PerrrT Bergische Erscheint täglich mit Ausnahme der Soun= und Feiertage. Bezugspreis monatlich 1,60 Mk. im voraus, bei der Post bestellt 1,81 Ml. Fernsprecher Nr. 26 Verbreitet im Stadt= und Landbezirk Anzeigenpreis: Ein Millimeter Höhe 8 Pfg., Ermäßigung U. Tarif, Reklamen 30 Pfg., Offertenbesorgzung 50 Pfg. Annahmeschluß: morgens 7,80 Uhr. Druck und Verlag: Friedr. Koim. Tageblatt für Radevormwald und die Wupperortschaften Radevormwalder Anzeiger Radevormwalder Volksblatt Radevormwalder Generalanzeiger Nadevormwalder Nachrichten Das Heimat= und Anzeigenblatt Radevormwalds Verbreitungsbezirk außer Nadevormwald: Bergerhof, Kräwinklerbrücke, Krebsöge, Wilhelmstal, Dahlhausen, Dahlerau, Vogelsmühle, Remlingrade und Beyenburg. 9 Donnerstag, den 7. Februar 1935. 59. Jahrgang. Voiterverschiedungen am Mitleimeer Seit Jahren schieben sich auf dem Balkan Tausende von Familien mit ihren Habseligkeiten hin und her. Einer neuen unbekannten Heimat streben sie zu, die ihnen das Volk, dem sie der Sprache und Rasse nach zugehören, bereitet hat. Am breitesten ist dieser Strom der Wandernden zwischen Griechenland und der Türkei. Beide Staaten tauschen seit dem Friedensschluß von Lausanne. der gleichzeitig die Anerkennung der jungen, kräftig aufstrebenden Türkei in sich barg, ihre Minderheiten aus: Die vielen tausend Griechen in Kleinasien haben Haus und Hof verlassen und die Heimat ihrer Vorfahren aufgesucht, umgekehrt ergießen sich aus den griechischen Provinzen noch immer türkische Rückwanderer nach der Türkei hinein. Auch sie wissen ebensowenig wie die griechischen„Rückwanderer“ etwas von dem Land, dem sie nunmehr angehören. Seit Generationen saßen ihre Familien dort, wo sie geboren wurden Als Eroberer kamen die Türken über den Balkan hinweggebraust, überall ließen sie sich nieder, überall wurden sie bodenständig. Die Griechen dagegen, tüchtige Handwerker und Geschäftsleute. reise= und wanderlustig, warfen immer wieder ihren Bevölkerungsüberschuß an die Küsten des östlichen Mittelmeeres. 150000 Griechen sitzen in Aegypten, ebensoviel in Stambul, 100 000 Griechen haben in Rumänien Wurzel geschlagen, nicht weniger als 1,5 Millionen sind bis Amerika ausgewandert, 30000 sind in England, 40 000 in Frankreich geblieben. Inmitten des balkanischen Völkergemischs suchten sich die jeweils den Minderheiten zuzuzählenden Familien zu behaupten. Kriege gingen über sie hinweg, räumten unter ihnen aus. Friedenszeiten mit starken Regierungsgewalten ließen die Opfer kriegerischer Ereignisse vergessen. Außerdem lernte man vonernander und nützte sich letzten Endes doch. Wir erinnern an die blühende Zunft der Teppichknüpfer von Smyrna. Da ihr größtenteils Griechen angehörten, hat die Auswanderung die nahezu völlige Verpflanzung eines türkischen Wirtschaftszweiges nach Griechenland gebracht. Umgekehrt kommen die türkischen Bauern als Lehrmeister zu ihren Volksgenossen nach Kleinasien. Aber nicht nur zwischen Griechenland und der Türkei findet die Völkerwanderung statt, sie erstreckt sich auch auf andere Staaten, z. B. auf Bulgarien, dem zwischen 1920 und 1925 gewaltige Scharen bulgarischer Flüchtlinge aus Griechisch=Mazedonien zugeströmt sind. Hier waren es die Schikanen durch die Griechen, die sie zwangen, zum Wanderstabe zu greifen. Umgekehrt wandern unablässig Türken, die in Bulgarien seßhaft wurden, über den Bosporus. Hüben und drüben ist natürlich dafür gesorgt worden, daß die Rückwanderer nicht der Not verfallen. Einmal können die Heimkehrer die Plätze abgewanderter Minderheitenangehöriger einnehmen, zum anderen ist auf beiden Seiten die Bautätigkeit gefördert worden, um jedem ein Dach zu geben. und, soweit es sich um Bauern handelt, auch das nötige Land. Die Griechen haben die eineinhalb Millionen neue Volksgenossen ziemlich glatt unterbringen können, zumal ein Drittel ihres Landes aus Oedland besteht. Das gleiche gilt für die Türkei, die übrigens eine systematische Siedelungspolitik treibt, um auf der europäischen Seite nur Türken zu haben. die selbstverständlich das Land besser schützen als ein fragwürdiges Völkergemisch; außerdem werden alle türkischen Randgebiete ausschließlich mit Türken besiedelt, man quartiert also nach und nach die fremd= oder mischrassigen Elemente aus und schiebt sie nach dem Innern ab. Der Bevölkerungsaustausch in Südosteuropa unter der Obhut des Völkerbundes bildet natürlich keine Lösung des Minderheitenproblems. Man hat das Experiment auf dem Balkan nur wagen können, weil es sich hier um reichlich primitive und bedürfnislose Menschen handelt. Dennoch hat die Umpflanzung unendlich viele Qualen verursacht. Was von den Vätern ererbt wurde was jedem Familienmitglied heilig war mußte zurückbleiben. Ungewohnt war und ist die neue Umgebung. nur die Jüngeren können sich hineinfinden. Verändert sind die Lebensverhältnisse und Lebensbedingungen. Und nicht immer wurden gemachte Versprechungen erfüllt oft wurde Vermögen gegen Armut eingetauscht. Aber die Türkei und Griechenland setzten den Bevölkerungsaustausch durch: sie räumten einen nicht unwesentlichen Konfliktstoff zwischen sich aus der Welt mit dem Ergebnis daß beide, von Natur aus feindselig gegeneinander, heute politisch am gleichen Strange ziehen können. Rchelenlschgng in Wlate weit geringer als früher Auch in diesem Monat wesentlich unter den Zahlen der Jahre 1927—1933. Berlin, 6. Febr. Die NSK teilt mit: Der Arbeitseinsatz im Winter steht immer vor den besonderen Schwierigkeiten, die den Beschäftigungsmöglichkeiten bei Außenarbeiten durch die jahreszeitlichen Einflüsse gesetzt sind. Langdauernde Frostperioden legen naturnotwendig derartige Arbeiten still, und die hierbei Beschäftigten müssen entlassen werden und kommen als Arbeitslose in Zugang, auch wenn die Aussicht besteht, daß diese nach Beendigung der Kälteperiode ihre verlassenen Arbeitsplätze wieder einnehmen können. Der verhältnismäßig milde Winter 1933 auf 1934 hatte eine sehr späte und nur einmalige Freisetzung von 344000 Arbeitskräften im Monat Dezember gebracht. In diesem Winter begann die Zunahme an Arbeitslosen jedoch schon im November mit 85.000, denen im Dezember weitere 252000 folgten, womit der Gesamtrückgang immer noch mit 7000 unter den des Vorjahres zurückblieb. Da die Kältewelle jedoch auch den Januar hindurch in ganz Deutschland anhielt, wird mit einer weiteren erheblichen Zunahme an Arbeitslosen aus den Außenberufen zu rechnen sein. Sie ist aus den angegebenen Gründen unvermeidlich und kann auch nicht durch vermehrte Einstellung in der Industrie wettgemacht werden. e eite eice esechschene ce Nun mußte der Treuhänder eingreifen und das Ehrengericht in Königsberg erkannte auf Entfernung des Angeklagten von seinem Arbeitsplatz. Dieses Urteil wurde unter Zurückweisung der vom Angeklagten eingelegten Berufung jetzt auch vom Reichsehrengericht bestätigt. Der zweite Fall betraf einen ostpreußischen Gutsbesitzer, dem vom sozialen Ehrengericht in Königsberg die Betriebsführereigenschaft auf die Dauer von sechs Monaten abgesprochen worden war, weil er den auf dem Gut wohnenden Gefolgschaftsleuten unzulängliche Wohnungen zur Verfügung gestellt und trotz wiederholter Aufforderung die notwendigen Ausbesserungen nicht hat vornehmen lassen.— Hier hielt das Reichsehrengericht dem Beschwerdeführer weitgehend sein vorgerücktes Lebensalter und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zugute, mit denen er zu kämpfen hatte, und erkannte dementsprechend in Abänderung des ergangenen Urteils lediglich auf einen Verweis. Im letzten Fall handelte es sich um einen jugendlichen Filialleiter eines Betriebes in Stettin, dem seine beruflichen Erfolge offenbar in den Kopf gestiegen waren. Er hatte sich den im Geschäft tätigen weiblichen Angestellten gegenüber im höchsten Grade anstößig benommen und sie ehrkränkend behandelt. Das Ehrengericht für das Wirtschaftsgebiet Pommern in Stettin hatte daraufhin gegen ihn auf Entfernung von seinem Arbeitsplatz erkannt. Dieses Urteil wurde vom Reichsehrengericht abgeändert und gegen den Beschwerdeführer lediglich eine Geldstrafe von 200 Mark verhängt. Denn die Entlassungen in den Außenberufen kommen stoßweise und umfassend, während die Mehreinstellungen in Industrie und Wirtschaft allmählich und dem Bedarf entsprechend vor sich gehen. Vergleicht man die Zunahme der jahreszeitlichen Arbeitslosigkeit in den Jahren vor der nationalsozialistischen Machtergreifung mit der des Vorjahres und der voraussichtlichen Entwicklung in diesem Jahre, so wird man feststellen können, daß das regelmäßige Anschwellen der winterlichen Arbeitslosigkeit gegenüber früher erheblich kleinere Ausmaße angenommen hat. Die Zahl der Arbeitslosen nahm während der Winter; monate 1927/28 1928/29 1929/30 1930/31 1931/32 1932/33 1933/34 um 1,22 Mill, 1,899 Mill um um 1,809 Mill: um 1,720 Mill: um 1,505 Mill: um 0,892 Mill. dagegen 1933/34 nur um 0,344 Mill. zu: Während also in den früheren Jahren der Beschäftigungsrückgang des Winters zwischen—2 Millionen Menschen erfaßte, ist dieser im Vorjahr weit unter einer halben Million geblieben und wird auch in diesem Winter wesentlich gegenüber den Zahlen der Jahre 1927 bis 1933. in denen sich gleichzeitig der konjunkturelle Niedergang spiegelt, zurückbleiben. Wenn dennoch das Ausmaß des winterlichen Beschäftigungsrückganges in diesem Jahre größer sein wird als im Vorjahre, so darf daraus nicht ein Nachlassen in der energischen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit geschlossen werden. Es ist vielmehr zu berücksichtigen, daß seit dem Vorjahr die Gesamtzahl der Arbeitslosen um weitere 1,7 Millionen abgenommen hat, daß also der Ausgangspunkt der winterlichen Zunahme bei einem Stand von.27 Millionen Arbeitslosen im Oktober 1934 gegenüber 3,7 Millionen im Herbst 1933 liegt. Ganz abgesehen von den Mehreinstellungen in den witterungsunabhängigen Berufen sind also im vergangenen Jahre auch ganz erheblich viel Arbeitskräfte neu den Außenberufen zugeströmt, die nun eine entsprechend größere Freisetzung zur Folge haben müssen. Die Zunahme der Arbeitslosenzahlen im Winter ist also ein ganz natürlicher Vorgang, der sich im Wirtschaftsleben immer wieder abspielen muß, und der vor allem auch beweist, daß das nationalsozialistische Deutschland, entgegen den immer wieder aus dem Ausland auftauchenden Behauptungen, die Arbeitslosigkeit nicht auf dem Wege künstlicher Beschäftigung beseitigt, sondern einzig und allein durch organische Wirtschaftsbelebung, die dann in den Saisonberufen ebenso organisch dem Wechsel unterworfen ist. Die erste Verhandlung des Reichsehrengerichts der Arbeit. Berlin 6. Febr. Die drei ersten Fälle, mit denen sich das Reichsehrengericht der Arbeit am Dienstag zu beschäftigen hatte, betrafen Verstöße gegen die soziale Ehre, die in den zuständigen Treuhänderbezirken Ostpreußens und Pommerns zur Verurteilung der verantwortlichen Betriebsführer geführt hatten. Beschwerdeführer im ersten Fall war ein Gutsinspektor, der durch seine gehässigen Nörgeleien und ehrkränkenden Schimpfereien schnell die ganze Gefolgschaft gegen sich aufbrachte und den Arbeitsfrieden in empfindlicher Weise störte. Schließlich ließ er sich sogar zu groben MißRechtsamt der Deutschen Arbeitsfront Berlin, 6. Febr. Der Indie veröffentlicht folgende amtliche Bekanntmachung Dr. Leys:„Die bisherige Rechtsabteilung wird mit dem heutigen Tage zum Rechtsamt der Deutschen Arbeitsfront erklärt. Die Geschäftsräume befinden sich in Berlin SW 19, Märkisches Ufer 34. Zum Leiter des Rechtsamtes wird der bisherige Leiter der Rechtsabteilung Pg. Dr. Bährens ernannt. Zu den Aufgaben des Rechtsamtes gehören außer den bereits in meiner Anweisung vom 4. Dezember 1934 aufgezählten, die Bearbeitung sämtlicher Rechtsangelegenheiten, die die Deutsche Arbeitsfront betreffen. Der Leiter des Rechtsamtes, Pg. Dr. Bährens, ist zugleich mein persönlicher Behördenreferent in allen juristischen Fragen; er ist auch der Verbindungsmann zum Rechtsamt der NSDAP und zu den Ministerien. Berlin, 5. Febr. 1935 Heil Hitler! gez. Dr. R. Ley.