223.— 1907. Montag, den 30. September. 60. Jahrgang. tägsich der Sonn= u. Festtage. tspreiß: ## Ss oder die Bost 2#—R. verteljährlich Gemagtendanbe derteitdhrich. Amtliches Kreisblatt für den Landkreis Gladbach. von J. H. Meyer in Giersen. Amtliches und Hauptanzeigenblatt für die Stadt Viersen und Umgegend. Die 42 min dreie Verntgeile 10 Sig. für auswartge Anzeigen 15#se. Reklamen ∆ 97 mm Sreue Veurzeile 50 Pig. Auskunft= und Offerten=Gedühr 25 Phg. Geschäfttnelle: Große Bruchstr. 10. Telephen=Nr. 35. Für die Redatnon verammortlich d. Schbru, Biersen. Friedrich von Baden+. ger Krankheit, die mit einem alten Leiden. einer Dickdarms, begann, ist Friedrich Wilhelm Ludvig Hrebherzog von Baden, am Samstag, den 28. Sept., voräuns un 9 Uhr, noch langem und schwerem Todeskampfe ust enischlosen. In der Skerbestunde umstanden sein Lager lie guchhenogliche Famin, mit Ausnahme der Prinzessin Wilbes den Femahlin des 1897 verstordonen Prinzen Wilhelm, gruders des Großherzogs Friedrich, der Hofgeistliche Geheime. und die pflegende Dienerschaft. In einem Nebenanden sich die Hofstaaten, der Staatsminister von ##und der Präsident des Ministoriums des großherzoglichen Freiherr von Marschall. Die Lücke, die der Tod des Friedrich riß, ist unausfüllbar wie diejenigen, die lag des alten Kaisers Wilhelm, des Kaisers Friedrich id Bismarcks hinterlassen haben. Gerade vor einem Jahre, — m b e r t a g e n 1 9 0 6, w a r e s, d a ß d e r G r o ß h e r z o g u n t e r Anteilnahme des ganzen national gesinnten deutseinen 80. Geburtstag feiern und wenige Tage u mit allen Patrioten in herzlichen Segenswünschen für das #ische Fürstenhaus und sein treues Volk. Was Großherzog “ uns bedeutet, weiß jeder Vaterlandsfreund. In dem en Eidam des großen Kaisers Wilhelm verehren wir mus dem Schlachtfelde wie beim Friedensschluß erprobten Aüarbeiter an der Begründung unserer nationalen Einheit, in beredten Verkünder des Reichsgedankens, den treuen Mahmder deutschen Volksseele, den weisen Landesfürsten, der in imer Regierung für das Wohl seiner Badener segensreich Friedrich Wilhelm Ludwig von Baden wurde am 9. Sept. als zweiter Sohn des Großberzogs Leopold und der Prin#in Sephie Wilhelmine von Schweden geboren und besuchte m seinem älteren Bruder Ludwig die Universitäten Heideluig und Vonn. um ohr ernste und gründliche Studien zu treiin Du der Erbgroßherzog Ludwig in einechemütskrankheit zahm bei dem am 24. März 1852 erfolgten Tode edrich die Regentschaft, während der kranke großherzoglichen Titel erhielt. Aber auch, diesen # Großherzog Friedrich am 5. September 1856, als #m Brnders Krankheit als unheilbar erwies. Am 22. Imnur 1858 starb der kranke Ludwig, und Großherzog Frienih war der unbestrittene Souverän. Schon am 20. Sept. hatte sich der hohe Herr mit Prinzessin Luise, der Lihier des Prinzen Wilhelm von Preußen hmaligen Kaisers Wilhelm I., vermählt. Großherzog der Baden in kirchlicher, politischer und verwaltungsBeziehung forderte, war von allen deutschen Fürsten des Reichsgedankens. Schon 1863 auf in Frankfurt am Main trat Friedrich für die ressen ein. Nur ungern und durch die Macht gezwungen, nahm er gleich allen anderen südStaatsoberhäuptetn 1866 gegen Preußen Partei, setzte it nach Beendigung des österreichischen Krieges seine mationale Einheit des deutschen Reiches gerichteten inen fort. Ein deutsches Reich unter Preukung, das war chon damals das Ideal des Großrich. Und als die Kriegsstürme der Jahre 1870 n, da war der Großhezog von Baden der bewerktätigste und opferwilligste Mitstreiter des unserm jetzigen Koiser. Badens berühmter Schriftsteller, B. Auerbach, berichtet von einer Unterredung mit dem Großherzog Friedrich, in der dieser erzählte, wie weit sein Sohn, der Erbgroßherzog, in juristischen und philosophischem Studium fortgeschritten sei, und wie schön, einander erziehend, das Verhält nis zu Prinz Wilhelm von Preußen sei. Die beiden Vettern wollen jetzt zusammen auf der Universität sein. Auch der militärische Dienst führte den Erbgroßherzog wiederholt und lange in den Kreis des deutschen Kaiserhauses. Im Juni 1881 kam der Erbprinz als Oberleutnant in das 1. Garde=Regiment zu Fuß nach Potsdam und tat hier bis zum Jahre 1884 Dienst. nachdem er bereits zum Major aufgerückt war. 1885—89 tat der Erbprinz in seinem engeren Vaterlande Dienst. um an Kaisers Geburtstag 1891 als Generalmajor und Kommandeur der 4. Infanterie=Brigade nach Berlin überzusiedeln. Am 27. Jan. 1897 wurde der Erbpxinz General der Infanterie und kommandierender General des 8. Armeekorps. Du der Erbprinz an einem Augenleiden erkrankte. und auch lieber in Karlsruhe gelebt hätte, so entagte er dem militärischen Dienste ganz. Eine leichte Trübung der Beziehungen zwischen Karlsruhe und Berlin, die damals eintrat, ist im Verlauf der nachfolgenden 10 Jahre längst und vollständig geschwunden. Der unnmehrige Erbgroßherzog. Der nunmehrige Erbgroßherzog. Prinz Marimilian von Baden. ist der am 10. Juli 1867 geborene älteste Sohn des 1897 verstorbenen Prinzen Wilhelm, des Bruders des jetzt verstorbenen Großherzogs Friedrich. Seine Gemahlin ist die Prinzessin Maria Luise, älteste Tochter des Herzogs von Cumberland. Diesem Bunde entsproß im Jahre 1902 eine Tochter, und am 24. Februar 1906 der Prinz Verthold Friedrich, Badens einstiger Großherzog im 3. Gliede Aus Anlaß des Todes des Großherzogs Friedrich von Baden flaggten auch die Staats= und öffentlichen Gebäude der Reichshauptstadt halbmast. Big zum Jahre 1903 war Großherzog Friedrich alljährlich Gast des Berliner voses. Am 27. Januar des genannten Jahres wurde sein Fernbleiben viel bemerkt. An der Silberhochzeit des Kaiserpaares teilzunehmen, war der Großherzog durch Krankheit verhindert. Nur seine Gemahlin erschien zu dieser Feier, die gleichzeitig mit der Vermählung des Prinzen Eitet Friedrich begangen wurde. An der Hochzeitsfeier des kronprinzlichen Paares hatte der Großherzog jedoch teilgenomen, wie er auch am Tage der Großjährigkeitserklärung des Kronppinzen gleichzeitig mit dem Kaiser von Oesterreich und dem verstorbenen König Albert von Sachsen in Berlin war. TI die So#t Mhelm von Preußen und des Grafen von Bismarck 1871 wiederholte er seinem königlichen SchwieSiant eegenüber das Wort, das Friedrich Wilhelm IV. einst eotächen:„Eine Kaiserkrone kann nur auf dem Schlachtfelde werden.“ Und bei der Kaiserproklamation im SpiegelVersailler Schlosses am 18. Januar 1871 war es Großedrich von Baden, der namens der deutschen Fürsten „zech ausbrachte. z###n=iger auf dem Throne ist einmal der am 9. dui 1857 geborene Erbgroßherzog Friedrich Wilhelm, der seit dere 1885 mit der Prinzessia Hilda von Nassan in kinder ##### verbunden ist. Ein zweiter Sohn des größherzog Ta#res, der im Juni 1865 geborene Prinz Ludwig Wil tie nard bereits im 23. Lebensjahre. Eine Tochter, Prinzes Somerig, die 1862 geboren wurde, ist seit 1881 Kronprinzessin Kade. Ein Sohn des im Jahre 1897 verstorbenen Großherzogs Friedrich, des Prinzen Wilhelm, ist #2 19. Juli 1867 geborene Prinz Maximilian von Baden, # Jahre 1900 mit Prinzessin Maria Luise, der älteter des Herzogs von Cumberland, vermählte. Auf atimilian wird die badische Krone also einmal überSeiner Ehe ist nach einem Töchterchen im Februar 1906 —ersen, Prinz Verthold Friedrich. der neue Großherzog Friedrich Wilhelm. l den neuen Großberzog, den bisherigen ErbFriedrich Wilbelm. der am 9. Juli das 50. Blg. Pelendete, richten sich jetzt mit Vertrauen und Liebe pt seiner Badener und aller patriotischen Deutsch ### Deue Großherzog ist der Sohn seines Vaters, se Frsich, poltsfreundlsch und von tiefer Religiosität. So det Erdgroßherzog auch während seiner Kronprinzenzeit „Apo getreten ist, so wissen doch Eingeweihte, daß er „'s, keinem großen Vater eingeschlagenen Bahnen fort „„ kinderlose mit 12 Bürgerssöhnen vom Herbst 1867 bis zum Lünterrichtet. Einer italienischen Reise folgte das „Studium, dem der jugendliche Prinz auf den UniTredelperg, Vonn und Freiburg oblag. In Vonn Frogroßherzog innige Freundschaft mit dem dork zu deit studierenden Prinzen Wilhelm von Preußen, muß. Da sich die Lage gebessert hat, so wird die franzosische Deputirtenkammer nicht vorzeitig einberufen, sondern dem ursprünglichen Plane gemäß am 22. Oktober zusammentreten. den Provinzen. Neuß, 26. Sept. Beim Stelzenlaufen stolperte gestern nachmittag ein elfjähriger Schuljunge über ein Feldbahngeleise. Er stützte dabei kopfüber in die Obererft und ertrank. Düsseldorf, 2. Sept. Mehrere Kinder hatten auf freiem Felde aus dürrem Gras ein Feuer angezündet. Ein 8jähriges Mädchen wurde von den Flammen ergriffen und derart verbrannt, daß es alsbald im Krankenhause stard Düsseldort, 28. Sept. Das Schwurgericht hat unter Ausschluß der Oeffenrlichkeit den Assistenzarzt Dr. Hoffmann vom evang. Krankenhause wegen Reineids unter Annahme mildernder Umstände zu 6 Monaten Gefängnis. Duisburg. 