8 Erscheint: Dienstags, Donnerstags und Samstage. Bezugspreis für den Monat 1.00 Mark. Schriftleitung: Joseph Bochum, Grevenbroich. Druck und Verlag von Gebr. Bochum, Grevenbroich. Fernsprecher Nr. 65 und 262 Nr. 99. 1. Blatt Deutschland. Vom deutschen Arbeitsmarkt. Trübe Aussichten. Berlin, 20. Aug. Die Zahl der Erwerbslosen und Unterstützungsempfänger betrug am 1. August 197 000. Die Zahl der wirklich Erwerbslosen liegt jedoch wesentlich höher. da nur ein Teil der Arbeitslosen Unterstützung erhält. Nach den Zahlen der Arbeitsnachweise standen 1.1 Millionen Arbeitssuchenden 645 000 offene Stellen gegenüber. Es blieb also ein Ueberschuß an Arbeitslosen von 455 000. Diese Zahl dürfte ungefähr ein richtiges Bild der Lage auf dem Arbeitsmarkt geben. Im allgemeinen kann der Arbeitsmarkt jetzt als stetig angesehen werden. Besonders un günstig ist die Lage auf dem industriellen Arbeitsmarkt. Während allgemein auf 100 offene Stellen 171 Arbeitsuchende kommen, beträgt die entsprechende Zahl der Arbeitsuchenden im Berg bau 195, der Metallverarbeitung 223 und des Spinnstoffgewerbes 262. Sehr ungünstig ist die Lage des Arbeitsmarktes für Angestellte. Auf 100 freie kaufmännische Stellen kamen 801 männliche und 360 weibliche Bewerber. Für die Techniker betrug die Andrangszahl 848. Auch die Andrangszahl für freie Berufe ist mit 257 bei männlichen und 184 bei weiblichen Bewerbern als wenig günstig anzusehen. Eine weitere Verschlechterung der Lage des Arbeitsmarkts ist im Herbst mit dem Ausfall des größten Teils der landwirtschaftlichen Arbeit zu erwarten. Die neuen Lebensmittelzölle treten am 1. September in Kraft. Düsseldorf, 20. Aug. Der Industrie= und Handelskammer in Düsseldorf ist auf Anfrage bei der Reichsregierung heute mitgeteilt worden, daß die neuen Lebensmittelzölle unabhängig vom Zeitpunkt der Verkündigung der Zolltarifnovelle bereits am 1. September dieses Jah res in Krast treten. Inkrasttreten des Gesetzes über Zolländerungen. Berlin, 20. Aug. Das am 12. August vom Reichstag genehmigte Gesetz über Zolländerungen tritt für Getreide, Müllereierzeugnisse, Malz, Vieh, frisches Fleisch und Zucker am 1. September, für Wein aus handelspolitischen Gründen erst am 16. Oktober, für alle übrigen Waren mit Ausnahme der Ferrolegierungen der Tarifnummer 869 B am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft. Die erforderlichen umfangreichen Ausführungsvorschriften werden rechtzeitig erscheinen, insbesondere werden die Neudrucke des Gebrauchszolltarifs, des Warenverzeichnisses und der Anleitung für Zollabfertigung spätestens Ende September herausgegeben werden. Die neue Regelung der Einfuhrscheine. Berlin, 20. Aug. Ueber die Neuregelung der Einfuhrscheine für Getreide usw. haben in den letzten Tagen zwischen den zuständigen Abteilungen und den Interessentengruppen Besprechungen stattgefunden, die allerdings noch nicht endgültig abgeschlossen sind. Nach den bisherigen Verhandlungen wird sich die Gültigkeit der Einfuhrscheine auf folgende Getreidearten erstrecken: Roggen, Weizen, Spelz, Hopfen und Getreide, die gegenseitig vertretbar sein sollen Es soll also auf die Einfuhr von Gerste z. B. Roggen zur Ausfuhr freigegeben werden. Ueber den Umfang der Einfuhrmengen sind noch keine Bestimmungen getroffen worden. Um Härten zu vermeiden, soll bei den Ein= und Ausfuhren eine Uebergangszeit bis zum 31. Dezember dieses Jahres vorgesehen werden. Der Jugendtag der Hermannsfeier. Detmold, 20. Aug. Im Rahmen der Hermannsfeier fand gestern in Detmold und am Hermannsdenkmal ein großer Jugendtag der lip pischen Schulen statt, an der üver siebentausend Kinder teilnahmen. Anschließend daran bewegte sich der Festzug mit mehreren Musikkapellen und vielen Fahnen durch die festlich geschmückte Stadt zur Grotenburg, wo am Hermannsdenkmal eine Samstag, den 22. August 1925. Das 25jährige Jubiläum des Zeppelinbaues. Der Begrüßungsabend. Friedrichshafen, 20. Aug. Die große Festveranstaltung zum 25jährigen, Jubiläum des ersten Zeppelins begann heute abend mit einer Begrüßungsfeier im Saale der Zeppelin Luftschiffbaugesellschaft. Unter den Gästen be merkte man den Reichswehrminister Dr. Geß ler, den Reichsverkehrsminister Krohne, Reichstagspräsidenten Loebe, den bayerischen Ministerpräsidenten Held, die früheren Minister Steger wald und von Knilling und viele andere Namen von Klang. Die Stadt Friedrichshafen hatte reichen Flaggenschmuck angelegt. Der Saalbau war festlich mit Grün und den blauweißen Hausfarben des Grafen Zeppetin geschmückt Auch die Angestellten und Arbeiter des Werkes mit ihren Familien nahmen an der Feier teil, wobei den Mitarbeitern, die bereits von Anfang an an dem Werke mitbauten, besondere Ehren; plätze zugewiesen wurden. Nach kurzen Begrü ßungsworten Dr. Eckeners nahm Kommerzienrat Golzmann das Wort zu längeren Ausführungen, die er vor allem an die Wegbereiter und Mitarbeiter des Zeppelinwerkes richtete. Er erinnerte daran, daß die erste Feier dieser Art im Jahre 1913 zum 75. Geburtstag des Grafen Zeppelin veranstaltet worden sei, als es nach Jahren schweren Ringens endlich gelungen war, das Unternehmen auf feste Füße zu stellen. Inzwischen seien die Stürme des Krieges und der Nachkriegszeit über Deutschland gezogen, und über dem Werke Zeppelins hängen die drohenden Wolken der Bestimmungen des Friedensvertrages. Trotzdem sei heute das Empfinden: Glaube, Liebe und Hoffnung. Ehrend gedachte der Redner dann der Mitarbeiter des Werkes, besonders Dr. Eckeners und Dr. Dueters, und gab darauf einen zusammenfassenden Ueberblick über die Geschichte des Zeppelinwerkes von seiner Gründung an. Er erwähnte, daß das Werk während des Krieges, als zu erkennen war, daß die Armeeluftschiffahrt nur Opfer an Menschenleben und Material kostete, Ludendorff gebeten habe, sobald wie möglich ein Ende zu machen, weil diese Waffe nur in der Hand der Marine Wert habe. Vier Wochen später war die Armeeluftschiffahrt aufgegeben. Die Erzeugung des Werkes wurde auf die Hälfte herabgesetzt. Das sei nicht geschäftsmäßig, doch im Geiste des Zeppelins gewesen. Der Redner schilderte darauf die schwere Lage des Zeppelinwerkes in der Gegen wart. Trotzdem, fuhr er fort, werden wir, die wir aus der Schule Zeppelins kommen, die Hoff nung nicht aufgeben, daß es gelingen wird, auch über die schwere Zeit hinwegzukommen und das Werk aufrecht zu erhalten. Schließlich spiegelt große Kundgebung stattfand. Den Schluß der Feier bildete die Wiederholung des Festspieles: Die Hermannsschlacht“ von Kleist.— Nächsten Sonntag veranstaltet der„Allgemeine Deutsche Automobilklub" als Abschluß der Hermannsfahrt eine Fahrt auf der zweihundert Kilometer langen Strecke rund um das Hermanns=Denkmal. Die Bischofskonferenz an Nuntius Pacelli. Berlin. 20. Aug. Da die Uebersiedlung des Nuntius Päcelli nach Berlin mit der diesjähri gen Tagung der Bischofskonferenz in Fulda zusammenfällt, hhat die Konferenz dem Nuntius folgendes Be grüßungsschreiben übersandt: Vom Grabe des Apostels Deutschlands senden die zur Bischofskonferenz versammelten Oberhirten deutscher Diözesen Ew. Exzellenz zu Uebersiedlung nach der Reichshauptstadt ehrerbietigen Gruß und erflehen reichlichsten Segen für Ew. Exz. umsich tiges Wirken in unseren gemeinsamen Sorgen. Deutsche Arbeitnehmergelder für Frankreich. Dresden, 20. Aug. Gegenwärtig wird vom Allgemeinen Verband der Bankangestellten, der zum Afa=Bund gehört, zur Geldsammlung unter den deutschen Bankangestellten— auch den Nichtmitgliedern ihres Verbandes— aufgerufen um die im Streik befindlichen französischen Bankbeamten zu unterstützen. Zu diesem Zweck hat die Berliner Zentrale des genannten Verbandes vorgedruckte Listen in Umlauf gesetzt. Der Deut sche Bankbeamtenverein, Gau Sachsen, warnt seine Mitgliedet vor den Sammlungen. unser Werk die Lage des deutschen Vaterlandes wieder. Im Namen der Mitarbeiter des Werkes dankte Herr Schoob für die herzlichen Worte des Kommerzienrats Colzmann. Er sagte im Namen sämtlicher Arbeiter, daß die Leitung des Werkes sich darauf verlassen könne, daß der gleiche Geist die Arbeiterschaft auch weiter beseelen werde. Nach Musikvorträgen und der Vorführung des historischen L. Z.=Films fand die Begrüßungsfeier ihren Abschluß. Die öffentlichen Veranstaltungen, bei denen Dr. Eckener die Hauptrede halten wird, finden Freitag statt. Begrüßungstelegramm des Reichskanzlers an Dr. Eckener. Berlin, 21. Aug. Das Begrüßungstelegramm des Reichskanzlers an Dr. Eckener hat folgenden Wortlaut: „Der Luftschiffbau=Zeppelin=Gesellschaft sende ich zum heutigen Gedenktage des 25jährigen Bestehens der Zeppelin=Luftschiffahrt herzliche Grüße und Glückwünsche. Das Kulturwerk, das der unvergeßliche Graf Zeppelin und seine bewährten Mitarbeiter schufen, hat bei uns und in der ganzen Welt berechtigte Anerkennung gefunden. Ich wünsche und hoffe, daß es gelingt, dieses völketverbindende Werk im Sinne einer friedlichen Entwicklung der Nationen fortzuführen. Glück ab!“ Glückwunschtelegramme zum Zeppelin=Jubiläum. Friedrichshafen, 20. Aug. Krupp von Bohlen hat zum Zeppelin=Jubiläum folgendes Telegramm gesandt: „Zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen sende ich herzliche Glückwünsche. Mögen dem Unternehmen viele weitere glänzende Erfolge trotz jetzt fast unüberwindlich scheinender Schwierigkeiten beschieden sein und der Name des unvergeßlichen Begründers auf seinen Luftschiffen durch die ganze Welt getragen werden.“ Sven Hedin sandte folgenden Glückwunsch „Denkt stolz an die ruhmreichen Jahre, die hinter Euch liegen, zurück und vorwärts zu neuen Taten! Lenkt schaffensfreudig den Blick und baut ein Schiff, das führe zum Pol den Namen Zeppelin. So wünscht es Euch am Ehrentage Sven Hedin.“ Außerdem sind Glückwunschtelegramme einge gangen u. a. von der Leitung des Norddeutschen Lloyd, der Hamburg=Amerika=Linie, dem Luft fahrerverband und dem sudetendeutschen Studentenverband. suche. In amerikanischen Finanzkreisen sei man der Ansicht, daß die belgische Regierung diesen Betrag mühelos zusammenbringen könne. Neben Frankreich und Italien wird auch Südslawien im Oktober eine Kommission nach Washington entsenden, die über eine Anleihe mit den Großbanken verhandeln wird. Der belgische Franken ist in Neuyork gestern auf die Nachricht von der Unterzeichnung des Kriegsschuldenabkommens um acht Punkte gestiegen. Frankreich. Frankreichs Schuldenverhandlungen mit Amerika. Neuyork, 20. Aug. Die amtlichen Stellen in Washington wurden von Frankreich verständigt, daß die französische Schuldenkommission sich Mitte September nach Amerika begibt, um dort die Verhandlungen über die Schuldenregelung Frankreichs an Amerika aufzunehmen. In Washingtoner maßgebenden Kreisen erklärt man, daß sowohl Italiens als auch Frankreichs eventueller Versuch, die Schulden vor und nach dem Waffenstillstand zu trennen, bestimmt scheitern würde. Die fortschreitende Räumung Düsseldorfs. Programmäßiger Verlauf. Paris, 20. Aug. Der„Matin“ meldet aus Düsseldorf, daß der Abzug der französischen Truppen gestern programmäßig begonnen habe und am kommenden Dienstag beendet sein werde. Die französische Garnison in Düsseldorf umfasse zur Zeit eine Infanterie=, zwei Kavallerie und zwei Artillerieregimenter, zusammen sechstausend Mann. Gestern seien vier Sonderzüge abgegangen. Mit Ausnahme von zwei Truppen verbänden, die nach Frankreich zurückbefördert würden, bezögen die übrigen Truppen ihre Garnisonen jenseits des Rheins, der vom 2. August ab die Grenze der Besatzung nördlich von Köln bilden werde. Wiederaufnahme der deutsch=spanischen Handelsvertragsverhandlungen Madrid, 20. Aug. Die Blätter beschäftigen sich eingehend mit dem deutsch=spanischen Handelsvertrag, Sie rechnen damit, daß die Handelsvertragsverhandlungen im Septembei wieder aufgenommen werden. Man werde versuchen, ein Provisorium zu schaffen, um einen Zollkrieg zu vermeiden. Belgien. England. Englische Unzufriedenheit mit den belgisch=amerikanischen Schuldenverhandlungen. Paris. 20. Aug.„Daily Mail“ ist mit der belgisch=amerikanischen Schuldenregelung weniger zufrieden. Sie kann kaum mit dem Geiste in Uebereinstimmung gebracht werden, der die anderen Regierungen beseelt hat, als der Vertrag von Versailles unterzeichnet wurde oder bei der Pariser Konferenz im vergangenen Jahre, als die endgültige Abmachungen für die Teilung der deutschen Reparationszahlungen nach dem Dawesplan getroffen wurden. Während die Vereinigten Staaten gegenwärtig von Großbritannien, Belgien und Deutschland bezahlt würden und ferner mit Frankreich in Verhandlungen stünden, erhält Großbritannien von seinen Schuldnern außer eigenen Empfängen aus dem Dawesplan nichts. Wellenprüfung im europäischen NRadioverkehr. London, 20. Aug. Auf Anregung der In ternationalen Radio=Union werden am 31. August mitternachts alle 150 europäischen RadioStationen gleichzeitig ein Zweistunden=Programm senden, um die Wellenlängen zu prüfen und nötigenfalls Abänderungen zu treffen, falls sie mit anderen kollidieren sollten. Italien. Belgien nimmt eine neue Anleihe in Amerika auf. Paris. 20. Aug.„Neuyork Herald“ mel det aus Washington, daß Belgien eine Anleihe von fünfzig Millionen Dollar aufzunehmen verItalienische Marinemanöver. Rom, 19. Aug. Der König wird sich am Donnerstag in Begleitung zahlreicher hoher Persönlichkeiten zur Teilnahme an den am 24 August beginnenden Marinemanövern auf dem Kriegsschiff Savoia nach der sizilianischen Küste einschiffen. Amerika. Die erste Frau in diplomatischen Diensten. Bern, 20. Aug. Als erste Gesandtschaftssetretärin ist der amerikanischen Gesandtschaft in Bern Miß Luci Llenatcherson zugeteilt worden. Sie gehört zu einer der ersten Frauen, die sich dem diplomatischen Beruf zuwenden. Miß Llenatcherson hat im Jahre 1922 das zum Eintritt in den auswärtigen Dienst der Vereinigten Staaten nötige Examen bestanden und ist die erste Frau, die in der diplomatischen Vertretung ihres Landes Verwendung findet. Vor ihrem Eintritt in den Staatsdienst bekleidete sie den Posten einer Sekretärin der Universität Chicago. Asien. Fortsetzung des chinesischen Boykotts gegen England. London, 20. Aug. Wie aus Hongkong gemeldet wird, ist der Oberkommandierende der englischen chinesischen Flotte, Vizeadmiral Edwin Sinclair, gestern an Bord des Schiffes „Peterfile" nach Kanton gereist. Der Besuch wird mit dem von der Kanton=Regierung erlassenen Verbot für die dritische Schiffahrt in Verbin dung gebracht. Die britische Regierung widmet der Lage in Kanton größte Aufmerksamkeit. Man sieht die Maßnahmen der Kanton=Regierung in London als außerordentlich schwere Vertragsverletzung gegenüber den ausländischen Regierungen durch China an. Nach einem Timesbericht aus Hongkong sind für die Beendigung des anti=britischen Boykotts noch immer keine Anzeichen vorhanden. Er bringt dem englischen Handel angeblich täglich einen Verlust von 240 000 Pfund. Viele Firmen beginnen bereits mit der Verminderung ihres Personals. In britischen Kreisen in Hongkong beklagt man sich bitter über die Untätigkeit der britischen Regierung. Auch in Schanghai wird die Untä tigkeit der britischen Regierung als sehr entmutigend empfunden. Der Finanzminister der Kantonregierung ermordet. London. 20. Aug.„Exchange Telegraph“. berichter aus Hongkong, daß der Finanzminister in Kanton, Siuchungoi, heute morgen ermordet wurde. Entführung britischer Missionare in China. Lonoon. 