Erscheint wöchentlich 7 mal. Bezugspreis vierteljährlich in Neuß 1,50 Mk., durch die Post bezogen 1,65 Mk., mit illustriertem Unterhaltungsblatt 1,80 Mk., durch die Post bezogen 1,95 Mk. Für Aufnahme von Anzeigen an bestimmten Tagen und Stellen wird keine Gewähr geleistet. Verantwortlich für die Schriftleitung: Th. Jossen, Neuß. Geschäftsstelle: Neuß, Neustraße 1. Fernsprecher 57. Jeder Abonnent und seine Frau ist im Falle eines kötlichen Unfalles mit 200 Mark versichert. Amtliches Rotakions-Druck und Verlag von Rudolf van Haag, Neuß. Alleiniges Anschlagerecht für die hiesigen Plakatsäulen. mit täglicher Gralisbeilage„Bunke Blätter“ und wöchentlicher landwirtschaftlicher Beilage„Am Pflug“. Anzeigen 15 Pfg. die 8 gespaltene Pekikzeile, auswärtige 20 Pf. Bei Zmaliger Wiederholung das 4. Mal gratis. Reklamen 60 Pfg. die 3gespaltene Petitzeile. Bei zwangsweiser Eintreibung durch Klage oder in Konkursfällen wird der bewilligte Rabatt hinfällig. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Josef Wyrich, Neuß Nr. 102. Erstes Blatt. Sonntag, den 13. April 1913.(Hermenegilt.) 88. Jahrg. Entspannung. Auf zwei Wurzeln der Kriegsgefahr hat der Reichskanzler in seiner großen Rede vom 7. April hingewiesen: auf die unter das Banner des Chauvinismus geratene öffentliche Meinung Frankreichs, der man allmählich eingeredet hat, daß Frankreich dem Deutschen Reiche gewachsen, wo nicht überlegen sei, dann aber auf die neugestärkten pauslawistischen Stömungen, die den Fortbestand der gegenwärtig aufrichtig friedlich gesinnten Regierung in Rußland zu gefährden drohen Dabei versteht sich von selber, daß die beiden Faktoren nicht nur nebeneinander, sondern auch aufeinander wirken und daß sie sich gegenseitig in einer für den Frieden Europas bedenklichen Weise beeinflussen, was von französischer Seite namentlich auch der„Temps“ in letzter Zeit geflissentlich besorgt hat. Es verstand sich von vornherein, daß man in Frankreich die Richtigkeit der Darstellung des Reichskanzlers bestreiten würde und das ist denn auch geschehen. Im großen und ganzen hat aber die Kanzlerrede, die eigentlich zum ersten Male die politische Stellung Deutschlands zwischen Rußland und Frankreich mit voller Klarheit und Offenheit gekennzeichnet, hat, ohne etwas zu beschönen oder tendenziös zu verschärfen, auch in Frankreich ihren Eindruck nicht verfehlt. Durch alle Kritik ist doch ein gewisser Respekt gegangen, ein Respekt vor dem deutschen Riesen, dessen Hand sich stärker um den Schwertgriff klammert und der dabci mit schlichtem, kraftvollem Wort der Welt kund und zu wissen gibt, daß er, wenn es Not tut, jeden Augenblick bereit ist, sein Recht und seine Ehre und die uneingeschränkte Freiheit seines politischen und wirtschaftlichen Wirkens in einem Kampf auf Leben und Tod zu verteidigen, dessen namenlose Schrecken einzig und allein auf das Gewissen der frivolen Friedensstörer fallen würden. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit dieses Eindrucks wird man allerdings nicht allzu optimistisch sein dürfen, jedenfalls wäre es Wahnsinn, sich darauf verlassen zu wollen, und so bleibt denn auch der erste Grund für die erste Notwendigkeit der restlosen Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland in voller Kraft bestehen. Dasselbe gilt von den friedensgefährdenden Bestrebungen des Panslawismus. Aber man kann mit Befriedigung feststellen, daß die Regierung des Kaisers Nikolaus zunächst mit Erfolg bemüht gewesen tst, die Störenfriede noch einmal in ihre Schranken zurückzuweisen. Lie ßen die Veröffentlichungen und Dementis über die Gespräche bei dem Minister des Auswärtigen Ssasonow noch eine starke Unsicherheit erkennen, so hat seitdem die Regierung die panslawistischen Kundgebungen mit anerkennenswerter Schärse einfach verboten, und das neuerdings veröffentlichte Communique des russischen Auswärtigen Amts wendet sich mit so klarer und zwingender Logik gegen die panslawistischen Hetzer, daß man sich davon eine günstige Wirkung, namentlich auch auf die Stimmung in Rußland selbst versprechen darf. Aus dem Schlußsatz der Staatsschrift kann man vielleicht eine leise Polemik gegen die Reichskanzlerrede herauslesen, aber doch nur gegen eine mißverstandene Reichskanzlerrede, und nachdem Herr v. Bethmann Hollweg den ohnedies eigentlich nicht zu verkennenden Sinn seiner Ausführungen über die Möglichkeit einer europäischen Konflagration, in der Germanentum und Slawentum einander gegenüberstehen würden, ausdrücklich klargestellt hat, darf man ohne weiteres darüber henweggehen. Im übrigen weist das Communique wirklich mit voller Klarheit auf, daß Rußland ge#ug für die slawischen Balkanstaaten getan hat, genug auch, um etwas mehr eachtung seiner Wünsche und Ratschläge erwarten zu dürfen, als man ihnen insbesondere in Montenegro gezollt hat. Dieses Montenegro, das nun bald wieder aus dem Mittelpunkt des europäischen Interesses ausscheiden sollte, wird mit einer eigentümlichen Mischung von väterlicher Strenge und mütterlicher Zärtlichkeit gründlich ins Unrecht gesetzt. Die Einzelheiten dieser Auseinandersetzungen sind so zu sagen intime Familienangelegenheiten. Von praktischer Bedeutung ist aber das gute Zureden, daß die Unterwerfung vor dem einmütigen Willen der vereinigten Mächte Europas sogar mit der Ehre eines solchen Heldenkönigs sich verträgt, wie Herr Nikita Petrowitsch Niegosch ihn markiert. Man gewinnt auch den Eindruck, als ob er nun doch schon ernstlich daron dächte, auf den nebenbei ordentlich mit Gold gepflasterten Weg des ehrenvollen Rückzugs zu treten. Noch sehr viel wichtiger aber ist die ernste und besonnene Erklärung der russischen Regierung, daß sie es für eine Pflichtwidrigkeit halten würde, russisches Blut zu vergießen,„wenn nicht die Interessen des Vaterlandes es erfordern". Im gegenwärtigen Augenblick kann dieser Satz, der an und für sich nicht allzu viel bedeutet, weil eben der Begriff der Interessen sehr dehnbar ist, doch nur den Sinn einer scharfen Absage an die panslawistischen Kriegshetzer haben und zwar einer Absage, hinter der der entschlossene Friedenswille des Kaisers Nikolaus steht. So wird diese Kundgebung die Friedenszuversicht erychlich steigern und die Entspannung fördern. Politische flachrichten. Deutschland. = Die Deckungsvorlagen und der deutsche Handel. Der Präsident des Deutschen Handelstages hat die Mietglieder des Ausschusses auf den 22. April zu einer Sitzung einberufen, in der über die Deckungsvorlagen zur Heeresvorlage beraten werden soll. Die Beratung betrifft in Einzelnen folgende Punkte. 1. Außerordentlicher Wehrbeitrag; 2. Aenderungen im Finanzwesen (Matrikularbeiträge, Zuckersteuer, Grundstücksstempel, Besitzsteuer): 3. Aenderungen im Geldwesen(Silbermünzen, Goldmünzen, Reichskassenscheine); 4. Besteuerung der Gesellschaftsverträge und der Versicherungen; 5. Erbrecht des Staates. Ueber die Frage der Silber= und Goldmünzen und der Reichskassenscheine wird Generalkonsul Franz v. Mendelssohn(Berlin), über die Frage der Besteuerung der Gesellschaftsverträge und Versicherungen Geh. Kommerzienrat Dr. Bomber= ger(Mainz) referieren; die übrigen Referenten stehen noch nicht fest. = Der Landesausschuß des würktembergischen Handwerkerverbandes nahm kürzlich Stellung zur neuen Heeresvorlage und erkannte in einer Resolution die Notwendigkeit derselben an; er spricht aber zugleich die Erwartung aus, daß das Handwerk bei Vergebung der neuen Militärlieferungen in weitgehender Weise berücksichtigt werde. Hinsichtlich der Stempelabgabe auf Versicherungsverträge und Versicherungsquittungen verlangt der Verband Befreiung des Handwerks, soweit es sich um Quittungen handelt, die von berufsständischen Kranken= und Sterbekassen ausgestellt werden, weil sonst eine dringend notwendige soziale Fürsorge für das selbständige Handwerk erschwert bezw. sogar lahm gelegt würde. = Das Jesuitengesetz. Wie auch sicherer Quelle verlautet, handelt es sich bei den vom Reichsamt des Innern veranstalteten Erhebungen über die Handhabung des Jesuitengesetzes keineswegs um Vorbereitungen für eine gänzliche Aufhebung dieses Gesetzes, sondern lediglich um die Frage, ob und welche Erleichterungen bei der Durchführung der bestehenden gesetzlichen Vorschristen bezw. der Verfügung des Bundesrates möglich und angebracht sind. Der Versuch, diese Erhebungen in irgend einem Zusammenhang mit der jetzigen Heeresvorlage#1 bringen, ist gegenstandslos, da die Erhebungen bereits zu einer Zeit beschlossen waren, wo an eine Mititärvorlage nach Art der jetzigen noch nicht gedacht war. = Staatliche Musterinstitule für Milchwirkschaft. In unserer Zeit, wo man auf allen Gebieten des wirtschaftlichen und Verkehrslebens die Wichtigkeit einer sachgemäßen Hygiene erkannt hat, ist es nur natürlich, daß besonders im Handelsverkehr mit Nahrungsmitteln eine strenge Kontrolle geübt wird, um gesundheitsschädliche und verdorbene Nahrungsmittel vollständig aus dem Verkehr auszuschalten. Eins der wichtigsten Nahrungsmittel, vielleicht das wichtigste, ist die Kuhmilch. Regierungen und Parlamente haben die ungeheure Wichtigkeit der Milch als Lebensmittel längst erkannt und beschäftigen sich fast unausgesetzt eingehend mit Schaffung von Gesetzen und Verordnungen, um dem Volke gute und reine Milch zu garantieren. Neuerdings ist der Wunsch in den Interessentenkreisen ausgetaucht, staatliche Musteranstalten für Milchproduktion zu schaffen, die mit ihren Einrichtungen vorbildlich für die gesamten privaten Milchwirtschaften des Landes gelten könnten. Auch der Reichstag beschäftigte sich vor einiger Zeit mit einem Antrage, der auf die Errichtung solcher Musteranstalten abzielte; ein ähnlicher Antrag wird vermutlich noch in dieser Session auch dem Preußischen Abgeordnetenhause zur Beratung vorliegen. Der Antrag der Abgeordneten Dr. Ablaß und Genossen im Reichstage ersuchte den Reichskanzler, die Errichtung eines Instituts für die wissenschaftliche Erforschung der Milchwirtschaft in Erwägung zu ziehen. Der nationalliberale Abgeordnete Dr. Thoma trat mit besonderem Eifer für die Annahme dieser Resolution ein. Er führte aus, man brauche eine, daes ganze Reich umfassende Stätte, welche alle mit der Erzeugung und Verwertung der Milch zusammenhängenden Fragen auf Grund eigener Forschung und Beobachtung zu beantworten imstande ist. Eine Reichsanstalt für Milchwirtschaft sei nicht nur als ein Bedürfnis, sondern als ein volkswirtschaftlicher Segen zu betrachten. Auch Professor Dr. Weigmann=Kiel eine anerkannte Autorität auf dem Gebiete der Milchwirtschaft, hat betont, daß man in allen fachmännischen Kreisen des Bedürfnis einer milchwirtschaftlichen Reichs=Musteranstalt empfinde. Auch der konservative Abgeordnete Hoesch trat der Errichtung eines solchen, großzügig gedachten Musterinstituts namens seiner Partei sympathisch gegenüber, meinte aber, man müsse reiflich erwägen, ob die Gründung solcher Musteranstalten nicht besser den Einzelstaaten überlassen werde. In diesem Sinne spricht sich auch der Zentrumsantrag aus, der die Königl. Preußische Staatsregierung ersuchen will, möglichst bald ein großes, umfassendes Institut zur wissenschaftlichen Erforschung sämtlicher, auf milchwirtschaftlichem Gebiete auftretender Fragen zu errichten. Man darf nach alledem wohl voraussetzen, daß auch auf diesem Gebiete Deutschlands bald einen wesentlichen Fortschritt aufweisen wird. .= Die Erhöhung der Veleranenbeihülfe. Laut Rh. W. Ztg. verlutet, daß der heute im Reichsschatzamte fertiggestellte Gesetzentwurf die Erhöhung der Veteranenbeihilfe und die Gewährung von Zulagen von 150 M, statt der bisherigen 120 M, enthält. Die Vorlage dürfte schon in den nächsten Tagen dem Bundesrat zugehen. Sie erfordert im ganzen 7¼ Millionen. Sport-Nachrichten. Die Rennen des Sonntags. (Die Rennen zu Berlin=Karlshorst wurden schon in der vorigen Ausgabe besprochen.) Magdeburg: Die Turfpremiere in der alten Elbestadt nimmt heute entschieden das meiste Interesse in Anspruch und aller Augen sind nach diesem Platz gerichtet. Soll uns das auf der Bahn in Herrenkrug zur Entscheidung kommende Große Magdeburger Handicap doch gleichzeitig einen Fingerzu#ig für die Kölner Frühjahrereignisse geben. Für das mit 20000 M ausgestattete große Ausgleichsrennen sind etwa ein Dutzend Pferde am Start zu erwarten und das Rennen verspricht sehr interessant zu werden. Das Laufen von Kalchas, der das„top weight“ zu tragen hätte, ist sehr zweiselhaft. Der Hengst soll nach Köln gehn und Joseph I. gewann Stall ist in brillanter Form. Für Sultan Saladin und Kakadu1 dürfte Nachllänge zur Musik-Saison. Wieder ist nun eine musikalische Saison zu Ende gegangen. Als allgemeinste Folge macht sich lebhafter als je der Trieb geltend, den Geist, der der Musik innewohnt und sich in ihr ausspricht, klarer zu erkennen und ihre Schönheit voller zu erfassen. Liegt doch, wie Wilde einmal sagte, das Geheimnis des Lebens im Suchen nach Schönheit. Mancherlei Gedanken, allerlei Gefühle, Erinnerungen und Wünsche steigen in uns auf, wenn wir rückschauend die Vergangenheit überblicken. Nicht jener Zeiten wollen wir gedenken, da das Neußer Musikleben noch recht einseitig war, der Zeiten, da nur Vokalmusik hier gehört und gepflegt wurde und wo nur gelegentlich auf Vokalkonzerten irgendein Instrumentalsolist oder sagen wir sogar Virtuose auftrat, weniger verstanden als bewundert, ein plan= und absichtsloses Füllsel im reichen, überreichen Vokalteil. Jene Zeiten mit jenen Programmen sind ja nun allmählich in ernster und zielsicherer Arbeit glücklich überwunden. Die ganzen Konzertprogramme sind moderner geworden in dem Sinne, daß sie einheitlicher im Gefühlsinhalt und dadurch stimmungskräftiger wurden. Heute kann auch ein Instrumentalist, der wirklich etwas zu sagen hat, hier nicht bloß der Bewunderung, sondern auch des mehr oder minder großen Verständnisses sicher sein. Man hat einigermaßen gelernt, zwischen dem effekthascherischen Artisten und dem wahren Künstler unterscheiden. Manchmal freilich scheint noch das gerade Gegenteil der Fall zu sein. Man wird zuweilen das Gefühl nicht los. als ob in dem Maße, wie das Verständnis für die Kunst gestiegen ist, die Bewunderung und Begeisterung für die Künstler zurückgegangen sei. Und doch läßt sich beides so gut miteinander vereinen, müßte eigentlich untrennbar miteinander vereinigt sein. Daß Maß und die