Ns 268. 52. Jahrgang. Donnerstag 15. November 1900. Druck und Verlag von Julius Joost in Langenberg. Celephon Nr. 61. den Kreis Uerrmann. Redaktion unter Verantwortlichkeit von H. Krieger Der Zeitungs=Bote mit den Gratis=Beilagen„Der Erzähler“ und„Illustr. Unterhaltungs=Blatt" erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage zum Preise von vierteljährlich Mk. 1,50 und werden Bestellungen von den Boten sowie den Postanstalten entgegengenommen. Anzeigen per Borgis=Zeile 10 pfg. Langenberg, Rheinland. Reklamen per Garmond=Heile 50 Ofg. Eröffnung des deutschen Reichstags. Der Reichstag wurde am 14. Novbr. vom Kaiser in Person im Rittersaale des Königl. Schlosses eröffnet. Der Kaiser verlas dabei folgende Thronrede: Geehrte Herren! Nachdem Ich Sie zu erneutem Wirken im Dienste des Gemeinwohls berufen habe, entbiete Ich Ihnen namens der verbündeten Regierungen Gruß und Willkommen. Die Ereignisse im fernen Osten haben unter allen gesitteten Völkern der Erde eine tiefe Erregung hervorgerufen. Fanatischer Haß und finsterer Aberglaube, angestachelt von gewissenlosen Ratgebern des Pekinger Hofes hatten die mißleiteten Massen des chinesischen Volkes zu Greuelthaten getrieben gegen die friedlich unter ihnen weilenden Vorposten abendländischer Civilisation und christlicher Kultur. Bei dem mutig unternommenen Versuche, die aufziehende Gefahr zu beschwören, starb Mein Gesandter von meuchlerischer Hand. Die Fremden in der Hauptstadt sahen sich an Leib und Leben bedroht, aber die Schreckensherrschaft einte, was sonst getrennt war. Alle Nationen, gegen die sich der unerhörte Angriff richtete, schlossen sich eng zusammen und einmütig kämpften Schulter an Schulter ihre Söhne. Und wie die Feldzeichen draußen gemeinsam wehen, so zeigen sich die Regierungen in ihren Beratungen von dem einmütigen Wunsche beseelt, möglichst bald wieder geordnete Zustände herbeizuführen und nach Bestrafung der Hauptschuldigen der Wiederkehr solcher Störung des Weltfriedens für die Zukunft vorzubeugen. Gern hätte Ich auf die Kunde von dem Ausbruche der Wirren in China alsbald die Volksvertretung um Mich versammelt. Wie das deutsche Volk mit seinen Fürsten die Ausfahrt der freiwillig zu den Fahnen geeilten wehrhaften Jugend und ihrer Führer mit Kundgebungen freudigen Stolzes und mutiger Zuversicht begleitete, eine Zuversicht, die seither durch das Verhalten unserer Krieger vor dem Vaterlande wie vor dem Auslande voll gerechtfertigt ist, so würde gewiß auch die Volksvertretung mit patriotischer Entschlossenheit für die zu ergreifenden Maßregeln eingetreten und hierdurch deren Wucht gesteigert haben. Aber während nur das eine sicher war, daß ohne Zögern gehandelt werden mußte, war die Grundlage für die zu fassenden Beschlüsse, zumal bei der Unsicherheit des Nachrichtendienstes, schwankend, standen demgemäß die uns erwachsenden Aufgaben noch keineswegs fest, und entzog sich damit das Maß der notwendigen Aufwendungen einer finanziellen Schätzung. Wenn hiernach davon abgesehen worden ist, den Reichstag zu einer außerordentlichen Sitzung behufs eines verfassungsmäßigen Beschlusses über den Kostenaufwand zu berufen, so hegen doch die verbündeten Regierungen das Vertrauen, daß die Volksvertretung den unvermeidlich gewordenen Ausgaben ihre nachträgliche Zustimmung nicht versagen werde. Galt es doch, nicht nur die schwer bedrohten deutschen Interessen zu schützen, sondern auch die Ehre des deutschen Namens ohne Verzug zu wahren: Gegenwärtig läßt sich der durch das ostasiatische Unternehmen verursachte Aufwand für das laufende Rechnungsjahr übersehen; er bildet den Gegenstand einer besonderen Kreditvorlage, die Ihnen sofort zugehen wird. In dem Entwurfe zum Reichshaushalts=Etat haben, dank dem natürlichen Steigen der Einnahmen und den vom Reichstag in der vorigen Tagung beschlossenen Steuererhöhungen für fast alle Zweige der Reichsthätigkeit reichere Mittel angesetzt werden können, insbesondere zu Zwecken der Fürsorge für die Arbeiter und der Landesverteidigung. Ein Zolltarifgesetz ist soweit vorbereitet, daß die Vorlage des Entwurfs an den Bundesrat im Laufe des Winters zu erwarten ist. Nächst den in der vorigen Tagung nicht verabschiedeten Entwürfen einer Seemannsordnung und der damit im Zusammenhang stehenden Gesetze, werden neue Vorlagen Sie beschäftigen, durch weiche einerseits eine einheitliche Gestaltung der öffentlich=rechtlichen Seite des Privatversicherungswesens herbeigeführt, andererseits die Reichsgesetzgebung über das Urheberrecht mit der fortgeschrittenen Rechtsentwickelung in Einklang gebracht werden soll.— Vorbereitet wird eine durch die Neugestaltung der Unfallversicherungsgesetze bedingte Abänderung der Vorschriften über die Unfallfürsorge für Beamten und Personen des Soldatenstandes, sowie eine Vorlage, welche die Vorschriften über den Verkehr mit Wein zu verbessern bezweckt.