8 Nr. 128— 1897. Erscheint Donnerstags und Samstags. Abonnementspreis: bei den Boten 1 Mark 50 Pfg. bei den Postanstalten 1 Mark 60 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. Iusertionen werden mit 10 Pfg. R.=W. die sechsspaltige Petitzeile oder deren Raum berechnet und Montags, Mittwochs und Freitags Abends erbeten. Donnerstag, 2. December. 50. Jahrgang. (Verkündiger für Stadt und Land.) Druck und Verlag von T. 9. in Biersen. Für die Redaction verantwortlich: Wilhelm Meyer. Agenturen: Haasenstein& Vogler in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln 2c.— Rudolf Mosse in Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg und Köln.— Wilhelm Thienes in Elberseld.— G. L. Daube& Co. in Frankfurt am Main. Die Thronrede, mit welcher der deutsche Reichstag eröffnet worden ist, ist umfangreicher, als die gleichen Schriftstücke der letzten Jahre es waren; sie bietet, nachdem die Einzelheiten der Marinevorlage schon bekannt gegeben sind, etwas thatsächlich Neues von besonderer Wichtigkeit nicht mehr, sie bewahrt aber einen sehr sachlichen und ruhigen Ton, trotzdem es heute schon keinem Zweifel unterliegen kann, daß die neue Forderung für die Kriegsflotte im Reichstage einen harten Kampf verursachen wird, der möglicherweise nicht mit der Annahme, sondern mit der Auflösung der Volksvertretung endet. Die strenge Sachlich keit der Thronrede läßt aber doch erhoffen, daß auch die zu erwartende parlamentarische Redeschlacht sich in den Grenzen vollster Sachlichkeit halten wird. Die neue Marinevorlage ist der erste von den in der Thronrede angekündigten Gesetzentwürfen. Dies Factum zeigt schon, welchen Werth ihr die verbundeten Regierungen beimessen. Es wird gesagt, daß die im Interesse der Machtstellung Deutschlands und unseres Welthandels für erforderlich erachtete Vermehrüng von Kriegsschiffen eine dringende und nicht länger hinauszuschiebende Maßnahme darstelle, es soll mit anderen Worten die Entscheidung darüber in dieser Reichstagssession bestimmt herbeigeführt werden. Die Begründung der Neuforderungen entspricht den schon bekannten Darlegungen, der heikle Punkt der Kostendeckung ist in der Thronrede nicht erwähnt. Aus dem Mangel jedweder Ankündigung von neuen Steuern und aus der an anderer Stelle sich findenden Erklärung, daß auch die Matrikularbeiträge, das heißt die Beiträge der einzelnen deutschen Bundesstaaten zur Reichskasse, nicht erhöht werden sollen, ergibt sich aber, daß man die Aufbringung der Unkosten ohne neue allgemeine Lasten ermöglichen zu können meint. Nach der kurzen Ankündigung eines Gesetzentwurfes betr. die Verbesserung der Postdampfschiffeverbindungen mit Ostasien folgt dann die der zweiten Hauptvorlage der bevorstehenden Session, der Reform des Militärstrafproceßverfahrens. Die Bemerkungen dazu sind ziemlich kurz, es soll diese knappe Kürze wohl andeuten, daß mit Rücksicht auf die Manneszucht in der Armee die Militärverwaltung größere Concessionen, als wie sie bereits in diesem Entwurfe enthalten sind, nicht machen kann. Auch die Annahme dieser Vorlage wird kaum so glatt von Statten gehen, die Reichstagsmehrheit hatte bezüglich dieser Reform bekanntlich recht weitgehende Wünsche. Dem Reichslage werden ferner zugehen Gesetzentwürfe betreffend die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, sowie betreffend. Aenderungen der Civilproceß ordnung und der Concursordnung; damit soll die Rechts einheit auf dem Gebiete des bürgerlichen Rechtes zum Abschluß gelangen. Ferner wird eine Vorlage betreffend die Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochenen Personen kommen. Hoffentlich kommt diese Frage nun endlich zum Abschluß. Die allgemeine Finanzlage ist befriedigend, so be friedigend, daß eine Erhöhung der Matrikularbeiträge, wie oben schon erwähnt, nicht einzutreten braucht, die Durchführung des warmen Abendbrods in der Armee ermöglicht und die Ausgabe für die Umgestaltung der Artillerie für das neue Etatsjahr von dem Anleihe Etat auf die laufenden Ausgaben übernommen werden kann. Es wird auch mit einem ferneren Steigen der Einnahmen gerechnet, und soll die Tilgung der Reichsschulden im Hinblick darauf und zwar auf Grund eines besonderen Gesetzes fortgesetzt werden. Freilich werden nun wahrscheinlich die neuen Marineforderungen die Summe der Reichsschuld wieder in die Höhe schnellen lassen. Von dem jüngstberufenen wirthschaftlichen Ausschuß erhofft die Thronrede einen gerechten Ausgleich zwischen den verschiedenartigen Ansprüchen unseres Erwerbsleben bei der Behandlung von handelspolitischen und zollpolitischen Fragen. Um so mehr ist das zu wünschen, als die nächsten Handelsvertragsverhandlungen sicher recht beträchtliche Schwierigkeiten mit sich bringen werden. Die Entwicklung unserer Colonieen wird im Allgemeinen eine befriedigende genannt, auf die Anlegung einer Kleinbahn in Deutsch=Sud West=Afrika und auf den Togo-Vertrag mit Frankreich wird hingewiesen. Mit Beaug auf den chinesischen Zwischenfall wird betont, daß deutsche Truppen in der Kiantschau=Bucht gelandet sind, um volle Sühne und Sicherheit gegen Wiederkehr ähnlicher beklagenswerther Ereignisse zu erlangen. Sobald werden unsere Blaujacken aus der genannten Bucht also wohl nicht wieder abziehen. Die auswärtigen Beziehungen werden nicht nur erfreuliche genannt, es wird auch gesagt, daß alle Anzeichen zu der Aussicht berechtigen, daß wir mit Gottes Hilfe auch sernerhin der friedlichen Entwicklung Europas und des deutschen Vaterlandes entgegensehen dürfen. Hervorgehoben werden dann auch die Begegnungen des Kaisers mit verbündeten und befreundeten Monarchen, sowie die Besuche in Peterhof und Budapest. Die Begegnung mit dem König Humbert von Italien ist nicht apart erwähnt, anscheinend wohl um deswillen nicht, weil sie im Inlande stattfand.— Mag sich vor Allem die Hoffnung der Thronrede auf eine friedliche innere Entwicklung Deutschlands erfüllen. für die evangelischen Mitglieder in der Schloßkapelle und für die katholischen in der Hedwigskirche Gottesdienst abgehalten war. Nach und nach füllte sich der prachtvolle Saal mit den geladenen Gästen. Zwei gegenüberliegende Seiten nahmen die Generale und Regiments=Commandeure ein. Von den Abgeordneten waren etwa 80 erschienen. Der schwarze Frack überwog diesmal ganz bedeutend die Uniformen. Mit Ausnahme der Socialdemokratie waren alle Parteien vertreten. Gegen 12 Uhr erschienen die Mitglieder des Bundesraths mit dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe an der Spitze. Besondere Aufmerksamkeit erregten die neuen Männer: Die Staatssecretäre v. Bülow, v. Thielmann und Tirpitz. Herr v. Thielmann hat eine ziemlich große, kräftige, Figur, volles, blondes Haar und einen kurzgeschorenen blonden Vollbart. Herr v. Bülow ist ebenfalls blond und groß und mit gut erhaltenem Haupthaar und kleinem Schnurrbart. Dagegen ist der Scheitel des Herrn Tirpitz, dessen Antlitz ein großer blonder Vollbart umwallt, schon stark gelichtet. Er hat eine volle Gestalt und macht einen sympathischen Eindruck. Die Bundesrathsmitglieder stellten sich zur Linken des Thrones auf. Die Abgeordneten schlossen sich vor dem Throne in einem großen Halbkreis zusammen. Darauf entfernte sich der Reichskanzler, um dem Kaiser mitzu theilen, daß Alles bereit sei. Als Se. Majestät in weißer Garde=du=Corps=Uniform, begleitet von den Prinzen des kgl. Hauses, erschien, präsentirte die Schloßwache, Reichstagspräsident v. Buol brachte ein Hoch aus, in das die Anwesenden begeistert einstimmten. Dankend verneigte sich der Kaiser. Er schritt die Stufen des Thrones hinan, nahm vom Kanzler die Thronrede in Empfang und verlas diese mit kräftiger Stimme. In der Loge war die Kaiserin anwesend. Vor dem Schlosse wohnte eine gewaltige Menschenmenge der Auffahrt bei und be grüßte das Kaiserpaar lebhaft. Als der Kaiser an der Spitze eines glänzenden Gefolges zum Weißen Saale schritt, verließ er auf einen Augenblick den Zug und trat an eine der Fenster, von dem aus man auf das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelme I. schauen kann. Der Kaiser warf einen langen Blick auf das Standbild seines Großvalers und setzte alsdann den Gang nach dem Weißen Saale fort. Als er dort den officiellen Wortlaut der Thronreve veriefen hatte, fügte er in seiner Rede noch einige bedeutsame Worte hinzu; der Kaiser sagte: Vor zwei Jahren habe ich hier auf das geheiligte Feldzeichen meines ersten Garde=Regiments geschwören, überall das Reich in seiner Machtfülle zu erhalten. Sie waren hierbei meine Eideshelfer. Nun helfen Sie mir auch meinen Schwur zu verwirklichen Ich bitte im Namen des Reiches und im Angesicht des