28. Sept. Zwei Schüler von hier vergnügten sich damit. auf einem mit Wasser gefüllten Sandloch mit einem Floß zu fahren. Das Fahrzeug kippte um. Der jüngere von ihnen. ein 11jähriger Junge, ertrank. während der andere von einem herbeieilenden Platzmeister gerettet wurde. Oberhausen, 28. Sept. Die noch immer andauernden hohen Fleischpreise haben dan Amtmann Langweg in Osterfeld veranlaßt, für die kommende Winterperiode einen Fischmarkt einzurichten, und zwar in Verbindung mit den Wochenmärkten an jedem Dienstag und Freitag. Die Fische werden zum Selbstkostenpreise verkauft. Essen, 28. Sept. In der gestrigen Stadtverordneten=Sitzung wurde mitgeteilt, daß der Kaufmann G. Krawehl der Stadt den Betrag von 50 000 A geschenkt hat. Die Zinsen dieser Summe sollen je zur Hälfte für den örtlichen Zweck des Vaterländischen Frauenvereins und des Vereins vom Roten Kreuz Verwendung finden. Ein andetet Bürger hat für die Beschaffung einer großen Bühnenorgel für unser Stadttheater ebenfalls eine namhafte Summe zur Verfügung gestellt. Es wurde weiter Kenntnis davon gegeben, daß die Einwohnerzahl der Stadt am 31. Juli 244 467 betrug. Die Versammlung bewilligte dann zu den Kosten des neuen Bergschulgebäudes, die auf rund 400 000+A veranschlagt sind. einen einmaligen Beitrag von 10000 A. Das kaufmännische Seminar, das am 31. Okt. begangen wurde. An der Hochzeits= ins Leben treten soll, erfordert für das 1. Semester einen Zuder Grangars#gdachischuß von 11000 M, den zur Hälfte die hiesige Handelskammer tragen wird. Gegen den Vorschlag. die andere Hälfte auf die Stadtkasse zu übernehmen, erhob sich kein Widerspruch. Endlich wurden für die Beschaffung einer zweiten Dampfmaschine und eines neuen Kessels auf dem Schlacht= und Viehhofe 117 000.A bewilligt. Dortmund, 28. Sept. Spielende Kinder haben in der Nähe der städtischen Kleinbahn von der Lokomotive ausgeschleuderte glühende Schlacken ausgenommen und einem fechsjährigen Mädchen in die Schürze geworfen. Die Kleider des Kindes fingen Feuer und das Kind erlitt so schwere Brandwunden, daß es daran starb. Köln, 28. Sept. Gestern abend fand man in dem Gesträuch hinter, dem Chor des Domes versteckt die beiden elf und acht Jahre alten Söhne eines hiesigen Schlossers, die sich dort ein vollständiges Quartier hergerichtet hatten. Die Bürschchen hielten sich dort schon seit mehreren Wochen auf. In der Höhle fand man Lebensmittel, Zigarren und Zigaretten, sowie Tücher zum Schlafen vor. Die beiden Jungen sahen recht verkommen aus, fühlten sich jedoch in ihrem eigenartigen Heim ganz wohl. Ihr Schuhe, Strümpfe und Kleider waren zerrissen. Durch Betteln haben sie sich Nahrungsmittel zu verschaffen gewußt. Dadurch, daß ein dritter Knabe, der ebenfalls einige Tage mit den Burschen in der Höhle gewohnt hatte und gestern das Versteck der Knaben verriet, wurden die Bürchchen aus ihrem Schlupfwinkel herausgeholt. Köln, 27. Sept. Kann der Mitter ohne Einhaltung einer, Kündigungsfrist ausziehen, wenn er Ungeziefer in seiner Wohnung entdeckt? Die 8. Zivilkammer d. Landgerichts zu Köln beschäftigt sich in der Berufungsinstanz mit folgendem Fall: Ein Mieder einer Wohnung in einem Hause zu Köln. der Wanzen in derselben entdeckte, machte hiervon seinem Vermieter Anzeige und zog kurz darauf ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist aus. Der Vermieter klagte hierauß die Miete bis zum Ablaufe der Kündigungsfrist ein, da sein Mieter nicht ohne weiteres hätte ausziehen dürfen, sondern verpflichtet gewelen sei, ihm zur Beseitigung der Wanzenplage eine angemessene Frist zu bwillign. Das Kölner Landgericht wies die Klage des Vermieters ab, weil es der Ansicht ist, daß der Mieter unter den obwaltenden Umständen berechtigt gewentn sei, das Mietverhältnis ohne vorausgegangene Kündigung aufzulösen. Politische Tagesübersicht. Berlin, den 30. September. Präsidentenwahl im bayerischen Abgeordnetenhause. Die bayerische Abgeordnetenkammer wählte wieder Dr. v. Orterer (Itr.) mit großer Mehrheit zum Präsidenten und Fuchs(Ztr.) zum Vizepräsidenten. Die Neuschaffung einer zweiten Vizepräsidentenstelle zugunsten der Liberalen in beabsichtigt. Mit der Haltung der Sozialdemokratie zu den Blockparteien beschäftigt*— in dem lauf der Sozi bezweckt, wird für jeden einsichtigen Politiker nachgerade voll kommen klar. Wenn von einigen liberalen Blättern gesagt wird, der Essener Parteitag sei in erster Linie ein Vorstoß gegen das Zentrum gewesen, so ist ein solcher Optimismus unbegreiflich Die in Essen zu r Schau getragene größere Mäßigung war lediglich von der schlauen Taktik eingegeben, solche Kreise des liberalen Bürgertums, die von Einfalt und Kurzsichtigkeit noch immer nicht geheilt sind, einzufangen. So und nicht anders erklärt sich auch die scheinbare Hinneigung Bebels zum Revisionismus. Bebel will liberale Ritläufer gewinnen und den Block sprengen. Darum läßt er vorläufig den revolutionären Charakter der Sozialdemokratie zurücktreten, um ihn später natürlich wieder hervorzukehren. Aus den Kolonien. Morengas Ende in dem am 20. dieses Monats stattgehablen Gefecht wird von dem bei der englischen Truppe befindlichen Hauptmann von dem Hagen, Generalstabsoffizier der Schutztruppe für Südwestafrika, folgendermaßen geschildert: Am 19. September vormittags kam Morenga, trotzdem er es versprochen hatte, nicht zur Besprachung mit Major Elliot, der mit seiner Truppe in Long Klippe, halbwegs Ukamas=Uping= ton. stand. Daraufhin beschloß Major Elliot, Morenga sofort zu verfolgen. Die Verfolgung wurde am 19. September nachmittags in Löng Klippe ausgenommen und führte die ganze Nacht hindurch und während des 20. September durch die Kalahari, In Eenzamheid, etwa 100 Kilometer nördlich von Upington, fand der Zusammenstoß mit Morenga und das vier Stunden lange Feuergefecht statt. Morenga und fünf Mann fielen, darunter sein Bruder und zwei Reffen. Zwei Mann wurden gefangen genommen, vier entkamen. Sechs Gewehre wurden erbeutet. Bei uns fial ein Korporal, ein Polizist wurde verwundet. Die englische Truppe erwies sich unter der geschickten Führung des Majors. Elliot hervorragend im Ertragen von Anstrengungen, wie an Ausdauer und Tapferkeit im Gefecht. Die Truppen und die Tiere waren 30 Stunden lang ohne Wasser. In 24 Stunden wurden bei großer Hitze und schweren Dünen 121 Kilometer zurückgelegt. Märokko. In Marokko herscht zwar noch nicht Frieden, aber die Ruhe und Ordnung scheint doch allmählich wiederzukehren. In dem tausendjährigen Rabat, das als heilige Stadt von den Marokkanern verehrt wird, hat sich das Ansehen des rechtmäßigen Sultans Abdul Aziz chnell befestigt. Der französische Gesandte Regnault begibt sich von Tanger nach Rabat; allerdings nicht bloß, um dem Sultan die Anerkennung Frankreichs auszusprechen; sondern vor allem, um ihn in freundschaftlicher Weise "#.#ls ber u. nach„it. Schulhen er nachnehmen Vermischtes. Metz, 27. Sept. Im„Gil Blas“ liest man: Im Weichbild von Metz, in einem einsamen Winkel in der Nähe des Friedhofs von Noiseville, wo zahlreiche französische Soldaten ruhen. die in den ersten Augusttagen von 1870 vor dem Feinde gefallen sind, wird in kurzem ein Denkmal errichtet werden. Ein Komitee hat sich zu diesem Zweck gebildet, und General Picquart= hat allen Offizieren gestattet, sich an der Subskription zu beteiligen. Der Graf Zeppelin, der Präsident in Lothringen, hat seine Zustimmung gegeben, mit dem einzigen Vorbehalt, daß das Denkmal nicht„herausfordernd“ gestaltet werde. Die Ausführung ist dem aus Metz stammenden Bildhauer Hanau anvertraut. Am Tage der Einyeihung werden die französischen Offiziere die Erlaubnis erhalten, der Feier in Uniform beizuwohnen. Es wird das erste Mal seit 36 Jahren sein, daß die französische Uniform frei auf lothringischem Boden erscheint. Berlin, 27. Sept. Die Verleger der Fachschriften in Deutschland haben heute in einer Versammlung sich zu einem Verband der Fachpresse Deutschlands zusammengeschlossen, der die Vertretung der gemeinsamen Interessen verfolgen soll. Jum ersten Vorsiyzenden wurde der Direktor der„Allgemeinen Fleischerzeitung" N. Zülzer gewählt. Konstanz, 28. Sept. Der heute Vormittag 11 Uhr erfolgte Aufstieg des Grafen Zeppelin mißglückte infolge der PropellerSchraube. Der bereits aufgelassene Ballon mußte sich auf das Wasser niederlassen. Er wurde von dem in der Nähe befindlichen Salondampfer„Stadt Konstanz“ ins Schlepptau genom men und in die Balkonhälle gebracht. Die Bierpreiserhöhung in München. Das Unglaubliche, doch längst Gefürchtete ist eingetreten, die Bierpreise in Münchin werden, wie bereits mitgeteilt, erhöht und zwar um 2 pro Maß(Liter), und dies schon ab 1. Oktober. So hat es eine große Versammlung von Brauern und Wirten am 26. d. M. nach voraufgegangenen langen Verhandlungen beschlossen. In früheren Zeiten war die Erhöhung des Bierpreises Anlaß zu Straßenaufläufen und.