Nr. 96— 1907. , den 29. April. 60. Jahrgang. Erscheint täglich ail Ausnahme der Sonn= u. Festtage. Abdnnementöbreish: durch die Boten oder die Post bezogen 2 Mar' vierteljährlich. Sonntag. Ausgabe 90 Pfg. vierteljährlich. Preise der Die 42 mm breite Petitzeile 10 Pf. für auswärtige Anzeigen 15 Pfg. Reklamen * 97 mm breite Petitzeile!!###g Auskunft= und Offerten=Gebühr 25 Pfg Druck= und Verlag von J. H. Meyer in Biersen. Amtliches und Hauptanzeigenblatt für die Stadt Viersen und Mit der achtseitigen Sonntagsbeilage: Illustriertes Unterhaltungsblatt. Telephon=Nr. 35. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Schorn in Biersen. Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. Berlin, den 29. April 1907. Die dritte Etatsberatung wurde am Samstag beendet. — Bei dem Kultusetat sprachen die Abgg. Sch miedings und — Brömel(frs. Verg.) noch über die Fälle der liberalen Geistlichen César, Jatho und Römer. Minister v. Stüdt erklärte, daß die Fälle vor die Generalsynobe gehörten. Bei dem Etat des Ministeriums des Innern kritisierten die R e ö n e r a l l e r P a r t e i e n e i n e n E r l a ß d e s M i n i s t e r s ü b e r d e n Verkehr von Beamten mit Abgeordneten. Minister v. Bethmann erklärte, der Erlaß sei mißverstanden worden. Eine Verbindung zwischen Beamten und Abgeordneten sei. nicht verboten, wenn der Beamte die Amtsverschwiegenheit nicht verletze und wenn er die Form wahre, die sein Amt ihm auferlege. In siebenstündiger Sitzung wurde die gesamte Etatsberatung erledigt und dann die Hauptabstimmung vorgenommen. Am heutigen Montag wird die Sekundärbahnvor#lage beraten. Berlin, den 29. April 1907. Auf der Tagesordnung steht die zweite Lesung des Postetats, zu dem eine Anzahl von Resolutionen vorliegt. Abg. Dröscher(kons.): Die finanzielle Lage des Postbetriebes bietet ein erfreuliches Bild, ohne daß man sagen kann, daß dieses durch Unterlassungssünden auf dem Gebiete des Verkehrs herbeigeführt ist. Die Erhöhung des Ortsportos läßt sich nicht mehr rückgängig machen. Zu wünschen ist eine Verbilligung des Telephons auf dem Lande. Wünschenswert ist auch ine noch größere Fürsorge für die Beamten in Bezug auf Stellenvermehrung, Arbeitszeit, Urlaub, Sonntagsruhe und vor allem in Bezug auf Gehalt. Wir können unsere Mißbilligung nicht zurückhalten, daß in der letzteren Beziehung die wiederholten, angenommenen Forderungen des Reichstags nicht berücksichtigt sind. Der Resolution Hompesch betr. früheren Schluß der Bearbeitung von Massendrucksachen u. der Paketannahme an den Vorabenden von Sonn= und Feiertagen werden wir zustimmen. Desgleichen der Resolution Ablaß betr. anderthalbsache Anrechnung des Nacht= und Feiertagsdienstes. Die Ablaßsche Resolution wegen Aenderung der Personalordnung bedarf dagegen wegen ihrer Tragweite noch einer sehr gründlichen Beratung in der Kommission. Das System der gehobenen Stellen für Unterbeamte hat sich unseres Erachtens nicht bewährt. Es ist dadurch nur Unzufriedenheit geschaffen worden, zumal die Zahl der Gehobenen zu der Gesamtheit der Unterbeamtenstellen eine verschwindend kleine ist. Erst sollten die gehobenen Stelwlen hauptsächlich da sein für bewährte, ältere Unterbeamte. Aber tatsächlich sind auch jüngeve Beamte in die gehobenen Stellen eingerückt. Außerdem arbeiten in derselben Beschäftigung gehobene und nichtgehobene Beamte durcheinander. Das schafft nur Unzufriedenheit. Die Verwaltung sollte die gehobenen Stellen daher einfach wieder aufheben. Ausdrücklich bemerke ich noch, daß auch die höheren Beamten einer Aufbesserung be dürfen. Einer Neuordnung der Gehälter, die diese höheren Beamten ausläßt, müßten wir unsere Zustimmung versagen. Red 14 Durch Dornen. Roman von H. v. Schreihershofen. —(Nachdruck verboten.) Er wiegte wie unsicher und zweifelnd den Kopf.„Meine Nichte," begann er zögernd... „Du hast eine Nichte, Onkel Walter!" rief das junge Mädchen in höchstem Erstaunen aus.„Und davon haben wir was gehört. Wie geheimnisvoll und interessant! Ist 1, alt, hübsch, häßlich, dumm, gescheit, gelehrt oder unwie ich?“ „Susanne!“ sagte die Mutter verweisend. Susanne kniete zwischen den beiden auf den Boden nieder, kreuzte die Hände über der Brust und sagte mit tragischem Pathos:„Mutter, Onkel, ich bekenne meine Neugierde, meinen Vorwitz, meine Zudringlichkeit, die mich zu diesen unpassenden bragen verleitet. Ich unterwerse mich willig jeder Buße, aber..“. sie sprang auf und tanzte leichtfüßig um den Tisch herum, mit einer Anmut, die dem alten Herrn offenbar sehr #iel. Er lächelte ihrer Mutter zu und die Frage: Kann man ##hr denn zürnen! stand deutlich in seinem Blicke zu lesen. Sie konnten es beides nicht, und auch ihr feines, mildes, aber haraktervolles Gesicht mit der schönen, breiten Stirn, an der Anrguen Scheitel sich goch voll und dicht bauschten, sagte es „. aher,“ suhr Susanne fort,„wissen möchte ich doch, wie st. Goldenes Onkelchen, was soll ich tun, um dich zu einer schreibung zu verleiten. Halt, ich habe noch Erdbeeren, die st du haben, lich besteche dich damit.“ „Nicht nötig. Suschen, ich rede auch ohne Erdbeeren und se, du wirst sie morgen selbst sehen. Des Senators Blick ste mit inniger Liebe auf dem ausdrucksvollen, lebendigen sichte des jungen Mädchens, das alle seine Empfindungen so reulich wiederspiegelte. „So bleibt sie länger bei Ihnen?“ fragte die Mutter, inSusanne die Hände zusammenschlug und wiederholte:„Ich sie sehen, morgen, Herz, was begehrst du mehr!“ Der Senator lehnte sich in seinen Sessel zurück und sah nachmtlich auf die fleißigen Hände seiner Freundinnen.„Unsere Ewandtschaft ist sehr entfernt, wir können es rechnen oder essen; und viele, viele Jahre hat niemand daran gedacht, d#ich hätte es wohl nie aufgerührt, aber das arme Kind in sehr eigentümlichen und drückenden Verhältnissen. Plötzaus der Fülle des Reichtums zum Entbehren versteht sie total hülflos im Leben. Da ist ihr der alte eingefallen. Vielleicht—“ der alte Herr beugte sich ner empfiehlt dann die Resolution für die Ostmarkenzulage, tritt für die Wünsche, der weiblichen Beamten der Verwaltung ein und pflichtet der Kommissions wegen Besoldungs=Erhöhungen für verschiedene mittlere und Unterbeamten=Kategorien bei. Abg. Kaempf(freis. Volksp.): Namens der drei freisinnigen Fraktionen empfehle ich zunächst die Herabsetzung des Weltportos. Schon auf dem letzten internationalen Weltpostkongreß sind ja allerlei Vorschläge gemacht worden; freilich wurden sie alle abgelehnt, mit alleiniger Ausnahme eines Antrages auf Erhöhung des Gewichts der zum einfachen Weltpostporto zu befördernden Briefe. Auch diesen Beschluß begrüßen wir als einen dankenswerten Fortschritt. Wie Portoermäßigungen wirken, ist bekannt. Sie sehen ja auch, wie sehr die Erhöhung des Nachbarortsportos für Drucksachen und Postkarten, die Sie im Vorjahre beschlossen haben, den Postverkehr verringert hat. Mit Recht ist schon in der Kommission gesagt worden, daß diese Erhöhung des Nachbarortsportos völlig Fiasko gemacht hat. Auch im Interesse unserer Handelsbeziehungen zum Auslande liegt eine Verbilligung des Portos. Unsere Wettbewerber im internationalen Handelsverkehr zeichnen sich sämtlich durch billigeres Porto aus. So England und Frankreich mit ihren Kolonien. Auch wir haben ja allerdings in unrem Verkehr mit den Kolonien den 10 Pfg.=Tarif. Aber unser Verkehr mit unsern Kolonien ist nicht entfernt so groß, wie der jener anderen Länder. Und wir dürfen nicht so lange warten, bis unser Verkehr mit unseren Kollonien sich auch nur annährend so gehoben hat. Es empfiehlt sich vielmehr für uns, schon jetzt das Porto im Briefverkehr mit dem gesamten Auslande von 20 auf 10 Pfennige herabzusetzen. Die Gefahr eines Einnahme=Ausfalles für den Postfiskus ist nur eine theoretische. Das hat England bewiesen durch seine Resultate mit dem Penny=Porto im Verkehr mit seinen Kolonien. Die Frage der Ermäßigung des Weltpostportos möge die Regierung auf dem nächsten Weltpostkongreß wieder anregen; inzwischen aber, als beste Vorbereitung zu diesem Zweck, sich um den Abschluß von Spezialpostvorträgen mit anderen Ländern bemühen. Ferner möge sich die Regierung die Einführung des Postscheckverkehrs angelegen sein lassen. Ueber die Gebühren wird man sich verjedenfalls fiskalische Rücksichten vollständig fallen lassen. Staatssekretär Kraetke: Es freut mich daß die Partei des Vorredners zu der Frage des Postscheckverkehrs jetzt eine andere Steltung einnimmt als vor 6 Jahren.] Damals lehnten die Herren die Vorlage meines Vorgängers ab. Inzwischen hat sich beispielsweise in Oesterreich gezeigt, daß sich der dortige Post scheckverkehr in gedeihlicher Weise entwickelt. Wir sind jetzt da bei, neue Vorschläge auszuarbeiten, um sie dem Bundesrate alsdann vorzulegen. Was die Ermäßigung des Weltpostportas anlangt, so hat der Vorredner sehr richtig dargelegt, wie sich in England der Briefverkehr nach Durchführung des Penny=Portos gehoben hat. Aber ich muß ihn da doch darauf aufmerksam machen, daß in England die Portoeinnahme erst nach 17 Jahren wieder die Höhe erreichte, die sie vor der Durchführung des allgemeinen Penny=Portos gehabt hatte. Auch das ist doch zu. bedenken in einer Zeit, in der suns an allen Ecken und Enden das Geld fehlt. Abg. Gamp(Rpt.): Auch ich freue mich über die veränderte Stellungnahme der Freisinnigen zu der Frage des Postscheckverkehrs. Aber es müssen meiner Ansicht nach auch Maßnahmen getroffen werden durch Aenderung des Bankgesetzes, vor, so daß das Lampenlicht voll auf sein silberweißes Haar und sein scharf geschnittenes Gesicht fiel„helfen mir meine Freunde, das arme Kind mit seinem Geschick auszusöhnen und es ins Leben zurückzuführen, das freilich ein ganz anderes für sie sein muß, als sie es bisher kannte.