allmächtigen Gottes, daß er Ihnen beistehen möge in Ihrer Arbeit, Mir zu helfen, die Ehre des Reiches, die Ich nicht zu wenig geschätzt habe, Meinen einzigen Bruder dafür einzusetzen, auch fürderhin nach außen wahren zu helfen. Nach diesen Worten, die, wenn auch unter Schweigen, so doch mit tiefem Empfinden von den Anwesenden angehört wurden, erklärte der Reichskanzser die Session für eröffnet und der bayrische Bevollmächtigte im Bunderath brachte das Kaiserhoch aus. „* * Die Eröffnung des Reichstags im Weißen Saale des Berliner kgl. Schlosses fand unter Entfaltung des üblichen großen Ceremoniells statt, nachdem vorher Deutscher Reichstag. Berlin, 30. November 1897. * Dienstagssitzung. Am Bundesrathstische Gra v. Posadowsky, v. Richthofen. Präsident v. Buol eröffnet die Sitzung um 2¼ Uhr unter Berufung auf die bezügliche Bestimmung der Geschäftsordnung und ernennt zu provisorischen Schriftführern die Abgg. Braun, Kropatschek, Pieschel und Hermes. Eingegangen sind an Vorlagen: das Flottengesetz nebst Begründung, der Etat, ferner der Etat für die Schutzgebiete, Rechnungsübersichten, Gesetzentwurf betr. die Bestimmungen über Aufnahme von Acten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, Gesetz betr. Entschädigung unschuldig Verurtheilter, Militärstrafgerichts verfahren. Es erfolgt nunmehr der Namensaufruf. Derselbe ergibt die Anwesenheit von nur 174 Mitgliedern des Hauses Präsident v. Buol beraumt die nächste Sitzung an auf Mittwoch 1 Uhr mit der Tagesordnung: Wahl des Prasidiums und der Schriftführer. Berlin, 1. December Zur Marinevorlage. Das neue Flottengesetz war von dem officiösen Telegraphenbureau mit dem Vermerk„Der Plan hat klare und feste Grenzen und wahrt durchaus das Etatsrecht des Reichstags“ ver19) Haiderose. Roman von J. Berger. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung). „Ich habe bereits von den Vorzügen Ihrer Fräulein Tochter gehört und werde mich sehr freuen, sie kennen zu lernen“, sagte Ulrich. Soo?— Wer hat Ihnen denn von meiner Tochter erzählt? Beichten Sie doch— bitte!“ Eine leichte Ungeduld sprach aus ihrem Ton. Ulrich drehte stumm an seinem Schnurrbart.„Wenn Sie mir die Antwort doch ersparen wollten, gnädige Frau“, brachte er endlich hervor. „Ah, so?— Ja wov!“— In diskreten Sachen darf man nicht neugierig sein“, entgegnete sie hinterhaltig. „Sie mißverstehen mich, gnädige Frau. Es gibt nichts dabei, was das Tageslicht zu scheuen hätte. Auf Ehre!— Fräulein Vollmar, das Pathchen meiner Mama, das augenblicklich in Ihrem Hause weilt, hat mir von——“ Frau, Eva wartete seine volle Antwort nicht ab, sondern fiel hastig ein:„Sie meinen das junge Mädchen, das wir aus Barmherzigkeit bei uns ausgenommen haben“ Es ist eine Anverwandte meines Mannes, und wir wollen ihr so lange das Gnadenbrot geben, bis sie eine Stellung als Gouvernante oder dergleichen ge funden hat“.„ „Es ist traurig( daß die Verhältnisse sie zur Dienst barkeit zwingen“, versetzte Ulrich bewegt.„Sie hat bessere Tage gesehen, es wird ihr schwer sallen, den Kampf mit dem Leben zu bestehen. Meine Mama hat sie sehr lieb und bedauert, daß sie außer Stande ist ihr dauernd hilfreich zu sein". Frau Eva zuckte gleichgiltig die Achseln. Ihr lag nichts daran, ob die Baronin sie lieb hatte oder nicht. Es ist eben alles Geschmacksache“, sagte sie kalt. „Ich für meinen Theil liebe das Mädchen nicht. Im Gegentheil: es ist mir im höchsten Grade unsympathisch. Ich gestehe das ganz ehrlich! Erfahrene Frauen lassen sich durch ein schönes Aeußere nicht blenden Sie verschränkte die Arme vor der Brust, während ein böses Lächeln ihre Lippen umspielte. Wie dumpfer Groll wallte es in Ulrich gegen sie auf. Wie war es nur möglich, daß sie Rose's feine Natur, ihre seeliche Hoheit, tore Reinheit nicht erkannte und sie so unterschatzte,— sie und ihren Werth Sonderbar Arme, arme Rose!„Ihr süßes, blasses Gesicht schien plötzlich vor ihm aufzülauchen.— Was würde ihre Zukunft sein? Tag um Tag— jahrelang in der dumpfen Schulstube sitzen und unter unsäglichen Mühen sich mit fremden Kindern abplagen, bis vielleicht ein Freier kam, der die Mitgift nicht in die Waagschale legte und den armen verschüchterten Vogel in ein warmes sicheres Nest führte. Aber er wollte nicht daran rütteln, nicht ihre Wege mehr kreuzen— er am allerwenigsten. Es gab eine Macht, vor der er sich beugte, die Macht seines eigenen Willens. Aus der Schwäche, die ihn sonst in ihrer Nähe überkam, die ihn untersocht hatte, war allmählich daß große starke Gefühl„Entsagung" hervorgegangen und der kühle Verstand hatte die Oberhand gewonnen. Und nun saß er wieder ernst, gelassen und ruhig da und sprach mit Frau Eva von allerlei möglichen gleichgiltigen Dingen. Das schöne blonde Mädchen schien für Beide nicht mehr verhanden sein. Der Vormittag war beinahe vergangen, als es Ulrich endlich gelang, sich loszureißen.: Er hatte wiederholt aufbrechen wollen, aber Frau Eva wußte ihn immer wieder in die Unterhaltung zu verstricken. Und so war er länger geblieben, als er wollte.—— # Nach einer Stunde Fahrt durch den Thiergarten hielt das Cab des Fabtikanten in nächster Nähe des Charlottenburger Schlosses. Die Apfelschimmel standen und Silva und Rose stiegen aus. Erstere befahl dem Kutscher, ihre Rückkehr auf der Chaussee zu erwarten, da sie den Schloßgarten und das Mausoleum besichtigen wollten. Arm in Arm schritten die Mädchen durch den schönen Park, über dem sonntägliche Stille webte. Kein Menschen Cages-Neuigkeiten. Deutschland. sandt worden. Der erste Theil dieses Vermerks ist ganz unstreitig richtig. Die Vorlage aibt präcis die Anzahl von Kriegsschiffen an, welcher unsere Marine bedarf, um ihren Zweck zu erfüben. Als nothwendig werden erachtet 17 Linienschiffe(bisher Panzerschiffe genannt), 8. Küstenpanzerschiffe, 9 große und 26 kleine Kreuzer, als Material= reserve kommen dazu 2 Linienschiffe, 3 große und 4 kleine Kreuzer. Dieser Stand der Flotte soll in einem Zeitraum von 7 Jahren erreicht werden, d. h. mit andern Worten, es müssen in diesem Zeitraum 7 Linienschiffe, 2 große und 7 kleine Kreuzer neu gebaut werden. Die Kosten für diese Neubauten werden auf 162,2 Millionen Mark geschätzt. Vom Jahre 1905 ab sollen dann keine Neubauten mehr, sondern nur noch Ersatzbauten für die mit der Zeit schadhaft gewordenen Kriegeschiffe vorgenommen werden, welche sich für die nächsten 7 Jahre auf ca. 211 Mill. M. stellen werden. Die Mehrkosten der Indiensthaltung der Schiffe und der Personalvermehrung werden pro Jahr 4 Mill. gegen 3 Mill. bei dem bisherigen Bestande ergeben. Das Etatsrecht des Reichstags, so heißt es auch ausdrücklich in der Vorlage, oll trotz des auf.7 Jahre berechneten Planes nicht betroffen, auch sollen neue Steuern zur Deckung der Unkosten nicht erhoben werden.— Diese beiden letzten Versicherungen begegnen auch in dem Theil der Presse, welcher den Flottenplänen im Uebrigen durchaus zustimmt, einigem Mißtrauen. Man behauptet, der Reichstag, der nach Schluß dieser Session den Neuwahlen unterzogen werde, könne unmöglich auch den künftigen Reichstag bindende Beschlüsse fassen. Und gerade um dieses Umstandes willen erklärt man heute schon in weiten Kreisen, daß der soeben erst eröffnete Reichstag vor der Zeit geschlossen, d. h. aufgelbst werden würde. Denn ganz abgesehen von den socialdemokratischen und linksliberalen Reichstagsabgeordneten, äußern auch die Mitglieder der freisinnigen Vereinigung, der nationalliberalen Partei und vor allen auch des Centrums entschiedene Bedenken gegen die Bindung des Reichstages auf 7 Jahre hinaus. Nur die conservativen Parteien stimmen der Vorlage unbedenklich zu. Da nun aber andererseits die Verbündeten Regierungen ihre Vorlage als das Mindestmaß dessen ansehen, was verlangt und bewilligt werden muß, so ist die Aussicht in die Zukunft thatsächlich eine dunkle. Die soeben begonnene Session steht heute schon unter dem Zeichen der Reichstagsauflösung. * Der dem Reichstage zugegangene Entwurf zur Militärstrafproceßordnung, der bisher noch nicht zur officiellen Mittheilung gelangt war, kann am besten gewürdigt werden, wenn man die neuen Reformbestimmungen mit den gegenwärtig bestehenden vergleicht. Während im preußischen Militärgerichtsverfahren bieher schriftlicher und geheimer Untersuchungsproceß die Regel war, lautet die bezügliche Bestimmung des Reformentwurfs: Weitestgehende Durchführung des mündlichen unmittelbaren Verfahrens unter Zulassung der Oeffentlichkeit der Hauptverhandlung nach bayrischem Vorbilde. 2. Während im bestehenden preußischen Gesetz die Verbindung des Untersuchungsführers, des Anklägers und des Vertheidigers in einer Person vorgesehen ist, bringt der neue Entwurf in die Anklageform: Scharfe Trennung der Aufgaben des Richters, Anklägers und Vertheidigers. 