Der Kurs zum Beltten Keich! Nns Ocstreet. Grssserrue Tetssucetr Die Filirrorwehung im=Schteppian der Unverantwortliche Cliquen haben nach wochenlanger Wühlarbeit am vergangenen Montag den von der Nazi= und Hugenbergpresse angekündigten„Systemwechsel“ im Reich vollzogen. An Stelle der, dem Reichstag verantwortlichen Reichsregierung und Leitung des Reichskanzlers Dr. Brüning ist unter nicht ganz einwandfreien Formen ein vom Reichspräsidenten ernanntes„Präsidialkabinett der nationalen Konzentration“ getreten. Kanzler ist der ehemalige Zentrumsfreiherr von Papen. Leitender Kopf ist der Reichswehrminister von Schleicher, Helfer sind u. a. von Gayl (Innenminister), von Rübenach(Post= und Verkehrsminister), von Braun(Ernährung und Landwirtschaft) usw. Die Adelsclique ist also führend. Parteipolitisch gehören die Herrschaften zu den Deutschnationalen mit starkem nationalsozialistischem Einschlag. Die Regierung des Herrn von Papen, deren Zusammensetzung dem Reichspräsidenten übrigens von dem neuen Reichskanzler in Gegenwart des eigentlichen Urhebers dieser Regierung, dem General= leutnant von Schleicher, vorgeschlagen wurde, ist parlamentarisch erledigt, noch bevor sie vor den Reichstag tritt. Von den 577 Mitgliedern des Reichstages sind mindestens 322 gegen sie. Die nationalen Herrschaften wollen bei Annahme des Mißtrauensvotums den Reichstag auflösen, weil sie nach dem Ausfall der letzten Wahlen zu der Dummheit der Massen unbegrenztes Vertrauen haben. Man kann der Geduld des Volkes auch zuviel zumuten!!! Mit welchem moralischen Recht dieses angebliche Konzentrationskabinett, das alle Anzeichen einer Verlegenheit in sich birgt, und weder geistige noch politische Konzentration auch nur im geringsten für sich in Anspruch nehmen kann, sich die Auflösung des Reichstages anmaßt, ist den ministeriellen Baronen und Freiherren wahrscheinlich selbst schleierhaft. Die Zusammensetzung dieser Mißgeburt von Regierung, von der selbst deutschnationale Persönlichkeiten behaupten, daß sie trotz der schwierigen Zeit die schlechteste Regierung ist, die Deutschland seit dem Umsturz erlebt hat und der anzugehören der westfälische Bauernführer und Ministerkandidat der Schleicherei und Papenheimer, Freiherr von Lüninck, einer führenden Persönlichkeit des Zentrums gegenüber mit dem Bemerken abgelehnt hat, daß er sich für eine derartige„Bruchgesellschaft“ zu schade sei, deutlich erkennen, auf welches Ziel das Steuer gerichtet werden soll. Wenn die Herren zum Tanz aufspielen wollen, wir sind bereit! Das Reich ist nicht Preußen, ist nicht Oldenburg. Im Reich sind die Aussichten für die Wahlen besser als in Preußen, weil Süddeutschland mitwählt. Wir jedenfalls hegen die Hoffnung, daß es in diesem Entscheidungsjahr gelingen wird, auch den neuesten Ansturm der vereinigten Reaktion abzuwehren und es damit gelingt, die nichtbestehenden Errungenschaften der Republik zum Nutzen der hungernden und darbenden Volksgenossen endgültig zu retten. Eirber=Erser! I. Die politischen Ereignisse der letzten Jahre haben es uns immer wieder bewiesen, daß wir uns in einer sehr schnelllebigen Zeit befinden und die Dinge sich oftmals überstürzen. Die letzten Tage haben das wieder mit aller Deutlichkeit gezeigt. Die widersprechendsten Meldungen über die Krise in der Reichsregierung schienen am Samstag in gewissen Sinne erledigt, und der weniger Eingeweihte dachte Kopfüber hinab lichel:„Seit 1914 bin ich nicht mehr mit solcher Begeisterung in den Abgrund hineingerast!“ nicht an Ueberraschungen. Immerhin bestand kein Zweifel darüber, daß die„schleichende Krise“ in den letzten Wochen eine Form angenommen hatte, die entweder mit der Krise des Gesamtkabinetts oder mit einer Säuberung der leitenden Reichswehrstellen enden mußte. Zu diesem in der Oeffentlichkeit längst bekannten Zustand sind dann die Machenschaften getreten, die von seiten der Großagrarier und der Schwerindustrie angezettelt wurden. Der Teil der von der Regierung Brüning vorbereiteten Notverordnung, der sich mit den Siedlungsplänen und der Sicherung der sozialen Einrichtungen beschäftigte, hatte es diesen Herren besonders angetan. Ob der Siedlungspläne. die darin bestanden, daß der Boden unrentabler Großgüter zu Siedlungszwecken verwandt werden sollte, geriet das von Marxisten vollkommen reine Kabinett in den Verdacht,„marxistische“, nach anderer Lesart„bolschewistische“ Pläne verwirklichen zu wollen. Die Herren aus dem Osten Deutschlands haben den Aufenthalt des Reichspräsidenten in Neudeck dazu benutzt, um stärkstens auf ihn einzuwirken und ihn ihren Plänen dienstbar zu machen. Die Folge war, daß Hindenburg die Abänderung der Notverordnung verlangte und Herrn Brüning erklärte, daß der Kurs der Regierung nicht mehr sein Vertrauen habe. So hat denn derselbe Reichspräsident, der seine Wiederwahl sicher nicht zuletzt dem entschiedenen Auftreten des Herrn Brüning zu verdanken hat, demselben Mann den Tritt versetzt, als andere reaktionäre Einflüsse die Ueberhand gewannen. Früher schien es im gegenseitigen Verhältnis von Hindenburg zu Brüning, als wenn das Wort „Treue um Treue“ noch eine gute Bedeutung hatte. Die Siedlung Ein besonderer Anlaß zum Sturz der Regierung Brüning war ihr Plan, den bankrotten Großgrundbesitz zu besiedeln. Die SpD. kündigt sthärfsten Kampf an Berlin, 1. Juni. Im Anschluß an die sozialdemokratische Fraktionssitzung im Reichstag am Mittwochvormittag gab die Fraktion folgende Erklärung bekannt: Der Sturz der Regierung Brüning, der außerhalb des Parlaments durch unverantwortliche Natgeber des Reichspräsidenten herbeigeführt worden ist, eröffnet eine außerordentlich schwere innenund außenpolitische Krise. Die Art der Bildung und der Zusammensetzung der Reichsregierung ist gegen das Volksinteresse und gibt keine Gewähr für die Aufrechterhaltung der Sozialpolilik, insbesondere der Rechte der Arbeitslosen. Desgleichen ist die Führung einer Außenpolitik geKhrdet, die zu einer Wiederherstellung des Vertrauens und der notwendigen internationalen Zusammenarbeit führt. sozialdemokratische Reichstagsfraktion, entschlossen, gegen alle sozialreaktionären Anschläge, Segen alle inflationistischen Experimente und gegen alle Angriffe auf die Verfassung und die Demokratie den Kampf zu führen, steht der sich bilden den Regierung mit schärfstem Mißtrauen gegenüber und wird daraus alle parlamentarischen Konsequenzen ziehen. K Die sozia Gesetzentwürfe des Klein] tung der Geb Reichstage ein aus, daß die schlechtert Katastrophe z Wohnungsbau solche öffentlie 20 Prozent u daß die Haus wandelt werd lösbar sein ur Gat un 8serlohr dem die hien Mordaffäre, 8. Mai 1920 Dannenhöfe mordete tru waren mit waren die der Kommo Mill Der Reig Uhr, einbAuf der er den äsident dient da rin dieser F 13. M ä rschlägt. erforderl! nas feststeh rsorgli iten Wah tenwahl 1 148 M letzten Ereignisse lassen in die Richtigkeit berechtigte Zweisel setzen! II. Brüning ist also gegangen. Hindenburg hat den Nazis und der gesamten Reaktion einen billigen Sieg verschafft. Die naziotische Presse hat gejubelt und davon geschrieben, das nun„das System abtrete“. Der sattsam bekannte kleine Gernegroß der Nazis, Josef Goebbels, schrieb im„Angriff“ den Satz:„Die Stunde der NSDAP. ist gekommen!" Der Jubel dieser Leute sollte Herrn v. Hindenburg in den Ohren gellen und ihm Veranlassung dazu geben, darüber nachzudenken, wie gut er von der Offiziers= und Großgrundbesitzer=Kamarilla beraten worden ist! Inzwischen sind nun die Bemühungen um die Bildung der neuen Regierung ausgenommen worden. Das Zentrum erlebte dabei die peinlichste Uerraschung: Der alte Zentrumsreaktionär von Papen wurde mit der Kabinettsbildung beauftragt, und so der Versuch unternommen, das Zentrum an die neue Regierung zu binden. Das ist nicht gelungen, denn gleich nach Bekanntwerden dieses Namens hat die führende Zentrumspresse den Trennungsstrich gezogen, und die„Kölnische Volkszeitung“ schreibt noch am Donnerstag, daß diese Lösung der politischen Wirrnisse als ein„Treppenwitz der Weltgeschichte“ aufgefaßt werden müßte. Herr von Papen wird wohl die Konsequenzen ziehen und aus der Zentrumspartei austreten. Seine Bemühungen, ein Kabinett zu bilden, hat er fortgesetzt. Dabei hat sich die ganze Absicht dieser Ministerstürzerei und das Minisierium v. Papen „Fünf Adlige, keine Arbeiter,— endlich einmal eine Volksregierung nach meinem Junkerherzen!“ üble Spiel, daß gegen Brüning getrieben worden ist, enthüllt. Die Namen der bis jetzt genannten Herrschaften, die zukünftig die Geschicke des deutschen Volkes leiten sollen, sind Kennzeichen der ausgesprochenen Reaktion und der Diktaturspielerei. Neben von Papen erscheinen: Freiherr von Gayl, Innenminister; General von Schleicher, Reichswehrminister. Diese Minister allein genügen schon, um die Provokation gegenüber der Arbeiterschaft auf das Höchste zu steigern. Die„Volksregierung“, die bis zur Stunde zusammengebracht worden ist, weist nur 5(fünf) Namen von Adligen auf, und mit Recht schreibt der„Vorwärts“ von einem „Kabinett der Barone“. Wie will Herr von Papen regieren? Diese Frage dürfte ihm dann noch einige Kopfschmerzen machen, wenn er beabsichtigen sollte, eine Parlamentsmehrheit für sich zu buchen. Die Sozialdemokraie hat durch die Reichstagsfraktion eine schärfste Kampfansage aussprechen lassen— das Zentrum hat nicht minder deutlich erklärt, daß es diese Zwischenlösung ablehne, und für solche Experimente keine Verantwortung übernehme. Auch die Bayerische Volkspartei hat Oppositionsstellung bezogen und beteiligt sich nicht an dieser Regierung. Den Nazis geht der Weg noch nicht weit genug nach rechts— sie wollen nur dann tolerieren wenn das SA.=Verbot aufgehoben wird und die Reichstagsauflösung erfolgt. Aber selbst wenn die Nazis tolerieren, ist eine Mehrheit des Reichstages für diese neue Regierung nicht zu gewinnen. Es bleibt also nur der Weg der Auflösung des Reichstages oder Herr von Papen muß die Absicht haben, ohne Reichstag zu regieren und in Deutschland die Militärdiktatur zu errichten. Die bis jetzt bekannte Zusammensetzung der Regierung läßt erwarten, daß wir von diesem letzteren Zustand nicht weit entfernt sind. Dafür spricht auch das Gerücht, das beabsichtigt sei, für Preußen einen Reichskommissar zu ernennen, und so die geschäftsführende Regierung BraunSevering unter Reichsaufsicht zu stellen. Wir wollen es mit aller Deutlichkeit sagen: Diese Spielereien bedeuten, daß Deutschland sich mit blitzartiger Geschwindigkeit dem vollkommenen Zusammenbruch nähert und die Einheit der deutschen Republik in Frage gestellt ist. Die Mahnungen, die in den letzten Tagen von süddeutschen Blättern ausgesprochen wurden, könnten auch für andere deutsche Gebietsteile zutreffen, die Ruhe und Ordnung bewahren wollen gegenüber dem Zustand des Verderbens, dem Deutschland nicht zuletzt durch die Kurzsichtigkeit seiner führenden Politiker zutreibt! III. Geradezu katastrophal ist der Eindruck dieser Ereignisse im Ausland. Kurz vor dem Zusammentritt der Lausanner Konferenz hat uns diese Welle des Mißtrauens gerade noch gefehlt, um das Schicksal der deutschen Wünsche und Forderungen vollends zu besiegeln. Die Pressestimmen aus England, Frankreich, Belgien und Amerika, die zu den Dingen Stellung nehmen, beleuchten die Situation so, daß die neue Regierung auf das schärfste Mißtrauen unserer früheren Gegner stoßen wird. Besondere Empörung herrscht in Amerika, das die Berufung des Herrn von Papen als eine besondere Spitze gegen sich betrachtet. Die Rolle, die Herr von Papen als Militärattachee in Amerika zu Anfang des Weltkrieges gespielt hat, ist ihm noch nicht vergessen. Daß der nazifreundliche und damit revanchelüsterne General von Schleicher in Frankreich mit besonderer Vorsicht ausgenommen wird, versteht jeder vernünftige Mensch. Die Aussichten Deutschalnds in der Welt sind durch diese Krise also ungemein verschlechtert worden. Eine Beruhigung der politischen Verhältnisse ist aber unbedingt notwendig, wenn das Vertrauen der Völker untereinander wachsen und die Weltwirtschaft damit eine Belebung erfahren soll. Die Arbeiterklasse der ganzen Welt wird die Kosten dieses neuen Experimentes bezahlen müssen. Für die deutsche Arbeiterklasse ganz besonders wächst aber in dieser Situation die Verantwortung für die Erhaltung des Friedens und die Sicherung der demokratischen Republik. Niemals zuvor ist die feste Formierung der„Eisernen Front“ so wichtig gewesen wie jetzt. Die sozialistische Arbeiterbewegung muß gegen jeden Angriff gewappnet sein. Der Massenwillen, sich das Recht der Mitbestimmung über das politische Geschick nicht durch ein paar Hasardeure nehmen zu lassen, muß uns befähigen, auch die letzten Mittel in diesem Kampfe einzusetzen. Daß du, lieber Leser, in alter Kampfbereitschaft entschlossen bist, alles für die Freiheit der Arbeiterklasse und die Niederlage der Reaktion zu wagen, in dieser Gewißheit grüßt dich Thomas. PSs tohnung unn Sruskund Für die Aufnahme, die das neue Kabinett im Auslande findet, ist eine Meldung aus New York bezeichnend: Der Eindruck der bevorstehenden Ernennung von Papens, des früheren Militärattachés bei der deutschen Botschaft in Washington, ist innerhalb und außerhalb der amerikanischen Regierungskreise geradezu verheerend. In Regierungskreisen bezeichnet man die bevorstehende Ernennung trotz merkbarer Zurückhaltung als unverständlich und unerklärlich. Innerhalb der Presse herrscht eine starke Gereiztheit gegenüber von Papen, dessen Spionageaffäre während des Krieges spaltenlang bis ins einzelne geschildert wird. Herr von Papen kannte während des Krieges als Militärattaché in Washington kein höheres Ziel, als halb Amerika in die Luft zu sprengen. Er organisierte mit viel Geld großzügige Sabotageakte, bis er eines Tages erwischt, von der Regierung gestellt und schleunigst abgeschoben wurde. Die Folge dieser Tätigkeit in Amerika war, daß viele Amerikaner, die mit ihm in Verbindung standen, ins Gefängnis wanderten und so zahlreiche Familien auf Jahre ins Unglück gestürzt wurden. In Riesenüberschriften wird zugleich festgestellt, daß dieser Mann jetzt der Reichskanzler Deutschlands werde.