Nr. 305. 1. Blatt. Donnerstag, den 30. Dezember 1915. 10. Johrgang. Ericheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Adonnementspreis: Frei ins Haus gebracht oder in der Gxpedition abgebolt 6s Pig., Postbezug vierteljäbrich 2 Mk. Iniertionspreis: die 6 gelpaltene Petitzelle oder deren Raum 13 Pig., für auswärts 20 Pig. Reklamen S0 Pig.— Bei gerichtlichen Verfabren kommen Rabattbewilligungen in Wegtall. für die Stadtgemeinde Ohligs und Umgegend Gxpedition: Ratbausstraße 44. Telegramm-Kärelle: Anzeiger Obüige. Celephon Nr. 40. Für die Aufnahme der Anzeigen an bestimmt vorgeschriebenen Cagen oder Plätzen können wir keine Verantwortung übernehmen, jedoch werden die Wünsche der Auftraggeber möglichlt berücklichtigt. Das illustrierte Unterdaltungsblatt begt der Samstagsausgabe del. Druck und Verlag von Wilhelm Müller fr., G. m. b. H. in Ohligs. Verantwortlicher Schriftleiter: Lorenz Christensen in Ohligs. Verantwortlich für den Inseratenteil: Paul Müller in Ohligs. en enges. Der deutsche amtliche Bericht. WIB Großes Hauptquartier, 29. Dez.(Amfl.) Westlicher Kriegsschauplatz. Westende wurde wiederum durch einen seindlichen Monikor beschossen, diesmal ohne jede Wirkung. Der gestern berichtete seindliche Vorstoß am Hirzstein brach bereits in unserm Feuer zusammen. Am Abend griffen die Franzosen zweimal die von uns zurückeroberten Stellungen auf dem Hartmannsweilerkopf an. Sie drangen keilweise in unsere Gräben ein. Nach dem ersten Angriff wurde der Feind überall sofort wieder vertrieben; die Kämpfe um einzelne Grabenstücke nach dem zweiten Angriff sind noch im Gange. An Gefangenen büßten die Franzosen bisher 5 Offiziere und über 200 Mann ein. Die Engländer verloren gestern zwei Flugzeuge, von denen das eine nordöstlich von Lens durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze zur Landung gezwungen wurde, das andere, ein Großkampfflugzeug, nördlich von Ham im Luftkampf abgeschossen wurde. Am 27. Dezember verbrannte ein weiteres englisches Flugzeug westlich von Lille. Oestlicher Kriegsschauplatz. An der Küste bei Raggasem(nordöstlich von Tukkum) scheiterte der Vorstoß einer stärkeren russischen Abteilung. Südlich von Pinsk wurde eine russische Feldwache überfallen und aufgehoben. Balkan=Krlegsschauplatz. Richts Neues. wbarcte deeresiettung. Der österr.=ungar. amtliche Bericht. WTB Wien, 29. Dez. Amklich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. An der bessarabischen Grenze wiederholte der Jeind gestern seine von starkem Artilleriefeuer eingeleiteten Angriffe in der Tags zuvor geübten Art. Seine Angriffskolonnen brachen überall zusammen, stellenweise knapp vor unseren Hindernissen, unter unserem Kleingewehrund Geschützfeuer. Die russischen Verluste sind groß. Oestlich Burkauow nahmen wir einige Sicherungsabteilungen vor stärkeren russischen Kräften näher gegen unsere Hauptstellung zurück. In Wolhynien stellenweise Geschützkampf. Italienischer Kriegsschauplatz. Auch gestern hielt die lebhaftere Tätigkeit der Italiener an der Süd-Südostfront Tirols an. Im SuganaAbschnitte wurde ein feindlicher Angriff auf den Monte Carbonile südwestlich Barco abgewiesen. Ebenso scheiterten nächtliche Unternehmungen des Gegners im Col die Lana-Gebiet. An der küstenländischen Fronk fanden an mehreren Stellen Geschüh-, Handgranaten. und Minenwerferkämpfe statt. Südöstlicher Krlegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Keine besonderen Ereignisse. Der Stellverkreter des Chefs des Generalstabs: v. hoeser, Feldmarschallentnank. Der kommende Dienstzwang in England. WTB London, 29. Dez. Nach einer Reutermeldung erklärte Asquith im gestrigen Kabinektsrat, daß die Dienstpflicht notwendig sel. Die„Times“ schreibt dazu, daß das Kabinekt beschloß, in Bälde eine Gesetzvorlage zur Einführung der Dienstpflicht dem Unterhause vorzulegen. bb Von der holländischen Grenze, 29. Dez. Neuter meldet: Während der letzten Tage haben wichtige Kabinettssitzungen stattgefunden, um die Ergebnisse des Werbegeschäfts Lord Derbys zu besprechen. Das Kabinett hat noch keine Entscheidung getroffen, allein sowohl die unionistische„Morning Post“. als das liberale„Daily Chroniele“ wissen zu melden, daß Asquith seinen Kollegen als seinen Entschluß mitteilte, es seien Zwangsmaßnahmen gegen die jungen unverheirateten Männer notwendig, die sich nicht für den Heeresdienst angeboten haben. Es ist kaum zweifelhaft, daß die Minister Asquiths Auffassung beitreten werden. Ueber die gestrige Kadinettssitzung insbesondere meldet Reuter weiter, sie sei eine der wichtigsten in der politischen Geschichte des Vereinigten Königreichs, es sei darin tatsächlich der Meinungsverschiedenheit über die Wehrpflicht ein Ende bereitet worden. Die Ankündigung Asquiths, daß die Wehrpflicht notwendig sel, kam nicht unerwartet und ist im allgemeinen günstig aufgenommen worden. Der Widerstand gegen die Wehrpflicht im Kabinett sei sehr gering und im Widerspruch zu den übertriebenen Meldungen glaube man, daß die Minister, die zuerst dagegen waren, im Amte verbleiben werden. Die„Times“ führt aus, das Kabinett sei gestern tatsächlich zu einem Entschluß gelangt, und ein Gesetzüber die Wehrpflicht werde dem Parlament demnächst vorgelegt werden. Diese schleunige Entschließung sei vor allem dem kräftigen Eintreten Lloyd Georges zu verdanken, den mehrere Unionisten unterstützten. Es dürften aus mehreren Gründen einige Aenderungen am Kabinett vorgenommen werden. Tatsache jedoch sei, daß der Gedanke der Wehrpflicht überraschend wenig Widerstand gefunden habe. KZ Von der holländischen Grenze, 29. Dez. Die„Westminster Gazette“ schreibt zu dem Entschluß der Regierung über die Einführung der Wehrpflicht, dieser Entschluß werde keinen Anlaß zu einer Spaltung im Schoße der Regierung oder zu allgemeinen Wahlen geben. Der Widerstand werde sich nur bei einer sehr kleinen Minderheit im Unterhaus finden, die zur Unterwerfung verpflichtet sei. K2 Von der holländischen Grenze, 29. Dez. Der„Nieuwe Rotterdamsche Courant“ wird aus London gemeldet: Die Blätter melden in einer Mitteilung über den gestrigen Kabinettsrat, daß die Mehrzahl der Mitglieder sich für sofortige Zwangsmaßnahmen in der Angelegenheit des Heeresersatzes entschieden habe. Der Erste Minister selbst schiene nicht geneigt zu sein, in den Zeitabschnitten, die zwischen den Erlassen der Gestellungsbefehle an die Unverheirateten liegen, weitere Versuche zur Gewinnung von Freiwilligen zu betreiben. Das„Daily Chronicle“ widerspricht einer Meldung der„Daily Mail“, wonach Lloyd George im voraus mit seinem Rücktritt gedroht habe, falls man sich nicht zum Zwang entschließe. Die„Daily News“ scheint jedoch die Tatsache als richtig anzunehmen und ergeht sich in bittern Bemerkungen darüber. Es fragt sich jetzt, ob die Entschließung den Rücktritt von einzelnen Ministern zur Folge haben wird. Die politischen Mitarbeiter sämtlicher Blätter sind darüber einig, daß Runeiman und MeKenna gegen die Wehrpflicht sind. Vielleicht würden sie Asquith und einige andere liberale Minister mit sich ziehen. Die Stellung des Unterrichtsministers und Führers der Arbeiterpartei, Henderson, hängt von der Entschließung ab, die seine Partei zu treffen haben wird.„Daily News“ und„Daily Chronicle“ bedauern den Entschluß der Regierung und bezeichnen ihn als überstürzt. Man hätte, meinen sie, noch einige Wochen warten können, um die unverheirateten jungen Männer weiter zu bearbeiten, und im Interesse der nationalen Einheit wäre ein solches Warten der Mühe wert gewesen. Es ist freilich zweifelhaft, ob das Parlament den einzubringenden Gesetzentwurf über die Wehrpflicht annehmen wird. Die Zahl der zurücktretenden Minister wird wahrscheinlich nicht groß genug und nicht von solch ausschlaggebender Bedeutung sein, daß eine allgemeine Wahl nötig werden würde. Lord Derby kritt zurück. Rotterdam, 29. Dez. Londoner Meldungen kündigen den Rücktritt Lord Derbys von der Leitung der Anwerbung der Freiwilligen nach dem Wiederzusammentritt des Parlaments an. K2 London, 29. Dez. Es erfährt der„Corriera della Sera“ aus London: Die Zahl der von Lord Derby Angeworbenen sei vollständig illusorisch, da sich meistens diejenigen einschreiben ließen, die schon vorher wußten, daß sie als Eisenbahn= oder Staatsbeamten oder als Mechaniker nicht angenommen werden konnten. Oberst Repington, der militärische Kritiker der„Times“, ist der Ansicht, daß selbst die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht nicht genüge, die unbedingt nötige Zahl Soldaten herbeizuschaffen, um 70 Divisionen auf Kriegsfuß zu halten oder sie auszubilden für den Frühjahrsfeldzug. Wasfenausfuhrverbot Amerikas in Sicht? WTB Neuyork, 29. Dez.(Durch Funkspruch von unserm Privatkorrespondenten.) Die„Associated Preß“ meldet aus Washington: Die Bewegung, die auf ein gesetzliches Verbot der Ausfuhr von Kriegsmunition abzielt, hat sich so verstärkt, daß der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Abgeordnetenhauses, Flood, beschlossen hat, gleich nach dem Zusammentritt des Kongresses den Ausschuß einzuberufen, um einen Meinungsaustausch über die Frage zu veranlassen. Rückblick auf die Kriegsereignisse zur See im Jahre 1913. Admiral Graf von Baudissin schreibt in der„Deutschen Warte“: Wer die Seekriegsereignisse des zur Neige gehenden Jahres richtig bewerten und dabei überragende Landklippen kundig umschiffen will, muß sich vor allem darüber klar sein, welchen Zielen dieselben dienen sollten. Anderenfalls besteht die Gefahr, Land und Wasser zu verwechseln, einem Löwen Seeschlachten und einem Walfisch den Einzug durchs Brandenburger Tor zuzutrauen. Daß es das Kriegsziel Englands ist, uns wirtschaftlich vom Globus wegzufegen und tunlichst ganz Europa wirtschaftlich zu zerrütten, war bekannt. Daß es sich, degünstigt durch seine Lage zum offenen Ozean, welche schon allein Stärkeverhältnisse umdrehen kann, als Mittel zum Zweck des Hungerkrieges bedient und den Rest der Welt in den Dienst desselben zu zwingen sucht, hat 1915 offenbart. Dem Landheere, welches ursprünglich fast fehlte, war als Hauptaufgabe die Rolle zugedacht, für Alliierte und Farbige als Einpeitscher zu dienen, wie es nur verständlich ist in einer Welt, welche betrogen sein will. Im übrigen ruhte alles auf der Seemacht, mit welcher auch jede Landoperation steht und fällt. Aushungern kostet Zeit, und wer dazu eine deutsche Flotte abschließen, sämtliche als Lieferanten denkbaren Länder unter eine Kontrolle zwingen, ganze Ozeane blockieren und überwachen will, der bedarf dazu eines Aufwandes an Material, Menschen und Geld, der ins Ungeheure steigt und zum allmählichen Selbstmord werden kann. Es liegt auf der Hand, daß sich dieser Aufwand in erster Reihe nach der gefährlichsten Bedrohung des ganzen Planes, nach unserer stündlich bereiten Flotte bemessen und verteilen muß, und daß deren Stärke und Kampfkraft somit unweigerlich festsetzt, wieviel der britischen Seemacht für jeden Teilzweck zur Verfügung steht oder— nicht mehr bleibt. Daher die absolute Beschränkung auf das, was man zum