21. Aug. Wie aus Peking gemeldet wird, sind der englische Bischof, sechs Missionare und vier englische Damen in der Provinz Tse=Tachuan von Räubern entführt worden Ortsnachrichten. Grevenbroich, den 22. August 1925. — Rheinische Jahrtausendfeier des Kreises Grevenbroich. Das in voriger Nummer mitgeteilte Programm wird insofern eine kleine Aenderung erfahren; als nach der um 9½ Uhr festgesetzten Kreistagssitzung und Amtseinführung etwa um 10½ Uhr zunächst auf Einladung der Stadt Grevenbroich eine Begrüßung durch die Stadtvertretung Grevenbroich im Hotel Lersch stattfinden wird. Die übrigen Punkte des Programms werden sich alsdann um eine kurze Zeit verschieben. — Kraftpostlinien. Der ursprüngliche Plan, eine Kraftpostlinie von Wevelinghoven nach M.Gladbach einzurichten, mußte wegen die Schwierigkeit der Wagenunterstellung geändert werden. Die Linie wird nunmehr von Grevenbroich ausgehen u. über Bedburdyck, Neuenhoven, Giesenkirchen und Schloß Rheydt nach M.Gladbach führen. Daneben wird noch eine Rundfahrt Grevenbroich, Wevelinghoven, Kapellen, Bedburdyck. Grevenbroich eingerichtet werden. Da mit der Fertigstellung der Kraftwagenhalle in Grevenbroich bis zu Anfang September zu rechnen ist, ist die Inbetriebnahme dieser beiden Linien zum gleichen Zeitpunkt in Aussicht genommen. Es sind zunächst drei Fahrten täglich in beiden Richtungen vorgesehen. — Ernennung. Herr Studienassessor Wegmann vom hiesigen Progymnasium ist zum Studienrat ernannt worden. — Reit=, Renn= und Fahrverein des Kreises Grevenbroich und Umgegend e, V. Da die in voriger Nummer gebrachte Notiz versehentlich nur unvollständig zum Abdruck gelangte, sei sie hiermit in ihrem ganzenUmfange wiedergegeben Der Reit=, Renn= und Fahrverein des Kreises Grevenbroich und Umgegend E. V. veranstaltet am Sonntag, den 30. dieses Monats ein Reit= und Fahrturnier auf der früheren Rennbahn zu Wevelinghoven. Der Beginn ist auf nachmittags 2 Uhr festgesetzt. Das Programm besteht aus Reitprüfungen und Gespannprüfungen, Jagdspringen, Flachrennen sowie Trabreiten und Fahren. Wie wir erfahren, liegen bereits 125 Meldungen mit rund 80 Pferden vor; gewiß eine gute Vorbedingung, die, da auch die Reiter, wie wir beim Training zu sehen Gelegenheit hatten, ganz Hervorragendes in Spring= und Dressurprüfung leisteten, den Zuschauern einen guten Sport zu bieten verspricht. Das Programm nennt die Namen unserer bekanntesten Herrenreiter aus der Umgebung. Es kommt beim Turnierreiten bei Spring=, Eignungs= und Dressurprüfungen in erster Linie auf die Reiter und dann erst auf das Pferdematerial an. Ein sehr hoher Herr hat vor ungefähr 30 Jahren einmal gesagt:„Eigentlich ist im Leben alles leicht!", worauf ihm einer seiner treuesten Untertanen geantwortet hat:„Jawohl, bis zu einer gewissen Mittelmäßigkeit ist alles leicht, der nächste Schritt darüber hinaus aber schon verdammt schwer!“— So ist es besonders bei der Reitkunst, und wer sich etwas von dieser Kunst ansehen will, das über das edle Mittelmaß hinausgeht, wer überhaupt ein Herz für Pferde hat und sich noch einen fröhlichen Sinn für einen edlen Sport bewahrt hat, der besuche das Turnier am Sonntag, den 30. dieses Monats; er wird gewiß auf seine Kosten kommen. Wir wünschen dem Reit=, Renn= und Fahrverein des Kreises Grevenbroich und Umgegend ein herrliches Reiterwetter, der Besuch wird dann nicht fehlen; wir hoffen auch, daß die Turniere des genannten Vereins sich zu Glanzpunkten in der Reihe der hippologischen Veranstaltungen auswachsen werden.— Im übrigen verweisen wir auf die An zeige in der heutigen Nummer dieser Zeitung. — Antennen nicht an Gebäuden von Denkmalswert. Wie der amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, weist der preußische Kultusminister in einem Schreiben an die Regierungspräsidenten darauf hin, daß das=Anbringen von An tennen an Gebäuden von Denkmalswert nicht den Interessen der Denkmalpflege entspricht. Insbesondere führen Außenantennen an den weithin sichtbaren, allgemein auffälligen und die Umgebung beherrschend überragenden Kirchtürmen zu einer Schädigung dieser meist historisch und künstlerisch wertvollen Bauwerke sowie zu einer Schädigung des Ortsbildes. Der Minister ersucht daher, Antennen an Gebäuden von Denkmalswert nur ausnahmsweise dann zu genehmigen, wenn dringende öffentliche Interessen dies erfordern. — Umrechnung und Nachzahlung der Versorgungsgebührnisse nach dem Reichsversorgungsgesetz! Durch das 3. Gesetz zur Abänderung des Reichsversorgungsgesetzes und anderer Versorgungsgesetze ist die Umrechnung der Grundbeträge und Zahlungen für die rückliegende Zeit notwendig geworden. Die hierdurch dem Versorgungsamt erwachsende außerordentliche Arbeits last zwingt zu der Maßnahme, daß das Versorgungsamt bis zum 25. September ds. Is. für jeden Publikumsverkehr geschlossen bleibt außer Donnerstags von 8 bis 12 Uhr vormittags, für ganz besonders dringende Fälle. Es liegt im Interesse aller Versorgungsberechtigten von allen Gesuchen, Anträgen, Anfragen usw. bis zum 25. September ds. Is. nach Möglichkeit abzusehen, um die mit der Erledigung derartiger Anfragen verbundene Mehrarbeit zu ersparen. — Polizeibericht: Zur Anzeige kamen 2 Kraftwagenführer und zwar einer, weil er den Kraftwagen während der Dunkelheit nicht beleuchtet, und der andere, weil er nicht abgeblendet hatte, zwei Personen wegen Mißhandlung und Beleidigung, 3 Personen wegen Bettelei 1 Radfahrer wegen Nichtbeleuchtens seines Fahrrades, 1 Radfahrer wegen Befahrens der Erckensgasse, 2 Personen wegen Sachbeschädigung und Widerstandsleistung, 1 Person wegen Fundunterschlagung. In Haft kam 1 Person wegen Betrugs, 2 Personen wegen Landstreicherei und 1 Person wegen Unterschlagung. Es kamen noch zur Anzeige ein Einbruchsdiebstahl, wobei 2 Fahrräder und etwa 17 Pfund Butter gestohlen wurden. Noithausen, 20. Aug. Das für den nächsten Sonntag angesetzte Stiftungsfest des Leichtathletikklubs kann nicht stattfinden, da der junge Verein 145 Mark Lustbarkeitssteuer zahlen soll (Eing.) Gustorf, 20. Aug. Am 4., 5., 6. und 7. Oktober feiert die hiesige Kirmesgesellschaft im herrlichen und geschmückten Saale von Wilhelm Theißen ihr diesjähriges Stiftungsfest, verbunden mit allerlei Ueberraschungen. Hatte der junge Verein es doch schon im verflossenen Jahr bewiesen, daß er ein Fest im richtigen Sinne eines Volksfestes zu seiern versteht. Konnte im vorigen Jahre der„Zachäus" erst am letzten Kirmestage erscheinen, weil er sich auf der „Brautreise" befand, so ist es uns doch in diesem Jahre vergönnt, denselben schon am Samstagabend in feierlichem Zuge abholen zu können, und uns an allen Kirmestagen herzliche Freude zu bereiten. Er wird nicht, wie im vorigen Jahre, mit dem Zuge kommen; sondern, da er inzwischen das Radfahren gelernt, per Rad eintreffen, Auch ist noch hervorzuheben, daß der Hahnenkönig am Sonntagabend in feierlichem Zuge abgeholt wird. Wie im vorigen Jahre wird auch diesmal das Orchester in vorzüglicher Weise besetzt werden. Möge dem jungen Verein ein Blühen und Gedeihen beschieden sein.(Alles Nähere in der letzten Nr. dieser Zeitung vor der Kirmes). Odenkirchen, 20. Aug. Der Pfarrer und Dechant von der Helm aus Odenkirchen ist von seiten des Kardinals Dr. Schulte zum Ehrendomherrn an der hohen Domkirche in Köln ernannt worden, und zwar anstelle des vor einigen Monaten verstorbenen Ehrendechanten Tils in Köln. M.Gladbach, 20. Aug. In den gestrigen Verständigungsverhandlungen zwischen den Vertretern der vereinigten Arbeitgeberverbände und den Vertretern der Gewerkschaften der Textilindustrie von M.Gladbach, Rheydt und Umgebung kam es gestern abend zu einer Einigung dahingehend, daß die Aussperrung der 40 000 Textilarbeiter verhindert wird. Die Kündigung wird von seiten der Arbeitgeberverbände wieder zurückgenommen und der als verbindlich erklärte Schiedsspruch, der eine sechsprozentige Lohnerhöhung vorsieht. ausgeführt. Zu der Einigung in der Textilindustrie im M.GladbachRheydter Industriebezirk wird uns weiter mitgeteilt: Die im Schiedsspruch vorgesehenen Lohnerhöhungen werden durchgeführt, und zwar nicht nur für die Zeitlohnarbeiter, sondern auch für die Akkordarbeiter. Ebenso erfolgt eine Nachzählung für die zurückliegende Zeit. Neuß, 21. August. Bürger=Schützenverei n. Bis gestern, Donnerstag abend, war eine Genehmigung zur Abhaltung des diesjährigen Schützenfestes nicht eingetroffen. Infol=, gedessen hat das Komitee einstimmig beschlossen, von der Feier des Schützenfestes auch in diesem Jahre abzusehen. Die zur Vorbereitung des Festes noch zur Verfügung stehende Zeit ist zu kurz, daß von einer erfolgreichen Bearbeitung u vollkommenen Durchführung des Festes keine Rede mehr sein kann. Gleichzeitig wird an die Mitglieder des Schützenvereins und an die ganze Bürgerschaft die dringende Bitte gerichtet, den Beschluß des Komitees in Würdigung der obwaltenden Verhältnisse zu respektieren und mit Ruhe hinzunehmen. Uebersiedlung des päpstlichen Delegaten Nuntius Pacelli nach Berlin. Nuntius Pacelli ist soeben in Berlin eingetroffen, woselbst er ständig Wohnsitz nehmen wird. Er verwaltete bisher die päpstlichen Gesandtschaften in München und Berlin. Nach Abschluß des bayrischen Konkordats und nach Fertigstellung des päpstlichen Gesandtschaftspalais im Tiergartenviertel wird der Nuntius dauernd in Berlin residieren. Die Ernennung des Nuntius Pacelli zum Kardinal soll bevorstehen. Schutzmaßnahmen für Polizeibeamte. Vor kurzem ging durch die Presse die Mitteilung, daß bei der Festnahme eines Mörders, der sich in dem Dachgeschoß einer Grunewald=Villa bei Berlin verbarrikadiert hatte, die Polizeimannschaften Schutzpanzer anlegen mußten. Der rabiate Mörder eröffnete auf die gegen das Haus vorgehenden Kriminal=Schutzleute aus einer Mehrlade=Pistole das Feuer und schoß auch nachher, als dieselben vor der Tür angelangt waren, durch diese. Es ist klar, daß das Leben unserer Kriminalschutzleute durch ein solches Vorgehen von verzweifelten Mordgesellen auf das Schärfste gefährdet ist, und es ist Pflicht der Behörde, sie mit einem ausreichenden Schutz zu versehen. Unsere Abbildung zeigt den bei der Festnahme in Anwendung gelangten Panzer und Kopfschutz der auch von anderen Polizeiverwaltungen Deutschlands eingeführt werden soll. Düsseldorf, 20. Aug. Dr. Eckener wird, wie wir erfahren, die im nächsten Jahre stattfindende Große Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen besuchen und im neuerbauten Planetarium der Großen Ausstellung über seine Arbeiten und Pläne sprechen. Der genaue Zeitpunkt für diesen Besuch kann erst dann festgesetzt werden, wenn seine gegenwärtigen großen Pläne zur Durchführung gelangt sind. Düsseldorf, 20. Aug. Der Verein Deutscher Eisengießereien, Gießereiverband, veranstaltet vom 23. August bis 11. September hier seine 4. Gießereifachausstellung. Ihr liegt der Gedanke zugrunde, die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Befruchtung der gesamten Gießereitechnik zu zeigen. Die wissenschaftliche Abteilung ist nach fünf Hauptgruppen geordnet, die das ganze Fachgebiet der Gießerei umfassen. Urfeld, 20. Aug. Ein Bubenstreich gemeinster Art ist auf der Köln=Bonner Landstraße zwischen Urfeld und Widdig verübt worden. Ueber die Straße wurde ein Drahtseil gespannt. Ein Motorradfahrer fuhr mitten in der Nacht in voller Geschwindigkeit gegen das Seil. Seine Begleiterin wurde schwer verletzt. Den eifrigen Nachforschungen der Polizei ist es bisher leider noch nicht gelungen, die Burschen zu ermitteln. Bonn, 20. Aug. Hier hat sich ein junger verheirateter Akademiker vergiftet, der ohne Erwerb war und dessen Frau als Angestellte in einem großen Unternehmen den Lebensunterhalt verdienen mußte. Diese Verhältnisse gingen dem jungen Manne so zu Herzen, daß er sich das Leben nahm. Trier, 20. Aug. Die staatliche Winzerkreditaktion wird auf Anordnung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, der mit ihrer Durchführung beauftragt war, am 25. August geschlossen. Da Anträge von Winzern auf Gewährung von Kredit, die nach diesem Zeitpunkte gestellt werden, nicht mehr berücksichtigt werden können, werden lt. K. Vztg. alle Winzer, die die Kredite noch nicht in Anspruch genommen haben, durch Bekanntmachung der einzelnen Landräte aufgefordert, ihre Anträge vor diesem Zeitpunkte einzureichen. Ferner wird darauf hingewiesen, daß voraussichtlich am 1. September eine Nachzahlung auf die bisher bewilligten Kredite in einer Höhe von etwa 30 Prozent an denjenigen Winzer ohne besonderen Antrag erfolgen wird, die auch den ersten Kredit in Anspruch genommen haben. Duisburg, 20. Aug. Der Arbeiter Kurt Hoff hatte wiederholt einem Hausbewohner die Zeitung weggenommen. Das Schöffengericht verurteilte ihn wegen fortgesetzten Diebstahls zu 14 Tagen Gefängnis, Aus die Berufung des Staatsanwalts verschärfte die Strafkammer das Urteil auf einen Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte drei Monate beantragt. Anholt, 20. Aug. Der Fürst zu Salm=Salm empfing auf seinem hiesigen Schlosse den Besuch des Erzherzogs Friedrich von Oesterreich, seines Sohnes Albrecht, der beiden ältesten. Söhne des früheren deutschen Kronprinzen und des Oberhofmeisters der Königin von Holland. Marburg a. d. Lahn, 19. Aug. Der Hilfsmonteur Fritz Brosius, der den Landbriefträger Adam Schmidt ermordete u. beraubt hatte, wurde heute vormittag hier enthauptet. Die letzte Hinrichtung in Marburg fand 1864 statt. Pirmasens, 20. Aug. Während der Fahrt nach Pirmasens stieg plötzlich aus dem Motor des Personenautos der Firma Anschütz in Pirmasens eine hohe Stichflamme empor, die im Nu den ganzen Wagen in Flammen setzte. Von den Insassen wurde eine Frau getötet. Mehrere Personen trugen schwere Verletzungen davon. Die Verletzten fanden im hiesigen Krankenhaus Aufnahme. Thorn, 20. Aug. Die Anfang Mai durch das gewaltige Hochwasser verursachten Einbrüche im Weichseldamm bei Scharnau, die große Ueberschwemmungen zur Folge hatten, sind noch nicht nachgeschüttet worden, so daß durch das jetzige Hochwasser wieder die niedrig gelgenen Ländereien weithin überschwemmt wurden. Bochum, 20. Aug. Heute vormittag wurde der 24 Jahre alte auf der Stationskasse in Wanne beschäftigte Gehilfe Erdt beim Ueberschreiten des Geleises im Wanner Bahnhof von einem Eilzug erfaßt und sofort getötet. Erdt hinterläßt Frau und Kinder, Paris, 20. Aug. Aus verschiedenen Teilen Frankreichs werden schwere Gewitter gemeldet. In Cheralles schlug der Blitz in die Stallungen eines Großgrundbesitzers ein. 50 Kühe und Ochsen wurden getötet. Zahlreiche Straßen der Stadt sind völlig überschwemmt. Ein langer schwerer Hagelschlag hat großen Flurschaden in der ganzen Umgebung angerichtet. In Melun wurden zahlreiche Bäume entwurzelt, Telegraphenleitungen zerrissen und die Ernte schwer beschädigt. Die ganze Stadt ist ohne Licht. Der älteste deutsche Bergmann verunglückt. erne, 20. Aug. Auf der Zeche Mont Cenis verunglückte gestern der 79 Jahre alte Hauer Kunnertz. Er erlitt eine Quetschung, an der er gestern abend noch gestorben ist. Kunnert ist der älteste Hauer der Zeche und gleichzeitig der älteste aktive Bergmann. Deutschlands. Er war Veteran von 1864, 1866 und 1870/71. * Ein Inflationsopfer. Schleiz, 21. Aug. In Schleiz hat der einstige Besitzer der Schleizer Zeitung, Emil Hoffmann, ein tragisches Ende gefunden Wegen eines Herzleidens mußte er vor dem Kriege seine Buchdrückerei, in deren Verlag die Schleizer Zeitung erscheint, verkaufen. Da er sein ganzes Vermögen durch Krieg und Inflation verloren hat, hat der betagte Mann sich mit Gas vergiftet. Eifersuchtstat. Sotten. 21. Aug. Aus Eifersucht gab der Schneider Frank aus Busenborn auf dem Bahnhof Rainrod auf seine Geliebte drei Schüsse ab, die aber glücklicherweise nur den Arm verletzten. Frank machte dann einen Selbstmordversuch, traf sich aber selbst nicht, sondern verletzte einen Reisenden. Der Täter wurde festgenommen. Blutvergiftung durch einen Wespenstich. Worms, 21. Aug. In das hiesige Krankenhaus wurde ein Bahnarbeiter eingeliefert, der bei der Arbeit auf der Strecke bei Haßloch von einer Wespe gestochen worden war, wodurch er eine schwere Blutvergiftung erhalten hatte. Schmuggel. Straelen. 