„Herald Tribune“ schreibt, daß der Name von Papen in Millionen von Amerikanern die Ereignisse des Krieges wachrufen werde. Zusammenfassend ist festzustellen, daß die Kanzlerschaft Papens Deutschlands Interessen in Amerika abträglich ist und nicht ohne Nachwirkungen bleiben wird. Nach dieser Schilderung weiß man, wie das Kabinett von Papen im Auslande wirkt. ZugEeingleisung versenthenn Die Aufräumungsarbeiten an der Unglücksstätte. Links ein entgleister Personenwagen. Bei dem Unglück, das sich auf dem Bahnhof Bent. heim=Nord(Regierungs. bezirk Osnabrück) infolge falscher Weichenstellung ereignete, wurden 17 Personen, am schwersten der Lokomotivführer und der Heizer, verletzt. Itlastolten Wo sind die Tage geblieben, in denen um Brüning das Lob des Kabinetts der Frontsoldaten, des unerschütterlichen Treueverhältnisses zwischen Brüning und Hindenburg in den höchsten Tönen gesungen wurde? Es ist heute davon nichts übrig als eine literarische Reminiszenz. In einer Monographie über Heinrich Brüning von Rüdiger Robert Beer lesen wir: „Es war vielleicht der bedeutsamste Augenblick in Brünings Leben, als er sich mit Hindenburg fand, als der alte ostelbische Protestant und der vier Jahrzehnte jüngere katholische Westfale ein unausgesprochenes Bündnis für Deutschland schlossen. Nur Monate später war die Lage so, daß auf den Schultern dieser beiden Männer alles stand, was noch deutscher Staat hieß. Ja, daß vielleicht nur diese beiden zwischen Deutschland und dem Chaos standen. Der Ehrfurcht des Jüngeren begegnete ein väterliches Wohlwollen des alten Herrn, das sich in manchem kleinen Zug äußerte. So, wenn er später dem Reichskanzler für die Ostpreußenreise seinen Pelz, den er während des Feldzuges getragen hatte, zuschickte, damit er sich nicht erkälte... In gewissem Sinne nämlich übertrug Brüning Traditionen seiner Soldatenzeit auf die Regierung. Nun wünschte er unter der Handvoll Männer, mit denen er sich dem Schicksal Deutschlands entgegenzustellen suchte, unabhängig von der politischen Herkunft und der persönlichen Haltung der ein1690000000 Mart in Kechnungszüher 193. Berlin, 1. Juni. Nach Mitteilung des Reichsfinanzministeriums war am Ende des Rechnungsjahres 1930 beim ordentlichen Haushalt ein Fehlbetrag von 1190 Millionen Mark vorhanden, von dem im Rechnungsjahre 1931 durch die außerordentliche Schuldentilgung 420 Millionen Mark abgedeckt worden sind. Das Rechnungsjahr 1931 bleibt somit mit einem Fehlbetrag aus 1930 in Höhe von 770 Millionen Mark belastet, wozu ein neu entstandener Fehlbetrag von 449,1 Millionen Mark tritt, der sich aus einer Mindereinnahme von 115,7 und einer Mehrausgabe von 333,4 Millionen Mark zusammensetzt. Beim außerordentlichen Haushalt betrugen im Rechnungsjahre 1931 die Einnahmen 27,1 und die Ausgaben 178,7 Millionen Mark. Die Ausgaben überstiegen also die Einnahmen um 151,6 Millionen Mark. Einschließlich früherer Fehlbeträge fehlte Ende 1931 beim außerordentlichen Haushalt noch Deckung für insgesamt 470,9 Millionen Mark. Da in absehbarer Zeit mit einer Anleihe, bei der dieser Betrag in Rest zu stellen gewesen wäre, in dieser Höhe nicht gerechnet werden kann, ist der gesamte Fehlbetrag des außerordentlichen Haushaltes Ende 1931 auf den ordentlichen Haushalt übernommen worden, so daß sich ein Gesamtfehlbetrag von 1690 Millionen Mark für den Schluß des Rechnungsjahres 1931 ergibt, der nach den Vorschriften der Reichshaushaltsordnung im Jahre 1933 abzudecken ist, wenn nicht etwas anderes bestimmt wird. zelnen Minister, eine kameradschaftliche Verbundenheit zu schaffen. Wie diese Männer sich dem Reichspräsidenten persönlich verpflichteten—„ich verlasse euch nicht, und ihr sollt mich nicht verlassen“ sagte er ihnen bei der Vereidigung—, so sollte auch die Regierung in sich eine geschlossene Gruppe sein. Je schwerer die Not und je schärfer die Angriffe wurden, um so fester wuchs diese Verbundenheit. Man ließ keinen einzelnen fallen.. So sagt die Legende schwarz auf weiß! Erst fiel Wirth, dann fiel Groener und zuletzt fiel Brüning selber mitsamt dem ganzen Kabinett der Frontsoldaten. „Ich verlasse euch nicht, und ihr sollt mich nicht verlassen.“ Ein schönes Wort— aber es ist damit ebenso wie mit allen schönen Worten aus der Weltgeschichte. Es ist immer alles ganz anders! Die Aussprache über die Tanks in Genf beendet Im Landrüstungsausschuß der Abrüstungskonferenz wurde heute die Aussprache über Tanks, Panzerwagen usw. abgeschlossen. In der Diskussion zeigten sich wieder weitgehende Meinungsverschiedenheiten über den Angriffscharakter dieser Waffen. Die deutsche Delegation wird morgen dem Ausschuß noch einen Fragebogen über die Befestigungen vorlegen. je bestimmenden Männer Reichskanzler v. Papen Reichswehrminister v. Schleicher Srb. gegen Kabmett der reakticharehKonzentratien CcndrietsOpper. Parteigenossen, Parteigenossinen! Die Reaktion hat ihre Karten aufgedeckt! Durch eine Intrige ostpreußischer Großgrundbesitzer und ehrgeiziger Generäle ist das Kabinett Brüning gestürzt worden, nachdem es wenige Wochen zuvor im Reichstag mit einer Mehrheit von 30 Stimmen gesiegt hatte. An seine Stelle soll als Reichskanzler Herr v. Papen treten, dessen einzige politische Leistung bis zur Stunde darin besteht, daß er— bisher auf dem äußersten rechten Flügel des Zentrums stehend— unablässig gegen die Politik der eigenen Partei, gegen die Regierung der Weimarer Koalition in Preußen frondiert und konspiriert hat. Das neu zu bildende Kabinett nennt sich„Kabinett der nationalen Konzentration“. In Wahrheit ist es ein„Kabinett der reaktionären Konzentration“. In diesem Kabinett sammeln sich die wirtschaftlich und politisch reaktionären Mächte Deutschlands. Bezeichnend ist schon das äußere Bild: die übergroße Mehrheit der Kabinettsmitglieder entstammt dem Adel. Bürgerliche Namen sind nur ganz vereinzelt anzufinden. Kein Arbeiter gehört dem Kabinett an. Auch der Mittelstand ist ausgeschaltet. Dies Kabinett der„nationalen Konzentration“ ist die erste Reichsregierung seit 1918, in der die organisierte Arbeitneymerschaft, in der die Gewerkschaften der Arbeiter, Angestellten, Beamten, ganz gleich welcher Richtung, ohne jede Vertretung geblieben sind. Das ist kein Zufall! Der äußeren Zusammensetzung entspricht der innere Geist der neuen Regierung. Wir Sozialdemokraten haben an dem Kabinett Brüning vieles zu tadeln gehabt, am meisten, daß es die Forderungen der Arbeitnehmer in der Wirtschaftskrise nur sehr unvollständig und zögernd erfüllte. Aber nicht deswegen hat die oben gekennzeichnete Elique das Kabinett Brüning beseitigt. Der Sturz des Kabinetts Brüning erfolgte, um die im Kabinett Brüning noch vorhandene schwache Vertretung der Arbeiterinteressen restlos auszumerzen. Mit dem Sturz der Regierung Brüning soll die Bahn freigemacht werden: für die Aufhebung des Versicherungscharakters der Arbeitslosenversicherung, d. h. für die Ersetzung der gesamten Arbeitslosenversicherung durch die Wohlfahrtspflege: für die Beseitigung eines bindenden Tarisvertragsrechtes, v. h. für die Herabsetzung der Löhne im größten Maßstab. Das ist nicht alles! Zerschlagen werden soll durch den Sturz des Kabinetts Brüning das Projekt der Arbeitsbeschaffung im Wege einer aufzulegenden Prämienanleihe. Zerschlagen werden soll der Plan einer großzügigen Besiedelung des bankrotten und nich mehr sanierungsfähigen ostelbischen Großgrundbesitzes. einer der Hauptgründe für den Sturz der Regierung Brüning ist es gewesen, daß diese sich geweigert hat, dem ostelbischen Großgrund. besitz für seine im Siedlungsverfahren aufzuteilenden bancerotten Güter die von den Junkern geforderten phantastischen Ueberpreise zu zahlen. Zu den wirtschaftlichen Gründen kommen die politischen. Die durch die Krisenpanik und die Kopflosigkeit eines Teils der Bevölkerung genährten reaktionären Hoffnungen sollen erfüllt werden, indem das Steuer des Reichs nach rechts gedreht wird. Es ist bezeichnend, daß dieses Kabinett der Barone, der Generäle, der Industrieherren und Großagrarier auf die Tolerierung der Nationalsozialistischen „Arbeiterpartei“ spekuliert. Es ist ebenso bezeichnend, daß diese angebliche„Arbeiterpartei“ sich unter gewissen Bedingungen zur Tolerierung dieses ausgesprochen arbeiterfeindlichen Scharfmacherkabinetts bereiterklärt. Zu den Bedingungen der Nationalsozialisten gehört u. a. die Aufhebung des SA.=Verbotes, die Aufhebung aller Strafverordnungen gegen den politischen Terror und die baldige Neuwahl des Reichstages. Die Nationalsozialisten betrachten die neue Regierung nur als Wegbereiterin ihrer eigenen Herrschaft. Nach Erfüllung ihrer Bedingungen erhoffen sie unter Anwendung des blutigsten Terrors, durch rücksichtsloseste Einsetzung der Hitlerschen Privatarmee den künftigen Reichstag nach ihren Wünschen zu gestalten. Genossen und Genossinnen! Diesen Plan der Reaktion zu durchkreuzen, ist die Aufgabe der orgasierten Arbeiterklasse, ist die Aufgabe der Sozialdemokratie. Es besteht hierzu auch die volle Möglichkeit, wenn die Arbeiterklasse das Spiel der Reaktion rücksichtslos entlarvt! Jetzt ist der Augenblick gekommen, in dem die reaktionären Kräfte, die bisher alles Unglück auf das„System". auf die Demokratie, auf die Republik, auf den Sozialismus abgewälzt haben, selber die Verantwortung übernehmen müssen. Jetzt wird sich der Wert ihrer demagogischen Verheißungen erweisen! Zetzt sollen die neuen Herren auf der Lausanner Konferenz zeigen, ob sie imstande sind, die Zerreißung des Versailler Vertrags und die Streichung aller Lasten zu ertrotzen! Jetzt sollen sie zeigen, wie weit ihr demagogisches Geschrei über die Notverordnungen ernst gewesen ist! Jetzt sollen sie zeigen, ob sie die Steuerverordnungen usw. der Regierung Brüning aufheben werden! Die Sozialdemokratie tritt in die schärfste Opposition in einem Augenblick, in dem die reaktionäre Demagogie gezwungen ist, sich selber zuentlarven. Es kommt nun darauf an, daß der kurze Zeitraum, der uns voraussichtlich bis zu den Reichstagsneuwahlen bleiben wird, ausgenutzt wird, um auch die von Kommunisten und Nazis irregeführten Teile der Arbeiterschaft in die Front der Sozialdemokratie gegen die Reaktion zurückzuführen. Das gilt namentlich von jenen Verblendeten und Irregeführten, die sich jahrelang von den Kommunisten einreden ließen, daß die Sozialdemokratie der„Hauptfeind“ sei! Der alte Kampfgeist der Sozialdemokratie lebt! Für uns gibt es keinen Kleinmut und keine Entmutigung. Denn wir wissen: Die politische Krise Deutschlands ist nur eine Auswirkung der Weltkrise des kapitalistischen Systems. Vergebens sucht die Kapitalistenklasse Deutschlands beim Faschismus ihre Rettung. Alle Flickarbeit der kapitalistischen Helfer wird vergeblich bleiben. Der Umbau der versagenden Wirtschaftsordnung mit dem Ziel sozialistischer Gemeinwirtschaft ist zur Gegenwartsaufgabe gereift. Die Macht der Monopole muß gebrochen werden, der Einfluß des Staates auf Warenerzeugung, Warenverteilung, Bank= und Kreditwesen verstärkt werden. Besitz und Verfügungsgewalt der öffentlichen Hand müssen erweitert werden, um die Grundlage für die Planmäßigkeit der Gesamtwirtschaft zu schaffen. Der Ausweg aus Krise, Not und Elend ist der Weg zum Sozialismus. In diesem Geiste werden wir kämpfen und siegen! Es lebe der Kampf! Eslebe die Sozialdemokratie! Berlin, den 1. Juni 1932. Der Parteivorstand Mar Donald wünscht Erweiterung der Lausanner Konferenz Premierminister MacDonald erklärte einem Vertreter der„Daily Mail“ in einer Unterredung in Lossiemouth, daß die Lausanner Konferenz nicht nur die Reparations= und Schuldenfrage, sondern auch das größere Problem des Niederganges des internationalen Handels mit Energie in Angriff nehmen müsse. Ich bin fest entschlossen, betonte der Premierminister, nach Lausanne zu gehen, weil die dort zu leistende Arebit meiner Ueberzeugung nach von entscheidender Wichtigkeit für die künftige virtschaftliche Stellung Englands sein wird. Es geht aber nicht mehr um die Erholung einer Nation, sondern darum, daß die Lausanner Konferenz sich nicht nur mit Schulden und Reparationen befaßt, sondern auch dieses viel größere Problem mit all seinen wichtigen Zusammenhängen kühn in Angriff nimmt, denn keine Nation kann es für sich allein lösen. Die Vertreter der britischen Regierung werden sich mit äußerster Energie darum bemühen, die Konferenz dazu zu bringen, diesen wichtigen Fragen gegenüberzutreten. keine Regierungsbeteiligung der französischen Sozialisten In der Vormittagssitzung des sozialistischen Parteitages beichtete Léon Blum über die gestrige Unterredung mit Eduard berriot, in der dieser darauf hingewiesen habe, daß die Umstände sicht mehr die gleichen seien wie 1924, als die Unterstützung durch die Sozialisten für die übrigen Linksparteien erforderlich war. Léon Blum erklärte, wenn auch eine Verständigung über einige venige Punkte des sozialistischen Programms möglich scheine, nache sich doch hinsichtlich der meisten anderen, namentlich wegen der Herabsetzung der Militärkredite, eine tiefgehende Meinungsverschiedenheit geltend. Er legte dem Kongreß eine Entschließung vor, in der festgestellt wird, daß mit der gestrigen Entschließung der Radikalen die Besprechungen über die Regiekungsbeteiligung der Sozialisten beendet sind. Der Parteitag hat sich einstimmig die von Léon Blum vorgelegte Entschließung zu eigen gemacht. * Der sozialistische Abgeordnete Vincent Auriol hat eine Entschließung über die Bedingungen ausgearbeitet, unter denen die Sozialisten bereit wären, sich mit den Radikalen an der Regiekung zu beteiligen. Dieses Programm sieht in erster Linie den Ausschluß derjenigen Parteien von der Regierungsbildung vor, die die Regierung Tardieu=Laval unterstützt haben. In außenpolitischer Hinsicht tritt die Entschließung für eine„Organiserung des Friedens durch Verständigung der Völker“ sowie allgemeine Abrüstung durch Herabsetzung der Ausgaben für nilitärische Zwecke ein. Die von den Sozialisten geforderte Einschränkung der Militärausgaben wird also in diesem Kompromißvorschlag nicht wie bisher als selbständige Initiative, sondern als Bestandteil einer allgemeinen Abrüstungskonvention empfohlen. Die bekannten finanz= und wirtschaftspolitischen Forderungen der Sozialisten sind dagegen unverändert geblieben. Der Nationalökonom Heinrich Herkner? Prof. Dr. Heinrich Herkner, der bedeutende Nationalökonom der Berliner Universität, ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Mit seinem sozialpolitischen Werk„Die Arbeiterfrage“ erlangte er Weltruf. Die illegale Hitlerpartei Mit der Frage, ob die NSD A P. eine legale oder illegale Partei, oder mit anderen Worten, ob sie einen Umsturz der Verhältnisse auf parlamentarischem Wege oder mit Hilfe der Gewalt wolle, hatte sich das Landesarbeitsgericht Halle in mehreren Verhandlungen zu beschäftigen. Veranlassung dazu war eine Klage des nationalsozialistischen Stadtverordneten Dr. Böttger in Wittenberg a. d. Elbe, ehemals Vertrauensarzt bei der dortigen Schutzpolizei gegen die preußische Regierung, die ihn seinerzeit auf Dienstvertrag angestellt und im Frühjahr 1930 ordnungsgemäß entlassen hatte. Diese Kündigung socht der Naziarzt mit dem Einwand an, daß sie zu Unrecht erfolgt sei. Vor dem Arbeitsgericht Wittenberg erzielte er zunächst ein obsiegendes Urteil. Vor dem Landesarbeitsgericht Halle, bei dem Böttger Berufung einlegte, wurde er mit seiner Klage jedoch abgewiesen. Die Angelegenheit ging dann an das Reichsarbeitsgericht in Leipzig, das die Sache an das Landesarbeitsgericht Halle zurückverwies mit der Aufgabe zur Prüfung der Frage, ob zur Zeit der Entlassung Böttgers die nationalsozialistische Partei illegale Ziele verfolgt hätte und ob Böttger zu Recht oder Unrecht entlassen worden sei. Nach mehrfacher Verhandlung verkündete heute das Landesarbeitsgericht folgendes Urteil: Das Urteil des Arbeitsgerichtes Wittenberg wird abgeändert und der Kläger mit seiner Klage kostenpflichtig abgewiesen. Er hat auch die Kosten der Revisionsinstanz zu tragen. Der grundsätzlichen Bedeutung wegen wird auch dieses Urteil für revisionsfähig erklärt. Reichsinderziffer für die Lebenshaltungstosten Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskosten beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamts für den Durchschnitt des Monat Mai 1932 auf 121,1 gegenüber 121,7 im Vormonat; der Rückgang beträgt somit 0,6 v. H. Kind verschwunden— vermutlich in der Emscher ertrunken Dortmund, 1. Juni. Der Bergmann Friedrich Mieszery aus Dortmund=Dorstfeld erschien am Dienstag bei der Polizei und meldete, daß sein 1 Jahr und 10 Monate altes Kind seit Montag abend spurlos verschwunden sei. Er gab an, daß es möglich sei, daß das Kind in der Emscher, die in unmittelbarer Nähe des Hauses vorbeiführt, ertrunken ist. Nach den bisherigen Feststellungen ist es aber auch nicht ausgeschlossen, daß ein Verbrechen vorliegt. Aufleg Die sozial Gesetzentwürfe des Kleinf tung der GebReichstage ein aus, daß die schlechtert Katastrophe z Wohnungsbau solche öffentlie 20 Prozent u daß die Haus wandelt werd lösbar sein un — Gat Der Reich 15 Uhr, einbe Auf der: über den präsident tag dient da worin dieser den 13. Mä vorschlägt. erst erforderl! gangs feststeh vorsorgli zweiten Wah dentenwahl 1 Sserlohn dem die hiest Mordaffäre, 8. Mai 1920 Dannenhöfe: mordete tru waren mit waren die der Kommo TOUATUFF WSIT Eist Pieltschjagtkach Gitten Roman von Margarete Müller-Hohne Eine Frau präsidiert im amerik. Senat Frau Hattie Caraway, Senatorin von Arkansas, mit dem berühmten Hammer, dem Amtszeichen des amerikanischen 21 Um sie drängten sich die Statisten. Nelly konnte kaum reden vor freudiger Ueberraschung. Wirklich, die kleine Linde war da... und wie sie sich herausgemacht hatte. Pannwitz konnte sich kaum sattsehen an der reizenden, jungen Dame. Es war nicht der geeignete Ort, sich auszusprechen, und so verabredeten sie sich. Eine Stunde später saßen sie in einem kleinen, gemütlichen Lokal zusammen. Erik Heimer hatte Delia inzwischen aufgeklärt, und nun folgten sie alle drei interessiert den Erzählungen des Paares. Linde bemerkte den Trauring an Nellys Hand zuerst. „Nelly, du trägst ja einen Trauring...