Wärme des Beifalls, den das Publikum den Künstlern zuteil werden läßt, gibt zu denken. Auf der einen Seite wird bei Berühmtheiten von Weltruf mit der entsprechenden äußeren Anerkennung gekargt, während auf der anderen Seite an mittlere Talente der Beifall verschwendet wird. Ober glaubt man nicht, daß z. B. ein Steinbach, eine Emmi Leisner in Köln und selbst im konzertreichen Berlin von vornherein einer wirklich begeisterten Aufnahme sicher sind. An dem Umstande, daß das Neußer Publikum recht anspruchsvoll geworden ist, kann es allein nicht liegen. Die musikalische Kultur ist noch zu jung und noch etwas zu äußerlich. Stilgefühl., Geschmack= und Werturteil sind demzufolge noch nicht so entwickelt und gefestigt, daß sich jeder oder die Mehrzahl in der Wertbestimmung und Beifallsbezeugung auf sich selbst zu verlassen getraut. Vielleicht auch hält man es für wenig angebracht oder für nicht vornehm, seinen Enthusiasmus durch lauten Beifall zu bezeigen. Sei ihm nun wie es wolle, es besteht dabei die Tatsache, daß das Publikum besonders das der Musikabende etwas beifallsfaul ist. In Ansehung dieserTatsache mußte man sich am letzten Sonntag auf dem Volksmusikabend wundern und freuen, mit welch ehrlicher und herzlicher Begeisterung Herr Castello und Frl. Boic ausgenommen wurden. Man kann sich sehr gut denken, daß Größen auf dem Gebiete der Musik sich wundern müssen, hier bei einem als kunstverständig bekannten Publikum so wenig äußere Würdigung zu finden; zumal wenn Künstler, wie z. B. Steinbach, dessen Dirigentenhonorar sonst nach Tausenden zählt, sich hier uneigennützig in den Dienst der guten Sache, in den Dienst der Kunst stellen und sich unter Verzicht auf klingenden Lohn nur mit dem Beifall des Publikums bescheiden. Die Dankbarkeit gegen die Künstler und der Wunsch, ihnen das Wiederkommen nicht zu vergällen allein sollten es schon verhüten, daß man ihnen durch eine ihrer Bedeutung nicht voll und ganz entsprechende Aufnahme den Idealismus, ihre selbstlose Spendefreudigkeit nimmt. Es ist weiterhin merkwürdig zu sehen, wie Leute, die zu wirklich Großem, zu wirklich Großartigem kein richtiges Verhältnis, nicht die rechte Stellung finden können, an achtungswertem Mittelmaß kleinlich herumtadeln und nach einem Konzert nur von etwaigen unwesentlichen Mängeln und selten von den wesentlichen Vorzügen reden. Kunstverständnis und Kunstliebe beweist man ebenso wenig durch kleinliches Herummäkeln an Kunstleistungen wie durch Uebersehen, leichtfertiges Abtun oder Vergessen des Guten. Mehr wahre Liebe zur Kunst, mehr werktätige Liebe tut ihr not. Schlimm sind auch jene Idealisten, die mit dem besten Willen hingehen, um es genau so zu finden, wie sie es erwartet haben und unduldsam kritteln gegen alle anderen Ansichten und Auffassungen.„Diese Idealismusnarren sind immer auch böse Narren. Da sie an alle Welt die Forderung der Vollkommenheit stellen, nur nicht an sich selbst, so ist ihnen nichts und nimmer recht. Sie verdammen. höhnen, hassen, halten inwendig den ganzen Tag grimmige Monologe, ballen die Faust offen und im Sack, üben Ränke und Tücken. Dahin kommt es mit edlen Menschen, denen die Läßlichkeit fehlt.“ Schlimmer noch als diese Idealismusnarren sind jene geistreichelnden Snobisten, jene literarisch musikalischen Knockabouts, bei denen es Grundsatz ist, jedesmal um jeden Preis anderer Ansicht zu sein, als jeder andere. Es ist wirklich schade, daß so manche Menschen durch unbesehen übernommene Vorurteile, durch Befangenheit des Blickes, durch theoretische Klügeleien sich die Kunstfreude schmälern oder gar nehmen lassen. Mancher Musikfreund, mancher Musikgenießende betrügt sich dadurch um wertvolle Güter, um Erhebungen des Geistes und Gemütes. um Genuß und Freude, um die Bereicherung des inneren Menschen. Gerade die letzte Musiksaison hat uns viel um manches unvergeßliche musikalische Erlebnis, um manche unvergängliche, vcredelnde Schönheit reicher gemacht. Sie war in ihrer Programmfülle und der Mannigfaltigkeit ihrer Darbietungen auch in ihrer Wirkung fruchtbarer, vielseitiger als je zuvor. Sie war, unter der Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse kann man es ruhig sagen, in dem was sie geboten, wirklich universell. Der Fremde und derjenige, der einigermaßen weiß, was künstlerische musikalische Veranstaltungen kosten, fragt sich erstaunt, wie läßt sich dies alles in einer Stadt wie Neuß möglich machen. Daß noch viel mehr möglich wäre, daß noch Besseres, noch Schöneres möglich wäre, muß auch der einsehen, der da glaubt und fürchtet, es könnte oder müßte sogar auf die gegenwärtige musikal. Blütezeit ein Rückschlag eintreten, ein durch finanzielle, künstlerische oder persönliche Umstände bedingter Rückfall auf ein niedrigeres Niveau. Um weitere musikalische Entwicklungsmöglichkeiten zu sehen, denke man sich nur, irgendwer gewänne auf das gesamte Musikleben der Stadt soviel Einfluß, daß es von einer höheren Warte aus planmäßig und einheitlich organisiert werden könnte. Daß einer derartigen planmäßigen Organisation vielerlei äußere Umstände in den Weg treten, daß ihr allerlei Schwierigkeiten gemacht würden, ist sicher, ändert aber nichts an ihrer Durchführbarkeit. Es scheint manchmal so, als ob das gesamte Neußer Musiktreiben gegenwärtig in Gährung und Klärung begriffen sei, als ob schon die Zeit zum Beginn einer planmäßigen Ausgestaltung zu einer harmonischen Ergänzung der einzelnen musikalischen Faktoren untereinander gekommen sei. Alle Musik, so weit auch ihre Betätigung an den einzelnen Stellen, mit und unter den einzelnen Personen in der Verfolgung von untergeordneten Sonderinteressen auseinandergeht, strebt doch einem gemeinsamen Ziele, der Erhebung und Veredelung der Menschheit zu. Dieses allen Musiktreibenden gemeinsame hohe Ziel hat das Recht und die Pflicht, gebieterisch eine Verständigung, einen Zusammenschluß aller in Betracht kommenden zu fordern. Aus dieser Erwägung heraus hat uns die Mitwirkung des Männergesangvereins„Novesia“ bei dem letzten Volksmusikabend besonders gefreut. Auch die„Cäcilia“ hat bereits bei einer derartigen Gelegenheit mitgewirkt. Ein Anfang zu einer planmäßigen Organisation des Musiklebens wäre darin schon zu sehen. Es käme weiter nun darauf an, daß unter Drangabe aller kleinilchen Rivalität um des hohen Zieles willen alle diejenigen, die musikalische Aufführungen veranstalten, sich nicht mehr als nur für sich bestehende, gegen alle andere abgeschlossene Einzelwesen, die Distanz schon etwas weit sein. Dasselbe läßt sich bei Rahana sagen die in Hannover leicht gewann. Mars ist der Sieger des Vorjahres. Er konnte in Hannover aber ebensowenig wie Carino eine Rolle spielen. Colleoni und Spion sollten wieder gut laufen. Die eventuelle Ueberraschung könnte die ein Federgewicht tragende Livadia bringen. Wir vertrauen in Abwesenheit von Kalchas auf Eccolo vor Colleoni und Rahana weisen aber auch nachdrücklich auf die Chancen von Livadia hin. Die übrigen sechs Konkurrenzen verblassen natürlich gegenüber dem großen Handicap und es genügen einige wenige Worte darüber Das Savbir=Rennen legen wir zwischen Reichsanwalt, PlaInteressant kann sich das Flieger=Handicap gestalten. Ueber Saul hört man so viel Gutes, daß man ihn zum Fovoriten machen muß. An zweiter Stelle nennen wir den in Dresden gut gelaufenen Rosenkavalier vor Fox, der heute besser laufen sollte. Das Ruage=Rennen haben Türkenbund und Maximilian mit Strohblume auszumachen, während in Gulliver=Rennen für Orlov im Jasmin ein ernster Gegner entsteht. Das Dolomit=Rennen muß eine gute Sache für Nachtschatten sein. Voraussagen Saphir=Rennen Reichsanwalt— Planet— Anleihe. Fels=Rennen Oranier— Drakon— Jeune fille. Flieger=Handicap Saul— Rosenkavalier— Fox. Großes Magdeburger Handicap(Kalchas)— Eccolo— Colleonie — Rahane Nuage=Rennen Türkenbund— Maximilian— Strohblume. Gulliver=Rennen Orlov— Jasman— Perugino. Dolomit=Rennen Nachtschatten— Comet— Sybille. Dresden: Auf der Seidnitzer Bahn kommt heute das populäre Dresdener= Armee= Jagdrennen zur Entscheidung. Für das über 1000 Meter führende Handicap hat der König von Sachsen für den siegreichen Reiter wieder einen wertvollen Ehrenpreis gestiftet. Die „Armee“ wird auch in diesem Jahre wieder eine ganze Anzahl nützlicher Steepler am Start sehen. Von den in dieser Saison schon auf der Dresdener Bahn gelaufenen Pferden gehen Haschisch und The Gun mit den besten Aussichten ins Rennen. Letztere lief vor acht Tagen ein gutes Rennen gegen Nowton, der der Armee fern bleiben soll. Die Stute hatte in ihrem letzten Rennen etwas enttäuscht, zudem soll sie außer dem Geschlecht noch 5 Pfund an den Hengst zedieren. Pelis und Promised Luck müßten nach vorjährigen Leistungen auch mit vorne sein. Von den Leichtgewichten wird Zinc sicher ein ehrenvolles Rennen laufen. Wir erwarten The Gun vor Haschisch und Pilis in Front. Die einleitende Konkurrenz, der Preis von Hütten, kan der Stall des Majors Graf Wuthenau mit Phönix und Rustic nicht gut verlieren. Tapage sollte die übrigen sicher halten. Im Pillnitzer Jagd=Rennen ist der Stall des Rittmeisters von dem Knesebeck mit Fairfax, Jüdin und Meerbraut gut beraten. Im April Verkaufs=Jagd=Rennen sollte Billy Goat die Oberhand über seine Gegner behalten, während wir im Hosterwitzer Jagd= Handicap in Abwesenheit der beiden Vertreter des Herrn Nette. Sensible Symons und Reine du Jour, den alten Trill, der vorzüglich im Gange ist, vor Chauri in Front erwarten. Das Saronia= Hürden= Rennen sollte dem ehemaligen Graditzer Mondstein den ersten Erfolg über Sprünge bringen. Sturmwind und Festiva sind seine Gegner. Voraussagen: Preis von Hütten Stall Wuthenau— Tapage— Grey Tail. Pillnitzer Jagd= Rennen Stall Knesebeck— Eo ipso— Bessy. Appil=Verkaufs=Jagdrennen Billy Goat— Blitz— Sumatra. Hosterwitzer Jagdhandicap(Stall Nette)— Trill— Chauri. Dresdener Armee=Jagdrennen The Gun— Haschisch— Pilis. Saxonia=Hürden= Rennen, Mondstein— Sturmwind— Festiva Irankfurt a. Main. Der heutigen Saisoneröffnung in der Mainstadt kommt noch eine ganz besondere Bedeutung zu, denn die Startglocke wird ein Jubiläumsjahr einläuten. Vor fünfzig Jahren, am 23. August 1863, wurden in Frankfurt die ersten Pferderennen abgehalten. Aus kleinen Anfängen heraus hat sich die Frankfurter Bahn zu ihrer jetzigen Größe entwickelt. Anläßlich des Jubiläumsjahres sind einige wertvolle Rennen mehr ausgeschrieben worden. Heute merkt man davon allerdings noch nichts, denn auf dem Programm stehen nur sechs kleinere Konkurrenzen, die meist einen sehr offenen Charakter tragen. Stalldispositionen liegen bis zur Stunde, wo diese Zeilen geschrieben werden. leider auch nur sehr wenige vor. Wir beschränken uns daher auf die nachstehenden kleinen Hinweise. Das Eröffnungs=Flachrennen kann Llaludno nicht gut verlieren. Topchidere, Avoncroft und Prospero haben Platzchancen. The Green Hand ist in Wiesbaden gut genug gelaufen, um heute das Ermunterungs=Hürdenrennen zu gewinnen. Haematite. Eersteling und Coral Wave werden sicher mit vorne sein. Schwer zu enträtseln ist die Situation im Preis von Sankt Georgen Wir wählen Macka vor Carntoi und Druid Hill. In dem voraussichtlich ebenfalls starken Feld des Preis von Friedrichshof wählen wir Malotru vor Cape Florizel und Polonaise, während im Suermondt=Jagdrennen unsere Meinung mit Flottweg vor Kohinoor II und Sonnenblick geht. Für den Preis von Reinheim ist Isinboy am Platze und Ein neuer Roman eine Originalarbeit von Kinroß in der einzigen autorisierten deutschen Uebersetzung von A. Geisel betitelt: „Seine Oper“. erscheint von heute ab in der„Neußer Zeitung". Wir verweisen auf die zweifellos interessante und spannende Erzählung, die gewiß viel Beifall finden wird. da braucht man nicht lange nach dem Sieger zu suchen. Halcyon Days Lynch Law und Bauernfänger werden ihm das Leben aber sicher nicht leicht machen. Voraussagen: Eröffnungs=Flachrennen Llanludno— Topchidere— Avoneroft. Ermunterungs=Hürdenrennen The Green Hand— Haematite— Eersteling. Preis von Sankt Georgen Macka— Carnton— Druid Hill. Preis von Friedrichshof Malotru— Cape Florizel— Polonaise. Suermondt=Jagdrennen Flottweg— Kohinoor II— Sonnenblick. Preis von Reinheim Isinboy— Halcyon=Days— Lynch Law. Bielefeld- Brackwede: Im Westen des Reiches lenkt die kleine Bahn in Bielefeld=Brackwede die Aufmerksamkeit auf sich. Der Große Preis von Bielefeld, ein mit 10.000 q an Preisen ausgestattetes Jagdrennen, und das Kronprinz Wilhelm=Jagdrennen versprechen einen anregenden Verlauf zu nehmen. Für erstere Konkurrenz sind sogar einige Pferde aus der Berliner Trainingzentrale entsandt worden. So La Turbie, in der wir auch die Siegerin des Rennens erblicken. Die zweite hinter Emma Olivia im Frühjahrs=Handicap=Hürdenrennen in Karlshorst ist bar accident nicht gut zu schlagen. Ops und Dollarprinzessin dürften ihre schärfsten Wiedersacher sein. Ebenfalls sollten Constantin und Revolte gut laufen. Das Handicap eröffnet Schwärmerin gute Aussichten. Die Stute ist gut auf dem Posten. Esto trägt reichlich Gewicht. Besser gefallen noch Beatrice B. und Ormoby. Mit Lachtenstein am Start dürfte das April= Flachrennen entschieden sein. Sportsman und der alte Boulanger sollten die nächsten Plätze besetzen. Das Sparrenberg=Hürdenrennen hat Pantragruel gegen Forst und Denkschrift zu verteidigen. Allem Anschein nach steht Tenedos im Bückeburger Jagdrennen wieder vor einem Erfolg. Die Stute hat in erster Linie Raubritter und Burgmann zu schlagen. Letztere sind auch im Meierhof= Jagdrennen genannt, doch ziehen wir ihnen dort Zero I und La Faridondaine vor. Auch Argile geht mit guten Chancen an den Start. Voraussagen: April=Flachrennen Lichtenstein— Sportsmann— Boulanger. Sparrenberg=Hürdenrennen Pantragruel— Forst— Denkschrift Bückeburger=Jagdrennen Tenedos— Raubritter— Burgman Großer Preis von Bielefeld La Turbie— Ops— Dollarprinzessin. Kronprinz Wilhelm=Jagdrennen Schwärmerin— Beatrice B. Ormsby. Meierhof=Jagdrennen Zero I— La Faridondaine— Argile. Von Hah und Fern. * Berlin, 12. April. Von dem Leiter der Hilfsexpedition für die deutsche Spitzbergenexpedition, Staxrud, ist folgendes Telegramm vom 11. April aus Green=Harbour(Spitzbergen) eingetroffen: Ich erhielt die Nachricht aus Adventbay, daß vier Norweger dort am 5. April angekommen seien. Sie verließen das Schiff in Treurenburg wegen Proviantmangels. Stave ist gestorben. Eberhard, Möser und Dettmers werden vermißt, zuletzt wurden sie gesehen in Wijdebay. Raabe und Rüdiger sind am Schiff. Rüdigers Fuß ist amputiert. Von Schröder= Stranz war bis zum 25. März keine Nachricht am Schiff. Wir gehen heute nordwärts und suchen nach den Vermißten in der Widje: bay. Rüdiger und Raabe suchen nach Schröder auf dem Nordostland, nordwestlich einer Linie von der Dovebay nach Wahlenbergbay. Die Renntiere ziehen vortrefflich. Ritscher ist noch sehr schwach und wird nach Green=Harbour übergeführt. * Pyrmom, 11. April. In der vergangenen Nacht schlug ein 16jähriger Junge namens Igge seine Mutter, eine Witwe, mit einem Beile nieder, weil sie ihm wegen einiger von ihm verübten Diebstähle Vorhaltungen gemacht hatte, und flüchtete. In Emmern bei Hameln, wo er sich bei einem Gastwirt einlogieren wollte, fiel dem Wirt sein verstörtes Wesen auf; die Polizei wurde benachrichtigt, sie nahm den Burschen fest. Er gestand ein, seine Muttererschlagen und mehrere Einbuchsdiebstähle verübt zu haben, u. a. in Hannover einen Juwelendiebstahl, wobei er vier Komplizen gehabt haben will. Die Mutter des Mörders, die nicht sofort tot war, ist heute vormittag ihren Verletzungen erlegen. Gerichtssaal. Sitzung des Schöffengerichts, 2 Neuß, 12. April. Ein Invalide von hier hat am 4. Februc hier gebettelt. Er kommt zwei Wochen in Haft.