Allgemeiner Anzeiger für Wald, Merscheid, Ohligs, Gräfrath, Solingen und Haan. Expedition zur Annahme von Inseraten und Abonnements in Wald, Tüllgensthalerstraße 12 und bei Juul. HXIII in Haan. I, Erscheint, Dienstags, Domner Nro. 92. Preis pro Quartal in der Expedition 1 M. 25 Pfg. durch ** 1 die Post und Boten bezogen 1 M. 50 Pfg. Wald. Dienstag den 8. August 1882. Die Insertions=Gebühren für eine 18 Gac=gespaltene Borgiszeile oder deren Raum betragen 15 Pfg. 15. Reclamen 30 Pfg. Wochenrundschan. Noch nicht ganz zwar ist die Stille der Hundstage geschwunden, aber es macht sich doch schon wieder ein regeres politisches Leben bemerkbar, daß von Woche zu Woche voraussichtlich, je mehr wir uns dem Teimin der Landtagswahlen nähern, einen größeren Umfang annehmen wird. Die Wahlagitation, von der man bisher kaum reden konnte, hat jetzt definitiv ihren Anfang genommen und der bekannte Abg. Professor Hänel ist diesmal derjenige gewesen, welcher die Bewegung eröffnete. Zu Neumünster in Schleswig=Holstein legte er vor seinen Wählern sein Programm dar, das sich kurz in die Worte zusammenfassen läßt: Einigung aller Liberalen, von den Fortschrittlern bis hinüber zu den Nationalliberalen, für die Wahlveriode nicht nur, sondern auch für fernere Zeiten. Diese Programmrede hat eine wahre Fluth von Zeitungsartikeln in den Organen der verschiedenen Parieien hervorgerufen, die je nach ihren Parteiprinzipien dazu Stellung nehmen. Von den conservativen Blättern wird behauptet, daß in Hänels Worten das Bekenntniß liege, eine parlamentarische(liberale) Regierung zu wollen; die nationalliberalen Organe erkennen die persönliche Offerte des Fortschrittsführers an, glauben aber nicht so recht an die Möglichkeit der Ausführung der Hänel'schen Gedanken, und— schließlich wird in der That auch wohl ziemlich Alles so bleiben, wie es ist. Der Hänel'schen Rede ist eine große Bedeutung nicht abzusprechen, die, daß sie ein Ende machen will mit der kleinlichen Parteizersplitterung, die schon so viel geschadet, und eine feste, einige Partei erstrebt. So wäre die unruhige Zei der Wahlvorbereitungen wieder eingeleitet, und nicht allzu lange wird es mehr dauern, bis vor diesem Thema alles Andere von der politischen Bühne verschwinden wird. Ganz still für den Augenblick ist es wieder einmal von der Auflösung der Berliner Stadtverord= neten=Vrsammlung geworden; freilich aufgeschoben, soll nicht aufgehoben sein, aber wie es scheint, dürfte die Maßregel doch nicht allzubald erfolgen, denn Kaiser Wilhelms Bestätigung steht noch immer aus. Die Rückkehr des greisen Monarchen und seiner Gemahlin nach der Residenz des deutschen Reiches, resp. dessen nächster Umgebung, nach Babelsberg, dürfte schon in der ersten Hälfte dieses Monats erfolgen; die rauhe regnerische Witterung, welche so manchem Landwirth immensen Schaden bereitete, hat wahrscheinlich den Vadeaufenthalt der hohen Herrschaften abgckürzt. Dagegen setzen der Kronprinz und seine Gemahlin ihre tyroler und italienische Reise weiter fort, ebenso befindet sich die Prinzessin Wilhelm noch in Norderney, während ihr Gemahl bereits wieder nach Berlin zurückkehrte. Recht günstige Nachrichten verlauteten aus Kassel über das Befinden des Prinzen Karl, dessen Uebersiedelung nach Schloß Wilhelmshöhe! und event. später nach Berlin in verhältnißmäßig kurzer Zeit wird erfolgen können. Aus dem Auslande ist in dieser Woche verhältnißmäßig weniger zu berichten, als in der vorigen, denn die egyptische Angelegenheit bietet an und für sich kein einziges bedeutendes Moment dar. In Egypten selbst stehen Engländer und Araber einander gegenüber, ohne sich bisher gemessen zu haben; beide Theile scheinen sich noch verstärken zu wollen, und bisher sind die Engländer die schwächere Partei. Arabi, der vom Khedive auf Verlangen der Engländer zum Rebellen erklärt ist, hat diesen durch eine eiligst zusammenberufene Nationalversammlung absetzen lassen. Wirkung hat übrigens Tewfik's Proklama= tion gar nicht gehabt, denn die Eingeborenen wissen recht wohl, wer der eigentliche Autor des Schriftstücks war. Während am Nil so die Truppen Gewehr bei Fuß dastehen, tagt in Konstantinopel die Konferenz fort und fort und bringt nichts zu Stande. Der Sultan hatte bekanntlich nicht gerade zu Englands großer Freude sich bereit erklärt, Truppen nach Egypten zu senden, um die Ordnung wieder herzustellen, dagegen sollte England dann seine Truppen zurückziehen. Natürlich hat Gladstone dazu nicht die geringste Lust und verlangt im Gegentheil vom Sultan, er solle Arabi ebenfalls für einen Rebellen erklären und seine Soldaten unter das Commando des englischen Generals stellen. Diese Forderung will nun aber der Sultan seinerseits nicht erfüllen, und so herrscht auch hier ein Stillstand. Die Angelegenheit hat aber doch ein bemerkenswerthes Opfer gefordert, nämlich das Cabinet Freycinet. Freycinet, der vornherein jeder thatsächlichen Einmischung in die egyptischen Verhältnisse abgeneigt war, hatte sich später bekanntlich zur Beobachtung einer bewaffneten Neutralität entschlossen, welche durch Entsendung eines Observationskorps nach dem Suezcanal repräsentirt werden sollte. Während die Kammer die erste Forderung in dieser Beziehung ohne Anstand genehmigte, verweigerte sie die zweite, und Freycinet reichte in keine Schwierigkeiten. England steht jetzt im Orient ganz allein, es muß außerdem einen Konflikt mit der Pforte befürchten und hat daher alle Ursache Truppen und Schiffe bereit zu halten. Dagegen ist in der irischen Frage ein großer Streit ausgebrochen. Das Oberhaus hat die Beschlüsse des Unterhauses in dem Pachtrückstandsgesetz abgeändert, trotzdem die Regierung heftig widersprach. Augenblicklich finden noch Verhandlungen zur Lösung der Schwierigkeiten statt. Folge dessen sein Demissionsgesuch ein. Die Ministerkrise schwebt noch, denn es wird Grevy schwer fallen, einen geeigneten Nachfolger zu finden, um so mehr, da im Moment keine Partei vorhanden ist, welche die Majorität in der Kammer besitzt. Gegen Freycinet stimmten aus Grundsatz die Klerikalen, ferner die Republikaner, welche von einer Intervention nichts wissen wollen, weil sie fürchten, daß schließlich sich doch ernste Folgen dabei herausstellen könnten, und die Gambettisten, denen wieder Freycinets Vorlage nicht weit genug ging. Keine von diesen Parteien hat aber die Majorität, und so wird Grevy sich genöthigt sehen, vorläufig ein reines Geschäftsministerium zu bilden, das keineu ausgesprochenen Charakter trägt. Gladstone ist in England besser daran, was die Creditvorlage für Egypten anbelangt. Die Engländer sind ganz begeistert für ihre Mission, und das Parlament macht, was auch sehr gescheiht ist, Politische Tagesschau. Deutschland Berlin, 6. August 1882. Der Kaiser wird, wie der„Nordd. Allg. Ztg.“ aus Gastein gemeldet wird, nachdem derselbe seine Badecur beendet hat, am 8. ds. Mts. Nachmittags Gastein mit seinem Gefolge verlassen, um seine Rückreise über Salzburg und Ischl nach Berlin, bez. nach Schloß Babelsberg bei Potsdam anzutreten. In Salzburg trifft der Kaiser am 8. August gegen Abend ein und nimmt dort das erste Nachtquartier. Am Vormittage des nächsten Tages soll dann die Reise bis nach Ischl fortgesetzt werden, und die Ankunft erfolgt voraussichtlich Mittags 12 Uhr. In Ischl gedenkt der Kaiser bis zum 11. August zu verbleiben und hierauf ohne weitere Unterbrechung die Rückfahrt mittelst Extrazuges bis Potsdam fortzusetzen. Soweit bis jetzt bekannt, dürfte die Ankunft in Potsdam 11. August Vormittags gegen 9 Uhr stattfinden. Wie schon früher gemeldet, verbleibt dann der Kaiser in Potsdam, wo derselbe mit der Kaiserin und Königin für die nächste Zeit auf Schloß Babelsberg residiren wird. Die Kaiserin gedenkt, wie verlautet, Homburg vor der Höhe am 9. August zu verlassen, und wird voraussichtlich auch noch an demfelben Tage auf Schloß Babelsberg eintreffen. * Professor Hänel, der bekannte Führer der Fortschrittspartei, hat, wie schon vor einigen Tagen mitgetheilt, in Neumünster in Holstein eine Wahlrede gehalten, deren bemerkenswerthestes Moment eine überaus versöhnliche Einladung an die Nationalliberalen ist, zur Einigung der liberalen Partei beizutragen. Diese Rede ist vielfach kommentirt Die nationalliberalen Blätter, obenan die„Kölnische", betrachten diese Worte als einen Angriff auf Eugen Richter, der bekanntlich auf die Nationalliberalen, als zu wankelmüthig, nicht zum Besten zu sprechen ist; sie acceptiren indeß zum größten Theile diese Einigung für die Wahlen, behalten sich aber nachher ihre freie Meinung vor; die konservativen Organe, an ihrer Spitze die „Prov.=Corr.