21. Aug. In Westerbroek hatte ein Händler von hier bei einem Landwirt seinen Hafer gedroschen und benutzte diese Gelegenheit, beim Abholen einer Fuhre Stroh darunter mehtere hundert Pfund Kaffee in Säcken von 25 Pfund zu verstecken. Ein Zollbeamter, dem die Sache verdächtig vorkam, untersuchte auf dem Hofe das Fuhrwerk und fand den Kaffee, der darauf beschlagnahmt wurde. Bei einer darauf vorgenommenen Haussuchung wurden noch acht Pfund holländischer Tabak gefunden. — Das Zündholz. Risorgimento zufolge setzte auf dem Flugplatz von Mal Pensa bei Mailand ein Soldat unvorsichtigerweise beim Anzünden einer Zigarette im Inneren der Flugzeughalle ein Benzinfaß in Flammen. Aus Furcht vor Strafe schleuderte er das brennende Gefäß mit einem Fußtritt zur Tür hinaus, vor dem zwei Fliegersoldaten standen. Diese wurden sofort von den Flammen eingehüllt und erlitten trotz sofortiger Hilfe so schwere Brandwunden, daß sie auf dem Weg ins Spital verstarben. — Bürokratius ist nicht abgebaut. Wie wenig der Erlaß des Verkehrsministers über kaufmännisches Denken in den Eisenbahnbetrieben hier und da gewirkt hat, zeigt folgendes, in einer westfälischen Stadt passiertes Geschichtchen: Eine Firma hatte nach Holstein eine Kiste Fleisch verschickt, die aber am Bestinangsort nicht angekommen war. Holstein beschwert sich. Die Firma ruft die Güterabfertigung an. Bescheid: Schriftliche Beschwerde einreichen, für Gebühren 20 Pfennige in Briefmarken beilegen. Man schreibt nach Wunsch und legt zwei Briefmarken zu je zehn Pfennig bei. Nach einigen Tagen kommt folgende portopflichtige Dienstsache: Herrn N. N. zurück, mit dem Ersuchen um gefl. Beifügung von Fünf=PfennigFreimarken, da die hiesige Güterkasse für zehn Pfennig Freimarken keine Verwendung hat. gez. Unterschrift. Das Fleisch wird wohl mittlerweile schlecht geworden sein, aber die verantwortlichen Leute betr. Güterabfertigung brauchen es ja nicht zu essen. Jedenfalls hat Büro kratius gezeigt, daß er nicht daran denkt, sich abbauen zu lassen. Wir haben ihn doch auch so nötig. — Ein lustigess Jägerstückchen. Dieser Tage trug sich in der Nähe eines Schwarzwalddorfs eine ergötzliche Begebenheit zu. Die Hunde einer Jagdgesellschaft brachten dort einen Hasen auf, der direkt dem Dorf zugetrieben wur de und sich zuletzt in einer Wagenremise verstecken konnte. Es gelang den Jägern den Hasen lebendig zu fangen. Jetzt wurde beraten, welchen Tod Meister Lampe erleiden sollte. Schließlich entschied man sich für Erschießen. Gesagt, getan. Man band den Hasen an einen Baum, ein wackerer Schütze zielte und schoß die Schnur entzwei. Der Hase sprang lustig übers Feld; die Jagdgenossen brauchten für den Spott nicht zu sorgen. — Ein vollkommener Bürgermeister. Eine Braunschweiger Zeitung mel det aus Schöppenstedt: Ein tüchtiger Schwimmer und Sportfreund ist unser Bürgermeister Baron Bei Eröffnung der hier neuerbauten Badeanstalt sprang er nach seiner Eröffnungsrede, gleichsam um die Bedeutung seiner Worte über die Notwendigkeit des Badens für die Förderung der Gesundheit zu unterstreichen, in voller Bekleidung, im Frack, mit vollendetem und schneidigem Kopf sprung ins Wasser, um als Erster das Becken zu durchschwimmen. Ganz Schöppenstedt ist stolz auf diese Art amtliche Eröffnung seiner Badeanstalt durch seinen schwimmkundigen Bürgermeister. — Mittelalterliches aus dem „Reich der Mitte“. Vor einigen Tagen ist in Peking der Dr. Howard vom RockefellerInstitut von chinesischen Banditen gefangen genommen worden. Die Bande verschleppte ihn und verlangt jetzt ein beträchtliches Lösegeld Falls das Lösegeld nicht innerhalb einer bestimm ten Frist gezahlt wird, ist angedroht worden, daß der Gefangene erschossen werden soll. — Infolge Explosion einer Spiritusflasche brannte nach einer Meldung aus Koburg in Ehnes eine Puppenfabrik mit dem benachbarten Wohnhaus und einem Nachbarhaus vollständig nieder. Der Inhaber der Fabrik, Kirchner, erlitt bei der Explosion so schwere Brandwunden, daß er bald darauf starb Ein Beitrag zum modernen Siedlungswesen. Der Haus= und Grundbesitzerverein von Grevenbroich und Umgegend e. V. bittet uns um Aufnahme folgender dem„Grundeigentum" entnommenen Zeilen Zurzeit wird bei einer größeren Anzahl Behörden Berlins ein Schreiben in Umlauf gesetzt, welches folgenden Wortlaut hat: Berlin, den Der Wohnungsbeauftragte. Betr„Beamtenwohnungen in Wittenau. „P. P. teile ich ergebenst mit, daß der Preußische Staat und der Magistrat Berlin den Zins= und Tilgungssatz des Staatsbo###ns bezw. der Hauszinssteuerhypothek fur die 50 Beamtenhäuser der Gemeinnützigen Bauvereinigung Wohnungsuchender in Berlin W. 35, Karlsbad 29. die sich in Wittenau an der Oranienburger Chaussee befinden, herabgesetzt hät. Für jedes der Häuser ergibt sich nunmehr folgende Belastung: a) Jährliche Zinsen... 91—8 1. Hypothek der Württembergischen Pfandbriefanstalt zu 9,5 Prozent 741 Mt. 2. Staatsdarlehen: 4000 Mk. statt 5 Proz. nur 1 Prozent 40 Mt. 3. Hauszinssteuerhypothek 7000 Markt statt 3 Prozent nur 1 Prozent 70 zusammen 851 Mk. b) Jährliche Tilgung...— 1. Staatsdarlehen 4000 Mk. 1 Prozent 40 Mk. 2. Hauszinssteuer 7000 1 Prozent, die Tilgung fällt für das Jahr 1925 fort. „ 40 Mk. c) Jährliche Verwaltungsbetriebskosten nach Angabe der Gemeinnützigen Bauvereinigung ausschließlich Wasser, elektrisches Licht und Gas 132 Mt. Gemäß dem Ersuchen des Oberpräsidiums bitte ich ergebenst die bei der dortigen.... beschäftigten Beamten von der erfolgten Ermäßigung der Zinsen in Kenntnis zu setzen und den Beamten anheimzustellen, sich mit der Gemeinnützigen Bauvereinigung in Verbindung zu setzen, falls sie ein Siedlungshaus erwerben wollen.“ Interessant an dieser Aufforderung ist zunächst der angegebene Zinsfuß von 1 Prozent jährlich, der für die aus dem Althausbesitz herausgepreßten Hauszinssteuern verlangt wird. Man scheint es schnell vergessen zu haben, daß es in der Vergangenheit gerade diejenigen waren, die heute Nutznießer dieses Systems sind, welche sich nicht genug darüber entrüsten konnten, daß die Hauseigentümer an ihren eigenen Häusern„nur“ 30 oder 40 Prozent Eigenkapital besaßen. Heute ist es offenbar durchaus richtig, ein Eigentum zu erwerben, ja sich fast schenken zu lassen auf Kosten derer, die man früher nicht genug beschimpfen konnte. Abgesehen aber davon, wird der Haus= und Grundbesitz, soweit er demnächst Anträge zur Hergabe von Hauszinssteuerbeträgen zwecks Reparatur des Altwohnraumes zu stellen genötigt ist, mit gleichem, ja mit viel besserem Recht fordern können, daß auch er mit keinem höheren Zinsfuß als 1 Prozent jährlich für die dargeliehenen— aus seinen Mitteln stammenden— Beträge zu rechnen haben wird. Lehrreich ist aber der in dem Schreiben geforderte Verwaltungskostenbetrag der Gemeinnützigen Bauvereinigung von jährlich 132 Mark pro Wohnung. Die Häuser in Wittenau, welche hier in Frage kommen, sind meist so gebaut, daß vier sogenannte„Eigenheime“ unter einem Dach vereinigt sind. Obwohl also diese Häuser Kauflustigen bereits verkauft sind, legt man den Käufern zur Besoldung und Erhaltung eines nach getätigtem Verkauf völlig überflüssigen Verwaltungsapparats eine jährliche Mehrbelastung von 132 Mark pro Wohnung auf. Zur Unterhaltung einer also zweckund nutzlosen Einrichtung werden die Siedler mit einem Betrage belastet, der annähernd so hoch ist wie der gur Verzinsung und Amortisation der„öffentlichen Mittel“ erforderlich ist. Der organisierte Haus= und Grundbesitz darf wohl erwarten, daß es nur dieses Hinweises bedarf, um den Herrn Volkswohlfahrtsminister davon zu überzeugen, daß der in der„gesetzlichen“ Miete enthaltene Betrag von 5 Prozent Verwaltungskosten im Altwohnraum im Vergleich zu dem von der Gemeinnützigen Bauvereinigung geforderten Betrage viel zu gering ist, und daß er endlich durch einen angemessenen, der wirklichen Arbeitsleistung entsprechenden Betrag abgelöst wird. Im übrigen läßt die Herabsetzung des Zinsfußes vermuten, welchen„Zustrom“ das Siedlungswerk in Wittenau hat. Was bei der„ungeheuren“ Wohnungsnot doch immerhin zu denken geben sollte. Zwar wird man versuchen, die bisherige Unverkäuflichkeit der Siedlungen auf die durch die hohe Verzinsung bedingte Belastung zurückzuführen. Dies muß aber so lange ein nutzloses Unterfangen bleiben, wie man nach dem Muster des städtischen Nachrichtendienstes, Berlin, mit Zahlen von Wohnungsuchenden operiert und stets behauptet, daß die Verteilung des Altwohnraumes nach sozialem Gesichtspunkten erfolge. Wenn sich schon jetzt der Verkauf der Siedlungshäuser so schwierig gestaltet, daß Land und Stadt die vom Althausbesitz aufgebrachten Mittel fast zinslos vergeben mussen, um überhaupt Siedler zu ködern, so ist mit Leichtigkeit vorauszusehen, daß alle mit den Nachteilen moderner Siedlungsbauweise versehenen Eigenheime(wo vom Eigentum nur recht bedingt gesprochen werden kann) in dem Augenblick unverkäuflich werden, wo die Mieten im Althaus hoffentlich nicht nur dank der Steuerpolitik eine Höhe erreicht haben, welche die durch die Zwangsgesetzgebung künstlich herbeigeführte Raumverschwendung beseitigt haben wird. Dieser Zeitpunkt wird es auch sein, wo die in den Siedlungen sitzenden Anglücklichen die ihnen aufgebürdeten Lasten infolge frühzeitigen Einsetzens von Reparaturen nicht mehr zu tragen vermögen und wo sie ihrer in das Grundstück hineingesteckten Sparpfennige beraubt, die Zwangsversteigerung über sich ergehen lassen müssen. Dann werden die Hauszinssteuerhypotheken den Weg gehen müssen, den die Bauabgabe seinerzeit gegangen ist, nämlich ebenso restlos verlorengehen, wie jene. orläufig haben noch die„Gemeinnützigen“ das Wort. Trotzdem dürfte die Zeit nicht mehr fern sein, wo Vernunft und Wirtschaftlichkeit auch im Wohnungswesen wieder ausschlaggebend sein werden. Neueste Meldungen. Die Uebergabe der Antwortnote. Berlin. 21. Aug. Havas berichtet heute aus Paris, daß die Ueberreichung der französischen=Antwortnote am kommenden Montag erfolgen werde. Die Veröffentlichung sei für kommenden Freitag vorgesehen. Ein Berliner Blatt hatte schon vorher, offenbar aus französischer Quelle, berichtet, daß die Uebergabe der Note „im Einvernehmen mit der deutschen Regierung auf Montag verschoben worden sei, da in Berlin der Wunsch bestand, die gleichzeitige Veröffentlichung des Wortlauts sowohl in Berlin wie in Paris sicherzustellen.“ Dazu kann festgestellt werden, daß diese Meldung nicht den Tatsachen entspricht. Die Alliierten sind bisher weder wegen des Zeitpunktes der Uebergabe der Note, noch wegen des Zeitpunktes ihrer Veröffentlichung an die Reichsregierung herangetreten. Gesellschaftsabend in Friedrichshafen. Friedrichshafen, 21. Aug. Heute abend veranstaltete der Luftschiffbau Zeppelin im Kurgartenhotel ein Essen, das gesellschaftlichen Charakter trug. Dr. Eckener begrüßte die Gäste mit herzlichen Worten und dankte namentlich den Vertretern der Reichs= und Länderregierungen sowie der Presse für ihre Hilfe am gemeinsamen Werk. Ein Prolog des Münchener Dichters Fritz v. Ostini verschönte den Abend. Samstag findet ein Besuch des Geburtshauses des Grafen Zeppelin in Konstanz und eine Erinnerungsfeier an seinem Denkmal statt. Ehrengrabmal für Friedrich Ebert. Berlin. 21. Aug. Wie die„Voss. Ztg." berichtet, hat die Reichsregierung dem Künstler Peter Behrans den Auftrag gegeben, ein Ehrenmal für das Grab des Reichspräsidenten Ebert auf dem Heidelberger Bergfriedhof herzustellen. Die Leichen der im Kriege gefallenen Söhne Eberts sollen gleichfalls nach Heidelberg überführt werden und zu beiden Seiten des Grabes des Vaters ihre letzte Ruhestätte finden. Die Gräber werden dann durch eine lebende Hecke zu einem Familiengrabe vereinigt. Die Ausschmückung und Unterhaltung des Grabes Eberts geschieht auf Kosten des Reiches. Coolidge unterzeichnet das belgisch=amerikanische Schuldenabkommen. Neuyork, 21. Aug. Präsident Coolidge hat in Northampton das Schuldenabkommen mit Belgien unterzeichnet. Aufnahme amerikanischer Rundfunkdarbietungen in England. London, 21. Aug. Die Versuche der britischen Rundfunkgesellschaft, die ameritanischen Rundfunkprogramme auf die eigenen Sender zu übertragen, sind zum günstigen Abschluß gebracht worden. Die Gesellschaft teilt jetzt mit, daß sie in den nächsten Wochen imstande sein wird, regelmäßig die amerikanischen Programme auszusenden. Rund 175 000 Arbeitslose in Polen. Warschau, 21. Aug. Die Zahl der Arbeitslosen betrug laut amtlicher Statistik am 15. August in ganz Polen 174729. Am stärksten#ist die Zahl der Arbeitslosen in Oberschlesien gestiegen. 100 Jahre deutscher Rheindampfer. Mainz, 21. Aug. Am 14. September 1825 wurden die ersten Dampfschiffe auf dem Rheinstrom in Betrieb gesetzt. Anhaltender Vulkanausbruch in Griechenland. Athen. 21. Aug. Der Vulkan auf der Insel Santorin speit fortgesetzt immer stärker werdende Lavamassen aus. Das große Los. Berlin. 21. Aug. Das große Los beider Abteilungen in Höhe von je 500000 Mark ist nach Berlin gefallen. Die glücklichen Gewinner sind kleine Beamte und Kaufleute. Ruhrfälle in Karpin. Stettin. 21. Aug. Wie aus Karpin gemeldet wird, ist dort eine größere Anzahl von Ruhrerkrankungen zu verzeichnen. Zwei Kinder, deren Mutter an Ruhr erkrankt war, sind der Krankheit bereits erlegen. Verhaftung eines Mitinhabers der Firma I. Molinari-und Söhne. Breslau. 21. Aug. Der bisherige Mitinhaber der Firma l. Molinari und Söhne, Arnold Grzimek, ist am Donnerstag wegen betrügerischer Manipulation bei der fallierenden Firma I. Molinari und Söhne, die Gustav Freytag in„Soll und Haben“ verewigt hat, verhaftet worden. Modehaus Drecell in Konkurs. Berlin. 21. Aug. Die seit 4 Jahren bestehende Damenmodenfirma Ch. Drecell, Berlin Budapester Straße, hat Konkurseröffnung beantragt. Die Ursache des Zusammenbruchs ist, wie die„Deutsche Konfektion" mitteilt, in großen Verlusten und der sehr schleppenden Zahlungsweise der Kundschaft, die sich aus der besten Berliner Gesellschaft zusammensetzt, zu suchen. Die Schreckenstat eines Kindes. Paris. 21. Aug. Der Spieltrieb eines neugierigen Knaben ist, wie aus Madrid gemeldet wird, einer Landwirtsfamilie in Osa de Montel(Provinz Valdepenas) zum Verhängnis geworden. Die Hausfrau hatte zum Abendessen einen Hammelkopf zubereitet. Die Zurichtungen wurden im Beisein des neugierigen Knaben getroffen, der zusah, wie die Augen herausgestochen und die Ohren abgeschnitten wurden Nach der Mahlzeit begab sich die Familie mit Ausnahme des Knaben und eines mehrere Wochen alten Babys zur Verrichtung von Land arbeiten auf das Feld. Der zurückgebliebene Knabe, der der Zurichtung des Hammelkopfes von Anfang bis zu Ende beiwohnte, wollte das Experiment an seinem kleinen Bruder wieder holen. Mit einem Küchenmesser bewaffnet näherte er sich dem Kinde und begann, ihm dabei die Augen herauszustechen. Als er noch an den Ohren herumschnitt, kam der Vater heim und packte, vom Zorn übermannt, den Sohn, den er mit solcher Wucht gegen die Wand schleuderte, daß das Gehirn herausspritzte. Kölner Getreidebörse. Amtlicher Preisbericht der Kölner Produkten= und Warenbörse vom 21. August. Es notierten in Mark die 100 kg. Frachtlage Köln: Weizen, inländischer.. „„ alter Roggen, inländischer Hafer, hiesiger...... norddeutscher ausländischer Wintergerste, inländische Sommergerste, inländische Mais, grover kleiner Raps, prima strocken... Roggenmehl Weizenmehl 70proz. Weizenkleie, brutto mit Sack Rübkuchen, lose Palmkuchen, lose Leinkuchen, lose Soyaschrot, brutto mit Sack Zuckerschnitzel, lose.. inländ Wiesenheu, lose, neues dito gepreßt. inl. Kleehen, neues Kleeheu, inl., altes Roggenstroh, gepreßt. Weizenstroh, gepreßt... Haferstroh, gepreßt... Roh=Melasse..... 23.25—23,50 00,00 0,00 1775—1900 18,00—18 50 410 0—00 0. 