=Kämpfen, heute gibt's das nicht mehr, sind auch nicht viele Münchener mohr in München, heute schimpft das Publikum und zahlt. Die Bierindustriellen und Wirte, von welch letzteren viele auf Gnade und Ungnade den ersteven hörig sind, haben den Zeitpunkt gut gewählt, denn während des Oktoberfestes zahlt man„auf d’ Wiesen“ 40 A für die Maß, welche sich vielfach aber nur als„Dreiquartl“ darstellt. „ Prozeß Noeren=Schmidt. In dem Prozeß des bekannten Reichstagsabgeordneten Roeren gegen dem früheren Bezirksamtmann Schmidt hat das Kölner Gericht gegen den Beklagten auf die milde Strafe von nur 100 und Tragung der Kosten erkannt. Schmidt hatte sich bekanntlich gegen Kritiken, die Noeren im Reichstage über Schmidt's Verhalten im Kolonialdienst des Reiches getan hatte, energisch gewehrt und den Abgeordneten der Verleumdung geziehen. Das Gericht gab zu, daß der Beklagte den Abg. Roeren beleidigt habe, hielt ihm aber zu gut, daß die im Reichstage unter dem Schutze der Immunität von dem Kläger erhobenen Beschuldigungen sehr schwer gewesen seien. Schmidt habe sich weder Sittlichkeitsverbrechen, noch Totchlag und was sonst von ihm behauptet war, zu Schulden kommen lassen, er habe sich, wenn er auch, wie er selbst sage, kein Engel gewesen sei, als tüchtiger Beamter bewährt. Hätte der Kläger Roeren nicht unter dem Schutze der Unverletzlichkeit als Abgeordneter gesprochen, so würde er sich selbst strafbar gemacht haben. Am Schluß der Sitzung rief ein Herr im Zuschauer=Raum:„Der Vertreter der Gerechtigkeit lebe hoch!“ Der Vorsitzende ließ diese gutgemeinte Demonstration mit einem Verweise hingehen. Aus der Umgegend. M.Gladbach, 28. Sept. Aus dem Personenzuge von Antwerpen, der um 7,51 Uhr gestern abend hier einlief, ist auf dem Bahnhof Wegberg mit dem Revolver geschossen worden. Als der Zug. die Bahnwärterbude am Ausgange des Bahnhofes passierte, fiel wieder ein Schuß. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Die Schüsse kamen aus einem Wagen, in dem sich vom Hafen in Antwerpen nach dem Ruhrgebiete zurückkehrende Arbeiter befanden. Die Station Wegberg benachrichtigte sofort die Station M.Gladbach. Polizeibeamte und Bahnpolizeiheamte suchten nun bei Ankunft des Zuges hierselbst den Täter zu ermitteln, was ihnen aber in dem Knäuel von Menschen leider nicht gelang, zumal keiner sich herheiließ, den Täter anzugeben. Für die Ermittelung des Täters würde die Eisenbahnverwaltung eine Belohnung gewähren. M.Gladbach, 27. Sept. Vor dem Schwurgerichte stand heute der 27 Jahre alte Kolonialwarenhändler Adam Klein von hier wegen Brandstiftung in seinem Warenlager und wegen Betrugs zum Nachteile der Versicherungsgesellschaft„Rheinland“. Er wurde für schuldig befunden und zu 2 Jahren Zuchthaus, 450 Geldstrafe und 5jährigem Ehrverlust verurteilt. Erst kürzlich ist der Angeklagte von der Strafkammer wegen Warendiebstahls aus dem Eisenbahn=Güterschuppen zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt worden. hiesigen Polizei verhaftet und nach Bochum dem Gericht überliefert worden. Ebenfalls verhaftete die Polizei einen Anstreicher= gesellen, der wegen Betruges steckbrieflich verfolgt wurde. Viersener Angelegenheiten. Viersen, den 30. September. —“ Zentrumsversammlung. In einer großen, von über 1000 Personen besuchten Versammlung, die von der Zentrumsleitung am hiesigen Orte einberufen worden war, sprach gestern Abend. im Gasthause„Erholung“ der Reichstagsabgeordnete Erzbrger. Als Herr Erzberger den Saal betrat, erhoben sich sämtliche Anwesende. Um 5¼ Uhr eröffnete Herr Oberpostassistent Wilden die Versammlung im Auftrage des Vorstandes der Zentrumspartei. Redner dankt dem Abgeordneten, den er als einen der hervorragendsten Abgeordneten der Zentrumspartei begrüßt, für die Bereitwilligkeit und erteil. ihm das Wort zu seinem Vortrage über„Die politische Lage und die Stellungnahme des Zentrums zu den politischen Fragen“. Redner entwickelt in etwa 1½stündiger Rede ein Bild der gegenwärtigen politischen Lage seit der Auflösung des Reichstages, während der Wahlen und nach dem Zustandekommen des„Blockes“, indem er die Politik des Zentrums lebhaft verteidigte und an dem Verhalten der übrigen. Parteien Kritik übte. Im zweiten Teile seiner Rede streifte der Abgeordnete die Kolonialpolitik; die Stellung des Zentrums hierzu und die sog.„Kolonialskandale“, die im Reichstage zur Sprache gebracht, in den Prozessen in München und Köln(Erzberger= und Roeren=Prozeß) schlimme Zustände in den Kolonien aufgedeckt hätten. Redner kam zu dem Schluß, daß das Zentrum es gar nicht nötig habe, sich wieder bei der Regie rung anzubieten, daß es eine Partei sei, die in den breiten Mas sen des Volkes eine feste, unerschütterliche Basis besitze. Trotz allem, was vorgkommen sei, werde die Zentrumspartei nich: grollend abseits stehen, sondern fest mitarbeiten am Wohle des Volkes, namentlich am Werke der Sozialpolitik. Und daß das Zentrum nicht antinational sei, beweise es dadurch am besten, daß es alle Heeres=, Marine= und Kolonialforderungen nach den Grundsätzen prüfe: Sind die Ausgaben nötig? Wie hoch sind die Kosten und wer bringt die Kosten auf. Und wenn diese Fragen ausreichend beantwortet würden, stimme das Zentrum gerne für die Forderungen. Aber das Wohl des Volkes habe das Zentrum immer in erster Linie im Auge und dadurch zeige es schon, daß es eine„wahrhaft nationale Partei“ sei. Redner fordert dann die Wähler auf, treu zur Organisation des Zentrums zu halten und den Zentrumsgedanken und die Zentrumsgrundsätze überall im öffentlichen Leben zur Geltung zu bringen, namentlich„Indem man sie auf das Rathaus trage", bezw. Zentrumsstadt verordneten wähle.— Der Leiter der Versammlung, Herr Wilden schlug vor, dem Abg. Roeren eine Zustimmungsund Dankdepesche nach Köln=Lindenthal zu schicken für seine mannhafte Verteidigung des Rechtes. Die Versammlung war damit einverstanden. In seinem Schlußwort knüpfte Herr Wilden an den Dank für den vorzüglichen Vortrag des Herrn Abgeordneten die Hoffnung, daß dieser die Viersener noch einmal mit einem Vortrag erfreuen möge und schloß mit einem Hoch auf den Abgeordneten Erzberger. —* Preisschwimmen. Bei dem gestr. Schwimmfest in Duis burg sind 2 Preise Teilnehmern aus Viersen zugefallen, und zwar erhielt Herr Jos. Brauers einen 3. Preis im Erstschwimmen über 50 Meter in 41 Sekunden und Ingenieur Henckel einen Kranz im Springen für ältere Herren. —* Ein Metzgergeselle, der sich längere Zeit hier aufgehalten hatte und von der Staatsanwaltschaft in Bochum wegen Diebstahls in strafschärfendem Rückfalle gesucht wurde, ist von der Die Einweihung der neuen städt. höheren Mädchenschule. * Viersen, 30.Sept. 1907. Ein wichtiger Abschnitt in der Entwicklung der städtischen höheren Mädchenschule, die aus kleinen Anfängen zu der heutigen beachtenswerten Stellung im Schulwesen unserer Stadt sich aufgeschwungen hat, beginnt mit dem heutigen Tage. Das von der Stadt zum Preise von 110000 Mark gekaufte früher Greef'sche Haus an der Hauptstraße wurde heute Morgen 10 Uhr seiner Bestimmung übergeben, nachdem durch notwendige Umänderungen das prachtvolle Gebäude seinem Zweck entsprechend hergerichtet worden war. In allen Räumen ist die Hauptsache in Schulgebäuden: Licht und Luft, im Ueberfluß vorhanden. In der Bürgerschaft hört man häufig die Ansicht vertreten, daß das Gebäude zu prächtig oder zu teuer für seinen Zweck sei. Diese Meinung ist jedoch ganz irrig. Ueber kurz oder lang hätte die Stadt doch zumNeubau einer höheren Mädchenschule schreiten müssen, da die bisherigen Räume auch den bescheidensten Ansprüchen nicht mehr genügen konnten. Und was der Neubau einer solchen Schule nach den Vorschriften der Regierung gekostet hätte, kann man sich ausmalen, wenin man berücksicheigt, daß andere durchaus nicht größere Städte wie Viersen das Dreifache für ihre höhere Mädchenschule aufgewendet haben. Dabei ist das große Baugelände, das von dem Greef'schen Anwesen für andere städtische Bedürfnisse noch übrig bleibt, unberücksichtigt. Somit kann man die Verwirklichung des