“, sind der Meinung, daß durch Hänels Absicht, die Bildung einer großen liberalen Partei zu erstreben, kundgethan sei, daß die Liberalen eine parlamentarische, liberale Regierung erzwingen wollten, und suchen hieraus Kapital zu schlagen. Was kommen wird, weiß allerdings Niemand, jedenfalls steht aber so viel fest, daß die gegenwärtigen Auseinandersetzungen, die nicht immer in besonders höflichem Tone geführt werden, nicht sehr geeignet sind, die Achtung vor den Parteien zu steigern. Wozu nützen überhaupt diese gegenseitigen Herabsetzungen? Trete man doch, wie im vorigen Jahre offen mit der Sprache hervor, sage, was man will und wie man es auszuführen gedenkt, dann wird das Volk wägen und wählen. * Wie die„National=Ztg.“ meldet, würde die revidirte Subhastations=Ordnung bereits in der nächsten Landtagssession zur Vorlage gelangen. Die Subhastations=Ordnung wurde bekanntlich im Jahre 1869 erlassen und gleich Anfangs mannigfach angegriffen; man hat jedoch einen längeren Zeitraum vergehen lassen, ehe man, gestützt auf die gesammelten Erfahrungen, an eine Neugestaltung gegangen ist. * Den Behörden ist jetzt zur Beachtung mitgetheilt worden, daß die bisher vierteljährlich geforderten Nachweisungen der wegen ClassensteuerRückstände erfolgten Zwangsvollstreckungen fortan monatlich aufgestellt werden sollen und gleichzeitig Nachweisungen der Mahnungen zur Einführung gelangen. Es wird dabei die größte Sorgfalt und Aufmerksamkeit zur Pflicht gemacht, weil die angeordneten Ermittelungen„nicht nur wichtigen legislatorischen Maßnahmen dienen, sondern auch die Grundlage fortlaufender, Sr. Majestät dem Kaiser und König zu erstattender Immediatberichte bilden sollen“ * Das Reichsgesundheitsamt beabsichtigt, eine fortlaufende öffentliche Berichterstattung für das deutsche Reich über das Auftreten derjenigen gemeingefährlichen Krankheiten herbeizuführen, welche der Anzeigepflicht unterliegen. Dies ist den Einzelregierungen des Reichs durch das Reichsamt des Innern mit dem Zusatze kundgemacht worden, daß, wenn das Gesundheitsamt auch die Schwierigkeiten nicht verkennt, welche dieser Arbeit gegenwärtig entgegenstehen, auch nicht im Zweifel darüber ist, daß eine solche Berichterstattung in der ersten Zeit nur einen geringen Anspruch auf Verwerthbarkeit würde machen können, es doch bei den mehrfachen Anregungen zur Inangriffnahme einer solchen, von einem Mittelpunkte aus geleiteten Berichterstattung auf die rege Mitarbeit aller Aerzte rechnen zu dürfen glaubt. Die weiteren Ausführungen werden in Preußen nun die Bezirksregierungen zu treffen haben. Oesterreich. Wien, 4. Aug. Die Besetzung von Suez wird englischerseits mit der Nothwendigkeit des Schutzes des Schifffahrts=Administrationspersonals erklärt. Gastein, 4. Aug. Der Kaiser machte gestern der hier angekommenen Großherzogin von Weimar einen Besuch. Heute hatte der Kaiser auf der Promenade eine lange Unterhaltung mit dem Die Kinder des Elends. Roman aus dem Leben einer großen, deutschen Handelsstadt. Wahren Thatsachen nacherzählt von J. Steinmann. (Fortsetzung.) So ging der Winter vorüber, und mit den ersten Frühlingstagen kam die warme, belebende Sonne, um die Erde aus ihrem Winterschlaf zu wecken. Auf den Bergen schmolz der Schnee und die wilden Bergströme schossen brausend thalwärts, als wollten sie alles mit sich fortführen. Die Eisblummen waren von dem Fenster verschwunden und helle, lustige Sonnenstrahlen schauten neugierig herein und tanzten auf den ärmlichen Möbeln. Und es war, als ob die Sonne auch die Eiskinde geschmolzen hatte, welche Furcht und Angst um Elsbeth's Herz gelegt. Ein Hauch von Röthe kehrte auf ihre bleichen Wangen zurück und in den Augen leuchtete dann und wann etwas auf, was mit Glück und Hoffnung im innigsten Zusammenhang stand. Von Marie hatte Elsbeth einmal Nachricht empfangen und die verlassene Schwester bildete jetzt einen großen Theil ihrer Besorgnisse. Marie schrieb von ihrem Wohlergehen nichts, nur sprach sich in dem Briefe ein leidenschaftliches Verlangen nach der geliebten Schwester aus und diese hatte sehnlichst gewünscht, sie zu sehen. Sie hatte auch an Marien geschrieben, daß sie im Laufe des Sommers noch einmal zusammentreffen würden; sie schrieb ihr von den verbesserten Hoffnungen und Aussichten und von der Liebe ihres Gatten, der alles Ungemach so freudis ihretwegen ertrage. Der Brief war ein SpieLel von Elsbeth's Gedanken und doch, eins hatte sie verheimlicht. Sie schrieb nichts davon, daß tief im Innern ihres Herzens unaufhörlich der Vorwurf tägte, daß Wilhelm durch sie unglücklich geworden und nun verurtheilt sei, ein Leben voll Entbehirungen zu führen, das so wenig seinen einstigen Anforderungen, die er an dasselbe gemacht, entsprach. Doch nur vorübergehend war es hell in dem kleinen Hause vor dem Thore und in Elsbeth's Herzen geworden, dann verdunkelte sich der Himmel auf's Neue. Herr von Reinegger hatte zwar eingesehen, daß alle seine Einflüsterungen bei Elsbeih kein Gehör fanden, sofern sie Bezug auf Wilhelm hatten, aber er konnte ihnen doch keinen Einhalt thun und quälte die junge Frau unaufhörlich damit, weil ihre Pflicht sie hinderte, dem„Vater schroffen Widerstand entgegen zu setzen. Sie glaubte nun alle Schmähungen des Vaters durch verdoppelte Liebe, dem Gatten gegenüber, gut machen zu müssen und das Band, daß sie und Wilhelm umschloß, wurde ein von Tag zu Tag innigeres, ohne daß sie des Glückes theilhaftig wurden, welches ein so zärtliches Verhältniß zu bedingen schien. Eines Abends, als Elsbeth und Wilhelm beisamen saßen— Herr von Reinegger machte seinen gewohnten Spaziergang— wurde leise gegen die Thür gepocht. Ein Besuch war etwas so Ungewöhnliches, daß Elsbeth bei dem Geräusch zusammenfuhr und einen ängstigen Blick auf Wilhelm warf. Noch ehe indessen eine Aufforderung zum Eintreten erfolgen konnte, wurde die Thür geöffnet und auf der Schwelle erschien eine zarte, dunkelgekleidete Frauengestalt. Einen Augenblick starrte Elsbeth die Gestalt an, als habe sie einen Geist gesehen, dann schrie sie laut auf: „Marie! Marie!" Im nächsten Moment lagen sich beide Schwestern in den Armen. Marie ohnmächtig, Elsbeth zu Tode erschrocken über den Anblick, den ihre Schwester darbot. „Wilhelm, hilf mir! Sie stirbt in meinen Armen,“ jammerte Elsbeth.„Sieh' nur, was aus ihr geworden ist und— und— sie war die lange Zeit Wilhelm war herbeigeeilt und trug die leichte Gestalt auf das Sopha. Elsbeth kniete dann an der Seite der Schwester nieder und bedeckte ihren Mund und ihre abgemagerten Hände mit zärtlichen Küssen, wobei sie Marie unnuterbrochen bei'm Namen rief. Dann wusch sie ihr die Stirn und Schläfen und endlich hatte sie die Freude, daß Marie die Augen aufschlug. Mit einem wirren Blick schaute sie sich um, aber dann fiel ihr Auge auf Elsbeth und ein Lächeln umspielte ihren Mund. „Nun ist Alles gut, nun will ich gern sterben!" murmelten die blassen Lippen.„Aber ich habe mich so gefürchtet, Elsbeth— in der Einsamkeit— sonst wäre ich gewiß nicht gekommen, um Dein junges Glück zu stören. Ich wollte den Vater zurückhalten, ich habe ihm versprochen, mehr zu arbeiten, aber die Brust schmerzte und Ein heftiger Hustenanfall unterbrach die Worte der Kranken und hielt so lange an, bis sie erschöpft auf das harte Sopha zurücksiel. Wilhelm und Elsbeth standen rathlos daneben, Letztere unfähig, länger ihre gewaltige Erschütterung zu beherrschen. Sie warf sich mit bitteren Klagen über die geliebte Schwester, während der Erstere in ohnmächtigen Grimme und, mit einer Verwünschung auf den Lippen gegen den herzlosen, egoistischen Vater, zornig die Faust ballte. „Ich werde Dir nicht lange eine Last sein, Elsbeth,“ sagte Marie wieder,„es kann unmöglich noch viele Tage dauern. Ich fürchtete nur allein zu sterben, so ganz allein und da dachte ich, Du habest mich doch immer so von Herzen lieb gehabt „Sprich nicht vom Sterben, Marie.“ flehte Elsbeth mit thräuenerstickter Stimme.„Du wirst wieder gesund werden und dann—“ Sie warf einen scheuen Blick auf ihren Gatten. „Marie wird bei uns bleiben," vervollständigte dieser rasch.„Suche sie zu beruhigen, bringe sie zu Bett— ich kann hier auf dem Sopha liegen, Tacd dann doune zst wütr ich dehde int emnitet don. mit Dir zu reden. Der Himmel selbst hat mir einen glücklichen Gedanken eingegeben. Ihr Beide sollt nicht elend zu Grunde gehen.“ Es lag wie eine frohe, feste Ueberzeugung in Wilhelm's Worten, die unendlich beruhigend auf Elsbeth wirkte. Sie führte Marie in die kleine Kammer und öffnete weit das Feuster. Die frische, scharfe Luft schien einen wohlthätigen Einfluß auf Marie auszuüben; sie lag mit offenen Augen und um den Mund spielte ein glückliches Lächeln. Dennoch war Elsbeth beklommen, der Anblick der Schwester hatte sie erschreckt. Sie war immer nur schwächlich gewesen und hatte gewiß nicht viel arbeiten können, aber die rothen Flecken auf den schmalen blassen Wangen, der kurze, unregelmäßige Athem und die fieberheißen Hände erfüllten Elsbeth mit großer Besorgniß. Endlich war Marie eingeschlafen und geräuschlos verließ die junge Frau das Kämmerchen, um zu Wilhelm zu gehen, der sie bereits mit größter Ungeduld erwartete. Er durchschritt nachdenklich den engen Raum, die Arme übereinander geschlagen und mit verfinsterter Miene, als Elsbeth eintrat. Als er ihrer ansichtig wurde, glätteten sich die Falten auf seiner Stirn und er nahm ihre beiden Hände in die seinen. „Elsbeth, es kann so nicht fortgehen,“ sagte er ernst.