Aushungern für unerläßlich hält. Vor allem keine Entscheidungsschlacht, die ohne erhebliches Risiko unmöglich. Daher die Auslieferung des Stillen Ozeans an Japan, die aller Tradition hohnsprechende Zaghaftigkeit im An= und Einsatz von Schiffen im Mittelmeer und die rücksichtslose Ergänzung aus Handelsflotte und Seefischerei, was alles das verflossene Jahr uns zeigt. Sind doch allein der Fischerei nicht weniger als 1200 Schiffe und Fahrzeuge bei einem Verlust von 200, für Wachtdienst, Minensuchen usw. entzogen, so daß sich Ausfuhr in Einfuhr verdrehte und man zum ersten Male seit Menschengedenken in Holland und Norwegen auf Nahrungssuche ging. Neben dem Fall der Konsols auf 57½, neben der enormen Preissteigerung in Frachten und auf allen Gebieten ein kleiner, aber redender Beitrag zu der überall stattfindenden Ueberanspannung der Kräfte, zweifellos in erster Reihe begründet durch den in unserer dauernden Bedrohung liegenden eisernen Zwang. Daß es tatsächlich zu einer Schlacht nicht kam, kann hiernach nicht wundernehmen, es sei denn, man verlangte von Ratten, daß sie auf Katzenjagd gehen. So ist denn das Gefecht zwischen Panzerkreuzer=Divisionen, welches am 24. Januar zwischen Doggerbank und Helgoland stattfand und bei welchem wie den alten„Blücher“, die Engländer den modernen„Tiger". verloren, das einzige seiner Art geblieben. Sehr verlockend kann es für die Herren Engländer auch sonst nicht gewesen sein, denn unsere Flotte hat trotz wiederholter Fahrten keinen mehr gesichtet. Dafür hat man mit billigem Heldenmut unsere Auslandskreuzer besiegt, indem man den kleinen Kreuzer„Dresden“ am 14. März in neutralen chilenischen Gewässern vor der Insel Juan Fernandes zur Selbstvernichtung zwang und den kleinen Kreuzer„Königsberg“ in der Rufidji=Mündung mit 16 Schiffen und Fahrzeugen glorreich niederrang. Wir unsererseits hatten uns mit der herzerquickenden„Meteor“=Fahrt zu begnügen, deren Geschichtsschreibung noch aussteht und welche am 8. August bei Hornsriff durch Selbstvernichtung ein Ende fand, sowie mit der„Emden“=„Ayesha“, die in der Erinnerung noch sagenhaft fortleben wird. In der Ostsee wurde die Kriegslage dadurch bestimmt, daß es sich hier umgekehrt darum handelte, unsere Beherrschung der Fahrstraßen aufrecht zu erhalten und die Landoperationen je nach Umständen zu unterstützen. Auch hier hatten Seeraub und Lügen Schule gemacht. Unser Minenschiff„Albatroß“ wurde am 2. Juli in neutrale Gewässer verfolgt und unter Gotland zur Strandung gezwungen, und als wir Pernau am Rigaischen Meerbusen von Unterseebooten säuberten und durch Versenken von Handelsschiffen abschlossen, erlog man, daß wir drei Truppentransporte verloren hätten. Die Wahrheit in wenigen Worten ist, daß die russische Flotte uns dauernd aus wich, so daß unsere Hauptarbeit darin bestand, umfangreiche, echt russische Minenfelder fortzuräumen und Unterseeboote zu jagen, was uns die bekannt gewordenen Opfer kostete. Während Belgier, Franzosen und Russen, zu denen sich unglaublicherweise Italien gesellte, in dem Wahne beharren, für eigene Interessen zu streiten, hat sich der Landkrieg langsam aber stetig nach einem Treffpunkt englischer Land= und Seekriegsziele verzogen, nach dem Orient. Wohl verstanden, nachdem man die französische Kanalküste fest in Händen zu haben glaubte. Wir haben das, Dardaneklen=Unternehmen als dilettantenhaft bezeichnet und bleiben dabei, obgleich die Welt inzwischen erfuhr, daß kein Berufenerer als Herr Augagneur die Pläne einer britischen Weltmacht prüfte und für gut befand. Der Verlauf hat uns und nicht dem Soldatenspielen recht gegeben. Unsere draven Verbündeten haben die Angreifer mit blutigen Köpfen heimgeschickt, wobei die Engländer u. a. nicht weniger als 5 Linienschiffe und die Franzosen eins verloren. Da hierdurch das Prestige bedenklich wackelte, und um das Gesicht zu wahren, verlegte man den Abgangspunkt des OrientExpreß nach Saloniki. Angeblich, um dem schon damals todwunden Serbien zu Hilfe zu„eilen". In Wirklichkeit, um die Peitsche gegen Sonderfrieden zu schwingen, den niemand schließen darf, so lange er zum Besten des Briten noch einen Tropfen zum Verbluten und einen Penny für Wucherzinsen hat. Man muß zugeben, daß der glatt vollzogene Umzug und die souveräne Mißachtung der Rechte anderer die Seeherrschaft widerspiegelte, ohne welche beides unmöglich war. Im übrigen wollen wir uns aus naheliegenden Gründen eines Urteils enthalten; auch muß es jedem überlassen bleiben, wo er zum Besten des Briten verbluten will. Auf dem Wasser dagegen dürfen wir verzeichnen, daß die Fürchtenichse die Pest ins Schwarze Meer und ins ganze Mittelmeer verschleppten, womit wir des Kleinkrieges gedenken, dessen heldenhafte Einzelepisoden uns dermaleinst das Herz noch höher werden schlagen machen. Das weittragendste Ereignis war die am 4. Februar erfolgte Erklärung der großbritannischen Gewässer als Kriegsgebiet. Wir handelten fachmännisch ehrlich, während England den Kanal verseuchte und die ganze Nordsee als Kriegsgebiet erklärte, ohne auf Gefahren hinzuweisen. Dank haben wir nicht geerntet, und es verdient unter die Weltwunder versetzt zu werden, daß es in dieser an Begriffsverwirrungen überreichen Zeit gelang, die brandenden„Lusitania“=Wogen zu glätten. Aber ein Aushungerungsplan gegen Greise, Frauen und Kinder, sowie Schandtaten, wie die Ermordung unserer=Bootsbesatzung durch den englischen Hilfskreuzer„Baralong“, rufen geradezu nach der strafenden und rächenden Nemesis, die ihres Amtes waltete und weiter walten wird. Die Gesamtverluste, welche unseren Gegnern durch uns und unsere tapferen Verbündeten beigebracht wurden, betrugen im Jahre 1915: 8 Linienschiffe, 9 Panzerkreuzer und Kreuzer, 34 Torpedoboote und Zerstörer, 19 Unterseeboote, 11 Hilfskriegsschiffe und 6 Kanonen= und Minensuchboote, wovon der Löwenanteil, wie es ihm gebührt, auf England entfällt, gefolgt von Italien. Daneben hat die englische Handelsflotte im ganzen Kriege bis zum 1. November 1915 1 318 000 Tonnen eingebüßt. Angaben, wie sie einwandfrei feststehen und hinter der Wirklichkeit sicher erheblich zurückbleiben. Besonders hervorzuheben ist, daß Unterseeboote bis ins Mittelmeer fuhren, Prisen machten und einschleppten, daß sie Küstenplätze beschossen, in Solum, Tripolis 2 Kanonenboote und einen Dampfer vernichteten und daß viermal ein Luftfahrzeug ein feindliches Unterseeboot vernichtete. Rechnet man hierzu die gleichfalls meisterhaft durchgeführten und von starkem Erfolg begleiteten Angriffe unserer Luftgeschwader auf London und andere befestigte Plätze des bis dahin unantastbaren Englands, so dürfen wir im ganzen mit Genugtuung und mit gutem Vertrauen aus dem alten ins neue Jahr hinübersteuern. Möge die Welt und mögen vor allem wir selbst die Offenbarung mit hinübernehmen, daß die„Freiheit der Meere“ eine hohle Phrase war und ewig bleiben wird, so lange das Recht bei englischer Gewalt und nicht die Gewalt bei deutschem Rechte ist. Dann, aber nur dann können wir auf festem Boden uns gegenseitig zurufen: Prosit Neujahr! Der Seekrieg. Kein deutsches Tauchboot verloren. WTB Berlin, 29. Dez. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, beruht die Mitteilung der englischen TelegraphenAgentur in Bukarest über den Verlust eines deutschen Unterseebootes in der Ostsee auf freie Erfindung. ## 5# tad vin Verdientes Schicksal. Berlin, 29. Dez. Der vor einigen Tagen durch ein Unterseeboot als versenkt gemeldete englische Dampfer Colkingham machte vor etwa zwei Monaten von sich reden, als der Kapitän Anspruch auf die Prämie erhob, die englischerseits für die Vernichtung eines deutschen Unterseeboots durch unbewaffnete englische Handelsschiffe, d. h. also durch Rammen oder Ueberfahren ausgesetzt war. Der Dampfer konnte damals aber nur ein Unterseeboot beschädigen. Jetzt hat ihn also das wohlverdiente Schicksal erreicht. ##e ch. t Eine versieckte Prisenmannschaft. WTB Berlin, 29. Dez. Anfang Dezember wurde der Dampfer Godasoß auf der Fahrt nach Kopenhagen südlich von Irland angehalten, und er erhielt eine englische Prisenmannschaft an Bord. Der Führer der Prisenmannschaft forderte die Offiziere des Godafoß auf, ihre Anwesenheit an Bord zu verheimlichen, falls der Dampfer einem deutschen Unterseeboot begegnen sollte. Welche Absichten er mit dieser Aufforderung verfolgte, sagte er nicht. Er hat sich aber wohl mit der Mannschaft verstecken wollen, ähnlich wie es im Sommer 1915 die englische Prisenmannschaft auf dem amerikanischen Vollschiff Paß of Balmaha hetan hat. Paß of Balmaha ist bekanntlich von einem deutschen Unterseeboot aufgebracht worden, als es bereits die englische Prisenmannschaft, bestehend aus dem Offizier und vier Mann, an Bord hatte. Das Schiff war dann durch einen einHrsse. besatzune nach mehrtsgiger weig. u— Peoesahen genneen ituie in Neuyork hat seine Kunden benachrichtigt, daß tänf. Pregentorsagung nach meyrtagiger Sreise nach Lughaven gepracht, tig eine Konnossementsklausel verlangt werde, wonach der Empworden, wo die engtische Besatzung, endlich aus Uhrem sicheren VPersec hermengehelt worde:“ Der Tanchhoottrier. TU London, 29. Dez. Reuter meldet aus Malta: Im ganzen wurden 208 Fahrgäste und Mitglieder der Besatzung des von einem deutschen Unterseeboot versenkten Dampfers„Ville de Ciotat“ in Malta gelandet. 80 Personen sind ertrunken. Das Schiff war von Japan nach Marseille unterwegs und hatte eine Reisladung im Werte von 3½ Millionen an Bord. London, 29. Dez. Reuter meldet: Der schwedische Dampfer „Nereus“ wurde am 25. Dezember versenkt. Die Mannschaft wurde gerettet, nachdem sie zwei Tage in Booten umhergetrieden wär: WTR Celiuse, 29. Dez. Meldung der Agence Hapas: Ein österreichisch=ungarisches Unterseeboot hat am 23. Dezember bei San Giovanni di Medua ein montenegrinisches mit Lebensmitteln beladenes Segelschiff versenkt, welches mit einer kleinen Kanone den Kampf aufnahm. Das Geschütz wurde aber bald gebrauchsfähig gemacht. WTB London, 29. Dez.„Loyds“ meldet: Der britische Dampfer Morning wurde versenkt. Der Kapitän und der zweite Steuermann wurden gerettet. Der Unkergang des Dampfers Ville de la Ciokat. WTB Malta, 28. Dez. Wie Neuter meldet, befanden sich an Bord des Dampfers Ville de la Ciotat, dessen Untergang bereits gemeldet wurde, 315 Personen, darunter drei Engländer. Die Geretteten erzählen, daß das Schiff sich auf der Reise nach Marseille befand. Es fand eine heftige Explosion statt. In demselben Augenblick erschien in einigen Yards Abstand ein Unterseeboot, welches die österreichische Flagge führte, an der Oberfläche. In das Hinterschiff war ein ungewöhnlich großes Loch geschlagen, aber es entstand keine Panik. Fünf Boote und zwei Flösse wurden niedergelassen. Zuletzt sank das Schiff mit den Leuten, die sich noch an Bord befanden. Das Unterseeboot blieb in der Nähe, bis der Dampfer gesunken war. Später kam der britische Dampfer Heros und widmete sich 80 Minuten lang dem Rettungswerke, obwohl das Unterseeboot noch in Sicht war. Die Ueberlebenden erklärten noch, daß die Besatzung des Unterseebootes zwei Menschen, die mit den Wellen rangen, aufnahmen und nach einem Floße brachten. Eis in der nördlichen Ostsee. KZ Kopenhagen, 29. Dez. Nach einer Stockholmer Meldung herrschen im nördlichen Teile der Ostsee sehr schwierige Eisverhältnisse. Vor Sundsvalli stecken 16 Dampfer im Eise fest, das meterdick ist. Das Eis an der finnischen Küste. TU Stockholm, 29. Dez. Der schwedische Dampfer Sigvard, ein Schwesterschiff des neulich freigegebenen Argo, wurde an der finnischen Küste vom Eis verhindert, Kriegsbannware zu löschen, weshalb es nach Stockholm zurückkehrte. Sigvard war mit 200 Tonnen norwegischen Salpeter; aus dem man Sprengstoff herstellt, aus Christiania nach Raumo(Finnland) befrachtet. Sigvard hat nun seine Bannware in Stockholm gelöscht. Kriegsverluste der norwegischen Handelsmarine. WTB Kopenhagen, 29. Dez.