3. Statt der bisherigen: Commandirung der Richter von Fall zu Fall, tritt: Die Ständigkeit der Gerichte in allen Instanzen im erheblichen Umfange. 4. Statt: Der Beschränkung der Vertheidigung durch Dritte, tritt: Die unlaut war zu hören, nur Vogelsang und sanftes Blätterrauschen, wenn ein Windhauch durch die Baumwipfel fuhr. Silva zeigte der Freundin die uralten Stämme, die prachtvollen Blumenanlagen und blühenden Boskets, und diese war entzückt von allem. Und dann saßen die beiden Freundinnen nebeneinander und blickten still hinem in die wundervolle Frühlingspracht. „Ach, die Welt ist so schön und die Menschen oft so schlecht“, sagte Silva ernst.„Aber man muß sie nehmen wie sie sind und das Leben von der besten Seite auffassen. Ach, Rose, Rose, nimm's auch leicht nimm alles leicht! Es ist ja schrecklich, Mama's beständiges Schelten und Tadeln, aber gräme Dich nicht darüber.— Oder hat Deine Schwermuth einen andern Grund Silva schlang den Arm um Rosa und ihr Haupt sanft zurückbiegend sah sie ihr tief in die Augen. „Rose, sei aufrichtig zu mir. Dich drückt ein schweres Leid— ich sehe es Dir an. Bitte, schenk“ mir Vertrauen. Ich hab' Dich so innig lieb und wenn ich Dir helfen kann, thu' ich's gern.— Ach, Du weinst, Liebste!— Sag' doch um was, um wen? Das Mädchen antwortete nicht gleich, sie preßte schluchzend ihr Antlitz an Silva's Wange. Dann vertraute sie ihr, die sprachlos lauschte, in tiefster Bewegung alles an. Sie erzählte ihr von den glücklichen Tagen ihrer Kindheit, von dem stillen, aber herzerquickenden Leben in der Haide. Sie schilderte ihr den Edelsitz, das alte ehrwürdige Schloß mit seinen weiten Sälen und Hallen und dem wunderschönen Park, der mit seinen vielen Eichen und Buchen einem Wald glich. Dann sprach sie von Ulrich und wie lieb beide sich gehabt, daß einer ohne den andern kaum zu leben vermocht.— Und daß nun ihre Liebe und ihr Glück vorüber sei für alle Zeit, in die Ewigkeit. Denn wir mußten uns die Liebe gewaltsam aus dem Herzen reißen, weil Pflicht und Recht es so verlangten!“ schloß sie erregt ihre Beichte. 8 Silva hatte sie mit keinem Woxten unterbrochen, auf ihren Zügen lag innigste Theilnahme. „Was, ihr habt Eurer Liebe entsagt? Mein Gott, warum denn?“ rief sie. „Ja, wir haben es gethan, denn wir dürfen unser Glück nicht auf Unverstand, Leichtsinn und Sünde aufbauen“, stammelte Rose. „Ich verstehe das nicht! Ich würde fest daran halten, wie mit tausend Klammern und allem zum Trotz. Selbst mit Künsten und List würde ich für mein Glück kämpfen und Schwierigkeiten, Hindernisse, Noth und Tod muthig zu besiegen suchen. Hoch über dem Allem muß doch die Liebe stehen! Wo ist denn Schlechtigkeit? Wo ist denn Sünde? Ich sehe nichts davon!“ Rose seufzte.„Ach, Silva, um alles zu begreifen, mußt Du auch alles wissen. Warum soll ich's Dir auch verhehlen. Ulrich's Eltern sind in der schrecklichsten Nothlage, ihre ganze Existenz steht auf dem Spiel, wenn nicht ein Glücksfall kommt. Die einzige Rettung aus dieser Bedrängniß wäre— wenn Ulrich ein reiches Mädchen heiratete. Wir zwei dürfen uns nicht behalten! Es hilft nichts, wir müssen uns trennen! Es wäre schlecht, undankbar, sündig, wenn wir den unglücklichen Eltern nicht das Opfer unserer Liebe brächten". Silva blickte nachdenklich vor sich hin.„Freilich, wenn die Verhältnisse so liegen, dann könnt ihr nicht anders handeln.— Hat der junge Baron schon eine reiche Braut gefunden?“ „Bis jetzt noch nicht. Ich weiß, daß er sich innerlich heftig dagegen sträubt. Er wird sich der Noth= wendigkeit über kurz oder lang dennoch beugen müssen. Und Du bist ihm ja zur Frau bestimmt, ja, Du Silva!— Sieh mich nicht so verwundert an! Es ist wahr, Deine Eltern wünschen es“. Silva machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. Sie wurde todtenblaß. „Von wem— von wem weißt Du das?“ stieß sie heftig hervo.ammm „Fräulein Hannchen hat es mir erzählt und die hat alles von Deiner Mama erfahren". „Was, wie eine Waare will man mich verkau u e a beschränkte Vertheidigung in Fällen der höheren Gerichts barkeit bei bürgerlichen Vergehungen, auch durch zugelassene Rechtsanwälte. 5. An Stelle der formalen gesetzlichen Beweistheorte der alten Eriminalordnung sieht der neue Entwurf:, Freie Beweiswürdigung auf Grund der in mündlicher Verhandlung vor dem Richter gemachten Wahrnehmungen. 6. An Stelle der Abstimmung der Richter nach dem nicht einwandsfreien Klassensystem tritt: Der gleiche Werth für jede Richterstimme. 7 Während das alte Gesetz ausreichende ordentliche Rechts mittel dem Angeklagten versagte, bestimmt der neue Entwurf: Gewährung der Rechtsmittel nach dem Vorbilde der bürgerlichen Strafproceßordnung Zulassung der Beschwerde, der Berufung, der Revision, der Berufung im weiterenZ[Umfange als im bürgerlichen Verfahren 8. Statt der Abhängigkeit der Rechtskraft des richterlichen Spruches von der Bestätigung bestimmt der Reform Entwurf: Endgültige Entscheidung des Richters über That frage und Strafe. Uneingeschränkte Selbständigkeit der erkennenden Gerichte. 9. Statt der Vielgestaltetheit der Militärgerichte und des Verfahrens bei den verschiedenen Contingenten bringt die Reform ein einheitliches Rechts verfahren für das ganze deutsche Heer und die Marine. Eine gemeinsatne Spitze desselben, des Reichsmilitärgerichts, das die übereinstimmende Auslegung und Anwendung des Gesetzes sichert. Der Reformentwurf sieht endlich entgegen den früheren Bestimmungen eine Entschädigung unschuldig Verurtheitter vor in voller Uebereinstimmung mit dem geplanten bürgerlichen Strasprocesse. * Pref. Mommsen vollendete am Dienstag sein 80. Lebensjahr. Die Stadt Charlottenburg ehrte ihren berühmten Mitbürger dadurch, daß sie einem Straßenzug den Namen„Mommsenstraße“ gab. Den Ovationen hat sich der greise Gelehrte, der zu Garding in Schleswig geboren ist, durch eine Reise nach Süddeutschland entzogen.— Ertminalcommissar v. TauschBerlin ist seines Amtes enthoben worden, nachdem gegen ihn das Hauptverfahren eröffnet ist. v. Tausch, der bisher beurlaubt war, bezieht von nun an nur das halbe Gehalt. Oesterreich * Der Sturz Badenis, des bisherigen österreichischen Ministerpräsidenten, ist dessen Freunden höchst unerwartet gekommen. Nach der strengen Ge schäftsordnug im Abgeordnetenhause, nach welcher jeder, der sich mißliebig machte, durch die Polizei von den Sitzungen ausgeschlossen wurde, hatten Polen und Tschechen und wer sonst noch zur Fahne Badenis schwor, den Glauben gewonnen, daß das rücksichtslose Regime Casimir Badenis Erfolg haben würde. Es sollte aber ganz plötzlich anders kommen Die stürmischen Protestkundgebungen und Volksausschreitungen in Wien und zahlreichen andern Städten Oesterreichs ließen keinen Zweisel daran, daß die Deutschen wie ein Mann gegen die Vergewaltigung ihrer Rechte durch Badeni und den Präsidenten Abrahamowitz aufstehen würden. Angesichts des drohenden Sturmes nahm Kaiser Franz Joseph die Demission Badenis an und betraute den bisherigen Cultusminister Frhru. v. Gautsch mit der Neubildung des Cabinetts. Dieser Schritt des Kaisers be( schwichtigte den losgebrochenen Sturm mit einem Schlage; unter den Deutschen entstand tauter Jubel, sie veranstalteten Festzüge, illuminirten in Wien und in den Provinzstädten ihre Häuser und dankten dem Kaiser für seine befreiende That. Ob sich alle Hoffnungen, die auf den Cabinettswechsel gegründet wurden, erfüllen werden, steht freilich noch dahin, da auch der neue Cabinettspräsident, der übrigene ein Beamtenministerium bilden wird, Beweise seiner Deutschfreundlichkeit bisher noch schuldig geblieben ist. Die Schwierigkeiten, denen er gegenübersteht, sind auch geradezu enorm. Vor Allem handelt es sich um die Frage der Sprachenverordnungen. Der Kaiser persönlich besteht darauf, daß die Sprachenverordnungen nicht auf gehoben werden. Der Monarch soll geäußert haben, wenn er die Sprachenverordnungen aufhöbe, verdiente er nicht, Kaiser von Oesterreich zu sein, sondern er wäre dann höchstens Präsident einer Republik. Auf eine „Befriedigung der Deutschen wird man demnach schwerlich rechnen können. Unter den Tschechen herrscht aber jetzt schon, infolge der Demission Badenis, ihres Protectors, sowie des voraussichtlichen Rücktritts von Abrahamowitz förmliche Empörung. In Prag haben die Straßendemonstrationen der Tschechen große Dimensionen angenommen. Die Menge zog u. A. vor das deutsche Theater und schlug daselbst zahlreiche Fensterscheiben ein. Die Steine flogen bis zu den Eingangsthüren des Parketts. Militär mußte die Demonstranten aus einander treiben. Auf dem Wenzelsplatz fanden blutige Prügeleien zwischen tschechischen und deutschen Studenten statt, denen auch erst durch das Einschreiter' von Militär ein Ende gemacht werden konnte. Die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses werden am 10. December etwa wieder aufgenommen werden auf ihren Verlauf darf man gespannt sein.