„Seitdem Dein Vater hier ist, habe ich Alles gethan, Deine kindlichen Gefühle zu schonen, um Dich nicht zu betrüben— nun kann ich es nicht mehr. D in Vater und ich haben nicht unter einem Dache Raum—“ „Wilhelm, Du wolltest ihm die Thür weisen?“ unterbrach Elsbeth den Gatten mit Entsetzen. „Nenne es, wie Du willst, Elsbeth, aber ich fühle, daß es unser aller Verderben sein würde, wenn er noch länger inmitten unserer Familie bliebe.“ „Er kann nichts verdienen, Wilhelm— er hat ein gearbeitet— was soll aus ihm werden?" Botschafter Prinzen Reuß. Das Befinden Sr. Majestät ist fortgesetzt ein vorzügliches. * Zu dem ruchlosen Vombenattentat in Triest bemerkt die„National=Ztg.“. Die Haltung, welche, abgesehen von jener Schandthat, Triest im Augenblick einnimmt, ist sehr bezeichnend für österreichische Zustände; das Deutschthum, welches im ganzen Reiche methodisch zurückgesetzt wird, das man in Mähren unterminirt und in Galizien aufopfert, wie soll es seinen Vertretern in Triest den Rückhalt geben können, welchen die Triestiner Italiener von ihren Gesinnungs= und Stammesgenossen im Königreich erhalten! Nur ein Regiment wie das des Grafen Taaffe konnte den Triester Irredentisten, ganz abgesehen von dem Verbrechen, den Muth zu ihren Demonstrationen geben- wenn Alles am Deutschthum sich reibt, warum sollte Triest zurückbleiben? Aber diese Triestiner und ihre Helfer in Italien mögen doch lernen, ihrem Uebermuth Schranken zu setzen,— es ist schon oft gesagt worden und diese Wahrheit bleibt bestehen, die Hand, die nach Triest griffe, würde dort der Spitze des deutschen Schwertes begegnen, und eine Macht, die Freundschaft nicht nur mit Oesterreich, sondern auch mit Deutschland halten will, muß den gefährlichen Wunsch nach Triest weit von sich verbannen. In Deutschland wird man das Triester Attentat als ein gegen das gesammte Deutschthum begangenes Verbrechen auffassen, wir können nur wünschen, daß es in Italien nicht minder ernst genommen wird, als diesseits der Alpen. Frankreich. Paris, 4. Aug. Gutem Vernehmen nach ist das neue Cabinet wie folgt konstituirt:.blond Präsidentschaft und Justiz, Decrais Aeußeres, Deville Inneres, Tirard Finanzen, Billot Krieg, Jaurequiberry Marine, Sadi Carnot Arbeiten, Mahy Ackerbau, Cochery Posten. Der Handelsminister ist noch nicht designirt. Paris, 4. Aug. Ein Ministerium Leblond ist nicht zu Stande gekommen. Grevy hat, als dieser Plan scheiterte, Jules Ferry berufen, aber auch dieser hat abgelehnt, weil er einer Mehrheit in der Kammer nicht sicher zu sein glaubt. Brisson, der gleichfalls zum Präsidenten der Republik beschieden wurde, hat auch abgelehnt und es wird wohl vor Montag kein neues Ministerium gefunden werden. Der Botschafter Graf Duchatel ist heute Morgen von Wien angekommen und es scheint, daß Grevy auch mit ihm sich berathen will. Freycinet, der sehr besorgt über die augenblickliche Lage ist, hat an Grevy schriftlich die Bitte gerichtet, die Bildung des neuen Ministeriums zu beschleunigen. Paris, 5. Aug. Präsident Grevy hatte mit Jules Ferry gestern Abend wiederum eine Unterredung und conferirte heute früh mit Deves, dem ehemaligen Führer der Gruppe der Union Republicaine. Paris, 5. Aug. Die Kammer hat sich, da das neue Cabinet noch nicht zu Stande gekommen ist, auf Montag vertagt. * Aus Toulon wird gemeldet, daß alle Kriegsschiffe wieder entwaffnet werden, nur die MarineInfanterie, die von Brest, Cherbourg, Lorient und Rochefort hierher gezogen wurde, hat noch keinen Befehl zur Rückkehr bekommen und scheint in Toulon bleiben zu sollen. Das Reservegeschwader soll vorläufig erhalten bleiben. * Die Republik ist noch immer ohne Ministerium, und es wird auch zunächst unmöglich sein, ein Kabinet mit ausgesprochenem Charakter zu bilden. Wie es heißt, soll jetzt nur ein Ministerium zur Fortführung der Geschäfte, gewisserma ßen als Uebergang geschaffen werden. Wie es heißt, würden die Minister Cochery, Tirard, Maby, „Das lasse meine Sorge sein, Elsbeth, obwohl es ihm, mit einem nur einigermaßen guten Willen, nicht schwer werden würde, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er ist ein kräftiger, gesunder Mann, dessen Gesundheit höchstens durch seine Neigung zur Trunksucht gelitten haben kann. Still! Vertheidige ihn nicht, obschon ich bewundere, daß Du im Stande bist, für einen Mann einzutreten, selbst wenn er Dein Vater ist, der Dich und Deine Schwester zu Grunde gerichtet hat, um seinen Neigungen fröhnen zu können. Elsbeth es muß anders werden, schon zu lange habe ich gezögert, in der Hoffnung ohne sremde Hülfe mein Ziel zu erreichen— es wird mir nicht gelingen. Du weißt, ich habe eine Tante— Frau Hellmer. Ich habe sie von meiner Verbindung mit Dir, gegen den Will n des Vaters, in Kenntniß gesetzt und keinen Grund, anzunehmen, daß meine Handlungsweise ihre volle Zustimmung hat. Aber sie ist eine edle Frau und will gewiß nicht unsern Untergang. Ich gehe zu ihr um sie zu bitten, Dir für die nächste Zeit Aufnahme zu gewähren, während welcher ich bemüht sein werde, mir mit mehr Ruhe und Ueberlegung eine neue Existenz zu gründen. Auch Marie wird sie versorgen, bis sie völlig wieder hergestellt ist. Noch in dieser Nacht will ich reisen und wenn alles gut geht, kann ich in sechs Tagen zurück sein. Dein Vater soll dann eine bestimmte Geldsumme monatlich erhalten, sich aber dafür verpflichten, Dich und Marie nur bisweilen zu besuchen und ich glaube nicht, daß diese Bedingung ihm große Schmerzen bereiten wird.“ Wilhelm befand sich in einer Stimmung, die ihn den Inhalt seiner Worte nicht so genau abwägen ließ und obwohl sie Elsbeth schmerzten, so mußte sie doch dem Gatten voll und ganz Recht geben. Die Herzlosigkeit, welche er Marien gegenüber gezeigt, hatte auch den letzten Rest von Pflichtgefühl in ihrem Herzen zum Schweigen gebracht und sie war gewiß nicht blind gegen die Schwächen und Fehler des Vaters. So konnte sie nicht anders, als Wilhelm's Absicht beistimmen; auch sie fühlte ja, daß es so nicht Billot und Jaureguiberry aus dem jetzt zurückgetretenen Ministerium Freycinet ihre Portefeuilles behalten und der derzeitige Botschafter in Berlin, Baron de Courcel, das Ministerium des Aeußern übernehmen. Wie lange wird dies Kabinet existiren? Großbritannien. London, 3. Aug. Die hiesigen Abendblätter bringen ein Telegramm aus Sucz von gestern, wonach diese Stadt von den Engländern besetzt worden ist. Man glaubt, daß die Besetzung durch den General Everett ausgeführt worden sei. London, 4. Aug. Unterhaus. Unterstaatssecretär Dilke erklärt auf eine Anfrage des Deputirten Worms, er erfahre aus Konstantinopel, daß die Türkei gegen Sicherheit durch die russische Kriegsentschädigung eine Anleihe erhalte, er habe aber nichts davon gehört, daß Rußland die fällige Rate der Kriegsentschädigung der Türkei überlassen oder sonst Schritte gethan habe, um die türkische Intervention in Egyyten vor Erfüllung der von England gestellten Besingungen zu begünstigen. In Beantwortung einer weiteren Frage des Deputirten Worms bestätigte der Staatssecre= tär des Krieges Childers, daß die Stadt Suez englischerseits besetzt worden sei. London, 4. Aug. Ein Telegramm des Admirals Hewitt bestätigt, daß Suez am Mittwoch ohne Widerstand besetzt worden ist. Die egyptischen Truppen flohen. Türkei. Konstantinopel, 3. Aug. Gutem Vernehmen nach beabsichtigt der Sultan, auch eine Civilmission nach Egypten zu entsenden. Der Premierminister gab gestern der Hoffnung Ausdruck, daß die Differenzen mit England beigelegt werden würden. Konstantinopel, 5. Aug. Telegramm der „Agence Havas“. Die gestrige Conferenz mußte vertagt werden, weil die Pforte Zeit zu gewinnen versucht. Der Sultan hat noch nicht eingewilligt, daß die türkischen Truppen unter den Befehl eines englischen Generals gestellt werden. Konstantinopel, 5. Aug. In der letzten Note Lord Dufferin's an die Pforte wegen der Proclamation gegen Arabi Pascha wird abermals darauf hingewiesen, daß die Landung der türkischen Truppen in Egypten von dem vorherigen Abschluß einer englisch=türkischen Militärconvention abhängig sei. * Die Unterhandlungen zwischen England und der Türkei betreffs Vorgehens in Egypten sollen eine freundliche Wendung genommen haben, sodaß nun wieder angenommen wird, die beiden Mächte würden sich in Bälde und in friedlicher Weise verständigen. Die Unterhandlungen in den Großmächten behufs europäischen Schutzes des Suezcanals dauern fort. * Ein Telegramm vom 3. ds.(8 Uhr 20 Min. Abends) meldet, daß nach Mittheilungen von in Alexandrien aus Kafr Dowar angekommenen Personen die Streitkräfte unter Arabi's Befehl sich auf nahezu 70,000 Mann belausen, und daß es in seiner Absicht liegt, Alexandrien binnen wenigen Tagen anzugreifen.