20 50—22 50 21.00—21.50 24.50—25 0 22 25- 22 50 00.00—00 00 0.00 00 00 29 50—30,50 3700—38 0 1 50—145 15 75—16 00 17.50—19 50 24 50—25.25 22.50—22 75 0 0.10—0 100 7 00— 8.00 810— 9 0 80—10.00 0•,00— 000 2.50— 2,80 2,50— 2 80 2 20 10,00 Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange unserer lieben Mutter sagen wir hiermit allen, insbesondere dem kath. Arbeiterverein, dem Mütterverein und den Pfarrangehörigen unseren tiefempfundenen Dank. Geschwister Hütges. Orken, den 21. August 1925. Reitaurant Adler, Grevenbroich. Morgen Sonntag von 11 bis 1 Uhr Frühschoppenkonzert, und ab 5 Uhr Rünstlerkonzert, unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Kurzweg. Es ladet freundlichst ein M. Draeken. Rchtung! Neuheit! Dersuchen Sie bitte das neue oviginal amerik. ChocoRahmeis. Wer es einmal probiert, ist dauernder Abnchmer, weil ein hochwertiges Rahrungsmittel Für Jamilienfestlich heiten. Gesellschaften, Hochzeiten elo. ehr geeignet, da tagelang haltbar. Dortion nur 40 Tjg. Nur im Café Deden zu haben. Monditovei-Cajé Deden, Grevenbroich am Bahnhoj. Jernruf 219. * Stimmungsbericht: Die Getreidepreise schwächten sich ab auf mangelnde Kauflust, wie überhaupt die heutige Börse in matter Stimmung verlief. Pferdebesitzer! Bevor ihr eure Schlachtpferde verkauft, wendet euch an meine Adresse. Zahle die anz Bender, Roßischlächterei. Grevenbroich: Bahnstr. 20, Fernspr. 245; Düsseldorf: ORfühlenstr. 15-17, Fernspr: 6040. Zwangsversteigerung. Am Dienstag, den 25. August 1925, vormittags 10 Uhr, werde ich in Garzweiler(Sammelplatz Wirtschaft Mertens): 24 neue Wagenräder, 4 Rollen Maschendraht, 2 neue Dezimalwagen, 1 Butterfaß zum elektrischen Antrieb. 1 Chilestreumaschine, 1 Kastenwagen, 1 Ofen, etwa 1500 kg. Eisenstäbe, 1 Schreibtisch, 1 Bücherschrank, 1 Sekretärschrank, 1 Plüschsofa, 1 Waschmaschine, 1 Schreibmaschine iii dlich meistbietend gegen gleich bare Zahlung versteigern. Verkauf findet bestimmt statt, Beyer, Obergerichtsvollzieher in Grevenbroich. In besserem Hause möbl. Mans.=Zimmer an besseren Herrn zu vermieten. Näheres in der Geschäftsstelle dieser Zeitung Ordentliches Mädchen (nicht unter 18 Jahren) für kleinen Haushalt (3 Personen) gesucht. EGindorf, Hauptstraße 40, Drei anständige Herren finden Kost und Logis in bürgerlichem Hause. Wevelinghoven, Poststraße 9, 1. Etg. Mädchen oder Frau für halbe Tage in der Woche zum Putzen gesucht. Auf der Schanze 1. Lehrmädchen gesucht. Josef Heffels, Bahnstraße 11. Statt jeder besonderen Anzeige. Gestern abend verschied nach hurzer Hrankheit infolge eines Schlaganfalis meine gute Frau, unsere liebe Nutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante Frau Ottilie Schüler geb. Strücher. Im Namen der Hinterbliebenen Carl Schüler, Fabrikdirektor in Grevenbroich, s. Zi. Bad Salaschlirf, den 18. August 1925. Die Binäscherung hat in aller Stille in Friedberg stattgefunden. Wir bitten, von jeder Beileidsbezeugung Abstand nehmen au wollen. Empfehle mich im Bügeln Herrenwäsche. Oelgasse 2. Heinrich Schürmann, Grevenbroich, Steinweg 1., hält sich bei Bedarf in besseren Schuhwaren bestens empfohlen. Neueste Form, prima Qualität, billigste Preise. Reparaturen gut und preiswert. Für die mir anläßlich des Hinscheidens meiner lieben Frau erwiesene herzliche Teilnahme spreche ich hiermit allen meinen innigsten Dank aus. Peter Schmitz. Grevenbroich, im August 1925. Für die Beweise herzlicher Teilnahme und die zahlreichen Kranzspenden bei der Beerdigung meines lieben Mannes sage ich allen, besonders den Angestellten und Arbeitern der Maschinenfabrik Grevenbroich herzlichsten Dank. Frau Wwe. Heinrich Esser. Mühlrath, den 21. August 1925. Katholischer Gottesdienst in Grevenbroich. 12. Sonntag nach Pfingsten. Hl. Messen: 6. ½8 und ½10 Uhr: Hochamt ½3 Uhr: Andacht. An Werktagen: Hl. Messe: 7¼ Uhr. Weber oder Weberinnen auch junge Kräfte zem Aulernen gesucht. Anton Walraf Söhne. Drucksachen den Bürobedarf wie Briefbogen und Amschläge Rechnungen Mitteilungen Postkarten, gewöhnliche und für Schreibmaschine Geschäftskarten Liefer= u. Empfangsscheine Quittungen und Wechsel Frachtbriefe „ Anhänger Gelbe PostpaketBegleitadressen Aufklebezettel liefert in bester Ausführung = Buchdruckerei Gebr. Bochum, Grevenbroich Gründung 1831. Fernsprecher 65 und 262 Verloren: Aktentasche Grevenbroicher Bahnhof. Da Papiere für den Finder wertlos, bitte gegen Belobnung von 20 Mark abzugeben in der Gärtnerei Schellens. Andreas Behr das Haus der guten Qualität. Ich empfehle in großer Auswahl: Madrasgarnituren Garnit. 6,90 Mk. Stores Etamine mit Einsatz Stück 1.98„ Scheiben-Gardinchen Paar 0,98„ Gardinenstoffe dpp. breit Meter 1.50 Gardinenstoffe einf. breit„ 0,59 Wachstuche- Tischlinoleum Läuferstoffe- Tischdecken preiswert Besichtigen Sie bitte meine Schaufenster. Grevenbroich Mädchen, 25 Jahre alt, in Küche und Hauswesen erfahren sucht Stelle, am liebsten in Grevenbroich. Angeb. unter H. J. 18 an die Geschäftsstelle. Reit-, Fahr- und Spring-Turnier des Kreis Sülicher Reit- und Fahrvereins am 20. September, nachmittags 2 Uhr 30 Minuten, auf dem Jülicher Sportplatz. Reitprüfungen, Jagdspringen, Gespannprüfungen. Teilnahmeberechtigt sind die Mitglieder des Kreis Jülicher Reit= und Fahr=Vereins, sowie aller Reiter=Vereine derjenigen Kreise, die an den Kreis Jülich anstoßen, sofern dieselben dem Provinzial=Verbande angeschlossen sind. In Betracht kommen also die Kreise: Aachen=Land, Düren, Bergheim, Grevenbroich, Erkelenz und Geilenkirchen. Wer bei der Veranstaltung keine Mitgliedskarte seines Vereins bei sich führt, ist von der Teilnahme unbedingt ausgeschlossen Die Ausschreibungen erscheinen in der Beilage der Niederrh. Bauernzeitung:„Der ländliche Reit= und Fahrsport“, und sind bei Herrn Nicolaus Deuser, Hottorf, Post Ameln, zu beziehen. Nennungsschluß 8. September. Keine Nachnennungen. Einsätze beifügen. Nennungen ohne Einsatz ungültig. Bei der Nennung Angabe von Alter, Farbe, Geschlecht und Name des Pferdes, Abstammung, Name des Besitzers und Züchters. Sauberes, fleißiges und ehrliches Mädchen für einige Stunden vormittags gesucht. Angebote unter K. B. an die Geschäftsstelle dieser Zeitung. Geschäftseröffnung! Mache der Hervenwelt von Mevelinghovrn hierdurch bekannt, daß ich ein Friseurgeschäft Kölnerstr. 7 eröffnet habe und halte mich höflichst empfohlen. Hub. Chelen, velinghov u. Komm! Prüf! Kauf! Billige Partie Zigarten. Günstige Gelegenheit für Händler und Wirte! 4 60 Mk 100 Stück 4 80„ S.„„„ 6.80„ 8 20„„„ 9.60„ 10—„„ 0 I.„„„ 12.20„ K S„„ 6 3.30„ Pfg. Banderole 7 8„ 10„ 200„ 15„ 15„ 200„ 20„ 30„ Zigarillos und Billige Partie Zigaretten. 7.50 Mk. die Mille 1 Pfa.Banderole 2 S.„„„*„„ Sämtliche bekannte: Zigaretten, Rauch=, Kau Schnupftabak billigst. Nicht Gefallendes wird zurückgenommen Paul Bärlag, Tabakwarengroßhandlung. Köln. Au St. Agatha 17, gegenüber d. Blindgasse, Fernruf Mosel 4041. Kein Detail Steckenpferd-Seife die beste Lilienmischseife für zarte weisbe Haut. Dapier Die billigste Bezugsquelle für: echt Pergament und Ersatz, Einwickelpapiere aller Art, Tischtuchpapiere, auch Damastpressung, Servietten, Butterbrotpapiere, Packpapiere aller Art. Popierwerk ITleichior Meuer& Co., Neuß, Tückingstraße 42, Fernsprecher 788 und 935. einischer Grevenbroich. 3 Samstag, den 22 August, Sonntag und Montag „Vater (Um seines Kindes Glück). deutscher Großfilm in 5 Akten. „Im letzten Moment“ 5 Akte nach dem Leben gezeichnet. Hierzu eine Naturaufnahme. Reit-; Renn- und Fahr-Verein des Kreises Grevenbroich u. Umgegend SsssV. Reitturnier am Sonntag, 30. August 1925, nachm. 2 Uhr, auf dem Rennplatz Wevelinghoven bestehend in Reitprüfungen, Jagdspringen, Flachrennen, Trabreiten und-fahren, Gespannprüfungen. Während des Rennens Konzert. Mandolinen=Quartett „Waldesrausch“ Orken feiert am Sonntag, den 23. August 1925, sein 1. Stiftungsfest bestehend aus Wanderburschen=Propaganda=Tag unter Mitwirkung auswärtiger Vereine. Festprogramm: Morgens 11 Uhr Empfang auswärtiger Vereine. Nachmittagg"3 Uhr großer Festzug durch den geschmückten Ort. Anschließend daran Konzert mit Preisverteilung im renovierten Volksgarten des Herrn Paul Gerhards (vorm. Dönig). Von 4 Uhr ab großer Festball im Saale des Herrn Heinrich Esser. Zu zahlreichem Besuche laden ergebenst ein Der Festausschuß. Der Vorstand. EREE S N 0 Vecher gross u. klen, beseitigt Kukirol du und zwar schnell, sicher, unblutig und schmerzlos. Aerztlich empfohlen. Vielmillionenfach bewährt. Packung 75 Pig. Das Kukirol-Fußbad verstärkt die gute Wirkung des Kukirol-Hühneraugen-Pflasters, kräftigt Muskeln und Sehnen und verhütet Pußschweiß, Wundlaufen und Brennen der Füße. Doppelpackung 50 Pfg., Probepackung 30 Pfg. Der Kukirol-Streupuder wirkt desinfizierend, schont die Strümpfe und ist für Wanderer und Sportsleute unentbehrlich. Blechstreudose 1 Mark. Jedes Kukirol-Präparat ist einzeln erhältlich! Alle drei Präparate zusammen sind als Kukirol-Kur in einer Sonderpackung für nur 2 Mark in fast allen Apotheken und Drogerien zu haben, bestimmt aber in den nachstehenden Kukirol-Verkaufsstellen: RSC äk X 4 4 c — A LAIATENITICEHNHIEIEMIIU CEEIEN-E * Spitzbergen norwegisch. Unter allgemeiner Teilnahme durch Flaggenschmuck und Salutschießen in ganz Norwgen fand soeben die feierliche Einverleibung Spitzbergens in das norwegische Reich statt. Der Staatsakt wurde von dem norwegischen Justizminister in der Advent Bei vorgenommen. Spitzbergen führt von nun an den Namen Svalbard. Unser Bild zeigt die Funkenstation Green Harbour auf Spitzbergen. Das„zweite Gesicht“ in Westfalen. Von Bruno Grabinski, Iserlohn i. W. Westfalen ist das Land des Spukes und der Vorgeschichte, sagt schon Schücking, und mit Recht Denn unter den Ländern und Gegenden, wo das Zweite Gesicht in besonderem Maße beobachtet worden, nimmt einen entschieden hervorragenden Platz, in Deutschland den ersten, das Land des weißen Sachsenrosses, jene vielberufene rote Erde ein, auf deren Scholle der Dreizehnlindendichter fand, was er suchte: Blasse, blonde, stille Menschen, Träumerische, ahnungsreiche— Nächtlich flattern Geisterschemen Durch die Heid', um Moor und Teiche. In der Tat: neben Schottland ist das alte Westfalen, das schon ein Humanist des 16. Jahrhunderts„die Heimat der Seher“ genannt, das klassische Land dieser wundersamen Erscheinung Die eigentlichen Stätten der„Vorgeschichte" sind hier das waldgrüne, gebirgige Sauerland, d. h sas alte kurkölnische Westfalen südlich von Lippe und Haarstrang, sowie das träumerische heidereiche Münsterland. Nur wer selbst ein Kind der westfälischen ehrenwürdigen Erdscholle ist, vermag das Atmen und Wehen ihres Geistes zu spüren. „Man muß“, sagt Levin Schücking,„auf den Heiden Westfalens tagelang selber umhergeschweift, stundenlang auf einem seiner Hünengräber sinnend gesessen und der braunen Unendlichkeit mit den Blicken nachgeschleift haben, um ganz empfinden zu können, wie eine solche Umgebung dem Gemüte eine entschiedene Richtung in seine eigene Tiefe gibt.“ Und so ist ein fast träumerisch gemütreiches, nach innen gekehrtes Sinnen und Denken, sowie eine ernste, ihre eigene Wege ziehende Betrachtung der Weltdinge von einer nüchternen, geregelten Lebensweise umflossen, zumal bei der eingesessenen Landbevölkerung von Altwestfalen noch immer viel zu finden. Gar wenig neues tritt in ihren Kreis, und so ist das Alte, das Ueberlieferte, ihr ewig geworden und heilig. Das ist der Einfluß einer über Berg und Ebene, über Hügel und Heide still gelagerten Natur, der Geist der Einsamkeit und das Weben eines abgeschiedenen Tagewerks: günstige Bedingungen für das Walten der Vorgeschichte.— Zur Bonsen, der bekannte westfälische Verfasser der viel gelesenen Schrift„Das zweite Gesicht" nennt dieses Gesicht„eine zum Bilde gestaltete Ahnung" und dürfte damit wohl die treffendste Erklärung liefern. Bekannte Seher in Westfalen, von denen es zu allen Zeiten eine ganze Anzahl gab, waren u. a.„Aeolen Bernd“ im Münsterland, ein gewisser„Wickenthies"(Wahrsager=Matthias) Wessel Dietrich Eilert, gen. Jaßper in Deinninghausen bei Mengede, gest. 1833, Peter Schlinkert aus Meschede, der sog.„Junge von Elsen“, ein einäugiger Bauer im Dorfe Elsen bei Paderborn der Köhler Johannes Willecke bei Sundern, gest. 1860, Matth. Droste in Grafschaft bei Schmallenberg, Bernhard Heinrich Wildenhaus in Ummeln bei Ahaus, der u. a. den Brand der Stadt Ahaus voraussagte, Kaspar Todt in Wamel bei Körbecke, Landwirt Adam Grüne, gen. Rüsse in Drüggelte a. d. Haar, gest. 1890, Johann Hülsmann zu Merfeld bei Dülmen, Bernhardt Leismann in Ascheberg, gest. 1906 und andere mehr. In den letzten zwanzig Jahren sind vor allem eine ganze Anzahl den gebildeten Stämmen angehörende Seher festgestellt worden, wie auch der Dreizehnlindendichter, der prakt. Arzt Fr. Wilhelm Weber, ein Westfale, mit dem Zweiten Gesicht behaftet war. Seitdem ich in Westfalen ansässig bin, ist es mir gelungen, ebenfalls verschiedene„Spökenkieker" zu ermitteln und kennen zu lernen, darunter einen Lehrer und eine auf dem Lande wohnende Dame.„Das Zweite Gesicht", schrieb mir diese einmal,„ist ein seelisches, ein geistiges Schauen. Man meint freilich, den Vorgang mit dem leiblichen Auge wahrzunehmen, und dennoch ist es nicht so, denn sobald man das Bild mit größerer Aufmerksamkeit betrachten will, ist es verschwunden. Die glücklichsten Menschen sind es nicht, die mit einer solchen Veranlagung behaftet sind, das kann man mir glauben. Es sind nach meiner Meinung sehr feinfühlige, tiefempfindende Menschen. Durch die Ahnungen und Gesichte verdoppelt sich der Schmerz, den man empfindet, weil man das Unglück schon vorher beklagen muß und nachher, wenn es wirklich eintritt, noch einmal.“ Die betreffende Dame erzählte mir u. a. folgendes Erlebnis: Sie sei auf dem Wege in die elterliche Wohnung begriffen gewesen.„Der Rückweg führte mich", berichtete sie weiter, „durch ein romantisch schönes Tal(das Hönnetal im Kreise Iserlohn), in welchem ein paar hundert Männer in den dort angelegten Steinbrüchen arbeiteten. Es war gegen Mittag. Die Sonne prallte gegen die mächtigen, weißglänzenden Felsen. Ein großes Leid durchzog meine Seele, als ich auf die Männer blickte, die in lebensgefährlicher Höhe, dem Sonnenbrande ausgesetzt, das Bohreisen in das Gestein stießen. Das war eine mühselige, schweißtreibende Arbeit. In ernste Gedanken verloren, schritt ich langsam weiter, die Augen auf die Arbeiter gerichtet. Um die Lenden waren sie mit einem Strick umgürtet, der mit dem Ende an einem Baum befestigt war. Da plötzlich, es war wie ein Blitz, sah ich einen Mann abstürzen.„O Gott!“, schrie ich auf und preßte die Hände gegen die Brust. Wie angewurzelt blieb ich einige Augenblicke auf der staubigen Landstraße stehen und starrte nach der Unglücksstelle. Allein— der Mann stand ruhig da und handhabte das Brecheisen nach wie vor, und auch die anderen Arbeiter waren noch an ihren Plätzen. Zu Hause angekommen ging ich zur Mutter und meldete ihr das bevorstehende Unglück. Eine innere Bedrängnis überfiel mich und wurde so groß, daß ich heftig weinte. Gegen fünf Uhr wurde es mir besser, und ich sagte zur Mutter: „Jetzt ist es vorüber!“ Eine halbe Stunde später kamen Arbeiter aus den Steinbrüchen und berichten, daß ein Unglück geschehen sei. Ein Arbeitsgenosse, ein Oesterreicher, war kurz vor fünf Uhr abgestürzt und bald darauf gestorben“ Es sind Fälle bezeugt, in denen man versuchte, das Eintreffen des vorgeschauten Ereignisses zu verhindern, und gerade diese Versuche zur Verhinderung trugen zur restlosen Erfüllung des Gesichts bei. Schopenhauer sagt darüber:„Am auffallendsten ist die empirische Theorie der strengen Notwendigkeit alles Geschehenden beim Zweiten Gesicht. Denn das vermöge desselben oft lange KGAV TELIu VessmDAATywgmne dS Nichts hören die Leute lieber, als daß es dem andern auch schlecht gehe. * Wer amTelephon etwas anderes bespricht als das Unvermeidliche, verdiente es, daß er in alle Ewigkeit mit sich„verbunden“ bliebe. * Du bist sorglos? Egoist!— Du bist besorgt? Egoist! Heimchen. 18) Von Erich Ebenstein. 