K Erscheint wöchentlich 7 mal. Bezugspreis vierteljährlich in Neuß 1,50 Mk., durch die Post bezogen 1,65 Mk., mit illustriertem Unterhaltungsblatt 1,80 Mk., durch die Post bezogen 1.05 Mk. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmten Tagen und Stellen wird keine Gewähr geleistet. Verantwortlich für die Schriftleitung: Th. Jossen, Neuß. Neußer Zeitung Geschäftsstelle: Neuß, Neustraße 1. Rotations-Druck und Verlag von Fernsprecher St.„(V. L3. 29%*„L.LLE Pudoii von busg, uent e Attliches Kreisblatt Anan. Nr. 64. Erstes Blatt. mit täglicher Gratisbeilage„Bunke Blätter“ und wöchentlicher landwirtschaftlicher Beilage„Na Pflue“. Freitag, den 6. März 1914.(Fridolin.) Anzeigen 15 Pfg. die 8 gespaltene Petitzeile, auswärtige 20 Pf. Bei Imaliger Wiederholung das 4. Mal gratis. Reklamen 60 Pfg. die 3gespaltene Petitzeile. Bei zwangsweiser Eintreibung durch Klage oder In Konkursfällen wird der bewilligte Radatt hinfällig. Geschäftsstunden: Morgens von 7½—12½ Nachm. von 1½—7½ D Politische Hlachrichten. Deutschland. — Die Stellung des Landwirtschaftsministers Freiherrn von Schorlemer gilt in unterrichteten Kreisen, wie die„Germania“ mitteilt, als erschuttert und man nimmt an, daß der Minister nach Schluß oder Vertagung des Landtags von seinem Posten zurücktreten wird. Die Ernennung des Freiherrn von Schorlemer zum Statthalker von Elsaß=Lothringen ist nicht mehr beabsichtigt. = Der Abgeordnete Wetterle hat gegen die Straßburger Bürgerzeitung Strafantrag wegen Beleidigung gestellt, da er sich durch einen Artikel des Pariser Mitarbeiters des genannten Blattes, in dem er als Urheber der Studentenkundgebung in der Stadt Straßburg bezeichnet wurde, beleidigt fühlt, da er darin den Vorwurf des Hochverrats erblickt. — Der Eisenbahnetat. Die Budgetkommission des Abgeordnetenhauses setzte die Beratung des Eisenbahnetats fort. Der Minister wies auf die fortschreitende Verkehrsentwicklung, aber auch auf die erhöhten Ausgaben hin. Wenn man dem Ausgleichsfonds im abgelaufenen Jahre große Summen habe zuführen können, so sei das nicht allein der günstigen Konjunktur, sondern auch einer vorsichtigen Verwaltung zu danken. Im Jahre 1913 seien 437 Mill. Mark aus Extraordinarium und Anleihen für die Bautätigkeit ausgewandt worden, und im Jahre 1914 sei ein mindestens gleich hoher Aufwand zu erwarten. Für die Industrie ständen Aufträge für Materialschaffung in größerm Umfange als bisher in Aussicht. Aus der Mitte der Kommission wurde der Wunsch geäußert, die Verwaltung möge dem rechtzeitigen Ankauf von Länwereien für den Ausbau der Bahnhöfe und sonstigen Anlagen mehr Interesse widmen als bisher, um den Preistreibereien der Bodenbesitzer beizeiten zu begegnen. Auf eine Anregung stellte der Minister eine schnellere und sorgfältigere Besörderung von Obst und Milch durch bessere Einrichtung der Wagen in Aussicht und sagte auch Frachtermäßigungen zu. Ueber die Einführung geschlosfener Züge zwecks billigerer Beförderung von Massengütern, insbesondere Kohle, schwebten Berhandlungen. Eine augemeine Tarifermäßigung lehnte der Minister ab; doch sollen von Fall zu Fall bei Nachweis des Bedürfnisses Herabsetzungen erfolgen. Die bestehende Interessengemeinschaft habe sich zwar gut bewährt, aber eine Erweiterung sei nicht in Aussicht genommen. Ein Nationalliberaler brachte die Frage der Mosel= und Saarkanalisierung zur Sprache und erhob dabei Widerspruch gegen die Behandlung dieser Angelegenheit im Reichstage, insbesondere gegen die Hereinziehung politischer und militärischer Momente in die Debatte. Die schwerwiegendsten wirtschaftlichen Interessen des rheinisch= westfälischen Industriegebietes sprächen gegen die Kanalisierung. Ein anderer nationalliveraler Redner trat diesen Ausfüyrungen entgegen und behielt sich vor, die Frage unter jedem ihm geeignet erscheinenden Gesichtspunkte bei späterer Gelegenheit zu behandeln. = Die Wohnungsgesetzkommission des Abgeordnetenhauses lehnte zwei fortschrittliche Anträge ab, welche Aenderungen der Ansiedlungsgesetze(Erleichterungen von Neubauten außerhalb einer im Zusammenhang gebauten Ortschaft und künftige Zulassung der sogen. Lauven) betrafen. Annahme fand sodann eine nationalliberale Resolution, die die Regierung zur Deklaration des Ansiedlungsgesetzes auffordert. Ueber eine Petition um Abänderung des§ 11 des Fluchtliniengesetzes wurde zur Tagesordnung übergegangen. Bei der Beratung des Artikels 2 der Vorlage, welcher von den baupolizeilichen Vorschriften handelt, wurde zunächst ein Antrag beraten, daß durch die Bauordnung rucwartige und auch seitliche Baulinien festgesetzt werden können. Vom Regierungstische wurde dieser Antrag für unnotig erklärt, da die Zulässigkeit auch solcher Fluchtkinienfestsetzungen unbestritten sei. Der Antrag wurde zurückgezogen. Einer Anregung des Architektenvereins, daß die Bauordnungen auch das Aussehen aller von öffentlichen Verkehrsflächen aus sichtbaren Bauten regein können, wurde durch Annahme eines entsprechenden Antrages des Zentrums und der Nationalliberalen entsprochen. = Die Sonntagsruhekommission des Reichstages setzte die Verhandlungen über die Bedürfnisgewerbe fort. Es lag ein Antrag aller bürgerlichen Parteien vor in die gesetzlichen Ausnahmen auch Fisch=, Fleisch= und Fleischwarengeschäfte hinzunehmen. Ein Nationalliberaler fragte, wie sich die Beschäftigung der Perionen derjenigen Gewerbe stellen würde, die mit dem Transportieren der Fleischwaren aus den Kühlräumen in die Verkaufsräumlichkeiten zu tun haben. Ein Vertreter der Regierung verwies auf§ 105e der Gewerbeordnung, wonach die Beschäftigung solcher Personen drei Stunden vor der Verkaufszeit zu gelassen sei. Nach den Ausführungsbestimmungen sollen solche Angestellten aber durch völlige Sonntagsruhe an jedem 3. Sonntage entschädigt werden. Ein Nationalliberaler trat für die Zulassung des Zigarrenhandels zu den Bedürfnisgewerben ein. Er behalte sich für die zweite Lesung einen diesbezüglichen Antrag vor. Ministerialdirektor Caspar stellt sich auf den Boden der Vorlage, wonach auch der Zigarrenhandel eine dreistündige Verkaufszeit habe. Der Zigarrenhandel sei nicht als Bedürfnisgewerbe anzusehen, sondern die Zigarre werde als Genußmittel betrachtet, und der Verkauf falle daher dort, wo durch Ortssatzung die völlige Sonntagsruhe eingeführt sei, unter die zugegebenen Ausnahmen. Ein sozialdemotratischer Antrag, der die Bedürfnisgewerbe abschaffen will und die zweistündige Beschäftigung in der Zeit von 7 bis 10 Uhr morgens vorsieht, wurde abgelehnt, ebenso ein weiterer sozialdemokratischer Antrag, der den Gehilfen jeden dritten Sonntag freigibt. Ein Kompromißantrag der bürgerlichen Parteien wurde angenommen. Danach ist in den Verkaufsstellen für Backwaren und Konditorwaren eine Beschäftigung bis zu sechs Stunden, in denen für Fisch, Fleisch und Fleischwaren eine solche von drei Stunden zulässig. Bezüglich der von den Behörden zuzulassenden Ausnahmen wurde ebenfalls ein Antrag der bürgerlichen Parteien angenommen. Hierzu kommt§ 7 Abs. 2 der Regierungsvorlage, doch ist in den Städten über 75 000 Einwohnern den höheren Verwaltungsbehörden die Möglichkeit gegeben, für solche Gewerbe, deren vollständige oder teilweise Ausübung erforderlich ist, Ausnahmen an gestetten. die nicht über 1 Uh dürsen. 89. Jahrg. Die nähern Bestimmungen über die Ausnahmen trifft der Bundesrat. Sie sind dem Reichstag zur Kenntnisnahme vorzulegen. Ein Kompromißantrag der bürgerlichen Parteien wurde einstimmig angenommen, wonach die Beschäftigung am ersten Öster=, Pfingst= und Weihnachtstage, sowie am Karfreitag und Fronleichnamstage, soweit die beiden letztern ortsgesetzlich als Feiertage anerkannt sind, verboten wird, an den zweiten Feiertagen und am Neujahrs= und Himmelfahrtstage die Beschäftigung aber den Bedürfnisgewerben zugestanden wird. Die Duellkommission des Reichstages verhandelte über die Frage, inwieweit Aenderungen des Strasgesetzbuche: über den Zweikampsparagraphen norwendig seien, wenn jemand einen andern durch ehrenrührige Handlungen oder Behauptungen über ihn und seine Familie gekränkt hat. Der Zentrumsredner will dem, der sich einer solchen Verfehlung schuldig macht und dann zum Duell herausfordert, nicht mehr die Möglichkeit zur Bekleidung eines öffentlichen Amtes zubilligen und ihn jeder Vorgesetztenstellung entziehen. Ein Sozialdemokrat fordert obligatorische Strufbestimmungen. Ein Nationalliberaler stimmt der vom Zentrum vorgeschlagenen Regelung zu, die bei frevelhaftem Verschulden an Stelle der Festungshaft Gefängnisstrafe vorsieht. Er wandte sich aber gegen eine Gefängnisstrafe von nicht unter 3 Monaten. Ein Vertreter des preußischen Kriegsministers verteidigt die bestehenden ehrengerichtlichen Bestimmungen. Ein Fortschrittler glaubt, daß der Zentrumsantrag bei den heutigen Anschauungen nicht durchführbar sei. Der Vertreter des Kriegsministers weist darauf hin, daß aus der Abwartung der ehrengerichtlichen Entscheidung keinem Offizier ein Vorwurf gemacht werde. Ein Konservativer hält die bestehenden Bestimmungen über den Zweikampf für ausreichend, ware aber gleichwohl bereit, einem nationalliberalen Antrag zuzustimmen, der bei Zweikampf mit tödlichem Ausgang oder bei frevelhaftem Verschulden oder andern erschwerenden Umständen Gefängnisstrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte vorsieht. Die Kommission naym einnimmia den Grundsatz an, daß bei frevelhaftem Verschulden an die Stelle von Festungshaft Gefängnisstrafe treten soll, ferner mit 8 gegen 5 Stimmen der Konservativen und Nationalliberalen eine Bestimmung, daß bei Vorliegen einer ehrenrührigen Handlungsweise die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt werden sollen. Die Beschlüsse der Kommission sollen morgen revidiert und dann in Form eines Initiativantrages an das Plenum gebracht werden. — Die Handels= und Gewerbekommission des preußischen Abgeordnetenhauses beschäftigte sich mit einer Petition des Deutschenschen Handelstages um Herbeiführung einer besseren Vertretung von Handel, Gewerbe und Industrie in den Ersten Kammern der einzelnen Bundesstaaten. Der Regierungsvertreter meinte, Handel, Gewerbe und Industrie seien durch die Oberbürgermeister und die aus königlichem Vertrauen aus ihren Kreisen berufenen Mitglieder ausreichend vertreten. Die Konservativen wandten ein, daß hier an ein Kronrecht gegriffen würde, weshalb die Petition als ungeeignet zur Behandlung im Plenum bezeichnet werden solle. Immerhin erkennen auch sie wie alle übrigen Parteien an, daß eine stärkere Vertretung der genannten Berufe in den Ersten Kammern wünschenswert sei. Nach längerer Debatte wurde die Peition, soweit sie eine größere Zahl von Vertretern von Handel, Gewerbe, Schiffahrt und Industrie in den Ersten Kammern wünscht, der Regierung zur Berücksichtigung, der zweite Teil, der den Handelskammern ein Präsentationsrecht geben will, zur Erwägung überwiesen. Koloniales. Die Zustimmung der Budgetkommission des Reichstags zu der Ruanda=Bahn=Vorlage, die die reich bevölkerten Gebiete Ruanda und Urundi Deutsch=Ostafrikas auf friedlichem Wege erschließen soll, bedeutet einen weiteren großen Schritt vorwärts in der ostafrikanischen Verkehrspolitik die durch die Beendigung des Baues der Mittellandbahn bis zum Tanganjikasee soeben erst einen großen Erfolg zu verzeichnen hatte. Gleichzeitig haben auch die vielumstrittenen Eisenbahnfragen in Ostafrika eine erwünschte Klärung erfahren. Es scheint nunmehr festzustehen, daß das Reichs=Kolonialamt bis auf weiteres auf die Fortführung der Nordbahn von Tanga über Moschi hinaus bis zum Viktoria=See verzichten will, aus der Ansicht heraus, daß vorderhand die englische Ugandabahn für die Verkehrsbedürfnisse des Nordens der Kolonie und für die Verbindung des Vittoriasees mit der Küste ausreichend sei. Ferner scheint festzustehen, daß auch das Projekt einer Südbahn von der Küste nach dem Njassasee bis auf weiteres zurückgestellt ist. Für wichtiger hält man die Vereinheitlichung des ostafrikanischen Eisenbahnnetzes durch die Abzweigung der Ruandabahn von Tabora aus und durch eine spätere Anschlußbahn an den Viktoriasee, die wahrscheinlich von Tabora nach Muansa führen dürfte. Tabora wird damit der zentrale Eisenbahnknotenpunkt für unser ostafrikanisches Bahnnetz. Diese Lösung hat zweifellos den großen Vorteil für sich, daß neben der wirtschaftlichen Erschließung hierdurch auch die militärische Machtentfaltung und militärische Sicherung der Kolonie am besten und schnellsten gewährleistet wird. Das die Ruandabahn sich rentieren wird, steht fast außer jedem Zweifel, haben doch bis jetzt, wie verschiedene Beispiele der englischen Kolonialbahn zeigen, derartige Erschließungsbahnen stets überraschend günstige Ergebnisse aufgewiesen. Bei der Ruandabahn handelt es sich um die Erschließung außerordentlich dicht bevölkerter Gebiete, wie nachfolgende Zahlen beweisen. Bei einer Durchschnittsbevölkerung von 8 Köpfen pro Quadratkilometer in Deutsch= Ostafrika hat Ruanda 72 und Urundi 51 Köpfe auf das Gevierttilometer an Bevölkerung, während z.B. der Bezirk von Daressalem, der Hauptstadt unserer Kolonie, nur eine mittlere Bevölkerungsdichte von 1.8 Köpfen aufzuweisen hat. Hierzu kommt, daß die Bevölkerung in Ruanda und Urundi eine höhere staatliche Organisation besitzt, als die Eingeborenen aller anderen Gebiete der Kolonie, daß die Bewohner friedliche Ackerbauer und erfolgreiche Viehzüchter sind und die Eingeborenenkulturen, besonders die des Kaffees, in jenen Gegenden eine aussichtsreiche Zukunft haben. Ferner ist der Kagera=Nil das ganze Jahr hindurch schiffbar und hiermit auch ein Wasserweg zum Viktoriasee