I täglich 1 aur. 80 Ufg. 60 Pfg. en * Amtliches Kreisblatt für den Kreis Ruhrort. Inserate 15 Pfg. die 7 ge spaltene Petitzelle oder derer — für Geschäfts inserate innerhalb der Kreiß Ruhrort und Moers di Petitzeile 10 Pfg., Reclamen die Borgiszelle 40 Pfg. Bedarken Otto Brend Ruhrort. Verbunden mit der 8seit. Gratisbeilage„Illusteirtes Sonntagsblatt". Verlag: Joh. Brendow u. Sohn, Ruhrort. Bestellungen nehmen an alle Bostanstalten, die Landbrieftrüger und Zeitungsboten, sowie unsere Expeditionen in Laar bei F. C. Troost, in Hamborn bei Herm. Thum, in Meiderich bei Joh. Meerkamp, in Sterkrade der WB. Schirrer in Dinslaken dei F. Müller, in Hochheide bei J. Seuden, in Homberg bei Beter Schmiy, in Moers bei J. M. Lechner, in Orsoy bei H Münster, wit Expeditton Rudrort, Schustraße. Annadme Stellen für Juserate: de Aanoncen Expeotionen Rudolf Mosse mn Koin Haasenstein u. Vogler in Köln, G. L. Daube u. Co. in Frankfurt a. N. 270. Montag, den 12. November 1888. 15. Jahrgang. Abonnements-Bektellun gen auf die „Ruhrorter Zeitung“ amtliches Kreisblatt für den Kreis Ruhrort zugleich Meidericher Zeitung fortwährend entgegengenommen. Die Expedition. Geschichts=Kalender. 12. November 1806. Hannover von den Franzosen unter Mortier besetzt. 1813 Die Festung Sonnenstein capitulirt nach dem Fall von Dresden. — Rossen und Preutzen in L üsseldorf; Anschluß Nassaus an die Allirten. 1870. Siegreiches Gefecht zwischen dem preußischen Kanonenboot „Meteor“ und dem französischen Aviso„Le Bouvei“ in den Gewässern von Havanna. Der„Bouvet" flüchtet nach Havanna. 1877. Osman Pascha in Plewna weist die Aufforderung zur Kapitulation zurück.— Im Schipkapaß fällt der Artillerie=General Liman(Lehmann) Pascha. * Die Abzahlungsgeschäfte bilden schon geraume Zeit in gewerdlichen Kreisen den Gegenstand einer eingehenden Eröiterung, die zu einer lebhaften Bewegung gegen dies System gefuhrt hat. Bereits im September 1886 hatten sich der 4 allgemeine Handwerkertag zu Kösen, der zu Köln ins Leben gerufene„Verein gegen Unwesen in Handel und Gewerbe“, eine Wanderversommlung der württembergischen Vereine in Ravensburg und der 23 schlesische Gewerbetag gegen die Abzahlungsgeschäfte ausgesprochen. Alsdann folgten eine Reihe von Hanselskammern, die in ihren Jah esberichten verschiedene Mißbräuche des Abzahlungsgeschäftes besprochen hatten. Wahrend der letzten Reichstagssession waren auch dem Reichstag Petitionen der Handelskammern von Hannover, Goslar, Harburg, Göttingen, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück, Verden, Ravensburg, Ludwigshafen, Nordhausen u. s. w. zugegangen, welche gegen Abzablungsgeschäfte, Hausiehandel und Wanderlager gerichtet waren. Nach der„Voss. Ztg.“ jetzt zugehenden Mutheilungen sind neuerdings auch die Bundesregierungen derjenigen Staaten, in welchen fortwährend über die Abzahlungsgeschäfte Klagen erhoben werden, der Angelegenheit näher getreten. Wir erwähnen zunächst die bayerische Regierung, welche, wie es heißt, die Adsicht hat, im Bundes ath die Einschränkung des Eigenthumsvordehalts der Abzahlungsgeschäfte zu beantragen. Dieselbe hat sich in Sachen der Abzahlungsgeschäfte Gutachten erstatten lassen, aus welchen folgende Vorschläge zu erwähnen sind: 1. Anzeigeerstattung Seitens der Personen, welche den Betrieb eines gewerbsmäßigen Abzahlungsgeschäftes beginnen, und Ueberwachung dieser Geschäfte Seitens der Behörden; 2. Aufhebung der Gültigkeit und Zulässigkeit jeder Verabredung, nach welcher bei Nichtinhaltung der festgesetzten Abschlagszahlung verkaufte oder mit Aussicht auf Eigenthumserwerb vermiethete, oder ausgeliehene Gegenstände nicht nur zurückgegeben werden müssen, sondern auch die bereits geleisteten Abzahlungen als Vergütung für Benutzung der Gegenstände oder unter sonst einem anderen Titel zu Gunsten des Abzahlungsgeschäftsinhabers verfallen; 3 Verpflichtung des Geschäftsinhabers, auch seinerseits die bereits erhaltene Anzahlung und die Abschlagszahlung wieder zurückzugeben, soweit nicht diese Beiräge nöthig seien, um die durch Schätzung zu ermittelnde Minderung des wahren Werthes zu decken, welche die Sache etwa durch Abnützung oder Beschädigung erfahren hat. Die sächsische Regierung ist ebenfalls der Sache näher getreten und hat sich über gesetzliche Maßnahmen betriffs der Abzahlungsgeschäfte von den Handels= und Gewerbekammern Gutachten erstatten lossen. Die Handelskammer zu Leipzig will, daß wucherischem Gebahren der Abzahlungsgeschäfte im Wege des Strafrechts und durch Auferlegung der Rückgewähr der wucherischen Vortheile entgegengetreten werde, wünscht jedoch zunächst eine Umfrage bei den Gerichten und Staatsanwälten, um noch weitere Aufklärung über das Maß und den Umfang der behaupteten Uebelstände zu erhalten, während die Gewerbekammer zu Leipzig befürwortet, daß die Abzahlungsgeschäfte, soweit sie sich nicht ausschließlich mit dem Verkauf von technischen Hulfsmaschinen beschäftigen, dem§ 34 der Reichsgewerbeordnung unterstellt, also wie die Pfandleihgeschafte begandelt werden, oder aber, daß die Rechtsgültigkeit oder Ungültigkeit der Leihcontracte einheitlich festgestellt werde. Endlich läßt auch die preutzische Regierung über den behaupteten Umsang des schädlichen Treibens der Abzahlungsgeschäfte Ermittelungen anstellen. Die Abzahlungsgeschäfte sind ein Product der neuesten Zeit, während der Grundgedanke dieses Systems ein ganz alter ist. Jeder Geschäftsmann, mag er heißen, wie er will, war und ist bereit, jedem nur einigermaßen zuverlässigen Kunden die Adnahme eines theureren Gegenstandes dadurch zu erleichtern, daß er dem Käufer die Bezahlung in kleinen Raten zugesteht. Dieser Grundsotz ist weder vom geschäftlichen, noch vom volkswirthschaftlichen, noch vom moralischen Standpunkte zu verwersen. Anders stellt sich die Sache, wenn die Abzahlung dazu benützt wird, die Waare im Preise unverhaltattzmäßig zu erhöben. Dem Geschäftsinhaber bringt das wohl Nutzen, aber der Käufer hat großen Schaden, über den er hinweggetäuscht wied. Ganz ebenso stebt die Sache, wenn das Publikum Ramschwaare zu Preisen kauft, die dem Anscheine nach niedrig, in Wahrheit aber colossal hoch sind. Daß Auswüchse im Abzahlungsgeschäft vorhanden sind, ist zweisellos, Gerichtsverhandlungen haben sehr compromittirende Thatsochen aus Licht gebracht; aber man kann noch nicht sagen, daß das ganze Abzahlungssystem trasser Betrug ist. Die Aufgabe der Gesetzgebung wird es sein, zu verhüten, daß auch das reelle Abzahlungsgeschäft vernichtet wird. Toütische Nachrichten. Deutschland. Berlin, 11. Nov. Kaiser Wilhelm, König Albert und Prinz Georg von Sachsen, und der Herzog Ernst von Sachsen=Coburg Gotha sind an. Sonnabend Abend von der Hofjagd aus Königs=Wusterhausen, wohin sie sich Tags zuvor begeben hatten, wieder in Berlin angekommen. Wusterhausener Jagdschlosse hatte vorher, nach Beendigung der Jagden auf Damwild und Sauen, das Jagddiner stattgesunden. — Am Donnerstag Abend um 6 Uhr trifft der Kaiser in Breslau ein. Der Monarch hat mittheilen lossen, daß er nur die zur Stunde seiner Ankunft geplante festliche Erleuchtung Breslau's als Huldigung annehme, alle sonstigen von Breslau und anderen schlesischen Städten, Körperschaften und Vereinen angebotenen Festlichkeiten aber ablehne, da er sich lediglich auf einem Jagdausfluge befinde. Vor der Reise erfolgt noch die Uebersiedlung der kaiserlichen Familie aus dem Marmorpalais nach dem Berliner Schlosse. — Kaiser Wilhelm brachte die Nacht zum Sonntag im Berliner Schlosse zu, wo auch der König von Sachsen Absteigequartier genommen. Sonntag Vormittag nahmen der Kaiser und der König die renovirten Räume in Augenschein, worauf der König dem vom Armeebischof Dr. Astmann abgehaltenen Gottesdienste in der Hedwigskirche beiwohnte, während der Koiser zahlreiche Audienzen ertheilte und mit dem Grafen Herbert Bismarck conferirte. Um 1 Uhr begaben sich der Kaiser, der König Albert und Prinz von Sachsen nach Potsdam, wo das Mittagsmahl im Marmorpalats eingenommen wurde. Der König und sein Bruder reisen am Abend nach Schloß Sibyllenort in Schlesien. Der Herzog von Coburg=Gotha ist Sonnabend Abend schon abgereist. — Trotz aller Ableugnung durch die„Freisinnige Zeitung“ ist es— wie das„F. I.“ schreibt— Thatsache, daß innerhalb der„freisinnigen“ Partei große Meinungsverschiedenheiten herrschen; die Mißsimmung gegen Richter ist außerordentlich groß. Gleichwohl sind schwerlich practische Folgen von den augenblicklichen D fferenzen zu erwarten, da in der Partei Niemand vorhanden ist, welcher geneigt und fähig wäre, an Richter's Stelle die Führung zu übernehmen. — Großes Aufsehen erregt es, daß die„Vossische Zeitung“, die anerkannte Vertreterin des autsituirten freisinnigen Berliner Bürgerthums, also des Hauptstützpunkes der Partei in der Reichshauptstadt, offene Anklage gegen die freisinnige Parteileitung erhebt, ihre Aufgaben zu verkennen. Das Blatt schreibt wörtlich:„Eine Erkältung, Rauch und Staub wird von einem starken, gesunden Menschen leicht überwunden, erzeugt aber in einer disponirten Lunge Schwindsucht. Wäre Alles sonst nur, wie es sollte, so würde sich die freisinnige Partei gegen jede Anfechtung behaupten. Da sie aber zusehends zerfällt, so wird der Sitz des Uebels ergründet werden müssen. Besser eine schmerzhafte Cur, als ein sicheres Siechthum. Es giebt keine Partei, welche nicht gelegentlich schwere Fehler gemacht hätte. Sie hat dann die Lehren, welche ihr das Volk und die Geschichte ertheilen zu beherzigen und die erlittenen Scharten auszuwetzen. Die Halsstarrigkeit, welche niemals geirrt haben will, verliert den Zusammenhang mit dem Volksgeiste. Auch im Leben der Parteien heißt es„nicht Stillstand, sondern Fortschritt.“ Eine Parteilettung, welche weder der Jnbegriff der politischen Intelligenz, noch wenigstens durch den Erfolg gerechtfertigt ist, genügt weder für die Vertheidigung noch für den Angriff und eine Organisation, mit welcher man von Nieder lage zu Niederlage gelangt, ist der Verbesserung dringend bedürftig. In wenig mehr als Jahresfrist werden die Reichstagswahlen erfolgen, wieder auf ein halbes Johrzehnt heraus. Wenn die freisinnige Partei nicht inzwischen mit strenger Selbstkritik eine Reform in sich selbst vollzieht, so wird sie zwischen Socialdemokratie und Reaction wie zwischen zwei Mühlensteinen zerieben werden.