15. Kapitel. Die nächste Zeit brachte Frau Korab mancherlei Ueberraschungen. Erst kündigte ihr Herr Leo Satory an, daß er schon in den nächsten Tagen nach Frankfurt übersiedele. Doch brauche sich Frau Korab deshalb keine Sorgen zu machen wegen eines neuen Mieters, denn er beabsichtige sein bisheriges Zimmer als Absteigquartier zu behalten, da er ab und zu geschäftlich hier in der Stadt zu tun haben werde und alsdann viel lieber in seinem alten Zimmer als im Hotel wohnen würde. Der Mietzins bleibe selbstverständlich der gleiche, doch habe er natürlich auch nichts dagegen, wenn Frau Korab sich veranlaßt fühle, Steigerungen vorzunehmen. Dann erschien eines Tages kurz nach der Gesellschaft bei Kolbergs Frau Dorner bei ihr. Sie stehe vor der Abreise nach Hütewald und habe es sich nicht versagen können, Frau Korab vorher noch aufzusuchen, da sie ihr einen Vorschlag bezüglich ihrer Nichte machen wolle. Fräulein v. Warton sei ihr nämlich so außerordentlich sympathisch, und da sie einerseits gehört habe, Serena sei eine Waise, anderseits schon lange vergeblich Umschau halte nach einem jungen Wesen, das ihr in der Einsamkeit ihres durch die Verhältnisse bedingten zurückgezogenen Lebens Freundin und Gesellschafterin werde, so „Kurz, ich möchte fragen, Frau Korab, ob Sie mir Ihre Nichte mit nach Hütewald geben wollen? Vorerst als Gast und wenn es ihr bei mir gefällt, dann für immer. In diesem Fall würde ich selbstverständlich auch für ihre Zukunft sorgen“. Frau Korab war sehr erstaunt und— das sah man ihr an— nicht besonders erfreut über den Vorschlag. Sie hatte Serena vom ersten Tage an ins Herz geschlossen, als wäre sie ihr eignes Kind u. fühlte, daß auch Serena gern da war. Außerdem war sie ihr eine große Hilfe im Haushalt. Sie zu verlieren wäre ihr nach allen Richtungen hin sehr schmerzlich gewesen. Aber hier bot sich für Serena vielleicht eine Versorgung, die sie selbst ihr nie geben konnte und darum durften ihre eignen Wünsche bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Sie antwortete darum ohne Zögern. Serena ist selbstverständlich vollkommen frei zu tun, was ihr beliebt. Haben Sie bereits mit ihr gesprochen?“ „Noch nicht. Es schien mir korrekter, erst mit Ihnen zu sprechen und Ihre Einwilligung zu erbitten...“ „Die gebe ich selbstverständlich, wenn Serena sich für Ihren Vorschlag entscheidet. Ich werde Ihnen meine Nichte nun schicken und Sie mit ihr allein lassen, damit Sie in aller Ruhe mit ihr sprechen können.“ Frau Korab erhob sich und verschwand im Nebenzimmer. Gleich danach erschien Serena. Frau Minna begab sich inzwischen mit ihrer Arbeit in Viktors Kammer. Sie wollte auch nicht durch Zufall zur Lauscherin werden. Außerdem hatte sie gerade jetzt eine größere Postarbeit, die bis Ende des Monats fertig sein sollte, so daß sie jede Minute benützen mußte. vorher Verkündete sehen wir nochmals genau u mit allen Nebenumständen, wie sie angegeben waren, eintreten, sogar dann, wenn man sich sichtlich und auf alle Weise bemüht hatte, es zu hintertreiben oder die eintreffende Begebenheit wenigstens in irgend einem Nebenumstande von der mitgeteilten Vision abweichen zu machen: aber stets vergeblich, indem gerade das, was das Verkündete vereiteln sollte, allemal es herbeizuführen gedient hat.“ Vor kurzem hat Prof. zur Bonsen=Münster eine weitere Schrift unter dem Titel„Neuere Vorgesichte, 73 Selbstzeugnisse aus der Gegenwart“, veröffentlicht, in der er sehr interessante Fälle des Zweiten Gesichts bekannt gibt; diese Berichte sind besonders wertvoll, weil es sich bei den Sehern fast durchweg um gebildete Persönlichkeiten handelt. Er schreibt darin u. a.: „Ein bemerkenswerter Beleg für das Vorherwissen eines Todesfalles, der außerhalb des Bereiches der Wahrscheinlichkeit eintrifft, hat dem Herausgeber auch aus der nächsten Umgebung des verstorbenen Kardinal Erzbischofs von Hartmann in Köln vorgelegen. In dem am 27. Dezember 1919 geschriebenen Berichte heißt es folgendermaßen: „Se. Eminenz erhielten im Laufe des Sommers(1919) einen Brief, ich glaube aus Westfalen, der wörtlich ungefähr so lautet:„Ich habe das Zweite Gesicht. Eminenz werden in diesem Jahre sterben. Und das ist gut für Sie, denn sonst würden die Franzosen(!) Sie vertreiben.“ Kardinal v. Hartmann starb bekanntlich nach einer Krankheit von nur wenigen Tagen am 11. November 1919. Gerüchte, daß das Verbleiben des patriotischen Kirchenfürsten in Köln zuletzt gefährdet gewesen, sind anläßlich seines Todes in der Tat laut geworden.“— Das Zweite Gesicht tritt indessen auch in vielen Fällen bei einfachen, den unteren Schichten angehörenden Leuten, namentlich bei der Landbevölkerung auf. Besonders häufig ist es bei Schäfern.„Hast du schon mal“, schreibt I. Wormstall,„einen solchen, mit allen Fasern seines engen Daseins in der Scholle der roten Erde wurzelnden Mann da draußen beobachtet auf einsamer Flur? Hast du gesehen, wie er au einem Schüppenstab gelehnt, inmitten seiner weidenden Herde wie versonnen in die Ferne starrt und seinen Blick an den Horizont heftet, wo über Busch und Baum der Kirchturm seines Heimatdorfes in den dämmernden Abend emporragt? Da steht der Schäfer wie im Traum, Er schaut die Schlacht am Birkenbaum...“ MSEPENE e eSGe 1 LETTAEENT A Die Unterredung drüben dauerte sehr lange. Als Serena sie endlich holte, weil Frau Dorner sich vor dem Fortgehen noch von ihr verabschieden wollte, tat sie es mit gesenktem Blick und leise bebender Stimme. Frau Korab, der das Herz während der letzten halben Stunde immer schwerer geworden war stellte keine Frage. Schweigend folgte sie dem jungen Mädchen nach dem Wohnzimmer, wo ihr Frau Dorner mitteilte, daß Serena sich zwar Bedenkzeit ausgebeten habe, sie aber hoffe, daß alles ihren Wünschen gemäß gehen werde. Nach Frau Dorners Entfernung lag es wie ein Druck über allen. Serena hatte sich mit scheuem Blick stumm an ihre Arbeit gemacht und berührte die Angelegenheit mit keiner Silbe, was Martha sehr seltsam fand. „Ich begreife Serena einfach nicht", sagte sie am Abend, als sie allein beisammen saßen, denn Serena hatte gleich nach dem Abendessen gute Nacht gesagt, weil sie angeblich müde war und zu Bett wollte.„So etwas redet man doch in aller Gemütsruhe aus, bespricht und berät es mit seinen Angehörigen und hängt sich nicht ein Schloß vor den Mund, als trüge man das furchtbarste Geheimnis mit sich herum! Heimchen war doch auch bisher gar nicht so. Alles an ihr Verwischtes. — Eine indirekte Junggesellensteuer. Im Freistaat Irland ist ein interessanter Versuch gemacht worden, ehescheue Angestellte und Beamte zum Ehestand zu bekehren. In Zukunft sollen unverheiratete Angestellte und Beamte männlichen Geschlechts den weiblichen Angestellten und Beamten in der Entlohnung gleichgestellt werden, was nach den bisherigen Verhältnissen eine Herabsetzung ihrer Bezüge um 25 v. H. bedeutet. Wenn dagegen ein männlicher Angestellter oder Beamter sich in das mehr oder weniger süße Joch der Ehe beugt, dann erhält er eine Prämie zur Einrichtung u. obendrein eine Gehaltserhöhung; ferner wird für jedes Kind eine Zulage von 10 Pfund= 200 Mark jährlich gewährt. Wenn zwei Angestellte oder Beamte verschiedenen Geschlechts einander heiraten, so erhält die Frau eine Abfindung und der Mann eine Prämie. Wer unter solchen Verhältnissen nicht schnell heiratet, ist und bleibt in der Tat unverbesserlich. — Wie man sich nichtelektrisieren soll. Die Maste der Starkstromleitungen tragen ein weißes Schild mit einem roten Blitz und der Warnung:„Hochspannung! Lebensgefahr!" Der einsichtige Wanderer wird daher diese Maste nicht gerade als Versuchsobjekt zur Befriedigung seiner Bergsteigersehnsucht benutzen. Aber verbotene Früchte schmecken ja noch einmal so gut, und Probieren geht über Studieren. So dachte ein zehnjähriger Schulknabe aus einem Ort im Kreise Altena, den die Muße des Ferienaufenthalts unternehmungslustig gemacht hatte. Er wollte seinen Spielkameraden zeigen, wie man sich an einer solchen Leitung elektrisieren könne und kletterte den Mast hoch. Er berührte auch den Draht, fiel aber sofort bewußtlos zur Erde. Da er glücklicherweise nur einen Nebendraht berührt hatte, war er ohne weiteren Schaden davongekommen. — Wenn man im Bett liest..... Die weitverbreitete Gewohnheit, vor dem Schlafengehen noch ein Viertelstündchen die Nase ins Buch zu stecken, hat schon oft Leute, die dieser Gewohnheit huldigten, in Gefahr gebracht. Die Müdigkeit zeigt sich mit einem Male stärker als die Spannung in dem Roman. Der Leser schläft ein, ohne das Licht oder die Lampe auf dem Nachttischchen gelöscht zu haben. Eine unvorsichtige Bewegung läßt sie umstürzen. Das Bett fängt Feuer, und der Leser kann sich nur schwer retten oder verbrennt im Schlaf. Diejenigen. die au ihrem Ben das e'ektrische Licht hoben u es zum Lesei benutzen, a.auben dagegen, ihnen könne so etwas nicht passieren. Wie unrichtig diese Ansicht aber ist, hat unlängst die Tochter des bayrischen Grafen Arco erfahren müssen. Die junge Komtesse hatte im Bett gelesen und drehte schließlich, als sie müde war, das Licht aus. Unglücklicherweise entstand dabei Kurzschluß. Im Nu stand das Bett in Flammen. Trotzdem Hilfe schnell zur Stelle war, erlitt die junge Dame doch schwere Brandwunden und muß nun auf einem langwierigen Krankenlager über die gefährliche Bettlektüre nachdenken. — Milzbrand=Uebertragung durch Rasierpinsel. In den letzten Jahren hat eine Reihe von Milzbrandfällen des Gesichts, die erfahrungsgemäß weit schlimmer verlaufen als an den Gliedern, besondere Aufmerksamkeit erregt, da die Infektion durch Rasierpinsel aus Roßhaaren erfolgte, die aus Ländern mit stark milzbrandinfiziertem Tierbestand(Rußland, Japan, China, Italien) stammten. Im ganzen handelt es sich um etwa 50 Fälle in den Vereinigten Staaten und ebenfalls in England, von welchen 18 tödlich verliefen. In Dänemark ist sogar ein Arzt, der berühmte Gerichtsmediziner Professor Ellermann, einem Rasierpinsel=Milzbrand erlegen. Hierauf lenkt Professor Thomsen in der Zeitschrift„Seuchenbekämpfung" die allgemeine Aufmerksamkeit und warnt vor Benutzung neuer Pinsel, die nicht nachweislich gründlich desinfiziert sind. — Der Tod am Steuerrad. Wir erleben es häufig, daß große Verkehrsunfälle dadurch hervorgerufen werden, daß den Führer einer Lokomotive oder eines Automobils eine plötzliche Schwäche ankommt oder gar der Tod ereilt. Die führerlosen Fahrzeuge rasen dann ungehindert und ohne Lenkung dahin und enden dann im Abgrund oder in einer Menschenmenge Die Führer waren nicht mehr in der Lage, ihr Gefährt zum Stehen zu bringen. Im Gegensatz dazu überrascht die Tat eines Autoführers. Der Mann wurde auf der Straße von Chemnitz nach Prag von einer plötzlichen Schwäche überfallen. Er verlor jedoch die Geistesgegenwart nicht, bremste plötzlich den in voller Fahrt befindlichen Wagen und lenkte ihn an die Seite der Landstraße. Dort hielt der Wagen, ohne daß jemand aus= oder einstieg. Den Leuten fiel das lange Halten des Autos auf und sie wollten sich daher nach dem Grunde erkundigen. Sie fanden den Führer tot auf seinem Platz. Der Mann hatte wohl geahnt, daß ihn ein Herzschlag treffen würde. Seine letzte Ueberlegung aber war noch von dem Gedanken an die Pflicht geleitet, das Unglück, das durch den führerlosen Wagen hätte entstehen können, zu vermeiden. — Eine schillernde Blüte der Zwangswirtschaft. Eine Dame in der Nähe der Stadt Görlitz hatte ihr Haus an einen Wirt vermietet, während sie selbst als Beamtin eine Stelle hatte. Als sie nun abgebaut war, wollte sie mit ihrer Mutter ihr Haus beziehen und sich eine neue Existenz gründen. Aber bei den heutigen Verhältnissen geht das natürlich nicht so einfach. Und die Folge war endlich, daß der Wirt ihr zwei Zimmer vermietete, für die sie ihm 208 Mark Miete zahlen muß, während ihr der Wirt für das ganze Haus, 5 Zimmer 150 Mark bezahlt. Außerdem muß sie als Eigentümerin die Instandhaltungskosten, die Steuer, die Zinsen und andere Ausgaben tragen. Man steht und schaut und schüttelt den Kopf. — Die Tragödie eines Jägers. Aus Pisek in Böhmen wird berichtet: Als der Landwirt Johann Vacek zur Jagd gehen wollte. trat ihm im Hofe ein fünfjähriger Junge entgegen und rief ihm scherzend zu:„Vater, schieß mich tot!“ Lachend legte dieser an und mit den Worten:„Na warte du, mein Häschen“ drückte er ab. Da krachte ein Schuß und das Kind brach vor dem entsetzten Vater tot zusammen. Dieser hatte vergessen, daß er vor zwei Wochen, von der Jagd heimkehrend, sein Gewehr nicht entladen hatte. — Mädchenauktion: In Zagreb in Serbien haben die jugoslawischen Behörden eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen, die mit dem geheimnisvollen Verschwinden einer Anzahl junger Mädchen während der letzten Monate im Zusammenhang stehen. Im Laufe des Julis allein sind über 20 Mädchen, sämtlich im Alter von unter 18 Jahren, spurlos verschwunden, und diese Tatsache hat gewaltiges Aufsehen erregt. Nunmehr hat die Polizei in Zagreb in einer kleinen Wirtschaft vor den Toren der Stadt sechs Ungaren festgenommen, die beschuldigt werden, die Mädchen heimlich verschleppt und an Agenten aus Oesterreich, Ungarn und Konstantinopel meistbietend versteigert zu haben. Der Besitzer der Wirtschaft und seine Angestellten sind ebenfalls verhaftet worden, und man erwartet Aufsehen erregende Enthüllungen. —bieder eine mißalückte Kanaldurchschwimmung. Fräulein Gertrud Ederle, eine amerikanische Schwimmerin, hat Dienstag, allerdings erfolglos, versucht, den Aermelkanal zu durchschwimmen. Sie stieg um 7 Uhr früh bei Kap Gris=Netz ins Wasser, mußte aber um 4 Uhr nachmittags ihren Versuch wegen zu starken Wellenganges aufgeben. Fräulein Ederle befand sich nur noch siebeneinhalb Meilen von der englischen Küste entfernt. — Die Tragödie des Mörders. Ein Schauerstück, wie es die Phantasie eines Dichters kaum grausiger erfinden kann, hat sich in der Nähe der kleinen Stadt Szilagsakac(Ungarn) ereignet. Ein Bauer, der sich mit seinem Kinde spät abends auf dem Heimweg befand, wurde von einem anderen Bauern erschlagen. Das Kind entfloh und lief in ein Dorf, wo es eine Bäuerin wegen seines verstörten Aussehens anhielt und ausfragte. Es war jedoch unfähig auch nur ein Wort hervorzubringen. Die Bäuerin hatte Mitleid mit ihm, nahm es ins Haus und legte es zu ihrem eigenen Knaben ins Bett. Nach kurzer Zeit kam ihr Mann und erzählte ihr, daß er einen Mann auf der Landstraße erschlagen habe, dessen Kind entlaufen sei. Die Bäuerin verschloß ihm sogleich den Mund und führte ihn hinaus, um ihm von dem Kinde, das sie aufgenommen hatte, Mitteilung zu machen. Das Kind im Bett jedoch, welches nicht schlief, hatte alles gehört. Es stand sogleich auf und gelangte unbemerkt ins Freie. Es klopfte an ein anderes Haus im Dorfe und teilte den Sachverhalt mit. Man holte sofort den Gendarmen, und eine große Menge, die sich schnell gesammelt hatte, zog mit ihm vor das Haus des Mörders. Dort ergab sich eine furchtbare Tatsache, die Eltern hatten die Flucht des fremden Kindes nicht bemerkt u. der Vater hatte sein eigenes Kind in den Backofen geworfen und verbrannt. — Ein fünfjähriges Kind verrät einen Mord. Aus Preßburg in der Tschechoslowakei wird berichtet: Vor einem Jahre verschwand in der kleinen Ortschaft Hernad der alte Landwirt Franz Suler. Sein Sohn übergab kurz nach dem Verschwinden der Behörde einen Brief, in dem der verschwundene Landwirt mitteilte, er sei gesund, kehrte aber nicht wieder in seine Heimat zurück. Auf Grund dies. Brief. wurde die Untersuchung auch eingestellt. Jüngst spielten nun mehrere Kinder auf einer nahen Wiese. Unter ihnen war auch die fünfjährige Enkelin des verschwundenen Landwirtes. Es kam zu einem Streit, in dessen Verlauf das kleine Mädchen ihre Freundin anfuhr.„Wenn du es nicht machst, wie ich es will, dann werde ich dich so schlagen, wie mein Vater den Großvater geschlagen hat, und dann wird es gleich mit dir zu Ende sein.“ Erwachsene hörten das zufällig und fragten nun das Kind nach den Einzelheiten. Das Kind erzählte, ihr Vater und ihr Onkel hätten den Großvater erschlagen und auf der Wiese begraben, wo damals der Mais hoch stand. Die Gendarmerie verhaftete daraufhin den Vater und den Onkel des Kindes, zwei Brüder, die ihre Tat auch eingestanden. Sie bezeichneten auch die Stelle, wo man den Leichnam des Erschlagenen fand. Die Brüder erklärten, sie hätten den Mord begangen, um sich in den Besitz der väterlichen Grundstücke zu setzen. — Eine Warnung. Ein ungehöriger Streich ist einem jungen Ehepaar in Monschau gespielt worden. Irgend jemand veröffentlichte in einer Aachener Zeitung eine Anzeige, in der das junge Paar„die glückliche Geburt eines kräftigen Stammhalters hocherfreut anzeigt“, ohne daß dazu Veranlassung vorlag. Vor dem Aachener Schöffengericht hatte sich nun ein junger Landwirtseleve aus Monschau wegen dieses faulen Witzes zu verantworten. Nur dadurch, daß die Schuld dem jungen Mann nicht klar nachgewiesen werden konnte, erfolgte Freispruch. Der Vertreter der Anklagebehörde hatte vier Monate Gefängnis wegen„Urkundenfälschung, um jemandem Schaden zuzufügen und ihn dem Spott der Bevölkerung preiszugeben“, beantragt.