geschaffen, wenn auch seine Mände### sich auf engbischa#### hefin#t. Einer Vesiedelung durch Europäer und einer Anwerbung der Eingeborenen zu Arbeitszwecken für die Küstenplantagen ist durch die Beschlüsse der Budgetkommission von vornherein ein Riegel vorgeschoben worden. Man wird annehmen können, daß trotzdem seitens der Verwaltung der Zuwanderung einzelner Weißer keine unnötigen Schwierigkeiten gemacht werden dürften, soweit hierdurch nicht die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eingeborenen eine unerwünschte Schmälerung erfahren. Und was die Frage der Versorgung der Kolonie mit Plantagenarbeitern aus jenen Gebieten anbetrifft, so ist bei der starken Bevölkerungszunahme in Ruanda und Urundi zweifellos damit zu rechnen, daß in späteren Jahren eine freiwillige Abwanderung nach Südosten erfolgen wird. Hiermit müssen sich auch diejenigen vorderhand zufrieden geben, die in der Bevölkerung jener Gegenden schon ein erwünschtes Arbeiterservoir erblickt haben. Im Interesse der Kolonie und der gesundheitlichen Wohlfahrt der Eingeborenen ist auch dieser Beschluß zu begrüßen, wenn er auch bei den ostafrikanischen Küstenpflanzern besonders des Nordens, schwere Enttäuschung hervorrufen wird. Gerichtssaal. . vin, 5. März. Wegen Unterschlagungen bei der städtischen Sparkasse stand der Kopist Gustav Kleinjohann aus Köln=Deutz, geboren am 18. Aug. 1887, vor den Geschworenen. Ihm wurde zur Last gelegt, in den Jahren 1911 bis 1912 insgesamt 15 235 Aunterschlagen zu haben, teils zum Nachteil der Stadt, teils zum Nachteil der Sparer. Außer den Unterschlagungen wird dem Angeklagten zur Last gelegt, eine große Reihe öffentlicher Urkundenfälschungen vorgenommen zu haben, um die Aneignung der Gelder zu verdecken. Die Unterschlagungen sind ihm vor allen Dingen dadurch gelungen, daß die der Zweigstelle Köln=Deutz der städtischen Sparkasse nicht die Vorschriften beobachtet wurden, die von der Verwaltung gegeben sind. Der Angeklagte war eigentlich nur als Annahmebeamter angestellt und durfte als solcher lediglich Eintragungen in die Sparbücher und das Annahmebuch machen. Da er das größte Vertrauen seiner Kollegen genoß und ein fleißiger Beamter war, und sich bei starkem Andrange auch zu Arbeiten herandrängte, die ihm nicht unbedingt oblagen, so machte er auch Eintragungen in die sämtlichen anderen Bücher, und zwar teils im Auftrage der andern Beamten, teils in unbewachten Augenblicken, um hierdurch dann seine Unterschlagungen zu verdecken. Aus der Kasse selbst nahm Kleinzohann kein Geld, sondern er verschaffte es sich einesteils durch Unterschlagung von Geldbeträgen, die ihm zur Einzahlung von Bekannten überwiesen wurden, andernteils durch Unterschlagung eines von über 2000 cA, der auf einem Sparkassenbuch seiner Schwester stand, und schließlich in Höhe von 10000 c durch Anlage von fingierten Sparbüchern. Der Angeklagte hat große Summen durch Glücksspiel, Rennwetten, Trinkaelage mit beinen Freunden und Darlehen an die letztern verbraucht. Das Urteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis. Zweibrücken, 4. März. Von dem Schöffengericht Pirmasens wurde ein dortiger Kaufmann, der sich, weil er auf Anruf nicht gleich die gewünschte Nummer erhielt, der betreffenden Beamtin gegenüber eines unflätigen s dru Is bediente, zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Die hiesige Strafkammer als Berufungsgericht bestatigte das erstrichterliche Urteil und bedauerte, daß nicht auch der Amtsanwalt Berufung eingelegt, in welchem Falle auf eine noch höhere Strafe erkannt worden wäre. Von Hah und Fern. Zum Tode des Kardinals v. Kopp. März. Die Schlesische Volkszeitung meldet: Aus Wilhelmshaven ist beim Breslauer Domkapitel folgendes Telegramm des Kaisers eingegangen: Schmerzlich bewegt durch die Meldung, daß Gott der Herr dem Leben des Kardinals Fürstbischof Dr. v. Kopp ein Ziel gesetzt hat, spreche ich dem Domkapitel mein wärmstes Beileid aus. Ich nehme an dem schweren Verlust, den das Domkapitel und die Diözese Breslau durch den Tod des Kardinals erlitten, lebhaften Anteil. Ausgestattet mit reichen Geistesgaben, einem starken Glauben, lauteren Charakter und.warmen Empfinden für die Not der Zeit, hat der Entschlafene als treuer Sohn der katholischen Kirche, aufrichter Patriot und guter Staatsbürger seines verantwortungsvollen Hirtenamtes vorbildlich, treu und segensreich gewaltet und sich um Bistum, Kirche und Staat hohe Verdienste erworben. Ich werde des Verewigten und seiner charaktervollen Persönlichkeit stets gern und dankbar gedenken. Wilhelm I. R. An den Weihbischof Dr. Augustin in Troppau folgendes Telegramm der Kaiserin: Die Nachricht über das Hinscheiden seiner Eminenz des Kardinals Kopp hat mich mit aufrichtiger und tiefer Teilnahme erfüllt. Wir beklagen den Verlust eines Kirchenfürsten, der sich durch seine treue und hingebende Arbeit unvergeßliche Verdienste um Kirche und Vaterland erworben hat. Ich bitte Sie, den Verwandten und Angehörigen des Kardinals mein innigstes Beileid auszusprechen. Viktoria I. R. Die deutsche Kaiserin telegraphierte an das Vreslauer Domkapitel: Mit aufrichtiger und tiefster Teilnahme habe ich die Rachricht von dem Heimgange Seiner Eminenz des Kardinals Kopp empfangen. Seine hohen Verdienste um die Kirche und das Vaterland, seine treue Fürsorge für seine Gemeinden, seine unermüdliche hingebende Arbeitskraft, verbunden mit herzgewinnender Freundlichkeit, wird unvergessen und stets ein beu#chtendes Vorbild bleiben. Viktoria I. R. Breslau, 5. März. Die Teilnahme des Kaisers Franz Joseph zeigt sich, wie die Schlesische Vollszeitung meldet, in folgendem Telegramm aus Schönbrunn: An das Domkapitel. Die Nachricht von dem Ableben Seiner Eminenz des Kardinalfürstbischofs Dr. Georg v. Kopp erfüllt Seine kaiserliche und königliche apostolische Majestät, Allerhöchstwelche der edlen Persönlichkeit und des segensvollen Wirkens dieses hochverdienten Kirchenfürsten stets eine Wertschätzung gepollt haben, mit tioler Trauer. Seine werden dem verewigten Kardinal diese Gesinnung sowie die herzliche Dankbarkeit für die von ihm bei jeder Gelegenheit bewiesene Treue und Anhänglichkeit immer bewahren und sprechen dem hochwürdigsten Domkapitel Allerhöchstihre funigste Teilnahme an dem schmerzlichen Verluste aus, den dasselbe durch das Hinscheiden seines allverehrten Oberhirten erbeidet. Im allerhöchsten Auftrage Frhr. Schißl v. Pertstorff. * Eibverseld, 5. März. Die Staatsanwaltschaft hat in der Angelegenheit der Frau Hamm aus Flandersbach gegen den Beschluß der hiesigen Strafkammer auf Wiederaufnahme des Verfahrens und Freilassung der Frau Hamm beim Oberlandesgericht in Düfseldorf Beschwerde erhoben. * Barmen, 5. März. In der Versammlung des Banmner Verkehrsvereins wurde mitgeteilt, daß die Umbauten des Bahnhofes Barmen=Rittershausen von der Eisenbahnbehörde um ein Jahr herausgeschoben worden sind, weil die Mittel hierfür nicht bewilligt wurden. * Siegen, 5. März. In Ferndorf schlug die Lokomotive einer Transportbahn um. Infolge eines hierbei entstandenen Rohrbruchs wurden der Maschinist und der Heizer, die sich nicht befreien konnten, furchtbar veroruht. Der Maschinist ist schon tot. der Heizer siegt im Sterben. * Gevetsberg, 5. März. In der vergangenen Nacht wurde in die hiefige kotholische Kirche eingebrochen, Opferstöcke, Schränke und Tavernatel zertrümmert, jedoch nur bares Geld mitgenommen. Eine am Tatort zurückgebliebene Spitzhacke deutete auf ausländische Erdarbeiter als Täter. * Berlin, 5. März. Oberst v. Reuter hat, wie die„T. R.“ erfährt, durch die Vorgänge in Zabern auch in samiljärer Beziehung empfindliche Unbill erlitten. Seine Gemahlin ist durch die sortgesetzte Aufregung schon i Zavern an einem nicht unbedenklichen Herzleiden erkrankt und steht seit ihrer Abreise aus Zabern dauernd in ärztlicher Behandtung, und seine Tochter, die als Lehrerin m Schwerin angestellt ist, hat infolge der Zeitungsnachrichten über die Zaberner Ereignisse einen schweren Newenanfall erlitten, der ihr für längere Zeit die Ausübung ihres Berufs unmöglich macht. * Innsbruck, 5. März. Auf dem Weg zur Payrhütte in der Ortlergruppe ist gestern Abend eine aus zwanzig Mann bestehende militärische Skiabteilung des dritten Landesschützen= Batoillons in eine Schneelawine geraten, ein Offizier und vier Mann wurde gerettet, die übrigen fünfzehn, darunter zwei Offiziere und zwei Fähnriche sind tot. Die Leichen wurden bisher nur zum Teil geborgen. Heute Mittag ging von Meran unter dem Kommande des dortigen Bataillonskommandanten eine große militärische Hülfsepedition zur Unglücksstätte ob. Nähere Einzelheiten sehlen noch. * Chikago, 5. März. Der in Chikago gemachte Versuch mit zwanzig weiblichen Schutzleuten m vollständig gescheitert. Man hatte die zwanzig Polizistinnen kürzlich damit beauftragt, in einem Kellnerinnenstreik, der einen turdulenten Verlauf nahm, einzugreisen. Dabei versagten sie aber so gänzlich, daß der Polizeipräsident sie kurzerhand ihres Amtes entsetzte. Als Gründe führt er folgendes an:„Es hat sich herausgestellt, daß Frauen sich nicht von anderen Frauen verhaften lassen, und daß weibliche Schutzleute einerseits roher sind als die männlichen, und andererseits nicht die nötige physische Kraft haben. Außerdem gibt es stets riesige Menschenaufläuse, wenn weibliche Schutzleute eingreifen, und diese zeigen sich dann außerstande, sich des Andranges zu erwehren und ihres Amtes zu walten.“ Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. Sitzung vom 5. März. Zweite Beratung des Gesetzentwurses betr. die Erweiterung des Stadtkreises Dortmund und Aenderung der Amtsgerichte Castrop und Dortmund. Die vernärkte Gemeindekommission hat der Eingemeindung von Dorpsed, Huckarde, Wischtingen, Rahm, Deusen und Lindenhorst einstinunig zugestimmt, derjenigen von Eving und Kemminghausen mit 11 gegen 8 Stimmen. Mit derselben Mehrheit wurde die Bestimmung angenommen, daß die Landgemeinde Deusen bis zum ersten Tage des auf den Tag der Kündigung folgenden Monats bei dem Amtsgericht in Castrop verbleiben und von diesem Tage ab unter Abtrennung von ihrem bisherigen Amtsgericht dem Amtsgericht Dortmund zugeteilt werden soll. Die Abg. Badicke und Genossen(kons.) beantragen, die Gemeinden Eving und Kemminghausen von der Eingemeindung auspächließen. Abg. von Gescher(kons.): Die Mehrheit meiner Freunde hat sich nicht davon überzeugt, daß die Eingemeindung der Orte Eving und Kemminghausen mit Dortmund geboten erscheint. Wir werden daher gegen die Eingemeindung stimmen. Wir werden im übrigen für die Vorlage stimmen, wenn wir auch der Meinung sind, daß die Ziele, die die Stadt Dortmund anftrebt, viel besser auf dem Wege des Zweckverbandes hätte erreicht werden können. Die Notlage der Stadt Dortmund erkennen wir an. Wenn wir von den acht Gemeinden, die eingemeindet werden sollen, für sechs stimmen, so haben wir genug getan. Wir bitten Sie, unseren entsprechenden Antrag anzunehmen. Ein Vorurteil gegenüber den Großstädten liegt uns fern, wir sind lediglich gegen die künstliche Züchtung von Großstädten. Wir sind für Eingemeindungen nur insoweit, als sie unabweisbar sind und wir sind dagegen, wenn die betreffenden kommunalen Zwecke auf anderem Wege zu erreichen sind.(Beifall rechts.) Geheimrat von Zedlitz wendet sich gegen den Antrag Badicke. Für die beiden Gemeinden, namentlich für Eving sei das Bedürfnis der Eingemeindung ein besonders dringendes. Es würde sich fragen, ob der Kreis oder die Stadt nicht eine andere Stellung hinsichtlich der Abfindung eingenommen hätten, wenn eine Gemeinde ausgeschlossen werden sollte. Aba. Schweckendieck(ntl.): Ich bin erfreut, daß der Abg. von Gescher und seine Freunde die Notlage der Stadt Dortmund wenigstens anerkannt haben. Auf dem Wege des Zweckverbandes können aber die Ziele der Stadt Dortmund nicht erreicht werden, welche durch die Eingemeindung von Eving und Kemminghausen erreicht werden sollen. Werden diese beiden Ortschaften ausgenommen, so werden die abgeschlossenen Verträge und damit das ganze Gesetz hinfällig. (Beifall bei den Nationalliberalen.) Abg. Hué(Soz.): Nachdem die in Frage kommenden Komnumen sich über die Eingemeindung geeinigt haben, stimmen wir der Vorlage zu. Die hier in Frage kommenden Aufgaben können durch die Eingemeindung besser gelöst werden, als auf dem Wege des Zweckverbandes. Abg. Gronowski(Zentr.): Die Wohnungsnot muß in einer Stadt wie Dortmund gemildert werden. Das kommt auch bei dieser Vortage in Betracht. Die Zustimmung zu einer Eingemeindung tst dem Hause noch niemals so leicht geworden, wie in diesem Falle. Aber die Nowwendigkeit der Eingemeindung ist auch in diesem Falle so stark, wie kaum je. Darum bitte ich Sie, Ihre Zustimmung zur Eingemeindung zu erteilen.(Beifall.) Abg. Traub(F. Vp.): spricht sich ebenfalls für unveränderte Annahme der Vorlage aus. Der Gesetzentwurf wird hierauf unter Ablehnung des Antrages der Konservativen in zwener und dritter Berarung gegen die Stimmen eines Teiles der Konservativen angenommen. Die Beratung des Etats der Handels= und Gewerve####watung wird darauf fortgesetzt. Vermischtes. * Der Kompf um den Predigtstuhl. Norwegen hat, wie aus ChriLinnie geschneben wird, wieder einmal seine„Affäre“. Die bekannte Was bielel Ihnen die Neußer Zeitung Eine eingehende lokale Berichterstattung, eine vorzügliche Wirkung von Annoncen jeder Art, eine von Parteien unbeeinflußte politische Ueber sicht, eine tägliche Rundschan über Vorkommnisse in aller Welt, ein interessantes, reichhaltiges Feuilleton, das Sie unbedenklich auf den Familientisch legen können, eine umfassende Notierung der Preise der Handelsartikel und Lebensmittel und noch vieles andere, das hier aufzuführen, zu weit gehen würde. Außerdem genießt jeder Bezieher der„Neußer Zeitune“ und seine Fau den Vorteil, im Falle eines # tötlichen Unfalles mit 200 Mark versichert zu sein. Der Abonnementspreis beträgt monatlich nur 50 Pfg.