“ „Wo ist sie jetzt?“ fragte die ältere Dame „Sie schläft,“ war seine Antwort, erstaunt, als sei das selbstverständlich. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht.„Dann ist sie also noch sehr jung und auch fähig zu lernen. Ist Lenchen einverstanden?“ „Völlig.“ Und tadeln Sie mich nicht, liebe Freundin, wenn ich das arme Kind da behalte, so bin ich ganz entschlossen dazu.“ Das sind Sie auch so! Und wie käme ich dazu eine Regung Ihres guten Herzens zu tadeln!“ Ihre Stimme klang bewegt.„Ich. die...“ „Onkel, ist sie sehr gelehrt?“ fragte Susanne schnell, die seinen Blick auffing, mit dem er nach Hut und Stock suchte. „Ach nein, das bezweifle ich sehr. Jedenfalls weiß sie wohl kaum, wie viele Pfennige eine Mark ausmachen. Im Ueberflusse reich geworden...“. „Wie heißt sie?“ examinierte Suschen weiter. „Elisabeth.“ „Das kann man ja reizend abkürzen, braucht nicht immer steif und förmlich den ganzen langen Namen zu sagen. Elise, Else, Lischen, Fetsy, Lisbeth, Lise— das klingt alles so hübsch und traulich. Wie nennst du sie, Onkel?“ „Ich denke, Lise klingt am besten. Aber vielleicht,“ der Senator sah Suschen ernster an und hielt ihr eine Hand hin, „denkt mein kleines Suschen morgen daran, daß es einem wirklich schwer bedrückten und betrübten Gemüte nicht leicht wird, über seinen Kummer sprechen zu müssen. Frage sie nicht, erwähne nichts.“ Susanne legte ihre runden Arme um die Schulter des alten Freundes und ihre dunklen Augen sahen ihn treuherzig an. „Herr Senator Kurzdieck, ich bin zwar ein unnützer Sausewind, wie meine geliebte Mutter, die Freifrau Kerff von Kerffenstein, mir öft genug versichert, aber so kopflos doch nicht, wie du denkst.“ Er drückte ihre Hand und dankte ihr mit seinem Blick.„Sie hat erst vor kurzem Vater und Vermögen zugleich verloren“ sagte er dann. „Lieber Onkel, du sollst mit mir zufrieden sein.“ Suschen legte ihr blondes Haar gegen das weiße des Senators und huschte im nächsten Rugenblick hinaus. „Ich hoffe, Sie raten mir, was ich mit meiner Nichte anfnagen soll,“ sagte der alte Herr schnell zu Frau von Kerff. um zu verhüten, daß der vermehrte Geldbestand, der infolge wachsenden Scheckverkehrs für die Reichsbank zu erwarten ist, nicht etwa bloß zur Deckung von Verpflichtungen gegen das Ausland dienen, sondern dem Inlande zugute komme. Denn andernfalls ist trotz des Scheckverkehrs doch nicht auf eine Erniedrigung des Diskonts zu rechnen. Den Staatssekretär bitte ich ferner, dem Hause den Entwurf eines Postspärkassengesetzes wieder vorzulegen. Ein solcher würde jetzt wohl bessere Aufnahme finden als früher. Bedauerlich ist, daß Berlin die Legung von Paketwagen=Tunnels abgelehnt hat. Berlin ist ohnehin bevörzugt, namentlich durch billige Telephongebühren usw. Auf dem Lande kommt der Bevölkerung der Telephonverkehr meit teurer zu stehen. Daß die Beseitigung der Begünstigung der Großstädte im Orts= und Nachbarortsverkehr Fiasko gemacht hat, bestreite ich. Weiter plaidiert Redner für Ostmarkenzulagen und erklärt, um diese durchzusetzen, sähen er und seine Freunde sich gezwungen, für einen inzwischen eingegangenen Antrag Pachnicke zu stimmen, der diese Zulgaen nur unwiderruflich bewilligen wolle, nicht widerruflich. Endlich geht Redner noch auf Beamtenfragen kurz ein. Reichsschatzsekretär Freiherr v. Stengel: Was die Ostmarkenzulagen angeht, so haben wir sie schon 1904 für das Heer und für die Post gefördert. Und zwar widerruflich. Der Reichstag lehnte sie damals wie 1905 ab. Deshalb haben wir seitdem diese Zulagen nicht mehr gefordert. Jetzt nun liegen entsprechende Anträge aus dem Hohen Hause vor. Ein Antrag Pachnicke will sie unwiderruflich gewähren. Namens der Verbündeten Regierungen kann ich eine Erklärung darüber nicht abgeben. Ich kann nur sagen, daß, wenn das Haus eine Resolution in diesem Sinne annehmen sollte, ich die Entschließung darüber den Verbündeten Regierungen vorbehalten muß. Aba. Hamechen-(Ztr.): Die Erhöhung des ermäßigten Ortsportos war durchaus berechtigt, denn es muß der Grundsatz von Leistung und Gegenleistung gewahrtsbleiben. Redner begründet dann eingehend die Resolution Hompesch wegen der vermehrten Ruhe an den Vorabenden von Sonn= und Festtagen. Weiter wünscht er Erleichterungen im Fernsprechverkehr für das platte Land, Vermehrung der Fernsprech=Automaten, Revisien des Drucksachen=Tarifs. Auf die Beamtenfragen eingehend, ersärt Redner, der bis 1906 Vorsitzender des Assistenverbandes war, sich namentlich auch mit der Resolution Ablaß über Aenderung der Personalordnung einverstanden. In seinen weiteren Ausführungen wendet er sich gegen die unzulässige politische Beeinflussung der Beamten, wie sie u. a. in einer amtlichen Beitragsaufforderung für den Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie im Bezirke einer sächsischen Oberpostdirektion liege. Er trägt eine Reihe von weiteren Beispielen aus der Wahlbewegung vor. Notwendig sei auch eine gründliche Reform des Disziplinargesetzes und inzwischen eine andere Handhabung der Disziplinarbestimmungen, dem höher boten, sich über das ganze Reich auszudehnen. Dies Verbot ist ungesetzlich und muß aufgehoben werden. Unzulässig ist auch der preußische Erlaß, der den Beamten verbietet, sich mit einzelnen Abgeordneten in Verbindung zu setzen. Aba. Dusiner(Ztr.) tritt für die Telephonistinnen ein. Montag 1 Uhr: Beamtengesetze, dann Weiterberatung des Postetats. Sie legte ihre Hand leicht auf seinen Arm.„Zu raten brauche ich Ihnen nicht, aber bedürfen Sie meiner Hilfe, meines Beistandes, so wissen Sie, daß Sie immer darauf rechnen können. Ihre Nichte ist nicht die erste und wird auch wohl kaum die letzte sein, der Sie den richtigen Weg in das Leben zurück zeigen und ihr dabei lehren, ihn auch zu gehen. Wir können morgen früh auf unserm Spaziergange darüber sprechen, ich denke, aber, Sie lassen sie anfangs ganz zufrieden und warten erst ab, wie sie sich im Hause mit Lenche n einrichtet.“ Er zog ihre Hand an den Mund, doch ehe er etwas erwidern konnte, trat Susanne wieder ein mit einer Schüssel voll herrlicher Walderdbeeren. Tugend muß belohnt werden, und da du mir mehr erzählt hast, als ich fragen wollte, bringe ich dir die Beeren. Aber—“ sie hob die Schüssel empor—„einzigster Onkel, ich weiß doch noch nicht, ob sie hübsch oder häßlich ist.“ *„Ich glaube, daß man sie nicht hübsch, sondern sogar schön, auffallend schön nennen muß.“ Schnell stellte Suschen die Schüssel vor den Senator hin. „O, nun freue ich mich wirklich darauf,“ jubelte sie.„Du weißt doch, Onkel, daß meine Augen immer nach Schönheit hungern. Oder dürsten Augen— was meinst du?“ „Sie dürsten, weil sie ja oft genug unter Wasser stehen. Der Geist hungert,“ entgegnete der Senator lächelnd, und seine scharfen, hageren Züge erhielten jenen weichen Ausdruck, der Elisabeths Vertrauen so rasch errungen. „So dürsten also meine Augen und hungert mein Geist, meine Seele, mein Herz, was ich nur in mir habe, nach Schönheit.“ rief das junge Mädchen. „Uebertreibe nicht so, Suschen,“ warnte die Mutter mit einem Blick in das angenehme, kluge und anziehende, aber gar nicht schöne Gesicht ihrer Tochter, „Mama, ist nicht Schönheit eine göttliche Offenbarung, und sollen wir uns nicht jeder göttlichen Offenbarung freuen?“ rief Susanne.„Mit welcher Ungeduld warte ich nun auf morgen.“ „Und darüber kriegt Onkel Senator keine Erdbeeren.