„Nationaltidende" meldet aus Christiania: Eine Aufstellung der Kriegsverluste der norwegischen Handelsmarine bis zum 27. Dezember ergibt 50 Dampfer als verloren und 4 für gute Prisen erklärt. Diese 54 Dampfer mit zusammen 94 400 Tonnen ergeben nach Abzug von den vier Prisendampfern, die von den Befrachtern vergütet werden, einen Nettoverlust von 87000 Tonnen und einen Nettoverlust an Segelschiffen von 21600 Tonnen, so daß der Gesamtverlust sich auf 108 600 Tonnen, im Werte von 47000 000 Kronen beläuft. Die Gesamtverluste der britischen und der französischen Handelsflotte. Basel, 29. Dez. hier vorliegenden Berichten aus Lyon zufolge betragen die Verluste der französischen Handelsflotte seit Beginn des Krieges 2¼ Prozen! des Gesamtwerkes. Die englischen Verluste werden nach den gleichen Quellen mit etwas über 6 Prozent oder 40 Milliarden Schilling beziffert. Der Postkrieg Englands. KZ Kopenhagen, 29. Dez. Der von den Engländern zurückgehaltene, für Schweden bestimmte amerikanische Paketpostdampfer Hellig Olav ist gestern in Malmö eingetroffen. Sämtliche Postsäcke waren geöffnet, die Pakete, die Gummi enthielten, entfernt, dann die Postsäcke wieder geschlossen und mit englischen Siegeln versehen worden. Die gleichfalls zurückgehaltene Paketpost der Dampfer Oskar II und Frederik VIII ist bisher noch nicht wieder freigegeben worden. Englands Postraub. WTB Amsterdam, 29. Dez. Unter dem Titel„Amokläufer zur See“ wendet sich der„Standaard“ gegen die Willkür, mit der die Engländer die Post neutraler Länder behandeln. England halte kurzweg mit Waffengewalt neutrale Schiffe, die von einem neutralen Lande nach dessen Kolonien oder umgekehrt fahren, an, lade die Postsäcke aus und tue damit was es wolle. Schlimmer könne es nicht mehr werden. Schweden habe bereits zu Vergeltungsmaßregeln Zuflucht genommen. Die holländische Regierung würde dies, wenn sich ihr dazu Gelegenheit böte, sicherlich auch tun und es nicht bei Protesten bewenden lassen. Der„Standaard“ schlägt ein gemeinsames Vorgehen aller neutralen Staaten Europas und der Vereinigten Staaten von Amerika vor, denn es handle sich hier um ein heiliges Recht, das unter keiner Bedingung von England so gröblich verletzt werden dürfe. Wie die Dinge jetzt lägen, sei kein Brief, der über See führe, mehr sicher. WTB Frankfurt a.., 29. Dez. Die„Frankf. Ztg.“ meldet aus Stockholm: Die in Gotenburg anlangenden Dampfer führten zwar Teile der beschlagnahmten Paketpost mit, die Freigabe ist jedoch nicht derart, daß die schwedische gierung geneigt ist, die Gegenmaßregeln aufzuheben oder zu mildern. Der Vertreter der dänischen Amerikalinie in Neuyork hat seine Kunden benachrichtigt, daß künffänger gegenüber den Vereinigten Dampfschiffahrtsgesellschaften in Kopenhagen eine schriftliche Erklärung abgeben müßte, samt einer Bankgarantie in der Höhe des doppelten Wertes der Waren dafür, daß die Waren im Bestimmungsland verbraucht werden. Im Weigerungsfall sei die Reederei berechtigt, die Auslieferung der Waren zu verweigern und sie an einem beliebigen Orte zu löschen.„Stockholms Dagblad“ erklärt hierzu: Die Folge wird sein, daß wir künftig aufhören werden, dänische und norwegische Linien zu benutzen. Neue„Verschwörer“ in den Vereinigten Staaten. „Unele Sam“ hat schon wieder„Verschwörer“ entdeckt. In Chikago wurde vor einigen Monaten ein Labor's National Peace Council ins Leben gerufen, dem Iren und Deutsche angehören. Aus der Tätigkeit dieses Arbeiter=Friedensrates ist zu erwähnen, daß er einen großen Aufruf gegen die Entente=Anleihe in Amerika erlassen hat, der von dem früheren Kongreßmitglied Robert Fowler, dem Kongreßmitglied Frank Buchanan(als Vorsitzenden des Friedensrates), Lamar, Henry D. Martin und Hermann Schultheis gezeichnet war. Die drei Letzteren sind außerdem bekannt als hervorragende Mitglieder der Anti Trust Liga. Nach diesem Auftreten in breitester Oeffentlichkeit wurde der Friedensrat, der auch eine eigene Zeitschrift herausgibt, von der Regierung überrascht, und vor ein paar Tagen wurden C. H. Canode(der Drucker der Zeitschrift) sowie W. F. Kramer, einer der Beamten des Friedensrates, nach Neuyork vor die Großgeschworenen geladen, und die anderen führenden Männer werden wohl bald nachfolgen. Was man ihnen zur Last legt, hat heute der Bundes=Distriktsanwalt Snowdon Marshall den Zeitungen mitgeteilt, nämlich:„Im Hinblick auf die Veröffentlichungen über das Labor's National Peace Council konstatiere ich, daß ich überzeugende Beweise dafür besitze, daß die Gesellschaft mit Geld finanziert wurde, welches Kapitänleutnant Franz Rintelen ihr durch David Lamax zukommen ließ. Die Tätigkeit der Gesellschaft bestand zum Teil darin, in Munitionsfabriken Streiks anzustiften, Zur Zeit wünsche ich nicht bekannt zu geben, in welchen Orten solche Versuche gemacht wurden. In jedem Falle, wenn ein Streik erkauft wurde, gab es Opposition seitens jenes Arbeiterelements, das nicht will, daß Ausstände erkauft werden. Das Treiben der Organisation kam Herrn Gompers (dem Führer der größten Arbeiter=Vereinigung) zu Ohren, der den auszuführenden Plan entschieden mißbilligte. Ich will vorläufig die Namen der Beamten der Organisation, die an diesen Transaktionen sich beteiligten, nicht nennen. Rintelen weilte in diesem Lande von April bis zum 3. August. Nachdem er das Land verlassen und die Geldauszahlung sistiert hatte, erlahmte die Tätigkeit der Organisation und kam schließlich zum Stillstand. Ich hätte diese Erklärung nicht erlassen, wenn nicht die Zeitungen eine Anzahl von Tatsachen enthüllt haben würden. Die Angelegenheit bildet nun den Gegenstand einer Untersuchung der Groß=Geschworenen, die die Zeugenvernehmung noch nicht abgeschlossen haben.“ Wie das Gutachten der Groß=Geschworenen von Neuyork ausgefallen ist, darüber unterrichtet der folgende, heute eingetroffene Drahtbericht: WTB Neuyork, 28. Dez. Das Kongreßmitglied Frank Buchanan, das frühere Kongreßmitglied Robert Fowler, der frühere Staatsanwalt von Ohio Francis Monnett, David Lamax, der Vorsitzende des Landes=Arbeiterfriedensrats(Labor's National Peace Council) Jacob Taylor sowie H. Martin und Hermann Schultheis wurden heute vor den Anklage=Geschworenen des Bundesgerichts beschuldigt, sich verschworen zu haben, um Ausstände in den amerikanischen Munitionsfabriten hervorzurufen. * Kein Gummi für medizinische Zwecke nach Deutschland. WTB London, 30. Dez.„Times“ melden aus Washington, daß die Ausfuhr von Gummi für medizinische Zwecke nach Deutschland verboten wurde, weil England die Zulassung von Gummi nach Deutschland verweigerte. Das Verbot habe viel Aufsehen erregt. Die„Times“ schreiben hierzu: Zu Beginn des Krieges hat England eine Liste der Rote Kreuz=Artikel aufgestellt, die nicht angehalten werden würden. Auf dieser Liste war Gummi nicht enthalten. England machte sich erbötig, Artikel aus Gummi für den medizinischen Gebrauch durchzulassen, wenn das deutsche Rdte Kreuz sich verbürgen könne, daß Gummi nach dem Gebrauch vernichtet würde. Das Rote Kreuz konnte das nicht. Die Lage auf dem Balkan. Für den Auschluß Rumäniens an die Mittelmächte. 'TB Bukarest, 30. Dez. In der Fortsetzung der AdreßAussprache erklärte der ehemalige Ministerpräsident Peter Karp: „Der wahre Grund für den Krieg ist bei Frankreich die Wieder=Erwerbung der verlorenen Provinzen. England hat die deutsche Machtentfaltung gesehen, die sich in dem Worte des deutschen Kaisers ausdrückt, daß Deutschlands Zukunft auf dem Wasser liegt. Rußland will Konstantinopel, die Dardanellen, das Schwarze Meer und die Donau=Mündungen. Welches hiervon sind die Absichten, die gegen uns gerichtet sind!, Siebenbürgen könnten wir nur durch Zertrümmerung der österreichisch=ungarischen Monarchie erwerben, die Bukowina würde Rußland selbst behalten, den Bangt würde es den Serben geben und sich ferner Galatz nehmen. Für Rußland kanst es natürlich nur ein russisches Ideal geben: Ein Teil der Moldau und die verlorene Bukowina russisch, das Eiserne Tor in serbischen Händen, also auch russisch. Bedeutet dies für Sie die Verwirklichung Ihres nationalen Ideals? Die Wirkungen der, deutschen Macht haben wir immer gefühlt und stets in einer für uns wohlwollenden Weise. Rumänien muß den Weg einschlagen, der es davor bewahrt, Rußlands Basall zu werden.) Auf einen Zwischenruf erwiderte Karp:„Wir sind bisher, nie Basallen Ungarns gewesen und werden es nitz, .sein., D as rümänische Bolk.#ird nicht. mit Ruß; * * 4 land gehen. Ein Bündnis mit Nußzland würde weder uns noch den übrigen Rumänen nützen.“ Karp wandte sich an den Ministerpräsidenten:„Sie leiden an Unentschlossenheit. Ich wünsche Ihnen, daß die Ereignisse Sie nicht kinfer sich herziehen mögen, sondern daß Sie in Uebereinstimmung mit ihnen gehen. Bulgarische Kriegskredite. WTB Sofia, 30. Dez. In der Sitzung der Sobranje wurde ein Kriegskredit von 500 Millionen Franken für den Unterhalt von Familien armer Soldaten bewilligt. Nur die doktrinären Sozialdemokraten und die Reform=Sozialisten gaben prinzipielle Erklärungen gegen die Bewilligung ab; die übrigen Parteien sprachen sich begeistert für Bewilligung aus. Die Tagungszeit der Sobranje wurde bis zum 28. Januar verlängert. Bulgarlens Einigkeit; sein Verhältnis zu den Verbündeten. WTB Sofia, 29. Dez. Der General Bojadseff erklärte einem Vertreter des„Mir“, als Kriegsminister sei er oft in der Sobranje Zeuge heißer, parteipolitischer Redeschlachten gewesen. Jetzt sei das anders. Heute gäbe es keine Verräter und Antipatrioten, sondern nur Patrioten. Ueber das Verhältnis zu den Verbündeten sagte Bojadjeff: Wir sind entzückt von ihnen, und sie von uns. Es gibt genug, was wir bei ihnen bewundern müssen, und sie finden vieles bei uns, was tiefen Eindruck macht. Wir sind in ihrer Achtung sehr gestiegen. In den künftigen Berechnungen von politischen Plänen werden sie uns als wichtigen Faktor einstellen. Die künftige gemeinschaftliche Arbeit, dessen bin ich sicher, wird die Bande zwischen uns noch befestigen. * Griechenland bleibt dem Kampfe fern. WTB Athen, 29. Dez.(Meldung unseres Sonderberichterstatters.) Wie ich erfahre, wird Griechenland während des bevorstehenden Kampfes der europäischen Mächtegruppen bei Salonik neutral bleiben. Die Panik in Saloniki. TU Budapest, 29. Dez.