— mit dem„illustrierten Unterhaltungsblat““ 60 Pfg. Die Neußer Zeitung kostet 5 Pfg wenn Sie die Abonnements=Quittung zur Aufgabe einer Anzeige verwenden. Jeder Bezieher der Neußer Zeitung hat, als neueste Vergünstigung, das Recht, eine dreizeilige Anzeige □ mit der Abonnementsquittung, woraus Namen, Straße □ und Hausnummer zu ersehen ist, zu bezahlen.— Bestellungen nehmen entgegen unsere Boten, die Post die Geschäftsstelle, Neustraße 1, Neuß, und die AnzeigenAnnahmestelle: Friseur Peter Sonnen, Ecke Further= und Wolberostr. 2. Geschäftsstunden: 7½ Uhr vormittags bis 7½ Uhr abends. Sonntag vormittags 11 bis 12 Uhr. Pariser Schauspielerin Frau Charlotte Wiehe= Bereny weilt zurzeit auf einer Gastspielreise in den nordischen Landen. Die Dame ist eine eifrige Sammlerin von Antiquitäten, und als sie in diesen Tagen in Stavanger war, stattete sie auch dem Laden eines dortigen Althändlers einen Besuch ab und entdeckte hier einen prachtvollen altertümlichen Predigtstuhl, den sie für einhundert Kronen alsbald erwarb, um ihn mit nach Paris zu nehmen. Aber... das war leichter gesagt als getan. Denn plötzlich kam der Kauf an die große Glocke. Publitum, Presse, Pobizei, Museumsautoritäten, kurz, alles, was in Norwegen kreucht und fleugt schrie Zetter und Mordio ob diesen Diebstahls an dem kulturellen Besitztum des norwegischen Volkes. Cin Sachverständiger untersuchte eilends den Stuhl, der vorläufig noch in dem Verwahr des Altertumshändlers geblieben war, und stellte fest, daß bereits um das Jahr 1600 das Licht der Welt erbückt habe und nicht einhundert Kronen, sondern eine ganze Reihe von Tausenden von Kronen wert sei. Darob schlug die Entrüstung noch viel ungeheuerliche Wellen. Aber der ganze Zorn hatte doch verteufelte Aehnlichkeit mit einem Sturm im Wasserglase. Denn die große Asfäre mußte auslaufen wie das Horneberger Schießen. Das norwegische Gesetz bietet keine Handhabe, die Ausfuhr des Predigtsstuhls zu untersagen, und dem notwegischen Reichsantiquar, der der Pariser Künstlerin die Bitte unterbreitete, den Predigtstuhl freiwillig der norwegischen Nation zurückzuerstatten, antwortete Frai Charlotte Wiehe= Bereny, daß es ihr sehr leid täte, dieser Bitte nicht willfahren zu können, da sie selbst froh sein,(was man ja auch verstehen kann), dieses wertvolle Stück ihrer Sammlung einverleiben zu können. Damit ist die Angelegenheit vorläufig auf einen toten Punkt angelangt, aber noch längst nicht erledigt. * Eine Motette von Papst Pius X. Die italienische Zeitschrift„Triso“, bringt die überraschende Nachricht, daß der eine Motette komponiert und Kaiser Franz Joseph gewidmet hat. Das Werk soll zum ersten Mal am Namenstage des österreichischen Kaisers am 19. März in der Privatkapelle des Papstes ausgeführt werden. Die Moterte ist für vier Stimmen gesetzt und fügt sich dem Rahmen des liturgischen Gottesdienstes ein. Der Papst hat außer der Musik auch den Text geschrieben, der nag dem Versmarß des„Veni Crater Spiritus“ mit den Worten beginnt:„Salve, animator Joseph.“ Wie das italienische Blatt hinzusetzt, wird die Aufführung einen ausgesprochen privaten Charakter haben. Außer den Kordinälen der Kurie werden ihr nur wenige bevorzugte Geistliche mit Ausschluß aller Ausländer als Zuhöher beiwohnen. Der Vorführung soll aber durchaus der religiöse Charakter gewahrt bleiben. Bevor der Papst die letzte Hand an sein Werk legte, hat er es der Prüfung Don Lorenzo Perosis und des Dirigenten des Kirchenchores von Sankt Peter unterbreitet. Perosi hat sich überaus schmeichelhaft über die Komposition des Papstes geäußert. Mit besonderem Lob hebt er den melodischen Fluß der Musik hervor, die sich eng an die Liturgie anlehnt. * Drahtlos verabredete ärztliche Operation. Vor kurzem wurde, wie bekannt, der dritte Offizier des Lloyddampfers Brandenburg von einem plötzlich wahnfinnig gewordenen Zwischendeckspassagier auf der Brücke durch einen Pistolenschuß in der Bauchgegend verletzt. Der Schiffsarzt war ohne Assistenten und bei dem starken Rollen des Dampfers und schwerer See nicht in der Lage, die absolut notwendige Operation infolge der schweren Verwundung auszuführen. Durch Funkspruch wurde der etwa 150 Seemeilen entfernte Dampfer Bosnia um ärztliche Hülfe gebeten, welche auch vom Kammando dieses Dampfers bereitwilligst zugestanden wurde. Ebenfalls auf drahtlosem Wege verabredeten die beiden Aerzte des Dampfers Brandenburg und des Dampfers Bosnia die Art der vorzunehmenden Operation und die nötigen Vorbereitungen. Der Arzt der Bosnia wurde in einem Boot der Dampfers Brandenburg mit den nötigen ärztlichen Hilfsmitteln an Bord geholt. Leider erwies sich die ärztliche Hülfe als erfolglos, da der Kranke die nötige Chloroformnarkose nicht aushielt. Die Sektion ergab eine derartig umsangreiche Verletzung der Organe, daß ein operativer Eingriff schwerlich von Erfolg gewesen wäre. Immerhin zeigte sich der Wert der drahtlosen Telegrapyie, da in ähnlichen Fällen durch das Herbeirufen eines anderen Arztes dem Patienten das Leben erhalten werden kann. fokale Flachrichten. Neuk. 6. März. O Herr Königl. Landrat Dr. von Brandt zeigt seine Verkobung mit Freiin Clementine von Reischach. München, an. Die Braut ist eine Kousine der von zwei Jahren verstorbenen Gattin des Herrn Dr. von Brandt. Stadt und Land bringen zweifellos dem Brautpaar die herzlichsten Glückwünsche entgegen. & Städt. Krawatten= Fachschule. Das neue Schuljahr beginnt, wie aus der heutigen Anzeige zu ersehen ist, am 15. April und die Vorsteherin Fräulein Emilie Doergens nimmt Anmeldungen gern entgegen. Die Schule steht in fachmännischer Beziehung unter Aufsicht der Herren Krawattenfabrikanten und wird geleitet von zwei tüchtigen Lehrerinnen. Die Schülerinnen werden ausgebildet in sämtlichen Arbeiten und Formen, wie sie die Krawattenbranche bringt. Der Kursus dauert für die der Schule entlassenen jungen Mädchen zwei Jahre; dann können sie als selbständige Arbeiterinnen bei den Neußer Krawattenfabriken sofort lohnende Arbeit erhalten. Im 2. Jahre bekommen die Schülerinnen, damit sie ihre Eltern unterstützen können, eine wöchentliche Vergütung entsprechend ihrer Arbeitsleistung. Aus der von Schorlemer= Stiftung erhalten die Schülerinnen auf Wunsch eine erstklassige Nähmaschine zum Einkaufspreis auf Abzahlung. ( Der Kreis= Pferdezuchtverein tagte gestern im Hotel Pilarz, unter dem Vorsitz des Herrn Kgl. Landrats Dr. von Brandt. Der Vorsitzende gab zunächst einen Ueberblick über das verflossene Vereinsjahr in dem die Zahl der Mitglieder — etwa 200— sich nicht verändert hat. Er verwies u. a. auf die Versammlungen, Vorträge, auf die Schau in Holzheim und die den neuen Versicherungsvertrag. Den Kassenbericht für 1913 erstattee Herr Bauermann, Kaarst. Die Einnahme betrug 3035 Mark, die Ausgabe 2973 Mark. Der Kassenbestand beziffert sich einschließlich 600 Mark an Rückständen auf 661 Mark. Bei den Ausgaben fielen besonders ins Gewicht die Auslagen für die Holzheimer Ausstellung und der damit verbundenen Fohlen= Versteigerung. Bei dieser Veranstaltung fehlte diesmal auch der Zuschuß der Stadt Neuß. Herr Goertz, der Leiter der Hauptlehrschmiede in Köln sprach in einem längeren Vortrag über die Pflege und Behandlung der Hufe. O Eine Schweinezüchtervereinigung für die Kreise Neußz bildete sich gestern in einer Versammlung im Hotel Pilartz, die der Tagung des Kreispferdezuchtvereins voranging. Die Vereinigung tritt mit 43 Mitgliedern ins Leben. Zuchtrichtung ist das deutsche Edelschwein. Als Mitglieder des Vorstandes wurden gewählt die Herren Kgl. Landrat Dr. v. Brandt, 1. Vorsitzender, Kotes, Haus Meer, 2. Vorsitzender, Winand Neßler, Rommerskirchen, Schriftführer, Hoffmann jr., Löveling, Kassierer. Die Körkomission für Zuchtsaue besteht aus den Herren Peter Küppers, Kaarst, und H. Dickmann, Neuß. **: Die Handtücher in den D=Zügen. Vor einiger Zeit sind Versuche mit Papierhandtüchern in den D=Zügen gemacht worden. Diese haben sich nicht bewährt, so daß jetzt über all Stoffhandtücher eingeführt worden sind. Die andauernden erheblichen Verluste dieser Stoffhandtücher, die im Gesamtnetz der preußisch= hessischen Staatsbahnen jährlich an 50000 Stück betragen, haben der Verwaltung Veranlassung zu einem neuen Kontrollsystem gegeben. Die Zugabgangsstation hat jeden Handtuchkasten vor Abgang des Zuges mit 20 reinen Handtüchern und jeden Seifenbehälter mit 20 Seifenstückchen zu versehen. Bei Zugläufen von größerer Dauer sind für jeden Abort des Zuges weitere 5 Handtücher und 5 Seifenstückchen im Dienstraum der Dienstfrau niederzulegen. Bestimmte Unterwegsstationen haben reine Handtücher zur Ergänzung bereitzuhalten. Die Jugendstationen haben alle gebrauchten und ungebrauchten Handtücher sofort nach Ankunft des Zuges zu übernehmen und beim Rücklauf der Wagen für eine neue Ausrüstung zu sorgen. Nachforschungen nach in Verlust geratenen Handtüchern haben die Wagenheimatstationen auf Grund besonderer Vorschriften anzustellen. Alle Stoffhandtücher tragen die durchwirkten Buchstaben„K. P. E. V.“ (!) Zahlungen an Postkassen durch Schecks. Zur Förderung der bargeldlosen Zahlungen nehmen an Reichsbankplätzen die Postanstalten außer Postschecks und Reichsbankschecks auch Schecks auf Banken, Genossenschaften und Sparkassen in Zahlung. Die Bank usw. auf die der Scheck gezogen ist, muß ihre Geschäftestelle im Orte und ein Girokonto bei der Reichsbank haben. Die Schecks sind verwendbar bei Einzahlungen auf Postanweisungen und Zahlkarten, beim Einkaufe von Briefmarken im Betrage von mindestens 20 Mark, bei Entrichtung von Fernsprechgebühren, gestundeten Portobeträgen und Telegrammgebühren, Zeitungsgeld, Schließfachgebühren. Die mit Scheck eingelieferten Postanweisungen und Zahlkarten werden von der Postanstalt abgesandt, sobald die Reichsbank den Betrag der Postkasse gutgeschrieben hat. Hat der Absender bei der Postanstalt eine Sicherheit hinterlegt, so werden die Postanweisungen und Zahlkarten schon vorher abgesandt, ebenso werden die gewünschten Wertzeichen sogleich ausgehändigt. Von öffentlichen Behörden, Kassen und Anstalten, von Sparkassen der Kreise, der Stadt= und Landgemeinden wird eine Verabredung nicht beansprucht, wenn sie mit der Postanstalt eine Verabredung über das ein für allemal zu beobachtende Einlieferungsverfahren getroffen haben. 2] Eine Ortsgruppe des Vereins gegen den Mißbrauch geitiger Getränke soll heute Abend hier gegründet werden. Dazu wird uns geschrieben: Nicht nur diejenigen, die sich schon be eit erklärt haben, dem Verein beizutreten( es find über hunder.) sondern alle, die sich für die Sache interessieren, sind freundlichst eingeladen, um 8½ Uhr im Hotel Pelzer, 1. Etage, straßenwärts zu erscheinen. Der Gründungsversammlung wird auch der Vorsitzende des Rheinischen Vereins Herr Landrat Dr. Schelkmann beiwohnen. Da es sich hier nicht um eine Verpflichtung zur völligen Enthaltung von jeglichem Alkohol handelt, sondern nur um eine Bereinigung zur Bekämpfung des übermäßigen Alkoholgenusses und seiner schlimmen Folgen, so werden sich hoffentlich noch recht viele weitere Mitglieder für die neue Ortsgrupp finden, zumal der Jahresbeitrag nur 2 Mark beträgt. Auch Damen sind herzlich willkommen. * Die Neußer Fruchtpreise. Aus Mattmann ging bekanntlich kürzlich eine Mitteilung durch die Zeitungen, nach der der Vorsitzende der dortigen landwirtschaftlichen Lokalabteitung mitgeteilt habe, daß die Bonner Landwirtschaftskammer beschlossen habe, beim Landwirtschaftsminister zu beantragen, daß sämtliche Notierungen der Getreidebörse in Neuß für die Folge untersagt würden. Hierzu wurde in der letzten Sitzung der Handelskammer zu Neuß mitgeteilt, daß der Vorstand der Bonner Landwittschaftskammer der Handetskammer erklärt hat, daß diese Mitteilung aus Mettmann völlig unzutreffend sei. )*( P r o m o t i o n. E i n S o h n u n s e r e r S t a d t, H e r r B i b l i o t h e k s p r a s tikant Jacques Dahmen wurde auf Grund seiner„Forschungen zur Geschichte der literarischen Karikatur und Satire" von der philosophischen Fakultät der Ludwig= Maximilians= Universität in München zum Doktor philosophige promoviert. — Zur Zeit des Regenwetters bietet die Königstraße ein trostloses Bild. Ueberall, wo man hinsieht, erblickt man Pfütze Pfütze. Nach der Kanatisierung im vorigen Jahre ist die Straße wieder schlecht zugepflastert worden, sodaß sich jetzt dort vollständige Löcher desinden. Fährt ein Automovil dadurch, denn spritzt der Schmutz an den Häusern empor. Mit dem Fayrrade ist die Straße fast garnicht zu passieren. Es liegt im Interesse der Stadt, auf dieser Straße einmal Abhülse zu schaffen.