Gedankens, der Schule dies Heim zu geben, nur mit Freuden begrüßen. Es ist eine Schule, in welcher sich die Lehrerinnen und Kinder wohl fühlen werden, wo orstene mit frischem Mute an ihre hohe Aufgabe gehen können, der Jugend die Quelle des Wissens zu erschließen und ihnen das zu vermitteln, was ihnen Stütze und Halt im Leben, was dem Leben erst den rechten Inhalt gibt, die Fähigkeit es recht zu erfassen, ein gediegenes Wissen. Die Kinder werden mit Lust und Lieba aus dem nie versiegenden Borne der Wissenschaften, der Künste schöpfen, und der Stadtverwaltung danken, daß ihr weiter Blick und väterliche Fürsorge ihnen eine Schule geschenkt hat, die der Bedeutung unserer Stadt würdig ist. Um 10 Uhr heute Morgen fanden sich in dem hübsch geschmückten Festsaal die zu der Feier Geladenen ein, so der Regierungs= und Schulrat Dr. Maskus, Kreisschulinspektor Dr. Kösters, das Kuratorium der Schule, die Stadtverordneten, das Lehrerinnen=Kollegium, die Herren und Damen, die sich an den Schenkungen für die Anstalt beteiligt hatten und die Vertreter der Presse. Eine von dem Schülerinnenchor gesungene Festhymne eröffnete die Feier. Darauf spielten die Schülerinnen Irene Biertz und Aenny Hupertz vierhändig den„Einzug der Gäste auf der Wartburg“ aus dem„Tannhäuser“ von Rich. Wagner. Die Schülerin Auguste Kesselburg sprach folgenden Prolog: Rüstig Wirken, fröhlich Bauen Schufen dieses stolze Haus, Aber unsre Augen schauen Ueber Zeit und Raum hinaus, Und wir grüßen in dem Werke Froh den Born, der ewig quillt: Gott, der Herr, ist Kraft und Stärke! Gott, der Herr, ist Sonn' und Schild! Fromme Psalmenklänge singen, Daß ein Haus das Vöglein fand, Daß die Schwalbe ihre Schwingen Schützend überm Nestchen spannt, Daß ein Ort in Lust verkehre All' der Heimatlosen Not: Dein heiligen Altäre, Mächtiger Herr Zebaoth! Heute ward uns auch beschieden, leich dem Vogel, unser Nest, Wo uns Deiner Gnade Frieden Fest und sicher ruhen läßt. Menschentreue hat's gegründet, Deine Hand, sie hat's bewacht, Und mit Deiner Huld verbündet, Ist das Herrlichste vollbracht. Glanz und Licht und alle Fülle Ward in diesen Bau gelegt, Der an stolzer, schöner Hülle Warmer Liebe Stempel trägt. Frähl'c. kann sich hier entfalten uten edler Keim, Und die Wissenschaft wird schalten Frisch und frei im neuen Heim. Werd' dem zarten Menschenkinde, Stolzes Haus, drum Fels und Hort; Zieh' die junge S##ele linde Nach den reinen Höhen dort! Lenkt in unbekannte Weite Sie dann einst den zagen Schritt, O, so gib zum Lebensstreite Ihr die rechten Waffen mit! Schreibe über Deine Pforte Dir dem Himmel zugewandt, Die geweihten, heil'gen Worte: Allzeit Gott und Vaterland! Und so grüßen in dem Werke Wir den Born, der ewig quillt! Gott, der Herr, ist Kraft und Stärke! Gott, der Herr, ist Sonn' und Schild! Bürgermeister Stern richtete darauf folgende Ansprache an die Festversammlung: Rascher, als wir alle es gedacht haben, ist unserer städti schen höheren Mädchenschule ein neues Heim entstanden, das in dem schärfsten Gegensatze zu den bisher henutzten ärmlichen und unzureichenden Räumon steht und das, wie Sie sich schon bei dem Eintritt in das Schulgebäude überzeugt haben, in hervorragendem Maße auch den Forderungen des guten Geschmacks, der Asthetik und des edel empfindenden Kunstsinnes Rechnung trägt. Der öde Eindruck weiß getünchter Gänge und Klassenzimmer, die kahl und nüchtern die verschüchterte Seele mit dem Eiseshauch der Lieblosigkeit niederdrücken, ist über all in diesem Hause vermieden, in sein abgetönter Farben harmonie finden unsere Schülerinnen in diesen Räumen, in denen der ernste Same der Bildung in die jugendlichen Herzen gesenkt werden soll, das anheimelnde Elternhaus wieder; überall, auch in den untergeordneten Dingen und Geräten kommt wahne und edle Kunst zum Vorschein und redet zum Gefühl und Verstande die eindringliche Sprache des Schönen. Nicht mehr muß sich der künstlerisch zu schulende Blick außerhalb der Schule seine Gestalten und Formen aufsuchen, sondern mitten in der lebensvollen Umgebung findet er überall Anregung und Beispiele, woran er sich bilden kann. Gewiß, ein glücklicher Zufall hat bei diesem Schulgebäude mitgewirkt, daß d. Forderung bei der ästhetischen Ausbildung unserer Jugend hier in so hohem Maße erfüllt werden kann Allein, die städtische Bauleitung hat doch das große Verdienst, daß sie unter möglichster Anpassung des Vorhandenen an die Forderungen der Zweckmäßigkeit alles erhalten hat, was dazu beiträgt, den Sinn für das Künstlerisch=Schöne, für einache aber doch wirksame Farbenakkorde zu bilden und zu schärfen, und daß sie dort, wo Veränderungen notwendig waren, diese in demsolben Geiste getroffen hat, der durch das ganze Gebäude zieht, das ist der Geist des Anheimelnden und Wohnlichen, des Echten und Gediegenen. Daneben sind aber keineswegs die Ansprüche unerfüllt geblieben, die namentlich eine Schule an das Zweckmäßige, nicht minder aber auch an das für d. körperl. Entwicklung Notwendige stellen muß. Denn was putzt alle Ausbildung des Geistes, wenn die körperliche Entwicklung darunter leidet, wenn sie; erkauft werden muß mit einer Vernachlässigung des jugendlichen Körpers, die sich im späteren Leben bitter rächt? Von einer guten körperlichen Entwicklung unserer Jugend hängt die Zukunft unseres Volkes ab, denn nur in einem gesunden Körper kann ein gesunder Geist gedeihen! Deshalb soll gerade ein Schulhaus. in dem die Jugend einen großen Teil des Tages zubringen muß, in hervorragendem Maße den Forderungen der Gesundheitspflege genügen und vor allem dem Lichte und der Luft überall freien Zutritt gestatten. In hervorragendem Maße geschieht das nun hier; dunkle Räume sind nicht vorhanden, aus dem großen Garten mit den prachtvollen Bäumen fließt wie aus unversiegbarer Quelle ein fortwährender Strom von köstlichem, reinem Waldesduft in die Schulsäle, ein geräumiger Spielplatz erlaubt ausgiebigstes Tummeln in froh bewegtem Laufen und Haschen, und hohe Laubengänge bieten den Herangewachsenen zu Spaziergängen im Schatten alter Buchen und Ulmen die schönste Gelegenheit. So sind in dem neuen Schulhause die Forderungen der Gesundheitspflege und auch der Zwöckmäßigkeit erfüllt und überall ist daneben hohen künstlerischen Anforderungen Genüge geleistet, damit der Sinn für das Schöne in den Schülerinnen geweckt wird und der Segen der echten Kunst auch gleich durch die Aeußerlichkeiten der Schulräume befruchtend wirken kann. Und was die innere Ausstattung der Schule angeht, so werden Sie sich nachher bei dem Rundgange davon überzeugen, daß sie in ihrer Vollständigkeit und ihrer Gediegenheit wetteifert mit dem äußeren Schmuck, den alle Säle und das ganze Schulgebäude tragen, daß auch in dieser Hinsicht vollkommene Harmonie herrscht und das Rüstzeug, für die Erreichung des höchsten Schulzieles, das ist die volle Entfaltung der geistigen und sittlichen Kräfte der Schülerinnen, den an der Schule wirkenden Lehrkräften in verschwenderischem Maße „zur Verfügung gestellt ist. *„Daß dieses Alles aber möglich war, ist nicht zum Geringsten der Freigebigkeit vieler unserer Mitbürger und Mitbürgerinnen zu verdanken, die in Anerkennung der hervorragenden Leistungen, die die Schule schon unter den bisherigen ungünstigen äußeren Verhältnissen gezeitigt, mit offener Hand alles das ihr überwiesen haben, was sie bisher schmerzlich entbehren mußte und die durch ihre Gabe auch ganz besonders dazu beigetragen, daß die echte Kunst, die ja unter den Vorbesitzern schon in dieses Gebäude eingezogen ist, nunmehr eine, mit der Zweckbestimmung in Einklang gebrachte Stätte gefunden, von der aus sie befruchtend auf das junge Geschlecht einwirken kann. Namens der Stadt danke ich nochmals allen Geschenkgebern und Geschenkgeberinnen für die herrlichen Gaben, die unsere städtische höhere Mädchenschule wie mit einem Zuberschlage aus einem Aschenbrödel in ein gold= und lichtstrahlendes Königskind verwandelt haben, das den Mantel der Nüchternheit und Armseligbeit, in den es sich bisher den gesteigerten Anforderungen gegenüber hüllen mußte, plötzlich abgestreift und nunmehr in berückender Pracht und doch anheimelnder Behaglichkeit vor unseren Augen steht. Ihre Aufgabe, meine Fräulein Lehrerinnen, wird es sein, stets dafür zu sorgen, daß dieser äußeren schmucken, vielleicht etwas zu schmucken Form der innere Geist der Schule entspricht, daß sie stets eine Heimstätte ernsten, wissenschaftlichen Strebens nicht nur, sondern auch hohen, idealen Sinnes ist, daß aber vor allem dem Geiste treuester und gewissenhaftester Pflichterfüllung hier eine Pflanzstätte geschaffen wird, von der aus der Segen in der ganzen Gemeinde sich verbreitet. In dieser Erwartung übergeben ich Ihnen, Fräulein en, als Leiterin unserer, durch Ihre Bemühungen in den letzten Jahren so sehr aufgeblühten Schule, dieses Haus, und knüpfe daran die Hoffnung, daß es Ihnen noch viele Jahre vergönnt sein möge, sich des unter Ihrer regsten Mitarbelt Geschaffenen zu freuen, aber auch die Bitte, die Ihnen auvertraute weibliche Jugend unserer Stadt auch weiterhin durch BBelehrung und Erziehung zu guten und tüchtigen und edlen Menschen heranzubilden! 