“ — Auch in den Berliner Börserkreisen begegnet es keinem Zweifel mehr, daß der russische Finanzminister nunmehr die Anleihe abgeschlossen hat, von der in den letzten Monaten so häufig die Rede war. Die Unterhandlungen sind zuletzt in Petersburg durch den Vertreter der Pariser Bankgruppe Herrn Hoskier zu Ende geführt worden. Es handelt sich um den Abschluß einer Anleihe von 500 Millionen Franken, welche die Gruppe bei einem Zinsfuß von 4 plt. zum Kurse von 82¼ übernommen hat. — Prinz Heinrich von Preußen hat dem Hamburger Senat angezeigt, daß er demnächst die dortigen Zollanschluß=Hafenbauten besichtigen wird. — Wie die„Dresd. Nachr.“ schreiben, ist dos Zusammentreffen des Königs von Sachsen und des Herzogs von Coburg=Gotha in Berlin kein zufälliges gewesen. Aus politischen Gründen, und weil er sich 1871 über die vor Paris liegenden sächsischen Truppen in Aufsehen erregender Weise geäußert, bestand zwischen dem Dresdener Hofe und dem Herzog eine Art Verstimmung, die nun jetzt als beseitigt anzusehen ist. Herzog Einst hat wiederholt seiner Verehrung für den König Albert Ausdruck verliehen, und er rühmt in seinen Denkwürdigkeiten auch den sächsischen Hof in hervorragender Weise. — Dem Reichstage wied in der kommenden Session auch eine Noville zum Krankenkassengesetz zugehen. Eine Anzahl conservativer Abgeoidneten will abermals einen Antrag auf Einführung eines Wollzolles einbringen. — Die theologische Fakultät zu Gießen hat den Reichskanzler Fürsten Bismarck zum Ehrendoktor ernannt. — Binnen Kurzem erscheint die englische Schrift über Kaiser Friedrich, zu welcher die Kaiserin Friedrich einen Beitrag geliefert hat. Da versucht ist, die Schrift als ein Sensationswerk hinzustellen, veröffentlicht die Verlagshandlung der deutschen Ausgabe Folgendes:„Um nicht der Mißdeutung ausgesetzt zu werden, daß wir durch Schweigen an jener Mystisikation theilnehmen, sehen wir uns gezwungen, gegen dieselbe hierdurch energisch Einspruch zu erheben. Das Werk enthält zunächst in Form eines Briefes von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich an den Herausgeber eine tiefergreifende Einleitung, in welcher der Auftrag zur Abfassung der Biographie ertheilt und dieselbe dem Besten des Londoner Hospuals für Halskranke gewidmet wird,„gleichsam als ein Gruß des verklärten Kaisers an seine Leidensgefährten.“ In der Vorrede des Verfassers wird sodann ausdrücklich betont, daß Alles, was zur Polemik Anlaß geben könnte, ausgeschlossen und Politik, soweit wie möglich, vermieden ist. Dann folgen die Schilderungen, welche voller Pietät und Wärme in anmuthender Form ein Lebensbild des hohen Verblichenen entwickeln, wie es nur von ganz nahestehenden Personen gezeichnet werden kann.“ — Die„Köln. Volksztg.“ veröffentlicht die Huldigungsadresse der preußischen Bischöse an Kaiser Wilhelm II und die Antwort des Letzteren an den Kölner Erzbischof. Die Bischöfe sprechen die Zuversicht aus, daß unter der Regierung des Kaisers die friedlichen und wohlwollenden Beziehungen zwischen Kirche und Staat, deren erste Strahlen den Lebensabend Kaiser Wilhelms I verschönten, sich befestigen und ausgestalten werden als sicherer Hort in der Sturmfluth der Umsturz drohenden Lehren und Ideen der Gegenwart. Kaiser Wilhelm dankt für die Beileidsbezeugungen und Segenswünsche bei der Thronbesteigung und giebt, da er die Glaubensfreiheit seiner katholischen Unterthanen durch Recht und Gesetz gesichert weiß, seiner Zuversicht auf dauernde Erhaltung des kurchlichen Friedens Ausdruck. — In früheren Jahren ist es üblich gewesen, dem Kaiser am 1. Januar die Rang= und Quartierliste der preußischen Armee für das neue Jahr zu überreichen. Wie verlautet, soll dies im künftigen Jahre am 27. Januar, dem Geburtstage des Kaisers, geschehen. — Einen Mackenzie=Proceß wird es unn doch in London geben!“ Der Verleger Paul Schloßmann in London hat den amtlichen Bericht der deutschen Aerzte in englischer Sprache veröffentlicht und die Anwälte Mackenzie's haben daraufhin gegen Schloßmann eine Anklage wegen Verläumdung angestrengt. — Am 9. November waren im deutschen Reichspostgebiet 9999 Telographenämter im Betriede. Am 10. erfolgte die Einrichtung eines weiteren Telegraphenamtes in Kreisau in Schlesien, bekanntlich dem Landsitze des In harter Schule. Roman von Gustav Imme. (22. Fortsetzung.) Und dieses Bangen steigerte sich, je mehr er mit Hortense verkehrte und sie fester und sicherer die Fäden ihres Zaubernetzes um ihn schlang. Hatte er eine Stunde im Geplauder mit ihr verbracht, in jenem Geplauder über Nichtigkeiten, das selbst dadurch noch einen fremdartigen Reiz erhielt, daß er des Französischen nicht vollkommen mächtig war und sie das Deutsche höchst possirlich radebrechte; hatte er ihr in die Nrenaugen geschaut, die unaufhörlich die Farbe zu wechseln schienen, bald feurig glübten, sich bald madonnenhaft verschleierten und dann wieder groß und unbefangen wie die eines Kindes in die Welt blickten, so erfaßte ihn ein wahrer Schreck, wenn er an die gemessene, gehaltvolle Unterhaltung mit Leontine, an den ruhigen Blick ihres grauen Auges dachte, aus dem nur selten ein Strahl der Erregung und Leidenschaft brach. Immer mehr vermied er das Haus seines Oheims, bei seinen kurzen Besuchen bald dienstliche Verhinderung vorschützend, bald auch geradezu erklärend, er müsse viel in Gesellschaft der Franzosen sein, wenn er der übernommenen Aufgabe gerecht werden wolle Leontine hatte anfänglich aus dem veränderten Benehmen ihres Vetters kein Arg. Sie war eine vornehm angelegte Natur, der Untreue und Heuchelei selbst sehr ferne lag und die auch Andere dieser Fehler nicht für fähig hielt. Sie war im Leben noch nicht betrogen worden, die Erfahrung hatte also das Mißtrauen, das die Natur nicht in sie gelegt, noch nicht ergänzen können; außerdem besaß sie aber einen grenzenlosen Adelsstolz. Der Ablommling eines adeligen Hauses wie Ulrich war keiner Gemeinheit, keiner ehrlosen Handlung fähig. Machte sie auch jetzt die Erfahrung an ihrem Vater, daß vornehme Abkunft und sogar vorgerücktes Alter nicht vor sehr bedenklichen Thorheiten schützen, so entschuldigte sie diese Verwirrung eben wieder mit einer Tugend des Edelmannes, seinem rückhaltlosen Vertrauen und vergoß, daß doch auch Ulrich dieser schönen Eigenschaft der Kaste zum Opfer fallen könne. Als eine Woche nach der andern verging, Ulrich sich immer weniger bei ihr sehen ließ und auch kein entscheidender Schritt zur Entlarvung der Abenteurer geihan ward, begann sie doch unruhig zu werden und diese Unruhe wuchs, als sie bemerkte, daß ihr Vater, der sich seit jenem Auftritt in seinem Zimmer sehr ferne von ihr hielt, so daß oft Tage vergingen, ohne daß sie ihn sah, einstliche Anstalten zu seiner Vermählung machte und daß man dereits in den Kreisen des Adels von dieser bevorstehenden Verbindung zu sprechen begann. Es war nicht unbemerkt geblieben, daß der Baron, während er ein ständiger Besucher der Oper war, alle anderen Orte, an denen er sich sonst zu zeigen pflegte, mied und sich namentlich aus den vornehmen Cirkeln fernhiell. Da auch seine Tochter sich zurückzog, gab das zu allerlei Vermuthungen und Schlussen Anlaß, man sprach bereits von einem ernsten Zerwü#fniß zwischen Vater und Tochler und es konnte nicht sehlen, daß geschäftige Zungen diese Gerüchte auch an Leontine in ihre Einsamkeit trugen. Dagegen empörte sich ihr Stolz, man sollte nicht über die Reina's reden, so lange sie noch etwas dagegen zu thun vermochte. Heiter, lächelnd und ruhig erschten Leontine unter dem Schutze bald dieser, bald jener Dame wieder in der Gesellschaft, ihre Adwesenheit mit Unwohlsein entschuldigend. Sie erreichte durch das Opfer, das sie sich auferlegte, zwar ihren Zweck nicht, man flüsterte und zischelte nach wie vor, aber man nahm sich doch in Acht, daß sie nichts davon hörte. Nur einer machte davon eine Ausnahme— Graf Falkenberg, und er durfte sie machen. Mit den Blicken des Kenners war Kurt den Fortschritten des von ihm angelegten P anes gefolgt und damit vollkommen zufrieden. Gelegentliche verstohlene Besuche bei den Franzosen hatten ihn über Ulrichs Beziehungen zu den denselben auf dem Laufenden erhalten und der Lieutenant erschien ihm bald für vorbereitet genug, daß gegen ihn ein Hauptschlag geführt werden könne, während er auf der anderen Seite vorsichtig näher trat, um im entscheidenden Augenblicke in die Action eingreifen zu können. Er streute zu diesem Zwecke geschickt, so daß man nie auf ihn als den eigentlichen Urheber zurückgehen konnte, die Gerüchte von der bevorstehenden Wiedervermählung des Barons v Reina aus, hütete sich aber dabei sehr wohl, irgend einen Schatten auf die Erwählte fallen zu lossen, umgab sie vielmehr mit einem Nimbus des Geheimnißvollen, Fremdartigen, was die Gesellschaft von der einen Seite gegen sie einnahm, von der anderen aber auch das Interesse an der neuen wunderbaren Erscheinung vermehrte. Man stellte Leontine's grenzenlosen Widerwillen gegen die zweite Heirath ihres Vaters einfach als die Abneigung gegen eine Stiefmutter dar, und je mehr Damen in mehr oder minder reiferem Alter sich auf die Hand des Barons Rechnung gemacht hatten, um so empörender fand man es, daß ein so junges Mädchen die Herrschsucht und Anmoßung besitze, allein und unumschränkt im Hause ihres Vaters walten und keiner hierzu viel berechtigteren Dame den Platz räumen zu wollen. Grollte man dem Baron auch, daß er diesen Platz mit einer Fremden, Unbekannten zu besetzen gedachte, so grollte man seiner Tochter doch noch mehr, daß sie ihn Keiner gönnen gewollt und schließlich war jede Einzelne, die sich auf die gute Partie Rechnung gemacht, doch zufrieden, daß dieselbe, da sie ihr entging, wenigstens keiner ihrer Freundinnen und Bekannten zu Theil ward. Leontine hatte in der öffentlichen Meinung verloren— das war ebenfalls ein Schachzug des Grafen; ein anderer war der, daß sie sich wieder in Gesellschaft zeigte. Er fand in den Salons oft Gelegenheu, sie zu sehen, während er sie im Hause ihres Vaters nur selten und bei dringenden Veranlassungen aufsuchen durfte. Der Baron hatte den Verdacht gegen ihn, daß er seine Tochter gegen seine Braut einnehme, das wußte der Graf aus sicherer Quelle, schon darum mußte er mit seinen Besuchen bei Leontine vorsichtig sein, außerdem mußte er, wenn er ihr allein in ihrem Salon gegenübersaß, bestimmte greifdare Dinge vortragen. Das lag ader nicht in seiner Absicht. Er wollte ihr bald hier, bald dort ein Wort zuflüstern, ihr im Vorübergehen