36. Jahrgang. Nr. 184. s. Blatt. Dienstag, den 8. Hugust 19#. Druck und Verlag von Wilhelm Müller jr. in Ohligs. Telephon=Anschluß Nr. 40. Stadtgemeinde für die Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= u. FeiertagExpedition: Rathausstraße 44. und Umgegend. Telegramm=Adresse: Anzeiger, Ohligs. I ote, für auswärts 20 Pig.— Rellanen 5o ufg. Als Gratsbelage wird der Samstagsansgabe en Untriartes Unterhaltungsblat beigelegst, ahgehostpro Monat e5 Vie, Vosbezuag viertelschrl. 2 2mr. Für die Aufnahme der Anzeigen an bestimmt vorgeschriebenen Tagen oder Plätzen können wir keine Verantwortung übernehmen, jedoch werden die Wünsche der Auftraggeber möglichst berücksichtigt. Die heutige Nummer umfaßt 6 Seifen. Marokkanisches. Die Einberufung des Reichstags, noch bevor die Verhandlungen mit Marokko endgültig abgeschlossen sind, wird von dem Organ der nationalliberalen Parteileitung gefordert. Die „Köln. Ztg.“ wies bereits vor Tagen darauf hin, daß die Verträge der Zustimmung des Reichstags bedürften, um Gültigkeit zu erlangen. Es verschlägt daher wohl nichts, wenn der Reichstag erst an dem von vornherein festgelegten Termin, den 10. Oktober, wieder zusammentritt.— Die Quertreibereien der ausländischen Presse haben in bemerkenswerter Weise nachgelassen, seitdem in Berlin wie in Paris das Wort von der prinzipiellen Annäherung gefallen ist, und das Organ des deutschen Reichskanzlers wiederholt erklärt hat, daß man sich gedulden müsse. Ein leitendes Pariser Organ schreibt: Trotz der noch bestehenden Meinungsverschiedenheiten braucht man um den Ausgang der deutsch=französischen Verhandlungen nicht mehr besorgt zu sein. Mit Rücksicht auf die außerordentliche Wichtigkeit der in Frage stehenden Interessen ist anzunehmen, daß Deutschland, was die Regelung der einzelnen Punkte anbelangt, es sich zur Ehre gereichen lassen wird, das Erforderliche zu tun, um es den Unterhändlern zu ermöglichen, den Vertrag schleunigst zu unterzeichnen.— Nach Londoner Meldungen ist auch seit den Vorgängen in Agadir die Akte von Algeciras die Grundlage der englischen Marokkopolitik und wird es auch bleiben, so lange nicht dieses Abkommen mit Genehmigung sämtlicher Signatarmächte abgeschafft werden wird. Man bezweifelt nicht, daß zwischen Deutschland und Frankreich ein Abkommen zum Abschluß gelangen wird, das die Interessen keiner der Signatarmächte schädigen und infolgedessen von diesen Mächten mit unterzeichnet werden wird.— Durch eine neue Marokkokonferenz, so sagt ein Londoner Blatt, könnte Frankreich nur verlieren. Daß die Mächte Deutschlands Vorgehen in Agadir verurteilen, Frankreichs Annektierung der Schauja und des Mulujalandes aber billigen würden, sei noch nicht anzunehmen. Außerdem habe sich die Gruppierung der Mächte seit 1906 verschoben. Auf keinen Fall könne Frankreich mehr von einer Konferenz erhoffen, als Deutschland ihm ohne eine solche zuzugestehen gewillt sei. Es bestehe auch bei keiner anderen Macht Neigung für eine zweite Marokkokonferenz. Aus Französisch=Kongo, so wurde unwidersprochen wiederholt behauptet, soll ein Stück als Marokkokompensation herausgeschnitten werden. Da interessiert ein der„Voss. Ztg.“ zur Verfügung gestellter brieflicher Bericht eines Mitgliedes der gegenwärtig in Afrika reisenden„Innerafrikanischen Expedition" des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg. Es heißt darin: Der Congo frangais ist zweifellos die traurigste französische Kolonie, d. h. arm und landschaftlich reizlos, erst zum kleinen Teil unterworfen und sehr mangelhaft verwaltet. Wir stoßen Schritt um Schritt auf Schwierigkeiten. Die Zeit unserer Reise war schlecht gewählt, und die Kämpfe in Wadai und Dar Konti zwangen uns, stets in der Nähe der großen Verkehrsadern Ubangi— Schari—Tsad zu bleiben. Und selbst da hatten wir alle Mühe, Trager zu bekommen und unsere Leute zu ernähren. Die Folge war, daß wir stets getrennt reisen mußten. Der Herzog ist des unaufhörlichen Aergers und der Schwierigkeiten überdrüssig und wird mit dem Gros der Expedition von Tsad über den BenueNiger im August nach Hause gehen.— Spanien landete angeblich auf zwei Schiffen weitere 450 Mann Truppen in Larrasch. — Die Arbeitervereinigungen Spaniens und Frankreichs prokestierten in einer zu Madrid abgehaltenen Versammlung gegen sede kriegerische Eroberung Marokkos. Die Franzosen erklärten, das Proletariat Frankreichs werde sich jeder kriegerischen Unternehmung durch Generalausstand und Sabotage widersetzen. Die Versammlung verlief ohne Zwischenfall. Politische Nachrichten. — Anser Kaiser widmet den Aufenthalt in Wilhelmshöhe jediglich seiner Familie, mit der er Ausritte und Spaziergänge umernimmt. Die Kaiserin ist von ihrer leichten Erkrankung der Mandelanschwellung, vollkommen wiederhergestellt.— Am Montag hörte der Kaiser den Vortrag des Stellvertreters des Chefs des Zivilkabinetts Geheimrats von Strempel. — Kronprinzessin Cecilie traf in Bayreuth ein, um einer Auffuhrung von Wagners„Parsifal“ beizuwohnen.— Die Baykeuther Aufführungen nehmen einen ungestörten Verlauf. Trotz der Hitze sind keine Unfälle zu verzeichnen gewesen, aber die rropische Glut zeitigte ein für den weihevollen Raum des Baybeuther Festspielhauses ungewohntes Bild: viele der Herren im Hüschauerraum zogen den Ueberrock aus und folgten in Hemdarmeln dem Spiel. Sehr wahrscheinlich werden auch im nächsten dahr Aufführungen im Bayreuther Festspielhaus stattfinden. — Tod des Oberhofmeisters der Kaiserin. Im Alter von 00 Jahren starb am Herzschlag der Vize=Oberzeremonienmeister der Kaiserin Kammerherr von dem Knesebeck. Der Kammerherr hat sich vo 14 Tagen einer Darmoperation unterziehen mussen, die auch gut gelang, allerdings war ständige Herzschwäche die Folge. Diese Schwäche führte dann auch zum Tode. — Reichstagsabgeordneter Spahn jun, wird im Wahlkreise Höxter=Warburg nicht wieder als Kandidat aufgestellt werden. So erklärte der preußische Landtagsabgeordnete Würmeling in einer Zentrumsversammlung zu Warburg. Prof. Spahn jun. entspricht in einigen kirchlichen Fragen bekanntlich nicht den Forderungen der Zentrumsmehrheit. — Die Begastrauerfeier im Atelier des unvergeßlichen großen Bildhauers verlief in sehr stimmungsvoller Weise. Durch Blattpflanzen war das Atelier in einen Hain umgewandelt worden. Aus Lorbeergebüsch schauten Begas' monumentale Schöpfungen hervor. Da sah man die Sarkophage von Kaiser und Kaiserin Friedrich, die monumenatle Gruppe„der Raub der Sabinerinnen“, das Werk„Eva mit Kain und Abel“,„Pan und Psyche“, seine berühmte Schöpfung„Der elektrische Funke", die Büsten Bismarcks und Moltkes und vieles andere. Beim Betreten des Ateliers fiel der Blick zunächst auf die riesengroßen Reliefs vom Nationaldenkmal. Auf den Sarg hernieder aber sah der Friedensengel, der am Nationaldenkmal das Roß des großen Kaisers am Zügel führt. Im Auftrage des Kaisers war Generaladjutant von Löwenberg gekommen; er legte einen Kranz an der Bahre des Meisters nieder. — Ueber die Frage der Ernährung des Deutschen Reiches im Kriegsfalle kommt Oberst Dr. Ritter v. Renauld in den Neuen milit. Blättern zu folgendem Schluß: Ich darf daran erinnern, daß die zurzeit schon seit längerem im Deutschen Reiche herrschende Maul= und Klauenseuche der Versorgung der Wehrkraft im Kriege mit Fleisch mindestens ebenso ernstliche Verlegenheiten bereiten dürfte, wie die Rinderpest 1870/71. Vor allem aber erscheint es mir ausgeschlossen, daß wir ohne wesentliche Einfuhr vom Auslande den Krieg führen könnten. Ist wie 1870 die Ernte noch teilweise auf dem Felde, so wird die Einziehung verdoppelter Streitkräfte wie damals das Einbringen der Ernte sehr erschweren. Glücklicherweise ist das Deutsche Reich, so sehr es durch seine geographische Lage militärisch gefährdet ist, doch andererseits kaum je von der Einfuhr ganz abzuschließen. Selbstverständlich wird man wieder auf Kosten des Feindes leben, solange und soweit dies angängig erscheint. Indes halte ich es für dringend geboten, sich schon jetzt immer mehr mit dem kaufmännischen Geist und Tun zu befreunden, wodurch schon 1870/71 so große Erfolge erzeugt wurden. Nur der Feldherr ist frei in seinen Entschlüssen, dem es möglich ist, für große Entscheidungen Verpflegungsmittel anzusammeln an Orten, wo er deren bedarf. Hierzu ist aber nur der geschulte Großimporteur in der Lage. Nur er allein vermag z. B. Proviantschiffe, die etwa auf neutralem Meere schwimmen, an die geeigneten Punkte zu dirigieren oder große Proviantzüge in befreundeten oder neutralen Landen für unsere Zwecke auszunützen. Das Kriegführen kostet immer Geld. Die Träger des finanziellen Reichtums sind aber Industrie und Handel, und in dieser Hinsicht wird das Deutsche Reich gut tun, die Entwicklung derselben in steigendem Maße zu pflegen, weil darin auch das Wohl der Landwirtschaft aufs beste gewahrt wird. — Der 58. deutsche Katholikentag in Mainz hielt nach den offiziellen Begrüßungsansprachen, den dem Andenken des Bischofs Ketteler gewidmeten Reden und dem von 50000 Teilnehmern veranstalteten Umzuge am Montag seine erste geschlossene Versammlung ab. Nach Verlesung des vom Papste auf ein Huldigungstelegramm eingegangenen Dankschreibens, durch das der Versammlung der päpstliche Segen erteilt wurde, erfolgte die Wahl des Grafen v. Golen, eines Neffen des verstorbenen Bischofs v. Ketteler, zum Vorsitzenden. Nachdem dann noch Huldigungstelegramme an den Papst, den Kaiser und den Großherzog von Hessen abgesandt worden waren, trat man mit der Erörterung der„römischen Frage“ in die Tagesordnung ein. Hierzu lag der Antrag vor, mit besonderer Wärme die Anhänglichkeit an den heiligen Stuhl kundzutun und für den Papst wirkliche Freiheit und Unabhängigkeit zu verlangen, sowie zu dieser Unabhängigkeit durch reichliche Spenden zum Peterspfennig beizutragen. Abg. Bachen begründete den Antrag, wobei er namentlich an die Vorgänge in Portugal, aber auch an Schmähungen erinnerte, die der Papst aus allen anderen Ländern während des verflossenen Jahres erleiden mußte. Redner sprach über den Kampf zwischen Glauben und Wissen, der für einen guten Katholiken nicht existiere. Der Antrag wurde ohne weitere Diskussion einstimmig mit einem stürmischen Hoch auf den Papst angenommen. Darauf wurde ein Antrag auf Unterstützung des Bonifacius=Vereins angenommen, der die Arbeiter dem katholischen Glauben erhalten und vor der Sozialdemokratie, den Gebildeten und dem Modernismus bewahren will. Damit war die Tagesordnung der ersten geschlossenen Situng erledigt. 