“ „Nun ja... gestatte, daß ich dir den Mann dazu vorstelle.“ Sie nickte lächelnd zu Pannwitz, der sich artig verbeugte. „Nelly... Herr Pannwitz... ich gratuliere... davon habt ihr mir doch gar nichts geschrieben...“ „Hat sich auch alles erst nach meinem letzten Brief ereignet, sei nicht böse, daß ich so lange schwieg, Kleine.“ So redselig hatte Delia Linde noch nie gesehen, auch die Anteilnahme Eriks war groß. Nelly erzählte drollig. Pannwitz hatte seiner imponierenden Länge dieses Engagement zu verdanken. Er sorgte gleich für Nelly, die gerade einen heftigen Strauß mit Jack auszufechten hatte, mit. Geflohen seien sie nicht. Nach einer großen Auseinandersetzung seien sie gegangen. Das Glück war ihnen hold, sie gefielen und wurden weiterverpflichtet, dabei fanden sich ihre Herzen. Von Linde hatten sie wohl gehört, hatten mit regstem Interesse ihren Aufstieg verfolgt... in der nächsten Zeit wollten sie ihr schreiben, doch das war ja nun nicht mehr nötig. ..: wer ist denn nun an deiner Stelle bei Jack?“ Oh, Linde konnte sich diesen Mann so lebhaft vorstellen, konnte den Abschied dieses Paares miterleben. Nelly sah nach Lindes Frage nachdenklich vor sich hin... .. als ich ging, war noch kein Ersatz da...“ Ach, für alle, die dieses Wandertheater von der ulkigen Seite auffaßten war wirklich vieles zu belachen. Sie lachte nur gezwungen mit. Wohl hatte sie ihren guten Erich Pannwitz lieb, aber Jacks Liebe war ein Kapitel, das aus dem Buche ihres Lebens nie zu entfernen ging. Nur sie wußte es, wie schwer es ihr gefallen war, ihn damals zu verlassen. Es mußte ja sein! Mußte sein, bevor er ihrer gänzlich überdrüssig war. Pannwitz ahnte ja nichts von den stillen Stunden, in denen sie sich nach der Leidenszeit bei Jack sehnte. Es war doch ihr höchstes Glück gewesen, ihm dienen zu dürfen. Linde nahm ihnen das Versprechen ab, sie baldmöglichst zu besuchen, und sie sagten zu. * „Ich gehe nicht zum Film, lehne das Angebot ab...“ sagte Linde in der Bahn zu Heimer. Er sah sie an, freudiges Rot huschte über sein Gesicht. „Eleonore wird das recht einseitig von dir finden neckte er. „Es hilft nichts, ich bleibe, wo ich bin...“ bekräftigte sie ihre Worte. Delia fühlte das tiefe Glück, das den geliebten Mann erfüllte. „Freust du dich so?“ Beide Hände legte sie an seine Wangen, zog sein Gesicht zu sich hernieder und küßte es. Linde zuckte zusammen. Das erstemal, daß sie Zeuge war. wie sie ihn küßte. Wie Trotz flammte es in ihrem Herzen auf. Wenn sie nun alle Kraft zusammennahm, ob sie es schaffte, dieser Schönen Erik Heimer zu entreißen? Sie mußte ihn wieder allein sprechen! Noch waren die beiden ja nicht gebunden. „Ich bin morgen bei dir...“ sagte er beim Abschied ich muß mit dir sprechen.“ Wie sie ihn erwartete. Blumen dufteten in den Vasen, schmückten mit bunter Pracht belebend die Möbel. Er kam wie damals, freudig, wie ein guter Freund. Beglückt hörte sie seine Stimme, empfand sie seine Nähe. Er sprach von dem Auslandengagement, und sie sagte ihm, daß sie nicht daran denke, Deutschland zu verlassen. Sie sprachen von dem Wiedersehen mit Nelly und Pannwitz. „Hat sie sich nicht sehr verändert in der ganzen Zeit? Als Nelly erzählte, erschien sie mir so viel älter, so ganz anders, als sie mir in der Erinnerung haftete.“ Mit diesen Worten schritt sie zum Schreibtisch, entnahm einem Fach ein Kistchen Zigarren, öffnete es und bot es ihm. „Bitte...“ Er stutzte, sah schnell zu ihr auf. „Jetzt bist du wohl schon direkt eingerichtet auf Herrenbesuche?“ Etwas verlegen streifte ihn ihr scheuer Blick. „Oh, wieso? Als ich diese Zigarren kaufte, dachte ich an Sie. Ich weiß noch, wie schwer es mir immer auf das Herz fiel, wenn ich Ihnen nichts, aber auch gar nichts anbieten konnte.“ Lächelnd entnahm er dem Kistchen ein Exemplar, beschnitt es etwas umständlich mit seiner kleinen Schere, die er zu solchem Zweck bei sich trug...„Also... direkt für mich! Ich fühle mich ganz besonders geehrt, und habe Grund, dir zu danken.“ „... von Nelly sprachen wir... Ja liebe Linde, verändert ist sie tatsächlich. Weißt du auch warum?...“ Sie verneinte, setzte sich zu ihm und sah ihn erwartungsvoll an. „Wie kann ich wissen?“ Er blies den Rauch seiner Zigarre in die Luft— seine Blicke hingen an den weißen Wölkchen... „Mir scheint, daß sie mit diesem Herrn Jack eine Liebelei hatte.— Ja?— Na also!— Siehst du, da kommen wir der Sache schon näher. Die Zeit brachte diese Menschen auseinander.“ „Nelly hat ihn aber sehr geliebt...“ Er nickte...„Sonst hätte sie es ja auch an dieser Schmiere nicht solange ausgehalten.“ Langsam kam sein Blick zu ihr.. „Lange hätte die Geschichte sowieso nicht gedauert. Er ist doch jetzt ein alter Mann... na, und wie alt ist Nelly? Dazwischen ist doch sicher ein Unterschied von zmanzig Jahren." „Das will nichts heißen"... trotzte sie. Er lächelte still. Den Widerspruch hätte er erwarten können. Sehr ernst sagte er: „Das will sehr viel heißen liebstes Kind. Zuerst, da er selbst noch den letzten Rest seiner Jugend lebt, ist es nicht ganz so schlimm, aber später! Solche Lieben gehen meist in die Brüche.“ Sie antwortete ihm nicht, verfolgte aufmerksam mit dem spitzen Zeigefinger die Muster der Tischdecke... „Weil Nelly einsah, daß sie vor dem Ende dieser großen Liebe stand, wählte sie den vernünftigsten Weg, den sie wählen konnte", hörte sie ihn schließen. „Dann war es auch nicht so schlimm mit ihrer Liebe...“ Fast zornig sprang ihr das über die Lippen...„Dann hätte sie eben nicht gehen dürfen.“ Er nahm ihre Hand von der Decke und sah sie gütig an „... Wir können darüber nichts sagen, weil wir die Beweggründe nicht kennen. Jedes Leben sieht anders aus... ein jedes muß anders gelebt werden, wer weiß, was sie zwang.“ „Zwingen kann mich doch nichts...“ „Doch, Linde. es gibt Umstände und Gesetze. die zwingen uns. Es war von Anfang an von Nelly töricht, eine solche Liebe in sich zu nähren. Sie ist jung und hätte sich einen jungen Mann wählen sollen, dem sie ihr Herz schenkte.“ „Aber, Herr Direktor, das läßt sich doch nicht bestimmen!“ „Doch, doch Kind! Jugend gehört zu Jugend! Es muß so sein; denn reizlos wäre sonst dieses Dasein. Du wirst mir später recht geben, du kleiner Heißsporn... oder tust du es vielleicht jetzt schon?“ „Nein“, schwärmerisch hing ihr Blick an ihm,„das werde ich nie begreifen.“ „Doch, Linde“, heiß kroch es ihm zu Herzen...„warum willst du es nie begreifen, sprich?“ sagte er, und in ihm rauschte es:„Sie denkt an dich“, wieder flog seine Selbstbeherrschung davon. Sie schwieg, auf ihrem Gesicht wechselten Röte und Blässe und ihr Händchen zitterte in seiner Umklammerung. Entzückt betrachtete er sie. G en nen erchhn S Die Wiener Stadtverwaltung hat angeordnet, daß in den Schulen den Kindern Unterricht im Zähneputzen gegeben wird. An Riesen=Modellen werden Belehrungen über die Notwendigkeit der Mundhygiene gegeben. Senatspräsidenten. Frau Caraway ist die erste Frau, die im Senat der Vereinigten Staaten bei einer Sitzung präsidierte. In der parlamentarischen Geschichte der Welt dürfte sie bisher kaum eine Vorgängerin haben. „Linde...“ hörte sie ihn flüstern. Sie neigten sich zueinander, sanken sich in die Arme. „Kind, Kind, was soll daraus werden“, sagte er endlich unter allen Liebkosungen...„du darfst mich doch nicht so lieb haben.“ „Warum nicht... ich kann doch nicht anders...“ Ihre Arme lagen um seinen Nacken, ganz nahe war ihm das schimmernde Gesicht, so nahe, daß er es immer wieder küssen mußte. Wie innig sie liebte und wie selig sie war. Wie im Traume ging er von ihr und ließ sie verklärt zurück. Vor dem Spiegel in dem hübschen Schlafstübchen stand sie nachher noch lange, bürstete das lange Haar glatt und sprach mit ihrem Bilde. Er liebte sie, hatte sie mit unzähligen Zärtlichkeiten über schüttet und morgen kam er wieder. Wie ihre Lippen blühten, wie unnatürlich weit ihre Auge waren! In ihr frohlockte es... Delia, ich habe dich beflegt! Schlafen... wer konnte schlafen mit solcher Liebe in Herzen? Sie saß am Fenster und schaute hinaus in die klart, kalte Nacht, bis ein Frösteln über ihre Haut rann und ihr Körper nun doch Schlaf begehrte. Als Erik Heimer seine Wohnung betrat, erwachte er aus dem Rausch, der ihn umkrallte. In seinem Zimmer warf er sich in den tiefen Ledersessel. Was hatte er getan?——— Linde, süße, kleine Linde!—-Wie konnte es in seinem Blute wühlen und singen, wo doch jede Faser seines Seins Delia gehörte! Wie durfte er diesem Verlangen nachgehen, und von dem Mädchen Besitz ergreifen?! Alt bist du, Erik, noch acht Jahre, dann bist du fünfzig... und solche Eseleien! Fast verzweifelt sah er sich um. Wie konnte es solch einen Zustand geben, wie konnte man zwei Frauen so lieben? Er sprang auf, jagte hin und her... aber da war doch noch ein Unterschied. Er liebte die reine, natürliche Linde, sein Mädel, sein Kind .... aber Delia, das Weib, begehrte er. Er hoffte, daß sich diese, ihm so kostbare Liebe Lindes eines Tages in Verehrung umwandeln würde. Für morgen mußte er ihr absagen, auf keinen Fall durften sie sich vorläufig wieder sehen. Und... Delia durfte von allen nie etwas erfahren. Schwer fiel es ihm aufs Gewissen. Er wusch sich, sah auf die Silberfäden, die sein Schläfenhaat durchzogen. Linde hatte es geküßt, in weicher Zärtlichkeit.—— „Delia. Delia... vergib mir...“ Er nahm ihr Bild vom Nachttisch, drückte es an die Wange.„Gute hochherzige Delia, vergib.“ 23. Der nächste Morgen brachte Erik wieder Sorge. Als er erwachte und die Glieder streckte, stand der vergangene Tag lebendig vor ihm. Er sann und sann. Endlich stand es in ihm fest. Er wollte Linde mit einem Blumengruß abschreiben und zu Delia gehen. Am Nachmittag ging er mit einem Briefchen, das er für Linde zurechtgezimmert hatte, zum Gärtner. Er mußte warten und hatte dabei Gelegenheit, etwas Passendes für sie auszusuchen. Lilien, ob er diese weißen Lilien nahm? Oder Chrysanthemen? Nein, da, die Orchideen sollte sie haben, die waren ungewöhnlich. Sie freute sich doch immer über Blumen. Wie liebevoll sie sich zu ihnen neigen konnte und wie sie sie bis zum letzten Tage pflegte! Ganz gewiß würde sie heute das liebe Gesichtchen darin vergraben, würde trauern, daß er sich entschuldigte. Da froh lockte es plötzlich wieder in ihm. Wenn er nun zu ihr ging, ihr die Blumen selbst brachte und sich eben nicht lange aufhielt! Geschriebenes ist steif und kalt. Eine halbe Stunde mußte Delia opfern. Nein, Linde sollte nicht traurig sein. Eine halbe Stunde nur, nicht länger. Den gestrigen Abend wollte er totschweigen, wollte wieder als Freund zu ihr kommen, als väterlicher Berater. Er kaufte die Blumen, zerriß draußen den Brief, der die Absage enthielt, und fuhr zu ihr. Eine halbe Stunde, nicht länger, mahnte es immerzu in shm. Sie jauchzte, als er kam, küßte seine Blumen und— ehe er sich dessen versah, auch ihn. (Fortsetzung folgt.) 9 Vorbereitungen für den Bukunftstrieg Dem Chaos entgegen? Massenherstellung von Gasmasken zum Schühe der deutschen Ziondevoiterung Rechts: Eine fertige Maske wird auf undichte Stellen überprüft, die sich durch rote Flecken auf dem weißen Ueberzug markieren würden.— Links: Die Nahtstiche der Masken werden mit Gummi gedichtet. Auch in Deutschland werden jetzt Gasmasken in größeren Mengen hergestellt. Sie kommen an die Bevölkerung der Gebiete zur Verteilung, in denen auf behördliche Veranlassung Luftschutzübungen stattfinden. So wurde kürzlich eine solche Uebung in Wilhelmshaven veranstaltet, eine weitere wird in Bälde in Ostpreußen abgehalten werden. K „Seriheit un Beltlen=Noiclf Das Regiment Klagges in Braunschweig Die sozialdemokratische Fraktion des Braunschweigischen Landtags hat an das Reichsinnenministerium eine Denkschrift über die Ausübung der Polizeigewalt im Freistaat Braunschweig gerichtet. Diese Denkschrift gibt einen umfassenden Ueberblick über die Methoden, mit deren Hilfe die Nationalsozialisten dort, wo ihnen die Polizeigewalt in die Hand gefallen ist, an der Herbeiführung des Dritten Reiches arbeiten. Die Denkschrift schildert ausführlich die Behandlung der Presse durch einen nationalsozialistischen Minister, die Zeitungsverbote gegenüber der republikanischen Presse auf der einen Seite, die Duldsamkeit gegenüber den wüstesten Ausschreitungen der Nazipresse auf der anderen Seite. Diese Dinge sind hinlänglich bekannt. Daß dies Verhalten zum guten Teil rechtswidrig war, ist inzwischen authentisch festgestellt worden, teils vom Reichsinnenministerium selbst, teils vm Reichsgericht. In derselben Linie liegt die einseitige Handhabung des Umzuzs= und Versammlungsverbotes bei der Präsidentenwahl in Braunschweig und das Verbot der MaikundLebungen bei der Arbeiterschaft. Die Denkschrift schildert weiter ausführlich unter Ausbreitung von Beweisen die terroristischen Methoden der Nationalsozialisten im Lande Braunschweig. Das Treiben der SA. und ihrer sogenannten Ueberfallkommandos, die Rolle, die die SA.