— Den aus Kairo in Alexandrien eingegangenen, bis zum 30. ult. reichenden Nachrichten zu Folge wurden 17 Parcha's in der Citadelle eingekerkert. Unter ihnen befindet sich auch Ali Scherif Pascha, der aus dem Grunde verhaftet wurde, daß er zur Beschützung seines Hauses Griechen benutzt hatte. Alexandrien, 3. Aug. Die englischen Truppen besetzten gestern das Fort Mex. Eine Abtheilung Artillerie, welche heute früh mit Marinetruppen gegen Mihalla vorgeschickt wurde, fand fortgehen könne, ohne daß ihr und ihrer Schwester, ja, auch ihres Gatten Unglück besiegelt wurde. Wilhelm ging in die kleine Kammer, um die Vorbereitungen zur Abreise zu treffen. Eine grenzenlose Unruhe hatte ihn erfaßt, trotzdem nun Alles in ihm zum festen Entschluß geworden war. Es gab noch einen harten Kaupf und der Gedanke daran war wohl im Stande, sich wie ein Alp auf seine Brust zu legen. Das, was ihn am schwersten bedrückte, war auch nur der Gedanke an das, was er zunächst thun mußte. Er sollte sich von theuren Gegenständen trennen, an welchen er mit ganzer Seele hing. Es waren ein werthvoller Ring von seiner zu früh verstorbenen Mutter, ihre Uhr nebst Kette, ein prächtiges Kollier und verschiedene Armspangen. Sie hatte gewünscht, daß die Schmucksachen ihrem Sohn verbleiben und er dieselben seiner künftigen Frau zum Geschenk machen sollte. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen bei dem Gedanken daran. Was sollte Elsbeth mit Schmucksachen? Aber er hatte wenigstens gehofft, ihr dieselben eines Tages mit größerem Rechte übergeben zu können. Nun sollte er das eine oder das andere davon verkaufen — aus Noth. Wenn seine Mutter geahnt hätte, daß ihr Sohn diese Schmucksachen eines Tages aus Noth verkaufen würde! Doch keine Schwäche! Es mußte sein. Er richtete sich höher auf, indem er den Schlüssel zu dem Schränkchen aus seiner Tasche zog. Der Erlös war bestimmt, vielleicht ein armes Menschenleben zu retten und er zögerte nur einen Angenblick. Es hatte den Anschein, als ob Wilhelm seine Schwäche bereue. Eine leichte Röthe flog über sein Gesicht, welches viel weniger gesund aussah als ehemals und in seinen Augen leuchtete es heller auf. Weßhalb hing sein Herz an todten Steinen und Metall? Jetzt hatte er das Fach geöffnet; in demselben Moment aber taumelte er auch mit geisterbleichem Antlitz zurück— das Etui mit den Schmucksachen stand nicht an seinem Platze. Doch nun lächelte er die Eisenbahn auf eine Strecke von 200 Metern durch die Truppen Arabi's zerstört. Man bemerkte Cavallerie Arabi Pascha's und etwa 200 Mann Infanterie beim Avanciren, doch fand kein Zusammenstoß statt. Heute wurde eine größere Recognoscirung vorgenommen. Das 38. und 60. Regiment rückten mit Artillerie=Abtheilungen in zwei Colonnen gegen die Hauptvorpostenstellung Arabi's vor. Dieselben waren fast ganz verlassen. Der Feind zeigte sich nicht. Nach kurzem Gewehrfeuer kehrten die englichen Truppen ohne Verlust nach Ramleh zurück. Alexandrien, 4. Aug. General Alison inspicirte heute die Befestigungswerke von Mex und traf Vorkehrungen zur Besetzung derselben durch eine Abtheilung Marinesoldeten. Kleinere Caval= lerie=Abtheilungen Arabis halten die englischen Vorposten in Thätigkeit, doch sei kein Anzeichen für ausgedehntere Bewegungen vorhanden. Calvin besuchte heute die hiesigen Banken und warnte dieselben, mit der türkischen Regierung Geschäfte abzuschließen. Alexandrien, 5. Aug. Heute Nachmittag 5 Uhr griffen englische Truppen die Vorposten Ara i Paschas bei Ramleh, zwischen dem Mahmudie=Canal und der Eisenbahn nach Kairo, mit mehreren Geschützen an, indem sie den Feind von drei Seiten beschossen.— Arabi Pascha hatte heute Vormittag vierzehn Mann mit einer Parlamentärflagge in das englische Lager geschickt. Dieselben waren daselbst von einem englischen Offizier in Empfang genommen worden, die Begegnung hatte aber kein Resultat. Rheinland und Westfalen. * Prüfung zum einjährigen Militärdienst. Berliner Zeitungen haben zuerst die Mittheilung verbreitet, der Kriegsminister habe bestimmt, daß die Prüfung zum einjährigen Militärdienste nur einmal abgelegt werden dürfe; wer sie also nicht bestehe, dürfe sie nicht wiederholen. Bei der tiefeinschneidenden Bedeutung einer solchen Bestimmung und bei dem Aussehen, das diese Notiz allseitig hervorgerufen hat, erwirbt sich der„Rhein. Kur.“ ein Verdienst, welcher auf die diesbezügliche gesetzliche Bestimmung hinweist, wie sie in der Deutchen Wehrordnung vom 28. September 1875 enthalten ist. Die Prüfungsordnung sagt im§ 16 wörtlich:„Examinanden, welche nicht bestanden haben, dürfen sich wiederholt zur Prüfung melden“ (bis zum 1. April des 20. Lebensjahres).„Mit dieser Maßgabe darf die Prüfung mehrmals wiederholt werden." Diese Bestimmungen sind Reichsgesetz. Dieselben kann also der preußische Kriegsminister für sich ebensowenig ohne Weiteres aufheben, wie es der Minister von Waldeck z. B. könnte. Solingen. Die„S..“ schreibt: Ein hier Metzgergeselle, welcher am Mittwoch Vormittag von seinem Dienstherrn mit etwa 330 Mark nach Kohlfurth geschickt worden war, um dort ein Stück Vieh zu bezahlen und heimzuholen, ist noch nicht zurückgekehrt. Bis heute hat man des Burschen, welcher, wie sich inzwischen herausgestellt hat, gar nicht an der bezeichneten Stelle gewesen ist, noch nicht habhaft werden können. * Am Mittwoch Abend ist ein Mann aus Gräfrath, der sich wegen Diebstahls in Untersuchung befindet, aus dem hiesigen Cantongefängnisse entsprungen und hat man bis jetzt seiner noch nicht habhaft werden können.— Auf dem Wochenmarkt wurde gestern die Waage eines Ackerers aus Hitdorf confiscirt. Der Mann hatte auf die eine Schaale der Waage ein Beutelchen mit Steinen gelegt, um das Gleichgewicht herzustellen. Gräfrath. Am Mittwoch hat die Obduction wieder— er athmete tief auf— es war ja eine Unmöglichkeit, daß es herausgenommen sein konnte; vielleicht hatte er es an eine andere Stelle gelegt. Seine Hände zitterten krampfhaft, während er unter den Papieren und einigen Briefen seiner verstorbenen Mutter suchte und sein Gesicht, hatte eine erdfahle Färbung angenommen. Nach wenigen Minuten war er überzeugt, daß das Etui mit seinem Inhalt gestohlen war und seine Arme fielen matt an seinen Körper nieder. „Er kennt nicht einmal den Unterschied zwischen Mein und Dein, kam es unbewußt über seine blutlosen Lippen. Doch in d mselben Moment schauerte er zusammen und sah sich mit wirrem Blick in dem Raume um. Hatte auch Niemand seine Worte gehört? Das Unglück machte ihn hart und ungerecht. Der Vater seiner Frau mochte ein Schwächling und ein feiger Egoist sein— ein Dieb war er nicht und er hatte keine Berechtigung, so niedrig von ihm zu denken. Nun blieb ihm nur noch der eine Ring, den er am Finger trug und— seine Mutter hatte von ihm gefordert, daß er sich nie von demselben trenne. Lange Zeit stand er regungslos, den Blick mit starrem Ausdruck auf das Innere des Schränkchens gerichtet und ein verzweiflungsvolles Lächeln irrte um seinen Mund. Was war zu thun? Die Frage drängte sich ihm wieder und wieder auf, aber er fand keine Antwort. Das Etui mußte erst in diesen Tagen gestohlen worden sein und— da wieder der häßliche Gedanke an Walter von Reinegger — wer konnte bei ihm, dem armen Schreiber Wiedebach, nach Schätzen gesucht haben? Es war kein Fremder in sein Haus gekommen. Er dachte daran, durch die Polizei Nachforschungen anzustellen, aber lähmend legte sich der Gedanke an Elsbeth's Vater auf seine Entschlüsse. So fand ihn sein junges Weib. Sie war erschreckt durch sein Aussehe.. Das Haar hing ihm wirr über die feuchte Stirn herab und klebte an den Schläfen; seine Augen blickten sie mit einem fremden trostlosen Ausdruck an. So hatte sie ihn nie gesehen. Er fand stets in den und gestern Nachmittag die Beerdigung des am vergangenen Sonntag verunglückten Schlossergesellen Christian Kontermann stattgefunden. Die Untersuchung über den Hergang des Unglücks ist noch nicht im Gange Opladen, 3. Aug. Am vorigen Sonntag Nachmittag hatten einige junge Leute aus Rheindorf hier in Opladen etwas zu thun. Bei dieser Gelegenheit versäumten sie nicht, dem Glase tapfer zuzusprechen, und begaben sich, leider etwas spät und ganz benebelt, auf den Heimweg Nach der Ueberfahrt über die Wupper wurde einer der Kumpane vermißt. Nach einigem erfolglosen Suchen zog man ohne ihn nach Hause. Am andern Morgen gegen 4 Uhr kam der Vermißte glücklich, aber nur mit einem Hemd bekleidet, in Rheindorf an. Er hatte in dem Glauben, sich vor seinem Bette zu befinden, im Felde seiner Kleider sich entledigt und schlafen gelegt; die Kleider hatten unterdessen einen unerwarteten Liebhaber gefunden und waren verschwunden. Burscheid, 4. Aug. Am 2. d. M. wurde hierselbst die Kreis=Synode abgehalten, und war das Königl. Consistorium durch Herrn Cons.