1 Regierungs= und Schulrat Dr. Maskus führte ungefähr olgendes aus: Es ist eine Ehre und Freude zugleich für mich, daß ich an dem Freudentage der Viersener städt. höhern[Mädchenschule teilnehmen und im Namen der Kgl: Regierung hier das Wort ergreifen darf. Bei meiner letzten Revision vor etwa Jahresftrist habe ich mit besonderer Freude den Arbeitsmut und die Tüchtigkeit der Lehrerinnen und die Leistungen der Schülerinnen loben können. Umsomehr als die äußeren Verhältnisse nicht so waren, wie es wohl wünschenswert und für eine gedeihliche Entwicklung der Schule notwendig gewesen wäre. Heute hat sich in dieser Beziehung manches geändert; das enge, bescheidene Häuschen liegt verlassen, und ein neues Gebäude, ein prächtiges Schloß, möchte ich sagen, bielet der Schule ein Heim, das ihr eine weitsichtige Verwaltung geschaffen hat. In der Erkenntnis, daß Luft, Licht und Schönheit zur Entfaltung rechten Lebens notwendig sind, hat die Verwaltung das Haus müt Allem ausgestattet, was ein Auge erfreuen kann und der Gesundheit dienlich ist. Sie hat sich damit nicht nur ein lokales, sondern sogar ein nationales Verdienst erworben. Jahrhunderte lang hat die Erkenntnis dafür geschlummert, welche eminente Bedeutung die Frauenwelt für die nationale Kulturarbeit hat und erst unserer Zeit war es vorbehalten, die erforderliche Nutzanwendung daraus zu ziehen. Hervorragende Geister regen sich, um die Bildung der deutschen Frau zu heben, damit sie die Kulturarbeit leisten kann, welche die Zeit von ihr fordert. An dieser Bildungsstätte wird diese Aufgabe mit vollem Ernste erfaßt und mit einer Opferwilligkeit durchgeführt, die Bewunderung erregen kann. Ich freue mich, daß ich den Damen und der Stadtverwaltung im Namen der Regierung Dank sagen kann. Mögen aus der Viersener städt. höheren Mädchenschule Frauen hervotgehen, die dem deutschen Volke das Kleinod geben, das sein höchster Schmuck sein soll, die den achten Geist der Treue, Liebe und uneigennützigen Aufopferung für das Wohl des Nächsten, des leidenden Mitmenschen, dem Polke wiedergeben, der den Massen verloren gegangen war. Mögen sie gerüstet sein auf sozialem Gebiete, das sie ihre Zeit und ihre Kraft mutvoll in den Dienst der notleidenden Menschheit zu stellen sich berufen fühlen. Mögen hier an dieser Stätte deutsche Mädchen zu deutschen Frauen erzogen werden, die einst an den Errungenschaften und Aufgaben der Kultur teilstehmen. Alle aber sollten ein so starkes Bildungsstreben mit hinaus nehmen in die Welt, daß sie aneifernd und befreiend wirken in edlem Sinne. Die Grundlagen, die einen vollen Erfolg gewährleisten, sind hier, wie ich schon vorhin bemerkte, in reichstem Maße geschaffen. Dank der zielbewußten Tätigkeit der Leiterin der Anstalt hat #un die Anstalt in verhältnismäßig kurzer Zeit wider Erwarlin zu einer Vollanstalt entwickelt, und es muß für sie eine befondere Freude sein, an einer solchen. Anstalt als Frl. Direktorin wirken zu können. Möge äuf dem Wirben der Tchule reichster Segen vuhen, damit sie sich weiter in ersprießsicher Weise entwickle, wachse, blühe und gedeihe zum Segen für die ihr anvertrauten Kinder, der Stadt Viersen und des ganzen Vaterlandes. Herr Hauptlehrer Schoenen am Harmonium und Frl. Voß von der städt, höheren Mädchenschule am Flügel, trugen den Festmarsch von Gounod vor. * Direktor der städt. Gymnasiums, Herr Dr. Kolligs, sagte ungefähr folgendes: als Leiter des hiesigen städt. Gymnasiums sprecho ich der Leiterin der städt. höheren Mädchenschule im Namen meiner Anstalt die herzlichsten Glückwünsche zur erfolgten Uebersiedelung ins neue Heim, in das stattliche Gebäude, aus. Beide Anstalten verfolgen das eine gemeinfame hohe Ziel, die Jugend unserer Stadt zu höherer Bildung hinaufzugeleiten. Der Berührungspunkte sind allerdings nicht besonders viele, aber gute Beziehungen haben zwischen beiden Anstalten stets obgewaltet, wie zwischen den Leitern beider Anstalten stets ein friedlichs Verhältnis bestanden hat. Die angekündigte Reform der höheren Mädchenschulen wird in absehbarer Zeit die beiden Anstalten einmal näher bringen, soweit das Ziel in Betracht kommt. Sie wird dann in der Lage sein, den Schülorinnen eine tiefere wissenschaftliche Bildung zu vermitteln, sodaß sich ihren Absolvationen einmal der Fachunterricht an unsern Universitäten eröffner. Zwar wird diese Entwicklung zum Endziel hier in Viersen nicht sobald eintreten, aber bis zur Ausstattung der Schule, wie sie früher die höhere Bürgerschule mit Ausschluß von Latein hatte, wird es doch wohl kommen. Ich hätte der Leiterin der Mädchenschule in den früheren beschränkten Raumverhältnissen gerne die Räume des städt. Gymnasiums gegönnt, wenn wir dafür etwas besseres hätten eintauschen können. Aber die Götter haben es besser mit der Mädchenschule gemeint und ihr ein Haus gegeben, das ihrer würdig ist. Der weite Blick der Stadtverwaltung, vor allem des Stadtoberhauptes, und der Munifizenz vieler Bürger gestatteten der Schule, dies herrliche Heim zu beziehen. Als Schulmann weiß ich zu schätzen, was icht und Luft und schöne Räume beim Unterricht ausmachen. Mein Wunsch geht dahin, daß sich alle wohl fühlen möchten in den schönim Räumen, wenn die Feiertagsstimmung der ernsten Arbeit des Tages Platz macht.„Möge unter der umsichtigen Leitung ihrer Frl. Direktorin die Schule wie bisher weiter wachsen und zur Blüte gedeihen, was hier in freier Arbeit geät wird, das walte Gott. Die Vorsteherin der städt. höheren Mädchonschule, Frl. E. Mießen, übernahm mit folgender Rede die Schule im Namen des Lehrerinnen=Kollegiums: Hochverehrte Anwesende! Liebe Schülerinnen! „Gott sei Dank!“. So ruft freudig der Wandrer aus, wenn er unter vielen Mühen und Beschwerden den Gipfel eines hohen Berges erklommen hat und er das stille Tal, ruhig zu seinen Füßen liegend, bewundern kann. Er vergißt dann die Seufzer, die er ausgestoßen, die Hitze, die er ertragen, die Abhänge; die sich ihm in den Weg stellten, die Abgründe, die ihn zu verschlingen drohten. Ja, alle Beschwerden und Mühen sind virgessen angesichts des herrlichen Lohnes, den ihm ein Blick in die wunderbare Landschaft bietet. Wer wird es ihm verargen, wenn er seinen Gefühlen des Dankes und der Hoffnung laut und freudig Ausdruck gibt, daß er endlich, nach langem Harren das sich gesteckte Ziel erreicht hat! Einen hohen Berg haben auch wir erstiegen unter Mühen und Arbeiten, Kämpfen und Entbehrungen. Etwa 35 Jahre hat es gedauert, bis die Höhere Mädchenschule in Viersen ein eigenes Heim gefunden hat, eine Stätte, die bei ernstem Streben und freudigem Schaffen eine gute Entwicklung der Anstalt verbürgt. Sie alle wissen, unter welch kümmerlichen Verhältnissen die Höhere Mädchenschule zeitweise ihr Leben fristete, wie sie dann nach ihrer Erstarkung— die Schule zählt heute 173 Schülerinnen— unter den engen Raumverhältnissen zu leiden hatte. Wohl keiner konnte sich verhehlen, daß eine würdige Unterbringung der höheren Mädchenschule die nächste Aufgabe der Stadt sein müßte. Es fehlte nicht an der Einsicht, nicht an gutem Willen; aber der leidige nervus rerum, däs liebe Geld. So wurden wir vertröstet von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, und wie viele Trostworte würden noch gefallen sein, hätte nicht der Zufall es gewollt, daß ein Haus in Viersen frei wurde, das groß genug war, die höhere Mädchenschule in sich aufzunehmen! Und was für ein Haus! Nun, meine verehrten Anwesenden, Sie sollen sich gleich bei der Besichtigung selbst davon überzeugen, daß wir allen Grund haben, stolz zu sein auf das Heim, das uns von der Stadt angewiesen wurde. Heute vergessen wir die beschränkten Räume, die engen Treppen, die nackten, getünchten Wände, die minderwerkige Ausstattung des alten Schulhauses überhaupt und sehen nur noch den Glanz und die Fülle, die uns im neuen Heim entgegenstrahlt. Durchdrungen von Gefühlen des Dankes gegen die, die kein Opfer gescheut haben, das neue Heim seiner Bestimmung nun auch anzupassen, stehen wir hier und geben uns ganz der Freude hin, daß es uns