— Wegen verleumderischer Beleidigung wurden zwei Geschwister aus Zons zu je zwei Wochen Gefängnis verurteilt. Sie haben am 18. August und am 3. Oktober Briefe an die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf gerichtet, in der sie behaupteten, ein Polizeibeamter habe in einer Strafsache eine Frau zum Meineid verleitet.— Ein Kutscher von hier wurde von der Beschuldigung freigesprochen, seinem Vater am 18. November Kleidungsstücke entwendet zu haben— Ein Metzgergeselle von hier wurde von der Anklage freigesprochen, sich am 3. März einer Sachbeschädigung schuldig gemacht zu haben.— Ein Dienstmädchen von hier hat bei zwei Familien, bei denen es in Stellung war, gestohlen. Bei der ersten Taschentücher, eine Untertaille, zwei Schürzen im Werte von 15 Mark. bei der zweiten Geld(20 Mark.) Die Sachen und das Geld hat es zurückerstattet. Das Gericht erkannte auf vier Tage Gefängnis.— Einen Tag Gefängnis mußte ein Fabrikarbeiter aus Grimlinghausen verbüßen, weil er am 28. Dezember v. J. in einer Wirtschaft in Grimlinghausen eine Kegelkugel im Werte von 8 Mark gestohlen hat.— Ein Jokei von hier hat einem früher hier tätigen Trainer, bei dem er beschäftigt war, eine Forderung übertragen, sich das Geld dafür geben lassen, es aber auch selbst eingezogen. Außerdem hat er bei dem Trainer 60 Mark unterschlagen. Wegen Unterschlagung und Betrugs wurde er zu drei Wochen Gefängnis verurteilt.— Derselbe Angeklagte hat um 1. November v. J. in einer hiesigen Wirtschaft einen Maurer mit seinem Stock geschlagen. weil dieser ihn aufforderte, von seinem Tisch wegzugehen. Diese Körperverletzung büßte er mit 20 Mark Geldstrafe. — Eine Witwe und ein Wirt, beide aus Neuß, haben am 3. Januar zwei Kaufleute als Spitzbuben und Betrüger ausgeschimpft. Am 13. Januar waren sie vor einen Schiedsmann geladen, vor dem sie den „Spitzbuben" wiederholten. Das Gericht bedachte sie mit je 25 Mark Geldstrafe.— Ein Fabrikarbeiter von hier hat seine von ihm getrennte lebende Ehefrau fortgesetzt beleidigt. Er muß 30 Mark Geldstrafe zahlen. Das Große Ofmanenreich wird nach Abschluß des Friedens mit den Balkan=Verbündeten sehr zusammenschrumpfen. Nachdem es die großen Gebietsteile Tripolis mit seinem Hinterland an Italien abtreten mußte, muß es jetzt beinahe sein ganzes europäisches Land abgeben. sondern als Teile eines ganzen Körpers betrachten. Weiter nüßten sie die ihrem Wesen entsprechende und durch ihre Stellung in diesem Gesamtorganismus bedingte Aufgabe richtig ersassen und sich in der richtigen Erkenntnis diesem gemeinsamen Ziele zuwenden. Daneben können und sollen selbstverständlich die einzelnen Vereine ihre gesonderten Vereinskonzerte und Vereinsfeste in alter Weise ruhig weiter veranstalten. Nur eine im Interesse der Allgemeinheit, der allgemeinen Kunsterziehung und Kultur liegende musikalische Arbeitsteilung muß vorgenommen werden. Diese Arbeitsteilung der Konzertveranstalter und ihre Mirtwirkung an einem allgemeinen Arbeitsplan für jede Saison wird schon bedingt durch die kaum übersehbare Fülle von Muster= und Meisterwerken aller Art und die moralische Pflicht ihrer allmählichen Vorführung. Die Programmauswahl dürfte nicht mehr willkürlich, nach rein persönlichem Geschmack geschehen, sondern mit Rücksicht auf das, was die Leistungsfähigkeit erlaubt, was die Notwendigkeit erheischt. Die einzelnen Konzertleiter könnten sehr gut miteinander in Verbindung treten und einen gewissen Gesamtplan für eine Saison aufstellen. Hierbei ist weniger an einen historischen Zusammenhang, nicht an eine zeitliche Folge im Sinne eines Gangen durch die Musikgeschichte gedacht. Es käme vielmehr darauf an, sich darüber zu einigen, wie das erste Konzert einer Saison das zweite gewissermaßen vorbereitet, wie sich das dritte auf beiden aufbaut und selbst wieder mit Grundlage für das folgende ist, wie also die Konzerte das eine durch das andere an Eindringlichkeit, an Wert und Bedeutung gewinnen und das Publikum zu den größten Meisterwerken der Tonkunst erziehen könnten. Gewiß bleiben die in diesem Sinne planlosen Konzerte und bloße Unterhaltungsmusik nicht ohne Wirkung. Aber die Bedeutung einer Kulturmacht, einer veredelnden Kraft, eines Helfers bei der Erziehung des Menschengeschlechtes wird die Musik erst dann bekommen, wenn sie entsprechend organisiert ist.„Eins muß in das andere greifen, eins durch das andere blühen und reifen.“ Zudem ging und geht die Fähigkeit Musik zu verstehen, überhaupt alle Gehörs= und Auffassungskultur von der Vokalmusik aus. Die allgemeinere Empfänglichkeit für den Gesang, seine große Wirkung und Macht ist dem Umstande zuzuschreiben, daß die Meisten bei einem Lied zuerst und zustärkst poetisch und dann erst musikalisch fühlen. Wenn der Text nicht packt, wird die Musik wohl kaum geschätzt und nur selten gewürdigt werden. Von der Poesie erhält die Musik den Vorstellungsgehalt. Umgekehrt aber verleiht die Musik der Poesie durch ihre Verschmelzung wieder eine bedeutend erhöhte Stimmungskraft. Den deutlichsten und überzeugendsten Ausdruck der vielerlei Stimmungen bringt noch immer die menschliche Stimme als das erste und edelste Instrument. Ihre Wirkung fordert auch mit Recht für den Liedgesang im Musikleben den breitesten Platz. Für die hiesigen Männerchöre kommen da vor allem die Volkslieder, daneben Madrigale u. a. in Betracht, und man muß es freudig begrüßen, daß die einzelnen Chorvereinigungen sich bereits mit rectt achtenswerten Leistungen auf diesem Gebiete an eine größere Kunstgemeinde gewandt haben. Der wohlverdiente Beifall möge sie in diesem Streben auch weiterhin bestärken. Daß sie neben der Stimmen= und Geschmacksbildung, die in jedem Verein immer weiter getrieben werden muß, auch für sich selbst und ihr Vereins publikum, für ihre Vereinsfestlichkeiten sich an größeren Werken, an Kunstchören versuchen, ist nur lobenswert. Erfreulich war am letzten Volksmusikabend festzustellen, daß die„Novesia“ in rhytmischer Hinsicht von dem A capella=Chor und von Steinbachs erster Chorklasse gelernt hat. (Fortsetzung folgt.) Neues aus dem Museum. Im Museum haben wieder zwei Künstler Einzug gehalten, die das Interesse der Kunstfreunde verdienen. An die Spitze stellen wir August Kaul, dessen Werke seinen Wohnsitz, Kaiserswert, dem Beschauer, verraten. Kaul ist einer unserer besten Radierer, daß der Neußer Max Clarenbach sein Schüler in der Kunst des Radierens ist, sei nebenbei als bemerkenswert für die Neußer Freunde der Kunst Kauls und Clarenbachs erwähnt. Kaul ist in erster Linie Maler des Niederrheins. Seine Radierungen und Aquatinta=Blätter, in einer ausgewählten Sammlung im ersten Raum der linken Seitenflucht zusammengestellt, bilden wohl den fesselndsten Teil der derzeitigen Wechselausstellung." Der Künstler bietet eigene Drucke seiner Arbeiten, die zu edenso belehrenden wie künstlerisch wertvollen Betrachtungen einladen. Seine Drucke zeigen vortrefflich wie die Zeichnungen auf die verschiedenen Arten der Technik mit den verschiedensten Mitteln zu ebenso originellen wie schönen und künstlerisch vollendeten Wiedergaben gebracht werden können. Wie schon oben angedeutet, pflegt Kaul insbesondere die künstlerische Wiedergade niederrheinischer Motive; Kaiserswerth, die prächtige Gruppe des Neußer Münsters, Windmühlenbilder und Szenerien aus den Niederungen gaden ihm Anlaß zu wertvollen Schöpfungen. Wirkungsvolle Arbeiten, bei denen zumteil geradezu raffiniert angebrachte Farbenmischungen beim Druckverfahren verwendet wurden, zeigen auch Hamburger Sujets. Im Ausstellungsraum über dem Vestibül finden wir OelgemäldeKauls, die ebenfalls den Niederrhein mit seinen Ufern und Häfen in teilweise recht lebhaftem, kräftigem Colorit zeigen. Die frische koloristische Behandlung verleiht den Werken eine rorzügliche dekorative Wirkung. Albert Baur, ein Krefelder Künstler, zeigt auf der Gallerie des Lichthofes eine reichhaltige Sammlung seiner neueren Schöpfungen, durch Bilder vom Lande, die in wohlgestimmten Farben die Bewohner des Niederrheins, der Eifel und des bergifchen Landes in ihrer Umgebung zeigen. Es ist manche gute beachtenswerte Arbeit darunter, an manchen bemerkt man andererseits mehr oder weniger stark Verzeichnungen. *** Eine reiche Vervollständigung haben die Altertumssammlungen erfahren. Viel Beachtenswertes ist an Funden aus der Römerzeit hinzugekommen, so zwanzig vollständige Gräberfunde. Nicht zu unterschätzen ist die weiter ausgebaute übersichtlicher und damit für den Beschauer anregender gestaltete Anordnung mancher Teile der römischen Altertümer= Sammlungen **** Die Entwürfe für einen Herz Jesu=Alkar in der Münsterkirche sind im Museum noch ausgestellt. Der Altar soll, wie früher schon in der Neußer Zeitung mitgeteilt wurde, an Stelle des„Sakramentsaltars“ im Querschiff der Kirche aufgestellt werden. Fünfzehn Entwürfe rheinischer und Münchener Künstler sind eingegangen. Die Lösung der Frage ist bildhauerisch wie architektonisch gleich interessant. Die Wandgemälde von Fr. Ittenbach und die sie umgebende Architektur hinter dem Altar müssen natürlich erhalten werden. Die Lösung ist von den Konkurrenten in sehr verschiedener Weise gesucht worden. Als glücklichste erscheinen uns diejenigen Entwürfe, die die Christusfigur mit dem Herzen Jesu in den beherrschenden Mittelpunkt des Ganzen stellen. Die Aufgabe, einen Herz= JesuAltar zu schaffen, bedingt doch wohl vor allem, eine Votivfigur, welche die Gläubigen zur Andacht zu stimmen vermag. Allzuviel Beiwerk und ein zu wichtiger architektonischer Aufbau können da nur schaden, und zu wenig Rücksichtnahme auf das Vorhandene, das doch auch weiter den Hintergrund bilden muß, verursacht allzuleicht störende Wirkungen. Wir wollen dem Urteil der zur Wahl des zur Ausführung gelangenden Entwurfes berufenen Herren nicht vorgreifen und sehen deshalb zunächst von einer Besprechung der einzelnen Entwürfe ab. Vielleicht läßt sich nach der Entscheidung näher auf Einzelheiten eingehen. Jedenfalls. darf aber heute schon festgestellt werden, daß die qualitativ sehr verschiedenwertigen Entwürfe manche belohnenden Anregungen bieten. *** So bietet das Museum, in dem der bildnerische Schmuck der Ballustrade seiner Vollendung entgegengeht, auch heute wieder viel Sehenswertes Maultiere. Zur Förderung der landwirtschaftlichen Manktierzucht schreibt man der„Wochenschrift des bayerischen Landwirtschaftsrates": Auf diese nützliche Tierart und ihre Eingewöhnung als Ersatz für die Rinderarbeit im Interesse oer Viehzucht haben wir schon früher hingewiesen. Der bekannte Importlieferant Hagenbeck in Hamburg tritt nachdrücklich für rationelle Inlandzucht von großen und leistungsfähigen Maultieren in den staatlichen und privaten Bestüten ein und hat zur heimischen Förderung des Interesses für diese Nutztiere direkte Anschreiben mit Lieferungsangebot in geeignetem, vollwertigem Zuchtnaterial den bayerischen Verwaltungen kürzlich zugehen assen. Inzwischen wurde von der Allgemeinen Omnibus= lktiengesellschaft in Berlin eine Veränderung der Zugmittel getroffen, die sehr eingehend überlegt, und bei den hohen Wertsummen, die in Betracht kommen, um so bedeutsamer wirkt. Es wurde jetzt beschlossen, den allgemeinen Straßenbetrieb nach und nach mit aus Argentinien beschafften großen und starken Maultieren an Stelle der altgebräuchlichen Pferdekraft fortzuführen, nachdem der Gesellschaftsdirektor Major v. Bredow die Vorzüge der fremden Tierart(7 bis 8 Maultiere starken Schlages ersetzen 10 Pserde) längere Zeit kennen lernte, so daß die normale Bestandzahl von 5000 Zugpferden als Omnibus= gespanne mit der Maultiereinführung entsprechend reduziert und der Aufwand hierfür wie die Fütterungskosten zugleich ansehnlich niedriger werden. Man rechne gute 25 Prozent Ersparung am Futter bei Maultierbenutzung, hierzu kommt die größere Widerstandsfähigkeit gegen gewöhnliche Krankheiten und Seuchen, die höhere Lebensdauer und Leistungsfähigkeit, die bei der sie auszeichnenden Härte und Zähigkeit bis zu 30 Jahren normal bleiben. Maultiere nehmen alles Futter an, bevorzugen Heu statt Körner und haben ein durchaus gutmütiges Temperament bei flottem, sicherem Gang auch in Großstädten. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist nach wiederholten Erprobungen des Vorzugs die Berittenmachung der Bundeskavallerie mit großrassigen Maultieren im Plan, immerhin ein Beweis, daß auch die militärische Verwendbarkeit dieser lange verkannten, weil ungewohnten Nutztiere im Fortschreiten ist und mit der Zeit ganz ungeahnte Aussichten für die Zucht bei uns sich ergeben können. Zu Bagage= uns Munitions=Transporten, auch zum Tragen der Maschinengewehre und Gebirgsgeschütze benutzen bereits verschiedene Armeen die überaus leicht steigenden Maultiere mit ihrem sicheren, ruhigen Gang, wozu noch kommt, daß gegenüber den Pferden Maultiere im Zug und Feldergang weniger Platz einnehmen und sich durchdrücken können, wo Pferde versagen. Im Falle einer Mobilisierung gelten übrigens heute schon die vorhandenen Pferdebestände als ungenügend für den ungeheuren Massenbedarf, so daß sofort auf anderweitiges Zugmaterial, schon wegen der Auslandsperre, zurückgegriffen wird. Den lauten und anhaltenden Klagen über Vieh= und Fleischmangel könnte also behebend ein Ausgleich zum teilweisen Rinderersatz durch möglichst intensive Aufnahme der Zucht von guten Maultierschlägen geschaffen werden, eine Frage, die in der Tat die eingehendste Behandlung seitens der landwirtschaftlichen Organisationen verdient. Und was im Inlande möglich wäre, sollte nicht dem profitierenden Auslande überlassen bleiben! Die Kornmotte. Im Mai und Juni fliegt im Freien so gut wie auf dem Kornboden eine winzig kleine Motte, welche silberhaarige, braunschwarz gemaserte Vorderflügel und hell weißgraue Hinterflügel hat. Sie unterscheidet sich für ein ungeübtes Auge kaum von anderen Motten. Aus ihren Eiern, welche sie an die Körner legt, kriecht ein mehrere Millimeter langes, weißlichgelbes Räupchen aus, das in seinem Gespinst mehrere Körner zusammenspinnt, sie leerfrißt und sich dann in Ritzen von Balken und Brettern an der Decke, an den Wänden oder im Boden des Kornspeichers zurückzieht. Hier verpuppt sich der kleine Schädling und überwintert, um im Mai und Juni als Motte auszufliegen. Gegen den weißen Kornwurm wendet man dieselben Mittel an, wie gegen den ebenso berüchtigten schwarzen Kornwurm, der bekanntlich die Larve des Getreiderusselkäfers ist, besonders häufiges Umschaufeln des Getreides, Kalken der Wände, öfteres Durchlüften der Speicherräume usw. Sind schon zahlreiche Schädlinge aufgetreten, so hilft nichts als Dörren des Getreides, eine Generalreinigung der Speicher, wobei die in den Ecken liegenden alten Getreiderückstände verbrannt werden und wobei man dem zum Kalken verwendeten Brei etwas Teer, Karbolsäure oder einen anderen stark riechenden Stoff beimengt. Die Schmetterlinge fängt man in ihrer Flugzeit auf feuchten Tüchern oder auch in flachen mit Wasser gefüllten Gefäßen. Manche behaupten, daß es gut sei, dem Wasser ein wenig Zucker zuzusetzen. Wundgeriebene Stellen bei Pferden. Wenn die Pferde den ganzen Tag zur Arbeit herangezogen werden, entstehen bei vielen die nie## nur sehr schmerzhaften, sondern auch den Futterzustand nachteilig beeinflussenden Druck= und Scheuerstellen. Zuweilen bilden sich größere Beulen, die den Tieren die Arbeit direkt zur Pein machen. Dies Leiden stellt sich nicht bei allen Pferden gleichmäßig ein, vielmehr werden solche mit weicher Haut, die während der Winterruhe noch besonders verweichlicht wurden, davon in erster Linie betroffen. Man sollte daher, so schreibt das„Landw. Zentralbl. für Ostfriesl.“, diesen Pferden schon beizeiten die Stellen, an denen sich erfahrungsgemäß die Druckstellen am meisten bilden, mit Brennspiritus täglich mindestens einmal einreiben, um die Haut hart und widerstandsfähig zu machen. Für besonders empfindliche Tiere läßt man sich am besten sogenannte Lederschürzen herstellen, die den Tieren mittels Riemen lose umgehängt werden und die Stellen bedecken, an denen das Geschirr die Scheuerstellen hervorruft. Diese Schürzen, aus gutem, nicht zu hartem Rindleder hergestellt, sollen die Reibung des Geschirres aufnehmen und verhindern, daß sie direkt auf die Haut einwirkt. Aus diesem Grunde dürfen sie auch nicht etwa am Geschirr selbst befestigt werden, sie würden dann ihren Zweck vollständig verfehlen, vielmehr müssen sie frei zwischen Geschirr und Haut des Pferdes schweben. Werden bei schon vorhandenen Scheuerstellen diese Schürzen täglich von anhaftendem Blut, Schweiß und Staub durch Abkratzen gereinigt, so werden die Scheuer= und Druckstellen sehr bald verschwinden und die Pferde wieder freudig ihre schwere Arbeit verrichten. Das Melken auf der Weid. Zur Erleichterung des Melkens pflegt man beim Weidegang das Vieh in eine möglichst kleine Koppel zu treiben, wo man es in der Hand hat. Damit nun die Kühe, welche noch gemolken werden sollen, nicht die gerade in Arbeit befindlichen Kühe stören und drängen, ist es praktisch, das Vieh während des Melkens an Flankierbäume anzuketten. Um nun die Kühe leicht zu fassen, wird folgendes Verfahren empfohlen: Jede Kuh bekommt einen alten zu sonst doch nichts mehr brauchbaren Zug strang so eng um, daß er sich nicht abstreifen kann. In das herabhängende freie Ende des Zugstranges wird ein tüchtiger dicker Knoten geknüpft. Wenn nun die Kuh an diesem Strang gefaßt worden ist, wird sie an einem der an dem Flankierbaum in Abständen angebrachten Ringe befestigt. Das geschieht in sehr einfacher Weise, da die Ringe eine besondere Form haben. Sie sind nämlich oben weit, gehen aber unten in eine enge Zunge aus. Der Ring ist oben weit genug, um den Knoten an dem Halsstrang bequem hindurchzulassen. Unten aber ist die Zunge so eng, daß der Knoten nicht wieder hinausgleiten kann. Infolgedessen kann die Kuh, nachdem man mit einem Ruck den Knoten in die Zunge des Ringes gezogen hat, sich mit allem Zerren nicht befreien, während man nach beendetem Melken das Tier ganz bequem und mit einem Handgriff wieder lösen kann. Zur Vorbeugung der verbreitetsten Schweinekrankheiten empfiehlt Okonomierat Schwarz in den„Mitteilungen der Vereinigung deutscher Schweinezüchter“ die Beachtung folgender Verhaltungsmaßregeln: 1. Man sorge für trockene, gut ventilierbare, zugfreie Ställe. 2. Man gebe den Tieren Gelegenheit zur Bewegung im Freien: Weidegang, jedoch in schonender Weise, ist anzuraten. 3. Die jungen Ferkel bringe man in den ersten Lebenswochen in warme Abteilungen. Die Zuchtkoben sollen vorteilhaft in der Mitte des Stalles liegen. 4. Den Ferkeln lasse man eine kräftige Ernährung zuteil werden. 5. Man nehme die Ferkel nicht zu früh von der Mutter weg, ein Fehler, der leider zu oft gemacht wird. 6. Man hüte sich vor Ansteckung durch Einführung fremder Tiere. Neu angekaufte Tiere bringe man wenigstens vier Wochen allein unter und beobachte dieselben auf ihre Gesundheit. Zu dem neugekauften Zuchttier bringe man ein Ferkel(durch ein Gitter getrennt); hustet dasselbe innerhalb vier Wochen nicht, so kann man sicher annehmen, daß das gekaufte Tier frei von Seuche ist. 7. Man sorge für peinliche Reinhaltung der Schweine, der Ställe und Ausläufe: letztere müssen täglich gereinigt werden. Die Schweinehöfe grabe man wenigstens im Jahre einmal ¼ Meter tief aus und fülle sie mit Sand. 8. Wenn Anzeichen von Schweineseuche vorhanden sind, ist ein Tierarzt zu Rate zu ziehen, eventuell sind die Tiere zu impfen. Bei den Ferkeln nehme man die Impfung schon am zweiten Lebenstage vor. 9. Man sorge im Sommer für Abkühlung(Übergießen, Schweinebad), im Winter für Wärme. 10. Man reiche den Schweinen besonders in den Sommermonaten stets frisches Wasser zur beliebigen Aufnahme in besonderen Becken. Selbsttränken sind nicht ratsam. 11. Personen, die kurz vorher in fremden Schweinestallungen waren, verbiete man das Betreten der Zuchtund Ferkelkoben. Bei Seuchengefahr(Maul= und Klauenseuche) lasse man überhaupt fremde Personen nicht in den Stall. 12. Als Desinfektionsmittel verwende man: frisch gelöschten Kalk, Soda, Parisol, Hygienol und andere. 13. Verseuchte Ställe besetze man nicht unter ¼ Jahr (nach dem Erlöschen der Krankheit) von neuem. 14. Alle Molkereirückstände sind vor der Verabreichung an die Schweine bis zum Kochen zu erhitzen. 15. Die kranken Tiere merze man rücksichtslos aus. (Punkt 14 und 15 gelten besonders als Maßregeln gegen die Ausbreitung der Tuberkulose.) 16. Man stelle mit all den genannten Maßregeln gründlich vertraute, gut geschulte Wärter an. Leider viel zu wenig beachtet, ist die Maßnahme doch die beste Vorbeugung gegen all diese Krankheiten und Widerwärtigkeiten im Schweinestall und bietet auch sonst dem Züchter und Mäster unschätzbare Vorteile. Das Scheren der Pferde. In den letzten Jahren ist das Scheren der Luxusund errbeitspferde, dank der Vervollkommnung der Scherapparate, Modesache geworden. In der Hand eines verständigen Pferdepflegers wird die Schermaschine gewiß recht, schätzbare Dienst leisten, während sie anderseits, gedankenlos angewandt, eine Tierquälerei zeitigt und nur Nachteile mit sich bringt. Gewöhnlich wird als Grund des gedankenlosen Scherens der Einwand gebraucht, die Pferde schwitzen zu sehr im dichten Winterpelz. Wenn man diese Ansicht ergründet, so dürfte sie dahin umzumodeln sein: die Bequemlichkeit, um nicht zu sagen Faulheit des Pferdepflegers bilden den wahren Grund. Die Bel guptung, daß die Pferde mehr schwitzen, ist falsch, denn wenn wir ein wirklich warm gewordenes Pferd, das ein dichtes Haarkleid im Winter trägt, genauer untersuchen, so bemerken wir, daß nur die oberen Deckhaare naß oder vielmehr gleich einer Fensterscheibe beschlagen sind, während das untere feine Wollhaar noch vollständig trocken ist. Scheren wir das Pferd im Winter, so können die überstehenden Haare wegen ihrer Kürze sich dem Körper nicht mehr anlegen, sondern stehen senkrecht in die Höhe, und ungehindert können Schnee, Sturm und Regen dem ohnehin schon durch die Entfernung des Oberhaares frierenden Körper den Rest der Wärme entziehen. Zur Erzeugung größerer Wärme verbraucht das Pferd, wenn es geschoren ist, zur inneren Verbrennung, wie Kirchhoff in der„Deutschen landw. Tierzucht" ausführt, ein Drittel Futter mehr, und somit ist vom wirtschaftlichen Standpunkte aus keine Ersparnis, sondern eine Futtervergeudung die erste Folge. Ferner wird durch das Scheren die Natur veranlaßt, möglichst bald für Ersatz zu sorgen, indem dem Körper große Mengen Saft entzogen werden, um bald ein neues Haarkleid hervorzubringen. Manchmal läßt man dem Tiere die Sattellage oder auch den gesamten Rücken verschont, schert also das Pferd nur teilweise. Irgendwelchen Vorteil hat dies nicht, denn nur, wenn das Tier am ganzen Körper gegen die Unbill der Witterung geschützt ist, wird es sich wohl befinden. Auch das Ausscheren der Fesseln wird meistenteils in übertriebener Weise vorgenommen. Die Fesselhaare sind zum Schutze der Beine, teils auch der Hufe, und falls sie zu lang sind, so ist es vollständig gerechtfertigt, wenn man sie im Sommer und Frühjahr beseitigt, denn Straßenschmutz und Staub setzen sich in ihnen fest und verursachen eine Verunreinigung des Haarbodens. Im Winter ken: man die Haare zwar auch kürzen, aber nicht so, daß die vollständig abgeschorenen Haare bei jeder Bewegung, namentlich an der hinteren Fessel, die eigene Haut verletzen. Das Scheren soll aber durchaus nicht völlig verurteilt werden, wenn es da geschieht, wo es am Platze ist, also bei Tieren, die nicht zeitig genug im Frühjahr sich ihres Haarkleides entledigen, und ferner an den Körperteilen, die bekanntermaßen überreiches Haar tragen, wo es teils oder gänzlich zwecklos ist. Das Scheren soll aber nur in der Weise geschehen, daß man die Haare so weit stutzt, ohne ihre an den Körper anschmiegende Eigenschaft zu beseitigen, weil das aufrechtstehende, kurz geschorene Haar das Tier niemals schützen kann. Verschluß für Koppeln und Dauerweider Da die Stangen, mit welchen die Koppeln, Dauerweiden usw. gewöhnlich verschlossen sind, häufig der Erneuerung bedürfen, so ist die beifolgend abgebildete Verschlußart interessant und begrüßenswert. Sie besteht darin, daß der Drahtzaun bis über die Tür weiter geführ. wird. Nur ist jeder der Drähte durch einen einfachen, eisernen Klappverschluß zu öffnen. Der Klappverschluß ist an dem einen Drahtende befestigt. Das andere Drahtende bildet eine Schlinge, durch welche der Verschluß hindurchgreift. Dann wird der Verschluß zugeklappt und ein Drehgelenk sorgt dafür, daß er nicht wieder aufgeht. Unsere Abbildung zeigt den in Frage stehenden Verschluß erst geöffnet und dann durch die Drahtschlinge gesteckt und zugeklappt, so daß das umgedrehte Gelenk die unerwünschte Offnung verhindert. Des Landwirts Merkbuch. Tränken der Haustiere. Es ist von jeher immer schon eine große und oft beleuchtete Streitfrage gewesen wann wir unseren Haustieren das Getränk zu reichen haben und welche Temperatur dem Tierkörver am besten zusagt. Bei Pferden nun, die oft erhitzt und von schwerer Arbeit ermattet in den Stall kommen, ist besonders große Vorsicht am Platze. und es hat sich in der Praxis bisher immer am besten bewährt, den Pferden vor Verabreichung des Wassers eine Handvoll Heu oder ein Haferfutter fressen zu lassen. Unbedingt soll man nie vor Verlauf einer Viertelstunde tränken, und auch da nur ein kleines Quantum. Was nun die Temperatur des Wassers anbetrifft, ist zu empfehlen, nie unter 7 bis 8 Grad Reaumur zu tränken, worauf man streng achten soll, denn es hat ein zu kaltes Getränk bei Pferden oft schwere Kolikanfälle zur Folge, während es bei tragenden Tieren, gleichviel welcher Gattung, oft ein„Verwerfen“ veranläßt. Nie soll man dem Personal gestatten, im Winter Wasser im Stalle stehen zu lassen, sondern nur frisch vom Brunnen weg ist dasselbe zu verabreichen. Für Rindvieh sind die verbesserten Selbsttränken zu empfehlen. Fliegengaze als Seuchenschutz. In einem Dorfe bei Gättingen, wo vor kurzem die Maul= und Klauenseuche herrschte, wurde eine interessante Beobachtung gemacht. Die Seuche ging von einem Hofe zum andern, obwohl die größten Vorsichtsmaßregeln beobachtet wurden. Bei dem fünften Gehöft machte sie jedoch Halt. Der Besitzer vermutete, daß die Fliegen, die sich mit Vorliebe an die feuchten Stellen der Tiere, an Maul und Klauen setzen, die Seuche von Stall zu Stall übertrugen. Er machte daher an sämtliche Fenster und Luftlöcher seiner Ställe Fliegengaie, die wohl die Luft. aber keine Fliege durchläßt. Auch hielt er die Türen der Ställe nach Möglichkeit geschlossen. Da nun die Seuche gerade vor diesem Geböft Halt machte. so kann wohl ziemlich sicher angenommen werden, daß auch die Fliege als Seuchenträger in Betracht kommt. Erhältlich in allen besseren einschlägigen Geschäften! Alleinige Fabrikanten: Neusser Margarine-Werke, G. m. b. H., Neuss am Rhein. E SE Karl Nellen. Sonntag. den 13. 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Für die Landwirtschaft bietet die Neußer Zeitung dazu wöchentlich die Gratisbeilage „Am und im allgemeinen Teil die besondere Rubrik„Für die Landwixtschaft.