— Hochinteressant ist die Entscheidung des ohersten Gerichtshoses in Wien, wonach die Sprachenverordnuingen der Rechtsgültigkeit entbehren. Auf Grund dieses Urtheils müssen jetzt die Verhandlungen vor dem Kreisgericht in Eger deutsch geführt werden. * Gegen den Abg. Wolf wurde, wie aus Wien berichtet wird, die Untersuchung eingestellt, gegen andere Abgeordnete war Strafanzeige nicht erstattet worden In Wolf's Redaction löste eine Ovation die andere ab, im Hof des Gebäudes standen zu Hunderten Studenten, die abwechselnd die„Wacht am Rheln“ und das„Biemarcklied“ sangen.„Wolf mußte jeder Abtheilung einige Worte sagen:„Ihr Alle habt mitgeholfen bei der schweren Arbeit. Wir erkennen das vollauf an! Jetzt haltet Ordnung und werdet Herr Eurer Erregung!“ Aehnliches wiederholte er immer und immer wieder. Wolf erhält zahlreiche Telegramme aus allen Theilen des Landes, in denen man ihn als den Mann der That feiert; überall, wo es Studenten und Techniker deutscher Nationalität In Eger war große allgemeine Illumination: aber es wurten auch die dunkel gebliebenen Fenster eingeschlagen. In Linz wurden dann dem Abg. Ebenhoch die Fenster eingeworfen, worauf er aus dem Fenster schoß. Thcales. () Viersen, 2. Der. Die Nachricht, welche schon seit ungefähr 14. Tagen die Stadt durchlief, daß Herr Caplan Gruenter zum Pfarrer von Lank ausersehen sei, hat nun ihre Bestäfigung gefunden.„Dieselbe wird hier mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen, Herrscht einerseits Freude darüber, daß dem Herrn eine so ansehnliche Pfarre übertragen wird, dann greift andrerseits ein Gefühl des Bedauetns darüber Platz, den allgemein beliebten Herrn von hier scheiden sehen zu müssen. In seiner 12jährigen Wirksamkeit in hiesiger Stadt, wovon circa 6 auf St. Remigius und 6 auf St. Joseph entfallen, hat er, durch sein ebenso seeleneifriges als ruhiges und friedfertiges Wirken sich die Liebe aller Katholiken und die Hochachtung der Andersgläubigen zu erwerben verstanden. Bei der Vielseitigkeit seines Wirkens als Seelsorger, als Religionslehrer an Progymnasium und an der höhern Töchterschule und vor allem als Präses des kath. Arbeiterinnenvereins wird sein Weggang eine Lücke hervorrufen, die sich sehr fühlbar machen wird. Die besten Wünsche der gesammten Viersener Bürgerschaft geleiten den Scheidenden in seinen neuen Wirkungskreis. (.) Viersen, 2. Dec. Als gegen Ende September der Wirth Michael in der Gr. Bruchstraße die von ihm gekaufte Wirthschaft antrat, wurde dieser Act abends im Kreise der Freunde und Stammgäste kräftig gefeiert. Am folgenden Morgen vermißte Herr M. einen Betrag von 505 M., welche er Tags vorher in Banknoten à 100 M. und einem Kassenschein à 5 M. in seiner Brieftasche bei sich geführt hatte. Eine Aufklärung über den Verbleib des Geldes konnte, trotzdem auch die Polizei„mit der Sache sich befaßte, nicht erreicht werden. Dieser Tage wurde nun dem Schuhmacher Wilh. Keim ein Paar Schnürschuhe des M. in Reparatur gegeben und fand dieser, als er die fertig gestellten Schuhe ausraspeln wollte, die Geldscheine an der innern Sohle der Schuhe festgetreten und angeklebt. Der ehrliche Finder überbrachte seinen Fund sofort dem Eigenthümer, welcher ihn durch ein angemessenes Geschenk seine Ehrlichkeit lohnte. Ein 100 Markschein, welcher durch das Treten coursunfähig geworden ist, wird von der Reichsbank ersetzt. Zum unlautern Wettbewerb gibt, werden Deputationen an ihn entsendet. Die Mel dungen von Kundgebungen aus allen Städten Oesterreichs laufen immer zahlreicher ein; wo die Bevölkerung ein sprachig ist, verläuft der Jubel in Eintracht, wo Tschechen und Deutsche zusammenwohnen, kommt es zu Conflicten verschachern und ohne mich zu fragen, ob ich will oder nicht? Das ist entsetzlich! Nie und nimmer laß ich mir das gefallen! Nein! nein! nein!" Ihr Antlitz röthete sich vor Zorn, die sanften Rehaugen sprühten Blitze. (Fortsetzung folgt). Unter den neuesten social=politischen Gesetzen nimmt das Gesetz wider den unlautern Wettbewerb eine ganz hervorragende Bedeutung ein. In dem Sturmlauf, den die ungezügelte Concurrenz nimmt, hatten sich im Laufe der Zeit Zustände und Gepflogenheiten herausgebildet, denen der solide Geschäftsmann nicht gewachsen war, die jedoch von dessen unlauterer Concurrenz aufe gröblichste ausgenutzt und ausgebeutet wurden. Das Reclamethum machte sich in unverschämtester Weise breit zum Schaden des gediegenen, ehrlichen Geschäftsbetriebes und zum Nachtheil des immer wieder auf den schwindelhaften Leim gehenden kaufenden Publicums. Man spricht häufig weg werfend von„Jenen, die nicht Alle werden", aber es ist doch nicht gerecht, allzuhart über diejenigen, welche leicht dem Schwindel zum Opfer fallen, abzuurtheilen. Meistens sind es Leute, die nicht zu reichlich mit Glücks gütern gesegnet sind und daher mit den Auslagen Rath pflegen müssen. Tritt zu dieser Geldknappheit noch Unerfohrenheit oder Vertrauensseligkeit hinzu, so sind diese Leute zu sehr geneigt, den sich in verlockendem Gewande nähernden Angeboten in die Hände zu fallen, leider ehr oft zu ihrem Schaden. Es ist deshalb gut, daß die Gesetzgebung sich ins Mittel legte und den schlimmsten Auswüchsen auf dem Gebiete der unlautern Concurrenz einen Riegel vorschob. Es würde zu weit führen, wollten wir alle die Practiken, welche auf dem Gebiete des unlautern Wettbewerbes sich breit machten, hier aufzählen. Wir wollen nur einige herausgreisen, namentlich solche, welche die Gerichte bereits beschäftigt haben. Der Umstand, daß solide Geschäfte jedesmal gegen Schluß der Saison einen Ausverkauf halten, um mit den SaisonArtikeln zu räumen, oder daß wegen Concurs, Geschäftsumänderungen oder=Aufgabe ganze Geschäfte ausverkauft werden, wurde häufig dazu benutzt, Ausverkäufe zu veranstalten, die kein Ende nahmen, indem die verkauften Waaren immer durch neue ersetzt wurden. So wurde z. B. jüngst aus Berlin gemeldet(in kleineren Städten ist solches Gebahren überhaupt unmöglich) daß ein Kaufmann von einem Concuréverwalter den ganzen Bestand der zur Concursmasse gehörenden Waaren kaufte und dann unter dem Namen„Concurs=Ausverkauf“ zwei Jahre lang ein flottes Geschäft führte, bis schließlich das Gericht es ihm untersagte. Das Tollste bei der Sache ist(wie vielfach festgestellt wurde), daß die Käufer auf solchen Schwindel=Ausverkäufen die Waaren theurer bezahlen, als unn jedem reellen Geschäft. Jungst hatte sich ein kheinisches Gericht mit dem neuerdings aus Amerika eingeführten„Apfelgelee" zu befassen, welches ein Händler unter dem Namen„Apelkraut“ in den Handel brachte, das aber nur aus einem Extract, aus Aepfelabfällen und verschiedenen Surrogaten besteht. Die Bezeichnung dieses Gemisches als Apfelkraut wurde untersagt. Ebenfalls haben die Gerichte Ankündigungen wie „Ausverkauf zu und unter Einkaufspreisen," oder „Billiger als jede Concurrenz am Platze“ 2c., falls diese nicht nachweislich wahr sind, als unter die Bestimmungen des Gesetzes wider den unlautern Wettbewerb fallend, verboten. Dem Firmenwesen schenkt das Gesetz seine besondere Auf merksamkeit, und ist die Bestimmung, daß an jedem Geschäft der Name des Inhabers desselben in deutlicher Schrift angebracht sein soll, ine Folge dieses Gesetzes. Es soll dadurch vorgebeugt werden, daß ein insolventer Inhaber sich hinter einer volltönenden Firmä versteckt, daß andererseits der Raufmann aber auch sofort wissen kann, ob er es mit dem eigentlichen Geschäftsinhaber oder mit einer vorgeschobenen Person zu thun hat. Auch gibt das Gesetz Mittel an die Hand, Bestrebungen vorzubeugen, die einen Irrthum in Bezug auf Firmen zu erregen im Stande sind. So wurde, wie früher berichtet, unlängst einem Crefelder Manufacturwaarenhändler, der einen „Dannenbaum“ sich nennenden Jüngling engagirte und damit seine alte„Cohn& Co.