=Kaserne und vor allem die Naziführerschule in Kreiensen dabei gespielt haben. Sie gibt zugleich aber auch Aufschluß auf die Frage, die angesichts dieser Vorkommnisse jedermann im Reich stellte: Wowar bei all diesen Ausschreitungen die Polizei? Der Einfluß des nationalsozialistischen Regimes auf die Polizei bildet den Kern dieser Denkschrift. An der Hand ausführlichen Materials wird nachgewiesen, wie die Polizei systematisch ausgeschaltet und gehemmt wurde, wie das staatliche Machtmittel seiner Schlagfertigkeit beraubt wurde, während auf der anderen Seite das Bandenwesen der SA. immer weiter um sich greifen konnte. So kam es, daß die republikanische Bevölkerung sich dem Terror der Bürgerkriegsbanden ausgesetzt sah, während ihr zugleich der Schutz des Staates gegen terroristische Gewalttaten entzogen war. Ueber diese Methode enthält die Denkschrift außerordentlich gravierende Angaben und Hinweise. Wir greifen daraus einige Fälle heraus. Da ist zunächst der Fall des Polizeiwachtmeisters Bähre. Er begleitete im Februar 1931 einen Zug der Nationalsozialisten. Als er sah, daß ein SA.=Mann auf einen Passanten einschlug, versuchte er, den Namen des Schlägers festzustellen. Dabei wurde er von den SA.=Leuten getreten und bedrängt. Ein SA.=Führer trat auf ihn zu und erklärte ihm, daß er kein Recht zur Festnahme habe, der Minister— es war damals noch Franzen— habe Anweisung gegeben, daß keine EA.=Leute festgenommen werden dürften! Vorgänge ähnlicher Art haben sich unter Minister Klagges mehrfach wiederholt. Regelmäßig drohten die Schlägerkolonnen der SA. beim Einschreiten von Polizeibeamten, sie würden die Beamten zur Aeldung bringen, sie wären am längsten Beamte gewesen. In der Tat mußte jeder Polizeibeamte, gegen den eine solche Beschwerde erging, damit rechnen, daß er aus dem Dienst flog! Der Polizeiwachtmeister Schuh verhinderte mit blanker Waffe einen Haufen von SA.= Leuten, auf eine Menschenmenge einzuschlagen. Die SA.= Leute beschwerten sich bei Klagges, darauf wurde der Polizeiwachtmeister am 31. Januar 1932 aus dem Polizeidienst fristlos entlassen, weil er„schwer gegen die Manneszucht und das Ansehen der Polizei verstoßen“ habe. Von seinen Vorgesetzten erhielt Schuh beim Abgang ein glänzendes Dienstzeugnis, in dem ihm bescheinigt wurde, daß er sich zur vollsten Zufriedenheit seiner unmittelbaren Vorgesetzten geführt habe! Der Polizeiwachtmeister Eine wurde beschuldigt, daß er sich privatim geäußert habe:„Wenn ich mich erst beim Ueberfallkommando befinde, will ich meine Wut schon an den verfluchten Braunhemden auslassen.“ Er wurde fristlosentlassen, ohne daß es ihm möglich war, den Namen der Denunzianten zu erfahren. Als der Minister im Landtag gestellt wurde, erklärte er, es sei nicht erforderlich, den Namen des Zeugen zu nennen oder den Zeugen dem beschuldigten Polizeiwachtmeister gegenüberzustellen. In der staatlichen Polizeischule in Holzminden werden systematisch Anwärter aus braunschweigischen Gebieten bevorzugt, ein Teil der Neueingestellten ist der SA. entnommen worden! Die nationalsozialistischen Polizeischüler betätigen sich ganz offen für die nationalsozialistische Partei. In welcher Weise der Unterricht erfolgt, zeigt ein Diktat, das der nationalsozialistische Leiter der Schule in einem Kurs der Wachtmeister gegeben hat. Es hieß darin: „Daher wird ein Staat, der selbst eine achtunggebietende Macht darstellt, sich niemals mit einem Volk verbünden, dessen diplomatische und politische Leistungen seit Jahren ein Bild jämmerlichster Unfähigkeit und pazifistischer Feigheit darstellen.“ Derartige Beleidigungen der offiziellen Politik des Reiches können in der braunschweigischen Polizeischule unter dem Regime des Ministers Klagges ungesühnt geschehen! Die Fülle des Materials, das in dieser Denkschrift ausgebreitet wird, beweist auf das deutlichste, daß die Art und Weise, wie das nationalsozialistische Regime in Braunschweig sich gegenüber der Polizei verhält, schwerlich mit den Grundsätzen für die Beteiligung des Reiches an den Kosten der Schutzpolizei der Länder in Einklang gebracht werden kann. Die Denkschrift erhebt eine außerordentlich schwere Anklage gegen die verantwortlichen Stellen. Das Reichsinnenministerium wird an dieser Anklage unmöglich vorbeigehen können! Vor allem aber zeigt diese Denkschrift der gesamten Oeffentlichkeit, nach welchen Methoden das Dritte Reich ins Leben gerufen werden soll. Sie ist eine eindringliche Warnung vor allen Experimenten, bei denen nach dem Beispiel Braunschweigs auch in Preußen und damit im größten Teil des Reiches die Polizei den Nationalsozialisten ausgeliefert werden würde! 850 Die Börse wittert Morgenlust dtz. Es ist nicht immer leicht, die Triebfedern im politischen Machtkampf klar zu erkennen. Noch schwerer aber ist es, in Zeiten wirtschaftlicher Not den Massen die Zwangsläufigkeit des wirtschaftlichen Schrumpfungsprozesses mit seinen materiellen Auswirkungen klarzulegen. Die furchtbaren Wirtschaftskrisen mit ihren für das werktätige Volk katastrophalen Begleiterscheinungen sind unlösbar mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung verknüpft. Alle üblen Erscheinungen sind also nicht der Ausfluß eines politischen Regierungssystems, sondern sie sind eng mit der brutalen Wirtschaftsordnung verbunden, die uns der moderne Industriekapitalismus beschert hat. In der Nachkriegszeit war es dem starken Einfluß der Sozialdemokratie gelungen, wenigstens die stärksten Auswüchse des Kapitalismus einzudämmen und Leiden, die er für die Werktätigen mit sich bringt, durch eine ausgebaute Sozialgesetzgebung zu mildern. Diese sozialistische Gegenwartsarbeit war den kapitalistischen Mächten schon längst ein Dorn im Auge. Mit einer seit Jahren betriebenen systematischen Unterminierarbeit, die den Herrschaften ungezählte Goldmillionen kostete, haben sie in den Volksmassen Stimmung gegen die sozialistische Solidaritätsarbeit, gegen die soziale Gesetzgebung, gegen Demokratie und Republik getrieben. Man erfand das üble Schlagwort vom„marxistischen System“, das an allem Uebel schuld sei. Solange die wirtschaftliche Hochkonjunktur anhielt, war es den dunklen Mächten nicht möglich, das Volk zu betören. Deshalb haben maßgebende Wirtschaftskreise mit einem fanatischen Eifer durch kapitalistische Manöver die Wirtschaftskrise gefördert und sind heute wieder dabei, durch konsequente Störungsarbeit die Wirkungen der Krise zu verschärfen. Not fördert Verzweiflungsstimmung und trübt den klaren Blick, der notwendig ist, die Zusammenhänge erkennen zu können. So werden die Volksmassen das Opfer der mit kapitalistischem Geld gespickten Volksdemagogen, die den Massen sinnlose Heilrezepte vorsetzen. Das ist eine Erscheinung, die immer wiederkehrt, solange eine irrende, von Vorurteilen befangene Menschheit die Erde bevölkert. Daß das heute noch in diesem Maße möglich ist, nach einem verlorenen Krieg mit seinen unerhörten Opfern an Gut und Blut, das haben viele nicht geglaubt. Massenpsychosen tun aber auch heute noch ihre Wirkung. Der Massenzudrang zur Bewegung des politischen Scharlatans Adolf Hitler ist dafür der schlagendste Beweis. Das sind politische Quolitäten, mit denen gerechnet werden muß. Die von den Großagrariern und der Großindustrie hochgezüchtete Hitlersche Massenpsychose hat ihre Wirkung getan. Der„Systemumschwung“ bahnt sich an und wird vom Volk mit stoischer Ruhe aufgenommen. An Stelle der von der Volksvertretung bestellten und verantwortlichen Leiter treten Männer, die das persönliche Vertrauen des Reichspräsidenten tragen. Die Namen von Papen, von Gayl, von Schleicher, von Rübenach, von Neurath, von Braun usw. kennzeichnen das neue System. Und die NSDAP., die angeblich eine den nationalen Sozialismus erstrebende Arbeiterpartei sein will, wie stellten sie sich zu diesem Präsidialkabinett der nationalen Konzentration, zu diesen sozialreaktionären Repräsentanten des kapitalistischen Systems? Sie sind bereit, es zu tolerieren, wenn ihnen die SA.= Truppe, die Knüppelgarde der faschistischen Diktatur, wiedergegeben wird. Was liegt ihnen an dem Schutz der Sozialpolitik, an der Sicherung der Erwerbslosenbezüge und der Wohlfahrt, was schert sie die Volkswirtschaft und der Schutz der Währung. Sie üben Verrat an allen Volksrechten, um dem Kapital die Macht zu sichern. Ein Schrei der Empörung hätte die Antwort der Werktätigen sein müssen. Doch die mit dem kapitalistischen Gold betriebene verlogene Propaganda hat ihre Wirkung getan. Die Adels= und Industrieclique kann ungehindert die Macht antreten. Die kapitalistische Welt atmet auf. Ungeahnte Verdienstmöglichkeiten für kapitalistische Schieber steigen auf. Der Raubzug auf Kosten des Volkes kann beginnen. Die geschäftslüsternen Börsenjobber wittern Morgenluft. Angeblich wollen die Nationalsozialisten von der Börse nichts wissen. Dagegen scheint die Börse dem von den Nazis eingeleiteten Systemwechsel um so freundlicher gegenüberzustehen. Seit langer Zeit erlebt man in diesen Tagen wieder einmal eine wilde Börsenhausse. Industriewerte und Produkte klettern mit rasender Schnelligkeit in die Höhe. Es wird wieder verdient. Das Spiel kann beginnen. Das Spiel, das uns dem Chaos entgegentreibt! Die furchtbare Gefahr einer neuen Inflation mit allen ihren die Volkswirtschaft zerstörenden Nebenerscheinungen taucht auf. Das ist der tiefere Sinn dieses ganzen„Systemwechsels“. Einmal sind wir unter unsäglichen Mühen den zerstörenden Wirkungen einer Inflation entronnen. Der geschwächte Wirtschaftskörper hält einen zweiten derartigen Aderlaß nicht aus. Sicherlich hat das werktätige Volk in dieser Notzeit schwere Leiden erdulden müssen. Und doch ist das bisher Ertragene ein Kinderspiel gegen die Not, die kommen wird, wenn das frevelhafte Spiel der reaktionären Volksverderber gelingen wird. Nur die Arbeiterschaft kann dieses Uebel im letzten Augenblick bannen. Die Stunde ist ernst, es gilt, die letzte Kraft anzuspannen! Kommt es zur Weltwirtschaftskonferenz? Washington, 31. Mai. Im Anschluß an eine Reihe telefonischer Besprechungen zwischen MacDonald und Stimson wurde der amerikanische Botschafter in London, Mellon, heute beauftragt, die Zustimmungserklärung der amerikanischen Regierung zur Einberufung einer Weltwirtschaftskonferenz in London zu überreichen. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Stimson gab nach einer längeren Besprechung mit Hoover folgendes Communiqué aus: Der Gedanke zur Einberufung einer internationalen Konferenz zwecks Prüfung der für eine Stabilisierung der Weltrohstoffpreise geeigneten Maßnahmen wurde der Regierung der! Vereinigten Staaten zuerst durch eine Anfrage des britischen Botschafters in Washington nahegelegt, die ermitteln sollte, ob wir an einer solchen Konferenz interessiert wären und teilnähmen. Es war dabei an eine Einberufung der Konferenz nach London durch die britische Regierung gedacht. Nach eingehender Prüfung hat die amerikanische Regierung durch Mr. Mellon eine Antwort erteilt, in der sie zum Ausdruck bringt, daß die baldige [Einberufung einer derartigen Konferenz angesichts der augenblicklichen Depression in der Tat von Wert sei. Wie bereits in Presseinformationen aus London festgestellt wird, würde die vorgeschlagene Konferenz nichts mit der Kriegsschulden=, Reparations=, Abrüstungs= oder irgendeiner anderen nicht wirtschaftlichen Frage zu tun haben. Es ist uns bekannt, daß die britische Regierung Besprechungen über die geplante Weltwirtschaftskonferenz mit Frankreich, Italien und den übrigen Mächten aufnimmt, VteT Autlag Die sozial Gesetzentwürfe des Kleinst tung der Gebä Reichstage ein aus, daß die schlechtert Katastrophe zu Wohnungsbau solche öffentlich 20 Prozent w daß die Haus, wandelt werde lösbar sein un Gator Der Reich 15 Uhr, einbeAuf der 2 über den präsident tag dient das worin dieser# den 13. Mär vorschlägt. erst erforderlig gangs feststeht vorsorglit zweiten Wahl dentenwahl 1# um Sserlohn dem die hiesig Mordaffäre, 8. Mai 1920! Dannenhöfer mordete trug waren mit e waren die 9 der Kommod K— M Der ratt Martechen „Tja, das Wasser,“ meinte der Kommissar,„das macht uns viel zu schaffen.“ Er hatte als Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums in einer kleinen Tagessensation Auskunft erteilt; anschließend waren wir ein wenig ins Gespräch gekommen. Draußen lachte der Frühling durchs offene Fenster. Im Hof machte ein alter Wärter sich vergnügt an den Blumenbeeten zu schaffen. So vergnügt schien er, daß er den passenden Vorkriegsschlager in den Lenz hinausschmetterte: : Es liegt eine Leiche im Landwehrkanal, Lang' se mir mal her... Der schreckliche Text im Verein mit dem forschen Marschtempo der Melodie wirkte inmitten des herrlichen Maimorgens so grotesk, daß wir in Lachen ausbrachen. Und da tat der Kommissar den Ausspruch vom Wasser, das der Polizei so viel zu schaffen mache. „Wohl die bequemste Selbstmordart,“ sagte ich. „Ja. Aber ich meine vor allem die Unglücksfälle. In einer Großstadt wie hier, mit Flußläufen, Kanälen, Fleeten und Grachten— na, da ereignet sich schon was!— Uebrigens, Sie interessieren sich, ig. für kleine Geschichten. Haben Sie schon einmal von dem fall Mariechen gehört? Mariechen? „Ja; Fall Mariechen, so nennen wir ihn. Aber freilich, er liegt schon Jahre zurück.“ „Ach, bitte, erzählen!“ Er lächelte:„Na, also! Ich hatte damals noch Dienst in einem Bezirk der Altstadt. Eines Tages kam in unser Büro laut weinend ein kleiner Junge gelaufen. Aus seinem verworrenen und aufgeregten Stottern schälte sich als Wichtigstes heraus, daß„Mariechen weg sei“. Wer ist Mariechen? Seine Spielkameradin.„Wohin?“ forschte man. Da deutete er weinend auf die nahe niedrige Holzbrücke, die im Zuge einer stillen Nebenstraße das Grachtwasser überbrückte. An dieser Gracht, einer durch einen Kanal der Länge nach in zwei Hälften geteilten Verkehrsstraße, lag unser Büro. Ich hörte, wie die Leute fluchten: alle Tage wieder etwas anderes los! Dennoch schnallten sie pflichtbewußt um und waren im Augenblick an der Unfallstelle. Die verflixte Spielerei am Wasser! Wenn die Gören doch nur vom Wasser wegbleiben wollten! Der kleine Bengel und ein paar weitere Kinder weinten herzbrechend. Wie es denn gekommen sei? Sie hatten zuletzt auf dem Geländer der Brücke„gerutscht" und dann unten noch Schiffchen schwimmen lassen. Mariechen sei dabei gewesen, aber dann war sie plötzlich verschwunden! Ich sah zu, wie die Leute mit den Dreggen die notwendigen Arbeiten ausführten. Eine langwierige Geschichte! „Ach, schrecklich, diese Eisenhaken!“ hörte ich eine alte Frau schluchzen, so oft die Dreggen ergebnislos aus dem Wasser auftauchten und an anderer Stelle wieder in den Schlammboden gesenkt wurden.„Das arme, arme Kind!“ Einige der Zuschauer wollten einen dumpfen Fall vernommen haben, andere hatten aus der Richtung des Wassers einen Schrei gehört. „Noch ist nicht alle Hoffnung verloren,“ wandte sich eine Marktfrau an die Umstehenden.„Ich kenne einen Fall, da wurde ein ganz kleines Mädchen erst nach einer halben Stunde aufgefischt und ist doch noch wieder zum Leben erwacht! Da war—“ Umständlich begann sie den Hergang zu berichten. Sie können sich denken,“ unterbrach sich der Kommissar,„daß solche Situationen, auch wenn man sie schier jeden Tag neu erlebt, die Nerven angreifen. Dafür sorgt schon das liebe Publikum. Man murrte über die Langsamkeit unserer Rettungsversuche. Bis wir das arme Wurm fänden, sei gewiß alles Leben endgültig entflohen. Ein junger Mann, der bis dahin zugeschaut hatte, warf sich jetzt unter dem Einfluß dieses allgemeinen Murrens kopfüber ins Wasser. Tauchend durchsuchte er mit den Händen den schlammigen Boden. Allgemein wurde er gelobt. Aber er fand ebensowenig wie die Eisenhaken unserer Dreggen. Nun kommt es; hören Sie zu!