“ Die einzige sieben mal wöchenlich erscheinende Zeitung in Stadt und Kreis neuß kostet wie bisher nur 50 Ufg. momatli## frei ins Haus gebracht. Mit dem illustrierten Unterhaltungsblatt koster sie 60 Pfg. monatlich. Probenummer auf Wunsch frei. der Neußzer Zeitung Budalf unn Haag. Geschäftsstelle: Neustraße: Nr. 1. Telefon 57. Seine Oper. Original= Roman von Albert Kinroß. Einzig autorisierte deutsche Uebersetzung von A. Geisel. 1. Kapitel. Hutchinson ahnt nicht, aus welchem Abgrund er Merceron zog— auch daß er an allem, was dieser schicksalsvollen Tat folgte, hervorragenden Anteil hat und somit vollgültigen Anspruch auf ein Monument, läßt sich besagter Hutchinson nicht träumen. Wohl sind ihm die Umstände und Verhältnisse, unter welchen Merceron und die Gräfin von Grasmere einander zuerst kennen lernten, nicht fremd, aber weiter erstrecken sich Hutchinsons Kenntnisse absolut nicht. Trotz alledem danken wir Hutchinson fast noch mehr als Harvey Meiceron selbst jenes eine Meisterstück— wie wir hoffen, der Vorläufer zahlloser anderer— das unsere Opernkomponisten im besonderen und die englische Musik im allgemeinen von dem nicht unverdienten Vorwurf der Unbedeutendheit befreit. Bevor Hutchinson auf den Plan trat, war die englische Musik, offen gesagt, recht wectlos, aber nun, nach seinem Erscheinen, richten sich die Ohren der zivilisierten Welt hoffnungsvoll nach London. Seltsamerweise ist Hutchinson sich der großen Mission, zu der er ausersehen war, durchaus nicht bewußt; achtlos und taub sieht er der Kunst, die er gewissermaßen zum Leben erweckt hat, gegenüber. Er fliegt leichten Schritts über die Planken eines Mittelmeerdampfers und zettelt Liebeleien mit Frauen aus allen Gesellschaftsklassen an. Miß Bray, die jungfräuliche Tante unseres Seehelden, ist vielleicht in erster Linie die Triebfeder seiner Taten gewesen, indem sie Hutchinson zwei Sperrsitzkarten zur Oper in Covent Garden schenkte. Ohne Hutchinson wäre Merceron an jenem Juliabend nicht ausgegangen, Lady Grasmere hätte andere Wege eingeschlagen und Isabella die Fügungen der Vorsehung nicht kennen gelernt. Hutchinson hatte mit Miß Bray den Lunch eingenommen und war dann in die glühendheiße Stadt hinausgeschlendert, mit den beiden Sperrsitzkarten in der Brusttasche. Eigentlich reizte ihn die Oper in Covent Garden nicht besonders;„aber es wäre doch schade, die Plätze verfallen zu lassen,“ war seine Erwägung. Und urplötzlich dachte er an Merceron; an Merceron, der so durch und durch musikalisch war. Seit Jahren hatte er den Freund nicht gesehen, während beide in der Kinderzeit unzertrennlich gewesen waren. Nun, er wollte ihn aufsuchen und in die Oper mitnehmen; Merceron würde die Vorstellung in Covent Garden genießen und ihm, Hutchinson sagen, um was es sich handele. So schlenderte denn der Marincoffizier von Kensington nach Piccadilly und von dort zur Downstraße wo Merceron wohnte, seit er in Oxford seinen Grad erlangt hatte. Merceron auszugraben und flottzumachen, gemahnte an das Zutagefördern eines Maulwurfes, aver Hutchinson, energisch wie ein steifer Südwester, ließ nicht locker; er mußte sich rasieren, sich in seinen anzug werfen und dann dem gewaltigen Freunde in einen Barbierladen folgen, wo seine überlangen Locken unter Hutchinsons„Leitung gekürzt und frisiert wurden. Weiterschreitend, entfaltete der Seemann alsdann dem Freunde die Details des Abendprogramms. Mercerons maulwurfartige Anwandlungen verschwanden, sob##ld er seinen Frack angelegt hatte; wohl blinzelte er noch mitunter, während er Hutchinsons Hotel in der Jermynstraße zuschritt, aber er verspürte keine Neigung, sich wieder einzuwühlen— sein Blinzeln wor nur das vergnügliche Bewegen der des hellen Lichtes ungewohnten Augenlieder. Die Freunde speisten das Beste und Teuerste in einem fashionablen Restaurant und tranken Champagner, Hutchinson immer den Ton angebend. Die Besuche des Seemanns in London waren selten wie die der Engel: was wunder, daß er bei solchen Gelegenheiten in feinen Genüssen schwelgte und, wenn er wieder an Bord war, in der Erinnerung alles nochmals genoß! Dabei war er stets darauf bedacht, diese Erinnerungen angenehmer Natur sein zu lassen, und London erschien Hutchinson jederzeit neu, weil ihm die Gelegenheit fehlte, sich an den gebotenen Vergnügungen zu übersättigen. Merceron genoß den Abend fast noch mehr; ihm war London neuer als neu, und das Diner bildete die würdige Einweihung des neuen Lebens. Das hinter einer Blumenwand postierte kleine Orchester dünkte ihm himmlisch schon wegen des erhöhten Platzes, den es einnahm; die Kellner in ihren schwarzen Anzügen mit Goldtreffen und ihren seidenen Strümpfen waren ihm Ganymede, und die flott servierten Gänge Ambrosia und Nektar. Hutchinson, dessen Hirn nicht mit klassischer Bildung beschwert war, sah in dem eleganten Servie nur einen selbstverständlichen Luxus, während Merceron darin eine Offenbarung der Kunst erblickte und die Spiegel und Goldleisten der Wände fast andächtig betrachtete. Indes— all diese Genüsse waren doch nur materieller Art; was das Ganze mit zartem, geheimnisvollem Reiz krönte und Mercerons so lange brachliegende Sinne entzückte, waren die im Restaurant anwesenden Frauen. Weiße Hände spielten mit den eleganten Menukarten; Brillanten blitzten an den zarten Fingern und im gelockten, seidigen Haar der Schönen; hier umrahmten goldblonde Wellen ein rosiges Oval, dort die nachtdunklen Flechten erschienen fast zu schwer für das seine Köpfchen; auf schneeeigem Nacken schimmerten Perlengehänge, volle, weiße, runde Arme wurden vom Licht der Glühlampen rosig überhaucht, und leuchtende, glänzende, beredte Augen tauschten stumme Zwiesprache mit Mercerons entzückten Blicken. Seit Jahren ceron sein Diner in einem farblosen Klub eingenommen; heute zum ersten Male wurde er inne, daß das Leben, wenn es auch ernst war und Lokale Tlachrichten. Neuß, 12. April. —“ Kälterückfall, Nachtfrost und Schnee. Die Witterung hat sich während der letzten acht Tage mehr und mehr nach der unfreundlichen Seite entwickelt, und den warmen Frühlingstagen ist sehr rauhes und veränderliches Aprilwetter gefolgt, wie es übrigens in keinem Jahre um diese Zeit ausbleibt. Die Temperaturen lagen während der letzten Tage ebenso weit unter, wie in der vorigen Woche über den normalen Werten; in allen Landesteilen haben sich Nachtfröste eingestellt, und die Niederschläge sind großen Teils in Form von Schnee= oder Graupelschauern gefallen. Den Anlaß dazu gab eine grundlegende Umschichtung des Luftdrucks, durch die die warmen Südostwinde von rauhen Nordwestwinden abgelöst werden. Nachdem zu Ende der Vorwoche ein hohes Maximum nach dem Nordmeere gelangt war, drang von Südwesteuropa eine mäßig tiefe, aber ausgedehnte Depression nordostwärts nach dem Innern des Kontinents vor. Da sich ein Ausläufer des Hochdruckgebiets zunächst noch durch Polen bis zum Schwarzen Meere erstreckte, so blieb die Witterung bei der Annäherung des Tiefs anfangs noch mild und trocken, und es wehten noch Winde aus östlichen Richtungen. Am Sonnabend voriger Woche wurden zu Magdeburg noch 20, zu Dresden 19 Grad Wärme erreicht; tags durauf jedoch schon blieb die Temperatur vielfach unter 15, an der Ostseeküste sogar unter 10 Grad. In Süddeutschland setzten, ebenso wie im Westen des Landes, ergiebige Regenfälle ein, die sich Sonntag nach Mittel= und Ostdeutschland weiterverbreiteten, und die strichweise von Gewittern mit Hagel und Graupelschauern begleitet waren. Montag Morgen war das 770 Millim. übersteigende Maximum völlig nach dem Nordwesten des Erdteils zurückgewichen, während das Minimum unter 747 Millim. Tiefe Ostdeutschland bedeckte. Bei ziemlich scharfen Nord= und Nordostwinden, in Westdeutschland Nordwestwinden, waren Montag Morgen in ganz Norddeutschland die Temperaturen beträchtlich gesunken; Aachen hatte morgens nur noch 3 Grad Wärme. Während die Depression unter Verflachung nach Rußland abzog, drang in ihrem Rücken das Hochdruckgebiet neuerdings in den Kontinent ein, sodaß in Nordwest= und Mitteldeutschland sich das Wetter großenteils aufheiterte, im Osten und Süden dauerten die Regen= und Graupelfälle auch noch vielfach am Dienstag fort, und die Abkühlung nahm bei direkt nördlichen Winden weiter zu. Zu Aachen stand das Quecksilber morgens auf dem Gefrierpunkt, während Breslau nur 2 Grad Wärme hatte. Die Witterung blieb Dienstag, obwohl sich das Hochdruckgebiet über einem Teile Mitteleuropas zunächst behauptete, sehr veränderlich und kühl; in der Nacht zu Mittwoch kamen vielfach Fröste vor, und Lauenburg i. P. brachte es auf 5, Bromberg auf 3 Grad Kälte. Zu München fiel Mittwoch bei 1 Grad über Null und frischem Nordostwind Schnee. Der Luftdruck begann dann abermals zu sinken, da vom nördlichen Eismeer eine neue Depression herannahte, deren Minimum unter 736 Millim. Tiefe, Donnerstag früh zwar noch jenseits des Nordkaps lag, die ihren Bereich südwärts aber schon bis nach Deutschland ausgebreitet hatte. Das Maximum von mehr als 770 Millim. Höhe war durch ein weiteres nordatlantisches Tief geteilt worden; der Hauptkern lag westlich der Britischen Inseln, ein zweiter über Island. Bei der Annäherung der Eismeerdepression nahm die Bewölkung schon Mittwoch mehr und mehr zu, und in der Nacht begannen im Nordseegebiet überall Regenfälle, die Donnerstag fortdauerten. Die bei Annäherung des neuen Minimums eingetretene Erwärmung war nur gering; die Morgentemperaturen blieben überall unter 5 schließlich zum Grabe führte, doch Stunden haben könnte, welche berauschend wirkten. Einmal aus dem Geleise geworfen, strebte Merceron weiter auf dem neu betretenen Wege, und mit lebhaftem Interesse, ja mit Vefriedigung wandte er sich den Genüssen zu, die ihrer nach Tisch warteten. Der Gedanke an die Oper erregte ihn freudig; es war gleichsam die Fortsetzung seines augenblicklichen Wohlgefühls. Er forschte, welche Oper gegeben würde und wie die einzelnen Rollen besetzt seien. Nin. man gab Gounods Faust. Merceron, der jede Note der Partitur kannte begann einzelne Melodien zu summen, während Hutchinson Reminiszenzen auskramte und einzelnes aus seinem Schiffsleben erzählte. Diese Geschichten waren mitunter roh, so daß Mereron erstaunte— er hatte völlig vergessen, daß es dergleichen geben konnte. Sein eigenes nach innen gerichtetes Leben hatte ihn vollkommen ausgefüllt. Jetzt spielte das Orchester einen Straußschen Walzer, und Merceron entsann sich, daß auch er einst getanzt hatte; die Festlichkeiten der Commemorations=Woche in Oxford, die Regatte und manches andere zogen in seinem inneren Auge vorüber. Und urplötzlich kam es ihm zum Bewußtsein, daß er einst ebenso gewesen war, wie diese Leute hier, die ihn so fremd anmuteten. Verwirrt starrte er auf die Menge der Gäste im Restaurant. „Hutchie— wie alt sehe ich aus?“ fragte er über den Tisch den Freund. „Nun— höchstens wie einundzwanzig,“ entgegenete der Seemann spottend. „Spaß beiseite, Hutchinson— es ist mein völliger Ernst,“ protestierte Merceron. „Ich kann mir nicht helfen— du siehst verwünscht jung aus; nicht, daß ich dich beleidigen möchte, aber du solltest dir einen Schnurrbart wachsen lassen.“ „Ich bin fünfundzwanzig.“ „Das weiß ich, aber du siehst entschieden jünger aus,“ meinte Hinchinson,„vermutlich kommts von deinem ruhigen Lebe„Du magst recht haben.“ Auf dem Balkon hinaustretend, der auf die Themse ging, zündeten beide ihre Zigarren an und dann schlürften sie draußen ihren Kaffee Leise murmelnd zogen die WVellen der Themse dahin, und die untergehende Sonne tauchte die Miltionenstadt in Gold und Purpur. Tief im Wasser schimmerten rosige Wölkchen, und der aufgehende Mond spiegelte sich in demselben. Ein Dampfboot glitt flußabwärts, und vom Quai herüber klang das Rollen der Wagen. Eine schrille Knabenstimme pries die Abendzeitungen an, und durch grünes Blättergewirr schimmerte die Statue Robert Bekers, der über blübende Blumenrabatten hin nach der Nadel der Kleopatia zu blicken schten. (Fortsetzung folgt.) Grad. Zahlreiche Gegenden hatten auch wieder Nachtfröste. Im Laufe des Tages gingen die Temperaturen weiter hinab, und die nordwestlichen Winde nahmen infolge der starken Druckunterschiede erheblich zu, wuchsen im Norden in der Nacht, in der sich die Fröste wiederholten, sogar zeitweilig zu Stürmen an. Freitag Morgen herrschte in ganz Nordwestdeutschland, wo vorher überall Niederschläge vorgekommen waren leichter Frost, und auch in den anderen Landesteilen waren die Temperaturen noch niedriger als tags zuvor. Nur im Alpenvorlande war die Witterung etwas freundlicher. Das Hochdruckgebiet war bei Annäherung des erwähnten nordatlantischen Tiefs weiter nach Süden zurückgewichen und hatte seinen Kern von über 768 Millimeter Höhe über der Biskayasee, von wo aus sich ein Ausläufer nach dem Nordmeer erstreckte. Von diesem aus wehten sehr rauhe und vielfach starke Nordwestwinde bis ins Innere des Kontinents, wo Freitag infolgedessen die Witterung einen völlig winterlichen Charakter annahm. Die Temkeraturen überstiegen kaum nennenswert den Gefrierpunkt, sanken nachmittags während häufiger und heftiger Schneeschauer stellenweise sogar ein wenig unter Null. Am ergiebigsten waren die Niederstkäge in der östlichen Hälfte des Landes, und zwar unter dem Elkflusse des polaren Minimums, dessen Zentrum von 740 Millim. Tiefe auf der Ostsee lagerte. Obwohl dieser Wirbel bereits im Abzuge nach Rußland begriffen ist, dürfte sich eine wesentliche Aenderung der herrschenden Wetterlage zunächst noch nicht einstellen. Das von Schottland heranziehende neue Tief wird aller Wahrscheinlichkeit nach sehr schnell die Herrschaft an sich reißen, sodaß in Wechselwirkung zwischen dem atlantischen Hoch und dieser, gleichfalls ostwärts wandernden Depression das veränderliche, sehr kühle und unfreundliche Wetter nach ganz kurzer Unterbrechung und weiteren Nachtfrösten fortdauern dürfte. & Domkapiluur Dr. Ludwias, einer der verdienstvollsten Priester der Erzdiözese Köln, der im 73. Lebensjahre steht, begeht morgen, 13. ds., sein goldenes Priesterjubiläum. Er wurde am 13. April 1863 zum Priester geweiht und wurde zunächst zum Rektor des Waisenhauses in seiner Vaterstadt Neuß ernannt. Vier Jahre später wurde er für kurze Zei Hausgeistlicher beim Grafen Hoensbroech um bereits im September 1867 in eine seiner frühern Tätigkeit ähnliche Stelle am Weisenhaus in Düsseldorf zurückzukehren. Ein Jahr darauf wurde er zum Kaplan in St. Alban in Köln emnannt und an 23. Dezember 1886 zum Hilfsgeistlichen von Lyskirchen; als