“ lautende Firma in„Dannenbaum& Cie," umwandelte, auf Anklage des sich hierdurch geschädigt erachtenden renommirten Geschäfts S. Dannenbaum die Führung der Firma für das Manufacturwaarengeschäft untersagt. Auch auf dem Gebiete des Zeitungswesens hat der unlautere Wettbewerb sich breit gemacht und schädliche Auswüchse gezeitigt. Eine ähnliche Erscheinung der mißbräuchlichen Zulegung des Titels einer bestehenden Firma war auch hier zu beobachten, indem Zeitungen sich moglichst gleichlautende Titel eines schon bestehenen Blattes beilegten, um auf diese Weise eine Verwechselung hervorzurufen. Eine andere Art zielte darauf hin, durch Angabe schwindelnd hohrr Auflagen, die in Wirklichkeit nicht bestanden, das Publicum zum Annonciren in den betreffenden Zeitungen zu veranlassen. Zur Verbreitung dieser unwahren Angaben dienten in erster Linie die Zeitungs=Kataloge der größeren Annoncen=Expeditionen, wie Haasenstein& Vogler, Rud. Mosse, G. L. Daube u. A. Diese Kataloge ent halten nämlich sämmtliche erscheinende Blätter nach Provinzen und Städten geordnet, nebst Bemerkungen über Erscheinungsweise, Zeilenpreis, Auflagen rc. Letztere basiren auf den Angaben der Zeitungsverleger und haben manchmal eine solche Höhe, daß sie mit den wirklichen Verhältnissen nicht, in Einklang zu bringen sind. Verleger lassen ihre Zeitungen mit Auflagen von 3, 4, 5 und noch mehr Tausenden paradiren— zu deren Herstellung die technische Einrichtung gar nicht vorhanden ist— obgleich sie in Wirklichkeit nur wenige Hundert, höchstens Tausend Exemplare drucken und verbreiten. Dieser Unfug wurde so weit getrieben, daß auch mancher reelle Verleger gezwungen war, dem gegebenen Beispiele zu folgen, um nicht von dem gewissenlosen Concurrenten außer Curs gesetzt zu werden, denn die alte Gesetzgebung erwies sich zur Bekämpfung dieses Uebelstandes in den meisten Fällen als unzureichend. Doch diese Auswüchse bargen für das inserirende Publicum nur geringe Nachtheile. Einerseits wurde der Zeitungskatalog in Bezug auf die Anflageangaben mit der Zeit nicht mehr ernst genommen, andererseite handhabten die Annoncen=Expeditionen die Vermittlung der InsertionsAufträge nicht nach ihnen. Dennstrotz der irreführenden Angaben ist diesen Expeditionen die thatsächliche Lage der Presse in den einzelnen Städten durch langjährige Erfahrung genau bekannt und sie senden die ihnen zur Vermittlung übergebenen Anzeigen an die geeignetste, Erfolg versprechende Zeitung, ohne Rücksicht auf die im Katalog enthaltenen Daten. Sie haben naturgemäß ein großes geschäftliches Interesse daran, daß die Anzeige in vollstem Maße ihren Zweck erfüllt. Einen größeren Nachtheil haben dagegen die markt schreierischen, meist falschen Ankündigungen über den Zeitungsköpfen oder in den Abonnementseinladungen, wie: „Größte Auflage der hier erscheinenden Blätter“, oder „Die Abonnentenzahl übertrifft die der anderen hier er scheinenden Blätter zusammengenommen“ oder„General anzeiger in den und den Ortschaften"(es folgt die Aufzählung einer langen Reihe von Ortsnamen, in welchen die Zeitung Verbreitung haben soll) zur Folge, indem sie unmittelbar auf das inserirende Publicum einwirken und dieses, meist unwissend in solchen Dingen, danach handelt. Gewiß mögen diese Bemerkungen bei der einen oder andern Zeitung zutreffen, in vielen Fällen sind sie aber ein unlauteres Phrasengebilde, aus dem die Uebertreibung oder der Schwindel hervorlugt. Als bester Beweis für unsere Behauptung gilt die Thatsache, daß mit oden bald nach Einführung des Gesetzes gegen den untautern Wettbewerb bei den meisten Zeitungen die oben bezeichneten Bemerkungen von den Köpfen und in den Abonnementseinladungen verschwanden Daß dieselben Blätter auch in den Katalogen mit der nächsten Ausgabe ihre Angaben abänderten, so daß die nach Tausenden zählenden Auflagen ganz bedeutend zusammenschrumpften, war eine weitere Folge des citirten Gesetzes. Während nun viele dieser Blätter es vorzogen,— der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Trieb— einen schleunigen Rückzug anzutreten und damit lieber dem Publicum offenkundig bekannten, daß sie es, gelinde gesagt, jahrelang hinter's Licht geführt hatten, als mit der Strenge der Gesetzesparagraphen Bekanntschaft zu machen, mußten andere Diese zuerst kosten, ehe ihnen die Verwerflichkeit ihres Gebahrens zum Bewußtsein kam. Wie gewissenlos in dem Punkte der Vorspiegelung falscher Thatsachen verfahren wurde, darüber gibt eine Gerichtsverhandlung Auskunft, welche sich vor einiger Zeit in Berlin abgespielt hat. Ein Verleger gab eine Fachzeitschrift heraus, die er in Interessentenkreisen als ein hervorragendes Insertions-Organ unter Hinweis auf ihre große Verbreitung empfahl. Als Auflage gab er circa 3000 Exemplare an und ließ sich auch von einem Geschäftshause Beilagen zur Verbreitung in dieser Anzahl verabfolgen und bezahlen. Sein unredliches Treiben kam an'e Tageslicht und das Gericht stellte fest, daß die Fachzeitschrift in einer Auflage von 300 Exemplaren gedruckt und verbreitet wurde!! So hat auch hier das Gesetz zur Bekämpfung des unlautern Wettbewerbs seine wohlthuende Kraft ausgellbt und segensreiche Aenderungen herbeigeführt, die, von den reellen Zeitungsverlegern lange herbeigesehnt, diesen so wohl als auch dem inserirenden Publicum zum Vortheil gereichen werden, Unsere vorstehenden Ausführungen zwingen uns nun zu einem Vergleich mit den Geschäftspractiken der hiesigen „Viersener Volkszeitung“, des ehemaligen „Generalanzeigers für Viersen, Süchteln, 2c. 2c.“. Auch diesem Blatte war das Gesetz anscheinend 1897, die uuns nicht zur Hand ist, dieser Wortlaut noch keine Aenderung erfahren haben, so dürfte wohl demnächst in dem Sinne des wiederholt citirten Gesetzes, und auch nach dem bekannten Wahlspruch, der unserer Collegin so sehr am Herzen liegt, eine Correctur am Platze sein. Nun könnte man schließlich mit der Lösung, welche die unerlaubten Geschäftspractiken dieses Blattes durch den Rückzug auf fast allen Linien gefunden haben, zufrieden sein und sich mit dieser Thatsache in christlichem Vergessen abfinden, wenn die Collegin nicht ungestört fortführe, weiter zu flunkern. Auch jetzt noch läßt sie da, wo es im Wettbewerb des Geschäfts, lebens nothwendig scheint, ihre Auflage mit schwindelnd hohen Zahlen aufmarschiren, daß, wenn die Angaben auf Wahrheit beruhten, ihren beiden Schwesterblättern, der„Viersener Zeitung“ und den„Deutsche Volksblätter“,i die Schamröthe ins Gesicht steigen müßte über die Kläglichkeit der Resultate nach so langer Zeit ihrer Wirksamkeit— in solchen Zahlen bewegt sich nämlich die angebliche Auflage des Blattes. Bei Licht betrachtet liegen die Verhält.nisse bei unserer verehrten Collegin gerade umgekehrt und wir würden uns nicht unterfangen haben, eine öffentliche Beleuchtung derselben anzustellen, wenn ihre Geschäftspraktiken nicht in der unerhörtesten Weisevon der Wahrheitabwichen Sie bedeuten jedesmal einen Faustschlag ins Gesicht der beiden Schwesterblätter und fordern zu einer Klarstellung des wirklichen Sachverhalts heraus. Die Viersener Zeitung hat bekanntlich hier die meisten Abonnenten, eine durch Zahlen zu erhärtende Thatsache. Obgleich die Auflage der Viersener Volkszeitung nicht annähernd an die der Viersener Zeitung heranreicht, gibt sie lhre Auflage um mehrere Hundert, ja um Tansend fälsclich höher an, als die Auflage der Viersener Zeitung beträgt, natürlich um das inserirende Publicum zu täuschen und für sich etwas herauszuschlagen. Wie die Viersener Volkszeitung dieses Gebahren mit dem Gesetz zur Bekämpfung des unlautern Wettbewerbe in Einklang bringen kann, wollen wir ihr einstweilen selbst überlassen. Wechsel-Course. Grocthuysen& Linzweiler. Gladb. Bankverein Quack& Co Viersen. 2. Deo. Gladbacher, 80. Nov. & Co., Bantgeschäll. Crefeld, Könlgstrasse 186. den 1. Deo. 1897. Aktien-Kapital Mk. 9,000,000. Course. Wechsel Briefe Geld Amsterdam%„ k.S. 168.75 168.35 Rotterdam) 100 fl. 2M. Antwerben 100f, k8. 80.80 80.50 Brüssel) 100Fr. 2M—.— London 1 L. k.S. 90.870 90.330 do. 1 L. 3M.—.— 20.180 Paris 100 Fra. k.S. 80.90 60.60 do. 100 Fra. 2M Italien. Plätse 107 do. do.#2M. Schweis 107 lovereigns Engl. Noten 77.26 76.65 80.85 80 05 von Verthpapieren Soverei gl. N.— 20-Fr.-Stücke 5-Fr.-Stücke frans. Noten bolgische„ holland. amerik. Gold „ Noten Osterr.„ schweis. Nehmer 20.32 20.89 16.17 4.00 80.70 80.40 168.80 4.16 4.15 169.20 80.10 vortheilhaften bluss des Beeine unbequeme Einrichtung. Während früher am Kopfe der ersten Seite in fetter Schrift die Worte zu lesen waren:„Größte Auflage der hier erscheinenden Blätter“ verschwanden dieselben bald nach Inkrafttreten des angezogenen Gesetzes von der Bildfläche, und seit dem 1. October dieses Jahres ist die Bedeutung des Blattes alt Generalanzeiger u. gis Localblatt für„Dülken, Süch teln, Helenabrunn“ u. wie die Namen alle heißen, über Nacht gefallen. In den Zeitungskatalogen ist ebenfalls ein Rückzug angetreten worden. In dem uns vorliegenden Kataloge„von Rud. Mosse vom Jahre 1895 ist die Auf lage mit 3200 angegeben, in der nächsten Ausgabe 1896 gähnt uns an derselben Stelle eine weiße Leere entgegen. In dem Annoncenanhang desselben Jahrganges tummelt dagegen unsere Collegin noch ihr muthiges Rößlein Es wird folgendes dem inserirenden Publicum kund gethan:„Viersener Generalanzeiger, Localblatt für Viersen, Dülken, Süchteln, Anrath, Vorst, Helenabrunn, 2c.