(Eingesandt.) Der neue Führer durch Neuß soll nach einem Beschluß der letzten Generatsenammtung des Neußer Verkehrsvereins zum Zweck einer abglichst werten Verbrettung desselden an alle von Mitgliedern des Verens anzugebenden auswärtigen Adressen seitens des Vereins unkestenles gesandt werden. Auch ist der Verein bereit, in die so zu versendenden Führer Prospekte, Geschäftskarten usw. der Vereinsmitglieder hineinzulegen und kostenlos mitzubefördern. —“ Falsche Zweimarkstücke sind in letzter Zeit wiederholt angehalten worden. Die Falschstücke tragen das Bildnis Kaiser Wilhelms des Großen, die Jahreszahl 1876 und das Münzzeichen C. Nach den Feststellungen der Königlichen Münzdirektion in Berlin gehören die Falschstücke zu der höchstgemeingefährlichen Sorte von Nachahmungen, die bisher vorgelegt worden sind. Die Unechtheit ist daran zu ertennen, daß die Verlängerung der linken Spitze des Halsabschnittes auf das H. und nicht wie bei den echten Zweimarkstücken auf das L. im Worte Wilhelm stößt. ( Diebstahl. Aus einem Sacklager in der alten Simons'schen Mühle an der Friedrichstraße wurden in der vorvergangenen Nacht 500 Mehlsäcke im Wert von 300 Mark gestohlen. Die Säcke sind mit blauem Garn genäht und ziemlich gut erhalten. Sie wurden von den bisher nicht ermittelten Dieben, wie zu sehen ist, auf Handwagen wegbefördert. “ N e u ß e r V o l k s= B a d e= A n s t a l t. B e s u c h s z i f f e r f ü r d e n M o n a t Februar 1914: 1. Schwimmbad: Erwachsene 1069 Kinder 384 Volksbad 1076 Seminar n. Convict 483 Gymnasium u. Ober=Realschule 775 3787 2. Wannenbäder: I. Klasse 22 II.„ 607 III." 801 1430 3. Brausebäder: 1036 4. Freibäder für die Volksschulen: Knaben(Schwimmbad) 255 Mädchen(Schwimmbad) 330 6838 Im Monat Februar 1913 badeten 6350 Personen, mithin in diesem Jahre 488 Personen mehr. *. Vom Wetter. Höchste Temperatur am gestriegen Tage 12 Grad Celsius über Null, niedrigste in vergangener Nacht 9 Grad über Null. Heute Morgen 10 Grad über Null. Barometer 6 mm gefallen. Wind westlich. Letzte Nlachrichten und Telegramme der„lleußer Zeitung“. Frhr. von Schorlemer. Berlin, 5. März. Wolffs Telegraphpenbureau meldet: Die von den Blättern verbreitete Nachricht über den angevlich bevorstehenden Rücktritt des Landwirtschaftsministers von Schorlemer=Lieser oder eine Erschütterung seiner Stellung ist, wie uns von zuständiger Stelle mitgeteit wird, in jeder Beziehung frei erfunden. Aus dem Reichstag. Berlin, 5. März. Die Ostmarkenzulagen für die Postbeamten wurden wieder avgelehnt. In namentlicher Abstimmung stimmten 194 Abgeordneten dagegen, 127 dafür. Nachdem einige Reden für die Postagenten gehalten und einige Refolutionen angenommen worden waren, begann der Kampf. Staatssekretär Krätke leitete ihn durch eine gründliche Verteidigung der Zulagen ein, deren Entziehung die Beamten schwer schädigen müßte, und nahm später noch einmal das Wort, um der Angelegenheit jede politische Bedeutung abzusprechen. Auch der Nationalliberale Schlee betonte den unpolitischen Charakter der Forderung, für die er im Interesse der Beamten mit aller Wärme eintrat. Die Vertreter der Rechten wiederholten den Versuch, den im vorigen Jahr schon die Nationalliberalen vergeblich gemacht hatten: die Zulagen auf alle gemischtsprachigen Gebiete auszudehnen. Der Fortschrittler Kopsch schloß sich den Befürwortern der Position an. Aber alles blieb erfolglos. Die Sozialdemokraten sprachen von Korruption, wofür Ledebour zweimal zur Ordnung gerufen wurde. Die Polen erklärten die Frage für hochpolitisch. Das Zentrum schwieg zunächst. Etwa aufkeimende Hoffnungen wurden aber zum Schluß zerstört durch eine Erklärung Dr. Spahns: das Zentrum sei dagegen und werde immer dagegen sein. In der weiteren Verhandlung wurden wieder Beamten= und Arbeiterfragen erörtert, aber auch die Fernsprechverbindungen. Staatsseketär Krätte vertröstete die Klagenden auf die unterirdischen Leitungen, die nur allmählich eingeführt werden könnten, da alle zusammen eine Milliarde kosten würden. Der halb automatische Betrieb in Dresden habe sich recht gut bewöhrt. Verrat miliitärischer Geheimnisse. Leipzig, 5. März. Das Reichsgericht verhandelte ge gen den Kaufmann Friedrich Grolms(Breslau) wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse. Dem bereits mehrfach wegen Unterschlagung, versuchter Erpressung und falscher Anschuldigung vorbestraften Angeklagten wird zur Last gelegt, versucht zu haben, einem russischen Nachrichtenbureau Pläne der Festungs werke Breslau auszuliefern. Grolms war im Sommer 1913 während der Breslauer Jahrhundertausstellung Fremdenführer und machte dabei die Bekanntschaft dreier russischer Herren. Die Vehandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Das Reichsgericht verurteilte den Angeklagten zu der höchsten zulässi gen Strafe von zwei Jahren Gefängnis und Stellung unter Polizeiaufsicht. Es nahm an, daß der Spionageversuck nicht ausreichend festgestellt ist, befand dagegen den Angeklagte: für schuldig des Vergehens gegen§ 49a des Strafgesetzbuches da der Angeklagte eine Aufforderung zur Begehung des Verbrechens der Spionage annahm. Das Fürstenpaar von Albanien. Triest, 5. März. Das Fürstenpaar von Albanien ist um 9 Uhr 5 Min. hier eingetroffen. Schon bei der Einfahrt des Zuges in du# Stadtgebiet begann die Strandbatterie beim Leuchtturm mit einem Geschützsalut von 21 Schüssen, worauf die Schiffe der hier ankernd## österreichischen Geschwader und die fremden Kriegsschiffe die groß Flaggengala hißten und mit 21 Schüssen grüßten. Unter weiterm Ge schützfalut fuhr der Zug in den Staatsbahnhof ein, wo zum Empfang des Fürstenpoares anwesend waren: Statthalter Prinz Hohenlohe, de: Bürgermeister von Triest, die höchsten Militärs und die Schiffskom mandanten der anwesenden Schiffe, sowie die des deutschen Kriegs schiffes Breslau, des englischen Kriegsschiffes Gloucester, des franzö sischen Schiffes Buux, der Erzbischof von Lurazzo, Bienchi, der Dom herr von Durazzo Monsignore Kasiori, die Spitzen der Zwilbehörden das Konsularkorps, Vertreter des österreichisch= albanischen Ausschuf ses und die hier weilenden albanischen Missionen. Am Bahnhof mir eine Ehrenkompagnie des 32. Insanterie= Regiments aufgestellt. Dar Fürstenpaar wurde vom Statthalter begrüßt. Der Fürstin wurde von Bürgermeister im Namen der Stadt und von den Vertretern des öste: reichisch= albanischen Ausschusses prächtige Blumensträuße überreicht Hierauf schvitt der Fürst die Ehrenkompagnie ab, während die Regimentsmusik die albanische Hymne spielte. Sodann wurden die Mi: glieder der albanischen Missionen und der albanischen Kolonie vorge stellt. Nunmehr begab sich das Fürstenpaar im Automobil zur Lan dungestelle, wo die Einschiffung auf der Kriegsjacht Taurus erfelgte. Auf dem ganzen Wege vom Bahnhof bis zur Landungsstelle ###te eine große Menschenmenge Spalier, die das Fürstenpaar iyn pachisch begrüßte. Bei Besteigen des Dampfbootes ertönten 21 Salu: ####ihr der drenden Kriegsschaffe. Als dur Fürstenpaar das Fallreer der Tamus betra., grüßten oberas ine ernansbetterte und die fremden Schiffe mit 21 Kanonenschüssen. Von der Kriegssacht Taurus begab sich der Fürst von Albanien später auf das österreichisch=unzarische Schlachtschiff Tegethoff, wo ihm sämtliche Schiffskommandanten des österreichisch= ungarischen Geschwaders vorgestellt wurden. Sodann besichtigte der Fürst den englischen Kreuzer Gloucester und den französischen Kreuzer Bruix. " T r i e s t, 5. M ä r z. D a s F ü r s t e n p a a r v o n A l b a n i e n b e g a b s i c h heute Mittag unter dem Salut der Schifse an Land, machte dem Statthalter einen halbstündigen Besuch und kehrte an Bord des Tauris zurück, wo der Fürst und die Fürstin das Mahl einnahmen. Am Nachmittag besichtigte das Fürstenpoar in Begleitung des Statthalters und Gemahlin das Schloß Miramare. Hofmarschall v. Trotha und Leibarzt Verghausen sind aus Durazzo eingetroffen und haben sich an Bord des Taurus begeben. Triest, 5. März. Der Taurus mit dem Fürsten und der Fürstin von Albanien ist heute Nachmittag 5 Uhr, in Begleitung der Kriegsschiffe Bruix und Gloucester, unter dem Geschützsalut des österreichisch= ungarischen Geschwaders nach Durazzo gegangen. Der italienische Kreuzer Quarto, der heute Nachmittag auf heher See zwischen Kap d'Istria und Isola an der istvischen Küste kreuzte, erwartete dort die Vorbeifahrt des Taurus. Nachdem der übliche Geschützfalut gewechselt worden war, schloß sich der Quarto dem Taurus mit einem englischen und einem französischen Kreuzer zur Fahrt nach Drrazze an. Berlin, 5. März. Von S. M. S. Condor. her zu der Unfallstelle des an der marokkanischen Küste gestrandeten deutschen Dampfers„Cunsivar“ entsandt worden war, ist folgende drahtlose Meldung eingegangen: Bei dem Dampfer befinden sich die spanischen Kriegsschiffe Kanonenboot Laya, Schulschiff Regina Regente und Panzerkreuzer Catauma unter einem Admiral. Zum Schutze gegen die Seeräuber ist ein spanisches Detachement von einem Offizier und 15 Mann auf dem Dampfer eingeschifft worden. Die Abbringungsversuche sind Bergungsdampfern aus Gibraltar übertrazen. Die Kriegsschiffe selbst, können sich wegen ihres Tiefganges hieran nicht beteiligen. Bei dem herrschenden guren Wetter besteht eine Gefahr für den Dampfer nicht. Der Condor ist zum Kohlennehmen vorübergehend nach Gabraltar gegangen und kehrt alsbald an die Unfallstelle zurück. Berlin, 5. März. Der Muttermörder Gustav Goedicke, der, wie gemeldet, seine Mutter, die Witwe Netsch umgebracht hat, wurde heute Vonnittag in einem Privatlogis festgenommen. Er hatte dort die letzte Nacht zugebracht und war durch sein scheues Wesen schon aufgefallen. Als man heute morgen die Beschreibung des Möcders in den Zeitungen las, benachrichtigte der Logisinhaber die Polizei, die sofort einen Beamten und die Schwester Goedickes dorthin entsandte, worauf die Festnahme erfolgte. Goedicke hat eingestanden, seine Mutter am Sonntagvormittag erschossen zu haben. Er habe ständig Streit mit ihr gehabt, und sei aus ihrer Wohnung seit drei Monaten nicht mehr herausgekommen. Er habe auch beabsichtigt, den Arzt Dr. Großmann, der ihn vor sieben Jayren opeviert hatte, sowie seine beiden verheirateten Schwestern umzubringen. Berlin, 5. März. In dem Prozeß gegen den Redakteur der„Welt am Montag“, Alfred Scholz. und den Schriftsteller Leuß wegen Beleidigung des Kronprinzen beantragte nach Verlesung des Eröffnungsbeschlusses der Oberstaatsanwalt den Ausschluß der Oeffentlichkeit, weil von einer öffentlichen Verhandlung eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung zu erwarten stehe. Der Verteidiger bittet, öffentlich zu verhandeln, weil nach seiner Meinung der öffentlichen Ordnung viel mehr gedient sei, wenn öffentlich, anstatt hinter verschlossenen Türen die Verhandlungen durchgeführt werden. Auch der Angeklagte Leuß beantragte die Verhandlung in voller Oeffentlichkeit. Es handle sich um ganz offene Dinge, die in der Presse und in den Parlamenten schon behandelt seien. Der Ausschluß der Oeffentlichkeit in solchen Prozessen wäre neu. Der Gerichtshof zieht sich hierauf zur Beratung zurück und beschließt, die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung auszuschließen. Das Urteil des Gerichtes lautete auf eine sechsmonatige Gefängnisstrafe gegen Leuß, während der Mitangeklagte Scholtz freigesprochen wurde. Außerdem wurde auf Einziehung der vorhandenen Exemplare und Unbrauchbarmachung der zur Herstellung verwendeten Platten und Formen erkannt. Dresden. 5. März. Die sächsische Regierung hat Erhebungen über die Abnutzung der Straßen durch den Automobilverkehr veranlaßt. Die Kosten für Straßenunterhaltung sind um 1092000 Mark für die laufende Finanzperiode höher als im letzten Etat. Sämtliche Staatsstraßen sollen nach und nach gepflastert werden, was nach dem Anschlage einen Kostenaufwand von 20 Millionen Mark erfordert. Breslau, 5. März. Der Schles. Ztg. zufolge verurteilte das Kriegsgericht der 2. Division den Trainsoldaten Paul Frommel vom 6. Trainbataillon in Breslau wegen Verrats militärischer Geheimnisse, Unterschlagung, Diebstahls und Fahnenflucht zur Entfernung aus dem Heere, Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes, zwei Jahren und neun Monaten Zuchthaus, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und Stellung unter Polizeiaufsicht während fünf Jahren. Die Verhandlung fand wegen Gefährdung der Staatssicherheit unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Auch die Urteilsbegründung wurde geheim gehalten. Graz, 5. März. In Waldenstein auf der Koralpe wurde der seit ahresfrist verfolgte Bauernschreck, ein Wolf, von dem gräflich Henckel= Donnersmarckschen Jäger Paul Steinbauer angeschossen und von dem Fabrikdirektor Mar Diamand durch einen Fangschuß getotet. Der Kadever wurde heute Abend nach Wolfsberg in Kärnten gebracht. Budapest, 5. März. In dem Vororte Kispest ist heute Nachmittag der Polizeikommissar Vikar in seinem Amtszimmer durch fünf Revolverschüsse gerötet worden, und zwar on einem Besucher, der in das Arbeitszimmer hereingestürzt kam. Der Mörder, der sofort verhaftet werden konnte, ist der Regimentsarzt Kacso. Bei seinem Verhör gab er an, daz der Polizeikommissar in Beziehungen zu seiner Frau stand. Stockholm, 5. März. In beiden Kammern des Reichstages ist eigendes Schreiben des Königs verlesen worden: Da ich aus Sorge für die Sicherheit des Reiches, die meine königliche Pflicht ist, mich veranlaßt gesehen habe, dem Volke Gelegenheit zu geben, durch Neuwahlen zur Zweiten Kammer seine Ansicht über die Verteidigungsfrage auszusprechen, habe ich beschlossen, den Reichstag aufzulösen und im ganzen Reiche Neuwaylen zur Zweiten Kammer nzuordnen. Ich werde später die Zeit bestimmen, wann der Reichstag aufs neue zusammentreten soll. Meran, 5. März. Ueber das Lawinenunglück. dem 15 österreichische Soldaten zum Opfer fielen,(Siehe: Von Nah und Fern) wird noch berichtet: Die Skimannschaft fuhr in drei Abteilungen auf verschiedenen Wegen, die von einander nicht allzuweit entfernt sind. Man war glücklich bis unterhalb des sogen. Steinmantels gekommen und hatte ungefähr zwei Drittel des Weges zur Payerhütte zurückgelegt. Plötzlich wurde von den Skiläufern ein starkes Knistern, etwa wie das Brechen großer Baumäste, wahrgenommen. Im nächsten Augenblick schon wurden zwei der Uebungsabteilungen von dem ungeheuren Luftdruck, der jeder Lawine voraufgeht, erfaßt, und die Abteilung, die unter Führung des Kommandanten stand, wurde zu Boden geschleudert und von den sofort folgenden riefigen Schneemassen in den Abgrund gerissen. Die zweite Abteilung wurde von der Lawine in seitlicher Richtung getroffen und mußte das Schicksal ihrer Gefährten teilen. Die gerettete dritte Abteilung wurde von der Gewalt der Lawine nicht in vollem Maße berührt. Die fünf Mann wurden auch von dem Luftdruck zu Beden geschleudert und es gingen Schneemassen über sie hinweg. Indessen blieben sie, von geringen Abschürfu##n abgesehen, unverletzt. Die Verschütteten liegen under einer Schnsskast von 15 Metern her hat man die Leichen der zwei Offiziere Lechner und 8 ausgegraben. An der Unglücksstelle arbeiten mehrere Vergführer und die Gendarmen der umliegenden Ortschaften. Die großen militärischen Hilfstruppen sind erst auf dem Wege. Es ist wahrscheinlich, daß die Lawine, die eine Breite von 600 Metern hat, durch abgebrochene Schneebretter losgelöst wurde. Handels-Zeitung. Amtliche Fruchtpreise zu Neuß am 6. März Neuer Weizen 100 Ko. 1. Qu. 19 Neuer Roggen 100 Ko. 1. * Neuer Hafer 100 Kilo 1. „ 2. 