beschieden war, die Eröffnungsfeier wider alles Erwarten heute schon zu begehen. Mein erster Dank gilt deshalb den Vertretern der Stadt, dem Wohklöblichen Verwaltungsrat und dem Stadtverordneten=Kollegium, die in ihrer Opferwilligkeit so großes Interesse für die höhere Mädchenschule an den Tag legten, vor allen aber unserem hochverehrten, rührigen und umsichtigen Herrn Bürgermeister, derhes so vortrefflich verstanden hat, das Interesse für unsere Schule bei den Herren Stadtvätern zu wecken und zu steigern. Dank, herzlichen Dank auch den Eltern meiner Schülerinnen und den Freunden der Anstalt, die in so liebenswürdiger und großmütiger Weise dazu beigetragen haben, die Schule zu schmücken und so auszustatten, daß sie sich würdig an die Seite ihrer rheinischen Schwestern stellen darf. All das Schöne, das Sie unserm Heim geschenkt haben, wird nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch den Geist erfrischen und den Schönheitssinn bei unsern Schülerinnen ausbilden. Sie haben durch Ihre reichen Spenden nicht nur der Anstalt, sondern auch der gesamten Bürgerschaft große Dienste geleistet. Hören wir, was Comenius in seiner großen Unterrichtslehre an die Behörden schreibt:„Wenn wir wohl eingerichtete und blühende Kirchen und Staaten und Haushaltungen wünschen, so müssen wir vor allem die Schulen wohl einrichten und erblühen lassen, daß sie wahre und lebendige Werkstätten der Menschen und Saatschulen der Kirchen, Staaten und Haushaltungen seien.“ Mein weiterer Dank gilt dem Herrn Stadtbaumeister, der in so kurzer Zeit das Wohnhaus in ein Schulhaus umwanhelte, über dessen praktische Verwendbarbeit und gediegene künstlerische Ausgestaltung heute jeder, selbst derjenige staunt, der big zum letzten Augenblicke sich mit der Umwandlung nicht befreunden konnte. rat, der Sie uns heute durch Ihre Anwesenheit beehren und dadurch unsere Festfreude erhöhen. In Ihnen haben wir nicht nur einen wohlwollenden Vorgesetzten, sondern auch einen väterlichen Freund und Berater erhalten. Noch stehen die Anregungen, die Sie uns gelegentlich der letzten Revilion zegeben, haben, lebhaft vor unserer Seele. In Ihrem Neviionsberichte haben Sie die Notwendigkeit eines Neubaues so ehr bekont und denfelben dem Verwaltungsrate so warm ans Herz gelegt, daß auf Ihre Anregung hin man sich nicht lange#in stieg besinnen durfte, als sich eine passende Gelegenheit zur Unter verhältn bringung der Schule fand. Vom Zeppelinschen Luftschiff. Friedrichshafen, 29. Sept. Ueber den gestrigen Aufstieg des Grafen Zeppelin wird noch gemeldet: Das Luftchiff Zeppelin stieg auch gestern empor, und#bar unter schwierigen Wetterverhältnissen.“ Während des Aufstiages wehte vom Land eine Es erübrigt mir nun noch, dem Vertreter unserer Bruduranstalt, Herrn Gymnaskaldixektor Dr. Kolligs, zu danken für die Glückwünsche, die er soeben ausgesprochen hat. Mögen die guten Beziehungen, die zwischen den beiden Lehraßtstalten seit Jahren bestanden haben, auch fernerhin bestehen bleiben Dankbar erlennen wir es an am heutigen Tage, daß die höhere Knabenschule uns manchmal in unserer Armut und Dürftigkeit unterstützt hat, und halten wir uns zu Gegendiensten gern bereit. Die äußeren Bedingungen für das Gedeihen unserer lernenden weihlichen Jugend sind nunmehr vollständig gegeben. Wo die Räume licht und hell sind, da muß es auch licht im Innern sein. Wo frische Luft von prächtigem Garten zuweht, da sollte auch ein frischer Lufthauch durch die Herzen gehen. Dazu beschienen von der Sonne des Wohlwollens seitens Stadt und Staat. Was könnte uns noch fehlen! An uns ist es nun, an der Erfüllung aller ausgesprochenen Wünsche und Hoffnungen mit vereinten Kräften zu arbeiten und nie zu vergessen, welch große Opfer die Stadt für die Ausbildung unserer Schülerinnen gebracht hat. Unsere Aufgabe ist es, das heranwachsende Frauengeschlecht gebührend vorzubereiten für die immerfort sich steigernden Anforderungen, die heute das Leben stellt an die Frau als Gattin und Mutter, an die Frau bei Ausübung eines selbständigen Berufes, sowie bei ihrer Mitwirkung an der Lösung der sozialen Frage, bei ihrer Tätigkeit auf charitativem Gebiete. Wie aber könnte die Schule dieser Aufgabe besser gerecht werden als dadurch, daß sie vor allem in sich gefestete Persönlichkeiten und Charaktere bildet, die Urteilsfähigkeit weckt, den Durst nach Weiterbildung erregt und den Schülerinnen soziales Denken und Empfinden vermittelt. Wird dieses Ziel erreicht, dann ist nicht nur der Grund gelegt zu einer guten Allgemeinbildung, die alle Oberflächlichkeit ausschließt, sondern es sind dann auch die Wege geebnet zu allen Berufsarten, die heute der Frau erschlossen sind. Hieraus folgt dann, daß niemand von der höheren Ausbildung auszuschließen ist, wofern die Ausbildungsmöglichkeit und die Mittel zu einer besseren Ausbildung vorhanden sind. Es ist eine irrige Ansicht, der man auch hier in Viersen noch vielfach begegnet, daß die Töchterschule eine Schule für Mädchen besseren oder vomehmeren Standes sei. Der Name„Töchterschule“ entstammt##er Zeit des vorigen Jahrhunderts, das noch mit einer gewissen Scheu daran ging, die Tochter vom Stande aus dem engen Kreise des Hauses heraus einer öffentlichen Schule anzuvertrauen und deshalb eine Privatschule als unliebsamen Notbehelf wählte. Der deutsche Verein für das höhere Mädchenschulwesen hat erst dem Namen„höhere Mädchenschule“ Geltung verschafft. Mir gereicht es zu besonderer Freude, daß unsere Schule nunmehr auch die Aufschrift trägt„Höhere Mädchenschule“ statt wie bisher„Joyere Töchterschule". Möge die Aufschrift über dem Hauptportal den Viersener Bürgern laut verkünden, daß unsere Schule keine Standesschule sein soll, sondern sich das Ziel gesteckt hat, jede Schülerin, welchem Stande sie auch angehören mag, zu reichem und klarem Wissen zu führen, sie an treue, beharrliche Arbeit zu gewöhnen, geistig und sittlich zu adeln und sie zu rüsten zu wertvollem, sie selbst befriedigendem Wirken im Leben. Meine lieben Schülerinnen, der feierliche Einzug in ein neues Schulgebäude ist jederzeit ein bedeutungsvoller und erhebender Akt. Er ist nicht nur getragen von Gefühlen des Dankes und der Freude, er richtet auch den Blick hinaus auf eine Zukunft, von der wir vertrauensvoll das Beste und Erfreulichste hoffen. Unsere Zukunft, die Zukunft unserer Schule liegt zum großen Teil in Eurer Hand. Von Euch wird es mit abhängen, ob das gesteckte Ziel erreicht wird oder nicht. Die Pforten eines neuen, prächtigen Gebäudes haben sich uns geöffnet; wir sind eingetreten, haben Besitz davon genommen und werden von nun an darin wohnen und leben. Aber das ist nicht alles. Wir müssen's im inneren Herzen spüren, was uns am heutigen Tage Gutes widerfährt. Wie für uns Lehrerinnen, so muß auch für Euch der heutige Tag nicht bloß ein Tag der Festfreude sein, sondern auch ein Tag reiflicher Ueberlegung, ernsten Besinnens darüber, welche Verpflichtungen er für die Zukunft auferlegt, ein Tag kräftiger, freier Entschließung, diese Verpflichtungen nach besten Kräften zu erfüllen. Tretet mit Lust und Liebe an Eure Arbeit! Lust und Liebe sind die Fittiche zu großen Taten. Die Liebe zum Gegenstande des Lernens ist überaus wichtig. Wo diese Liebe fehlt, da sind die Erfolge höchst zweifelhaft. Zeigt, daß höheres Wissen immer auch edlere Gesittung im Gefolge hat, und wendet Euch ab von allem, was den Menschen erniedrigt. So werdet Ihr' die Hoffnungen rechtfertigen, die Eltern und Lehrer heute auf Euch setzen. Vergeßt dabei nicht, daß an Gottes Segen alles gelegen ist, und versäumt nicht, täglich Gottes Segen auf Euch und Eure Arbeit herabzuflehen. Der Allmächtige walte schützend über diesem Hause und allem, was darin Gutes und Hohes erstrebt und gewirkt wird! Der Allweise gieße seine Weisheit aus über die Lehrenden und Lernenden, daß sie die richtigen Wege erkennen und einhalten, die zu den hohen Zielen führen! Gott segne die Sagten, die wir ausstreuen, die Worte, die wir reden, das Amt der Erziehung, das wir verwalten! Er segne unseren heutigen Einzug, daß er segenbringend sei für alle Zeiten und für die ganze Stadt Der„Preisgesang“, von dem Schülerinnenchor vorgetragen, beschloß die eindrucksvolle Feier. Unter Leitung des Herrn Bürgermeisters nahmen nucmehr die Anwesenden eine Besichtigung des Gebäudes vor. Im Erdgeschoß befindet sich vorne an der Hauptstraße der Festsaal, und dahinter liegend, dem Garten zugekehrt, sind 3 Klassenzimmer, ferner das Zimmer der Vorsteherin und ein Zimmer für die Aufwärterin, außerdem der Gesangsaal mit einem Nebenzimmer, welches auch noch als