“ Geburtenüberschuß 1934 Re bobel Berlin, 6. Febr. An die Zahlen über die Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im dritten Vierteljahr 1934 knüpft das Statistische Reichsamt bereits einen Ausblick auf das voraussichtliche Ergebnis des ganzen Jahres 1934. Danach dürfte wie das VD3 meldet, die Gesamtzahl der Eheschließungen im Deutschen Reich etwa 740000 oder 11,3 je 1000 Einwohner betragen haben. An Geburten wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 1934 bereits rund 150000 mehr gezählt als im gleichen Zeitraum des Jahres 1933. Die Gesamtzahl der Geburten im ganzen Jahr 1934 kann auf 1 170 000 oder 179 je 1000 Einwohner geschätzt werden. Dank des kräftigen Geburtenanstiegs ist auch eine starke Steigerung des Geburtenüberschusses zu verzeichnen. Da die Sterbefälle des Jahres 1934 auf 720·000 geschätzt werden, dürfte der Geburtenüberschuß rund 450 000 oder 6,9 je 1000 der Bevölkerung betragen haben. Der Geburtenüberschuß hat sich somit gegenüber 1933 verdoppelt. Dieser Erfolg ist natürlich außerordentlich erfreulich, er reicht aber längst nicht aus, um die Zukunft unseres Volkes zu sichern. Dazu wird noch eine erhebliche Steigerung der Geburtenziffer notwendig sein. Deutschland und Portugal Eine Unterredung mit dem Führer. Lissabon, 6. Febr. Der portugiesische Journalist Felix Correia, der zusammen mit einem anderen Journalisten vom Führer und Reichskanzler empfangen wurde, schreibt in der bedeutenden Abendzeitung Portugals„Diario de Lisboa" über seine Eindrücke und über die Unterredung, die der Führer und Reichskanzler ihm gewährte. Nachdem Correia die Persönlichkeit des Führers geschildert hat, der zuerst als Arbeiter und Soldat, dann als revolutionärer Führer und jetzt als Reichskanzler und Staatsoberhaupt sein ganzes Leben seinem, durch den Zusammenbruch und Bürgerkrieg gefährdeten Vaterlande gewidmet hat, erinnert er daran, wie der Führer das ganze Volk um sich gesammelt hat, das in ihm seinen Befreier, Beschützer und Führer sieht. „Lezwegen kann man“, so sagt Correia,„das Dritte Reich, das durch Hitler geeinigte Deutschland, nicht trennen von dem Mann des Volkes, der es in einer bessere Zukunft führt.“ Nachdem der Führer seiner Befriedigung über den ausgezeichneten Eindruck, den sein Besucher vom neuen Deutschland gewonnen habe und seine Freude darüber ausgesprochen hatte, daß die Besuche gewissenhafter Journalisten falsche Auffassungen über Deutschland verhüteten und zu einem besseren Verständnis des Auslandes für das Dritte Reich und den Nationalsozialismus führten, sagte er über die Beziehungen der beiden Länder: Ich kenne Portugal persönlich leider nicht, mir sind aber die zahlreichen Naturschönheiten und Kunstschätze des an Geschichte reichen Landes wohlbekannt. Die guten Beziehungen, die zwischen Deutschland und Portugal bestehen, begrüßte ich umso mehr als die Ziele, die ich in Deutschland verfolge, auf vielen Gebieten in der gleichen Richtung liegen, wie die Pläne der portugiesischen Staatsführung. Ich freue mich, wenn Herr Correia einen Einblick in die deutschen Verhältnisse und die Entwicklung des Landes nehmen wird, um das Interesse der portugiesischen Oeffentlichkeit an der Entwicklung in Deutschland zu fördern und das wechselseitige freundschaftliche Verhältnis zum Vorteil beider Länder weiterhin zu entwickeln. Die entmenschte Mutter Ein erschütterndes Bild menschlicher Verkommenheit. Berlin, 6. Febr. Die gestern bis in die späten Abendstunden fortgesetzte Vernehmung der entmenschten Mutter, der 25jährigen Frau Jünemann, die sich, nachdem sie ihre drei kleinen Kinder hilflos in ihrer Wohnung hatte verhungern lassen, gestern früh selbst der Polizei gestellt hat, enthüllte ein ebenso tragisches wie furchtbares Bild menschlicher Verkommenheit. Das MNotiv zu der beispiellosen Tat ist in dem selbstsüchtigen Trieb dieser Frau zu suchen, ein ungebundenes Leben fühen zu können. Frau Jünemann, die keinerlei Reue zeigte, wird sich wegen Mordes an ihren drei Kindern zu verantworten haben, denn neuerdings hat sich der Zustand ihres Sohnes Bernhard bedeutend verschlechtert, so daß auch er voraussichtlich kaum am Leben bleiben dürfte. Nach eigenem Geständnis hat Frau Jünemann durch die NSV und die Wohlfahrtsbehörden für sich und ihre Kinder stets reichlich genug Bargeld und Naturalien erhalten. So bekam sie erst am 14. Januar eine Unterstützung von 60 RM ausgezahlt. Anstatt aber dieses Geld für ihre Kinder zu verwenden, traf sie sich noch an demselben Abend in einem Cafe mit mehreren Freundinnen und blieb mit ihnen in leichtsinniger Gesellschaft bis spät in die Nacht zusammen, wobei sie mehr als 25 RM für Bier, Schnäpse und Zigaretten ausgab. Nach ihren eigenen Angaben hat sie seit diesem Tage nur noch selten ihre Wohnung aufgesucht und fast ausschließlich bei einem Freund, den sie kurz vorher kennen gelernt haben will, übernachtet. Vom 25. Januar ab hat sie den Kindern überhaupt keine Nahrung mehr zukommen lassen. Angeblich war sie am 30. Januar das letzte Mal in ihrer Wohnung. Damals hätten die Kinder um Nahrung gebettelt, doch habe sie zu wenig Zeit gehabt, sich um sie zu kümmern. Ohne sich durch das Wimmern irgendwie rühren zu lassen, ließ sie die bereits Halbverhungerten hilflos zurück. Als die Rabenmutter am 31. Januar noch eine Anzahl Lebensmittelgutscheine und Kohlenkarten von der NSV erhielt, gab sie diese in der Pension, in der sie übernachtete, in Zahlung, wie sie überhaupt fast alles Bargeld, das ihr in die Hände kam, ausschließlich für ihre eigenen selbstsüchtigen Zwecke verwandte. Sie war eine starke Raucherin und hat bis zu 50 Zigaretten je Tag geraucht. Ihre Selbststellung ist, wie sie angibt, nur deshalb erfolgt, weil sie durch die Veröffentlichungen in der Presse und durch die Fahndungen der Kriminalpolizei vollständig in die Enge getrieben war und wußte, daß sie bei ihrem ersten Auftreten in der Oeffentlichkeit sofort verhaftet werden würde. Sie wollte ihre drei Kinder töten. Berlin, 6 Febr. Die Vernehmungen der unmenschlichen Frau Jünemann dauerten den ganzen Tag über an und fanden in den späten Abendstunden ihren Abschluß. Im Verlauf der heutigen Vernehmung gab Frau Jünemann zu, daß sie ihre Kinder mit Ueberlegung ums Leben bringen wollte. Sie bezeichnet sich selbst als Mörderin und erklärte, daß sie die Tat aus Liebe zu einem Manne ausgeführt habe. Sie wird im Laufe des Donnerstag dem Richter vorgeführt werden. Haus unter Schuttmassen begraben Drei Tote. Freudenstadt, 6. Febr. Am Mittwoch kurz vor 7 Uhr kamen in Christophstal bei Freudenstadt die gewaltigen Schuttmassen des Boschenloches, eines Müll- und Schuttabladeplatzes an der Straße nach Baiersbronn, ins Rutschen. Sie rissen das an ihrem unteren Rand stehende städtische Haus um. Seine Bewohner, die Familie des Forstwarkes Georg Roh, wurden dabei getötet. Der 20jährige Sohn, der durch den Luftdruck, den die stürzenden Erdmassen hervorriefen, anscheinend weggeschleudert worden war, wurde mit einem Schädelbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Das Ehepaar lag noch zur Zeit des Unglücks im Bett. Da die Leichen keine äußeren Verletzungen zeigten, muß es erstickt sein. Das Unglück ist wohl darauf zurückzuführen, daß die Schuttmassen durch die Schneeschmelze der letzten Tage und die fortgesetzten Regenfälle aufgeweicht wares. Vor der Versteigerung im Schloß Sybillenort Breslau, 6. Febr. Als Auftakt zu der großen Versteigerung im Schloß Sybillenort, die am Freitag stattfindet, begann am Mittwoch früh die Vorbesichtigung. In dem sonst so stillen Park herrschte in den Vormittagsstunden reges Leben. Landjäger und SA=Männer regelten den Verkehr und hielten Neugierige fern. Im Schloß selbst wird eine strenge Absperrung durchgeführt. Nur wer in der Bibliothek 100 RM als Bietungskaution hinterleat, darf die anderen Räume betreten. Ueberall in den Zimmern sieht man Menschen mit dem Katalog in der Hand, die sich besprechen und Aufzeichnungen machen, begeistert für dieses oder jenes Stück. Stark umlagert ist das Prunkbett des Herzogs von Braunschweig. Auch dem großen Speisesaal mit den Darstellungen aus der griechischen Muthologie bringt man großes Interesse entgegen. Im Auktionsbüro ist der Betrieb besonders lebhaft, da schon Vornotierungen entgegengenommen werden. Von dieser Möglichkeit wird in vielen Fällen Gebrauch gemacht. Eine Anzahl von Gegenständen ist bereits um das vier= und fünffache des Taxwertes überboten. Dies gilt vor allem für einige Gemälde und für die kostbaren Seidentapeten. Auch für die Vasen und Stilmöbel zeigt sich lebhaftes Interesse. Auffallend groß ist auch das Interesse für die Hofwagen und das Pferdegeschirr. Drei Schiffbrüchige gerettei. Bremen, 6. Febr. Wie die Station Norderney der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger drahtet, hat das große Doppelschrauben=Motorrettungsboot„Bremen“ der Station drei Schiffbrüchige der Motortjalk (Frachtschiff)„Marie“, die am Dienstagabend auf der Hohen Platte gestrandet war, gerettet. Die Seenotmeldung der„Marie“ ging um 21,45 Uhr bei der Station ein, worauf die„Bremen“ sofort auslief. Bis Mitternacht suchte sie vergeblich das Wrack u. mußte unverrichteter Sache umkehren. Mittwochvormittag 9 Uhr ging das Rettungsboot erneut in See. Trotz schwerer Schneeböen und hoher Grundwasser gelang es der„Bremen“, an das von der Brandung umspülte Wrack heranzukommen und die drei Mann starke Besatzung glücklich zu bergen. Die„Marie“ war auf der Reise von Wischhafen an der Elbemündung nach Norderney. Hochwasserdienst eröffnet Die Hochwasserlage am Rhein und den Nebenflüssen. Koblenz, 6. Febr. Nachdem die Rheinstrombauverwaltung am Dienstagabend bereits eine Hochwasserwarnung veröffentlicht hat, ist am Mittwoch morgen der amtliche Hochwasserdienst eingerichtet worden. Von Maxau wird Mittwoch morgen ein Wasserstand von 5,93 Meter gemeldet gegenüber einem Pegelstand am Dienstag morgen von 4,87 Meter. Der Pegel in Mannheim zeigte heute 6,22 Meter; damit ist hier der Rhein im Laufe eines Tages um 1,60 Meter gestiegen. Der Koblenzer Pegel stand Mittwoch morgen 6 Uhr auf 5,09 Meter. Während hier der Rhein im Laufe der Nacht noch stündlich um zirka 4 Zentimeter stieg, hat sich das Anwachsen der Wasserfluten in den Vormittagsstunden des Mittwoch auf stündlich 2 Zentimeter