Zeitung Anzeigenpreise: Das einspaltige mm 10 Pfg.(37 mm breit) Reklamen: mm 70„(90 mm„) Beueler Bürgerzeitung Beneler Amtl. Publikations=Organ der Bürgermeisterei Beuel Erscheint Mittwochs und Samstags Bezugspreis monatl. 60 Pfennig frei Haus Geschäftsstelle: Beuel, Wilhelmstr. 108. Erscheint Samstags mit einer illustrierten Beilage. Für die Schriftleitung verantwortlich: Jos. Lucas in Beuel— Druck und Verlag: Jos. Lucas in Beuel Nr. 54 Telephon=Nr. 4736 Amt Bonn Beuel a. Rh., 8. Juli 1931 27. Jahrgang Die„Beueler Zeitung“ kommt in folgenden Ortschaften= zur Ausgabe: Beuel, Schwarz=Rheindorf, Vilich=Rheindorf, Vilich, Vilich=Müldorf, Limperich, Küdinghoven Ramersdorf, Nieder= u. Oberholtorf, mit einer Gesamteinwohnerzahl von 18000. Nachrichten aus Beuel und Augebung Eine öffentliche Gemeinderatssitzung fand am vergangenen Freitag, nachmittags um 5 Uhr im Rathause unter dem Vorsitz des Bürgermeisters statt. Auf Veranlassung ver Bürgervereinigung wurde darüber abgestimmt, ob in Zu kunft die Sitzungen um 5 oder um 6 Uhr beginnen sollen. Die Mehrheit stimmte für 6 Uhr. Es kam die Meinung zum Ausdruck, daß wenn viel Zeit zur Verfügung umsomehr geredet und debattiert würde. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß oft um unwichtiger Dinge willen viele unnütze Worte im Beueler Gemeinderat gedroschen werden, die die Sitzungen unnützer Weise verlängern. Die Einbürgerungsanträge Aloys Knoll, Franz Marc, Karl Kostka, Aloys Spitzer und Frz. Winter in den preuß. Untertanenverband wurden genehmigt. Verschiedene bereits vom Gemeinderat genehmigte Kaufakte bedürfen vor ihrer Eintragung in das Grundbuch noch der formellen Zustimmung des Gemeinderats, weiche erteilt wird. Durch Wegeverlegung an der Zementfabrik sind Grundstücksaus. tausche zwischen der Gemeinde einerseits und der Reichsbahn sowie der Firma Hüfer u. Co. und Zementfabrik andererseits erforderlich. Der Gemeinderat gibt seine Genehmigung.„„ Am die Ueberkreuzungen des Deichs an der Wolfsgasse und Arnoldstraße zur Benutzung mit Fahrzeugen straßenmäßig ausbauen zu können, will die Landesbank aus Mitteln der Deutschen Rentenbank=Kreditanstalt einen Meliorationszwischenkredit von 50000 M zu 7% Prozent Zinsen zur Verfügung stellen. Die Regierung gewährt auf die Höchstdauer von 5 Jahren der Gemeinde eine Zinsverbilligung von 3 Prozent. Besonders von Zentrumsseite werden hierzu schwere Bedenken geäußert, da hier bei einem Deich, den der Kreis gebaut, der Gemeinde wieder laufende Belastungen aufgebürdet werden. Die Erbauer des Deichs — also der Kreis— hätten schon s. Zt. die Verpflichtung gehabt, die Zu= und Durchgangswege, die durch den Bau unterbrochen und vernichtet wurden, wieder herzustellen. Der Bürgermeister stellt gegenüber verschiedenen Anfragen fest, daß die Gemeinde Eigentümerin des Deiches sei und für den ordnungsmäßigen Zustand der Wege haftbar sei. Der Amstand, daß einer Reihe von Erwerbslosen durch den Ausbau der Wege eine Erwerbsmöglichkeit geschaffen wird, gab den Ausschlag und Gemeinderat gab seine Zustimmung. Die unhaltbaren Schulverhältnisse in Pützchen will die Verwaltung durch den Anbau einer Schulklasse behelfsweise beseitigen. Das Projekt kostet 7000 c und man will versuchen, hierfür von der Regierung einen Zuschuß zu erhalten. An einen Neubau, der 30000 q kosten würde, ist vorderhand noch nicht zu denken. Die sozialdemokratische Fraktion hat einen Antrag gestellt, grundsätzlich alle Angelegenheiten, besonders die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen und auch Anträge auf Gewährung von Darlehen und Bürgschaften in öffentlicher Sitzung zu behandeln. Bezüglich der Grundsätzlichkeit dieser Forderung hegt der Bürgermeister ernste Bedenken, besonders auch hinsichtlich der Behandlung der Darlehnsund Bürgschaftsanträge in der Oeffentlichkeit. Auch das Zentrum hegt schwere Bedenken gegenüber einem solchen Verfahren, da dadurch der Ruf und das Ansehen des ein oder anderen Bürgers geschädigt werden könnte. Auch glaubt ein Redner, daß sich die Gemeindevertreter wohl hüten würden, sich in öffentlicher Sitzung über die in Betracht kommenden Personen so ofen auszusprechen, wie sie dies in geheimer Sitzung vermögen. Die Mehrheit beschloß sodann, die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen nach Vorberatung in den Kommissionen in öffentlicher Sitzung vorzunehmen, dagegen Darlehns= und Bürgeschaftsanträge grundsätzlich nur in geheimer Sitzung zu behandeln Die Komm. Fraktion hat den Antrag gestellt, die kürzlich reduzierten Wohlfahrtsunterstützungssätze wieder in der früheren Höhe auszuzahlen. Auch beantragen die Kommunisten, die Mieten der Erwerbslosen in den Gemeindebauten zu reduzieren. Der neue kom. Gemeindevertr. Heidbrink vertritt mit viel Zähigkeit den Standpunkt seiner Fraktion gegenüber dem der Verwaltung. Der Bürgermeister erklärt es handle sich in den allermeisten Fällen nur um ganz geringe Abzüge, was der kommunistische Redner entschieden bestritt. Der Bürgermeister erklärt ferner, daß für die Normierung der Unterstützungssätze die Gemeinde nicht zuständig sei sondern der Bezirksfürsorgeverband. In Bezug auf die Mieten sei es nicht angängig, einen Unterschied zwischen erwerbslosen und nichterwerbslosen Mietern zu machen. Falls ein Erwerbsloser die Miete nicht bezahlen könne, müsse eben das Wohlfahrtsamt eingreifen. Eine dreigliedrige Kommission soll nun dem Wohlfahrtsamt beigegeben alle Unterstützungsfälle prüfen und im Einvernehmen mit der Wohlfahrtskommission regeln. Damit soll dem Vorwurfe der Kommunisten, das Wohlfahrtsamt regele zuviel gorz.„„ von sich aus willkürlich die zu zahlenden Unterstützungen, be= Rüde Arno vom Römerhof das Prädikat„Vorzüglich zum Rektor ernannt worden. Geislar. Die Feuerwehr wurde vorgestern nachmittag nach hier gerufen, da in der Siegniederung eine Fläche von 30—40 Morgen Heu— teils in Haufen und teils noch verstreut— in Brand geraten war. Die Ernte von 8—10 Morgen Heu wurde vernichtet. Der Feuerwehr gelang es, den Brand bald zu löschen. Die Geschädigten sind meist kleine Leute, die das Gras in Losen gepachtet hatten. Man vermutet, daß der Brand von dort Badenden aus Fahrlässigkeit verursacht wurde, indem brennende Zigaretten oder dergl. weggeworfen wurden. Pützchen. Bei Ausführung von Glaserarbeiten im Innern des Kirchturmes stürzte ein Glasermeister aus Bonn ab. Er schleppte sich mit letzter Kraft zum Poral, wo man ihn fand und mit schwere nVerletzungen ins Beueler Krankenhaus einlieferte. trums wurde auch eine Frau— Frl. Bonn, die dem Zen= systems durch die Regierung mit Wirkung vom 1. Juli ab trum angehört— in diesen Vorstand gewählt. Auf den Vorschlag des Bürgermeisters wird die vorjährige Notgemeinschaft wieder ihre Tätigkeit aufnehmen. In den vorläufigen Ausschuß werden die Frationsvorsitzenden berufen. Auch die Schimmel der Bürgervereinigung sollen in den Wagen eingespannt werden. Der Bürgermeister teilt dem Gemeinderat mit, daß der Landrat aufsichtshalber die Verdoppelung der Biersteuer — die der Gemeinderat abgelehnt hat— verfügt habe. Auf Antrag eines Gemeindeverordneten beschließt der Gemeinderat einstimmig, gegen diese Anordnung Beschwerdz zu erheben.(Der Bürgermeister und alles lacht;; sie spotten ihrer selbst und wissen gar nicht wie.) Gdv. Kraft bringt im Namen des Zentrums die ärgerniserregenden Zustande des wilden Badens an Rhein und Sieg zur Sprache und regt an, mit den Landräten von Bonn Land und Siegkreis eine Aenderung anzustreben. Er tritt für Ausgestaltung des Badebetriebes des Beueler Strandbades durch Einlegung von mehr Freistnnden ein. Der Bürgermeister gibt bekannt, daß das Baden im offenen Rhein durch den Oberpräsidenten verboten worden ist.— Die Verordnung wurde hierorts nicht ortsüblich publiziert. Die Red.