75000 Londoner Arbeiter im Ausstand. Der Londoner Hafenstreik hat plötzlich eine riesige Ausdehnung genommen. Seit gestern morgen sind zwischen 40- und 50000 Hafenarbeiter und mit ihnen verbündete Transportarbeiter und Kohlenverlader im Ausstand, während 25000 andere Arbeiter durch den Streik zu unfreigezwungen sind. Daß das Schiedsgericht, wie gemeldet wird, zugunsten der Arbeiter entschieden hat, trug nich“ wenig dazu bei, daß die Leute bei guter Stimmung blieben und sich nicht zu Gewalttaten hinreißen ließen wie in anderen Hafenstädten. Zugleich aber stärkte sie diese Entscheidung zu dem Entschlusse, nicht eher an die Arbeit zurückzukehren, bis auch den verbündeten Kohlenverladern und Fuhrleuten eine beträchtliche Lohnerhöhung bewilligt worden ist. Das von 50000 Arbeitern besuchte Meeting im Trafalgar Square verlief unter großem Enthusiasmus, aber ohne die geringste Ruhestörung. Der Ausstand von nahezu 24000 Fuhrleuten wird aller Wahrscheinlichkeit nach sehr bald zu unerträglichen Zuständen führen. Die Schiffe liegen in langen Reihen an den Docks, und keine Hand regt sich, sie zu entladen. In den Güterhallen liegen Berge von Fracht, während Händler aller Art vergebens auf sie warten.: Die Eisenbahnen leiden gleichfalls unter dem Streik der Fuhrleute, denn diese weigern sich, Frachten, die für Dampfer bestimmt sind, nach den Docks zu befördern. Schon jetzt ist der Fleischmangel so groß, daß die Preise in die Höhe gegangen sind, während an den Docks Schiffe liegen, die mit gefrorenem Fleisch von Argentinien und den Vereinigten Staaten beladen sind. Auch die Preise von Geflügel, Butter, Eiern, Obst und Gemüse aller Art müssen gewaltig steigen, wenn der Streik in seiner jetzigen Ausdehnung nur wenige Tage dauert.— In Southampton haben sich die Hafenarbeiter geweigert, zwei Schiffe der Nelson=Linie zu entladen, weil sie mit Chinesen bemannt sind. Die Hafenarbeiter erklären, daß die Schiffe nicht eher entladen werden können, bis die Chinesen durch britische Mannschaften ersetzt sind. — In Liverpool ist ein Streik unter den Frachtverladern der Lancashire= und Yorkshire=Bahn ausgebrochen. Auch die Angestellten der North=Eastern=Bahn in Hull und der GreatWestern=Bahn in Bristol drohen mit dem Streik. In Manchester haben 13.000 in Eisenbahnschuppen und in Kohlenlagern beschäftigte Leute die Arbeit niedergelegt und verlangen höhere Löhne. Das Eisendahnunglück bei Jüterbog Wie bei vielen Eisenbahnunfällen, so sollte auch bei der Katastrophe in Niedergörsdorf, der Nachbarstation von Jüterbog, ein Umstand verhängnisvoll werden, der an sich harmlos erscheint, aber in der Durchführung des Eisenbahnbetriebes von besonderer Bedeutung ist: das ist die Einlegung eines Sonderzuges. Ein Sonderzug wird plötzlich durch irgend eine Anordnung zwischen bestehende Züge eingeschoben. Natürlich muß das Verkehren solcher Züge rechtzeitig allen beteiligten Bediensteten bekannt gegeben werden; aber selbst wenn diese Bekanntgabe regelrecht erfolgt ist, so liegt es dennoch in der Natur der Sache, daß solch ein Sonderzug, eben weil er selten verkehrt und dadurch die starre Gleichmäßigkeit des Betriebes durchbricht, leicht von einem oder dem anderen Beamten vergessen werden kann. Des starken Reiseverkehrs wegen mußte auf der Strecke Halle=Berlin vor dem=Zuge 41 noch ein Vorzug 41 eingelegt werden, und zwar vom 1. August ab auf 14 Tage. Auf der Unfallstrecke verkehren infolgedessen zurzeit um 2 Uhr nachmittags kurz hintereinander drei=Züge, denn fahrplanmäßig folgt dem Hauptzuge 41 noch der=Zug 47 von Leipzig nach Berlin. Auf der Strecke Halle=Berlin besteht nun die Einrichtung, daß die Züge im regelmäßigen Verkehr nicht telegraphisch, sondern durch Vorblockung, d. h. durch Herstellung eines sichtbaren Zeichens im elektrischen Blockapparat, von einer Station zur anderen abgemeldet werden. Sobald jedoch Sonderzüge eingelegt werden, dann sollen, wie die Vorschrift besagt, die Abmeldungen durch besondere Telegramme erfolgen. Bei dem Unglück in Niedergörsdorf können nun, wie dem „D..=.“ berichtet wird, zwei Möglichkeiten vorgelegen haben. Die unwahrscheinlichere ist die, daß der Fahrdienstleiter in Niedergörsdorf die telegraphische Abmeldung des verunglückten =Zuges 47 nicht durchgelesen, sondern blindlings vorausgesetzt hat, daß die Meldung sich nur auf den fälligen Güterzug beziehen könne. Wahrscheinlich liegt die andere Möglichkeit vor, daß die Vorstation Blönsdorf, in Nichtbeachtung der Bestimmung an den beiden ersten Tagen des Monats, an denen der Vorzug 41 erst gerade angefangen hatte, zu verkehren, die Züge in alter Gewohnheit nur auf dem Blockapparat vorgeblockt hat. Der Fahrdienstleiter in Niedergörsdorf läßt sich die einfache Vorblockung gefallen, wahrscheinlich deshalb, weil er glaubt, die Reihenfolge seiner Züge genau zu kennen. Nun entsteht der verhängnisvolle Irrtum: Zwei=Zügen hat er bereits hintereinander Einfahrt in das gerade Gleis gegeben. An den erst seit einem Tage verkehrenden Vorzug 41 denkt er nicht. Er glaubt, daß es die=Züge 41 und 47 gewesen sein müssen, die an ihm vorbeigefahren sind, und es gibt jetzt, als wiederum vorgeblockt ist, dem seiner Meinung nach fälligen Güterzug Einfahrt in das abzweigende Gleis, damit dieser vom nachfolgenden Personenzuge, der ebenfalls bald fällig ist, überholt werden kann. Tatsächlich waren aber erst Vor= und Hauptzug 41 durchgefahren und die Vorblockung, die nun folgte, sollte erst noch dem=Zuge 47 gelten und nicht schon dem Güterzuge. Der Weichensteller im Stellwerk, der den Auftrag zum Ziehen des Signals für das abzweigende Gleis erhält, denkt ebenfalls nicht an den Vorzug und, weil die Zeit für den Güterzug herangekommen ist— der=Zug hatte nämlich etwas Verspätung—, trägt er keine Bedenken, die Eingangsweiche krumm zu legen und das zugehörige zweiflügelige Signal zu ziehen. Es ist bedauerlich, daß auch dieser Beamte den Vorzug 41 vergaß, sonst hätte er den Fahrdienstleiter auf sein Versehen aufmerksam machen können, und das Unglück wäre vermieden worden. — Und der Lokomotivführer? Er hat sich augenscheinlich durch das gänzlich unerwartete zweiflügelige Signal überraschen lassen. Ihm war es gewiß noch niemals passiert, daß ihm als Führer eines=Zuges plötzlich bei voller Fahrgeschwindigkeit ein zweiflügeliges Signal vor Augen tritt, ohne daß er durch besondere Maßnahmen, die die Fahrdienstvorschriften vorschreiben, darauf vorbereitet gewesen wäre. Wenn es nämlich nötig wird, einen schnellfahrenden Zug abweichend von der gewöhnlichen Fahrordnung in ein abzweigendes Gleis abzulenken, so muß dem Zugpersonal, wie die Fahrdienstvorschriften besagen, auf der letzten Haltestation vorher entsprechende Weisung gegeben werden. Dann richtet sich der Lokomotivführer danach ein und ermäßigt rechtzeitig vor der Abzweigung seine Geschwindigkeit etwa auf diejenige eines Güterzuges, so daß die scharfe Weichenkurve und die gewöhnlich noch dahinter liegende scharfe Gegenkurve ohne allzugroße Schwankungen durchfahren werden können. Reicht die Zeit nicht mehr aus, dem Zugpersonal die erwähnte Mitteilung zu machen, so muß dem Zuge an dem betreffenden Signal, hinter dem die unerwartete Abzweigung erfolgen soll, zunächst„Halt“ gegeben werden. Steht der Zug, dann erst wird das zweiflügelige Signal gezogen, und jede Gefahr ist vermieden. Diese Maßnahmen sind besonders deshalb nötig, weil unser Eisenbahnbetrieb Vorsignale(Klappscheiben) hat, die im Abstande von 500 bis 600 Metern vor dem Hauptmast nur anzeigen, einerseits, daß am Hauptsignal„Halt", andererseits, daß am Hauptsignal„Freie Fahrt" zu erwarten ist. Ob aber die freie Fahrt durch den geraden oder durch den krummen Strang der Weiche geht, läßt sich natürlich an der umgelegten Scheibe leider nicht erkennen. Immerhin sind die Hauptsignale bei klarem Wetter und züglicher Stellung der Signalmaste so weit kenntlich, daß der Lokomotivführer seine erhebliche Fahrgeschwindigkeit noch vor dem Hauptsignal bedeutend herabmindern kann. Aber es ist bei der hohen Geschwindigkeit unserer Schnellzüge eine außerordentliche Aufmerksamkeit nötig, um den richtigen Augenblick des Bremsens nicht zu verpassen. Unser unglücklicher Führer wird einen kurzen Moment mit dem Gedanken gespielt haben: „Das Vorsignal ist umgeklappt; nun hast du freie Fahrt geradeaus wie immer". Die Telegraphenstangen stehen übrigens an dieser Stelle, vom Vorsignal aus gesehen, etwas nahe an der Sichtlinie zum Hauptmast. Dadurch ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß das zweiflügelige Signal sich dem Führer nicht so aufgedrängt hat, wie es in dieser Minute der Gefahr wünschenswert gewesen wäre. Man wird daher dem Führer wohl die geringere Schuld an dem Unfalle beimessen. Vielleicht gibt das Unglück Anlaß, die Postgestänge immer noch mehr von den Signalen der freien Strecke abzuncen„ fordert zur-1; Aber auch die Form des Vorsignals forvert zul Krin heraus. Sie stammt aus einer Zeit, wo die Züge, wenn sie sich dem Bahnhofe näherten, ihre Geschwindigkeit der Weichen wegen ohnehin ermäßigen mußten. Heutzutage werden die Bahnhöfe, wenn sonstige Hinderungsgründe nicht vorliegen, mit 100 Kilometer Geschwindigkeit durchfahren. Die Strecke zwischen Vorsignal und Hauptsignal hat dann eine Fahrzeit von nur 20 Sekunden. Es wäre unter diesen Umständen besser, wenn schon am Vorsignal zu erkennen wäre, ob am Hauptsignal zw oder mehr Flügel Fahrt zeigen. Zum Schluß sei darauf hingewiesen, daß die Vorschrift, die Züge nur bedingt abzumelden, d. h. nur dann, wenn Sonderzüge verkehren, zweifellos eine gewisse Unstetigkeit und Unsicherheit in das Meldeverfahren hineinträgt. Eine Vorschrift, die verlangt, daß die telegraphische Abmeldung die Regel zu bilden hat, dürfte für Strecken mit Schnellzugsverkehr mehr am Platze sein. Lokales und aus dem Kreise. Ohligs, 8. August. Lebende Barometer. Es ist jetzt Reisezeit, Ausflugszeit! Der Barometer hat Hochsaison, er wird fleißig befragt und gibt auch, von ganz wenigen„Bocksprüngen" abgesehen, die richtige Auskunft. Der Wettermesser des seligen Torricelli ist aber noch nicht zum Hausgerät eines jeden Erdenbewohners geworden und ein Großteil der Menschheit muß sich an andere„Barometer“ halten, wenn er zu seinem Frommen, mag es nun anläßlich einer für den kommenden Tag bestimmten Arbeit oder, was gegenwärtig häufiger vorkommt, für eine Vergnügungsreise sein das Wetter vorher bestimmen will. Da sind es vor allem die Vögel, die mit ihrem scharfen Instinkt am Druck der Luft und an tausend Kleinigkeiten einen Umschwung ahnen; sie sind wirklich die„lebenden Barometer“ der Natur. Die vertrauteste und beliebteste unter allen Wetterpropheten ist die Schwalbe, zu der in der an Witterungswechseln reichen und unbeständigen Sommerzeit ein jeder aufblickt. Wenn sie in den Lüften ihre Kreise zieht, in die Himmelsbläue als winziger Punkt aufschwebend, und ihr Jubelruf durch den reinen Aether zittert, dann soll weiter die Sonne strahlen. Doch wenn sie in jähem Schwunge herabschießen, und über die Erde hinfahren, sich niedrig halten, unruhig hin= und herfliegen, dann gibt es Regen. Seit alter Zeit wird auch der Schrei des Pfaues als Ankündigung des schlechten Wetters genannt und wenn er seinen krächzenden und mißtönenden Ruf hören läßt, dann eilt man, die Ernte in die Scheunen zu bringen. Fliegen die Saatkrähen, anstatt am frühen Morgen auf die Felder zu flattern, unruhig und ängstlich um die höchsten Zweige der Bäume und erheben mit den Flügeln schlagend ein lautes Krähen untereinander, dann weiß der Bauer, daß ein starker Regen bald niedergehen wird. Wenn die Enten, statt sich im Wasser zu amüsieren, am Tage im Grase herumspazieren und auf die Schneckenjagd ausgehen, dann ist ebenfalls dem heiteren Himmel und der hellen Sonne nicht zu trauen. Die größte Sensibilität und die feinste Witterung für Veränderungen des Wetters aber haben doch wohl die Fische. Wer diese Bewohner der Tiefe in ihren Gewohnheiten genau benbachtet, wird an dem schnellen Hin= und Herschießen, an der Aufregung unter ihnen, an der Art, wie sie das Futter suchen, den genauesten