verringert. Vom Oberrhein wird noch langsames weiteres Ansteigen der Fluten gemeldet, sodaß nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen bei Koblenz ein weiteres Ansteigen des Rheins bis auf 5,75 bis 6,00 Meter Hochstand zu erwarten ist. Mit besonderer Spannung verfolgt man in Neuwied das Ansteigen des Rheins, weil bei einem Uebertreten des Wassers nunmehr die Möglichkeit naherrückt, den im Jahre 1931 erstellten Hochwasserdeich einer praktischen Probe auf seine Sicherheit und Zuverlässigkeit zu unterziehen. Nachdem das Wasser Mittwoch morgen bis auf 45 Zentimeter Freibord am Rheinufermauerrand gestiegen war, hat die Neuwieder Wasserwehr die zum Rhein führenden Kanäle geschlossen. Ferner sind die Pumpe des Pumpwerks 2 und das Pumpwerk Rasselstein in Betrieb genommen worden, um das steigende Grundwasser abzusaugen. Das Material zum Schließen der Deichmauertore liegt bereit, damit sofort beim Uebertreten des Wassers die Deichöffnungen verbaut werden können. In Köln ist bei einem Pegelstand von 5,20 Meter noch ein Ansteigen des Wassers um—5 Zentimeter stündlich zu beobachten. Günstige Nachrichten kommen von den Nebenflüssen. Seit Dienstag abend 18 Uhr ist der Reckar am Fallen. Der Pegel in Diedesheim, der Dienstag den Höchststand mit 6,38 Meter aufzeigte, steht Mittwoch vormittag bereits wieder auf 5,70 Meter. Ven Trier wird ebenfalls Fallen der Mosel gemeldet. Vom Höchststand mit 4,34 Meter ist der Wasserstand nach dem Pegel bereits auf 4,15 Meter wieder gesunken. Die Hochwasserfluten von Nahe und Lahn gehen ebenfalls zurück. Der Main ist noch langsam am Steigen. Nach dem Pegel von Lohr sind die Wasser seit gestern um 34 Zentimeter gestiegen. Durch das Fallen der Nebenflüsse kann man die Hoffnung haben, daß das Hochwasser des Rheins bald seinen Höchststand erreicht hat. Mutige Retter Kleine Begebenheiten aus dem Hochwassergebiet. Köln, 6. Febr. Die gewaltige Macht des Hochwassers bringt immer Gefahren für Menschen und Tiere mit sich. So werden auch jetzt wieder Fälle bekannt, in denen nur mit Mühe vor den entfesselten Wassermassen der Mensch sich behaupten konnte. Eine einzigartige Rettungstat meldet Koblenz. Auf den hochgehenden Fluten der Mosel wollte ein Mann mit einem Kahn an der Brücke zwischen zwei Strompfeilern durchfahren. Der Nachen wurde aber von der Strömung gegen einen Pfeiler gedrückt und so beschädigt, daß er sofort zu sinken begann. Der Mann, der auf das Pfeilerfundament springen konnte, drohte jeden Augenblick von den Fluten, die bis über seine Knie reichten, mitgerissen zu werden. Seine Hilferufe verhallten nicht ungehort. Zwei junge Leute, die auf der Brücke gingen und auf den bedrohten Mann aufmerksam wurden, besorgten sich einen kräftigen Strick. Als der Mann, der schon besinnungslos zu werden drohte, den Strick nicht mehr fassen konnte, ließ sich einer der jungen Leute an dem Tau herunter und band den Verunglückten daran fest. Weitere Helfer, die sich inzwischen eingefunden hatten, konnten dann beide in Sicherheit bringen. Der mit dem Kahn verunglückte Mann mußte dem Krankenhaus zugeführt werden. In der Ortschaft Barmen bei Jülich geriet eine große Schafherde, die auf dem Gemeindedriesch weidete, in Gefahr, vom Hochwasser der Rur erfaßt zu werden. Das höher gelegene Gelände, wo die Tiere untergebracht waren, wurde innerhalb kürzester Zeit ringsumher von dem über das Ufer getretene Wasser der Rur umzingelt. Das Wasser stieg beängstigend höher und drohte auch das Weidegelände zu überfluten. Feuerwehrleute, SA=Männer und Freiwilliger Arbeitsdienst wurden Retter in der Not. Man schlug mit Hilfe von Leitern, Wagen, Stoßkarren und Brettern eine Art Brücke über die tiefsten vom Wasser überspülten Stellen und nun wurde von den tapfern Rettern, die manchmal bis zur Brust durch das Wasser waten mußten, ein Schaf nach dem anderen aufs trockene gebracht. Insgesamt wurden auf diese Weise über 200 Schadie geretet. Millionengeldstrafen für Schmuggler Münster, 6. Febr. Vor der Großen Strafkammer in Münster hatte sich eine Schmugglerbande zu verantworten, die ausgezeichnete Kenner der Grenzpfade waren. Jeder von ihnen hatte seine Erfahrung im Schmuggeln gesammelt; ihr Versteck hatte die Bande in einem Wäldchen zwischen Erler und Rhade. Aber eines Tages hatten die Zollbeamten dieses Versteck aufgespürt, und einige der Schmuggler wurden festgenommen. Die anderen schmuggelten jedoch unentwegt weiter. Sie verlegten nur ihr 1 Schmuggelwarenlager nach Borken. Die Kolonne war übrigens sehr geschäftig. Binnen kurzer Zeit hatte sie ihre Einnahmen aus dem Schmuggelgeschäft so gesteigert, daß sie sich ein Auto leisten konnte. Im Hintergrund spielte der Holländer Jan eine Rolle. Er sorgte für den Einkauf des geschmuggelten Tabaks in Holland und warb Leute an, die die Schmuggler begleiteten. Auf diesen Mann beriefen sich nun die Schmuggler, als sie vor der Strafkammer zur Aburteilung standen. Sie hätten die Befehle dieses Holländers gegen Lohn ausgeführt, die Not habe sie dazu getrieben. Bei dem Umfang des Schmuggels konnte das Gericht aber nicht an eine milde Bestrafung denken, und so erhielt der Angeklagte Pranger eine Geldstrafe von 1 900 000 RM, ersatzweise 1 Jahr Gefängnis und eine Zusatzgefängnisstrafe von 9 Monaten, Schütz erhielt eine Geldstrafe von 2 220000 RM, ersatzweise 1 Jahr Gefängnis und eine Zusatzstrafe von 9 Monaten Gefängnis, Mayer und Bernhard Priting je 1800000 RM Geldstrafe, ersatzweise 9 Monate Gefängnis und eine Zusatzgefängnisstrafe von 3 Monaten bzw. 7 Monaten. Der Staatsanwalt hob in seiner Anklagerede hervor, daß ein Schmuggel in diesem ungeheuren Ausmaß wirtschaftlicher Landesverrat sei, der deutsche Arbeiter brotlos mache. Der Riesenbrand in Frankfurt a. M. Haftbefehl gegen die beiden Geschäftsführer. Frankfurt a.., 6. Febr. Die Justizpressestelle teilt mit: Die Bearbeitung der Brandursache des Hauses Zeil 41 wird von der Staatsanwaltschaft und der Polizei mit allergrößtem Nachdruck betrieben. Gestern fand eine sehr eingehende Besichtigung der Brandstelle statt, über deren Ergebnis zur Zeit im Interesse der Untersuchung nichts gesagt werden kann. Es besteht dringender Verdacht der vorsätzlichen Brandstiftung. Die beiden Inhaber der Firma Veit Wohlfahrt, die Kaufleute Julius Kahn und Friedrich Wohlfahrt, wurden bereits am Sonntag auf Anordnung des Oberstaatsanwaltes vorläufig festgenommen. Auf Grund der Ergebnisse der Besichtigung der Brandstätte am Montag hat darauf der zuständige Richter gegen die zwei Festgenommenen Haftbefehl erlassen. Wilderer vor Gericht Zwölf Jahre Zuchthaus für einen versuchten Förstermord. Siegen, 6. Febr. Zwei in Bonn wohnende Männer mit Namen Schmidt und Rollmann fuhren am 15. November v. J. auf Fahrrädern nach Mehren im Kreise Altenkirchen, der Heimat des Schmidt. Sie hatten die Absicht, hier zu wildern und für ihre schmale Küche einige Hasen zu erlegen. Nachdem sie die Nacht im staatlichen Forst in Mehren verbracht hatten, gingen sie am anderen Morgen auf die Jagd. Schmidt, ein bekannter Wilderer, konnte bald mehrere Hasen erlegen. Zuletzt schoß auch Rollmann einen Hasen. Als er sein Gewehr hingelegt hatte und seine Beute holen wollte, wurde er von dem Revierförster Manstein überrascht. Auf die Halterufe des Forstbeamten reagierte er nicht, worauf der Förster einen Schuß abgab. Fast im gleichen Augenblick krachte ein zweiter Schuß, durch den der Förster an der Seite getroffen wurde. Geschossen hatte Schmidt, der abseits stand und von dem Beamten nicht gesehen worden war. Mehrere Waldarbeiter nahmen sofort die Verfolgung der Wilddiebe auf und es gelang schließlich, beide Burschen zu fassen. Schmidt hatte sich nun am Montag vor dem Sondergericht in Dortmund zu verantworten, das ihn wegen gewerbsmäßigen Wilderns und wegen versuchten Förstermordes zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilte. Der Mittäter Rollmann mußte sich am Dienstag vor dem Schöffengericht in Siegburg stellen. Rollmann, der bei dem Zusammenstoß mit dem Förster durch eine Schrotkugel am Auge so erheblich verletzt wurde, daß es später auf operativem Wege entfernt werden mußte, war im wesentlich geständig. Er gab an, von dem Angeklagten Schmidt zum Wildern verführt worden zu sein. Im übrigen habe er aus Not gehandelt. Der Staatsanwalt beantragte gegen den wegen schweren Raubes mit fünf Jahren Zuchthaus vorbestraften Angeklagten eine Gefängnisstrafe von drei Monaten. Das Gericht erkannte wegen Wilderns auf zwei Monate Gefängnis. In der Urteilsbegründung stellte das Gericht fest, daß Rollmann gewerbsmäßiges Wildern nicht nachgewiesen sei und er mit dem sträflichen Anschlaa auf den Förster nichts zu tun hatte. Aus dem Sangesleben Abkommen zwischen der Reichsmusikkammer und dem Deutschen Sängerbund. Köln, 6. Febr. 1. Der Deutsche Sängerbund verpflichtet sich als Fachverband, den Weisungen des Präsidenten der Reichsmusikkammer im Rahmen der diesem auf Grund des Reichkulturkammergesetzes vom 22. September 1933 (RGBI. 1— S. 661) und seiner Durchführungsverordnungen vom 1. und 9. November 1933(RGBl. 1— S. 797. RGBI. 1 S. 969) zustehenden Rechte Folge zu leisten. 2. Der DSB löst die zwischen ihm und dem Reichsbund „Volkstum und Heimat“, bestehende Arbeitsgemeinschaft mit sofortiger Wirkung auf. 3. Der DSB behält als Fachverband der Reichsmusikkammer seine Selbständigkeit im Rahmen der geltenden gesetzlichen Bestimmungen. 4. Der Präsident der Reichsmusikkammer wird vor Erlaß von den den Deutschen Sängerbund betreffenden Anordnungen und Verfügungen dessen Bundesführer rechtzeitig in Kenntnis setzen. Das gleiche gilt für Anweisungen Amtes für Chorwesen und Volksmusik innerhalb der Reichsmusikkammer. 5. Der Deutsche Sängerbund hat vor musikpolitischen Tagungen die Reichsmusikkammer rechtzeitig zu unterrichten und auf Verlangen Vertreter der Reichsmusikkammer zur Teilnahme zuzulassen. 6. Der Deutsche Sängerbund ist berechtigt, seine Schulungslager unter Aufsicht der Reichsmusikkammer durchzuführen. Berlin, den 10. Januar 1935. Der Präsident der Reichsmusikkammer. I..: gez. Ihlert. Der Bundesführer des DSB gez. Meister. Bunte Chronik M. Gladbach.(Zuchthaus für nächtlichen Raubüberfall.) Einen nächtlichen Raubüberfall versuchten kürzlich zwei junge Leute auf dem Hofe eines Landwirtes in Kückhoven. Es handelt sich um zwei schon erheblich vorbestrafte Burschen, den 25jährigen Theodor Czarkowsky und den 22jährigen Heinrich Kunze, die beide früher in Essen wohnten und sich Weihnachten in Elberfeld in einer Herberge getroffen hatten. Dort verabredeten sie den Ueberfall. Kunze kannte die örtlichen Verhältnisse, weil er früher bei dem Landwirt tätig gewesen war. Auf dem Hof in Kückhoven versteckten sich die beiden zunächst auf dem Stallboden; dann überfielen und fesselten sie den Knecht. Als sie darauf aber ins Haus eindringen wollten, wurden sie von dem Sohne des Besitzers überrascht. Es kam zu einem Kampf mit dem Messer, der mit der Flucht der beiden frechen Eindringlinge endete. Sie versuchten sich in einer Scheune zu verstecken, wurden aber bald ermittelt und festgenommen Vom Gericht erhielten sie nunmehr je 2½ Jahre Zuchthaus, außerdem je 3 Jahre Ehrverlust. Heinsberg.