— Ueber das Baden in der Sieg sei eine Polizeiverordnung in der Vorbereitung. Gdv. Vendel(Soz.) bestreitet das Vorhandensein von standalösen Zuständen und tritt dafür ein, daß dem Bürger ein billiges Freibad im Rhein und der Sieg erhalten bleibt. Edv. Kraft erwidert ihm auf eine polemisierende Anspielung, über Moral und Sitte wolle er mit ihm nicht rechten, da trenne sie eine zu große Kluft weltanschaulicher Auffassung, er habe die Ansicht eines großen Teils der Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. Edv. Küpper(Soz.) fragt an, wie die Hochwasserentschädigungen verteilt worden sind. Rechnungsdir. Brieger gibt eine Darlegung, wie die insgesamt zur Verfügung stehende Summe von 2300 c zur Verteilung kam. Nach Anordnung sollte die Summe ohne Zuziehung des Gemeinderats verteilt werden. Man habe aber einige mit den örtlichen Verhältnissen vertraute Bürger beratend zugezogen, u. a. Gdv. Weigand. Dieser erläutert den Modus, wie sie bei Feststellung der Schäden vorgegangen seien und erklärt daß höhere Sumen wie 80 c nicht gezahlt worden: seien, weil das Geld nicht reichte. Hiernach verhandelte der Gemeinderat in nichtöffentlicher=Sitzung. Von einem Auto von hinten angefahren wurde am Sonntagabend auf der Siegburgerstraße ein Motorradfahrer, der in der Richtung Hangelar fuhr. Er wurde in den Straßengraben gedrückt. Die Begleiterin des. Motorradsahrers stürzte von dem Fahrzeug und erlitt einen Nervenschock und mußte mit dem Bonner Feuerwehrauto ins Krankenhaus gebracht werden. Ein ganz gefährlicher junger Bursche wurde dieser Tage von der hiesigen Polizei dingfest und unschädlich gemacht. In der letzten Zeit übernachtete in der Jugendherberge des Beueler Turnvereins in der Kronprinzstraße öfters ein 19jähriger Schüler aus Betzdorf. Die öfteren Nächtigungen fielen schon auf. Der Argwohn verstärkte sich, als man Turnkleider und Geräte vermißte. Man machte die Polizei auf das hoffnungvolle Bürschchen aufmerksam, die sich dann des Näheren mit ihm beschäftigte. Es stellte sich heraus, daß man hier einen guten Fang gemacht hatte. Sein Koffer enthielt Ausweispapiere auf anderen Namen, auch fand man neue Dienstsiegel der Polizeiverwaltung Betzdorf und der Kulturbauschule Siegen, mit denen er sich Ausweise und Zeugnisse selbst angefertigt hatte. So befand sich ein selbstangefertigter Ausweis unter den Papieren, der ihn berechtigen sollte, für eine Mission Gelder zu sammeln. Ferner auch eine Reihe unbeschriebener Ausweise des Kulturbauamts wurden vorgefunden. Di eser moderne junge Tunichtsgut hatte einen Brief bei sich, in dem er seiner Mutter vorflunkern wollte, er befände sich in der Bonner Polizeischule und erstatte dort u. a. täglich 30 Anzeigen. Das in falschem Sinne intelligente Söhnchen scheint. demnach weniger intelligente Eltern zu besitzen. Die Polizei erwischte vorgestern nachmittag in der Rathaussträße wiederum einen Mann, der unversteuerte ausländische Zigaretten verkaufte. Er hatte noch 300 Stück bei sich, welche eingezogen wurden. Es ist dies innerhalb kurzer Zeit der dritte derartige Fall. Man kann sich denken daß diese Leute wegen der hohen Steuer auf Zigaretten wenn sie nicht erwischt werden, gute Geschäfte machen. Auf der 7. Internationalen Hundeausstellung in Bonn erhielt die im Rottweilerzwinger vom Tannenbusch, Besitzer Josef Platzbecker, Zum Kurfürsten, Beuel, stehende gegnet werden Nach langem Hin und Herreden einigte man sich endlich auf die Ernennung des Vorstandes der Berufsschule, die wegen der Einführung eines neuen Ortsstatuts der Berufsschule notwendig geworden war. Auf Antrag des Zenzwei 1. Preise und den Ehrenpreis zuerkannt. Vilich. Der Hauptlehrer Schumacher von der hiegen Volksschule ist mit Rücksicht auf die dur chdas Steigen der Kinderzahl hervorgerufene Erweiterung des SchulSpaniens Nationalversammlung. Rasche Saat, aber Noternte der Republikaner. Von Karl Rogge. Die spanischen Wahlen vom letzten Junisonntag ergaben einen vollen Sieg des republikanisch=sozialistischen Blockes. Aber man darf nicht vergessen, daß dieser Block ein Zweckvervand aus zahlreichen kleineren Splittern bildet, der im vorigen Jahre zu einer Zeit entstand, als sich die Republikaner genötigt sahen, auf Biegen oder Brechen den Umsturz zu versuchen oder durch irgend einen neuen Diktator niedergekämpft zu werden. Damals schloß man den von San Sebastian, der nicht nur bei der Beseitigung des Königs Alfons, sondern auch bei den Wahlen zur Nationalversammlung die Fahne der Gefahr und der Bedrohung gewesen ist, hinter der man geschlossen einhermarschierte unter Zurückstellung nachgeordneter parteipolitischer und persönlicher Anspüche. Nun aber ist die Gefahr, der man am 10. Mai zu Madrid im Kampfe gegen monarchistische Wahlpropaganda auch mit offener Gewalt entgegenwirkte, auf längere Sicht gebannt. Die Nationalversammlung zeigt das neue Gesicht Spaniens und nun muß es sich erweisen, ob es die Züge des radikalen, marxistisch gefärbten Republikanertums beibehält, oder ob andere Bestrebungen aus der bisher geübten Zurückhaltung heraustreten. Auf jeden Fall ist es den Republikanern gelungen, ihrer raschen Saat eine rasche Ernte folgen zu lassen. Sollte es eine Noternte gewesen sein? In Deutschland hat man die Entwickelung der jüngsten Geschichte Spaniens gelegentlich mit der deutschen Novemberzeit verglichen. Dies ist aber auch von den Führern der spanischen Revolution wie der russische Februarumsturz von 1917 auf das Genaueste studiert worden. Man wollte bewußt aus der Geschichte lernen. Dabei kann es den Spaniern nicht entgangen sein, daß der novemberliche Radikalismus in Deutschland zunächst hohe Wogen Ehe in Deutschland die Nationalversammlung gewählt wurde, gingen wir noch durch die Zeit der Arbeiter= und Soldatenräte. Ihr erster, längst vergessener Kongreß, der aus allgemeinen Vertreterwahlen der Betriebe in ganz Deutschland hervorgegangen war, bestand aus 490 Abgeordneten. Von diesen bezeichneten sich 298 als Sozialdemokraten, 101 als Unabhängige, bei den 84 Soldatenräten waren die meisten ebenfalls sozialdemokratisch. Von sämtlichen Delegierten rechneten sich nur 25 als„Demokraten“ öffentlich zum Bürgertum. 49 Arbeiterräte machten keine genaueren Angaben über ihre Parteizugehörigkeit, bildeten aber zweifellos den Rest aller Parteigruppen vom Zentrum bis ganz rechts. Die erdrückende marxistische Mehrheit des ersten nachrevolutionären deutschen Parlaments, in dem die Sozialdemokraten allein die überlegene absolute Mehrheit besaßen, wurde vergleichsweise dann in der Nationalversammlung, zu der ganz überwiegend die gleichen Menschen wählten, stehen doch dreiviertel der Wahlberechtigten bei uns im vollen Erwerbsleben, in eine starke, aber hoffnungslose Minderheit verwandelt. So rasch ebbte die Umsturzwelle in Deutschland wieder ab. Die Spanier, die zu den deutschen Radikalen enge persönliche Beziehungen unterhielten, haben daraus gelernt und den Stimmungswechsel gegen König und Kirche am 28. Juni so scharf wie möglich ausgenutzt. Das hat jedoch den Nachteil, daß sich nunmehr in der spanischen Nationalversammlung selbst ein Stimmungswechsel vollziehen könnte. Er wird mit Sicherheit eintreten, wenn sich die wirtschaftliche Gesamt lage Spaniens nicht wesentlich bessert. Die republikanische Bewegung verfügt über die hoffnungsreiche Aussicht, durch die Besserung der Weltkrise mit emporgetragen zu werden. Bleibt sie aber aus, dann wird auch in Spanien der politische Wiederumschwung eine Moglichkeit und die Nationalversammlung könnte dann trotz ihrer außerlich überlegenen republikanischen Mehrheit der Herd der Wiederkehr einer Monarchie werden. Rückläufiger Handel mit Oesterreich. Die ungewöhnlich rasche Verschärfung der Wirtschaftskrise spiegelt sich in diesem Jahr zum ersten Mal auch in einem krassen Rückgang des Außenhandels zwischen Deutschland und Deutsch=Oesterreich wieder. Wir lieferten diesem von Januar bis Mai einschließlich für 189 Millionen Schilling und blieben damit um 56 Millionen Schilling hinter dem Vorjahre zurück. Oesterreich führte an uns für 96 Millionen aus, was eine Schrumpfung seiner deutschen Ausfuhr um 39 Millionen Schilling bedeutet. handwerkerfragen. Bon Gustav Vojai. M. o. L. Präsident des Deutschen Handwerkerbundes Es gibt ein Wort, welches reichlich mißverstanden wurde und viel böses Blut erregt hat— das Wort von der„Preissenkung". Man soll immer gegen Schlagworte sein, vor allem im politischen und wirtschaftlichen Leben. Es ist grundfalsch, die Erwartungen der Oeffentlichkeit, die Hoffnungen der Hausfrau bezüglich des Preisabbaues zu hoch zu spannen. Wirtschaftliche Gesetze, an die auch die allgemeine Preissenkung gebunden ist, können nicht durch Parolen und Diktate