Barometer für jede Schwankung in der Temperatur und dem Wetter erkennen. Der aufmerksame Naturfreund, der in seinem Garten dem zierlichen Weben und Wirken der Spinnen folgt und beobachtet, daß die Tiere nie Fäden von sehr kurzer Ausdehnung spinnen, soll den Regenschirm nicht vergessen, falls er ausgeht. Und so könnte man noch die Bienen, die Schafe, den Maulwurf und anderes Getier zum„lebenden Barometer" stempeln. Einen von den vielen kann der Mensch immer beobachten und wenn er seinem„Schweremesser" zu Hause im Kästchen nicht traut, kann er ja gleich, um die Probe aufs Exempel zu machen, den künstlichen und einen natürlichen Barometer nebeneinander konsultieren. Der Wetterbericht für Mittwoch lautet: Veränderlich, kühler, schwül, Gewitterneigung. □ Ohligs-Wald. Die Ohligs=Walder Frage, über die wir gestern berichteten, wird jetzt allgemein erörtert. Wie aus sicherer Quelle heute verlautet, wird der in letzter Sitzung der verbands=Kommission der Städte Ohligs=Wald ernstlich erwogene Plan der Vereinigung der Gemeinden Ohligs und Wald unter Abgabe der Walder Bezirke Mangenberg und Schlagbaum an Solingen auch die Zustimmung des Kreisausschusses des Landkreises sowie der Regierung finden, wenn die beiden beteiligten Gemeinden Ohligs und Wald sich selbst dazu entschließen, was in dem unteren Kreise als sicher angenommen wird. Den Plan einer Großstadt Solingen hat die Regierung bekanntlich abgelehnt. Die Vereinigung der Gemeinden Ohligs und Wald, welche viele gemeinsame Interessen haben, und da man mit Weyer schon jetzt eng zusammenhängt, setzt den dann neu entstehenden Stadtkreis Ohligs=Wald in die Lage, gemeinsame Aufgaben wie: Kanalisation, Höhere Mädchenschule, Krankenhaus usw. besser zu lösen, als es einer der Gemeinden möglich ist. Die Abtretung der Walder Grenzbezirke an Solingen erfüllt zugleich die alten Solinger Wünsche, allerdings müßte sich Solingen dann auch entschließen, Höhscheid in seinem oberen Teile mit zu übernehmen, ebenso vielleicht auch Gräfrath, wenn dieses ebenfalls seine Selbständigkeit aufgeben will. Der untere Teil von Höhscheid würde der neuen Gemeinde Ohligs=Wald und der Gemeinde Leichlingen zufallen.— Die„Sol. Ztg. schreibt: Man kann vom Solinger Standpunkt aus nur wünschen, daß ein schiedlich=friedlicher Ausgleich der vorhandenen Interessengegensätze recht bald zu Stande kommen möge. Ob die Hineinziehung der Krankenhausfrage in diese Angelegenheit notwendig ist, sei dahingestellt. Man sollte aber meinen, daß ein großzügig eingerichtetes Krankenhaus, das sich die Aufnahme der Kranken schon aus den drei Bürgermeistereien Solingen, Gräfrath und Höhscheid zur Aufgabe setzt, den gehegten Erwartungen entsprechen könnte. Handelt es sich doch hier schon um eine Bevölkerungsziffer von etwa 100000. Zweifellos wäre es zu bedauern, wenn an diesem Punkte die Zusammenlegungsbezw. Grenzregulierungsangelegenheit scheitern würde. Je eher eine Aenderung der unhaltbaren Grenzverhältnisse am Schlagbaum=Mangenberg einträte, desto besser wäre es. □ Fürsorge. Der von der Kaiser Wilhelm II. AugusteViktoria=Stiftung für den Landkreis Solingen kürzlich angestellte Herr Dr. Lorenz, der seinen Wohnsitz in Opladen genommen hat, hat inzwischen seine Tätigkeit ausgenommen und ist bis auf weiteres jeden Mittwoch morgen von—12 Uhr für unbemittelte Lungenkranke aus dem Landkreise in seiner Wohnung am Hedrichsfelde unentgeltlich zu sprechen. Die Wohnung liegt nur drei Minuten vom Bahnhofe entfernt, ist daher von überall leicht zu erreichen. Herr Dr. Lorenz betreibt seine Fürsorgetätigkeit mit Ausschluß jeder Privatpraxis und die Lungenkranken werden ihm entweder von den Aerzten überwiesen oder er überweist selbst behandlungsbedürftige Fälle nach Untersuchung dem Arzte, da die Fürsorgestelle irgendwelche Behandlung nicht übernimmt. Aufgabe der von Herrn Dr. Lorenz geleiteten Fürsorgestelle ist Feststellung des Krankheitsbildes und Förderung der Heilung durch alle die Maßnahmen, die die Stiftung auch bisher schon bei der Bekämpfung der Tuberkulose in Anwendung brachte. Durch ein enges Zusammenarbeiten mit Kreis= und Gemeindebehörden, Aerzten, Schwestern, Vereinen und Kassenverwaltungen sowie durch energische Verbreitung der Hygiene in weitem Umfange soll und kann sich die Fürsorgestelle wie anderwärts so auch hier große Verdienste um die Volksgesundheit erwerben. Herr Dr. Lorenz hat inzwischen bereits Gelegenheit genommen, den Kreis und seine Verhältnisse nach allen Richtungen genau zu studieren und Fühlung mit allen Kreisen zu nehmen, auf deren Unterstützung er angewiesen ist. Herr Oberfürsorger Hemmelrath und die Oberfürsorgerin Schwester Dorothea Taubert stehen dem Fürsorgearzt bei der Durchführung seiner Aufgabe zur Seite. Neben der Tuberkulosefürsorgestelle wird Herr Dr. Lorenz ebenfalls in seinem Hause, doch in Räumlichkeiten, die von den zur Untersuchung Lungenkranker benutzten Räumen völlig getrennt sind, demnächst auch noch eine Mutterberatungsund Säuglingsfürsorgestelle einrichten. Für Patienten aus dem oberen Kreise wird demnächst in Ohligs und Wald eine gleiche Fürsorgestelle für Lungenkranke eingerichtet werden. Die Sprechstunden finden zunächst in Wald jeden Donnerstag morgen von—12 Uhr in der Stadthalle statt. Ebenso sollen nach und nach in möglichst vielen Gemeinden des Kreises, in denen ein Bedürfnis dazu vorliegt, gleichfalls Säuglingsfürsorge= und Mutterberatungsstunden durch Herrn Dr. Lorenz abgehalten werden. □ Der Verkehrs- und Verschönerungsverein hielt unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeisters Czettritz seine GeneralVersammlung im Hotel Kanzler ab. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf eine Aenderung der Satzungen. Beschlossen wurde, statt wie bisher 24, von jetzt ab nur 9 Herren dem Vorstande angehören zu lassen, wobei jeder Herr sein bestimmtes Arbeitsfeld zugewiesen erhielt. Dem Kassenbericht zufolge ist ein Ueberschuß von 530 Mark vorhanden, der Mitgliederbestand beträgt zurzeit ca. 330. In der Sitzung wurden ferner mehrere Wünsche und Anträge vorgebracht. Man beschloß, zur Instandsetzung der gärtnerischen Anlagen sowie für Neuanschaffung von Wegweisern die erforderlichen Mittel zu bewilligen, außerdem sollen mehrere Bänke neu beschafft werden, die an schönen Punkten in der Heide und im Lochbachtal zur Aufstellung gelangen. Da es oft vorgekommen ist, daß verschiedene Bänke weggeschleppt oder demoliert wurden, so sollen die neuen Bänke einzementiert werden. Am Bahnhofe, Rathaus usw. werden mehrere Papierkörbe Aufstellung finden. Die Versammlung beschloß ferner eine Wegeausbesserung an der verlängerten Hackhauserstraße in der Nähe des Kirchhofs vorzunehmen, den Weg an der katholischen Kirche entlang besser instand zu setzen, einen Weg von der Fabrik Kortenbach u. Rauh aus durch das Lochbachtal nach der Bechermühle zu renovieren und den Platz vor dem Engelsbergerhof zu ebnen. Hier werden auch verschiedene Warnungstafeln mit der Aufschrift„Papierwegwersen und Rauchen verboten“ angebracht werden. Der Stadtverwaltung wird der Verein einen Antrag bezüglich besserer Beleuchtung des Bahnhofsvorplatzes und längerer Beleuchtung der Hauptstraßen der Stadt einreichen. Der Verein beabsichtigt außerdem auf dem Kiesberge in der Nähe des Engelsbergerhofes eine Rodelbahn anzulegen. Eine Besichtigung dieser Wegstrecke hat bereits gestern stattgefunden, und die Kommission war sich darin einig, daß hier eine prächtige Schlittenbahn mit verhältnismäßig wenig Unkosten zustande gebracht werden kann. □ Das Schaufliegen in Gräfrath. Der Flieger Bruno Werntgen aus Köln machte gestern abend auf dem Exerzierplatz in Gräfrath gegen 7 Uhr seinen ersten Aufstieg, der aber nur wenige Minuten dauerte. Werntgen mußte auf einem Korn=Stoppelfelde in der Nähe der Schule zu Rauhenhaus eine Notlandung vornehmen, da sich die Achse eines Propellers heiß gelaufen hatte. Nachdem der Schaden wieder ausgebessert war, mußte zu einem neuen Aufstiege, der durch ein Kartoffelfeld ging, die Umzäumung einer Weide niedergelegt werden. Dieser zweite Aufstieg, der kurz vor Eintritt der Dunkelheit begann, ging gut vonstatten und der Flieger landete wieder glatt auf dem Flugfelde. Die Zahl der Zuschauer betrug Tausende. Wasserübung der Sanitätskolonnen. Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz in Wiesdorf feiert am kommenden Sonntag ihr 10jähriges Bestehen. Mit diesem Fest verbunden ist, wie schon kurz berichtet, eine große gemeinschaftliche Wasserübung der Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz des Landkreises Solingen auf dem Rhein zwischen Wiesdorf=Leverkusen=Merkenich. Die Uebung wird sich im einzelnen wie folgt abspielen: Um 2½ Uhr stellen sich die Kolonnen auf dem Platze an der evangelischen Kirche auf. Um 3 Uhr findet eine Besichtigung der Kolonnen durch Se. Exzellenz den General der Infanterie z. D. von Perthes statt mit anschließendem Exerzieren und Abnahme der Parade. Alsdann findet der Abmarsch zum Rhein statt, wo die Kolonnen auf die linke Rheinseite zum Uebungsgelände übersetzen, die Notverbände anlegen und die nötigen Transportfahrzeuge fertigstellen, die Verwundeten einladen, nach dem rechten Rehinufer zur Werftanlage der Farbenfabriken übersetzen, wo die Verwundeten ausgeladen werden mittels elektrischen Krans usw. Im Anschluß an die Uebungen findet das Fest statt. □ Eine Warnung, die recht bemerkenswert ist, veröffentlicht die Mainzer Handelskammer. Verschiedene ausländische Firmen haben sich in letzter Zeit deutsche Arbeiter auf drei Jahre verpflichtet, sich ihrer aber gewöhnlich schon nach 3 Monaten unter allerlei nichtigen Einwendungen entledigt. Die Entlassung erfolgt dann, wenn die Firma glaubt, daß die den Arbeiten beigegebenen einheimischen Lehrlinge so weit ausgebildet sind, daß die Arbeit von diesen vernichtet werden kann. Die Arbeiter werden dann als faul und nachlässig und deshalb als kontraktbrüchig hingestellt, in Wirklichkeit aber wird gesucht, die Leute um den versprochenen Lohn zu bringen und sie zu zwingen, billig Dienste zu leisten. Die deutschen Arbeiter werden demnach wissen, wie sie sich bei den verlockenden Angeboten zu verhalten haben. □ Der Ohligser Turnverein 1888 feiert am Samstag, den 23. September in der Schützenburg sein diesjähriges 23. Stiftungsfest. Zu diesem Zwecke ist die gesamte Kapelle des 7. Pionier=Bataillons aus Deutz gewonnen worden. Mit dem Feste wird gleichzeitig die Abschiedsfeier für die eintretenden Rekruten verbunden. □ Ein Militärkonzert findet morgen in der Heidbergermühle statt.(Siehe Inserat.) § Solingen.(Die Verhandlungen) wegen der Verstaatlichung der Einkommensteuerveranlagung durch Ernennung eines Regierungskommissars zum Vorsitzenden der Einkommensteuerveranlagungskommission werden für den Landkreis Solingen schon heute beginnen, dagegen wird die Zusammenlegung des Veranlagungsbezirks Solingen=Stadt mit dem Bezirk Solingen=Land, von der ursprünglich auch die Rede war, wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht erfolgen. Die Verstaatlichung erfolgt, wie wir hören, zur Entlastung des Landrates, sie wird auch noch in anderen Kreisen des Westens durchgeführt werden, so in Hamborn=Mülheim=Ruhr und.