10 10 30 30 Kartoffeln 50 Kilo.. 44 2,00—2,50 Heu, neues 50 Kilo„„ 2.80—3,20 Luzernerheu, neues 50 Kilo 4,00—4.40 Krumm= u. Preßstroh 500 Kilo=K 12.— Breitdruschstroh 500 Kilo„ 13.— Roggenrichtstroh 500 Kilo„ 15.— Butter Kilo„„ 2,.80 Eier, hiesige Landware 8½—9 ½/ J 6.— Kleien 50 Kilo Wintergerste 1. Sorte 15,20, 2. Sorte 14,20 Am heutigen Getreidemarkte blieben Preise sämtlicher Fruchtgattungen unverändert.— Preisnotierungen der Neußer Oel=Müller. Neuß, 6. März. 346# Rüböl 100 Kilo in Partien von 100 Ztr.(ohne Faß).. 68 50 Rüböl 100 Kilo faßweise(ohne Faß)„„ 70 50 Gereinigtes Rüböl 3 Mk. mehr. Rübkuchen 1000 Kilo große waggonweise„„" 24— „„ kleine„„" 98— Rüböl und Kuchen unverändert. Weizen Mai 200,75(201,25), Juli Nov. 000,00(000,00). Roggen Mai Sept. 000,00(160,75), Nov. 000.00 Juli 158,50(000.00). Mais Mai Sept. 000,00(000,00). Weizenmehl — Rüböl März 00,00(00,60), Köln. 5. März. Rüböl in Posten von 5000 Kg. 71,00 B., Mai 70,00 B., 69,50 G. Luzernerheu 7,70—8,00, Wiesenheu 5,40—6,00, Roggen Breitdruschstrok 3,50—4,00, Krumm= und Preßstroh 2,50—2,90 die 100 Kil. Magdeburg, 5. März. Kornzucker 88% 8,80—8,95, 75% 6,95— 7,05, ruhig. Rohzucker zur Durchf. bordfrei Hamburg März 9.25 9.22 G., 9,25 bz., April 9,30 B., 9,27 G., 0,00 bz., Mai 9.40 9,.37 G., 9,40 bz., Aug. 9,62 B., 960 G., 9,60 bz., Okt.=Dez. 9,60 B., 9,57 G., 9,57 bz., Jan.=März 9.75 B., 9,72 G., 0,00 bz., ruhig. Brotraffinaden prima 19,00—19,25 Kristallzucker prima 00,00. gemahlene Raffinaden 18.75—19,00, gemahl. Melis 18,25—18,50 bei Posten aus erster Hand, ruhig. Berlin, 5. März. Fruchtmarkt. 204,75(205.25), Sept. 197,00(000,00), 160,00(160,25), Juli 163,25(000,00, (000,00). Hafer Mai 154 75(155.2)), 142,50(142,50, Juli 14000(140,50), 22,00—27,25 Roggenmehl prima 18,80—21,30. Mai 00.00(0000), Okt 00,00(00,00). Die Unternehmungslust war heute am Getreidemarkt sehr gering. Da man auch aus dem Auslande niedrigere Forderungen gemeldet hatte, erfohr die Haltung für Brotgetreide Abschwächung. Hafer war bei ziemlich behaupteten Preisen still. Mais und Rüböl blieben geschäftslos. Hamburg, 5. März. Weizen stetig, Mecklenburger und Ostholsteiner 187,00—19 ,00. Roggen ruhig, Mecklenb. und Altmärker 154,00—157,50, russ. 9 Pud 10/15 Pfd. März=April 115,50. Gerste matt, südruss. eif März 110,25. Hafer ruhig, Holstein. und Mecklenb. 155—162. Mais willig, amerik. mixed eif wärz=April 000,00, La Plata April=Mai 104,50. Rüböl stetig, 68.00. Leinöl stetig, 51½, Mai=Aug. 53½. Salpeter ruhig, 10.45, Mai 10,00. Febr.=März 1915 10,32½. Hamburg, 5. März. Kaffee ruhig, März 47½ Mai 48, Sept. 49¼ Dez. 49¾ Bremen, 5. März. Schmalz, vorr. Tups und Firkins 54¾, Doppeleimer 555. Stetig. Antwerpen, 5. März. Getreide. Weizen, amerik. Winter 00,00—00,00, La Plata= 2 ,12—20,50, russ. 18,00—20,00, Donau= 18,25—19,50. Roggen russ. 14,25—14,75. Hafer, russ. 17,50—18,50. Gerste, Futter= 14,50—14,75, kaliforn. 18,87—0 ,00. Mais, Odessa= 00,00—00,00, La Plata= 14,00— 15,00, Cinquantino= 16,75—18,25, gem. amerikan. 14,90—00,00. Autwerpen, 5. März. Kaffee ruhig, März 55½, Mai 56¼, Juli 55¾. Sept. 57“. Umsatz 11000 Kg. Chicago, 5. März. Getceidemarkt. Weizen März—(—), Mai 92¾(93¼), Juli 8778(88 96), Sept.—(—). Mais März— (—), Mai 66¾(67¼), Juli 66 1/(66 3/8), Sept. 65(65¾). Hafer Mai 40⅛ (40½), Juli 39⅞(40⅛). Ro gen vorr. 61(60¾). Duluth. Leinsaat Mai 1,55%(1,57%), Juli 1,57¼(1,59¼). New=York, 5. März. Getreidemarkt. Weizen Mai 100⅞(101⅝), Juli 96⅜8(97), Sept 94(—), Read Nr. 2 104½(105). Mais Mai "—). Juli—(—). Mehl spring wheat 3,95(3,95). Getreidefracht nach Livervool 1¼(1¼). New=York, 5. März. Baumwolle. Baumwolle vorr. 13,00(13,00), März 12,16(12.08), April 11,85(11,85), Mai 11,72(11,65), Juni 11,70 (11,65), Juli 11,70(11 65), Aug. 11,58(11,53), Sept. 11,39(11,36), Okt. 11,34(11,30), Nov. 00,00(00,00), Dez. 11,38(11,33), Jan. 11,32(11,27), Febr. 00,00(00,00). Biehmärkte. Köln, 5. März. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: 619 Kälber, a. Dovpellender feinster Mast 87—00, d. feinste Mastkälber 61—65, a. 50 Kil Schlautgewicht 3 0 Schafe. Stallmastschaft, a. Mastlämmer und jüngere Masthamme. 102 104, d. altere Masthammel, geringere Mastlämmer und gut genährte junge Schafe 97—00, c. maßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe 00—00, Sauglämmer 0—0. Weideschafe u. 00—00, b. 00— 00 die 50 Kil. Schlachtgewicht. Markt ziemlich lebhaft und geräumt. 2058 Schweine, a. vollfleischige bis zu 2 Ztr. Lebendgewicht 60—63, b. vollfleisch ge über 2 Ztr. Lebendgewicht 58—61, c. vollfleischige über 2½ Ztr. Leb ndgewicht 58 61, d. Fettschweine über 3 Ztr. Lebendgewicht 00 00, e. fleischige und gering entwickelte bis 1½ Ztr. Lebendgewicht 54.— 58, k. Sauen 53—58, g. gesanittene Eber 52—56 die 50 Kil. Schlachtgewicht. Markt schleppend. aber voraussichtlich geräumt. Engeführt wurden an frischem geschla ntetem Fleisch aus Holland 232 Viertel Gr. ßvieh, 196 älber, 00 Schafe, 00 Schweine, aus Dänemark 00 Viertel Großvieh, aus Schweden 00 Viertel Großvieh, 6 Kälber. Köln, 5. Mär,, Pferdemarkt. Gestern waren aufgetrieben: 1126 Arbeitspferde, 197 Luxuspferde, 1 Fohlen, 1 Esel. Ziemlich belebt, trotz wenig günstiger Witterung.— Heutiger Auftrieb: 589 Arbeitspferde, 38 Luxuspferde, 1 Fohlen. Ruhig. Kohler. Wagengestellung am 4. März. Im Ruhrbezirk gestellt 29036. gefehlt 00.— Aachener Kohlenbezirk Wurmrevier) gestellt 873, gefehlt 0.— Saarbezirk gestellt 3433, gefehlt 00.— Rheinischer Braunkohlenbezirk gestellt 2412, gefehlt 00.— Im oberschlesischen Revier gestellt 11574, gefehlt 00 Wagen. Amtliche Wechselzinssätze der Notenbanken vom 5. März. Amsterdam 4. Belg. Plätze 4. Deutsche Plätze 4. Kopenhagen Lissabon 5½. London 3. Italien. Plätze 5½. Madrid 4½ Peteksburg 5½. Schweiz. Plätze 3½. Wien 4½. Feln möbliertes Zinmer mit Frühstück an besseren Herrn zu vermieten. 1717) Erftstraße 74. Möbl. Schlafzimmer mit Frühstück für 2 Herren zu vermieten. Wo, sagt die Exped. Eleg. Wohn- und Schlafzimmer (Schreibtisch) eventl. mit Frühstück, zu vermieten. 1718) Erftstraße 74. 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Die bisher noch nicht zur dienstlichen Kenntnis des Bezirksfeldwebels gebrachten Wohnungveränderungen sind zur Vermeidung von Bestrasungen sofort zu melden Mannschaften, denen bis zum 31. März dis. Is. eine neue Kriegsbeorderung oder Paßnotiz für das Jahr 1914/15(1. April 1914 bis 31. März 1915) nicht zugegangen ist, haben dies dem Bezirksfeldwebel unter Vorlage des Militärpasses sofort zu melden. Unterlassung der Meldung wird bestraft. Die vom 1. April dfs. Is. ab nicht mehr gültigen gelben Kriegsbeorderungen und Paßnotizen sind vom Inhaber am 1. April zu vernichten und ist am gleichen Tage in den Militärpaß die neue rote Kriegsbeorderung bezw. Paßnotiz einzukleben. Die Ersatz=Reservisten der Jahresklasse 1901 treten bei der diesjährigen Frühjahrs=Kontrollversammlung zum Landsturm über und erhalten keine Kriegsbeorderung und Paßnotiz. Neuß, den 1. März 1914. Königliches Bezirks=Kommando: Suur, Oberstleutnant z. D. und Kommandeur des Landwehr= Bezirks Neuß. Das Jahrgedächtnis für das verstorbene Fräulein Cuise Busch wird Samstag Morgen 8 Uhr in der Münsterkirche stattfinden. Es ladet dazu ein Die Familie. Bekanntmachung. In unser Handelsregister Abteilung A Nr. 551 ist heute bei der offenen Handelsgesellschaft in Firma Gebrüder Klein in Neuß eingetragen: Die Gesellschaft ist aufgelöst. Der bisherige Gesellschafter August Klein ist alleiniger Inhaber der Firma Neuß, den 27. Febr. 1914. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Zur Deckung des Gemeindesteuerbedarfs werden für das Rechnungsjahr 1914 in der Stadtgemeinde Neuß folgende Steuerzuschläge erhoben: 155% der staatlich veranlagten Einkommensteuer unter Freilassung der fingierten Einkommensteuersätze; 170% der in Klasse 1 und II staatlich veranlagten Gewerbesteuer; 165% der in Klasse III und IV staatlich veranlagten Gewerbesteuer; 2,60 M. vom Tausend des gemeinen Wertes der Liegenschaften als Gemeindegrundsteuer; 100% Betriebssteuer. Neuß, den 4. März 1914. Der Oberbürgermeister: Gielen. Bekanntmachung. Bei der unter Nr. 106 des Handelsregisters B eingetragenen Gesellschaft in Firma: Verkaufskontor für Ziegel= und Kalksandsteine, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, mit dem Sitze in Neuß, ist heute eingetragen: Durch Beschluß der Gesellschafterversammlung vom 22. November 1913 ist das Stammkapital um 5200 Mark erhöht worden und beträgt jetzt 45400 Mark, ferner ist durch denselben Beschluß§ 5 B des Gesellschaftsvertrages betr. die Zusammensetzung des Aufsichtsrats und§5C 7 betr. das Stimmrecht der Gesellschafter in der Gesellschafterversammlung geändert worden. Gleichzeitig ist zur Ergänzung der Eintragung vom 6. Juli 1912 nachgetragen worden, daß die Dauer der Gesellschaft bis zum 31. Dezember 1916 festgesetzt ist, sich jedoch jedesmal um weitere drei Jahre verlängert, falls keiner der Gesellschafter spätestens drei Monate vor Ablauf des fünften Gesellschaftsjahres kündigt Neuß, den 2. März 1914. Königliches Amtsgericht. Zwangs-Versteigerung. Am Freitag, d. 6. März er., nachmittags 4 Uhr, sollen zu Neuß im Versteigerungslokale Drusushof 3 emaillierte Oefen durch den Unterzeichneten öffentlich gegen gleich bare Zahlung versteigert werden Droß, Gerichtsvollzieher in Neuß. Zwangs-Versteigerung. Am Samstag, d. 7. Märzer., vormittags 11 Uhr, sollen zu Neuß im Versteigerungslokale Drusushof 179 Flaschen div. Weine, mehrere Flaschen verschiedener Liköre, 28 Kisten Zigarren u. s. w. durch den Unterzeichneten öffentlich gegen gleich bare Zahlung versteigert werden. Droß, Gerichtsvollzieher in Neuß. Rirbslagen bri: nen Verkauf in Neuß a. Rhein bei Arnold Faßbender Café und Konditorei, Krefelderstraße 6: Hans Krings, Hubertus=Drogerie, Niederstraße 61. Shlehngshaftchrsche Rakao=Gesellschaft=WanosbekMit Herrn Patentanwalt Hans Friedrich habe ich mich zu gemeinsamer Täligkeil vereinigt das Bureau wud unter der Bezeichnung: Patentanwaltsbureau Hans Friedrich getuhrt. Patentanwalt Dr.-Jag. E. Moldenbauer, Grai Adollstraße 64. Zwangs-Versteigerung. Am Freitag, d. 6. März er., nachmittags 41 Uhr, soll zu Neuß im Pfandlokale Furtherstraße Nr. 6 1 Schlagkarre durch den Unterzeichneten öffentlich gegen gleich bare Zahlung versteigert werden Erhard, Gerichtsvollzieher in Neuß Altangesehene Lebensversicher.= Ges. mit Volkversicherung(nicht Viktoria) sucht noch einige tüchtige Mitarbeiter gegen hohe Provision. Off. u. B. 31 an die Exp. Tücht. Schreinersucht Theodor Pesch, Nievenheim. Arbeiter gesucht der bei Instandsetzen der Teunisplätze Hilfe leisten und evenll. die Ueberwachung während der Spielzeit übernehm. kann.(1737 Thehitz Wiczeite Alleiniger Fabrikant: Carl Gentner in Göppingen. *II□ Meine neuen Frühjahrs-Muster in vorzüglicher Qualität u. Eleganz sind eingetroffen. Extra feine Schuhwaren für Kommunikanten u. Konfirmanden u. 440 4%0 ge0 650 gr5 750 775 50 050 0 etc. Mode 1914. Für Kommunikanten u. 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Kassenbericht und Entlastung. 2. Neuwahl für die ausscheidenden Mitglieder des Vorstandes. 3. Bewilligung der Kosten für Abhaltung von Promenaden=Konzerte. 4. Verschiedenes. Der Vorstand. Neuss. Hotel Peizer. Blütchen Mitesser, Pusteln, sowie olle Arten von Hautunreinigkeiten und Hautausschläge verschwinden beim läglichen Gebrauch der echten Steckenpferd Teerschwefel-Seife v. Bergmann& Co., Radebeu! Stück so Pf. Zu haben bei A. G. Scharff. 1517 Gastspiel Theater Schmidt Nur noch 3 Tage! Heute Freitag, den 6. März, abends 8½ Uhr: Tünnes auf dem Witwenballe Operetten-Burleske in 3 Akten. Billettvorverkauf bis abends 7 Uhr in den Cigarrengeschäften: Neumann, Müller, Witwe Lück, Quir. Beckers, und L. Hosse. Städt. Krawatten-Fachschule Neuß Gegrändet 1892. Das neue Schuljahr beginnt am 15. April. Die Schülerinnen werden während eines jährigen Kursus unentgeltlich in allen vorkommenden Arbeiten der Krawattenbranche ausgebildet. 