=Rath Höpfner vertreten. In dem Berichte des Herrn Superintendenten geschah u. a. auch des im Anfange d. J. verstorbenen Herrn Commerzienraths Ulenberg von Opladen ehrenvolle Erwähnung als eines zu großem Leidwesen der Synode geschiedenen mehrjährigen Synodal=Aeltesten und Präses der Rechnungs=Commission. Neu= resp. Wiederwahlen wurden gethätigt für 2 Synodal=Aelteste und die Synodal=Rechnungs Commission. Als nächster Synodalort ist Opladen bestimmt. * Der Kassengehülfe M. der Rheinischen Eisenbahn in Hilden ist seit Mittwoch durchgebrannt. Die Kasse hat er mitgenommen. Sonnborn, 5. Aug. Aus der gestrigen Gemeinderaths=Sitzung erfahren wir, daß die Gemeinde=Vertretung es abgelehnt hat, irgend welche Opfer für eine event. Verlegung des Stabs=Quar= tiers des Landwehr=Bezirks=Commandos Gräfrath von dort nach Vohwinkel zu bringen, da solches nach der Finanzlage der Gemeinde, bezw. bei den hohen und schweren Communallasten nicht möglich sei. Elberfeld, 4. Aug Von der gestern Abend im„Deutschen Kaiser“ hierselbst abgehaltenen, zahlreich besuchten Partei=Versammlung der Fortschrittspartei von Elberfeld und Barmen wurde mit mehr als Zweidrittel=Majorität beschlossen, auf Grund des Compromisses vom Jahre 1873 auch bei der bevorstehenden Landtagswahl mit der Nationalliberalen Partei gemeinsam vorzugehen. * Die nächste Schwurgerichtsperiode, welche in den Monat September fällt, wird eine Menge wichtiger Prozesse verhandeln. So wird u. A. auch zur Erledigung kommen die Angelegenheit Lückenhaus=Weylepp mit 71, und der Prozeß gegen Hirsch, des betrügerischen Bankrutts angeklagt, mit 82 Zeugen. Barmen, 4. Aug. Der vor kurzem erwähnte erste Parteitag der Conservativen Rheinlands findet nunmehr am Mittwoch, 16. August, Nachmittags 2½ Uhr im großen Saale des evangelischen Vereinshauses hierselbst statt. Remscheid, 7. Aug. Bei dem gestern vom hiesigen„Turner=Bund“ veranstalteten Preisriegenturnen am Reck und Barren errangen folgende Vereine Preise, und zwar den 1. der Schützenhöher.= ., den 2. der Kohlfurtherbrücker.=., den 3. der Wald=Merscheider.=., den 4. der Remscheider.=V.„Jahn“, den 5. der Honsberger.=., den 6. der Dorper=Bund. Es concurrirten 9 Vereine. An dem Festzuge betheiligten sich 15 Vereine mit 12 Fahnen. Die Medaillen bestanden aus 2 silbervergoldeten und 4 silbernen. düstersten Siunden ein Wort des Trostes und der Ermuthigung. Welches neue Unglück war geschehen? „Wilhelm— was ist Dir? Du erschreckst mich! Mein Gott, wie siehst Du aus!“ rief die junge Frau aus. Er deutete, keines Wortes mächtig, auf das Schränkchen. Elsbeth verstand ihn nicht; sie trat nur besorgt einige Schritte näher und blickte ihn fragend an. „Das Etui, Elsbeth; es ist fort! Die Schmucksachen sind gestohlen!" Sie gab keinen Laut von sich, aber jede Spur von Farbe war aus ihrem Antlitze verschwunden, nur die Lippen nahmen eine bläuliche Färbung an. Einige Augenblicke starrte sie in das Gesicht ihres Gatten, dann, wie einer momentanen Eingebung folgend, ergriff sie seine Hand. „Wilhelm— o mein Gott! Du glaubst doch nicht, daß mein— Vater—“ Er fuhr zusammen und sie fühlte plötzlich, daß sie durch diese Worte eine schreckliche Anklage gegen den Mann erhoben hatte, der ihr Vater war und gern hätte sie dieselbe zurückgenommen. Aber das Wort war gesprochen und es gab nur die unseligen Gedanken wieder, denen sie hatte Raum geben müssen. Das Geräusch in der letzten Nacht— das Klirren von Schlüsseln. Aber es konnte nicht sein, es wäre zu schrecklich gewesen— sie wollte nicht daran glauben und Wilhelm sollte ihr bestätigen, daß sie zu weit gegangen war. „Du glaubst es nicht, Wilhelm, es kann nicht sein. Sage mir, daß es nicht sein kann!“ kam es in abgebrochenen Worten über ihre Lippen. Jeder Groll, jeder Gedanke an das geschehene Unglück mußte schwinden, als er in das von Angst verzerrte Gesicht der geliebten Frau blickte. Sein Arm legte sich um ihre Gestalt und er preßte einen innigen Kuß auf ihre kalte Stirn. „Nein, Elsbeth, es kann nicht sein,“ sagte er zitternd.„Beruhige Dich! Bedenke Deinen Zustand und daß Du Dich nicht nutzlos aufregen darffst und Dich schonen mußt."(Forts..) Hüsseldorf, 1. Aug. Wie vielseitig und mannigfaltig, namentlich aber, wie sehr das Richter=Collegium des hiesigen Königlichen Landgerichts beschäftigt ist, erhellt aus der einen von dem Düss. Anz.“ hervorgehobenen Thatsache, daß zur zeit an der ersten Cleilkammer über 400 Prozesse anhängig sind. Rechnet man hierzu die anhängigen Prozeduren an der zw iten Civilkammer, am Gewerbegericht, an der Handelskammer, am Amtsgericht, dann kommt man ins Unendliche. In der ersten und zweiten Civilkammer sind bereits Termine bis März und April 1883 fixirt. Düsseldorf, 2. Aug. Vorsorglich hatte sich in Dienstmädchen, welches auf dem Sprunge sand, sich zu verheirathen, aus dem Vorrathe der Herrschaft mit allerlei Ausstattungsgegenständen versehen; allein die Herrschaft sah sich bewogen, einmal die verschwundenen Gegenstände im Koffer der Magd zu suchen und fand dort richtig ein ganzes Nest vermißter Sachen. Als gestern Abend der Bräutigam kam, konnte er die Braut gleich mitnehmen. Köln, 3. Aug. schaft hat laut dem„ Entschluß gefaßt, das für das nächste Jahr bereiten. Köln, 3. Aug. * m„ Die Kölner Schützen=GesellAllg. Anz.“ vorgestern den 8. Rheinische Bundesschießen zu übernehmen und vorzuDer Verwaltungsrath des Theater=Aktienvereins hatte bekanntlich der Kölnischen Maschinenvau=Aktiengesellschaft in Bayenthal die Anfertigung eines eisernen Vorhanges für das Stadttheater übertragen. Die angestellten Proben haben ergeben, daß das Werk ein gelungenes ist. So verwickelt der Mechanismus erscheint, so einfach ist die Handhabung desselben. Der bewegliche Theil des Vorhanges hat, wie die„Köln. Ztg.“ berichtet, ein Gewicht von etwa 80 Centner, ebensoviel die Gegenlast. Auf einem 3 m starken Fundamente auf der Sohle des Bühnenkellers steht ein Cylinder mit Kolben, der durch den Druck der Wasserleitung gehoben wird und die Ketten, an denen der Vorhang hängt, in Bewegung setzt. Die Entleerung des Cylinders bringt die umgekehrte Wirkung hervor. Je zwei Griffräder an leicht zugänglichen Stellen innerhalb und außerhalb des Theaters öffnen und schließen die Ventile, welche den Zu= beziehungsweise Ablauf des Wassers bewirken. Ein eisernes Reservoir mit Druckpumpe dient zur Füllung des Cylinders für den Fall, daß durch irgend einen Zufall die Wasserleitung versagen sollte. In Oberhausen ist dieser Tage Abends das Kind einer Arbeiterfamilie in einem an der Erde stehenden Kessel heißen Wassers verbrüht. Duisburg, 2. Aug. Heute Morgen gegen 5 Uhr bemerkten mehrere Leute, die sich an der Werthausener Fähre über den Rhein setzen ließen, wie von der anderen Seite her eine Frauensperson auf das Wasser zuschritt, sich am Ufer ihrer Holzschuhe entledigte und dann direct in den Strom hineinging. Ehe irgend welche Hülfe geleistet werden konnte, war die Unglückliche bereits in den Wellen verschwunden. Einige behaupten laut„Rh. u. R. Ztg.“, die Ertrunkene sei ein junges Mädchen gewesen, während Andere in ihr eine Frau aus Kaßlerfeld, die schon seit längerer Zeit dem Trübsinn verfallen gewesen sein soll, erkannt haben wollen. Werden, 3. Aug. Der Bestand in hiesiger Strafanstalt war am 1. Juli d. J. 1072 Gefan gene. Es wurden im Laufe des Monats neu eingeliefert 50 und kamen in derselben Zeit in Abgang 42, so daß am 1. d sich die Bevölkerungsziffer auf 1080 belief. Auch aus den besseren Ständen befanden sich, berichtet die„Ess. Ztg., verschiedene unter den Neueingelieferten, so z. B. ein Gymnasiallehrer, ein Oberpostsecretär, mehrere Kaufleute, zwei Gutsbesitzer u. s. w. Von Elberfeld sind 7 Verbrecher eingeliefert worden. Essen, 2. Aug. Das leichtfertige Umgehen der Vergleute mit Schießpulver ist schon oft die Veranlassung von Unglücksfällen gewesen und wurde dadurch auch in diesen Tagen die erhebliche Verletzung eines jungen Mannes herbeigeführt. Die„Ess. Ztg.“ schreibt: Der Sohn eines hiesigen Bergmannes war zum Besuche seiner Eltern aus Amerika hier anwesend und hatte einen Ausgang gemacht, von dem er erst spät Abends heimkehrte. Wohnzimmer war dunkel. Im Begriff, die Lampe anzuzünden, hatte der junge Mann eben seine brennende Cigarre auf den Tisch gelegt, als ein starker Knall entstand und die emporschlagende Flamme ihm das Gesicht und die Hände verbrannte. Ein bei seinem Vater als Kostgänger wohnender Bergmann hatte vorher auf dem Tische dalme gefüllt und das vorbeigefallene Pulver, sowie das den Rest desselben enthaltende Beutelhen unvorsichtigerweise nicht entfernt. Nur dem glücklichen Umstande, daß der Verletzte das Gesicht zufällig zur Seite gewandt hatte, ist es zu danken, daß er an den Augen keinen bedeutenden Schaden erlitten hat. Essen, 3. Aug. In diesen Tagen ist hier wieder ein neuer Schwindel versucht worden. Die ess. Ztg.