(Nächtliches Großfeuer.) In der Nacht zum Mittwoch gegen 2 Uhr brach in einem Geschäft in der Hochstraße auf bisher ungeklärte Weise Feuer aus. Im Nu stand das ganze Lokal in hellen Flammen, die an den Spielwaren und anderen leicht brennbaren Gegenständen reiche Nahrung fanden. Die Bewohner mußten mittels Leitern aus den oberen Stockwerken gerettet werden. Groß war die Gefahr eines Uebergreifens der Flammen auf die benachbarten Häuser, da in diesem alten Stadtteil fast ein Haus neben dem anderen steht. Nach hartnäckigem Kampf mit dem Element konnte der Brand gegen 3 Uhr soweit gelöscht werden, daß die Hauptgefahr beseitigt war. Tatkräftig beteiligte sich ein Trupp von 40 Arbeitsdienstlern an der Bekämpfung des Feuers. Das Haus ist vollständig ausgebrannt. Biedenkopf.(Im Alter von 103 Jahren gestorben.) Die älteste Mitbürgerin, Frau Sophie Plitt geb. Husmann, die erst kürzlich zur Ehrenbürgerin der Stadt Biedenkopf ernannt wurde, ist im Alter von 103 Jahren infolge Herzschlags gestorben. An den Geschehnissen unserer Tage nahm sie noch regen Anteil. Man erinnert sich noch lebhaft an den 19. August des vergangenen Jahres, als sie als eine der ersten ihre Stimme für den Führer abgab. Reichsstatthalter Gauleiter Sprenger beglückwünschte damals die Frau zu ihrem vorbildlichen Verhalten in großer Zeit und trotz ihres hohen Alters. Baumholder, Bez. Trier.(Trostloser Zustand auf einem Bauernhof.) In dem Hunsrückdorf Unterjeckenbach war seit längerer Zeit von den Dorfbewohnern beobachtet worden, daß auf einem größeren Bauernhof trostlose Zustände im Haus wie in den Stallungen herrschten. Als nunmehr durch die Polizei und behördlich beauftragte Amtspersonen eine Untersuchung angestellt wurde, kam man im Verlaufe einer Haussuchung zur Entdeckung geradezu unglaublicher Zustände. In der Wohnung, die völlig verschmutzt war und in der die Bewohner mit dem Kleinvieh zusammen hausten, fand man einen alten, kranken Mann, der nur in Lumpen gehüllt war und vom Ungeziefer fast verzehrt wurde. Er mußte ins Krankenhaus nach Baumholder übergeführt werden. Sämtliches Vieh in den Ställen war, da ihm die nötige Pflege fehlte, in überaus schlecht ernährtem Zustande. Futtermittel waren nicht mehr vorhanden, und eine Kuh mußte sofort notgeschlachtet werden. Die anderen Tiere, Pferde, Kühe und Schweine wurden in Nachbarställen untergebracht, wo man sie wieder aufzunähren versuchen wird. Der Besitzer des Hofes, der stark verschuldet scheint, wird sich wohl vor der Kreisbauernschaft zu verantworten haben. Frankfurt a. M.(Bedeutender Vitaminforscher gestorben.) Im 59. Lebensjahre starb plötzlich der langjährige Direktor des Städtischen Nahrungsmitteluntersuchungsamtes und des Universitätsinstitutes für Nahrungsmittelchemie, Prof. Dr. J. Tillmans. Der Verstorbene ist weit über die Grenzen Deutschlands als hervorragender Wissenschaftler und Praktiker bekannt geworden. Die Lebensmittelchemie, besonders die Wasserchemie, verdankt ihm zahlreiche Arbeiten und bedeutende Bücher. In den letzten Jahren galt seine Forschung in erster Linie dem Vitamin C, dem unentbehrlichen Schutzstoff gegen Skorbut. Er war der Erste, der den Zusammenhang des in der Nebenniere enthaltenen Stoffes mit dem Vitamin C erkannte. Krefelder Getreidegroßmarkt. Weizen rhein. 76—77 Kilo ab Erzeugerstation W 13 20,65; W 16 21,05; Handelspreis frei Krefeld 21,45; Roggen rhein. 71—73 Kilo ab Erzeugerstation R 13 16,65; R 15 17,05; Handelspreis frei Krefeld 17.45; Futtergerste rhein. 59—60 Kilo ab Erzeugerstation G 12 17,05; G 14 17,35; Handelspreis frei Krefeld—; Hafer rhein. 48—49 Kilo ab Erzeugerstation H 13 16,35; H 16 16,75; H 18 16,95; H 19 17,05; Handelspreis frei Krefeld Gelbhafer—: Weizenmehl W 13 27,40; W 16 27,60; Roggenmehl R 13 23.80; R 15 23,80; Roggenschrot R 13 20,30; R 15 20,30; Weizenkleie Grundpreis W 13 11,87; W 16 12.10; Handelspreis 12,40; Roggenkleie Grundpreis R 13 10.41; R 15 10,66; Handelspreie 10,95; Roggen= und Weizenstroh gepr .80—4; Wiesenheu 11; Luzernehen 12,50. Wasserstands-Nachrichten vom 6. Februar. Kehl 3,99 Meter, gegen den Vortag plus 0,94 Meter; Mannheim 6,22+-1,58; Mainz 2,80+1,08; Bingen 3,72 plus 1,04; Trier Mosel 4,13—0,13; Koblenz 5,09+1,27; Köln 5,20+1,24; Duisburg 3,40+1,44; Mülheim 2,03 minus 0,34; Ruhrort 3,66+1,42; Wesel 3,324-1,40. Unserer Rbergstat. Radevormwald, den 7. Februar 1935. — Leben und Sterben in der Bergstadt. Das Standesamt in Radevormwald beurkundete im Monat Januar 12 Geburten, 1 Totgeburt, 5 Eheschließungen, 14 Sterbefälle und 13 Aufgebote einschl. auswärtiger. — Aufgebote. Maler und Anstreicher Helmut Straube, Lennep, und Magdalene Wilhelmine Lange, Rade.— Weber Erwin Grüderich, Keilbeck, und Elli Elisabeth Schindler, Dahlhausen.— Kettenscherer Helmut Friedr. Kling, Dahlhausen, u. Else Amalie Mang, Lennep. — Ein 81jähriger. Herr Wilhelm Kleinschmidt, Kreuz, vollendet morgen sein 81. Lebensjahr. Wir gratulieren! — 60 Jahre treu vereint. Das seltene und schöne Fest der diamantenen Hochzeit feiern am Samstag die Eheleute Severin Kuschwart und Franziska geb. Marek in Wilhelmstal. Severin Kuschwart wurde am 23. Aug. 1848 in Wällischbirken in Oesterreich und seine Frau am 1. November 1856 in Radostik geboren. Am 9. Februar 1875 schlossen die Beiden den Bund fürs Leben und siedelten im Jahre 1894 nach Deutschland über. Durch die Ausrufung der Republik Tschechoslowakei sind die beiden Leutchen noch auf ihren alten Tag tschechische Staatsangehörige geworden; doch haben ihre dreißig Nachkommen die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Vier Söhne haben den Weltkrieg mitgemacht. Möge dem diamantenen Brautpaar noch manches Jahr bei bester Gesundheit und Zufriedenheit beschieden sein! Die NS=Kriegsopfer tagten. Recht zahlreich hatten sich am Mittwochabend im Hotel Fasbender die Mitglieder der NS=Kriegsopferversorgung zur Jahreshauptversammlung eingefunden. Ortsgruppenamtswalter Pg. Otto Giersiepen eröffnete die Versammlung mit einem ehrenden Gedenken der Gefallenen des Weltkrieges und der gefallenen braunen Kameraden. Kamerad Walter Klinker erstattete den Kassenbericht. Die Kasse wurde von den Kameraden Viktor Mengel und Otto Cramer geprüft und für richtig befunden. Kamerad August Böhlefeld gab einen Rechnungsbericht für das Jahr 1934, in dem an Weihnachtsgeldern für bedürftige Mitglieder 135 R# gezahlt wurden. In weiteren Ausführungen von Giersiepen gab dieser bekannt, daß die Ortsgruppe aus 12 Zellen besteht, und z. Zt. 206 Mitglieder aufweist. Ein Mitglied mußte ausgeschlossen werden. Ueber diese Maßnahme wurde der Versammlung völlige Aufklärung gegeben. Pg. Behner von der Bezirksleitung Wuppertal betonte in seinen interessanten Ausführungen, daß die Bezirksleitung sich bis zum Letzten dafür einsetzte, um einem Volksgenossen eine Rente zu sichern. Es sei daher auch völlig zwecklos, nach Ablehnung seine Bitte beim Führer vorzubringen, da diese Bitten restlos in die Hände der Bezirksleitung wanderten. Es gehe nicht an, daß der Führer mit derartigen Sachen belästigt werde. Mit solchen Anträgen solle man stets den vorgeschriebenen Weg gehen, und der Ortsgruppe und der Bezirksleitung vollstes Vertrauen schenken. In seinem Schlußwort gab Pg. Giersiepen bekannt, daß am 23. 2. ein Kameradschaftsabend stattfinde, bei dem kein Eintritt erhoben werden soll. Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer schloß er die Versammlung. — Abgabe der Steuererklärungen(Einkommen=, Körperschafts=, Umsatz= für 1934 und Vermögensteuer per 1. 1. 1935). Die Steuererklärungen müssen in diesem Jahre in der Zeit vom 1. Februar bis 28. Februar 1935 abgegeben werden. Eine allgemeine Verlängerung der Frist kommt nicht in Frage, sondern kann nur in besonders begründeten Ausnahmefällen gewährt werden. Helfer der Menschheit. Aus der Jahresarbeit der Radevormwalder Sanitäter. Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Radevormwald kann auf ein arbeits= und erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Die Schulung ihrer Mitglieder bestand aus 13 Uebungsabenden im Vereinslokal, fünf Gelände= und einer Marschübung. Es wurden sechs Versammlungen und zwei Vorstandssitzungen abgehalten. Die Kolonne leistete 887 erste Hilfen und führte 45 Krankentransporte aus, davon zwei nach auswärts. Bei 28 sportlichen Veranstaltungen wurden 140 Wachmannschaften gestellt.— An zahlreichen Veranstaltungen nahm die Kolonne teil oder stellte Wachdienst, so am 25. Febr. an der Totengedenkfeier auf dem Markt, am Tag der nationalen Arbeit, am Rote=Kreuz=Tag(10..), bei der Wahlkundgebung auf dem Marktplatz am 14. August, an Transportbegleitung zu den Wahllokalen und am 30. September am Erntedankfest.— Am 7. Januar war sie bei der Aerzte= und Führerbesprechung der Inspektion 1 in Hückeswagen durch acht Kameraden vertreten.— Die Abschlußprüfung des im Vorjahre begonnenen Ausbildungslehrganges wurde am 14. März unter Leitung von Dr. Budde abgehalten.— Ein neuer Kursus begann am 10. Oktober und wurde von 60 Mitgliedern der Deutschen Arbeitsfront aus den hiesigen Betrieben und wiederum von Mannschaften des Arbeitsdienstlagers besucht. Die Zahl der Mitglieder ist von 37 auf 41 gestiegen. Am Schluß ihres Berichtsjahres spricht die Kolonne den Behörden und der Bürgerschaft für die tatkräftige Unterstützung ihren Dank aus und knüpft daran die Hoffnung, daß es ihr auch im Jahre 1935 vergönnt sein möge, ihre ernste und segensreiche Tätigkeit im Zeichen des Roten Kreuzes und unter der Schirmherrschaft unseres Führers fortzusetzen zur eigenen stillen Freude an eine treue Pflichterfüllung im Dienste der Nächstenliebe. Provinzirues. Remscheid, 6. Febr. Als einem Arbeiter in einem Vieringhauser Werk das Mittagessen als zu wenig gesalzen erschien, versuchte er es mit etwas Härtesalz. dieses Salz aber einen starken Kaligehalt hat, stellten sich bei dem Mann schwere Magenschmerzen als Folgen einer Vergiftung ein. Er mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Wermelskirchen, 6. Febr. Anfang Februar 1933 wurde nachts in das Haus eines Kaufmannes eingebrochen. Die Diebe machten reiche Beute. U. a. hießen sie einen wertvollen Radioapparat mitgehen. Jetzt ist es in einer Nachbarstadt gelungen, den Radioapparat bei einem Hehler zu beschlagnahmen. Burg a. d.., 5. Febr. Die Stadt Burg an der Wupper hatte dem Führer und Volkskanzler das Ehrenbürgerrecht angeboten. Auf dieses Angebot ist ein eigenhändiger Brief des Führers eingegangen, in dem es heißt, daß er mit aufrichtiger Freude das Ehrenbürgerrecht angenommen habe. Er bitte, dem Stadtrat den besten Dank auszusprechen und wünsche der Stadt Burg Blühen und Gedeihen. Elberfeld, 5. Febr. Das Konsistorium in Düsseldorf hat dem Elberfelder Pastor Lic. Klugkist Hesse mitgeteilt, daß seine durch den Reichsbischof verfügte Versetzung in den einstweiligen Ruhestand aufgehoben und ferner das gegen ihn anhangig gemachte Disziplinarverfahren niedergeschlagen worden ist. Diese Maßnahmen bedeuten die Wiedereinsetzung Klugkist Hesses in seine Aemter als Pfarrer der reformierten Gemeinde Elberfeld. Wipperfürth, 5. Febr. In der vergangenen Woche mußte ein hiesiger Metzger des Morgens die traurige Feststellung