— Die Beziehungen des Reichs zu allen auswärtigen Mächten sind fortdauernd gut und freundlich. Mit Wehmut gedenke Ich Meines Verbündeten und treuen Freundes, des Königs Humbert, welcher in seinem königlichen Beruf als das Opfer eines fluchwürdigen Anschlags fiel. Auf der Weltausstellung zu Paris, wo das Nachbarland dem friedlichen Wettstreite der Völker eine gastliche Stätte bereitet hatte, ist dem deutschen Fleiße und der deutschen Kunstfer tigkeit reiche Anerkennung zu teil geworden. Dieser Erfolg, den Sie gewiß mit Mir freudig begrüßen, wird der nationalen Arbeit auf allen Gebieten ein Sporn zu neuen Anstrengungen und immer größeren Leistungen sein. Möchten die Beratungen, denen Sie sich, geehrte Herren, im Einvernehmen mit den verbündeten Regierungen widmen wollen, unter dem Beistande der göttlichen Gnade dem teuren Vaterlande zum Segen gereichen. Deutscher Sitzung vom 14. Novbr. Der Reichstag hielt am 14. Novbr. seine erste Plenarsitzung ab. Durch Namensaufruf wurde die Beschlußfähigkeit festgestellt; es sind 243 Abgeordnete anwesend. Eingegangen ist ein Gesetzentwurf betr. Festsetzung des 3. Nachtragsetats(Chinavorlage) und andere Vorlagen. Nächste Sitzung Donnerstag, 15. Nov, mit der Tagesordnung: Wahl des Präsidiums und der Schriftführer. Berlin. Die widersprechenden Mildungen da rüber ob der Etat gleich nach dem Zusammentritt des Reichs tages diesem vorliegen wird, finden jetzt ihre Erledigung in der Mitteilung, daß die Vorlage wegen der Kosten der Chinaexpedition dem Reichstage sofort nach seinem Zusammentritt, der Etat für das Rechnungsjahr 1901 erst im Laufe der nächsten Woche zugehen wird. — Den Abendblättern zufolge ging dem Bundesrat der Etat des Auswärtigen zu. Die fortdauernden Ausgaben betragen 13307507+K; von den letzteren beansprucht die Kolonialverwaltung 25947807 JK. — Der gleichfalls dem Bundesrat zugegangene Etat für Ostafrika balanziert mit 12349000 cK; der Reichszuschuß beträgt 9117000 M. Im Extra=Ordinarium werden zur Gewährung von Beihülfen an indische Ackerbürger 3000 c/ gefordert. Von der Thätigkeit der indischen Ackerbürger hofft man in erster Linie eine Förderung des Anbaues von Reis und Baumwolle. Zur Herstellung einer Eisenbahn von Dar=es=Salaam nach Emrogor werden als erste Rate 2000000 c. gefordert; die Gesamtkosten sind auf 15000000 Mk. veranschlagt. Der dem Etat beigefügte Voranschlag der Betriebseinnahmen und =Ausgaben der fertiggestellten Strecke der UsambaraEin Opfer. Von B. Saworra. Antorisierte Bearbeitung nach dem Englischen. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Eine Bitte habe ich noch an Sie, Herr Grävener. Sie werden sie mir vielleicht verweigern, aber—“ „Wollen Sie sie mir nennen?“ „Seit meiner gestrigen Unterredung mit Ihnen habe ich viel nachgedacht. Ich habe es mir klar gemacht, daß nach Ihren Mitteilungen Mark unmöglich ferner Vertrauen zu mir haben könnte Nein— verstehen Sie mich nicht falsch, bitte—“ als Grävener sie unterbrechen wollte,„ich will Sie nicht ersuchen, aus Mitleid für mich, Mark etwas zu verschweigen, zugegeben, daß er mich heiratet, trotz dieses Geheimnisses, das auf meiner Vergangenheit lastet. Sie werden mir nicht zutrauen, daß ich so schwach bin, das von Ihnen zu beanspruchen. Sie können nicht nachsichtig gegen mich und zugleich aufrichtig und ehrlich gegen Ihren Frennd sein. Wenn meine Verlobung mit Mark fortbesteht, müssen Sie ihm offen und ohne Rücksicht alles mitteilen, das ist eine Pflicht, die Ihre Freundschaft von Ihnen fordert.“ „Es ist gut, daß Sie es einsehen," bemerkte Georg steif.— „Ich sehe jetzt mehr als das,“ fuhr das junge Mädchen mit unbewußtem Pathos fort.„Es ist mir klar geworden,— da dieses Geheimnis einen Schatten auf mein Leben wirft— dieses Geheimnis, das ich nicht erklären kann— habe ich nicht das Recht, Marks Liebe zu empfangen, seine Frau zu werden.“ „Erst jetzt?“ fragte Grävener ungläubig „Mir ist wohl ein= oder zweimal während meiner Verlobung der Gedanke gekommen, doch habe ich ihn stets als thöricht verworfen. Sie werden es mir kaum glauben, Herr Grävener, daß ich die Episode, die Ihnen so lebhaft im Gedächtnisse ist, fast ganz aus meiner Erinnerung gebannt hatte, wie einen bösen Traum, der nichts mit der Wirklichkeit gemein hat. Es hat mich wohl zuweilen traurig gemacht, daß es in meinem Leben einen Tag— oder richtiger einige Wochen— gab, über die ich nicht rückhaltlos mit Mark sprechen konnte— aber beunruhigt hat es mich nicht, ich hielt es für kein Unrecht, da mein Gewissen vollkommen rein war. Durch Sie, Herr Grävener, bin ich erst zu der Erkenntnis gekommen, daß eine Frau nicht stillschweigend eines ehrlichen Mannes Liebe und Vertrauen genießen darf, wenn irgend ein böser Verdacht auf ihr ruht, den sie nicht widerlegen kann. Als Marks Braut muß ich ihm— nach der bittern Lehre, die Sie mir erteilt— alles mitteilen, was mein schlimmster Feind je gegen mich vorbringen könnte, ich muß ihm von jenem Vorfall berichten— auf die Gefahr hin, sein Vertrauen zu mir zu erschüttern— trotzdem ich als Rechtfertigung nur sagen kann:„Ich war schuldlos— ich kann es nicht beweisen, ich kann Dich nur bitten, mir zu glauben.“ Judith hielt inne, starr sah sie an Grävener vorbei in die Ferne. „Er würde mir vielleicht glauben,“ fuhr sie sinnend fort.„Ich hoffe, er würde meinen Worten mehr trauen, als Sie. Aber— es könnten Tage kommen — andere könnten mich verdächtigen— Mißtrauen säen— und Mark müßte kein Mensch sein, wenn sein Vertrauen nicht einmal wanken würde. Und das— das könnte ich nicht ertragen:“ Zum erstenmal versagte ihr die Stimme etwas wie ein Zittern durchbebte sie. „Und darum habe ich eine Bitte an Sie," fuhr sie mit einem Seufzer fort.