“ fuhr der Kommissar fort.„Sie können daraus ersehen, daß das Leben die schönsten Pointen bauk. Gerade als er zum fünften Male mit verschlammtem Kopf aus dem bräunlichen Wasser auftauchte, ging eine Bewegung durch die Menge, ein Lachen, ein Juchhe,“ jedes Wort betonend, streckte der Erzähler den Zeigefinger aus,„denn, was meinen Sie, wer wurde durch Mariechens Spielkamerad plötzlich entdeckt, harmlos in der vordersten Reihe der Zuschauer stehend?—— Mariechen! Sie werden mir glauben,“ schloß der Kommissar lachend,„daß meine Leute schimpften! Aber das liebe Publikum lachte; ihm war alles geworden, was es sich wünschte: Auflauf, Nervenkitzel und das befreite Aufatmen! Das, sehen Sie, nennen wir den„Fall Mariechen“.“ Peinliche Angewohnheit Großadmiral von Tirpitz war unter die Filmmäzenaten gegangen und unterstützte lebhaft die Gründung der„Volksfilm= G. m. b. H.“. Von wegen„Potemkin"=Abwehr. Als erster Film wurde das Seedrama„U 9“ gedreht. Tirpitz kam mit ein paar deutschnationalen Abgeordneten zu einer Atelieraufnahme und schaute sehr interessiert zu. Da ging einer der Abgeordneten zum Regisseur und flüsterte ihm ins Ohr:„Wenn der Herr Großadmiral anwesend ist, dann lassen Sie bitte, nicht Ihre Manuskripte liegen! Exzellenz haben nämlich die Angewohnheit, alles schriftliche Material in Gedanken mitzunehmen.“ Aat aoer Pore Vaun Grün ist es in den unendlichen Wäldern um Verdun geworden. Wie der Tod kommt auch das Leben über Nacht. Eine erste smaragdgrüne Eidechse huscht in den verrosteten Ausbläser im Graben. Ein zitronengelber Falter spielt um den Leib des sterbenden Löwen aus Basalt; hier war es, wo der Jägeroberst Driant mit ein paar hundert Flintenläufen in den Fäusten und den Erinnerungen an Rivoli und Austerlitz in den Herzen— die Fahnen hängen irgendwo in einem Pantheon— die deutschen Sturmwellen erwartete. Den Ritter erschlug die Maschine; das Ideal verblutete sich an der Pflicht. Man schrieb damals das Frühjahr 1916. In steilen Serpentinen klimmt der Weg zur Höhe hinauf. Lockerer Kies knirscht unter den Pneus. Man arbeitet mit Umsicht und Ausdauer an der neuen Straße: Franzosen, Polen, auch einige zu Europäern dressierte Asiaten schwingen die Spitzhalke und führen die Schaufel. Ein deutscher Hanomag=Traktor schleppt die breite Eisenwalze hinter sich her. Diese neue Straße durch Verduns Wälder ist eine Notwendigkeit: Allah will es so und der internationale Fremdenverkehr. Foch war, aber Cook ist und wird sein. So ist das Leben. Allein die Schilder an den Wegkreuzen „Achtung! Kampfgelände! Betreten bedeutet Todesgefahr!“— diese Schilder wiegen schwerer als alle Steinäxte und alle Mumien des Britischen Museums. Für jenen Fremdenverkehr nämlich. Und wir vergessen nicht, daß Old Europa nicht nur den Sprengstoff, sondern auch den Pullman=Expreß ersonnen hat. Das ist, in all unserem Schrecken, fast der einzige Trost.—— So steht man denn nach knapper Viertelstunde vor dem zerrissenen, zerfleischten, zermalmten Beton von Fort Vaux. Das Meines Kindes Frühlingsstrauss Mein Kind hat mir den Frühlingsstrauß gebracht. Gepflückt aus Blüten, die im Walde wohnen. Die gelben Schlüsselblumen sind erwacht Und frühe weiße Anemonen. Und— suchend in des Straußes Grunde— krifft Mein Auge Beilchen, kauernd unter Blättern. Es schrieb mit euch der Lenz dem Wald die Schrift, Ihr lieben blauen Blumenlettern. Er schrieb der Welt den Auferstehungsgruß, Er schrieb von eignen weichen, lichten Tagen, Er schrieb von goldner Sonne Himmelskuß Und will von künft'gem Sommer sagen. Und wie ich dir ins frohe Auge schau?, Geliebtes Kindchen du, mein frühlingsholdes, Fistrahlt aus ihrem klaren Beilchenblau niderschein des Himmelssonnengoldes. Henni Lehmann. ist ein kleines Geviert hoch oben auf einem Bergkegel, von wo der Blick weit hinausschweift in die grüne Freundlichkeit der WoeuvreEbene, über die Unendlichkeit der dunklen Maßwälder hinweg und gegen den stahlblauen Osten, wo das Land all unsrer Freuden, all unsrer Schmerzen liegen muß. Ein kleines Geviert auf dem Hügel des Schicksals! Hier war es, wo die Wut zweier großer Völker in heroischem Wahnsinn aneinander zerschellte. Hier tanzte der Hexensabbat der Vernichtung. Hier rang man Mann gegen Mann, daß Weiße im Auge des Feindes suchend, keuchend, mit dem Urschrei der Bestie aus vertrockneter Kehle, Brust gegen Brust, Fleisch gegen Fleisch. Und noch die blutigen Stümpfe an den Leibern kämpften weiter. Schlachten mögen sie links und rechts geschlagen haben, Schlachten mit Strategie und mit Technik und mit vielen Hunderttausenden Toten, deren Gebeine jetzt irgendwo ruhen in den großen Sammelgräben an den Heerstraßen Frankreichs. Hier aber war der Mord. Nur ein paar hundert Männer von beiden Seiten traten zu jenem Opfergang an: Gladiatoren zweier Fronten. Die Betongänge von Fort Vaux sind tief und dunkel. Fünf Tage lang kämpften sich die Deutschen von Gang zu Gang, von Gewölbe zu Gewölbe, von Sarg zu Sarg. In der Finsternis. Im warmen Blute der Erschlagenen. Ueber die verkohlenden Leiber der Kameraden. Am fünften Tage reichte der französische Kommandant seinen Degen aus der Schießscharte seines letzten Kellers hinaus. Selbst für seine Verwundeten war der Viertelbecher täglichen Wassers ausgegangen.—— Das war einmal Fort Vaux. Jetzt spielt die Maiensonne in den Eingängen der Betongrüfte. Ein gelb und weiß gesprenkeltes Kätzchen schnurrt in der Bresche eines Geschützstandes, die eine schwere deutsche Granate schlug. Finken zwitschern im jungen Gebüsch, das wieder aus Sprengtrichtern wuchert. Mächtiger als der Mensch ist der große unbekannte Gott in der Natur.—— Unten hält der Poilu, einer von Frankreichs Jüngsten, mit gleichgültigem Gesicht die Karbidlampe, die alle„Sehenswürdigkeiten" dieses Inferno mit gespenstischem Schein übergießt. Man sieht den Lazarettkeller, in den sie damals das verzuckende Menschenfleisch schafften. Eine roh zusammengeschlagene Leiter führt zur feuchten Steindecke an irgendeinen Holzverschlag, mehr ein Sarg denn ein Bett— das Nachtlager des Arztes der Besatzung. Man steht an den deutschen Wandinschriften, mit deutscher Akkuratesse gemalt, akkurat auch in brennender, speiender, brüllender Vernichtung:„Zum deutschen Kommandanten, erster Gang rechts, gradeaus.“— Man drückt sich an die Wände jener unterirdischen Kapelle, in der noch das„Bitte für uns“ der Erschlagenen und Zerrissenen durch die Finsternis lispelt. An einem zerschossenen französischen Feldgeschütz vorbei, wieder ins Freie. In die Sonne im Mai. Mit der Miene eines Schloßportiers überschlägt der Piou=Pion die Kupfersous, die in seinem Stahlhelm klimpern. Wieviel billige Zigaretten? Er denkt nicht daran, daß an jeder das Blut derer kleben wird, die einst in diesem Mausoleum gräßlicher Pflicht genau seinen Rock trugen und seine Sprache sprachen. Huro Efferoth. eines Kriegsgefangenennach t6 Jahren Wie die„B. Z.“ aus Endingen im Schwarzwald berichtet, hat der deutsche Generalkonsul in Neapel an den dortigen Bürgermeister gestern folgendes Telegramm geschickt:„Daubmann hier, eingetroffen, Eltern benachrichtigen. Deutsches Generalkonsulat.“ Der Name Oskar Daubmann steht auf dem Gefallenendenkmal des Städtchens Endingen mit dem Vermerk: Gefallen in der SommeSchlacht Januar 1916.— Als die Eltern des angeblich Gefallenen jetzt die Nachricht erhielten, daß ihr Sohn noch lebt, sind sie vor Freude zusammengebrochen, obwohl sie nicht ganz unvorbereitet auf die Tatsache waren, daß ihr Sohn noch lebe. Vor acht Jahren schon ist einmal in Endingen ein Telegramm an die Eltern gekommen, in dem nur die Worte standen:„Oskar lebt und ist in Afrika.“ Jetzt ist das Telegramm des Neapeler Generalkonsulats, das man zuerst auch für eine Mystisikation hielt, durch einen Brief bestätigt worden, der mit dem Poststempel Palermo ebenfalls gestern bei den Eltern eingetroffen ist und die Handschrift des Sohnes trägt. Die Eltern haben die Schrift ihres totgeglaubten Sohnes sofort wiedererkannt. In diesem Brief schreibt Oskar Daubmann seinen Eltern, daß er nach einem Marsch von 5000 Kilometer in Palermo eingetroffen sei. Wo sich Daubmann 5000 Kilometer von Palermo entfernt eigentlich aufgehalten hat, weiß man noch nicht. Er schreibt in seinem Brief nur, daß er im Januar 1916 in der Somme=Schlacht schwer verwundet worden und in französische Gefangenschaft geraten sei. Nach seiner Heilung habe er einen Fluchtversuch unternommen und dabei einen Posten erschlagen. Darauf sei er zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Zur Verbüßung der Strafe sei er nach Afrika devortiert worden. Es sei ihm jetzt gelungen, nach dem 5000=KilometerMarsch die Küste zu erreichen und ein Schiff nach Palermo zu besteigen. Er liege an Sonnenfieber darnieder und könne darum noch keine näheren Mitteilungen über seine Schicksale machen. Die Eltern sollten seinen Taufschein und den Geburtsschein an den Konsul in Neapel schicken, wohin er sich zu begeben gedenke. Inzwischen ist Daubmann, wie das Telegramm des deutschen Konsuls beweist, in Neapel eingetroffen. Ostat Daubmanns Erlebnisse in des Kriegsgefangenschaft Der frühere Feldwebel des gestern nach 16jähriger Kriegsgefangenschaft in sein Heimatstädtchen Endingen am Kaiserstuhl zurückgekehrten Oskar Daubmann hatte ihn in Chiasso abgeholt und berichtete jetzt über die Kriegsgefangenschaft Daubmanns. Danach geriet Daubmann 1916 verwundet in französische Gefangenschaft und wurde nach einem Fluchtversuch, wie bereits berichtet, zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Fort Constantin in Algier zu verbüßen hatte. Wegen seiner guten Führung wurde ihm nach vierjähriger Einzelhaft eine mildere Behandlung zugebilligt, und zwar hatte er beim Bau von Wegen mitzuarbeiten. Die besonderen klimatischen Verhältnisse— bei ORN Der Damm an der Iuldersee volkender Der Damm, der die Zuidersee vom Meere abtrennen soll, ist jetzt nach jahrelangen Arbeiten sertiggestellt worden. Damit hat sich die Zuidersee in ein Binnengewässer verwandelt, das auf große Strecken hin trockengelegt und der Landwirtschaft erschlossen werden soll. Tage 40 bis 60 Grad Celsius, des Nachts bittere Kälte— forderten unter den Wegearbeitern manches Todesopfer. Zum Arbeitsplatz wurden die Sträflinge an Händen und Füßen gefesselt geführt. Im letzten Jahr endlich konnte Daubmann ungefesselt sich innerhalb der Postensperrkette bewegen. Im Dezember 1931 dann gelang es ihm, sich ein Pferd zu beschaffen und die Flucht zu ergreifen. Er ist so lange ununterbrochen geritten, bis das Pferd unter ihm zusammenbrach. Vier Monate lang lebte der Flüchtling nur von Datteln, Orangen und Zitronen. Als er dann die nordafrikanische Küste bei Tunis erreichte, kletterte er nachts an Bord eines italienischen Dampfers, dessen Kapitän auf Bitten des Flüchtlings von einer Benachrichtigung der Polizei Abstand nahm. Daubmann hat sich dann bis Neapel bettelnd durchgeschlagen. Die Nichte erwürgt Am Sonntag, dem 29. Mai, wurde in Rövenich bei Zülpich die Leiche eines 8½jährigen Mädchens in der Scheune ihres Großvaters aufgefunden. Das Kind wurde seit Sonntag nachmittag vermißt. Durch die Obduktion der Leiche ist gewaltsamer Tod durch Erwücgen festgestellt. Als Täter wurde der 18jährige Onkel des Mädchens festgenommen. Nach anfänglichem Leugnen hat er eingestanden, seine Nichte in sexueller Erregung erwürgt und im Stroh versteckt zu haben. Der Mörder der Maria Ritter verhaftet Gelsenkirchen, 30. Mai. Die von der Kriminalpolizei mit Unterstützung der Schupo unternommene Suchaktion nach dem Mörder der Maria Ritter war im Laufe des Samstag von Erfolg gekrönt. Gegen 15.30 Uhr wurde Karl Luck in dem Hause Wilhelmstraße 84, wo er sich bei einem Bekannten aufhielt, festgenommen. Er saß gerade auf einem Bett, als die Beamten eintraten und ließ sich widerstandslos festnehmen und ins Polizeigefängnis bringen. Bei der Leibesvisitation wurde das zur Tat benutzte Messer, das noch mit Blut befleckt war, vorgefunden. Luck ist geständig. Unregelmäßigkeiten bei einer Landkrankenkasse Burgsteinfurt, 1. Juni. Bei einer Revision der Landkrankenkasse wurden Unregelmäßigkeiten des Geschäftsführers festgestellt, die eine Summe von etwa 80000 Mark erreichen sollen. Der Geschäftsführer wurde sofort fristlos entlassen und später in seiner Wohnung verhaftet. Wrrgw.„ APC Das Ergebuts sachlicher Untersüchungen— Die Ast eine Rannerpurtet Die nationalsozialistische Presse gibt offen und wörtlich zu: „Die NSDAP. ist eine Männerpartei.“ Sie benötigt aber die ihr heute unentbehrlichen Frauenstimmen und kämpft um sie in ihrer üblichen demagogischen Art. Sie spekuliert dabei auf die Unerfahrenheit und auf die politische Unwissenheit der wählenden Frau. Das„Argument“ der in der NSDAP. wirkenden Frauen ist:„Wir wissen nicht, wie es uns im Dritten Reich gehen wird, aber wir glauben an Hitler...“ Dieser blinde Glaube konnte nur entstehen, weil die Wahrheit über die tiefe Frauenfeindlichkeit der Nazis weder in antifaschistischen, noch in faschistischen Kreisen bekannt war. Literatur darüber war so gut wie nicht aufzutreiben. Dieser Mangel ist jetzt behoben. Erst jetzt, dafür aber auch um so gründlicher. In eingehender Arbeit hat die Werbeabteilung beim Parteivorstand der SPD. das erreichbare Schrifttum der Nationalsozialisten einer Sichtung unterzogen. Als erstes Ergebnis der Untersuchungen unterbreitet sie der Oeffentlichkeit eine Denkschrift von 227 Seiten, „Nationalsozialismus und Frauenfragen“, die die Stellungnahme der Hakenkreuzler zu den die Frauen am meisten berührenden Fragen wiedergibt. Diese Untersuchungen fußen ausschließlich auf nationalsozialistischen Aeußerungen in Wort und Schrift, die mit genauester Quellenangabe zitiert werden und die Grundlinie der nationalsozialistischen Frauen=„Ideologie“ aufzeigen. Bereits die Geschichte der Frauenorganisation unter Elsbeth Zander ist eine Geschichte von Lächerlichkeiten, Ueberheblichkeiten und Korruption. Die Frau wird als dienendes Glied in jeder Beziehung betrachtet. Sie sei Magd und Dienerin, da sie verstandesarm, fähigkeitslos und gefühlsüberbetont ist. Dieser so gesehenen Frau wird die natürliche, naturgewollte Vorherrschaft einer neuadligen Aristokratenschicht vorgegaukelt. Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Schemm drückt das in seinem Buche„Mutter oder Genossin“ folgendermaßen aus: „Was in der Natur wir als Lächerlichkeit empfinden, nämlich die Vermischung der verschiedenen Baumtypen zum Einheitsbaum, daß— o, wie erbärmlich und verbrecherisch ist es doch— erlaubt sich die Teufelslehre Marxismus als Welterlösung zu proklamieren in dem Satz:„Alles, was Menschenantlitz trägt, ist gleich.“ Die Frau schweige und gehorche als dienendes Glied den geborenen Herren. Dementsprechend wird ihr der Hilfsdienst für die SA. zugewiesen. Wehe, wenn die Frau in der NSDAP. sich gegen ihre Unterjochung auflehnt. Die Naterialzusammenstellung bringt erschütternde Beispiele über das Schicksal solcher Frauen Grundsätzlich wird der Frau ein politisches Wirken und Können abgesprochen. Die Frauenpolitik der NSDAP. schlägt Purzelbäume der Logik, sie verbindet den Kampf gegen die Frauenrechte überhaupt gleichzeitig mit der Anmaßung, sich als die natürliche Fortsetzung der alten Frauenbewegung zu empfehlen. Nur ein Recht wird der nationalsozialistischen Frau gegeben: Haß und Schimpffreiheit gegen all jene, die aus irgendeinem Grunde anders sind, als das Ideal des„romantischen Gretchens“, das der NSDAP. vorschwebt.