solcher verwaltete er kurze Zeit die Pfarre. Am 15. Oktober 1887 bereits wurde ihm die Leitung des Priesterseminars in Köln übertragen, die er 25 Semester lang inne hatte, in welcher Zeit er 700 Kandidaten der Theologie dem Priestertum zuführte. Am 31. März 1900 berief ihn der Erzbischof Simar in das Domkapitel. Als Domkapitular entfaltete er eine reiche Tätigkeit als Generalvikariats= und Ordinariatsrat, als Erzbischöflicher Klosterkommissar sowie als offizieller Vertreter des Erzbischofs bei Revisionen des katholischen Gottesdienstes in den Gefängnissen und Provinzialanstalten. Der Jubilar, der als Großpönitenziar der Kölner Domkirche wirkte, hat sich auch schriftstellerisch mit Erfolg betätigt. Seine ehemaligen Seminaristen beabsichtigen, ihm an Ehrentage eine würdige Ehrung zu bereiten, und zwar soll die bei dem Scheiden des Jubilais aus dem Seminar errichtete Stiftung zur Unterstützung umnbemittelter Studierender der Erzdiözese Köln eine Erhöhung und Erweiterung erfahren. Aus dem Kreise seiner Neußer Landsleute, unter denen er jüngst noch bei der Weihung der Hl. Geistkirche der Kamillianer und bei manchen andern Gelegenheiten weilte. werden dem allverehrten Jubilar zweifellos die herzlichsten Glückwünsche zuteil. * Prälak Dr. Kreutzwald, der vom Tode des Kardinals Fischer bis zur Inthronisation des neuen Erzbischofs die Erzdiözese als Kapitularvikar verwaltet hat, ist, wie die Kölnische Volkszeitung meldet, vom Erzbischof Dr. v. Hartmann zum Generalvikar der Erzdiözese Köln ernannt worden. Das war mit Sicherheit zu erwarten, um so eher, als Erzbischof v. Hartmann bei den Empfangsfeierlichkeiten am Essener Bahnhof, wie wir bereits mitgeteilt haben, sich mit folgenden nicht mißzuverstehenden Worten an Kapitularvikar Kreutzwald wandte:„Ganz besonders aber darf ich mich auf Sie, verehrter Herr Kapitularvikar, auch in Zukunft verlassen, daß Sie mir treu zur Seite stehen, nachdem Sie unter drei Erzbischöfen das schwere Amt des Generalvikars versehen und als Kapitularvikar die Erzdiözese regiert haben. Ich verlasse mich auf Ihre treue Mithilse, da mir die Verhältnisse in meinem neuen Wirkungskreis mehr oder weniger noch unbekannt sind, um so mehr, als uns eine mehr als dreißigjährige Freundschaft verbindet.“ — Schiffsliste für billige Schiffe nach den Vereinigten Staaten von Amerika(10 Pfg. für je 20 Gramm): Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw., und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika. nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Canada. „Kaiser Wilhelm II.“ „Kaiserin Auguste Victoria“ „Kronprinz Wilhelm“. „Prinz Friedrich Wilhelm“. „Kronprinzessin Cecilie“ „Amerika“ „George Washington“. „Kaiser Wilhelm der Große“ „Kaiser Wilhelm II.“ ab Bremen 15. April, ab Hamburg 17. April, ab Bremen 22. April, ab Bremen 26. April, ab Bremen 29. April, ab Hamburg 1. Mai, ab Bremen 3. Mai, ab Bremen, 6. Mai, ab Bremen 13. Mai. (Postschluß nach Ankunft der Frühzüge.) Alle diese Schiffe sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgange die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerke, wie „direkter Weg“ oder„über Bremen oder Hamburg“ zu versehen. — Eine Sitzung der Stadtverordneten findet am Dienstag statt Auf der Tagesordnung, die 37 Punkte umfaßt, stehen u. a. Rücktritt des Landkreises Neuß von dem Elektrizitätslieferungsvertrag, Bahn Rheydt=Neuß, Annahme einer Stiftung, Beschaffung eines DrehstromGleichstromumfarmers für das Elektrizitätswerk, Bewilligung eines Kredits für Ankauf von geschichtlichen Altertümern für das Museum, Maßnahmen zur Hebung der Viehmärkte, Kostenbeitrag zur Fahrschule Anstellung einer Säuglingspflegerin. Die übrigen Punkte betreffen Kommissionswahlen, Verkäufe, Verpachtungen u. anderes. O Rechte und Pflichten der Post. Nach den noch heure geltenden Bestimmungen des Gesetzes über Postwesen vom 28. Oktober 1871 darf die Beförderung aller versiegelten, zugenähten, oder sonst verschlossenen Briefe, sowie aller Zeitungen politischen Inhalts, welche öfter als einmal wöchentlich erscheinen, gegen Bezahlung von einem Orte, an dem sich eine Postanstalt befindet, nach einem anderen orte des In= oder Auslandes oder innerhalb der Gemeindegrenzen ihres mit einer Postanstalt versehenen Ursprungsortes nur durch die Post erfolgen. Die aus dem Auslande eingehenden Briefe und Zeitungen, die nach einem Orte mit einer Postanstalt bestimmt sind, können zur Weiterbeförderung eingeliefert werden. Unverschlossene Briefe in versiegelten, zugenähten oder sonst verschlossenen Pa keten gelten als verschlossene Briefe, Solchen nicht durch die Post beförderten Paketen dürfen unverschlossene Briefe, Rechnungen und Preisverzeichnisse beigelegt werden, welche den Inhalt des Paketes betreffen. Briefe und politische Zeitungen gegen Barzahlung durch expresse Boten oder Fuhren befördern zu lassen, ist erlaubt; aber diese expressen Boten dürfen dem Postzwange unterliegende Gegenstände weder von anderen mitnehmen, noch für andere zurückbringen, auch dürfen sie nur von einem Absender abgeschickt werden. Dieser Beschränkung unterliegt nach einer neueren Bestimmung nicht die Beförderung verschlossener Briefe im Ursprungsorte gegen Bezahlung durch Boten, die weder das Einsammeln von Briefen, Zeitungen u. dergl. gewerbsmäßig betreiben, noch im Dienste einer Privatbeförderungsgesellschaft stehen. Privatbeförderungsanstalten dürfen in eigener Angelegenheit verschlossene Briefe durch ihre Bediensteten befördern lassen. Diesen Rechten gegenüber hat die Post auch weitgehende Pflichten. Sie darf die Annahme und die Beförderung von Postsendungen nicht verweigern, wenn diese den gesetzlichen und reglementarischen Vorschriften und Bestimmungen entsprechen. Gleichstromumformers für das Elektrizitätswerk. Bewilligung eines nende politische Zeitung von dem Postdebit ausgeschlossen werden und bei der Festsetzung der Provision, die für die Beförderung und Debitierung der im Deutschen Reiche erscheinenden Zeitungen zu erheben ist, muß nach den gleichen, einheitlichen Grundsätzen verfahren werden. Die Post besorgt die Annahme der Vorausbezahlung des Zeitungspreises und den gesamten Vertrieb der Zeitungen. Das Briefgeheimnis ist unverletzlich. Ausnahmsweise ist jedoch eine Beschlagnahme von Briefen und anderen Postsachen zulässig und zwar bei einer strafrechtlichen Untersuchung und im Konkursverfahren. Des weiteren besteht für die Post eine gewisse Garantiepflicht indem sie dem Absender bei reglementsmäßiger Einlieferung Ersatz leisten muß für den Verlust und die Beschädigung von Briefen und Paketen mit Wertangabe, eingeschriebener Sendungen, wie sie auch für die auf Postanweisungen eingezahlten Beträge Garantie leistet, während für Verlust oder Beschädigung gewöhnlicher Briefe Ersatz nicht beansprucht werden kann. Letzte Nlachrichten und Telegramme der„Hleußer Zeitung“. Belgien und Zeppelin. Brüssel, 12. April. Nach einer hiesigen Blättermeldung hat sich die Regierung gegen das Vorhaben, daß während der Ausstellung in Gent ein Zeppelinluftschiff zwischen Düsseldorf und Gent Fahrten ausführen sollte, gewandt, und zwar aus Gründen der Sicherheit des Staates, denn die Linie, die der Ballon zuerst fahren sollte, führt genau über die Festungswerke von Antwerpen und Lüttich. Wie die Leitung der Ausstellung mitteilt, wird das Luftschiff nunmehr die Linie ändern und über Mastrich und Brüssel auf Umwegen nach Deutschland fahren, wodurch die Festungswerke von Antwerpen und Lüttich in großem Bogen umfahren werden. Die belgische Regierung hat sich mit diesem Plan einverstanden erklärt. Papst Pius X. Die Ertrankung des Papstes ungefährlich. Luxemburg, 11. April. Bischof Kopver von Luxemburg ist nach Rom gereist, um vom Papst in Audienz empfangen zu werden. Auf die Nachricht von der schweren Erkrankung des Papstes wollte er zurückreisen. Der Karbinalstaatssekretär bat ihn jedoch, wie schon früher berichtet, noch zu verweilen, da der Papst ihn in wenigen Tagen empfangen könnte. Alle Meldungen über eine gefährliche Erkrankung seien falsch, es liege keine Spur von Gefahr vor; der Papst habe über die übertriebenen Krankheitsberichte gelacht. Die Gärten des Vollkan. Zum Generalstreik in Belgien h. Lüttich, 12. April. Auf Ersuchen des Provinz=Gouverneurs ist heute das 11. Linien= Regiment. 1200 Mann und 49 Offiziere stark, für die Dauer des Ausstandes nach Seraing ausgerückt. Die Mannschaften werden in Schulgebäuden untergebracht. Zu den Vorgängen auf dem Balkan. „ h. Berlin, II. abl. Die Antwort der Großmächte auf die Vorbehalte der Balkanstaaten wegen der Friedensvermittlung ist entweder bereits überreicht oder die Ueberreichung steht unmittelbar bevor. h. Berlin, 12. April. In der französischen Presse wird die Behauptung aufgestellt, die deutsche Politik setze sich dafür ein, daß Galoniki an Bulgarien falle. Das Bemühen, eine solche Darstellung von der deutschen Politik zu verbreiten, die uns den Dank der Bulgaren erwerben würde, soll dankbar anerkannt werden, leider beruht es auf falscher Annahme. wie die übrigen Großmächte an dem Grundsatz fest, daß die Verteilung der eroberten Ge biete der europäischen Türkei eine Angelegenheit der Verbundeten ist, in die sich keine Macht mischt. Steitin. 12. April. Die See geyt noch immer hoch. Des ##pe„b. ot liegt hoch im Dünensand. Es fragt sich, ob di ##p=Versuche bei der hochgehenden See heute noch einen Zwed Sinsdorf, 12. April. Ein Händler aus Sehnrat fuhr gestern mo gen Waren nach Kerpen. Auf der Provinzial=Landstraße nach Kerpen ure plotzlich das Pferd und ging mit dem Wagen durch. Schließlich setzte es über den Straßengraben, wobei der Wagen umschlug und den Kutscher unter sich begrub. Landleute fanden den umgeschlagenen Wagen und zogen den Händler darunter hervor. Sie konnten nur noch den Tod feststellen, der durch Genickbruch eingetreten war. Der Händler war verheiratet und hinterläßt sechunversorgte Kinder. 2 Hombura. 12. April. Die Festlichkeiten für die Hochzeit der Prinzessin Viktoria Luise von Preußen und der Prinzen Ernst August von Cumberland, Herzogs von Braunschweig anebug sind endgültig festgestellt. Sie beginnen am Donnerstag den . Eim mir einer Galatafel im Weißen Saal des Kgl. Schlosses. Am 23. Mai findet Familientafel statt, an die sich eine Gala=Opernvorstellung im Kgl. Opernhaus anschließt. Die Trauung findet am Somstag den 24. Mai nachmittags in der Schloßkapelle statt. Berlin, 12. April. Nach einer heute morgen im Reichsmarineetat eingelaufenen amtlichen Meldung ist das Linienschiff Würrtrmberg, das gestern im Hafen von Swinemünde auf Grund geraten war, im Laufe der Nacht wieder frei gekommen. Da die Meldung nicht von irgendwelchen Beschädigungen erwähnt, ist anzunehmen, daß der Unfall harmlos verlaufen ist und daß das Linienschiff keine schweren Schäden erlitten hat. Schiffs=Nachrichten Hasenverkehr im Rhein=Erst=Hasen zu Neuß. Angekommen am 11. April 1913. „Salvatol Schiffer Sonterbom mit Weizen von Rotterdam. Schiffer Maas mit Rapssaat von Antwerpen. Schiff„Ristelhuebers 3“ Schiffer Karlse mit Hanf von Antwerpen. „Cornelia“ Schiffer Elfring mit Weisholz von Rotterdam. Schiff„Eland Vorne“ Schiffer Eggenhuyzer mit Holz von Rotterdam. Dampfer„Helvetia 8“ Kävitän Jansen mit Stückgut von Rotterdam Dampfer„Helvetia 1“ Kapitän Verhagen mit Stückgut v. Rotterdam. Vermischtes. * Der Hungerstreik der Seminaristen. Das Kampfmittel des Hun gerstreiks, das durch die Taktik der Suffragetten in den Vordergrund des öffentlichen Interesse gerückt ist, haben, wie man weiß, die englischen Stimmrechtsweiber nicht erfunden. Sie folgten vielmehr einer Methode die zuerst in Rußland ausgebildet worden ist. Es war in den sibirischen Gefängnissen, wo die Sträflinge gegen die Grausamkeiten, die man ihnen zufügte, sich nicht anders wehren konnten, als daß sie die Annahme der Nahrung verweigerten. In diesen Tagen ist nun das Kampfmittel des Hungerstreiks in seinem Geburtslande wieder in Ehren gekommen. Indessen handelt es sich diesmal nicht um ein Gefängms, sondern um ein Priesterseminar, das der Schauplatz dieser Demonstration wurde. Im geistlichen Seminar zu Paskow herrschte nämlich seit einiger Zeit ein neuer Inspektor mit Namen Jakubowski, der seine Zöglinge in der rohesten Weise tyrannisierte. Nach der Angabe der Seminaristen behandelte er sie so grob u.abstoßend, daß in ihnen jedes religiöse Gefühl zerstört wurde. Als es ein Schüler z. B. wagte, in der Zeit der Großen Fasten bei Tisch zu lächeln, ließ ihn der Inspektor wegen dieser Sünde nicht mehr zum Abendmahl zu. Da eine Beschwerde gegen die Tyrannen des Seminars keine Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, griffen die künftigen Priester zu dem alterprobten Kampfmittel der Sträflinge. Sie traten in den Hungerstreik ein. Diese Waffe erwies sich auch diesmal als erfolgreich. Der zuständige Bischof forderte einen Bericht über die Zustände im Seminar ein und erklärte sich bereit, beim Heiligen Synod eine Revision der Anstalt zu beantragen. Damit erklärten sich die Schüler befriedigt, und sie stellten den Hungerstreik wieder ein. * Wie Slaby den ersten Funkspruch empfing. Neben Heinrich Hertz, dem deutschen Physiker, der die wissenschaftlichen Grundlagen für die drathlose Telegraphie schuf, und neben Guilelmo Marconi der das Problem technisch meisterte, war er vor allem der soeben verstorbene berühmte Charlottenburger Hochschullehrer Adolf Slaby, der die Funkentelegraphie aus ihren ersten Anfängen bis zur gegenwärtigen Vollkommenheit geführt hat. Slavy war bereits bei den allerersten Versuchen Marconis zugegen, und er hat selbst einmal mit großer Anschaulichkeit geschildert, wie er und Marconi zusammen zum ersten Male Zeugen der drahtlosen Uebermittlung einer Nachricht gewesen sind. Nach langen Vorbereitungen hatte Marconi versucht, durch elektrische Wellen ein Signal über den Bristol=Kanal zu senden, und er hatte Slavy zu diesem Experiment eingeladen. Auf der etwa 20 Meter hohen Klippe von Lavernock Point, so erzählte Slavy, eine Stunde von dem freundlichen Badeort Penarth entfernt, war ein 30 Meter hoher Mast errichtet, durch Drahtseile gehalten. Es sollte nach dem Marconischen Verfahren telegraphiert werden. Zunächst gelang es überhaupt nicht, ein Zeichen zu erhalten. Der volle Erfolg war erst am nächsten Tage vorhanden, nachdem man mit dem Empfangsapparat hinunter an den Strand gezogen war. Es wird mir eine unvergeßliche Erinnerung bleiben, wie wir, des starken Windes wegen in einer großen Holzkiste zu Fünfen übereinander gekauert, Augen und Ohren mit gespanntester Aufmerksamkeit gerichtet, plötzlich nach Aufhissung des verabredeten Flaggenzeichens, das erste Ticken die ersten deutlichen Morsezeichen vernahmen, lautlos und unsichtbar herübergetragen von jener felsigen, nur in undeutlichen Umrissen wahrnehmbaren Küste Flatholms, herübergetragen durch jenes unbekannte geheimnisvolle Mittel, den Aether, der die einzige Brücke bildet zu den Planeten des Weltalls. Es waren die Morsezeichen des V, welche der Verabredung gemaß herüberkamen. Das war im Jahre 1897. Marconi war zu diesen ersten praktischen Versuchen vom obersten Leiter des englischen Telegraphenwesens nach England eingeladen worden. Adolf Slavy nach Deutschland zurückgekehrt, ließ das mit eigenen Augen und Ohren Wahrgenommene keine Ruhe. Er erkannte die epochale Bedeutung der in ihren ersten Keinen liegenden Erfindung, und er experimentierte nach vielfach eigenen und ganz neuen Methoden weiter, nachdem ihm der Kaiser zu seinen Verfuchen die königlichen Bauten und Anlagen an der Havel bei Potsdam zur Verfügung gestellt hatte. In Gemeinschaft mit dem Grafen Arco baute Slavy hier in unermüdlichen Versuchen sein eigenes,„Telefunken“ genanntes System an der drahtlosen Telegraphie aus, das heute der Marconi=Telegraphie durchaus gleichwertig ist, und das es ebenso wie diese gestattet, Entfernungen von 6 bis 7000 Kilometern drahtlos zu iberbrücken. 