„Ich werde meine Verlobung mit Mark lösen, sofort— und für immer. Dann— und dieses ist meine Bitte, Herr Grävener, dann rauben Sie ihm nicht den Glauben an mich. Ich verspreche Ihnen, ich schwöre es— mich vollständig, endgiltig von ihm zu trennen, ich verspreche es— soweit es in meiner Macht steht—, ihm nicht nahe zu kommen, ihn nicht zu sprechen. Wollen Sie unter dieser Bedingung meine Bitte gewähren und schweigen? Mag das Geheimnis zwischen uns beiden bleiben. Lassen Sie ihm den Glauben, daß ich gut bin. Wenn ich seine Liebe auch hingebe, möchte ich mir gern sein Vertrauen erhalten.“ „Verzeihen Sie, Fräulein Verrell, wenn ich zuerst erwäge, was für meinem Freund besser ist.“ „Es sollte besser für ihn sein, ihm allen Glau: ben an mich zu nehmen?" fragte sie bitter, indem sie sich erhob.„Fürchten Sie nicht, daß er zu viel, Eisenbahn für das Jahr 1901 weist Einnahmen in der Höhe von 142800 Mk. und Ausgaben in der Höhe von 142210 Mk. auf. — Den Abendblättern zufolge ging dem Bundesrat das Etatgesetz zu. Der Etat balanciert mit 2240 947301 Mc. Die dauernden Ausgaben betragen 1912 608 649 M, die einmaligen Ausgaben des Ordinariums 224 583 912 M, die des Extraordinariums 103 754 695 J. Der§ 2 ermächtigt den Reichskanzler, zur Bestreitung der einmaligen außerordentlichen Ausgaben 97286 384 cK. auf dem Wege des Kredits flüssig zu machen,§ 3 ermächtigt den Reichskanzler, zur vorübergehenden Verstärkung des Betriebsfonds der Reichshauptkasse nach Bedarf, jedoch nicht über 175000000 q hinaus Schatzanweisungen auszugeben. — Der Kaiser hat befohlen, daß ihm ein Immediatbericht über den Offenbacher Eisenbahnunfall eingereicht werde.— Aus Anlaß dieser furchtbaren Katastrophe macht die„Nat.=Ztg.“ auf den Sitzungsbericht des preußischen Herrenhauses vom 30. März 1900 aufmerksam. In der betreffenden Sitzung brachte der Prinz zu Schönaich=Carolath das Eisenbahnunglück in Bischweiler zur Sprache, bei welchem der Postwagen und Postbedienstete des=Zuges verbrannten und die nächstfolgenden Wagen des=Zuges nur durch besonders glückliche Umstände vor dem gleichen Schicksal bewahrt blieben. Im Hinblick auf diesen Vorfall bat Prinz Carolath den Minister der öffentlichen Arbeiten, in den=Wagen Notausgänge einzurichten, damit bei plötzlich eintretender Feuersgefahr den Reisenden die Möglichkeit gewährt werde, sich durch dieselben retten zu können. Von dem genannten Redner wurde die dringende Mahnung ausgesprochen, die Eisenbahnverwaltung möge keine Zeit verlieren, die Notausgänge einzuführen, man möge nicht erst ein neues großes Unglück abwarten, sondern sofort handeln. Der Minister war leider nicht in der Lage, sich diesem Vorschlag gegenüber zustimmend verhalten zu können, sondern meinte, die=Wagen seien heute derart eingerichtet,„daß selbst ein korpulenter Herr und auch eine Dame sich durch die Fenster retten könnten": Die entsetzliche Katastrophe in Offenbach hat das Irrige dieser Auffassung erwiesen und zum Ueberfluß dargethan, daß Personen, denen sogar von außen thatkräftige Hilfe geleistet wurde, nicht imstande waren, durch die Fenster die brennenden Wagen zu verlassen. Nach dem Bericht von Augenzeugen haben sich auch gerade bei diesen vergeblichen Rettungsversuchen die herzergreifendsten Scenen abgespielt. Möchte nun schleunigst von der Eisenbahnverwaltung durch Einrichtung von Notausgängen in=Zügen den dieserhalb wiederholt ausgesprochenen Mahnungen und Wünschen Rechnung getragen werden. Die öffentliche Meinung wird sich durch Vertröstung von dieser Forderung nicht abbringen lassen.„.... 4. Erimm.. — Dem Reichstag ging der entwuts betr. die Seemannsordnung, der Gesetzentwurf betr. die Privatversicherungsunternehmungen, sowie der dritte Nachtragsetat du..... 4. getem k. s. — Bekanntlich son in der gestern beginnenden Reichstagssession ein Gesetz zur Einführung einer deutschen Schaumweinsteuer beraten werden. Ueber die eigenartige Geschichte dieses Gesetzentwurfes berichtet die„Köln. Volksztg. folgendes: Bekanntlich hatte ein Schaumweinfabrikant, Herr J. J. Söhnlein, gelegentlich der Beratung des Flottengesetzes an den Reichstag eine Eingabe gemacht, welche vorschlug, die gesamten Kosten der Flottenvorlage mit etwa 60 Millionen Mark jährlich den deutschen Zeitungen in Form einer Inseratensteuer aufzuerlegen. Als diese Eingabe in der Reichshaushaltskommission besprochen wurde, war eine Schaumweinsteuer noch nicht in Betracht gezogen worden; die Eingabe des Herrn Söhnlein lenkte auch auf dieses Steuerobjekt die Aufmerksamkeit der Kommission, und deren große Mehrheit war der Ansicht, daß eine Verbrauchsabgabe auf Schaumwein wohl gerechtferttigter sei, daß dagegen für eine Belastung der Presse mittels Inseratensteuer keine Veranlassung vorliege. Daraufhin wurde der Eingangszoll auf importierten Schaumwein sofort erhöht, während die Schaumweinsteuer auf inländisches Fabrikat in der kommenden Session geregelt werden sollte. Der Sekretär des Verbandes deutscher Schaumweinkellereien hatte sich damals an den Abgeordneten Müller(Fulda) mit dem Wunsche gewandt, daß auch die Zollerhöhung vorerst unterbleiben möge. Herr Müller hatte in seiner Antwort darauf hingewiesen, daß die Schaumweinsteuer eine Folge der Eingaben des Herrn Söhnlein an den Reichstag sei, und daß es sich für den Verband empfehle, diesen Herrn etwas zurückzuhalten.— Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. — Entgegen anders lautenden Meldungen, die in jüngster Zeit verbreitet worden sind, wird jetzt von anscheinend unterrichteter Seite versichert, daß eine Vorlage zur Beseitigung der Mißstände im Ausverkaufswesen im Reichsamt des Innern ausgearbeitet werde und dem Abschluß nahe sei. Voraussichtlich wird sich also der Reichstag noch in der beginnenden Tagung mit diesem Gegenstande beschäftigen. — Der„Hamb. Korr.