„Az Est“ meldet aus Saloniki: Auf Wagen oder zu Fuß flüchten wohlhabende Einwohner aus Saloniki. Hab und Gut haben sie in den Tresors der####enikier Banken verborgen, die wahre Schatzkammern geworden sind. Die Einwohnerschaft rechnet damit, daß die Stadt verwüstet wird, denn wenn die Kanonade die Stadt nicht zerstören sollte, so werden sicherlich die flüchtenden Truppen der Entente sie in Brand stecken. Der Vierverband und die Saloniki=Expedition. TU Sofia, 29. Dez.Nach einem an hiesiger maßgebender Stelle aus Saloniki eingegangenen vertraulichen Bericht ist es dem General Sarrail bei dessen letzter Begegnung mit Kitchener gelungen, den letzteren davon zu überzeugen, daß Saloniki unter allen Umständen von den Verbündeten gehalten werden müsse, weil ein Zusammenbruch der Entente=Aktion auf dem Balkan die weitere Fortsetzung des Krieges unmöalich machen würde, zumal dadurch jedes Vertrauen in die Entente=Regierungen verloren ginge, so daß die Landoperationen zur Fortführung des Krieges aussichtslos würden. Deshalb seien die Engländer zu äußerstem Widerstand entschlossen. Oesterreichische Fliegertätigkeit in Montenegro. bb Berlin, 30. Dez. Der„Berliner Lokal=Anzeiger“ meldet aus Wien: Einer Lyoner Blättermeldung aus Cettinje zufolge überflogen österreichische Flugzeuge, die zahlreiche Vomben abwarfen, die Gegend von Nikiti und Podgoritza. Die Lage im Westen. Vor dem Rücktrikt der liberalen Minister Englands. WTB Rotterdam, 30. Dez. Die„Rotterdamsche Courant“ meldet aus London: Die parlamentarischen Mitarbeiter der Blätter befassen sich mit dem gestrigen Kabinettsrat. Wie sie melden, entschied sich die Mehrheit der Minister für sofortige Zwangsmaßregeln. Der Premierminister scheint dies selbst verlangt zu haben und gegen weitere Versuche mit freiwilliger Rekrutierung gewesen zu sein.„Daily Chronicle" berichtet, daß Lloyd George mit dem Rücktritt gedroht habe. Die„Daily News“ knüpfen daran bittere Bemerkungen. Es fragt sich nun, ob der Beschluß des Kabinetts den Rücktritt einiger Minister zur Folge haben wird. Die Blätter sind darüber einig, daß Runciman und Mackenna erbitterte Gegner der Dienstpflicht sind. Vielleicht werden diese beiden zurücktreten und mit ihnen alle anderen liberalen Minister. Hendersons Stellung hängt von dem Beschluß seiner Partei ab.„Daily News" und„Daily Chronicle“ bedauern die Entscheidung des Kabinetts für die Dienstpflicht, die sie als voreilig betrachten. Ihrer Ansicht nach hätte man noch einige Wochen dazu verwenden sollen, die unverheirateten Männer zum Eintritt ins Heer zu ermahnen. Die nationale Einigkeit wäre das wert gewesen. Vor ernsten Arbeiter-Schwierigkeiten. London, 30. Dez. Unter den Mitgliedern der ArbeiterFachvereinigungen herrscht große Mißstimmung. Die Zahl der ungelernten Arbeiter und der weiblichen Arbeiter in allen Betrieben hat so stark zugenommen, daß sie in größeren Werken die Mehrheit haben. Die Fachverbände, die schon durch die Munitionsgesetze den größten Teil ihrer Freiheiten und ihrer Grundsätze aufgeben mußten, sehen hierin eine neue Gefahr für ihre Existenz und für eine Lohndrückerei nach dem Kriege. Auch die lange Arbeitszeit, das Alkoholverbot und andere Beschränkungen haben den Unwillen der Arbeiter erhöht. Wenn es Lloyd George oder der Regierung nicht gelingt, die Arbeiter zu beruhigen, sind in den nächsten Wochen ernste Ereignisse in den Munitionsfabriken zu erwarten. Die Ilucht vor dem Derby. * WTB London, 30. Dez.„Daily Mail“ schreibt: Die Zahl der Unverheirateten, die sich nicht meldeten, sei außerordentlich groß, drei= bis viermal so groß wie das ursprüngliche Expeditionskorps. Außerdem hätten sich mehr als eine halbe Million in Betriebe geflüchtet, deren Arbeiter für den Dienst im Heere nicht in Betracht kommen. Die Jurückziehung englischer Roloniaktruppen von der Westfronk. TU Jürich, 29. Dez. Ueber Lyon wird gemeldet, daß außer den Indern auch andere englische Kolonialtruppen aus Frankreich fortgebracht würden. Der Abtransport wurde von der Agentur Havas ebenso wenig bekannt gegeben, wie der von Reuter gemeldete Transport der Inder nach Aegypten. Die Bundesbrüderlichkeit der Auffrischung nötig. WTB Paris, 29. Dez. Dem„Matin" zufolge traf das Mitglied des englischen Unterhauses'Connor in Paris ein, um mit französischen Parlamentariern sich über den Plan zu verständigen, allmonatliche Besuche zwischen den Mitgliedern der Parlamente beider Länder einzuführen. Belgiens Regierung tritt dem Londoner Vertrag nicht bei. WTB Berlin, 29. Dez. Wie französische Blätter aus Le Havre erfahren, wird Belgien dem Londoner Vertrage nicht beitreten. Belgien trat in den Krieg ein, um seine Neutralität zu verteidigen und möchte nichts tun, was dagegen verstößt. Die Lage im Osten. Vergebliche russische Angriffe. bb Berlin, 30. Dez. Der„Berliner Lokal=Anzeiger“ meldet aus Czernowitz: Die vereinzelten Anstrengungen der Russen. die am Weihnachten hunderte von Geschützen und drei Divisionen Infanterie gegen unsere Front einsetzten, hatten nicht den geringsten Erfolg. Hingegen verlor der Gegner bei 22 Sturmangriffen und mehr als 16stündigem Trommelfeuer über 1000 Mann an Toten und Verwundeten. Russisches Kopfzerbrechen über das nächste deutsche Kriegsziel. TU Kopenhagen, 29. Dez. Die russischen Militärkritiker zerbrechen sich den Kopf, welches wohl das nächste Kriegsziel der Deutschen sein werde. Sie kommen dabei fast ausnahmslos zu der Ansicht, daß die deutsche Heeresleitung jetzt zunächst die Westfront zu erledigen versuchen werde. Nur Mentschikow meint in der„Nowoje Wremja“, daß die Deutschen den nächsten entscheidenden Schlag auf der Ostfront schlagen dürften, weshalb die Russen auf der Hut sein müßten. Die Russen in Teheran. WTB London. 30. Dez. Reuter meldet aus Teheran: Die Russen haben Kashan besetzt und marschieren gegen Ispahan. Von der Südfront. Angebliche hochverräterische Umtriebe in Italien. TU Wien, 30. Dez. Wie die„Neue Freie Presse“ meldet, erregt ein Aufruf des„Secolo“ in Italien ungeheures Aufsehen. Der Aufruf warnt davor, gewissen Gerüchten Glauben zu schenken. Diese Gerüchte wollen wissen, daß der General=Adjutant des Königs wegen Hochverrats erschossen worden sei, weil er die Gefangennahme des Königs herbeizuführen versuchte. Brosati soll zu diesem Zwecke mehrmals den Oesterreichern den genaueren Aufenthalt des italienischen Königs mitgeteilt haben. Brosati hat sich im Frühjahr durch neutralitätsfreundliche Haltung hervorgetan. Kohlennok in Italien. bb Berlin, 30. Dez. Der„Berliner Lokal=Anzeiger“ meldet: Die„Frankfurter Zeitung" berichtet aus Lugano: Die Kohlennot hat einen ungeheuren Umfang angenommen. Die Tonne kostet jetzt 175,4 Lire. Festsetzung der Grenzen der italienischen Operationen. bh Berlin, 30. Dez. Der„Berliner Lokal=Anzeiger“ meldet: Wie die„Frankfurter Zeitung" aus Lugano berichtet, legte Sonnino in den letzten Tagen in mehreren Konferenzen mit dem Kriegsminister die Grenzen der italienischen Operationen fest. Die Lage im Orient. Die Türken-Munition an den Dardanellen. London, 29. Dez. Der Berichterstatter des„Daily Telegraph“ meldet von den Dardanellen: Die Ankunft großer Mengen Munition für die Türken ist jetzt Tatsache geworden. Seit einiger Zeit werden die englischen Stellungen auf der füdlichen Spitze der Halbinsel jeden Tag mit schweren Geschossen überschüttet. Manchmal sind die englischen Stellungen von drei Seiten aus auf einmal dem türkischen Feuer ausgesetzt. Keine französische Hilfe am Suez-Kanal. TU London, 30. Dez. Die englische Regierung hat, wie „Daily Mail“ berichtet, in Paris Schritte getan, um Frankreich zu veranlassen, sich an der Verteidigung des Suez=Kanals zu beteiligen. Die Antwort war ein glattes Nein. Ueber der See. Die Inder verlangen Selbstregierung. WTB London, 28. Dez. Reutermeldung: Präsident Sir Satyenda Sinha gab in einer Rede, die er im indischen Nationalkongreß hielt, der Loyalität des Kongresses gegenüber dem König Georg Ausdruck. Er erklärte, aus der Tapferkeit, welche die indischen Truppen in diesem Kriege an den Tag gelegt hätten, gehe hervor, daß die Inder auch wert seien, die Verantwortungen der Staatsbürgerschaft auf sich zu nehmen. Nach seiner Meinung seien die Bedenken, ob es tunlich sei, den Kongreß während des Krieges einzuberufen, ungerechtfertigt. England würde am besten dadurch, daß es Indien eine Selbstregierung gebe, beweisen, daß es die Dienste, die Opfer und die Treue der Inder würdige. Das schwarze Entenke-Heer in Kamerun. WTB London, 30. Dez. Ein Berichterstatter der„Morning Post“ berichtet über das Expeditionskorps in Kamerun, daß es aus britischen, französischen und belgischen eingeborenen Truppen zusammengesetzt sei, die von weißen Offizieren und Unteroffizieren ausgebildet seien und befehligt würden. Das Korps zählt ungefähr 8000 Mann und werde von dem britischen Generalmajor Dobell kommandiert; das Hauptquartier befinde sich in Duala. Den Befehl über das britische Kontingent habe Oberst Georges. biteratur. * Ein Jahr Weltkrieg. So ist die vom Verkag Leonhard herausgegebene Weihnachtsgabe betitelt, die wieder etwas Eigenes, Schönes und künstlerisch Hochwertiges bietet. In kurzen Umrissen behandelt das mit 12 hervorragenden Orginal=Steinzeichnungen ausgestattete Werk die Kriegsereignisse von August 1914 bis August 1915. Der Verfasser schildert in der Form des Selbsterlebten die ersten heißen Sturmestage, die mit der Eroberung von Lüttich einen glänzenden ersten Sieg brachten. Des weiteren behandelt er die Heldentat des U 9, die Beschießung von Antwerpen und die Schlacht bei Lodz=Lowiez. Nach einer kurzen Betrachtung über den Schützengrabenkrieg folgt ein knapper Bericht über die Schlacht bei Soissons und die Winterschlacht in den Masuren. Die Dardanellenaktion, ein Luftangriff über England und die Versenkung der Lusitania werden geschildert, und schließlich die Ereignisse im vergangenen Sommer, von den ersten Maitagen an, einer kurzen Betrachtung unterzogen. Die Schrift wird eingeleitet mit dem Geibelschen Gedicht„Kriegslied“ und schließt mit dem Gedicht„Abschied vom Leben“ von Fritz Worm. Einige Worte noch über die von dem Düsseldorfer Künstler Adolf Uzarski entworfenen Steinzeichnungen, zu denen der Text verfaßt ist. Sie sind in ihrer Abtönung plastisch und überaus kraftvoll. In das Schwarz trägt das grelle Gelb, Rot und Grün mystisch=grausiges Leben hinein, wie in den Bildern vom Untergang der Lusitania und der großen masurischen Winterschlacht. Hier wie in den übrigen Zeichnungen ist mit wenig Farbmitteln große Wirkung erzielt. Auch mit den Textbildern legt der Künstler sich große Ehre ein. An dem Druck der Agenda ist große Sorgfalt verwendet worden: wer Freude an gutem Buchschmuck hat, der wird das Tießsche Verlagswerk immer gern zur Hand nehmen. Sonntag, den 2. Januar, abends 6 Uhr, Einlaß ½6 Uhr: ausgeführt von der gesamten Kapelle des Infant.Regts Nr. 16 unter persönlicher Leitung ihres Dirigenten Herrn P. Hubatsch. Eintritt: Vorverkauf 45 Pfg., an