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Amtliches mit täglicher Gratisbeilage„Buute Blätter“ und Rotations-Druck und Verlag von Rudolf van Haag, Neuß. Nr. 64. Zweites Blatt. Kreisblatt landwirtschaftlicher Beilage„Am Pfing“. Alleiniges Anschlagerecht für die hiefigen Plakatsäulen. Petttzei Bei zwang treibung durch in Konkursfällen wird der bewilligte Rabatt hinfällig. Geschäftsstunden. Morgens von 7¼—12Nachm. von 1½—7½ Freitag, den#6. Uleriko. Seit- Monnten geht es in Meriko drunker###ndsdrüber, ohne daß es der Regierung gelingt. Ordnung zu schuffen. Millionen werte find im Laufe dieser Zeit verloren gegangen, und es ist; noch gar nicht abzusehen, wenn endlich wieder Ruhe eintreten wird. Diese könnte nur kommen, wenn eine energische Inter vention von außen in Szene geleitet wird, doch will sich hierzu niemand so recht verstehn, da es sich eigentlich um eine interne Angelegenheit Mexikos handelt, in die niemand einzugreisen berechtigt ist. Etwas anderes ist es allerdings, wenn Vergehen gegen das Leben und Eigentum fremder Untertanen sicht ereig nen, die dem betreffenden Staate eine Handhabe bieten, Genug tuung zu verkangen, und falls solcher verweigert wird, sie sich selbst zu holen. Freilich scheut man vor einem solchen Schritt meist zurück, weil die Verantassung kaum zu vereinbaren wäre mit den ungeheuven Folgen, die eine derartige Aktion leicht nach sich bringen kann. Dieses Moment ist es, das die Machthaber in Washington hindert, ihrerseits vorzugehen, um nicht große Verwicklungen heraufzubeschwören. Nun ist auch England direit durch die Ermordung seines Staatsangehörigen Bentons in die Wirren mit hineingezogen worden, da die mexikanische Regierung keinerlei Anstalten macht, gegen den Insurgentengeneral Villa wegen der Ermordung Bentons vorzugehen. Da ist es nicht ohne Interesse, daß England zunachst abwarten will, was die Unionsregierung tun wird, und man geht daher wohl in der Annahme nicht fehl, daß die Rede, die Grey am Montag im Unterhause gehalten hat, bestimmt ist, den Washingtoner Herrschaften einen Wink zu geben, nun endlich ihrerseits das Erforderliche zu tun. Grey erklärte, daß England, während es jede Aktion der Verei nigten Staaten, der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen, gut würde, es keinerlei Rechtstitel habe, zu fordern, daß die Veretnigten Stoaten selbst- Gewalt anwenden sollen. Sollten Wie Bereinieten Staaten es fün richtig befinden, weitere Schritte zu ergreisen, wowürde man in England gern das Ergebnis abSollte man aber in Waehington solche Schritte nicht 4# mucse sich England selbstverständlich das Recht vorSehal#en, sch. Genugmung zu verschaffen wo es immer in seiner Macht mege. Wenn man auch von einer vorläufigen Aktion gegen Mexiko absehen will, so würde man doch schließlich nicht zöge die entprechenden Schritte zu ergreifen. Das Ganze ist Warnung an die Unionsregierung, das Ihrige zu tun, wenn man in Washington nicht wünscht, daß die Monroedoktrin durchbrochen würde. Tatsächlich hat die Zauderpolitik Wilfons und Bryans auf den Gang der Dinge in Meriko eingewirkt, und wenn man auch die schwierige Situation, in der sich die Unionrepherung in diesem Falle befindet, nicht zu verkennen braucht, hätte man doch in Washington im Interesse d## der Vereinigten Staaten besser getan, energisch zuzupacken. Wenn man einmal auf der Monroedoktrin besteht, dann hätte man alles tun müssen, um für die Sicherheit des Lebens und des Eigentums nicht nur der Amerikaner, sondern auch der übrigen Staatsangehörigen zu sorgen. Deutscher Sitzung vom 4. März. Der Pestetat. Die zweite Beratung des Etats für die Reichspost= und Telegraphenverweltung wird beim Gehalt des Staatssekretärs fortgesetzt. Drez(Konstanz)(Zrtr.): Sehr erwünscht wäre die Einführung des 10=Psennig=Portos nach der Schweiz. Die Klagen über Benachteiligung des flachen Landes durch die geltende Fern sprechgebührenordnung sind nur allzu berechtigt. In der Getschäftswelt wird viel darüber geklagt, daß derBegriff„Druckmache“ von der Postverwaltung so sehrseng gefaßt wird. Empfannsbestätigungen müßten auch dann als Drucksache zugekaf sen werden, wenn ssie den Betrag und das Darum der Zahlung Fenthalten. Die Motorposttinien müßten weiter ausge dehnt werden, nach dem Muster der bayerischen Postverwaitung. Dreiviertel aller Postlagersendungen dienen den Zwecken, die das Tageslicht zu scheuen haben, Unzucht, Ehebruch, Diebstahl und Erpressung. Diesen Uebelständen muß. mit, allen-Mitteln begeg net werden. Welche Mittel geeignet sind, das überlassen wir der Verwaltung. Jedenfalls sollten postlagernde Briefe nur mit voller Adresse des Empfängers-zugelassen werden. Wir find stets dafür eingetreten, daß den Beamten das volle Petitionsrecht erhalten bleibt.(Sehr richtig! im Zentrum.) Sehr berechtigt ist aber der einstimmige Kommissionsbeschluß, daß Petitivnen nur dann von uns berücksichtigt werden, wenn die vorgesetzte Be hörde vorher die darin enthaltenen Wünsche abgeleynt hat. Die Beamten sollen nicht gehindert werden, Ehrenämter der Kommunalverwaltung zu übernehmen. Gegen solche Versuche der Verwaltung würden wir uns einmütig wehren. Die Postverwaltung baut häufig noch zu teuer, vielfach hat sie sich bei ihren Bauten an lokale Unternehmer gewandt und damit erfreulicherweise gute Erfahrungen gemacht. Die Post ist im allgemeinen den Anforderungen, die an sie gestellt werden, nachgekommen. Sie wird es noch mehr tun, wenn sie berechtigte Wünsche erfüllt. Staatssekretär Krätke: Wenn Bayern mehr Automobile im Postdienst verwendet als wir, so liegt das daran, daß in Bayern Post und Eisenbahn unter demselben Chef stehen. Die Automobile müssen dort die Kleinbahnen vielsach ersetzen. Außerdem ist der Sommerverkehr dort viel größer als bei uns. Baden hat wie Sachsen und Hessen von der Regierung aus Automobile eingestellt und befördert die Postsachen gegen eine Vergütung. Für den Bau von Beamtenwohnungen in Großstädten erhält das Reichsamt des Innern alljährlich eine bestimmte Summe, mit der es die Baugenossenschaften unterstützt. Bisher hat es 50 Millionen für diese Zwecke verwendet. Die Postverwaltung ist auch mit anderen Aemtern an der Verfügung über diese Gelder beteiligt. Eine Aenderung der Drucksachenporti können wir nicht zusagen. Wir kommen bald dazu, daß wir überhaupt keine normalen Postsachen mehr haben. Wir können hier nicht weiter gehen, als wir bisher getan haben. Ickler(ntl.): Die Streckenbau=Arbeiter der Postverwaltung bitten um angemessene und gefunde Unterkunftsräume oder eine entsprechende Zulage bei Arbeiten außerhalb ihres Wohnbereiches. Die Arbeiterausschüsse haben diese Wünsche der Verwaltunz unterbreitet, sind aber abschlägig beschieden worden. währen aidere Reichsverwaltungen ähnlischen Wünschen ent esgengrkommen sind. Die Telegraphenarbeiter beschweren sich. Saß Postboten mit ihren Arbeiten betraut und ihnen vorgezogen werden, obwohl sie keine Fachkenntnisse besitzen. Sie bitten auch um Zulassung zur Kleiderkasse. Ihr Wunsch, in das Beamten verhältnis übergeführt zu werden, ist berechtigt. Für die Arbei terausschüsse ist eine Herabsetzung der Altersgrenze für das passive Wahlrecht geboten. Das Verbot, sich unter einander zu ver ständigen, muß für diese Ausschüsse aufgehoben werden. Ein Reichsarbeiterausschuß würde uns erheblich weiterbringen. Die Ausschüsse sollten nicht von den direkten Vorgesetzten, sondern von Kollegen der Arbeiter selbst geleitet werden. Die Beteiligung an den Betriebskrankenkassen ist noch immer recht gering. Das ist nicht zu verwundern, denn sie leisten absolut nicht mehr als die gewöhnlichen Orts= und Landkrankenkassen. Sie sollten wenigstens eine beschränkte freie Arztwahl einführen. Das Vertrauen zum Arzt ist die beste Arzuei. Am besten wäre eine einheitliche Betriebskrankenkasse für den ganzen Bereich der Postverwaltung. Der Staatssekretär moge den vorgetragenen Wünschen wohlwollendes Gehör geben. Hubrich(Fortschr. Vv.): Durch die Ausschalt# Beamtenfragenthat die Debatte einen ruhigen Chararrer##r men wie seit Jahren nicht. Bei einer# ungeheuren Maschinerte wird es immerkeinige Stockungen geben, besonders da inmer neue Betriebszweige angegliedert werden. So hat sich die Post zu den großen und gewaltigsten Bankbetriev entwickelt. Da kann es nicht am Schmnürchen gehen, und es wird manche sprunghafte Entwickelung geben. Unsere Post steht noch immer an der Spitze alter Postverwaltungen der Wett. Das Scheitern der Fernsprechnovelle hat der Staatssetretär meiner Partei zugescho ben. Wir haben gegen sie gesprochen und gestimmt, aber gewiß nicht aus Mangel#an Interesse für Verkehrsbedürfnisse, wie der Staatssetretär meinte, sondern in Verteidigung des von diesem Entwurf arg bedrohten Verkehrsbedürfnisses der Städte des Handels und der Industrie.(Sehr richtig links.) Wir wollen gern dem platten Lande geben. wassihm gebührt, aver den Städten wenigstens gern das lassen, war sie bereits haben!(Sehr richtig! links.) Der Staatssekretär hat seine Anklage an die falsche Adresse gerachres(Sehr richtig! links.) Er sollte sich an die Brust schlagen und rufen: Mea culpa! Mea maxima cuspa! (Sehr richtig! links.) Die Erregung der Beamten über die kühle und nichtachtende Behandlung der Personalreform wird nicht sobald schwinden. Notwendig ist eine Besserstellung der Martenverkäuferinnen und der Postagenten. Im Nana= und Titelwesen bestehen noch manche Unzuträchlichkeiten. Der Reduer empfiehlt dann seine Resolution, die eine angemessene Herab. setzung des von den Unterbamten geforderten Leistungsmaßes an wöchentlichen Dienststunden und eine Erweiterung des Erholungsurlaubs fordert. Beim Regierungszubiläum des Kaisers sind in Heer und Marine viele Disziplinarstrasen auf dem Enadenwege erlassen worden, bei der Post ist das nicht geschehen. Es hätte wahrscheinlich nur eine Anregung dder Postverwartung bedurft.(Sehr richtig!) Der Kampf des Staatssekretärs gegen die Beamtenorganisationen ist längst zugunsten der Organisationen entschieden. Die höheren Postbeamten mollen ein Verein gründen und fragten beim Staatssekretär an. Dieser antwortete, er könne nicht einsehen, was das für einen Zwele hden sollte. Anscheinend haben sich die Beamten nan geheim orga nifiert; denn für eine Petition haben sie nicht weniger als 2300 Unterschriften gesammelt. Die Mehrheit des Reichstages und befonders meine Freunde stehen hinter den Wünschen dieser Beamten.(Beifall.) Dr. Haegy(Elsässer): In der Budgettommission but der Staatssekretär die Postbeamten von Zadern geradezu belastet. Was hat die Untersuchung ergeben? Wir wissen nicht mehr als früher. Der Postdirektor in Zabern ist einer der wenigen geborenen Elsässer, die in höhere Stellung gekommen sind. Elsaß=Lothringen ist sozusagen auch ein Bundesstaat. Es muß auch ein eigenes Postscheckamt haben. Staatssekretär Krätke: Der Vorredner scheint ver den früheren Verhandlungen nicht anwesend gewesen zu sein sonst würde er gehört haben, daß ich nur gesagt habe, es seien Versehen vorgekommen. Aus seinen Ausführungen schien hervorzugehen, als ob für unsere Beurteilung entscheidend gewesen sei, daß der Postdirektor Elsässer sei. Das kann gar nicht sein. Wir haben Beamte aus ganz Deutschland, und es ist ganz gleichgültig, von woher sie kommen. Welche Sachen nicht ausgehändigt werden sollen müssen die Fachbeamten beurteilen. Ueber den Fall der Strafversetzung eines elsässischen Beamten din ich nicht unterrichtet.= Noske(sd.): Wenn es bei der Post im großen und ganzen noch klappt, so kommt das daher, daß die Beamtenschaft so brav ihre Schuldigkeit tut; daß der Staatssekretär kein Verständnis für Handel und Industrie hat, beweist seine Feinsprechgebühren ordnung. Kuckhoff(Ztr.): Wir lehnen es ab, auf Einzelheiten Der verflossene Reßdorf. Roman von H. Courths=Mahler. (Nachdruck verboten.) „Im Gorteswillen, Alte, wo denkst Du hin. Die ist ja arm wie eine Kirchenmaus. Das wäre doch dieselbe Geschichte, wie damals mit der Schwester. So eine Frau kann er nicht gebrauchen, wo er doch selbst nur das Nötigste für sich hat.“ „Aber sie hat doch einen reichen Schwager. Vielleicht würde der etwas für sie tun, zumal er selbst keine Kinder hat.“ „Iwo! Denkst Du, das nähme unser junger Herr an? Nu nee— da kennst Du ihn schlecht. Der hat seinen Stolz wie ein echter Edelmann. Er müßte kein Reßdorf sein. Lieber verderben als von anderen Leuten was geschenkt nehmen, hat er doch selbst von seinem Herrn Onkel keinen Pfennig mehr angenommen. nachdem es heraus war, daß er nicht mehr sein rechtmäßiger Erbe sein würde. Aber still, Alte, ich höre ihn die Treppe herunterkommen.“ Hans Reßdorfs Schritter erklangen wirklich auf der Treppe, und gleich darauf rief er im Flur nach Gottfried. Der eilte hinaus. „Enädiger Herr befehlen?“ Reßdorf legte freundlich die Hand auf seines alten Dieners Schulter.„Hast Du Zeit, Gottfried?“ „Gewiß, gnädiger Herr!“ „Das ist schön. Sag' mal, wo ist der Schlüssel zu dem alten Stallgebäude drüben in unserem sogenannten Garten?“ „Den hube ich an meinem Schlüsselbund.“ „Gut, hole ihn mir doch mal herbei.“ Gottfried eilte in sein Wohnstübchen und kam gleich darauf mit dem Schlüsselbund zurück. „Hier ist er, gnädiger Herr.“ Reßdorf betrachtete den Schlüssel. „Der sieht ja recht blank aus, als ob er viel benutzt würde.“ „Ja, gnädiger Herr, ich schließe die Tür fast täglich auf und „Also ist sie noch unversehrt?“ „Vollständig.“ „N., komm!, Alter, ich will mir die alte Baracke mal einbischenegenauer##nsehen. Was ist denn jetzt drinnen?“ Gottfried schritt hinter seinem Herrn durch die Hinterpforte in den nicht eben großen Garten hinaus, der sauber in Gemüsebeete und einige Blumenrabatten eingeteilt war. „Der Stall ist so gut wie leer gnadiger Herr. In einer Ecke bewahren wir nur das Gartengerät und allerlei alten Kram. Die große Hälfte ist letzten Sommer vollends eingestürzt. Aber der kleine Teil, der später angebaut worden ist, hält noch seine zehn Jährchen aus. Ich habe ihn ern bißchen ausgebessert und an der Rückwand hab' ich mir aus den alten Ziegeln einen kleinen Hühnerstall gebaut“ „Das hab' ich schon gesehen,“ sagte Reßdorf und ließ seinen Blick sinnend über das kleine Fleckchen Erde geleiten, das noch ihm gehörte. Wahrlich viei war ihm nicht geblieben von der einstigen Reßdorfer Herrlichkeit. :„ I s t d a s n i c h t e i n f ü r s t l i c h e r B e s i t z, a l t e r G o t t f r i e d? E i n Schloß, das an allen Enden wackelig wird, ein Stück Garten, das ich in fünf Minuten umlaufen kann, und ein schäbiger Bruchteil des einstigen Pferdestalles.