“ ;„ G e l i e b t e r O n k e l, d u w e i ß t, i c h b i n e i n g a n z u n b r a u c h b a r e s. unpraktisches, stets zur Schwärmerei aufgelegtes Frauenzimmer," lachte Suschen und bediente dann Mutter wie Onkel flink und geschickt. „Nach der unausbleiblichen Enttäuschung— wirst du dann hoffentlich vernünftig und auch nachsichtig mit meiner Nichte verkehren,“ meinte der Senator und pochte sie liebevoll auf die Schulter, als sie wieder neben ihm saß. Ihre Zierlichen Finger hatten schon wieder eifrig die Nadel, sie schüttelte den Kopf und meinte, sie erwarte keine Enttäuschung, nur Freude. Volitische Tagesübersicht. Berlin, den 29. April 1907. — Der Kaiser im Reichsland. Der Kaiser traf am Samstag abend aus Homburg in Straßburg im Elsaß ein. Truppen bildeten Spalier, die Bürgerschaft begrüßte ihn. Im Kaiserpalast fand Festtafel statt, bei der etwa 600 Sänger dem Kaiser huldigten. Nach dem, Besuch der Hohkönigsburg am Sonntag nimmt der Monarch am heutigen Montag eine Parade über die „Garnison ab.“ Am Dienstag erfolgt die Rüchkreise nach Potsdam. :— Kronprinz und Kronprinzessin trafen zum Besuch des großherzoglichen Paares in Schwörin ein. "— Der Sturz des Prinzen Eitel Friedrich ist ohne schlimme Folgen geblieben. Am Samstag ist der Prinz, von seiner Gemahlin begleitet, vom Döberitzer Uebungsplatz nach Potsdam zurückgekehrt. Bevor er seinen Dienst wieder aufnimmt, wird er sich noch einige Tage schonen. — Der dem Reichstage zugegangene Entwurf über den kleinen Befähigungsnachweis bestimmt, daß in Handwerksbetrieben die Befugnis zum Halten und zur Anleitung von Lehrlingen nur Personen zusteht, welche das 24. Lebensjahr vollendet haben und in dem Handwerk, in dem das. Halten und die Anleitung von Lehrlingen erfolgen soll, entweder die Berechtigung zur Führung des Meistertitels haben oder in dem entsprechenden Gewerbe entweder die von der Handwerkskammer vorgeschriebene Lehrzeit, oder, so lange die Handwerkskammer ein bestimmte Dauer nicht festgesetzt hat, mindestens eine dreijährige Lehrzeit zurückgelegt und die Gesellenprüfung bestanden haben. Endlich darf auch Lehrlinge halten, wer 5 Jahre hindurch öffentlich das Handwerk ausgeübt hat oder während einer gleich langen Zeit als Werkmeister oder in einer ähnlichen Stellung tätig gewesen ist. Das Gesetz, das noch zahlreiche Milderungsund Uebergangsbestimmungen enthält, soll am 1. Januar 1908 in Kraft treten?— Nach den bisherigen Angaben war anzunehmen, daß das Recht zur Lehrlingshaltung schlechterdings an den Meistertitél geknüpft werden würde. Das wäre auch einfach und läge im Interesse des Handwerks. Die neue Novelle unterscheidet sich jetzt kaum von den vor 10 Jahren getroffenen Bestimmungen. .— Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg hat seine Studienreise nach Ostafrika angetreten. — Feldgraue Geschütze. Bei den Geschützen und Fahrzeugen. der Feldartillerie wird der blaue durch den feldgrauen Anstrich ersetzt. Die Aenderung erfolgt nach und nach. — Die Mittelmeerreise des Königs von England wird in den Reichstagsdebatten über den Etat des auswärtigen Amts in dieser Woche noch eine Rolle spielen. Einstweilen wird noch einmal halbamtlich versichert, daß sie zu Beunruhigungen keinen tive wieder kräftig in den Haaren: Die Zozhergrtzing, wünsch, ten, daß gleich nach der Osterpause ein von ihnen eingebrachter. Antrag verhandelt werde, in dem die Mißbilligung politischer Verbrechen ausgesprochen wird. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Konservativen waren entrüstet. Unmittelbar darauf waren aber die Sozialdemokraten die Entrüsteten, da der Präsident die Besprechung einer von ihnen eingebrachten Interpellation über die Unterdrückung gewerkschaftlicher Organisationen durch die Behörden mit dem Bemerken ablehnte, er habe noch gar keine Zett gehabt, die Interpellationen zu lesen. Darauf wurde endlich die Beratung der Agrarfrage fortgesetzt, bei der ein Abgeordnetet die charakteristischen Wort sprach: Wir stehen vor verschlossenen Türen und verlangen Brot, um nicht vor Hunger zu sterben. Wir klopfen an, aber man ist still. Wir klopfen stärker, aber man will uns nicht hören. Sollen wir, 100 Millionen ausgehungerter Menschen, denn die Tür mit Gewalt erbrechen? Seid auf Eurer Hut, meine Herren Grundbesitzer! Noch ist es Zeit aber bald wird es zu spät sein.“ Die Duma hat nun auch die Agrarfrage in erster Lesung erledigt und mit ihrer weitern Durchberatung eine Kommission von 99 Mitgliedern beauftragt. Der Empfang der Bauernabgeordneten in Sarskoje Selo hat den befürchteten Eindruck auf den Zaren nicht gemacht; im Gegenteil scheint der Kaiser entschlossen zu sein, dem dumafeindlichen Treiben der sogen. „echten russischen Leute“ einen Dämpfer aufzusetzen. Man spricht auch wieder von einer Ergänzung des Kabinetts Stolypin durch liberale Männer. Auf dem gegenseitigen Entgegenkommen von Regierung und Duma beruht Rußlands Zukunft. — Eine Regierungsvorlage fordert die Aushebung von 463000 Rekruten fast ebensoviel wie in Kriegsjahren. Die Vergrößerung der Präsenzstärke des Heeres wird mit den innerpolitischen Zuständen und der Notwendigkeit einer Verstärkung der=ostasiatischen Truppen begründet. Spanien. — Die spanische Regierung fordert im Marineetat für die nächsten 8 Jahre 15 Millionen Pesetas jährlich mehr als bisher zur Verstärkung der Flotte. In Spanien herrscht über diese Forderung große Enttäuschung; man hätte eine erfreulichere Frucht der englischen Annäherung erwartet als diese Koßenvermehrung. Amerika. — Die internationale Flottenschau in Hampton Roads in Nordamerika zur Eröffnung der Ausstellung in Jamestown hat am Freitag stattgefunden. Präsident Roosevelt wurde von den 35 Panzerschiffen und Kreuzern mit einem Salut von 21 Schüssen begrüßt und empfing bald nach seiner Ankunft die Aus dem Industriegebiet, 24. Apxil. Der Gewerkverein der christlichen Bergarbeiter Deutschlands hätt seine 11. Hauptverammlung vom 29. Juni bis zum 1. Juli in Gelsenkirchen ab. Auf der Tagesordnung steht auch eine Besprechung der Berggesetzgebung in don letzten Jahren. Mainz, 27. April. Der Möbelfabrikanten=Meisterverband hat inbezug auf die sozialdemokratische Maifeier beschlossen, eden Arbeiter, der am 1. Mai die Arbeit ohne Zustimmung des Reisters ruhen läßt, wegen Vertragsbruches zu entlassen. Eine Wiedereinstellung könne aber nur mit Genehmigung des Zentralbureaus in Berlin erfolgen. Konstantinepel, 25. Apxil. Die durch das Hochwasser beschädigten Stellen der Anatolischen Eisenbahn sind soweit wiederhergestellt, daß der Verkehr heute wieder in vollem Umfange aufgenommen werden konnte. Soweit sich bisher übersehen läßt, wird die vollständige Wiederherstellung der Bahn ungefähr einen Aufwand von 75000 Mark verursachen. — Der Degen Friedrichs des Großen. Am 17. Mai 1807 ließ Napoleon den Degen Friedrichs des Großen mit größtem Pomp und mit allen Ehrungenen in den Pariser Invalidendom überführen. Während seines kurzen Aufenthaltes in Berlin hatte der Eroberer auch Potsdam besucht, hatte die Gemächer durchwandelt, in denen der Preußenkönig seine letztel Jahre verbrachte. Ringstkmher standen alle Dinge noch unverändert, wie in der Todesstunde ihres königlichen Besitzers; der Degen lag dort, die Feldbinde und auch das Ordensband.„Dieser Degen“, agte Napoleon,„gilt mir mehr als alle Schätze Preußens“. Er nahm ihn mit sich fort. Der Invalidendom wurde auserwählt, das Kleinod zu beherbergen, und als Eskarte sollten ihm die 280 Fahnen das Geleite geben, die Napoleons Armeen erobert hatten. Ganz Paris stand im Zeichen des feierlichen Ereignisses. Am Morgen jenes 17. Mai wogten unabsehbare Massen über die Place du Carrousel, und alle Avenuen füllten sich mit Zuschauern. Unter Kanonendanner verließen die Karossen der hohen Würdenträger die Tuilerien, hinter ihnen der Prunkwagen, der die eroberten Feldzeichen trug. Dann kam zu Pferde Moncey, der Herzog von Conegliano; ihm hatte der Kaiser die Ehre zugedacht, den Degen des Preußenkönigs zu tragen. Im Vorhof harrte der Marschall Serurier, der Gouverneur des Invalidenhauses, des pomphaften Zuges.„Im Namen und auf Befehl des Kaisers, unseres gnädigsten Souveräns, übergebe ich Ihnen die Orden und die Waffen, die einem Monarchen gehörten, dem Preußen und Europa stets ein großes Andenken bewahren werden. Diese Eroberung ist für Frankreich ein SieAnlaß biete. Am Samstag voriger Woche besuchte das englische Königspaat den Hafen von Neapel und wurde dort lebhaft begrüßt. Am 1. Mai gedenkt König Eduard in Paris einzutreffen und ein paar Tage daselbst zu verweilen, um dann nach London zurückzukehren.