“ schreibt: Durch die Zeitungen ist dieser Tage ein Abschiedsschreiben des bisherigen Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe an den Staatssekretär des Reichspostamtes gegangen. Um Mißdeutungen zu vermeiden, stellen wir fest, daß derartige Dankschreiben an sämtliche Staatssekretäre und Minister ergangen sind, mit denen Fürst Hohenlohe als Reichskanzler und Ministerpräsident zusammen gearbeitet hat..6 — Bei der rurzlich durch die Presse gegangenen Mitteilung, die Regierung suche deutsche Bergarbeiter für Kiautschou, hendelte es sich, wie sich jetzt herausstellt, lediglich um die Anwerbung von ein oder zwei Steigern, die sich an einer Erkundigungszwecken dienenden Expedition in das Minengebiet von Kiautschou beteiligen sollten. — Das Berliner Tageblatt meldet: Die vor etwa Jahresfrist von ruchloser Hand verstümmelten Nebenfiguren in der Siegesallee wurden am 13. Nov. durch neue Marmorbüsten ersetzt. Hamburg: Als mutmaßlicher Mörder der in ihrer Wohnung mit durchschnittener Kehle aufgefundenen Lina Ahlert wurde am 13. Nov. nachmittags ein schwedischer Kellner, namens Stave, verhaftet. Stave verwickelte sich in einem langen Verhör in Widersprüche. Bei ihm wurde das Portemonnaie der Ermordeten gefunden. Er behauptet, er habe dasselbe gefunden. der Boxer in Peking. In der letzten Sitzungder Vertreter der Mächte in Peking wurden die Punkte, über die eine endgültige Einigung erzielt ist, vorbehaltlich einer genaueren Redaktion, folgendermaßen festgestellt: Der Eingang der Note soll den Charakter derselben als eine„décision irrévocable“(unwiderrufliche Forderung) feststellen. Sodann erhält unter den an die Chinesen zu stellenden Ansprüchen den ersten Platz die Forderung einer nach Berlin zu entsendenden von chinesischen kaiserlichen Prinzen zu führenden Mission, welche das Bedauern des Kaisers von China und der chinesischen Regierung über die Ermordung v. Kettelers ausdrücken soll. Außerdem ist auf dem Schauplatz der Unthat ein entsprechendes Denkmal mit lateinischer, deutscher und chinesischer Inschrift zu errichten, welche ebenfalls dem Bedauern des Bogdochans (chinesischer Kaiser) über die geschehene Frevelthat Ausdruck gibt. Demnächst soll China die Rädelsführer, die zum Teil bereits in dem chinesischen Edikt vom 25. September, zum Teil von den Vertretern genannt sind, event. noch genannt werden, mit dem Tode bestrafen. Die chinesische Regierung soll weiter zwei Jahre lang in allen Unterpräfekturen eine kaiserliche Verordnung anschlagen, die 1. die Mitgliedschaft an der Boxersekte mit dem Tode bedroht, 2. die über die Schuldigen verhängten Strafen publiziert, 3. die Vizekönige so wie die Provinziallokalbeamten für die Ordnung in ihren Bezirken verantwortlich macht, und die Bestimmung trifft, daß solche Beamte, die neue Vertragsverletzungen und Belästigungen der Fremden zulassen, sofort abgesetzt werden und niemals andere Stellen erhalten dürfen. Auf jeder fremden oder internationalen Begräbnisstätte, deren Gräber während der Wirren profaniert wurden, muß die chinesische Regierung ein Sühnedenkmal errichten. Das Tsungli=Yamen soll vollkommen reformiert und auch der Verkehr der Gesandten mit dem Hofe in dieser Weise neu geregelt werden, die von den Mächten des näheren zu bestimmen ist. China muß den Mächten für Staat und Private entsprechende Entschädigung leisten. Die zu zahlenden Summen begreifen, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, auch die Beträge in sich, welche solchen Chinesen gezahlt werden sollen, die im Dienste der Fremden Schaden erlitten. Das Verbot der Einführung von Waffen nach China wird bis auf weiteres aufrecht erhalten. Jede einzelne Macht erhält das Recht, für ihre Gesandtschaft eine permanente Schutzwache zu halten. Das Gesandtschastsviertel, wo Chinesen nicht wohnen dürfen, wird in Verteidigungszustand gesetzt werden. Die Befestiguug von Taku und etwaige andere, welche die freie Verbindung Pekings mit dem Meere hindern könnten, sollen geschleift werden. Die Mächte werden einzelne Punkte zwischen der Hauptstadt und dem Meere bestimmen, die militärisch besetzt werden, um jederzeit eine unbehinderte Kommunikation zwischen dem Sitz der Gesandtschaft und der See zu gewährleisten. Vorstehende Forderungen sind zwar hart für China, aber sie sind gerecht. Sie lassen sich einteilen in solche, welche als Sühne gelten für die begangenen Frevelthaten, und in solche, die der Wiederholung ähnlicher Greuel vorbeugen sollen: Was die deutsche Sühneforderung anlangt, daß eine Abordnung von kaiserlichen chinesischen Prinzen in Berlin dem Bedauern des Bogdochans über die Frevelthat Ausdruck geben solle, so entspricht diese Forderung durchaus der Größe des Verbrechens. Auch alle übrigen Forderungen, die hier an China gestellt werden, entsprechen durchaus vom europäischen Standpunkte der Billigkeit und Gerechtigkeit. Werden sie durchgesetzt, so würde China allerdings gewaltig gedemütigt werden, aber wir hätten damit die unerschütterliche Gewähr gegen die Wiederholung der grauenhaften Vorkommnisse, die in diesem Sommer die ganze Welt in Bewegung gesetzt haben. Die Bestrafung der Rädelsführer mit dem Tode und die Androhung der Todesstrafe für die Angehörigen der Boxersekte wird wohl von China zugestanden werden. Auch die Umwandlung