erzählen, daß er Ulrich mit den Französinnen gesehen, was er in seinen Mienen gelesen habe, ihr tropfenweis den Zweisel, das Mitztrauen gegen ihren Verlobten einflößen. Das macht sich am besten im Strome der Gesellschaft, wo eine Woge uns mit den Leuten zusammenführt, nach flüchtigem Begrüßen und oberflächlichem Gedankenaustausch— wenn Gedanken dabei überhaupt zum Vorschein kommen— eine andere uns wieder hinwegspült. Es war also ebenfalls des Gasen Veranstaltung, daß Leontine ihre Zurückgezogenheit aufgegeven halte. Kr bost id ucd üice Goniaun eher i der lche der Strategie, der alle Chancen zu benutzen versteht. Hätte er Leontine in directer Weise darüber aufklären wollen, daß Ulrich sich von ihr gewendet habe und den Netzen ihrer Feindin verfallen sei, so hätte sie sich wahrscheinlich empört dagegen erhoben und möglicherweise Ulrich zur Rechenschaft gezogen. Das wollte er aber nicht. Der Lieutenant glich jetzt noch einem Schlafwandelnden, der bei einem plöglichen Aufruf doch zur Besinnung kommen konnte; er mußte erst unentrinnbar verstrickt und seine Cousine allmählich gegen ihn eingenommen werden. Das gelang. Wie der unaufhörlich auffallende Tropfen den Fels unterwäscht, der einem einzigen gewaltigen Angriffe von Strom und Wellen unerschütterlich Stand hält, so schwand auch allmählich, unmerklich Leontinen's Vertrauen zu ihrem Vetter. Hätte man ihr bestimmte ihn gravirende Thatsachen vorgehalten, so würden Gerechtigkeitssinn und die in ihrem Wesen liegende Leidenschaftlichkeit sie zu einem schnellen, entschiedenen Auftreten gegen Ulrich veranlaßt haber, die allmählichen, unbestimmten Zuflüsterungen, denen sie selbst erst Umriffe und Gestalt geben mußte, wirkten mehr versteinernd auf sie. Ihr Stolz gewann die Oberhand, sie umgab sich mit dem Panzer der Unnahbarkeit und begegnete Ulrich, wenn er zu ihr kam, mit einem so vornehmen Gleichmuth, mit einer so verletzenden Kälte, daß er sich mehr und mehr abgestoßen fühlte und von diesem Nordpol in die Hortense umgebende Atmosphäre voll Blumenduft und Sonnenschein flüchtete. „Ist es wahr, daß die Vermählung Ihres Herrn Vaters sogleich nach Ostern stattfinden soll?“ hatte der Graf Leontinen eines Abends in einer jener kleineren Ges=llschaften zugeflüstert, die trotz der Fastenzeit die vornehme Welt noch allabendlich versammelten. „Er hat mir noch keine bestimmte Anzeige davon gemacht, aber alle Anzeichen lassen darauf schließen, daß dem so ist,“ antwortete sie, ihren tiefen Schmerz unter der Miene höflicher Artigkett verbergend. „Herrn von Freiburg scheint demnach sein kühner Plan immer noch nicht gelungen zu sein!“ Leontine schüttelte den Kopf. „Möglich, er spart sich den vernichtenden Schlag bis zuletzt auf,“ fügte der Graf leichthin hinzu.„Sicher hat er Mademoiselle entschieden schon gemacht, denn ich sah sie gestern auf der Promenade in so angelegentlichem Gespräch, daß der ebenfalls im Wagen defindliche Herr Baron völlig in's Hintertreffen gesetzt zu sein schten. Es wäre doch aber nun wohl Zeit, daß der Herr Lieutenant handelte.“ „Das wäre es,“ seufzte Leontine. „Man beobachtet uns,“ sagte der Graf,„erlauben Sie, daß ich mich entferne; Sie gestatten mir wohl, Ihnen demnächst meine Aufwartung zu machen!“ setzte er mit Betonung hinzu. „Er weiß mehr, als er mir hier sagen will,“ seufzte Leontine und blieb, um sich zu sammeln, noch einige Minuten allein an der Seite sitzen, wo die kurze Unterredung mit dem Grafen stattgefunden hatte. „Bemerkten Sie wohl, wie angelegentlich Graf Falkenburg und Fräulein von Reina mit einander flüsterten, Excellenz?“ sagte die Baronin von Osten zur Generalin Malnowska. (Fortsetzung folgt.) Generalfeldmarschalls Grasen von Moltke. Somit ist Kreisau die 10000. Telegrapbenstation des Deutschen Reicheo geworden. ie letzten Gelder aus dem Berliner Postdiedstahl, der verdaftete Brunn bei seinem Schlafwirth in Hamburg gelassen sind am Sonntage in Berlin eingegangen. Außer der halden Million italienischer Rente sind zahlreiche Wechsel und Checks in sehr beträchtlicher Hohe vorhanden. In Kamerun und im Togogebiet haben sich die Verhältnisse günstig gestaltet, daß vom nächsten Jahre ab kein Reichszuschuß mehr nöthig ist. Die einheimische Polizei unter deutschen Unterofficieren hat sich bewährt und soll verstärkt werden. Als eine weitere Folge des deutsch=englischen Uebereinkommens gegen die Sklavenhändler in Ostafrika wird eine Conferenz der Mächte genannt, die in London stattfinden soll. Der Gedanke soll allgemeinen Anklang gefunden haben. reiburg i. Br., 10. Nov. Eine gestein Abend abgehaltene öffentniung unter dem Vorsitz des General v. Glümer, welche von Personen besucht war, schloß sich einstimmig der Kölner Resolution üder die Sklaverei in Afrika an. Niedetlande. Haag, 10. Nov. Einer amtlichen Meldung zu Folge erklärten die Aerzte den Konig für beinahe hergestellt. Derselde nahm in den letzten Nahrung zu sich und hat sich in Folge dessen der Kräftezustand geboden. Trotz des defriedigenden Allgemeindefindens ist immer noch Sorge vorhanden wegen Heranbildens eines chronischen Leidens. Oesterreich=Ungarn. Wien, 10. Nov. Der Politischen Correspondenz zu Folge wurde von Oesterreich der Oderbaurath Ried, von der Schweiz der Bau=Inspector Salis beauftragt, einen Staatsvertrag über die Rheinregulirung auszuarbeiten, welche ohne Verzug ausgeführt werden soll. Das deutsche Schulgeschwader ist von Athen in Triest angekommen und findet dort außerordentlich freundliche Aufnahme. Bis zum 15. November, wo das Geschwader seine Fahrt fortsetzt, finden an Festuichkeiten großes Diner, Ball und ein Ausflug nach der weltderühmten Adelsberger Grotte. Die Kosten des letzteren bestreitet Kaiser Franz Joseph. Italien. Rom, 10. November. Heute fand das feierliche Leichenbegängniß des Grafen Robilant statt. Der Konig und die Prinzen waren durch Adzutanten vertreten. Das Parlament, die Regierung, die Armee und die Gemeinden hatten Devutationen gesandt. Zahlreiche Vereine, eine große Volksmenge und die Truppen bildeten Spalier. Die Forderungen der italienischen Regierung an ihre Kammern für Militärzwecke detragen 92 Millionen Lire. Frankreich. Aus den Kammerverhandlungen liegt wenig Interessantes vor. Die Debatte dreht sich im Allgemeinen um rein lokale Angelegenheiten. Der Kriegsminister versicherte u. A., von 1890 ab werde die Stärke der französischen Infanteriecompagnien 125 Mann detragen. Klagen über die Höhe der Militärausgaben beantwortete der Minister damit, daß sich Angesichts der allgemeinen europäischen Lage hieran nichts ändern lasse. Ein großes Land musse zur Vertheidigung seiner Sicherheit und Unabhängigkeit Alles auswenden. Herr Freycinet pfeift wie ein Staarmatz immer und ewig dieselbe Melodie: Frankreich ist vom Auslande bedroht. Wenn die Franzosen uns nur den Frieden garantiren wollten! Wir denken wahrhaftig an keinen Bruch. Großbritannien. London, 10. Nov. Die Rede, welche Premierminister Salisbury bei dem gestrigen Lardmayors=Banket hielt, betont die Friedensliebe der europäischen Regierungen. Die einzige zu befürchtende Möglichkeit sei die, daß die Gefühlsausbrüche eines schlecht informirten Volkes zur Nichtbeachtung der weisen Rathschläge der Regierenden fortrissen.(Frankreich?) Die immer steigende Vermehrung der Rüstungen dürfe die Friedenszuversicht nicht vermindern. England dürfe inmitten solcher Vorbereitungen nicht unvorbereitet bleiben, es gelte nicht nur die Sicherheit der Bürger, sondern auch die Sicherung des Gefühls, daß diese Sicherheit vorhanden sei. In England seien Regierung und Volk vollständig einig in dem Wunsche der Erhaltung des Friedens. — Das englische Blatt„Truth“ macht folgende merkwürdige Mittheilung: Der Herzeg von Edinburgh wird im nächsten Frühling den Befehl über das Muteimeergeschwader niederlegen und aus der Marine austreten, da er in Zukunft den größeren Theil des Jahres in Deutschland zu wohnen gedenkt. Dem Herzog ist von Berlin aus vertraulich angedeutet worden, daß er als Erbe seines Onkels, des Herzogs von Sachsen=Coburg=Gotha, wohl daran thun werde, in Coburg oder so nahe als möglich davon seinen Aufenthalt zu nehmen. Es ist kein Geheimniß, daß der Herzog von Edinburgh vor einigen Jahren gern seine Erbrechte an die deutsche Regierung verkauft hätte. Die Königin war auch so sehr für das Abkommen eingenommen, daß sie eine Unterredung darüber mit dem Kaiser Wilhelm in Baden=Baden hatte. Die Verhandlungen scheiterten indessen, da nicht nur über den Betrag der Absindungssumme, sondern auch über die Art der Auszahlung derselben keine Einigung erzielt werden konnte. Der englische Ministerrath hat beschlossen, vom Parlamente einen besonderen Credit von 60 Millionen Mark zum Bau von Kriegsschiffen zu fordern. Orient. Die Prinzessin Alexandra von Griechenland hat sich mit dem Großfürsten Paul von Rußland verlobt. Die Sudan=Arader haben den Sultan von Warei angegriffen und nach verzweifeltem Kampfe dessen Hauptstadt erstürmt, so daß der Sultan hat flüchten müssen. Bei der tapferen Vertheidigung fiel eine große Zahl von Angreifern, die später in der eroberten Stadt ein schreckliches Gemetzel anrichteten. Amerika. In Excuador ist nach Londoner Meldungen ein Aufstand ausgebrochen. Die Insurgenten haben gesiegt und marschiren gegen die Hauptstadt. Provinzielle Nachrichten. Oberhausen, 8. Nov.[Die Stadtverordneten=Versammlung beschloß gestern, die Kosten für die Beerdigung des ermordeten Polizeisergeanten Dreyer zu bewilligen, der Wittwe für den Rest des Etatsjahres das volle Gehalt zu bewilligen und Sorge dafür zu tragen, daß die Familie nach den Bestimmungen der Unfallversicherung möglichst günstig versorgt werde. Dortmund, 8. Nov. In beinahe wunderbarer Weise, schreibt man der„Dortm. Zig.