“ berichtet darüber: Bei der Frau eines hoheren Eisenbahnbeamten erschien ein sein gekleinier Herr, welcher mit seltener Redegewandtheit eine Liste vorlegte und um Einzeichnung eines destrages für unterstützungsbedürftige Wittwen von Eisenbahn= und Postbeamten unter der Augade, daß derartige Sammlungen in ganz Rheinund und Westfalen abgehalten würden, ersuchte. * selbst sei Postsekretär und mit der Einsammlung eer Beiträge in Essen betraut. Da derselbe auf Ruckkehr des Herrn Gemahls verwiesen wurde, es er es vor, lieber nicht wiederzukommen, und eurste seine Thätigkeit mit diesem ersten Versuch Ner wohl überhaupt beendet sein. Altendorf, 2. Aug. Heute Nachmittag fand “ Altendorf an der Krupp'schen Privatschule ein Schauturnen auf Veranlassung des Kreisschulinspectors Herrn Plagge, der den Lehrern seines Aufsichtskreises ein Bild eines schulgerechten Turnens zu liefern bestrebt war. Zuerst führte Herr Weimar Schüler von drei verschiedenen Altersstufen vor— zu fünfzig bis sechszig Kinder. Die unterste Abtheilung machte Freiübungen, die mittlere Abtheilung Freiübungen und Turnspiele mit Gesang und die oberste Abtheilung Freiübungen, Turnspiele und Stabübungen. Hierauf turnte eine Abtheilung mittleren Alters in Frei= und Stabübungen, worauf ein Turnreigen folgte unter Absingung des Liedes:„Ich hatt' einen Kameraden". Den Schluß bildete ein sehr interessantes Turnspiel. Die gesammten Leistungen erregten das lebhafteste Interesse der zahlreich anwesenden Lehrer und die meisten mit ausdauernswerther Präcision ausgeführten Uebungen fanden wohlverdienten Beifall. Hagen, 2. Aug. Ein glückliches Ehepaar aus Altenhagen wurde am verflossenen Sonntag durch einen traurigen Fall in große Aufregung versetzt, über welchen die„Hag. Ztg. folgendes berichtet: Die Frau befand sich mit ihrem einige Jahre zählenden Kinde besuchsweise in Lennep, wohin sich der pflichttreue Beamte am Sonntag begab, um Weib und Kind wieder in die Heimath zu holen. Gegen Abend, als das Ehepaar sich langsam zur Abreise rüstete, machte sich das Kind noch am Kleiderschrank zu schaffen, entdeckte in demselben ein Gläschen mit einer klaren Flüssigkeit— die in Benzin bestand— und entleerte dasselbe zum Theil, ehe es daran gehindert werden konnte. Man kann sich den Schrecken der Eltern denken, als die scharfe Substanz bei dem armen Kinde gleich zu wirken begann. Einem schleunigst hinzugerufenen Arzt gelang es glücklicherweise durch wirksames Gegenmittel— heiße Milch— die dem Kinde drohende Gefahr zu beseitigen, und ist heute alle Hoffnung vorhanden, daß den besorgten Eltern der Liebling erhalten bleibt. Möge doch dieser Fall wieder lehren, daß man gesundheitsschädliche Substanzen nur da unterbringen soll, wohin die Kindeshand nicht gelingen kann. Herne, 3. Aug. Wie ein in bestimmter Form auftretendes Gerücht wissen will, ist hierselbst laut „Westf. Ztg.“ ein Mann verhaftet worden unter dem dringenden Verdachte, den am 10. April d. J. an der Friederike Ostermann ausgeführten Lust mord verübt zu haben. Voerde, 2. Aug. Die„Hag. Ztg.“ schreibt In unserm bis dahin so ruhigen Amtsbezirke beginnt leider jetzt auch die Rohheit sich breit zu machen. So wurde neulich Abends auf der Chaussee von Milspe nach Voerde ein ruhig seines Weges gehender ordentlicher junger Mann von zwei Strolchen ohne jede Veranlassung derartig mit Messerstichen traktirt, daß sein Leben in großer Gefahr schwebt. Die Unthat ging so schnell vor sich, daß die Begleiter des unglücklichen jungen Mannes, hinter denen er aus irgend einer Ur sache etwas zurückgeblieben war, erst aufmerksam wurden, als sie den Hülferuf vernahmen. Durch das Umkehren der Begleiter und dadurch, daß von der andern Seite noch ein Mann und eine Frau kamen, mußten die rohen Burschen von ihrem letzten Vorhaben, den tödtlich Verletzten in die Ennepe zu werfen, Abstand nehmen. Wenn man nun glaubt, die rohen Flegel hätten die Flucht ergriffen, dann irrt man sich. Beide Verbrecher gingen nämlich, als wenn sie eine schwere Arbeit verrichtet hätten, in das nahe gelegene Wirthshaus, um sich zu stärken. Unerklärlich ist es, wie es niemandem von den Augenzeugen der blutigen That einfiel, den Verbrechern in das Wirthshaus zu folgen und ihre Namen feststellen zu lassen. Wir hoffen jedoch, daß es noch gelingen wird, die Raufbolde dingfest zu machen. Gladbeck, 3. Aug. Man berichtet der„Ess. Volks=Ztg. Vor einigen Tagen explodirte dem Zimmermeister B. von hier während des Rauchens eine irdene Pfeife(Mutze) dergestalt, daß er über 50 Wunden im Gesichte davontrug. Ein Glück ist es zu nennen, daß die Augen verschont geblieben sind, und der Verletzte mit dem Schrecken und dem Schmerz davon kommt. Die Ursache des einem Flintenschuß ähnlichen Knalles ist unbekannt und um so unbegreiflicher, als B. die Pfeife selbst, und zwar aus seinem eigenen Packet Tabak gestopft hat. * Am 1. August erhielt ein Mann in Neumagen eine Depesche, daß er dn Goldklumpen der Trierischen Weißhaus=Lotterie gewonnen habe Eiligst reiste er auf dem Dampfboot nach Trier, um den vielbesprochenen Gewinn selbst abzuholen, sand aber hier, daß er angeführt worden war. ihm allerdings gehören. Beiden jungen Uebelthä ern, welche durchaus geständig waren, wurden mildernde Umstände zugesprochen und sie zu Gefängnißstrafen von 9 resp. 3 Monaten verurtheilt. * Die Ehefrau Gutsbesitzer Wilhelm Schulze aus Schwanenbrücke bei Soest wurde am 28 Juli in Dortmund wegen Milchfätschung zu 200 M. Geldbuße verurtheilt. Gewerbliche und Verkehrs-Nachrichten. * Eisenbahnwesen. Die Königl. Eisenbahndirection in Elberfeld und die Königl. Eisenbahndirection(rechts= und linksrheinische) in Köln erlassen eine Bekanntmachung(siehe Inseratentheil), welche wir der aufmerksamsten Beachtung in den weitesten Kreisen, namentlich seitens des verkehrtreibenden Publikums empfehlen. Dieselbe betrifft die für den Herbst jedenfalls in Aussicht stehende enorme Steigerung des Güterverkehrs auf den Bahnen des westfälischerheinischen Industriebezirks und empfiehlt den Interessenten, sich schon jetzt nach Möglichkeit mit Vorräthen für den Winterbedarf zu versehen, um Verkehrsstörungen in jener Zeit, welche ohnehin das gesammte Fahrmaterial der Eisenbahnen auf das Angelegenste in Anspruch nehmen wird, zu verhüten. * Postkarten mit Antwort im Verkehr mit Chile. Denjenigen Ländern des Weltpostvereins, nach welchen Postkarten mit Antwort abgesandt werden können, ist nunmehr auch Chile beigetreten. as Porto für derartige Postkarten beträgt 20 Pfennig. Haus- und Landwirthschaftliches. Gerichts=Verhandlungen. Solingen, 5. Juli. Vorgestern wurden hier ein 22 Jahre alter Gärtnergehülfe aus Hagen und ein 77 Jahre alter Mann aus Leichlingen wegen Bettelei in Haft gebracht. Von dem Köngl. Amtsgericht, dem sie gestern vorgeführt worden waren, wurde der erstere zu einer Haftstrafe von 1 Tag, letzterer, weil schon mehrfach vorbestraft, zu einer solchen von 5 Tagen verurtheilt. Elberfeld, 5. Aug.(Strafkammer.) Aus der heutigen Sitzung heben wir folgenden Fall hervor: Ein junger Bengel mauste seinem Lehrherrn, einem Schleifer zu Ohligs 20 Mark, später Pantoffeln, Jagdtasche, Manschettenknöpfen u. s. w. und zwar begab er sich das eine Mal durchs Fenster in das Zimmer und langte die Sachen hinaus, wo ein anderer junger Bursche sie zu sich nahm. Diesen letzteren hatte der Schleiferlehrling in Köln kennen gelernt, wohin er mit Hilfe der am 7. Mai gestohlenen 20 Mark gefahren war. Einem Heizer hatte er auch noch einen kleinen Spiegel entführt. Aus dem Sekretär seines Meisters holte er an jenem 20. Mai auch noch seinen Lehrkontrakt und sein Arbeitsbuch, ferner nahm er noch Fleisch, einen Semmel und Strümpfe mit, welche Königswinter 1. Aug. Als ein besonders günstiges Zeichen für die diesjährige Wein ernte theilt das„Echo des Siebengebirges“ mit, daß in hiesiger Gemarkung die Frühtrauben b' reits an den meisten Stellen zu färben beginnen. Aus Minden, 30. Juli, schreibt man: Leider werden durch das anhaltende Regenwetter die noth. wendigen Ernte=Arbeiten in besorgnißerregender Weise beeinträchtigt. Die Fluren hiesiger Gegend sind in diesem Jahre mit reichstem Segen über chüttet worden; erhalten wir aber nicht bald etwas Trockenheit, so können die Halmfrüchte nicht rechteitig geborgen werden und die lange gehegten schönen Hoffnungen endigen mit schmerzlichst Enttäuschung. * Feuersichere Bedachungen in Land. bezirken. Wie man erfährt, finden ministeriell Vorarbeiten für eine Verordnung statt, welche b hufs größerer Feuersicherheit der ländlichen resp. zu landwirthschaftlichen Zwecken benutzten Gebäude, die Beseitigung der Reth= und Strohdächer und die allgemeine obligatorische Einführung feuersich rer Bedachungen der Gebäude in den Landdistrik ten zu erlassen wäre. Man geht dabei von der Ansicht aus, daß, wenngleich die weiche Bedachung einige Vortheile gewährt, diese jedoch durch die sich ergebenden Nachtheile bei Weitem übertroffen werden; die Einführung harter Bedachungen würde zunächst bei Neubauten und