“, Nachweislich verbreitetste Zeitung der in Viersen erscheinenden Blätter. In allen Schichten der Bevölkerung unstreitig wirksamstes Insertions=Organ“. Sollte in der Ausgabe An- und Verkauf Bedingungen. Uninteresalrte Auskunft über alle Verthpaplere Annahme von Depots unter eigenem Verschl altzers:„Bates“. Unentgeltliche Butgegennahme von Zeichnungen auf alle zur Ausgabe gelangenden Aktien. Staats- u. andere Paplere Kostenlose Binlösung sämmtl. Coupons u. Dividenscheineden Past alle 3½% und 4% Plandbriefe erstklausiger deutsoher Hypothekenbanken erlassen wir sum Berliner Tagescourse, frei von allen Spesen. Verwaltung von Verthpapieren, Dokumenten aller Ar und Aufbewahrung von Verthgegenständen. Controle der Ausloosung. 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Qual. 25 75 . 2.„ 24 25 Kartoffeln 50 Kllo 2—8 Heu à 500 Kllo 35— Maschinenstroh„ 18— Flegeldrusch„ 20— Butter per Kllo 2 20 Eler per Schock(60 St.) 5 70 Rabol 100 Kllo in Partien von 100 Otr.(ohne Eass) 58 50 Rabol 100 Kllo fassweise(ohne Fass) 60 00 Gereinigtes Oel 100 Kllo B Mark höher als Rübol Presskuchen per 100 Kllo 108— Weizen-Vorschuss 00 à 100 Kllo Kleien à 50 Kllo 5 00 Brodpreis der vereinigten Bäcker Viersens vom 1. December bis auf Weiteres. Reines Roggenbrod 7 Kllo Mark 1,15, 3½ Kllo 58 Pfg. Reines Weisabrod 1 Kllo 40 Pfg. Zahllos sind die Formen, H. L#p#. —erten austreten, zahllos die Uebel, die sie im Gest und h chmer haben und zahlos die Mittel, die zu ihrer Verhälung angepriesen werden. Von größter Wichtigkeit ist, das dem Uebel bei Zeiten gesteuert, bevor es sich in chronische Nervosität verfestige. Ein rasch und unsehlbar wirkendes Mittel gegen Kopfschmerzen und Migräne ist das von den Höchster Farbwerken zu Hoon a. M. 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Alle Symptome, wie: Kopfschmerzeu, Aufstoßen, Sodbrennen, Blähungen, Uebelkeit mit Erbrechen, die bei chronischen(veralieten) Magenleiden um so heftiger auftreten, werden oft nach einigen Mal Trinken beseitigt. * deren unangenehme Folgen, wie mmung, Kolikschmerzen, HerzBlutanstauungen in Leber, Milz idalleiden) werden durch Kräuter=Wein rasch und gerind beseitigt. Kräuter=Wein behebt jedwede Unverdaulichkeit, verleiht dem Verdauungssystem einen Ausschwung und entfernt durch einen leichten Stuhl alle untauglichen Stoffe aus dem Magen und Gedürmen. 88248— 2441ug Hageres, bleiches Aussehen, Blutmangel, Eutkräftigung “ sind meist die Folge schlechter Verdauung, mangelhaster Vipth#hun#g und eines krankhaften Zustandes der Leber. Bei gänzlicher Appetit= losigkeit, unter nervöser Abspannung und Gemüthsverstimmung, sowie häusigen Kopfschmerzen, schlaflosen Nächten, lechen oft solche Kranken langsam dahin.#### Kräuter=Wein gibt der geschwächten Lebenskraft einen frischen Imputs. D### Wein steigert den Appetit, befördert Verdauung und Ernährung, regt den Stoffwechsel kräftig an, beschleunigt und verbessert die Blutbil dung, beruhigt die erregten Nerven und schafft dem Kranken neue Kräfteu. neues Leben. Zahlreiche Auerkennungen u. Dankschreiben beweisen dies. Gebrauchsauweisung ist jeder Flasche beigegeben. Kräuter=Wein ist zu haben in Flaschen à Mr. 1.25 und 1.75 In Viersen, Süchteln, Dillken, Lobberich, Kaldenkirchen, Burgwaldniel, Brüggen, M.Gladbach, Rheydt, Ryeindahlen, Willich, Kempen, St. Tönis, Creseld u. s. w. in den Apotheken. Auch versendet die Firma Hubert Ullrich, Leipzig, Weststraße 82, 3 und mehr Flaschen Kräuter=Wein zu Originalpreisen nach allen Orten Deutschlands porto= und Uistefrei. Dm. Vor Nachahmungen wird gewarnt! Man verlange ausdrücklich Hubert Ulrich'schen Kräuterwein. Mein Kräuterwein int kein Geheimmittel; seine Begansiprte—. 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An der Rundfahrt nahmen außer ihm die Oberbürgermeister Kaiser und Dr. Strauß, der Stadt rath Schmidt, der Landesrath Kehl aus Düsseldorf und die Landes=Bau=Inspectoren Quentell von hier, Marcks aus Crefeld und Esser aus Düsseldorf theil. Besichtigt wurden die Strecken M.Gladbach=Hardt=Burgwaldniel, Rheydt Odenkirchen und Geneiken=Giesenkirchen=Glehn. Nach ein gehender Erörierung der Sachlage sprach man sich im Princip dafür aus, daß auf den Straßen, die bereits be baut oder in der Erbauung begriffen sind, die Klein bahnen auf einem Seitentheile der Chaussee selbst angelegt werden sollen. Dagegen wird projectirt, an freien Chausseen, wo dieses ohne Grunderwerb möglich ist, an einer Seite den Graben zuzuwersen und die betreffende Baumreihe etwas mehr in die Chaussee einzurücken, sodaß die Straße dadurch eine' Kleinigkeit verengert wird, während die Schienenstränge, völlig unabhängig vom Fußgänger= und Fuhrwerksverkehr, auf das durch den zugeworfenen Graben gewonnene Terrain gelegt werden sollen. Durch letztere Maßnahme wird eine erhöhte Betriebssicherheit und eine geringere Abnutzung erzielt. Was schließlich die Anleihen angeht, die M.Gladbach in Höhe von 2½ Millionen Mk. und Rheydt in Höhe von 1¼ Millionen Mk. aufnehmen wollte, so werden voraussichtlich von der Landesbank zunächst die in diesem und in nächstem Jahre benöthigten Gelder nach dem eintretenden Bedürfniß bewilligt werden. Betreffend die weiteren Bewilligungen wird es darauf ankommen, welche Summen der wahrscheinlich Ende 1898 wieder zusammentretende Provinciallandtag der Landesbank zur Unterstützung von Kleinbahn=Anlagen in der Provinz zuweist. Aus dem Kreise Kempen, 24. Nov. Ueber eine komische Gemeinderathssitzung wird der„Barmer Ztg." berichtet: Ein Parteigenosse von der holländischen Grenze gibt uns folgende erbauliche Schilderung über den Verlauf einer vor einigen Tagen stattgehabten Gemeinderathssitzung. Ort der Handlung: Das ungebeizte Sitzungszimmer im Rathhause zu B. Vorsitzender: Der Beigeordnete und stellvertretende Ortsvorsteher, Bierbrauereibesitzer und Landwirth J. Tagesordnung laut Einladungsschreiben: Antrag verschiedener Herren auf:„Berathung und Beschlußsassung über zu ergreisende Maßnahmen, um die Beschlüsse des Gemeinderathes, u. A. jene bezüglich Ausbau des Bleichwalles zur Geltung bezw. Ausführung zu bringen. Mehrere Gemeindeverordnete: Es ist kalt hier. Ob das Zimmer des Bürgermeisters wohl auch ungeheizt sein mag? Vorsitzender: Die Sitzung ist eröffnet. Gemeindeverordneter K.: Kann der Herr Vorsitzende Auskunft darüber geben, aus welchen Gründen der Herr Bürgermeister heute den Vorsitz nicht führt? Vorsitzender: Darüber brauche ich nichts zu sagen Gemeindeverordneter H. erhält das Wort zur Begründung des folgenden Antrages:„Der Gemeinde= rath spricht seine Mißbilligung aus über die bei Ausbau des Bleichwalles von Seiten der ausführenden Personen vorgekommenen Eigenmächtigkeiten, durch welche der Gemeinde unnöthige Kosten aufgebürdet sind und richtet an den Bürgermeister die Aufforderung, die Beschlüsse des Gemeinderathes, in pflichtgemäßer Weise zur Aussührung zu bringen. Vorsitzender: Hier werden keine Anträge gestellt. Gemeindeverordneter H.: Mein Antrag steht in engster Verbindung mit dem zur Berathung stehenden Gegenstande der Tagesordnung. Ich verlange, daß derselbe zur Abstimmung gebracht und unter allen Umständen in das Protokoll aufgenommen werde, mag sich dafür eine Mehrheit finden oder nicht. Gemeindeverordneter Kl.: Nach der Landgemeindeordnung steht dem Gemeinderathe das Recht zu, aus seiner Mitte einen Protokollführer zu ernennen. Ich schlage für die heutige Sitzung den Gemeindeverordneten H. alo solchen vor. Vorsitzender: Hier wird kein Protokoll geführt. Gemeindeverordneter H.: Der Herr Vorsitzende hat entweder keine Ahnung von den Pflichten, die ihm sein Amt auferlegt oder er macht sich einer bewußten Pflichtverletzung schuldig. Vorsitzender: Die Sitzung ist geschlossen. Mehrere Gemeinde. verordnete: Was soll das heißen? Wir legen Verwahrung ein gegen eine solche Vergewaltigung und werden sofort an zuständiger Stelle Beschwerde erheben. So geschehen am Ende des 19ten Jahrhunderts an der Westgrenze unseres Vaterlandes im Kreise Kempen a. Rhein. Elberfeld, 29. Nov. Durch eine Grubenexplosion wurde hier heute Vormittag ein schwerer Unglücksfall hervorgerufen. In der vergangenen Nacht war die Abortgrube des Hotels Korbach an der Schloßbleicherstraße durch einen Unternehmer gereinigt worden. Um sich zu überzeugen, ob die Grube auch ganz geleert sei vereinbart hoben der Buffetier, der im Hintergebäude befindlichen Stehbierhalle und der Hausknecht die schwere, eiserne Verschlußplatte weg und ließen brennende Petroleumlampe in die Grube hinab. An dieser entzündeten sich dann unter donnerähnlichem Knall die Grubengase und eine mehrere Meter hohe mächtige Flamme schlug aus der Oeffnung heraus. Der Buffetier sowohl wie der Hausknecht erlitten lebensgefährliche Brandwunden. Mit brennenden Kleidern und Haaren liefen sie in die unweit gelegene Küche, laut um Hälfe rufend. Diese wurde ihnen zwar sofort zu Theil indem man ihnen nasse Tücher umwarf, allein sie haben trotzdem so schwere Verletzungen erlitten, daß man sie ins Krankenhaus bringen mußte, wo man Sorge für ihr Leben hat. Es wird ein Constructions. fehler bei der Anlage des Gas=Abzugskanals vermuthet, der dem Erbauer des noch neuen Hauses zur Last ge legt wird.