=Gladbach=Rheydt. Es wird darauf hingewiesen, daß die landrätlichen Dienstgeschäfte in den letzten Jahren eine wesentliche Vermehrung erfahren haben und durch die neue Reichsversicherungsordnung— Versicherungsämter— noch weiter vermehrt werden. § Solingen.(Die Förderung des Kleinwohnungswesens) durch die Gewerkschaften wird hier in die Wege geleitet. Die Kreisversammlung des Deutschen Metallarbeiterverbandes beschloß auf Antrag des Spar= und Bauvereins Solingen, dem Verein als Mitglied beizutreten und 10 Anteilscheine zu je 300 M. zu übernehmen. Auch an die übrigen Gewerkschaften hat sich der Spar= und Bauverein mit dem gleichen Antrage gewandt. § Solingen.(Einplötzlicher Tod) ereilte den Waffenrevisor Wilhelm Brünner aus Erfurt, der seit einiger Zeit zur Abnahme staatlicher Waffenaufträge in Solingen weilte. Den alten 63jährigen Herrn fand man tot in seinem Zimmer auf dem Sofa sitzend auf. Ein Schlagfluß hatte seinem Leben ein Ende gemacht. § Solingen.(Seinen Verletzungen erlegen) ist der Invalide Dick, der auf der Schützenstraße von einem Fuhrwerk der Remscheider Färberei Eickelberg überfahren wurde. Kheinland und Westfalen. *.-Gladbach.(Ausstand.) Infolge von Meinungsverschiedenheiten über die Lohn= und Arbeitsbedingungen sind am 5. ds., abends, die 200 Arbeiter der Maschinenfabrik von Scheidt u. Bachmann(Signalbauanstalt) hierselbst, nach Ablauf der Kündigung in den Ausstand getreten. * Duisburg.(Raubmordversuch.) Nachts versuchten der Wagenbaulehrling Karl Winter und der Maschinenschlosser Otto Tabe die Mutter des Winter zu ermorden und zu berauben. Beide hatten sich in das Schlafzimmer der Frau Winter, die in der Fruchtstraße ein Kolonialwarengeschäft besitzt, eingeschlichen. Als die Frau im Schlafe lag, warf ihr Tabe ein Kissen auf das Gesicht, um sie zu ersticken. Die Frau wehrte sich aber mit allen Kräften und konnte sich von dem Tabe, ebenso von dem gleichfalls dem Tabe zu Hilfe gekommenen jugendlichen Winter befreien. Bei dem Kampfe mit den beiden jugendlichen Räubern erlitt Frau Winter erhebliche Verletzungen im Gesicht. In der Nacht gelang es, die beiden Täter zu verhaften: beide haben bereits ein Geständnis abgelegt. * vom Niederrhein.(Tabakarbeiter=Ausigerrung.) Die Aussperrung der christlich organisierten Zigarrenarbeiter am Niederrhein hat in den Betrieben, wo die Kündigungsfrist abgelaufen war, ihren Anfang genommen. Ris Samstag, den 12. August, werden die Arbeiter des ganzen Niederrheins, falls bis dahin keine Einigung erzielt ist, ausgesperrt sein. * Koblenz.(Infolge des Ausbruchs der Ruhr) auf dem Uebungsplatz Elsenborn hat das Kriegsministerium angeordnet, daß der Platz nach dem Abzug der Truppen des 16 Armeekorps gründlich entseucht wird. Deshalb müssen die * Wiesbaden.(Milchnot.) Hier und in der Umgegend macht sich Milchnot bemerkbar, als deren Ursache einesteils die Maul= und Klauenseuche, andernteils aber der infolge der groken Hitze entstandene Mangel an Grünfutter anzusehen ist. Die Vereinigung der milchproduzierenden Landwirte und Milchhändler von Wiesbaden beschloß, den Preis der Milch pro Liter von 22 auf 24 Pfg. zu erhöhen. Denselben Beschluß faßten die Milchhändler in Biebrich und Griesheim. dort vorgesehenen Regimentsübungen der Truppen des achten Corps auf die Garnisonübungsplätze verlegt werden, die nötigenfalls erweitert werden sollen. Vermischfe Nlachrichten. — Einem raffinierten Schwindel kam man in Berlin auf die Spur. Junge Radfahrer, die in Geschäften tätig sind, kamen auf den Gedanken, sich einen Nebenverdienst zu verschaffen, ohne sich dabei anstrengen zu müssen. Sie gründeten Radrennklubs und schrieben Zweihundertkilometerrennen zwischen Berlin und Prenzlau oder zwischen anderen Orten aus. Sportzeitungen veröffentlichten die Ausschreibungen, und Fabriken lieferten den Rennfahrern zu Reklamezwecken nicht nur Räder und Gummireifen, sondern ersetzten ihnen auch die angeblichen Auslagen und sonstigen Unkoften. Nach den Tagen, an denen den Ausschreibungen gemäß die Rennen stattfinden sollten, sandten die Klubs vollständig erfundene Rennberichte ein, in denen sie die Sieger namhaft machten, die erzielten Zeiten angaben und genau über den Verlauf des Rennens berichteten, das in Wirklichkeit garnicht stattgefunden hatte! = Spionage und kein Ende! In Bremen wurde unter dringendem Spionageverdacht ein vornehmer Engländer, Offizier der Joemanry, verhaftet. Er hat Spionage an den Befestigungen der Nordseeküste betrieben.— Man erinnert sich, daß vor nicht zu langer Zeit die beiden englischen Offiziere French und Brandon ebenfalls wegen Spionage an der deutschen Nordseeküste verhaftet und zu längerer Festungshaft verurteilt wurden. Der jetzt verhaftete Engländer soll mit großer Kühnheit vorgegangen sein. Sogleich nach seiner Verhaftung bestellte er eine umfangreiche juristische Verteidigung für sich. Ebenso trafen bereits die Verwandten des Engländers auf deutschem Boden ein, um seine Verteidigung zu führen. Diese auffällige Häufung der Spionage seitens englischer Offiziere fängt nachgerade an, unheimlich zu werden, trotzdem die militärischen Geheimnisse wenigstens die, deren Verrat wirkliche Gefahr bedeuten würde, bei uns so gut verwahrt sind, daß sie einfach nicht ausspionierbar sind. = Eine furchtbare Familienszene hat sich in Zella in Thüringen abgespielt. Ein Schuhmachermeister drohte seine 13jährige Tochter zu erschießen, weil sie ein Liebesverhältnis unterhielt. Das Mädchen wollte in seiner Todesangst zum Fenster hinausspringen. In demselben Augenblick gab der Vater aus nächster Nähe einen Flintenschuß auf das Mädchen ab. Die Kleider des Kindes fingen Feuer, und es stürzte in die Tiefe, wo es mit schrecklichen Brandwunden und zerschmetterten Gliedern liegen blieb. Die Kugel hatte dem Mädchen die Lunge durchbohrt. Dann richtete der Vater die Waffe gegen sich selbst und erschoß sich. Frau Toselli will ihre Memoiren zurückziehen. Die frühere Kronprinzessin von Sachsen ist, wie die„B..“ mitzukeilen weiß, durch das Urteil über die bereits veröffentlichten Kapitel ihrer Memoiren und des in Aussicht genommenen amtlichen Verbotes in Deutschland und Oesterreich angeblich zur Einsicht gelangt, daß eine Veröffentlichung für sie eine Rechtfertigung bei ihren heranwachsenden Kindern unter den Augen der Welt nicht bedeuten würde. Sie verhandelt daher, wie es heißt, mit ihrem Verleger, um die Memoiren zurückzuziehen. Die Ansprüche des Verlegers sollen jedoch derart sein, daß Frau Toselli sie angeblich kaum erfüllen kann. Von Kennern der Verhaltnisse wird berichtet, daß die andere Seite nicht einen Pfennig für die Zurückziehung der Memoiren geben, sondern die ExtronPrinzessin die Konsequenzen ihrer Handlungsweise tragen lassen werde. Kaubanfall auf einen Geldbriefträger. In StraßPurg i. E. wurde ein Geldbriefträger in einem Hause, wo er eine Bestellung zu machen hatte, auf der Treppe von einem unbekannten, gutgekleideten jungen Mann überfallen und durch einen Schlag mit einem Hammer am Hinterkopf schwer vere5l. Als aber auf die Hilferufe des Ueberfallenen Leute herbeieilten, erschoß sich der Unbekannte. — Die Hitzeschäden. Der kolossale Waldbrand bei Frandeusfeste dauert an, nachdem ein starker Wind die Flammen dn erneutem Vernichtungswerk angeblasen hat. Jede Hoffnung auf Löschung des Brandes ist vergeblich. Das Militär nahm neue Abholzungen vor. Der Brand lodert meilenweit, und ein Ende ist nicht abzusehen.— Seltsame Verheerungen tichtete ein Blitzstrahl auf dem Kirchhof der Malerkolonie Vorpswede an. Er zertrümmerte das Dach der Kirche, 26 mehrere Grabsteine aus dem Boden und verbrannte zahlteiche Kränze. Derselbe Blitz setzte dann ein etwa 200 Meter tcseits gelegenes Bauernhaus in Brand.— Die große Hitze, die nuch viele schwere Gewitter im Gefolge hatte, hat auch der Reichspostverwaltung empfindlichen Schaden zugefügt, indem die oberirdischen Telephon= und Telegraphenleitungen entweder bestort oder vollends zerstört wurden. Die Reichspostverwaluung plant nun, die oberirdischen Leitungen noch weit mehr, us bisher, und besonders auch außerhalb der Städte durch unterirdische Kabel zu ersetzen. Zunächst soll ein solches Kabel von Verlin nach Magdeburg verlegt und dann später abschnittdeise über Hannover nach dem rheinisch=westfälischen Industriegeviet verlängert werden. Das Kabel wird 75 Leitungen enthalten, so daß in absehbarer Zeit alle Hauptplätze der westlichen Industriegegend durch einen direkten, vor Störungen geschützten Draht telephonisch mit Berlin verbunden sein werden. = Der Kronprinz auf der Steinbockjagd. Der Kronprinz, der, wie berichtet, zurzeit als Jagdgast des Königs von Italien in Valsavaranche weilt, hat dort an einer Jagd auf Steinböcke teilgenommen. Den ersten Jagdtag in Valsavaranche eröffnete der König allein. Als er auf dem Königsstand zwischen zwei Felsen anlangte, begann das Treiben. Geheul der Treiber, Trompetenstöße und Pistolenknallen treiben die Steinböcke dem König zu, der schußbereit dasteht. In Gruppen zu dreien, vieren und sechsen stürmen die prächtigen Tiere über Felsen und Blöcke. Der König schießt. Um 1 Uhr hat er 19 Steinböcke zur Strecke gebracht, darunter einen zwanzigjährigen. In diesem Augenblick trifft der Kronprinz ein. Die Fürsten umarmen sich aufs herzlichste, die Förster, Waldwärter und Treiber begrüßen ihn mit donnerndem„Eoviva!“. Die Jagd wird fortgesetzt. Der Kronprinz erlegt einen Steinbock, der in einen Abgrund abstürzt. Die Vorbereitungen für das zweite Treiben waren überaus schwierig. Die Treiber, 150 an der Zahl, legten braune Röcke an und trieben bei Tagesanbruch in drei Ketten das Wild auf den König und den Kronprinzen zu. Aber die Böcke witterten die Gefahr, drängen sich— so erzählt die Stampa— in eine einzige Gruppe von 65 Tieren zusammen, machen kehrt u. stürmen— ein glänzendes Schauspiel— in regelrechter Attacke, mit gesenkten Hörnern, auf die Treiber, so daß diesen nichts übrigbleibt, als sich zu Boden zu werfen. Die Steinböcke setzen über sie hinweg und verschwinden. Ein vom König getroffener Bock stürzt in den Abgrund hinab. Der Kronprinz hat diesmal mehr Glück: ein starker Bock bricht ihm im Feuer zusammen. — Auch ein„Vogelschießen“. Eine gemeine Tat vollbrachte ein Betrunkener auf dem Flugfelde von Genf. Er feuerte aus seinem Jagdgewehr auf den Aviatiker Vidart, der in etwa 100 Meter Höhe seine Kreise zog. Vidart ging, als er die Kugeln pfeifen hörte, sofort nieder. Er selber war unverletzt geblieben, doch war die Tragfläche des Aeroplans von einer Kugel durchbohrt. Die Menge wollte den betrunkenen Schützen lynchen. = Ein amerikanisches Hotel in Flammen. In Des moines(Jova) ist Sonntag=Nacht das Okobokihotel in Flammen aufgegangen. Als man das Feuer entdeckte, hatte es schon einen so großen Umfang angenommen, daß eine erfolgversprechende Löscharbeit nicht mehr möglich war. Durch die Schreckensrufe der Kellner wurden die Hotelgäste aus dem Schlummer geweckt, und als sie in wilder Flucht die Treppen hinuntereilen wollten, wurden sie daran durch die starke Rauchentwicklung verhindert. Balken und Pfosten stürzten prasselnd zusammen und nur denen, die sich im untersten Stockwerk befanden, zeigte sich ein Weg zur Rettung. Die übrigen, deren zumeist in Nachtgewänder gehüllte Gestalten sich hilfeflehend an den Fenstern zeigten, sahen kein anderes Mittel dem Tode zu entkommen, als durch einen Sprung aus dem Fenster. In fieberhafter Tätigkeit versuchte die Feuerwehr dem Brande Einhalt zu tun. Mit Todesverachtung versuchten einige Feuerwehrleute über die Korridore in die Zimmer der Hotelgäste zu gelangen. Aber der Qualm, der dichter und dichter aus Fenstern und Türen aufstieg, vereitelte diese Rettungsversuche. Das Feuer verbreitete sich indes von einem Stockwerk zum andern und die Wehr mußte sich schließlich damit begnügen, die benachbarten Gebäude vor einem Uebergreifen der Flammen zu schützen. Herzergreifend waren die Jammerrufe, die aus dem Innern drangen und vergeblich Rettung heischten. Die Personen, die aus den Fenstern gesprungen waren, gelangten unten zum größten Teil mit gebrochenen Gliedern an. Ueberschwemmungen in der Mandschurei. Aus der Mandschurei treffen Nachrichten über gewaltige Platzregen ein, die bedeutende Ueberschwemmungen hervorgerufen haben. Viele Dörfer stehen völlig unter Wasser und eine Unmenge Menschen und Vieh sind umgekommen. Allein im Dorfe Hulanchea sind über 700 Chinesen ertrunken. In der Nähe der Station Duizinschan ertranken über 400. Die genaue Zahl der Opfer und Verluste ist noch unbekannt. Kleine Chronik. In Liena bei Stradella in Italien ertranken der„Deutsch. Tagesztg. zufolge beim Baden fünfzig Kinder, die einem reißenden Strudel zu nahe gekommen waren und sich aus den wilden Fluten nicht retten konnten.