Klassenzimmer benutzt werden kann, sowie das naturwissenschaftliche Kabinett. Auf halber Höhe(Podest) ist im Anbau ein Klassenzimmer und das Zimmer der Lehrerinnen. Im Obergeschoß sind 5 Klassenzimmer. Das Dachgeschoß enthält den geräumigen Zeichensaal mit Oberlicht, ein Klassenzimmer für Exteilung des physikalischen Unterrichts und das physikalische Kabinett, ein Sammlungszimmer und ein Zimmer, in welchem die Schülerinnen=Bibliothek untergebracht ist. In dem Nebengebäude sind dann noch Wohnungen für die Aufwärterin, eine Milchküche, in welcher die Milch zum Genuß der Schülerinnen hergerichtet wird und die Waschküche. Was die ganze Anstalt nach beendeter Umänderung kosten wird, läßt sich vorläufig noch nicht feststellen, jedoch ist anzunehmen, daß die Kosten nicht bedeutend sind. Um 1 Uhr mittags fanden sich die Festteilnehmer im Hotel Dahlhausen zu einem Frühstück zusammen, das die Stadt thren Gästen bot. Nachmittags 5 Uhr findet in der Kaiser Friedrich=Halse (Hotel Viersener Hof) ein Festkaffee für die Schülerinnen und deren Angehörigen statt, an welchem sich eine Schulfeter anschließt. Ueber diese, wie die vorhergehende Veranstaltung, berichten wir in der morgigen Nummer. Boe von 7 bis 8 Meter stark. Trotzdem vollzog sich das Hinausbringen aus der Hälle und der Aufstieg selbst glatt.: Nach 6 Minuten war der Ballon bereits in voller Fahrt. Die ganze Fahrt dauerte aber gestern eine Stunde, weil an der hinteren Gondel ein Schraubenflügel in Unordnung geraten war. Der Graf veranlaßte den Akstieg, um noch auf dem Wasser oder aber am Land eine Reparatur vorzunihmen. Der Ballon wurde sonstunversehrt in die Halle gebracht. Von der beabsichtigten Weiterfahrt wurde abgesehen, weil durch die Havarie des Schleppdampfers Buchhorn die Rückkehr des Flugschiffes in die Halle verzögert wurde. An der Fahrt nahmen u. a. teil: Regierungskommissar Geh. Oberregierungsrat Lewald und Major Groß von der Luftschifferabteilung. Einen hübschen Vergleich zog Reichskommissar Dr. Lewald bii der Uebergabe der Reichsballonhalle in Friedrichshafen am Bodensee an den Grafen Zeppelin. Bisher gas es nur den Reiter über den Bodensee, sagte er. Nun ist dem Bodensee ein kühner Reitersmann als Flieger über den Bodensee zugeführt, der als erster Flieger über den Bodensee auch in die Phantasi des Volkes übergehen wird. Es handelt sich um eine Tat, die jedes deutsche Herz mit Freude erfüllt. Eine Welt voll Widerstand hat der Graf überwunden. Das Reich und die verbündeten Regierungen haben die Mittel zur Halle bewilligt und der Graf hat Aussicht, auf breiter Grundlage sein Werk weiterzuführen. Das Luftschiff hat bewiesen, daß man auf dem Wege zur Ueberwindung der Natur ist.— Die Aufstiege werden in dieser Woche fortgesetzt. Mit 300 000 Franks flüchtig. Brüssel, 29. Sept. Der hier bei der Bank de Bruxelles seit langen Jahren angestellte Kassierer Loyson ist seit gestern flüchtig. In einem an den Direktor der Bank gerichteten Schreiben teilt er mit, daß er mit 300 000 Fr. das Weite gesucht habe. Er habe das Geld in Sicherheit gebracht; als Grund gab er an, er hätte sich dadurch an dem Direktor rächen wollen, weil dieser vor 3 Jahren seinen Sohn gerichtlich verfolgen ließ. Letzterer hatte 25 000 Fr. unterschlagen und war dafür zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Schwere Unfälle beim Radrennen. Berlin, 30. Sept. Der Sportpark Spandau war gestern die Stätte eines schrecklichen Unglücks. Als der erste über 40 Kilometer lange Lauf um den großen Preis der Stadt Spandau vorüber war, ohne daß sich ein Unfall ereignet hätte, sah man mit größter Spannung dem 2. Lauf entgegen. Plötzlich kam es in der 53. Kurve zu Massenstürzen! Am Ausgange der Zielkurve platzte der Hinterreisen der Maschine des Schrittmachers des Fahrers Guignard. Schrittmacher wie Fahrer stürzten, sich mehrere Male überschlagend in den Innenraum. Während noch aller Augen auf die beiden gerichtet waren, ertönte plötzlich von neuem lautes Schreien. Ein Mitglied der Spandauer freiwilligen Sanitätskolonne war in kopflosem Eifer über die Bahn. geeilt, um den Verunglückten zu helfen. Da sauste auch schon der Amerikaner Walthour heran, sein Schrittmacher konnte dem Samariter nicht mehr ausbiegen und die Lentskange des Motorrades traf demselben am Kopfe. Der Unglückliche stürzte mit zerschmettertem Schädel auf die Bahn und verstarb nach wenigen Minuten unter den Händen des Arztes. Durch den Zusammenstoßes kam auch der Schrittmacher Walthours sowie dieser selbst zu Fall. W. mußte mit einer schweren Gehirnerschütterung in das Spandauer Krankenhaus überführt werden, während sein Schrittmacher mit einer schmerzhaften Verletzung des rechten Schienbeins davonkam, obgleich er über 60 Meter weit, sich mehrmals auf dem Zement überschlagend, durch die Bahn geschleudert war. Die beiden ersten stürzten, Guignard und sein Schritmacher kamen mit leichten Verletzungen davon. Generalversammlung des Evangelischen Bundes. Worms, 30. Sept. Zur Vorfeier der hier tagenden Generalversammlung des Evang. Bundes fand am Lutherdenkmal eine Feir—statt,—bei— der die Vertreter—sämtlicher Hauptvereine, sowie des Zentralvorstandes Kränze niederlegten. Eisenbahnunfall infolge Reißens einer Kuppelung. München, 30. Sept. Vor der Station Allach riß heute Nacht die Kuppelung eine Güterzuges. Der abgerissene Teil rollte dem voranfahrenden auf starkem Gefälle nach und stieß am Bahnhof Dachau mit solcher Gewalt auf den vorderen Zugteil, daß 8 von den 20 Wagen entgleisten und vollständig zertrümmert wurden. Zwei Bremser sind verletzt. Beide Geleise sind gesperrt; der Verkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Eisenbahnunglück. Bar=le=duc, 30. Sept.(Der heute früh 3½ Uhr von Nancy kommende Schnellzug fand hier kein Einfahrtssignal vor und verminderte seine Fahrgeschwindigkeit. Der 10 Minuten nach ihm folgende Orient=Expreßzug sah bei dem herrschenden Nebel kein Signal und fuhr in den Schnellzug hinein. Die Lokomotive des Erpreßzuges wurde zertrümmert. Der Gepäckwagen und drei Schlafwagen sind schwer beschädigt. Der Lokomotivführer ist getölet, der Zugführer und mehrere Reisende erlitten Verletzungen. Oeffentlicher Wetterdienst. Dienststelle: Meteorologisches Observatorium Nachen. Voraussichtliche Mitterung für die Zeit vom Abend des 30. Sept. bis zum nächsten Abend. Morgen trocken bei wechselnder Bewölkung, schwache Luftbewegung, Temperatur nicht erheblich geändert -Kinder. mehl Krankenkost Hervorragend bewährte Nährung. Die Kinder gedeihen vorzüglich dabe u. selden nicht an Verdauungsstörung. Mädchen, welches die Handelsschule absolviert und schon einige Zeit im Kontor praktisch tätig war, sucht passende Stellung. Offerten unter A B 221 an die Geschäftsstelle dsr, Ztg. 15-16000 Mk. auf jetzt oder nach 3 Mon. gesucht, an 1. guter Stelle. Offerten bis 10. Okt. an die Geschäftsst. d. Ztg. Ein gut erhaltenes Regenfaß, ca. 1100 Liter haltend, mit starkem Eisenband, wegen Raummangels preiswert zu verkaufen. Petersstr. 42, 2 mal schellen. Feuer. Vereicherungemacht Pra Ordnung, betreffend die Erhebung eines Zuschlags zur Reichs=Bransteuer und einer Biersteuer in der Gemeinde Kleinenbroich. Auf Grund des Beschlusses der Gemeindevertretung hierselbst vom 2. August 1907 wird hierdurch gemäß.§§ 13, 18, 82 des Kommunalab= gabengesetzes vom 14. Juli 1893 für die(Land=)Gemeinde Kleinenbroich die nachstehende Steuerordnung erlassen. 1. Zuschlag zur Reichs=Brausteuer. § 1. Steuersatz. Von dem im Gemeindebezirke gebrauten Biere wird ein von fünfzig vom Hundert des nach dem Reichsgesetze vom 31. Mai 1872 (R.=G.=Bl. S. 158) festgestellten Brausteuersatzes erhoben. „§ 2. Zeit der Zahlung. Der Zuschlag ist von den Brauern gleichwie, die Reichs=Brausteter bei der Anmeldung und Versteuerung oder bei der Einzahlung der Fixationsraten an die Gemeindekasse zu entrichten. § 8. Erstattungen. Für die Erstattung des Zuschlages sind die wegen Erstattung der Reichs=Brausteuer in§ 7 des Reichsgesetzes vom 31. Mai 1872 gegebenen Vorschriften maßgebend; sie erfolgt auf Grund einer Bescheinigung der Steuerhebestellen über die bewirkte Erstattung der Reichs=Brausteuer. § 4. Ausfuhr vergütung. Für das nach dem Inkrafttreten dieser Steuerordnung aus dem Gemeindebezirke ausgeführte Bier wird der gezahlte Zuschlag, welcher nach dem Verhältnisse der verwendeten Braustoffe zu der Menge des verkaufsfertig hergestellten Bieres berechnet wird, voll vergütet. Der Anspruch auf die Vergütung wird nur denjenigen Brauern zugestanden, welche selbstgebrautes Bier ausführen und Bücher führen, aus denen die zur Bierbereitung verwendeten Stoffe und deren Menge, sowie die Menge des aus den verwendeten Stoffen hergestellten verkaufsfertigen Bieres, die ausgeführten Biermengen und die Namen und Wohnorte der Empfänger, für jede in der Brauerei gebraute Biersörte gesondert nachgewiesen, sich ergeben. Die Bücher müssen auf Erfordern den von dem Gemeindevorstande mit der Aufsicht beauftragten Beamten jederzeit zur Einsicht vorgelegt werden. Ausfuhr muß in gedichten spundvollen Fässern oder in vollen und für jedes Frachtstück gleichgroßen Flaschen mit darauf befindlicher Bezeichnung des Raumgehaltes erfolgen. Der Berechnung der Ausfuhrvergütung ist der Raumgehalt der zur Ausfuhr benutzten Gefäße zu Grunde zu legen. Die Zahlung der VerAllgemeiner Deutscher Versicherungs-Verein in Stuttgart Auf Gegenseitigkeit.