machen, daß eine Kuh, die er zum Schlachten in seinem Stalle stehen hatte, verendet war. Das Tier hatte sich in der eigenen Kette erhängt. Der Metzger, dem hierdurch ein erheblicher Schaden entstanden ist, überließ das Fleisch des verendeten Tieres der Fischerei Platzen, Nagelsgaul, zur Fischfütterung. Kierspe, 6. Febr. In Partenkirchen starb der als Forscher und Arzt bekannte Generaloberarzt Professor Kattwinkel, ein Sohn des Sauerlandes. Er ist in Kierspe geboren und hat auch dort seine Jugend verlebt. Kattwinkel hat sich besondere Verdienste in der Erforschung unseres ehemaligen Schutzgebietes Deutsch=Ostafrika erworben. Duisburg=Hamborn, 4. Febr. Das Opfer eines tragischen Unglücksfalles wurde der Kraftwagenführer Konrad Lemmers. Er war bei seinem Arbeitgeber damit beschäftigt, den Hühnerstall zu reinigen. Um besser sehen zu können, hatte er sich eine provisorische Lichtleitung von der Garage in den Hühnerstall gelegt. Hierbei ist er mit der elektrischen Lichtleitung in Berührung gekommen und war sofort tot. Lurnen, Sport und Spiel. Ausscheidungsturnen für den=Kreise=Kunstturnkampf am 16. Februar 1935. Neben dem großen Kunstturnkampf Rheinland=Westfalen, der alljährlich Zehntausende begeistert, interessiert in unserer engeren Heimat hauptsächlich der jedes Jahr in einem anderen Kreis stattfindende Kunstturnkampf der drei bergischen Kreise Wuppertal, Berg und Niederberg. Im bergischen Land hat ja das Turnen von jeher in hoher Blüte gestanden; bei den vielen Turnbegeisterten ist es gar kein Wunder, daß so mancher bergischer Turner in den ersten Reihen der besten deutschen Turner steht. So kann z. B. die Riege des TV. Remscheid=Hasten, die noch am Sonntag überlegen einen Klubkampf gegen den WV. 69 Essen gewann, z. Zt. wohl mit Recht als die beste deutsche Vereinsriege bezeichnet werden. Auch in unserer „Stadt auf dem Berge“ hat das Turnen immer eine gute Pflegestätte gefunden und manche Veranstaltung auf diesem Gebiet in Radevormwald hat ja auch bewiesen, daß hier ein dankbares und sachverständiges Publikum ist. Wir brauchen ja nur an das 75. Stiftungsfest des Rader TV. im vergangenen Jahre zu erinnern, das wohl an Leistung auf turnerischem Gebiet so leicht nicht übertroffen werden kann. Gerne würden wir hier mal den DreiKreise=Kampf durchführen, aber dafür fehlt noch der geeignete Raum, der auch die Besucher fassen könnte, wir müssen uns daher mit kleineren Veranstaltungen begnügen.— Aus den 14 besten Turnern des Bergischen Kreises werden nun am 16. Februar die 7 Besten ausgesucht, die die Wettkampfriege bilden. Da es ja eine besondere Ehre ist, gerade den Bergischen Kreis zu vertreten, wird es zu spannenden Kämpfen kommen und dabei werden natürlich Höchstleistungen an den Geräten gezeigt werden müssen. Die Hastener Turner, voran Rigge und Schneider, werden wohl den Stamm der Mannschaft stellen, aber auch manches andere Talent kann zeigen, daß es zu höheren Leistungen fähig ist und einen Platz an der Sonne verdient.— Wir werden über dieses Ausscheidungsturnen, das im strengsten Einvernehmen mit der NS=Kulturgemeinde durchgeführt wird, noch Einzelheiten wie Teilnehmer usw. berichten. Ad. Hauptschriftleiter: Friedrich Keim, Radevormwald, für Anzeigen: Emil Ringsdorff, Radevormwald D. K. 1. 35. 1028. Yodes-Anzeige. Arbeit war dein Leben, Du dachtest nie an dich, Nur für die andern streben war deine erste Pflicht. Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, gestern abend 8 Uhr nach längerem Leiden unsere innigstgeliebte Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante Frau Wwe. noderr Winagasseh Amalie geb. Funke im Alter von beinahe 73 jahren zu sich in die Ewigkeit abzurufen. Dies zeigen tiefbetrübt an: Frau Walter PIUS Ottilie geb. Windgassen Walter FIUB Rudolf Fünke. Radevormwald u. Walkmühlersiepen, den 6. Februar 1935. Die Beerdigung der lieben Entschlafenen findet am Samstag, den 9. Januar 1935, nachm. 2½ Uhr, vom Sterbehause, Hochsteinstraße 16, aus mit Frauenbegleitung statt. Sollte jemand aus Versehen keine Anzeige erhalten haben, so bitten wir, diese als solche zu betrachten. Statt besonderer Anzeige! Todes-Anzeige. Dienstag morgen 8,15 Uhr verschied nach längerem Leiden, wohlvorbereitet durch einen christlichen Lebenswandel, gestärkt durch den Empfang der hl. Sterbesakramente, mein lieber, guter Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, Großvater und Onkel im Alter von nahezu 80 Jahren. Um ein andächtiges Gebet für den lieben Verstorbenen bitten: Die trauernden Hinterbliebenen. Radevormwald, Schapen(Hannover), den 6. Februar 1935. Die Beerdigung findet statt Freitag, den 8. Februar 1935, nachmittags.30 Uhr, vom Sterbehause, Oststraße 9. Das Seelenamt ist Samstag Morgen 7,45 Uhr in der Pfarrkirche. Beileidsbesuche dankend verbeten. suche per 1. März ein zuverlässiges, sauberes, in allen Hausarbeiten erfahr. möglichst ev. Frau Reinhold Lüttringhausen Kreuzbergstr. 56. Baseler Saarverhaublungen abgeschlossen Basel, 6. Febr. Als Abschluß der seit dem 24. Januar 1935 zwischen Vertretern der deutschen und französischen Regierung und der Regierungskommission des Saargebietes im Gange befindlichen Saarverhandlungen wurde am Mittwoch nachmittag folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: „Das Verhandlungsergebnis ist in einem von der deutschen und der französischen Delegation im Einvernehmen mit der Delegation der Regierungskommission des Saargebietes an Baron Aloisi als Vorsitzenden des Dreierausschusses gerichteten Schreiben zusammengefaßt, dem in mehr als 20 Anlagen die in Basel paraphierten Texte der verschiedenen Vereinbarungen und Erklärungen beigefügt sind. Das Schreiben und seine Anlagen sollen dem Dreierausschuß als Grundlage für die Bestimmungen dienen, die er für die Rückgliederung des Saargebietes an Deutschland und für die Durchführung der auf Grund früherer Ratsbeschlüsse von den beteiligten Regierungen übernommenen Verpflichtungen zu treffen haben wird. Die Verhandlungen fanden in Gegenwart eines Vertreters des Finanzausschusses des Völkerbundes statt. Ferner wurden sie seitens des Dreierausschusses von einem Mitglied des Völkerbundssekretariates verfolgt. An einem Teil der Verhandlungen waren auch die B33, die Reichsbank und die Bank von Frankreich beteiligt. Die Führer der deutschen und französischen Delegation haben sich am Mittwoch nachmittag mit einigen Mitgliedern der Delegation auf Einladung des Vorsitzenden des Dreierausschusses nach Rom begeben, um dem Ausschuß mündlich zu berichten. Das Ergebnis In Ergänzung der am Mittwoch von der deutschen und französischen Abordnung gemeinsam veröffentlichten Pressemitteilung über den nunmehr erfolgten Abschluß der Baeler Saarverhandlungen erfährt DNB noch folgendes: Das Ergebnis der in Basel nach einer Dauer von zwei Wochen abgeschlossenen Verhandlungen ist in Vereinbarungen verschiedener Art niedergelegt worden, die dieser Tage in Rom endgültig gezeichnet werden sollen. Die hierunter befindliche Währungsverordnung ist inzwischen im Saarland veröffentlicht worden. Sie regelt den Umtausch der im Saarland umlaufenden Noten der Bank von Frankreich und der anderen ausländischen Zahlungsmittel den Beginn der Umtauschfrist, das Inkrafttreten des Ausfuhrverbotes für Zahlungsmittel aus dem Saarland und die Uebernahmepflicht für Reichsmarkzahlungen. Hierfür ist vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung der 18. Februar in Aussicht genommen. Gleichzeitig wird die deutsche Zollgrenze ebenso wie die Grenze im Verrechnungsverkehr mit dem Ausland an die saarländisch=französische Grenze verlegt Damit wird die wirtschaftliche und währungspolitische Rückgliederung des Saarlandes im wesentlichen bereits einige Zeit vor dem 1. März verwirklicht. Die auf Franken lautenden Schuldverhältnisse werden vom 1. März ab allgemein auf Reichsmark umgestellt. Genau umschriebene Ausnahmen gelten bereits für die Zeit vorher. Für die Uebergabe der Gesamtverwaltung zum 1 März sind die Vorbereitungen an Ort und Stelle im Gange. Die Grundsätze hierfür sind mit der Regierungskommission vereinbart. Die Saargruben gehen mit dem 1. März 1935 unter Einschluß aller Grundstücke, Vorräte und Einrichtungen auf das Deutsche Reich über. Das französische Grubenpersonal scheidet am 28. Februar aus. Das Reich tritt in die laufenden Kohlenlieferungsverträge ein. Hierdurch und durch Aufstellung von Halbjahrsprogrammen für die Kohlenlieferung, die auf den Kaufpreis der Saargruben anzurechnen sind, ist die Weiterbeschäftigung der Bergarbeiter im Saarland in Zusammenhang mit den anderen Maßnahmen der Reichsregierung sichergestelll. Zunächst ist ein Programm für die Zeit bis Ende Juni aufgestellt worden. Verhandlungen über die vorgesehenen Warndt-Pachtverträge sind noch im Gange. Auch für den Warndt ist über die weitere Beschäftigung der deutschen Arbeiter eine Verständigung erzielt. Die drei saarländischen Verbindungsbahnen nach Lothringen werden ebenfalls am 1. März mit vollem Inventar und rollendem Material zurückgegeben. Die bei ihnen beschäftigten französischen Eisenbahnbeamten werden aus dem Saarland zurückgezogen, die deutschen Beamten treten wieder in den Reichsdienst zurück. Eine Vereinbarung mit Frankreich über die Regelung der Sozialversicherungspflicht gewährleistet den Versicherten die Erhaltung ihrer Rechte. Ein allgemeines deutsch=französisches Abkommen soll in nächster Zeit die Bestimmungen der deutschen und französischen Sozialversicherung grundsätzlich regeln. Auch für die französischen Privatversicherungen ist eine besondere Vereinbarung hinsichtlich des saarländischen Versicherungsstandes getroffen worden. Für die Aufbringung des im römischen Abkommen vom 3. Dezember 1934 vereinbarten Pauschbetrages von 900 Millionen Franken wurden die technischen Vorkehrungen zur Einsammlung und Abführung der umzutauschenden Franken getroffen. Die B33 übernimmt die Rechnungsführung und Verwaltung der für den erwähnten Pauschbetrag von 900 Millionen Franken und den Dienst der saarländischen Auslandsanleihen bestimmten Beträge. Jahrestag der Pariser Februar=Unruhen Bisher alles ruhig. Paris, 6. Febr. In der Nacht zum Mittwoch haben unbekannte Täter anläßlich des Jahrestages der Pariser Februar=Unruhen mehrere Standbilder auf dem südlichen Teil des Concorde=Platzes, der dem auf der anderen Seite der Seine gelegenen Kammergebaude am nächsten liegt, mit roter Farbe bespritzt. Es wurden die Städtedenkmäler für Lyon, Marseille, Nantes und Bordeaux auf dem Concorde=Platz sowie die Brüstung der vom Concorde=Platz über die Seine zur Kammer führenden Brücke beschmutzt. Außerdem waren in Paris verschiedene Mauern und Häuser, besonders solche, in denen Mitglieder der Parlamente wohnen, mit Drohungen beschrieben. Auch an der Fassade des Verwaltungsgebäudes der Sozialversicherung wurden beleidigende Inschriften festgestellt. Auf dem Concorde=Platz selbst überraschte die Polizei vier Personen auf frischer Tat beim Anstreichen. Drei entkamen, der vierte 9—101. e Schluß des inventurkönnen Sie nal den Schlüssel Einkauf benutzen. es ausgiebig .edkaut iet nur Samel Tahre. Bis zum letzten Augendie sich sehen lassen Verkaufs. Samstag zum letzten!... zum