— Elberfeld, 30. Nov. Der Eüter Expedient Hermann Spettmann, auf dem hiesigen Bahnhofe Elberfeld=Steinbeck beschäftigt, hatte gestern in Vertretung eines andern Beamten Dienst auf dem städtischen Schlachthofe. 7 Uhr Abends ging er von dort in Begleitung des Stations=Assistenten Witkowoki die Strecke entlang, der Station Steinbeck zu. Beide überhörten das Geräusch des herannahenden Personenzuges 91(Stzele Ritters hausen) und wurden von der Locomotive erfaßt.“ Während Widkoweki in ein Nebengeleise geschleudert wurde und mit einer nicht sehr erheblichen Kopfverletzung davonkam, wurden Spettmann, der unter die Räder gerieth, beide Beine und ein Arm vom Rumpfe getrennt. Der Tod trat nach wenigen Minuten ein. Um dieselbe Zeit forderte die Eisenbahn in Cronenfeld ein zweites Opfer; auf einem nicht abgesperrten Uebergange der Secundairbahn Elberfeld=Cronenberg gerieth ein unbekannter, etwa 30 Jahre alter Mann unter die Räder eines Personen zuges. Auch ihm wurden beide Beine vom Körper getrennt, sodaß er gleich nach dem Unglück starb. Köln, 80. Nov! Ein Großfeuer zerstörte heute Nachmittag die Lagerräume der Wäschefabrik von Wihl und Simon. Die Berufsfeuerwehr war über vier Stunden mit den Löscharbeiten beschäftigt. Der Schaden wird auf 150000 M. geschätzt. Der Betrieb ist au kurze Zeit unterbrochen. 30. Nov. Der falsche Erzherzog Berendt wurde heute Abend aus der Hast entlassen. Marie Husmann hat ihren Strafantrag zurückgezogen. Das Verfahren ist laut„Feft. Ztg.“ eingestellt. Wien, 28. Nov. In einem Schuhwarenge hierselbst spielte sich dieser Tage ein aufregender Vorfall ab. Nachmittags erschien in dem Geschäfte eine unge, elegante Dame, um ein Paar Schuhe zu kaufen. Sofort nach ihrem Eintritt wurde sie von der Geschäftsfrau scharf gemustert und zwar deshalb, weil letztere in ihr eine Diebin zu erkennen glaubte, die vor einigen Monaten in dem Geschäfte vier Paar Schuhe gestohlen satte. Die Frau machte der Dame gegenüber aus srem Verdachte kein Hehl und verriegelte sofort die Thüre, um die„Diebin“ bis zum Erscheinen eines Schutzmannes festzuhalten. Die aufs höchste bestürzte unge Dame stellte den Diebstahl sofort in Abrede; va das aber nichts nutzte und sie sich vor einer haftung fürchtete, erbot sie sich, die vier Paar Sch u zahlen. Sie hatte jedoch nur 10 Gulden bei darum schrieb sie einige Zeilen und übergab diese Ladenbesitzer mit der Bitte, sie dem Portier eines bezeichneten Gasthofs abzugeben, der glsdann das langte Geld auszahlen werde. Der Besitzer gin hin, der Portier aber bezeichnete die Sache als Sa und zahlte nichts. Nunmehr ging der Mann auf Suche nach einem Schutzmann, damit dieser die lerin", festnehme. Letztere gerieth während immer größere Aufregung, sie nahm schließlich, al Bitten, sie loszulassen, nichts half, ein im Laden des Eisen und versetzte der sie zugleich mit der Ge frau bewachenden Ladendienerin einen heftigen über den Kopf. Dann stürzte sie auf die Toi zertrümmerte gleichzeitig durch einen Kniestoß und chlag die Glasscheibe und sprang durch die Oauf die Straße; die beiden andern Frauen waren ofort hinter ihr her und schrieen laut:„Haltet Diebin!“ Sie wurde denn auch bald festgenommen und auf das Polizeiamt geführt. Dort stellte sich heraus, daß sie die Tochter eines sehr angesehenen Wiener Hofund Gerichtsadvocaten war, und daß die Geschäftsfrau sie ungerecht beschuldigt hatte. Das Fräulein sagte aus, es habe sich an den ihrer Familie bekannten Hotelportier um Zahlung des Geldes gewandt, um nicht den geachteten Namen ihres Vaters preisgeben zu müssen. Die Dame wurde, nachdem der von ihr als Vater angegebene Advocat gerufen worden war und dieser sie als seine Tochter anerkannt hatte, von der Polizei entlassen, wird sich aber wegen der Verletzung, die sie der Ladendienerin beigebracht hat, vor dem Bezirksgerichte zu verantwe haben. Der Advocat hat erklärt, namens seiner Tochter gegen die Besitzer des Schuhdazars wegen Beschränk der persönlichen Freiheit und Ehrenbeleidigung Sti anzeige zu erstatten. weststurm. Drahtberichte aus Hai Fécamp melden heftigen Sturm Canal, der bereits mehrere Verluste an Mens Meann haben Cornw Grund England werden mehrere Schiffs=Unglücksfälle gemeldet. Die Telegraphen=Verbindung ist mehrfach unterbrochen. Der Sturm verzögerte die Ankanft sämmtlicher Posten vom Continent. Der um 6 Uhr Morgens in Queensborough zu erwartende Vlissinger Dampfer kam erst um Jühr 30 Min. un. Die Meereswogen haben dem Dampfer nach der Frkf. Zig., beide Schornsteine fortgerissen. Auf den gewaltigen Sturm folgte in England öchste Fluth, welche in den letzten dreißig Jahren vorgekommen ist. Es wurde ein furchtbarer Schaden angerichtet, besonders an der Ostküste und an den Mündungen der Themse und des Medway. Man befürchtet, daß der Deich von Queensborough nachgegeben hat. Hunderte von Actes stehen unter Wasser. Bei Sheerneß und Broadstairs sind die Landungsbrücken zum Theil fortgerissen. Die nach Sheerneß und Port Birtoria führenden Eisenbahnen stehen unter Wasser, ebenso die niedern Stadttheile aller Städte an der Themse und am Medwan. Das Arsenal in Woolwich ist unter Wasser gesetzt, ebenso die Caserne. Das Marinehaus in Margate ist fortgespült. An der Küste von Norfolk sind sieben Schiffe mit den gesammten Mannschaften untergegangen. An Bord eines Schiffes elf Mann sich befunden. An der Küste von wallis ist ein Dampfer mit der Mannschaft zu inde gegangen und an der Küste von Yorkshire sind viele andere Schiffe gestrandet. Der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm der Große hat am 29. d., 9 Uhr, nach einer Durchschnittsfahrt von 22,10 Seemeilen Cap Lizard passirt und damit die schnellste über den Ocean gemachte Fahrt, sowie den Record sämmtlicher Schnelldampfer=Reisen nach beiden Richtungen übertroffen. Die bisherige schnellste Reise war diejenige der Lucania, und zwar die Westwärtsreise nach New=York mit 22,01 und die Ostwärtsreise von New=York mit 21,82 Seemeilen Durchschnittsfahrt, wobei zu berücksichtigen ist, daß diese von der Lucania in der günstigen Jahreszeit(Sommer) gemacht wurden, während Kaiser Wilhelm der Große eine Reise in der ungünstigsten Jahreszeit zurückgelegt hat. Kleine Chronik. * Deutsche Grubenarbeiter, die sich weigerten, die Arbeit niederzulegen, wurden in Lüttich(Belgien) von Ausständigen angegriffen und zwei von ihnen durch Revolverschüsse lebensgefährlich verwundet. Gendarmerie stellte die Ordnung wieder her und besetzte die Grube. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.— Der Unterofficier Leich vom Ulanenregiment in Hanau bei Frankfurt a. M. entfloh, als er wegen Diebstahls abgeühr wrden follte in den der Kolene venathaten Eine zur Rückbeförderung ausgesandte Patrouille fand ihn nach längerem Suchen in einem Fichtenbestand erhängt auf.— Mit der Entfestigung von Mainz, die ein dortiges Blatt angekündigt hat, wird es wohl nicht so rasch gehen. Aus einer amtlichen Darstellung erhellt, daß die Entfestigungsfrage längst gelöst wäre, wenn die Stadt die erforderlichen Millionen besäße, um das fretwerdende Gelände von dem Militärfiskus zu kaufen. Die Unterhaltungskosten der veralteten Festungterke sollen höher sein, wie ihr militärischer Werth.—— Nach Plänen, die Napoleon I. angefertigt hat und die tur Rathhaus aufbewahrr werden, soll in Afaccsio (Corsika) jetzt ein Krankenhaus gebaut werden.— Für sein Diphtherieserum soll Prof. Behring=Marburg von den Höchster Farbwerken bei Frankfurt a. M. angeblich monatlich 70000 M. beziehen. Das läßt sich hören!— Eine Kohlengasexplosion fand in Bremerhaven an Bord des Dampfers„Darmstadt“ im Kohlenbunker statt; 11 Personet wurden verletzt.