“, sind am Montag Abend die Passagiere des von Hagen 5 Uhr 58 Minuten abfahrenden Personenzuges vor großem Unglück bewahrt geblieden. Auf der Strecke zwischen Hörde und Dortmund kreuzt die Bahn die Chaussee zwischen beiden Octen. Durch irgend ein Versehen waren die Barrieren nicht heruntergelassen, und ein mit zwei Pferden bespanntes schweres Fuhrwerk ist gerade im Begriff, die Geleise zu überschreiten, als schon der Zug in voller Fahrgeschwindigkeit heranbraust. Der Abend ist dunkel. Ganz nahe gekommen, erkennt der Locomotivführer die Gefahr, er giebt das Nothsignal und sucht mit aller Kraft zu bremsen; doch es ist zu spät, ein Lusammenstoß unvermeidlich. In mächtigem Anprall bahnt sich die Locomotive den Weg mitten durch das Gefährt, schleudert den Wagen mit seinem Führer auf die rechte Seite der Böschung und die Pferde auf die andere Seite. Nach wenigen Augenblicken hält der Zug. Alles drängt sich herzu. Die Schaffner beleuchten mit ihren Laternen die Unglücksstätte. Doch der Führer des Wagens ist unversehrt; im Augenblick des Zusammenstoßes ist er im weiten Bogen fortgeschleudert. Der Wagen liegt haldzertrümmert und umgestürzt in der Nähe des Geleises, und auf der andern Seite des Dammes stehen die beiden Thiere, die Deichsel des Wagens noch zwischen sich, vollig unverletzt. Der um 7 Uhr 10 Minuten in Dortmund eintreffende Straßenbahnzug, der mit 25 Personen besetzt war, hatte gerade vor dem Wagen das Geleise passirt. Man denke sich das Unheil, wenn die Locomotwe in diesen Menschenknäuel hineingefahren wäre! Bochum, 8. Nov.[Augenkrankheit.] Da in den jüngsten Tagen von verschiedenen Seiten wieder das Auftreten der folliculairen Augenkrankheit signalisirt wird, machen wir auf einen Bericht des hiesigen königl. Kreisphysikus aufmerksam. Darin wird erwähnt, daß die folliculaire Augenkrankheit das Augenlicht in gefährlicher Weise bedroht. Die gleichzeitige Erkrankung einer großern Anzahl Schüler läßt nicht auf eine Uebertragung(Ansteckung) von Einem zum Andern schließen, sondern ist auf eine gemeinschaftliche Entstehungs=Ursache zurückzuführen. Staubige, schmutzige und qualmige Stuben wirken gleichzeitig und in gleicher Weise auf die Augenbindehaut der Kinder, wie rauhe Winde und jäher Temperaturwechsel. Ein Schließen der Schulen und ein Entfernen der augenleidenden Kinder helfe nichts; das einzige Mittel sei die Beseitigung der bezeichneten Ursachen, also Herstellung reiner Luft und Schutz gegen die Unbill der Witterung. Die Entzundung steckt nicht in der Entfernung an, sondern einzig und allein in Folge directer Berührung des Auges. Die Eltern und Lehrer seien, so schließt der Bericht, verpflichtet, ein Kind mit gerötheten Augen aus der Schule zu entfernen und zum Arzte zu senden. Düsseldorf, 9. Nov.[Provinzial=Kaiser=Denkmal.] Dem augendlicklich hier versammelten Provinzial=Ausschuß hat die Kaiser=DenkmalsAngelegenheit bereits vorgelegen. Einstimmig hat sich der Ausschuß für die Errichtung eines Provinzial=Kaiser=Denkmals ausgesprochen, dagegen will er die Eutscheidung über den Platz den Verhandlungen des Plenums des Landtages überlassen und hat also zu dieser Seite keine Stellung genommen. Düsseldorf, 9. Nov.(Jubiläum.] Für das am 8. December stattfindende fünfundsiebzigjährige Stiftungsfest des hier garnisonirenden 11. Husaren=Regiments ist folgendes Programm aufgestellt: Am 7. December, Abends 6½ Uhr, Turnen, Voltigiren, Vorstellung von Abtheilungen in der Reitbahn.— Am 8. December, Vormittags 11 Uhr, Regiments=Appell auf dem Kasernenhofe, Paradeaufstellung, Abnahme durch den commandirenden General, Vorbeimarsch, Ansprache mit Hoch auf Seine Majestät, Grundsteinlegung zu einer neuen Officier=Speiseanstalt, Essen des Regiments und der ehemalizen Mitglieder desselben. Um 8 Uhr, Abends, Festvorstellung mit nachfolgendem Tanz. Koln, 9. Nov. Dem Vernehmen nach sind allein im Bezirk der Eisenbahn=Direction(rechtsrheinisch) schon dis jetzt gegen das Vorjahr an Mehreinnahmen der Bahn über zehn Millionen Mark zu verzeichnen. Köln, 11. Nov.[Ernennungen.] Die beiden Inhaber der Firma Johann Maria Farina gegenüber dem Julichs=Platz in Köln sind zu Hoflieferunten ernannt worden. Bonn, 8. Nov.[Die Zulassung zur ärztlichen Prüfung] tst durch den Nachweis bedingt, daß der Candidat nach vollständig bestandener Vorprüfung noch mindestens vier Halbjahre dem medicinischen Studium gewidmet hat. Da es nun betreffs derjenigen Fälle, in welchen ein Candidat die Vorprüfung mehr oder weniger lange Zeit nach dem Beginne eines Semesters abgelegt hat, zweiselhaft werden konnte, inwieweit ein solches Semester auf die nach Erledigung der Vorprüfung nachnuweisende Prüfungszeit in Anrechnung gebracht werden könne, so soll letzteres, laut der„Bonner Ztg.“, nach einem von Seiten des Cultusministers mit dem Reichskanzler getroffenen Uebereinkommen nur dann geschehen können, wenn die Vorprüfung vor dem äußersten Termin für die Immatriculation bestanden wurde, und nur ausnahmsweise bei dem Obwalten besonderer Verhältnisse, wenn die Vorprüfung erst nach diesem Termin erledigt wurde. Gesuche um Bewilligung einer Abweichung von dem oben als Regel bezeichneten Grundsatze werden auf dem im§ 27 der Bekanntmachung betreffend die ärztliche Prüfung vom 2. Juni 1883 vorgezeichneten Wege erledigt. Mainz, 9. Nov.[Polizeiverbot.] Das Polizei=Amt Mainz hat heute ein sehr nützliches Polizeiverbot erlassen. Dasselbe richtet sich gegen das laute Singen, Schreien und Pseifen, welches häufig von übermüthigen Burschen auf den Straßen in den Abendstunden lästiger Weise verübt wird. Die Schutzmannschaft wurde angewiesen, gegen Ruhestörer dieser Art Strafanzeigen zu erheben, damit nach§ 360, Absatz 11 des Strafgesetzbuchs Verfolgung eintreten kann. Aus dem Gerichtssaale. A Duisburg, 10. Nov. Der Fabrikarbeiter Heinrich Rolving zu Oberhausen wurde von der Beschuldigung, am 11. Juli d. J. einen unsittlichen Angriff auf die 17jährige Tochter des Landwirths Heinrich Paßmann zu Oberhausen verübt zu haben, freigesprochen. Köln, 5. Nov. In der letzten Strafkammersitzung wurde eine den hiesigen Centralbahnhof seit längerer Zeit unsicher machende Hochstaplerin auf 6 Jahre ins Zuchthaus verwiesen. Die Verbrecherin ist die Frau eines gut beleumundeten Eisenbahnstations=Assistenten, hat aber bereits zweimal wegen Eigenthumsvergehens gesessen. Im Sommer dieses Jahres, zur Reisesaison, hielt sie sich oftmals im Wartesaal erster Klasse auf, und da sie sehr anständig gekleidet war, fiel sie Niemandem auf. Die Fälle, in denen Reisetaschen 2c. aus dem Wartesaal verschwanden, mehrten sich indeß so, daß eine scharfe Beobachtung eintrat, in Folge dessen wurde die Diedin, Ehefrau Louis Oepen, in flagranti erwischt. Sie giebt zu, am 16. Juli eine Reisetasche mit Gegenständen im Werthe von 300 Mark, am 1. Juli eine Reisetasche mit Inhalt, am 5. Juli eine Tasche mit Werthinhalt von 3000 Mk., am 23. Juli eine Handtasche mit Inhalt und am 3. Juli einen Reisesack mit Kleidungsstücken und 5 Pfd. Sterling gestohlen zu haben. Ihren Sohn hat die Gaunerin veranlaßt, das Accept ihres Gatten zu fälschen, weshalb der Sohn auch auf drei Monate in das Gefängniß wandern mußte. Lokales. Aus dem Kreie Ruhrort. Ruhrort, 12. Nov.[Klassen=Lotterie.] Mit der Ziehung der dritten Klasse der 179. Königl. Preuß. Klassen=Lotterie wird am 10. Deember begonnen werden. Beendigt wird dieselbe am 12. desselben Monats, so daß sie nur drei Tage in Anspruch nimmt. 2 Meiderich, 12. Nov. Mit dem heutigen Tage ist der Unterricht an der Mühlenfelder Schule, welcher der epidemischen Augenkrankheit der Schüler wegen 4 Wochen hat ausgesetzt werden müssen, wieder aufgenommen. — Morgen findet in Ruhrort eine amtliche Conferenz für die Lehrer des Bezirks Ruhrort=Meiderich=Beeck statt, deren Beginn auf 10 Uhr festgesetzt ist. Die Lectionen werden in der evang. Knabenschule gehalten. Zur weiteren Thätigkeit versammeln sich die Mitglieder im Saale des Herrn L. Stauch, woselbst auch das gemeinschaftliche Mittagsessen stattfindet. 2 Meiderich, 12. Nov. Der Frost der vergangenen Tage hat schnell zur Freude der Knaben und Mägdlein seine glänzende Eisdecke über die Gewässer der Wiesen und Schachtgruben gebreitet. Unsere Jugend ließ sich auch nicht lange nöthigen, sondern genoß das gebotene Vergnügen am gestrigen Sonntage in ausgiebigster Weise. Dinslaken, 9. Nov. Auf der Tagesordnung der heute im Hotel Rosendahl gehaltenen Generalversammlung der landwirthschaftlichen Lokalabtheilung Duisburg stand die Wahl des Directors. Herr Director Kraushaar, der seit beinahe 25 Jahren die Lokalabtheilung geleitet, hat sich in Folge der Verlegung seines Wohnsitzes nach Bonn, nachdem er sich im vorigen Jahre auf dringenden Wunsch noch einmal zur Annahme hatte bestimmen lassen, in diesem Jahre doch zur Ablehnung einer Wahl genöthigt gesehen. Auf seinen Vorschlag wurde nun Herr Landrath Hammacher, welcher sich dem Herrn Kraushaar gegenüber auch zur Annahme bereit erklärt hatte, durch Acclamation zum Director der Lokalabtheilung gewählt. Im Auftrage des Vorstandes sprach dann Herr Pastor Richter von Gahlen dem scheidenden Herrn Director für seine der Lokalabtheilung mit größter Sachkenntniß, Eifer und Uneigennützigkeit geleisteten große Dienste wärmsten Dank aus, dem sich die Versammlung durch Erheben von den Sitzen anschloß. Ebenso sand der Antrag des stellvertretenden Directors Herrn Scholten von Voerde, Herrn Kraushaar zum Ehrendirector der Lokalabtheilung zu ernennen, freudige Zustimmung. Herr Kraushaar dankte tiefgerührt für die ihm bezeugte Anerkennung mit der Versicherung, daß auch fernerhin sein Interesse für die Lokalabtheilung unverändert bleibe. Friedrichsfeld, 10. Novbr. Nachdem Ende vorigen Monats die Infanterie=Ersatz=Reservisten wieder von hier fortgegangen sind, verließen uns gestern nach beendeter Uebung auch die Fuß=Artillerie=Ersatz=Reservisten wieder, so daß augenblicklich bis zum kommenden Frühjahr die Belegschaft des hiesigen Barackenlagers nur aus zwei Batterien(1. und 3.) des 1. Westfälischen Feld=Artillerie=Regiments Ne. 7 und einigen der Schießplatz=Verwaltungs=Commission zugetheilten Mannschaften besteht. Aus dem Kreise Moers. Moers, 8. Nov. Für den gegenwärtigen Kursus der landwirthschaftlichen Winterschule hierselbst sind 27 Anmeldungen erfolgt, die Eröffnung desselben fand am 5. ds. Mts. mit einer Frequenz von 23 Schülern in dem neuen Schullokale statt. Das Kuratorium ist bemüht gewesen, die Berliner Skizzen. Von Christoph Wild. Jeder Tag hat sein mot d’ordre in der Residenz, jeder Tag bringt seine specielle Aufregung,— es braucht nicht einmal ein kritischer Tag von Rudolf Falb zu sein. Vorgestern ein Millionenpostdiebstahl, gestern die Wahlen, heute die Lotterie, morgen ein neues Stück von Lindau und übermorgen wieder etwas Anderes. Ein Scherz jagt den anderen, ohne daß uns der Wechsel, das einzig Beständige im Berliner Leben, besonders nahe geht. Da erscheinen Plakate an den Litfaß=(Nauck= und Hartmann=) Säulen, eins immer röther als das andere, und bieten 500, 1000, 5000 und 10000 Mark Belohnung für die findigen