“ „Ja, gnädiger Herr, viel ist es nicht. Aber immerhin, ein gutes Teil vom Schlosse steht noch fest, das überlebt uns beide. Und der Boden hier im Garten ist gut. Das Gemüse gedeiht vortrefflich und wir lösen noch manchen Groschen draus. Alles können wir ja nicht selber verbrauchen. Man könnte auch alles noch viel besser ausnützen. Aber unsere Kraft reicht nicht mehr weit. Wir können nicht mehr so schaffen, wie wir wohl möchten.“ Reßdorf nickte. „Das kann ich mir denken. Na, warte nur, alter Gottfried, ihr sollt euch doch besser ruhen auf eure alten Tage. So kann das nicht lange mehr gehen, soll's auch nicht. Jetzt mache ich euch noch eine Menge Arbeit. Ihr müßt Hülfe haben.“ „Ach, gnädiger Herr, wir sind doch so glücklich, daß wir noch unserem gnädigen jungen Herrn ein wenig nützten können. Wir schaffen es schon. Sie sollen sich keine unnützen Geldausgaben machen. Er geht ja ganz schön, zumal wenn sich meine Frau zwei mal in der Woche eine Scheuerfrau aus dem Dorfe kommen lassen kann. Der gnädiger Herr hat doch schon so viel für uns getan. Wir leben so ohne Sorge auf unere, alten Tage.“ Reßdorf winkte hastig ab. „Laß das, Gottfried, es ist doch selbstverständlich, daß ich für euch sorge.“ jawohl. Wo Sie doch selbst für sich so schwer zu kämpfen hatten. Und all die Jahre haben Sie uns nicht vergessen und unseren Lohn wie früher ausgezahlt. Pünktlich ist es jedes Quartal eingetroffen, obwohl wir doch nichts, gar nichts dafür getan haben.“ „Ja doch, Gottfried, nun schweig nur still davon.“ „Ach, eins lassen Sie mich noch sagen, gnadiger Herr Wir haben nicht einen Pfennig verbraucht von dem Gelde, wir hatten ja mit dem Gemüse und dem Obst immer eine kleine Einnahme. Unser ganzer Lohn von den zehn Jahren liegt in der Stodt auf der Sparkasse. Und wenn Sie das Geld mal gebrauchen, gnädiger Herr, wir haben es nicht als-Eigentum betrachstet.“ Reßdorf wischte sich über die Stirn und sah den Akten mit einem seltsamen Blick an. „Guter alte Gottfried, das Geld gehört euch, und ich werde es gewiß nicht brauchen, darauf verlaß Dich. Und verdient habt ihr's redlich. Denn wenn ich hier noch ein bißchen Ordnung und Behagen gefunden habe, wenn mein Vaterhaus necht vollende verwahrlost ist, dann danke ich's euch. „Ach, gnädiger Herr, viel haben wir nicht tun können, um den Verfall aufzuhalten. Der linke Seitenflügel ist ja überhaupt nicht mehr zu halten. Aber das andere, wenn man da bloß einige Reparaturen vornehmen lassen könnte, da würde alles erhalten bleiben. Reßdorf wandte sich um und sah nach dem Schloß Von dieser Seite wirkte es noch viel malerischer, Reßdorf ging das Herz auf. Es war doch sein Vaterhaus. Da drüben im rechten Seitenturm war er zur Welt gekommen. Und in demselben war, vor zwanzig Jahren schon, seine Mutter gestorben. Sech Jahre später hatte man den Vater zur letzten Ruhe hinausgetragen, drüben in der kleinen alten Dorfkirche, jenseits des Forstes, lag er in der Gruft neben manchen seiner Vorfahren bestattel. Diese Kirche hatten seine Ahnen bauen lassen und das wölbe sollte den Reßdorfs als letzte Ruhestätte dienen. Prüfend ruhten Retzdorf Augen-auf den Mauern seines Biterhauses. „Ja, Gottfried, es muß-etwas geschehen, und es soll etwas geschehen vertaß Dich darauf,“ jagte er nach einer Weie. Der alte Diener rückte sein Käppchen, als wurde ihm zu heiß darunter. „Achgnädiger Herr das möchte ich nocheerleben.“ jetzt einzugehen, schon um die Aufbesserung der Beamten nicht zu gefährden. Die Mißstände, die sich bei den postlagernden Sendungen herausgestellt haben, müssen beseitigt werden, und es nutzt nichts. uns damit zu vertrösten, daß auch bei anderen Institutionen Mißstände bestehen. Die Krankenkassen der untern Postbeamten befinden sich in sehr mißlicher finanzieller Lage; man hat es leider avgelehnt, ihnen höhere Zuschüsse zu gewähren. Gegenüber den Beamtenarganisationen sollte die Verwaltung nicht so ängstlich sein. Staatssekretär Krätke: Es ist wiederholt vorgekommen, daß sozialdemokratische Abgeordnete hier schwere Angriffe gegen die Postverwaltung gerichtet haben, aber als sich das Unberechtigte der Angriffe herausstellte, zu einem Widerruf sich gar nicht oder erst sehr spät veranlaßt sahen. So war es z. B. der Fall 1904, als der Abgeordnete Haase behauptete, daß ein an einen russischen Studenten gerichteter Brief auf der Post geöffnet worden sei. Darauf habe ich erwidert, die Ermittlungen hätten ergeben, daß kein Anlaß zu dieser Beschuldigung vorliegt. Weiter hat im Jahre 1908 der Abgeordnete Singer behauptet, daß Briefe an sozialdemokratische Abgeordnete geöffnet würden und hat verlangt, daß den Beamten eingeschärft werde, daß das Briefgeheimnis unverletzlich sei. Ich habe das abgelehnt, weil das eine Beleidigung r die Beamten wäre. In dem Fall Sachse hat der Herr Abgeordnete behauptet, daß die Zechenverwaltung sich mit Hilfe der Post die Adressen der Abonnenten der Steigerzeitung verschafft habe. Diese Behauptung wurde in verschiedenen Blättern wiederholt, und gegen den Abg. Sachse den Vorwurf erhoben, daß er seine unrichtige Behauptung nicht widerrufen habe. Erst Monate später hat der Abg. Sachse geantwortet. (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Er konnte nicht früher!) Gegenüber den Abg. Kuckhoff möchte ich bemerken, daß ich die Vertreter der Organisationen im Reichspostamt empfange; der Vorwurf also, daß ich sie nicht anhöre, ist ungerechtfertigt. Ich habe bloß gebeten, nicht gleich jeden Wunsch, der von einem Beamten vorgebracht wird, als berechtigt anzusehen. Das ist der einzige Wunsch, den ich an die Herren Abgeordneten gerichtet habe. Dr. Oertel(kons.): Ich habe mich nicht für eine Verteuerung der Telephongebühren in der Großstadt und auch nicht für eine Verringerung der Briefbestellungen dort ausgesprochen. Dr. Struve(Fortschr. Vp.): Das Arbeitsgebiet der gehobenen Unterbeamten sollte vergrößert werden. Im Gegensatz zu den Erklärungen des Staatssekretärs ist es in mehreren Orten den Unterbeamten von den Vorgesetzten direkt verboten worden, Wahlen zur Gemeindevertretung anzunehmen. So war es in Düsseldorf.(Hört, hört!) In anderen Fällen hat man den Beamten durch Urlaubsverweigerung die Ausübung des Ehrenamts unmöglich gemacht. Ich zweifle nicht daran, daß hierin nach den letzten Erklärungen des Staatssekretärs ein Wandel eintreten wird. Die Entlassung der Postillione im Privatdienstvertrag sollte nicht ohne Zustimmung der Postdirektion erfolgen dürfen. Der Staatssekretär hat in recht unfreundlicher Weise sich gegen die Aeußerung meines Freundes Kiel gewandt, daß die Einnahmen wohl etwas zu niedrig eingeschätzt sind. Diese Aeußerung war aber durchaus berechtigt, denn in Dispositiven der Verwaltung steht direkt, daß 805,7 Millionen Einnahmen sein müßten. Ebenso unberechtigt ist der Vorwurf des Staatssekretärs daß meine Partei die Neuregelung der Fernsprechgebühren zu Fall gebracht hätte. Wir haben immer erklärt, daß wir gegen eine Aenderung der Gebühren nichts einzuwenden haben. Die Vorschläge des Staatssekretärs waren aber wegen ihrer Großstadtfeindlichkeit unannehmbar.(Sehr richtig! links.) In der Zabern=Angelegenheit waren wir erschrocken über die Haltung, die der Staatssekretär in der Budgetkommission gegenüber unserer gutgemeinten Anfrage eingenommen hat, die ihm vorher bekanntgegeben worden war.(Hört, hört! links.) Heute bin ich noch erstaunter, daß der Staatssekretär in keiner Weise ein Verständnis dafür zeigt, was wir eigentlich mit unserer Anfrage meinen. In keiner anderen Verwaltung ist bis jetzt so ein Verfahren den eigenen Beamten gegenüber vorgekommen.(Sehr richtig! links.) Der Chef einer Verwaltung verteidigt doch sonst seine Beamten durch dick und dünn, so gut er es nur irgend kann. Die Uebernahme der vollen Verantwortung für seine Untergebenen hat auch dem Obersten v. Reuter nur die Sympathien in der Oeffentlichkeit verschafft. In der Kreuzzeitung wurde den Postbeamten geradezu der Vorwurf des Hochverrats gemacht.(Hört, hört! links.) Warum ist nicht der Versuch gemacht worden, von den öffentlichen Gerichten festzustellen, ob die Anschuldigungen des Hochverrats gegen deutsche Postbeamten berechtigt sind. Wer hat die Klarstellung gehindert? Was hat eigentlich ein Postbeamter in Zabern getan, daß irgenwie mit Strafen einzuschreiten war? Nach dem jetzigen Verlauf der Verhandlungen scheint nur ein Versehen vorzuliegen, während bisher in einem Teil der Presse der Eindruck herrschte, es seien in Zabern unangenehme und scheußliche Dinge passiert. Ich bedaure, daß der Staatssekretär nicht zunächst für seine Beamten eingetreten ist.(Beifall links.) Staatssekretär Krätke: Ich weise die Insinuationen des Abg. Struve zurück.(Große Unruhe links.) Ich habe über den Fall des Obersten von Reuter genügend Aufklärung gegeben und kann nur wiederholen, daß das, was Oberst v. Reuter gesagt hat, tatsächlich vorgekommen ist. Gegen den Abg. Kiel habe ich deshalb enschieden Front machen müssen, weil er an die niedrigen Sätze des Einnahmeetats die Folgerung knüpfte, das sei geschehen, weil wir unseren Beamten nicht entgegenkommen wollten. (Unruhe links.) Jedenfalls lag darin die Vermutung, die Postverwaltung habe absichtlich niedrigere Sätze eingesetzt, als sie es hätte tun können. Das ist aber immer geschehen. Wir haben die Einnahmen immer geringer angesetzt als die Durchschnittsberechnung der letzten drei Jahre ergab, und zwar aus Sicherheitsgründen, weil bei der Einsetzung höherer Einnahmen leicht eine Unterbilanz herauskommen konnte. Auch gegen die neue Telephonordnung haben andere Parteien nicht die Vorwürfe erhoben wie die Partei des Herrn Dr. Struve. Ich hatte deshalb keine Veranlassung, mich gegen die anderen Parteien zu wenden. Vizepräsident Dove: Der Ausdruck Insuniation ist parlamentarisch unzulässig. Wenn er von einem Abgeordneten gebraucht worden wäre, hätte ich ihn zurückgewiesen.(Zuruf links: Also der zweite Ordnungsruf für den Staatssekretär! Unruhe!) Haase(sd.): Ich habe in dem vom Staatssekretär angeführten Falle von 1904 durchaus loyal gehandelt. Ich stelle fest, daß damals ein Beamter rechtswidrig gehandelt hat. Nur war es kein Beamter der Post, sondern ein Angestellter der Polizei. Der Staatssekretär wirft uns Verallgemeinerung vor, ohne daß er für seine Behauptung einen Beweis erbringen könnte. Er hat auf einen Vorgang zurückgreifen müssen, der sich gerade vor zehn Jahren hier abspielte, und hat ihn nicht einmal richtig dargestellt. Die Angelegenheit wurde beim Etat des Auswärtigen Amtes berührt, und ich stellte fest, daß ein Spion der russischen Regierung sich an einen Postbeamten heranmachte, um von ihm zu erjahren, welche Korrespondenz russische Studenten mit dem Auslande führten. Diese Tatsache hat der Minister des Innern im preußischen Abgeordnetenhause damals zugestanden. Wenn der Staatssekretär nach zehn Jahren den Unterschied nicht machen kann zwischen Angriff auf russische Spione, der im Interesse der Reinlichkeit unternommen wird, oder einem auf Postbeamte, dann kann ich nur sagen, es gibt Menschen, die einer Entwicklung nicht fähig find. Das stelle ich fest.(Beifall bei der Sozialdemokraten. Unruhe.) Vizepräsident Dove: Es ist parlamentarisch unzulässig, hier festzustellen, daß der Staatssekretär nicht entwickelungsfähig ist. Haase(sd.): Gegen die allgemeinen Vorwürfe, die die konservative Presse gegen die Postbeamten erhoben hat, hat sich der Staatssekretär nicht gewendet. Das verstehen wir; auch daß er Herrn v. Neuter und ähnliche Herren umnserer Tage schützt, daß er eine Attacke gegen die Sozialdemokratie reitet. Aber auch die Bürgerlichen werden bald einsehen, daß er bei der Attacke keine Lorbeeren geerntet hat. Staatssekr. Krätke: Der Abg. Haase hat tatsächlich behauptet, daß ein russischer Brief auf dem Postamt geöffnet worden ist. Bloß damit habe ich mich beschäftigt, und habe daraus den Schluß gezogen, es wäre wünschenswert und notwendig gewesen, daß er das widerrufe. Ob er es beim Etat des Auswärtigen gesagt hat, ist egal. Der Vorwurf ist erhoben worden; wo er ausgesprochen worden ist, ist gleichgültig. Dr. Schatz(Lothr.) tritt für die Postkrankenkassen ein. Dr. Struve(Fortschr. Bp.): Unser Vorwurf gegen den Staatssekretär gipfelt darin, daß er von den Angriffen der rechtsstehenden Presse gegen die Zaberner Beamten, die sogar von einem Hochverrat sprachen, nicht die mindeste Notiz genommen hat. Ich frage sodann den Staatssekretär im Interesse der Wahrheit: Was hat die Untersuchung in Zabern ergeben? Ist jemand bestraft worden oder nicht? Staatssekretär Krätke: Ich kann nur wiederholen, was ich schon gesagt habe.(Lachen links.) Es ist Tatsache, daß Sendungen mit recht pöbelhaften Adressen an den Obersten von Neuter bestellt worden sind. Gegen die Zeitungen, die damals allgemeine Bemerkungen enthielten, war gar nicht möglich vorzugehen. Um direkte Beleidigungen handelte es sich nicht.(Lebhafte Zurufe links: Hochverrat!) Davon war doch nicht in Beziehung auf einzelne Menschen gesprochen.(Lachen und lebhafte Zurufe links.) Daß man darüber nicht sprechen kann, wie Beamter bestraft ist, das ist doch selbstverständlich. Haase(sd.): Der Staatssekretär hat meine Behauptung, daß ein Brief auf der Post geöffnet worden ist, nicht widerlegt. Staatssekretär Krätke: Ich habe mich gewundert, daß diese Behauptung nicht widerrufen haben.