des Tsung=li=Yamen und die Umgestaltung des diplomatischen Verkehrs zwischen den Gesandten und dem Hofe, und die den Mächten zu leistende Geldentschädigung wird auf erhebliche Schwierigkeiten bei den chinesischen Machthabern kaum stoßen. Dagegen finden sich unter den Forderungen einige, die, wie zu befürchten ist, von den chinesischen Machthabern rundweg abgelehnt werden dürfen. Das sind namentlich die ständigen Gesandtschaftswachen in Peking, die Schleifung der Takuforts, die ständige Besatzung einzelner militärischer Punkte zwischen Taku und Peking und das Verbot der Waffeneinfuhr. So erfreulich es ist, daß die diplomatische Arbeit in Peking endlich einen Erfolg nachzuweisen hat, und daß damit wirklich ein ernster Schritt der Lösung des chinesischen Problems entgegen gethan ist, so wenig darf davon behält, auch wenn Sie schweigen. Er wird mich für wankelmütig— für falsch halten. Der kleine Rest von Achtung und gutem Zutrauen, der bleibt, wird ihm keinen Schaden bringen, Sie sprach voll tiefer Bitterkeit, ein schmerzliches Lächeln lag auf ihren Lippen. Grävener fühlte MitSie haben recht, Fräulein Verrell. Brechen Sie die Verlobung mit Mark, und ich verspreche Ihnen zu schweigen. Doch— horch! Da kommt Mark selbst. Judiths Antlitz überzog sich mit geisterhafter Blässe, Grävener war in tödlichster Verlegenheit. Ein eiliger, fester Schritt ließ sich vernehmen, ein schnelles, hartes Klopfen ertönte, die Thür wurde geäffnet,— aber der Eintretende war nicht Mark, sondern Herr von Rost. Erstaunt sah er auf das Paar vor sich, das erschreckt, befangen— kaum seine Erregung verbergen konnte.....3t Herm van Boß Etwa eine Stunde spater klut Herr von Rost auf das tiefste empört in das Gemach seiner Frau. Nelly las eine Novelle, sie sah auf, lächelte, nickte und vertiefte sich wieder in ihr Buch. „Ich bin bei dem jungen Grävener gewesen, sagte Herr von Rost erregt. „Ja, lieber Mann?“ erwiderte Nelly freundlich, ohne die Augen zu erheben. „Judith Verrell war ba.“ Das Buch fiel plötzlich auf den Schoß, gespannt blickte Nelly ihren Gatten an. „Judith Verrell wieder?“ wiederholte sie.„Und Mark war eben hier und klagte, daß sie immer in dem Krankenzimmer bei ihrer Schwester festgehalten wird.“ Herr von Rost zog sich einen bequemen Stuhl an das offene Fenster und setzte sich. Weder Fräulein Verrell noch Grävener schienen übermäßig erfreut zu sein, mich zu sehen," bemerkte er. „War sie allein mit ihm?“ Ja. Sie empfahl sich, sobald ich kam. Und sie verabschiedete sich, wohl um mich zu täuschen, so kalt und förmlich, als wenn sie kaum bekannt miteinander wären. Das ist es ja gerade, was mich so aufregt— dieses Heimlichthun!“— „Weißt Du, daß Judith gestern auch bei Georg gewesen, als ich hinfuhr, um ihn abzuholen?“ „Was? Gestern abend?“ Ja!“ „Warum hast Du mir das nicht erzählt, als wir heute morgen von Judith sprachen?“ Ja— weil— nun, ich muß die Wahrheit sagen, Georg bat mich, es nicht zu sagen. „Bat Dich, es nicht zu sagen?“ brauste Herr von Rost auf.„Saubere Geschichte! Was meinte er damit?“ „Fräulein Verrell wäre nur zu ihm gekommen, um etwas Geschäftliches zu besprechen. „Schöne Geschäfte! Eine junge Dame hat, wenn sie verlobt ist, nicht mit anderen Herren über Geschäfte zu verhandeln... g g..4 2mbeungs „Das ist wunderbar!“ sagte Neuy gedantendou „Was ist dabei Wunderbares! Der junge Grävener kommt Mark ins Gehege: Das ist des Pudels Kern.“ „Das glaube ich nicht. Georg ist so gut— Mark so treu ergeben. „Treu ergeben? Unsinn! Wenn die Liebe ins Spiel kommt, fliegt die Freundschaft zum Fenster hinaus. Georg ist immer ein Musterknabe gewesen, olchen ehrbaren jungen Leuten mißtraue ich. Wenn einer plötzlich solchen unbezähmbaren Liebesdusel bekommt, kannst Du sicher sein, daß es vorher ein Tugendpiegel gewesen ist.“ „Du glaubst, daß Georg Judith liebt?“ „Ich glaube es nicht, sondern ich sehe es. Es ist klar wie der Tag— ich las es auf ihren Gesichtern. Nely seufzte. „Armer, alter Mark!“ sagte sie und seufzte wieder. (Fortsetzung folgt.) der Parifer Weltausstellung. Man hat gerechnet, es würden etwa zwanzig Millionen von den rund 60 Millionen AusstellungsBillets, die von Anfang an als Geld gehandelt worden waren, unverkauft bleiben. Ganz so viel wird nun gerade nicht Fidibus=Papier werden, aber ein noch größerer Teil ist zu ungemein niedrigen Preisen veräußert worden. Diejenigen Pariser, die mit ihren Tickets Spekulationsgeschäfte machen zu können mein man sich davor verschließen, daß die Hauptarbeit noch zu thun bleibt, nämlich die Durchsetzung dieser Forderungen. Was wird die Folge sein, wenn die chinesische Regierung diese Forderungen rundweg ablehnt? Wird sich bezüglich der dann zu ergreifenden Maßnahmen dieselbe Einigkeit herausstellen, wie am grünen Tisch in Peking? Wir wagen es kaum zu hoffen. Die Veröffentlichung dieser Forderungen einen Tag vor der Eröffnung des deutschen Reichstags ist wohl kein bloßer Zufal. ugigx. gn dnstu Tientsin. 