— Ueber die deutsch=französischen Beziehungen befragte der Berliner Korrespondent des Pariser „Petit Parisien“ den neuen französischen Botschafter in Berlin Cambon, den Kolonialdirektor. Dernburg, den Herzog von Trachenberg u. a. hervorragende Persönlichkeiten. Alle Befragten äußerten sich recht zuversichtlich, nur der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Janler bezeichnete den Frieden infolge der Isolierungsversuche gegen Deutschland als gefährdet. Dieser Aeußerung liegt aber doch Schwarzseherei zugrunde. — Deutschland und Amerika. Die Vertreter der deutschen Flotte auf der Jubiläumsausstellung in Jamestown in Nordamerika sind vom Präsidenten Roosevelt in liebenswürdiger Weise ausgezeichnet worden. Auch der Verkehr zwischen den deutschen und den nordamerikanischen Seeoffizieren, die sich gegenseitig bewirteten, ließ an Herzlichkeit nichts vermissen. Am Dienstag sind die deutschen Schiffskommandanten und der deutsche Oberbefehlshaber Gäste des Präsidenten im Weißen Hause in Washington, wo sie bis Donnerstag bleiben. fremden Admirale. Alle nahmen hierauf an der Eröffnung der Ausstellung teil. Nach einem Frühstück, bei dem der Präsi dent die Vertreter der Nationen willkommen hieß und seiner Friedensliebe Ausdruck gab, ging die Flottenparade von statten. Abends waren alle Schiffe festlich beleuchtet, der deutsche Kreuzer„Roon“ besonders prächtig. Am Samstag waren die amerikanischen Seeoffiziere Gäste der Deutschen und am Sonntag unsere Offiziere Gäste in Washington. geszeichen und ein würdiges Schmuckstück für das Asyl der Verteidiger des Landes. Es ist der Wille Sr. Majestät, daß sie Aus den Kolonien. — In Kamerun soll reformiert werden und zwar sowohl auf dem Gebiete der Verwaltung wie dem der EingeborenenRechtsprechung, wie aus dem dem Reichstage erstatteten Bericht über die Untersuchung in der Beschwerdesache der Akwaleute hervorgeht. Wenn sich auch kein Anlaß zu strafrechtlichem Vorgehen gegen Beamte ergeben hat, so ist doch nicht alles so gehandhabt worden, wie es sollte. Deshalb will Kolonial= direktor Dernburg eine Aenderung eintreten lassen. Mit der Ankündigung dieser Reform ist die Verurteilung des Gouverneurs v. Puttkamer„durch den Disziplinargerichtshof zu 1000 M Geldstrafe und zu einem Verweise zusammengefallen. Sie erfolgte wegen der Ausstellung des Passes für die falsche Baronesse Eckardstein und wegen Beeinflussung der Rechtsprechung, doch wurde dem Angeschuldigten vom Gerichtshof eingeräumt, daß ihm der Gedanke eines rechtswidrigen Eingriffes absolut fern gelegen habe. Bei der Strafzumessung ist auch die lange verdienstvolle Tätigkeit Puttkamers berücksichtigt worden. Im Anschluß an das Urteil hört man Stimmen, die es sehr milde finden, und andere, die daraufhin die „Puttkamer=Hetze“ verurteilen. — Tesko von Puttkamer, der wegen Dienstvergehen in drei Fällen zu einem Verweis und 1000 Mark Geldstrafe verurteilt wurde, geht nicht wieder als Gouverneur nach Kamerun. Herr v. Puttkamer hat die das Gegenteil behauptende Nachricht selber für falsch erklärt. Laut B. T. ist Geheimrat Seitz von der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts zum Nachfolger Puttkamers ausersehen und wird den Kameruner Gouverneurposten im Laufe des Sommers übernehmen. Rußland. — Die Verhandlungen der Reichsduma werden durch fortgesetzte Parteizänkereien und widrige Interpellationen in bedauerlichster Weise aufgehalten. Die Volksvertretung kommt unter diesen Umständen nur wenig dazu, praktische gesetzgeberische Arbeit zu leisten und verfällt mehr und mehr in die Unfruchtbarkeit ihrer Vorgängérin. Der Der Gewandtheit des Präsidenten Golowin ist es bisher noch immer gelungen, allzu scharfe Explosionen zu verhüten; einen erbaulichen Anblick gewährte aber auch die Tätigkeit der zweiten Duma keineswegs. Auch in der jüngsten Sitzung lagen sich Liberale und Konserva Am Himmel glänzten die Sterne, dunkel zogen sich die Berglinien darunter her, leises Wehen und Rauschen ging durch den Wald. Manchmal knackte ein Zweig unter dem Fuße flüchtigen Wildes, ein Nachtvogel stieß seinen Klagelaut aus und der Senator blickte aus dem Garten über die Bäume nach dem Himmel und dann nach dem Fenster, hinter dem sein junger Gast schlief. Er zweifelte nicht daran; denn in der Jugend verscheucht der Schlaf die Sorge, im Alter ist es um gekehrt. Der Senator dachte an die Worte seiner Freundin: Sie ist nicht die erste und wird nicht die letzte sein, der Sie den richtigen Weg zeigen... Er hatte vielen die helfende Hand hingestreckt und fürchtete mit wenig Erfolg. Mit Bangen sah er der nächsten Zukunft entgegen. Was konnte er für Elisabeth tun! Denn daß er die Tochter der Frau. die er einst geliebt, nicht von sich stoßen durfte, hatte er sich längst gesagt. r Viersen, 28. April. Die Königliche Regierung zu Düsseldorf hat jetzt ausdrücklich angeordnet, daß die Hauptpause an den Volksschulen, die sie schon### die Zeit vom November bis 15. Februar auf 20 Minuten festgesetzt hatte, nun für das ganze Jahr zu gelten habe. Viersen, 29. April. Für die Abhaltung der Herbst übungen des 8. Armeekorps sind, laut der Köln. Ztg., der Regierungsbezirk Aachen, sowie die Kreise Euskirchen, Bergheim, Grevenbroich, M.Gladbach und Kempen in Aussicht genommen. Viersen, 29. Avril. Ansichtspostkarten mit Schreib raum auf der Vorderseite sollte man nicht parallel mit den für die Adresse vorgesehenen Linien beschreiben, sondern parallel zu dem Trennstriche, weil dann naturgemäß die Adresse weit deutlicher hervortritt. Dieser Umstand ist für die glatte Abwick lung des Sortierens bei den Postanstalten von wesentlichsr Bedeutung. Eslsind neuerdings Ansichtspostkarten in den Handel gekommen, auf welchen der für schriftliche Mitteilungen vorgesehene Raum mit eingedruckten, dem Trennstriche parallel laufenden Linien versehen ist, eine Neuerung, der allgemeine Verbreitung zu wünschen wäre. Kempen, 27. April. Wie das Niederrh. Tgbl. vernimmt, wird die Firma C.& L. Arnold, die jetzt ihren großen Bedarf an Eisenguß von anderen Fabriken bezieht, eine eigene Eisen gießerei in großartigem Maßstabe anlegen. Das Gießerei gebäude wird in unmittelbarer Nähe der Eisenmöbel=Fabrik mit seiner ganzen 130 Meter betragenden Frontlänge am Schauteswege errichtet. Mit dem Bau soll demnächst begonnen werden. Krefeld, 27. April. Das fünfjährige Kind eines Baumeisters spielte an einem Torgitter, dieses fiel um und traf das Kind so unglücklich, daß es sofort starb. Düsseldorf, 27. April. Ungefähr 30 katholische Lehrer des hiesigen Regierungsbezirks, die noch nicht endgültig angestellt waren, bekamen dieser Tage Ernennungen zum 1. Mai für die Schulen des Regierungsbezirks Bromberg. Aachen, 27. April. Den belgischen Behörden ist es nunmehr gelungen, zwei Diebe festzunehmen, die als Spezialität das Berauben von Eisenbahnreisenden betrieben und erst dieser Tage einem Herrn in Huy die Börse mit beträchtlichem Inhalte raubten. Auf der Strecke Namur=Ulflingen schläferten sie einen Reisenden ein und raubten ihn kurz vor der Einfahrt in die Station aus; alsdann verschwanden sie. Nunmehr wurden die beiden Diebe-in Lille festgenommen. Trier, 26. April. Die als Opfer der untergegangenen„Ber lin“ gestern bei Hoek van Holland angeschwemmte letzte Leiche wurde vom Kapellmeister des hiesigen Stadttheaters, Tietgen, als der hiesige Opernsänger Otto Dara rekognosziert. Essen, 27. April. In den Kreisen der rheinisch=westfälischen Wirtevereine machen sich Bestrebungen zur Gründung eines Boykott=Schutzverbandes bemerkbar. Empfohlen wird, für den ganzen deutschen Gastwirteverband und, wenn möglich, auch für den großen allgemeinen Verband der deutschen GastwirteOrganisationen einen Boykottschutzfonds zu schaffen derart, daß jeder Wirt für seine Person und auf den Kopf seines Personals wöchentlich einen Pfennig in diese Schutzkasse zahlt, die verpflichtet ist, in Fällen unverschuldeten Boykotts die betroffenen Wirte zu entschädigen. Der Gastwirteverband würde auf diese Weise jährlich 75000 M. der Reichsverband 300000 M aufbringen können. Auf dem deutschen Gastwirtetag in Eisenach soll die Gründung des Boykott=Schutzverbandes beantragt wer d (Fortsetzung folgt.) sen. Barmen, 27. April. Das dreijährige Söhnchen einer Arbeiter familie hatte man allein zu Hause gelassen. Es spielte im Bett mit Streichhölzern und setzte so das Bett in Brand. Als eine Frau, der die Aufsicht über das Kind anvertraut war, dieses abholen wollte, fand sie den Jungen halb verkohlt und tot vor dem Bette liegend vor. Das Feuer hatte außerhalb des Bettes nicht weiter um sich gegriffen. Langenfeld, 26. April. Eine Geisteskranke aus der Provinzialheil= und Pflegeanstalt Galkhausen, die seit Februar vermißt wird, wurde heute in einem Walde unweit der Anstalt als Leiche aufgefunden. Ein Verbrechen ist ausgeschlossen. Die Kranke istverhungert. Vermischtes. ein b unter der Obhut der Tapferen bleiben, bis ste in einer Denkstätte ihren Platz finden mögen, die Se. Majestät dem unsterblichen Ruhm der Armee errichten wird.