Grafen von Liverpool.— Chile(Südamerika) ist so mit englischen Waaren überführt, daß man dieselben dort wohlfeiler, als in London kaufen kann. Rio Janeiro die Hauptstadt von Brasilien. 2. (Fortsetzung.) Die gesellschaftlichen Verhältnisse von Rio de neiro sind etwas eingeschränkt; das Theater(meistens Opera), und die gewöhnlichen Abendgesellschaften (Spiel, Tanz und Musik) machen die Grundlage derselben aus. Ueberdem hat man einen öffentlichen Spaziergang in der Nähe des Strandes, der mit schönen Terrassen, Baumgängen, Jasminlauben, u. s. w. versehen ist. Hier fehlt es keinen Abend, meistens bis tief in die Nacht hinein, an Gesellschaft. Der Punkt, um den sich indessen alles dreht, ist hier wie überall, jedoch in ungleich höhererm Grade— Liebe und Liebesgenuß. In der That zeichnen sich die Frauenzimmer der höheren Classen— denn bloß von diesen kann hier die Rede seyn— durch eben so viel Reize als Anmuth aus. Die Feinheit ihrer Formen, die Lieblichkeit ihrer Züge, das Feuer ihrer Augen, die Schönheit ihrer Zähne, und die Zartheit ihrer Haut sind wirklich bewundernswerth. Ihr Blick ist wahrhaft bezaubernd, besonders beim Tanze, der die Geheimnisse der Liebe sehr lebhaft enthüllt. Dabei haben sie im Umgange eine Lebendigkeit, Offenheit und Freundlichkeit, die alles hinreißt. Ihr Kopfputz hat etwas Eigenthümliches, das ganz zu ihren feinen Gesichtern paßt. Das Haar ist nämlich glatt, von der Stirn zurückgelegt, und aufs zierlichste mit künstlichen, oder natürlichen Blumen besteckt. Unter letztern wird besonders der Jas= min, der Polianth, und die Plumeria bemerkt. Hinten hängt das Haar in mehrern, mit bunten Bändern durchwirkten Flechten herab, die in Rosen ausgehen. Bei vollem Putze werden diese Flechten eben so leicht, als künstlich aufgescheitelt, und mit Perlen und Diamanten verziert. Von Puder weiß man nichts; nur bejahrte Frauen machen Gebrauch davon. Die übrige Tracht ist völlig englisch; nur hier und da wird noch ein Rest der brasilianischen bemerkt. Dies ist ein leichter schwarzseidner Mantel, der auf dem Rücken zusammengebt, und in eine lange Schleppe herabfällt, die von einem Bedienten getragen wird. Der häusliche Anzug ist äußerst niedlich, Röcke und Leibchen sind von dem feinsten Musselin. Einen bedeutenden Theil der Toiletten machen kostbare Rosenkränze, Crucifize und Amulette aus. Frauenzimmer von diesen Klassen pflegen selten zu Fuß zu gehen. In der Regel bedienen sie sich der sogenannten„Cadeirinhas“. Dieses sind zierliche, hinten ausgeschweifte, vorn mit einer Fußlehne, oben mit einem Himmel, und rings herum mit Vorhängen versehene Tragsessel, die man mit einer Art kleinen Fürstenthrones vergleichen kann. Die Verhänge werden nach Belieben aufgeschlagen, oder zugezogen, und sind meistens von carmosinrothem Taffet, reich mit Goldfranzen besetzt. Was die Männer anlangt, so scheinen sie im Allgemeinen— auch hier die höheren Klassen allein betrachtet— sehr wohl gebildet und unterrichtet zu seyn. Die englische Tracht hat auch bei ihnen die alte brasilianische verdrängt, nur selten wird man noch einige Reste davon gewahr. Junge Männer, die gern! Guitarre spielen, lassen sich an einigen Fingern der rechten Hand die Nägel wachsen, daher der lächerliche Mißverstand, als ob dieß ein Zeichen des hohen Stan5 57.— Jagd und Spiel werden übrigens leidenschustlich geliebt.. 9 Eine große Lücke im gesellschaftlichen Leben füllen auch hier die kirchlichen Feierlichkeiten aus; die dabei berrschende Pracht ist wirklich außerordentlich. Die Bildsäulen der Heiligen z. B. sind dann im eigentlichen Sinne mit Diamanten bedeckt. Dabei finden Abends große Feuerwerke statt, bei denen man keine Kosten zu sparen Pflegt. Oft brennen dann große Kreuze u. s. w. in bengalischem Feuer, was sich in Wahrheit sehr schön ausnimmt. Die Umgebungen von Rio Janeiro endlich sind sehr angenehm, und bieten mancherlei Spaziergänge dar. Schon die neuen Vorstädte mit ihren Gärten und Grasplätzen sind sehr ausenthalft, und gewähren eine Art städtischen Land(Beschluß folgt.) s zellen. Russische Jäger auf Spitzbergen. Bekanntlich hat Spitzbergen keine regelmäßige Bevölkerung. Dagegen halten sich jedes Jahr, eine gewisse Anzahl russischer Abentheurer, als Jäger daselbst auf. Sie segeln auf einem, eigends für sie bestimmten Schiffe, jedesmal im höchsten Sommer, von Archangel dahin ab, und sind mit den nöthigen Vorräthen, an geräuchertem Fleische, Mehl, Molken und Brennholz in Ueberfluß versehn Die Molken dienen ihnen zum Brodbacken, sd wie zum antiscorbutischen Getränk. Jetzt bauen sie sich an den Buchten und Einfahrten Hütten, oder bessern die schon vorhandenen aus, und jagen nun Bäre, Rennthiere, Füchse u. s. w. auf dem Lande, mit großer Emsigkeit. Zu gleicher Zeit stellen sie den Wallrossen nach, deren Thran ihre Lieblingsspeise ist, auch sammeln sie Dannen verschiedener Seevögel ein. Nach Jahr und Tag werden sie, wie gesagt, durch andere ihres Gleichen abgelößt. Redakteur: Fischer. Bekanntmachungen. In einem hiesigen Handlungshause kann ein junger Mann, sowohl für Comtoir= als andere im Geschäfte vorkommenden Arbeiten, gegen ein angemessenes Salair Beschäftigung finden. Die Expedition sagt wo? Recht dicke, warm gesütterte, Warschauer=Schlafröcke, wollene gehäckelte Brust=Schwals(Letztere die Kinder besonders für Kälte schützend) und fertige Bettdecken von ganz neuem Zeug und Wolle, sind außer einer großen Auswahl Zeugenen, Safstanenen, Kalbledernen und gewalkten wollenen Winterschuhen für Herrn, Damen und Kinder sind fortwährend zu haben bey Franz Roettgen, Brücke=Ecke Nr. 35 am Römerplatz. Alle diejenigen, welche an der Hinterlassenschaft der zu Mehlem verstorbenen Eheleuten Franz Speckmann, und Anna Maria Zumdahl, Forderungen zu haben vermeinen, werden ersucht, dem unterzeichneten Notar ihre Schuldbriefe, oder in derer Ermangelung, ihre Rechnungen binnen 8 Tagen vorzulegen. Bonn, 10. Januar 1826. Kamp, Notar. (Hierbei die Beilage Nr..) Verl. Büschler'sche Buchdruckerei und Zeitungs=Expedition, Münsterplatz Nro. 115.