40 km westlich von Paolingsu haben französische Truppen ein befestigtes Dorf erobert. Auf Seiten der Franzosen beträgt der Verlust an Toten und Verwundeten 18, auf Seiten der Boxer 320 Köpfe. Ein großer Truppenteil, bestehend aus Deutschen, Italienern und Oesterreichern, unter dem Befehl des Obersten Grafen York von Wartensleben, ist nach Kalnan, etwa 240 km nordwestlich von Peking hart an der chinesischen Mauer gelegen, abmarschiert, um auf Wunsch des Bischofs Fourier die französischen Missionen zu schützen, die sich in großer Not befinden. Tokio. Aus Pingliang(Provinz Kansu) wird gemeldet, Prinz Tuan sei vor einigen Tagen auf der Reise nach Ninghsia durchgekommen. Der Prinz soll sich dorthin zum Aufenthalt zu dem ihm verwandten Gouverneur begeben. Die Reise wurde geheim unternommen. Yunglu befindet sich auf der Reise nach Tschangan. Der Aufenthalt des Prinzen Tschiang ist unbekannt. Krieg in London. Aus Lorenzo Marques wird berichtet: Ein verwundeter Bur, der bei Lecombo gefangen wurde, hat vor dem Tode erklärt, die jetzt im Felde stehenden Buren hätten einen Eid geleistet, die Unabhängigkeit des Landes zu erkämpfen oder zu sterben. Sie trügen ein Abzeichen mit dem Totenkopf auf der Brust. Rheinland und Westfalen. Am 14. November wurde der Regimentsarzt Dr. Schimmel vom Husarenregiment in Düsseldorf durch zwei Rittmeister verhaftet und in das Militärarrestlokal überführt. Man glaubt, daß die sensationelle Verhaftung mit dem Militärbefreiungsprozeß in Elberfeld zusammenhängt. Ein„schwerer Junge, Dohmgans mit Namen, ist am 13. November der Polizei in Düsseldor in die Hände gefallen. Dohmgans, ein professioneller Dieb und Einbrecher, entsprang in der Nacht zum 25. September ds. Is. mit zwei Complicen, Schmitz und Dinger, aus dem Zuchthause zu Werden, wo sie wegen Diebstahls noch Strafen von 5 bis 11 Jahren zu verbüßen hatten. Das Kleeblatt wandte sich auf seiner Flucht zunächst in die Gegend von Köln, woselbst es vor einigen Wochen gelang, den Dinger zu verhaften, während Dohmgans und Schmitz entwischten. Die beiden Letzteren begaben sich nun nach Düsseldorf. Sie nahmen dort und in der Umgegend ihr gewohntes Diebeshandwerk wieder auf und stahlen, was nicht niet= und nagelfest war. Die vielen nächtlichen Einbrüche und Diebstähle, die in den letzten Wochen in dortiger Gegend mit großer Verwegenheit ausgeführt wurden, müssen zum größten Teil auf das Conto der zwei Flüchtlinge gesetzt werden. Unterstützt wurden diese in ihrem lichtscheuen Treiben durch eine große Hehlerbande, von der einige Mitglieder, die Mutter und Tochter von Schmitz, sowie ein gewisser Küster, auch ein alter Zuchthäusler, bereits in Haft sitzen. Eifrig wurde nach den beiden Burschen gefahndet, eine ganze Anzahl von Polizeibeamten wurde aufgeboten, um ihrer habhaft zu werden; auch manche Nacht verwandte man darauf. Am 13. November nachmittags wurden Dohmgans und Schmitz im Felde zwischen Himmelgeist und Wersten von zwei Polizeibeamten aufgestöbert. Die Verbrecher flohen, und dem Schmitz gelang es auch wieder, zu ntkommen, indessen Dohmgans in die Enge getrieen wurde. Mit Hilfe von Landleuten wurde er ingeholt, da ihn ein Schuß ars einem Gewehre traf. Er setzte sich dann mit einem Dolch zur Wehre, wurde aber schließlich überwältigt wobei er verschiejene erhebliche Kopfverletzungen davontrug. In einer Droschke wurde Dohmgans gut gefesselt zunächst zur Unfallstation gebracht und verbunden und hierauf einem eingehenden Verhör unterzogen. Er soll bereits etwa 40 Diebstähle eingestanden haben, doch dürfte demnächst sein Strafregister um ein Beträchtliches erweitert werden. Der noch flüchtige Schmitz wird wohl auch bald festgenommen werden. Die Krefelder Ztg. berichtet, daß ein Zug der Kleinbahn Krefeld=Düsseldorf führerlos, oder vielmehr ohne Aufsicht des an seinem Posten schlafenden Führers durch mehrere Stationen gesaust sei. Diese Meldung wird ihr jetzt bestätigt. Hiernach hat sich die Geschichte am Sonntag nachmittag zugetragen Der von dort um 3 Uhr 53 Min. nach Düsseldorf fahrende Schnellzug hat zufälligerweise an einer Station gehalten. Die Stationsbeamten, die, wie es scheint, telephonisch benachrichtigt worden sind, haben Steine in den Wagen geworfen, um den Führer zu wecken. Erst vor Fischeln scheint der Schlafende erwacht zu sein. Es ist dafür gesorgt, daß dieser Vorfall, der nur durch ganz besondere Glücumstände nicht zu einem schrecklichen Unglück geführt hat, streng untersucht werden wird. Das Landgericht in Hagen(Civilkammer) hatte sich in der Berufungsinstanz mit einer Gesindestreitsache zu befassen, deren Entscheidung für weite Kreise von großem Interesse sein dürfte. Die Dienstmagd A. war bei dem Kaufmann G. dortselbst und verließ den Dienst ohne Einhaltung der Kündigungsfrist. Da sie von G. noch 30 cK an Lohn zu fordern hatte und diese auf gütlichem Wege nicht erhalten konnte, wurde sie beim Amtsgericht klagbar. Dieses entschied: Da das Mädchen den Dienst ohne Kündigung verlassen habe, so sei die Herrschaft berechtigt gewesen, sich auf Kosten des kontraktbrüchigen Dienstboten eine gleichwertige Kraft zu beschaffen. Diese habe unter 30 c nicht beschafft werden können. Die Klägerin wurde deshalb abgewiesen. Gegen diese Entscheidung legte die Magd Berufung ein, und das Landgericht hob in der ersten Berufungsinstanz das Urteil auf, zugleich den Kaufmann zur Zahlung des rückständigen Lohnes verurteilend. In der Begründung heißt es, daß der Verklagte nach den Bestimmungen der Gesindeordnung wohl berechtigt sei, sich auf Kosten der A. eine gleichwertige Kraft zu beschaffen. Er habe aber, wie er selbst zugebe, von diesem Rechte keinen Gebrauch gemacht, sondern die sonst der A. obliegenden Arbeiten ohne Hilfskraft verrichtet resp. verrichten lassen. In der Gesindeordnung sei aber ausdrücklich bestimmt, daß die Vorenthaltung des Lohnes nur dann gestattet sei, wenn