“ Die Ereignisse des Jahres 1814 haben den Degen mit hinabgerissen in den Strudel. Die Heere der Verbündeten waren im Anmarsch; die Gefahr einer Eroberung von Paxis war nahegerückt. Am 30. März schrieb der Herzog de Feltre an den Marschall Serurier:„Ich bitte, die kostbaren Gegenstände, d. sich in Ihrer Obhut befinden, zu bewahren, vor allem den Degen Friedrichs des Großen.“ Aber der Marschall überhörte die Mahnung, vergaß, daß die Wege gegen die Loire noch offen standen, und versäumte alles, um die Reliquien zu retten. Er faßte jedoch den seltsamen Entschluß, alle. Trophäen zu verbrennen. Ein Scheiterhausen wurde errichtet, alle Fahnen und Kostbarkeiten darauf gelegt, und alsbald verwandelten die Flammen alle die Zeugnisse des Ruhmes in ein unansehnliches Häuschen Asche. Auch Friedrichs Degen soll dabei vernichtet worden sein. Aber die Flammen, die die Fahnenstoffe verzehrten, können schwerlich imstande gewesen sein, den Stahl zu vernichten oder auch nur zu verändern. Als das Feuer eklosch, hatten sich in der Asche alle metallischen Bestandteile erhalten. Schon 1815 kam einem Ingenieur, M. Gaillard, diese Erwägung, und da er die Stelle kannte, wo die Reste in die Seine geworfen wurden, unternahm er Nachforschungen. Im Juni 1815 gelang es ihm, mit Hülfe Baudöins, des Leiters des Moniteur de 1’Armee, dem Wasser 15 bronzene Ornamente und 68 Kupferteile zu entreißen, die wieder dem Invalidendom übergeben wurden. Freilich ist das wenig im Verhältnis zu dem, was ein Jahr vorher den Wassern übergeben worden war. Aber ie genügen, um zu beweisen, daß alle Metallteile jenes Feuer überstanden u. daß auch Friedrichs Degen nicht völlig vernichtet werden konnte. Und so spricht denn die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Klinge des großen Preußenkönigs noch heute an unbekanntem Ort auf dem Grund der Seine liegt. Durch ein Löschblatt verraten. Zahlreiche Brandstiftungen wurden seit einem Jahre in Rosenthal in Schlesien verübt. Wegen Verdachts der Täterschaft ist jetzt der Schles. Zig., zufolge der Postagent Hentschel verhaftet worden. Der Verdacht wurde durch einen Brandbrief auf ihn gelenkt. Im Schreibpult des Agenten wurde dann ein Löschblatt gefunden, das einen Abdruck des Brieses zeigte. — Bankdirektorengehülter. Die 19 Vorstandsmitglieder von sieben Berliner Banken haben zusammen ein steuerpflichtiges Einkommen von 3½ Millionen Mark in einem einzigen Jahre gehabt, jeder durchschnittlich also 185000 M. Im einzelnen hatten drei Direktoren der deutschen Bank und ein Direktor der Diskonto=Gesellschaft je 450.000 M Einkommen. Vom Verdienen kann man hier wohl kaum sprechen. — Die große Berliner Kunstausstellung ist am Samstag eierlich eröffnet worden. Unterstaatssekretär Dr. Wever, der Vertreter dee preußischen Kultusministeriums, sprach seine Genugtuung über den nationalen Charakter der Ausstellung aus. Jal Sch leg Ner Ro: tra Da her als sam Föl wu tro Fro nad zu Ueb sehr Au abe * M. Bal Ma Wetter=Nachrichten. Meldungen über Sturm und Hochwasser kommen aus dem Inlande wie aus dem Auslande, dazu gesellen sich Nachrichten über neue Erdbeben in Chile und Italien. In den neuen Münchener städtischen Wasserkraftanlagen hat das Hochwasser große Verwüstungen angerichtet. Aus dem bayerischen Oberland wird stärkeres Steigen der Isar und der Loisack gemeldet. Die Lokalbahn Uebersee=Marquartstein mußte den Betrieb einstellen. In Oesterreich herrschen im Mürztal, im Salzkammergut und Semmeringebiet Ueberschwemmungen. Stellenweise sind die Straßen und Wege zerstört. Besonders sind Ischl und Innerschwandt heimgesucht. Bei Salzburg ist die Salzach binnen 24 Stunden um nicht weniger als 2½ Meter gestiegen. Acht bei dem Bau der elektrischen Bahn Salzburg=Berchtesgaden beschäftigte Arbeiter, welche die hochgehende Ache passieren wollten, wurden von den Fluten fortgerissen. Vier ertranken, die anderen wurden gerertet. Die Donaustadt Widdin ist ernstlich bedroht!— In riß ein orkanartiger Sturm von einem Hause eine 50 Pfund schwere Dachverzierung. Ein gerade vorübergehender 12jähriger Knabe wurde getötet, ein anderer verwundet.— Der Daily Telegraph meldet, daß drei heftige Erdstöße in einem großen Teil von Chile die Bevölkerung beunruhigt haben. In Valdivia fiel schwerer Aschenregen und zwar in verschiedenen Orten auf heiße Wasserquellen. Hierbei ereigneten sich stets furchtbare Explosionen. — Der„Frühling“. Im Rhöngebirge siel Neuschnee bis zu ½ Meter hoch. Auch der Brocken im Harz bietet den Anblic einer Winterlandschaft. Nürnberg erwachte am Samstag eingeschneit. In der Vorderpfalz hat der starke Schneesturm an den Pflanzen großen Schaden angerichtet. Am Oberrhein und im Schwarzwald gab es Schneefälle mit Gewitter, in Frankreich * l e i c h f a l l s S c h n e e f a l l e i n. die haben stellenweise zu schwetin Vertehrostörunge Amgebung vor ere gruß hoch un von Trier z. B. zrsacht worden! In rere Füch. Hosl und hat, die zussoer strecken vernichtet. Vielfach stehen Ot durch den genießt, wie dies in anderen Städten der Fall ist, z. B. in M 54. be. nachbarten Luxemburg haben die Schneemassen die TelegraphenLeitungen zerrissen. Im schlesischen Hochgebirge schneit es seit mehreren Tagen ununterbrochen, auch im Tal sind kräftige Schneefälle niedetgegangen. Kleine Mitteilungen. #— Dieholde Weiblichkeit am 1. Mai. Die Hamurger Dienstmädchen, Putz= und Scheuerfrauen, die kürzlich einen sozialdemokratischen Verein gründeten, haben beschlossen, benfalls an einem Demonstrationszuge am 1. Maslsteilzuhehmen. — In Sesen in Braunschweig erschlug ein Arbeiters'seinen Vater im Streite. Hierauf durchschnitt er sich den Hals. Aus der Umgegend. *. M.Gladbach, 27. April. Die Hauptversammlung des Rheinischen Lehrerverbandes zur Förderung der erziehlichen Knabenhandarbeit fand heute hier in der Kaiser Friedrich=Halle unter dem Vorsitze des Herrn Regierungs= und Schulrats Klewer aus Koblenz als Vertreter des Herrn Oberpräsidenten der Rheinprovinz und unter zahlreicher Beteiligung von Vertretern der Behörden und Lehrpersonen aus vielen Städten der Rheinprovinz statt. Auch die Ausstellung von Knabenhandarbeiten war reich beschickt aus Köln, Aachen, Elberfeld, Siegburg, Duisburg, St. Wesidel, Trier, Bailingen(Kreis Bitburg), Mülheim (Rhein), Mülheim(Ruhr),Altenessen. Herr Stadtschulrat Dr. Brandenberg aus Köln erstattete den Jahresbericht, welcher eine bedeutende Zunahme des Knabenhandarbeitsunterrichts feststellte. In 53 Orten der Rheinprovinz bestanden im letzten Jahre 214 Arbeitskurse und Arbeitsstätten, in denen 3615 Schüler unterrichtet wurden in Kerb= und Flachschnitt, Einlegearbeit, Hohelarbeit, Metallarbeiten, Modellieren usw. Neuerdings haben die Volksheilstätten, z. B. in Ronsdorf und Rosbach, die Beschäftigung ihrer Pfleglinge mit diesen Arbeiten aufgenommen. Lehrer Hubert Füsser von hier hielt einen Vortrag über„Die Knabenarbeit und die Erziehung zur Kunst“. Daran schloß sich eine Lehrprobe im Modellieren. Der bisherige Vorstand mit Herrn Oberregierungsrat Fink(Köln) als Vorsitzender wurde wiedergewählt. Die nächste Hauptversammlung soll mit dem Kongreß des Deutschen Vereins zur Förderung der Knabenhandarbeit in St. Johann a. d. Saar stattfinden. M. Gladbach, 26. April. In der Spinnerei Paul M. Busch wurde eine Neueinrichtung für verheiratete Arbeiterinnen troffen, die bezweckt, die Säuglingspflege zu verbessern. Alle Frauen, die jetzt dort beschäftigt sind, und alle neu eintretenden nach zwei Jahren, erhalten im Falle ihrer Niederkunft, wenn sie selbst von ihrem Lohne 45 Mark bei der Firma haben stehen lassen, nach Bezug des sechswöchigen Krankengeldes für weitere drei Monate täglich 2 Mark oder für weitere sechs Monate täglich 1,25 Mark. Diese Vergünstigung tritt ein, wenn die Frauen sich verpflichten, für den betreffenden Zeitraum nicht zu arbeiten, sondern zu Hause ihr Kind selbst zu pflegen. Die Abmachung mit den Arbeiterinnen erlischt, wenn das Kind stirbt oder wenn die Arbeiterinnen von der Abmachung befreit sein wollen. . N.Gladbach, 27. April. Durch einen raffinierten Betrug versuchte sich der wegen der verschiedensten Schwindelmanöver Gladl dort verhaftete Adam Klein zu bereichern. Eines Tages erstattete nes u er bei der Kriminalpolizei die Anzeige, daß ihm eine Registrier= kasse mit 300 Mark Inhalt gestohlen worden sei. Da man aber nirgends eine Spur von den Dieben trotz der eifrigsten Bemühungen entdecken konnte, so kam dem Kriminalkommissar die Sache nicht geheuer vor, da er sich sagte, daß die Diebe doch jedenfalls, um an das Geld zu kommen, die Kasse zertrümmert haben müßten und es wohl kaum anzunehmen sei, daß sie die selbe noch weiter mit sich herumschleppen würden. Aber nirgends war die Kasse zu finden. Da ergaben denn die Nachforschungen des Kommissars, daß Adam Klein die Kasse auf einem Wagen nach Neersen geschafft und in die Niers geworfen hatte, wo sie auch gefunden wurde. Klein hatte natürlich durch dieses Manöver eine Einbruchs=Versicherungsgesellschaft beschwindeln Gl. Ztg das dem hten künroge. vird skal* demaßen andt aden der iter, den grete tiger satly oßen aldis zu iblick einan und reich 135 Viersener Angelegenheiten. Viersen, den 29. April 1907. — Vierstädtebahn. Herr Rich. Freudenberg aus Süchteln stagt in der Vietsener Volkszeitung= unter seinem Namen „Was hat die Vierstädtebahn gekostet?