— Eine Warnung für diejenigen, die aus Bosheit oder Dummheit meinen, ihre Nebenmenschen, sowie die Zeitungen durch Aufgabe fingierter Anzeigen zum Ziel ihrer albernen Scherze machen und damit in Verlegenheit bringen zu dürfen. — Drahtlose Autolenkung. Am 2. August wurde den Neuyorkern ein seltsames Schauspiel geboten. Ein Kraftwagen fuhr durch die Straßen mit wechselnder Geschwindigkeit, nahm die Ecken, hielt, fuhr von neuem an, als ob ein geübter Fahrer das Steuer führe. Trotzdem war weder Fahrer noch Fahrgast zu sehen. Auf dem langen Weg vom Central=Park bis zum Columbus=Zirkel wurde das Auto von einer begeisterten Menge lebhaft begrüßt, die allerdings von der vorher benachrichtigten Polizei davon abgehalten werden mußte, die Fahrt zu behindern. Die Lösung des Geheimnisses liegt in einer Erfindung, die der Besitzer des Wagens Francis P. Houndia, gemacht hat, und zwar in der Verwendung eines drahtlos geleiteten elektrischen Stroms von bestimmter Wellenlänge, der die Tätigkeit des Kraftfahrers ersetzt. — Die Erschließung der Sahara. Die französische Akademie für Kolonialwissenschaft hat einen Preis von 12 000 Franken eine Arbeit mit durchführbaren Vorschlägen über die weitere Erforschung und Erschließung der Sahara ausgesetzt. Es soll ein allgemeiner für mehrere Jahre berechneter Arbeitsplan zur Urbarmachung und Besiedlung der großen Wüste bis zum Oktober nächsten Jahres eingereicht werden. — Kraftfahrzeuge in Kanada Im Jahre 1924 sind in ganz Kanada 650231 Kraftfahrzeuge jeder Art eingetragen worden. Von den einzelnen Provinzen stand Ontarib mit 309 441 an der Spitze, Yukon mit 105 am Ende. — Ein widerwärtiges Lynchgericht. Im Kurort Excelsior Springs, im amerikanischen Staate Missouri, hat die Bewohnerschaft ein Lynchgericht an einem Neger vollzogen, das unter ganz besonders häßlichen Umständen vor sich gegangen ist. Der Neger saß im Ortsgefängnis, natürlich unter der unbewiesenen Anklage sich an einem weißen Mädchen vergangen zu haben. Die Menge, aufgehetzt von Mit„ gliedern des Ku=Klux=Klan, begann sich zusammenzurotten und Drohungen gegen den Neger auszustoßen. Der Sheriff, dem das Gefängnis untersteht, telephonierte nach Kansas City um Hilfe, die jedoch zu spät kam. Die Führer des Mobs griffen zu der List, einen Feueralarm vorzutäuschen, und bewirkten dadurch, daß das Gefängnis geöffnet wurde, um die Spritze durchzulassen. In diesem Augenblick stürmte die Menge hinein, holte den Neger heraus und schleppte ihn unter Johlen und Brüllen durch die Hauptstraße war klar und offen, voll liebevoller Zärtlichkeit zu uns, so daß man diese plötzliche Verschlossenheit gar nicht versteht!“ „Ja, ich dachte auch, daß Heimchen an uns hängt...“ nickte Frau Korab mit einem Seufzer „aber freilich— hier handelt es sich für uns nicht bloß um Gehen oder Bleiben, sondern um eine Versorgung für die Zukunft. Allerdings in einer Weise, die sie zugleich auch aller Freuden der Jugend beraubt, denn das Leben auf Hütewald scheint nicht viel anders zu sein, als das Leben in einem Kloster. Serenas einziger Umgang würden eine alternde Frau und der Halbnarr von Sohn sein— das mag ihr ja alles im Kopf herum gehen. „Ich sage, Heimchen darf überhaupt nicht fort! Sie gehört zu uns, wir haben sie lieb und ich wüßte gar nicht, was wir ohne sie anfingen, erklärte Viktor energisch.„Morgen werde ich ihr dies klipp und klar sagen!“ „Das darfst du nicht, mein Junge, denn wir können ihr auch nicht annähernd bieten, was Frau Dorner ihr bietet. Serena ist arm wie eine Kirchmaus und wenn sie nicht heiratet, wäre sie nach meinem Tode ja leider doch gezwungen, sich ihr Brot unter fremden Leuten zu verdienen— dann aber nie mehr unter so glänzenden Aussichten!“ „Bah— wer sagt das? Erstens wird ja Serena ganz bestimmt heiraten, zweitens würde sie nie unter fremde Leute müssen, denn selbstverständlich sähe ich es immer für meine Pflicht an, in brüderlicher Treue für Heimchen zu sorgen, wenn sie dessen bedürfte; endlich aber halte ich nicht viel von den glänzenden Aussichten bei Dorners. Die Frau mag ja momentan die besten Aussichten haben, aber zwischen Versprechen und Erfüllung liegt ein weiter Weg. Die kann sich alles noch zehnmal anders überlegen.“ „Martha nickte eifrig.„Jawohl, Viktor hat recht, daran dachte ich auch schon, besonders da Serena so gar nicht der Mensch ist, auf seinen Vorteil hinzuarbeiten! Eigennutz und Berechnung liegen ihr sofern wie die Gebirge am Mond und wenn sie nach Hütewald geht, tut sie es nur aus Sympathie für Frau Dorner und aus Mitleid mit deren schwachsinnigen Sohn. Aber ich sage wie Viktor: Sie soll nicht hingehen, sondern bleiben, wohin sie gehört— bei uns!“ Fredgild gähnte. Seid ihr noch nicht bald fertig mit eurem Ge spräch über das Kuckusei? Ist alles Quatsch! Serena hat es ja doch Faustdick hinter den Ohren und weiß ihren Vorteil gewiß sehr gut. Ich sage Euch, sie wird zu Dorners gehen und tut recht daran, denn uns ist sie ja doch nur eine überflüssige Last, die....“ „Schweige doch mit deiner lieblosen gehässigen Weisheit,“ fiel ihr Martha unwillig ins Wort „Sie klingt doppelt häßlich aus deinem Mund, denn niemand nützt Heimchens Gefälligkeit so rücksichtslos für sich aus, wie du!“ „Nun, wozu wäre sie denn da? Etwas muß sie doch wohl als Gegenleistung bieten für das Brot, das sie hier ißt.“ „Schäme dich, so niedrig zu denken, du hast doch auch nicht eine Spur von Gefühl!“ Frau Korab stand auf.„Laßt den Streit, Kinder, er tut mir heute doppelt weh...wir wollen lieber zu Bett gehen und hoffen, daß der morgige Tag Erfreulicheres bringt als der heutige. Gute Nacht.“ Im Schlafzimmer war es bereits dunkel. Serena war zu Bett gegangen und schien zu schlafen Frau Korab aber konnte lange nicht einschlafen. Erst gegen Mitternacht siegte der erschöpfte Körper über den rastlos grübelnden Geist. Doch nicht für lange. Schon nach einer halben Stunde erwachte Frau Minna plötzlich durch ein leises, unbestimmbares Geräusch. Sie setzte sich im Bett auf und horchte. Erst blieb alles still, dann aber begann es wieder.. und plötzlich wußte sie: Es kam aus Serenas Bett— Serena weinte! Erschrocken eilte sie hin. „Heimchen, was ist, warum weinst du?“ Keine Antwort. Frau Korab schlang im Dunkel die Arme um sie. Sie fühlte, wie der schlanke Mädchenleib von krampfhaften Schluchzen geschüttelt wurde strich über ein tränenüberströmtes Gesichtchen... Erschüttert murmelte sie:„Aber Heimchen.. mein Liebling... so sprich doch! Hast du denn gar kein Vertrauen mehr zu mir?“ Da rang es sich scheu und leise von Serenas Lippen:„Vergib, aber es ist so schwer... so schwer! Ich hatte ja nie eine wirkliche Heimat. und niemand hatte mich ja so richtig lieb... erst hier... erst du.... o, Mütterchen, und nun soll ich all das verlieren Eine ungeheure Last fiel von Frau Korabs Herzen, sie atmete wieder frei und leicht und ein Frohgefühl dehnte die eben noch so bedrückte Brust. „Aber Heimchen, dummes, liebes— warum sagtest du das denn nicht gleich, daß du ungern gehst? Dann ist ja alles gut....“ „Nein. Es muß doch sein. Frau Dorner hat ganz recht— ich darf in diesen schweren Zeiten Euch nicht länger zur Last fallen. Ich bin ja so ungeschickt... kann nicht mitverdienen wie Viktor und Magda...“ „Ach rede doch keinen Unsinn, Kind! Was weiß denn Frau Dorner! Die hat doch keine Ahnung, wie lieb wir dich haben und wie furchtbar schwer wir dein Fortgehen empfinden würden. Hast du denn nicht gemerkt, wie wir alle heute die Köpfe hängen ließen? Aber zureden zum Bleiben durften wir dir doch nicht, da es sich um deine Versorgung handelte!" „Ach, daraus mache ich mir doch gar nichts! Wenn ich nur bei Euch bleiben darf, wo ich mich so unsagbar glücklich und geborgen fühle!“ „Natürlich bleibst du, Heimchen! Jetzt, wo ich weiß, daß du gern bleibst, lassen wir dich ja gar nicht fort!. Und zum Andenken an diese Stunde, die uns zeigte, wie untrennbar wir zusammengehören, sollst du fortan nicht mehr Tante zu mir sagen, sondern Mütterchen, wie du vorhin schon instinktiv sagtest. Es entspricht unsern Empfindungen am besten, gelt? Denn ich habe dich immer als mein Kind betrachtet und wie eine Mutter für dich gefühlt!"— „Heimchen bleibt bei uns!“„Alle empfanden die Mitteilung, die Frau Korab freudestrahlend verkündete. mit Befriedigung und Genugtuung — selbst Fredegild, obwohl sie spöttisch die Achseln zuckte. Aber gerade Fredegild hatte es sich in den letzten Stunden gründlich überlegt, was es für sie bedeuten würde, eine so geschickte willige Kam„ merjungfer zu verlieren, wie Serena ihr war... Serena aber ging herum, als habe ihr jemand eine Million geschenkt! Zwei Tage später warf Fredegild bei Tisch scheinbar gleichgültig hin:„Richtig Mama, nun hätte ich beinahe vergessen, dir zu sagen, daß morgen Architekt Königsreiter sich erlauben wird dir seinen Besuch abzustatten. Er interessiert sich sehr für alte Tassen und dergleichen Zeug: da erzählte ich ihm ,von dem Altwienkaffeeservice das du von Großmama erbtest. Das möchte er gern sehen.“ Sie wandte sich an Serena:„Und du sieh zu daß die Wohnung in tadelloser Ordnung ist! Trage alles Hübsche hier im Wohnzimmer zusammen, auch aus Herrn Satorys Zimmer, da er ja heute ohnehin abreist. Man darf nicht merken, daß es unser Wohnzimmer ist, es muß vielmehr den Eindruck eines Empfangszimmers machen!“ „Ja, ich werde tun, was möglich ist,“ murmelte Serena beklommen und erhob sich hastig, um den Tisch abzuräumen. Das Herz schlug ihr plötzlich bis an den Hals hinauf. Er kam! Er. der Fredegild liebte, wie sie— ihn... 16. Kapitel. „Meine Cousine Serena,“ stellte Fredegild vor. Königsreiter blickte überrascht in das erröten 226 * # der Stadt, während die Hotelgäste aus den Fenster und die Fahrgäste eines Personenzugs, der zu dem Zwecke hielt, sich das widerliche Schauspiel ansahen, wie der blutende Neger unter Mißhandlungen seinem Schicksal zugeführt wurde. Am Ende der Hauptstraße, dicht beim Bahnhof, wurde der Neger, der bereits halbtot war, an einem Ast eines großen Baumes aufgehangen und durch Revolverschüsse vollends getötet. Wenige Minuten nach Vollendung des Lynchgerichts traf die aus Kansas City herbei gerufene Polizei ein, aber zu spät. — Der gute alte Pferdeomnibus. Den Londonern ist vor einigen Tageh ein überraschendes Schauspiel beschert worden. Infolge des stetig zunehmenden Verkehrs war der alte Pferdeomnibus ziemlich schnell vom Autobus verdrängt worden, und seit langem hatte man des Anblicks eines solchen langsam daherschwankenden Ungetüms entbehrt. Nun plötzlich erschien ein solcher alter Pferdeomnibus wieder in den Straßen Londons und auch der Kutscher trug die altgewohnte Uniform. Ein an beiden Seiten des Omnibusses angebrachter großer Blicksang verkündete, daß man die Sehenswürdigkeiten Londons am besten von dem Deck eines Pferdeomnibusses genießen kann, und zu diesem Zweck werden nunmehr wieder regelmäßige Fahrten des alten, guten Pferdebusses veranstallet werden. — Der älteste Baum der Erde. Mexiko rühmt sich, den ältesten Baum der Welt zu besitzen. Es ist eine Zypresse, auf die das kleine Städtchen Santa de Tesla daher begreiflicherweise nicht wenig stolz ist. Zum ersten Male geschieht des Baumes durch Alexander von Humboldt Erwähnung, der ihn im Jahre 1803 sah und seinen Durchmesser auf 36 Meter angibt, über seine Höhe aber nichts sagt. Es ist schwer das Alter eines Baumes auch nur mit einiger Sicherheit festzustellen. Die Schätzung schwankt daher zwischen 4000 bis 6000 Jahren. Aber die Jahre haben der Zypresse nichts anhaben können. — Ein nachahmenswertes Beispiel. Im Land der Rücksichtslosigkeiten, in Amerika, häufen sich die Unfälle infolge rücksichtslosen Fahrens der Kraftwagen in so erschreckendem Maße, daß die Behörden allmählich zu strengen Maßregeln dagegen übergehen. In Indianapolis, der Hauptstadt des Staates Indiana, ist eine eigenartige Form der Bestrafung rücksichtsloser Kraftwagenführer eingeführt worden, die vielleicht Nachahmung verdient. Wenn ein Mensch ohne eigne Schuld von einem Kraftwagen überfahren und getötet worden ist, so wird der Führer dazu verurteilt, mindestens eine Stunde im Leichenschauhaus an der Leiche seines Opfers Wache zu halten. Man nimmt an, daß sich in dieser Stunde bei der betreffenden Persönlichkeit so starke Gewissensbisse rühren werden, um ihn für den Rest seines Lebens vorsichtig zu machen und so davor zu bewahren, abermals am Sarge seines Opfers Totenwacht halten zu müssen. — Wenn eine Frau vergeßlichist. Im allgemeinen gelten die Männer als vergeßlich. Es ist etwas Wahres an dieser Ansicht. Was haben die Männer, nicht bloß die Professoren, nicht schon alles stehen und liegen gelassen, wenn sie in Gedanken waren! Trotzdem gibt es aber auch Frauen, die es in dieser Beziehung den Männern gleich tun. Die Vergeßlichkeit der Frauen ist aber meist eine kostspielige Angelegenheit. Das hat jüngst eine Ingenieurfrau in Hamburg erfahren müssen. Sie war auf Besorgungen gegangen und hatte vergessen, ihren elektrischen Kocher auszumachen. Dabei hatte sie auf dem Kocher noch einen großen Topf von Wäsche stehen lassen Da sie natürlich nicht zur rechten Zeit nach Hause kam, verbrannte diese Wäsche vollständig. Außerdem wurde eine Kommode, die daneben stand, ein Opfer der Flammen. Es war ein Glück, daß das Feuer nicht weiter um sich griff. Das dicke Ende in Form einer großen Rechnung für Stromverbrauch wird noch nachfolgen. —Es hatsich gelohnt. Es sind in den letzten Jahren derartig viele Verwechslungen von„Mein" und„Dein" vorgekommen, daß uns Nachrichten selbst von größeren Einbrüchen und Unterschlagungen kaum noch aufregen. Im allgemeinen schädigt der Dieb den Besitzer des Geldes oder der Wertgegenstände, und trifft dabei glücklicherweise meist wenigstens nicht gerade die Aermsten. Er läßt sich also gewissermaßen unbewußt von sozialen Erwägungen leiten. Einen auffallenden Mangel an solchem so zialen Verständnis hat dagegen der Lohnbuchhalter einer Iserlohner Firma an den Tag gelegt. Er flüchtete mit den von der Bank zur Auszahlung an die Arbeiter seiner Firma abgehobenen Geldern im Betrag von 15000 Mark, nachdem er aus dem Geldschrank noch 1000 Mt. „Trinkgeld" entnommen hatte. Durch diese Summe zum großen Mann geworden, benutzte er zur Fahrt bis Dortmund ein Auto und bestieg dann ein Flugzeug. Hoffentlich gelingt es, ihm die Lust an einer derartigen„lohnenden". Beschäftigung gründlich auszutreiben. — Wer hatte meyr Angst? Ein Raubüberfall, der eines komischen Anstrichs nicht entbehrt, hat sich in Chicago zugetragen. Während im größten Varietetheater der Stadt sich eine große Zuschauermenge ob der Kunststücke eines Akkrobatenklowns vor Lachen bog, erschien im Kassenraum ein Bandit, der in jeder mit einem Seidenhandschuh wohlverwahrten Hand einen Revolver hielt und damit sechs Mann und die Kassiererin in Schach hielt. Die Ueberfallenen händigten auf Verlangen dem Räuber die Summe von 12 000 Dollar aus und gestanden nachher, daß der Räuber mehr Angst als sie selbst gehabt habe, denn beide Hände zitterten so, daß die Revolvermündung auf und niedertanzten Die Ueberfallenen hatten wenigerAngst vor dem Räuber selbst, als vor dessen Angst, denn sie befürchten, daß er in seiner Nervosität unabsichtlich den Zeigefinger krumm machen und schießen würde. So wurde aus Angst vor einem ängstlichen Räuber diesem eine gewaltige Summe ausgehändigt. Das Wunderbarste dabei ist, daß trotzdem die sieben Helden den Mann entkommen ließen. — Revanche. Saphir geriet einst mit einem mittelmäßigen Schauspieler im Restaurant des Leipziger Stadtheaters in bittersten Streit. Aufgebracht entfernte sich der Humorist mit der Drohung, morgen mittag werde dem Schauspieler etwas widerfahren, was er noch nie erlebt habe. An dem kritischen Mittag fand sich der Mime unter dem Schutz seiner Freunde im Restaurant ein, als der Kellner dem Künstler meldete, ein Herr warte draußen, der ihn zu sprechen wünsche. Als der Künstler auf den Flur hinaustrat, kam ihm Saphir mit den Worten entgegen:„Mein Herr, Sie sind herausgerufen worden— das erstemal in Ihrem Leben!