eine solche Aushülfe thatsächlich beschafft worden sei. Da es nun an dieser Voraussetzung fehle, sei das erste Urteil aufzuheben und G. zur Zahlung des rückständigen Lohnes zu verurteilen. Eine Dynamit=Explosion ereignete sich in dem Dorfe Osthelden bei Siegen im Häuschen eines armen Bergmannes. Derselbe beschäftigte sich nebenbei mit der Ausrodung alter Wurzelstöcke in den Haubergen und hatte dieserhalb die Erlaubnis, Dynamit anwenden zu dürfen. Die Patronen werden hierzulande von den Bergleuten vor dem Gebrauche etwas erwärmt, und so geschah es auch im vorliegenden Falle am Kochherde. Hierbei ist die Patrone explodirt. Während das Häuschen stark bechädigt wurde und zusammenzubrechen droht, haben ie Bewohner keine ernstliche Verletzung erlitten. Letzte Nachrichten und Depeschen aus Wolfs=Telegraphen=Bureau. Berlin, 14. Nov. In einer Anlage zur Denkschrift zum dritten Nachtragsetat werden die Gesamtosten, die durch den Seetransport der Truppen und Materialien für das ostasiatische Expeditionskorps bis zum 25. Oktober 1900 entstanden sind, auf 27282500 Mark beziffert. Berlin, 14. Nov. Das Oberkommando meldet aus Peking vom 13. Novbr.: Die Kolonne York erreichte gestern Schahotschoeng, 25 Kilometer nordwestich von Peking und soll heute über Tschangpingtschou nach Nankoa, 40 Kilometer nordwestlich von Peking gehen. Rom, 14: Nov. Die römische„Tribuna“ meldet: In China sei plötzlich große Kälte eingetreten. Das Thermometer sei bis 6° unter 0 gesunken. Der Peiho sei zugefroren, so daß der Flußverkehr unterbrochen ist. Petersburg, 14. Nov. Einer Mitteilung des Ministers des kaiserlichen Hauses, Baron Fredericks, zufolge nahm bei dem Kaiser die Influenza gestern einen typhösen Charakter an. Ein heute ausgegebenes Bulletin besagt: Die Diagnose ergab Unterleibstyphus mit bisher befriedigendem Verlauf. Temperatur 38,7, Puls 72. London, 14. Novbr. Der„Standard“ meldet aus Schanghai vom 10. Novbr:: Sir Robert Hart, Direktor der chinesischen Seezollämter, sei dazu bestimmt, mit den Vertretern der fremden Mächte die Höhe der Entschädigungssumme und den Zahlungsmodus festzusetzen.— Einem kaiserlichen Edikt zufolge soll Li=Hung=Tschang zum Generalissimus der großen Nordarmee an Stelle Junglus ernannt worden sein: London, 14. Novbr. Die„Times“ meldet aus Peking vom 11. Noovbr.: Es scheint, daß China alle in der Note der Mächte enthaltenen Bedingungen annehmen wird, ausgenommen die Forderung, an gewissen Prinzen und Würdenträgern die Todesstrafe zu vollstrecken. London, 14. Novbr. Die„Times“ meldet aus Schanghai vom 12. Nov.. Hier wird verlangt, daß in die Friedensbedingungen die Forderung der Entfernung der chinesischen Truppen aus der Umgebung Schanghais aufgenommen werde.— Wie der „Times“ aus Schanghai gemeldet wird, legt man in Tientsin lebhaftes Interesse bezüglich des gegenwärtigen Aufenthaltes der japanischen Truppen an den Tag, welche, obwohl sie das Land nicht verlassen haben, aus Tientsin und Peking verschwanden, ohne daß man weiß, wohin sie gerückt sind. Tientsin, 13. Nov. Es verlautet, ein kaiserliches Edikt sei erlassen worden, in welchem die Absicht bes Kaisers und der Kaiserin=Witwe, wieder nach Peking zurückzukehren, angekündigt wird. Suez, 14. Nov. Der Kreuzer„Gelderland" traf hier ein. Niemand erhält die Erlaubnis, die Kabine des Präsidenten Krüger zu betreten; auch zeigte sich Krüger nicht auf Deck. Wie Schiffsoffiziere sagen, ist seine Gesundheit gut, er habe guten Appetit und schläft gut. Unter den Personen, die an Bord kamen, befand sich auch ein Abgesandter des Comitees für die Empfangsfeierlichkeiten in Marseille. Der Bestimmungsort des Schiffes„Gelderland“ ist unbekannt. Sie erwartet Ordres in Port Said, wo sie Kohlen einnimmt. In Dar= es=Salaam(Deutsch=Ostafrika) wurde Krüger eine Ovation bereitet. ten, haben meist kaum die Hälfte des verausgabten Geldes wieder bekommen. Es war kein übler Finanzgedanke, die ganze Masse der Eintrittskarten sofort als Wertpapier auf den Geldmarkt zu bringen, und es sagt vor allem dem französischen Charakter zu, bei dem alles— auch die Politik in ihren Chancen, mehr oder weniger Spiel ist, aber eine Voraussetzung bildet für den Erfolg immer die flotte Nachfrage. Und mit der letzteren haperte es schwer. Der gute Besuch der Ausstellung in den letzten Wochen ist doch wesentlich darauf zurückzuführen, daß bei schönem Wetter die Billigkeit herrschte. Auch der Umstand, daß die Pariser sich wieder etwas mehr unter sich selbst fühlten, hat ungemein viel gethan. Die Ausstellung von 1899 schloß unter Hineinrechnung der zahlreichen Subventionen und sonstigen Zeichnungen ohne Rückzahlungs=Verpflichtung ohne Deficit. Diesmal kommt in Folge der stark gesunkenen— im Verhältnis natürlich— Frcquenz ein Minus heraus, das allerdings— angesichts des idealen Erfolges— den Franzosen wenig Kopfschmerzen verursachen wird, das aber doch beweist, wie selbsi in einer Stadt wie Paris für Weltausstellungen kein financiell mehr so recht lohnender Boden enthalten ist. 1889 zog der Eiffelthurm und die eigentliche Ausstellung trat zurück. Diesmal ist in der Ausstellung selbst das Menschenmögliche geleistet worden, aber der Profit blieb aus. Es hat noch keine Ausstellung gegeben, die in Kunst und Kunstgewerbe, Eleganz und Vornehmtheit das bot, was die jetzige Pariser zeigte. Uebertroffen wird sie schwerlich werden können, und diese Thatsache enthält darum eine ernste Mahnung: Damit geht aber auch zugleich für die Industrie ein Anreiz ersten Ranges zur Beschickung künftiger Ausstellungen verloren und speciell in unseren deutschen Gewerben kann man genug hören: Diesmal haben wir noch mitgemacht, aber nun ist es auch genug! Es kann wahrheitsgemäß konstatirt werden: Unsere deutsche Industrie ist auf Weltausstellungen nicht mehr angewiesen, wohl aber könnte eine große nationale Ausstellung in Deutschland selbst für sie nützlich sein. Denn der Deutsche kann wirklich in dieser Beziehung noch manches zu sehen bekommen. So wenig die Deutschen, welche Paris besucht haben, über das Verhalten der Pariser Klage führen können, so bleibt doch zu vermerken, daß die Ausstellungsleitung eigentlich recht wenig auf der Höhe der Zeit stand. Wenn Paris, die Stadt, nicht gewesen wäre, die Ausstellungs=Besucher hätten sich oft genug tüchtig langweilen können. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, ist in deutschen Großstädten bei solchen Unternehmungen mehr geboten, wie in Paris. Auch die Privatunternehmer in der Ausstellung, die fast samt und sonders beträchtliche Verluste erleiden, sind kaum besonders zu bemitleiden. Ueber Dinge, die man anderswo längst gesehen, waren ein paar neue bunte Aufputzlappen mit viel Reklame gebreitet, und das zu bewundern mutete man den Gästen zu. Der Erfolg konnte nicht besser sein, als er verdient war. Das Paris in mancher Beziehung hinter deutschen Großstädten heute noch arg zurücksteht, ist allen Deutschen klar geworden, sie haben auch aus vielen Dingen ersehen, daß wir keinen Anlaß haben, mit den Parisern zu tauschen. Nur vielleicht etwas Höflichkeit könnte noch ans diesem Völkerjahrmarks=Sommer über den Rhein importirt werden und damit thut Eile not, denn wenn erst, in naher Zeit, an der Seine wieder das politische Lied, das garstige Lied, erklingt, wird auch ein schärferer Ton in die bisherige Melodie kommen. Die Pariser haben in diesem Jahre Deutschland schätzen gelernt in unseren Leistungen und wir wollen ihnen deshalb einige Seitenhiebe nicht weiter groß anrechnen. Das neun Zehnzel der Bewohner der Seinestadt von Deutschland überhaupt nichts erwartet hatten, ergab sich aus der zu Tage tretenden Ueberraschung. Ein günstiger Umstand kam uns zu Hilfe: Es dauerte, wie erinnerlich sein wird, wochenlang, bevor die Ausstellung einen einigermaßen repräsentationsfähigen Charakter hatte, und in dieser ganzen Zeit lenkten fast allein die deutschen Abteilungen die Aufmerksamkeit auf sich. Das Uebergewicht, daß sie damals, besonders mit Kunstgewerbeabteilung und deutschem Haus errangen, ging nicht wieder verloren. Remdenwieusen für Damen, für die Wintersaison, gefüttert und ungefüttert, 82 empfiehlt in großer Auswahl von K 2,50— 20 K per Stück. D0 Jac. Schumacher. Rce „erdiun schvrchlaschen a Zimmer-Thüren M unterhalten großes Lager und liefern dieselben preiswert K Sachse& Siepmann, Ho-Handlung, M 49 Barmen-Rittershausen, Schwarzbachstraße.— Haltestelle der Straßenbahn. O für Minderjährige neu eingeführt am 1. Oktober 1900. à 10 u. 15 Pfg. empfiehlt Julius Joost, Langenberg. Modern und geschmackvoll garnierte Samen ammnderkart zu auffallend billigen Oreisen empfiehlt in großer Auswahl Wau Berhemamn Ker. Langenberg. Dr. Thot Warugnncicer, Weit sind die armen Mohren noch immer so schwarz Die Beklagenswerten kännen renpulver, marke SCHWAN V 8# noch nicht kaufen, das sich hier am Ort in allen ##. besseren Handlig, findet. S in Dr. Thompson’s Seifenpulver, Dassedorf. Pried. 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Alle Eymptome, wie: Kopfschwezrpz, Arzstriäen, (veralteten) Magenleiden um so heftiger auftreten, wurden oft nach einigen Nal Trinken beseitigt... znanzenehme Folgen wi. We. A2pf..- und deren unungenehme Fbigen, wie BeStühlverstopfung kkemmung, Kolikschmerzen, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, sowie Blutanstauungen in Leber, Milz und Pfortaderystem(Hämorrhoidakteiden) werden durh V,rhutperZgeiz, g und gekind beseitigt. Kräuter=Wein behebt jedwede Anverdaulichken, verleiht dem Verdauungssystem einen Aufschwung und entfernt durch eine leichten Stuhl alle untauglichen Stoffe aus dem Magen und Geoarmen, Hageres, bleiches Aussehen, Blutmangel, K. 102 341#- sind meist die Folge schlechter Verdauung, mangelhafter Entkruftung Blutbildung und eines krankhaften Zustandes der Leber. Bei gänzlicher Appetitlosigkeit unter nervöser und Gemütsverstimmung, sowie häufigen Kopfschmerzen, schlaflosen Nächten, siechen oft solche Kranke langsam dahin. vn Kräuter=Wein giebt der geschwächten Lebenskraft einen frischen Impuls. I KräuterWein steigert den Appetit, befördert Verdauung und Ernährung, regt den Stoffwechsel kräftig an, beschleunigt und verbessert die Blutbildung, beruhigt die erregten Nerven und schafft dem Kranken neue Kräfte und neues Leben. Zahlreiche Anerkennungen und Dankschreiben beweisen dies. Kräuter-Wein ist zu haben in Flaschen à M. 1,25 und 1,75 in Langenberg bei C. Schwaffertz, Kamperstr. 17 und in Velbert, Neviges, Sprockhövel, Hattingen, Linden, Altendorf i.., Rellinghausen, Werden, Kettwig, Wülfrath, Barmen, Vohwinkel, Elberfeld u. s. w. in Auch versendet die Firma„Hubert Akkrich, Leipzig, Weststraße 82“, 3 und mehr Flaschen Kräuter=Wein zu Originalpreisen nach allen Orten Deutschlands porto= und kistefrei. Vor Nacha mungen wird gewarnt! 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