der Kasse 85 Pig. NB. Aus dem reichhaltigen Programm sel mitgeteilt: Krönungsmarsch; Phantasie aus„Paust und Margarete“; Preislied aus„Meistersinger von Nürnberg“; Brautchor aus„Lohengrin“; Armeemarsch„Die Wachtparade kommt“; neu:„Wir müssen siegen“, mit Erklärung; Patriotisches Potpourri u. Lieder. Bekanntmachungen. Am Freitag nachmittag von 2 bis 5 Uhr werden an dem städt. Lager, Casinostraße, Erdkohlrabien zum Preise von.50 Mk. per Zentner abgeben. Ohligs, den 29. Dezember 1915. Der Bürgermeister: Czettris. Wohnung Großer schwarzer Füllosen billig zu verkaufen. Näheres Sandstraße 4. Am 31. Dezember(Sylvesternacht) wird die Polizeistunde bis 1 Uhr nachts verlängert. Ohligs, den 29. Dezember 1915. Die Polizeiverwaltung. Der Bürgermeister: Czettritz. Die Maul= und Klauenseuche unter den Viehbeständen der Landwirte Bernhard Belling= rath, Bernhard Schmitz, und Martin Buchmüller, alle hier, Oberbüscherhof, ist erloschen. Die angeordneten Sperrmaßregeln sind aufgehoben worden. Obligs, den 29. Dezember 1915. Die Polizeiverwaltung. Der Bürgermeister: Czettrit. Städt. Kleingartenbau Ohligs. Auf dem morgen früh hier stattfindenden Wochenmarkt werden von der Stadt aus frischer Grünkohl und Spinat verkauft. Ohligs, den 30. Dezember 1915. Neu! Neu! Wiener-Kaffee (früher Rattenfalle) Solingen. Feinstes Pamilien-Kaffee am Platze. Empfiehlt sich den geehrten Damen und Herren. Spezialität: Kaffee in Kännchen, ff. Biere und Weine etc. Samstags und Sonntag: Künstler-Musik. Erd= und Bauhilfsarbeiter für dauernde Arbeit gesucht. Außer Tariflohn wird für jede regelmäßig gearbeitete Woche 3 Mk. Zulage sovie die Wochenfahrkarte für Elektrische oder kürzere Eisenbahnfahrt vergütet. Für weitere Strecken nach Uebereinkunft. Anmeldung: Jos. Weiser de Sohn, Wiesdorf am Rhein. ft leichte Beschäftigung gesucht. Merscheid, Herzogstr. 58. liefert täglich 30 Liter Milch? Smil Küll, Goldstr. 17. Ein Oister und Anzug für mittelgroße, dicke Person zu verkaufen. Röh in der Exped. 101096 Größere Wohnung, Tür für sich, mit Stall, großem Garten und Baumhof auf 1. 4. 16 zu verm. Näheres in der Exped. von 5 Zimmern, ganz oder geteilt zum 1. 4. oder später zu vermieten. Näheres Weyer 32. 5 Zimmer, 1. Etage, Mühlenstr. 9, zum 1. 4. 16 zu vermieten. Näh. Wiefeldick 23. Abgeschl. Wohnung von 3 Zimmern mit allen Bequemlichkeiten evtl. ein Speicherz. per 1. 4 zu verm. Zu erfragen 1. d. Exp. Eue lbise 3 Zinner-Holinng, Mansarde, in einem besseren Hause auf 1. April 1916 zu vermieten. Näh. Joh. Wagner, Querstr. 36. 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Jeder über 15 Jahre alte Ausländer hat sich binnen 8 Stunden nach seiner Ankunft am Aufenthaltsorte unter Vorlegung seines Passes oder des seine Stelle vertretenden behördlichen Ausweises(§ 1 Abs. 2 und§ 2 Abs. 2 der Kaiserlichen Verordnung vom 16. Dezember 1914) bei der Ortspolizeibehörde persönlich anzumelden. Die Zeit von 10 Uhr abends bis 4 Uhr nachts rechnet auf die Meldefrist nicht mit. Ueber Tag und Stunde der Anmeldung macht die Polizeibehörde auf dem Paß unter Beidrückung des Amtssiegels einen Vermerk. S 2. Desgleichen hat jeder Ausländer, der im§ 1 bezeichneten Art, der seinen Aufenthaltsort verläßt, sich binnen 8 Stunden vor der Abreise bei der Ortspolizeibehörde unter Vorzeigung seines Passes oder des seine Stelle vertretenden behördlichen Ausweises unter Angabe des Reisezieles und des genauen Reisezweckes persönlich abzumelden. Der Tag der Abreise, der genaue Reisezweck und das Reiseziel werden von der Ortspolizeibehörde wiederum auf dem Passe vermerkt. S 3. Jedermann, der einen Ausländer entgeltlich oder unentgeltlich in seiner Behausung oder in seinem gewerblichen und dergl. Räumen(Gasthäusern, Pensionen usw.) für die Nacht (8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens) oder einen Teil derselben aufnimmt, ist verpflichtet, sich über die Erfüllung der Vorschriften im§ 1 spätestens 8 Stunden nach der Aufnahme des Ausländers zu vergewissern, indem er sich überzeugt, ob Paß oder Ausweis von der Polizeibehörde abgestempelt ist; er hat im Falle der Nichterfüllung der Ortspolizeibehörde sofort Mitteilung zu machen. Die Zeit von 10 Uhr abends bis 4 Uhr nachts rechnet auf die Frist nicht mit. S 4. An= und Abmeldung gemäß§ 1 und 2 kann miteinander verbunden werden, wenn der Aufenthalt des Ausländers an dem betreffenden Orte nicht länger als 24 Stunden dauert. S 5. Die Ortspolizeibehörde hat über die sich an= und abmeldenden Ausländer Listen zu führen, die Namen, Alter, Staatsangehörigkeit, Paßnummer und Art des Passes sowie Tag der Ankunft, Wohnung und Tag der Abreise, das Reiseziel und den genauen Reisezweck angeben. Zugänge, Abgänge und Veränderungen dieser Listen sind täglich in den Landkreisen dem Landrat, in den Stadtkreisen dem Polizeiverwalter(Polizeipräsident, Erster Bürgermeister), mitzuteilen. Die Polizeibehörden haben Vorsorge zu treffen, daß die Meldungen in der Zeit von 6 Uhr vormittags bis 10 Uhr abends jederzeit entgegengenommen werden können. S 6. Die über den Aufenthaltswechsel von Ausländern und ihre Meldepflicht für die Dauer des Krieges erlassenen allgemeinen Bestimmungen werden durch diese Bekanntmachung nicht berührt. Ebenso gilt diese Bekanntmachung nicht für den Personenverkehr im Grenzstreifen mit Holland für diejenigen Personen, die durch ihre Beschäftigung gezwungen sind, die Grenze regelmäßig zu überschreiten(Aerzte, Geistliche, Hebammen, ländliche Bewohner, Dienstboten, ländliche und gewerbliche Arbeiter usw.), für die nach B 2 der Bekanntmachung vom 31. 12. 14.— Ib K. 53138— an Stelle des Passes ein Ausweis der Ortspolizeibehörde genügt. Als„Grenzstreifen“ gilt folgendes Gebiet: a) auf deutscher Seite der Streifen, der zwischen der Landesgrenze und folgendem Straßenzug liegt: Bentheim— Ochtrup— Epe— Wesum— Ottenstein— Breden— Stadtkohn— Südlohn— Wilgenbusch— Weseke— Borken— Rhede— Bocholt— Werth— Halter— Rees; sodann rechtes Rheinufer von Rees bis Emmerich; ferner der Straßenzug Emmerich— Pont— Straelen— Waukum— Vinkrath. b) auf holländischer Seite der Streifen, der zwischen der Landesgrenze und folgendem Straßenzug liegt: L Okdenzaal— Enschede— Haaksbergen— Eibergen — Groenlo— Winterswyk—. Bredeveort— Brasseveld— Terborg— Zeddau— Didam— Zevenaar— Oud=Zevenaar— Pannerdem; sodann über den Rhein, dessen linkes Ufer bis Nymegen, von da ab Landstraße dis Groesbeck— Mock, sodann rechtes User der Maas bis Venlo. S 7. Diese Verordnung tritt an 15. Dezember 1915 in Kraft. Die an diesem Tage ortsanwesenden Ausländer haben die polizeiliche Anmeldung(§ 1) spätestens bis zum 20. Dezember 1915 vorzunehmen. Die Vorschrift des§ 3 findet daber entsprechende Anwendung. S 8. Ausländer, welche den Bestimmungen der§§ 1, 2 und 7 zuwiderhandeln, werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft, falls nach den allgemeinen Strafgesetzen keine höhere Strafe verwirkt ist. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher dem§ 3 zuwiderhandelt. Münster den 2. Dezember 1915. Der stellvertrelende kommandierende General des 7. Armeekorps: Abr. lb. 38 692. Frhr. von Gayl. Vorstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Die beteiligten Personen werden auf genaue Beobachtung der Bestimmungen besonders hingewiesen. Die Anmeldungen sind im Rathause— Zimmer 1(Polizeiwache)— zi machen. Ohligs, den 20. Dezember 1915. Die Polizel=Verwaltung. Der Bürgermeister: Czettritz. Bekanntmachung. „Die Auszahlung der Unterstützungen für die Angehörigen der Kriegsteilnehmer für die erste Hälfte Januar findet für diejenigen, deren Familiennamen mit den Buchstaben: A bis H beginnen, am Montag, den 3. Jannar, 1 bis R am Dienstag, den 4. Januar, S bis 2. am Mittwoch, den 5. Januar, vormittags von 8 bis 1 Uhr, bei der hiesigen Stadtkasse statt. Für die 2. Hälfte Januar werden die Unterstützungen nur am 17., 18. und 19. Januar ausgezahlt. Ohligs, den 30. Dezember 1915. Der Bürgermeister. Statt jeder besonderen Anzeige. Gestern morgen 11½ Uhr verschied nach kurzem aber schwerem Leiden unser lieber Sohn, Bruder, Neffe und Enkel Heinrich Willach im Alter von 4 Jahren 8 Monaten. Um stille Teilnahme bittet Familie Emil Willach. Ohligs, den 29. Dezember 1915. Die Beerdigung findet Freitag nachmittag 3½ Uhr, vom Elternhause, Schulstraße 31, aus mit Prauenbegleitung statt. Dir Urrerster empfehle: Sauttlicht-Punsche als Burgunder-, Kaiser-, Arrak-, Rum-, Ananas-, Portwein- und Orange-Punsch. Rognat, Num, Arrat and Litbre. Ferner: Vordeaue-, Rhein- und Mosel=Weine, Jamos, Medizinalwein, Therry, Madeira, Malaga, Vortwein und Vino Vermouth. Glüchssiguren zum Bleigießen am Silvester=Abend. Drogerie von Sean Schlud 7 Düsseldorferstraße 60. Telefon 391. Schneiderkleider und Mäntel Talllen-Kleider, Blusen, köcke nach Mass in bester Ausführung u. jeder Preislage. Möbers& Brambring, Damen-Moden, Ohligs, Kirchstr. 19. Elnlachtung dem am Samstag, den 1. Januar(Neujahr), nachm. 6 Uhr, im Saale von H. Brauch, Düsseldorferstraße, stattfindende Milltür-Konzert zum Besten Ohligser Kriegs-Invaliden ausgeführt von der Kapelle des LandsturmInfant.-Batis. Solingen, unter Leitung des Musikmeisters Röder. 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Die Wirkung zeigte sich jüngst schon bei den Kämpfen um Bagdad, wo die arabischen Stämme mit fliegenden Fahnen zu den türkischen Regimentern übergingen. Sie zeigt sich jetzt wieder an der Westgrenze Aegyptens, wo die wilden Senussen den Engländern eine ernste Niederlage bereiteten. Nach der Meldung des türkischen Hauptquartiers wurde die Gegend von Siva von den Engländern vollständig gesäubert, ferner wurden die Orte Solum und Matruh von den Senussen besetzt. Der Kommandant der englischen Besatzung und 300 Mann wurden getötet. Der Rest mußte die Flucht ergreifen. Diese Niederlage ist im Augenblick für England nicht allzu tragisch, sie ist aber geeignet, ernste Beunruhigung für die weitere Entwickelung auf diesem Kriegsschauplatz hervorzurufen. Sie zeigt, wie es in den Kreisen der arabischen Wüstenbevölkerung gärt, und wie der englischen Weltmacht auch von dieser Seite her drohende Gefahren erwachsen. Die Westgrenze des ägyptischen Reiches ist so gut wie ungeschützt. Die lange Ausdehnung der Grenze und die natürliche Bodenbeschaffenheit lassen auch die Anlage ständiger Befestigungen nicht gut zu. Gegen Einfälle von dieser Seite muß sich also England durch starke Besatzungstruppen sichern. Es wird gezwungen, größere Kräfte an der Westgrenze zu versammeln und dadurch die Verteidigungsfront am Suezkanal zu schwächen. Am Suezkanal werden voraussichtlich alle Kräfte gebraucht werden. Der von Westen herandrängenden Gefahr gegenüber wird auch England mit seiner organisierten Militärmacht wenig auszurichten vermögen. Die Senussen sind ein wildes Kriegsvolk, daß sich an keine Gesetze und Militärvorschriften bindet. In kleinen Banden ziehen sie auf Pferden und Kamelen heran und finden in dem ihnen vertrauten Gelände tausend Schleichwege, um dem Feind heimtückisch in den Rücken zu fallen. Was ein solcher Kleinkrieg einer europäischen Armee zu schaffen machen kann, haben die Italiener im Tripoliskrieg im Oktober 1911 erfahren müssen. Sie sind trotz aller Anstrengungen niemals als Eroberer bis in das Hinterland von Tripolitanien vorgedrungen und nie über den schmalen Küstenstreifen hinausgelangt, der von dem Feuer ihrer Schiffsgeschütze beherrscht werden kann. Auch jetzt bekam Italien die Kampftüchtigkeit der arabischen Stämme schon recht bitter zu fühlen.