— In dem ungarischen Dorfe Edeleny wurde ein Bauer, seine Frau und seine Tochter von Zigeunern ermordet und beraubt.— Auf der Strecke Soldau—Deutsch=Eylau wurde dem aus Danzig kommenden Schaffner Hintz, der während der Fahrt das Dach eines Güterwagens bestiegen hatte, um das Zeichen zum Bremsen zu geben, der Kopf zerschmettert, da der Zug in demselben Augenblick eine Brücke passierte.— Auf unerklärliche Weise ist der frühere holländische Minister der Wasserbauten de Marez Oyens, der in Tirol eine Sommerreise machte, spurlos verschwunden. Ob er einem Unglücksfall oder etwa einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, darüber schwebt man vollig im Dunkeln. Oyens war eine allgemein beliebte Persönlichkeit. Das Linienschiff„Mecklenburg" hat als letztes der Wittelsbachklasse die Flagge gestrichen. Damit ist dieser Typ aus der Hochseeflotte verschwunden. Vor fast neun Jahren, am 1. Oktober 1902, trat die„Wettin" als erstes Schiff der vergrößerten und verbesserten Kaiserklasse in die Schlachtflotte, in wenigen Tagen folgten„Wittelsbach" und„Zähringen" und am 25. Juni 1903 die Mecklenburg. Eine volle Division der Wittelsbachschiffe hat jahrelang zu den besten Schiffsverbänden der heimischen Kampfflotte gehört, bis der sogenannte Dreadnoughttyp kam. Die Wittelsbachschiffe werden künftig in der Reserveflotte Verwendung finden. Unsere Hochseeflotte wird von jetzt an nur vier verschiedene Typs aufweisen, den Helgoland=(22 800 To.), den Nassau=(18 900 To.), den Deutschlandund den Braunschweigtyp(je 13 200 To.). Die Zahl der Gefechtseinheiten steigt auf 17, da die Flotte mit dem Eintritt der Helgeland“ ihr selbständiges Flaggschiff erhält und jedes Geschwader ständig aus acht Schiffen besteht. Die Helgoland= und die Nassauklasse bilden das erste, die Deutschland= uno Braunwe Der große Napolkon als Feiglag. Auf einer Autohen=Versteigerung bei Sotheby in London wurde ein interessantes Schriftstück von Dr. Antommarchi, dem Leibarzt Napoleons auf St. Helena, versteigert. In diesem Schreiben wir, u. a. erzählt, daß Napoleon in der letzten Zeit vor seinem Tode sich einen der sogenannten Weisheitszähne ausziehen lassen mußte. Es war die erste Operation in seinem Leben, bei der sich der Kaiser nicht sehr tapfer benommen hat. Der Arzt war gezwungen, ihn zu fesseln und auf den Boden niederzulegen. Später beklagte sich Napoleon über Schmerzen und ließ trotz der heißen Jahreszeit in sämtlichen Zimmern große Feuer anstecken. Er erhitzte sich dann stundenlang, indem er seine geliebten heißen Bäder von 120 Grad Fahrenheit(48 Grad Celsius) nahm. + Ein„Todesmarsch“ in Norwegen. Zu Ende der vorigen Woche während der größten Hitze, die in diesem Sommer vorgekommen ist, traten von Gardermoen, dem Hauptexerzierplatz des„Oestlandet", zweitausend Mann einen kriegsmäßigen Uebungsmarsch an. Es wurden bei einer Temperatur bis zu 45 Grad in der Sonne und bei einer Verpflegung, die lediglich aus Wasser und Brot bestand, 37 Kilometer im Sonnenbrande zurückgelegt. Ein Soldat nach dem anderen wurde schlapp und mußte den Weitermarsch aufgeben. Im ganzen blieben 300 Mann liegen; viele davon in schwerkrankem Zustande. Angesichts der Unmöglichkeit, bei der in Norwegen ganz ungewohnten Hitze weiterzumarschieren, bestellte der Oberst am Sonntag dann für die Rückbeförderung der Mannschaften einen Extrazug. Wie ein Blatt wissen will, hätten sich die Soldaten schließlich geweigert, weiterzumarschieren und für den Obersten ein „Pfeifkonzert“ veranstaltet. + Der Venkilator im Hut. Die neueste„Ausgeburt“ der Hitze ist der von unseren Vettern jenseits des Kanals erfundene Ventilator=Hut. Die furchtbare Hitze der letzten Tage hat auf einen findigen Hutmacher befruchtend gewirkt, und ihn nach einer Kopfbedeckung suchen lassen, die das Nützliche mit dem Angenehmen verbindet, also Schutz gegen Sonnenstrahlen und wohltuende Kühle gewährt. Man stelle sich einen Zylinder vor, der ja in England mit Vorliebe getragen wird. Der obere Teil der Angströhre wird durch ein dünnes und durchlöchertes Brettchen abgeteilt. Auf diesem Brettchen befindet sich ein kleiner Ventilator, der durch eine Batterie betrieben wird, die in der Tasche getragen werden kann. Ein Druck auf den Kontakt und der Ventilator entwickelt einen angenehmen„Nordwind“, der die Innentemperatur des Hutes zum Sinken bringt. Die Taschenbatterie kostet nur 50 Pfg. und reicht für eine ganze Woche aus. Die Kehrseite dieser„Erfindung“ ist nur, daß man sich selbst bei der größten Hitze eine respektable Kopfneurose holen kann. + Warum es so heiß ist. Harmlose Gemüter meinen, die fürchterliche Hitze hänge mit der Sonne zusammen. Unser Freund Callidomontanus— hinter diesem geschickt gewählten Decknamen verbirgt sich ein Mitarbeiter eines bekannten Witzblattes— weiß es besser. Man sehe sich nur einmal in der Welt um, so sagt er, so wird man allerlei entdecken: Marokko!— eine brennende Frage; Persien!— eine brennende Frage, die Kriegsdrohungen auf dem Balkan!— wieder eine brennende Frage; die Peersangelegenheit im englischen Parlament! noch eine brennende Frage! Auf Haiti geht alles drunter und drüber!— die fünfte brennende Frage; wo steckt der Ingenieur Richter?— die sechste brennende Frage, und zuguterletzt eine in jedem Sinne brennende Frage: Bekommen wir das Petroleummonopol? Und bei so viel brennenden Fragen soll es nicht heiß sein? Humoristische Ecke. Zwei Mondsüchtige. Der Bauer Töffel ist sehr stolz auf seine Apfelbäume, auf die er viel Zeit verwendet. Wie zu erwarten, zeigten die Schulknaben eine besondere Vorliebe für diese Aepfel. Eines Morgens kam ein Nachbar zu ihm und erzählte, daß es seinem Sohne sehr schlecht gehe.„Ach, was fehlt ihm denn?“ fragte der Bauer freundlich.„Er ist ein Nachtwandler. Es ist schrecklich, war die Antwort.„Und das Schlimmste ist, daß er Aepfel so gerne ißt, und ich fürchte, daß Sie ihn eines Nachts in Ihrem Obstgarten fangen werden. Wecken Sie ihn doch dann, bitte, nicht auf. Das ist gefährlich für ihn. Bauer Töffel schüttelte nachdenklich den Kopf.„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mein Hund, der an dem Baum Wache zu halten hat, ist auch ein Nachtwandler. Ich bin neugierig, was geschieht, wenn sich die— beiden treffen!" Aber sie trafen sich niemals..... Ein Geschäftsgeheimnis.„Warum wurde denn Munk etlassen?" fragte der erste Reisende.—„Er verriet ein Geschäftsgeheimnis!“—„Wirklich?“—„Ja. Er erzählte einem Kunden, daß unser Chef ein Schurke sei— und der Chef hörte es zufällig. Er dachte... Kommis(eilig):„Sie kriegen das Insektenpulver, nicht wahr?“— Frau:„Bewahre, ich habe Tee verlangt!“— Kommis:„Ach, Pardon; ich dachte.. weil Sie sich gerade kratzten!“ Schnelle Kur. Frau:„Fühlen Sie sich nicht zuweilen recht einsam und sehnen sich dann nach Eheglück?“— Junggeselle: „Wenn mich einmal eine solche Stimmung überfällt, besuche ich einen verheirateten Freund, und flugs bin ich kuriert.“ Ein Früchtel. Tante Eulalia(zu ihrem unartigen Neffen): „Brülle doch nicht immer so entsetzlich, Junge! Da könnte man ja gleich aus der Haut fahren!"—„Tu's doch! Papa sagte gestern erst, Du könntest Dich ausstopfen lassen.“ Telegraphische Nachrichten. Bankkrach. Hildesheim, 8. Aug. Nachdem ein Gläubiger am Samstag für eine ausgeklagte Forderung bei dem Bankhaus J. Historius hat pfänden lassen, und auch einige andere Gläubiger ihre Unterschrift für einen außergerichtlichen Vergleich verweigert haben, hat der im April d. Is. in einer Gläubigerversammlung gewählte Gläubigerausschuß in einer gestern nachmittag stattgefundenen Sitzung sein Amt niedergelegt und beschlossen, heute vormittag den Konkurs zu beantragen. Die Passiven betragen 2722000 Mark, die Aktiven 777,000 Mark. Ballonunglück. München, 8. Aug. Der in Konstanz aufgeflogene Ballon „Bodensee“ wurde gestern nach prächtiger Fahrt über das Allgäu und München über der bayerischen Hochebene bei Schwaben nordöstlich von München aus 2000 Metern Höhe durch einen Wirbelwind auf einen Kartoffelacker herabgerissen. Die Gondel wurde durch den heftigen Anprall umgedreht. Der Plantagenbesitzer Weigandt aus Sumatra erlitt einen Oberschenkelbruch, sowie Quetschungen am Kopf und linken Unterschenkel. Die übrigen drei Mitfahrer kamen mit Quetschungen davon. Verantwortlicher Redakteur: Ewald Böcker in Ohligs. empfehle Bade- und Frottierstoffe Damenwäsche Korsetts Untertaillen Herren-Hemden weiss und bunt Halbwesten Schlipse Serviteurs, Kragen und Manschetten weiss und bunt Normalwäsche Strümpfe Mäntel Blusen Röcke Handschuhe Gürtel Schirme Tel. 341. Gegr. 1871. Konfektion P wer Prieur. Gosssl Manufaktur Kleiderstoffe Düsseldorferstrasse 29 Bettwaren Bekanntmachung. Als gefunden bezw. zugelaufen wurden gemeldet: 1 Damenuhr, 1 schwarzer Pinscherhund, sow. 1 brauner Dobermannpinscherhund. Ohligs, den 7. August 1911. Die Polizeiverwaltung. E Arbeiten in Am Mittwoch, den 9. Augustcr., vorm. 11 Uhr, sollen im Pfandlokal Düsseldorferstraße 86 1 Sofa, 1 Ofen, 1 Tisch, 1 Schreibtisch, 6 Rohrstühle, 1 Sofatisch, 1 Spiegel, 1 Etagere, 1 Bauerntisch= chen, 1 Schreibmaschine, 1 Kopierpresse, 3 viereck. 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Blatt. „ Dienstag, den 8. Hugust ign. 36. Jahrgang. S 6 Druck und Verlag von Wilhelm Müller jr. in Ohligs. Telephon=Anschluß Nr. 40. für die Stadtgemeinde Obligs und Umgegend. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= u. Feiertage Expedition: Rathausstraße 44. Telegramm=Adresse: Anzeiger, Ohligs. Als Gratisbeilage wird der Samstagsausgabe ein illustriertes Unterhaltungsblatt beigelegt. Für die Aufnahme der Anzeigen an bestimmt vorgeschriebenen Tagen oder Plätzen können wir keine Verantwortung übernehmen, jedoch werden die Wünsche der Auftraggeber möglichst berücksichtigt. Die prinzipielle Annäherung. Die amtliche Ankündigung, daß eine prinzipielle Annäherung in den Marokkoverhandlungen erreicht sei, war für alle diejenigen keine Ueberraschung, die einen friedlichen und befriedigenden Ausgang der Sache mit Bestimmtheit erwartet hatten. Die offizielle Note wäre vielleicht auch gar nicht erschienen, wenn nicht ein angesehenes deutsches Blatt die ungeheuerliche Behauptung aufgestellt hätte, der Kaiser wünsche Frankreich weitergehende Zugeständnisse zu machen, als der Staatssekretär gewähren zu können glaube, und Herr von Kiderlen=Wächter wäre entschlossen, lieber aus dem Amte zu scheiden, als von dem einmal eingeschlagenen Wege abzuweichen. Darin wurde der Versuch erblickt, auf den Kaiser selbst einen Druck auszuüben und die öffentliche Meinung gegen eine zu weitgehende Versöhnlichkeit aufzuwiegeln. Obwohl die geringste Ueberlegung einem jeden sagen mußte, daß in der Marokkofrage ein Gegensatz zwischen dem Kaiser und seinem Minister des Auswärtigen nicht bestehen konnte, hielt es die Regierung doch für geboten, nicht dieses törichte Gerücht zu dementieren, wohl aber die angebliche Ursache desselben richtig zu stellen und offiziell zu erklären, daß die Verhandlungen nicht nur nicht ins Stocken geraten seien, sondern daß vielmehr bereits eine prinzipielle Annäherung erfolgt sei. Damit ist allen Quertreibereien ausländischer und inländischer Blätter, denn auch solche kommen jetzt ja leider in Betracht, der Weg verlegt, und man darf hoffen, daß aus der prinzipiellen Annäherung bald die grundsätzliche Verständigung reift, worauf dann die Einigung über Einzelpunkte wohl noch Zeit kosten, aber keine ernsthaften Schwierigkeiten mehr verursachen kann. Die prinzipielle Annäherung ist noch nicht die prinzipielle Einigung, sondern nur deren Anbahnung. Es läßt sich aus der Regierungserklärung daher auch nur entnehmen, daß man hüben wie drüben entschlossen ist, auf dem Wege der Kompensationen außerhalb Marokkos den Streitfall zu schlichten. Das geht aus der ferneren Mitteilung hervor, daß sich die zuständigen Ressorts mit der Prüfung der Einzelheiten jetzt zu beschäftigen haben. Die zuständigen Ressorts sind natürlich in erster Linie die beiderseitigen Kolonialämter, wenn nicht ausschließlich diese. Was die im einzelnen vereinbaren werden, steht noch völlig dahin; ja es ist noch nicht einmal unbedingt gewiß, daß eine Einigung überhaupt erzielt wird. Deshalb liegt auch heute zu ungetrübtem Optimismus noch kein Anlaß vor, aber erst recht nicht zu irgendwelcher Schwarzseherei. Und vor allem soll die öffentliche Meinung nun endlich die Konsequenzen der Lage ziehen und ihre Quertreibereien, die die ohnehin schwierige Arbeit der Diplomaten noch schwieriger machen, definitiv einstellen. So lange es sich um innerpolitische Reichsangelegenheiten handelt, kann die öffentliche Meinungsverwirrung kein so großes Unheil anrichten; eine amtliche Feststellung vermag stets schnell die Wahrheit an den Tag zu bringen. In Fragen der internationalen Politik, noch dazu in solchen, die sich noch in der Schwebe befinden, ist Zurückhaltung der öffentlichen Meinung unter allen Umständen geboten. Wir dürfen nach den bisherigen Erfolgen unserer Diplomatie zuversichtlich auf ein positives Resultat rechnen, das den Marokkoschwierigkeiten definitin ein Ziel setzt. Daß dieses Resultat keine diplomatische Niederlage unsererseits darstellen wird, ist gleichfalls gewiß; wenngleich weitere Kreise des deutschen Volkes, die nach der Entsendung eines beutschen Kriegsschiffes nach Agadir ihre Erwartungen höher gespannt hatten, schließlich vielleicht nicht befriedigt sein werden. Man darf aber doch auch nicht vergessen, daß Politik die Kunst der Durchsetzung des Erreichbaren ist. Und das Erreichbare wird von unserer Reichsregierung erreicht werden; des können wir gewiß sein! Die prinzipielle Annäherung wäre vielleicht schneller erreicht worden, wenn die englische Regierung nicht ganz offensichtlich eine Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich in der Marokkofrage zu hintertreiben bemüht gewesen wäre. Nicht die englische Presse, sondern die Minister in London. Die Worte des Schatzkanzlers Lloyd George, wie auch die von manchen Seiten im ersten Augenblick als Friedensschalmei begrüßten Ausführungen des Premierministers Asquith waren durchaus dazu bestimmt, Unfrieden zu säen. England hat sich bei internationalen Verwickelungen seit Jahrhunderten in der Rolle des Aufputschers gefallen und dadurch Gelegenheit zu erhalten gesucht, im Trüben zu fischen. Wenn diesmal seine Pläne gescheitert sind, so empfinden wir darüber eine hohe Genugtuung. Die Enthüllung und Vereitelung des englischen Intrigenspiels in dem Augenblick, da soviel von Annäherung und Verständigung gesprochen wird, ist auch ein Erfolg, den wir mit vollem Recht zu Gunsten des von uns einmal in der Marokkofrage Erreichten in die Wagschale werfen können. Und summieren wir die Posten, dann kommt am Ende doch ein Resultat heraus, mit dem jeder Deutsche zufrieden sein kann, ganz besonders auch im Hinblick auf die Erhaltung und künftige Gewährleistung des Velfriedens. Geldvermittelungstelle oder Kommunalbank? Von einem finanzpolitischen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Die Prüfung der Kreditverhältnisse der Kommunen steht nach der soeben bekannt gegebenen Tagesordnung des bevorstehenden Deutschen Städtetages an erster Stelle. Schon der kurze Hinweis auf die wichtige Materie läßt erkennen, daß eine Klärung der sich gegenüberstehenden Meinungen auch in der Kommission noch nicht erfolgt ist. Einerseits wird in der Kundgebung des Vorstandes des Städtetages gesagt, daß die einzelnen Gemeinden in Finanzsachen ihre Selbständigkeit bewahren müßten, andererseits aber heißt es, daß für die Kreditbedürfnisse der Städte gemeinsame, mit dem Deutschen Städtetag in Verbindung stehende Einrichtungen ins Auge gefaßt werden müßten. Auch die Verwaltung der Sparkassengelder soll in die neu zu treffenden Bestimmungen einbegriffen sein. Der am 11. September in Posen zusammentretenden Versammlung liegt also die schwierige Aufgabe vor, die Fragen der sung näher zu bringen, ob eine Geldvermittelungsstelle oder eine Kommunalbank den Zwecken der Städteverwaltungen am besten entspricht. Eine endgültige Entscheidung ist auch von dem nächsten Städtetage kaum zu erwarten, aber man darf auf eine festere Urteilsbildung isoweit hoffen, daß ein Beschluß in Jahresfrist möglich sein wird. Um die Einrichtung einer Geldvermittelungsstelle für Städte jeglicher Größe würdigen zu können, müssen wir auf den Münchener Städtetag von 1908 zurückgreisen. Die verschiedenen Vorschläge zur Hebung des Städtekredits stießen auf die größten Meinungsverschiedenheiten, doch die Mehrheit stimmte in der Ansicht überein, daß unbedingt Maßnahmen zur Aenderung der Verhältnisse erfolgen müßten. Der Vorstand des Städtetages, der mit der Weiterbearbeitung der Sache betraut wurde, ist dann zu dem Ergebnis gelangt, daß die Bildung eines Zentraldarlehnsinstituts auf gemeinnütziger Grund. lage nicht vorgeschlagen werden solle. Man war einer Meinung darüber, daß für die größeren Gemeinden ein Bedürfnis in dieser Richtung nicht vorliege, und das daher die Mitwirkung der Großstädte und die Uebernahme einer Garantie von diesen zur Zeit nicht, oder nur in einem beschränkten Umfange zu erreichen sei. Man müsse sich hüten, die Aufnahme der Kreditbriefe des Zentralinstituts durch die Gemeinden und die von ihnen geleiteten öffentlichen Sparkassen zu überschätzen. Um den mittleren und kleineren Städten indes einen Trost zu spenden, fand man sich in dem Antrage zusammen, die in Düsseldorf bestehende, von der Stadt Düsseldorf verwaltete Geldvermittelungsstelle der Großstädte für kursfristige Darlehen zu einer Vermittelungsstätte sämtlicher Verbandsstädie auch für langfristige Tilgungsdarlehen auszubilden. Auf diese Weise soll allmählich eine gewisse Zusammenfassung des Kommunalkredites eingeleitet werden. Dieses platonische Entgegenkommen findet aber in den meisten Kommunalverwaltungen keine begeisterte Zustimmung. Man wünscht dringend eine großzügige Lösung der sich immer schwieriger gestaltenden Finanzfrage. Von halben Maßregeln erwartet man keine Besserung der Verhältnisse, und deshalb wird die Mehrzahl der Verbandsstädte in Posen darauf dringen, daß die mangelhafte Organisation des deutschen Kommunalkredits und die damit zusammenhängenden Mißstände eine gründliche Reform erfahren. Die vielseitige Verschuldung hat eine große Veränderung des deutschen Anleihemarktes erzeugt. Reichs=Staats=Industrie= und Kommunalschulden machen sich gegenseitig Konkurrenz. Weder die Finanzministerien, noch die Kommunalverwaltungen haben in der Ausgabe von Anleihen stets eine glückliche Hand gezeigt. Ohne gehörige Rücksichtnahme auf andere Bedürfnisse haben das Reich und die Bundesstaaten in schneller Folge eine große Reihe von Anleihen verschiedener Art auf den Markt gebracht. Die vielfachen Kommunalanleihen zeigen große Verschiedenheiten nach Zinsterminen, Zinsfuß, Stückelung, Tilgung. Da viele solcher Stadtanleihen nur einen lokal begrenzten Markt haben, wird der Absatz natürlich erschwert. Weil eine allgemeine Börsenfähigkeit nicht eintritt, wird der Kurs gedrückt, und die Kommunen müssen natürlich Schaden leiden. Das Uebel liegt unfraglich in der großen Zersplitterung der Kommunalschulden, und gerade in dieser Hinsicht erwartet man vom Städtetage eine energische Arbeit für gedeihliche Einrichtungen. Die Kundgebung des Vorstandes bei Einberufung des Städtetages hat eine erhebliche Enttäuschung in weiten Kreisen verursacht, und deshalb erwartet man von den Vertretern der Städte, daß sie sich auf einen anderen Boden stellen als die Mitglieder der Kommission, die wohl nur zu sehr die Verhältnisse der sehr großen Gemeinwesen ins Auge faßten. Wenn das Projekt einer ganz Deutschland umfassenden Kommunalbank neben seinen Lichtseiten auch manche Schattenseiten zeigt, so trifft es doch in seinen Grundzügen einen richtigen Gedanken, der einer weiteren Verarbeitung wert ist. Das gegenwärtig bestehende Chaos von kommunalen Schuldverschreibungen ist für die meisten Gemeinden verhängnisvoll. Auf dem StädteDas füchschen Roman von B. v. d. Lancken. 13)(Nachdruck verboten.) Dann flüsterte Erwin mit äußerster Anstrengung: „Du, Füchschen? Nein, Du konntest gewiß nichts dafür, Sanz gewiß nicht, setze er hinzu und seine Bückzfuchzeieg, hine mer Bitte Vater und Mutter. Ahnte er, daß sein Unfall eine neule Scheidewand zwischen ihnen und seiner kleinen Freundin nufgerichtet, daß aus seinen Leiden auch ihr neue erwachsen Gnnten? Der Knabe streckte seine Hand eegn, Pgorig., schüchtern legte sie die ihre hinein und die Bliae de Einder ruhten ineinander...— Tod, für Sie dachten nicht an ein Scheiden durch ven L. 1 sie war's des Leids genug, das die Gegenwart ihnen brachte, und us nun der Rat, den Arm um das kleine Mädchen legend, es sanft zurückzog, sagte es:... nicht wahr—— „Morgen komme ich wieder und dann— nich.;. ge dann geht es Dir schon besser. Adien, lieber, bebe,u u Ihr Mund verzog sich wie bei verhaltenem Wei dr Köpchen neigte sich auf die Brust. wieder zu mir „Morgen— ja morgen— dann komm——. gnahe und — mein— liebes, liebes Füchschen,“ flüsterte der... gab mit einem leisen Druck die Hand des Kindes frei. Sanitätsrätin führte Monika hinaus.