umgestoßen werden. Durch den Druck der in ihren Erwartungen künstlich gesteigerten öffentlichen Meinung zwingt man die bescheidenen Kreise des Mittelstandes zu Preissenkungen, die praktisch ohne jede Bedeutung sind. Letzten Endes wird damit der Steuerkraft dieser Kreise und der deutschen Volkswirtschaft überhaupt nur geschadet. Wir haben im Handwerk schon oft mit derartigen Parolen sehr trübe Erfahrungen gemacht, und wir bieten alles auf, um die stark notleidenden Schichten des Mittelstandes vor überflüssigen und schädlichen Experimenten zu warnen. Ein Preisabbau muß bei den Produktionskosten, bei den Herstellungskosten der Waren beginnen— er muß von oben erfolgen. Die Steuern, Gebühren, Abgaben und Tarife der öffentlichen Verwaltung müssen grundlegend gesenkt werden, damit Schritt für Schritt nach unten hin an eine Preissenkung herangetreten werden kann. Wer eine lebendige Fühlung mit den Kreisen des Mittel und des deutschen Handwerks besitzt, kann sich keiner Täuschung hingeben. Das Handwerk leidet unter der Wirtschaftskrise vielleicht am allerstärksten. Das Handwerk ist willig, ist bereit, an einer Preissenkungsaktion mitzuarbeiten. Es läßt sich aber nicht blüffen und keinesfalls dazu verleiten, unüberlegte Schritte zu tun, die in Wirklichkeit niemand nützen können. Die Bedeutung des deutschen Handwerks wurzelt auf kaufmännischem und rechnerischem Geiste. Es ist nicht allein in der Gegenwart, sondern auf der traditionellen Meister= und Quali tätsarbeit gegründet. Und so ist es interessant, zu verfolgen welches Echo in Kreisen des Handwerks unsere Bestrebungen zu Hebung der Qualitätsarbeit des Handwerkers sind. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die pädagogisch Arbeit der Handwerker=Organisationen, auf die Maßnahmen zu Erziehung der Oeffentlichkeit, keine Pfuscharbeit anzuerkenner oder zu unterstützen. Wir wissen, daß wir hierdurch vielleich schädigend für viele Handwerker wirken— aber im Interesse des Unsehens und auch der wirtschaftlichen Lebenskraft des deutscher Handwerks tätig sind. Wir sind für rücksichtslose Bekanntgabheimlicher Pfuscher bei den Fachorganisationen, beim Arbeits aachweis, beim Gewerbeamt usw. Der deutsche Handwerker ist heute gezwungen, so scharf zu kalkulieren, oftmals unter Verzicht auf den Lebensstandard des Mittelstandes, daß auch der Pfuschei kaum irgendwelche Preisvorteile bieten kann. So erziehen wir den Handwerker derart, daß er in regelmäßigen Abständen eine Prüfung seiner Werkzeuge, Materialien und Maschinen vornimmt und daß er in demselben Sinne seine bisherigen Lieferanten=Beziehungen einer strengen Kontrolle unterzieht. Ich habe vielfach in meinen Vorträgen auf die Gefahren des üblichen Berufsschul=Unterrichtes für die Erziehung des jungen Handwerkers hingewiesen. Und oft sind diese meine Ausführun gen mißverstanden worden. Wir wollen nicht den Fachunterrich, m Schulen beseitigen, sondern Fachschulen errichten, ausgestattet mit den besten Handwerksmeistern, Künstlern usw., mit neuen Maschinen, Hilfskräften, um dem Handwerksgesellen, der Meister werden will, eine praktische Ausbildung zu schaffen, die es ihm ermöglicht, als erstklassiger junger Meister sein Gewerbe zu be gründen. Der Geselle hat, wenn er Meister werden will, für dies Art Ausbildung viel mehr Interesse als der aus der Schule ent lassene junge Mann, der vom Handwerk noch nichts versteht, und so wird eine derartige von uns geforderte Fachschule nur Segen des gesamten deutschen Handwerks und für dessen swuchs wirken. Alles dies ist wichtig, und es ist notwendig, daß die groß Oeffentlichkeit mehr als bisher über die fortschrittlichen Gedanken modernen deutschen Handwerkertums orientiert wird. Der Wert gedanke der Qualität der Ware, das ist die große, lebendige Id### die das Handwerk entwickelt hat und die fortzupflegen ein historische Aufgabe auch in den heutigen Tagen ist. Tilly vor Werben (Zur Erinnerung an den 8./9. Juli 1631.) Die Einnahme und Zerstörung Magdeburgs im Mai 10. wur für den Schwedenkönig Gustav Adolf ein so schwerer Schlag gewesen, daß er glaubte, sich deswegen vor der Oefsentlichkeit in einer besonderen Flugschrift verteidigen zu müssen. Andererseits verkannte auch der Sieger Tilly nicht die Nachteile, die ihm aus der Zerstörung der reichen und mit ungeheuren Vorräten versehenen Stadt für die Verpflegung seiner eigenen Truppen erwachsen mußten. Dazu kani, daß Gustav Adolf, gestützt aus die brandenburgische Festung Spandau, die sich ihm am 10. Juni geöffnet hatte, bedrohlich nach Süden vorrückte und bei Werben am rechten Elbeufer unweit der Hovelmündung ein festes Lager beziehen konnte, das ihm zwischen Eibe und Ostsee, Havel und Spree eine gewaltige, fasi unbezwingliche Stellung bot. Um nun nicht seinen hart erkauften Stützpunkt Magdeburg plötzlich wieder preisgeben zu müssen, sah sich Tilly zur Einstellung seines Vormarsches nach Süden und zur AngriffsTillys Wagenburg vor Werben. (Nach einem zeitgenössischen Stich.) schwenkung gegen die Schweden gezwungen. Anfang Juli kam er vor dem Lager Werben an, und hier war es, wo ihm am Abend des 8. Juli eine Zigeunerin warnte, den Schwedenkönig anzugreifen, wenn er nicht selbst seinen Stern der Unbesiegbarkeit zerstören wolle. Tilly hielt die Zigeunerin für eine im Schwedensolde stehende Spionin, verhöhnte sie und ließ sie überdies auspeitschen. Dann erteilte er für den folgenden Tag den Besehl zum Angriff, der mit einer schweren Niederlage für die Kaiserlichen endete, so daß Tilly eine Rettung seiner Truppen nur noch in einer sofortigen Loslösung von dem gegnerischen Laget sah. Aber die Warnung der Zigeunerin begann sich furchtbar zu erfüllen: der Niederlage von Werben folgte die Katastrophe von Breitenfeld am 17. September, die Tillys Feldherrnruhm vernichtete wie sie den Gustav Adolfs strahlend emportrug, und es folgte die Niederlage am Lech mit der schweren Verwundung Tillys, der er dann zu Ingolstadt am 2. Aurit 1632 eriag. Der Welthandelskampf nach dem Krieg. Umerika, England, Frankreich, Japan, Italien und Deutschland im Wettbewerb.— Rückschläge bei den Siegerstaaten nach Anfangserfolgen.— Außenhandelsvorstoß Amerikas, Italiens und Deutschlands.— Die Niederlage Englands. Von Franz Lehnho Infolge der fortgesetzten scharfen Einfuhrdrosselung Deutschlands durch die Tributlasten, die jede Wirtschaftsblüte allmählich zum Verdorren bringen müssen, gestaltet sich das laufende Weltwirtschaftsjahr zu einem Abschnitt der wuchtigsten Rückschläge in der Geschichte des Welthandels. An dieser Sachlage kann und wird im Rest des laufenden Jahres keine Konjunkturbesserung irgend etwas wesentliches ändern können, abgesehen davon, daß Anzeichen für einen weltwirtschaftlichen Konjunkturumschwung zur Zeit bedauerlicherweise auch nicht mit den schärfsten Wirtschaftsfernrohren entdeckt werden könnten. Daran änderte sich auch durch das Hooverjahr nichts. Eine große Umschwungsmöglichkeit besteht allerdings. Das wäre die dauernde Aufhebung der Tributbelastung Deutschlands. Ein solcher Vorgang würde nicht nur bei uns sondern in der ganzen Welt als ein Antriebshebel von so ungeheurer Wucht und Tragweite wirken, nicht nur wegen des Zuwachses der deutschen Kaufkraft, sondern noch viel stärker wegen der Befreiung der Unternehmungslust von dem politischen Alpdruck, daß jede pessimistische Betrachtung von heute am Ende des Jahres wie eine phantastische Lächerlichkeit empfunden werden würde. Aber dieser Glücksfall scheint trotz der unleugbaren leben= und verkehreinschnürenden Folgen der Tributspolitik noch lange nicht Wahrheit zu werden, weil die Völker der Erde sich heute noch einem gedankenarmen, tatenträgen und engstirnigen Politikeraeschlecht unterwerfen. das die Welt von sehr engherzigem persönlichen Standpunkt zu leiten versucht. Im großen und ganzen herrschen namentlich im ehemals gegnerischen Auslande noch die Männer, die den Krieg herbeiführen oder verschärfen halfen und ihn gegenwärtig noch immer nicht beendigt haben. In Amerika, England und Frankreich sitzen sie entweder noch am Staatssteuer oder beeinflussen doch die Regierungspolitik entscheidend für die Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland mit finanziellen und wirtschaftlichen Gewaltmitteln unter