Hauptreparaturen weicher Dächer in Anwendung kommen, jedoch soll — bevor eine derartige Verordnung erlassen wird — Aeußerungen der einzelnen Kreise darüber hört werden, ob und eventuell welche Bedenkei dem Erlaß derselben entgegenstehen würden. Vermischte Nachrichten. In Altenhunden, schreibt man dem„Olp Volksblatt“, wurden dieser Tage die Eltern eine kleinen Kindes nicht wenig überrascht, als dasselb mit Goldstücken spielte Befragt, wie sie zu dem Gelde gekommen, zeigte die kleine Schatzgräberi den Fundort, eine Spalte in der Stubenwand. Leider zeigten sich die Zehn=Markstücke, die sofort der Polizei übergeben wurden, als unecht. Vorbesitzer der Wohnung war der Falschmünzerei verdächtig und hatte wahrscheinlich bei seiner schleunigen Abreise nach Amerika das versteckte falsche Geld seinem Schicksale überlassen. Berlin. In der Gottfried'schen Raubmord= affaire ist der Thäter noch immer nicht ermittelt. Die schwerverletzte Wittwe Gottfried ist bisher noch vollständig vernehmungsunfähig gewesen und verweigerte es auch, Nahrung zu sich zu nehmen. Die in kurzen lichten Momenten an sie gerichteten Fragen beanwortete sie in einer für die weitere Untersuchung durchaus ungenügenden Weise. Anscheinend aus Anlaß des Raubmordversuches wurde übrigens in der Nacht vom Montag zum Dienstag in ganz Berlin eine Razzia abgehalten, bei der ca. 300 Individuen festgenommen wurden. Die Die Polizei beobachtet besonders das Haus, in dem die That geschehen, scharf, da anzunehmen ist, daß der Thäter vielleicht zurückkehrt, um Erkundigungen einzuziehen Wien, 3. Aug. Alle Blätter verurtheilen in schärfsten Ausdrücken das Triester Bombenattentat Die allgemeine Ansicht geht dahin, daß die Bombe von einem zugereisten Irredentisten geworfen wurde; doch ist noch keine Spur des Thäters entdeckt. Der „Podesta“ äußerte sich, das Verbrechen müßte von dem schlimmsten Feinde Triest's verübt sein. Erzherzog Karl Ludwig suchte laut der„Frkft. Ztg. die Triestiner zu beruhigen, indem er bemerkte, derartiges könne in jeder Stadt geschehen. Triest, 5. Aug. Nach der Beerdigung des durch das Bomben=Attentat getödteten jungen Studenten kam es gestern Abend bis Mitternacht wie derum zu Ausschreitungen. Zahlreiche Irredentisten wurden verhaftet. * Das Attentat in Triest erfüllt die Wiener „Presse“ mit Zorn und Entrüstung. Das Blatt fordert nicht blos„die strenge Bestrafung des Lotterbuben, der ein schändliches Verbrechen beabsichtigte“, sondern auch, daß„der strafende Arm der Gerechtigkeit auf die directen und indirecten Urheber des Attentats niederfalle.“ Erdbeben in Italien. Aus Venedig meldet man ein ziemlich heftiges Erdbeben, das zum Glück nur 5 Sekunden dauerte. Die Erschütterungen, die von einem furchtbaren Orkan begleitet wurden, bewegten sich von Nordost nach Südwest. Das Meer hatte seine gewöhnliche Farbe geändert. Aus Siena meldet man ebenfalls neue Stöße, doch hat sich der Schrecken unter der Bevölkerung einigermaßen gelegt, so daß viele geflüchtete Familien wieder zurückgekehrt sind. Der Vesuv zeigt eine esteigerte Thätigkeit, verbunden mit so starken etonationen, daß man dieselben bis nach Ischia gehört. Dasselbe gilt von Aetna, dessen Krater von einer gigantischen Glutkrone umhüllt ist. Professor Palmierie bleibt bei seiner Behauptung, aß ein großer Vesuv=Ausbruch bevorstehe. Folgende romantisch=mystische Geschichte, die mit der Tragödie von Alexandrien in Verbindung steht, erzählt das Englische Blatt„Daily Merkury". Am vergangenen Donnerstag Abends erschien ein legant gekleideter Mann mit verstörter Miene im Redaktions=Büreau des Blattes und bat um Auskunft, ob keine Telegramme angekommen seien, welche in Alexandrien gefallene Offiziere namhaft machten. Als er vernahm, daß im Laufe des Tages keine diesbezüglichen Nachrichten eingelaufen, rzählte der Besucher unter Thränen den Grund seiner Nachfrage:„Die Mutter und die Frau eines in Alexandrien befindlichen Offiziers Namens Revington, hatten in der Dämmerstunde den Abwesenden drei Mal nach einander mit kläglicher timme„Mutter“ rufen gehört und seien darüber im höchsten Grade allarmirt.“ Wie das genannte Blatt nun weiter erfahren, hat die Admiralität die Familie des Kapitäns Revington am nächsten Tage verständigt, das dieser zur gleichen Stunde, wo sie seine Stimme zu hören glaubten, in den Straßen von Alexandrien erschossen wurde. Einen seltenen Heroismus zeigte ein Arbeiter in Suhl anläßlich einer schweren Verstümmelung, die er am 24. v. M. erlitt. Derselbe kroch in unglaubhaft leichtsinniger Weise unter die im Gange befindliche Welle der Mühle einer Porzellaufabrik. Der eine Vorderarm wurde gefaßt und viermal gebrochen, und der Oberarm twa inmitten der Röhre gebrochen und völlig ausgerissen. Der Verstümmelte verlangte unmittelbar darauf in humoristischer Weise seine Straßengarderobe, damit er nach der Stadt— etwa 30 Minuten Entfernung— zum Doktor gehen könne. Während der förmlichen Unterbindung, Amputation 2c. wurde der Verunglückte viermal sehr stark chloroformirt, zählte dabei präzis eins, zwei, drei rc. und war nicht zu betäuben. Lakonisch erklärte er:„Ach was? Schneiden, sägen und nähen Sie nur immer zu; ich werde gewiß ruhig zugucken!“ Und das hat der Mann auch wahrlich gethan, ohne nur mit einem Auge zu zwinkern! Am 18. v. ., vier Tage nach der Amputation ging der Verunglückte, von dem keine Klage, kein Schmerzenslaut zu vernehmen gewesen, ganz vergnüglich im Zimmer auf und ab.(). * Heirathsgesuch. Im Hannoverschen Kurier las man dieser Tage folgendes Inserat: „Ein junger Oekonom wünscht in eine, seinem Vermögen entsprechende Landwirthschaft einzuheirathen. Boden mit Zuckerrübenkultur wird bevorzugt.“ Die Beschaffenheit der Braut scheint ihm gauz Nebensache zu sein. Amtlicher Reußer vom 7. August (1 Qua (2„ (3„ (1" neuer (2„ (3 Gerste à 100 Kilo achtpreis 1882. Weizen à 100 Kilo Landroggen à 100 Kilo (Winter= (Sommer= Buchweizen à (1. O Hafer(2.„ Rübsen(Aveel) à Raps à 100 Kilo 100 Kilo%: Lual. à 100 Kilo 100 Kilo (1 Qual. (2„ Kartoffeln à 100 Kilo Heu à 50 Kilo Stroh per Schock à 600 Kilo Rüböl per 100 Kilo in Parthien von 100 Ctr.—— Rüböl per 100 Kilo faßweise— Ger. Oel per 100 Kilo 3 M. höher als Rüböl Preßkuchen per 1000 Kilo„ 135— Brodtaxen. In Wald kosten 7 Pfund Schwarzbrod Mk. 0,68 10 Pfund Mk. 00.97. Ko..00.] In Hilden 4 Ko. 0,76 M. 098, In Ohligs „Neukirchen 4 K. 80 Haan Zwan Livrse ig=Frankstücke M. 16.22 Sterling„ 20 30 Geld=Soarse August. Francs=Stücke M. 4Oesterr. Gulden„—Köln, 4. Aug. Weizen hiesiger loco 25,—, siemder loco 23.—, p. Nov. 20.75 M. Roggen loco 18,50, per Nov. 15 40, per März 15,10 M. Hafer loco 15.50 M. Landmarkt. Weizen still, 23,80—24,80 M. Roggen neuer ruhig, 15,75—17,75 M. Gerste— M. Hafer unverändert 15—17 M. per 100 Kg. Zufuhr etwa 100 Sack. Bremen, 4. Aug. Petroleum steigend, loco.80, per Sept. 7,—, per Oct. 7,15, per Nov. 7,25, per Dec. .30. Schmalz Marke Wilcox loco 61½. per August= Sept. 61 Pfg. Magdeburg, 4. Aug. Roggen 154—168 M. Chevaliergerste 175—195 M. Hafer 143—166 M. p. 1000 Kg. Stettin, 4. Aug. Weizen böher, per Aug. 219.—, per Sept.=Oct. 215.50, v. Oct.=Nov. 204.50. Roggen döher, per Aug. 155,50, per Sipt.=Oct. 152.—, per Oct.= Nov 150.—. Rübsen matt, per Sept.=Oct. 268. Antwerpen, 4. Aug. Petroleum fest, disp. 17½, v. August 17½. v. Sept. 18, per Oct. 18 1/8, per Sept.= Dec. 18¼, per Oct.=Dec. 18 3/8 Fres. Schweineschmalz Marke Wilcox niedriger, loco 150—150½, per Aug. 150, per Sep.=Oct. 151½, per Nov.=Dec..6 Fis. Schweinefleisch rubig. Preise nominell. Weize„ hauptet, amerikanischer 29—29¼, californischer Odessa 27¼—28 Fr. Roggen ruhig, 17—18 Fr. 148 n beh Polnisch= Schwarzes Meer 48— Bekanntmachungen. Durch Erlaß des Herrn OberPräsidenten der Rheinprovinz vom 19. Juli er. Nr. 5336 ist der Local=Abtheilung Solingen des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen die Erlaubniß ertheilt worden, bei Gelegenheit der im Monat September cr. stattfindenden Ausstellung in Burscheid eine öffentliche Ausspielung von landwirth= schaftlichen Schriften u. Geräthen, sowie von Schlachtvieh zu veranstalten. Zugleich hat der Herr Ober=Präsident genehmigt, daß die betreffenden Loose in den Bereich der Gemeinden der landräthlichen Kreise Solingen, Mettmann und Lennep, sowie Hilden, im Landkreise Düsseldorf, und der Gemeinden Odenthal und Merheim, im Kreise Mülheim am Rhein, abgesetzt werden. Die Herren Bürgermeister des hiesigen Kreises ersuche ich, dem Vertriebe der Loose kein Hinderniß in den Weg zu legen. Solingen, den 2. Aug. 1882. Der Königl. Landrath. I..: Der Kgl. Kreis=Secretair: Drecker. Anzeigen. Den geehrten Bewohnern von Ohligs und Umgegend zur gefl. Kenntniß, daß ich mich hierselbst im Hause meines Schwagers, Hru. Heinr. Bachem in Ohligs, Düsseldorferstraße, als Hebamme niedergelassen habe, und empfehle mich vorkommenden Falls bestens. Frau Kiuken, approbirte Hebamme. n c Komme jeden Dienstag und Freitag mit dickem fetten per Pfund zu 50 auf dem Markte zu Wald an. Das Vieh ist sämmtlich in dem städtischen Schlachthause zu Elberseld geschlachtet und thierärztlich untersucht. Achtungsvoll Rich. Werner jr., Metzger aus Elberfeld. Dr. Lurz, Elberfeld, Specialarzt für Rückenmark-, Nerven-, Muskel- u Gelenkleiden. Hofkamp 13. Gebrannter KAFFEE reinschmeckend per Pfd. M..20 empfiehlt lepenbring, Wald. Schreib= und Copir=Tinte aus der Fabrik von H. von Gimborn in Emmerich in kleineu und großen Gläsern, rothe, blauen. grüne Tinte, Stempelfarben u. flussiger Leim von großer Klebkraft, vorräthig in allen namhaften Schreibmaterialien=Handlungen.