(Lebhafte Zurufe der Sozialdemokraten: Sie ist doch wahr!) Dann möchte ich doch bitten, den Beweis anzutreten. Haase(sd.): Die Ausführungen zeigen nur, wie weit das Maß der Gewissenhaftigkeit des Staatssekretärs geht. Präsident Dr. Kaempf: Ich rufe den Redner zur Ordnung. Das Gehalt des Staatssekretärs wird bewilligt, die Resolution der Fortschrittler, die eine angemessene Herabsetzung der von den Unterbeamten geforderten wöchentlichen Dienststunden und die Erweiterung ihres Erholungsurlaubs fordert, angenommen. Von Hah und Fern. Die Bauten der Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln. Die Vertreter zahlreicher Blätter folgten am Mittwoch einer Einladung der Leitung der Deutschen Werkbund= Ausstellung zu einer Besichtigung der Ausstellungsbauten, die ihrer Vollendung entgegengehen. Der Besuch erfolgte unter Leitung des Herrn Bürgermeisters Rehorst, er bot viel des Interessanten und gab schon ein Bild von der Größe der Ausstellumg und ihrer Bedeutung. Das Gelände der Ausstellung liegt auf der rechten Rheinseite unterhalb der Hohenzollernbrücke in der Nähe des neuen Deutzer Bahnhofes, der als eine gute bauliche Leistung der Eisenbahnbehörden Beachtung verdient. Der Weg zur Ausstellung führt von der Hohenzollernbrücke durch die als Hauptanfahrtstraße auf ca. 40 Meter verbreitete Urbanstraße zum Eingangsplatz. Der Vergnügungsplatz liegt zur rechten Seite der Urbanstraße außerhalb der Ausstellung. Von dem Eingang zur Ausstellung führt uns eine Allee mit schönem, altem Baumbestand längs des Rheins am Glashaus von Taut und Hoffmann= Berlin, an der Feuerwache und an verschiedenen anderen kleinen Gebäuden vorbei zum Verwaltungs= und Portalgebäude mit seinem weiten Innenhof, erbaut von Baurat Moritz= Köln. Hinter dem Verwaltungsgebäude liegt ein großer freier Platz, von dem zwei Hauptstraßen ausgehen: zur Linken mit der Stromrichtung parallel die Ladenstraße, die zum Hauptplatz der Ausstellung führt und zur Rechten eine kürzere Straße zum Teehaus auf dem alten Fort. Links vom Portalgebäude liegt das Kölner Haus, erbaut nuch den Plänen des Kölner Architekten Ludwig Paffendorf. Dem Portale gerade gegenüber erhebt sich das Kuppelgebäude der Farbenschau, zu der Geheimrat Dr. Herrmann Muthesius die Pläne entworfen hat. Zur rechten Hand liegt die Verkehrshalle, erbaut nach Plänen von Professor Hugo Eberhard=Offenbach. Sie besteht aus einer großen Mittelhalle und zwei Seitenhallen, welche durch zwei überdeckte Höfe mit der Haupthalle verbunden sind. Die Ladenstraße ist nach Entwürfen von Professor Oswin Hempel= Dresden erbaut und besteht aus 4 Bautrakten mit je 12 Läden. Von der Mitte der Ladenstraße, wo die 4 Trakte zusammenstoßen, führt links ein kurzer Weg zum Café am Rhein, zu dem Professor Adelbert Niemeyer= München die Pläne entworfen hat. Am Ende der Ladenstraße zur Linken liegen das Bier= und das Weinrestaurant, erbaut von Professor Bruno Paul= Berlin, und zur Rechten das Oesterreichische Haus, zu dem die Pläne von Professor Josef Hofmann in Wien entworfen worden sind. An das Oesterreichische Haus schließt sich rechts das Sächsische Haus an, erbaut von Professor W. Lossow und Professor Max Hans Kühne= Dresden. All diese Gebäude sind um den Hauptausstellungsplatz gelagert, der auf der dem Rhein gegenüberliegenden Seite von der Hauptausstellungshalle von Professor Theodor Fischer= München abgeschlossen wird, während sich gegenüber dem Oesterreichischen Hause die Festhalle von Professor Peter Behrens erhebt. Neben der Haupthalle hinter dem Sächsischen Haus befindet sich die koloniale Wohnhausanlage des Architekten Paul Pott=Köln. Ueber den Hauptplatz hinweg führt der Weg in den hinteren Abschnitt der Ausstellung mit der Richtung zunächst auf das Büro= und Fabrikgebäude. Rechts vom Wege liegt das Theater, erbaut von Professor van de Velde= Weimar, hinter dem Theater kommt die von Prosessor Seeck= Berlin entworfene Friedhofanlage zu liegen. Auf der dem Theater gegenüberliegenden Seite des Platzes vor dem Büround Fabrikgebäude, das Architekt Walter Gropius= Berlin baut, liegt das Haus der Frau, ein Werk von Frau Archttekt Knüppelholz= Röser= Dresden, an das sich weiter rheinabwärts das Bremen=Oldenburger Haus des Architekten Abbehusen und Blendermann anschließt. Hierauf folgt wiederum nahe dem Rhein gelegen das Etagenhaus von Architekt Hermann Pflaume= Köln und endlich das Niederrheinische Dorf nach den Gesamtentwürfen von Professor Georg MetzendorfKöln, dessen Einzelbauten von verschiedenen Architekten, hauptsächlich aus Köln, ausgeführt werden. An den dem Rhein abgewandten Teil des Niederrheinischen Dorfes schließt sich noch die Gruppe des Reihenhäuser von Reg.= Baumeister Alfred Fischer Essen an, so daß sich hier im hintersten Teile der Ausstellung eine vollständig geschlossene Anlage von Bauten für höhere und geringere Wohnbedürfnisse ergibt. Besonders reizvoll wird sich die Teehausanlage von Professor Wilhelm Kreis= Düsseldorf gestalten, die auf den Mauern eines Forts der alten Kölner Festungsanlage errichtet ist und das einzige Bauwerk darstellt, das die Ausstellung überdauert und der Stadt Köln für die Zwecke des Kaiser Withelm Jubiläumsparkes, der auf dem gegenwärtigen Ausstellungsplatz errichtet werden soll, erhalten blerbt. Das Gelände der eigentlichen Ausstellung umfaßt rund 220000 Quadratmeter, der Vergnügungspark ist 65000 Quadratmeter groß und der Sportplatz, auf dem das Stadion angelegt wird, umsaßt ziemlich die gleiche Fläche, sodaß die ganze Ausstellung ein Gelände von etwa 350000 Quadratmeter einnimmt. An den Entwürfen der Einzelbauten der Ausstellung hat eine große Anzahl Architekten sich beteiligt. Wenn trotz dieser Verschiedenheit der Erbauer eine gewisse Einheitlichkeit im Gesamtvilde gewahrt wurde, wenn die Bauten nicht, wie bei manchen früheren Ausstellungen zu große Verschiedenheit unter einander aufweisen, ohne daß aber die individuelle Mannigfaltigkeit beeinträchtigt würde, so ist das ein Verdienst der Ausstellungsleitung, die von verrherein gewisse höhengrenzen sestsetzte und so einen Maßstad für die Architetturrtelle geb. Irgend eine Konkurrenz mit den mächtinen Demürmen oder den übrigen Türmen der Stadt, die das Stadtbild von der Ausstelluunng aus so reizvoll gestalten, wurde von vertherein ausgeschaltet und derhalb wurde auch von dem traditionellen Ausstellungsturm abgeschen. Als einzige markante Punkte der Ausstellung treien die beiden Kuppeln der Farbenschau und der Haupthalle hervor, jedoch diskret genag, um das Stadtbild nicht zu beeinflussen. Eingehend erörterte während des Rundganges Bürgermeister Rehorst die Grundidee der Ausstellung und die emzeinen Bauten, die schon fast alle zum Teil im Rohbau vollendet sind, zum Tell sich der Fertigstellung nähern. Nach der etwa zweiständigen Besichtigemg führte der Dampfer die Gäste zur Landungsbrücke, an der FriedrichWilhelmstraße und von dort ging es zum Gürzenich, wo im Isavellensaale ein kleiner Imbiß für die Gäste vorvereitet wor. Bürgermeister Rehorst dankte hierbei den Vertretern der Presse für das Interesse an der Werkbund= Ausstellung, daß sie durch ihren zahtreichen Besuch in so erfreulicher Weise bekundet hätten. In kurzen aber intereffanten Ausführungen sstizzierte er nochmals die Grundidee der Ausstellugg und die Ideen des Werkbundes. Namens der Presse sprach Dr. Chambalu. In einer Pause besichtigten die Gäste auch den großen Gürzenichsaal und lauschten den Klängen der Gürzenichorgel, die Redakteur Sinkhöfer= Köln in vollendeter Weise spielte. Frankfurt a. M., 4. März. Der vierzigjährige Kaufmann Georg Ehrhardt wurde im vorigen Jahre wegen Einbruchdiebstahls auf das bestimmte Zeugnis eines Dieners hin zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er leugnete nicht nur die Tat aufs entschiedenste, sondern beantragte auch Revision, die das Reichsgericht im Oktober verwarf, worauf der Verurteilte seine Strafe antreten mußte. Nun hat sich durch die Entdeckung des Täters herausgestellt, daß Ehrhardt unschuldig verurteilt worden ist. Die hiesige Staatsanwaltschaft verfügte sofort telegraphisch die Freilassung aus dem Zuchthaus Lichtenberg in der Provinz Sachsen und stellte den Antrag auf Wiederauf nahme des Verfahrens. Ehrhandt ist schon hier eingctroffen, aber so krank, daß er sofort in das Krankenhaus ausgenommen werden mußte. Petersburg, 4. März. In Kokenhusen in der Nähe von Riga sind aus einer Pension unter rätselhaften Umständen durch den Mitauer Apotheker Paulit drei kleine Kinder einer bekannten baltischen Familie geraubt worden. Die Untersuchung ergab, daß die Kinder über Wirballen nach Deutschland gebracht wurden. Sie sind, wie es scheint, von ihrem Vater, der von seiner Gattin getrennt lebt, entführt worden. Kunst und Wissenschaft. Schauspielhaus Düsseldorf. Infolge andauernder Erkrankung des Herrn Ehrens geht Freitag, den 6. März(statt Iphigenie auf Tauris)„Die gelbe Jacke“ in Scene. Aus demselben Grunde mußte von der für die kommende Woche geplanten Neueinstudierung von„Kaufmann von Venedig“ vorbäufig abgesehen werden. Was Goethe den Engländern ist. Von allen deutschen Geistesheroen steht Goethe den Engländern unzweifelhaft am nächsten. Es ist ihnen die hervorragendste und zusagendste Geistesverkörperung, die unser Land erzeugt hat. Es ist nicht ein Spiek des Zufalls sondern ein Ausfluß tiefgründender Sympathie, daß ihm ein Londoner, G. H. Lewes, die Biograph schrieb, die fast durch ein halbes Jahrhundert auch bei uns unbestritten als die beste galt. Was ihm stets neue Verehrer und Liebhaber zuführt, ist sein Erläuterungswerk vom Stürmer und Dränger zur Iphigenie, vom Leipziger Wildling zum Weisen von Weimar, vom Lilli= und Lottchendienst zum ernsten Staatsdienst in schwerer Zeit, endlich die poetische Selbstdarstellung dieser Läuterung im Faust. Was Napoleon für Goethe sagte, als dieser noch lange nicht am Ziele war, das sagen auch die Briten: un homme. Carlyle hat ihm, dem weitaus gewichtigsten unter allen Männern der Literatur, nachgerühmt,„er habe in der Gottesidee der Wekt gelebt“. als eine Prophezeiung in höchst unprophetischer Zeit, als ein Held im Sinne des Altertums aber im Kleide moderner Kultur. Inzwischen ist, wie einer der besten deutschen Kenner der englischen Literatur Professor Alois Brandl, in der„Deutschen Rundschau“ ausführt, England nicht müde geworden, über solche mystische Andeutungen hinaus nach einer moglichst klaren Auffassung von Goethe zu ringen. Wer in Londoner Literaturkreisen bestehen will, muß fleißig Neuerscheinungen über Goethe lesen. Professor Brandl macht besonders auf deren zwei aufmerksam, die im letzten Jahre erschienen sind. Beide haben hervorragende Männer zu Verfassern, und wenn sie natürlich auch an und für sich nichts Neues bieten, so ist doch ihre Auffassung des Charakters und der Bedeutung unseres großen Genius ungemein interessant. In dem einen Buche verbreitet sich der schottische Historiker P. Hume Browne über den jungen Goethe, bis er nach Weimar kam. Der Goethe gab es viele, auf jeder Entwicklungsstufe war er ein anderer: immer von neuem wird uns diese Wahrheit eingeschärft. Vom Heiligen war er weit entfernt, dennoch lebte er Idealen entgegen: eine deutliche Abwehr gegenüber kirchlichen Sittenrichtern, wie sie seit Wordsworth und den Tagen der Anti= Jakobiner auch in Großbritannien Goethe zu verurteilen pflegten. Hatte doch noch Gladstone keine Sittlichkeit in ihm entdecken können. Der Biograph des jungen Goethe aber beleuchtet seinen„Instinkt“ von Selbstbeherrschung und von Gewissen; erfreut sich an der Fülle seines Herzens inmitten nüchternste. Umgebung. Das andere Buch— eigentlich ist es nur ein Büchlein— verdenken wir Professor C. H. Herford in Manchester. Aber schon nur ein Büchlein steckt darin doch eine ausgereifte Weltanschauung intellektueller, ästhetischer, sittlicher politischer und religiöser Art. angewandt auf Goethe als Gesamterscheinung und auf jedes einzelne seiner Hauptwerke. Sein Urteil über die Dichtungen ist nicht unbeschränktes Lob. Unter den größeren nennt er„Hermann und Dorothea“ die einheitlichste und vollkommenste, und doch sei sie kein großes Gedicht. Umgekehrt vermerkt er im Faust, dem„größten Gedicht des 19. Jahrhunderts“ einen Mangel an Einheitlichkeit. Aber umso höher denkt er von Goethes Persönlichkeit, die sich nicht mit Schönheit begnügte, sondern„aus einem einzelnen Selbst sich zum Gesamtselbst der Menschheit erweiterte.“ Der junge Goethe bereits habe das Geheimnis der Persönlichkeit gefühlt und es in anderen erforscht, mit einer ihm eigenartigen Mischung von naturwissenschaftlichem Interesse, phantasievoller Einsicht und menschlicher Mitempfindung. Gewachsen sei er nicht bloß durch Betrachtung, sondern zugleich durch Tun. Auf dem Wege zum Fruchtbringenden fand er das Wahre. Das gibt seinem Leben und seinem Faustdrama die höhere Einheit, ja Weihe und Gottheitsahnung. Das sind nur einige Proben. die zeigen welch ein Gegenstand tiessinniger Forschung Goethe für die Engländer allezeit gewesen ist, und man kann wohl gut und gern ihn, wie es eingangs geschehen ist, als die hervorragendste und symphatischste Geistesverkörperung deutscher Kultur im Auge der Engländer ansprechen. Düsseldorf, 5. März. Am Sonntag, den 8. März vormittags 11½ Uhr findet ab Volksgarten zu Düsseldorf eine beschränkte Ballonweitfahrt für Führer des Düsseldorfer Luftfahrerklubs statt. Zugelassen sind sämtliche Bastonklassen. Einlaß auf den Füllplatz ist ab vermittags 10