dem Schutz der militärischen Machtmittel. Das geschieht, obwohl alle diese Staaten ihr angeblich größtes Kriegsziel, die Zertrümmerung des deutschen Militarismus, hundertprozentig erreicht haber Darüber hinaus sind England und Frankreich aber auch ir Europa und Afrika zur Verwirklichung ihrer kühnsten politischen Ziele gegen Deutschland gelangt. Einige Jahre nach dem Kriege war Deutschland auch als Wettbewerber auf dem Weltmarkt für alle Zeiten soweit zurückgeworfen, daß es nicht mehr die mindeste Gefahr für England und Amerika zu bedeuten schien. Vergleicht man die Außenhandelsziffern der wichtigsten Handelsvolker von 1913 und 1922 und 1930, so zeigt sich zunächst ein überlegener Welthandelssieg der Entente und ihres Anhangs in den Ziffern von 1913 und 1922 mit einer überwältigenden Deutlichkeit. Deutschlands Gesamtaußenhandel war um rund achteinhalb Milliarden Mark zurückgeworfen. Seine Ausfuhr stürzte zwischen 1913 und 1922 von 10,1 auf 6,2 und seine Einfuhr von 10,8 auf 6,3 Milliarden Mark. Sämtliche anderen Länder erfreuten sich einer zum Teil riesenhaften Verbesserung ihrer Außenwirtschaft. Amerikas Ausfuhr sprang von 10,4 auf 16,1 Milliarde. England brauchte deswegen nicht so sehr neidisch auf den von ihm durch Kriegsaufträge groß gepäppelten Vetter am andern Ufer des Atlantik zu sein; denn seine Ausfuhr sprang von 13 auf 15,3 Milliarden, wobei wohl angemerkt werden darf, daß der amerikanische Handelsgewinn durch den Krieg das Doppelte des englischen ausmachte. Frankreich rückte dem englischen Ausfuhrzuwachs mit dem erheblichen Sprung von 5,6 auf 7,4 Milliarden Mark nahe. Anteilsmäßig noch gewaltiger gestaltete sich jedoch der Ausfuhrzuwachs Japans, ausschließlich zum Nachteile Englands in Asien und Ozeanien, von 1,3 auf 3,2 Milliarden, was fast einer Verdoppelung der Ausfuhrkraft entspricht. Allein Italien erlitt eine kleine Einbuße durch den Abfall seiner Ausfuhr von 2 auf 1,9 Milliarden Mark. Italien ist eben auch wirtschaftlich ein„Siegerstaat“ zweiten Ranges. Dieses Bild hat sich von 1922 bis 1930 wiederum grundlegend geändert. Die Gewaltpolitik erzielte nicht den Erfolg der Unterdrückung, Zermürbung und Zerstäubung Deutschlands, der durch Versailles und— soweit Amerika und Frankreich beteiligt sind— auch noch durch den Dawes= und Youngplan— bewußt beabsichtigt worden ist. Sie steigerte vielmehr die deutsche Widerstandskraft und riß die wirtschaftliche und technische Leistungskraft unseres Landes zu Neuerungen empor, deren weltwirtschaftsrevolutionierende Wirkungen sich heute nur erst abzuzeichnen beginnen. Obwohl Deutschland 1930 einen Ausfuhrrückschlag von 1,5 Milliarden Mark erfuhr, dieses Jahr also bei dem hier angestellten Vergleich für Deutschland besonders ungünstig ist, überstieg unsere Ausfuhr 1930 den Friedensstand von 1913 noch um rund 2 Milliarden Mark. Mit unserer Ausfuhr von 12 Milliarden rückten wir England sehr nahe, das auf 13,4 Milliarden Mark zurückgefallen war, also seinen ganzen Kriegsgewinn in der Ausfuhr nahezu wieder hergegeben hatte. Rückgang der Ausfuhr schlug auch Amerika, allerdings nur um 200 Millionen Mark; den gleichen Ausfall hatten Japan und etwas mehr Frankreich. Nur Italien hatte den anteilsmäßig erheblichen Betrag von einer halben Milliarde Ausfuhr mehr über 1922 und den Friedensstand erreicht. Aktiv gestalteten sich die Handelsbilanzen von Amerika und Deutschland; Japans Aus= und Einfuhr waren 1930 ungefähr ausgeglichen; Italiens Außenhandel wurde mit einer Milliarde, Frankreichs mit eineinhalb Milliarden und Englands mit rund 8 Milliarden(!) Mark passiv. Es bedarf keiner weiteren Darlegungen, um zu erweisen, wer den Weltkrieg, soweit er durch Welthandelsabsichten beeinflußt gewesen ist, verloren hat, so deutlich zeichnet sich die ungeheure Niederlage Englands ab. Es nützte durch seine Kriegspolitik— völlig abgesehen von den Erschütterungen in seinem Weltreich— in marchenhaftem Grade Amerika und Japan, trug noch zur kräftigen Stärkung Frankreichs und Italiens als Weltwirtschaftswettbewerbern bei und verlor selbst an Boden. Der Gewinn der Vernichtung der deutschen Seemacht ist noch fadenscheiniger, da Amerika im Vergleich zu England einen so riesenhaften Machtzuwachs zur See erlangte, wie ihn der heißblütigste Flottenfanatiker Deutschlands nicht einmal in Der by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 1930 35 Da erfaßte sie zum ersten Male ein Grauen, daß die Angst ihr fast die Kehle zuschnürte. Am liebsten wäre sie wieder zurückgefahren, um sich unter dem schützenden Dach des kleinen Gartenhauses zu verkriechen, unter den liebevollen Augen der guten Tante Franziska, die sie so von ganzem Herzen liebte. Aber kaum, daß der Gedanke auftauchte, so verwarf sie ihn auch wieder. Nein, zurück konnte sie nicht mehr, nachdem die harte Frau Irma so böse Worte zu ihr gesprochen hatte. Rein, sie mußte vorwärts, und sollte sie auch zugrunde gehen, denn nach Blumenau führte für sie kein Weg mehr zurück Die Menschen, die hastig vorüberfluteten, stießen sie an, da sie mitten im Wege stand, und so mußte sie endlich weitergehen, wollte sie nicht unliebsam auffallen. Benommen von dem Leben und Treiben, dem Hasten und Jagen trotz der späten Stunde, ließ sie sich von der Menge schieben und treiben wie ein steuerloses Schiff, das keinen Führer mehr hat. In der belebten Friedrichstraße fiel sie auch nicht weiter auf, denn da gingen noch mehr Reisende mit ihrem Handgepäck; aber als sie an die Ecke„Unter den Linden" kam, stand sie wieder rat= und ziellos da, bis sie von einem Herrn angesprochen wurde. Da hastete sie angstvoll weiter. Die Linden hinunter, wo es stiller wurde und das Dunkel sie umfing, das sie schützend einhüllte. Aber sie eilte doch unbewußt weiter, als triebe eine Macht sie vorwärts, bis sie vor einem hohen Gebäude stehenblieb, als hätte das Geschick sie gerade hierher geführt. Es war das Opernhaus. Blandines Herz klopfte heftig und mit lauten, harten Schlägen, als sie das Haus ihrer Sehnsucht erkannte. Die Vorstellung war noch nicht beendet, denn innen brannte noch Licht. Eine Menge von Wagen stand vor dem Portal. Tränen füllten Blandines Augen. Sie würde nun das Singen aufgeben müssen, denn sie mußte von jetzt an um das tägliche Brot arbeiten, da konnte sie nicht mehr lernen und üben. Und nun liefen die heißen Tropfen über ihre blassen Wangen, als sie sich ihr künftiges Leben vorstellte Das war nun das Ende von all den stolzen Plänen und Hoffnungen, die ihr geliebter Vater stets für sie hegte und denen sie selbst mit begeistertem Herzen zugestimmt hatte. Anstatt die Menge durch ihre hehre Kunst zu begeistern, würde sie irgendwo, vielleicht als Dienstmagd, in harter Arbeit ihr tägliches Brot verdienen— ein Spielball übler Launen einer verwöhnten Herrin. Das was das Ende. Und im Moment stieg wieder leise Reue in ihr auf, daß sie vielleicht doch zu unüberlegt gehandelt hatte, im ersten Impuls und im Sturm ihrer aufgeregten Nerven. „Kehre zurück“, drängte eine mahnende Stimme in ihr, „kehre zurück unter das schützende Dach der guten, alten Tante Franziska, die dich mit Freudentränen wieder an ihr Herz drücken würde, denn sie liebt dich, wie eine Mutter ihr Kind nicht inniger lieben kann. Kehre zurück. und nimm die Angst und den Kummer über dein Fortgehen vom Herzen dieser gütigen Frau, die dir von Anfang an mit offenen Armen entgegenkam. Sie würde dir keinen Vorwurf machen, und du bist wieder frei von allen Aengsten um die Zukunft, kannst dein Studium vollenden und das Erbe des Vaters, dereinst seine würdige Nachfolgerin zu werden, antreten. Brauchst nicht in harter Arbeit deinen Unterhalt bei fremden, gefühllosen Menschen zu verdienen, sondern liebende Frauenaugen werden wieder über dir wachen in zärtlicher Sorge um dein Wohl.