„„ Renninger Eine Stunde nach Mitternacht hate Erwin“zur ge ausgelitten; es war nur ein kurzer Kampf gewesen, in sunge Leben sich aufbäumte gegen den Aliberwzuder un der Santätzrat war nicht eine Minute von Jewpeig van der Liebüngsenkels gewichen; er wischte den Tobesszugex Jger ui. bleichen Stirn, er drückte mit sanster Hand die Lwet uo..— leben Augen, während Frau Anna leise wehlagend, Bug der Ruter lag und Ferdinand Renninger besggge gund, und gramdurchfurchten Antlitzes am Fußende des Lage We ie bic e sce biscen der chiche fece abwandte. Was dabei in der Seele des Knaben vorging? Niemand hätte es zu sagen vermocht, so regungslos, so still waren „Wie er es— wenn auch in anderem Sinne— gewünscht, so kam Monika am nächsten Tage noch einmal zu Erwin; der Sanitätsrat begleitete sie. Das Kind trug ein Sträußchen weiich bringe Dir Rosen—.“ flüsterte sie und legte sie selbst auf die Brust des geliebten toten Kameraden; sie strich ihm mit ihren lebenswarmen Händen über die bleichen Wangen, schauerte zusammen, sah zu dem Sanitätsrat auf und sagte: „Ach, Papa, wie kalt ist er,— wie kalt!“ Sie hatte aber kein Grauen vor der Leiche, unverwandt ihre Augen auf dem schönen, jugendlichen Totengesicht, nd leise, ganz leise berührte sie immer wieder die weichen, Locken. Als der Sanitätsrat sie dann hinwegführen wolle, brach sie in ein leidenschaftliches Weinen aus, warf sich ien Sase an erche aer eig eu a ue ene. Sick Duntert beuge sich hrach, nahm das weinende Rnad uf seine Arme und trug es hinaus. Im Vorzimmer begegSein finsterer Blick streifte die Kleine; Modez, pwohl, sie wandte erschrocken den Kopf auf die anSeite. Zum erstenmal fürchtete sie sich vor ihm,— Erwin nicht mehr da, der sie vor seinem Haß beschützen konnte. war 1e nicy; vv. ,i6 an den Sanitätsrat und heißer nuoch Hester onxrinen. Zu Hause saß sie dann still allein auf einer ink vor dem großen Lehnstuhl am Ofen und weinte, bis Fubbean, vor dem veinschief. Ihr Kopf sank auf die weichen Polster an ihren dunklen Wimpern hingen.——.= Frataetoer Geschoss donste dong Gushenia mutacllon. Da legte der Rat mit festem Druck seine Hand auf ihre Schulter. „Nein, Euphemia,— exaltiert ist sie nicht,“ sagte er ernst, „aber sie hat ein Herz, ein liebevolles, heißempfindendes, dankbares Herz. Laß sie weinen, es ist der erste große Schmerz ihres jungen Lebens.“—--—--— Nachdem der Großvater und Monika das Haus verlassen, betrat Paul das Sterbezimmer. Sein erster Blick fiel auf die Rosen in der Hand der Leiche,— er wußte, wer sie hineingelegt. Wild gährte es in ihm auf,— rasch trat er näher und griff danach, aber noch bevor er sie berührte, zuckten seine Finger zurück und legten sich mit sanftem Druck auf das Haupt des Bruders. „Nein, Du sollst sie behalten,“ sagte er leise,„Du würdest sie, wenn Du lebtest, gewiß nicht hergeben, das weiß ich.— Ich will sie Dir nicht nehmen.“ Als Erwin am nächsten Tage in den Sarg gebettet wurde, wachte Paul sorgsam darüber, daß die Rosen auf seiner Brust nicht berührt oder entfernt wurden;— auf seinem Herzen, wohin sein„liebes Füchschen“, sie gelegt, nahm er sie mit ins Grab. 4. Kapitel. Der Trauer wegen verliefen die nächsten Monateg für die beiden Familien noch stiller als sonst, und Monika hatte seit dem Begräbnistage nie wieder einen Fuß in das Renningersche Haus gesetzt; sie fühlte instinktiv„daß man ihr, ohne es direkt auszusprechen, einen geheimen Vorwurf aus Erwins Tod machte. Sie fürchtete sich vor den kalten, ernsten Blicken des Ehepaares und vor den finsteren Augen Pauls. Freilich, solche kalten, abweisenden Augen gab's auch im Doktorhaus, die der Donna Euphemia, aber die Liebe und Wärme, die ihr aus denen der Eltern entgegenleuchtete, ließ sie dies weniger tage mußte ein ebener Weg gefunden werden, um endlich einmal aus dem bestehenden Mißstand herauszukommen, den der Mangel einer zweckentsprechenden Organisation des Kommunal= kredits täglich vor Augen führt. Rheinland und Mestfalen. * Düsseldorf.(Gegen den Abg. Eickhoff.) Der Vorstand des Bezirksverbandes Rheinland der Fortschrittlichen Volkspartei beschäftigte sich in seiner Sonntagssitzung mit dem Abgeordneten Eickhoff und sprach einstimmig seine Mißbilligung aus über das von den Herren Reichstagsabgeordneten Eickhoff und Wilhelm Röhrig unterzeichnete vertrauliche Rundschreiben des Kreiswahlkomitees der Fortschrittlichen Volkspartei Lennep, Remscheid, Mettmann und die aus diesem Schreiben sich ergebende Art des Vorgehens. Der Vorstand mißbilligt weiterhin das wiederholte Sondervorgehen des Abg. Eickhoff und die Tatsache, daß der Abg. Eickhoff in keiner Weise versucht habe, gegenüber den schweren Beschuldigungen des Abg. Scheidemann Klarheit zu schaffen, obwohl der Abg. Scheidemann seine Behauptungen öffentlich aufrecht erhalten hat. * Düsseldorf.(Erwischte Scheckfälscher.) Ein Handlungsgehilfe und ein Bureaugehilfe, beide aus Hagen, fälschten gemeinschaftlich einen Scheck über 850 Mark auf den Namen eines Bauunternehmers und hoben daraufhin das Geld bei einer Bank in Elberfeld an. Die Burschen fuhren nach Düsseldorf und verjubelten hier schnell die Summe. Sie fälschten einen zweiten Scheck von 750 Mark und präsentierten ihn einer hiesigen Bank. Dabei wurden die Jünglinge angehalten und der Polizei übergeben. *.-Gladbach.(Der Tod des Alexianerprofeßbruders) Vinzenz Urbanck, über den aufsehenerregende Gerüchte in der Stadt umgingen, ist, wie jetzt mitgeteilt wird, in der Tat auf einen unglücklichen Zufall zurückzuführen. Der Bruder, der im Kloster für den alten gebrechlichen Mann das Bad bereitet hat, hat diesem in die halbgefüllte Wanne geholfen und dann den Wasserhahn wieder geöffnet, ohne zu wissen, daß mittlerweile von der Heizstelle aus das Wasser auf hohe Temperatur gebracht worden war. Der Badende hat, das hat die Obduktion ergeben, Verbrühungen erlitten. Ob diese den Tod des 74jährigen Kranken herbeigeführt haben, läßt sich nicht feststellen. * Bonn.(Der Bonner Tattersall) ist von Herrn Ewald Henke aus Barmen käuflich erworben worden. Als Kaufpreis werden 180000 Mark genannt. * Trier.(Der Regierungspräsident von Trier über die Landräte.) Nachdem der Regierungsassessor von Nasse zum Landrat des Kreises Bernkastel ernannt worden ist, führte der Regierungspräsident von Trier Dr. Baltz den neuen Landrat in der letzten Kreistagssitzung in sein Amt ein. Der Einführung wohnte auch der Landwirtschaftsminister v. Schorlemer bei, der im Kreise begütert, Kreistagsabgeordneter ist. Bei der Einführung hielt der Regierungspräsident eine Ansprache, in der er sich über die Aufgaben und die Stellung des Landrats überhaupt verbreitete. Er sagte u..:„Ich erblicke die Hauptaufgabe des Landrats nicht in der bureaumäßigen Erledigung der Angelegenheiten vom grünen Tisch aus, nicht in sorgfältiger Anlegung von Akten und Listenführung, wenn dies ja auch dazu gehört. Die volle Kraft und Sorgfalt des Landrats besteht darin. hinaus zu kommen in den Kreis, Land und Leute kennen zu lernen und sich ein selbstständiges Urteil über die Verhältnisse im Kreise zu bilden. Mit vielem Anfangen ist es nicht genug, das Angefangene muß vielmehr zur Durchführung gelangen. Wenn der Landrat erkennt, daß etwas von Interesse für den Kreis ist, so muß er seine volle Kraft einsetzen und dafür eintreten nach unten und oben. Haschen Sie nicht nach dem Beifall der Menge, scheuen Sie auch nicht die Kritik, der keiner entgeht und die der nicht zu scheuen braucht, der seines Amtes pflichtgemäß waltet. Schließen Sie sich aber auch zum Wohl des Kreises einflußreichen Leuten des Kreises an. Möge es Ihnen gelingen, mehr und mehr das Vertrauen dieser Männer zu erwerben. Lassen Sie sich angelegen sein die Förderung der Interessen aller Erempfinden. Es war schier wunderbar, daß der holde Liebrenz des Kindes dieser Frauenseele auch nicht die leiseste Regung von Mitgefühl oder Wohlwollen abzugewinnen vermochte.— Fräulein Euphemia Dunkert haßte alles, was schön und sonnig und anmutreich war, was ihren engbegrenzten Anschauungen und verknöcherten Ideen entgegenstand. Monika war reizvoll schön, heiter, klug und von überquellendem Liebesreichtum des Gemüts, und sie war einer gewissermaßen„dunklen Sphäre“ entsprossen, ihre Herkunft war nicht verbrieft und beglaubigt, wie Donna Euphemia das nun einmal gewohnt war, und darin lag noch ein Grund mehr, dem Kinde feindlich gegenüberzustehen. Sie war auch mit der Erziehung, die der Kleinen zuteil wurde, nicht einverstanden; sie, die jede freie Regung des Geistes haßte und für eine Sünde hielt, betrachtete es als einen nie wieder gut zumachenden Mißgriff, daß die Sanitätsrätin Monika durchaus frei von allen Standes= und religiösen Vorurteilen erzog, und ihr auch Liede und Interesse für alles Schöne, für Kunst und Wissen ins Herz zu pflanzen suchte. „Du tust damit ein Unrecht gegen das Mädchen, pflegte sie zu sagen.„Ein Kind„solcher Herkunft“ dem die Anlage zu Leichtsinn und Lebensgenuß vermutlich schon im Blute steckt, kann gar nicht streng und einfach und kirchlich genug erzogen werden.“ Die Sanitätsrätin lächelte dazu, ein stilles, überlegenes Lächeln, und ging unbeirrt ihren Weg, und das Fuchschen floh vor dem Blick jener bösen, grauen Augen an das liebewarme Herz der„Mama“.——— So war der Winter herangekommen, sein Winter, der gleich ungewöhnlich streng und kalt auftrat. Beim Besuch einer armen Wöchnerin hatte die Sanitätsrätin sich eine schwere Erkältung zugezogen, aus der sich nur zu rasch eine Lungenentzündung entwickelte. Tag und Nacht fast wich der Rat nicht von dem Lager der geliebten Lebensgefährtin, ja, seinem eigenen Können mißtrauend, wo er so viel befürchtete, zog er noch einen tüchtigen Arzt hinzu, aber der Ausspruch desselben lautete, wie er ihn schon selbst getan, und nach fünftägiger Krankheit schlossen sich die schönen, klaren Augen seines Weibes zum werbsstände, insbesondere des Weinbaues, der Landwirtschaft und des Handels und Gewerbes. Nur wenn alle gedeihen, ist dem Staatswohl gedient. Nehmen Sie sich besonders der wirtschaftlich Schwachen und Notleidenden an! Zum Schluß noch eins. Es ist im preußischen Staat kein Beamter wie der königlich preußische Landrat, und nicht ohne Grund. Die Landräte sind einmal die grundfesten Säulen, auf denen die Staatsverwaltung aufgebaut ist. Hieran mag meines Erachtens auch die Reform der inneren Verwaltung nichts zu ändern. Die Landräte sind die vollen und zuverlässigen Stützen der Regierung.“ * Dortmund.(Der Charakter als Geheimer Kommerzienrat) wurde Herrn Kommerzienrat Bankier Wilhelm Wiskott, hier verliehen. Geheimrat Wiskott ist ein Urur=Ururenkels des Adolf Wießkotte(geb. zu Dortmund 1626, gest. daselbst 1686), der von 1670—71 bis 1677—78 Freigraf des Dortmunder Freistuhls war. Wiskotts Name ist einer der ersten unserer Stadt. Durch mehrfache und reiche Stiftungen hat er einen hochherzigen Bürgersinn betätigt und ein bleibendes Denkmal sich gesetzt. Die königliche Urkunde, die seine Ernennung zum Geheimen Kommerzienrat enthält, wurde ihm in Vertretung des abwesenden Herrn Oberbürgermeisters von Herrn Bürgermeister Dr. Köttgen unter herzlicher Beglückwünschung überreicht. * Gelsenkirchen.