„Eins aber gewöhnt Euch ab, die falsche Liebe und Sentimentalität wo sie nicht am Platze ist. Lernt das Hassen; denn wer nicht wahrhaft hassen kann, kann auch nicht wahrhaft lieben.“ Die NSDAP. weist der Frau weiter die Kinderzucht zu und verbindet damit Gebärzwang, Ehesklaverei und Arbeitszwang.„Wahrhaft sozial wäre es, wenn die Frau in erster Linie und unter Verzicht auf ein eitles Eigenleben der Allgemeinheit diente, in Erfüllung ihrer Bestimmung.“ Ihre Bestimmung soll eben vor allem die Züchtung von zahlreichen Kindern sein, um„die natürliche Auslese zu fördern". „Es braucht also niemanden zu befremden, daß wir Erfahrungen der Tierzuchtgeschichte in diesem Falle zu Rate ziehen.“ Zuchtwarte und Zuchtwahlverfahren werden verlangt, Einteilung der Frauen in Zwangsklassen, Sterilisation und Eheunfähigkeit für Frauen, die ihnen nicht passen, gefordert. Unabhängige Frauen sind den Nationalsozialisten abscheuliche Wesen, die weder das Recht als Staatssogenannte Mutterbesoldung sollen. Kinderrente und eine würden im Dritten Reich ein System der Frauensklaverei ergeben, das allem persönlichen Freiheitsgefühl ins Gesicht schlägt. Selbstverständlich wird Geburtenregelung verdammt, selbstverständlich gilt Reinheit der Frau als Heiratsvoraussetzung, während gleichzeitig„nachgewiesen“ wird, daß der Mann von Natur aus ehebrechen müsse. In Konsequenz dieser Anschauung wird der unverheirateten Frau gestattet, heimliche Verhältnisse mit Ehemännern einzugehen, wenn dadurch die Familie des Mannes nicht gefährdet wird. In Ehe= und Kinderfragen tritt wie überall die beabsichtigte Bevorrechtung der wohlhabenden und herrschenden gegenüber der dienenden Klasse deutlich hervor. Theoretisch verlangt die NSDAP. Reinheit und Sittlichkeit, in der Praxis häufen sich bei ihr, wie in der Materialzusammenstellung zwingend nachgewiesen wird, die Fälle von Sittlichkeitsverbrechen, Ausschweifungen und anderer Formen der Unmoral. Gewalt ist der NSDAP. Allheilmittel. Die Denkschrift weist nach, wie ihre Anhänger mit Fäusten und Waffen ihre Familien= und sonstigen Angelegenheiten„regeln“, ohne sich im geringsten von der so heuchlerisch gepredigten Hochachtung vor Frau, Kind und Familie hindern zu lassen. Die NSDAP. verlangt angeblich auch Hochachtung vor dem Kinde. Nirgends aber wird es in der Praxis mehr mißachtet, als in ihren Reihen. Wütend bekämpft die NSDAP. alle Einrichtungen zur Erleichterung des Lebens der werktätigen Bevölkerung. Sie bekämpft jede wirkliche Volksbildung, jede umfassende Schulung. Ihr Konservatismus gestattet den Frauen nur Heuchelei, romantisches Schwärmen, Gefühlsüberschwang und Aberglauben. Dementsprechend weist auch die Stellung der NSDAP. zu Kleidung, Mode, Kultur und Kunst jenen widerlichmuckerisch konservativen Zug auf, der um so abstoßender wirkt, als ihre wohlhabenden Anhänger sie ausschließlich der„dienenden“ Schicht empfehlen. Wohl ist die NSDAP. für Religion. Aber nur für die Religion, die die„ewige“ Scheidung der Völker in Herren und Dienern religiös fundiert. Wütend hassen sie trotz aller „taktischen“ Toleranzerklärungen den Katholizismus, weil er der NSDAP. zu„gleichmacherisch=demokratisch“ den„Lohn= und Strafgedanken“ in den Vordergrund rückt. Selbst der Sport wird für die nationalsozialistische Frau abgelehnt, weil er die Sittlichkeit gefährdet und gleichzeitig die Gebärtüchtigkeit angeblich Die Phrasen überschlagen sich aber geradezu, wenn es gilt, den Frau den Krieg schmackhaft zu machen. Der „internationale Friedensgedanke“ wird von den Nazis als„verbrecherisch, gemein und niedrig" bezeichnet. Freudig soll die Frau sich die Familie zerstören lassen, den Mann und die Kinder opfern und, wenn es nötig ist, selbst den Opfertod auf sich vehwen. gE s p. G. T.— 18 Marmm 6. Die praktische Arbeit für die Frau ist überall dort, wo Nationalsozialisten mit zu bestimmen hatten, zum Schaden der Frauen und Kinder gewesen. Die sachliche, fast pedantisch anmutende Bearbeitung macht die Denkschrift der Werbe=Abteilung so erschütternd überzeugend. Sie ist für alle jene, die aktiv in der Agitation stehen, geradezu unentbehrlich. Die Sozialdemokratische Partei hat sich mit dieser systematischen Zusammenstellung ein Verdienst erworben, das hoffentlich bis weit in die anständigen bürgerlichen Kreise hinein ein Echo finden wird. Air zAttlus un die Koroser Jeder Verhandlungstag im Devaheimprozeß wird zu einem moralischen Fiasko für den Luxuspastor Cremer, dessen schon leise komisch wirkende Entschuldigungsversuche bei allen Proschlag stimmt er seine Leier auf die Melodie: Dies Kind, kein Engel ist so rein! Er behauptet, bescheiden und zurückgezogen gelebt zu haben und alles in allem das Muster eines soliden zeßbeteiligten auf immer größere Skepsis stoßen. Selbst die ver= Staatsbürgers gewesen zu sein. Seine Einnahmen pro Jahr Sache 4ömnkandan Rarteidigar shättan sich auf nur“ 94.000 Mark haziffert: die Rarachnungen zweifelt für eine verlorene Sache kämpfenden Verteidiger scheinen zu resignieren. Ein ungemein charakteristisches Beispiel für die geradezu grotesken Zustände im Devaheimsumpf gab die DienstagVernehmung des Direktors der„Evangelischen Sterbe=VorsorgeVersicherungsgesellschaft“, Möller. Als man diesen Zeugen fragt, wie es denn komme, daß man die privaten Schulden des Herrn Libbertz in Höhe von 140000 Mark übernommen habe, betont er mit melancholischer Stimme, daß er dagegen sogleich Einspruch erhoben hätte. Es sei leider umsonst gewesen. Er, Direktor Möller, habe auch gegen den Kauf des Autos von Libbertz durch Pastor Cremer entschieden protestiert, allerdings wiederum mit gänzlich negativem Erfolg.„Ich habe als Revisor alles getan, was ich tun konnte, ich hielt diese Dinge für gänzlich unmöglich. Uebrigens habe ich mich auch scharf gegen die zu hohen Spesen des Pastors Cremer gewandt.“ Der Beisitzer meint darauf sarkastisch:„Der Erfolg Ihrer Bemühungen war auch wirklich geradezu durchschlagend. Sie erzielten mit Ihren Beanstandungen, daß sogleich zwei weitere Autos gekauft wurden und man anstatt der bisher bewilligten Autospesen von 12 000 Mark 15.000 Mark zahlte. Die Auslagensumme des Pastors Cremer, die 18 000 Mark betrug, wurde umgehend auf 25 000 erhöht. Wie erklären Sie sich eigentlich diese seltsame Wirkung Ihrer Revisionsfeststellungen?" Der Zeuge kann keine vernünftige Erklärung abgeben und murmelt etwas von „Kompetenzschwierigkeiten". Heute wäre ja alles anders. Es gebe weder Geheimkonten noch Luxusautomobile. Wenn das Kind, d. h. das Ersparte der armen Leute, ins Wasser gefallen ist, deckt man den Brunnen zu! Der Unschuldsengel Dann beginnt der famose Pastor eine Rechtfertigungsbürgerin noch das Recht auf Kinder und Ehe haben hymne auf sich selbst zu singen. Mit treuherzigem AugenaufRepublitaner helft! Eln Kamerad gab seine Sesundheit, sichert ihm das Leben In der Wahlnacht vom 12. zum 13. März 1932 haben Nazirowdies einen feigen Ueberfall auf Zentrumskameraden, die ihre Zeitungsgeschäftsstelle(Echo vom Niederrhein in Mörs) schützten. gemacht. Reichsbannerleute, darunter der hier im Bilde wiedergegebene Kamerad Retschen, wollten zur Hilfe eilen, wurden aber unterwegs von den Naziwegelagerern beschossen. 13 Kameraden wurden verletzt, darunter Kamerad Metschen, dem eine Kugel in die Wirbelsäule drang, die durch Operation nicht entfernt werden kann, da dadurch das Leben des G#. Finzahlungen (Kuhr) erbeten. auf das Postscheckkonto Reichsbanner Kameraden stark gefährdet würde. Durch diese bestialische Tat bleibt Kamerad Metschen für sein ganzes Leben ein siecher Mensch. Unsere Mittel reichen nicht aus, um dem opferbereiten Kameraden und seiner Familie die Existenzmöglichkeit zu sichern. Es muß daher geholfen werden. Wir appellieren an die Kameradschaftstreue, an den Opfersinn aller Republikaner! Gebt euer Scherflein, helft mit, dem Kameraden die Sorgen des Alltags fernzuhalten, JedeGabe, auch die kleinste, ist willkommen. Schwarz=Rot=Gold, Gau Rheinland 8139, Postscheckamt Essen Der Gauvorstand. J. A.: Petersdorff. R hatten sich auf„nur“ 24000 Mark beziffert; die Berechnungen der Anklage gingen von falschen Voraussetzungen aus. Bei diesem völlig mißglückten Rechtfertigungsversuch passieren dem ölig dozierenden Angeklagten einige sehr beachtliche Fehlgriffe. plaudert er mit biederer Stimme aus, daß er bis zum Jahre 1926 in Potsdam eine Dienstwohnung von 14 Zimmern innegehabt habe. Später habe er sich ein eigenes Haus gebaut, „ohne Luxus, ohne Marmor und Ebenholz“. Geradezu köstlich, wie ehrlich es dieser seltsame Seelsorger meint, wenn er sich unfreiwillig selbst ironisiert. Die„Atlas“=Tantiemen Ein besonders dunkles Kapitel im Lebenswandel des Dr. Cremer ist die Sache mit den„Atlas“=Tantiemen.„Atlas“ war eine Versicherungsgesellschaft, von der der geschäftstüchtige Direktor, wie er angibt, viermal eine Tantieme von je 1550 Mark erhielt. Das erstemal hatte Herr Cremer wohl noch so etwas wie Gewissensbisse; denn er überwies die Summe an die evangelische Versicherungszentrale, beim zweiten= und drittenmal waren die Skrupel bereits restlos verflogen; der Geschäftspastor steckte die 3000 Mark in die Brieftasche und fuhr zur Erholung an die Nordsee. Melodramatisch und rührend geradezu, wenn der Luxuspastor, um seine Bescheidenheit zu illustrieren, feststellt, daß er nur alle zwei bis drei Jahre ins Theater und in ein Konzert gegangen sei. Mit dieser Bemerkung illustriert der Devaheimler höchstens die Tiefe seines geistigen Niveaus. Vergeblich gewarnt! Aufs schwerste belastend für den Angeklagten ist die Aussage des Direktors Voth, der Vorstandsmitglied bei der „Deuzag“, der Deutschen Entschuldungs= und Zwecksparkasse, war. Der Zeuge hat schon 1930 in seiner damaligen Stellung als Geschäftsführer der Deuzag die schwersten Bedenken gegen die Geschäftsführung des Unternehmens gehabt. In einem Brief, den er an Dr. Cremer richtete und der vor Gericht verlesen wurde, spricht Direktor Voth davon, daß die Politik des Unternehmens die Sparer aufs schwerste gefährde. Die schrankenlose Uebernahme der Devaheimverpflichtungen müsse sich verhängnisvoll auf die Deuzag auswirken. Sein Gewissen verbiete ihm, diese katastrophale Entwicklung zu decken oder mitzumachen. Auf diesen Brief hat Herr Cremer überhaupt nicht geantwortet. Auf ein zweites, noch dringlicheres Schreiben des Zeugen erwiderte der Pastor nichtssagend und ausweichend. Direktor Voth, der, in dieser Atmosphäre etwas völlig Ungewöhnliches, Verantwortungsgefühl und Gewissen besaß, zog daraus die für einen anständigen Menschen allein mögliche Konsequenz und trat fristlos aus dem Unternehmen aus. Als der Zeuge bei einer mündlichen Unterredung mit aller Energie darauf hinwies, daß die Deuzag nicht alle ihre Spareinlagen restlos hergeben dürfe, und daß sie vor allen Dingen ihre Sparer sicherzustellen habe, meinte der gemütvolle Herr Cremer:„Dafür trägt der Aufsichtsrat die Verantwortung". Und Herr Jeppel, seines Zeichens Generaldirektor, erklärte, als ihm gleichfalls dringliche Vorstellungen gemacht wurden, mit der ihm eigenen Weltmannsgeste:„Es wird schon nichts passieren, wenn's drauf ankommt, wird die Kirche einspringen.“ Wie übrigens bei Cremer& Co. mit dem Geld anderer Leute Großzügigkeit markiert wurde, beweist der Beginn der Laufbahn des Direktors Voth. Herr Voth, der zuerst, um sich einzuarbeiten, volontierte, erhielt in dieser Position ein Monatsgehalt von 750 Mark. Wirklich nobel—, aber auf wessen Kosten—21 Aufleg Die sozial Gesetzentwürfe des Kleinst tung der Gebä Reichstage ein aus, daß die schlechtert Katastrophe zu Wohnungsbau solche öffentlich 20 Prozent wi daß die Haus; wandelt werde lösbar sein un Einb. Der Reich 15 Uhr, einber Auf der 2 über den präsident tag dient das worin dieser n den 13. Mär vorschlägt. E erst erforderlic gangs feststeht vorsorglie zweiten Wahl dentenwahl 111 an 8serlohn, dem die hiesig Mordaffäre, 8. Mai 1920 Dannenhöfer mordete trug waren mit ei waren die§ der Kommod IIE WI LI 9 Teuze=Srundur in Russer Die Vorwürfe und Anschuldigungen, die in Kassel dazu führten, daß sich die empörten Nazileute an die sozialdemokratische Zeitung mit der Bitte um Beistand wandten, sind in der Hitlerorganisation von symptomatischer Bedeutung. In allen großen Orten, Düsseldorf nicht ausgeschlossen, ist in den Mitgliederkreisen ein eifriges Gewisper über die nebelhafte Undurchsichtigkeit der Kassenführung im Gange. Bis jetzt ist uns aus der Nazibewegung noch keine Abrechnung bekannt, wie sie sonst in jeder Arbeiterorganisation eine Selbstverständlichkeit ist. Die Mitglieder sind wohl gut genug laut und vernehmlich„Heil Hitler“ zu schreien, aber zu sagen haben sie nichts. Alle Finanz= angelegenheiten sind Sache der hohen Hitlerbonzokratie, die ihre Gehalts= und Spesensätze danach einrichtet. So gehört sich das bei jeder Diktatur, mag sie nun von Hitler oder Stalin abhängig sein. Daß dadurch der Korruption Tür und Tor geöffnet wird, bedarf kaum einer Beweisführung. Darum auch die treffende Versinnbildlichung des Hitlergrußes:„So hoch liegt der Mist!