“ — Der Pfarrer als Rosenliebhaber: Viele Geistliche. die auf dem Lande leben, pflegen neben ihrer seelsorgerischen Tätigkeit sich auch als Landwirte zu betätigen. Meist ist dies dadurch veranlaßt, daß mit der Pfarrstelle eine Oekonomie verbunden ist. Während im allgemeinen diese pfarrherrlichen Oekonomien auf die übliche landwirtschaftliche Produktion eingestellt sind, hatte der Pfarrer J. Kast in Hügelsheim sich lediglich der Rosenkultur zugewandt. Es gelang ihm, eine erstklassige Rosenkultur anzulegen und diese so zu vervollkommnen, daß kein botanischer Garten der Welt mit ihr konkurrieren konnte. Seine Anlagen gehen jetzt, nachdem er selbst dieser Tage gestorben ist, in den Besitz des Karlsruher Botanischen Gartens über. — Gibt esvollkommene Frauen? „Glaubt irgend ein Mann der Welt, daß es eine vollkommene Frau gibt?" Diese Frage sucht sich die Gattin des früheren englischen Lordkanzlers Lady Buckmaster zu beantworten, indem sie davon ausgeht, daß die Männer so gern eine „vollkommene Frau“ als Gattin suchen.„Ich kenne einen Mann, der seine Frau für vollkomnen hält“, fährt sie fort.„Er gestand mir einmal, daß er wohl annehmen müßte, seine Frau habe Fehler, denn sie sei ja ein Mensch, aber er habe in den mehr als 30 Jahren ihrer Ehe noch keinen Fehler an ihr entdecken können. Ich kenne diese Frau, und ich glaube, daß sie das Lob ihres Mannes verdient, denn sie führt ihren großen Haushalt in tadelloser Weise, ist immer glücklich und gleichmäßig und widmet sich ganz ihrem Manne und ihren Kindern. Aber ich bin überzeugt, daß ihre„Vollkommenheit“ nicht so in ihr selbst liegt als in der Liebe und Verehrung ihres Mannes. Mit anderen Worten: es gibt keine vollkommene Frau, sondern erst ihr Mann macht sie dazu. Stete Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit schmiert die Räder des Ehewagens und läßt sie leicht und geräuschlos laufen Es gibt viele Männer, die mit sich und ihren Geschäften soviel zu tun haben, daß sie vergessen, daß sie eine Frau zu Hause haben, der sie Liebe und Rücksicht schulden. In solchen Fällen ist es kein Wunder, wenn die Frau mürrisch und nachlässig wird und alle Fehler zeigt, die so viele Ehemänner an ihren Frauen tadeln. Einer Frau, die eine vollkommene Frau zu sein wünscht würde ich vor allen Dingen raten, daß sie für ihre Gesundheit sorgt. Nur eine kräftige und gesunde Frau wird die Gleichmäßigkeit und Güte aufbringen, die dem Mann das Heim zum Paradies macht. Mein Rat aber an den Mann ist der: Laß dich nicht verlocken durch Schminke, der, Parfüm oder durch sonst ein künstliches Mittel. Sieh auf das Herz, und wenn es gut ist, hast du eine vollkommene Frau. Beiden Ehegatten aber würde ich raten:„Erwerbt die Tugend der Höflichkeit und Freundlichkeit, wenn ihr sie noch nicht habt. Teilt eure Freuden und eure Sorgen, eure Vergnügungen und eure Geschäfte, und ihr werdet auch euer Glück teilen, das durch diese Teilung zu einer vollkommenen Einheit wird.“ Sport. Schwimmfest zu Eindorf. Das am vergangenen Sonntage im hiesigen Schwimmstadion abgehaltene Schwimmfest des Schwimmvereins Gindorf nahm einen anregenden Verlauf. Begünstigt durch das schöne Wetter hatte sich eine stattliche Anzahl Besucher eingefunden, die mit großem Interesse den Vorführungen folgten. Tatsächlich haben aber auch die anwesenden Schwimmer ihr Bestes getan. Wir möchten es nicht verfehlen, der Gauleitung für das von ihr für unseren jungen Verein gezeigte rege Interesse unseren herzlichsten Dank auszusprechen. Nachstehend geben wir die Sieger bekannt und wünchen ihnen ein kräftiges„Gut Naß“. 1. Lagenstaffel 4 X 50 Meter. 1. Poseidon Köln 2,42,4 2. Sanitas Rheydt 2,43,8 Minuten. 2. Jugendschwimmen 100 Meter beliebig. 1. Haas 1,20 Minuten, 2 Lackei 1,26 Minuten,(beide Poseidon Köln). 3. Das Jugendspringen des Eindorfer Schwimmvereins erregte großen Beifall. 4. Beliebige Staffel V. o. W. Schwimm=Verein Odenkirchen 2,48 Minuten. 5. Kopsweitsprung. 1. Albert Kranz jun.,(Sanitas Rheydt) 14,80 Meter in 22,2 Sekunden; 2. Stephan Klein(Poseidon Köln) 14,— Meter in 23,5 Sekunden; 3. Voegels(Poseidon Köln) 12½ Meter in 13 Sek. 6. Herrenschwimmen 100 Meter beliebig. 1. Marx 1,12,2 Minuten(Poseidon Köln); 2. Steinenbach 1.14 Minuten(Poseidon Köln). 7. Alte Herren Bruststaffel 4 X 50 Meter. 1. Schwimm=Verein Gindorf 4,38 Minuten; 8. Streckentauchen. 1. Dorfmüller(Sanitas Rheydt) 47 Meter in 40,6 Sekunden; 2. Eymann(Schwimm=Verein Odenkirchen) 40,5 Meter. 3. Quack(Sanitas Rheydt) 33 Meter in 31,8 Sek. Brustschwimmen 100 Meter V. o. W. I. Brunnström(Schwimm=Verein Grevenbroich) 1,34,7 durch Los entschieden; 2. Gotzen(Schwimm=Verein Odenkirchen) 1,43 Min. 3. Lenzen(Schwimm=Verein Odenkirchen) 1,43 Min. 10. Herrenkürspringen. 1. Voegels(Poseidon Köln) mit 27 Punkten; 2. Aschenbrücher(Sanitas Rheydt) 20 2/3 Punkte; 3. Kuhs 1(Schwimmverein Neuß) 18 Punkte. 11. Wasserballspiele. S.=V. Neuß— Sanitas Rheydt 1:3 für Rheydt(nach 15 Minuten brach Neuß das Spiel ab). 12. Poseidon Köln— Rheydt=Neuß(kombiniert) 3: 3. Eine Werbeveranstaltung in Bedburdyck. Der junge Bedburdycker Sportverein begeht am kommenden Sonntag das Fest der Aufnahme in den Westdeutschen Spielverband und dient mit einer Werbeveranstaltung. Neben Staffelläufen ist gegen ½4 Uhr ein Fußballspiel vorgesehen. Sport=Klub Kapellen tritt mit seiner 1. Elf gegen die Pokalmannschaft des SportKlub M.Gladbach 1894 an. Die Gladbacher Elf in stärkster Aufstellung mit dem bestbekannten Pieper, Keules und Wynperle, trainiert von dem alten Clever, bevorzugt den Flachpaß und bürgt für einen bestklassigen Fußball. Die Elf des Sportklub Kapellen, unter Leitung Themanns, bewies in den letzten Spielen eine Formverbesserung u. wird den Gladbachern den Sieg, wenn auch nicht streitig, aber sehr schwer machen. Unter Leitung eines auswärtigen Schiedsrichters bei Anwendung der neuen Abseitsregel wird ein schönes Spiel zustande kommen. Der Veranstaltung wünschen wir durch guten Sport und starken Besuch einen vollen Erfolg. Erftstaffel des Kreises Grevenbroich. Sonntag, den 30. August, ist der Tag der Erftstaffel. Start und Ziel ist das Erftstadion in Kapellen. Vormittags finden daselbst Jugendwettkämpfe statt. Eine starke Beteiligung allerorts aus dem Kreise ist zugesagt. Näheres hierüber folgt nächste Woche. Ergebnisse vom 9. August 1925. Allrath 1.— Neuenhausen 1. 2:0. Wickrathberg 1.— Hochneukirch 1. 2:2. Mit Gindorf und Gierath klappte es nicht, sonst wären die haushohen Ergebnisse gegen Wevelinghoven und Otzenrath nicht vorgekommen.— Am letzten Samstag fand bei Halboth eine Pokalvertretersitzung statt. Der Bezirksobmann bedauerte, daß das Interesse an den Pokalspielen so stark gesunken sei. Nach Meinung fast aller Vertreter spielte hier in erster Linie der schlechte finanzielle Erfolg eine große Rolle. Dazu kommt noch, daß einzelne B.=Vereine überhaupt nicht angetreten sind u. daß Schiedsrichter, die den Spielen nicht gewachsen waren, mit der Leitung einzelner Spiele anvertraut wurden. Deshalb wurde beschlossen, die Rückspiele im nächsten Jahre fallen zu lassen; nur die zwei ersten einer jeden Gruppe spielen im nächsten Jahre um den Pokal. Ergebnisse vom 16. August 1925: Neurath 1.— Allrath 1. 2: 1; Neuenhausen 1.— Frimmersdorf 1. 3:3; Otzenrath 1. Noithausen 1. 7:4; Immerath 1.— Hochneukirch 1. Jüchen 1.— Wickrathberg 1. Jüchen nicht angetreten. Otzenrath 1. Jgd.— Noithausen 1. Jgd. 0: 1. de Gesichtchen. Dann lachte er fröhlich und schüttelte erfreut Serenas schüchtern dargebotene Hand. „Fräulein von Warton! Nein, das ließ ich mir wirklich nicht träumen, als ich das Haus betrat, daß ich darin gleich eine alte Bekannte wiederfinden würde, deren Schicksal mir schon manchmal Kopfzerbrechen machte!" „Sie kennen meine Cousine?“ fragte Frede gild erstaunt. „Ja, von Wartenegg her, wo ich geschäftlich einige Wochen bei Direktor Herrlinger verbrach te. Unsere eigentliche Bekanntschaft aber voll zog sich unter viel dramatischeren Umständen— nämlich auf der Landstraße während einer regelrechten Prügelei!“ Er erzählte lachend den Vorgang. „Zu Ihrer Beruhigung übrigens, Fräulein v. Warton: Sixtus Schurian, der sich nach seiner damals erfolgten Entlassung von Wartenegg in einem Wirtshausstreit zu argen Gewalttätigkeiten hinreißen ließ, sitzt gegenwärtig wegen dieses Deliktes hinter Schloß und Riegel. Er bekam vier Jahre Zuchthaus— so lange also wenigstens hat die stumme Kreatur Ruhe von seiner Roheit.“ „Und warum machte Ihnen das=Schicksal meiner Nichte Kopfschmerzen?“ fragts Frau Korab, die wohl merkte, daß Serena innerlich heftig erregt war und dies zu verbergen suchte, das aber auf ihr scheues Wesen fremden Menschen gegenüber schob. „Warum? Weil mir Fräulein von Warton ihrem ganzen Wesen nach als etwas Besonderes erschien, das vermöge seiner außergewöhnlich zarten Besaitung mir wenig geeignet schien für den Lebenskampf in einer so rauhen, brutalen Welt wie die heutige, und ich machte mir nachträglich Vorwürfe, sie in ihrem Vorhaben, diesen Lebenskampf aufzunehmen, bestärkt zu haben Besonders da ihr ja auf Wartenegg ein so ruhiges, sorgenloses Leben geboten war.“ Serena stand wie auf glühenden Kohlen. Sie hatte Korabs nie etwas von Herrlingers Anerbieten erzählt— einfach, weil sie die ganze Sache als unwesentlich vergessen hatte. Nun sah es aus, als habe sie es absichtlich verschwiegen. Auf eine Frage Frau Korabs erzählte Königsreiter auch diese Sache nun. Er fügte hinzu „Aber nun endet ja alles vorzüglich, da ich Fräulein von Warton bei lieben Verwandten gebor gen wiederfinde und nicht, wie ich manchmal fürchtete, allein den Lebenskampf aufnehmend und dabei von Enttäuschung zu Enttäuschung wandernd!" Fredegild konnte ihre Ungeduld kaum mehr bezwingen. Was fiel Königsreiter nur ein. sich so eingehend mit Serena zu beschäftigen und eine förmliche Wiedersehensfeier aufzuführen, sen herbeibrachten, und murmelte etwas von Was ging ihn ihr Schicksal überhaupt an? Sie schlug plötzlich vor, die Altwiener Tassen zu besehen, die Königsreiter sehen hatte wollen und die in einem Glasschrank standen. Ein kalter blitzender Blick streifte dabei Se rena, die wohl fühlte, daß darin stand: Was tust du noch da? Bildest du dir ein, man wünsche deine Gegenwart? Innerlich erschrocken und beschämt erhob sie sich, während Frau Korab und Martha die Tassen herbeibrachten, und murmelte etwas von „draußen zu tun haben."... Aber im Hinsausgehen hatte sie noch die freu dige Genugtuung Königsreiter sagen zu hören: „Wie traulich und geschmackvoll dieser Raum eingerichtet ist! Man fühlt sich in der ersten Minute so recht von Herzen behaglich darin, weil alles so harmonisch abgestimmt ist und den bestimmten Charakter einer Persönlichkeit trägt!“ Er sah Fredegild dabei lächelnd an.„Den Deinen“ stand in seinem Blick. Auch sie lächelte. Wenn Sie sich wirklich behaglich zwischen den alten Möbeln hier fühlen, müssen Sie es aber auch beweisen und öfter auf eine Plauderstunde zu uns kommen, nicht wahr, Mama?“ Frau Korab, die anfing zu begreifen, beeilte sich, die Einladung sehr herzlich zu wiederholen. Serena die inzwischen nach der Küche gegangen war, um dort die Vorbereitungen für das Mittagessen zu beenden, dehnte ihre Brust. Er hatte also die flüchtige Bekanntschaft von Wartenegg doch nicht ganz vergessen, sondern ihrer nicht bloß gedacht, sondern sich sogar Sorge um ihr Schicksal gemacht! Und das Zimmer drin gefiel ihm! Dies Zimmer, dessen Einrichtung ganz allein ihr Werk war! Den ganzen Tag gestern und heute von vier Uhr morgens an hatte sie daran gearbeitet, alles anders gestellt, die Bilder zu hübschen Gruppen vereinigt, Möbelstücke entfernt und durch solche aus den anderen Zimmern ersetzt u. durch Wandbehänge und Pflanzengruppen gemütliche Plauderecken geschaffen. Und es war schließlich ein wirklich vornehmer Raum„mit Stimmung“ geworden, über den Mütterchen Ko rab und Martha ganz außer sich gerieten vor Entzücken und sogar Fredegild ein paar gnädig anerkennende Worte fand. Aber was bedeutet all dies gegen die eben ge hörten Worte aus seinem Mund! Natürlich glaubte er es sei Fredegilds Hand, die allen Dingen hier im Haus den Stempel auf drückte, und natürlich würde sie ihn in diesem Glauben lassen. „Indes“, dachte Serena in ihrer anspruchslosen Bescheidenheit,„was liegt daran? Die Hauptsache ist doch, daß es ihm gefiel, daß er wiederkommen wird und daß sein Lob in Wirklichket mir galt!“ Aber sie empfand schon seit Wartenegg das Gefühl, daß das bloße Erscheinen Richard Kö nigsreiters wirkte, als flamme plötzlich ein strahlendes Licht auf, das allen Dingen besonderen Glanz verleihe und daß dieses Mannes Anerkennung das höchste Glück auf Erden sei. Aber sie empfand dies mit der harmlosen Unschuld eines Kindes. Nie wäre ihr der vermessene Gedanke aufgestiegen, daß es Liebe sein könnte, die hinter diesem Empfinden stand.. Königsreiter blieb sehr lange für einen ersten Besuch, und als er endlich ging, hatte man gegenseitig das Gefühl, als kenne man einander schon seit Jahren. Zwei Tage später kam Viktor freudestrahlend heim: Königsreiter hatte ihm den Antrag gemacht, einen ihm übertragenen Schloßumbau. der dringend sei und den er andernfalls wegen Arbeitsüberhäufung an den Auftraggeber zurückstellen müßte, selbständig auszuführen. Das Schloß lag im Oberland, war kürzlich von einem Großindustriellen angekauft worden und befand sich in völlig vernachlässigtem Zustand. Der Besitzer, ein Herr Glaubitz, wünschte es stilgerecht restauriert, aber dabei zugleich beträchlich erweitert, damit es zur Aufnahme einer größeren Gästezahl ausreiche. Für die Dienerschaft sollte ein eignes Gebäude neu errichtet werden, ebenso Stallungen für Reitpferde und eine Autogarage. Geld spielte keine Rolle, aber bis zum nächsten Frühjahr solle alles fertig beziehbar sein. „Sie müßten sich natürlich sofort darüber machen, lieber Korab! Gleich in den nächsten Tagen nach Schloß Fernblick fahren, Terrain und Grundriß studieren und dann an das Entwerfen der Pläne gehen. Gefallen diese Herrn Glaubitz, müßte unverzüglich mit dem Bau begonnen werden. Haben Sie Lust zu der Sache?“ „Lust!“ Viktor glühte vor Lust. Aber er war etwas ängstlich. Außer Kleinigkeiten im Auftrag der Baugesellschaft, der er früher, ehe er zu Königsreiter kam, verpflichtet war, hatte er bisher nur theoretisch gearbeitet. Und diese Sache war eine große. Glaubitz war eine im ganzen Lande so bekannte Persönlichkeit, daß alles, womit er in Berührung stand, sogleich auch allgemeines Interesse bekam, be sprochen, bemundert oder— bekrittelt wurde. (Fortsetzung folgt). Wirtschaftliche Rundschau. (Zusammenfassende Uebersicht über die deutsche Wirtschaftslage). Allgemeine Lage. Die nunmehr schon seit Monaten auf dem deutschen Wirtschaftsleben lastende Depression hat angehalten teilweise sich sogar weiterhin verschärft. Staatswirtschaft. Die Einnahmen des Reiches im Juli betrugen 629,7 Millionen Mark, die Auszahlungen 629,8 Mill. Mark. Der Ueberschuß beträgt somit 62,9 Mill. In den ersten vier Monaten des neuen Rechnungsjahres (ab 1. April) ergibt sich ein Ueberschuß von 24,9 Mill. Mark. Die schwebende Schuld des Reiches betrug am 31. Juli 111(30. Juni: 115,9) Mill. Mark. Geldmarkt. Die Hauptursache der Wirtschaftskrise, die Geld= und Kreditnot, hat sich in der letzten Zeit eher noch verschärft als erleichtert Die Wirtschaftskrise scheint sich zu einer Deflation auszuwachsen. In der Wirtschaftsgeschichte der Völker ist ein Geldmangel, wie er augenblicklich in Deutschland herrscht, noch niemals zu verzeichnen gewesen. Die Klagen über schlechten Zahlungseingang wollen seitens der Produzenten u. Händler nicht verstummen. Auf der Konsumentenseite tritt die Geldnot als stark geschwächte Kaufkraft des Inlandsmarktes in Erscheinung. Vom Ausland sind in der letzten Zeit wesentliche Beträge nicht nach Deutschland gekommen.