“ Und schon machte sie eine Bewegung, sich umzuwenden und den Weg zum Bahnhof zurückzueilen, als wie eine Vision das harte Gesicht Frau Irmas vor ihren Augen erschien und die bösen Worte in ihren Ohren klangen, die diese zu ihr gesprochen hatte. Nein, nein, nicht zurück! Sie konnte nicht mehr nach Blumenau zurückkehren, wo alle mit Fingern auf sie weisen würden, wie die Tante ihr gesagt hatte; sie mußte vorwärts, mußte den Weg, den sie einmal beschritten hatte, weitergehen, einerlei, wohin er führen würde— nur nicht meyr der entsetzlichen Frau unter die Augen treten. Sinnlos stürmte sie wieder vorwärts, ohne zu sehen, wohin, bis sie mit dem Gesicht beinah gegen einen Kasten gestoßen wäre. Da kam sie zu sich. Sie stand an der Mauer, und vor ihr hing der Kasten mit dem Programm des Abends. Und als sie sich wieder gefaßt hatte und auf sich selbst besann, da erwachte auch wieder unbewußt das Interesse für die Kunst und für die Bühne, und gewohnheitsgemäß, wie früher, las sie, was jetzt gegeben wurde, und die Namen der Sänger und Sängerinnen. „Tannhäuser!" Oh, den hatte der geliebte Vater auch immer gesungen, und wie hatte die Menge begeistert gelauscht, wenn seine warme, weiche Stimme durch den Raum klang, wie hatte sie ihn nach jedem Aktschluß jubelnd hervorgerufen, und was hatte sie ihm für Blumen und Geschenke überreichen lassen! Wie tat das Herz so schrecklich weh bei diesen alten Erinnerungen, daß Blandine ihre Hand fest darauf pressen mußte, um nicht laut aufzustöhnen. Und wie drängten und schmerzten die alten Erinnerungen, die plötzlich mit aller Macht wieder in ihrem Gedächtnis auflebten! Den Wolfram sang damals der berühmte Gutter, der beste Freund des Vaters. Blandine entsann sich noch ganz genau der letzten Vorstellung, der sie in der Bühnenloge beigewohnt hatte. (Fortsetzung folgt.) einem lebensgefährlichen Fieberzustand zusammenphantasiert hätte. Den Grad der Unterwürfigkeit aber, den Englands konservative und marxistische Nachkriegsregierungen— Baldwin genau so wie MacDonald— gegenüber Frankreich üben, hätte das Friedensdeutschland aus Gründen primitivster menschlicher Anstands= und Würdegefühle weder England entgegengebracht, noch von diesem erwartet oder auch nur für erwünscht gehalten. Durch die Entfesselung des Krieges, die dokumentarisch doch wohl von Grey zu beweisen ist— aus welchen nationalen Vorstellungen und Mißverständnissen er handelte, soll hier nicht kritisch betrachtet werden—, hat England uns an den Rand des Todes als Volk und Staat gebracht. Aber dieser Vernichtungsschlag fällt auf Großdritannien zurück. Die Folgen kann England nur bannen ind sich aus seiner jetzigen unwürdigen Lage nur wieder aufrichten in gemeinsamer allgemein= und währungspolitischer Zusammenarbeit mit Deutschland. Dieses würde politisch und irtschaftlich ein unendlich viel wertvollerer Partner auch vom Standpunkte der Machtpolitik für England sein als Frankreich, wenn es seiner Tributlast ledig geworden ist. Und die wird es renlos abschütteln mussen, wenn es iberhaupt leben soll. Und Deutschland wird leben. Stranderlebnis. Skizze von Walter von Molo. Ich saß faulenzend vor dem Garten des Hotels und erwartete die Post; da kam ein mächtiges Automobil herangebraust, überschüttete mich aus seiner Riesenstaubwolke und hielt. Mit dem naiven Interesse eines Badegastes, den nur Wassertemperatur und Barometerstände interessieren, sah ich mir die Neuangekommenen an. Zwei junge, vornehme Ercheinungen: Sie, schön und kräftig, mit runden Gliedern, rationell erzogen. Sie schlug den Schleier zurück, im Wagen stehend stützte sie ihren hochgewachsenen Begleiter beim Aussteigen. Eine unsichere Handbewegung, die in den Wagen zurückzeigte. Auf ihre leise Frage nickte er ein paarmal schwerfällig mit dem Kopf. Bewegungen eines Stummen? Eine hübsche Frau und ein stummer Mann mit stahlharten Augen, in denen eine Art Seemannstrotz steckte? Ich folgte dem Paar und fing mir den Direktor: „Wer sind die beiden?“ „Axel Heltberg aus Eckersund, samt Frau Jane Helterg und Begleitung: Diener John Wilson.“ „Der Mann ist stumm?“ „Ja.“ Mittags saßen sie mir gegenüber. Mein ödes Stranddasein hatte Inhalt. Ich sah den sorgenden demütig mitleidigen, den abbittenden Blick, mit dem Frau Jane ihren Gatten beobachtete und bediente. Sie sprach leise und wenig; er antwortete durch Gebärden. Sie zogen sich bald zurück. Mit stummem Kopfneigen verabschiedeten sie sich.„Wie zwei Fürsten", stellte der reichgewordene Metzgermeister fest; seine dicke Gattin sah indigniert Frau Janens schönen Hüften nach.„Sie is zu mager!“ Den Rest des Tages über blieben die Fremden in ihren Zimmern. Die Frau hatte verlangt, daß ihre Zimmer keine Aussicht auf das Meer hätten. Ich zog den Hotelarzt zu Rate. „Kommen Sie morgen, ganz früh, ehe noch die Sonne da ist, in unsere Badeanstalt; dann wissen Sie alles!“ Bis elf Uhr ging ich am nächtlichen Strand spazieren. Dann tappte ich die Nacht durch in meinem Zimmer auf und ab. Bei den Fremden waren unentwegt alle Fenster hell. Um fünf Uhr ging ich an den Strand. Als ich die gelassen anschwellenden Wogenkämme kommen und gehen sah, wurde mir leichter: bei der Badeanstalt traf ich den Arzt: er war sonst kein Frühaufsteher. Hinter ihm stand der Diener. „Bitte, verbergen Sie sich!“ sprach ernst der Arzt,„ es ist für uns leichter.“ Ich trat in eine der leeren Kabinen und zog hinter mir die Türe zu. Die Ritzen im Holz gaben mir Ausblick. Langsam kamen die zwei Fremden näher. Axel Heltbergs Gesicht zuckte. Er blickte auf das Meer. Sie blieben beim oktor stehen. Der begann vom Wetter zu sprechen, vom remdenbesuch, er erzählte einen seiner„interessantesten Wohin sollte das führen? Jane trat, ihren Mann bedachtend, einen Schritt zurück, lautlos lief sie im Sand, bei eichem Antlitz, zur Badeanstalt. Sie schlüpfte in eine Kabine. leiderrascheln. Schwere, bange Atemzüge. Die Tür ging. Jane trat im Schwimmanzug ins Freie; sie mußte ihn schon nter den Kleidern getragen haben. Wie die schaumgeborene Göttin stand sie. Prachtvoll schön. Sie hastete zum Meer. Mit einem Ausdruck unsäglicher Angst hing ihr Blick an ihrem Mann. Er stand abgewendet, vom Doktor vom Strand abgedrängt. Der Doktor schwatzte auf Mord und Brand in den Stummen hinein. Sie stieß mit langen Stößen ins Meer. Sie wandte sich und... schrie um Hilfe. Ihr Mann fuhr herum, er umklammerte, am ganzen Körper zitternd, den Arm des Arztes. Sein Blick zerbrach. Ein Krampf mußte die Frau erfaßt haben! Sie kämpfte mit den Wellen! Ich riß die Türe auf, wollte zu Hilfe stürzen, Wilson warf mich an die Bretterwand zurück, die Frau sank. Noch einmal kam sie hoch. Ein gurgelnder Schrei brach aus ihres Mannes stummem Mund: „Jane!?..“ „Ich komme! Ich... komme!!“ Wie eine Nixe schoß sie durch die Flut zurück. Sie durchbrach die Wogen und stürzte zu ihrem Mann. Jubelnd umschlossen ihn ihre weißen Arme. Sie weinten, Leib an Leib. „Kommen Sie!“ sprach heiser der Doktor.„Wilson! Hier ist ein warmer Rock für Ihren Herrn!“ Wir schritten dem Hotel zu.„Was war das, Doktor?“ „Sie ist, wie Sie sahen, eine glänzende Schwimmerin. Wenn der Mensch schön, reich und glücklich ist, wird er übermütig. Sie unterhielt sich früher gern damit, ihren Mann zu ängstigen. Wenn sie weit in das Meer hinausschwamm, daß er sie kaum mehr sehen konnte, stand er ängstlich am Strand, an der gleichen Stelle wie heute. Sie spielte einmal ihrem Manne einen Krampf vor, rief um Hilfe und verschwand im Wasser. Seither war er stumm. Seit zwei Jahren reisten sie von Arzt zu Arzt!“ „Und das war jetzt die... Heilung? Ich verstehe! Mein Kompliment, Herr Doktor!“ „Gehen Sie jetzt frühstücken.“— Ich saß kaum im Eßsaal, da gab's neue Aufregung. Lärmend und schreiend lief das Hotelpersonal zusammen. Der Kellner verschüttete die Schokolade. „Was ist denn los?“ „Der stumme Herr, der gestern kam, hat sich erschossen.“ Ich stürzte ins Hotel. Ich traf auf der Treppe den Direktor.—„Das Glück, daß die Saison zu Ende ist! Das wäre sonst schwerer Schaden für uns!“ „Ja, ist es denn wahr?“ „Ja, er ist tot.“ Ich ging mit zitternden Knien in den Speisesaal zurück. Ich saß wieder nieder und sah auf das Meer, das in der Sonn# geruhig satt glänzte. Nach einer Weile kam der Doktor. Unwirsch ließ er sich ein Glas Kognak geben.„Können Sie schweigen?“ „Dann lesen Sie..“ Er hielt mir ein beschriebenes Stück Papier entgegen. Ich las:„Verzeihe mir, Jane. Ohne Dich kann ich nicht leben, und mit Dir auch nicht mehr! Ich hätte immer Angst vor Dir! Hättest Du mich stumm gelassen! Ich kann kein Spielzeug sein.. Der Doktor nahm mir den Zettel aus der Hand und zerriß ihn in kleine Fetzchen, die er sorgsam zu sich steckte. „Die arme Frau braucht das nicht auch noch zu erfahren.