“ Für die tollen Zustände in der Partei der Röhmlinge und für jenes System der nationalsozialistischen Führung, alle Verfehlungen führender Mitglieder totzuschweigen, selbst dann, wenn es sich um die übelsten Vorgänge handelt, sind die Ereignisse in der Ortsgruppe Kassel(Gauleiter Landtagsabgeordneter Weinrich) charakteristisch. Dort herrscht offene Empörung in der Hitlerpartei, weil die von den arbeitslosen SA=Leuten mühsam erübrigten Groschen sowie andere Gelder, darunter große Beträge von Industriellen und Geschäftsleuten, spurlos verschwunden sind. Gegen Führer der SS. wird ganz offen der Vorwurf erhoben, daß sie diese Gelder in Luxuslokalen, Puffs und sonstigen Kultstätten des Dritten Reiches verpraßt hätten. Siebenundfünfzig Nationalsozialisten, darunter führende Mitglieder der Hitlerpartei, haben in diesen Wochen mit der sozialdemokratischen Volksblattredaktion in Kassel verhandelt und sie gebeten, die Angelegenheit öffentlich ins Rollen zu bringen, da sonst auf keine Säuberungsaktion innerhalb der Ortsgruppe mehr zu hoffen sei. Wie weit die Dinge in Kassel gediehen sind, beweist schon die Tatsache, daß am Himmelfahrtstage eine Sonderkonferenz im Hotel Fürstenhof stattfand, um über Mittel und Wege zur Beseitigung der Korruption zu beraten. An dieser Sondertagung jener Kreise, die eine schnelle Säuberungsaktion erzwingen wollten, nahmen erste Köpfe der Kasseler Ortsgruppe der NSDAP., u. a. Rechtsanwalt Dr. Früchte, Dr. Kreiß, Major Ste inhoff, teil, nachdem am Vortage eine Sitzung der Uschla völlig ergebnislos verlaufen war. Diese Sondertagung wurde aufgelöst, einer der Hauptangeschuldigten soll sogar mit offenem Messer in den Sitzungsraum eingedrungen sein. Eine beispiellose Geldschlamperei herrscht in der Kasseler Nazipartei— und wahrscheinlich auch anderwärts. Jede Kontrolle hat gefehlt. Nur ein Beispiel: Bei Straßentumulten— es ist schon lange her— war der nationalsozialistische Stadtverordnete Messerschmidt so schwer verwundet worden, daß er einige Tage später seinen Verletzungen erlag. Im Hitler= lager wurde der traurige Vorfall nach allen Regeln der Demagogie ausgeschlachtet, eine Sektion erhielt den Namen Messerschmidts, zur Sammlung für einen würdigen Grabstein wurde aufgerufen. Obwohl bereits ein Fonds da war und obwohl weiter gesammelt wurde, lassen heute die Mitglieder der empörten Sektion Messerschmidt durch das sozialdemokratische Volksblatt anfragen, wohin auch diese Gelder geraten seien. Einen Riesenskandal für sich bilden die schändlichen Vorgänge bei der nationalsozialistischen Winterhilfe. Jene betörten Bauern, die sich allen Ernstes einbildeten und einreden ließen, daß nach einem Wahlsieg der Hitlerpartei die Steuerzahlungen aufhören würden, spendeten zur Winterhilfe der Nationalsozialisten in großen Mengen Kartoffeln, aber auch andere Lebensmittel. Waggonweise trafen die Kartoffeln, die nur für Bedürftige bestimmt waren, in Kassel ein. Es ist erwiesen, daß beträchtliche Mengen dieser nur für Bedürftige bestimmten Spenden zum Preise von 80 Pf., 1,25, 1,50, 1,75, 2.50 und 3 Mark verkauft worden sind. Auch an festbesoldete Beamte, die der Nationalsozialistischen Partei angehören. In einem Falle schwebte ein Uschla=Verfahren. Trotzdem die Verfehlungen festgestellt wurden, erfolgte kein Ausschluß aus der Partei. Die Bauern haben die Kartoffeln gesandt, um den Armen, den Bedürftigen, zu kostenlosen Winterkartoffeln zu verhelfen. Drei Zentner auf jeden Kopf der Familie. Aber die Bauern hatten nicht geahnt, daß sich Leute in guter Lebensstellung, auch höhere Beamte und Hauswirte, gleich zehn oder zwanzig Zentner für billiges Geld einhandeln würden. Sogar an Händler und Gärtner sind diese nur für Hilfs= bedürftige gespendeten Kartoffeln zum Preise von 2,50 Mark und 2,70 Mark verhökert worden. Ein allgemeines Rätselraten herrscht unter der nationalsozialistischen Mitgliedschaft auch darüber, wo die für Weihnachtsfeiern gespendeten Gaben, unter anderem eine Stiftung von Solinger Stahlwaren, Parfüms, Seifen usw. geblieben sein könnten? Auf die scharf formulierten Anfragen und eindeutigen Behauptungen des„Kasseler Volksblatts“ bleibt die nationalsozialistische Führung die Erwiderung schuldig. Rundfunk=Vortragsfolge Langenberg(472.4) Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.45: Leibesübungen. 9 7 u. 8: Wetter. Zeit# 7.05: Konzert.“ 10: Erste Meldungen, Zeit, Wasserstand.§ 10.10: Mensch und Welt. Gemeinschaftsempfang f. Arbeitslose# 11.20 u. 12: Konzert. K 12.50: Wetter, Meldungen, Zeit. o 13: Konzert. v 14.30: Funkwerbung.∆ 15.30: Wirtschaftsberichte. Zeit. D 15.50: Kinderfunk. à 17: Vesperkonzert. o 19: Wetter. Zeit. Wirtschaftsberichte, Sport. 19.55: Abendmeldungen. 5 ca. 22: Meldungen. Svort. Sonntag. 5. Juni 7.00: Hamburger Hafenkonzert. Glocken vom Großen Michel. 8.15: Landwirtschaftliche Rundschau. 8.30: U. Hösel: Geknivst habe ich, was nun? 9.00: Geläute von St. Gereon. 9.05: Katholische Morgenfeier. 10.15: Besuch am Krankenbett.„#..#u, Sastiz. Wt. 11.00: O. Frhr v. Taube: Der Postmichel, eine schwäbische Metzgersage. 11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut. 12.10: H. Ebert: Musik der Woche.., I. 9eheumsr 9 12.20: Die Welt auf der Schallvlatte. Prof. Dr. Lodewyär: Isländische Volkslieder. 12.45: Dr. Stein: Der dritte Band des Westfalenwerks. 13.00: Mittagskonzert des Funkorchesters. 14.30: H. Molitor: Fertigkeitsübungen für Kurzschriftler. 15.05: G. Halm: Der geprügelte Esel. 15.20: Für den Landwirt. 15.45: Pros. Dr. Schmidt: Tier und Tod. 16.10: Deutsches Schicksal im Bild deutscher Städte: Dr. MeyerEchardt: Leipzig. 16.30: Vesverkonzert. 18.00: Neues Bauernland durch freiwilligen Arbeitsdienst. Hörbericht vom Westerwald. 18.40: Dr. Roßmann: Die bürgerliche Gesellschaft gegenwärtig. 19.00: Eine Stunde Kurzweil. 19.45: Sportvorbericht. 20.00: Wuppertal=Elberfeld: Chor= und Orchesterkonzert. 22.10: Letzte Meldungen, Bericht über das geistige Leben, Sport. 22.30: Berlin: Tanzmusik der Kapelle Hans Schindler. Montag, 6. Juni 9.45: Hilde Bremus: Gymnastit für Frauen. 11.10: Schulsunk: Deutsche Tänze in Wien. 16.20: Jugendfunk. Die Knaben und der Hirschkäfer. Eine Geschichte vom Naturschutz.— Werkarbeit für die Jugend. 18.00: Hennn Schumacher: Schattenbilder der Zeit. 18.20: M. Jungnickel: Beseelte Umwelt. 18.40: Henriette Hochecker: Wanderungen mit Kindern. 19.15: Vom Tage. 19.30: Dr. Schmidt: Die Kunstseideherstellung. 20.00: Des Knaben Wunderhorn. Mitw.: Guermanova(Alt), Wocke(Bariton). Grape(Klavier). Heinrichs(Geige), Kammerchor und Kinderchor. Verbindende Worte: P. H. Gehly. 21.00: Sinfoniekonzert des Funkorchesters. Solistin: Lilly Kraus (Klavier). 22.45: München: Nachtmusik. Dienstag, 7. Juni 9.45: Hilde Bremus: Gymnastik für Frauen. 10.10: Leipzig: Schulfunk: Das Spiel vom Spinnstuhl. Kulturgeschichtliches Lehrspiel. 11.10: Schulfunk: Kinderturnen mit Musik. 16.20: Mitteilungen aus dem Schulfunk. 16.30: Studienrat Dr. Rahn: Ueber die Lehrbarkeit eines versönlichen Stils. 18.15: Elisabeth Lennartz: Aus Briefen Vincent van Goghs. 18.40: Französisch. 19.15: Zehn Minuten Funknachrichten. 19.25: Redakteur Borowski: Memel, Litauen und die europäische Politik. 19.50: Tanzabend aus Berlin. 21.00: Frankfurt: Aus unbekannten Opern Verdis, Donizettis u Mascagnis. Funkorchester. Solistin: Emmy Joseph(Sopran). Mittwoch, 8. Juni 8.05: Oberstudiendirektorin Dr. Carola Barth: Schulerziehung und Mutter, A 8 9.45: Hilde Bremus: Gymnastik für Frauen. 10.10: Schulfunk: Das Lied in der Kammermusik. 16.15: F. W. Ilges: Der Kopf. Erzählung.# 16.35: Prof. Dr. Loewenstein: Neue Wege und Ergebnisse der modernen Erblichkeitsforschung., B.a4,. 8.22#. Samkr.#. 18.15: Die Welt auf der Schallplatte. Prof. Dr. Bombe: Kreuz und auer durch Marseille. 18.40: A. Ehrenstein: Gedichte. 19.15: Dr. Wendenburg: Aus„Leben und Gesundheit“. 19.30: Dr. Haselhoff: Ueber die Vorschriften im Streitverfahren der Sozialversicherung.„,„ S## 20.00: Meister der Overette. Ein Zyklus mit Schallplatten. Verbindende Worte: B. H. Gehly, 6 Setzimem 20.45: Mörder aus Gerechtigkeit. Altchinesisches Sittenbild von Ehrenstein. Musik von G. Kneip. 22.35: Berlin: Tanzmusik der Kapelle Sam Baskin Donnerstag, 9. Juni 9.45: Hilde Bremus: Gymnastik für Frauen. 11.10: Schulfunk: Kinderturnen mit Musik. 11.20: Schulfunk: Vom Wesen der klassischen griechischen Musik. 16.10: Mitteilungen aus dem Schulfunk. 16.20: Heimat und Gegenwart im Gesamtunterricht der Volksschule. 18.15: Univ.=Prof. Dr. Nielen: Josef Michael Seiler zum 100. Todestag. 18.40: Italienisch. 1915: Vom Totz.„„hmnsg. Er., umnd Stastusrattuge. 19.30: Dr. Wolff: Die westdeutsche Eisen= und Stahlwarenindustrie in der Krise. 8856 20.00: Die lustigen Weiber von Windsor. Oper von Otto Nicolai. 22.45: Wird noch bekanntgegeben. Freitag, 10. Juni us: Gymnalik für Fr. 9.45: Hilde Bremus:„Gymngsrir fur„Frauen. 10.10: Frankfurt: Schulfunk: Der Westerwald. Hörbild. 11.15: Schulfunk: Englisch. 16.10: Aus der Frauenbewegung, z.z.n um Boenssr San 16.20: Jugendfunk. Mit 1000 Schafen zum Bosvorus.— Wollt ihr einen Gorilla kaufen? 18.15: F. P. Brückner: Neue deutsche Erzählungen. 18.40: Englisch. 19.15: Aus der Praxis der Angestelltenversicherung. 20.00: Washington: K. G. Sell: Worüber man in Amerika spricht. 20.20: H. Ebert: Von der Flöte zur Pauke. 21.00: Virtuose Kammermusik. 22.40: Konzert. Samstag, 11. Juni 9.45: Hilde Bremus: Gymnastik für Frauen. 11.10: Schulfunk: Kinderturnen mit Musik. 11.20: Deutschkundlicher Schulfunk. 16.20: Wanderungen in Rheinland und Westfalen. O. Brües: An der Mosel. 16.40: Englisch. 18.10: Dortmund: Auf der Hundeausstellung. 18.30: Obersteuersekretär Küppers: Die Rechtsprechung des Reichsfinanzhofes in Lohnsteuerfragen. 18.50: Dr Wichterich: Schicksalsfragen des deutschen Ostens. 19.20: Zehn Minuten Bezirksfunkhilfe. 19.30: Pros. Dr. Driesch: Das Problem der Willensfreiheit. 20.00: Lustiger Abend des Funkorchesters. 22.30: Berlin: Uebertragung vom Sommerfest des Vereins für das Deutschtum im Ausland. Kapellen: Bruno Mahnkopf und Gerhart Hoffmann. 24.00: Meister des Jan E M10 Deutschlands modernste Lungenheitstatte soil geschlossen werden Ein Flügel der Beelitzer Heilstätten, die jetzt voraussichtlich geschlossen werden müssen, da die Invalidenversicherung die Betriebskosten nicht mehr aufzubringen vermag. Dem Personal von 400 Personen ist bereits gekündigt worden. Die endgültige Schließung würde ein schwerer Nachteil für die Volksgesundheit sein. Wer trägt die Kosten der Rauferei im Lundlug! Im Preußischen Landtag hat der Abgeordnete Biester (Dtsch.=Hannoveraner) eine Kleine Anfrage eingebracht, in der er darauf hinweist, daß bei der Schlägerei im Landtagsplenum am 25. Mai eine große Anzahl Einrichtungsgegenstände, wie Stühle, Lampen usw., zerbrochen seien, die Teile des Volksvermögens dargestellt hätten. Wenn auch die an der Schlägerei beteiligten Personen im Aeltestenrat auf den Rechtsweg zur Feststellung der Schuld an den Vorgängen verzichtet hätten, entlaste sie das doch nicht von der Wiedergutmachung des Schadens. Der Abgeordnete fragt das Staatsministerium, ob es bereit sei sobald wie möglich den angerichteten Schaden festzustellen und dem Landtag bekanntzugeben, und ob es ferner bereit sei, die Schadenssumme anteilmäßig auf die Fraktionen der Nationalsozialisten und Kommunisten umzulegen. Wer gut und billig kaufen will kennt nur einen Weg— den Weg zu □ ARTIEN-GES Das Haus für alle und für alles! IR ULHEIM- OBERHAUSEN- HAMBORH Der kst für dir Kurzung der Wohl= ahsrtbriustsuhr=krrunkd dellckt In den Kreisen der Unterstützungsempfänger hat die erneut durchgeführte und geplante Kürzung der Wohlfahrtsrichtsätze in den Städten und Gemeinden gerechte Empörung ausgelöst. Bei der Begründung dieser Maßnahme berufen sich die Oberbürgermeister und Wohlfahrtsdezernenten darauf, daß der sozialdemokratische Regierungspräsident Bergemann diese Kürzung angeordnet habe. Es ist notwendig, in aller Oeffentlichkeit festzustellen, daß diese Behauptung nicht den Tatsachen entspricht, sindern der Regierungspräsident nach unserer Information ausdrücklich auf dem Standpunkt steht, daß eine weitere Kürzung der Richtsätze von ihm nicht geduldet würde, under angeordnet habe, daß die Kürzungen unterbleiben müßten. Auch von unserer Seite soll nicht verkannt werden, daß die finanzielle Not der Städte, Kreise und Gemeinden ins ungeheuerliche gestiegen ist. Maßnahmen zur Sicherung und gegen den weiteren Verfall der Finanzen betrachten auch wir als unbedingt notwendig. Eine weitere Kürzung der heute schon mehr als dürftigen Unterstützungssätze ist jedoch nicht geeignet, dieses Ziel zu erreichen. Gegenteil, dürfte der indirekt angerichtete Schaden die Verhältnisse noch verschlimmern. Die durch die Not der Unterstützungsempfänger entstandene Empörung hat, geschürt durch unverantwortliche Hetze, in einzelnen Städten schon zum Ausbruch von Unruhen und Fensterstürmereien geführt. Diese nach außen sichtbare Stimmung sollte den rheinischen Wohlfahrtsbehörden eine nicht mißzuverstehende Warnung sein, den Bogen nicht zu überspannen und mit der Geduld der Opfer der kapitalistischen Krise nicht zu spielen. Diese Darstellung überall den falschen Begründungen gegenüberzuhalten, ist unbedingt notwendig. Bei dieser Gelegenheit sei darauf verwiesen, daß die Partei und zuletzt noch der Reichsausschuß für Kommunalpolitik gegen die Bestrebungen, die Richtsätze zu kürzen, ganz entschieden protestiert haben und alles tun werden, um die Opfer kapitalistischer Unfähigkeit vor einer weiteren Verschlechterung der Lebenshaltung der Unterstützungsempfänger zu bewahren. Der Tod am unbewachten Eisenbahnübergang Gelsenkirchen, 30. Mai. In der Nähe des Limburgischen Grenzdörfchens Lutterade wurde am Freitag ein 49 Jahre i alter Grubenarbeiter beim Ueberqueren eines unbewachten Eisenbahnüberganges mit seinem Fahrrad von einem Zug erfaßt und auf der Stelle getötet. Die Leiche war gräßlich verstümmelt. Der Bergmann war Vater von vier Kindern. Eine neue englische PoturEepronton Die Teilnehmer der Expedition, in der Mitte ihr Führer, Stagg, mit einem neuen Hilfsgerät für meteorographische Höhenmessungen.— Unter Führung des Meteorologen W. R. Stagg bricht in diesen Tagen eine englische Polar=Expedition auf, um im höchsten Norden des amerikanischen Kontinents Untersuchungen über Wetterprobleme anzustellen. U. a. wird mittels eines Ballons ein neuartiger Apparat in die Höhe geschickt, der den Luftdruck in den verschiedenen Höhenschichten selbsttätig aufzeichnet. Die Expeditionsteilnehmer werden den Ballon viele Meilen weit auf Schlitten verfolgen müssen. Das Ende einer verlogenen hetze Die kommunistische Presse am Niederrhein hat vor einiger Zeit mit fettem Behagen eine Verleumdung gegen unsere Stettiner Parteiorganisation, besonders aber gegen den Geschäftsführer der dortigen Parteidruckerei nachgeschmiert. Vor einigen Tagen hatten sich wegen dieser infamen Hetze die verantwortlichen Redakteure der„Frankfurter Zeitung", der Berliner „Weltam Abend“, des Organs der Friedensgesellschaft„Das andere Deutschland“ und des Stettiner Kommunisten= blattes„Volkswacht“ wegen übler Nachrede vor dem Stettiner Einzelrichter zu verantworten. Der ebenfalls angeklagte verantwortliche Redakteur der nationalsozialistischen„Diktatur“ hatte es vorgezogen, kurz vor dem Termin seine„Unabkömmlichkeit" als Hitler=Angestellter zu melden. In der Beweisaufnahme wurde auch nicht die Spur eines Beweises erbracht, der die Ehrabschneidungen auch nur im geringsten rechtfertigte. Der juristische Vertreter der„Frankfurter Zeitung", der sich keineswegs dazu bequemen wollte, diese blamable Tatsache einzugestehen, verstieg sich sogar zu der merkwürdigen Verteidigung, daß das von ihm vertretene Blatt den Beruf in sich spüre, für politische Sauberkeit zu sorgen. Mit Recht antwortete der Vertreter des Klägers, daß die„Frankfurter Zeitung“ mit dieser Säuberungstätigkeit gefälligst bei sich selbst beginnen sollte, denn die Tatsache, daß dieser demokratische Verlag seinen Berliner Filmkritiker halbpart oder vielmehr dreiviertelpart von dem deutschnationalen Ufa=Konzern entlohnen läßt, spreche nicht gerade für politische Sauberkeit.— Die Angeklagten wurden zu Geldstrafen von 300 bis 120 Mark verurteilt. So ist wieder einmal eine von den vielen elenden Hetzen gegen die Sozialdemokratie elendiglich zusammengebrochen. Wir sind überzeugt, daß die Düsseldorfer„Freiheit" über diese Tatsache nichts berichten wird. Ehrlichkeit ist im KPD.