(Oberbürgermeister Machens wiedergewählt.) In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde Oberbürgermeister Machens für eine weitere Amtsperiode von zwölf Jahren einstimmig wiedergewählt. Das Gehalt des Oberbürgermeisters steigt von 15000 auf 20000 Mark, ebenso der pensionsberechtigte Wert der Dienstwohnung von 1500 auf 3000 Mark. Fleischkonserven— Vorlicht In der jetzigen Jahreszeit rächt sich fast jeder Fehler in der Diät, jede Ausschweifung im Essen und Trinken durch Magenoder Darmerkrankungen. Aber auch unschnidig werden wir häufig von diesen Leiden heimgesucht, da zur Sommerszeit unsere Nahrungsmittel sehr leicht einer Zersetzung anheimfallen, was namentlich bei den Fleischwaren in oft ganz unmerklicher Weise geschieht. Jedem Arzte kommen immer wieder Fälle vor, wo er von Magenkranken konsultiert wird, bei denen sich trotz der eifrigsten Nachforschungen die eigentliche Ursache der Erkrankung durchaus nicht ausfindig machen läßt. Die Patienten vermuten eben die Schädlichkeit nur in den absonderlichsten Genußmitteln, während sie die schon häufig ohne Nachteile genossenen Speisen nun auch stets für ganz unschädlich halten. Dies gilt namentlich von den Blechbüchsen=Konserven, die häufig Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Wird nämlich das Fleisch in denselben bei der Fabrikation nicht lange genug gekocht, so zersetzt es sich, und es entstehen überaus giftige setzungsprodukte, die man als Ptomaine bezeichnet. Dabei werden zugleich Gase entwickelt, welche den Deckel der Büchse etwas nach außen wölben. Somit ergibt sich für den vorsichtigen Käufer zunächst die einfache Regel, niemals„aufgeblasene“ Büchsen zu kaufen. Die Fabrikanten pflegen nun bisweilen solche Büchsen noch einmal zu kochen, um, wie sie meinen, den Schaden wieder gut zu machen. Hierzu muß ein zweites Loch in den Deckel oder Boden gebohrt werden, welches dann später wieder verlötet wird. Da aber die einmal entstandenen giftigen Ptomaine durch das wiederholte nachherige Kochen nicht zerstört werden, so ergibt sich als zweite Regel, niemals Büchsen mit zwei Lötstellen zu kaufen. Ein gutes Zeichen dagegen ist es, wenn der Blechdeckel etwas nach innen eingedrückt ist. Denn wenn das Fleisch gleich das erstemal lange genug gekocht wurde, so kondensieren sich nach dem Verlöten die Wasserdämpfe beim Erkalten und ziehen den Deckel ein wenig nach innen ein. Hat man nun die Büchse geöffnet, so ist bei der Prüfung des Inhalts folgendes zu beachten: 1. Die Innenwand der Büchse muß vollständig rein und blank und darf gar nicht angegriffen sein; 2. Büchsen mit Zungenfleisch, Corned=Beef usw. sollen mit viel Fett, Sardinenbüchsen hingegen mit reinem Olivenöl bis oben an vollgefüllt sein; 3. der Büchseninhalt soll, ganz besonders in der heißen Jahreszeit, nach der Oeffnung möglichst schnell verzehrt werden. Nur derjenige, welcher dies alles beachtet, kann sich frei von der Schuld fühlen, die Gesundheit der Seinigen in leichtsinniger Weise einer großen Gefahr ausgesetzt zu haben. ewigen Schlaf. Der alte Mann legte sanft die Hand darüber, und dann saß er an ihrem Bett und weinte bitterlich.——Unten im großen Wohnzimmer wurde die Tote aufgebahrt; da stand zwischen Oleander und Orangenbäumen der gelbe Eichensarg, in dem diese Frau mit dem reichen, warmen Herzen ausruhte von ihrer irdischen Pilgerfahrt, rings herum türmten sich kostbare und einfache Blumenspenden; viele hatten sie lieb gehabt, die Heimgegangene, und brachten ihre Blumen als einen letzten Zoll der Dankbarkeit und Zuneigung, viele nur der Form wegen. Monika kauerte ganz still auf einem Fußbänkchen, seitwärts dicht unten am Fußende des Sarges; die Ellbogen auf die Knie und das Kinn in die Hände gestützt, blickte sie stumm und unverwandt in das eingefallene, wachsbleiche Gesicht der Toten. Sie verließ auch ihren Platz nicht, als sich das Trauergefolge und die Leidtragenden versammelten; es war, als sei alles Leben aus der kleinen Gestalt gewichen, bloß, als man den Sargdeckel schloß, stöhnte sie laut auf.— Viele teilnehmende Blicke hatten sich auf das blasse, tieftraurige Kind gerichtet, selbst Frau Anna strich ihr im Vorübergehen leicht über das Haar; Donna Euphemia allein hatte in all diesen Tagen kein gütiges Wort für sie gehabt und Paul Renninger trat jetzt dicht an sie heran und raunte ihr die Worte zu: „Geh' weg hier, Du bist nur im Wege und gehörst gar nicht hierher. Die großen„dunklen Augen des Kindes hoben sich zu dem Sprecher, aber Monika rührte sich nicht, dem harten Befehl Folge zu leisten. Des Knaben Antlitz wurde blaß bis in die Lippen hinein. „Füchschen, komm zu mir.“ Der Sanitätsrat streckte ihr seine Rechte entgegen, und vertrauensvoll ihr lebenswarmes Händchen in die knöcherne Rechte des alten Mannes legend, trat sie an seine Seite. Der Geistliche hielt die Leichenrede, und dann kamen die Träger und hoben den Sarg auf und trugen ihn heraus. An der Ecke der Straße hob ein kalter, scharfer Dezemverwind die weißen Atlasschleifen an den Kränzen, die den Sarg schmückten; war es der letzte Gruß der Toten an die Stätte, wo sie so viele Vermischfe Nachrichten. + Explosion in einem Hotel. In einem Hotel im Südwesten von Berlin wurde eine größere Hochzeit gefeiert. Während in einem der Parterresäle des Hotels die Hochzeitsgäste an der Tafel saßen, war in dem anstoßenden Saal der Hausdiener Franz Teutel und die Mamsell Fanni Koch mit dem Bohnern des Fußbodens beschäftigt, da später in dem Saale getanzt werden sollte. Plötzlich entstand in diesem Saale Kurzschluß, wodurch eine Gardine in Brand geriet. Funken fielen in ein in der Ecke stehendes Bohnerfaß und nun entstand eine Explosion, die den ganzen Saal in Flammen setzte, da Bohnermasse bekanntlich reichlich Benzin enthält. Sowohl der Hausdiener als auch die Mamsell wurden sofort von den Flammen ergriffen. Lichterloh brennend stürzten sie in den anderen Saal mitten in die entsetzte Hochzeitsgesellschaft hinein, die unter großer Erregung floh. Angestellten gelang es dann mit vieler Mühe, die Flammen, in die der Hausdiener und die Mamsell gehüllt waren, zu ersticken. Inzwischen waren auch der neunte Zug der Feuerwehr und zwei Krankenwagen vom Verband für erste Hilfe erschienen. Der schwerverletzte Hausdiener wurde nach dem Krankenhaus gebracht. Die Mamsell, die leichtere Brandwunden davongetragen hatte, konnte im Hotel verbleiben, wo sie in ärztliche Behandlung genommen wurde. Von den Hochzeitsgästen erlitten mehrere infolge der Aufregung Ohnmachtsanfälle, so daß sie nach ihren Wohnungen gefahren werden mußten. + Automobilunfall. Aus München wird berichtet: Die Gemahlin des deutschen Botschafters in Konstantinopel u. früheren Staatssekretärs des Auswärtigen Freiherrn Marschall von Bieberstein, die einzige Tochter des verstorbenen badischen Oberstkammerherrn Freiherrn v. Gemmingen, die bei ihrer Jugendfreundin Freifrau von Syberg, Gemahlin des luxemburgischen Oberkammerherrn, in Lenggries zu Besuch weilt, ist auf einem nach dem Walchensee unternommenen Automobilausflug auf der Kesselbergstraße verunglückt. Auf der Rückfahrt wollte ein französisches Automobil dem luxemburgischen Hofwagen, in dem die genannten Damen mit den Sybergschen Kindern saßen, vorfahren. Um einem Zusammenstoß auszuweichen, wurde das luxemburgische Auto hart gebremst und fuhr dabei gegen einen Baum. Sämtliche Insassen wurden hinausgeschleudert und sind mehr oder minder schwer verletzt. Nur der Chauffeur hielt sich fest an seinem Wagen und kam mit dem Schrecken davon. Die bestürzten Franzosen brachten Frau von Syberg und ihre Kinder in die Sybergsche Villa in Lenggries und Frau v. Marschall ins dortige Krankenhaus. Sie hat erhebliche innere und äußere Verletzungen erlitten, doch ist ihr Zustand nicht lebensgefährlich. Der Botschafter ist sofort nach Lenggries zu seiner verunglückten Gemahlin gekommen. „Reliquien"hunger. Bekanntlich machte das ZeppelinLuftschiff„L Z6“(das später in Oos verbrannte), während seines Besuches der Frankfurter„Ila“ Abstecher nach dem Manöverfelde. Infolge dichten Nebels mußte das Luftschiff am 17. September 1909 bei Merchingen ziemlich niedrig fahren, um sich zu orientieren; dabei kam der hintere Teil des Luftschiffes mit einer Eiche in heftige Berührung, so daß ein Stahlbandantrieb, etliche Aluminiumröhren usw. brachen. An den verletzten Stellen, im Gestänge, zwischen den Trägern usw. blieb viel Eichenlaub hängen. Als das Luftschiff wieder nach Frankfurt kam, rissen sich die Besucher um dieses Eichenlaub vom„Zeppelin“, und die„Ila"=Arbeiter usw. ließen sich das Geschäft nicht entgehen: jedes Zweiglein mit zwei bis drei Blättern kostete 1 Mark. Nur allzu rasch war das vom Luftschiff mitgebrachte Laub vergriffen. Die„Verkaufs=Interessenten" wußten aber Rat. Abends war schon wieder Laub da. Auf die Frage, wo es herkomme, wußten sie die ganz natürliche Antwort, daß das jetzt das Laub sei,„das ganz oben am Propeller=Gestänge gehangen habe“. Ein ganz Schlauer quetschte eine Handvoll Laub irgendwo zwischen öligen Kammrädern hindurch: das war dann das Laub, das„im Propeller=Gestänge gehangen hat". Preis 1,50 Mark. Und wenn ein Fremder noch nach zwei Tagen gute Worte gab, ob er nicht noch„Eichenlaub vom Zeppelin“ haben könne, waren immer noch Bedienstete da, die irgendwo in der Halle noch einen Zweig fanden oder in entgegenkommender Weise ihr eigenes Laub hergaben. Preis 2 Mark. Verantwortlicher Redakteur: Ewald Böcker in Ohligs. Jahre glücklich gewesen, wo sie so viel Glück gespendet, so viel Liebe gesäet hatte? Der Tod der Gattin hatte den Sanitätsrat tief erschüttert, dieser Schlag hatte ihn bis ins innerste Herz getroffen, hatte des alten Mannes Frohmut und seine Lebenskraft gebrochen, und als einige Tage nach dem Begräbnis sein Blick auf das„Füchs chen“ fiel, das im schwarzen Trauerkleidchen in der bekannten Spielecke seines Arbeitszimmers saß und sich mit einer großen Puppe beschäftigte, da kam ihm zum erstenmai der Gednke, welche Verantwortung nun auf ihm ganz allein lag, und ob es ihm wohl noch vergönnt sein würde, das verwaiste, heimatlose Kind erwachsen und für das Leben versorgt zu sehen. Er seufzte tief— Monika zählte heute elf Jahre, er trug die Last von fünfundsiebzig, und wenn er diese Last bisher nicht gespürt, würde das so bleiben?„Das Menschenleben währet siebzig Jahre, singt der Psalmist, er hatte diese Grenze schon überschritten; wie viele Jahre mochten ihm noch beschieden sein, und dann? Wem konnte er die Kleine anvertrauen, in wessen Händen wußte er sie sicher geborgen? Schon jetzt, wo er noch da war, drängte sich ihm die Frage auf, welch weibliches Wesen Monikas Erziehung überwachen und leiten sollte. Seine Cousine? Er runzelte leicht die Brauen. Der Haushalt, das wußte er, würde wie am Schnürchen weitergehen, auch für Monika würde sie sorgen, wenn er's verlangte; aber der Sonnenschein, der bisher in seinem Hause und dem Kinde geleuchtet, der würde fehlen. Gleichviel, er sah momentan keinen anderen Ausweg, und er entschloß sich, noch in dieser Stunde mit Euphemia darüber zu sprechen. Er wollte schon sein Bestes tun, mit verdoppelter Liebe dem Kinde die Verstorbene zu ersetzen; die Sorge für sein leiblich Gedeihen mußte er der Cousine übergeben. Während Monika noch mit ihrer Puppe zu tun hatte, ging er ins Wohnzimmer hinüber. Der Platz an dem einen Fenster war leer, Dunkert wandie den Kopf zur Seite, an dem andern saß, wie seit Jahren stets um diese Zeit, Euphemia und strickte Strümpfe für die Heidenkinder. (Fortsetzung folgt.)