“ Er kippte seinen Kognak und erhob sich.„Der Mensch ist nicht zurechnungsfähig, wenn er weiß, was er ist! Machen wir weiter! Mahlzeit.“ Zeichen. Skizze von H. Weidner. Wenn man von der Mühle zum Dorf kam, saß hinter der Brücke unter einer großen Buche jeden Tag ein Bettler, der unermüdlich seine Drehorgel spielte—, lustige und traurige Weisen. Es war ein altes, zusammengeschrumpftes Männchen mit weißem Haar und zahnlosem Munde. Man gab ihm bisweilen ein paar Pfennige, manchmal ein Stück Brot; er war für alles dankbar. Eines Abends komme ich erst spät über die Brücke. Da stand an der Stelle, wo sonst der Alte spielte, ein junges Pärchen und küßte sich. Ich ging leise vorbei. Durch Zufall komme ich in der nächsten Nacht wieder an der Buche vorüber. Und da sehe ich, daß in die Rinde gar viele Herzchen eingeschnitten sind, frische und alte. Ganz oben steht ein besonders großes Herz. W. K. konnte ich deutlich darin lesen. Alter Baum! Wieviel Glück hast du schon beschattet!— Wenn sie von dem Gang durch die Felder heimkehrten und sich bald trennen mußten, dann kam es wohl bei der Buche über sie, daß sie sich ins Gras warfen und die Welt vergaßen. Dunkle Buche! In wieviel heißen Sommernachten hast du wohl Kühlung und Schutz gespendet! Denn deine Aeste sind weit und dein Laub so dicht... Am anderen Tage sitzt der Bettler wieder da. Ich gebe ihm ein Geldstück und frage ihn, wie er heißt. „Walter Keller.“ Ich zeige fragend auf das große Herz dort drüben in der Iaumrnde. Da ließ der Alte den Kopf auf die Drehorgel finken und weinte. Wie entsteht das Zeitungspapier? Die Papiermaschine, ein Wunder moderner Technik. Von Hans Ernst Gehrke. Man würde sehr im Irrtum sein, wollte man annehmen, bei einer modernen Papiermaschine, die das für alle Zeitungen und Zeitschriften gebräuchliche Papier liefert, handele es sich um eine Maschine im üblichen Sinne des Wortes. Man hat in ihr vielmehr geradezu eine Fabrikanlage im Kleinen vor sich, von der kein Teil ohne den anderen arbeiten kann. Eine der modernsten Maschinen dieser Art, die kürzlich in einer kanadischen Papierfabrik am Lake Superior aufgestellt wurde, mißt z. B. nahezu 120 Meter in der Länge, wiegt über 2000 Tonnen und vermag Papierbogen von mehr als acht Meter Breite und nahezu unbegrenzter Länge— diese hängt nur davon ab, wie lange man das Ungetüm laufen läßt— herzustellen. Diese Papierflut entströmt der Maschine mit der Schnelligkeit von annähernd dreißig Kilometern je Stunde, ohne Unterbrechung, es sei denn, die Anlage würde einmal zwecks Ausbesserungen oder aus ähnlichen Gründen angehalten. Wie viele moderne Maschinen arbeitet auch die Papiermaschine fast gänzlich selbsttätig. Einige tüchtige Papiermacher überwachen sie, ein paar Leute schaffen am Ende das fertige Papier fort, sonst sieht man in dem ganzen gewaltigen Raume keine Seele. Der Arbeitsvorgang spielt sich folgendermaßen ab. Durch Zusatz von Wasser im Verhältnis von 200:1 zu einer dünnen Suppe verwandelter Holzzellstoff wird gleichmäßig aus ein endloses Band aus feinmaschigem Draht verteilt. Dieses besördert die Masse ständig weiter, wobei der größte Teil des Wassers durch die Drahtmaschen abtropft, während ein sehr feiner Brei zurückbleibt. Diese dünne Breischicht gilt es jetzt auf den nächsten Teil der Anlage zu befördern. Hier macht man sich den Umstand zunutze, daß feuchter Zellstoff, der mit zwei Oberflächen in Berührung kommt, stets an der glatteren haftet. Dementsprechend läuft jetzt ein zweites endloses Band, diesmal aus glattem Filz, dicht über das erste hinweg, sodaß es den feuchten Zellstoffbrei gerade noch berührt. Unter gelinder Nachhilfe verläßt die Breischicht das Drahtband und geht auf das aus Filz über. Dieses führt es im weiteren Arbeitsgang im„Preßteil“ der Maschine zwischen zahlreichen Walzen hindurch, die noch weiteres Wasser aus ihm herauspressen. Nach dem gleichen vorhin erwähnten Prinzip nimmt dann ein neues Band aus noch glatterem Filz das Papier— denn das ist die Masse bereits—, ab und befördert es zwischen mehreren erhitzten Zylindern hindurch, wo das noch verbliebene Wasser fast restlos verdampft. Während die Masse so einmal an der Ober=, dann an der Unterseite mit den glatten, heißen Walzen in Berührung kommt, wird sie gewissermaßen gebügelt und erhält eine glatte Oberfläche. Deren Glanz kann nach Wunsch durch Hindurchführen des Papiers durch weitere erhitzte Walzen mit polierter Oberfläche noch gesteigert werden. Das fertige Erzeugnis wickelt sich endlich auf eine große, auswechselbare Rolle, die wenn sie voll ist, abgenommen wird, worauf der Papierstrom sofort auf eine andere, leere übergeht. Das Papier von der Rolle wird alsdann in die erforderlichen Breiten geschnitten und zum Versand auf andere, kleinere Rollen gewickelt. Es enthält in den meisten Fällen das so genannte„Wasserzeichen", mit dem viele Fabriken ihr Fabrikat versehen. Man bringt es bereits beim ersten Arbeitsgang durch Erhöhungen in dem Drahtnetz an, über denen die Zellstoffmasse naturgemäß weniger dick liegt. Bei den älteren Papiermaschinen lag eine große Schwierigkeit darin, daß man, war der Papierstrom einmal abgerissen, ihn mit der Hand wieder an alle die Dutzende von Walzen, Zylindern und Rollen heran und zwischen ihnen hindurch führen mußte. Ernsthafte Unfälle waren dabei an der Tagesordnung. Heute kommen an sich schon bedeutend weniger Unterbrechungen des Arbeitsganges vor, und eine sinnreiche Vorrichtung ergreift das lose Ende der Papierschlange und besorgt die Arbeit, die einst manchem Papierarbeiter einen oder mehrere Finger gekostet hat. Der Schandfleck Roman von Lucie Reinhard Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Sanie) 1930 36 Und plötzlich wurden ihre Augen groß und weit, denn hinter dem Wolfram stand der Name„Gutter". Er sang wahrhaftig diese Partie. Und da überkam es Blandine wie eine Offenbarung, daß das Geschick sie diesen Weg geführt hatte, damit sie den alten Freund wieder traf, der ihr noch am Grabe des Vaters hoch und heilig versprochen hatte, ihr stets zu helfen, wenn sie einmal in der Not zu ihm käme. Nun war sie wirklich in der größten Not und Sorge und fand diesen guten Freund. Verflogen waren plötzlich die Müdigkeit und Verzweiflung, die trostlose Angst und Sorge, und wie neubelebt wandte sie sich um und rannte nach dem Bühneneingang, wo eine matte Birne den Weg etwas erhellte. Der Portier trat näher, als er das schöne Mädchen mit dem Koffer eintreten sah, und fragte sie höflich nach ihrem Begehr. Ja, Herr Gutter sei schon im Theater, aber die Vorstellung sei noch nicht beendet, und er dürfe seinen Posten nicht verlassen und hinaufgehen; aber sie solle einige Zeilen schreiben, die würde er durch einen Bühnenarbeiter nach oben in die Garderobe des Sängers schicken. Das tat Blandine und wartete nun unten im Gange mit Spannung und Herzklopfen eine geraume Weile, bis die ersten Statisten, Statistinnen und das Chorpersonal nach und nach die Treppe herunterkamen. Später kamen die bekannten Sänger und Sängerinnen, die der eifrige Portier mit Namen nannte; denn sein Scharfblick hatte wohl in dem jungen Mädchen eine vom Fach erkannt. Und dann kam Gutter, der berühmte, bekannte, breit und massig die schmale Treppe heruntergestiegen. „Wahrhaftig, da ist sie ja! Mädel, Blandine!" dröhnte seine sonore, wohllautende Stimme freudig bewegt, und über sein scharfes Schauspielergesicht ging ein sonniger Schein, als er die Arme weit ausbreitete. Und Blandine stürzte in diese rettenden Arme des alten, treuen Freundes hinein, während Tränen aus ihren Augen rannen. „Kindchen, Mädelchen!" Der Sänger hielt sie etwas von sich ab, um sie besser betrachten zu können.„Wo kommst du denn her, so spät und mit einem Koffer? Sicher durchgebrannt, he?“ „Ja, Onkel Gutter.“ Die alte Anrede kam wie von selbst über Blandines Lippen, und der Sänger fand auch nichts dabei, denn er lachte dröhnend auf und meinte: „Hieltest es wohl nicht mehr aus in der Gefangenschaft bei den soliden Krämern; kann mir das lebhaft denken.“ „Es ist eine sehr bittere Geschichte für mich“, sagte Blandine traurig,„und wie ich den langen Weg nach Berlin gekommen bin, das begreife ich jetzt selbst nicht mehr. Die Verzweiflung hielt mich in ihrem Bann.