Privatdectectivs, welche dem Oberpostamte oder der deutschen Bank die Kleinigkeit von einer halben oder ganzen Million Mark in itolienischen Coupons wiederschaffen, welchen drei freche Postdiebe mit nach Hamburg genommen, aber wir kriegen nichts davon, denn die Spitzbuben sind längst ergriffen und dingfest gemacht, das Geld ist theils wieder herbeigeschafft, theils im sicherem Versteck geborgen. Die Wahlen haben uns auch keine Ueberraschung gebracht, denn die alte parlamentarische Garde ist in Berlin wiedergewählt und Stöcker wartet noch immer auf sein Berliner Mandat, aber Bielefeld hat sich seiner erbarmt und den streitbaren Apostel des christlichen Socialismus gekürt. Die Lotterie bringt uns keinen Gewinn, entweder weil wir nicht spielen oder, weil immer— der Andere gewinnt. Und Paul Lindaus neues Stück haben wir noch nicht gesehen, weil wir zur Prämiere zu spät nach einem Billet uns bemüht haben. Die Kritik, die am selben Abend schon aus dem Foyer in einigen Zeilen nach den Druckereien wandert, streitet noch darüber, ob„die beiden Leonoren“ unsterblich seien, oder ob sie nur wenige Male ums Abendroth über die Bretter, so die Welt bedeuten, fahren werden. Das vieractige Lustspiel brachte dem Autor, nachdem der erste Act ziemlig kühl gelassen hatte, nach dem zweiten, der namentlich durch das treffliche Spiel der Frl. Hausner sehr gefiel, einen dreimaligen Hervorruf. Nach dem dritten Act war die Stimmung des Publikums nicht auf dem gleichen Höhegrad, der Autor wurde unter nicht unbedeutender Betheiligung von Gegenstimmen gleichwohl gerufen. Am Schluß wurde der wiederholte Hervorruf Lindau's von einer heftigen Opposition bekämpft. Das neue Lustspiel, dem es an werthvollen und ebenso effectvollen Scenen nicht gebricht, verräth, wie ein Kritiker meint, allzusehr, daß der geistvolle Verfasser gegenwärtig seine Lobeeren auf dem Gebiete der Novelle und des Romans zu pflücken gewohnt ist. m Mundi, wie es in alten Zeiten auf den Messen und Jahrmärkten herumwanderte, soll in modernerer und hochwissenschaftlicher Form im Ausstellungsparke erstehen, geleitet von dem Director Dr. M. W. Meyer, dem bekannten Astronomen und Schriftsteller. Die„Volkssternwarte“ wird ein Observatorium erhalten mit einem mächtigen Fernrohr von solcher Leistungsfahigkeit, daß es das große Instrument der Berliner Sternwarte übertrifft. Andere wissenschaftliche Annexe werden sich anschließen, auch ein Lesesaal, in welchem Zeitschriften und das eigene Blatt des Instituts „Urania“ ausliegen werden. Polarisation, Spectroskopie, Mikroskopie werden dort ihre Statten finden, die Bakteriologie, die Präzisionsmechanik, Tellurten, alle Himmelswunder, alle Lichtphänomene sollen hier gezeigt, alle wissenschaftlichen neuen Erforschungen populär erklärt werden. Es ist ein ebenso umfassendes als interessantes Programm, welches sich das neue Unternehmen gestellt hat. Um es auszuführen, vereinigen sich nicht nur zahlreiche wissenschaftliche Kräfte, auch das Capital ist dem Plane gesichert, denn Stadt und Staat bieten finanzielle Beihülfe und 200000 Mk. in Actien sind eingezahlt. Die früheren Privatsternwarten Berlins sind fast sämmtlich eingegangen, doch ist bei dem regen Interesse für Naturschauspiele dem neuen Institut ein vunstiges Prpgnostikon zu stellen. Man erinnert mit Recht daran, wie die 1182 jüngste totale Sonnenfinsterniß halb Berlin von Mitternacht bis Morgens früh auf die Beine brachte. Im Kgl. Opernhause soll in Kürze ein Monstreconcert der Blechmusik aufgeführt werden und zwar in der sinnigen Form einer Kaiserhuldigung. Die Kammermusiker Kosleck und Philipp haben ein Riesencorps von Trompetenbläsern zusammengetrommelt und keinen geringeren Gönner als den Kaiser selbst gefunden, der sich für die alte Trompetenmusik lebhaft interessirt; Trompeten, Posaunen, Tuben, Hörner und sonstige Blechinstrumente werden in einer Anzahl von über 300 in mächtigen Fanfaren erschallen, begleitet von einer Unzahl von Pauken und Trommeln, Triangeln und Schellenbäumen. Ein Kaisergruß, der Choral„Ein' feste Burg ist unser Gott“, ein Marsch Friedrichs des Großen, ein Chor aus Gluck's Iphigenie und eine deutsche Kaiserhymne werden das interessante Programm bilden, dessen Vorführung Kaiser Wilhelm mit seinem Besuch zu beehren gedenkt. Im Victoriatheater haben„Die Kinder des Capitän Grant“ jetzt die 400. Aufführung erlebt. In etwa acht Tagen versucht Director Scherenberg mit der„Reise in die Pyrenden“ aus's Neue den„Kampf mit dem Glück“, nachdem ihn eine Reise nach Wien überzeugt hat, daß„Die Jagd nach dem Glück“ dort jetzt ebensoviel Erfolg hat, wie seiner Zeit in Paris die hier abgelehnten, mit großem Kostenaufwand und Fleiß inscenirten 3 Novitäten dieser Saison, daß also weder Pariser noch Wiener Erfolg das Glück in Berlin verbürgen. Daß selbst in Beilin die alten Mätzchen der Schauspielkunst noch verfangen, zeigte am Donnerstag eine Aufführung des„Kean“ im Königstädtischen Theater. Als„Kean“ im 4. Act plötzlich aus der Rolle fiel und seine Beleidigungen gegen Lord Melvil schleuderte, der in der Parquetloge Platz genommen hatte und mit wüthender Gebärde die Invectiven des Comödianten zurückgab, erhob sich aus dem hinteren Purquet in der That ein Zuschauer, der, wie der Berliner sagt, darauf reinfiel und, mit Stentorstimme Ruhe gebietend, in den lustigen Spektakel eingriff. Der fremde Herr aus Cottbus war wirklich von der Illusion hingerissen, er hatte sich täuschen lassen und verrieth hierdurch ein so schätzenswerthes Interesse an der Handlung, daß der Direction vielleicht kein besserer Beweis für die glückliche Wahl dieser Comödie, und den Mitwirkenden kein besseres Lob für die treffliche Darstellung gezollt werden könnte. Es giebt kein besseres Schauspiel als das Leiden selbst und„nirgend geht es komischer zu als auf der Welt“, sagt Nunne. Warme Getränke. Der Genuß warmer Getränke ist allgemein unter der Menschheit. Die Bewohner der tropischen Wälder Afrikas, wie die Eingeborenen von Lappland und Kamschatko, sind der Gewoynheit, warme Getränke zu sich zu nehzmen, in gleicher Weise ergeben. Egypter und Juden, Griechen und Römer, Alle genossen solche in einer oder der anderen Art. Heiß bereitete Aufgüsse vieler Blätter, Blüthen und Früchte, Abkochungen von Mehl und Brod, heiße Milch und Milchsuppen, Biersuppen und Warmbier, Branntwein mit warmem Wasser und viele andere warme Flüssigkeiten. Bedenkt man die allgemeine Vorliebe für warme Speisen, so liegt es nahe, der Wärme derselben eine große Bedeutung zuzuschreiben, um so mehr, als die Mehrzahl dieser Speisen und Getranke, außer der Wärme nicht besitzen, was kalt nicht ebenso wirken würde oder was überhaupt eine dedeutende Wirkung auszuüden im Stande wäre. Die Erfahrung lehrt, daß Menschen, welche längere Zeit nur kalte Nahrung zu sich genommen haben, eine Art Schwächung ihrer Lebenskräfte, eine allgemeine Verstimmung und Herabdrückung, namentlich aber eine Schwächung und Unordnung in der Verdauung zu erleiden pflegen. Eine Erklärung finden wir in dem Umstande, daß die Getränke und Speisen, welche beträchtlich unter der Körperwärme genossen werden, dem Magen und seinen Umgebungen, sowie dem durchströmenden Blute soviel Wärme entziehen, bis sie selbst die Wärme des Blutes erreicht haben. Abgefehen von den örtlichen Wirkungen auf die Absonderung des Magensaftes, auf die Nerven und Blutgefäße, welche letztere unter dem Einfluß der Kälte sich verengern und weniger Blut durchlassen, Wirkungen, die so stark sein können, daß heftige Erkrankungen und sogar jäher Tod der Einführung sehr kalter Speisen(Eis!) und Getränke nachfolgen können, und zwar um so leichter, je rascher sie durch ihre sehr niedrige Temperatur und ihren flüssigen Zustand die Wärme verschlucken,— abgesehen von diesen Wirkungen, nimmt die Erwärmung des kalt Genossenen eine gewisse Menge organischer Kraft in der Gestalt von Wärme in Anspruch, welche durch Verbrennungsvorgänge im Körper erzeugt wird. Wenn wir also Speisen und Getränke vor der Verzehrung durch künstliches Feuer erwärmen, so nehmen wir damit dem Oeganismus eine Arbeit ab, welche er nicht ohne Mehrverbrauch von Fett und Fettbildnern und selbst von Gewebebestandtheilen verrichten könnte: die Erwälmung, welche wir auf dem Heerd mit Hülfe von Holz oder Kohlen erzielen, müssen wir im Magen auf Kosten der jedenfalls theureren und nicht ohne neuen Kraftverbrauch zu ersetzenden Körperbestandtheile hervorbringen. Deshalb ist es eine Ersparniß, warme Speisen und Getränke zu genießen, und sind kalte eigentlich nur am Platze, um einem überhitzten Körper— mag die größere Wärme durch geringe Wärmeabgabe an die äußere Luft bei hoher Temperatur derselben, mag sie durch stärkere Verbrennung in Folge von Arbeit oder Krankheit entstehen— Wärme zu entziehen. Wenn man sonst Speise und Trank bedarf, ist man gewöhnlich erschöpft und hat deshalb allen Grund, die mit der Erwärmung des Kalten verbundene Ausgabe zu scheuen. Für Getränke gilt dies in höherem Maße als für festere Speisen, weil jene in größerer Menge aufgenommen werden und wegen ihrer Flüssigkeit dem Magen rascher Wärme entziehen, als Letztere, die nur schichtenweise nach und nach auf die Höhe der Blutwärme gebracht zu werden brauchen. Diese Thatsachen erklären die allgemeine Vorliebe für warme Getränke zum Frühstück, nach der langen Enthaltung der Nacht, und weshalb manche bei nüchternem Magen durchaus kein kaltes Wasser vertragen. Sie erläutern die Gewohnheit, zu Anfang der Hauptmahlzeit warme Suppe zu essen. Sie geben auch denjenigen Recht, welche ihre Speisen mit warmem Thee oder Kaffee, statt mit kaltem Wasser genießen. Die entgegengesetzte Neigung, kalte Getränke und sogar Gefrorenes zu nehmen, rechtfertigt sich in der warmen Jahreszeit und bei Körperarbeit im warmem Zimmer, wo man gewissermaßen Noth hat, seine überschüssig erzeugte Wärme los zu werden; sowie in hitzigen Krankheiten, wo ähnliche Umstände obwalten, und allenfalls auch bei übermäßigem Genuß von Speisen und geistigen Getränken, wo die Kälte den Magen abkühlt und wahrscheinlich seine Verdauungsthätigkeit, welche das Blut mit nahrhaften und aufregenden Stoffen zu überladen droht, verlangsamt, vielleicht gar durch beschleunigte Magen= und Darmbewegungen einen Theil des genossenen Ueberschusses unverdaut fortschaffen läßt. Man kann sagen, daß warme Speisen und Getränke für die innere Oberfläche des Körpers dasselbe sind, wie Kleider für