1 * F r a n z ö s i s c h e K r i e g s p h a n k a s i e n. E i n m i t l e b h a f t e r P h a n t a s i e b e gabter Franzose, der seine Pariser ersichtlich gut kennt, entrollt im Jour nal ein anschauliches Bild der Volkserregung, die eine Mobilma chung auslösen dürfte. Die Straßen sind nicht breit genug, schreibt der französische Zukunftsmaler, der sich indessen ausdrücklich gegen den Verdacht verwahrt, den Teufel an die Wand malen zu wollen, um die Menge zu fassen, durch die sich die Schlange der zum Bahnhof marschierenden Truppenzüge ohne Unterlaß hindurchwälzt. Man drängt und schiebt sich, so gut es geht, vorwärts. Im Handumdrehen sind die Mauern der Häuser mit roten und dreifarbigen Plakaten bedeckt. Agitatoren steigen auf die Schultern, auf Bäume, auf Monumente, aus Gaslaternen. Man sicht ihre aufgesperrten Mäuler, die Worte hervor schleudern, die man nicht hört, aber gleichwohl bejubelt. Ueberall tauchen in den Chaos der Geräusche Melodiefetzen der Marfeillaise auf. Den Zeitungsverkäufern, die sich mühselig eine Gasse zu bahnen suchen, werden die Blätter aus der Hand gerissen, die lustig durch die Luft flattern, um schließlich auf dem Erdboden unter den Füßen der Menge zu verschwinden. Kundgebungen werden aus dem Nichts herausgeboren, Banner, flattern im Winde, Musik ertönt untermischt mit dem Skandal und Lachen von Kindern, die ihre Mütter über den Köpfen zu balanzieren suchen. Alle Fahrzeuge halten, werden gestürmt, und umgeworfen. Auf dem einen steht ein mit der Kriegsmedaille der Schreckensjahre geschmückter Greis und fuchtelt wie ein Betrunkener mit den Armen in der Luft herum, umringt von Tausenden, die ihm Beifall klatschen, für den er lächelnd und dienernd dankt. Aus einer Gruppe tönt nach dem Rhythmus der Melodie der„Lampions“ der Ruf A Berlin, a Berlin! Der alte Kriegsveteran erbleicht, zuckt bestürzt zusammen, breitet die Hände aus und unterbricht die plötzlich eingetretene Stille durch die zitternd herausgestoßenen Worte: Nein, nein! Das nicht, das bringt Unglück! Ruft lieber„Es lebe Frankreich!“ Da alles auf der Straße ist, versteht man nicht recht, wer die Briefe geschrieben haben mag, die sich auf den Postämtern zu Millionen häufen, und die ihren Bestimmungsort vermutlich nie erreichen werden. Telegraph und Telephon sind für den Privatverkehr gesperrt. Man stürmt die Läden, Banken und Sparkassen sind umlagert. Würden sie den an sie gestellten Forderungen nachkommen oder ihre Zahlungsfähigkeit eingestehen? Denn in Kriegszeiten sind, denke ich, die Zahlungsverpflichtungen aufgehoben, und Schuldner und Gläubiger existieren nicht mehr. Man beabsichtigt Frauen und Kinder nach dem von dem Kriege weniger bedrohten Provinzen abzuschieben. Es fragt sich nur, ob das noch möglich sein wird. Denn die Eisenbahnen gehören wie die Automobile und die Pferde den Soldaten. Des Abends johlt und singt man, und in der Nacht denkt keiner an Schlaf. Und am nächsten Tage geht es mit erneuten Kräften wieder los. Die exaltierte Menge hat nur doch das Bedürfnis, sich zu bewegen. Und als ein halbblinder und halbtauber Greis, der von alledem nichts versteht, nach dem Grunde der Aufregung fragt, brüllte ihm ein Witzbold ins Ohr„Das ist der Krieg!“ * Aus der Kinderzeil des Kinemalographen. Das Institut Marey in Paris, das sich, im Grün des Bois des Boulogne versteckt, in der Nähe des Tores von Auteul erhebt, setzt mit unermüdlichem Eifer das Werk fort, dem sein Gründer, der vielbedauerute Professor am College de France, die Wege gewiesen. Diese Wege gelten dem Ziel, die verschiedenen in den physiologischen Laboratorien in Anwendung kommenden Rohproduktions=Apparate zu vergleichen und die Reproduktionsmethoden auf ein einheitliches Schema zu bringen. Mareys Sepezialarbeiten gelten in der Hauptsache der Studium der Bewegung, und der derzeitige Unterdirektor des Instituts Weiß weist nicht ohne berechtigten Stolz darauf hin, daß die stetigen Verbesserungen des kinematographischen Aufnahmeverfahrens nicht zum geringsten Teil den Arbeiten im Laboratorium Marey zu danken sind. Der von Janßen im Jahre 1873 erfundene„astronomische Revolver", der bestimmt war, die wechselnden Phasen des Venusdurchgangs in Zwischenräumen von 70 Sekunden zu fixieren, muß allem Anschein nach als die erste praktische Verwirklichung des Chromophotographie, des Embryos der heutigen Kinematographen, angesehen werden. Marey modifizierte das Dispositiv von Janßen und kam so auf seine photographische Flinte, in deren Trommel eine Platte eingeschlossen war, die sich ruckweise dreht und den Flug eines Vogels in 12 Stadien pro Sekunde aufnimmt, wobei jedesmal eine Expositionszeit von 5/100 einer Sekunde vorgesehen ist. Aber man erhielt dadurch immer nur Bilder, die sich auf Fixierung der Umrißlinie des Objektes beschränkten. Um jede Verwischung bei den Bildern von Menschen und Tieren die in kurzen Zwischenräumen aufgenommen wurden, zu vermeiden, kam Marey der Gedanke, nicht mehr das ganze Objekt, sondern nur die Punkte und Linien des Körpers, die für die Bewegung charakteristisch und bedeutungsvoll sind, zu photographieren. Zu den trägt ein vollständig schwarz gekleideter Mann, der infolgedessen in dunklen Terrain unsichtbar bleibt, beispielsweise auf seinem Kostüm Silberstreifen, die an den für die Bewegung in Betracht kommenden Körperstellen befestigt sind. Der so gekleidete Mann erscheint im Bilde auf der Platte als ein Sammelfurium nichtiger geometrischer Figuren Die Studien Mareys bilden in ihrer Gesamtheit einen wertvollen Beitrag für eine vergleichende Mechanik der Bewegung und geben den Schlüssel für eine Reihe von geheimnisvollen Tatsachen, wie das famose Problem der wieder auf die Füßen fallenden Katze. Dank den Marey' scher Untersuchungen war es möglich, die verschiedenen Phasen des Gehhens mit Muße zu studieren, was Malern und Bildhauern besonderen Nutzen brachte. Sie konnten an den Marey'schen Photographien erkennen, daß sie sich ausnahmslos eines Irrtums schuldig gemacht hutten, wenn sie den Menschen beim Laufen mit vorgebeugtem Oberkörper darstellen. Die Momentaufnahmen Mareys demonstrierten ihnen, daß sich der Torso in Wahrheit gerade aufgerichtet hält. " Der Fischfang mit Giften. Die Verwendung von Giften beim Fischfang ist in allen Kulturstaaten, die eine zweckmäßige Fischereigesetzgebung haben, verboten, Man geht dabei von der Erwägung aus, daß bei der Anwendung dieser Methode viel mehr Fische getötet werden, als es nötig ist, und zwar Fische ohne Unterschied der Größe und de. Alters. Auch die Möglichkeit, daß die so getöteten Tiere trotz der Zubereitung nach dem Fange noch schädliche Stoffe enthalten, die zu einer Vergiftung der Fischesser führen könnten, ist nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem wird, wie Brühl in der neuesten Nummer des Fischerboten ausgeführt, selbst in Europa noch der Fischfang mit Giften betrieben; besonders in Bosnien, wo die Bewohner von Dolina an der Lave die sog. Vokkels= oder Fischkörner zum Töten der Fische benutzen. Diese Körner enthalten als Gift das Pikrotroxin. Das Gift wird mit Rindsoder Karpfengalle vermischt, zu kleinen Kügelchen geformt, die man in Regenwürmer hineingesteckt. Auf diese Weise verschlucken die Fische das Gift und werden alsbald betäubt. Um sie wieder zu sich zu brinsteckt man ihnen ein Stück brot oder Watte, in Spiritus getaucht, ins Maul, oder gießt ihnen etwas Pflaumenschnaps(Slivivitz) in den geöffneten Rachen. Weit verbreiteter als in Europa ist der Fischfang mit Giften in Afrika, wie zahlreiche Berichte von Forschungsreisenden beweisen. Man verwendet dort verschiedene Pflanzengifte, von denen eine Leguminose(Tephorosia Vogelili) besonders beliebt ist. Die Blätter dieser Pflanze werden zerquetscht, und der so gewonnene Saft wird in die Fischgewässer geschüttet. Die Fische werden dadurch gelähmt und ersticken schließlich. Von den Kongonegern wird vielfach die Frucht eines von ihnen Bowso genannten Baumes benutzt. Die in kleine Stücke zerschnittenen Fruchtkerne werden mit Wasser und Erde zu einem Brei verrührt und dann in die Pfützen, in denen sich die Fische aufhalten, geworfen. Nach einigen Stunden ist das Wasser von zahlreichen Fischleichen bedeckt. Daß diese Art des Fischfanges mit einer rationellen Fischpflege nicht m Einklang zu bringen ist, liegt auf der Hand. Um eine solche zu ermöglichen, wird es nötig sein, den Eingeborenen vernünftigere Fischereimethoden. z. B. den Gebrauch der Netze, beizubring87 11. Schwarz, um den Seb zu vertreiven, der aber seine Ruhe behält. 12. Weiß, das ist starker Angriff! 13. Schwarz, ein erster Versuch zur Ablerk::g. 1d. Weiß, verschafft sich die offene Turmunie. 19. Weiß, ermöglicht die Verdopplung. 21. Weiß, der Springer wird zur Entscheidung auf Schlei wegen herbeigeführt. 22. Schwarz, ein zweiter Versuch! 26. Schwarz, ein dritter Versuch! 29. Weiß, droht mat auf h8, Schwarz muß die Qualität geben und verliert die Partie. 32. Schwarz, gibt auf, denn es konnte folgen: auf 32. Kg8, 33. Th8f, 33. KXh8, 34 DXD+, oder 32. Ke7, 33. Dgöf, Kes, 34 Txg4, Tf7, 35. Daß nebst e6, oder 32. Ke7, 33. DXe4 Keh, 34. Da 6f Df7, 35. Th8f Ke7 Dd6+t. Preisausschreiben. Drittes Thema. Aufgabe No. 10 aus dem Wuppentaler Wochenschach. Von Georg Rommel aus Schwelm(z. Zt. in Köln). Schwarg Neutzer Schachzeitung No. 15. Beiträge, Anfragen und Lösungen der Aufgaben sind an Herrn Leon. Schillings, Neuß, zu richten. Die Spielabende des Neußer Schachvereins finden Montags und Donnerstags, 8½ Uhr abends, im Hotel Neckenig statt. Gäste sind stets willkommen. Unentgeltliche Anleitung im Schachspiel. In den diesjährigen Turnieren in New=York und Havana machte den 4. resp den 3. Preis der französische Meister Janowsky, der vor 10 Jahren zu den stärksten Meistern gehörte, dann eine geraume Periode nicht mehr hervortrat, in letzter Zeit aber wieder seine alte Spielstärke zu erlangen sucht. Im Jahre 1904 spielte er folgende Partie gegen einen der Preisträger im großen Turnier zu Cambridge Springs. Hier zeigt er ein so klares, durchdachtes und konsequent durchgeführtes Spiel, daß die Partie als Muster dienen kann. Partie No. 14. Damenbauernspiel. Weiß: Janowsky— Schwarz: Napier. Cambridge Springs 1904. Anmerkungen: 1. Weiß, die sicherste Eröffnung! 4. Schwarz, c7—c5 ist stärker. 5. Schwarz, der Vorstoß erscheint verfrüht. 7. Weiß geht in das hole. Weiß zieht und zwingt Schwarz, ihn mit seinem zeynten Zuge matzusetzen. Eine zutreffende und mit Gründen versehene Beantwortung der Unterfrage: Ließe sich das obige Selbstmat unter Wahrung des Grundgedankens verbessern, und wie? würde bei sonst gleicher Anwartschaft auf einen Preis den Vorrang verschaffen. Erster Preis: 25 Mk.; Zweiter Preis: 15 Mk. Aus dem Verbande. Düsseldorf. Am 20. dss. Mts. findet eine Vorstandssitzung des Reinisch=Westfälischen Schachverbandes in Düsseldorf tatt, Café Cornelius, nachmittags ½4 Uhr, worin über das Dortmunder Verbandsfest, welches in diesem Jahre stattfindet, beraten wird. Verba ds nitgliedern, welche Zutritt wünschen, belieben sich an den Vorstano zu wenden. Aus der Schachwelt. Havana. In diesem Jahre soll ein Schachturnier veranstaltet werden, wozu die Stadtverwaltung allein 10000 Dollars hergeben will; es sollen die sechs größten Meister eingeladen werden. Im Jahre 1912 scheiterte bekanntlich das große Meisterturnier am Geldmangel. Schwere Zeiten sind es, in denen wir leben, besonders schwer für die Hausfrau, die bei den enorm hohen Preisen für fast alle Nahrungsmittel immer noch mit demselben Wirtschaftsgeld auskommen soll:; manchmal sogar mit einem geringeren. Aeußerste Sparsamkeit wird da zu einer zwingenden Notwendigkeit, auch in Familien, die es früher nicht nötig hatten. Aus diesem Grund findet jetzt ein Produkt, das geeignet ist, die teuere Butter voll und ganz zu ersetzen: Palmona(PflanzenButter=Margarine) heute in den feinsten Haushaltungen immer mehr Eingang. Mit Palmona können wirklich große Ersparnisse gemacht werden, ohne daß die Hausfrau befürchten muß, ihre Familie auch nur im geringsten zu benachteiligen.„Niemand hats— gemorken!“ MAGG!' Suppen verbürgen feinste Qualität! Sie haben deshalb auch seit mehr als 20 Jahren das volle Vertrauen von Millionen von Hausfrauen. 1 Würfel für 2—3 Teller 10 Pfg.— mehr als 40 Sorten. Danksagung. Für die vielen Beweise herzlichster Teilnahme, die schönen Kranzspenden und die so zahlreiche Beteiligung bei dem Begräbnisse meines lieben Gatten und Vaters sagen wir allen unsern tiefgefühlten Dank. Witwe Peter Matheisen und Kind. C. Gallenstein—. Leiden beseitigt ohne Operation nach ei ener SpezialMethode Friedr. Skiba, Düsseldorf, Siegstr. 21. Bahnverb. Linie 7. Sprechstunden: Donnerstags von 3—6, Sonntags von 10—1 Uhr.— Auskunft kostenlos.