billigen Tun Sie 28 Inventur-Vei In sun Barmen Elberfeld u. Tonsschure Fufschuirde. Ab Sonntag, 10. Febr., im Saale des Herrn Carl Hebbinghaus: Unterricht in modernen deutschen Tänzen. Anfang 5,30 Uhr bis 8 Uhr. Es bittet höfl. um rege Beteiligung Kattwinkel, Tanzlehrer. wurde verhaftet. Es handelt sich um einen 25 Jahre alten Schuster Am Vormittag haben die Hinterbliebenen der Angehörigen der Opfer der vorjährigen Straßenunruhen Blumen und Kränze, zum Teil mit Schleifen in den französischen Landesfarben, niedergelegt. Um 10 Uhr erschien eine Abordnung der Solidarite Francaise im Blauhemd, Baskenmütze, Reithose und Schulterriemen und legte an den Standbildern des Concorde=Platzes, wo ihre Kameraden vor einem Jahre ums Leben kamen oder verletzt wurden, Kränze nieder. Der, Concorde=Platz hat im übrigen am Vormittag das übliche Aussehen. Sicherheitshalber sind im Park der Tuilerien etwa zwei Hundertschaften Mobilgarde bereitgestellt. In der Notre=Dame=Kirche fand die amtliche kirchliche Trauerfeier statt, an der Ministerpräsident Flandin teilnahm Auch in der griechischen Kirche wurde### am Vormittag eine Messe gelesen. Bei dem Gedächtnisgottesdienst waren der Vorsitzende und die Mitglieder des Pariser Stadtrates zugegen. An den Gottesdiensten nahmen im übrigen Abordnungen vieler vaterländischer Verbände mit ihren Abzeichen teil. Ein Zwischenfall in der Kirche Notre Dame. Paris, 6. Febr. Bei dem Gedächtnisgottesdienst in der Notre Dame Kathedrale, an dem auch Ministerpräsident Flandin teilnahm, ereignete sich ein Zwischenfall. Ein Mitglied der Action francaise hatte es verstanden, in der Kirche während der Andacht bis zum Ministerpräsidenten zu gelangen. Als er ihn erreicht hatte, stieß er laute Beschimpfungen gegen ihn aus. Der Mann wurde sofort festgenommen und abgeführt. Als der Wagen des Ministerpräsidenten nach dem Gottesdienst den Vorplatz vor der Notre Dame Kirche verließ, veranstalteten dort versammelte Camelots du roi ein Johl= und Pfeifkonzert. Am 1. März Reichsbahntarif im Saargebiet Saarbrücken, 6. Febr. Im Amtsblatt der Regierungskommission des Saargebietes wird heute bekanntgegeben, daß ab 28. Februar sämtliche Tarife der Saarbahnen außer Kraft gesetzt werden Ab 1. März gelten die Binnentarife der Deutschen Reichsbahn. Es wird darauf hingewiesen, daß die Aufhebung im Benehmen mit der deutschen Reichsregierung erfolgt. Generaloberst von Linsingen. Der bekannte deutsche Heerführer, Generaloberst von Linsingen, begeht am 10. Februar seinen 85. Geburtstag. 59. Jahrgang. Gs für Frrgisch...„„ Nr. 82. In der Not... ... frißt der Teufel Fliegen, sagt man wohl. In der Not aber fressen auch die Vögel, was sie sonst kaum ansehen. Blaue Weintrauben waren mit uns heimgewandert. Dort aber zeigte sich dann erst, was hinter dem lockenden Scheine steckte: Säure(um nicht von Bitterkeit zu sprechen) und ein dickes Fell noch obendrein... Nein, unmöglich. sie mit Genuß zu verzehren! Und sie zu verarbeiten, lohnte nicht. So hingen wir sie den Vögeln hin, draußen zwischen das Gerank des wilden Weines, dessen kleine, schwarze Beeren sie im Herbst so eifrig geholt hatten: Spatzen. Stare, Drosseln, alle miteinander. Und dann ging manchmal ein Blick hinaus, ob sie wohl auch schon verschwunden seien; und siehe: sie hingen einen Tag um den andern immer noch da. Wohl verweilten manchmal ein paar Vögel im Gerank und hielten Umschau nach Genießbarem, äugten auch wohl einmal zu den großen dicken Beeren hinüber; aber keinen schienen sie zu locken, es war ihnen etwas zu Fremdes, Niegesehenes, und keiner flog hin... Dann aber kam Kälte ins Land. Es wurde spärlicher mit der Nahrung draußen. Und als die Not am größten war der Hunger schon sehr bitter und schmerzend, da wagten sich eines Tages ein paar Drosseln zu den blauen Weintrauben hin, äugten noch einmal, pickten dann, pickten heftiger auf die schaukelnden, ausweichenden Beeren, bis die Schale platzte, und taten sich mit " großem Eifer gütlich. Am Abend aber hingen nur noch “ ein paar Gerippe zwischen den Ranken und schwankten im Winterwinde Preußens Gloria Zum 30. Todestage Adolph von Menzels am 9. Februar. Von Werner Lenz. „Gaben— wer hätte sie nicht! Talente— Spielzeug für Kinder! Nur der Ernst macht den Mann! Erst der Fleiß das Genie!" Diese nachdenklichen Worte widmete der Sänger der Mark Brandenburg und der Dichter Preußens dem großen Maler der preußisch=brandenburgischen Geschichte! Theodor Fontane und Adolph von Menzel gehören zu den besten und unmittelbarsten Verkündern norddeutscher Eigenart, die in der Epoche Friedrichs des Einzigen ihren stärksten Ausdruck findet! Der Dritte im Bunde ist Franz Kugler, der zuerst eine zusammenfassende„Geschichte Friedrichs des Großen“ herausgab, die— man staune— bis 1840 noch ungeschrieben geblieben war! Vorhergehende Prosaschriften befaßten sich nur mit Teilgebieten aus der Politik, mit historischem und anekdotischem Allerlei und— schlimmer noch— mit tendenziöser Beurteilung des friderizianischen Lebenswerkes. Als der Pommer Franz Kugler an seinem Werke arbeitete, das die Nation dem Alten Fritz schuldig war, kamen ihm ein Dutzend lithographierter Kreidezeichnungen eines jungen Künstlers in die Hand, die unter dem Titel„Denkwürdigkeiten aus der brandenburgisch=preußischen Geschichte" zusammengestellt waren. Daraus sprühe nicht allein ein edler Geist, und nicht nur eine glänzende Formkraft wurde aus ihnen offenbar, sondern auch die Glut eines echten Patriotismus erfüllte diese Schöpfungen des jungen Schlesiers Adolph Menzel, den sich Kugler schleunigst für seines Buches Ausschmückung sicherte. Und damit tat er nicht nur einen guten Griff. sondern auch ein gutes Werk! Menzel war damals ansangs der Zwanziger. Er war mit Vater, Mutter und Geschwistern aus Schlesiens Hauptstadt Breslau, wo er— wie alle Schlesier— schon als Kind den Heldenkönig und Befreier hatten lieben lernen, nach Berlin gekommen, weil sich die Eltern von der Uebersiedlung verbesserte Einkommensmöglichkeiten versprachen. Vater Menzel, ehemaliger Schulmann, hatte sich in der Residenz an der Spree eine lithographische Anstalt eingerichtet und den ältesten Sohn Adolph zur Mitarbeit in diesem Handwerke ausgebildet, da starb er! Der Knabe— eben 16 Jahre alt, übernahm das väterliche Geschäft um seiner Mutter und seinen Geschwistern den Ernährer zu ersetzen! Und wahrhaftig, der körperlich kleine, ein wenig verwachsene Knabe schaffte es! Mit der Herstellung von Drucksachen aller Art— Geschäftskarten, Familienanzeigen. Weinetiketten, Gesellenbriefen. Diplomen und MusikheftVignetten— brachte er den Seinen das tägliche Brot auf den Tisch! Auf die ehemals ersehnten Studien an der Kunstakademie verzichtete er und bildete sich ständig allein fort. Ja, gleich seine erste rein künstlerische Veröffentlichung. Federzeichnungen zu Goethes Gedicht„Künstlers Erdenwallen“, schufen dem 18jährigen Achtung in Kunstkreisen! Und der Auftrag Kuglers gab ihm nicht nur Brot nicht nur Aufschwung, sondern seinen rechten Lebensinhalt. In diesem und anderen Werken nämlich gelang es Menzel, dem deutschen Volke das Lebensbild seines großen Fürsten und die Opfertaten seiner Armee lebenswahr und geistig überzeugend vor Augen zu führen! Mit dem ihm eigenen Ernite — aus dem dann immer überragender sein Genie erwuchs — studierte der junge Mann. dem keine erlesene Lehrerschar zur Seite stand, von sich aus die Geschichte, die Poritik, das Städte= und Ständewesen sowie die Uniformkunde der Fridericus=Zeit. Ein wahres Volksbuch wurde Kugler=Menzels Geschichte des Großen Königs, und hat den jungen Generationen durch ein Jahrhundert hindurch bereits den Preußengeist lebendig erhalten. Hervorragende Anerkennung fand Menzel allerhöchsten Ortes, so daß der kunstfördernde Friedrich Wilhelm IV. ihn zur Illustrierung einer Neuausgabe der eigenhändigen Werke Friedrichs II. aufforderte. Diese Bebilderung sowie die Schöpfung von 600(!) ausgemalten lithographierten Federzeichnungen unter dem Titel„Friedrichs des Großen Armee und ihre Unisormen“ sind bleibende Gaben des„Zeichners“ Menzel dem sich im„Maler“ ein„gleichwertiger Kollege“ an die Seite stellte. Es mag bei dieser Gelegenheit nicht uninteressant sein zu hören, daß Menzel tatsächlich seine Arbeit zweiteilte. Von Natur aus„linkshändig“, malte er Oelbilder mit der Rechten seine viel zahlreicheren Zeichnungen. Aquarelle und derlei aber gab er mit der linken Hand die er„seine Liebe“ nannte. Unter den Gemälden ragen die berühmte„Tafelrunde" und das„Flötenkonzert“ als Schilderungen der wenigen wirklich„sorgenfreien“ Tage des Herrn von Sanssouci herDonnerstag, den 7. Februar 1935. K die„eleine Ercellenz“— seine Könige und Kaiser verliehen dem kleinen Bürgersohn Adel, Titel und höchste Orden—. sondern auch seine Gegenwartsgeschichte malte er der Nachwelt getreu im großen wie im kleinen auf! Die„Krönung Wilhelms l. in Königsberg“, die„Abreise des alten Königs anno 1870 zur Armee“ sind gemalte Geschichte in schlichtpreußischem, heroischem Sinne! Und noch ein Verdienst hat sich Adolf von Menzel um die deutsche Malerei und um das deutsche Volkstum erworben! Er wurde der erste Arbeitermaler! Sein berühmtes„Eisenwalzwerk“— entstanden nach dem Besuche einer Fabrik in Königshütte(Oberschlesien)— zauberte zum ersten Male dem fernerstehenden Publikum die Allmacht, die Heiligkeit, die Opfergröße der industriellen Schwerarbeit! mit ihrer Gefahrenquelle und mit ihrer Leistungsgröße vor die Augen. Er. der Schlesier Adolph Menzel, sang somit von seinem Heimatboden aus die erste Strophe für das auch künstlerisch schöne, nicht nur praktische Hohelied der deutschen Arbeit! Dem„Soldaten in Reih' und Glied" stellt er als beste Friedensreserve den„Arbeitsmann in Reih' und Glied“ an die brüderliche Seite! Und wer wohl wäre besser zu solcher nationalen und sozialen Tat auserkoren gewesen als dieser Sohn des Volkes der nur aus eigener Arbeitskraft das wurde, was er war und bleiben wird— das künstlerische Arbeitsgenie, dem Fürst und Volk nahestehen, weil er ihnen gemeinsam den seelischen Akkord alles wahrhaften Deutschlums zeigt: das Vaterland! Berühmte Aerztefamilien Von Ministerialrat Dr. Bernhard Koerner. Die nachstehenden Angaben sind dem„Deutschen Wappenkalender“(Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde C. A. Starke, Görlitz) entnommen. Der Kalender bringt in diesem Jahr die Wappen und Daten deutscher Aerztefamilien. Philippus Aureolus Theophrastus Paracelsus Bombast von Hohenheim, der bekannte Arzt, Chemiker und Theosoph, wurde zu Maria Einsiedeln im Kanton Schwyz am 17. 12. ! 