„Nachdem das großsprecherische Land den Krieg an die Türkei erklärt hatte, brachen die Wüstensöhne mit Gewalt aus ihrer haßerfüllten Zurückhaltung hervor und zogen in hellen Scharen zum Befreiungskampf gegen den fremden Bedrücker aus. Sie drängten die italienischen Besatzungstruppen, wie gemeldet, bis Suk el Dschumal, anderthalb Wegstunden von Tripolis, zurück und bereiteten ihr eine empfindliche Niederlage. Die Italiener sollen, dabei an Toten allein 6000 Mann verloren haben. Nach diesem Vordringen der Senussen beschränkt sich der Bereich der italienischen Herrschaft in Tripolitanien nur noch auf ein kleines Gebiet. Die Italiener sehen schon jetzt mit Sorge dem Tage entgegen, da sie aus der schwer erkämpften Kolonie gänzlich hinausgedrängt sind. Nicht viel besser ergeht es ihnen in der Cyrenaika. Das Gebiet, das sich zwischen Tripolitanien und Aegypten ausdehnt, und vom Golf von Solum im Norden bis zur Oase von Siva im Süden reicht, war von den Engländern während des italienisch=türkischen Krieges in aller Stille besetzt worden. Die Engländer suchten sich hier ein Bollwerk zur Sicherung der westägyptischen Grenze zu schaffen. Auch über dieses Gebiet ist jetzt die siegreiche Kampfwelle der Wüstensbue tomegechceh. Die Kriegsbraut. Original=Roman von H. Courths=Mahler. 19)(Nachdruck verboten.) Am nächsten Morgen fuhr Hasso mit den beiden Damen davon. Während der Reise war er in einer sehr heiteren, erwartungsvollen Stimmung. Fast übermütig erschien er Rose. Er neckte sie ein wenig, weil sie so blaß aussah. „Du hast entschieden Reise= und Großstadtfieber, Rose," sagte er lachend. Sie ließ ihn bei dieser Vermutung. Wie hätte sie ihm auch ihr blasses, elendes Aussehen erklären sallen! Sie hatte die ganze Nacht wach gelegen und war nur am frühen Morgen auf ein Stündchen eingeschlafen. Unerträglich schwer schien es Rose, immer wieder ron Hasso zu hören, wie er von Natascha schwärmte. Sein ganzes Wesen schien erfüllt von Sehnsucht nach der Geliebten. Und seine Stimme klang so weich und zärtlich, wenn er von ihr sprach. Rose hatte dann immer das Gefühl, als würde ihr das Herz durchbohrt. Ach, wie neidete sie der jungen Russin Hassos Liebe. Ob sie dieselbe wohl zu sehen bekam in Berlin? Sie wünschte es und fürchtete es zugleich. Als Hasso wieder einmal in zärtlichen Tönen zu seiner Mutter von Natascha sprach, schien es Rose, als könnte sie es nun nicht mehr ertragen. Sie sah mit einem wehen, schmerzlichen Blick, wie um Erbarmen flehend, in sein Gesicht. Gerade in diesem Augenblick wandte er ihr seine Augen zu. Dieser hilflose, wehe Blick traf ihn ganz seltsam ins Herz. Obwohl Rose sogleich erschrocken die Augen senkte, verstummte er und sprach nun nicht mehr von Natascha. Warum er es unterließ, wußte er selbst nicht. Nicht die leiseste Ahnung von Roses wahrem Empfinden kam ihm. Weil er ihr selbst brüderlich gegenüber stand, setzte er auch bei ihr für sich nur geschwisterliche Gefühle voraus. Aber es war ein Gefühl in ihm, als Von Tripolitanien aus führen die Karawanenstraßen nach Aegypten und nach dem Sudan. Von Tripolitanien aus hat der Kampf der Senussen seinen Ausgang genommen. Der bisherige Großsenusse Sayed Ahmed el Scherif galt als englandfreundlich. Vor kurzem hat er die Regierung an seinen Neffen Sayed Idriß abgetreten, der, wie man hört, ganz auf türkischer Seite stehen soll. Die Senussen sind die Mitglieder jenes mohammedanischen Kampfordens, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts gegründet wurde und dessen wichtigstes Ziel ist, den Islam rein von allen fremden Einflüssen zu halten und das Eindringen der Ungläubigen in Nordafrika zu bekämpfen. Sie sind die Führer und Vorwärtsdränger unter den Beduinen der Sahara. Ueber wie starke Streitkräfte sie verfügen, ist schwer zu sagen. Die flüchtigen Söhne der Wüste haben sich noch keiner Volkszählung unterworfen. Sie bilden aber ein ansehnliches Häuflein und durch die Wildheit und den Fanatismus ihrer Natur einen gefährlichen und zähen Gegner. Die bei Solum versammelte Streitmacht soll ungefähr 800000 Mann umfassen. Nicht viel weniger werden bei der Oase Siva versammelt sein. Der Weg nach der Oase Siva geht von den Oasen Lebda, Dschaghbub und Abunaim aus und führt durch ein unzivilisiertes Wüstengebiet. Die Senussen sind ein Nomadenvolk, das von Kamel= und Schafzucht lebt und zum Teil auch als Karawanenhändler durch die Wüste zieht. Es ist kriegsgewohnt und leicht zum Kampf bereit. Ein kleiner Anlaß genügt, um diese Nomaden gegen die Christen auszuhetzen. Das religiöse Element spielt dabei weniger eine Rolle als die starke Gewinnsucht. Die Senussen sind auch mit Waffen gut ausgerüstet. Gegen die moderne artilleristische Bewaffnung der Engländer werden sie freilich nicht aufkommen können. Immerhin ist es bemerkenswert, daß diese Bandenkämpfer den Engländern zwei Feldgeschütze, eine Menge Munition und 10 Kraftwagen abzunehmen vermochten. Sie werden ihnen voraussichtlich noch recht viel zu schaffen machen. Politische Nachrichten. Die neuen Steuern. bb Berlin, 29. Dez. Die Steuervorlagen, welche dem Reichstage mit dem Reichshaushaltsplan für 1916 unterbreitet werden sollen, verfolgen, wie die„Berliner Politischen Nachrichten“ melden, einen anderen Zweck als die definitive Neuordnung des Reichshaushaltes nach Friedensschluß: Sie sind bestimmt, die Mittel zur Deckung der ordentlichen Ausgaben des Reiches. in der Kriegszeit zu beschaffen. Aus dieser Zweckbestimmung läßt sich ohne weiteres sicher schließen, wie die Art der geplanten Vorlagen sein wird. Es wird demnach sich in der Hauptsache darum handeln, vorhandene Einnahmequellen des Reiches zu reicherer Entfaltung zu bringen, dagegen wird sachgemäß die Erschließung neuer reichlicher fließender Einnahmequellen der Zeit vorbehalten sein, wo es sich darum handelt, das dauernde Gleichgewicht im Reichshaushalt zu sichern. Desgleichen sind die in Preußen zu erwartenden Maßnahmen auf steuerlichem Gebiet dazu bestimmt, für die Einnahmeausfälle und Ausgabevermehrung im nächsten Steuerhaushaltsetat Deckung zu beschaffen. Preußische Landtagsarbeiten. hb Berlin, 29. Dez. Der Haushaltsplan für 1916/17 wird nach dem Muster des vorjährigen aufgestellt werden bis auf diejenigen Posten, die sich genau übersehen lassen. Die Dispositionsfonds bei verschiedenen Verwaltungen werden gekürzt erscheinen. Die Eisenbahneinnahmen sind mit einem geringeren Ueberschuß veranschlagt wegen der gestiegenen Betriebs-kosten infolge Verteuerung des Materials, Erhöhung der Arbeitslöhne usw. Zur Deckung der Steuerausfälle sollen 100 Millionen aus neuen Zuschlägen zur Einkommensteuer gewonnen werden, wobei indes die unteren Klassen verschont bleiben können. Wer bisher an Zuschlägen 25 Prozent seiner Steuer zu zahlen hatte, wird wahrscheinlich in Zukunft 50—60 Prozent zu zahlen haben. Ueber Einzelheiten dieser Vorlagen sind die Verhandlungen im Staatsministerium noch nicht abgeschlossen. Es steht auch noch nicht fest, ob diese neuen Zuschläge nur für ein Jahr erhoben werden sollen. In der üblichen großen Eisenbahnkreditvorlage wird auch eine zweite zweigleisige Bahn nach Ostpreußen vorgesehen sein. Wahrscheinlich wird dem Landtage auch eine neue Kriegskreditvorlage zugehen, da von dem alten Fonds von 1½ Milliarden nur noch 400 Millionen sähe ihm ein Hungriger zu, wie er bei vollen Schüsseln saß, als müsse er vor Roses traurigen Augen sein Glück verbergen. Sie schien ihm so bemitleidenswert, so ausgeschlossen von den Freuden des Lebens. Für sie, das arme, vermögenslose Mädchen würde es so leicht kein sonniges Liebesglück geben. Wie sollte sie es auch in dem stillen Falkenried finden? Rita brachte man jeden Winter in Gesellschaft, damit sie junge Menschen kennen lernte und mit ihnen froh sein konnte. An Rose hatte in dieser Beziehung noch niemund gedacht. Wie sollte sie denn Herrenbekanntschaften machen? Im Umkreis von Falkenried gab es wenig junge Herren, ganz sicher aber keine, die als Freier für Rose hätten in Frage kommen können. Deshalb sorgte ja seine Mutter immer dafür, daß Rita herauskam unter Menschen. Rose hatte man aber vergessen.„Arme Rose— arme kleine Rose," dachte er mitleidig. Und er nahm sich vor, ihr in Berlin so viel Vergnügen als möglich zu schaffen und sie aufzuheitern. Vielleicht nahm sich auch Natascha ihrer an. Natascha! Da waren seine Gedanken wieder bei der Geliebten, und darüber vergaß er alles andere. Aber er war so gut und zartfühlend zu Rose, so aufmerksam und ritterlich, daß sie alle Kräfte nötig hatte, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie war ihm dankbar für jedes gute Wort, und doch hätte sie ihn bitten mögen:„Sei nicht so gut zu mir, das macht meine Schmerzen nur noch tiefer.“ Wenn er sie gar nicht beachtet hätte, wäre es ihr leichter gewesen, ihre Fassung zu bewahren. In Berlin angelangt, brachte Hasso seine Mutter und Rose ins Hotel. Er verabredete mit ihnen, daß er am nächsten Tage das Diner mit ihnen im Hotel einnehmen würde. Am Vormittag wollte er sofort zu Natascha gehen und offiziell um ihre Hand anhalten, und am Nachmittag hoffte er dann, seine Mutter mit seiner Braut bekannt machen zu vorhanden sind. Von sonstigen Vorlagen kommt nur das Fischereigesetz in Betracht. „Wir reichen aus!“ WTB Berlin, 29. Dez. In dem Bericht über das Ergebnis der Beratungen des Reichshaushaltausschusses für Ernährungsfragen führt der Berichterstatter Graf v. Westary unter anderm aus: Es sind ausreichend Vorräte vorhanden, um die Bevölkerung während des Krieges zu ernähren, solange dieser auch dauert. Besonders wird an den notwendigsten Lebensmitteln: Brot, Kartoffeln und Fleisch ein wirklicher Mangel nicht eintreten. Anderseits können wir mit Sicherheit nicht darauf rechnen, daß wir mehr haben, als wir brauchen. Eine Einschränkung, besonders an Fett und Butter, wird. nicht zu umgehen sein. Voraussetzung dafür, daß wir auskommen, ist auf allen Gebieten Sparsamkeit. Dank den bisher getroffenen Maßnahmen ist es, trotz der größeren Schwierigkeiten, die für Deutschland infolge der Absperrung bestehen, erreicht, daß bei uns die Teuerung und die Einschränkung hinter denjenigen in neutralen und in feindlichen Ländern, besonders auch in England, zurückbleiben. Auf allen Seiten, bei den verbündeten Regierungen, bei den einzelnen Parteien und den Berufsständen, ist der gute und ehrliche Wille vorhanden, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in gemeinsamer Arbeit und in pflichtbewußter Hilfsbereitschaft zu bekämpfen. Um der wirtschaftlichen Lage Deutschlands willen braucht der Krieg nicht einen Tag früher beendet zu werden, als die militärische und politische Lage einen vollen Sieg verbürgt. Lokales und aus dem Kreise. Ohligs, 30. Dezember. Ritter des Eisernen Kreuzes. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse wurde verliehen an: Unteroffizier Ernst Hartmann, im 7. Pionier=Bataillon 1. FeldPionier=Kompagnie, aus Solingen; Leutnant der Reserve Rudolf Benninghofen, im Infanterie=Regiment Nr. 219, aus Höhscheid=Neuenhof; Postbote Josef Wiebusch, bisher im Infanterie=Regiment Nr. 174, aus Hilden; Unteroffizier Willi Nicolin und Gefreiter Willi Braun, beide aus Benrath. □ Höchstpreise für Schweine. Es ist die Beobachtung gemacht worden, daß Landwirte usw. bei Verkäufen von Schweinen ab Stall den für den nächstgelegenen Schlachtviehmarkt geltenden Höchstpreis fordern und dadurch der Kauf unmöglich gemacht und die Beschickung der Märkte mit Schweinen verhindert wird. Hierzu wird bemerkt, daß die Höchstpreise sich nur frei Schlachtviehmarkt verstehen, so daß für Transportkosten, Gewichtsverlust auf dem Transport, Händlergewinn genau wie früher gegenüber der Notierung der Schweinepreise entsprechende Abzüge für den Verkauf ab Stall gemacht werden müssen. □ keine Höchstpreise für Schuhwaren. Das Reichsamt des Innern hat auf eine Eingabe wegen Festsetzung von Höchstpreisen für Leder und Schuhwaren geantwortet, daß wohl innerhalb der zuständigen Stellen eingehende Erwägungen über die Schaffung von bestimmten Höchstpreisen für Waren aus Leder, darunter auch für Schuhwaren, stattgefunden hätten, daß man aber infolge der außerordentlichen Schwierigkeiten, die hauptsächlich auf die große Vielseitigkeit der Erzeugnisse zurückzuführen seien, von der Festsetzung bestimmter Preise abgesehen habe. Man rechne mit einer Verbilligung der Preise dieser Waren nach der nunmehr geschaffenen Verbilligung der Lederpreise. I Oelhaltiger Unkrautsamen. Das in diesem trockenen Jahr gewachsene Sommergetreide enthält beträchtliche Mengen Beimischungen von Hederich, Ackersenf, Leindotter und anderen ölhaltigen Unkrautsamen, die beim Dreschen und bei der späteren Reinigung des Getreides ausgesiebt werden. Diese Sämereien sollten, auch wenn es sich um ganz kleine Mengen handelt, den Oelmühlen zur Oelgewinnung zugeführt werden. Der Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische Oele und Fette hat in jedem Kommunalverband einen Kommissionär ernannt, der ebenso wie alle anderen Oelfrüchte auch diese beim Ausputz gewonnenen Oelsamen abnimmt. Der Preußische LandwirtKs dürfen. Wie und wo die Begegnung zwischen seiner Mutter und den Damen Kowalsky stattfinden sollte, würde sich erst ergeben, wenn er mit Natascha gesprochen hatte. Seine Mutter war zu müde von der Reise, um heute abend noch etwas vornehmen zu können. Die Damen nahmen nur im Hotel einen Imbiß und eine Tasse Tee und begaben sich dann zur Ruhe. Auch Rose war nach der gestrigen schlaflosen Nacht sehr müde. Es war noch nicht neun Uhr, als Hasso das Hotel verließ. Das war ihm noch zu früh, um schlafen zu gehen. Zum Arbeiten hatte er indes auch keine Ruhe und Sammlung heute abend. Da ließ er das Auto nach der Wohnung seines Freundes Hans von Axemberg fahren. Dieser war gestern oder heute, wie Hasso wußte, von seinem Urlaub zurückgekehrt und mit ihm wollte Hasso den Abend verbringen, falls er ihn noch zu Hause antraf. Hans von Axemberg stand eben im Begriff auszugehen. Als Hasso bei ihm eintrat, lachte er vergnügt auf. „Wenn der Prophet nicht zum Berge kommt, kommt der Berg zum Propheten. Tag mein Alter! Das sieht ja beinahe aus, als hättest du Sehnsucht nach mir gehabt. Ich werde mich öfter ein bißchen rar machen. Als ich dar letztemal bei dir war, setztest du mich an die Luft, und heute suchst du mich auf. Das ist ja seit Jahr und Tag nicht vorgekommen,“ sagte er, Hasso die Hand schüttelnd. Dieser ging auf den übermütigen Ton ein, an#### „Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Ich komme nämlich direkt von Falkenried," erwiderte er, sich in einen Sessel werfend. m Axemberg staunte. „Von Falkenried? Warst du denn schon wieder daheim?“ „Ja, auf zwei Tage nur. Gestern bin ich erst abgereist und heute schon wieder zurück.“ ### Verwundert schüttelte Axemberg den Kopf. schaftsminister fordert die Landwirte auf, auf die Gewinnung dieser ölhaltigen Samen zu achten und sie zur Absieserung zu bringen. C 1 300 500 Stück Bieh in Ostpreußen verloren. Nach amtlicher Zusammenstellung betragen die Gesamtverluste an Vieh und Pferden, die in Ostpreußen durch den Russeneinfall hervorgerufen wurden: 135000 Pferde, 250000 Stück Vieh. 200 000 Schweine. An Schafen gingen 50000, an Ziegen 10000, an Hühnern 600 000. an Gänsen 50.000 verloren. □ Warnung vor den Kognakbahnen. Das Herzoglich braunschweigische Landes=Medizinal=Kollegium erläßt in den Braunschweigischen Zeitungen folgende Warnung: In neuerer Zeit kommen in immer größerem Umfange Konfekte, Bonbons. Pralinés in den Handel, welche mit Likör, Schnaps oder Kognak gefüllt sind. Angestellte Untersuchungen haben ergeben. daß der Alkoholgehalt in diesen Waren sehr erheblich ist, etwa —10 Prozent beträgt. Ein Viertelpfund dieses Konfekts, welches für 30—45 Pfg. erhältlich ist, enthält 10 bis 12 Gramm absoluten Alkohol. also so viel, wie ein Schnitt Bier oder ein Gläschen gewöhnlicher Trinkbranntwein. Es sind Fälle bekannt geworden, in denen Erwachsene durch den Genuß eines solchen Konfekts berauscht worden sind. Weit gefährlicher sind solche Konfekte für Kinder, welchen im Interesse ihrer Gesundheit der Genuß alkoholhaltiger Flüssigkeiten in jeder Form untersagt werden sollte. Es ist Aufgabe der Eltern und Erzieher, den ihrer Obhut anvertrauten Kindern und Pfleglingen den Genuß solchen Konfektes zu verbieten. Es wird hiermit auf die Gefahren, welche mit dem Genusse von alkoholhaltigem Konfekte für Kinder verbunden sind#ffantsich hingewiesen. □ Geldsendungen an Kriegsgefangene in Frankreich. Die französische Regierung hat angeordnet, daß vom 1. Januar 1916 ab bis auf weiteres von einem Absender an einem Tage nicht mehr als 180 Franken auf Kriegsgefangenen=Postanweijungen nach Frankreich abgesandt werden dürfen. I Vorsicht bei sogenannten Knallkörpern. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß im Verkehr mit sogenannten Knallkörpern besondere Vorsicht beobachtet werden muß. Vor einiger Zeit hat in einem Geschäft durch Unvorsichtigkeit eine Explosion von Knallkörpern stattgefunden, wobei eine Verkäuferin schwer, eine zweite leicht verletzt und außerdem im Laden erheblicher Sachschaden angerichtet wurde. Die Explosion ist dadurch veranlaßt worden, daß sogen.„Liliput=Munition“ die sich in mit Sägemehl ausgefüllten Schachteln befand, aus den Schachteln herausgenommen und mit anderen Knallkörpern auf einen Ladentisch geschüttet wurde. Durch die hierbei entstandene Reibung hat sich die Masse entzündet. Knallkörper dürfen niemals aus den Schachteln, in denen sie verpackt waren. herausgenommen werden. Auch darf aus den Schachteln nicht das Säge= oder Holzmehl oder die etwa zur Abdeckung verwandte Baumwollschicht herausgenommen werden. Sodann sei nochmals darauf hingewiesen, daß sich Knallkörver, wenn sie zum freien Verkehr zugelassen sind, nicht an Personen, von denen ein Mißbrauch zu befürchten ist, insbesondere nicht an Personen unter 16 Jahren abgegeben werden dürfen. Dies trifft auch für Knallkorken zu. □ Erweiterter Geschäftsverkehr. Morgen(Silvesterabend) ist ein erweiterter Geschäftsverkehr bis 10 Uhr zugelassen. □ Die Auszahlungen der Unterstützungen für die Familien der Kriegsteilnehmer für die 1. Hälfte Januar finden für diejenigen, deren Familiennamen mit den Buchstaben—H beginnen, am Montag, den 3. Januar,—R am Dienstag, den 4. Januar,—Z am Mittwoch, den 5. Januar, vormittags von —1 Uhr bei der hiesigen Stadtkasse statt. Die nächsten Auszahlungen können nur am 17., 18. und 19. Januar erfolgen. □ Verkauf von Erdkohlrabien. Am Freitag nachmittag von—5 Uhr werden an dem städtischen Lager, Casinostraße. Erdkohlrabien zum Preise von.50 Mark per Zentner verkauft. □ Die Weihnachtsbescherung des Schulvereins zu Weyer. Wie seit langen Jahren, so hatte auch diesmal wieder der Evangelische Schulverein zu Weyer es sich zur Aufgabe gemacht, den bedürftigsten Kindern seiner Schulgemeinde eine Weihnachtsfreude zu machen. Er hatte die Freude, daß gerade in diesem Kriegsjahre die Gaben von Freunden und Gönnern des Vereins reichlich flossen, so daß es ihm möglich war, 55 Kinder nicht nur mit dem Notwendigsten: Kleider, Schuhe, Strümpfe, Schürzen, Hemden usw. zu versorgen, sondern den Schülern auch Bilderbücher und Spiele, Federhalter und Bleistifte und neben dem üblichen Weihnachtsgebäck einen„tüchtigen Teller poll“ Rsüsse Aonfes und Anfassinen zu schenken. Am 23 d versammelte sich die frohe Kinderschar unter einem geschmückten Weihnachtsbaum im Vereinslokal des Herrn ten Eicken und nach Gesang und kurzer Ansprache fand die Bescherung statt. Da sah man frohe Kinderaugen leuchten, war doch der Tisch noch nie so reichlich gedeckt gewesen. Aber auch der Schulverein kann stolz darauf sein, daß er es gerade in dieser Zeit, wo so wenig Kräfte zur Verfügung standen, ihm eine solch schöne Weihnachtsfeier geraten ist. Möge sie dazu beitragen, daß alle dem Verein noch Fernstehenden aufgemuntert werden, für einen solch guten Zweck ihr Scherflein auch fernerhin zu opfern. □ Die Polizeistunde ist für die Silvesternacht auf 1 Uhr nachts verlängert worden. □ Die Maul- und Klauenseuche unter den Viehbeständen der Landwirte Bernhard Bellingrath, Bernhard Schmitz und Martin Buchmüller, alle hier, Oberbüscherhof, ist erloschen. Die Sperrmaßregeln sind aufgehoben worden. □ Kindlicher Unfug. Von den Anwohnern der Mozartstraße wird Beschwerde geführt, daß die Kinder, besonders Jungen, denen die Anlage zum Spielen angewiesen ist, ihr Treiben auch bis auf die Vorgärten der dort liegenden Häuser ausdehnen, und hier durch das Ueberklettern der Zäune und das Herumlaufen auf den Beeten viel Schaden anrichten. Eltern und Lehrer werden gebeten, die Kinder auf das Ungebührliche ihres Betragens aufmerksam zu machen und ihnen das Spielen in den Vorgärten zu verbieten. I) Lautes Wesen trieben in der Nacht zum Dienstag mehrere Personen, darunter ein Soldat, in der Bahnstraße. Mit Gewalt suchten sie in einer Wirtschaft die Schlagladen zu erbrechen, und als die Wirtsfrau die Ruhestörer verscheuchen wollte, wurden ihr Drohworte zugerufen. Anzeige ist erstattet. Auf die Ermittelung der Personen ist eine Belohnung ausgesert. s Höhscheid.(Verunglückt.) Der Brückenwärter Johann Feinhals von hier, ein 60jähriger Mann, wollte Angehörige im Siegkreis besuchen. Auf dem Bahnhof Honrath verließ er irrtümlicherweise den Zug. Als er wieder einsteigen wollte, setzte sich der Zug in Bewegung. F. wurde überfahren und war sofort tot. § Solingen.