— Der gegenwärtige Gesamtumlauf an Münzgeld stellt sich auf 558,8 Mill. Reichsmark, das heißt auf den Kopf der Bevölkerung entfallen über 9 Reichsmark.— Nach den bisherigen Berichten über die Spartätigkeit in Deutschland erscheinen die Erwartungen berechtigt, daß das Gesamtjahresergebnis von 1925 das von 1913 übertrifft.— Die Börse zeigt immer noch eine schwankende und unsichere Haltung, ohne daß im Ganzen eine bedeutende Aufwärts= oder Abwärtsbewegung fezustellen war. Handel, Gewerbe und Industrie. Die Lage der Industrie hat sich eher verschlechtert als verbessert. Die Katastrophe im Ruhr=Bergbau konnte noch nicht gemildert werden, die Stillegungen der Werke setzen sich fort. Es wird uns mitgeteilt, daß etwa 60 Zechen des Ruhr=Berg= baues bei Fortgang der Wirtschaftskrisis in absehbarer Zeit stillgelegt würden. Lohnforderungen beunruhigen fast überall die ohnehin sehr gespannte Geschäftslage. Der Inlandsmarkt liegt weiter ziemlich ruhig. Die Ausfuhrtätigkeit erlahmt mehr und mehr, auch dort, wo sie bisher noch rege war oder Ansätze zur Belebung gezeigt hat.— Die deutsche Ausfuhr nach Enaland betrug im Januar 77 Mill. Mark, Februar 65, März 76, April 87, Mai 85, Juni 98, im ersten Halbjahr 1925 zusammen also annähernd 500 Mill. Mk.— In der Eisen u. Stahlwarenindustrie wird über zunehmende Absatzstockung geklagt.— Das Ausfuhrgeschäft der Papierwar.= Industrie geht seit Monaten ständig, wenn auch langsam zurück. In der Schuhindustrie ist die Beschäftigung nicht einheitlich. In vielen Produktionsgegenden sind die Fabriken zwar immer noch befriedigend beschäftigt, doch vereinzelt tommen auch Entlassungen vor. Holzmarkt. Das Rundholzangebot hat sich in der letzten Zeit stark verringert. Dies bewirkte, namentlich für Nadelstamm= und Papierholz, große Festigkeit. Demgegenüber litt der Schnittund Bauholzmarkt dauernd unter einer gewissen Schwäche. Die Aussichten für die Sägeindustrie sind zur Zeit nicht gerade günstig. Warenmarkt. Infolge der nach wie vor schwachen Kaufkraft der Volksschichten hat sich im allgemeinen der Warenabsatz nicht heben können, obwohl infolge der Saisonbelebung die Umsatztätigkeit etwas gestiegen ist. Das Preisniveau bewegt sich, gemessen an den Großhandelsindexziffern, langsam aufwärts.— Die Nachfrage nach Benzol ist in der letzten Zeit außerordentlich gewachsen.— Die süddeutsche Zinkblechhändlervereinigung hat vom 5. August ab ihre Verkaufspreise für Zinkblech wiederum erhöht.— Am Rohhäutemarkt sind die Preise nicht nur zum Stillstand gekommen, sondern wie die Ergebnisse der letzten Versteigerung zeigen, meist bis zu 10 Prozent und mehr zurückgegangen.— Häuteauktionen finden statt: Leipzig 20. und 21. August, Mainz 21. August, Kassel 24. August, Frankfurt a. M. 25. August und Hamburg 8. September.— Am Ledermarkt blieben die Vorgänge auf den Häuteversteigerungen nicht ohne Einfluß. Die bisher etwas bessere Nachfrage hat infolge der Unsicherheit der Preislage wieder nachgelassen, und die Käufer decken nur den notwendigsten Bedarf. Ausstellungen und Messen. Auf der Berliner Schuh= und Ledermesse befriedigte das Geschäft, doch wurden hauptsächlich solche Geschäfte getätigt, bei denen möglichst langes Ziel gewährt wurde.— Der Gesamteindruck der 11. Deutschen Ostmesse in Königsberg läßt eine merkbare Belebung des Geschäftes erwarten, da sich allmählich die gesteigerte Kaufkraft einer guten Ernte auszuwirken beginnt.— Die 11. Hamburger Textil=Mustermesse hatte wieder eine außerordentlich reiche Beschickung aus allen Gauen des deutschen Reiches erfahren.— Auf der Luxemburgischen Mustermesse war Deutschland mit etwa 90 Firmen gegen 30 im Vorjahre vertreten. Landwirtschaft. Die Getreideernte schreitet nunmehr rasch vorwärts. Das Brotgetreide ist im allgemeinen befriedigend. Der Ausfall des Sommergetreides ist sehr verschieden, der Stronertrag ist teilweise sehr schlecht. Hackfrüchte und Futterpflanzen haben sich durch den letzten Regen gut erholt. Man rechnet im allgemeinen mit einem mittelmäßigen Ernteertrag. Die Aussichten hinsichtlich der Weinernte wurden durch das massenweise Auftreten der Rebenschädlinge wesentlich herabgestimmt. Produktenmarkt. Die Preisbewegung für landwirtschaftliche Erzeugnisse ist stark uneinheitlich. Auf die Annahme der Zölle hin, von denen man sich einen günstigen Einfluß auf die Preisbildung verspricht, trat eine leichte Befestigung ein. Im allgemeinen herrscht noch starke Zurückhaltung der Käufer.— Am Hopfenmarkt ist das Geschäft nach wie vor ruhig.— Im Weinverkehr kann man eine gewisse Belebung beobachten, doch sind es vorerst keine großen Umsätze. Viehmarkt. Die Lage auf den Schlachtviehmärkten zeigt keine wesentliche Veränderung Die Preise. sind im allgemeinen stabil geblieben, nur auf einzelnen Märkten sind höhere Notierungen zu verzeichnen. Arbeitsmarkt. Die Depression auf dem Arbeitsmarkt breitet sich langsam weiter aus. Wie die letzten Berichte sagen, ist nun die Verschlechterung auch ziffernmäßig bereits zum Ausdruck gekommen. Den Ausgangspunkt der Verschlechterung bilden Bergbau= und Schwerindustrie. Trostlos bleibt vor allem die Lage des kaufmännischen Stellenmarktes, aber auch sonst läßt sich in vielen Zweigen ein Rückgang der offenen Stellen nachweisen. Ausland. Der schweizerische Außenhandel im Juli zeigt einen Einfuhrüberschuß von 52 Mill. Fr.— Die Schweiz hat die gesamte Vieheinfuhr aus dem Ausland verboten.— Der Zollkrieg in Polen wirkt sich in großen Absatzschwierigkeiten aus. Neue umfangreiche Stillegungen sind notwendig geworden. Wichtig! Neu! Neu! ist der kleine Apparat„Famos“. Unentbehrlich für jedes Haus,in dem mehrere Personen ausund eingehen. Er zeigt stets und zuverlässig an wer zu Hause und wer fort ist. Kein Stehen mehr vor verschlossenen Türen in der Nacht. Keine Ungewißheit, ob Sie verriegeln können oder nicht.„Famos“ gibt Auskunft, und Sie können ruhig schlafen.„Famos“ kostet einschließlich Montage im Stadtgebiet 2,50 Mark. Vertrieb und Hersteller: Joh. Bodewig, Schreinermeister, Werkstätte Lindenstraße 51. Pianofabrik liefert ohne jeden Zwischenhandel direkt an## Pianos: Garantie 1. Jedes instrument. Eintausch alter Instrumente. .#= Zahlungserleichterung= Planostimmen— Reparieren X Kataloge gerne zu Diensten— Vertreter gesucht. M. Mauelshagen, Neuss Planofabrik x. Niederstrasse 39. Fernsprecher 1127„ Junge Hühner, beste Legerasse und alles zur Geflügelhaltung Nötige liefert Geflügelhof Mergentheim K. 15. Kataloa frei. Trauerbriefe Totenzette Beileidskarten liefert schnell u. preiswert Buchdruckerei Gebr. Bochum Gründung 1831 Fernspr. 65 u. 262 Wir müssen es alle, die wir heute durchs Leben kommen wollen. Das Entscheidende ist nur, daß wir es verstehen, bei kräfteverzehrender Arbeit eine Energiequelle zu schaffen, die dem Körper neue Kräfte zuführt. Darum trinken Sie das altberühmte Köstritzer Schwarzbier, das mit vollem Recht flüssiges Brot genannt wird. Es führt infolge seiner wertvollen Bestandteile bei wenig Alkohol dem Genießenden all die Stoffe zu, die dem Körperaufbau und der Blutbildung dienen. Köstritzer Schwarzbier hebt das Gewicht, stärkt Muskeln u. Nerven Das echte Köstritzer Schwarzbier ist zu haben bei Johann Müsch, Kapellen, Neußzer Straße 1, oder in allen durch Schilder und Plakate kenntlichen Geschäften. Man achte dabei aber, um vor Nachahmungen geschützt zu sein, auf das gesetzlich geschützte WappenEtikett. das Rartkalmitel Lebewohl Hernhaut a. d. Fußsohle verschwindet durch Lebewohl- Ballen- Scheiben. Kein Verrutschen, kein Festkleben am Strumpf. Blechdose(8 Pflaster) 75 Psg. In Drogerien und Apotheken. Germania=Drogerie W. Sommer Nachf., Rheydter Straße 32. Persil enthält beste Seile so reichlich, daß jeder. weitere: Zusatz übetlüssig ist. HENRO Henkel’e Wasch- und. * Bleich-Sode, de I Einweichmittel, * Unübertroffen für. Wasche u. Hausputz! Erfahrenes Mädchen für 2 Pers. Haushalt gesucht. Frau Albert Servos, Neuß, Capitelstr. 1. Spe#r ungerr- W. L., P#emsoaororennAosbereteschengrungn Reform des Angestelltenversicherungsgesetzes. Der Verband deutscher Techniker schreibt uns: Am 16. Juli dieses Jähres hat der Reichstag in zweiter und dritter Lesung den Gesetzentwurf über Ausbau der Angestelltenversicherung angenommen. Mit der Annahme dieses Gesetzes sind wir in der Angestelltenversicherung einen wichtigen Schritt weiter gekommen. Lange— ungefähr dreiviertel Jahr— hat auch die Aktion gedauert, bis sie zum guten Ende geführt worden ist. Das Ganze selbst tritt am 1. Juli 1925 in Kraft. Untersuchen wir jetzt einmal die Aenderungen, die das neue Gesetz gegenüber dem bisherigen Zustand bringt 1. Das Recht auf freiwillige Versicherung ist bedeutend erweitert worden. Alle Angestellten mit höherem Einkommen können sich freiwillig selbst versichern, gleichviel, ob sie früher einer Zwangsversicherung angehört haben oder nicht. Auch Personen bis 40 Jahre, wenn sie für eigene Rechnung eine ähnliche Tätigkeit ausüben als die Zwangsversicherten, können sich freiwillig versichern. 2. Weggefallen ist die Bestimmung, daß den Hinterbliebenen keine Rente gewährt wird, wenn der verstorbene Ernährer erst nach Eintritt der Berufsunfähigkeit geheiratet hat. 3. Die Leistungen sind in Zukunft: 480 Mark Grundbetrag jährlich(bisher 360 Mark) mit einem Steigerungsbetrag von 15 v. H.(bisher 10 v. H.) der nach dem 1 Januar 1924 gezahlten Beiträge. Kinderzuschlag jährlich 90 Mark(bisher 36 Mark). Die wieder heiratende Witwe wird mit dem dreifachen Betrage ihrer Jahresrente abgefunden(bisher einfach). 4. Die neuen Gehalts= und Beitragsklassen sind wie folgt: Klasse A bis zu 50 Mark 2 Mark; Klasse B von mehr als 50 Mk. bis zu 100 Mk. 4 Mk. Klasse C von mehr als 100 Mk. bis zu 200 Mk. 8 Mk. Klasse D von mehr als 200 Mk. bis zu 300 Mk. 12 Mk. Klasse E von mehr als 300 Mk. bis zu 400 Mk. 16 Mk. Klasse F von mehr als 400 Mark 20 Mark. Daneben sind noch zwei freiwillige Beitragsklassen G und H eingerichtet mit den Beiträgen von 25 und 30 Mark. Bezieht ein Angestellter im Monat weniger als 50 Mark, so bezahlt der Arbeitgeber den ganzen Betrag. Freiwillig weiter versichern kann man sich nicht unter derjenigen Gehaltsklasse, die dem Durchschnitt der letzten 4 Beitragsmonate entspricht oder am nächsten kommt. Nur dann, wenn der Versicherte nachweist, daß sein Einkommen einer niedrigeren Gehaltsklasse entspricht, ist die Versicherung in einer niedrigeren Klasse zulässig. 5. Wer das 55. Lebensjahr vollendet hat und erst dann in die versicherungspflichtige Beschäftigung eintritt, kann auf Antrag von der Versicherungspflicht befreit werden. 6 Die Anrechnung der Kriegsdienstjahre wird auch bei den Versicherten vorgenommen, die vom 1. Januar 1913 bis zu Beginn ihres Kriegsdienstes sich noch in der Ausbildung zu einem Angestelltenberuf befanden oder nach vorheriger Angestelltentätigkeit ihrer Dienstpflicht genügten. 7. Vom 1. Januar 1913 bis Ende 1928 genügt die Zurücklegung von 60 Beitragsmonaten auf Grund der Versicherungspflicht, um die Wartezeit für die Hinterbliebenenrente zu erfüllen. 8. Die Wartezeit(120 Beitragsmonate) kann nach vorheriger ärztlicher Untersuchung und nach Einzahlung der erforderlichen Deckungsmittel von der Reichsversicherungsanstalt gekürzt werden. Um unbillige Härten zu vermeiden, kann die Reichsversicherungsanstalt bis zum 31. Dezember 1928 in Fällen, in denen die Wartezeit(120 Beitragsmonate) nicht erfüllt ist, aber mindestens 100 Pflichtbeiträge geleistet worden sind, die Entrichtung freiwilliger Beiträge für mehr als ein Jahr zurück und ebenfalls nach bereits eingetretener Berufsunfähigkeit gestatten. Vorläufig wird mit diesen Abänderungen die Reform der Angestelltenversicherung zu Ende sein. Alle berechtigten Wünsche der Angestellten sind, ja keineswegs erfüllt worden. Immerhin sind sie ein gutes Stück sozialpolitischer Errungenschaft. Und dieser Weg muß weiter gegangen werden, bis die Frage: Wie ist der Arbeitnehmer, der der Wirtschaft und dem Volke keine Arbeitskraft mehr zu geben hat, im Alter vor Not geschützt?, vollständig gelöst ist. LEIASAIEIe MEALEEEAAEUN Sm LENE UOe e MIRI•IT-LLIASEU Die Ehe auf Probe. Von stellv. Standesbeamten Klein(Köln=Kalk). Nach der Standesbeamtenzeitung vom 10. August 1925 steht in Rußland die Einführung der Probeehe bevor. Nach russischer Ansicht können zwei Menschen nur dann den Weg durchs Leben gehen, wenn sie ihre Charaktereigenschaften in einer Probeehe erkannt haben. In einem weißrussischen Dorfe ist bereits ein Ehevertrag geschlossen worden, der folgenden Wortlaut hat: 1. Ich, der Bürger N. N. verpflichte mich hierdurch, die Bürgerin N. N. von 1925 an als meine Ehefrau zu betrachten. 2. Ich, die Bürgerin N. N. erkläre mich hiermit bereit, im Laufe von drei Jahren die Frau des obengenannten Bürgers zu sein. 3. Ich, der Bürger N. N. betrachte für die nächsten drei Jahre die Bürgerin N. N. als meine Ehefrau und verpflichte mich, für ihren Unterhalt während dieser drei Jahre aufzukommen und sie auch als meine Frau zu behandeln. Nach drei Jahren ist der Kontrakt abgelaufen und kann, wenn gute Erfahrungen gemacht worden sind, erneuert werden. Sind die Erfahrungen schlecht gewesen.so ist eineWeiterführung des Vertrages nicht notwendig. Die Hauptfrage, was aus den eventuell aus der Probeehe hervorragenden Kindern wird, ist in dem Vertrage nicht berührt. Rußland ist somit das erste Land, welches ein solches Ehekompromiß zuläßt. Enttäuschte Ehemänner und Ehefrauen finden also dort das, was sie suchen. Rußland wird also in Zukunft von Fremden, die dort Probeehen eingehen wollen, überschwemmt sein. Es wird aber dann auch in Zukunft von Kindern überschwemmt sein, um die sich kein Probevater oder=Mutter kümmern will. Das scheint die russischen Gesetzgeber nicht aufzuregen, die Hauptsache für den russischen Staat ist, daß diese Kinder gute Bolschewiken werden. Die Widerstandskraft der Tiere. Es ist erstaunlich, welche Lebens= und Widerstandskräfte verschiedene Tierarten aufweisen. Einer Schnecke, der man den Kopf abschneidet, wächst häufig ein neuer. Eine zerquetschte Polype ist in der Lage sich wieder gesund zu dehnen. Wenn man das Wasserschlängelchen in mehrere Teile zerschneidet, entsteht aus jedem Teilchen ein neues Tier. Grashüpfer, in deren Inneres anstelle der Eingeweide Baumwolle gelegt wird, können noch wochenlang leben. Schildkröten leben längere Zeit ohne Gehirn und sogar ohne Herz. — Warum man Gepäck versichert Für Gepäck oder Expreßgut haftet nach dem Handelsgesetzbuch und der Eisenbahnverwaltungsordnung die Eisenbahn nicht, wenn Gegenstände als Reisegepäck aufgeliefert werden, die nicht zum Reisebedarf gehören, oder wenn sich Geld, Edelmetalle oder Kostbarkeiten einschließlich Lederwaren, Pelzwaren und dergleichen darin befinden, ohne daß die Vorschriften dafür beachtet worden sind. Für diese Fälle ist die Versicherung durch Wertmarken am Schalter eingerichtet. Man kann so auch Hand= und Aufbewahrungsgepäck versichern, alles auch durch Police. Merkwürdige Polizeistunde. Bezirksamtmann:...„wird auch die Polizeistunde gehörig beachtet, Herr Wirt?“ Wirt:„Gewiß. Herr Bezirksamtmann!“ Bezirksamtmann:„Nun, und wer sind so meistens die letzten?“ Wirt:„Der Herr Lehrer, der Herr Pfarrer und der Bürgermeister; dann trinkt gewöhnlich der Herr Förster und der Herr Doktor noch ein Glas, und wenn dann der— Polizeidiener kommt, trinkt der auch noch eins!" Aus der Lebenspraxis. Wie kommt es, daß geistreiche Leute meistens so bescheiden und geldreiche so anmaßend sind? Weil geistreiche Menschen wissen, was ihnen fehlt, und geldreiche, was sie haben.