1 4 9 3 g e b o r e n. S e i n V a t e r W i l h e l m B o m b a s t v o n H o h e n h e i m war der natürliche Sohn des Georg Bombast von Hohenheim, 1462 und 1468 Deutsch=Ordens=Komthur zu Rohrdorf und Alsfeld, aus dem alten schwäbischen Adelsgeschlecht von Hohenheim. Der Vater wurde 1482 als Student zu Tübingen als„Wilhelmus Bombast de Riett“ eingetragen; er stammte aus dem Dorfe Riett im Oberamte Vaihingen in Württemberg. Trotz der unebenbürtigen Geburt führte Paracelsus den Namen Bombast von Hohenheim weiter. Paracelsus bereiste einen großen Teil Europas und erwarb sich umfangreiche Kenntnisse auch in der Chemie, da er den Stein der Weisen und eine Universal=Medizin zu erfinden hoffte. Er entdeckte dabei manches unschätzbare Heilmittel und machte sich durch glückliche Kuren berühmt. Er gehört zu den Männern, welche eine freiere und tiefere Ansicht von dem organischen Leben verbreiteten und die Krankheit als einen lebendigen, dem Gesamtorganismus unterworfenen Vorgang betrachteten. Er erwarb sich trotz seiner Marktschreierei große Verdienste um die Verbesserung der Pharmazie. Um 1526 bis 1528 hielt er zu Basel, wohin ihn der dortige Rat berufen hatte, Vorträge, reiste dann im Elsaß und Deutschland umher, schrieb eine Unzahl von Werken, in denen er die Aerzte seiner Zeit mit großer Heftigkeit angriff. Er starb, wahrscheinlich ermordet, zu Salzburg am 23. 9. 1541, wo er in der St. Sebastians=Kirche begraben wurde. Sein Grabmal ist noch dort erhalten. Das Geschlecht Brandhorst stammt der Ueberlieferung nach aus Westfalen; doch ist der Ort, in welchem seine Wiege stand, im Laufe der Zeit ergessen und bisher noch nicht wieder ermittelt worden. Aus Westfalen brachte König Friedrich l. von Preußen, welcher auf einer Besichtigungsreise in dem Hause eines Brandhorst abgestiegen war, die beiden Söhne seines Wirtes mit nach Berlin und ließ sie auf seine Kosten erziehen. Der jüngste dieser beiden Brüder, Johann Konrad Friedrich Brandhorst, dessen Geburtsort und=tag unbekannt sind, trat als Regiments=Feldscher am 7. 3. 1711 in das 1. Bataillon Grenadier=Garde=Regiment Nr. 6 „Kronprinz“ ein, dessen Chef der Kronprinz Friedrich Wilhelm war. Am 19. 4. 1715 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm l. von Preußen zu seinem Leibchirurgen und sandte ihn im selben Jahre zu seiner Ausbildung nach Paris. 1718 stand er beim 3. Bataillon Große Grenadier=Garde zu Brandenburg an der Havel. 1732 krönte ihn der König im Marmorsaale des Kgl. Stadtschlosses zu Potsdam zum Doktor, indem er ihn, umgeben von der Generalität und den eigens dazu befohlenen Aerzten aus Berlin, niederknien ließ und ihm seinen Hut mit den Worten aufs Haupt setzte:„Hiermit kröne ich Euch zum Doktor, Ihr seid der wahre Doktor!“ Dabei steckte er ihm zugleich einen kostbaren Brillantring an, welcher die Inschrift trug:„Doctor doctissime Aesculapius illustris nostri temporis". Alsdann jedoch wandte er sich den übrigen Aerzten zu und herrschte sie an:„Ihr aber schert euch nach Hause, ihr seid wahre Blattscheißer.“ 1734 wurde Brandhorst zum Kgl. Hofrat und zum Mitglied des OberCollegium medicum in Berlin ernannt. Er besatz die Güter Oßdorf, Lichterfelde und einen Teil von Gießendorf, mußte aber diese auf Befehl seines königlichen Herrn dem Leutnant von Kraut überlassen. Dafür erhielt er die Anwartschaft auf den 1731 erledigten von Falkeschen Rittersitz in Satzkorn bei Potsdam und nahm diesen 1735 ein; 1739 erwarb er mit Hilfe des Königs den dortigen zweiten Rittersitz. Er starb zu Potsdam am 1. 5. 1740 in seinem dortigen Hause und ruht im Kirchengewölbe zu Satzkorn. Er war vermählt mit Charlotte Luise Greinert, Tochter des Andreas Friedrich Greinert, Erbherrn auf Klein=Behnitz. Sie erwarb als Witwe 1753 den letzten Rittersitz zu Satzkorn, so daß von da ab sämtliche Rittersitze zu Satzkorn sich im Besitze des Geschlecht der Brandhorst befanden. Der älteste Vorfahr des mecklenburgischen Aerztegeschlechts Detharding war Jodokus Detharding, Pfarrer zu Herford in Westfalen. Dort wurde 1535 sein Sohn Barthold Detharding geboren, der 1577 starb; er war Magister, studierte 1558 zu Rostock und wurde 1560 Diakonus an St. Marien ebenda. Aus seiner Ehe mit Wendula Gerdes, Tochter des Rostocker Ratsherrn Marquard Gerdes, stammte der Sohn Michael Detharding. Michae! Detharding wurde zu Rostock am 12. 10. 1587 Magister der sieben freien Künste, dann Dr. med. Seitdem K Stargard in Pommern und wurde am 23. 9. 1600 als Physikus mit einem Jahresgehalt von 100 Talern nebst freier Wohnung nach Stralsund berufen. Der Entwurf des Vertrages, auf Grund dessen seine dortige Anstellung erfolgte, ist nicht nur wegen der Persönlichkeit des Berufenen, sondern auch seines übrigen Inhalts wegen vielleicht von Bedeutung. Er lautet: 1. D. Michael Detharding soll zum Stralsundischen Medico von Michaelis Anno 1600 bis über ein Jahr zum Probejahr bestellt und angenommen sein, mit dem ausdrücklichsten Vorbehalt, wenn es nach Verlauf solchen Jahres dem Rat oder D. Michael zu räumen schuldig oder ermächtigt sein solle. Wird er sich aber in seinem Amte nach Gebühr treu und fleißig verhalten, so mag er wohl bleiben. 2. Er soll schuldig sein, den Kranken in Stralsund jederzeit, und zwai den armen sowohl als auch den reichen, aufzuwarten und gegen billige Belohnung dieselben zu kurieren. 3. Er soll nicht Macht haben, eine einzige Nacht außer der Stadt zu sein ohne Erlaubnis des Rats oder worthabenden Bürgermeisters, und wenn er ausziehen will, soll er vorsorgen, daß sein Kollege gegen Gebühr=Bezeigung zur Hand bleiben möge 4. Dafür soll er haben nach dem Probejahr jährlich einhundert Reichsthaler, alle Quartal 25, dazu eine freie bequeme Wohnung, soll von allen Stadt= und anderen Pflichten frei sein, auch dieses Jahr einhundert Thaler haben, doch daß er dann nicht rechne, was ihm sonst pro casu hätte gebühren mögen oder was auf den Transport seines Hausrats gegangen wäre. 5. Die freie Kura ohne Versäumnis der Stadt=Patienten. 6. Hierauf soll ihm ein Bestallungsbrief vom Rat gegeben werden, wogegen er sich mit einem Revers verpflichten soll zu solchem Amt und anderem schuldigen gebührlichen Gehorsam und der Stadt Besten. Noch 1614 war er als Stadt=Physikus zu Stralsund tätig. 1626 jedoch nicht mehr. Verheiratet war er mit Elisabeth Petzener. Ein Enkel war Hof=Medikus zu Güstrow, und dessen Nachkommen mecklenburgische Aerzte in fünf Geschlechterfolgen. Voranzeige! Morgen beginnen wir mit dem Abdruck von: Wieder ein flotter„Rothberg,“ wie man ihn sich nur wünschen kann. Eln seltsames Spiel des Leb as ist darin festgehalten;: um einem sorgenvollen Dasein vorzubeugen, verläßt eine junge Künstlerin den Geliebten und geht eine Geldheirat ein. Nach langen Jahren kommt ihr die Erkenntnis, daß wahre Liebe ihrer doch nicht spotten läßt. Und immer mehr bangt die Frau und Mutter vor hereinbrechendem Unheil—— ahnungslos, daß ihr eigenes Kind sich für sie opfern muß; wie aber dieses in unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit an den ihr so lange fremdgebliebenen Gatten dann doch das heißersehnte Eheglück erringt, das finden unsere Leser hier in einer leidenschaftlich ergreifenden Seelenstudie meisterhaft geschildert. Kurze Notizen Wie verlautet ist Außenminister Laval an einer leichten Grippe erkrankt. Die Uraufführung des Jannings=Films„Der alte und der junge König“ gestaltete sich am Dienstag im Ufa=Palast zu einem großen Erfolg. Reichsminister Dr. Goebbels bezeichnete den Film als„künstlerisch besonders wertvoll“. Die Lawinengefahr Sieben Todesopfer in der Schweiz. Bern, 6. Febr. In der ganzen Schweiz haben sich in allen Berggegenden infolge der starken Schneefälle, auf die Föhn und Regen folgten, Lawinen losgelöst. Es sind sieben Todesopfer zu beklagen Die Unglücksfälle ereigneten sich bei Les Avants am Genfer See, im Berner Oberland und im Kanton Graubünden Die tieferen Lagen sind schneefrei geworden. In den höheren Lagen liegt der Schnee in großen Massen. Es gibt Bezirke, wo die Schneehöhe drei bis vier Meter beträgt. Einzelne Ortschaften waren mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten. Die Verbindung ist jetzt überall wiederhergestellt. Schwerer Lawinensturz Sechs Tote. Bern, 6. Febr. In St. Antonien im Prättigau(Kanton Graubünden) ereignete sich am Mittwoch ein schweres Lawinenunglück. Vom Kühnihorn löste sich plötzlich eine mächtige Lawine, die zwei Wohnhäuser und einen Stall vollkommen verschüttete. Dabei kamen sechs Personen ums Leben. Der Ort St. Antonien ist völlig von jedem Verkehr abgeschnitten, da Lawinen die Straßen blockiert haben. Auch der weltberühmte Kurort Davos war am Dienstag von der Außenwelt völlig abgeschnitten, da sämtliche Eisenbahnstrecken, Straßen und Leitungen verschüttet bzw. zerstört waren. In der Nacht zum Mittwoch gelang es dann, die Strecke Pilieur—Davos freizumachen, so daß am Mittwochmorgen die Züge wenigstens auf dieser Strecke wieder fahrplanmäßig verkehren konnten. Die Schneehöhe beirägt in Davos 2½ Meter. In den einzelnen Hütten des Parsenngebietes befinden sich noch zahlreiche Ski=Läufer, die die Talfahrt nicht antreten können, da sie mit größter Lebensgefahr verbunden wäre. Die Hütten sind aber lawinensicher und mit Proviant genügend ausgerüstet. Der Autobusverkehr zwischen den einzelnen Ortschaften des Engadins mußte natürlich ebenfalls eingestellt werden. In den hoch gelegenen kleinen Bergortschaften herrscht bereits Mangel an den notwendigen Lebensmitteln. Auch im Glarner Land sind etliche Lawinen niedergegangen, die stellenweise bedeutenden Schaden anrichteten. Im Kanton Schwyz wurder am Hotel„Alpstübli“ bei Stooß durch Lawinen zwei Zimmer eingedrückt. Die Bergbahn auf den Rigi mußte wegen starker Schneerutsche den Betrieb einstellen. Die Temperaturen, die durch den Föhn der letzten Tage ziemlich hoch waren, sind am Mittwoch beträchtlich unter Null gesunken, wodurch die Lawinengefahr langsam abnehmen dürfte. Im Großglocknergebiet von einer Lawine verschüttet. Salzburg, 6. Febr. Im Großglocknergebiet wurde wie gemeldet, am Montag der Skiläufer Christoph Perchtold aus Mörtschach bei Heiligenblut von einer Lawine verschütet. Perchtold wurde am Mittwoch vormittag als Leiche geborgen. Neues Unglück im Zillertal.— Ein Arbeiter gelötet. Innsbruck, 6. Fehr Bei dem der Firma Krupp in Essen gehörenden Magnesitwerk im Zillertal wurde durch eine Lawine eine Materialhütte weggerissen. Ein Arbeiter kam in den Schneemassen um. Die Bergungsarbeiten mußten wegen weiterer Lawinengefahr eingestellt werden. Die Arbeiten zur Freimachung der Arlberg= straße werden mit größter Anstrengung fortgesetzt, gestalten sich aber sehr schwierig, da Mittwoch morgen neue Lawinen über die Bahnstrecke niedergegangen sind. Immer neue Lawinenverheerungen in den österreichischen Alpen.— Jahlreiche Todesopfer. Wien, 6. Febr. Die Lawinengänge haben wieder zahlreiche Todesopfer und unübersehbaren Materialschaden angerichtet. In Gargellen riß eine Lawine zwei Häuser mit. In einem der Häuser befanden sich die Mitglieder einer Familie des Textilfabrikanten Heuß. Vier Personen wurden getötet, die fünfte wird noch vermißt. In Silbertal riß eine Lawine Gebäude mit sich. Letzte Funtspruche Einschränkung der diplomatischen Beziehungen zwischen USA und Sowjetunion.