“ und kommt schließlich zu dem Ergebnis, daß der Bau gegen den Kostenanschlag einen Ueberschuß von 524000 Mark ergeben habe. Wir würden uns sehr freuen, wenn diese Rechnung auch nur annähernd richtig ware, müssen das aber einstweilen ganz entschieden bezweifeln. .#nen großen Irrtum des Herrn Freudenberg müssen wir aper jetzt schon hinweisen; er behauptet nämlich, die Stadt M. Gladbach habe„sich außer der Verwaltung auch den Bau der Bahn in Generalentreprise für die runde Summe von 1 360 000 Mark, sowie den Betrieb für 40 Pfg. per Wagenkilometet vorbehalten.“ Das ist nicht richtig; nach dem Vertrage der Vier ##### den anderen irgend ein Vorrecht, alle 4 Städte sind gleichmäßig, d. h., zu den festgesetzten Anteilen an dem Bau und dem Betrieb beteiligt. Die Ansicht des Herrn Freudenperg ist ein Fundamental=Irrtum und damit fallen alle Schlußtelgerungen, die er darauf aufbaut. Daß die von Herrn Freu Ses- uur hmn vr- Kbrechnung beschäftigt, rann aulerauss die umfangreiche Arbeit nicht so rasch fertigstellen, als Mancher annimmt, der von den betr. Arbeiten keine Ahnung Det SSapttl aber ist sicher: den Vertretern der 4 Städte un Mitgliedern des Betriebsamtes wird„absolut einwandEEls Naterial“ vorgelegt werden, darüber kann die durch den uc Ferase, Heren Freudenbera unüitz aufgeregte Bürgerschaft ##„Rreselder Eisenbahn. Wie auf der Staatsbahn fallen Krefelder Eisenbahn am 1. Mai die Rückfahrkarten N#“, Fahrpreise erhalten dadurch eine kleine Verschiebung per 3. Klasse um 5 Pfg.) nach unten oder oben, je nach eim sie von der Fahrkartensteuer betroffen werden oder nicht. geworden ist z. B. eine Rückfahrt von Viersen nach Süchtelnvorst, Vorst und Oedt. Nach Süchteln kostet Die Einzelfahrt 3.: Klasse vom 1. Mai av 10 Pfg.(früher 15, 25), nach Süchtelnvorst 15(früher 35, hin und Gakt ax Teuh ox I. n. In ites ssfahrten bestehen, geblieben un guut erzuutge. ter Anwendung eines billigern Tarifes. Eine Rückfahrtkarte sen nach Krefeld kostet vom 1. Mai ab einschließlich srrartensteuer 1.40 Mark 2. Klasse und 85 Pfg. 3. Klasse #7. 1.90 bezw., 95 Pfg. auf der Staatsbahn).„Sehr angeM It. auch die Einführung von Sonntagsfahrkarten iersen nach Krefeld, die dabei so, billig sind, daß Bahn auf eine rege Benutzung dieser Fahrsheit rechnen kann, die Sonntagsrückfahrkarte von Viersen krefeld kostet in 2. Wagenklasse 90 und in 3. Wagenklasse da Viersen Sonntags keine Fahrpreisvergünstigung se wirt Krefeld voraussichtlich Bahn werden, um von ## woer dem Rhein zu dern gilt das Wort: Vhriatio ##dt, Frefeld tel wieler vere nach dem auc beim Sectat a * I n d e r v o r i g e n S a m s t a g s= N u m m e r t e i l t e n w i r m i t, daß der Oherpfarrer Kricel von M.Gladbach, früher Kaplan in Viersen, gestorben sel. Die Nachricht, wesche uns direkt von M. Gladbach aus uns zuverlässig erscheinender Quelle zugegangen war, ist— wir können sagen— erfreulicherweise nicht richtig. Herr Oberpfarter Krichel ist zwar schwer und ernsthaft erkrankt, so daß er mit den Sterbesgkramenten versehen wurde, aber noch heute unter den Lehenden. Wie uns heute von M.Gladbach mitgeteilt wird, ist das Befinden des Erkrankten sogar ein zufriedenstellendes und eine Besserung festzustellen. Im Volksmund heißt es, daß einem fälschlich Totgesagten, ein doppelt langes Leben beschieden sei. Wir wünschen, daß sich dieses Wort auch im vorkiegenden Falle bewahrheiten möge. —! Goldene Hochzeit. Aus Anlaß der Goldenen Hochzeit der Eheleute Dickmann fand nachmittags. im Gasthof Dickob ein Festessen in engerem Kreise statt. Während desselben nahm Herr Jean Braun das Wort und wies darauf hin, daß der Jubilar als treuer und fleißiger Arbeiter schon bei seinem Vater im Geschäfte tätig gewesen sei. Heute sei auch der Sohn des Jubelpaares seit vielen Jahren bei der Firma Conrad Braun ein treuer Mitarbeiter. Am heutigen Jubelfeste fühle er sich besonders veranlaßt, die Treue des Jubilars hervorzuheben. An das Essen schloß sich ein sehr gut besuchter Festkaffee an. Gegen 8 Uhr begann die Festversammlung. Nachdem das Jubelpaar mit seinek Familie, 6 Kinder und 13 Enkel eingeführt worden, sprach eine Enkelin zunächst einen hübschen Prolog. Nach einem weiteren Musikvortrage hielt Herr Lehrer Leven die Festrede, welche in ein Hoch auf das Jubelpaar ausklang. Am Schlusse derselben ließ Redner die beiden von den Einwohnern des Eichelnbusches gestifteten hübschen Sessel über reichen. Namens des Kombattantenvereins sprach der Vor sitzende, Herr Hauptlehrer emer. Balke die herzlichsten. Glück wünsche aus und überreichte dem Jubelpaar ein hübsches Bild, die Jubeleheleute selbst darstellend, in schönem goldenen Rahmen, mit entsprechender Widmung. Herr Kaplan Wehrhahn sprach dem Jubelpaare auch zur weltlichen Feier namens der Pfarrgeistlichkeit die besten Glückwünsche aus. Der Abend wurde durch Musikvorträge, Liederspenden des Gesangvereins Liederkranz und durch theatralische Aufführungen in schönster Weise ausgefüllt. Die Teilnahme war eine so rege, daß manche nicht einmal ein Stehplätzchen erhalten konnten. Den Schluß des Festes bildete ein Tanzkränzchen, welches die Jubilarin mit ihrem Sohn eröffnete. Möge das Jubelpaar sich noch lange guter Gesundheit und sonnigen Frohsinns erfreuen. — Jubiläum. Im Hotel Lennartz versammelten sich am Samstag Abend 50 Beamte der Stadt Viersen, um ihrem Kollegen, Polieisekretär Bösch, zu seinem 25jährigen Dienstjubiläum eine festliche Ehrung zu bereiten. Während des gemeinsamen Festessens brachte Stadtrentmeister Limbourg das Kaiserhoch aus. Die Festrede hielt Polizeikommissar Henckel. Während der Feier wurde dem Jubilar ein von den Kollegen gestiftetes hübsches Andenken überreicht, das er mit Worten herzlichsten Dankes entgegennahm. Reden, Lieder und deklamatorische Vorträge wechselten in bunter Folge und sorgten für eine gemütliche Stimmung. Von verschiedenen Seiten waren dem Jubilar telegraphische und schriftliche Glückwünsche übermittelt worden. Das hübsch verlaufene Fest darf als ein Beweis für das schöne kollegiale Verhältnis zwischen den Beamten der Stadtverwaltung angesehen werden. — Bellachini=Vorstellung. Gestern Abend fand im Saale des Viersener Hofes vor vollbesetztem Hause ein Gastspiel des Zauberkünstlers Otto Bellachtni aus Berlin statt. Die Zauber=Vorführungen, welche meistens neuerer Art waren, fanden lebhaften Beifall. Im 2. Teil wurden staunenswerte Leistungen dressterter Vögel von einer Dame vorgeführt. Zum Schluß trat Herr Bellachini als Bauchredner mit seinen 7 mysteriösen Zwergmenschen auf. womit er einen riesigen Lacherfolg erzielte. Am Dienstag wird Herr Bellachini noch eine Extra Vorstellung geben; einen Besuch kann man nur empfehlen Gagfeit des Gau I der deutschen Schwimmerschaft. „“ Viersen, den 29. April 1907. Von unsern Vätern, den Germanen, Weiß man, daß sie voll Kraft und Mut, Ob sturmbewegt, ov glatt die Bahnen, Durchquerten starken Arms die Flut. Längst sind die alten Kampfgenossen Hinaufgezogen nach Walhall, Doch uns, die ihrem Blut entsprossen, Belehrt ihr Beispiel überall, Daß freie, edle Männertugend " Nur in gestähltem Körper wohnt, Daß Leibesübung in der Jugend Mit eiserner Gesundheit lohnt. Drum weih'n wir uns dem Elemente, Das wonnig=schmeichelnd uns umschließt, Erfrischt das Blut; als Labespende Mit Freud' und Frohsinn übergießt. Wenn sich des Wassers kühler Welle Entgegenwirft die freie Brust Und kühn bis auf den Grund dann schnelle Hinteruntertaucht— wer kennt die Lust, Die uns das Herz läßt kräft'ger schlagen, Behend die Glieder regen sehrt, Geschickt uns macht zu kühnem Wagen Wo in Gefahr man Hilf' hegehrt! Nur wer die Wogen lernt bezwingen, Braucht nicht zu fürchten ihre Macht; Allein, den droh'n sie zu verschlingen, Der Schwimmers Kunst als unnütz acht. Doch jung muß man die Glieder rühren, Will man dereinst als ganzer Mann Der Schwimmkunst vollen Segen spüren. * Drum deutsche Jugend:„Frisch heran!