— Ein schwerer Eisenbahnunfall hat sich auf der Strecke Spandau=Dalchow ereignet: Ein Eilgüterzug ist auf einen Personenzug hinten aufgelaufen und hat zwei stark besetzte Wagen vierter Klasse zertrümmert. Es sind 17 Personen verletzt; 9 davon wurden in das Moabiter Krankenhaus gebracht, doch sind die Verletzungen nur leichterer Natur, die übrigen 8 reisten in ihre Heimath weiter. Beide Züge kamen aus der Richtung von Hannover. Gerichtszeitung. Brüssel, 27. Nov. In den belgischen Gerichtsannalen gibt es gewiß wenige Processe, die einen so erschütternden Verlauf nahmen wie derjentige der Kindermörderin Kleinhändlerin Corthals, geborenen Marie Mertens, die vom Antwerpener Schwurgericht freigesprochen wurde. Die 33 jährige Angeklagte war beschuldigt, ihre beiden ehelichen Kinder Leome und Emma vorsätzlich ermordet und einen vorsätzlichen Mordversuch gegen ihre beiden andern ehelichen Kinder Cornelie und Irma verübt zu haben. Am 21. Juli d. J. hatte Corthals, der Gatte der Angeklagten, diese in unmenschlicher Weise mißhandelt und auch mehrere Revolverschüsse auf sie abgefeuert. Am folgenden Nachmittage begab sich Marie Mertens nach Merxem und warf sich mit ihren vier Kindern in den Campinecanal. Die Unglückliche und zwei sihrer Kinder konnten gerettet werden. Die vier Kinder waren im Alter von 2 bis 7 Jahren. Dem Untersuchungsrichter gestand die Angeklagte, daß sie die Absicht gehabt habe, mit ihren vier Kindern in den Tod zu gehen, da ihr Gatte ihr das Leben unerträglich machte. Ein zahlreiches Publicum und eine große Anzahl Rechtsgelehrter waren zur Verhandlung erschienen. Die Frau Corthals verräth einen äußerst friedfertigen, und willenlosen Charakter. Dies erklärt die verzweifelte Handlung, zu der sie sich in einem Augenblick übergroßen Unglücks inreißen ließ. Sie war früher Dienstmagd und führte einen unbescholtenen Lebenswandel. Ihr Gatte ist ein rutaler Mensch, während sie in demselben Grade schüchtern st. Corthals behauptete vor den Geschworenen, die Anzie habe zuerst auf ihn geschossen, worauf der tende erklärte, dies sei eine„infame Lüge". Die müthige Angeklagte beschwor das Gericht unter Thränen, sie nicht über die Einzelheiten des Dramas am und im Canale auszufragen; sie wisse davon nichts bestimmtes“ da sie dantals vollständig den Kopf verloren habe. Zahlreiche Zeugen bestätigten die Redlichkeit der Angeklagten und belasteten den Gatten. Ergreifend war das Verhör der zwei 15jährigen Knaben, die die Mutter mit der vierjährigen Leonie und der sechsjährigen Emma gerettet haben. Als zufällige Zeugen des Dramas stürzte sich der eine in den Canal und rettete die Mutter, die sich verzweifelt wehrte. Nach langem Ringen gelang es ihm, die Frau ans Ufer zu bringen. Währenddessen hatte sein Begleiter die zwei Kinder herausgezogen Jetzt entstand zwischen der verzweifelten Mutter und den jugendlichen Rettern ein schwerer Kampf. Mit stieren Augen sah sie nach dem Wasser hin, wo die beiden andern Kinder ertrunken waren, und rief aus:„Lasset mich doch sterben. Die dort liegenden Kleinen sind glücklich. Ich will neben ihnen liegen.“ Hierauf wollte sie sich losmachen, aber die tapferen Retter hinderten sie an der Ausfüyrung ihres Vorbabens. Der Vorsitzende beglückwünschte die muthigen Jünglinge. Der Staatsanwalt erklärte, die Angeklagte sei keine Verbrecherin, sondern eine Märtyrerin. Nach kurzer Berathung verkündete der Obmann der Geschworenen das Nichtschuldig, das mit stürmischem Beitall ausgenommen wurde. Die Freigesprochene kehrte zu ihren Eltern nach Schoot zurück. v.sSünden an Kindern. Von Hans Wald. — Nachdruck verboten. Uebergroß ist die Bärtlichkeit zum Kinde in vielen Elternherzen, noch größer aber nur zu oft die Eitelkeit... Mediziner und Schulmänner kämpfen gleichmäßig dagegen an, aber es will noch immer nicht recht helfen. Und so entstehen denn gerade aus der Zärtlichkeit für die Kinder, aus dem Stolz über die Kinder die Sünden an den Kindern, unter welchen die Kleinen am meisten leiden, wenn sie emporwachsen. Und dann ist's oft zu spät, begangene Fehler wieder gut zu machen... Wir leben jetzt in der schönen Nicolaus= und Weihnachtszeit, die Gedanken der Kleinen wenden sich lebhaft den kommenden Feiertagen mit ihren Herrlichkeiten zu, auf die sie schon die reicher und immer reicher sich schmückenden Schauläden hinweisen. Da verlangt auch die Zärtlichkeit und der Stolz im Elternherzen, daß die Kleinen sich zum Feste in ihrer ganzen Wissensgröße zeigen. Um diese Frist wird damit begonnen, den kleinen Knirpsen und ihren Schwesterlein, auch wenn sie nur nothdürftig stammeln können, Weihnachtsgedichte einzustudiren, denen später Neujahrswünsche folgen, möglichst lang, denn„das Kind ist gescheidt und und es lernt leicht". Und dann macht es sich doch so reizend, wenn ein kleiner Bausback oder ein rosiges kleines Mädel mit gefalteten Fingern vor dem blitzenben und strahlenden Christbaum steht und— sogar nicht ängstlich und schüchtern— seine Berse heruntersagt. „Ein Wunderkind, ein Goldkind!“ heißt es dann, es regnet Küsse, die Mutter weint vor Freuden und beschließt, die gescheldte Kleine nun recht erst etwas lernen zu lassen. Nächsten Tages geht es zu Freunden und Verwandten, das Kind wird überall bewundert, und ihm ein leuchtendes Zukunftsbild prophezeit. Das ist Alles so reizvoll— und ist doch eine Sünde an den Kindern. Es ist am allerbesten, die Eltern studieren Kindern, welche die Schule nicht besuchen, gar nichts ein. Diese Anspannung, die sich, ohne, daß die Eltern es in ihrem freudigen Stolz merken, inmer mehr und mehr steigert, kann Gehirn und Nerven des Kindes scmer schaden, manche unerklärlich erscheinende Stimntung beim Kinde ist auf dies Bestreben zurückzuführen. es als gescheidt von aller Welt bewundern zu lassen. Krankhafte Zustände entwachsen aus dieser Kopfarbeit, für welche das kleine lange nicht kräftig genug ist, und die erregte Eitelkeit des Kindes schadet seinen Nerven, besonders, wenn die erquickende Bewegung in frischer Lust nicht reichlich bemessen ist. Wir haben viel mehr uervöse Kinder, als die verehrten Eltern denken, und dies vor Allem daher, weil man die Kinder zu wenig Kind sein läßt. Und wenn wirklich die Gesundheit nicht gestört wird, die geistigen Fähigkeiten werden zu früh in Anspruch genommen, daher abgenutzt, Es mag namentlich für die Mütter eine herde Enttäuschung sein, aber es ist wiederum eine Thatsache, daß die meisten der sogenannten„klugen Kinder“ sich als sehr wenig gescheidt erweisen, wenn sie in die Schule kommen. Daran sind nicht die Lehrer in der Schule schuld, sondern die Sünden in den Jahren, welche der Schule vorangingen. Warum soll einem Kinde ein Jahr etwa vor dem Beginn des Schulbesuches nicht dies und das spielend beigebracht werden? Das ist zu ertragen, wenn ein bescheidenes Maß auch hier bewahrt wird. Aber die Kleinen, welche noch mühsam die Worte setzen, überhaupt thunlichst bis zum vollendeten fünften Lebensjahre, die lasse man zufrieden. Kinder sollen und wollen Kinder sein... Daran muß auch gedacht werden, wo es sich um die Weihnachts-Arbeiten handelt, für welche bedauerlicherweise mehr und immer mehr auf das Aeußere, als auf die Gabe gelegt wird. Auch hier können die Kinder ganz unnauer Weise überanstrengt werden, auf Kosten der Weihnachtsarbeiten flattern die Gedanken wier und kraus um die anderen Lehrgegenstände herum, und doch ist die Anspannung groß genug, die Bewegung in frischer Luft in dieser Jahreszeit aber meist zu gering. So viel wird von Ueberbücdung der Jugenb in der Schule gesprochen und geschrieben; aber die Ueberbürdung im Hause läßt nicht selten erst die Arbeit in der Schule als eine Ueberbürdung erscheinen. Das sollte beachtet werden... Das Gewicht, welches dem Aeußeren von kindlichen Weihnachtsgaben beigelegt wird, wirkt auch wenig heilsam für die kindlichen Gemüther. Die Neigung zum Schein, die wir so entschieden bekämpfen wollen und bekämpfen müssen, sie wird dadurch gefährdet und groß gezogen. Und das Strecken nach der Decke wird dem schwer, der es nicht zeitig lernte, zumal wenn auch das schlimme Unkraut der Ueberhebung emporwuchecte.. Aluch für Weihnachten 1897 kommt in den hiesigen Niederlagen die allbeliebte Döring's=Seife mit der Eule in hocheleganten Carton zum Verkauf.— Wir machen alle Hausfrauen, Herrschaften, die Damen= u. Herrenwelt auf diese günstige Gelegenheit auf merksam u. beionen, daß sich auch die dies jähr. Cartons ihrer prachtvollen Ausstattung und Eleganz wegen und dadurch, als denselben noch ein Sachef zum Parsümiren der Wäsche beiliegt, als ein Geschenk erweisen, das nicht minder repräsentabel wie practisch, nätzlich und willkommen ist. Trotz der Sachet=Beigabe ist der Einkaufspr. um keinen Pfennig erhöht worden. Erhältl. überall