die äußere, und daß, wie die Haut durch gelegentliche Einwirkungen der Kälte gekräftigt wird, so auch die Schleimhaut des Mundes und Magens durch den Genuß kalter Gegenstände vorübergehend nätzlich erregt werden kann, daß man aber die beständige Abkühlung der einen wie der anderen Fläche vermeiden muß, weil dadurch wahrscheinlich üble Folgen herbeigeführt werden dürften. nothigen Lehrkräfte zu gewinnen; neden dem Director wirken noch 3 Lehrer an der Anstalt und es darf gesagt werden, daß für die verschiedenen Lehrächer gute Kräfte gewonnen sind. Ferner hat das Kura torium der Schule die Anlegung einer Baumschule behufs Unterweisung im praktischen Obstbau für die Winterschüler in Anregung gebracht und die Ueberlassung einer Ackerflache für dieselbe bei der Stadt deantragt. Die Verwuklichung steht bevor, indem einige Morgen für den Zweck Seitens der Stadt werden überwiesen werden. Vermischtes. — Ludwigshasen, 10 Nov. Der Raudmorder Mohr ist heute Nach aus dem Gesängniß zu Germersheim ausgebrochen. udwigshasen, 10. Nov. Der Raudmörder Mohr ist unter Zusammenlauf einer ungeheuren Menschenmenge in Knöringen wieder verhaftet worden. — Hamburg, 10. Nov. In Folge eines Geständnisses, welches Brunn auf dem Transport nach Berlin ablegte, wurde die noch vermißte balde Million italienischer Rente hier in dem Koffer Brunn's aufgefunden. Der Schlafwirth Brunn's hatte den Koffer im Rauchsang versteckt. Haore, 9. Nov. In der Nacht von Dienstag zu Mittwoch hat einige Meilen von Cap Lizard ein Zusammenstoß zwischen dem deutschen Dreimaster Theodor Ruger und dem englischen Dampfer Nantes stattgefunden. Ersterer sank eine halbe Stunde nach dem Zusammenstoß, die Bemnannung flüchtete in zwei Booten. Der Nantes wurde zwischen der Maschine und dem niedergeworfenen Schornstein eingestoßen. Ueder sein Schicksal ist bis jetzt nichts dekannt. Die Zahl der Verunglückten ist bisher noch nicht festgestellt. Der Capitän und der zweite Officier des„Theodoi Ruger" sind ertrunken. Bisher wurden 16 Personen vom„Theodor Ruger“ und zwei vom„Nantes“ gerettet. Das Schicksal des zweiten Bootes und des Ruger wie das des Nantes sind unbekannt. London, 9. Nov. Ein trauriger Schatten fiel auf das heutige Lordmavors=Fest durch die Kunde, daß in Spitalfields heute Morgen zwischen 10 und 11 Uhr ein Mord begangen worden war, dessen Einzelheiten entsetzlicher sind, als die der schaurigen jüngst in Whitechapel verübten Greuelthaten. Das Opfer, ein 21jähriges unglückliches Frauenzimmer Namens Marv Anne Kelly, wurde in einem Logithause in Dorset=Court, nahe Commercial=Road, aufgesunden. — London, 8. Nov. Am Dienstag wurde in Glasgow der großte bis jetzt erbaute Passagierdampfer vom Stapel gelassen. Derseibe ist für die Inmanund Internationale Dampfschiff=Gesellschaft bestimmt und wurde von Lady Campdell„City of Paris“ getauft(als Schwesterschiff zur„City of Newyork"). Der neue Dampfer hat 10500 Tonnen Gehalt, also 2000 Tonnen mehr, als irgend ein anderer Passagierdampfer. Die innere Ausstattung ist verschwenderisch und trotz seiner colossalen Größe soll das Schiff ein gefälliges Aussehen haben. — New=York, 10. Nov. In einem Bergwerk bei Pittsburg fand eine Explosion statt, wodurch 160 Grubenarbeiter verschüttet wurden. Man befürchtet, daß alle verloren sind. — Bei dem gestrigen Brande des Schloßgebäudes in Liebenwerda ist der Kreis=Physicus mit Frau, Tochter und zwei Dienstmädchen umgekommen, der Kreis=Physicus durch einen Sprung aus dem Fenster, die Uebrigen in den Flammen. — Ein Fabrikbrand in der amerikanischen Stadt Rochester hat entsetzliche Opfer gefordert: 28 Personen sind unter den zusammenstürzenden Mauern begraben. 20 Personen sind schwer verletzt. — Im ewigen Eise. Nachrichten, die in New=York aus Alaska eingetroffen sind, melden, daß 13 Wallfischfänger im Eise unter 174 Grad westlicher Länge und 74 Grad nördlicher Breite eingeschlossen sind, und daß ihre Lage hoffnungslos ist. Die 13 Schiffe haben mehr als 500 Mann an Bord und man befürchtet, daß sie elle verloren sind. — Unter den mit dem Berliner Postdiebstahl zusammenhängenden Nachrichten befand sich auch die Mittheilung, daß die gestohlene Million Lire bei einer englischen Gesellschaft versichert war, und daß dieselbe anstandslos den Betrag bezahlt hat. In ihrem Auftrage hat die deutsche Bank eine Belohnung von 10000 Mk. für die Herbeischaffung der noch fehlenden halben Million Lire ausgeschrieben, und es heißt, daß die Absicht besteht, diese Summe zu verdoppeln, da die Diebe hartnäckig versichern, nicht zu wissen, wo das Geld sei. Das Versichern von Einschreibesendungen und anderen Werthsendungen gegen Verlust, sei es durch Diebstahl, Feuer oder andere Umstände ist in den Kreisen der Bankhäuser zu einer stehenden Einrichtung von gewaltigem Umfange geworden. Der Umstand aus dem letzten Diebstahl, daß zwei Briefbeutel mit nur 180 Einschreibebriefen nahezu drei Millionen an Werth enthielten, mag als ein kleiner Anhaltspunkt dienen für die immensen Werthe, welche sich Jahrein Jahraus unterwegs befinden. Nur in den seltensten Fällen erfolgt die volle Declarirung des Werthinhalts von Briefen so hoch, wie sie in Wirklichkeit ist. Die Portosätze sind in solchem Falle so theuer, daß die Sendung die Spesen nicht verträgt. Um sich dennoch gegen Verluste zu schützen, werden die Einschreibesendungen dann versichert. Es existirt in jedem großen Staate eine Versicherungsgesellschaft, die sich hauptsächlich damit beschäftigt, und die alle unter einander behufs Rückversicherung im lebendigen Zusammenhang stehen. Die Bedingungen der Gesellschaften weichen sehr von einander ab. Sie richten sich nach den postalischen Einrichtungen, der Zuverlässigkeit des Verkehrs, der Tüchtigkeit der Sicherheitsorgane, der Zweckmäßigkeit der Bahnen. In Deutschland, wo die größtmögliche Gewähr der Sicherheit zugestanden wird und wo in der That das Abhandenkommen von Einschreibebriefen zu den größten Seltenheiten gehört, sind die Bedingungen am günstigsten. In Deutschland ist die hauptsächlichste Gesellschaft für die Versicherung von Werthsendungen die„Victoria“. Im Allgemeinen beträgt bei uns die Versicherung 5 Pfennige für 1000 Mark auf eine Entfernung von 50 Meilen in der Lustlinie.„ — Auf gräßliche Weise verunglückte in Barceiona ein Gymnastiker, welcher sich an einem von einem Luftballon herabhängenden Trapez prodicirte. Beim Emporsteigen rannte der Ballon so heftig gegen einen den Platz abgrenzenden Mastbaum, daß der Gymnastiker das Bewußtsein verlor und aus der Hohe zu Boden siel. Der Verunglückte verschied nach kurzer Zeit. Zu gleicher Zeit schlug aber auch der aus seiner Befestigung losgelöste Mastdaum zu die Menge hinein und verletzte mehrere Personen sehr schwer. Mit vieler Mühe wurde der Ausbruch einer allgemeinen Panik unter der Zus. hauermenge noch verhindert. — Großmuth beim Examen. Professor:„Sagen Sie mir, Herr Kandl dat, was wissen Sie von der Emphyteusis?“(Fünf Minuten tödtlichen chwei gens.)— Professor:„Na, was wissen Sie denn von der Superes:"—(Das Schweigen dauert an.)— Der Regierungscommissar: Vielleich:, Herr Professor, mochten Sie dem Herrn Kandidaten noch eine Gnadenfrage geben!"— Professor(wohlwollend):„Na gut, so sagen Sie mir, Herr Kandidat, was ist der Unterschied zwischen Emphyteusis D. Has verrätherische Löschblatt. Vor einigen Tagen erschien in London der Kaffeepflanzer Mr. Hading, ein mehrfacher Millionär, vor und klagte auf Scheidung von seiner Frau, die er erst vor mehreren Monaten geheirathet hatte. Als Beweisstück für die Untreue von Mrs. ließ der neue Othello dem Gerichte ein Blatt Löschpapier vorweisen, das er aus der Schreibmappe seiner Frau gerissen hatte. Wenn man dieses senkrecht vor einem Spiegel hält, kann man deutlich die Worte:„Mein Liebling, viele Küsse, tausend Umarmungen 2c.“ lesen. Die Beschuldigte betheuert, sie habe diese Worte nur geschrieben, um eine neue Feder zu versuchen. Da der Gatte aber versichert, daß er seine Frau, falls man ihn zwinge, sie zu behalten, erdrosseln wolle, errlärt die junge Frau sich bereit, in die Schndung von dem Eifersüchtigen zu willigen. — Etwas für unsere Sprachreiniger. In dem letzten Verzeichniß über Patentverleihungen finden sich folgende Attentate auf die Zungenmus keln der Mitmenschen: Neuerung in dem Verfahren zur Darstellung vom Fardstoffen aus der Gruppe des Metaamidephenolphtaleins; Verfahren zur Darstellung von m=Oxydiphenylamin bezw. n Oxyphenyltolylamin; Verfahren zur Darstellung von Jndaminen, Indophenolen und Farbstoffen der Safranin= und Methylenblau=Gruppe aus p=AmiKaff eetrinken und Blindheit. Das Septemberheft der„North Amerikan Review“ bringt unter der Ueberschrift„Kaffeetrinken und Blindheit“. einen I. M. Zdoladay unterzeichneten Artikel, welcher auf die Gefahr aufmerksam macht, die ein starker, andauernder Kaffeegenuß für das Auge nach sich zieht. Holak ay erzählt von sich selbst, daß er, ursprünglich im Besitze eines vorzüglichen Auges, bei häufigem Genuß von Kaffee bemerkte, wie seine Sehkraft auffallend schwächer wurde. Er war bei seinem das Auge sehr anstrengenden Berufe in der Lage, zu constatiren, daß schon eine einzige Tasse Kaffee eine zwar schwache, aber merkbare nachtheilige Wirkung auf sein Auge ausudte. Als er in Folge dessen den Genuß des Kaffees einschränkte. gewann sein Auge die frühere Scharfe und Widerstandsfahigkeit auch gegen erhedliche Anstrengungen wieder. Holaday macht sich auf den Einwand gesaßt, daß es doch zahlreiche Personen gäde, die regelmaßig Kaffee genießen, ohne sich irgend welcher nachtheiligen Folgen für ihre Gesundheit bewußt zu sein. Er entgegnet hierauf, daß der Schaden— wie dies auch in anderen Fällen erwiesenermaßen geschieht und geschehen ist— sich nicht immer schon in derselben Generation fühldar macht, und daß der gewohnheutsmaßige Genuß von Kaffee in Amerika erst wenig mehr als eine Generation zurückdatirt. In Deutschland haben die Kaffeetrinker nun allerdings eine Reihe von Ahnen aufzuweisen und trotzdem haben unsere Augenäczte keine parallelen Entdeckungen bisher gemacht. Daß die Kurzsichtigkeit zugenommen, steht wohl fest; dafür sind aber andere Ursachen ziemlich nachweisbar, überdies soll binsichtlich der Zahl der Brillenträger Spanien, das Land der Chocolade, mit Deutschland, dem Lande des Kaffees, erfolgreich concurriren. Einige merkwürdige Erscheinungen des Gehörsinns, deren Kenntniß für den Musiker nicht ganz uninteressant sein dürfte, wurden auf dem Brüsseler Congreß für Kunde und Heilung der Gehörorgane besprochen. So u. A. diese: die meisten Menschen vermögen 9 Octaven Töne zu hören, es giebt jedoch auch manche, denen nicht so viel vernehmbar ist. Die Stimme des Sperlings, der Fledermaus, der Ton der Heuschreckengrille ist z. B. zu hoch für die Ohren von Personen, die doch in den tieferen Lagen vollkommen hören. Weit auffallender aber ist eine Erscheinung, die als„Paracusia Wilhisu“ oder als„paradoxe Taubheit" den Fachmännern bekannt ist und darin besteht, daß der an ihr Leidende dieselbe Rede, für die sein Ohr im ruhigen Raume taub ist, in geräuschvoller Umgebung— im Wagen, auf der Eisenbahn, kurz da, wo sich vielfach Schallwellen mischen und durchschneiden— deutlich vernimmt. Durch eine Operation ist die paradore Taudheit“ heilber.