“ Vertrau' dich kühn der weichen Welle; Gar bald wird wachsen dir der Mut, Und wie ein Fischlein blitzesschnelle Durcheilst du die krystall'ne Flut.— Nun auf! Ihr Schwimmer hier im Kreise Zeigt heut' im Gau und im Verein, Wir wir nach alter, schöner Weise Im Wettkampf uns der Schwimmkunst weih'n. Ist dann der Eichenkranz errungen Im feuchten Element mit Lust,„ So ziehet heimwärts froh durchdrungen Mit Stolz und Freude in der Brust!— Doch unsern lieben Gästen allen, Die heut bier sind von Fern und Nah, Laßt kräftig; Schwimmer, jetzt erschallen Ein fröhliches„Gut Naß! Hurra!“ Aachen, den 22. April 1907.. Fr. Klein. ern eine zahlst des Gaues 1 ußern Nahmen zu geben. Die Halle-war sinnig mit Grün und Emblemen geziert. Nach dem Aufmarsch der Schwimmer in ihren kleidsamen sunten Trikots ergriff der 1. Gauvorsitzende, Herr CastorDuisburg das Wort zu einer Begrüßungsansprache, worauf Bürgermeister Stern die fremden: Schwimmer im Namen der Stadt willkommen hieß: Der Sohn des Anstreichermeisters E.monds sprach dann, auf dem 3 Meter=Brett stehend, den am Kopfe dieses Artikels abgedruckten und von Herrn Realschullehrer Klein aus Aachen verfaßten Prolog. 16 Mitglieder des Viersener Schwimm=Vereins führten zur Eröffnung der schwimmerischen Darbietungen einen hübschen Reisen auf, der allgemeine Anerkennung fand. Ebenso bewies der unge hiesige Verein in seinen Riegenübungen, bei denen auch eine Riege der Jugendabteilung mitwirkte, daß er in der kurzen Zeit seines Bestehens tüchtig geübt hat. Stabübungen des Gaues 1 schlossen sich diesen an. Nun folgten die Wettkämpfe um die Eichenkränze, die manchen spannenden Moment boten und von den Zuschauern mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wurden. Wenn auch manchen der unglücklicher Weise an einer von Wasserspritzern„bevorugten“ Stelle sitzenden Zuschauer hier und da einen mehr oder minder kräftigen Guß des feuchten Elementes über die vorgehaltenen Badetücher erhielt, diese in kurzer Zeit durchnässend, so tat das doch der allgemein angeregten Stimmung keinen Abbruch. Der Viersener Verein stellte zu den verschiedenen Kämpfen eine tüchtige Mannschaft, der denn auch der Erfolg nicht fehlte. Kurz nach 7 Uhr waren die schwimmerischen Vorführungen in der Badeanstalt, während deren die Seepe'sche Kapelle konzertierte, beendet. Im Saale des Hotel„Kaiserhof“(I. Dickob) versammelten sich gegen 9 Uhr die Schwimmer mit ihren Angehörigen und zahlreiche Freunde der edlen Schwimmsache mit ihren Damen zur Nachfeier. Nach einem einleitenden Musikvortrag ergriff der 1. Vorsitzende des Viersener Schwimm=Vereins, Direktor Plath, das Wort, Am allen lieben Gästen im Namen des Vereins ein fröhliches Willkomm zuzurufen. Der Gau=Vorsitzende, Castor=Duisburg, sprach über die Schwimmerei, als Volkserziehungsmittel und über das Leben im Gau 1. Indem Redner der gastfreundlichen Stadt Viersen Worte freundlicher Anerkennung spendete, betonte er namentlich die Verdienste des Bürgermeisters Sternum die Schwimmsache in Viersen. Diesem und dem Gau 1 galt sein„Gut Naß“. Hurra! Darauf überreichte Frl. EmmyDinsse, die Tochter des 1. Schwimmwarts des Viersener Vereins, den Siegern den schwer errungenen Eichenkranz. Ergebnis der Wettkämpfe: Es erhielten die ersten Sieger einen Eichenkranz und ein künstlerisch ausgeführtes Diplom; die übrigen Sieger erhielten einen Eichenkranz. Schulschwimmen: 1a. Schwimm=Verein„Reptun"=Krefeld mit 29 1/ Punkten. lb. Schwimm=Verein Viersen mit 29 1/8 Punkten. 2. Schwimm=Verein Aachen mit 25 Punkten. Stafetten=Schwimmen: 1. Krefelder Schwimm=Verein 139 1/8 Sekunden. 2. Schwimm=Verein„Reptun"=Krefeld 140 1/8 Sekunden. Hinder nis=Schwimmen: 1. Dr. Giesen 35½-Sekunden. 2. Henkel 48 1/8 Sekunden.% Beide Biersener Schwimm=Verein. Erstschwimmen: 1. Kleinmann, Duisburger Schwimm=Verein 34 1/8 Sekunden. 2a. Fleiner, Viersener Schwimm=Verein 36 Sekunden. 2b Grothe, Rheydter Schwimm=Verein 36 Sekunden. 8. Roolf, Aachener Schwimm=Verein 36 1/8 Sekunden. 4a. Hemsoth, Dutsburger Schwimm=Verein 37 Sekunden. 4b. v. d. Kerkhoff, Schwimm=Verein„Sanitas"=Rheydt 27 Sekunden. ba. Purps, Krefelder Schwimm=Verein 37 1/8 Sekunden. 5b. Pongs, Krefelder Schwimm=Verein 37 4/8 Sekunden. Hauptschwimmen: 1. Baumeister, Duisburger Schwimm=Verein 17 1/8 Punkte. 2. Carls, Kreselder Schwimm=Verein„Neptun“ 14½ Punkte. Paddeln. 1. Hax, Krefelder Schwimm=Verein. 2. Fink, Duisburger Schwimm=Berein. Hauptschwimmen 200 Meter. 1. Laumer, Schwimm=Verein„Deutsche Kraft“ in Münster. 2. Schüten, Krefelder Schwimm=Verein. Zweikampf des Viersener Schwimm=Vereins. 1. Fritz Diusse jun. 2. Henkel. Nach der Preisverteilung sprach im Namen der Stadt Viersen Bürgermeister Stern dem Gau 1 seinen besonderen Dank dafür aus, daß er sein diesjähriges Gaufest in unserer Stadt abgehalten und damit dem Viersener Publikum Gelegenheit gegeben habe; sich ein zutreffendes Bild vom schwimmerischen Leben in den Vereinen zu machen. Dabei sei es auch dem jungen Viersener Verein ermöglicht worden, zu zeigen, was er in der kurzen Zeit gelernt und daß dies recht Tüchtiges sei, habe jeder selbst sehen können, der in der Badeanstalt den Vorführungen anwohnte. Mit einem begeistert aufgenommenen „Gut Naß“ Hurra! auf den Gau 1 schloß Redner. Im Verlaufe des Abends drückte der 1. Schwimmwart des Viersener Vereins, Herr Dinsse sen., dem Viersener Quartett=Verein die freudige Anerkennung und den lebhaften Dank des Viersener SchwimmVereins und aller Gäste aus für die unter Leitung die Musikdirektors Math. Müller gebotenen prächtigen Liederspekden, die allgemeinen Beifall gefunden hätten. Gesang= und„Musikvorträge füllten den Abend. Zum Schluß des schön versaufenen Festtages eigten die Jünger der Schwimmkunst, däß sie auch der Kunst Terpsichorens mit Ausdauer obliegen. Gerichtliches. — Puttkamer vor der Disziplinarkammer. Vor der Disziplinarkammer für Reichsbeamte in Potsdam begann am Donnerstag die Verhandlung gegen den Kameruner Gouverneur v. Puttkamer. Der Angeklagte ist eine stattkiche Erscheinung, hat graues Haar und trägt einen Kneifer. Ueber die Ausstellung eines Passes für die angebliche Baronesse v. Eckardtstein(in Wirklichkeit Marie Ecke und jetzt Frau v. Germar) befragt, bestritt er entschieden, vorsätzlich oder fahrlässig falsch gehandelt zu haben. Frau v. Germar habe sich damals stets und allen gegenüber als Frl. v. Eckardtstein ausgegeben und es geschickt verstanden, um die Vorzeigung ihrer Geburtsurkunde herumzukommen; bald sagte sie, ihre Mutter habe sie, bald, sie liege auf dem Vormundsschaftsgericht, da sie damals ein uneheliches Kind hatte. Als es zum Gerede kam, habe er die E. heimgeschickt, ihr aber den Paß ausgestellt, weil sie gnälte und weil nburg strenge Vorschriften bestehen. Auf die weiteren Anklagen verteidigte Puttkamer seine Politik gegenüber den Eingeborenen, die ihn in einen Gegensatz zu den Missionaren brachte. Was die ihm vorgeworfene unerlaubte Beteiligung an koloniglen Erwerbsgesellschaften anbelange, so habe er keine Gesellschaft begünstige.— Im Zeugenverhör kam zur Sprache, daß die Ecke sich selbst erdreistet hat, zu erzählen, sie werde vom König von Sachson ausgehalten, was selbstverständlich erlogen ist. Zeuge Hofrat Geiger, der die Paßformulare in Kamerun verwahrte, sagte aus, daß er krank gewesen sei und sich auf Einzelheiten nicht mehr entsinnen könne. Der Staatsanwalt beanträgte Dienstentlassung, da sich der Angeklagte in zwei Fällen der fahrlässigen Urkundenfälschung schuldig gemach habe, ebenso des ungehörigen Eingreifens in Funktionen rich terlicher Beamten. Der Verteidiger hielt Freisprechung für geboten. Die Disziplinarkammer erkannte, auf 1000 Mark Geldstrafe und einen Verweis. Industrie, Handel und Verkehr. — Wie wir bereits mitteilten, ist die Appreturanstalt von Hermann Bötzelen Nachfolger in Viersen in den Besitz der Seidenwarenfabrik Deuß& Oetker übergegangen. In der letzten Sonntagsnummer brachten wir eine aus der Kölnischen Zeitung entnommene Notiz, welche sich mit der näheren Veranlassung des Ankaufs durch die oben genannte Firma beschäftigte und weiter die Gründe darlegte, welche zu der Aussperrung derselben seitens der Appreturvereinigung geführt haben., Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, ist die Darstellung des Sachverhalts in allen , w b e s e n t l i c h e n P u n k t e n u n r i c h t i g. E i n e d i e t a t s ä c h l i c h e n V e r h ä l t nisse genau wiederg. bende Zuschrift aus Krefeld enthält die Sonntags=Nummer des Düss. Gen.