—.— Gegründet 1875. Unter Garantie der Stuttgarter Mit- und Rückversicherungs-Aktiengesellschaft. Kapitalanlage über 50 Millionen Mark. Haftpflicht-, Unfall- u. Lebens-Versicherung. Prospekte, Versicherungsbedingungen, Antragsformulare, sowie jede weitere Auskunft bereitwilligst und kostenfrei durch Vertreter: Aug. Pütz in Viersen, Süchtelnerstr. Honatlicher Zugang Gesamtversicherungestand üb: 700 000 Verslcherungen Mitarbeiter aus allen Ständen überall gesucht. ca. 6000 K Städtisch subventioniertes onservatorium der Musik, M.Gladbach Direktion: Städt. Musikdlrektor Hans Gelbke, Musikdlrektor Heinr. Houfer. 1200 Schüler) Beginn des neuen Schuljahres: 1 Oktober 1907. Vollständige Ausbildung in allen Musikfächern; Honorar von 100 Mk. jährlich an. ahrkräfte: Klavier: Anton, Keitel, Knlttel, Traube, Hütten, Creutz, Frl. Reuter, Fri. Lonz Krafte. Violine: Heufer, Kleinsang, Dechant: Violoncello: Köhler: Orzel: Gelbke Knittel, Hütten: Sologesang: Frau Hövelmann: Chorgesaug: Gelbke; Orchesterklasse Houfer Theorie: Gelbke, Traube, Creutz: Musikgeschichtl. Vorlesungen: Dr. Neitzel. Anmeldungen werden jetzt entgegengenommen Albertusstrasse 4. Vollständige Prospekte und Berichte gratis und franko. Die Direktion. att besonderer Anzeige! Die Geburt eines prächtigen Bungen zeigen hocherfreut an Ludwig Abrahams und Frau Maria geb. Reisen. gütung erfolgt monatlich auf Anweisung die Gemeindekasse. II. des Gemeindevorstandes durch Steuer von eingeführtem Bier. § 5. Steuersatz. Von dem in den Gemeindebezirk eingeführten Bier wird eine Steuer von fünf und sechszig Pfennigen für das Hectoliter erhoben. § 6. Befreiungen. Von der Steuer befreit ist: a), Bier, welches in Mengen von nicht mehr als zwei Litern eingeführt wird, b) Bier, welches durch den Gemeindebezirk nur durchgeführt wird. Durchgeführtes Bier ist auch solches, welches auf der Eisenbahn zugeführt, ohne in die Gemeinde eingebracht zu werden, auf dem Bahnhofe lagert und demnächst in den Urgebinden weiterbefördert wird, oder welches, auf der Achse eingegängen, in denselben Gebinden und mit denselben Frachtbriefen u. s. f. weitergeht. c) sogenanntes Retourbier einer im Gemeindebezirke belegenen. Brauerei, welches an diese in den Urgebinden zurückgelangt, sofern die dafür seiner Zeit gezahlte Ausfuhrvergütung erstattet wird. § 7. Art, Ort, Zeir und Ueberwachung der Einfuhr. Jede Einfuhr von Bier muß in geaichten Fässern mit darauf befindlicher Bezeichnung des Raumgehaltes oder in Flaschen, welche für jedes Frachtstück gleichartig sind, erfolgen. . D i e E i n f u h r d a r f n u r a u f e i n e r E i n f u h r s t r a ß e u n d n u r w ä h r e n d der Tageszeit geschehen. Einfuhrstraßen sind: a) die hier einmündenden Eisenbahnen; b) die als Einfuhrstraßen vom Gemeindevorstande ausdrücklich bezeichneten Landstraßen. Als Tageszeit wird angesehen: a) in den Monaten Mai bis September die Zeit von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends; b) in den Monaten Oktober bis April die Zeit von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends, Die Einfuhr außerhalb dieser Zeit ist zulässig: wenn sie mittelst der dem öffentlichen Verkehr dienenden Eisenbahnen oder der Fahrposten erfolgt; b) wenn in besonderen Fällen die Erlaubnis vom Gemeindevorstande vorher erteilt worden ist, unter den dabei festgesetzen Bedingungen. Jeder Frachtführer ist verpflichtet, den Aufsichtsbeamten auf Erfordern die zu den eingehenden Biersendungen gehörigen Begleitpapiere, Frachtbriefe u. s. f. vorzuzeigen. § 8. Zahlung der Steuer. Von auswärts eingeführtes Bier muß von dem Empfänger spätestens am Tage nach dem Empfange während der üblichen Dienststunden auf der Gemeindekasse angemeldet und versteuert werden. Steuern, welche hiernach an Sonn= und Festtagen entrichtet werden müßten, sind am Vormittage des letzten Werktages zu zahlen. Wer Bier empfängt, welches von auswärts eingeführt ist, hat der Kasse eine mit seiner Unterschrift versehene Anzeige in doppelter Ausfertigung vorzulegen, aus welcher der Name und Wohnort des Absenders, die Art des empfangenen Bieres und der Raumgehalt der Gebinde oder Flaschen, der Lagerort, Tag und Stunden des Empfanges und der Betrag der Biersteuer ersichtlich sein müssen. Eine Ausfertigung wird dem Steuerpflichtigen mit Empfangsbescheinigung zurückgegeben; dieselbe ist in einem Sammelhefte aufzubewahren und den Aufsichtsbeamten auf Erfordern vorzuzeigen. Der Berechnung der Biersteuer ist der Raumgehalt der zur Einfuhr benutzten Gefäße zu Grunde zu legen. § 9. Lagerbuch. Wer sich mit dem Kauf von Bier zum Weiterverkauf oder Ausschank befaßt, hat über das nach dem Inkrafttreten dieser Steuerordnung unmittelbar von auswärts bezogene Bier, welches von dem etwa vorhandenen einheimischen getrennt zu lagern ist, ein Lagerbuch zu führen. In dieses sind in Bezug auf das eingeführte Bier der Absender, die Zahl oder Raumgehalt der Fässer oder Flaschen, die Art des Bieres, der Lagerort, Tag und Stunde des Empfanges und der Betrag der Biersteuer; in Bezug auf das abgegebene oder ausgeführte Bier der Em pfänger, Zahl und Raumgehalt der Fässer oder Flaschen, die Art des Bieres, insbesondere eine erfolgte Ab= oder Umfüllung, Tag und Stunde der Abgabe oder Ausfuhr und der Betrag der zurückerhaltenen Biersteuer spätestens am Tage nach dem Empfange, der Versendung oder Abgabe zum Ausschank einzutragen. Das Lagerbuch ist nebst dem Sammelhefte der Anzeigen(§ 8) jederzeit zur Einsicht der Aufsichtsbeamten bereit zu halten. § 10. Durchsuchungen. Den Aufsichtsbeamten ist von Denjenigen, welche Bier von auswärts bezogen haben, behufs Vornahme von Durchsuchungen der Zutritt zu den Räumen, in denen das Bier gelagert wird, zu gestatten. § 11. Ausfuhrvergütung. Den in§ 9 bezeichneten Händlern wird für das von ihnen nach dem Inkrafttreten dieser Steuerordnung in den Gemeindebezirk ein geführte und versteuerte Bier, sofern sie dasselbe aus dem Gemeinde ezirke ohne voraufgegangene Vermischung mit anderen Bieren oder mit Wasser oder sonstigen Stoffen wieder ausführen, die nachweislich gezahlte Steuer voll vergütet: Der Anspruch auf die Vergütung wird Gewerbetreibenden nur dann zugestanden, wenn sie Lagerbücher ne 9 ordnungsmäßig führen und zur Einsicht der Aufsichtsbeamten jeder bereit halten. Auf die Berechnung und Zahlung der Vergütung fin § 4 Abs. 4 Anwendung.4 III. Zulässige Vereinbarungen. § 12. Der Gemeindevorstand ist befugt, mit einzelnen Steuerpflichtigen zum Zwecke der Erleichterung des Verkehrs, ferner betreffs der Zahlun und Vergütung der Steuer besondere Vereinbarungen zu streffen. Di Vereinbarungen dürfen nicht zu Ungleichheiten in der Besteuerung führen. Sie bedürfen der Genehmigung. IV. Strafen. § 13. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften dieser Ordnung werden mit einer Strafe von 3 bis zu 30 Mark belegt. Außerdem ist im Falle der Steuerhinterziehung die hinterzogene Steuer nachzuzahlen. V. Inkrafttreten der Steuerordnung. § 14. Diese Steuerordnung tritt mit dem Tage der Veröffentlichung im Kreisblatte in Kraft. Kleinenbroich, den 81. August 1907. Der Bürgermeister, Kaiser. Vorstehende Steuerordnung wird hierdurch genehmigt. M.Gladbach, den 5. September 1907. Namens des Kreisausschusses L. S. Der Vorsitzende. I.V.: Der Kreisdeputierte gez. Stern. allgemeinen KenntKa Nr. 3495 Vorstehende Steuer=Ordnung wird hierdur nis gebracht. Kleinenbroich, den 25. September 1907. Der Bürgermeister Kaiser. Hotel Dahlhausen. Kirmes=Montag, abends 8 Uhr, Grosser Familien-Ball. Karten im Vorverkauf: Herren=Karte 75 Pfg. Damenkarte 50 Pfg., an der Kasse höher. Wozu freundlichst einladet Hugo Dahlhausen. Den Empfang der neuesten V Kronleuchter Zuglampen, ##I. Ampeln, Lyren usv. zeigt ergebenst an. 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