“ „So hast du auch noch kein Unterkommen für die Nacht, Kind?“ „Nein, Onkel Gutter. Ich kam soeben vom Bahnhof und lief wie in einem Traum bis hierher, wo ich plötzlich erwachend vor dem Kasten stand und deinen Namen auf dem Zettel las; da war ich wieder froh und schrieb dir die Zeilen.“ „Und tatest recht daran, Mädel! Der alte Gutter wird dir schon weiterhelfen. Zwar bin ich nur noch wenige Tage hier in der Hauptstadt und überhaußt im Lande; aber wir werden schon für dich etwas finden. Also Kopf hoch und nicht den Mut verlieren! Und nun komm mit in mein Hotel, dort wirst du auch ein Zimmer bekommen. Und während des Abendessens werden wir beraten, was wir für deine nächste Zukunft tun können.“ Er faßte das glückstrahlende Mädchen einfach unter, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, und führte es zur nächsten Autotaxe, die sie bestiegen, um zu seinem Hotel zu fahren. Die nächste Stunde verging Blandine wie in einem Traum: sie sah sich an der Seite des berühmten Sängers in eine vornehme Hotelballe treten, sah sich von dienerndem Personal umringt und in einem Fahrstuhl in das obere Stockwerk fahren, sah sich in einem mäßig großen Zimmer stehen und ihren Koffer aufschließen, und kam erst wieder so recht zum Bewußtsein, als sie dem Sänger gegenüber am Tisch in seinem Wohnzimmer saß und er ihr aufmunternd den schäumenden Sektkelch entgegenhielt. „So, Kind, und nun erzähle mir, wie du die letzten Wochen und Monate verlebt hast“, sagte er, als sie gegessen und der Diener den Tisch abgeräumt hatte, und goß noch einmal die Gläser voll.„Brauchst dich vor dem alten Freund deines Vaters nicht zu schämen! Weißt ja, daß es stets gut mit dir meine.“ Und Blandine schüttete ihm ihr ganzes Herz aus, verschwieg ihm nichts; auch nicht ihre große Liebe zu Fürst Eberhard. „Armes Kind!". Der Sänger strich mit weicher Hand über den gesenkten Kopf des Mädchens und erfaßte dann mit tröstendem Druck die kleine, zuckende Hand, die vor ihm lag:„Armes Kind!“ Und dann erboste er sich über die harte Frau Irma, die mit ihren grausamen Worten Blandine in Nacht und Nebel ins Ungewisse hinausgejagt hatte, unbekümmert darum, was aus dem unerfahrenen Mädchen wurde. Kaum konnte er sich darüber beruhigen. Endlich meinte. er, nachdem er lange vor sich hingesonnen hatte: „Nun pass' einmal auf, Blandine: Ich fahre in wenigen Tagen von Hamburg nach Neuyork mit einem von mir zusammengestellten Ensemble, da kannst du, wenn du Lust hast, mitkommen und ab und zu eine der kleineren Partien übernehmen, natürlich zuerst nur aushilfsweise, denn du hast ja noch nie öffentlich gesungen. Deine Stimme kenne ich ja von früher, und wenn du bei Gregori weiterstudiert hast, so weiß ich schon genau Bescheid. Ich werde dich natürlich weiterbilden, denn ich singe selbst nach Gregoris System. Na, kommst du mit?"(Fortsetzung iolat Ziegen Deutschlands Ziel: Wiedergutmachung des Wilsonverbrechens. Von F. L. Scholz=Giesecke. Wäre der Tanz um das„goldene Kalb“ an den internationalen Börsen maßgebende Richtschnur für die Weiterentwicklung des unbestritten ernsten und nachdrücklichen Schrittes des amerikanischen Präsidenten Hoover zur Bekämpfung der Weltkrise, dann könnte sich Deutschland wahrlich aller Sorgen los und ledig fühlen. Wir werden uns allerdings kräftig anstreichen müssen, daß die stürmische Haussebewegung an der deutschen Börse, an der dann wieder eine mehr nüchterne und tatsächlich besser angebrachte Auffassung Nahrung fand, nicht nur in New York und London Gegenstücke gefunden hat, sondern daß auch an der Pariser Börse eine lebhafte Hoover=Hausse entstand. Daran sollten auch bei uns insbesondere die Beurteiler denken, die nun schon von einem 400=Millionen=Opfer Frankreichs sprechen. Geopfert hat bisher allein Deutschland. Die anderen, Amerika, Frankreich, England, Italien und so weiter labten sich an dem Genuß dieses Opfers. Nun haben sie es bis auf den letzten Knochen abgenagt und sollen sich nach Hoovers Vorschlag für ein Jahr als gesättigt erklären. Das will man Opfer nennen? Mehr ist doch aber gar nicht geschehen! Auch Hoover denkt nach seinen sehr deutlichen Erklärungen über die Nichtstreichung der amerikanischen Schulden trotz des Aufschubjahres die Sache doch ähnlich zu machen, wie der altgermanische Donner gott Thor mit seinen Ziegen verfuhr. Der ließ sich von den braven Tieren tagelang über den ganzen Himmel ziehen, verspeiste sie, wenn ihm ein Hungergefühl ankam, nahm nach vollendetem Mahl die Knochen, warf sie auf die Ziegenhäute, schlief satt und zufrieden ein und morgens standen dann die Ziegen völlig wiederhergestellt aufs Neue bereit, die Schufterei mit dem Donnerwagen auf den holprigen Wolkenstraßen fortzusetzen. Die Rolle dieser Ziegen weist Hoover, der sich natürlich zu den höchsten Göttern des politischen Himmels rechnet, Deutschland zu. Das können wir natürlich nicht mitmachen. Wir haben das zahlungsfreie Jahr ganz einfach däzu zu verwenden, im Innern nun unverzüglich an die Wiederherstellung einer gesunden, also tragbaren Sozialpolitik und einer von Verwaltungsverschwendung nicht mehr gedrosselten Wirt schaftspolitik zu gehen und nach außen hin für die Wieder gutmachung der Sache mit den vierzehn Punkten, des Wilsonschen Weltverbrechens zu kämpfen. Nur wenn wir diese Ziele nach innen und außen restlos bewältigen, nehmen wir die Atempause auch wirklich zum Atemholen wahr. Wir werden schon in den nächsten Tagen sehen, wieviel Luft man uns überhaupt zuzubilligen gedenkt. Nicht nur Frankreich will sich mit dem Gewicht unverschämter und un erträglicher politischer Forderungen auf die Brust Deutsch lands wuchten, selbst das„Giornale d' Italia“ spricht schon am ersten Tage der Hooverankündigung, offenbar amtlich beeinflußt, von der Preisgabe des Zollvereins als Zeichen des guten Willens Deutschlands. Will man also den Hoovervorschlag als neuen schönen Tag für Deutschland werten, dann muß man auch gefaßt darauf sein, daß er wie jeder andere ganz besonders schöne Tag mancherlei Gewitterdrohungen, ja nervenpeitschende Krisen und unheilvollste Katastrophen bringen kann. Es liegt an Deutschland, seinen Ablauf und besonders seinen Beginn mit eiserner Ruhe und kühler Entschlossenheit zu begleiten. Gewiß brachte schon die erste psychologische Wirkung des politischen Ereignisses, des überraschendsten und eigenartigsten seit mehr als einem Jahrzehnt, eine fühlbare Entlastung der furchtbaren deutschen Schicksalsspannung. Und diese Entlastung war von dem amerikanischen Präsidenten sogar beabsichtigt. Er brauchte sie— Amerikas wegen. Die finanzielle und wirtschaftliche Verquickung Amerikas mit Deutschland erreicht einen so vorgeschrittenen Grad, daß die bei Aufrechterhaltung des Drucks mit unausweichlicher Sicherheit bevorstehende deutsche Finanzkatastrophe auch die amerikanische Wirtschaft auf das schwerste in unseren Zusammenbruch verwickelt haben würde. Insofern ist die Bemerkung Hoovers, daß die Tributfrage eine europäische Angelegenheit sei, mehr Wunsch als Wirklichkeit. Ein sich erholendes Deutschland wird zum Wohle seiner Wirtschaft und ihrer Arbeitnehmer jede Anstrengung machen müssen, sich aus der amerikanischen Geldumklammerung, die ja wie der Saugrüssel einer Spinne gegen Deutschland wirkt, so vollkommen wie möglich zu befreien. Heute ist es aber so, daß sogar schon die ikanische Politik Rücksicht nehmen muß auf eine Gefährschland zuzirtschaftsAugenblick als tsches Machtmittel und löste den Entschluß Hoovers als amerikanische Notwendigkeit aus. Ebenso, wie es Hoover für seine Pflicht hielt, amerikanisch zu handeln, ist es unsere, die großen Fragen der Tributspolitik, die nur unter Mitbeteiligung Deutschlands neue Lösungsformen erhalten dürfen, entsprechend den deut ichen Lebensnotwendigkeiten anzupacken. Da betrachten wir amerikani es denn als eine besondere, vielsagende Feinheit der Welt geschichte, daß ein amerikanischer Präsident durch die Ereignisse gezwungen wird, das Sklavenjoch zu lockern, das uns durch die Schuld, durch das ungeheuerlichste Verbrechen eines amerikanischen Präsidenten widerrechtlich aufgeladen worden ist. Jetzt oder nie wird der Friede auf der Grundlage der vierzehn Punkte des unrühmlich aus der Welt geschiedenen