„„„ 1 — Die Sprache der Thiere ist nicht in auen Landern die greiche. Der liebliche Sang der Frösche lautet in Griechenland„Kekere=ker“, in Deutschland klingt er„Quack, quack“; die französischen Hunde dellen„Waw, waw,“ die deutschen„Wau, wau.“ Aber auch die Sprache, in der der Mensch mit seinen Hausthieren redet, trägt durchaus kein einheitliches Gepräge. Professor H. Carrington Bolton(University Club, New-Tork U. S. A.) wendet sich in einem gedruckten Circular an alle amerikanischen und altweltlichen Freunde von„Folk-lore“, um Auskunft über die Ausdrücke— articulirte und unarticulirte, jedoch mit Ausnahme der Flüche und des Pfeifens — zu erhalten, welche im Verkehr mit dem Vieh in den verschiedenen Ländern und Landestheilen üblich sind. Insbesondere bittet er um Mittheilung der Ausdrücke, welche gebraucht werden: 1) um angeschirrtes Vieh anzutreiben, anzuhalten, nach verschiedenen Richtungen zu leiten; 2) um Vieh beim Hüten oder sonst auf dem Felde zu locken und zu dirigiren; 3) um Vieh wegzujagen; 4) der unarticulirten Ausdrücke, welche zu irgend einem Zwecke irgend einem Thiere gegenüber gewöhnlich gebraucht werden. Der Ausdruck Vieh oder Hausthier ist hier im weitesten Sinne genommen und schließt auch das Geflügel ein. Mr. Bolton bittet außerdem um Nachweis einschlägiger Literatur, besonders in anderen Sprachen, als der englischen. Wir haben, wenn das Unternehmen gründlich durchgeführt wird, alle Aussicht, ein internationales Hülfsduch„Ueber den Umgang mit Vieh“ zu bekommen. — Die Schattenseite neuer Erfindungen. Eine eigenthümliche Begebenheit ereignete sich am Donnerstag Abend in einem New=Yorker Theater. Während der Vorstellung der Gildert=Sullivan'schen Oper„The Yeoman of the Guard“ erregte ein Zuhörer Aufmerksamkeit durch sein sonderdares Gebahren. Eine angestellte Untersuchung führte zu der Entdeckung, daß er der Agent eines Concurrenz=Theaters war, ausgerüstet mit einem Phonograph, mittelst dessen er die Musik der neuen Oper zu stehlen beabsichtigte. Der Phonograph wurde in Thätigkeit versetzt und er gab eine vollkommene Reproduction der noch unveröffentlichten Partitur. — Die„Weser=Zeitung“ ist in der Lage, aus den Denkwürdigkeiten des verstordenen amerikanischen Reitergenerals Sheridan Mittheilungen zu machen, welche demnächst in London erscheinen werden. Der General beschreibt darin seine Theilnahme an dem deutsch=französischen Kriege im deutschen Hauptquartier. General Sheridan erzählt über eine Unterredung mit dem Fürsten Bismarck am Schlachttage von Gravelotte über den Stand der öffentlichen Meinung in Amerika mit Bezug auf den Krieg. Auch besprach Graf Bismarck lebhaft die amerikanische Regierungsform und sagte, daß er in seiner Jugend der republikanischen Staatsform zugeneigt gewesen sei, daß aber Familieneinflüsse ihn später andere Wege gewiesen und daß er, nachdem er einmal die politische Carrière eingeschlagen, gefunden habe, daß für das deutsche Volk die republikanische Regierungs form nicht geeignet sei. Eine ähnliche Aeußerung hat übrigens Fürst Bismarck erst in diesem Sommer dem amerikanischen Senator Karl Schurz gegenüber gethan. Der Reichskanzler sagte damals gesprächsweise, wenn er in Amerika lebe, so könne er sich recht wohl mit der republikanischen Regierungsform befreunden, die für dort ganz angebracht sei, für Deutschland aber nicht passe. So wird er auch wohl zu General Sheridan gesagt haben. — Anläßlich des zu Anfang d. M. in Paris stattgehabten Wettsingens holländischer Kanarienvogel wird ausgerechnet, daß Tag für Tag in der französischen Hauptstadt für zehntausend Franken Vogelkraut verkauft wird. Wie unter den Pfirsichen diejenigen von Montreuil und unter den Weintrauben die von Fontainebleau, so ist das Vogelkraut von Puteaux vor jedem anderen bei den Pariser Vogelzüchtern beliebt. In bei Paris gelegenen Puteaur sollen denn auch 150 Bauern nur aus diesem Kraute ihren Lebensunterhalt ziehen. Es findet sich das ganze Jahr auf dem Pariser Markte und wird jeden Morgen auf den Straßen und in den Höfen ausgerufen, das Büschel zu fünf Centimes. Der Preis bleibt immer derselbe, der Umfang des Büschels aber ist dem Wechsel der Jahreszeit unterworfen. — Im Krystall=Palast zu London wird augenblicklich, wie man von dort schreibt, die übliche jährliche Katzen=Ausstellung abgehalten. Eine ausgewählte Gesellschaft, zusammengesetzt aus 524 Nachkommen der altegyptischen heiligen Thiere, ist dort ausgestellt. Bereits außerhalb der Wände des Glaspalastes hört man ihre als nicht sehr günstig bekannte Musik, und unzählige Katzenfreunde und=Freundinnen besuchen und bewundern die eingesperrten Thiere. Es giebt aber auch wirklich reizende Exemplare darunter, schwarze, weiße, blaue, perlgraue und seidenhaarige. Die verlgrauen kommen von Siam und sind in diesem Lande das Monovol für den königlichen Harem; hier kann man sie für 50 Guineas(1050 M.) käuflich erwerden. Es sind indeß noch viel theurere Exemplare anwesend. Für die Katze„Tibby“, ein dicke, schwarze, immerfort schlafende Katze, fordert der Besitzer— und man darf wohl sagen, der glückliche Besitzer— die bescheidene Summe von 2000 L. gleich 40000 M. Aiterarsches Die„Deutsche Romaubibliothek“(Stuttgart, Deutsche VerlagsAnstalt), deren jungst abgeschlossener Jahrgang eine Fülle von Romanen ersten Ranges brachte, eröffnet ihren neuesten, siebenzehnten wieder mit zwei Werken, deren erste Kapitel außerordentlich vielversprechend sind. Eine dem modernen Leben ganz vorzüglich abgelauschte Erscheinung ist Ernst Ecksteins„Camilla“, eine junge Millionenerbin, die trostlos ist, sich nur um ihres Geldes willen umschwärmt zu sehen und deren Verzweiflung dar: über sie augenscheinlich in die seltsamste Situation zu stürzen im Begriff steht. Absonderlicher in ihrer ungarischen Eigenart, aber nichts destoweniger von überzeugendster Echtheit sind die Gestalten in Robert Byrs„Weg zum Glück“, der mit einer meisterhaft geschilderten Schnitzeljagd beginnt, bei welcher sich alsbald Begegnisse mysteriöser, die Phantasie lebhaft anregender Art ereignen. Beide Romane, deren berühmte Verfasser sich unverkennbar in ihrem besten Fahrwasser befinden, werden sich ohne Zweifel höchst genußreicher Lectüre entfalten. An diese beiden großen Romane reihen sich amüsante und unterhaltende kleine Artikel in bunter Abwechslung, sowie eine Auswahl des Besten aus der Lyrik der Gegenwart. Die„Deutsche Romanbibliothek“ können wir deshalb allen unseren Lesern, welche auf eine gediegene und dabei doch außerordentlich billige Unterhaltungslectüre(Preis vierteljährl. für 13 Nummern 2 Mark, das 14tägige Heft 35 Pfennig) Werth legen, angelegentlichst empfehlen. Briefkasten der Redaction. W. B. in Duisburg. Der Inhaber einer Drahtflechterei ist allerdings verpflichtet, alle Personen, welche er in seinem Gewerbebetriebe gegen Gehalt oder Lohn beschäftigt, sofern nicht die Beschäftigung ihrer Natur nach eine vorübergehende oder durch den Arbeitsvertrag im Voraus auf einen Zeitraum von weniger als einer Woche beschränkt ist, nach Maßgabe des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883 gegen Krankheit zu versichern.— Als Krankheit gilt jede Alteration des Gesundheitszustandes. Auf die Ursache derselben kommt es nicht an; sie kann äußere oder innere Ursachen haben. So sind denn auch die Folgen eines Betriedsunfalls Krankheiten im Sinne dieses Gesetzes Marktberichte Vom Niederrhein, 9. Nov. Auf dem Buttermarkt entwickelte sich im Laufe der vergangenen Woche wenig Kauflust, während das Angebot bedeutend war und die Preise sich doch auf bisheriger Hohe hielten; beste Landbutter das Pfd. Mk. 1,10, geringere 90 bis 95 Pfg. Hiesige Hühner=Eier fortgesetzt wenig vorhanden, das Viertel zu Mk. 2,00 verkauft, das Stück zu 9 Pfg. Fremde Eier das Viertel Mk. 1,50 bis 1,75, das Stück 7 bis 8 Pfg. Auf den Viehmärkten ist das Angebot nicht mehr sehr bedeutend: der Handel entwickelte sich jedoch lebhaft, so daß nur wenige Stücke unverkauft blieden. Erste Qualität ging 3 Mk. zurück und erzielte die 50 Kil. Mk. 51 bis 54, mittlere Waare 47 bis 50 und geringere 42 bis 45. Im Stallhandel herrscht in den Kreisen Kempen und Geldern nach Fettvieh anhaltend reger Begehr; die 50 Kilo kosten Mk. 54; fette Ochsen 60 bis 63, Mager vieh 60. Hierin ist sowohl Angebot wie Nachfrage gut. In fetten Schweinen hat das Angedot etwas nachgelassen, während die Nachfrage sich sehr lebhaft erhält; die Preise stehen etwas unter Druck; die 50 Kil. erzielten Mt. 52 bei einer Schwere von 100 Kil. und mehr und bei 20 pCt. Rabatt. In Käse hat die Lebhaftigkeit im Handel nachgelassen; auch haben sich die Preise eine Kleinigkeit niedriger gestellt; die 50 Kil. kosten Mk. 45. In den der niederländischen Grenze zu gelegenen Districten herrscht im Käsehandel ziemlich viel Lebhaftigkeit bei nie drigerm Preisstande; je nach Qualität und Größe der Brode stellte sich der Preis auf Mk. 46 bis 51 die 50 Kil. Bestes Rübenkraut kostet das Pfd. mit Faß 10 Pfg., ohne Faß 11 Pfg., bei Abnahme im Großen von Faß und Stangen. Im Bereich des„RheinischWestfälischenVereins zur Hebung der Rüben= und Obstkraut=Fabrikation,“ dessen Vorstand seinen Sitz in Wesel hat, hielt sich die Nachfrage nach Kraut lebhaft bei unverändertem Preise; die 50 Kilo bester Waare hielt sich auf M. 11 bis 11,50, Birnenkraut Mk. 23, Apfelkraut, süßes das Pfd. 38, säuerliches 34 Pfg. In Kartoffeln herrscht lebhafter Handel bei ziemlich reichlichem Angebot; weiße kosten die 50 Kil. Mk. 3,60, rothe 4,00, der Becher 22 bis 25 Pfg.