(5 Ein braves und fleißiges Tienstmädchen, welches Haus=, Küchen= und Garten=Arbeit versteht und mit Kindern umzugehen weiß, auf sofort gesucht. Wo, sagt die Expedition dieser Zeitung. Die seit längerer Zeit andauernde außergewöhnliche Steigerung des Verkehrs auf dem gesammten Gebiete der Berg= u. Hütten=Industrie, sowie die Aussicht auf einen erheblichen Versand landwirthschaftlicher Produkte lassen für den kommenden Herbst eine Bewegung in Massengütern erwarten, welcher gerecht zu werden, nur mit Aufwendung aller Kräfte möglich sein wird. Wenn auch seitens der Eisenbahn=Verwaltungen durch Vermehrung des Lokomotiven= und Wagenparks, durch verbesserte Einrichtungen auf den Stationen, neue Zugverbindungen und andere Maßnahmen Manches geschehen ist, um den erhöhten Anforderungen zu genügen, so ist doch ein wirksamer Erfolg nur dann zu erwarten, wenn die Bestrebungen der Eisenbahn=Verwaltungen die erforderliche Unterstützung von Seiten des verkehrtreibenden Publikums finden. Zu diesem Zwecke wenden wir uns im Einvernehmen mit der von den Handelskammern, landwirthschaftlichen Vereinen und sonstigen wirthschaftlichen Verbänden Rheinland=Westfalens erwählten Kommission hiermit an das Publikum. In wirksamster Weise könnten die Bestrebungen der Eisenbahnen unterstützt werden, wenn seitens der Versender und Empfänger die Einrichtung getroffen würde, daß der Herbst= und Winterbedarf, insbesondere an Kohlen und Kokes, in stärkerem Maße als bisher, schon in den Sommermonaten gedeckt wird, soweit dieses irgend angängig ist. Namentlich ist es dringend erwünscht, daß der Bezug der Hausbrandkohlen, nicht auf die Herbstmonate verschoben, sondern schon jetzt bewirkt und daß die Kohlenhändler mit dem Bezuge ihrer Verkaufsvorräthe frühzeitig beginnen, damit der Wagenpark nicht auch für diese Transporte in der Herbstzeit in Anspruch genommen wird, wo er in erhöhtem Maße zur Beförderung der landwirthschaftlichen Producte und des gesteigerten Bedarfes der industriellen Werke, welche nicht in der Lage sind, Vorräthe auf längere Zeit zu halten, herangezogen werden muß. Unter allen Umständen ist es jedoch erforderlich, daß sämmtliche Empfänger von Kohlen einschließlich der Gasanstalten und industriellen Werke, soweit es bei der Art ihres Betriebes irgend thunlich ist, vorsorglich so viel Vorrath ausammeln, daß sie gegen etwaige vorübergehende Störungen im Eisenbahnbetriebe möglichst sicher gestellt sind. Zu dieser Aufforderung liegt eine besondere Veranlassung vor, indem im vergangenen Winter die durch die Verkehrsstockungen hervorgetretenen Uebelstände besonders auch deßhalb so fühlbar geworden sind, weil ein Theil der Konsumenten, namentlich einzelne Gasanstalten so wenig für Vorräthe gesorgt hatten, daß schon durch geringe, bei der Natur des Eisenbahnbetriebes nicht immer zu vermeidende Verzögerungen in der Zuführung der Kohlen Verlegenheiten entstanden, welche einzelne Werke zur vorübergehenden Einstellung ihres Betriebes nöthigten. Endlich ersuchen wir das verkehrtreibende Publikum, sich die schleunige Be= und Entladung der Wagen angelegen sein zu lassen, um den Eisenbahn=Verwaltungen zu ermöglichen, so lange dieses im öffentlichen Interesse irgend angängig ist, von einer allgemeinen Einschränkung der Ladefristen abzusehen. Elberfeld und Köln, den 19. Juli 1882. Königl. Eisenbahn= Königl. Eisenbahn=Direction, links= u. rechtsrheinische. ImmbolnErrsihrrung. In der außergerichtlichen Theilungssache der Erben der zu Hilden verlebten Eheleute Heinrich Bosbach sollen Freitag den 11. August 1882, Nachmittags 2 Uhr, zu Immgrath beim Wirthen Heinrich das zu Immigrath an der Chaussee gelegene Doppelhaus Nr. 10 und 11 mit Hinterhaus Nr. 12, Stall, Brunnen, Hofraum, Garten und Holzung, groß 52 Arc 48 Meter, taxirt 900 Mk., sodann 37 Arc 22 Meter Wiese, in den Irlen, taxirt 220 Mk., und 47 Are 65 Meter Holzung, am trockenen Ufer, taxirt 75 Mk., zuerst in drei Parzellen und dann im Ganzen öffentlich verkauft werden und sind Bedingungen und Karte auf meiner Amtsstube einzusehen. Benrath. Justizrath Paniel, Rotar. Direktion. Am Sonntag den 13. August d. J. wird ein Extrazug von Rittershausen nach Linz und zurück gefahren, zu welchem auf sämmtlichen Stationen der zwischenliegenden diesWseitigen Strecken bis einschließlich Leichlingen(ausgenommen Unterbarmen, Sonnborn und Zoologischer Garten), ferner von Lüttringhausen, Ronsdorf, Schwelm, Solingen, Remscheid, Lennep, Wipperfürth, Hückeswagen, Born, Wermelskirchen, Hilgen, Burscheid und Pattscheid Retourbillets 2. und 3. Wagenklasse zum Preise der einfachen Fahrt nach Oberkassel bei Bonn, N. Dollendorf, Königswinter, Rhöndorf, Honnef, Erpel und Linz ausgegeben werden. er Fahrplan stellt sich für die Haupt= bezw. Uebergang stationen in Ortszeit wie folgt: Rückfahrt Abends. Von den vorgenannten Stationen, welche die Extrazüge nicht berühren, findet sowohl bei der Hin= als bei der Rückfahrt die Beförderung mit den an die Extrazüge anschließenden fahrplanmäßigen Personenzüge statt. Der spezielle Fahrplan für die Extrazüge und deren Anschlüsse kann auf den betheiligten Stationen eingesehen bezw. bei der Billetlösung unentgeltlich in Empfang genommen werden. Billets zur Fahrt mit dem Extrazuge werden auf den bezeichneten Stationen am 10. und 11. August er. während der Dienststunden und am 12. August er. nur bis Vormittags 10 Uhr ausgegeben, dieselben haben indessen nur für den Extrazug beziehungsweise für die anschließenden im Fahrplan angegebenen Züge Gültigkeit. Freigepäck wird nicht bewilligt. Für Kinder im Alter unter 10 Jahren werden die üblichen Ermäßigungen gewährt. Elberfeld, den 4. August 1882. Königliche Eisenbahn=Direction. Drei tüchtige Ennschreiner gesucht von W. Diefenbach in Wald, Neustraße. Ein Lehrling zum feinen Federmesserreiden gesucht. Näh. in der Exp. d. Bl. Ein Geselle zum Platterl= Messerreiden gesucht. Wo, sagt d. Exp. d. 3. Cigarren empf. F. W. Vossen, Wald Konkurs-Verkauf. Am Montag den 11. August d.., Morgens 10 Uhr, und nöthigenfalls am folgenden Tage um dieselbe Zeit, wird der unterzeichnete Konkursverwalter die zur Konkursmasse des Kaufmannes Alexander Hoffstädter in Ohligs gehörigen Waarenvorräthe, bestehend in Mode= und Weißzwaaren aller Art, als: Herren=, Damen= und Kinder=Wäsche, Strohhüte, Handschuhe, verschiedene Sorten Seidenband, Shlipse, Hutfedern und künstliche Blumen 2c., sowie eine Ladeneinrichtung und verschiedene Hausmobilien, in der Wohnung des genannten Hoffstädter, Düsseldorferstraß in Ohligs, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern lassen. Solingen, den 4. August 1882. Konkursverwalter: Rosenbaum, Rechtsanwalt. Lotterie zum Besten armer, kranker Kinder. Gewinne: 30000, 10000, 5000, 7mal 2000, 10mal 1000 Mark 2c. in Baar. Im Ganzen 7000 Gewinne v. zus. 130000 Mark. Oeffentliche Ziehung am 18. October cr. Preis des Looses 2 Mk. 25 Pf. Loose sind vorräthig und zu haben bei W. Bossen in Wald. !!! Richt zu übersehen!!! Danksagung& Empfehlung. Hochgeehrter Herr Kulla! Hiermit sage ich Gott und Ihnen meinen besten Dank, daß Sie mich in kurzer Zeit von meinen Flechten, wo ich 18 volle Jahre im Gesicht litt, ohne Nachtheil meiner Gesundheit geheilt haben. Deßhalb kann ich Sie einem Jeden, der daran leidet bestens empfehlen und mit sicherm Vertrauen grüßet Sie mit aller Hochachtung Heinrich Hommer. Beglaubigt: Weißenburg, den 5. October 1879. (L..) Der Gemeinde=Vorsteher: Schneider. Zu sprechen Dienstag, den 8. August in Ohligs im Hotel Staudacher von Morgens 10—4 Uhr Nachm.— Auch brieflich. Feine Referenzen. Joseph Kulla aus Elberfeld. 3ASRARBBBE S Solingen. J. Wnvar Solingen. Goldstrasse 5,•NAdsy UT Goldstrasse 5, empfiehlt Buckskin=Anzüge... von Mark 20,— an, Buckskin=Röcke„ 10.—„ Buckskin=Joppen„„ 7,—„ Buckskin=Hosen„„ 4,—„ Arbeitshosen„„ 1,50„ Casinethosen„„ 2,25„ Drellhosen„„ 1,50„ Comptoir=Joppen„„ 1,50„ Grösste Auswahl in Knaben-Anzügen, Hemden und Blusen zu den billigsten Preisen. 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Der redliche Finder wird gebeten, dieselbe abzugeben bei Aug. Hammesfahr, Scheuer. Kuaben voll 14—16 Jahren erhalten sofort Arbeit bei Gebrüder Dültgen, Dültgensthal. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: F. W. Vossen in Wald.