— Eine Folge des Scheiterns der Schuldenverhandlungen. Washington, 6. Febr. Als Folge des Abbruchs der amerikanisch=sowjetrussischen Schuldenverhandlungen hat das Weiße Haus am Mittwoch eine demonstrative Einschränkung der diplomatischen Beziehungen zur Sowjekunion angeordnet. Der Marineattache sowie der Luftfahrtallache werden aus Moskau zurückgezo. gen. Das amerikanische Generalkonsulat in Moskau wird vollkemmen aufgelöst, und das Personal der amerikanischen Botschuft wird erheblich eingeschränkt. Die Zurückziehung der internationalen Truppen aus dem Saargebiet. Saarbrücken, 6. Febr. Das Hauptquartier der inlernationalen Truppen im Saargebiet hat dem Völkerbund bzw. dem augenblicklich in Rom tagenden Dreier=Ausschuß Vorschläge über die Zurückziehung der internationalen Truppenkontingente unterbreitet. Die endgültige Entscheidung und die Regelung der einzelnen Fragen liegt jedoch, wie ausdrücklich betont wird, bei den Völkerbundsstellen. Nach den unverbindlichen Anregungen des Haupiquartiers sollen die holländischen Truppen am 16. Februar, die schwedischen Truppen am 18. Februar, die Italiener an den darauf folgenden Tagen und die Engländer als letzte in verschiedenen Etappen vom 20. bis 27. Februar das Saargebiet verlassen. Man nimmt jedoch hier nicht an, daß der Dreier=Ausschuß Veranlassung haben wird, diese vorgeschlagenen Termine abzuändern und rechnet mit einer baldigen Erklärung seines Einverständnisses. Präsident Knox wird voraussichtlich in Rom Gelegenheit nehmen, diese Fragen von sich aus mit dem Dreier=Ausschuß zu erörtern. Man hofft hier, eine baldige Entscheidung hierüber herbeiführen zu können, damit die Vorbereitungen für den Rücktransport zeitig genug eingeleitet werden können. Bezeichnend für die Tatsache, daß man mit dem baldigen Abzug der Truppen rechnet, ist die Aufsorderung der Regierungskommission, sämtliche noch nicht zur Begleichung vorgelegten Rechnungen für Sachlieferungen usw. an die internationalen Saartruppen bis spätestens Dienstag, dem 12. Februar, im Regierungsgebäude einzureichen. Keine Empfänge beim Führer Berlin, 6. Febr. Die beim Führer für die nächsten zehn Tage angesetzten Empfänge fallen wegen wichtiger politischer Besprechungen aus. Mord aus Rache Aufklärung innerhalb weniger Stunden. Breslau, 6. Febr. Am Dienstag mittag wurde die Mordkommission des Polizeipräsidiums Breslau davon in Kenntnis gesetzt, daß man an einem Feldweg zwischen Lohe und Kundschütz in der Nähe von Breslau verdächtige Blutspuren gefunden habe. Der Oberstaatsanwalt, der Polizeipräsident und die Mordkommission begaben sich sofort an Ort und Stelle und konnten nach kurzer Arbeit bald eine Schleifspur entdecken, die in einen ausgetrockneten Wassergraben führte. Hier fand man eine festgetretene Erddecke, die mit frisch ausgerissenem Gras überdeckt worden war. Nachgrabungen ergaben, daß an dieser Stelle die Leiche eines Mannes vergraben worden war. Die weiteren Ermittlungen durch vorgefundene Papiere, die durch das Abschleppen der Leiche in der Schleifspur gefunden worden waren, von denen aber die Täter nichts ahnten, führten zu der Feststellung, daß es sich bei dem Ermordeten um einen 40jährigen Bergassessor a. D. Willibald Fritsch aus Peiskretscham(.=.) handelt. Die Polizei ermittelte noch im Laufe der Nacht zum Mittwoch die Täter. Es handelt sich um zwei Männer im Alter von 21 bzw. 24 Jahren namens Helmuth Kirchhoff und Bernhard Pootzek, beide aus Breslau. Nach stundenlangem Verhör hadsen die Täter ein Geständnis abgelegt, aus dem sich vorläuig ergab, daß es sich bei der Mordtat um einen Racheikt handelt, bei dem persönliche Beweggründe vorliegen. 20 Verletzte bei einem Einsturzunglück. Rom, 6 Febr. In einer kleinen Ortschaft Siziliens brach in einem Gemeindesaal der Fußboden ein. Eine große Anzahl von Personen, die sich dort zum Empfang von Unerstützungsgeldern versammelt hatten, stürzten in den Kellerraum; 20 Personen wurden verletzt, darunter sieben ebensgefährlich. Der deutsche Fischdampfer„Main" vermißt. Der Fischdampfer„Moin der Reederei Hans Kunkel, Wesermünde, der am 22. Januar 1935 von Wesermünde mit der Bestimmung Harstad(Norwegen) ausgelaufen war, um dort am 27. Januar Eis zu nehmen, ist dort nach einem Telegramm aus Harstadt bisher nicht eingetroffen. Man muß befürchten, daß das Schiff mit seiner 14köpfigen Besatzung bei den Stürmen in der vorigen Woche an der Westküste Norwegens gesunken ist. Die Reederei hat sich am 5. Februar an die Gesandtschaft in Oslo und durch Hochseerundfunk an alle Schiffe um Auskunft über den Verbleib des Schiffes gemankt. Bisher haben die Nachforschungen keinerlei Ergebnis gehabt. Das Land der Hundertjährigen Eine solche Bezeichnung darf man wohl dem Lande geben, das bei einer Bevölkerung von rund 4 Millionen über 1200 Hundertjährige zählt. Dieses Land ist Bolivien, ein südamerikanischer Staat von der dreifachen Größe Deutschlands. Die Eisenbahn steigt vom Stillen Ozean bis zum Titicacasee auf 3854 Meter an, der der höchstgelegene Bianensee der Erde ist und eine Ausdehnung von 6900 Quadratkilo= metern besitzt. Die Dampferüberfahrt auf diesem See dauert 12 Stunden. Sucre ist zwar offiziell die Hauptstadt des merkwürdigen Landes, aber die wichtigste Stadt ist jedenfalls La Paz, das auf einem Hochplateau in 3700 Meter Höhe liegt und somit die höchste Hauptstadt der Welt ist. Die Luft in dieser Hauptstadt und in der Höhe ist zwar “ v o n e i n e r f ü r d e n E u r o p ä e r k a u m v o r s t e l l b a r e n R e i n h e i t, aber, um sich darin wohl zu fühlen, muß man wohl Eingeborener sein. Solange die Sonne scheint, ist es behaglich warm, doch nachts herrscht eine empfindliche Kälte. Holz und Kohle gibt es dort oben nicht. Die europäischen Häuser werden mit Elektrizität geheizt, aber die Eingeborenen besitzen überhaupt keine Heizung. Die Luft hier oben ist schon so dünn, daß viele Europäer das Klima nicht vertrugen und wegen der Bergkrankheit das Land verlassen mußten. Auf die Eingeborenen scheint dagegen die dünne Luft lebensverlängernd zu wirken, denn 80 Prozent der Einwohnerschaft wohnen auf dem Hochplateau. Das Land hat eine große Zukunft, denn es ist unrmeßlich reich an Bodenschätzen, deren Ausbeutung erst bei besseren Bahnverhältnissen möglich sein wird. Diese könnten leicht mit Elektrizität getrieben werden, wenn die zahlreichen reißenden Bäche und Flüsse, die von den Höhen der Anden in die Tiefe stürzen, ausgenutzt würden. Auch landwirtschiftlich hat das Land eine große Zukunft. Vorläufig befindet sich der bolivianische Staat noch im Kriege mit seinem Nachbarn Paraguay. Für den deutschen Unternehmungsgeist bieten sich id. Volivien viele aussichtsreiche Möglichkeiten. Neusel siegt in London. In London siegte der deutsche Schwergewichtsboxer Neusel (rechts) über den englischen Schwergewichtsmeister Jack Petersen in der 11. Runde durch technischen.o. Unser Bild zeigt die beiden Kämpfer an der Waage. Neit vonglcheung Ein Abenteuerroman aus dem nördlichen Schweden von Ludwig Osten ucheber-Rechnechuh: Drei Quellen=Verlag Königsbrück sa 78 In der kleinen Kapelle von Olstenna stehen Hanna und Graf Arve vor dem Altar, und der Propst fügt ihre Hände zusammen. Es ist ein feierlicher, ergreisender Augenblick. Alle stehen bewegt, und in manchem Auge sind Tränen der Ergriffenheit. Bärilak steht unweit des Paares, und sein Blick umfaßt die beiden schönen Menschen, die wie füreinander geschaffen erscheinen. Die große Sehnsucht nach Beglückung, die in jedes Menschen Herzen lebt, erfaßt ihn in dieser Stunde stärker als je. Lieben und geliebt zu werden. Ist es nicht der Sinn des ganzen Daseins? Die Ringe sind gewechselt. Der Propst segnet das Paar. Leise setzt die Orgel ein. Die Gäste treten zu dem Paar, um Glück zu wünschen Bärilak ist der erste, der die Hände der Neuvermählten nimmt.„Mein Bruder... meine Schwester!" kommt es bewegt aus der breiten Brust des großen Jägers.„Alles Glück der Welt sei in eurem Hause!" „Es ist schon da. Bruder... hier im Herzen!“ spricht Graf Arve herzlich.„Versprich mir in dieser Stunde, daß Olstenna deine Heimat sein wird.“ „Sie soll es sein, mein Bruder! Wenn mich auch die Wälder rufen... immer werde ich wissen, wo meine Heinat ist!“ Wo die sind, die dich lieben, Bärilak!“ vollendet Hanna * Seit jenem Glückstage ist ein gutes Jahr vergangen Das junge Paar ist in die Welt gezogen, Graf Arve hat ihr die Besitzungen der Olstenna gezeigt, sie haben im Schlosse bei Oestersund gewohnt und waren glücklich; in Stockholm stellte Graf Arve seine schöne junge Frau vor. und man nahm Hanna herzlich auf Dann fahren sie hinaus in die sonnige Welt Aber schon nach einem Vierteljahre kehren sie heim nach dem Schlosse Oestersund und bleiben dort über den Winter, wo Hanna Mutterfreuden entgegensieht Markollen und Stoefen büßen ihre Verbrechen mit dem Tode Bärilak aber trägt jetzt den Namen Olstenna. Er lebt auf dem alten Stammschlosse, verwaltet es und fühlt immer mehr den Segen der Heimat. Noch locken ihn oft die Wälder, immer noch ist er der große Jäger. aber wenn er auf Olstenna die Gäste bewillkommnet, da staunen alle über die Wandlung, die mit ihm vorgegangen ist Bärilak ist ein Kavalier geworden. nicht einer von der Sorte, die das Kavaliertum in den Kleidern und den Allüren suchen, nein, er zeigt die Olstennasche Noblesse im Austreten und Handeln. Er lernt, aus dem Naturmenschen wird ein Kulturmensch, der aber keinen Augenblick den Kontakt mit der Natur, die ihm die Stärke gegeben hat, verlor. Bärilak wird von allen geliebt, er ist gerecht und gut wie Graf Arve. * Der Winter ist vorbei, der Frühling kommt und wird bald vom Sommer abgelöst. Da trifft eines Tages ein Telegramm auf Olstenna ein. das Bärilak in einen förmlichen Taumel der Freude versetzt: „Der Himmel bescherte uns soeben zwei kräftige Knaben! Dein überglücklicher Bruder Arve.“ Bärilak ist außer sich vor Freude. Seine mächtige Stimme schallt durch das ganze Schloß. Er ruft seinen Freund Tärgade. Er muß es ihm sagen. Er ruft nach Kuoni, nach allen Getreuen, die auf Olstenna weilen, und alle kamen aufgeregt zusammengeströmt. „Der alte Stamm treibt neue Reiser!“ sagt Bärilak feierlich zu allen.„Das Geschlecht der Olstenna wird fortleben!“ K „Ein Sohn!“ schreit Tärgade begeistert.„Herr... ein Sohn ist dem Paar geboren worden?" „Zwei Söhne, Türgade! Zwei Jungen! Hahaha was sagt ihr nun? Ist euch jetzt noch bange um das Geschlecht der Olstenna? Es wird leben und neu aufblühen! Freut ihr euch mit mir?" „Und ob wir uns freuen, Herr!" ruft Tärgade überglücklich.„Herr... es wird Zeit, daß du an dich denkst und eine Braut heimführst!“ Da muß Bärilak, der immer ernste Mann, lächeln. „Meinst du. Bruder Tärgade?“ „Beim Heiligen von Karskulla, Herr! Ich möchte gern dein Brautführer sein!" „Vielleicht... wird es geschehen!“ * An diesem Tage besucht Bärilak den Kirchhof in Karskulla, wo Märtjä begraben liegt. Lange verweilt er bei ihrem Grabe und läßt die Vergangenheit noch einmal an seinem Auge vorbeiziehen. Dann rafft er sich auf. Das Leben wartet auf ihn. Er besucht Frau Oberst Oolden und bittet sie um die Hand ihrer Tochter Söttje. Lange schon verbindet sie Liebe miteinander. Bärilak wagte nur in seiner Scheu nicht, das entscheidende Wort zu sprechen Söttje ist sehr glücklich, und als sie Bärilak in seine Arme nimmt und das Gefühl eines großen Glückes hat, da denkt er:„So mag's meinem Bruder Arve zumute gewesen sein, als er Hanna nahm.“ Am gleichen Tage trägt der Draht die Nachricht von der Verlobung zu dem glücklichen Elternpaare. „Warte noch ein Weilchen mit der Hochzeit!“ kam die Antwort.„Warte, bis wir heim kommen und mit dir dein Glück feiern!“ — Ende—