= Lager ein unbekannter Begriff. Nazidemagogie Wir haben vor einigen Tagen den Nazi=Antrag in Mecklenburg=Strelitz glossiert, der über die bisherige Kürzung der Beamtengehälter hinaus eine weitere generelle Kürzung dieser Gehälter durchführt. So werden auch u. a. die Grundgehälter, Stellenzulagen und Wohnungsgeldzuschüsse, soweit sie den Betrag von 5000 Mark übersteigen, erheblich herabgesetzt. Es liegt uns natürlich fern, für den besonderen Schutz der hohen Gehälter einzutreten, zumal wir uns in der Praxis stets gegen die ungerechte Staffelung der Gehälter wenden. Die Nazis haben aber gerade in den gehobenen Beamtenschichten ihre Anhänger sitzen, die sie mit allen möglichen und unmöglichen Versprechungen zu ködern suchen. Kaum üben sie verantwortliche Macht aus, da zerstieben diese Versprechungen wie leere Seifenblasen. Diese verlogene Demagogie muß immer wieder angeprangert werden, wobei es nicht nötig sein dürfte, unseren kritischen Standpunkt in der einen oder anderen Frage besonders zu betonen. Rekord eines Fuchses Hameln, 30. Mai. Einen nicht begrüßenswerten Rekord lieferte in Welsede ein Fuchs. Er war in eine Geflügelfarm eingebrochen und erwürgte 64 Hennen. Als er am Mittag zurückkehrte, um seinen Schmaus fortzusetzen, ereilte ihn die Tücke des Schicksals. Die ausgelegte Falle wurde sein Verhängnis. Un Crusrreirser KTUZ nn— Die von den Gemeinden organisierte Arbeitsfürsorge ist für die Wohlfahrtserwerbslosen vielfach mit dem Begriff einer strafend wirkenden Zwangsarbeit verknüpft. Nicht deshalb, weil der Arbeitslose etwa arbeitsunwillig ist und daher die Notstandsarbeit nicht verrichten will. Schon die Tatsache, daß die Mehrzahl der Wohlfahrtserwerbslosen bemüht ist, den Berechtigungsstempel zu bekommen, beweist das Gegenteil. Wenn der Erwerbslose trotzdem die ihm zugewiesene Arbeit nicht mit überströmendem Glücksgefühl annimmt, dann aus Ursachen heraus, die ich im folgenden einmal wiedergeben will. Zunächst ist den meisten Arbeitsfürsorglern, die Facharbeiter sind, die ihnen zugeteilte Arbeit gänzlich fremd und weckt in ihnen das Bewußtsein, daß ihre schöpferischen produktiven Fähigteiten kein ausreichendes Betätigungsfeld haben. Erdarbeiten sund solche werden ja meistens von den Arbeitsfürsorglern vertichtet), standen seit jeher ja in dem Geruch der Minderwertigleit, so daß der Gedankengang des Arbeitsfürsorglers rein Pychologisch darin wurzelt, daß er von seiner„richtigen“ Arbeit setrennt ist. Was in den Arbeitslosen aber die größten Bedenken wachkist, ist die nach Ablauf des halben Jahres eintretende nachhattige und bedeutende Verschlechterung seiner Lebenslage. Für biele(zumeist auf Kinderreiche trifft das zu), bringt selbst die kursorgearbeit keine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse, denn das Mehr an Bareinkommen wird dadurch wieder hinfällig, daßz eine Reihe von sonstigen Erleichterungen fortfallen, weil der Ewerbslose nun ja in einem arbeitsrechtlichen Verhältnis steht. fauen vielfach Mietbeihilfen und anderes mehr fort, weil der Unterstützungsempfänger ja Arbeit hat. Das Arbeitsrechtliche ist aber auch sehr bedingt und aus dem normalen Rahmen eines Arbeitsverhältnisses herausfallend. Zunächst hat sich der neueinzustellende Wohlfahrtsarbeiter unterschriftlich zu verpflichten, aus dem Arbeitsverhältnisse keinerlei sictliche Ansprüche über die vorgesehenen Bedingungen hinaus ezuleiten. Zwar wird die Entlohnung meistens nach einem vereindarten Tarif durchgeführt, da aber im Durchschnitt 32 bis Stunden die Woche gearbeitet wird, hebt sich der Wochenverdienst nur wenig über den Unterstützungssatz des Wohlfahrtsamtes hinaus. Einem Ledigen oder Verheirateten über 22 Jahre verbleiben nach Abzug der Beiträge zur Kranken= und Invaliden= versicherung etwa 17 bis 19 Mark, wobei bei Verheirateten sich se nach der Kinderzahl die vorgeschriebenen Arbeitsstunden in per Woche erhöhen. Ein Verheirateter mit zwei Kindern arbeitet g.? 38 Stunden in der Woche. Ihm verbleiben nach Abzug der deitrage 23 Mark für den Lebensunterhalt. Vielfach erfolgt in wöchentlich 2 Mark für zu viel erhaltene Wohlfahrtsunterstützung, so daß man also nicht sagen kann, daß die Fürsorgearbeiter sich viel von einem Unterstützungsempfänger unterscheiden. Aus diesen Gesichtspunkten heraus ist ja auch die Winterhilfe auf die Arbeitsfürsorgler angewandt worden. Das alles aber ist nicht einmal ausreichend, den Mehraufwand des Wohlfahrtsarbeiters an Kleidern und Schuhen, besonders im Winter, zu decken. So ist es denn auch erklärlich, daß bei einem solch minimalen„Lohn“ auch beim Arbeitsfreudigsten die Unlust an dieser Beschäftigung, die ihm kaum die bescheidenste Lebensführung ermöglicht, Platz greift. Nur wenn ein ideales Ziel vorschwebt, steigert sich die Arbeitsfreudigkeit und damit die Leistung. Ein weiteres Moment ist der instinktive Gedanke, durch eine gewisse Streckung der vorhandenen Arbeit die Beschäftigung möglichst lange auszudehnen, obwohl praktisch eine derartige Methode sich gar nicht auswirkt. Ausschlaggebend aber ist bei der Minderleistung der Wohlfahrtsarbeiter der geringe Lohn und die dadurch bedingte sch den ersten zwei Monaten und darüber hinaus ein Abzug von schlechte Ernährung, die in keinem Verhältnis zu den notwendigen Lebensbedürfnissen und der Erhaltung der Arbeitskraft steht. Kommt dann etwa mal eine Krankheit vor, die den Wohlfahrtsarbeiter zwingt, krank zu feiern, dann kommt die Familie in die größte Bedrängnis. Darum scheuen die Fürsorgler auch ängstlich jedes Krankfeiern, das sie der schlimmsten Not aussetzt. Zwar greift in krassen Fällen das Wohlfahrtsamt ein, aber immer werden die davon Betroffenen schon in der größten Not drinstecken, dieweil das Wohlfahrtsamt nicht immer zur rechten Zeit einspringt. Das alles zeigt zur Genüge, daß der Wohlfahrtsarbeiter nicht besser dran ist, wie der Unterstützungsempfänger, ja daß Vergünstigungen, wie gebührenfreier Rundfunk und anderes, für ihn automatisch wegfallen. Die eigentliche Strafwirkung tritt ein, wenn nach halbjähriger Arbeit der Unterstützungssatz der Alu, in welche der Arbeitsfürsorgler erneut eintritt, so bemessen ist, daß er in allen Fällen bei Verheirateten weiter unter die Richtsätze des Wohlfahrtsamtes sinkt. Vor dem Erlaß der Notverordnungen wurde in den kritischen Fällen ein Ausgleich von den Wohlfahrtsämtern gewährt. Nur in wenigen Fällen, wo der Satz der Alu noch nicht 70 Prozent des kommunalen Richtsatzes erreicht, wird der Ausgleich gezahlt. So gesehen ist die Arbeitsfürsorge weder der geeignete Weg, dem Arbeitslosen Erfüllung eines drängenden Bedürfnisses nach geregelter Arbeit zu vermitteln, noch bessert sie ernsthaft, wenn auch nur zeitbegrenzt, seine trostlose wirtschaftliche Lage. Die geringfügige Augenblicksbesserung hat eine um so schlimmer wirkende Verschärfung seiner Notlage zur Folge. So ist die Fürsorgearbeit einzig dazu bestimmt, die Gemeinden zu einem gewissen Zeitpunkt von der Belastung durch den langjährig Arbeitslosen zu befreien. Eine etwa geplante Lohnherabsetzung für die Arbeitsfürsorgler, wie es schon immer gemunkelt wird, geht über das Maß des Erträglichen hinaus und muß alle berufenen Organisationen der Arbeiterschaft zu entschiedenster Abwehr auf den Damm rufen. Denn die Fürsorgearbeiter sind mindestens 2 Jahre und noch länger arbeitslos. Sie haben das höllische Dasein der Erwerbslosen bis zur Neige ausgekostet und können daher das gleich starke Verständnis für ihre verzweifelte Lage erwarten, wie für jeden anderen Unterstützungsempfänger. Es gibt nur ein Mittel, zu einer entscheidenden Wendung zu gelangen: planmäßige Beschaffung produktiver Arbeit. Aber keine Arbeit um jeden Preis, sondern eine gerechte Gegenleistung, ausreichend zur Bestreitung eines menschen würdigen Daseins. Aufleg! Die sozial! Gesetzentwürfe des Kleinst tung der Gebä Reichstage ein aus, daß die schlechtert! Katastrophe zu Wohnungsbau solche öffentlich 20 Prozent wi daß die Hausz wandelt werde lösbar sein un Eindr Der Reicht 15 Uhr, einber Auf der 2 über den präsident tag dient das worin dieser n den 13. Mär vorschlägt. E erst erforderlich gangs feststeht. vorsorglic zweiten Wahl) dentenwahl 1c) Sserlohn, dem die hiesig Mordaffäre, 1 8. Mai 1920 k Dannenhöfer mordete trug waren mit ei waren die K der Kommod. As A IN S Luren sAtrir=belnen=Bell Herr von Papen der neue Reichskanzler, hat an den Vorsitzenden der Deutschen Zentrumspartei, Prälat Dr. Kaas, folgenden Brief gerichtet: „Sehr verehrter Herr Prälat! In einer der schicksalsvollsten Stunden deutscher Geschichte hat mich der Herr Reichspräsident berufen, die neue Regierung zu bilden. Die seelische und materielle Lage des deutschen Volkes verlangt gebieterisch die Synthese aller wahrhaft nationalen Kräfte,— aus welchem Lager auch immer sie kommen mögen—. Nicht als Parteimann, sondern als Deutscher bin ich— gewiß nicht leichten Herzens— dem Rufe des Mannes gefolgt, dem die Nation soeben einen überwältigenden Beweis ihres Vertrauens erteilt hat und dessen wahrhaft historische Persönlichkeit auch in den schwersten Stunden deutscher Geschichte nie etwas anderes erstrebte als die Zusammenfassung aller dieser Kräfte zum Wohle des Landes. Ein solcher Schritt kann nicht im Widerspruch stehen zu der unermüdlichen, planvollen und sachlichen Arbeit des Kanzlers Dr. Brüning, deren Würdigung einer anderen Gelegenheit vorbehalten bleibt. Auch die Deutsche Zentrumspartei und der in ihr politisch organisierte Katholizismus werden sich der Erkenntnis nicht verschließen können, daß das neue Deutschland nur auf der Grundlage der Kräfte aufgebaut werden kann, die die geistige Wende unserer Tage zur Hoffnung der jungen Generation gemacht hat. Wenn mich infolge der Erklärung der Deutschen Zentrumspartei der Weg heute leider von Ihnen trennt, so lebe ich der Hoffnung, daß nicht nur die sachliche Arbeit, die das Land heute von uns fordert, uns bald wieder vereinigen wird. Mehr noch ist es die unerschütterliche Ueberzeugung, daß die Voraussetzung jeder Wiedergenesung der Nation die rücksichtslose Geltendmachung der unveränderlichen Grundsätze unserer christlichen Weltanschauung sein muß. Ich bleibe, sehr verehrter Herr Prälat, in aufrichtiger Verehrung Ihr ergebener von Papen.“ nahmen in Frage kommen, aus welchen sich eine Gefahr für den Bestand der Währung ergeben könnte. Staatspartei gegen Papen Die Haltung des Christlich=Sozialen Vollsbienstes Kabinett Papen vereidigt Luther bei Papen Die ersten inflationistischen Tendenzen an der Börse scheinen das Herz des Herrn Papen doch etwas angestrengt zu haben. 150 000 Mark unterschlagen Gladbach=Rheydt, 2. Juni. Gestern mittag wurde in Rheydt der Buchhalter Gerhard Fleischer wegen Unterschlagung von etwa 150000 Mark bei der Allgemeinen Konsum= und Produktengenossenschaft GmbH. für Rheydt und Umgegend festgenommen. Die Unterschlagungen reichen bis 1925 zurück. Fleischer nahm bei den monatlichen Buchungen falsche Addierungen vor und unterschlug auf diese Art und Weise monatlich 1000 Mark bis 5000 Mark. Von dem unterschlagenen Gelde kaufte er sich ein Haus und eine Kleiderfabrik. Außerdem schaffte er sich noch einen Personenwagen an. Nach ein Mukkurzeugntr So sah es im Plenarsaal des Preußischen Landtags nach der Schlacht aus Der Brief Herrn von Papens muß als eine Anmaßung ungewöhnlicher Art in zwiefacher Hinsicht betrachtet werden. Herr von Papen schreibt von der gebieterischen Notwendigkeit der Synthese aller wahrhaft nationalen Kräfte. Der neue Kanzler diffamiert also alle Parteien und Politiker, die seinem Kabinett fernstehen, und bezichtigt sie indirekt mangelnder nationaler Gesinnung. Herr von Papen unterscheidet zwischen nationaler und wahrhaft nationaler Gesinnung. Die Zentrumskreise, die ihn aus näherer Beobachtung nicht für einen Politiker, sondern für einen Phantasten halten, scheinen nicht ganz unrecht zu haben. Im übrigen aber muß sich das deutsche Volk ganz entschieden verbitten, von diesem Herrn wegen seiner nationalen Gesinnung klassifiziert zu werden. National ist der, der für die Mehrheit der Nation Frieden, Glück, Wohlfahrt, soziale Gerechtigkeit und Freiheit wünscht. Ob Herr von Papen als die Hoffnung der ostelbischen Großagrarier und der rheinisch=westfälischen Schwerindustrie unter solchen Gesichtswinkeln noch als nationaler Mann angesprochen werden könnte, ist eine Frage, deren Aufwerfung er sich nach seinem Brief an Herrn Kaas selbst zuzuschreiben hat. Aber Herr von Papen scheint ja auch der Meinung zu sein, daß er nur der Statthalter einer Naziherr= schaft ist. Anders ist wohl kaum die Stelle aufzufassen, in der er von der geistigen Wendung unserer Tage und von der Hoffnung der jungen Generation schreibt. Hat es Herr von Papen als Dreiviertel=Nazimann mit seiner Ehre vereinbaren können, bis zu seinem Hinauswurf aus der Zentrumspartei, deren Angehöriger zu sein, und gehört eine derartige Haltung auch zu den„wahrhaft nationalen“ Imponderabilien eines Politikers der„geistigen Wende unserer Tage? Nein, dieser Brief ist ein trauriges Zeichen dieser Zeit, und man kann nur bescheidenerweise hoffen, daß die letzte Willenskundgebung dieses Mannes die eben veröffentlichte erste nicht noch an„wahrhaft nationaler“ Gesinnung übertrifft. Jawohl, das ist ein Vorgeschmack des Dritten Reiches! am 1h 77 77 179 n 17 # 7 8 553 K• „ Berlin, 2. Juni. Der Geschäftsführende Vorstand und die Reichstagsfraktion der Deutschen Staatspartei haben eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Die Deutsche Staatspartei lehnt mit aller Deutlichkeit das Kabinett von Papen ab. da es gegen den Geist der Verfassung gebildet und ohne Rücksicht auf außenpolitische, innenpolitische und wirtschaftliche Gefahren lediglich dazu bestimmt ist, die Weisungen der rechtsradikalen Parteien auszuführen, ohne daß diese selbst an der Verantwortung formell beteiligt sein wollen. 190 der direkte Weg— der billigste Weg! Die Reichstagsfraktion des Christlich=Sozialen Volksdienstes trat am Donnerstag im Reichstag zur Beratung der politischen Lage zusammen und nahm, wie das Nachrichtenbüro des VD3. hört, nach mehrstündiger Aussprache in einer Entschließung Stellung, in der es heißt:„Die gegenwärtige Krise ist durch Kräfte herbeigeführt worden, in deren Spiel die Oeffentlichkeit noch keinen vollen Einblick hat. Der Volksdienst lehnt jede Mitverantwortung für die gefährlichen Folgen ab, die sich hieraus in außenpolitischer und innenpolitischer Beziehung wahrscheinlich ergeben werden. Die soliden GEG-Bedarfsgüter gelangen aus euren eigenen Fabriken über die Verteilungsstelle eures Konsumvereins in eure Haushaltungen. Was dadurch erspart wird, kommt euch allen zugute. * Konsumverein„Eintracht“ c. G. m. b. H., Essen Konsumgenossenschaft„VorwärtsBefreiung“, e. G. m.b.H., Wuppertal Rhein.-Berg. Konsumgenossenschaft „Hoffnung“, eGmbhH., Köln Allgem. Konsumverein für Düsseldorf u. Umgegend, e.G.m.b.H., Düsseldort Konsumgenossenschaft„Einigkeit“, e. G. m. b. H., Remscheid Konsum- und Produktivgenossenschaft „Niederrhein“, e.G.mbH., Krefeld Berlin, 2. Juni. Um 17.30 Uhr empfing der Reichspräsident Reichskanzler von Papen und die übrigen Mitglieder der neuen Reichsregierung, um sie auf ihr Amt zu verpflichten. Im Anschluß daran begann um 18 Uhr die erste Kabinettssitzung. Auskünfte erteilt: Verband der Konsumgenossenschaften in Rheinland u. Westfalen Sitz Bochum, Hattinger Straße 19, Telefon 63096. Berlin, 2. Juni. Der Reichskanzler empfing heute nachmittag den Reichsbankpräsidenten zu einer eingehenden Aussprache. Darin wurden sämtliche Probleme behandelt, die für die der Reichsbank obliegenden Aufgaben von Bedeutung sind. Es ergab sich völlige Uebereinstimmung, insbesondere darüber, daß keinerlei Währungsexperimente und überhaupt auf dem Währungs= und Kreditgebiet keine MaßKONZESSIONIERTER BUCHMACHER Düsseldorf, Königsallee 63 Fernsprech-Sammelnummer 25454 Annahme von Wetten in jeder Höhe für In- und Auslandsrennen 17