=Anz., die wir wegen, des allgemeinen Interesses, welches die Angelegenheit hervorgerufen hat, hier folgen lassen: „Seit Dienstag früh ist die große Seidenwarenfabrik von Deuß& Oetker hier vom„Deutschen Verband der Stoffavpreture ausgesperrl, mit andern Worten: Die Seidenstoffe der Firma werden von dem Tage an von keinem Appreteur mehr ausgerüstet, so daß sie also nicht versandund gebrauchsfähig sind. Der Hergang der Angelegenheit ist folgender: Die Firma Deuß& Oetker, die jährlich für Appretierlöhne rund 180000 Mark ausgibt, und mit ihren Stoffen den Appreteuren 9 Prozent der gesamten Arbeit lieferte, hatte die Absicht, sich in ihrer Fabrik zu Schiefbahn eine eigene Appretur einzurichten. Sie ließ im Geheimen durch Mittelmänner die Maschinen bestellen, machte darauf Anzahlungen und engagierte auch schon. Leute für den Betrieb, der dann in einigen Wochen eröffnet werden sollte. Als die Appreteure dies erfuhren, suchten sie die Firma zu be* wegen, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen, als diese aber darauf bestand, trat der Verband der Appreteure zusammen und beschloß am vorigen Freitag einstimmig, die Firma durch Aussperrung zu einer anderen Anschauung zu zwingen. Als die Firma dies erfuhr, wußte sie einen Appreteur, den Inhaber der Firma Hermann Boetzelen Nachf. in Viersen, zu veranlassen, seine Appretur an die Firma Deuß& Oetker zu verkaufen. Dies geschah notariell am Sonntagmorgen, und als der Vertrauensmann des Appreturverbandes am Montag, früh den Beschluß der Appreteure mitteilte, wurde ihm entgegnet, daß die Firma Deuß& Oetker durch den Ankauf der Viersener Appretur selbst Mitglied des Appreturverbandes sei. Es wurde nun gegen diesen Verkauf Protest er hoben, da die Viersener Firma durch beglaubigte Unterschrift den gegen Deuß& Oetker gefaßten Beschluß mit gefaßt und unterschrieben hatte. Am Dienstagmorgen trat nun, der Beschluß in Kraft, und die Firma Deuß& Oetker ist dadurch in die größte Verlegenheit versetzt, da die Vieksener Appretur nur einen sehr kleinen Teil der fertig gestellten Stücke auszurüsten imstande ist. Es hat sich nun aus dieser Sachlage schon eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten ergeben, und man kann gespannt sein, wie die Sache auslaufen wird. In einem ähnlichen Falle— es handelt sich um die Samtfabrik von Gustav Jacobiny& Cie.— haben die Samtappreteure durch die Aussperrung die Gründung einer eigenen Appretur der Firma verhindert. Man kann den Appreteuren nicht verdenken, daß sie sich gegen die beabsichti gte Arbeitsverminderung wehren. Andererseits wird man auch dem Standpunkt der großen Seidenfirma verstehen, die das„Herr im eigenen Hause sein" durch die Gründung der Appretur dokumentieren und sich von niemand dreinreden lassen möchte. Jedenfalls wird die Firma nur mit sehr großen Opfern in diesem eigen artigen Streite siegen können, wenn das überhaupt möglich ist. Denn die seinere Ware wird sie auch später, wenn sie die eigene Appretur besitzen sollte, nicht selbst ausrüsten kön nen. Auch dann ist sie von den Appreteuren abhängig, d. h. wenn sie zusammenhalten.". Nach dieser Darstellung liegt der Grund der Aussperrung de Firma Deuß& Oetker durch die Appreturvereinigung nicht darin,„weil die genannte Firma die Stoffappretur Hermann Bötzelen Nachf., Inhaber Friedrich Quack, in Viersen mit Ge bäuden und Grundbesitz angekauft habe, ohne daß letztereFirma, Verkaufs ihrer Appretur dem Verbande angezeigt hätte“, wie die auch der Appreturvereinigung angehört, die Absicht des es in der Kölner Zeitung heißt, sondern weil die Schiefbahner Seidenwarenfabrik sich nicht auf das unbillige Verlangen der Appreturvereinigung einlassen wollte, durch eine schriftliche Erklärung für jetzt und die folgenden 10 Jahre auf die Errichtung einer eigenen Appreturanstalt zu verzichten. Weil sie sich einer solchen Knechtung der persönlichen Willensfreiheit nicht unterwerfen wollte, suchte die Firma dem über sie verhängten Boykott dadurch sich zu entziehen, daß sie in aller Stille eine StoffAppretur erwarb, um damit eine Existenzfrage ihres Betriebes zu lösen, was die Appreturvereinigung mit Mitteln, welche vor der freiesten Anschauung über Koalitionsrecht keinen Stand hal ten dürften, zu vereiteln trachtete. Der Verkauf der Appretur anstalt erscheint, von diesem Gesichtswinkel betrachtet, auch in einem anderen Licht. — 13½ Milliarden Mark sind auf die noch nicht gedeckten 300 Millionen der neuen 4prozentigen Schatzanweisungen des Reiches und Preußens im Gesamtbetrage von 400 Mill. Mark gezeichnet worden, Diese 45fache Ueberzeichnung steht aller dings nicht ohne Besspiel da, denn 1903 wurde die 3prozentige Reichsanleihe sogar 47fach überzeichnet. Selbst wenn man an nimmt, daß die(nicht ernsthaften)„Konzertzeichner“ eine große Rolle spielen und daß auch für die Sperrstücke größere Summen gezeichnet worden sind, nur damit man überhaupt etwas er hält, so haben die neuen Anleihen doch einen gewaltigen Er folg gehabt. Darin offenbart sich volles Vertrauen zur deut schen Wirtschafts= und Weltpolitik, umsomehr, als das Ausland und daran gerade wieder England beheutenden Anteil an den Zeichnungen genommen hat. (städt. subv.): Beginn des neuen Tertials: Mittwoch, 1. Mai. Vollständige Ausbildung in allen Musikfächern von den ersten Anfängen an. Honorar von Mk. 100.— an jährlich. Eintritt jederseit. An den Chorklassen können auch Damen, welche nicht Schülerinnen der Anstalt sind, teilnehmen. Näheres Albertusstrasse 4, woselbst auch Prospekte erhältlich. Sprechstunden von 11—1 Uhr. Die Direktion. (Kaiser=Friedrich=Halle). ienstag, d. 30. April, abends 8 Uhr, veranstaltet seine zweite und letzte Cola-Vorstellung. sind vorher im ZigarrenGeschäft Riquier u. Biersener Hof 40 u. 60 Pfg. u. 1 Ml. zu haben. Montag, den 29. April, abends 8½ Uhr, im Viersener Hof u welcher alle Bürger mit Rücksicht auf einige Punkte der Tagesordnung dringend eingeladen sind. 1. Jahresbericht und Kassenbericht. 2. Vorstandswahl. Abänderung des§ 5. 3. Häuserblock. 4. Auslage der Remigiusstraße. 5. Durchführung der Josefsstraße. 6. Verschiedenes. Vorstand. Viersener Verschönerungsverein. Dienstag, den 7. Mai, abends 8½ Uhr im Gasthof Gansen Hauptversammlung. Tages=Ordnung: 1. Jahres=Bericht. 2. Rechnungs=Ablage. 3. Festsetzung des Haushalts für 1907. 4. Ergänzungs. Wahlen. 5. Besprechungen und Mitteilungen. Königl. Dreußische Klassen=Lotterie. Die Lose zur 5. Klasse 216. Lotterie müssen bis zum 2. Mai, abends 8 Uhr erneuert sein. Kauflose sind noch zu haben. Zimmermanns, Königl. Lotterie=Einnehmer, Viersen. Pofkssteundräder sind die Tage zur Probe billigsten deshalb als Spezial mit Gul ummt zum moderee: 49 Mark mit 2 Reur uit uer un msthmen e c inr berbe rteile, Gummi, Stahlwaren 2c. 2c. umsenst und vortofrel. Friedrich Wilhelm Engels Garantie für guten Rahmenbau. Kein Risiko. Geld 2 Versandt: Anzahlung Grötrath Ne. 1968 Dr. Bergmanns Wasserheilanstalt lustanrort Cleve, Dr. Bergmann, früher Bodarzt in Voerohesen. Sertrter Ferr Apotheber!“ Genden Sie gesl. wieder sofort die Serasgliche Rine- Galde, mamn offrns Beinleiden, an Fräul. K. 9. Paster W. 8., 28./8. 08. Diese Kins=Galde wird mit Erfolg gegen Beinleiden, Flechten und Hautleiben angewandt und is in Dosen Pfänder=Verkauf. Am Montag, 13. Mai, nach mittags 3 Uhr, werden die versallenen Pfänder von Nr. 5890 bis Nr. 6925 öffentlich versteigert. Ueberschüsse 14 Tage lang im schäft, später bei der hiesigen Armenkasse. Leihanstalt Rougen, Kleine Bruchstraße 16. Stadttheater Dienstag, den 30. April, Vorstellung zu ermäßigten Preisen. Zum letzten Male! Novität!. Rovität! Husarensieber. Lustspiel in 4 Akten v. G. Kadeldurg und H Skowronnek. Kassenössnung und Einlaß 7¼ Uhr. Anfang 8 Uhr. Ende gegen 11 Uhr. Preise der Plätze. 1 Parkett 1.—9. Reihe, Mittelbalkon 1. Reihe 2 Mark, Mittelbalkonloge pro Platz 2,50 Mark. 1. Parkett 10. —15. Reihe, Seitenbalkon 1 Mark. 2. Parkett 75 Pfg., Parterre 50 Pfg., Galerie 1.—4. Reihe nummeriert 50 Pfg., Galerie 30 Pig. Der Vorstand. Zu Ende Mai ein tüchtiges anz- Lehr-Institut gesucht. die erste Den geehrten Herrschaften die ergebene Anzeige, Tanz=Unterrichtsstunde bestimmt am Dienstag, den 30. April, abends 8 Uhr, im Hotel Gausen in Viersen stattfindet. Hochachtungsvoll A. Helfer und Frau Lehrer u. Lehrerin der bild. Tanzkunst. Poststraße 3 Frauen u. Kinder lieben sie am meisten, die zur Erzielung gesunder zarter Haut seit vielen Jahren bewährte Myrrholin=Seife, = Im Erscheinen befindet sich:= Wegen Erkrankung des bisherigen Mädchens tüchtiges gesucht, eventl. zur Aushülfe. 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