(T. B216.) Am heutigen Getreidemarkte blieben Preise sämmtlicher Fruchtgattungen unverändert. Rüböl per 100 Kilo in Partien von 100 Ctr.... Mk. 61,50 Rüböl per 100 Kilo faßweise„ 63,00 Gereinigtes Oel per 100 Kilo 3 Mark höher als Rüböl. Preßkuchen per 1000 Kilo„ 136 Kleien à 50 Kilo„ 5,00 Berlin, 10. Nov. Der Getreidemarkt war still, die Haltung dabei aber fest; Weizen und Roggen stellten sich eine Kleinigkeit höher. Hafe,r bei kleineren Umsätzen für nahe Termine unverändert, Frühjahr fest. Mehl bei einigem Handel fest behauptet. Rüböl ferner höher bezahlt. Spiritus loco begehrt und höher bezahlt, 70er um 50 Pf., 50er um 20 Pf.; vordere Termine anziehend, spätere gut behauptet. Coursbericht Duisburg-Ruhrorter Bank. Duisburg, 9. November. Anmerkung: Die Curse der in unserm Curszettel notirten Werthpapiere gelten für Cassengeschäfte und verstehen sich franco Provision und Courtage, bei Consols der Briefcurs nur für Stücke von wenigstens 500 Mark; alle Curse nur, so weit Vorrath oder Bedarf reicht. Verkehr und 4 Ruhrort, 10. Nov. Auffallend ist in letzter Zeit, daß sehr viele Schraubenboote bei günstigem Wasserstande bis St. Goar hinauf fahren und mit Vorliebe ab den Steinplätzen in der Linzer Gegend Thalschiffe holen. Für 60—70 fl. fährt jetzt ein großer beladener Schleppkahn im Anhange von Linz bis Dordrecht! Ein gewisser Nachtheil ist mit diesem allerdings sicheren, rascheren und billigeren Verfahren insoweit verbunden, als mit der immer mehr um sich greifenden Dampfschlepperei das sogenannte„auf sich selbst fahren" zusehends abnimmt, dagegen die Zahl Schiffer, welche nicht selbstständig fahren können, auf dem Rheine sich vermehrt. Schlimm ist das besonders für die alten Steuerleute(junge giebt es überhaupt wenig oder gar nicht mehr). In absehbarer Zeit gehört das altehrwürdige Institut der Steuerleute auf dem Rhein der Vergangenheit an und schon jetzt muß gar mancher braver Steuermann— in Wind und Wetter auf dem Rheine ergraut— für seines Lebens Unterhalt zu anderer ungewohnter Arbeit greifen. 4 Ruhrort, 9. Nov. Der Floßverkehr auf dem Rhein ist zur Zeit außergewohnlich stark. Es giebt Tage, an denen man schon in frühen Morgenstunden fünf bis sechs Flößen begegnet. Dabei ist es ein großer Nutzen, daß die Dampfschlepperei für Flöße einen größeren Umfang annimmt. Selten sieht man ein Floß noch auf sich selbst fahren(treiben). Es giebt ja genug Bugsirdampfer zu diesem Zwecke, wenn das Floß vor Anker gehen soll, begiebt sich das Schleppboot von vorn nach hinten und legt den schwimmenden Riesenkörper leicht und sicher an. Für die Floßer bietet die Dampfschlepperei großen Vortheil. Erstens brauchen sie damit viel weniger Mannschaft, sodann geht die Fahrt viel rascher und sicherer. Wir wünschen im Interesse der Schifffahrt, daß nicht nur die Flößer diese Vortheile immer mehr begreifen möchten, sondern auch daß die Dampfschlepperei für Flöße allgemein auf dem Wege der Verordnung eingeführt werde.— Die zahlreichen Unfälle an der neuen Schiffbrücke zu Mülheim a. Rh. haben nun zu einer Abänderung der Brückenordnung geführt. Jetzt ist in sehr zweckmäßiger Weise bestimmt, daß das Ausfahren von drei Jochen nicht facultativ d. h. dem Belieben der Schiffer oder der Brückenmannschaft anheimgegeben ist, sondern es muß von nun an stattfinden, sobald der Schleppzug(zu Thal natürlich) aus mehr als einer Länge Anhang besteht. Besondere Signale, außer den gewöhnlich dafür geltenden, sind daher nicht mehr nöthig. Mit dieser lobenswerthen Aenderung ist unzweifelhaft die Gefahr des Schadens für Brücke und Schiffe sehr gemindert. Eine gefährliche Stelle wird diese unglückliche Schiffbrücke immer bilden, so lange sie bestehen bleibt. + Ruhrort, 11. Nov. Mit 4 eisernen Kähnen im Schlepptau trat heute früh der neue Remorqueur„F. Haniel 6“ seine erste Schlepptour nach dem Oberrhein an. Die 4 Anhangschiffe, welche des niedrigen und fallenden Wassers wegen nicht voll beladen waren, hatten nach unserer Schätzung doch immerhin eine Gesammtladung von 55 bis 60 Tausend Ctr. Der Schleppzug hatte Flaggen beigesetzt und wurden die von dem Remorqueur abgegebenen Böllerschüsse von den auf der Rhede ankommenden Dampfern erwidert. Schiffsfrachten. Amsterdam für Schiffe von 100—120 Karren fl. Schiedam„„„„„„„ Rotterdam„„„„„„„ Antwerpen„ eroße Schiffe „„ kleine Schiffe Mainz=Mannheim für Schleppkähne Söoteng. nach 3.35—0.00 2.40—2.50 „ 2.25—2.35 „ 3.25—3.50 „ 3.60—3.75 Mk. 3.00—3.25 „ 2.75—0.00 1765—110 Wasserstandsnachrichten. Ruhrart, 12. Nov. Rheinhöhe 2,06m, gefl. 0,140. Den echten Holl. Rauchtabak, dessen tausendf. Lob notariell beglaubigt ist, erhält man nur d. B. Becker i. Seesen. 10 Pfd. fco. 8 Mk. 1183 Anzeige. Die Verlobung meiner Tochter Maria mit dem Predigtamtscandidaten Herrn Ludwig Rohlfing aus Barver in Hannover zeige ich hierdurch ergebenst an. Ruhrort, den 11. Nov. 1888. U. Schober, Pastor. Bekanntmachung. Maria Schober Ludwig Rohlfing Verlohte. Ruhrort Bar (Hannover). Bekanntmachung. Am Dienstag den 13. d. Mis. Vermittags von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 4 Uhr findet die LokalSteuerhebung für die Gemeinde Himborn deim Wirtbe Clemens Marre daselbst statt. In Beeck dleibt die Kasse an obeng nanntem Empfangstage geschlessen. Beeck, den 9. Noobr. 1888. Die Gemeinde=Kasse: Brauer. Handels=Register des Königlichen richts zu Ruhrort. In unser Firmenregister ist am 7. November 1888 Folgendes eingetragen: 1. Zu Nr. 865, die Firma W. Brökelschen zu Neumühl=Hamborn betreffend: „Die Firma ist auf den Kaufmann Hermann Hövelmann durch Vertrag übergegangen und daher hier gelöscht". 2. Unter Nr. 910, die Firma W. Brökelschen Nachf. zu NeumühlHamborn und als deren Inhaber der Kaufmann Hermann Hövelmann zu NeumühlHamborn. Reininghaus, Amtsgerichtssecretär. Handels=Register des Königlichen Amtsgerichts zu Ruhrort. Der Kaufmann Hermann Hövelmann zu NeumühlHamborn hat für seine zu Neumühl=Hamborn bestehende, unter der Nr. 910 des Firmenregisters mit der Firma W. Brökelschen Nachf. eingetragene, Handelsniederlassung den Kaufmann Otto Hövelmann zu Neumühl=Hamborn als Procuristen bestellt, was am 7. November 1888 unter Nr. 350 des Procurenregisters vermerkt ist. Reininghaus, Amtsgerichtssecretär. HebammenBücher nach amtlicher Vorschrift zu hiben bei Joh. Brendow& Sohn, Ruhrort. St. Märtin. Empfehle: 1888er Has lnüsse pro Pfun 28 Pfg. 1888er dicke Haselnüsse„ 45 Pfg. 1888er Bozener Maronen, 30 Pig. 1888er Matten=Feigen„ 905 C. F. Dresen in Ruhrert. Fabrik=Niederlage, türkischer, russischer und Nach der Bestimmung des Finanz=Ministerial=Rescripts vom 9. April 1887 II 3540 soll die Abrechnung der Schuldzinsen bei der Klassen= und Einkommensteuer=Veranlagung nur in soweit stattfinden, als das wirkliche Bestehen der Schulden und der davon zu zablenden Zinsen keinem begründeten Zweifel unterliegt. Die Steuerpflichtigen können nicht angebalten werden, behufs der Einschätzung Angaben über ihre Schuldverhältn sse zu machen, doch bleibt es ihnen unbenommen, freiwillige Angaben hierüber zu machen, um zu verhüten, daß die Berücksichtigung der Schuldzinsen bei der Einschätzung unterbleibt, oder nach irriger Annahme erfolgt. Indem ich die Steuerpflichtigen hiervon in Kenntniß setze, bemerke ich, daß derartige Anmeldungen bis zum Schlusse dieses Monats zu machen sind, wenn sie überhaup; bei der Einschätzung pre 1889/90 Berücksichtigung finden sollen, doch bedarf es dieser Anmeldungen nicht, wenn der Nachweis schon vorher geführt worden ist. Ruhrort, den 7. November 1888. Der Bürgermeister: Weinhagen. Bekanntmachung. Dei Auszug aus der Heberolle der Versicherungs=Anstalt der Tiefbauberufsgenossenschaft für das zweite Bierteljahr 1888, betreffend die Prämienderrchnung für die während der Monate April. Mai und Juni d. J. in hiesiger Gemeinde ausgeführten Regiebauarbeiten, liegt auf dem Polizeibüreau hier vom 13. ds. Mts. an, zwei Wochen lang zu Einsicht der Betheilgten offen, was hiermit gemaß des§ 26 des Bauunfallver sicherungs Gesctzes vom 11. Juli 1887(G. S. S. 287) veröffentlicht wird. Meiderich, den 10. Novembei 1888. Dir Polizeiverwalung Bäg, Bürgermeister, Antlraertkenzen sowie andere Nuß= und gewöhnliche, stückOfenkohlen liefert fuhrenweise franco Haus in bester Qualität Binnigst Ruhrort, im November 1888. Ernst Feldmann. Geschäftseröffnung. Den geehiten Bewobnern von Aldenrade und Umgegend zur gefl. Nachricht, daß ich mit dem heutigen Tage in Aldenrade in dem Hause der Frau Wtw. Tenter eine Filiale in Colonial=, Wollund Kurzwaaren eröffnet habe. Es wird mein Bestreben sein, durch reelle Bedienung und gute Waare mir das Woblwollen meiner Abnehmer zu erwerben. Mit der Bitte um geneigten Zuspruch zeichnet Hochachtungsvoll J. H. Biesenbender, Beeck. Gelangverein Gemuthlichkeit, Kührort. Sonntag den 18. November 1888 WS im Saale des Herrn L. Stauch. Anfang des Concerts 5 Uhr, des Balles 8 Uhr. Die Musik wird ausgeführt von der Kapelle des 57. Inf.-Reg. unter Leitung des Kapellmeisters Hrn. Weyler. Das Comité. Bettfedern in nur staubfreier Waare von 50 Pfg. das Pfd. an. Bessere Sorten zu 60 Pfg., 80 Pfa, 1 M, 1.25, 1.50. Hochseine Qualttäten zu 1.80, 2—, 2.50, 3.— M. und höher. Bettbarchend garantirt sederdicht von 40 Pfg. die Elle an. Ueberzüge vervorragend billig. Betttücher v. M. 1.25 an. Strohsäcke v. M. 1.35 an. Wollene Decken und Steppdecken äußerst billig. Augus Tulich, Ruhrort. Zetten= u. Aussteuer=Geschäft. Versandt nach Auswärts fre. bei freie Verpackung. 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Federbetten zu 20,00 Mt. Lehrer-Conserenz. Die Conferenz für den Conferenzbezirk Ruhrort=Meiderich= Beeck findet statt in Ruhrort am Dienstag den 13. Nov. er., Beginn 10 Uhr in der evangel. Knabenschule zu Ruhrort. 1. Lctionen. 2. Vortrag: Das Versetzen der Schüler in höhere Kassen. Der Kreis=Schulinspector: Dr. Riemenschneider. Duisburger Stadttheater. (In der Tonhalle). Unter Direction v.&C Simons. 11. Vorstellung im Abonnement Don erstag den 15 November Der Troubadour. Große Oper mit B llet in 4 Akten des Camesono, dutsch von H. Proch. Musik von Vrrei. Regie Carl Simons. Lirigent Capellmeister Carl Gille. Leonore— Frl. Schineler. Azucena— J. Neumeyer. Manrico— W. Birrenhören. Luna— F. Ba toweky Im III. Akt Los Toreadores, arrangirt v. der Balleimeisterin Josephne Strengsm inn. Preise der Plätze. 1. Sperrsitz Sessel) 3.— Mark 2. Sperrsitz 3. Sperisitz 1. Balkon 2. 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