- Minderbemittelte Berücksichtigung. .a.. Ia Berliner Konleklions-Kaus Stier& Co., G. m. b. H., 92 Graf Adolfstr. 92 Toten-Zettel TrauerZirkulare KondolenzKarten liefert in kürzester Zeit in geschmackvoller Ausführung zu billigen Preisen. Spezialhaus für Herren-Bekleidung Verliner Hosiektlans-Kaus Graf Adolfstr. 92, 1 Minute vom Hauptbahnhof. 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August und 17. Oktober 1912 wird hierdurch in Gemäßheit der§§ 15, 18 und 82 des Kommualabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 unter Aufhebung der Lusibarkeitssteuerordnung vom 18. Juli 1899 nachstehende Ordnung, betriffend die Crhebung von Lustbarkeitssteuern im Bezirke der Gemeinde Büttgen erlassen: § 1. 1) Für die im Bezirke der Gemeinde Büttgen stattfindenden offentlichen und Vereins=Lustbarkeiten sind nachstehende Steuern zu entrichten: 1. für die Veranstaltung einer öffentlichen Tanzbelustigung: a) wenn dieselbe bis längstens 12 Uhr abends dauert 6 A 3) wenn dieselbe bis 2 Uhr nachts dauert c) wenn dieselbe über 2 Uhr nachts hinaus dauert d) wenn dieselbe von Masken besucht wird, erhöhen sich die Sätze zu a, b, c, um 2. Für die Tanzlustbarkeiten geschlossener Vereine und Gesellschaften gelten die gleichen Sätze. Sofern diese Tanzlustbarkeiten nicht bei Gelegenheit der ortsüblichen Kirmes oder an einem seitens der zuständigen Behörden nicht allgemein freigegebenen Tage stattfinden, erhöhen sich diese Sätze zu a auf zu b auf zu c auf 3. Sofern der Verein oder die Gesellschaft innerhalb des Kalenderjahres bereits eine Tanzlustbarkeit an einem nicht allgemein freigegebenen Tage veranstaltet hat,— die an den Kirmestagen stattfindenden Tanzlustbarkeiten werden hierbei nicht berücksichtigt— betragen die Steuersätze zu a zu b 3 12 K 30 Al 10 M 10 A 25• 40 A zu C 25 c 60 A 80 A 6 A 10 e 4. Für die sog. Mittelkränzchen eines Tanzkursus werden und für den Schlußball eines Tanzkursus Steuer erhoben. 5. Gelegenheitstänze, die nach dem Spiel eines Orchestrions, Mu sikautomaten oder Phonographen oder nach dem Klavier= oder einem sonstigen Musikinstrumente ohne Erhebung von Tanzoder Eintrittsgeld ausgeführt werden und nicht über 2 Stunden und nicht über 10 Uhr abends hinaus dauern, sind steuerfrei. Ebenso sind steuerfrei die Uebungsstunden der Tanzkurse, sofern sie nur von Teilnehmern des Kursus besucht werden. 6. Für die bei Erlaß dieser Ordnung hier bestehenden Gesangvereine, sowie für den Turnverein, gelten für eine außerhalb der Kirmestage an einem nicht freigegebenen Tage stattfindende Tanzlustbarkeit im Jahre nur die Sätze des Absatzes 1 mit 6, bezw. 12 und 30 A. Für den Turnverein fällt diese Vergünstigung fort, wenn nicht regelmäßige Turnstunden abgehalten werden und er nicht der deutschen Turnerschaft angehört und und Wetturnen veranstaltet, oder sich an solchen beteiligt, bei denen um Geld= oder sonstige Wertpreise gekämpft wird. Für die Gesangvereine kommt die Vergünstigung in Wegfall, wenn nicht regelmäßige Gesangstunden stattfinden. 7. Der Gemeinderat kann auch anderen und neugentstehenden Vereinen auf Antrag die Vergünstigung des Absatzes 6 zuerkennen, wenn für diese Vereine gleiche bezw. ähnliche Voraussetzungen gegeben sind. 2. Für Veranstaltung eines Vokal= oder Instrumental=Konzertes oder einer Theater- Vorstellung, für Gesangs= und deklamatorische Vorträge, jedoch mit Ausnahme der sogen. Tingel=Tangel: a) wenn die Lustbarkeit bis 12 Uhr nachts dauert 3 4 b) wenn die Lustbarkeit über 12 Uhr nachts hinaus dauert 6 3. Für Gesangs= oder deklamatorische Vorträge bezw. Komikervorträge mit und ohne Musikbegleitung, wenn sie den Charakter sogen. Tingel=Tangel tragen: a) wenn nur Herren(oder ein Herr) die Vorträge halten bis 12 Uhr nachts über 12 Uhr nachts hinaus o) wenn Damen(oder nur eine Dame) bei den Vortragen mitwirken, bis 12 Uhr nachts über 12 Uhr nachts hinaus 4. Für gewerbsmäßige Vorträge auf einem Klavier oder einem anderen nicht mechanischen Musikinstrumente, mit Ausnahme der gegen Geldeinwurf spielenden Automaten, in Gast= und Schenkwirtschaften, sonstigen öffentlichen Vergnügungslokalen, Buden oder Zelten(ohne Tanz) a) bis 12 Uhr nachts b) über 12 Uhr nachts hinaus 5. Für die Veranstaltung einer Karnevalssitzung ohne Tane 6. Für den automatischen Betrieb a) eines Grammophons, Phonographen, Klaviers oder eines sonstigen durch mechanische Kraft in Bewegung geschten Musik= oder ähnlichen Workes(ohne Tanz) jährlich 50 29% b) eines Orchestrions(ohne Tanz) jährlich 20—50 4 7. Für das Halten und den Betrieb von Schieß= und sonstiger der Ergötzung und Unterhaltung dienenden Automaten und Apparaten, mit Ausnahme der unter Nr. 6 bezeichneten Automaten, sofern sie für den öffentlichen Betrieb freigegeben sind, jährlich. 8. Für die Veranstaltung eines öffentlichen Preiskegelns, Preisschießens, Preisbillardspieles, Preiskartenspiels oder eines anderen öffentlichen Preiskampfes,— Gesangwett16 A 20 A 20 A 40 M B 6 10 20 K A AA e 3„ 6 44 3 M 10 20 30 10 10 50 e i A e A e A 3 A b) 6 15 e eA e 3 6 15 A M A A 6 im Gesamtwerte bis 50 c im Gesamtwerte von mehr als 50 bis 100 A c) im Gesamtwerte von mehr als 100 bis 200 Al d) im Gesamtwerte von über 200 A Wenn die Preiskegeln 2c. fortgesetzt werden, wird die im vorstehenden Absatz festgesetzte Steuer bei Veranstaltungen an Sonn= und Feiertagen für den 2. Spieltag um für den 3. Spieltag um für den 4. Spieltag um und so fort für jeden ferneren Taa um gesteigert. Wird das Spiel auch an Werktagen fortgesetzt, dann erhöhen sich die Sätze zu a. b, c, d für jeden Werktag noch besonders um 9. Für Preisturnen um Geld oder Wertgegenstände, wenn zu den Veranstaltungen ein Eintrittsgeld erhoben wird 6—15 10. Für die Veranstaltung eines Preis= oder Wettzwichene 11. Für Veranstaltung einer Kunstreiter= Vorstellung geringeren Umfanges:„„ a) wenn bei derselben ein Eintrittsgeld bis zu höchstens 50 Pfg. erhoben wird oder die Höhe des Eintrittsgeldes in das Belieben des Zuschauers gestellt oder durch Tellersammlungen aufgebracht wird wenn bei derselben für einen der zur Verfügung gestellten Plätze ein Eintrittsgeld von mehr als 50 Pfg. erhoben wird Bei größeren Veranstaltungen dieser Art erhöht sich die Steuer zu b auf 12. Für die Veranstaltung eines Wettrennens, Wettfahrens, Wettlaufens, Rad= oder Motorrennens, für das Aufvon Lustballons. Lenkballons und weit es sich dabei um eine Lustbarkeit im Sinne des§ 15 des Kommunalabgabengesetzes handelt und ein Eintrittsgeld erhoben wird 10—50 13. Für den Betrieb eines Karussells,(ausschließlich der in den Gärten der Wirte oder auf Spiel= und Sportplätzen zur unentgeltlichen Benutzung für das Publikum aufgestellten) wenn dieselben bewegt werden: a) durch Menschenhand b) durch Pferdekraft c) durch Dampf= oder mechanische Kraft 14. Für das Halten einer Schaukel(ausschließlich der in den Gärten der Wirte oder auf Spiel= und Sportplätzen zur unentgeltlichen Benutzung für das Publikum aufgestellten) a) einer einfachen Schaukel b) einer sogen. russischen oder mit mechanischer Kraft betriebenen Schaufel 10—15 15. Für das Halten einer Rutsch=, Berg=, Tal= oder Drahtseilbahn(ausschließlich der in den Gärten der Wirte oder auf Spiel= und Sportplätzen zur unentgeltlichen Benutzung für das Publikum aufgestellten) 16. Für das Halten einer Schießbude 17. Für das Halten eines Hippodroms 18. Für den Betrieb einer Würfel= oder Spielbude, eines Glücksrades oder ähnlicher Glücksspiele 19. Für die Benutzung von Drehbrettern— mit Ausnahme der in Kuchenbuden zur Ausspielung von Kuchen aufgestellten— und die Veranstaltung von Ball=, Ring= und Plattenwerfen 20. Für das Halten eines Schlag= oder Krafthammers oder einer Elektrisiermaschine 21. Für öffentliche Aufzüge mit Musik 22. Für das Vorzeigen von Panoramen, Panoptikums, Wachsfigurenkabinetts, Museums, Kinematographen, Menagerien, für Vorstellungen von Marionetten= u. Affentheatern, Gymnastikern, Equilibristen, Ballett= und Seiltänzern, Taschenspielern, Zauberkünstlern, Bauchrednern, Hypnotiseuren, Gedankenlesern, Kraftmenschen und anderen Darstellern, ferner für das Zurschaustellen fremder Menschenrassen. abgerichteter und nicht abgerichteter Tiere, von abnormen Menschen, z. B. von Zwergen, Riesendamen usw., auch wenn letztere zur Bedienung der Gäste verwendet werden 3—20 23. Für die Veranstaltung von Feuerwerk und sonstige Veranstaltungen und öffentlichen Belustigungen der vorher nicht gedachten Art, je nach dem Umfange derselben 2—30 S 2. Wenn bei den einzelnen Sätzen im§ 1 nichts anderes bemerkt ist, stellt der angesetzte Betrag die Steuer für den Tag dar. Werden von den Lustbarkeiten mehrere zu einem Feste vereinigt, so. ist von jeder einzelnen Lustbarkeit die festgesetzte Abgabe zu entrichten. In den im§ 1 Ziffer 1, 2, 3 und 4 gedachten Fällen schließt die höhere Steuer die niedere in sich. In den im§ 1 Ziffer 6, 9, 12, 14, 22 und 23 gedachten Fällen erfolgt die Festsetzung der Steuer von Fall zu Fall durch den Bürgermeister. Durch den Gemeinderat kann auf Antrag der Beteiligten an Stelle der Tagessteuer eine Jahressteuer festgesetzt werden. § 3. Jede steuerpflichtige Veranstaltung muß spätestens 48 Stunden vorher auf dem Bürgermeisteramte angemeldet werden. Zur Anmeldung verpflichtet ist sowoh! der Veranstalter wie der Lokalinhaber. Die Steuer ist 24 Stunden vor Beginn der Lustbarkeit bei der Gemeindekasse zu zahlen. Die darüber empfangene Bescheinigung ist dem kontrollierenden Beamten auf Verlangen vorzuzeigen. Für nicht vorhergesehene Lustbarkeiten muß die Steuer am nächsten Werktage nach vorheriger Anmeldung aus dem Bürgermeisteramte entrichtet werden. Die Jahressteuer, welche für das Steuerjahr— 1. April bis 31. März— berechnet wird, ist in halbjährlichen Teilbeträgen im Voraus, spätestens bis zum 15. April und 15. Oktober eines jeden Jahres zu entrichten; sie kann aber auch in einer Summe für das ganze Jahr im Voraus gezahlt werden. 10 6 5 15 M 10 A 2 3 i A eines Halbjahres begonnenen Lustbarkeiten die volle Steuer für das betreffende Halbjahr zu entrichten. Wer den Betrieb im Laufe eines Halbjahres einstellt, hat für dieses keinen Anspruch auf Erstattung der Steuer. Für die Zahlung haftet derjenige, der die Lustbarkeit veranstaltt und, sofern ein geschlossener Raum für die Veranstaltung der Lustbarkeit hergegeben wird, der Besitzer oder Inhaber(Pächter) desselben und zwar dieser mit dem Veranstalter auf das Ganze. Im Voraus gezahlte Steuerbeträge werden zurückerstattet, wenn die Veranstaltung nachweislich nicht stattgefunden hat und hiervon spätestens am zweiten Werktage Anzeige erstattet worden ist. § 4. Den öffentlichen Lustbarkeiten im Sinne dieser Ordnung werden diejenigen gleichgestellt, welche von geschlossenen Vereinen oder Gesellschaften oder von solchen Vereinen(Gesellschaften) veranstaltet werden, die zu diesem Behufe gebildet sind. Als Lustbarkeiten im Sinne dieser Ordnung gelten diejenigen nicht, bei welchen ein höheres wissenschaftliches oder Kunst= Interesse obwaltet, letztere jedoch nur, falls auf Seiten des Unternehmers die Absicht der Gewinnerzielung nicht besteht oder falls ein von der Königlichen Regierung anerkannter Kunstschein vorliegt. Ebenso gelten als öffentliche Lustbarkeiten nicht die von den Arbeitgebern ihren Arbeitern und Angestellten gegebenen Festlichkeiten, sowie die regelmäßigen Uebungen von Gesangvereinen, Musikgesellschaften und Vereinigungen in nicht öffentlichen Räumen. § 5 Befreit von der Steuer sind: a) Veranstaltungen zur Feier des Geburtstages des Kaisers oder eines sonstigen allgemein gefeierten nationalen Gedenktages, wenn sie innerhalb einer Woche vor oder nach dem Geburtstage oder Gedenktage stattfinden und nach der Ueberzeugung des Bürgermeisters den Charakter einer patriotischen Feier tragen. Außerdem kann die Steuer ganz oder teilweise vom Bürgermeister erlassen werden, wenn die Lustbarkeit in offenbar gemeinnütziger Absicht veranstaltet, oder auf Erzielung eines zu wohltätigen Zwecken bestimmten Reinertrages gerichtet ist; d) die aus kirchlicher Veranlassung stattfindenden Veranstaltungen: c) die Veranstaltungen der Schützen= Vereine und der Saalbesitzer am Kirmessonntag und=Montag und am Abend vor der Kirmes; für die an den übrigen Kirmestagen seitens der beim Erlaß dieser Ordnung hier bestehenden Schützen= Vereine veranstalteten Tanzlustbarkeiten werden die Sätze des§ 1 Absatz 1 (6 bezw. 12 bezw. 30 M) erhoben; d) die Aufzüge der Krieger= Vereine und der Feuerwehr, sofern dieselben vor 11 Uhr abends endigen; e) die Veranstaltungen der freiwilligen Feuerwehr einschließlich bei Gelegenheit eines einmaligen Stiftungsfestes im Jahre. Der Bürgermeister kann sodann die Steuer erlassen für solche Veranstaltungen, welche von dem Orts= oder Kreisausschuß für Jugendpflege zur Förderung der Jugendpflege im Sinne des Ministererlasses vom 18. Januar 1911 veranlaßt werden. § 6. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Ordnung unterliegen neben der Verpflichtung zur Nachzahlung der Steuer einer Strafe von 3 bis 30 M. S 7 Die nach dieser Steuerordnung zu zahlenden Steuern und Strafen unterliegen, sofern sie nicht innerhalb der durch diese Ordnung festgesetzten Frist gezahlt werden, der Beitreibung im Verwaltungszwangsverfahren. § 8. Unberührt bleiben die im Bezirke der Gemeinde Büttgen erlassenen, die Veranstaltung von öffentlichen Lustbarkeiten betreffenden polizeilichen Vorschriften. S 9. Vorstehende Ordnung tritt mit dem Tage der Veröffentlichung in Kraft. Büttaen, den 19. Oktober 1912. Der Bürgermeister: Grootens. Genehmigt. Neuß, den 31. Oktober 1912. Der Kreisausschuß des Kreises Neuß. gez.: Dr. von Brandt. (L. S.) Tgb. Nr. 3346 K. A. Vorstehende Lustbarkeitssteuer=Ordnung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht mit dem Bemerken, daß der Herr RegierungsPräsident die vorgeschriebene Genehmigung dazu uns seit dem 28.März 1913 erteilt hat. Büttgen, den 5. April 1913 Der Bürgermeister: Grootens. Wer sich überzeugen will, daß unsere Zeitung allen Anforderungen genügt, die in Bezug auf Reichhaltigkeit, Gediegenheit und Schnelligkeit in der Berichterstattung, wie auf klare sachgemäße Besprechung der Tagesfragen und=Ereignisse an ein Tagesblatt gestellt werden können der benütze die Gelegenheit und bestelle sofort ein Probe=Abonnement auf die Neußer Sämtliche Kaiserliche Postanstalten, Briefträger und die