(Tödlich verunglückt.) Schon lange hatte sich der Reservist Jaspert von hier, der seit Kriegsausbruch im Osten kämpft, auf einen Heimatsurlaub gefreut. Endlich konnte ihm dieser bewilligt werden: zu Neujahr gedachte er bei seinen Lieben daheim zu sein. Das Schicksal wollte es anders. Jaspert, der in den 17monatigen Kämpfen unversehrt blieb, verunglückte auf der Fahrt in die Heimat. Er stürzte aus dem Zuge und wurde totgefahren. § Solingen.(Ein„Kniff“.) Ueber einen„Händlerkniff" berichtet die„Arbeiterstimme“. Hiernach sollen Viehhändler das Gewicht der lebend verkauften Schweine in eigenartiger Weise aufbessern. Während sonst der Magen eines geschlachteten Schweines etwa 5 Pfd. wiegt, habe ein hiesiger Metzger ein Gewicht von 18 Pfund festgestellt und bei näherer Untersuchung gefunden, daß der Mageninhalt aus gezuckertem Sand bestand. Der Fußboden des Waggons, in welchem die Schweine transportiert werden, sei nicht mit gewöhnlichem Sand bestreut gewesen, habe vielmehr eine dicke Schicht einer Mischung von Zucker und Sand als Streu gehabt. Die Schweine hätten den gezuckerten Sand in großen Mengen gefressen.— Wir wissen nicht, ob das möglich ist. Rheinland und Westfalen. * Elberfeld.(Schwerer Einbruchs=Diebstahl.) In den Weihnachtstagen haben Diebe in der Wohnung eines hiesigen Landgerichtsrates gehaust und reiche Beute gemacht. Der Bewohner war mit seiner Familie verreist und hatte seine Dienerschaft deurlaubt, so daß die Villa unbewohnt war. Die Diebe erbrachen, nachdem sie eingestiegen waren, im Salon, im Eß= und im Herrenzimmer verschiedene Schränke und stahlen Silbersachen, sowie sechs Sparkassenbücher, ferner Kleidungsund Wöschestücke in größerer Menge. Da auch einige Koffer vermißt werden, nimmt man an, daß die Diebe diese zum Fortschaffen der Gegenstände benutzt haben. Die gestohlenen Sachen haben einen Gesamtwert von etwa 10000 Mark. * Buchholz.(Drillinge.) Die Frau eines als Landsturmmann in der Front dienenden Straßenbahnschaffners konnte ihrem Manne mitteilen lassen, daß sich seine Familie in den Weihnachtstagen um drei Kinder vermehrt hat zwei o „Was hattest du denn so Wichtiges daheim zu erledigen? Von großen Ereignissen sprichst du auch? Also nun schon heraus mit der Sprache.“ „Ja, doch— aber erst bei einer Flasche Wein, Hans. Ich habe noch nicht zu Abend gegessen.“ „Ich auch nicht. Also speisen wir zusammen, ich wollte gerade ausgehen zu diesem Zweck, denn auch ich din erst vor einer Stunde von meinem Urlaub zurückgekehrt.“ „Schön, so laß uns aufbrechen. Ich habe das Auto, das mich herbrachte, gleich halten lassen.“ „Gut. Aber erst noch eine Zigarette anstecken, daß mich die Neugier nicht inzwischen umbringt. Bitte, bediene dich.“ Sie zündeten sich eine Zigarette an und verließen Axembergs Wohnung. Das Auto setzte sie in kurzer Zeit vor einem vornehmen Weinrestaurant ab. Bald saßen sie gemütlich in einer Ecke, und nachdem sie dem Kellner das Souper bestellt hatten, sagte Axemberg, die Gläser füllend: „So, mein Alter, wenn du nun nicht das schauderhafte Schauspiel erleben willst, daß ich vor Neugier platze, dann schieß' endlich los.“ Hasso nahm sein Glas und sah in den funkelnden Wein. „Was wir lieben!“ sagte er, mit seinem Glas an das Axembergs rührend. Dieser ergriff sein Glas ebenfalls. „Das ist ein vielversprechender Anfang. Hasso, der Weiderseind, läßt einen Toast auf das, was wir lieben, steigen. Also nun bin ich auf allerhand gefaßt. Aber erst leere ich dies Glas auf das Wohl meiner Herzensdame.— So! Und nun weiter: Auch Hasso hatte sein Glas geleert. und während Axemberg die Gläser wieder füllte, sagte er mit sichtlicher Bewegung: „Mein lieber Hans— du sollst es wissen, eher, als alle anderen. Ich war zu Hause, um meinen Eltern mitzuteilen. daß ich morgen um die Hand Nataschas von Kowalsky anhalten werde.“ Aremberg zuckte betroffen, aber keineswegs erfreut zurück. „Hasso, ist das dein Ernst?“ „Mit solchen Dingen treibt man doch keinen Scherz. Ich wenigstens nicht, das solltest du wissen, erwiderte Hasso ernst. Aremberg faßte sich. „Also, das ist wirklich eine so große Sache geworden? Und in so kurzer Zeit!? Ich hatte wohl gemerkt, daß du Feuer gefangen, aber daran— nein daran habe ich nicht gedacht,“ sagte er zögernd. „Ist denn das so etwas Unwahrscheinliches?“ Mit versteckter Sorge blickte Aremberg in Hassos Gesicht. In seiner Seele schlummerte eine starke Abneigung gegen die schöne Ruffin. Dies Gefühl war schon in ihm emporgekeimt, als er Natascha das erste Mal bei Oberst von Steinberg gesehen hatte. Bei jeder neuen Begegnung hatte es sich verstärkt, ohne daß er sich hätte sagen können, warum. Noch unsympathischer war ihm Nataschas Mutter. Instinktiv hatte er das Wesen der beiden Damen als unwahr erkannt. Aber das alles lag ihm nur im Gefühl. Es wäre ihm unmöglich gewesen, etwas Bestimmtes gegen sie vorzubringen und doch hatte er das Empfinden, als müsse er Hasso warnen und vor einer Uebereilung schützen. Was sollte er ihm aber sagen, da er sich selbst nicht einmal die Abneigung gegen die Damen begründen konnte!— (Fortsetzung folgl. unde Jungen und ein Mädchen. Die Kinderzahl stleg hlermit auf 11. * Köln.(Dfebstähle bei der Eisenbahn.) Umfangreiche Diebstähle hat sich eine Anzahl Eisenbahnbeamter, Lokomotivheizer und Rangierer zu ulden kommen lassen. Zur Abendzeit machten sie sich beim Rangieren auf dem Güterbahnhof über die ihnen anvertrauten Wagen her und stahlen große Posten Zigarren, Tabak, Schuhe Seife, Butter, Plockwürste usw. Sieben Personen hatten sich#egen dieser Diebstähle und wegen Hehlerei zu verantworten. Sie erhielten Strafen bis zu drei Jahren Zuchthaus. * Bonn.(Revision im Lollhinterzlehungsprozeß angemeldet.) In dem Branntweinsteuer=Zollhinterziehungsprozeß gegen Bött er, Jansen und Lubanski haben die Angeklagten Bötticher und Jansen gegen das Urteil der Bonner Strafkammer vom 8. Dezember Revision beim Reichsgericht angemeldet. * Trier.(Jubelfeler des Bischofs von Trier.) Aus Anlaß des goldenen Priesteriu läums des Bischofs Korum von Trier fand Dienstagvormittag ein Pontifikalamt statt. Abends folgte eine Männerversammlung, die eine der Zeit angemessene schlichte Feier darstellte. Kardinal und Erzbischof von Hartmann aus Köln huldigt; zunächst Papft und Kaiser und brachte dann auf den Jubilar ein Hoch aus. Ferner hielten Ansprachen der Minister Frhr v. Schorlemer, der Oberbürgermeister und andere. Die Stadt Trier hat dem Jubilar das Ehrenbürgerrecht verliehen. * Mörs.(Die Ursachen der Kartoffelknapp= keit) im Kreise Mörs beleuchtete, dem„Berliner Tageblatt“ zufolge, der Landrat v. Laer in er letzten Kreistagssitzung zu Mörs in folgender Weise: Im Kreise wurden 3800 Hektar mit Kartoffeln angebaut. Der Ertrag, der sich aber weit höher stellte, wurde vorsichtig auf 1 216 000 Zentner geschätzt. Davon waren als Speisekartoffeln 450000 Zeitner für 160000 Kreiseingesessene erforderlich. 400000 Zentner werden angesetzt zur Verfütterung an 150000 Schweine. Also durfte mit einem Ueberschuß von annähernd 400 00 Zentner gerechnet werden. Statt dessen mußte man 438000 Zentner im Osten dazu kaufen. Auf den Märkten im Kreise Mörs seien auch jetzt noch keine Kartoffeln zu haben. Familien non acht Köpfen hätten Mengen von 40 bis 50 Zentnern eingekeilert. Das seien sehr viele Familien gerade auf dem Lande. So seien unerhörte Mengen von Kartoffeln zurückbehalten und der Versorgung der Bevölkerung vorenthalten worden. * Dortmund.(Haftentlassung des Bankiers Ohm.) Der frühere Bankdirektor Julius Ohm von der verkrachten Niederdeutschen Bank ist am Dienstag auf ministerielle Anordnung aus dem Gefängnis in Dortmund bis auf weiteres entlassen worden. Die Entlassung erfolgte auf Antrag eines Verteidigers Ohms, des Berliner Rechtsanwalts Dr. Alsberg, mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des fast 50 Jahre alten Verurteilten. Ohm hat, die Untersuchungshaft eingerechnet, fast vier Jahre im Gefängnis zugebracht. Der Prozeß gegen Ohm erregte seinerzeit großes Aufsehen. Er dauerte vom April bis zum Oktober 1913 und endete mit der Verurteilung des Angeklagten zu 7 Jahren Gefängnis. Der Prozeß ist übrigens heute noch nicht ganz beendet, da das Reichsgericht auf die eingelegte Revision hin das ergangene Urteil zu einem Teil, soweit nämlich der Verstoß gegen den§ 88 des Börsengesetzes in Frage kam, aufgehoben und darüber eine neue Verhandlung angeordnet hat. Ohm wurde wegen schwerer Erkrankung seiner Frau, die sich einer Operation unterziehen muß, aus der Strafanstalt auf einige Monate beurlaubt. Er selbst ist durch die jahrelange Haft und durch den Tod seiner ältesten Tochter gesundheitlich stark mitgenommen, so daß sein Gesuch um einstweiligen Aufschub der Reststrafe Befürwortung fand. Das Justizministerium hat darauf den beantragten Strafaufschub genehmigt. " Münster.(Westfälische Provinzialverwaltung.) Der Westfälische Provinzialausschuß erstattet dem im Februar zusammentretenden 57. Provinziallandtage einen umfangreichen Bericht über die Ergebnisse der Provinzialvertung für das Geschäftsjahr 1914/15. Da sofort bei Kriegsausbruch die Unterlassung aller nicht unbedingt notwendigen Ausgaben angeordnet wurde, ist es möglich gewesen, daß das Geschäftsjahr mit einem Bestand von 530 049 Mark abschließt. Die Provinzialverwaltung hat große Mengen Reis, Mais, Gerste, Kleie, Kartoffeln, Fleischwaren und Futtermittel angekauft und an Kommunen und Anstalten weitergegeben; bei dem für alle Bevölkerungskreise gleichmäßig vorliegenden Interesse an der Versorgung mit Fleisch und Milch beteiligte sich die Provinz an einem Vertrag mit der Westfälischen Zentralgenossenschaft in Münster und der Westfälischen Kornhausgenassenschaft in Soest zwecks Ein= und Verkaufs von Futtermitteln, indem sie einen durch sinkende Preise etwa eintretenden Verlust bis zu 50 Prozent oder höchstens 1 Million Mark übernahm. Für Kriegsmeliorationen wurden bewilligt im Regierungsbezirk Münster 427137 Mark, Minden 241 792 Mark und Arnsberg 34 549 Mark. Die Fürsorge für Kriegsbeschädigte ist von der Provinz mit Energie aufgenommen worden, über 400 Berufsberater sind bereits tätig. Die Westfälische Landesbank hat ein Anwachsen des Ueberschusses auf 1 169 216 Mark zu verzeichnen, darunter einen Kriegsanleihegewinn von 133 482 Mark. Am 1. Januar 1915 wurde die Provinzial=Lebensversicherungs=Anstalt Westfalen als eigene Anstalt der Provinz eröffnet. Die Westfälische Provinzial=Feuersozietät verzeichnet einen Ueberschuß von 2 939065 Mark, die dem Sicherheitsfonds zugeschrieben wurden. Gerschtssagl. k Elberfeld, 29. Dez.(Strafkammer.) Eine trockene Leber hat ohne Zweifek der ttolienische Arbeiter Luigi Ch. aus Solingen, denn er vertrank einen Geldbetrag von 70 Mark, den er mit noch einer Uhr nebst Kette und Kleidungsstücke zwei seiner Logiskameraden gestohlen hatte, in einem Sitz in Wein. Nicht weniger wie 14 Flaschen im Werte von à 5 Mark goß sich Ch. in den Leib, und als er am anderen Tage wegen seiner Straftaten verhaftet wurde, haftete ihm noch ein gräßlicher Katzensammer an. Die Strafkammer verurteilte den trinkfesten Italiener wegen schweren Diebstahls— er hatte seine Beute aus vorher aufgebrochenen Koffern entnommen— zu 9 Monaten Gefängnis.