Präsidenten Wilson gefunden, jener vierzehn Punkte eines Verhandlungs friedens, der eine Wiedergutmachung durch Deutschland ausschließlich für die Kriegsgebiete an der Westgrenze und zwar nur für die Privatgeschädigten dieses Bereiches von Frankreich und Belgien vorsah und im übrigen ungeschwächte deutsche Lebensmöglichkeiten in Europa und in unseren Kolonialreichen in Aussicht stellte, die Beseitigung der unheilvollen Kriegswirkungen aber auf die Schultern aller zu legen versprach. Es geht nicht mehr um die Aufrechterhaltung oder um die Erleichterung des Youngplans; denn entweder werden die Zahlungen aus ihm nach dem Aufschubjahre nicht wieder aufgenommen, weil es die Krise noch nicht behoben hat, oder sie werden fortfallen, weil das Ziel der Gesundung erreicht wurde, die durch Zahlungen natürlich nicht wieder gefährdet werden dürfte. Der Youngplan m u ßerledigt sein, ist es schon; denn Hoovers Schritt geht notgedrungen schon über ihn hinweg. Es kann jetzt nur noch um den Weltfrieden, um die Revision der Verträge, um die Herbeiführung eines Verhandlungsfriedens, um die Wiedergutmachung des Wilsonschen Weltbetruges gegen unser Volk, um die Revision des Versailler Gewaltvertrages gehen. Darin liegt für Deutschland die Bedeutung und die Aufgabe des Hooverjahres. Ferienbesuch auf dem Lande. Humoreske von Gustav Herrmann. „Also, meine Lieben, da Ihr uns so schön zuredet.. „Um Himmelswillen, hast Du sie eingeladen, Anna?“— „Aber keine Idee!“ .. da Ihr uns so schön zuredet, so kommen wir. Doch nur unter zwei Bedingungen: daß Ihr Euch weder in Eurer häuslichen Bequemlichkeit durch uns irgendwie beeinträchtigen laßt, noch unseretwegen auch nur einen Pfennig mehr ausgebt als sonst.“ „Kunststück, das soll er mir mal vormachen“, brummt Vater Karl, aber der Familiensinn gebietet zu antworten: „Ganz gewiß nicht, Ihr Lieben, wir erwarten Euch mit Freuden.“ Hierauf wird Max, der Aelteste, aus seinem Bett gerissen und in den Karnickelstall einquartiert, die fünfjährige Bertha avanciert in die Hängematte aufs Dach zwischen zwei Sparren, einem Räucherrippchen vergleichbar, und die lieben Eltern begnügen sich mit einem gemeinsamen Pfühl. Dann geht es an ein Waschen, Schrubben, Bimsen und Klopfen. Der Hausherr erledigt den dringendsten Briefwechsel auf dem obersten Treppenabsatz.— Endlich ist die Stunde gekommen! Und Otto, Ida benebst„Rudi.„Es macht Euch doch nichts aus, daß wir unser Nesthäkchen mitbringen?"—„Aber durchaus nicht!“ Das Trio hat Kinderwagen, Gepäck, Handgepäck, viel Handgepäck. Und ein Schirmfutteral. Beladen wie ein Wüstenschiff führt Karl die Kolonne an.„Die Schirme und Stöcke schiebe ich Dir noch hinten durch den Rucksackriemen. Da merkst Du sie gar nicht.“ Nein, da merkt er sie gar nicht. Bis er in der Haustür quer eingeklemmt stecken bleibt. Mit einem Ruck reißt er sich los, es tnackt.„Aber Karl, mein neuer Sonnenschirm! Was meinst Du, was der kostet? Also bitte, etwas vorsichtig!“ Während des ersten Mahles plätschert man in eitel Liebe. Ida mag zwar kein Kalbfleisch, das ist ihr zu weichlich. Und Otto versteht nicht, wie Karl auf den— Verzeihung— geradezu absurden Gedanken kam, er rauche Virginia. Der Vetter habe das wohl mit Kuba verwechselt. Geographie schwach! Karl ist das sogar Hekuba, aber leichte Anzeichen von Hochspannung zittern doch über der Tafelrunde, und Rudis Verewigung auf dem pietätvoll gehüteten Großvaterstuhl läßt fernes Wetterleuchten aufglimmen.„Wasserdämpfe sind da am besten...—„Ich war in solchen Fällen immer für Hiebe!“. Gedämpftes Donnerrollen.„Du hast altmodische Erziehungsgrundsätze. Wir Reformer in der Stadt lassen den individualistischen Regungen der Jugend freien Lauf. Höchstes Glück der Erdenkinder sei nur die Persönlichkeit!“ Ida liebt nach wortreichem Abendbeisammensein noch eine Mondscheinpromenade und öffnet sämtliche. Fenster. Sie versichert Karl, es gäbe kein bessers Mittel gegen seinen Rheumatismus und schlechten Morgenschlaf. Nach acht Uhr früh beginne erst die wahre Erquickung. Schlaf vor Mitternacht sei geradezu ungesund. Er solle sich aber ja nicht in seinen Gewohnheiten stören lassen. Anna könne mit ihr allein noch Mondscheinwandeln, es mache ihr gewiß nichts aus, wenn er einstweilen schlafen gehe. Otto täte dies stets. Und man möchte den Kindern sagen, sie sollten morgen früh hübsch ruhig sein. Vor nenn Uhr brauchten sie doch überKöhlen Koks Brikerts Sc Honrathaco. BEUEL Wilhelmstrasse 100 Telefon 3797 häupt nicht aufzustehen, jetzt in den Ferien. Sie habe einen sehr leisen Schlummer, wache von einer fallenden Stecknadel auf und könne nicht wieder einschlafen. Karl brummt: Ihm ginge es genau so. Deshalb und überdies pflege er mit## seiner Frau gleichzeitig zu Bett zu gehen. Jetzt sogar in ein Bett! Ida wendet sich naserümpfend ab:„Wir haben natürlich getrennte Schlafzimmer.“—„Auch wenn Ihr Logierbesuch habt?“ Anna kennt am nächsten Morgen sämtliche Sternbilder und ist todmüde. Aber sie muß herunter von der Matratze. Laken und Servietten waschen, die vollgerauchten lüften. Einkäufe machen. Karl pumpt am fünften Tage einen alten Jugendfreund an. Am 17. Tage reisen die lieben Gäste endlich wieder ab. Wie schade! Sie schenken den Kindern je eine Schokoladenzigarre. Max gelingt es erfreulicherweise, das rote Stanniolfutter wieder herauszuhusten. Bei der Abfahrt meint Otto:„Kinders, war das reizend! Urgemütlich! Besonders durch das wohltuende Gefühl, daß Ihr gar keine unangebrachten Rücksichten auf uns nahmt. So muß es zwischen guten Verwandten sein. Selbstverständlich kommen wir im nächsten Jahre wieder. Und dann bringen wir auch Bruno, Mathilde und Therese mal mit, damit sie sehen, wie gut Ihr es hier habt. Wie hier jeder nach seiner Fasson selig werden kann. Zu uns können wir Euch ja leider nicht einladen. Wir haben nicht so viele Betten. Und Ida ist auch froh, wenn sie sich mal vier Wochen nicht um die Wirtschaft zu kümmern braucht. Also — auf frohes Wiedersehen! Hoffentlich langweilt Ihr Euch nicht— so allein, ohne uns!“ Der schöne Plan kam nicht zustande. Karl und Anna zogen vor, während der Ferien ihr„gemütliches Heim“ an wildfremde Leute zu vermieten und anderwärts ihren individualistischen Neigungen zu frönen. Man muß doch mit der Jugend gehen! Ihr gehört die Zukunft. Keinen Feind. Von Otto Riedrich. Du sagst, du habest keinen Feind, mein Freund? Du sagst, du sätest nur Liebe und erntetest nur Liebe? O, mein Freund, gestatte mir, daß ich dir mein Bedauern darüber ausspreche, daß du keinen Feind hast. Denn, mein Freund, wenn du keinen Feind hast, woher erfährst du die Fehler, die an dir sind? Wer sagt dir die Wahrheit? Oder bist du fähig, selbst alle Fehler zu erkennen, bist du fähig, dich ohne Spiegel zu sehen? Oder bist du so vollkommen, bist du in dir so gebändigt, daß du keine Fehler hast oder daß sie dir nichts anhaben können? Du schweigst, mein Freund, und zuckst mit den Achseln! Das sagt mir genug; denn ich ersehe aus deinem Schweigen, daß du nicht mit einem Ja zu antworten vermagst. So gehe denn schnell, mein Freund, und suche dir einen Feind zu gewinnen, einen stolzen ehrlichen Feind. Die Freunde sagen nicht die Wahrheit, die Liebe übersieht deine Fehler. Sie sieht nur dein Gutes und sucht nur nach dem in dir, was ihr gefällt. Der Feind aber übersieht dein Gutes und sucht nur nach dem in dir, was ihm nicht gefällt. Darum suche einen Feind, mein Freund! Suche ihn bald zu finden, auf daß die in dir rühenden Fehler nicht wachsen und zu Riesen in dir werden, die dich am Ende vernichten und in tiefes lastendes Dunkel hineintreiben, aus dem dich keine Liebe zu erlösen vermag. Statistit:„Unsere besten Kunden". Von den fünf Nordseeländern, mit denen Deutschland in Handelsbeziehungen steht, weist Holland den günstigsten Sai## auf. Insgesamt beträgt der deutsche Ausfuhrüberschuß 1393 Mi: Wie sich die Ein= und Ausfuhr auf die jünf Nordseestg####n ver teilt ist ans unserem Schaubild ersichtlich Drucksachen aller Art liefert schnell und preiswert Buchdruckerei Jos. Lucas, Beuel Wilhelmstr. 108# Telefon 4736 " Josef Gerards 5 * BEUEL, Wilhelmstrasse 6 * Rind-und SchweineMetzgerei Wurstfabrik m. elektr. Betrieb# Eigene Kühlanlage = 11. 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